Guten Morgen allerseits, herzlich willkommen! Heute werfen wir einen Überblick auf das Neue Testament. In den vergangenen Treffen haben wir uns eine Übersicht über das gesamte Alte Testament verschafft, von 1. Mose bis Maleachi. Beim letzten Mal sind wir dann zum Neuen Testament übergegangen und haben mit dem Matthäusevangelium begonnen.
Heute setzen wir die Betrachtung mit dem Markus-Evangelium fort. Es war eine gute Entscheidung, Matthäus direkt an das Alte Testament anzuschließen. Denn hier entsteht eine ganz direkte Brücke vom Alten zum Neuen Testament. Das Matthäusevangelium hat das Thema Jesus Christus, den König Israels, den Messias für Israel und alle Völker.
Die Verheißung des Alten Testaments zieht sich wie ein roter Faden durch das gesamte Alte Testament hindurch: Der Erlöser wird kommen, sowohl für Israel als auch für die Völker. Dieser Erlöser wird als Messias bezeichnet, der verheißene König.
Genau das wird im Matthäusevangelium als erstem Buch des Neuen Testaments gezeigt. Viele messianische Prophezeiungen aus dem Alten Testament werden darin zitiert. Immer wieder heißt es: „Damit erfüllt würde“ – so wird deutlich, wie das Verhältnis von Altem und Neuem Testament als Verheißung und Erfüllung zu verstehen ist.
Das Neue Testament zeigt, dass der Messias gekommen ist. Jesus Christus hat die Prophezeiungen über den leidenden Messias erfüllt. Die Prophezeiungen über den herrschenden Messias wird er noch bei seinem zweiten Kommen erfüllen. Dies wird im Matthäusevangelium sehr eindrücklich, betont und pointiert dargelegt.
Nun fahren wir weiter mit dem Markus-Evangelium. Im Skript habe ich geschrieben, dass das Markus-Evangelium Jesus Christus als den vollkommenen Diener vorstellt. Es betont die Taten des Herrn Jesus. Von allen Evangelien enthält es daher am wenigsten Worte Jesu.
Markus lässt die Geburtsgeschichte weg, ebenso das königliche Geschlechtsregister. Nach einer knapp gehaltenen Einleitung beginnt er sogleich mit der Beschreibung des öffentlichen Dienstes in Israel. Der nur in diesem Evangelium zu findende Vers aus Kapitel 7,37 umschreibt treffend die Botschaft von Markus: „Er hat alles wohlgemacht.“
Wie gesagt, das Markus-Evangelium stellt den Herrn Jesus im Kontrast zum Thema König – wie es im Matthäus-Evangelium der Fall ist – als Knecht dar. Man kann sagen, der höchste Punkt auf der Karriereleiter ist, König zu werden, und der tiefste Punkt ist, ein Knecht zu sein. Genau das wird uns gezeigt. Das Alte Testament hat nämlich nicht nur prophezeit, dass der Messias ein König sein wird, sondern auch, dass er der Knecht Gottes sein würde.
Gerade in Jesaja finden wir die berühmten fünf Königsknecht-Gedichte, und eines davon ist Jesaja 53. Dort wird der Messias genau so vorgestellt, wie das Markus-Evangelium es betont.
Ich habe gesagt, dass das Markus-Evangelium die Taten des Herrn Jesus betont. Wie lässt sich das belegen? In allen Evangelien werden die Taten des Herrn Jesus vorgestellt. Nun habe ich ausgezählt, in wie vielen Versen im Evangelium der Herr Jesus spricht. Im Matthäus-Evangelium sind es sechzig Prozent der Bibelverse, die Worte Jesu enthalten. Im Lukas-Evangelium sind es fünfzig Prozent, im Johannes ebenfalls fünfzig Prozent, aber im Markus-Evangelium nur 42 Prozent. Das zeigt ganz klar, dass Jesus im Markus-Evangelium am wenigsten spricht.
Frage: Wenn man einen Arbeiter in einer Firma einstellen will, ist es wichtig, dass er bei der Arbeit viel spricht? Nein, es kommt auf die Taten an. Markus betont eben, dass der Herr Jesus gekommen ist, um zu dienen. Deshalb legt er den Schwerpunkt so stark auf die Taten des Herrn Jesus.
Wie bereits erwähnt, enthält das Markusevangelium keine Geburtsgeschichte wie die Evangelien nach Matthäus und Lukas. Nach einer kurzen Einleitung beginnt es sofort mit dem Dienst des Herrn Jesus.
In Markus 1 wird die Taufe Jesu im Jordan beschrieben, und zwar in den Versen 9 bis 11. Gleich danach wird geschildert, wie der Herr Jesus seinen Dienst aufnimmt. In Vers 14 heißt es: „Nachdem aber Johannes überliefert war, kam Jesus nach Galiläa, predigte und sprach: Die Zeit ist erfüllt, und das Reich Gottes ist nahegekommen; tut Buße und glaubt an das Evangelium.“
Interessanterweise wird im weiteren Verlauf ein ganzer Tagesablauf beschrieben, ebenso wie es am nächsten Tag weitergeht. Das zeigt einfach, wie unermüdlich der Herr Jesus diente.
