Guten Morgen, ich möchte alle herzlich begrüßen, auch diejenigen, die über den Livestream zugeschaltet sind.
Wir kommen heute zum zweiten Teil mit dem Thema „Drohnenflug über alle Bücher der Bibel“. Beim letzten Mal haben wir nach einer langen Einleitung – was nicht unüblich, aber notwendig ist – die Bücher Erster, Zweiter, Dritter Mose und so weiter bis zu Esra, Nehemia, Esther durchgenommen. Dabei folgten wir der Reihenfolge, wie sie in der deutschen Bibel üblich ist, zum Beispiel in der Elberfelder Bibel.
Heute fahren wir mit Hiob, den Psalmen, den Sprüchen und so weiter fort. Das Skript ist bis Maleachi angelegt. Ein weiteres Mal wäre dann noch ein Drohnenflug über die Bücher des Neuen Testaments geplant.
Man muss sich also im Klaren sein: Es ist ein Drohnenflug – früher hätte man gesagt eine Schau aus der Vogelperspektive. Das ist nicht dasselbe, wie wenn man die Bibelbücher im Detail betrachtet. Es geht wirklich darum, eine Übersicht über die gesamte Bibel zu bekommen.
Man sollte nicht enttäuscht sein, wenn viele Dinge weggelassen werden. Diese muss ich weglassen, und das schmerzt mich sehr. Aber das ist der Zweck dieser Schau. Sie soll eine Hilfe sein und die Freude am Bibellesen richtig fördern. Und zwar nicht nur das Lesen von Lieblingsabschnitten, sondern der ganzen Bibel, des ganzen Wortes.
Das ist so entscheidend wichtig. Darum hatte der Apostel Paulus in seiner Abschiedsrede an die Ältesten von Ephesus Folgendes gesagt. Ich zitiere aus Apostelgeschichte 20: Paulus blickt auf die Jahre seines Dienstes in Ephesus zurück und sagt in Apostelgeschichte 20, Vers 26:
„Deshalb bezeuge ich euch an dem heutigen Tag, dass ich rein bin von dem Blute aller, denn ich habe nicht zurückgehalten, euch den ganzen Ratschluss Gottes zu verkündigen.“
Paulus sagt hier: Hätte er nicht den ganzen Ratschluss Gottes verkündigt, also die gesamte Offenbarung Gottes in seinem Wort, dann wäre er schuldig geworden. Er hätte Blutschuld auf sich geladen.
Das geht zurück auf Ezechiel 3, wo Gott dem Propheten sagt, dass er das Volk Israel warnen soll. Wenn er es nicht tut, dann wird zwar das Gericht über Israel kommen, aber er selbst macht sich an ihrem Blut schuldig.
Paulus sagt also: Hätte ich euch nicht den ganzen Ratschluss Gottes verkündigt, hätte ich Blutschuld auf mich geladen. Natürlich wird Blutschuld auch vergeben, aber es ist sehr ernst. Es zeigt uns auch, wie wichtig es in der Verkündigung in den Gemeinden ist, das ganze Wort zu verkündigen und nicht einzuschränken. Sonst macht man sich schuldig.
Um diese Schuld ein wenig abzutragen, machen wir eben diesen Drohnenflug über die ganzen Bücher der Bibel – jetzt mit Hiob.
Diejenigen, die über den Livestream zugeschaltet sind, können hier unten am Bild auf den Link klicken. Dann bekommen sie auch das Skript, was sehr wichtig ist. Ich habe es ein bisschen ausführlicher geschrieben als sonst, werde es aber noch mit weiteren Bemerkungen versehen.
Man hat nicht den Vortrag, wenn man einfach nur das Skript liest.
Der schwer geprüfte Hiob aus dem Land Uz lebte in den leidvollen Jahrhunderten nach der Sintflut. Völkerwanderungen, das Leben in Höhlen – von dem das Buch auch spricht – sowie die Eiszeit, auf die wir viele Hinweise im Buch Hiob finden, prägten diese geplagte Zeit.
Gefährliche, angsteinflößende Saurier, die ebenfalls eindrücklich in diesem Buch beschrieben sind, Erdbeben und Flutwellen, die ebenfalls erwähnt werden, trugen zu den Herausforderungen jener Zeit bei. Vor diesem Hintergrund stellt das Buch die Frage nach dem Sinn des Leidens. Ein ganzes Buch widmet sich dieser Frage.
Das Buch beantwortet die Frage, warum Gerechte leiden müssen. Es geht nicht darum, warum Gottlose leiden, sondern warum gerechte, Gott hingegebene und treue Menschen leiden müssen. Hiob litt, damit Gott durch seine Treue und Hingabe verherrlicht werde. Dies trifft besonders auf die Prüfungen 1 bis 4 im Buch zu. Diese Prüfungen entsprechen genau dem, was der Herr Jesus in Johannes 9,3 und Johannes 11,4 erwähnt: Leiden zur Herrlichkeit Gottes. Es geschieht einfach, damit Gott geehrt wird, indem deutlich wird, wie Wiedergeborene treu am Herrn festhalten und an sein Wort glauben, auch wenn es ihnen schlecht geht.
