Wir befinden uns jetzt in 1. Mose 15. Darf ich bitten, die Verse 1 bis 9 zu lesen?
Nach diesen Dingen geschah das Wort des Herrn zu Abram in einem Gesicht so:
„Fürchte dich nicht, Abram! Ich bin dir ein Schild, ich werde deinen Lohn sehr groß machen.“
Da sagte Abram:
„Herr, Herr, was willst du mir geben? Ich gehe ja doch kinderlos dahin, und der Erbe meines Hauses wird Eliezer von Damaskus sein.“
Und Abram sagte weiter:
„Siehe, mir hast du keinen Nachkommen gegeben, und siehe, der Sohn meines Hauses wird mich beerben.“
Da geschah das Wort des Herrn zu ihm:
„Nicht dieser wird dich beerben, sondern der aus deinem Leibe Hervorgehende wird dich beerben.“
Er führte ihn hinaus und sprach:
„Blicke doch auf zum Himmel und zähle die Sterne, wenn du sie zählen kannst.“
Und er sprach zu ihm:
„So zahlreich wird deine Nachkommenschaft sein.“
Abram glaubte dem Herrn, und das wurde ihm als Gerechtigkeit angerechnet.
Und der Herr sprach zu ihm:
„Ich bin der Herr, der dich herausgeführt hat aus Ur, der Stadt der Kaldäer, um dir dieses Land zu geben und es in Besitz zu nehmen.“
Da sagte Abram:
„Herr, Herr, woran soll ich erkennen, dass ich es in Besitz nehmen werde?“
Da sprach er zu ihm:
„Bring mir eine dreijährige Jungkuh, eine dreijährige Ziege und einen dreijährigen Widder, eine Turteltaube und eine junge Taube.“
In 1. Mose 14 haben wir zuletzt die Schlacht der vier gegen die fünf Könige gesehen, also einen Nahostkrieg in der Zeit der Jahrhunderte nach der Sintflut. Wir haben beobachtet, wie Abraham mit seiner Privatarmee eingegriffen hat und eine beeindruckende Niederlage der Feinde erlebte. Dadurch konnte er auch Lot aus der Kriegsgefangenschaft befreien.
Anschließend haben wir die großartige Begegnung mit König Melchisedek erlebt. Melchisedek war ein kanonitischer König, der zu dieser Zeit jedoch den wahren Gott kannte und ihn verehrte. Er war sogar Priester Gottes des Höchsten. In Gottes Sicht war er höher als Abraham.
In Hebräer 7 wird erklärt, dass immer der, der in seiner Stellung vor Gott größer ist, den Geringeren segnet. Melchisedek hat tatsächlich Abraham gesegnet, und Abraham gab ihm den Zehnten, also zehn Prozent der Kriegsbeute.
Dies zeigt die Bedeutung von Melchisedek, der laut Hebräer 7 ein prophetischer Hinweis auf den Herrn Jesus ist, und zwar als König von Jerusalem. Er war somit ein Vorbild für den Herrn Jesus als Herrscher in Salem, Jerusalem, und verweist auf denselben im tausendjährigen Friedensreich.
Jetzt möchte ich noch ein Detail hervorheben, das auf den ersten Blick sehr nebensächlich erscheint, nämlich die Könige, die im Krieg verwickelt waren.
Zum Beispiel haben wir in 1. Mose 14,1 Kedorlaomer, den König von Elam, und Tidal, den König von Gojim. Kedorlaomer ist kein hebräisches Wort, das ist klar, denn er war der König von Elam. Tatsächlich ist Kedorlaomer elamitisch, eine Sprache, die damals im Gebiet des heutigen Südwestpersiens gesprochen wurde. Tidal hingegen ist hethitisch, also die Sprache dieses mächtigen Militärvolkes, das damals im Gebiet der heutigen Türkei lebte.
Diese Reiche hatten eine große Ausstrahlungskraft. Auffällig ist jedoch, dass Mose diese Namen einfach in den ursprünglichen Sprachen belassen hat, also transkribiert hat. Transkribieren bedeutet nicht übersetzen, sondern die Aussprache in einer neuen Schreibweise übernehmen, hier mit hebräischen Buchstaben.
Warum ist das wichtig? Es wird immer wieder gefragt, was die Ursprache der Menschheit war. Welche Sprache wurde im Garten Eden gesprochen, von Adam und Eva, dann von Kain, Abel, Seth und den ganzen Generationen bis Noah? War es Hebräisch? Wo steht das? Das ist der Punkt.
Natürlich muss es eine schöne Sprache gewesen sein, und die warmkehlige Sprache der biblischen Propheten passt gut dazu. Wenn wir aber die Namen anschauen: Adam ist nicht elamitisch oder hethitisch, sondern hebräisch. Adam kommt von der Wurzel „adom“, was „rot sein“ bedeutet, und hängt mit „adama“ zusammen, das „rote Ackererde“ heißt – die typische Terrarossa, wie man sie beispielsweise in den Tropen findet. Adam ist hebräisch und bedeutet „Erdling“, denn er wurde aus Erde erschaffen.