Deshalb kommt in diesem Evangelium auch das Wort „und“ besonders häufig vor. Es ist schon bemerkenswert, diese Behauptung, nicht wahr? Aber tatsächlich habe ich das statistisch überprüft. Im Markus-Evangelium kommt das Wort „und“ über tausendmal vor, genauer gesagt über 1100 Mal. In keinem anderen Buch des Neuen Testaments findet sich das so dicht gedrängt.
In der Schule lernt man ja, man solle Sätze nicht mit „und“ beginnen und das Wort nicht ständig verwenden. Doch Markus schreibt nicht auf Deutsch, sondern auf Griechisch – und zwar auf ein Griechisch, das stark vom Hebräischen geprägt ist. Im Hebräischen muss man nämlich häufig „und“ sagen.
Das merkt man, wenn man die Bibel zu lesen beginnt. Wie oft heißt es dort „und“? Zum Beispiel: „Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Und die Erde war wüst und leer, und Finsternis war über der Tiefe, und der Geist Gottes schwebte über den Wassern, und Gott sprach: Es werde Licht! Und es wurde Licht. Und Gott sah, dass das Licht gut war...“ und so weiter.
Das hängt unter anderem damit zusammen, dass die Erzählform im Hebräischen, die sogenannte Vav-Waw-Konjunktion oder „Vay-Jigdol“-Form, eben mit „und“ beginnt. Dieses „und“ wird direkt an das Verb angehängt, es ist eine bestimmte Verbform. Man kann es nicht anders ausdrücken: Auf Hebräisch sagt man ständig „we, we, we“, also „und, und, und“.
Manchmal ärgere ich mich selbst darüber. Ich versuche, mir einen Livestream anzuhören, und wenn ich das mache, nehme ich mich ganz anders wahr als im Moment. Ich merke dann immer wieder, dass ich oft „und“ sage, und dann geht es weiter. Ich habe schon überlegt, ob ich mir das abgewöhnen soll. Man hört sich ja so etwas an, um sich zu verbessern. Aber irgendwie habe ich mich noch nicht ganz dazu durchgerungen – denn „und“ ist wichtig, es verbindet.
Ich sage ja nicht einfach grundlos „und“, sondern es verknüpft das, was vorher gesagt wurde, und führt zum nächsten Gedanken.
Im Markus-Evangelium ist es eben so: Markus ist durch die hebräische Sprache stark geprägt, und so schreibt er Griechisch. Das drückt etwas Besonderes aus. Dadurch wird deutlich, dass der Herr Jesus unermüdlich diente. Wenn seine Taten nacheinander beschrieben werden, heißt es ständig „und, und, und, und, und“. Das macht klar: Hier ist der unermüdliche Diener zu sehen.
In sechzehn Kapiteln kommt das Wort „und“ über tausend Mal vor.
Es ist erstaunlich, dass am Schluss des Markus-Evangeliums nach der Auferstehung in Markus 16, Vers 19 steht: „Der Herr nun wurde, nachdem er mit ihnen geredet hatte, in den Himmel aufgenommen und setzte sich zur Rechten Gottes.“
Jene aber gingen hinaus und predigten allen Völkern, wobei der Herr mitwirkte und das Wort durch die darauf folgenden Zeichen bestätigte. Hier wird also die Himmelfahrt beschrieben und anschließend das Sitzen zur Rechten Gottes auf dem Thron.
Nun könnte jemand sagen: Im Markus-Evangelium wird doch der Diener vorgestellt, und am Schluss sitzt dieser auf dem Thron – und zwar nicht auf irgendeinem Thron hier auf Erden, sondern auf Gottes Thron im Himmel, als Mensch. Das scheint nicht zum Thema zu passen. Wie lässt sich das erklären?
Schlagen wir Matthäus 23 auf. Dort sagt Herr Jesus in Vers 12 als allgemeinen Grundsatz – es geht um das Thema Diener, Vers 11 –, in Vers 12: „Wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt werden, und wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden.“ Also Matthäus 23, Vers 12.
Habe ich etwas anderes gesagt? Ach so, ja, die Gedanken sind manchmal schneller als der Mund.
Der Grundsatz lautet also: Wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden. Im Markus-Evangelium wird gezeigt, wie der Herr Jesus vom Himmel her gekommen ist als Sohn Gottes. Im ersten Vers wird er Sohn Gottes genannt, nicht Knecht: „Evangelium Jesu Christi, Sohn Gottes.“
Dieser Sohn hat sich so tief erniedrigt, bis zum Tod, ja zum Tod am Kreuz. Dann zeigt das Markus-Evangelium weiter, dass der Herr Jesus auferstanden ist, in den Himmel gefahren ist und sich zur Rechten Gottes gesetzt hat.
Also: Der Diener wird erhöht. Das ist nun wichtig: In keinem anderen Evangelium wird das Sitzen zur Rechten Gottes am Schluss erwähnt – nur im Markus-Evangelium.
Dann kommt noch etwas dazu. Schlagen wir das Gottesknecht-Gedicht in Jesaja auf, das in Kapitel 52, Vers 13 beginnt und das Kapitel 53 umfasst. Dort wird der Knecht Gottes beschrieben, der Ewed Adonai, der Knecht des Herrn.
