Dass Jesus siegt, bleibt ewig ausgemacht. Sein wird die ganze Welt, denn alles ist nach seines Todes Nacht in seine Hand gestellt. Nachdem er am Kreuz gerungen hat, hat er sich zum Thron aufgeschwungen. Ja, Jesus siegt.
Diese Zeilen hat der Pfarrer Johann Christoph Blum geschrieben – ein ganz gewaltiges Lied auf den Sieg Jesu über alle Not, über alles Leid, über die Mächte des Satans, einfach über alles. Jede Strophe endet mit diesem Siegesruf: Ja, Jesus siegt.
Und doch sieht es oft anders aus, oder? Vielleicht schaust du auf dein Leben und siehst Chaos, manches Leid, vielleicht sogar schweres Leid und Nöte. Dann denkst du dir: Wo ist denn der Sieg? Oder du blickst auf diese Welt und siehst Weltmächte, die miteinander kämpfen. Du siehst Großmächte, die wachsen, neue Mächte, die sich aufschwingen – China, Russland, die USA – und du siehst, wie sie miteinander ringen. Du siehst den Krieg in der Ukraine und fragst dich, was daraus noch wird. Wird es ein neuer großer Krieg, der da kommt?
Vielleicht denkst du als Christ auch: Wie wird das noch einmal in Deutschland für uns, die wir zu Jesus gehören? Kommt da noch einmal eine echte Verfolgung, eine richtige Bedrängnis, die wir als Christen erleben müssen? Und ich meine nicht, dass ein paar Leute Witze über uns machen, wie das heute im Fernsehen in der Heute Show oder anderswo passiert. Dass man sich mal lustig macht über uns, uns ein bisschen ausgrenzt oder mobbt. Sondern eine handfeste Bedrängnis. So wie Christen in anderen Ländern dieser Welt das ganz schlimm erleben: Sie werden verfolgt, bedrängt, ausgegrenzt, ins Gefängnis geworfen, geschlagen und noch Schlimmeres.
Und wir wissen, es ist nicht immer so wie bei Daniel, oder? Es ist nicht immer so, dass Christen dann aus dem Feuerofen gerettet werden oder aus der Löwengrube herausgeholt werden. Manche sterben für ihren Glauben – in Gefängnissen, in Arbeitslagern in Nordkorea. Wir haben Geschwister in dieser Gemeinde, die im Gefängnis im Iran saßen, weil Jesus ihr Herr ist. Viele andere erleben das immer noch.
Wo ist da der Sieg?
Wir kommen heute zu Daniel 7. Dieses Kapitel gibt uns eine Herausforderung und eine große Ermutigung. Die Herausforderung ist, dass Gottes Volk in dieser Welt noch Bedrängnis erlebt, noch Not und Leid erfährt. Doch es gibt uns auch eine große Ermutigung.
Gott gibt uns durch sein Wort diese große Ermutigung: Er sitzt auf dem Thron, er regiert immer! Das war immer so, das ist heute an diesem Tag so, und es wird in Ewigkeit so sein – der Herr regiert.
Dieses Kapitel ermutigt uns, tröstet uns und gibt uns die Zusage, die wir auch an anderen Stellen in der Bibel finden, aber hier ganz besonders: Für Christen, für die, die zu Gottes Volk gehören, gibt es immer, immer ein Happy End.
Einführung in das Buch Daniel und die Apokalyptik
Bevor wir in dieses Kapitel einsteigen, möchte ich noch ein paar kurze Vorbemerkungen machen. In diesem Buch Daniel ändert sich nun etwas. Bisher haben wir Geschichten von Daniel und seinen Freunden gehört. Das sind spannende Berichte, die viele von uns schon im Jungschau- und Kindergottesdienst gehört haben. Dort haben wir uns die Geschichten ausgemalt, Bilder gemalt und so weiter. Das ist sehr anschaulich, und wir können uns gut hineinversetzen.
Jetzt ändert sich die Textgattung im Buch Daniel. Die bisherigen Geschichtsberichte werden abgelöst durch eine andere Literaturform: die sogenannte Apokalyptik. Dieser Begriff ist benannt nach dem letzten Buch der Bibel, der Offenbarung. Apokalyptik bedeutet Offenbarung. Es sind Dinge, die Gott seinem Volk zeigt.
Daniel zeigt uns, wie sich diese Welt entwickelt. Das ist ein Blick hinter den Vorhang, hinter den geistlichen Kampf, der tobt. Es ist auch ein Blick über die ganze Geschichte bis hin zur Endzeit. Es werden ganz große Linien aufgezeigt. So bekommen wir einen Blick für das Chaos, für das Leid und die Not in dieser Welt. Gleichzeitig erhalten wir aber auch den Trost, dass Gott größer ist und alles im Griff hat.