Doch Gott benutzte das Leiden auch, um Hiob zu erziehen und näher zu sich zu ziehen. Dies gilt besonders für die Prüfungen 5 bis 7. Diese Prüfungen entsprechen ganz dem Sinn von Hebräer 12,4-11, wo wir sehen, dass es ganz normal ist, dass der himmlische Vater uns erzieht, damit wir Fortschritte machen. So war es auch bei Hiob der Fall.
Insgesamt gab es also sieben Prüfungen in meiner Serie über das Buch Hiob im Livestream. Dort gehe ich ausführlich auf all diese Prüfungen ein und erkläre genau, wie sie abliefen. Hier soll es jedoch nur um eine Übersicht gehen.
Die drei Freunde Hiobs wussten, ebenso wie Hiob selbst, nichts von Gottes himmlischen Plänen, die uns in diesem Buch in Kapitel 1 und 2 offenbart werden. Im Himmel fand ein Gespräch über die Engelwelt statt, und zwar zwischen Gott und Satan. Gott gab Satan in einem ganz bestimmten, klar abgegrenzten Rahmen die Freiheit, gegen Hiob zu handeln. Satan legte seine Hand an Hiob.
Eigenartigerweise meint Hiob in seinen Reden, dass Gottes Hand ihn berührt hätte. Tatsächlich war es jedoch nicht Gottes Hand, sondern die Hand Satans – allerdings eben ganz klar eingegrenzt. So wussten sie nichts davon, dass es darum ging, zu zeigen, dass Hiob dem Herrn treu bleibt.
Sie glaubten, Hiobs Leiden sei der Beweis dafür, dass er ein Heuchler sein müsse, der schwer gesündigt habe. In ihren Diskussionen in den Kapiteln 4 bis 31 drücken sie ihn förmlich an die Wand. Das entspricht dem Gesetz von Newton: actio gleich reactio. Wenn man mit der Faust gegen die Wand schlägt, kommt ein gleich starker Schlag zurück – nicht ganz, da noch etwas Deformationsenergie und Wärme verloren gehen, aber grob gesagt ist es dasselbe.
So war es auch, dass Hiob in seinem Bestreben, sich zu rechtfertigen, sich mit seinen Worten gegenüber Gott versündigte. Das ist wirklich traurig, denn das wäre nicht geschehen, hätten die Freunde ihn nicht so unter Druck gesetzt.
Nach all den Diskussionen tritt Hiobs jüngster Freund Elihu auf, in den Kapiteln 32 bis 37. Er versteht die Sache besser. Er kann Hiob seelsorgerlich helfen und ihm erklären, dass Gott den Gerechten durch Leiden erzieht. Das hatten die anderen Freunde überhaupt nicht in Betracht gezogen. Für sie war Leiden immer der Beweis für Sünde. Doch es war eben anders.
Nach diesem seelsorgerlichen Gespräch, in dem Elihu immer wieder den Namen Hiob benutzt, entsteht eine ganz andere Beziehung. Die anderen Freunde sprechen Hiob nie mit seinem Vornamen an, sondern sagen immer nur „Du, Du, Du“. Das machen wir ja auch manchmal, wenn wir den Namen vergessen haben. Aber es ist wichtig, Menschen mit ihrem Namen anzusprechen. Gott macht das auch bei uns, wie in Jesaja 43 zu lesen ist: „Ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein.“
So schafft Elihu eine ganz andere Beziehung zu Hiob.
Und dann schließlich sprach Gott aus dem Sturm persönlich mit Hiob (Hiob 38-41). Dabei offenbarte sich der Herr als der Weise, Schöpfer und erhabene Erhalter der Welt. Zum Beispiel werden dort zwei Exemplare von Dinosauriern beschrieben: Behemoth und Leviathan. Daraufhin kommt Hiob zur Buße und Umkehr. Er erkennt, dass er sich in seinem Reden über Gott versündigt hatte.
Dann ist es auch so, dass der Herr den todkranken Hiob wieder gesund machte und ihm alles doppelt erstattete (Hiob 42).
Dazu möchte ich noch aus Jakobus 5 lesen, wo der Bruder des Herrn das Buch Hiob ganz knapp zusammenfasst. Er sagt:
Jakobus 5,10-11: „Nehmt, Brüder, zum Vorbild des Leidens und der Geduld die Propheten, die im Namen des Herrn geredet haben. Siehe, wir preisen die Glückseligen, die ausgeharrt haben. Von dem Ausharren Hiobs habt ihr gehört, und das Ende des Herrn habt ihr gesehen, dass der Herr voll innigen Mitgefühls und barmherzig ist.“
Dieses Ausharren von Hiob sieht man also durch das ganze Buch hindurch, von Anfang bis zum Schluss. Übrigens auch dort, wo er versagt hat. Dennoch hielt er dem Herrn die Treue und klammerte sich an ihn, auch wenn er nicht verstand, was geschah und sich in gewissen Aussagen völlig vergriff. Er hatte also ausgeharrt.
Dann lesen wir: „Das Ende des Herrn habt ihr gesehen.“ Das ist Kapitel 42, dort, wo der Herr Hiob völlig wiederherstellt und alles vorbei ist mit diesen Prüfungen. Der Herr ist voll innigen Mitgefühls und barmherzig.