In Vers 13 heißt es: Bevor die furchtbaren Leiden am Kreuz beschrieben werden, kündigt Gott den Sieg an: „Siehe, mein Knecht wird einsichtig handeln, er wird erhoben und erhöht werden und sehr hoch sein.“
„Erhoben aus dem Grab“ – Markus 16 beschreibt die Auferstehung. „Erhöht in der Himmelfahrt“ – Markus 16, Vers 19 beschreibt das. „Und sehr hoch sein“ – das ist das Sitzen zur Rechten Gottes.
Das ist genau das Thema des Knechtes.
Und nebenbei haben wir damit auch einen ganz wichtigen inneren Beweis für die Echtheit des Markus-Schlusses. Es gibt nämlich ein paar Manuskripte – aber wirklich nur wenige. Die Masse der Manuskripte zeigt klar, wie der Schluss des Markus-Evangeliums lautet.
Allerdings gibt es einige Manuskripte, typischerweise aus Ägypten, in denen der Markus-Schluss weggelassen wurde. Diese Manuskripte enden bereits mit Kapitel 16, Vers 8. Das ist schon entsetzlich. Das Markus-Evangelium beginnt ja mit den Worten: „Anfang des Evangeliums Jesu Christi, des Sohnes Gottes“. Im ersten Vers wird dieses Buch als Evangelium, also als frohe Botschaft, bezeichnet.
Nach diesen wenigen schlechten Manuskripten aus Ägypten endet das Evangelium jedoch in Kapitel 16, Vers 8 mit den Worten: „Und sie gingen hinaus und flohen von der Gruft. Es ergriff sie aber Zittern und Bestürzung, und sie sagten niemandem etwas, denn sie fürchteten sich.“ Die frohe Botschaft endet also mit Zittern, Furcht, Bestürzung und Flucht – das geht gar nicht.
Dieser Schluss wurde einfach weggelassen. Man kann nur mutmaßen, warum gewisse Leute das gemacht haben. Ähnlich verhält es sich mit Johannes 8. Dort wurde in den schlechten Manuskripten aus Ägypten der Bericht der Ehebrecherin weggelassen.
Glücklicherweise überliefert Augustinus um 400 nach Christus eine andere Überlieferung. Er hat nicht nur gute, sondern auch schlechte Dinge weitergegeben. Doch darum geht es hier nicht. Augustinus bezeugt, dass Leute aus ihren Bibelmanuskripten den Bericht der Ehebrecherin herausgenommen haben, weil sie befürchteten, das könnte ihre Frauen ermutigen, Ehebruch zu begehen – da der Herr ja gnädig sei.
Das ist natürlich ein völlig verkehrtes Denken. Der Herr war nicht nur gnädig, sondern er sagt zu der Frau: „Gehe hin und sündige nicht mehr.“ Das verharmlost Ehebruch nicht, sondern zeigt, dass es einen Neuanfang gibt.
Bei Markus 16 kann man nur mutmaßen, warum gewisse Leute diese Verse aus den Manuskripten herausgenommen haben. Gerade in diesen herausgerissenen Versen kündigt der Herr Zeichen an, die folgen werden.
In Markus 16, Vers 15 spricht der Herr zu den elf Aposteln: „Geht hin in die ganze Welt und predigt das Evangelium der ganzen Schöpfung. Wer da glaubt und getauft wird, wird errettet werden; wer aber nicht glaubt, wird verdammt werden. Diese Zeichen aber werden denen folgen, welche glauben: In meinem Namen werden sie Dämonen austreiben, sie werden in neuen Sprachen reden, werden Schlangen aufnehmen, und wenn sie etwas Tödliches trinken, so wird es ihnen nicht schaden. Schwachen werden sie die Hände auflegen, und sie werden sich wohl befinden.“
Nun haben wir diese Zeichen, die der Herr den Aposteln im Blick auf die Menschen, die durch sie zum Glauben kommen, verheißt. Wir sehen die Erfüllung dieser Zeichen in der Apostelgeschichte. Dort wird der Anfang des Christentums beschrieben, und diese Zeichen haben sich erfüllt, um das Wort der Apostel zu bestätigen.
Markus sagt an dieser Stelle nicht, ob diese Zeichen nur für eine Generation gedacht waren, die durch die Apostel zum Glauben kommt, oder für alle Generationen bis heute. Andere Stellen im Neuen Testament machen jedoch klar, dass diese Zeichen da waren, um die Apostelzeit und die ganz neue Botschaft, die die Apostel brachten, auf ganz besonders eindrückliche Weise zu bestätigen.
Gerade derselbe Augustin, den ich vorhin zitiert habe – und ich könnte noch viele andere zitieren – bezeugt im Hinblick auf das Sprachenreden, das damals aufkam, dass es um das Jahr 400 dazu diente, das Evangelium zu bestätigen. Es sollte nun zu allen Völkern und in allen Sprachen gebracht werden. Heute ist dieses Phänomen jedoch verschwunden.