Der nächste Name, Seth, in der Linie bis Noah, bedeutet „Ersatz“ und ist ebenfalls hebräisch. Sheth kommt von „laschid“, was „setzen, stellen, legen“ bedeutet, also Ersatz. Kenan bedeutet auf Hebräisch „er weinte“. Enosh, der noch vor Kenan genannt wird, heißt „sterblicher, sündiger Mensch“ und stammt von der Wurzel „anash“, was „sterblich sein, böse sein“ bedeutet. So geht es weiter bis Noah, dessen Name von „lanuach“ kommt und „Ruhe“ bedeutet. Alle diese Namen sind hebräisch.
Nach der Sintflut bauten die Menschen die Stadt Babel. Die Bibel erklärt, dass der Name „Verwirrung“ bedeutet. Das funktioniert auf Hebräisch, denn es kommt von „ballal“, was „verwirren, vermischen“ heißt.
Man könnte argumentieren, dass Mose diese vorsintflutlichen und späteren Namen einfach ins Hebräische übersetzt hat, weshalb sie als hebräisch erkennbar sind. Das würde gut passen, wenn er auch Kedorlaomer und Tidal sowie viele andere Namen ins Hebräische übersetzt hätte. Aber das ist nicht der Fall.
Später, in der Josefsgeschichte, begegnen wir Namen wie Potiphar oder Asnat, der Frau, die er in Ägypten heiratete. Das sind altägyptische Namen, die ebenfalls nicht ins Hebräische übersetzt wurden. So können wir die ganze Bibel durchgehen. Wenn vom König Nebukadnezar die Rede ist, ist dieser Name nicht hebräisch, sondern akkadisch, also babylonisch, der Sprache der Babylonier. Salmanassar, der König von Assyrien, hat einen assyrischen Namen. Es ist also keineswegs typisch, dass Eigennamen übersetzt werden.
Daher können wir davon ausgehen, dass Mose die authentischen Namen so überliefert hat, wie sie gegeben waren. Damit ist klar: Die Ursprache war Hebräisch, ein Urhebräisch.
Die Sumerer, die nach der Sprachverwirrung in Babel im Gebiet von Babel lebten, sind nicht nach Japan oder Südamerika ausgewandert, sondern blieben dort. Sie nannten die Stadt Babylon, wussten aber nicht um die ursprüngliche Bedeutung. Für sie war es ein fremder Name, da er vom Hebräischen stammt.
Gott hat die Sprachfähigkeit der Menschen nicht einfach irgendwo gespeichert wie eine Festplatte. In unserem Gehirn sind die Zentren für Sprachproduktion und Sprachverständnis, das Broca- und das Wernicke-Zentrum. Gott hat den Menschen jeweils eine neue Sprache gegeben und die alte gelöscht. Das ist echtes Zungenreden, nicht einfaches Gestammel. Die Menschen konnten eine Sprache sofort sprechen, ohne sie gelernt zu haben.
So wie die Jünger in Jerusalem, die die Sprachen und Dialekte von Menschen aus Elam, Arabien und anderen Orten hörten – diese Auslandjuden kamen von drei Kontinenten. Die Jünger verkündigten die großen Taten Gottes in deren Sprachen und Dialekten. Die Aussprache stimmte vollkommen. Dort hat Gott aber nicht die alte Sprache gelöscht. Die Jünger konnten weiterhin Hebräisch, Aramäisch und Griechisch sprechen, aber auch die neun Sprachen, die sie empfangen hatten.
Es ist also klar: Die Sumerer verstanden Babylon nicht mehr. Später verstanden auch die Babylonier im Gebiet des heutigen Südirak Babel als „Bab Ilani“, das Tor der Götter. So entstand auch die Namensform Babylon.
Babylon ist dieselbe Stadt wie Babel. Warum sagt man manchmal Babylon und manchmal Babel? Babel ist der ursprüngliche Name. Die Arkader, also die Babylonier, deuteten den Namen als „Bab Ilani“, das Tor der Götter. Daraus entstand Babylon.
Aber es ist klar, dass sie Babel nicht verstanden. Die ursprüngliche Bedeutung macht 1. Mose 11 deutlich: Es war Verwirrung, weil Gott dort die Sprachen verwirrte. Damit ist sehr deutlich, dass Urhebräisch die Ursprache war.
Das war jetzt nur ein kleiner Exkurs, ausgehend von Tidal und Kedorlaomer.
Gott hat ja mit Adam gesprochen, und Adam hat ihn verstanden. Daraus kann man schließen, dass sie miteinander Hebräisch gesprochen haben.
Die Frage ist nun: Welche Sprache wurde oder wird im Himmel gesprochen? Ist es auch Hebräisch?
Ja, Gott hat mit Adam Hebräisch gesprochen, wie gesagt. Adam hat sogar Wortspiele gemacht. Zum Beispiel, als er seine Frau zum ersten Mal sah, sagte er, sie solle „Männin“ heißen. Er sprach: „Diese ist einmal Sotapam, Eze Merze Mai, Basar Mi Bessari“ – also: „Diese ist Gebein von meinem Gebein, Fleisch von meinem Fleisch.“ Sie soll „Männin“ genannt werden.