Das zeichnet diese Literatur aus. Sie ist nicht dafür gemacht, uns als Gläubige in Angst und Panik zu versetzen. Vielmehr soll sie uns trösten und ermutigen, auch wenn vieles darin erst einmal erschütternd erscheinen kann. Wir sehen das gleich bei Daniel. Auch ihn hat es erschüttert, zu sehen, welches Leid noch auf das Volk Gottes zukommt.
Schwierigkeit und Umgang mit apokalyptischen Texten
Noch eine zweite Vorbemerkung:
Es gibt eine besondere Schwierigkeit mit diesen Offenbarungstexten. Sie sind voll von Bildern, Zahlen und Symbolen, die schwer zu verstehen sind. Man muss sie interpretieren und auslegen. Man kann sie nicht einfach wortwörtlich nehmen.
So lesen wir gleich von Tieren, von Bestien, die aus dem Meer aufsteigen. Dabei handelt es sich nicht um echte Tiere, sondern um Symbole, die wir deuten müssen. Manchmal geben uns diese Texte eine Hilfe zur Deutung. Das sehen wir auch in Daniel 7, wo erklärt wird, was es mit diesen Bildern auf sich hat.
Doch viel wird nicht im Detail erklärt. Vieles bleibt rätselhaft oder sehr rätselhaft. Ich möchte das gleich vorneweg sagen: Wir lesen hier Dinge, die ich selbst noch nicht vollständig verstanden habe. Vielleicht werden wir sie in der Ewigkeit vor Gottes Thron ganz verstehen, aber jetzt ist es noch nicht so weit.
Ich sage das ganz offen: Es gibt Leute, die nehmen diese Texte und können dir im Detail sagen, welcher Teil der Weltgeschichte gemeint ist und wo wir heute genau stehen. Das kann sein, aber ich möchte uns alle ermutigen, da vorsichtig zu sein.
Wir haben so viele Beispiele aus der Geschichte, auch der christlichen Geschichte, wo Menschen mit ihrer Auslegung furchtbar schieflagen. Sie haben diese Visionen zu detailliert ausgelegt, und das führte sie in die Irre. Davon haben wir nichts. Davon bin ich überzeugt.
Ich bin aber auch überzeugt, dass wir die großen Linien in dieser Vision verstehen können. Wir können erkennen, was Gott uns zeigen will. Die große Aussage, das große Bild ist klar.
Darum möchte ich beten, dass der Herr uns heute deutlich macht, was er uns sagen will, und dass er seine Wahrheit in unser Herz schreibt.
Vater, wir danken dir, dass wir dein Wort haben dürfen, auch diese apokalyptischen Texte, die uns ein großes Bild von der Wirklichkeit hinter der sichtbaren Welt geben. Sie zeigen uns den Kampf, der tobt, aber auch, dass du regierst, dass du alles in deiner Hand hast. Du bist der Herr, der die Geschichte schreibt.
Wir bitten dich, dass du dein Wort in unsere Herzen schreibst und dass wir es tiefer verstehen. Dass es uns vorbereitet auf das, was noch kommt, und dass es uns tröstet und ermutigt, zu sehen: Du bist der Herr, du regierst.
Das beten wir in Jesu Namen. Amen.
Die Vision Daniels von den vier Tieren
Nun möchte ich mit uns gemeinsam Daniel 7 betrachten. Wir gehen Abschnitt für Abschnitt durch, da es wieder ein längerer Text ist. Ich beginne mit den ersten acht Versen.
Im ersten Jahr Belsazars, des Königs von Babel, hatte Daniel einen Traum und Gesichte auf seinem Bett. Hier sehen wir bereits eine Veränderung. Wir setzen die Geschichte nicht direkt fort, denn Belsazar hatten wir bereits in Daniel 5 gesehen. Er wurde wegen seines Hochmuts und Stolzes getötet. Danach kam Darius an die Macht. Jetzt aber gehen wir in der Geschichte zurück. Daniel berichtet von einer Vision, die er hatte, als Belsazar an die Macht kam.
Daniel schrieb den Traum auf, und dies ist sein Inhalt:
Ich, Daniel, sah ein Gesicht in der Nacht. Siehe, die vier Winde unter dem Himmel wühlten das große Meer auf, und vier große Tiere stiegen aus dem Meer empor, jedes anders als das andere.
Das erste Tier war wie ein Löwe und hatte Flügel wie ein Adler. Ich sah, wie ihm die Flügel genommen wurden. Es wurde von der Erde aufgehoben und auf zwei Füße gestellt wie ein Mensch, und es wurde ihm ein menschliches Herz gegeben.