Augustin war damals ein berühmter, überörtlich bekannter Bibellehrer. Er kannte sich gut aus mit dem, was in der Christenheit geschah, und stellte fest, dass das Sprachenreden verschwunden war. Auch andere Zeugnisse bestätigen, dass es nicht mehr so war wie zur Zeit der Apostel.
Das konnte für manche ein Problem sein. Sie fragten sich: „Aber es steht doch geschrieben, dass solche Zeichen folgen werden.“ Es entstand die Annahme, dass es sich vielleicht um ein falsches Wort Jesu handelte, das man später aus der Bibel entfernt habe. Doch das wäre töricht. Wehe dem, der das Wort Gottes antastet! Alles muss in der Bibel enthalten sein.
Auch Themen wie Zeichen, Wunder und Sprachenreden gehören in die Bibel. Das ist kein Problem. Problematisch ist nur, was man heute daraus macht. Wenn viele Leute sagen: „Ich kann in Sprachen reden“, dann würde ich gerne sagen: „Gut, gehen wir zusammen zu den Tamilen.“ Doch regelmäßig zeigt sich, dass solche Leute den Test nicht bestehen. Sie können nicht Tamilisch sprechen.
Manche sagen, sie sprechen Englisch. Aber das Sprachenreden, das der Herr verheißen hat, geschah am Pfingsten. Damals kamen Menschen aus drei Kontinenten – Europa, Asien und Afrika – zusammen. In der Apostelgeschichte 2 werden all diese Regionen aufgezählt. Die Zuhörer verstanden die Sprachen der Jünger und sagten: „Wie hören wir sie, die großen Taten Gottes in unseren Sprachen und Dialekten sprechen?“
Das bedeutet, die Jünger sprachen nicht nur verschiedene Sprachen, sondern auch die Dialekte korrekt, mit der richtigen Aussprache. Der Heilige Geist leitete die Aussprache. In Apostelgeschichte 2 heißt es, dass sie in anderen Sprachen redeten, „wie der Geist ihnen gab, auszusprechen“ (griechisch: epiftenkomai). Das bezieht sich auf die lautliche Bildung, also sprachen sie korrekt und ohne Akzent.
Wenn man heute Zungenredner hört, kann man oft anhand des Akzents erkennen, welche Muttersprache sie haben. Auch typische Laute der Muttersprache werden verwendet. Deshalb klingt Zungenreden in Amerika anders als in Deutschland oder der Schweiz, und in der Schweiz wieder anders als zum Beispiel im Kongo.
Das sollte aber nicht so sein. Deshalb kann man sagen: Das Sprachenreden war in der Anfangszeit wichtig, um zu zeigen, dass das Evangelium nun zu allen Menschen gehen soll.
Und ist es nicht schön, in Markus 16, Vers 19, zu lesen: Der Herr setzt sich zu Rechten Gottes. Jetzt könnte man denken: Ah, nach getaner Arbeit ausruhen und nichts mehr tun. Am vierten September werde ich fünfundsechzig. Da könnte ich sagen: Also, bis dann, tschüss. Das werde ich aber nicht tun. Wenn der Herr Gnade gibt und mir weiterhin Gesundheit und Energie schenkt, dann fahre ich weiter. Das ist eine bewusste Entscheidung.
Und wie war es beim Herrn selbst? In Vers 20 heißt es: Jene aber, also die Jünger, gingen aus und predigten überall. Die Jünger sind nun Nachahmer ihres Herrn und führen seinen Dienst als Diener hier auf der Erde weiter. Aber dann steht da noch: Indem der Herr mitwirkte und das Wort bestätigte durch die darauf folgenden Zeichen.
Der Diener auf dem Thron hört nicht auf zu dienen. Er wirkt vom Himmel her, und das ist so schön, was hier geschieht. Diese Diener arbeiten nicht aus eigener Kraft. Wenn wir dem Herrn aus eigener Kraft dienen, dann müssen wir uns nicht wundern, wenn der Dienst plötzlich endet.
Wir sehen ein eindrückliches Beispiel: Johannes wurde von Paulus und Barnabas auf die erste Missionsreise mitgenommen (Apostelgeschichte 13). Dieser Johannes hatte neben seinem jüdischen Namen, Johannes oder Johannan, wie üblich, auch noch einen nichtjüdischen Namen. Er war wichtig, wenn es nötig war, die jüdische Identität zu verdecken. Dann konnte man sagen: Ich heiße Markus, ohne dass man merkte, dass er Jude ist. Darum hatten viele im Neuen Testament zwei Namen.
Übrigens ist das auch heute noch im Judentum so. Da heißt einer vielleicht Albert, aber sein zweiter Name ist Chaim – ein Name, um sich zu decken, und ein Name, der die jüdische Identität zeigt.
Also wurde dieser Johannes Markus mitgenommen. Aber er hatte gar keine Berufung für den Dienst. In Apostelgeschichte 13 beruft der Heilige Geist ausdrücklich Barnabas und Saulus, um auf die Missionsreise zu gehen, und sie nehmen Markus mit. Das war ein Fehler, denn er hatte keine Berufung.