Hiob ahnte nichts mehr von diesem Mitgefühl, aber es war durch alle Leiden hindurch voll da. Das müssen wir auch wissen: Wenn wir es nicht fühlen, ist es trotzdem eine Tatsache. Wie wir lesen in Jesaja 63,9: „In all ihrer Bedrängnis war er bedrängt.“
Dann war das Leiden abgeschlossen. Hiob wurde gesund, Gott erstattete ihm alles doppelt. Er musste nicht fürchten: „Wann kommt der nächste Schlag?“ Stattdessen konnte er einfach froh mit dem Herrn weitergehen.
Dazu noch eine Stelle aus Sprüche 3, die eine beruhigende Wirkung haben kann. Als Gläubiger, wenn man erlebt hat, wie plötzlich ein Blitz aus heiterem Himmel das ganze Leben erschüttert, fragt man sich oft: „Wann kommt der nächste Schlag?“ Nachdem wir ein Kind verloren hatten, stellte sich mir immer wieder diese Frage: „Wann ist der nächste dran?“
Sprüche 3,25-26 zeigt unsere Haltung: „Fürchte dich nicht vor plötzlichem Schrecken, noch vor der Verwüstung der Gottlosen, wenn sie kommt; denn der Herr wird deine Zuversicht sein und wird deinen Fuß vor dem Fang bewahren.“
Das ist eine ganz klare Ausrichtung. Wir sollen uns nicht darauf einstellen, quasi den Kopf einziehen und warten, bis das Nächste kommt. Es ist eine Ermutigung: Fürchte dich nicht vor plötzlichem Schrecken. Was auch kommen mag, der Herr wird deine Zuversicht sein und deinen Fuß vor dem Fang bewahren.
Der Vers davor sagt noch etwas über die Schlafqualität: „Wenn du dich niederlegst, wirst du nicht erschrecken, und liegst du, so wird dein Schlaf süß sein.“
Ja, soviel zu Hiob. Wir gehen weiter zum Buch der Psalmen.
Bei den Psalmen handelt es sich um ein göttlich inspiriertes Gesangsbuch. Das hebräische Wort für Psalmen ist Tehillim, was „Lobgesänge“ bedeutet. Dabei steckt im Wort selbst eigentlich das Lob, nicht der Gesang. Im Titel der Psalmen steht jedoch immer wieder zum Beispiel „ein Psalm von David“, und hier wird nicht das Wort Tehillim (Mehrzahl, Lobpreisungen) verwendet, sondern Mismor. Das ist ein anderes Wort für Psalm und bedeutet einen Psalm, der mit Musikinstrumenten begleitet wird. Ja, das ist Mismor.
Somit handelt es sich um ein inspiriertes Gesangsbuch, das auch für die Begleitung mit Instrumenten konzipiert ist. So war es eigentlich auch das Gesangsbuch des Tempels und des Tempelorchesters, das König David eingerichtet hatte. Das war ganz grandios: Im elften Jahrhundert vor Christus organisierte König David das so, dass es drei Hauptdirigenten gab – zum Beispiel war Asaf einer davon. Es gab drei Hauptdirigenten, einen Chor und ein Orchester aus dem Stamm Levi, aus Priestern und Leviten. Außerdem gab es eine Art Konservatorium.
In Erster Chronik sehen wir, wie David das organisiert hat. Die jungen Leute wurden im Instrumentalspiel ausgebildet. Der Tempel war somit eine Art Konservatorium für professionelle Musiker, die dann diese Psalmen aufführten.
Übrigens sind 5. Mose 32, das Lied Moses, und 2. Mose 15, das Lied nach dem Durchzug durch das Rote Meer, auch Lieder des Lammes. Diese Lieder wurden zum Beispiel immer zur Zeit des Herrn Jesus im Tempel am Sabbat gesungen.
Die Psalmen sind also das Gesangsbuch des Tempels, aber nicht das einzige. Ich möchte den Satz noch einmal vorlesen: Bei den Psalmen handelt es sich um ein göttlich inspiriertes Gesangsbuch, in dem alle Gefühlsregungen der Seele entfaltet werden: Kummer, Sorgen, Zweifel, tiefste Niedergeschlagenheit, Befürchtungen, Ängste, Schrecken und so weiter. Alle menschlichen Erschütterungen werden immer wieder durch die alles übertönenden Triumphfanfaren der Hoffnung und der Glaubensgewissheit mit Dank, Jubel und Anbetung durchbrochen.
Das ist ganz unglaublich, unfasslich – muss ich sagen. Glaubwürdig ist es ja. Die Psalmen zeigen die ganze Bandbreite dessen, was an Emotionen bei uns Menschen möglich ist. Das muss man so sehen: Es ist ein riesiger Schatz, den Gott uns gegeben hat. Ich bin so froh, dass Gott uns nicht als Computer erschaffen hat. Computer haben absolut keine Emotionen.
Natürlich ist die Gefühlstiefe nicht bei allen Menschen gleich ausgeprägt. Zum Beispiel hat das russische Volk offensichtlich eine ganz besonders ausgeprägte Gefühlstiefe. Das merkt man an der russischen Musik, wenn man sie mit Schweizer Volksmusik vergleicht. Auf der anderen Seite hat der Kommunismus in all den Jahrzehnten unglaublich viel kaputtgemacht. Das ist nur ein Beispiel, um zu zeigen, dass es bei Menschen unterschiedlich ist.
Menschen, die sehr tief empfinden, können das vielleicht als etwas Unangenehmes betrachten. Aber eigentlich ist es ein Geschenk, weil man Dinge wahrnehmen und wirklich empfinden kann, die andere nicht gleich tief empfinden. Manchmal können Gefühle so stark sein, dass man sie fast körperlich spürt. So geht es mir zumindest. Aber ich möchte es nicht anders haben.