Das hebräische Wort dafür ist „Isha“, das ist das normale Wort für Frau auf Hebräisch. Es klingt ähnlich wie „Mann“ – auf Hebräisch „Isch“. Wichtig ist: Man könnte denken, „Isch“ sei die männliche Form und „Ischa“ die weibliche Form von Mann. Das ist aber nicht der Fall. Sprachwissenschaftlich sind „Ischa“ und „Isch“ nicht verwandt, sie klingen nur ähnlich. Genau darum funktioniert das Wortspiel auf Hebräisch.
Im Deutschen hat man versucht, das mit „Mann“ und „Männin“ nachzuahmen. In anderen Sprachen funktioniert das allerdings nicht so wie auf Hebräisch.
Das zeigt klar, dass diese Sprechweisen von Adam wirklich aus der Sprache heraus entstanden sind. Es war ursprünglich so.
Nun zur Frage nach der Sprache im Himmel: Die Bibel sagt zwar nicht ausdrücklich, dass im Himmel Hebräisch gesprochen wird. Allerdings war das Paradies in Eden ein Abbild des Paradieses im Himmel. Die Offenbarung 2 spricht hier vom Paradies im Himmel.
Deshalb ist diese Analogie sehr naheliegend. Trotzdem muss man sagen: Die Bibel erwähnt nirgends, dass im Himmel Hebräisch gesprochen wird.
Wer kein Hebräisch gelernt hat, hat dadurch keinen Nachteil. Im Himmel wird alles wieder perfekt funktionieren.
Gut, jetzt gehen wir weiter und wollen 1. Mose 15 anschauen. Dort ist es wunderbar, wie Gott Abraham nach den bewegenden Ereignissen mit dem Nahostkrieg im Kapitel 14 erscheint. Gott sagt zu Abraham: „Ich bin dir ein Schild, dein sehr großer Lohn.“ Es beginnt mit den Worten: „Fürchte dich nicht.“ Gott macht Abraham Mut.
Warum? Wir haben beim letzten Mal gesehen, dass der König von Sodom sich sehr freundlich ergab. Das zeigt, dass die Welt durchaus ein Gesicht aufsetzen kann, wenn es sein muss – so wie eben ein Engel Gottes. Lies mal kurz 1. Mose 14,21: Der König von Sodom sagte zu Abram: „Gib mir die Seelen, die Habe, aber nimm für dich.“
Daraufhin antwortete Abram dem König von Sodom: „Ich hebe meine Hand auf zu dem Herrn, zu Gott, dem Höchsten, der Himmel und Erde geschaffen hat, wenn ich vom Faden bis zum Schurimen, ja, wenn ich irgendetwas nehme von dem, was dein ist, damit du später nicht sagen kannst, ich habe Abram reich gemacht.“ Abram sagt also ganz klar: „Nichts für mich!“
Der König von Sodom bietet ihm großzügig quasi die Kriegsbeute an. Abraham merkt jedoch, dass das nicht sauber ist und später Konsequenzen haben könnte. Er will nicht, dass jemand sagt: „Ich habe diesen Träger der Verheißungen Gottes, den Mann aus der gottlosen, perversen Stadt Sodom, reich gemacht.“ Abraham hat das durchschaut und sagt lieber: „Nichts, ich verzichte auf solche Dinge.“ Er will sich nicht mit der Welt so verknüpfen, dass daraus eine Bindung entsteht, die schwer wieder zu lösen ist.
Wir merken auch die Gesinnung des Königs von Sodom: „Gib mir die Seelen.“ Man spürt, wer dahintersteckt. Der Teufel möchte die Seelen, damit sie ihm verkauft werden. „Nimm die Seelen, Besitz kannst du haben.“ Abraham aber merkt: „Nein, ich nehme das nicht. Ich verzichte.“
Im nächsten Kapitel sehen wir dann, wie Gott Abraham erscheint und sagt: „Fürchte dich nicht, Abraham, ich bin dir ein Schild, dein sehr großer Lohn.“ Der Herr gibt uns, was wir brauchen. Deshalb müssen wir nicht auf die Unterstützung der Welt angewiesen sein. Das ist auch wichtig für die Missionsarbeit: Nicht die Welt soll uns unterstützen, sondern der Herr muss das tun.
Abraham soll ermutigt sein, wenn Gott sagt: „Fürchte dich nicht.“ Trotzdem hat Abraham immer noch eine Not in seinem Herzen. Nach all der Zeit des Auszugs aus Ur in Chaldäa, wo Gott ihm gesagt hat, er werde ein Kind bekommen – und noch viel mehr: Von ihm werde eine große Nation abstammen – gibt es immer noch keinen Nachkommen.
Er macht sich Gedanken, wie wir in Vers 2 lesen: „Ich gehe ja kinderlos dahin.“ Abraham hatte nicht nur seine Familie, sondern auch eine ganze Privatarmee. Er zog mit über 300 Leuten aus, insgesamt 318, wie wir in Kapitel 14, Vers 14 lesen. Unter seinen Leuten war ein ganz besonderer Knecht namens Eliezer, was bedeutet: „Mein Gott ist Hilfe.“ Eliezer kam aus Damaskus.