Man kann weiterlesen in Apostelgeschichte 13, Vers 13: Als Paulus und seine Begleiter von Parthos abgefahren waren, kamen sie nach Perge in Pamphilien. Johannes aber sonderte sich von ihnen ab und kehrte nach Jerusalem zurück. Er hörte mitten in der Mission auf, obwohl sie gerade erst angefangen hatten.
Bei Perge sollten sie nämlich hinaufgehen, wie wir in Vers 14 sehen. Sie zogen von Perge aus hindurch und kamen nach Antiochien in Pisidien. Das liegt hoch auf dem Gebirge. Perge liegt unten am Meer in der heutigen Türkei. Der Aufstieg dorthin ist heute noch ein Test für sehr sportliche Menschen. Es geht einfach nur steil bergauf.
Markus schaffte diesen Aufstieg offenbar nicht und ging wieder nach Hause. So ist es, wenn man keine Berufung hat: Man erreicht die Bergspitze nicht. Das ist eine Warnung. Markus hat im Dienst versagt.
Aber später, im Zweiten Timotheusbrief, sagt Paulus aus der Todeszelle in Rom zu Timotheus: Nimm Markus mit dir, denn er ist mir nützlich zum Dienst (2. Timotheus 4,11). In der Zwischenzeit ist offenbar etwas geschehen.
Was ist geschehen? Markus hat erkannt: Damals, als ich auf diese Missionsreise ging, war das nicht mein Auftrag. Ich habe es nicht bis zum Schluss geschafft. Ich habe aus eigener Kraft gehandelt. Doch im Laufe seines Lebens wurde ihm immer klarer, wie wichtig es ist, Jesus unermüdlich zu dienen und auf ihn zu schauen.
Er erkannte, dass es entscheidend ist, den Herrn Jesus zu bitten, in einem zu wirken. Dann erreicht man das Ziel. So wurde Johannes Markus schließlich auserwählt, das Markus-Evangelium zu schreiben.
Im letzten Vers des Evangeliums zeigt er das Geheimnis der Kraft für alle, die den vollkommenen Diener in ihrem Leben nachahmen möchten. Hätte ich einen Zehnfinger-Handschuh, würde ich das kurz am Klavier illustrieren. Der Handschuh kann nichts aus eigener Kraft. Aber wenn die Hand hineingeht, kann er Erstaunliches vollbringen.
So ist es auch mit uns: Wir können uns immer wieder sagen: In mir ist keine Kraft. Ich bin wie ein Handschuh. Nicht: Ich bin ein Handschuh, sondern ich bin wie ein Handschuh.
Kürzlich habe ich in WhatsApp ein Affengesicht geschickt und einer Frau gesagt: Damit sagst du, du bist ein Affe. Aber das wollte ich nicht sagen. Ich bin kein Affe. Ich wollte sagen: Wie ein Affe – eben wie ein Handschuh.
Der Herr Christus in uns ist das Geheimnis der Kraft, wie es in Kolosser 1 beschrieben wird. Das ist die Erklärung, wie wir die Energie bekommen, um dem Herrn dienen zu können. Er gibt sie immer wieder neu, wenn wir keine Kraft mehr haben.
Ja, also das zum Markus-Evangelium und auch zur Frage, warum genau Markus als Autor genannt wird. Das hat einen Grund, genauso wie beim Matthäusevangelium.
Warum hat Matthäus den König beschrieben? Nun, Matthäus war ein Zöllner, ein Volksverräter dazu. Er hat mit der Besatzungsmacht zusammengearbeitet und Geld gemacht. Er sah sich als Diener des Königs von Rom, des Königs über alle Könige, des Kaisers von Rom.
In Matthäus 9 beschreibt er, wie der Herr Jesus in Kapernaum an seinem Zollhaus vorbeikommt und ihm sagt: Folge mir nach. Dieser Matthäus erlebt eine totale Umkehr. Er realisiert, dass der König über alle Könige nicht der Mann in Rom ist, sondern Jesus, der Messias. Er wendet sich von dem Mann in Rom ab und schließt sich dem Herrn Jesus an.
So wird es ihm wichtig, das Matthäusevangelium zu schreiben, inspiriert durch den Heiligen Geist. Er will zeigen: Das ist der wahre König. Und er hat sich entschieden, diesem König zu folgen, damit er in seinem Leben regiert.
In Matthäus 9 beschreibt er auch, wie er andere Leute, die ebenfalls verkehrt gelebt haben, eingeladen hat, um den wahren König kennenzulernen. Interessant ist, dass er von einem Essen spricht. Sein Freund Lukas sagt in der Parallelstelle, es war ein großes Mahl. Das schreibt Matthäus selbst nicht, aber Lukas beschreibt es.
Damit sehen wir, dass das Ziel des Matthäusevangeliums ist, Menschen zu ermutigen, diesem König über alle Könige ihr Leben anzuvertrauen – durch eine radikale Umkehr und Bekehrung wie bei Matthäus. Sie sollen ihm gehorchen und ihm ihr Leben weihen.
Kommen wir weiter zu Lukas. Wie gesagt, das Lukasevangelium beschreibt die Geburtsgeschichte sehr ausführlich. Das beginnt eigentlich schon in Kapitel 1 und geht weiter in Kapitel 2.