Die Psalmen helfen sehr, wenn man in solchen Situationen ist. Wenn man sie liest und aufnimmt, kann man das wirklich ausdrücken – aber eben auf eine gottgemäße Art. Die Psalmen laden uns ein, das zu tun, was Klagelieder 2 sagt. Wenn wir kurz aufschlagen: Klagelieder 2, Vers 19.
„Mach dich auf! Ich warte noch, bis alle es haben.“ Es hilft enorm, wenn man die Bibel liest und gleichzeitig hört. So prägt sich alles viel tiefer in unseren – ich hätte fast gesagt – Gehirnen ein, aber vor allem in unseren Seelen.
„Mach dich auf, klage in der Nacht, beim Beginn der Nachtwachen, schütte dein Herz aus wie Wasser vor dem Angesicht des Herrn, hebe deine Hände zu ihm empor für die Seele deiner Kinder, die vor Hunger verschmachten an allen Straßenecken.“
Hier wird gesagt, das Herz auszuschütten wie Wasser. Das heißt also, wie einen Wasserkessel auszuschütten. Das ist natürlich ein Hinweis auf unsere Tränen. Es ist ein Geschenk von Gott, dass wir bei Traurigkeit Tränen vergießen können. Das können Affen nicht. Das ist ein Unterschied zwischen Affen und Menschen. Es gibt noch ein paar weitere Unterschiede, aber das ist schon etwas ganz Wertvolles.
Menschen können Tränen vergießen aus Emotionen und so ihr Herz wie Wasser ausschütten. Der Punkt, auf den ich hinauswill, ist: „Schütte dein Herz aus wie Wasser vor dem Angesicht des Herrn.“ Wenn uns die Traurigkeit in die Nähe des Herrn führt, dann können wir Gott in solchen Momenten viel tiefer erleben als sonst. Das ist auch ein gewaltiger Trost.
Die Psalmen zeigen nicht nur Kummer, Sorgen, Zweifel, tiefste Niedergeschlagenheit, Befürchtungen, Ängste und Schrecken, sondern auch Hoffnung und Glaubensgewissheit mit Dank, Jubel und Anbetung. Die Freude ist in den Psalmen so wunderbar zum Ausdruck gebracht und hilft uns, unsere Gefühle – und zwar geistliche Gefühle – zu ordnen.
Das sind unsere Emotionen, verbunden mit dem Herrn. Dann werden die Emotionen zu geistlichen Gefühlen. So verbinden wir uns mit dem Herrn.
Es heißt geschrieben: Angesichts der unabänderlichen Treue Gottes wird der durch Glauben Gerechtfertigte aus der Finsternis zum Licht geführt. Ich hätte ganz viele Verse aus den Psalmen zitieren können, aber dieser Vers war mir in meinem Leben immer besonders wichtig.
Wenn wir aufschlagen, drückt das den Wahlspruch der Hugenotten aus, die in Frankreich so furchtbar gelitten haben, einfach weil sie am Evangelium festhalten wollten. Ihr Wahlspruch war „Post tenebras lux“ – nach der Finsternis das Licht. Und genau das lesen wir hier: Psalm 112, Vers 4.
„Den Aufrichtigen geht Licht auf in der Finsternis, er ist gnädig und barmherzig und gerecht.“
Aber die Psalmen zeigen auch, dass der Gottlose im Gericht enden wird. Diesen Gedanken finden wir schon im ersten Psalm, wo es heißt, in Vers 5:
„Darum werden die Gottlosen nicht bestehen im Gericht, noch die Sünder in der Gemeinde der Gerechten. Denn der Herr kennt den Weg der Gerechten, aber der Weg der Gottlosen wird vergehen.“
Was hier im Kern angelegt ist in Psalm 1, wird in den weiteren 149 Psalmen entfaltet. Es geht immer wieder um den Weg des Gerechten und den Weg des Gottlosen. Der Weg des Gerechten endet immer im Licht, der Weg des Gesetzlosen im Gericht.
Der Gesetzlose oder Gottlose wird in den Psalmen vielfach als „der Antichrist“ beschrieben – wirklich als der Mensch der Sünde, der am Ende der Zeit kommen wird. Vielleicht lebt er schon, aber niemand kann wissen, wie er ist. Niemand. Ich bekomme immer wieder Nachrichten, da sagt mir jemand, er wisse es jetzt, es sei der oder der, zum Beispiel der Nachfolger von Schwab oder Selenskyj. Aber die Bibel sagt, wir können es nicht wissen.
Darum spart euch solche Gedanken und denkt über Gescheiteres nach. Aber er kommt, dieser Gesetzlose, der immer wieder in den Psalmen beschrieben wird – der endzeitliche Gesetzlose.
Der Gerechte wird jedoch in den Psalmen gekrönt, in denen der Messias beschrieben wird. Viele Psalmen beschreiben die Leiden des Messias, des Mannes der Schmerzen. Ich habe ein paar Beispiele im Skript aufgeführt: Psalm 8, 22, 38, 40, 69, 88, 102. Viele weitere habe ich noch übergangen.