Dann sah ich ein anderes Tier. Das zweite war einem Bären ähnlich, der auf der einen Seite aufgerichtet war. Er hatte in seinem Maul zwischen den Zähnen drei Rippen, und man sprach zu ihm: Steh auf und friss viel Fleisch.
Danach sah ich ein weiteres Tier, das einem Panther glich. Es hatte vier Flügel wie ein Vogel auf seinem Rücken und vier Köpfe. Dem Tier wurde große Macht gegeben.
Dann sah ich in diesem Gesicht in der Nacht ein viertes Tier. Es war furchtbar, schrecklich und sehr stark. Es hatte große eiserne Zähne, fraß um sich und zermalmte, was übrig blieb, zertrat es mit seinen Füßen. Es war ganz anders als die vorherigen Tiere und hatte zehn Hörner.
Als sich auf den Hörnern aber acht erhoben, siehe, da brach ein anderes, kleines Horn zwischen ihnen hervor. Vor ihm wurden drei der vorherigen Hörner ausgerissen. Und siehe, das Horn hatte Augen wie Menschenaugen und ein Maul, das große Dinge redete.
Diese Vision ist geheimnisvoll und schrecklich. Daniel hat eine Schau im Traum, doch es ist mehr als nur ein Traum. Es ist ein Einblick, den Gott ihm selbst gibt. Das wird hier sehr deutlich. Daniel sieht, wie sich die Geschichte entwickeln wird.
Er erhält diese Vision, und Gott will ihn damit vorbereiten. Auch sein Volk soll darauf vorbereitet werden, dass nach den Babyloniern andere Mächte kommen werden. Die babylonische Herrschaft über das Volk wird nicht die letzte Fremdherrschaft sein. Das ist zunächst eine sehr schwierige Perspektive.
Die Vision, die Daniel hier hat, ähnelt dem Traum, den wir vor einigen Wochen in Daniel 2 betrachtet haben. Dort träumte König Nebukadnezar von einem Standbild. Wir sahen, dass dieses für verschiedene Reiche steht, die aufeinander folgen, angefangen mit dem goldenen Kopf, der Babylon selbst symbolisiert.
Die Tiere, die Daniel hier sieht, stehen ebenfalls für vier Königreiche, für vier Könige. Das wird deutlich, wenn wir im Text weitergehen. Wir werden uns das später noch genauer anschauen.
Ich greife aber schon kurz vor: In Vers 17 sieht man, dass Daniel jemanden fragt, was das bedeutet. Auch in diesem Traum fragt er nach der Bedeutung. Ein Engel, jemand, der dort steht, erklärt ihm, dass diese vier großen Tiere vier Königreiche sind, die auf Erden kommen werden.
So müssen wir nicht rätseln. Es ist immer hilfreich, wenn in einem Gleichnis oder einer Vision eine Erklärung gegeben wird. So wissen wir, was das bedeutet.
Die Deutung der vier Tiere und ihre Bedeutung für die Weltgeschichte
Aber die schwierige Frage ist: Welche Reiche sind jetzt gemeint? Die Ausleger streiten sich, und es gibt unterschiedliche Deutungen. Ich sage euch nicht mit letzter Sicherheit, dass die, die ich euch präsentiere, stimmt. Aber ich denke, dass viel dafür spricht, dass es so ist wie in dem Traum in Daniel 2. Ich habe das dort schon gesagt und wiederhole es hier noch einmal.
Ich denke, es steht für vier Reiche, die aufeinander folgten, vier große Weltreiche. Das erste ist noch einfach zu erkennen. Es begann mit Babylon. In diesem Traum ist der goldene Kopf dargestellt, hier ein Löwe mit Flügeln. Wenn man Ausgrabungen aus dieser Zeit betrachtet, sieht man, dass dieser Löwe in Babylon mit diesen Flügeln ein Herrschaftszeichen war. Es macht absolut Sinn, diesen Löwen mit Babylon und diesem Reich gleichzusetzen.
In der Bibel, in den Propheten, wird Nebukadnezar an anderen Stellen mit einem Löwen verglichen. Dieses Reich wird auch mit einem Adler verglichen. Es stellt sich dann die Frage, was es bedeutet, dass dieser Löwe aufgestellt wird, dass ihm die Flügel weggenommen werden, dass er da steht wie ein Mensch und ein Herz bekommt.
Das kann bedeuten, dass es eine Demütigung des Reiches Babylon ist, das ja untergegangen ist. Es kann aber auch bedeuten, dass Daniel sieht, wie Gott Nebukadnezar wiederherstellt, nachdem er wie ein Tier Gras gefressen hat. Dann erkennt er, dass Gott regiert und mächtig ist. Dass aus dieser Bestie wieder ein Mensch wird, ist im Detail nicht so wichtig.