Nach dem damaligen Recht wäre Eliezer, der Knecht, der natürliche Erbe gewesen, wenn Abraham kinderlos blieb. Der Besitz hätte dann in seine Hand kommen können. Daher sagt Abraham: „Ich habe ja immer noch kein Kind, aber Eliezer könnte ja erben.“ Das heißt, Gottes Verheißung könnte sich über Eliezer erfüllen.
Gott macht jedoch klar: Nein. Die Verheißungen dürfen nicht umgedeutet werden. Es war wirklich gemeint, dass von Abraham selbst, also biologisch, die Nachkommenschaft kommen sollte.
Und zwar können wir nochmals zurückblättern zu Kapitel 14. Dort kam ja Abraham vor. Aber eigentlich beginnt es schon in Kapitel 12, als Abraham ins verheißene Land kam. Der erste Ort, der beschrieben wird, ist Sichem, in Vers 6. Dort, bei den Terabinten von More, erscheint Gott ihm und verspricht ihm in Vers 7 – Christian, liest du es vor?
„Und daher erschien dem Abram der Herr und sprach: Deinen Nachkommen will ich dieses Land geben.“ Er erbaute dort dem Herrn, der ihm erschienen war, einen Altar.
Also, hier haben wir für „Nachkommenschaft“ in der alten Elberfelder Übersetzung noch „Same“. Gott meinte damit eindeutig seine biologische Nachkommenschaft. Nicht etwas Übertragenes, auch keine ideelle Beziehung, wie bei einem Elieser, der quasi wie ein Sohn war. Nein, Gott wollte das über die biologische Linie. Das war sein Versprechen. Eine Umdeutung ist hier nicht möglich.
Damals in Sichem hat Gott mit Abraham den Bund geschlossen. Von da an bis zum Bund am Sinai – wenn man die Chronologie der Bibel durchrechnet – sind es genau 430 Jahre. Dazu siehe Galater 3. Dort geht es um das Gesetz vom Sinai und den Bund mit Abraham. Es wird erklärt, dass das Gesetz vom Sinai, obwohl es später kam, den Bund mit Abraham nie aufgehoben oder annulliert hat.
Paulus sagt dazu in Galater 3, Vers 17: „Dies aber sage ich: Einen vorher von Gott bestätigten Bund macht das 430 Jahre später entstandene Gesetz nicht ungültig, so dass die Verheißung unwirksam geworden wäre.“
Der Satz ist etwas schwierig, aber man muss genau lesen: Es heißt „einen vorher von Gott bestätigten Bund“ – im Akkusativ. Das Subjekt ist das 430 Jahre später entstandene Gesetz. Dieses Gesetz macht den Bund nicht ungültig, den Gott bestätigt hatte. Mit diesem Bund ist der Bund mit Abraham in Sichem gemeint.
Wenn man das durchrechnet, sind es von dort bis zum Auszug aus Ägypten 430 Jahre. Wichtig ist: Dieser Bund wurde von Gott bestätigt.
In Sichem haben wir den Bundesschluss, und danach finden wir sieben Bestätigungen. Zum Beispiel in Kapitel 13, Verse 14–18. Dort heißt es:
„Und der Herr sprach zu Abraham, nachdem Lot sich von ihm getrennt hatte: Erheb deine Augen und schau von dem Ort, wo du bist, nach Norden und Süden, Osten und Westen! Denn das ganze Land, das du siehst, will ich dir geben und deinen Nachkommen für ewig. Ich will deine Nachkommen machen wie den Staub der Erde, so dass, wenn jemand den Staub der Erde zählen kann, auch deine Nachkommen gezählt werden. Mache dich auf und durchwandere das Land seiner Länge und Breite nach, denn dir will ich es geben.“
Abraham schlug seine Zelte auf und ließ sich nieder unter den Terabinten von Mamre, die bei Hebron sind, und erbaute dort dem Herrn einen Altar.
Diese Verse haben wir schon früher betrachtet. Damals haben wir herausgefunden, wo dieser Ort war, von dem man diesen Ausblick hatte. Ja, ich höre es schon: Baal-Khazor, der höchste Berg im sogenannten Westjordanland, in Judäa-Samaria. Von dort aus hat man einen fantastischen Blick, zum Beispiel bis zum Hermon-Gebirge im Norden, rüber bis zum Mittelmeer, bis zum Nebo und auch Richtung Süden.
Dort hat Gott den Bund zum ersten Mal bestätigt. In Vers 15 heißt es: „Denn das ganze Land, das du siehst...“ Also bis zum Hermon. Jetzt ist der ganze Hermon in Israels Hand, wenn auch noch nicht so lange. Es gibt drei Gipfel, und der höchste Gipfel war früher in Syrien, 2.814 Meter hoch. Jetzt kontrolliert Israel diesen Gipfel, und das ist ein sehr strategisch wichtiger Punkt. Dort sind Antennen und Schüsseln installiert, die für die strategische Sicherheit im Nahen Osten wichtig sind.
Nur so nebenbei gesagt: „Das ganze Land, das du siehst, will ich dir geben.“ Und weiter: „Deine Nachkommenschaft“ – dort steht auch „Same“, „Sera“ –, also die biologische Nachkommenschaft, nicht durch Adoption wie bei Elieser. „Deine Nachkommenschaft für ewig.“ Gott beschränkt das nicht.