Diese Psalmen sind wunderbare prophetische Texte, die auf den Herrn Jesus hinweisen. Er hat die tiefsten Leiden, die tiefsten Schmerzen und die tiefste Traurigkeit in seinem Leben erlebt. Der Höhepunkt dessen, was die Gefühle betrifft, ist das, was der Herr Jesus am Kreuz empfunden hat.
Man lese ganz besonders Psalm 69 und Psalm 88. Dort sieht man in die Tiefen der Seele des Herrn Jesus als Mensch hinein. In den Evangelien wird das Äußere zur Hauptsache beschrieben, aber in den Psalmen wird das Innere dargestellt. So ergänzen sich Evangelien und Psalmen in diesem Punkt auf wunderbare Weise.
Die Psalmen beschreiben auch seine Verherrlichung und seinen Triumph, zum Beispiel in Psalm 8, wo wir sowohl Leiden als auch Verherrlichung finden, sowie in Psalm 45, 46 und 110. Ich habe viele weitere ausgelassen, aber sie sollen nur Beispiele sein, die das deutlich machen.
Die Freude des Herrn Jesus, die er in seiner Seele empfand, ist auch das Vorbild für unsere innere Freude.
Ich möchte dazu ganz kurz aus Lukas 10 lesen. Der Herr Jesus hatte viel Enttäuschung erlebt. Er wurde von vielen Menschen enttäuscht. Gerade in den Versen davor, Lukas 10, Vers 13, spricht er über Chorazin, Betsaida und Kapernaum – die Orte, an denen er am meisten gewirkt hat. Dort hat er bei den meisten Menschen Enttäuschung erfahren.
In Lukas 10, Vers 21 lesen wir: „In derselben Stunde verherrlichte er im Geist und sprach: Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, dass du dies vor Weisen und Verständigen verborgen und den Unmündigen offenbart hast. Ja, Vater, denn so war es wohlgefällig vor dir.“
Hier wird zeitlich präzisiert, dass der Herr Jesus in derselben Stunde verherrlicht hat. Wie konnte er Freude haben in diesem Leid? Es ist einfach, weil er betont: „Ja, Vater, denn so war es wohlgefällig vor dir.“ Er wusste, dass den Menschen, die es wirklich wollen, die Wahrheit offenbart wird. Das sind die Unmündigen. Den anderen, die nicht wollen, bleibt sie verborgen.
Er hatte dazu ein „Ja“, und deshalb konnte er verherrlichen. Er hatte einen inneren Frieden in seinem Leben erlebt – das ist ganz gewaltig. Wenn wir in Johannes 14 lesen: „Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch, nicht wie die Welt gibt“, dann meint er: Ich gehe jetzt ans Kreuz und werde Frieden mit Gott schaffen.
Das ist der grundsätzliche Frieden, den wir haben, wenn wir uns bekehrt haben. In Römer 5, Vers 1 heißt es: „Da wir nun gerechtfertigt worden sind aus Glauben, so haben wir Frieden mit Gott.“ Das ist der Friede, den der Herr Jesus gelassen hat.
Aber dann sagt er: „Meinen Frieden gebe ich euch.“ Sein Durativ „lasse ich euch“ zeigt, dass dieser Friede immer wieder neu gegeben wird. Das ist der Friede, den der Herr Jesus innerlich empfunden hat. Und diesen Frieden konnte er auch im Leiden und in der Traurigkeit erleben. Er hatte dieses innere Verherrlichen.
Diesen Frieden will er uns immer wieder neu schenken. Ja, so viel zum Buch der Psalmen. Wir gehen weiter zu den Sprüchen.
Im Buch der Sprüche offenbart Gott Menschen, die mit ihm in Gemeinschaft leben, seine Weisheit. Besonders typisch für dieses Buch ist, dass die Weisheit in einer auf die Einzelheiten des alltäglichen Lebens zugeschnittenen Form dargestellt wird. Es geht hier um praktische Weisheit, die alle Bereiche des menschlichen Lebens berührt: das persönliche Verhalten, den Charakter, familiäre und eheliche Beziehungen sowie ethische Fragen – also was richtig und was falsch ist –, soziale Aspekte, die das Zusammenleben mit anderen Menschen betreffen, wirtschaftliche und politische Fragen und so weiter. Jeder Aspekt des Lebens wird mit Gott in Beziehung gesetzt.
Einmal hat mir jemand einen Vorwurf gemacht und gesagt, man könne mit mir über irgendein Thema sprechen, und ich würde dann wieder über Gott sprechen. Aber genau das ist der Punkt: Es ist so wichtig, dass wir alles in Beziehung mit dem Herrn setzen. Das lernen wir zum Beispiel aus dem Buch der Sprüche. Dies wird besonders deutlich im Schlüsselvers des Buches, den wir aufschlagen in Sprüche 1,7. Dort sagt Salomo, inspiriert durch den Heiligen Geist: „Die Furcht des Herrn ist der Anfang der Erkenntnis; die Toren verachten Weisheit und Zucht.“
Es geht also darum, dass wir Weisheit von Gott erhalten, wenn wir Gottes Furcht haben und von einem tiefen Empfinden der Größe und Majestät Gottes erfüllt sind. Das ist der Schlüssel. Diese Weisheit oder Erkenntnis macht nicht stolz. Wenn sie sich nach oben dreht, wie eine Spirale, die nach oben zeigt, ist etwas nicht in Ordnung. Dann kann man sicher sein, dass sie nicht aus der Ehrfurcht vor dem Herrn kommt. Die Ehrfurcht vor dem Herrn macht uns klein und den Herrn groß. Und dann gibt uns Gott Erkenntnis.