Warum ist die Geburtsgeschichte so ausführlich beschrieben? Weil es Lukas darum geht zu zeigen, dass der Herr Jesus ein wirklicher Mensch geworden ist. Der Sohn Gottes wurde ein vollkommener Mensch. Dieses Thema zieht sich durch das ganze Evangelium hindurch.
Wir könnten das im Detail festmachen, aber das ist nicht unser Thema. Wir wollen einen Drohnenflug über die Bücher machen. Das habe ich anderswo im Detail getan. Überall sieht man: Jesus ist wirklich ein wirklicher Mensch. Dieses vollkommene Menschsein wird in diesem Evangelium besonders betont. In allen Evangelien wird das gesagt, aber hier besonders.
Und wer hat das geschrieben? Lukas, der geliebte Arzt. In Kolosser 4 wird gesagt, dass er Arzt war und treu in seinem Beruf. Er hat sich für Menschen interessiert.
Es gibt Ärzte, die sind ein echtes Problem, das kann man in den Evangelien lesen, die Geschichte wird wiederholt. Zum Beispiel die blutflüssige Frau, die neben einer normalen Monatsblutung ein Problem hatte, das weiterging und sie schwächte. Es heißt von ihr, dass sie von Ärzten vieles erlitten hatte. Wahrscheinlich können auch einige erzählen, wie sie von Ärzten gelitten haben.
Weiter heißt es, sie hat ihren ganzen Lebensunterhalt da reingesteckt und verloren. Es wurde noch schlimmer, anstatt besser.
Lukas war aber nicht ein Arzt, von dem man leiden musste, sondern der geliebte Arzt. Er war treu in seinem Beruf und liebte Menschen.
Das sieht man auch daran, dass in keinem Evangelium so oft beschrieben wird, wie der Herr Jesus Menschen besucht hat. Ständig ist er hier und da eingeladen. In keinem Evangelium werden so viele Menschen am Rand der Gesellschaft beschrieben: Arme, Kranke und solche, die aus anderen Gründen am Rand waren, zum Beispiel die Geschichte von Zachäus (Lukas 19).
Man muss darauf achten, welche Geschichten nur im Lukasevangelium vorkommen. Dann merkt man, dass das ein Design ist, ein besonderes Merkmal und Kennzeichen im Lukasevangelium.
Das war eben typisch Lukas, ein Arzt, ein Mensch, der sich für Menschen interessiert. Gerade auch für solche, die in Not sind.
Ja, wirklich ein geliebter Arzt. Gott hat ihn auserwählt, das Lukasevangelium zu schreiben und zu zeigen, wie der Herr Jesus ein vollkommener Mensch war, der wirklich gekommen ist, um Menschen zu suchen und zu erretten – gerade solche, die in allerlei Nöten sind.
Und vielleicht noch ein besonderes Design: In Lukas 2,10 wird gesagt, dass als der Herr Jesus in diese Welt kam, große Freude bewirkte.
Lukas 2,10: „Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die für das ganze Volk sein wird. Denn euch ist heute ein Retter geboren in Davids Stadt, welcher ist Christus, der Herr.“
Der Jesus kam in diese Welt, und das bedeutete große Freude.
Im Lukas-Evangelium wird auch die Himmelfahrt beschrieben, ebenso wie im Markus-Evangelium. Nur diese beiden Evangelisten berichten von der Himmelfahrt; Matthäus und Johannes tun das nicht. Und wie gesagt, nur Markus erwähnt das Sitzen zur Rechten Gottes.
Die Himmelfahrt wird in Lukas 24 ganz am Schluss beschrieben:
Vers 50: „Er führte sie aber hinaus bis nach Betanien und hob seine Hände auf und segnete sie.“ Betanien liegt am Ölberg.
Und es geschah: „Indem er sie segnete, schied er von ihnen und wurde hinaufgetragen in den Himmel. Und sie huldigten ihm und kehrten nach Jerusalem zurück mit großer Freude, und sie waren allezeit im Tempel, Gott lobend und preisend.“
Also: Der Herr Jesus kommt in diese Welt, und es gibt große Freude.
Und er geht aus dieser Welt hinaus, nachdem er alles am Kreuz gut gemacht hat, und das bewirkt nochmals große Freude.
Ja, es ist auch schön, wenn wir auf Besuch gehen, und es gibt große Freude am Anfang und große Freude am Schluss.
Es gibt manche, die kommen auf Besuch, da gibt es keine Freude, und wenn sie dann gehen, gibt es große Freude. Das ist etwas ganz anderes.
Aber beim Herrn Jesus war alles so vollkommen.
Und noch etwas: In keinem Evangelium wird so betont, dass der Herr Jesus in diese Welt kam und Gnade brachte, die alle Grenzen Israels sprengte.
Denken wir an Lukas 4. Der Herr Jesus kommt zu Besuch in die Synagoge in Nazareth. Der Synagogendiener reicht ihm die Jesajerolle. Das heißt, die Toralesung war schon vorbei, jetzt folgte die Prophetenlesung, und diese führte der Herr Jesus durch.