Weiter heißt es: „Ich will deine Nachkommenschaft machen wie den Staub der Erde.“ Auch in dieser zweiten Bestätigung ist klar, dass es um die biologische Linie geht.
Die dritte Bestätigung nehmen wir heute durch, in Kapitel 15. Es ist eine ganz spezielle Phase. Jede Phase ist natürlich besonders, aber wir werden sehen, dass diese hier etwas ganz Besonderes ist.
Der Vollständigkeit halber gebe ich noch Kapitel 17 an. Dort haben wir eine weitere Bestätigung, bei der Gott die Beschneidung einführt. Die Beschneidung wird zum Symbol für den Abrahamsbund.
In Kapitel 22, nach der Darbringung Isaaks, gibt Gott nochmals eine Bestätigung des Abrahamsbundes von Sichem.
Später wird dieser Bund gegenüber Isaak bestätigt, in Kapitel 26, Verse 3 bis 5 und 24, und noch später gegenüber Jakob in Kapitel 28, Verse 13 und folgende.
Das ergibt also den Bund und sieben Bestätigungen.
Wie gesagt, vom Bund in 1. Mose 12 bis zum Auszug sind es 430 Jahre.
Soll ich das für die, die es aufgeschrieben haben, nochmal wiederholen? Also:
1. Mose 12 – der Bund
13, 14–18 – die erste Bestätigung
15 – das ganze Kapitel
17 – weitere Bestätigung mit der Beschneidung
22 – Bestätigung nach der Darbringung Isaaks
26 – Bestätigung gegenüber Isaak
28 und folgende – Bestätigung gegenüber Jakob
35 und folgende – weitere Bestätigungen
Allen Patriarchen – Abraham, Isaak und Jakob – wird dieser Bund bestätigt. Und alle diese Verse, die ich in den weiteren Kapiteln erwähnt habe, sind nicht neue Bündnisse, sondern die Bestätigung des Bündnisses mit Abraham in Sichem, 1. Mose 12.
Und jetzt schauen wir uns das genau an. Gott sagt also klar in 1. Mose 15,4: „Nicht dieser wird dich beerben, sondern der aus deinem Leib hervorgehen wird.“
Damit nutzt Gott einen anderen Ausdruck. Man könnte sagen: Ja, aber Same – was heißt das eigentlich? Es wird ja schließlich auch vom Samen der Schlange gesprochen, in 1. Mose 3,15. Was ist damit gemeint? Die Schlange ist der Satan, und ihr Same sind die Kinder der Schlange, die Kinder des Satans.
Wir wissen, dass die Ungläubigen, die Verlorenen, in Johannes 8 als Kinder des Teufels bezeichnet werden: „Ihr seid aus eurem Vater, dem Teufel, und die Begierden eures Vaters wollt ihr tun.“ In 1. Johannes 3 wird hier offenbar zwischen den Kindern Gottes und den Kindern des Teufels unterschieden. Also ist Same dort im übertragenen Sinn gemeint.
Warum? Weil Satan eben kein Mensch ist, sondern ein Geist. Engel sind Geister, wie es in Hebräer 1,14 heißt. Darum ist der Same der Schlange geistig gemeint.
Aber Gott sagt, der Same der Frau wird einmal der Schlange den Kopf zertreten. Der Same bei der Frau, die ein Mensch war – Eva – ist also biologisch gemeint.
Und jetzt, wenn man sagt: Ja, aber Gott sagt zu Abraham „dein Same“, vielleicht ist das auch geistlich gemeint? Nein, es ist wirklich biologisch gemeint. Die Nachkommen, die biologischen Nachkommen Abrahams, werden das Land Israel erben, nicht etwa die Kirche. Die Gemeinde – das ist Ersatztheologie.
Was machen die, die die Bibel umdeuten? Sie verdrehen Gottes Wort, so wie Gott es nicht gemeint hat. Darum sagt Gott zur Klarstellung: „Sondern der aus deinem Leib Hervorgehen wird.“ Jetzt ist klar, das ist Biologie.
Dann gibt Gott Abraham die Möglichkeit, aus dem Zelt hinauszugehen, zum Himmel zu blicken und die Sterne zu zählen. „Zähle die Sterne, wenn du sie zählen kannst.“ So unzählbar wird deine Nachkommenschaft sein.
Frage: Wenn man unter den besten Bedingungen den Sternenhimmel betrachtet, fern von allen Städten, ist man überwältigt von den Sternen. Wie viele Punkte kann man etwa zählen? In der Größenordnung etwa 3000. Geht man nach Australien, sieht man nochmals etwa 3000 andere Punkte.
Also kann man mit bloßem Auge von der Erde aus ungefähr 6000 Sterne sehen. Es ist doch schwierig zu sagen, das sei unzählbar. Bis zu sechstausend kann man noch zählen. Man muss nur warten, bis man die besten Bedingungen hat, um auch den letzten Punkt zu zählen.
Aber so hat Abraham dieses „Heer“ gesehen. Natürlich hat er auch die Milchstraße gesehen, dieses nebelige Band am Himmel. Und das ist nicht, wie sich die Griechen phantasievoll dachten, ausgegossene Milch. Milchstraße heißt „Galaxie“.