Das sehen wir sehr schön im Buch Daniel. Daniel war schon als junger Mensch, als Teenager, der nach Babylon kam, gottesfürchtig und wollte den Weg mit dem Herrn gewissenhaft gehen. Er nahm sich in seinem Herzen vor, sich nicht zu verunreinigen (Daniel 1,8). Gott gab ihm daraufhin ganz besondere Weisheit. Diese Weisheit machte ihn nicht stolz, sondern noch treuer. Das sieht man in Kapitel 2. Gott gab ihm dann noch mehr Weisheit, die ihn wiederum noch treuer machte, was in weiteren Kapiteln deutlich wird.
Es ist eine andere Art von Spirale: Treue führt zu Erkenntnis und Weisheit, und das wiederum führt zu noch mehr Treue. Erkenntnis und Weisheit führen zu noch mehr Treue. Durch das Buch der Sprüche zeigt uns der Herr, wie wir den Fallstricken der Sünde entgehen können, deren zerstörerische Wirkung sich in unserem Leben entfalten möchte.
Interessant ist auch, dass in Sprüche 1 bis 9 ein zusammenhängender Text zu finden ist. Salomo spricht hier als Vater zu seinem Sohn oder seinen Söhnen, also zu jemandem, der in enger Beziehung zu ihm steht. So wie Gott seine Weisheit an uns weitergibt, wenn wir in enger Beziehung zu ihm stehen, so gibt Salomo seinen Söhnen diese Weisheit Gottes in einem zusammenhängenden Text weiter. Er erklärt und erläutert.
Ganz anders ist es ab Kapitel 10. Dort finden wir einzelne Sprüche, die auf den ersten Blick ungeordnet erscheinen. Doch dieses Gefühl täuscht. Wenn wir wissen, dass wir Gottes Wort lesen, wissen wir genau, dass ein Plan dahintersteckt, auch wenn wir ihn vielleicht nicht sofort erkennen. Ein wichtiger Hinweis zum Verständnis der Sprüche ist, dass ständig mit Stichwortassoziationen gearbeitet wird.
Ich lese zum Beispiel Sprüche 10,1: „Ein weiser Sohn erfreut den Vater, aber ein törichter Sohn ist der Kummer seiner Mutter. Schätze der Gottlosigkeit nützen nichts, aber Gerechtigkeit errettet vor dem Tod. Der Herr lässt die Seele der Gerechten nicht hungern, aber die Gier der Gottlosen stößt er zurück. Wer mit lässiger Hand schafft, wird arm, aber die Hand der Fleißigen macht reich. Wer im Sommer einsammelt, ist ein einsichtsvoller Sohn; wer zur Erntezeit in tiefem Schlaf liegt, ist ein Sohn, der Schande bringt.“
Auf den ersten Blick wirken das wie zusammengereihte einzelne Sprüche, nicht mehr so wie in den Kapiteln zuvor. Doch in Vers 1 spricht Salomo über einen weisen Sohn. In Vers 5 heißt es, wer im Sommer einsammelt, ist ein einsichtsvoller Sohn. Das ist eine Stichwortverbindung zu Vers 1. Als Kontrast wird in Vers 1 ein törichter Sohn genannt, und in Vers 5 ein Sohn, der Schande bringt.
Der Sohn, der den Vater erfreut, lebt gerecht, während der Sohn, der Schande bringt, Gesetzlosigkeit in seinem Leben hat. Deshalb sagt Vers 2: „Schätze der Gesetzlosigkeit nützen nichts, aber Gerechtigkeit errettet vom Tod.“ Die Assoziation ist also: Der weise Sohn ist gerecht, der törichte Sohn gesetzlos. Vers 3 sagt: „Der Herr lässt die Seele des Gerechten nicht hungern, aber die Gier der Gesetzlosen stößt er hinweg.“ Hier sehen wir, dass der weise Sohn ein Gerechter ist, und Gerechtigkeit rettet vom Tod. So sorgt Gott dafür, dass der Gerechte nicht verhungern muss. Das steht im Gegensatz zur Gier des Gesetzlosen, die zurückgewiesen wird.
Vers 4 macht deutlich: „Wer mit lässiger Hand schafft, wird arm.“ Das ist der törichte Sohn, der faul ist – eine verbreitete Kombination. Vers 5 sagt: „Wer im Sommer einsammelt, ist ein einsichtsvoller Sohn.“ Das ist der Fleißige. So sehen wir, dass ständig mit Stichworten verknüpft wird. So kann man durch die Kapitel weitergehen und erkennt, dass ein Gedankengang vorhanden ist, aber nicht als durchgehender Text, sondern als Assoziation der Themen.
Wer noch nicht genau weiß, was Assoziationen sind, dem hilft ein Beispiel: Wie verwechselt jemand Goethe mit Kupfer? Ganz einfach, indem er Goethe mit Lessing verwechselt, Lessing mit Messing und Messing mit Kupfer. So funktioniert es in den Sprüchen, dass Begriffe miteinander in Verbindung gebracht werden.