Er öffnet die Stelle Jesaja 61 und erklärt, dass das fünfte Gottesknecht-Gedicht in Jesaja heute vor ihren Ohren erfüllt werde. Alle staunen in der Synagoge über diese Worte der Gnade, die aus seinem Mund kommen.
Dann predigt der Herr Jesus über dieses Prophetenwort. Er erklärt, dass es in den Tagen des Propheten Elija viele Witwen in Israel gab. Elijah wurde jedoch nur zu einer Witwe im Libanon nach Sarebda geschickt. Ich sage das mit meinen Worten, denn es steht nicht explizit „Libanon“, aber Sarebda liegt im Libanon. Elijah hat dieser Witwe einen besonderen Dienst erwiesen.
Anschließend sagt Jesus, dass es in der Zeit des Propheten Elisa viele Aussätzliche in Israel gab. Aber Elisa heilte nur Naaman, den Syrer.
Daraufhin wurden die Zuhörer wütend. Warum? Weil sie verstanden, dass Jesus damit betont: Die Gnade Gottes bleibt nicht auf Israel beschränkt, sondern geht hinaus zu den Völkern. Gott will die Libanesen, Gott will die Syrer, er will alle Völker.
Dieses besondere Muster, dieses Design, dieses Kennzeichen zieht sich durch das ganze Lukas-Evangelium hindurch. Immer wieder wird zum Ausdruck gebracht: Die Gnade Gottes geht über Israel hinaus.
Und nun hatte das eine besondere Bedeutung im Zusammenhang mit Lukas. Alle Bibelschreiber im Alten Testament waren Juden, also Israeliten, und fast alle Bibelschreiber im Neuen Testament waren ebenfalls Juden. Einer war es jedoch nicht: Lukas.
Außerbiblisch ist überliefert aus der frühen Christenheit, dass Lukas nicht jüdischer Abkunft war. In Kolosser 4 sehen wir das auch bestätigt. Dort gibt es nämlich Grüße von drei Personen und dann nochmals ausdrückliche Grüße im Zusammenhang mit drei weiteren Personen.
Bei den ersten drei wird gesagt, dass sie aus der Beschneidung stammen, also Juden sind. Dann folgen drei Personen, die demzufolge nicht zur Beschneidung gehören und somit nicht Juden sind. Unter diesen wird Lukas erwähnt, der geliebte Arzt.
Was jedoch klar ist, wenn man das Lukas-Evangelium und die Apostelgeschichte liest: Lukas besaß eine so detaillierte und umfassende Kenntnis des Judentums, dass er durchaus Jude hätte sein können. Wahrscheinlich kannte er das Judentum besser als viele Juden.
Er hatte auch eine ganz detaillierte Kenntnis des Tempels in Jerusalem. Das wird in den Details im Lukas-Evangelium und in der Apostelgeschichte deutlich sichtbar. Er war also durch und durch zuhause im Judentum, obwohl seine Abkunft nicht jüdisch war.
Deshalb war es ihm auch sehr wichtig zu zeigen, dass Jesus nicht nur für das jüdische Volk gekommen ist, sondern für alle Völker. Das kommt im Lukas-Evangelium deutlich zum Ausdruck.
Ja, wir wenden uns dem Johannesevangelium zu. Dort wird besonders betont – wie in allen Evangelien –, dass der Herr Jesus von Ewigkeit her existiert und von Ewigkeit her Gott ist.
Das beginnt schon im ersten Vers: „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott. Dieses war am Anfang bei Gott. Alles wurde durch dasselbe, und ohne dasselbe wurde auch nicht eines, das geworden ist.“ Jesus wird hier „das Wort“ genannt. In Vers 14 wird erklärt: „Und dieses Wort wurde Mensch, und das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns, und wir haben seine Herrlichkeit angeschaut, die Herrlichkeit als eines Eingeborenen vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.“
Jesus wird also „das Wort“ genannt, und von ihm heißt es, dass das Wort Gott war. Im Griechischen wird dies übrigens noch durch die Wortstellung besonders betont: Theos (Gott) steht vorangestellt. Deshalb sollte man nicht übersetzen „Gott war das Wort“, sondern „das Wort war Gott“, denn die Prädikatsaussage wird vorangestellt und steht ohne Artikel. Darum steht Theos ohne Artikel, aber betont: „Das Wort war Gott.“
Johannes, der Schreiber, war Jude und damit im Judentum zuhause – wie alle Bibelschreiber im Neuen Testament. Auf diesem Hintergrund müssen wir den Text lesen. Warum wird der Herr Jesus „das Wort“ genannt? Für jüdische Ohren hat das einen ganz besonderen Klang.
Vor 2000 Jahren konnten nicht mehr alle Juden in Israel gut Hebräisch. Es kam auf die Region an. In Galiläa war Aramäisch sehr verbreitet, eine verwandte Sprache des Hebräischen. In Jerusalem musste man zur Zeit des Neuen Testaments unbedingt Hebräisch können. Im Talmud gibt es eine Anekdote von einer Frau, die Aramäisch sprach und in Jerusalem ins Fettnäpfchen trat, weil sie kein Hebräisch konnte.