Das hat also nichts mit ausgegossener Milch zu tun, sondern wenn man mit dem Fernrohr darauf schaut, sieht man eine Ansammlung einzelner Sterne, die zu unserer Galaxie gehören, dem Spiralnebel.
Eigentlich sieht man viel mehr als sechstausend Sterne, wenn man die Milchstraße mitzählt.
Dann ist es so, dass wir mit bloßem Auge auch den Andromedanebel sehen können, von der Schweiz aus, also von der nördlichen Halbkugel. Der Andromedanebel ist eine weitere Galaxie mit etwa 200 Milliarden Sternen.
Von Australien aus sieht man noch zwei solche Nebel, die Kleine und die Große Magellansche Wolke. Auch das sind Galaxien mit jeweils ungefähr 200 Milliarden Sternen.
Man sieht also wirklich unzählbare Sterne, eine unzählbare Masse weiterer Galaxien. Die Bibel hat Recht: „Blicke zum Himmel, zähle die Sterne, wenn du sie zählen kannst.“ Es ist unmöglich. Der Mensch weiß heute, dass es nicht geht.
So sagt Gott: So wird deine Nachkommenschaft, dein Same, unzählbar sein. Aber auch hier benutzt Gott wieder das Wort Same, um zu zeigen, dass niemand dieses Volk je zählen kann. Niemand kann herausfinden, wie viele Israeliten es je in der Geschichte gab. Es ist unmöglich – unzählbar wie die Sterne.
Und Abraham glaubt dem Herrn, und es wird ihm zur Gerechtigkeit gerechnet. In der Bibel müssen wir alles genau prüfen. Dieser Vers 6 wird gewissermaßen zum Ausgangspunkt im Neuen Testament, insbesondere für den Römerbrief.
Können wir aufschlagen? Römer 4. Im Römerbrief wird die Frage beantwortet: Wie kann ein Mensch vor Gott gerecht sein? „Alle Menschen sind Sünder“, sagt der Römerbrief. Aber es gibt eine Möglichkeit: durch den Glauben an Jesus Christus.
Dann erhält man Vergebung durch sein Blut, das Blut des Herrn Jesus. Gott spricht einen gerecht, und zwar ohne eigene Leistung, allein durch den Glauben, durch das Vertrauen auf das, was Jesus getan hat. Diese Lehre der Rechtfertigung aus Glauben wird in Römer 4 aufgebaut und bezieht sich auf 1. Mose 15,6.
Christian, liest du bitte Römer 4,1? Dort heißt es: Was wollen wir denn sagen? Dass Abraham unser Vater nach dem Fleisch gefunden habe? Denn wenn Abraham aus Werken gerechtfertigt worden wäre, so hätte er etwas zum Rühmen, aber nicht vor Gott.
Denn was sagt die Schrift? Abraham aber glaubte Gott, und es wurde ihm zur Gerechtigkeit gerechnet. Die Lehre der Rechtfertigung aus Glauben baut also alttestamentlich auf diesem Satz auf, um zu zeigen, dass dies nicht etwa eine neue Lehre der Apostel ist, sondern tief im Alten Testament verwurzelt ist – im ersten Buch der Bibel.
Gibt es bis hierhin Fragen? Ich hätte noch ein paar Fragen zu stellen.
Im nächsten Vers stellt sich Gott noch einmal vor. Liest du? Und der Herr sprach zu ihm in Vers 7: „Ich bin der Herr, der ich dich herausgeführt habe aus Ur, der Stadt der Kaldäer, um dir dieses Land zu geben, es in Besitz zu nehmen.“
In meiner Bibel markiere ich die Namen Gottes oft mit Farbe, wie ein Bemalen. Auch Wortketten können Namen sein. Hier ist also der Name „der Herr, der dich herausgeführt hat aus Ur in Chaldäa, um dir dieses Land zum Besitz zu geben“. Das ist eine Wortkette, die beschreibt, wie Gott ist – ein Gottesname.
Diese Bezeichnung umfasst eigentlich das Ganze, was Gott mit Abraham gemacht hat. Er hat ihn aus dem Götzendienst in Ur in Chaldäa befreit, sich ihm zu erkennen gegeben und ihn ins verheißene Land gebracht, um es ihm und seiner Nachkommenschaft im Bund zu verheißen. Ein wunderbarer Name, um zu sagen: Wer ist das?
Dieser Herr – Abraham glaubte ihm in Vers 6. Und Gott sagt: Wer ist der Herr? „Ich bin der Herr, und zwar dieser Gott, der dich, Abraham, herausgeführt hat aus Ur in Chaldäa.“
Wir haben in Vers 1 gelesen: „Ich bin dir ein Schild.“ Gott ist unser Schutz, unser sehr großer Lohn. Das ist mehr als nur eine Kompensation für das, worauf wir verzichten. Denn wir merken, dass wir keine Kompromisse eingehen dürfen, dass wir uns nicht mit der Welt verbinden lassen sollen. Lass das fahren dahin, aber Gott sagt: „Ich bin dein sehr großer Lohn.“
Nun sehen wir in Vers 8 Abrahams Wunsch. Es zeigt sich natürlich immer noch seine Schwachheit. Gott ist ihm erschienen, hat gesagt: „Fürchte dich nicht, ich bin dein Schild, dein sehr großer Lohn.“ Und dann sagt Abraham: „Herr, ich bin immer noch kinderlos.“ In seinem Herzen war eine Unruhe.