Dadurch gewinnen wir beim Lesen dieses Buches enorm. Dazu kommt noch etwas: Manchmal ist unser Leben so, dass wir das Gefühl haben, alles ist stimmig, es fließt alles harmonisch. Doch manchmal, wer kennt das nicht, steht man morgens auf, alles ist in Ordnung, man hat inneren Frieden und denkt, der ganze Tag wird so verlaufen. Dann reicht plötzlich eine Kleinigkeit, oft nur ein Satz, und ein Sturm wird ausgelöst. Alles gerät durcheinander.
So gehen wir in den Tag, ohne zu wissen, was auf uns zukommt. Plötzlich werden wir mit Menschen konfrontiert, die uns eine so dumme Frage stellen, dass wir aus dem Konzept geraten. Das kann niemand voraussehen. Das Buch der Sprüche zeigt uns jedoch, dass Gott für jede Situation ein Wort hat – wirklich das treffende Wort. Deshalb wird in den Sprüchen betont, wie wichtig einzelne Gottesworte zum richtigen Moment sind.
Ich lese Sprüche 25,11: „Goldene Äpfel in silbernen Prunkgeräten – so ist ein Wort, gesprochen zur rechten Zeit.“ So können wir erfahren, dass der Herr uns immer wieder, manchmal auch durch andere Menschen, im richtigen Moment das Bibelwort gibt, das uns die Wegweisung in die richtige Richtung zeigt.
Soviel zu den Sprüchen. Nun wenden wir uns dem Buch Prediger zu, das ebenfalls von Salomo stammt, aber welch ein Gegensatz zum Buch der Sprüche! Dort begegnet uns Salomo in seinen guten Jahren, in denen er die Weisheit, die er von Gott erhalten hatte, auch seinen Söhnen weitergeben konnte. Wobei die Söhne nicht gerade erfreulich waren, was sie daraus machten. Man denkt an Rehabeam, der nach Salomo den Thron bestieg und vieles zerstörte, was sein Vater aufgebaut hatte. Dabei hatte er diese Weisheit von seinem Vater mitbekommen.
Das zeigt, wie heikel der Übergang von einer Generation zur nächsten sein kann. Manchmal ist es erschütternd, wie schlecht etwas von einer Generation zur nächsten weitergegeben wird. Das musste Salomo schmerzlich erleben. In seinem Fall ist das besonders traurig.
Ich lese nun aus dem Skript: Im Lauf seines Lebens wandte sich Salomo vom alleinwahren Gott ab. Das wird in 1. Könige 11,1-8 beschrieben. Er suchte Befriedigung und Sinnerfüllung in allen möglichen und unmöglichen Dingen des Lebens. Durch Gottes Gnade durfte er am Ende seines Lebens offensichtlich noch einmal eine Umkehr erleben.
Ich habe auf 2. Samuel 7,14-15 hingewiesen. Dort spricht Gott durch den Propheten zu König David und sagt ihm: Wenn dein Sohn, der auf den Thron kommen wird – ein klarer Hinweis auf Salomo – untreu wird, werde ich ihn züchtigen. Das sind dann Leiden wegen Sünde, das gibt es auch.
Dann heißt es jedoch, ich werde meine Gnade „nicht von ihm weichen lassen, wie ich sie von Saul habe weichen lassen“. Bei Saul sehen wir, dass der Mann sich nie wirklich bekehrt hatte. Er war gläubig, aber nicht bekehrt. Das gibt es. Das sind die Leute aus Lukas 8, wo es heißt, wenn das Wort der Same ist, der auf das Felsige, das Steinige gesät wird, nehmen sie das Wort mit Freuden auf – es ist nicht von Buße, Reue und Umkehr die Rede. Sie nehmen das Wort mit Freuden auf, und wenn dann Schwierigkeiten kommen, fallen sie ab. Das waren Gläubige, aber nicht wiedergeboren, nicht bekehrt.
Saul war so einer, und man sieht das immer, wenn er zu Samuel spricht. Er sagt: „Der Herr, dein Gott, der Herr, dein Gott“ – nie kann er sagen: „Der Herr, mein Gott.“ Er hatte keine persönliche, lebendige Beziehung zum Herrn.
Gott sagt also zu David: Ich werde die Gnade von deinem Sohn nicht weichen lassen, wie ich sie von Saul habe weichen lassen. Das macht klar: Bei Salomo gibt es am Schluss eine Wende. Und das ist wirklich geschehen. Durch Gottes Gnade konnte er nochmals eine Umkehr erleben.
Das Buch des Predigers ist ein Rechenschaftsbericht, den Salomo geschrieben hat, um das Volk vor der Sinnlosigkeit eines Lebens ohne Gott zu warnen. Das macht er ganz klar in Prediger 12, Vers 9. Nach all der Beschreibung von Frustration und Enttäuschung im Leben ohne Gott kommt dort zum Ausdruck – ich lese Prediger 12, Vers 9:
„Und außerdem, dass der Prediger weise war, lehrte er noch das Volkerkenntnis und erwog und forschte, verfasste viele Sprüche. Der Prediger suchte angenehme Worte zu finden, und das Geschriebene ist richtig, Worte der Wahrheit, alles inspiriert.“
Er sagt sogar in Vers 11: „Die Worte der Weisen sind wie Treibstacheln und wie eingeschlagene Nägel, die gesammelten Sprüche. Sie sind gegeben von einem Hirten.“ Alles im Alten Testament ist gegeben von einem guten Hirten.