Das macht klar: Zur Zeit des Herrn Jesus wurden beide Sprachen verwendet, und der Herr Jesus sprach auch beides. Wenn wir an die Bergpredigt denken, die er in Galiläa auf dem Berg gehalten hat, an dessen Fuß sich Kapernaum befindet, dann hat er dort wohl Aramäisch gepredigt. Aber die Predigten im Johannesevangelium, die im Tempel gehalten wurden – wie etwa in Johannes 8 oder Johannes 10 –, fanden im Tempel statt, und dort sprach der Herr Jesus original Hebräisch.
Weil damals nicht mehr alle Juden gut Hebräisch konnten, wurde in der Synagoge bei der Vorlesung der Tora auch gleich auf Aramäisch übersetzt. Dabei las der Chasan einen Vers aus der Tora vor, und der Meturgeman, der Übersetzer, übertrug diesen Vers ins Aramäische.
In den Rabbinerbibeln, die man heute als Werke mit vielen Bänden im hebräischen Text erwerben kann, befinden sich vor den vielen Kommentaren auch die aramäischen Übersetzungen. Diese heißen Targum. Der Meturgeman ist der Übersetzer, der Targum ist die Übersetzung, Mehrzahl Targumim.
In der Übersetzung wird immer wieder, wenn im hebräischen Text der Name Gottes steht, Jod-Hej-Waw-Hej (JHWH), der ausgesprochen Yahweh heißt, aus Ehrfurcht in der Synagoge „Adonai“ vorgelesen. Im Targum wird dieser Name an vielen Stellen mit „Memra d’Adonai“ wiedergegeben, das heißt „das Wort des Herrn“.
Das ist also ein Ersatzname für den Eigennamen Gottes, den ewig Seienden, Yahweh. Nun wird klar: Wenn man das Johannesevangelium liest, „Im Anfang war das Wort“, dann ist damit der Memra gemeint. Und das Wort, der Memra, war bei Gott.
Aber das ist ja eine andere Person! Ja, natürlich! In den Targumim, zum Beispiel in 1. Mose 19, wo es um Sodom und Gomorra geht, wird das deutlich. Ich lese ab Vers 23:
„Die Sonne ging auf über der Erde, als Lot in Zoar ankam, und der Herr, also Yahweh, ließ auf Sodom und auf Gomorra Schwefel und Feuer regnen von dem Herrn, also Yahweh, aus dem Himmel. Und er kehrte diese Städte um und die ganze Ebene und alle Bewohner der Städte und das Gewächs des Erdbodens.“
Hier heißt es, dass Yahweh auf Sodom und Gomorra Schwefel regnen ließ von Yahweh aus dem Himmel. Das sind zwei Personen, ja natürlich, wie in Johannes 1: „Und das Wort war bei Gott.“
Im Targum, in jeder Rabbinerbibel, kann man das nachlesen. Dort heißt es: „Und der Memra d’Adonai ließ auf Sodom und Gomorra Schwefel und Feuer regnen von Adonai aus dem Himmel.“ Hier wird der Memra von Adonai im Himmel unterschieden.
Der Memra, das ist der Sohn, der auf der Erde war – schon im Alten Testament. Wenn Gott auf der Erde war, war er Gesandter von Gott. Darum wird der Engel des Herrn, schon in 1. Mose 16, nicht als irgendein Engel bezeichnet. Engel, Malach, heißt Gesandter oder Bote. Der Malach Adonai ist der, der von Adonai gesandt ist. In 1. Mose 16 wird dieser Gesandte plötzlich Adonai, Yahweh genannt. Hagar nennt Yahweh den, der mit ihr redete.
Yahweh auf der Erde ist also der Gesandte des Herrn, das ist der Memra d’Adonai. Hier haben wir also den Memra d’Adonai auf der Erde und Adonai im Himmel. So ist das im Johannesevangelium zu verstehen: „Im Anfang war das Wort“, der Memra, und das Wort, der Memra, war bei Gott, und das Wort, der Memra, war Gott, natürlich.
Der Memra, der Adonai auf der Erde, der Feuer regnen ließ, ist der ewige Gott, genauso wie der Vater. Trotzdem bezeugt das Alte Testament, dass es nur einen Gott gibt. In 5. Mose 6 heißt es: „Höre, Israel! Sch’ma Israel! Adonai Elohenu, Adonai echad!“ – „Höre, Israel! Der Herr, unser Gott, ist ein Herr.“
In der Gottheit gibt es jedoch drei Personen: den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist. Nun wird in Johannes 1 gerade auch noch betont, dass der Herr Jesus alles erschaffen hat. Vers 3 sagt: „Alles wurde durch dasselbe, durch das Wort. Und ohne dasselbe wurde auch nicht eines, das geworden ist.“
Hier wird betont, dass der Herr Jesus, der Sohn, der Ausführende in der Schöpfung war, der alles nach den Plänen des Vaters gemacht hat. Darum heißt es in 1. Korinther 8,6: „Alle Dinge kommen von Gott dem Vater durch unseren Herrn Jesus Christus.“ Der Vater hat die Pläne gefasst, sie kommen von ihm, und der Sohn war der Ausführende.
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