Gott macht ihm klar: Schau zu den Sternen! Abraham sieht die Sterne und glaubt. Doch es ist immer noch so, dass da in seinem Herzen etwas ist: „Herr, woran soll ich erkennen, dass ich es besitzen werde?“ Er möchte doch noch eine Bestätigung, obwohl er weiß, dass es wahr ist.
Man merkt, so sind wir Menschen. Das Wort Gottes zeigt die Tiefe der menschlichen Seele und wie sie funktioniert. In der Psychologie hat man versucht zu erforschen, was der Mensch ist, aber die Frage konnte bis heute nicht beantwortet werden. Psychologie kratzt und grübelt nur an den Randseiten der menschlichen Seele, kann aber nicht bis ins Zentrum vordringen.
Warum nicht? Weil der Mensch nach 1. Mose 1,27 im Bild Gottes erschaffen ist. Und Gott ist unerfasslich. Der Mensch ist nicht Gott, aber im Bild Gottes. Darum ist der Mensch so kompliziert zu verstehen.
Wer kann uns sagen, wer Gott ist? Nur Gott selbst, in seinem Wort. Deshalb teilt er uns mit, wer er ist – zum Beispiel durch all die vielen Namen und durch alles, was die Bibel uns über Gott sagt. Die Bibel sagt uns auch, wer der Mensch ist. Damit wird die Frage aus Psalm 8 beantwortet: „Was ist der Mensch, dass du seines gedenkst?“
Gott sagt es uns. In diesen Beschreibungen erkennen wir die Seele. Der Gläubige kann glauben, aber trotzdem im tiefen Herzen fragen: „Woran kann ich erkennen, dass es so ist?“
Ist es nicht wunderbar? Gott macht ihm keine Vorwürfe. Er wirft nichts vor, sondern gibt allen willig, so ist Gott. Darum sagt er ihm: Hole! Was soll er holen?
Fassen wir kurz zusammen: Vers neun nennt die Opfertiere. Ja, es sind Tiere, aber welche? Eine dreijährige junge Kuh, eine dreijährige Ziege, ein dreijähriges Schaf, eine Turteltaube und eine junge Taube. Also muss er fünf Tiere holen.
Jetzt liest du weiter, Christian, Vers zehn: „Und er brachte ihm alle diese, zerteilte sie in der Mitte und legte je einen Teil dem anderen gegenüber. Die Vögel aber zerteilte er nicht. Da stießen die Raubvögel auf die toten Tiere herab, aber Abraham verscheuchte sie.“
Danke, bis hierhin! Wir gehen jetzt Schritt für Schritt weiter, denn das ist nicht ganz einfach.
Was geschieht hier? Er muss diese fünf Opfertiere nehmen und schlachten. Drei davon zerteilt er in der Mitte und legt die entsprechenden Stücke auf den Boden. Die jungen Tauben aber zerteilt er nicht. Das ergibt eine Art Straße. Wir können diese ruhig „Bundesstraße“ nennen, allerdings etwas anders, als man es im Deutschen sonst versteht.
Für Abraham war natürlich klar, was das bedeutet. Im Mittleren Osten schloss man damals auf diese Weise Bündnisse. Wir können dazu Jeremia 34 aufschlagen. Es ist auch außerbiblisch bekannt: Wenn ein König mit einem Vasallen, also einem Unterkönig, eine Abmachung oder einen Bund schloss, wurden solche Tiere genommen, geschlachtet, in zwei geschnitten und auf den Boden gelegt.
Dann wurden die Abmachungen zwischen den beiden Parteien verlesen, und die Vertreter der Parteien gingen zwischen den Opferstücken hindurch. Damit war der Bund geschlossen.
Was bedeutet dieses Ritual? Es bedeutet: Wenn wir uns nicht an die Abmachung halten, dann geschieht das mit uns. Also dann ist es vorbei. Das ist sehr feierlich.
Nun Jeremia 34,18: „Und ich will die Männer, die meinen Bund übertreten haben, die die Worte des Bundes nicht gehalten haben, den sie vor mir geschlossen haben, machen wie das Kalb, das sie in zwei geschnitten haben und zwischen dessen Stücken sie hindurchgegangen sind – die Obersten von Juda und die Obersten von Jerusalem, die Hofbeamten und die Priester und das ganze Volk des Landes, die zwischen den Stücken des Kalbes hindurchgegangen sind. Die will ich in die Hand ihrer Feinde geben und in die Hand derer, die nach ihrem Leben trachten. Und ihre Leichen sollen den Vögeln des Himmels und den Tieren der Erde zum Fraß dienen.“
Hier sieht man: Es geht um einen Bund, der genau auf diese Art geschlossen wurde. Ein Kalb wurde geschlachtet, in zwei Teile geschnitten, und man ging zwischen den Stücken hindurch. Weil sie sich nicht an den Bund hielten, wird hier gesagt, dass sie so werden sollen wie diese Stücke – also unter das Todesurteil fallen.