Nach dem Buch Prediger, und dann Vers 13: „Das Endergebnis des Ganzen, lasst uns hören: Fürchte Gott und halte seine Gebote, denn das ist der ganze Mensch. Denn Gott wird jedes Werk, es sei gut oder böse, in das Gericht über alles Verborgene bringen.“
Wir haben das Buch des Predigers oft nicht verstanden und gedacht, es sei ein pessimistisches Buch, das eigentlich gar nicht in die Bibel passt. Man muss bis zum Schluss lesen.
Vor kurzem hat mir auch jemand einen Brief geschrieben und gesagt: „Sie machen so und so, und in dem Buch schreiben Sie so und so.“ Da habe ich nachgelesen auf Seite 334. Was hat er denn auf den Seiten davor nicht gelesen und danach? Man kann natürlich ein Buch nicht beurteilen, wenn man es gar nicht gelesen hat.
Das Buch Prediger muss man bis zum Schluss lesen. Dann kommt nämlich die Pointe: das Endergebnis des Ganzen. „Lasst uns hören!“ Er sagt vorher immer wieder „Eitelkeit der Eitelkeiten“, also Sinnlosigkeit der Sinnlosigkeiten. Aber jetzt sagt er: Das Endergebnis ist, fürchte Gott und halte seine Gebote. Du musst Gottes Furcht haben, dann kriegst du nämlich die Weisheit, wie es in Sprüche 1,7 im Schlüsselvers steht.
Halte dich an Gottes Wort, und es wird einmal eine Abrechnung geben über unser Leben. Aha, das ist der Sinn des Buches.
Der König wollte also die Leute warnen, und darum hat er am Schluss diese Stellung als Prediger eingenommen. Darum hat er das Buch Prediger geschrieben, weil er zum Volk gepredigt hat und ihnen erklärt hat: Schaut mal, ich habe das alles ausprobiert.
Ich lese weiter: Der reiche König hatte alles ausprobiert, was ihm hätte Erfüllung bringen sollen. Er hatte viel mehr Geld als Teenager heute. Die sagen ihren Eltern: „Ich bekehre mich jetzt nicht, ich will etwas vom Leben haben.“ Etwas! Wenn schon alles. Und die sagen „etwas vom Leben haben“, aber sie haben nicht das Geld wie Salomo, der sich wirklich alles leisten konnte.
Er sagt: Ich habe alles ausprobiert, doch ohne Gott war alles hohl und leer.
Darum beginnt das Buch ganz am Anfang, Prediger 1, Vers 2: „Eitelkeit der Eitelkeiten, spricht der Prediger, Eitelkeit der Eitelkeiten, alles ist Eitelkeit. Welchen Gewinn hat der Mensch bei all seiner Mühe, womit er sich abmüht unter der Sonne?“ Es ist alles hohl.
Das bedeutet eitel, hohl, inhaltslos, sinnlos. Aber niemand soll seine schmerzhaften Irrwege nochmals gehen. Wir sollen aus Salomos Erfahrungen lernen.
Das Endziel des Predigers besteht darin, uns tiefe Gottesfurcht und Gehorsam der Heiligen Schrift gegenüber zu lehren, wie wir gelesen haben in Prediger 12,13-14.
Wer Gott fürchtet und seinem Wort gehorcht, kann voll Dankbarkeit seinem Schöpfer gegenüber die guten, aber vergänglichen Gaben mit wahrer Freude maßvoll genießen.
Deshalb spricht dieses Buch so oft über Freude, die von Gott kommt. Mit dem Buch Prediger bezeugt uns Gott, dass er das Denken und Sehnen des von Gott entfremdeten Menschen versteht.
Es ist erstaunlich: In diesem angeblich pessimistischen Buch liest man so viel von Freude. Und zwar wird nach einem systematischen Plan immer wieder über Freude gesprochen, durch das ganze Buch hindurch.
Warum? Weil Salomo zeigt: Ohne die Verbindung zum Herrn kann man sich nicht wirklich freuen an all den guten Gaben, die Gott uns in der Schöpfung gegeben hat. Aber wenn wir sie aus seiner Hand nehmen, dann schon.
Darum heißt es in Prediger 2, Vers 25, da zitiert der Prediger Gott, der sagt: „Denn wer kann essen und wer kann genießen getrennt von mir?“
Ja, also der wahre Genuss ist dann möglich, wenn man ihn aus der Hand des Herrn nimmt. Ein Cappuccino aus der Hand des Herrn ist etwas anderes als ein Cappuccino, nicht aus der Hand des Herrn. Wirklich, und es ist so vergänglich, es ist so schnell vorbei, nicht wahr? Aber in Gemeinschaft mit dem Herrn ist es etwas ganz anderes.
So lehrt der Prediger auch ganz praktisch den Umgang mit den irdischen Dingen wie Essen und Trinken und bewahrt eben vor Übertreiben, was in gewissen Fällen bis zu Bulimie führen kann. Es bewahrt auch vor Anorexie, Magersucht, wo man ein gestörtes Verhältnis hat zu Gaben, die Gott uns gegeben hat.
Das Buch Prediger hilft uns, das richtige Maß zu finden.
Ja, jetzt machen wir eine Viertelstunde Pause.
Vielen Dank an Roger Liebi, dass wir seine Ressourcen hier zur Verfügung stellen dürfen!
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