Abraham verstand, was das bedeutet.
Und jetzt geschieht etwas ganz Überraschendes. Liest du weiter, Christian, da habe ich dich ja gestoppt, weil ich das sparen wollte.
Vers 12: Und es geschah beim Untergang der Sonne, da fiel ein tiefer Schlaf auf Abraham, und siehe, eine schreckliche, dichte Finsternis überfiel ihn. Er sprach zu Abram: „Ganz gewiss sollst du wissen, dass deine Nachkommenschaft Fremdling sein wird in einem Land, das ihnen nicht gehört. Sie werden ihnen dienen, und man wird sie vierhundert Jahre lang unterdrücken. Aber ich werde die Nation auch richten, der sie dienen. Danach werden sie mit großer Habe ausziehen. Du aber wirst in Frieden zu deinen Vätern eingehen und in gutem Alter begraben werden. In der vierten Generation werden sie hierher zurückkehren, denn das Maß der Schuld des Amoriters ist bis jetzt noch nicht voll.“
Und es geschah, als die Sonne untergegangen war und Finsternis eingetreten war, siehe da, ein rauchender Ofen und eine Feuerfackel, die zwischen diesen Stücken hindurchfuhr. An jenem Tag schloss der Herr einen Bund mit Abram und sprach: „Deinen Nachkommen habe ich dieses Land gegeben, vom Strom Ägyptens an bis zum großen Strom, dem Euphratstrom, die Keniter, die Kenasiter, die Kadomiter, die Hethiter, die Perisiter, die Rephaiter, die Amoriter, die Kanaaniter, die Girgaschiter und die Jebusiter.“
Danke! Also, jetzt geschieht das, was wir erwartet haben. Man muss zwischen den Stöcken hindurchgehen, aber Abraham schläft. Er wird passiv gemacht. Beim Sonnenuntergang kommt plötzlich ein Schlaf über ihn, und zwar nicht irgendein Schlaf, sondern etwas, was man jedem wünschen muss, der Schlafprobleme hat: eine solche Tardemar – das ist das Wort Tardemar, das übereinkommt.
Wir kennen das Wort schon aus einer frühen Geschichte in 1. Mose 2. Adam war noch alleine. Dort lesen wir in 1. Mose 2,21: „Da ließ Gott der Herr einen tiefen Schlaf auf den Menschen fallen, so dass er einschlief. Und er nahm eine von seinen Rippen und verschloss ihre Stelle mit Fleisch. Und Gott, der Herr, baute die Rippe, die er von dem Menschen genommen hatte, zu einer Frau und brachte sie zum Menschen.“
Ja, also dieses Wort „tiefer Schlaf“ ist wieder hebräisch Tardemach. Und das war so tief, im Fall von Adam, dass er nichts merkte, als Gott diese Operation durchführte und die Rippe beim Herzen entfernte. Wie eine Narkose.
Das hat übrigens dazu geführt, dass James Simpson (1811–1870), ein gläubiger Arzt, sich überlegt hat, dass es irgendwie eine Möglichkeit geben muss, den Menschen schlafen und gefühllos werden zu lassen, damit man operieren kann. Bis dahin waren Operationen ziemlich unangenehm. Ja, man hat sie durchgeführt, auch am Kopf, was sehr schlimm war. Aber James Simpson kam auf die Idee, dass das doch irgendwie gehen müsse, und hat es dann mit Chloroform versucht.
Das wünsche ich jetzt auch niemandem, weil es nicht ganz sicher ist, ob man wieder aufwacht. Ich lache, aber das ist gar nicht zum Lachen. Es ist gut, dass man heute noch bessere Anästhesiemittel hat. Aber James Simpson war ein gläubiger Mann, der aufgrund der Bibel überhaupt auf die Idee kam, Anästhesie in der Medizin einzuführen – also eine Anästhesie, bei der man bei der Operation wirklich nichts mehr spürt und schläft.
Nun sehen wir Abraham im Tiefschlaf, er ist passiv. Aber wer geht zwischen den Stücken hindurch? Ich habe nicht gesagt, dass ein Mensch hindurchgeht, sondern: Wo geht jemand zwischen den Stücken hindurch? Es gab eine Feuerflamme, die zwischen jenen Stücken hindurchfuhr. Die Feuerflamme ist natürlich nichts anderes als Gottes Gegenwart, die Schechina.
Die Schechina ist die Wolkensäule, die in 2. Mose 40 erscheint und die Stiftshütte erfüllt. Sie ist schon in 2. Mose 13 nach dem Auszug aus Ägypten erwähnt, um Israel zu führen – am Tag in einer lichten Wolke und nachts als Feuersäule. Die Schechina deutete Gottes Gegenwart an.
Hier haben wir das in diesem Feuer. Gott geht zwischen diesen Stücken hindurch, und der Bund wird geschlossen. Aber wenn man das naheöstliche Ritual als Hintergrund kennt, sagt man sich: Stimmt da nicht etwas nicht? Es stimmt tatsächlich etwas nicht. Es ist einfach nicht nach der Regel, denn das ist nur ein einseitiger Bund. Mehr dazu nach der Pause.
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