Dieses erste Reich steht, so glaube ich, sehr klar für Babylon. Die Reiche, die nach Babylon kamen, scheinen hier durch die anderen Tiere symbolisiert zu sein: der Bär, der auf einer Seite aufgerichtet ist, symbolisiert das medopersische Reich, das Babylon ablöste. Es setzte sich aus zwei Teilen zusammen: den Medern und den Persern. Die Perser waren den Medern immer etwas überlegen. Das könnte bedeuten, dass der Bär auf einer Seite aufgerichtet ist, also eine Seite höher ist.
Nach den Medopersern kam das griechische Reich unter Alexander. Ein Reich, das sich rasend schnell ausbreitete. Ich weiß nicht, ob ihr euch mal Filme über Alexander angeschaut habt. Es gibt Dokumentationen über diesen Mann, der sich mit Anfang dreißig ein ganzes Weltreich erobert hat. Dann starb er, und sein Reich fiel an die Diadochen, seine vier Nachfolger.
Dieser Panther hier hat, wenn ihr noch einmal in die Vision schaut, vier Köpfe. Der Panther hatte vier Flügel wie ein Vogel auf seinem Rücken, und das Tier hatte vier Köpfe. Ihm wurde große Macht gegeben. Auch dieses griechische Reich hatte keinen Bestand.
Es folgte das römische Reich. Es spricht vieles dafür, dass dieses letzte Tier zumindest das römische Reich mit einschließt. Gleichzeitig sehen wir, dass es viel mehr ist. Dieses letzte Tier kann nicht nur das römische Reich bedeuten. Es war ganz anders als die anderen Tiere. Es war größer, stärker, grausamer und brutaler. Es hat zehn Hörner, heißt es hier, eiserne Zähne, die alles zermalmen, und ein Horn, das wächst und andere drei Hörner ausreißt.
Später sehen wir, dass die drei Hörner für drei Könige stehen. Das nächste Horn ist noch einmal ein König. Es scheint eine neue Macht zu sein, eine Macht, die es vorher so nicht gab. Es muss über das römische Reich hinausweisen, denn das römische Reich war zwar sehr stark, aber nicht so anders als die Reiche, die vorher kamen.
Wir lesen dann in Vers 15 und noch einmal ganz am Ende in Vers 28, dass Daniel sehr über diese Vision erschrocken ist. Er war zutiefst beunruhigt. Bestien, die aus dem Meer aufsteigen, ein Tier, das so schrecklich ist, dass es nur mit eisernen Zähnen beschrieben werden kann – das sind Szenen wie aus einem Horrorfilm.
So ging es Daniel. Er war tief erschrocken und sehr beunruhigt. Was kommt da auf uns zu? Das können wir verstehen, oder? Sind wir entsetzt? Das wirklich Schlimme ist, es sieht so aus, als könne niemand diese Tiere stoppen. Sie beißen um sich, machen alles platt und fressen viel Fleisch.
Wenn wir in die Weltgeschichte schauen, sehen wir das immer wieder: Reiche und Nationen, die wie die Tiere über andere herfallen und sich ausbreiten. Man muss nur ein Geschichtsbuch in die Hand nehmen oder eine Dokumentation anschauen. Zu allen Zeiten war das so.
Das römische Reich war grausam und brutal. Feinde wurden ans Kreuz geschlagen, Menschen in Arenen den Tieren vorgeworfen, Gladiatorenkämpfe und so weiter. Gehen wir weiter ins zwanzigste Jahrhundert: die Schrecken der Nazizeit, die Grausamkeit der Sowjetunion, die Brutalität unter Stalin. Es ist kaum zu beschreiben, was Menschen einander antun können.
Wir merken, diese Tiere sind real. Sie sind nicht nur ein Albtraum. Sie weisen nicht nur auf das babylonische, medopersische, griechische und römische Reich hin. Sie zeigen uns etwas über die Weltgeschichte bis in unsere Tage: Nationen erheben sich über andere, führen bestialische Kriege und bringen Tod, Zerstörung, Leid und Unterdrückung.
Das kann uns erschüttern und Angst machen. Die Kriegsangst ist auch in unserem Land wieder spürbar. In uns kann die Frage aufkommen: Wo ist Gott? Wo ist sein Sieg? Sind wir alle entlassen? Ist er ohnmächtig? Manche sagen das. Andere meinen, es sei ein Beweis dafür, dass es Gott gar nicht gibt. Auch das wird gesagt.
Die himmlische Vision und die Herrschaft Gottes
Wie gut, dass diese Vision von Daniel hier nicht endet. Lesen wir weiter, denn er bekommt in diesem Traum eine weitere Vision – weg von diesen Bestien – und blickt in den Himmel.
Ich möchte uns das ab Vers neun vorlesen:
„Ich sah, wie Throne aufgestellt wurden, und einer, der uralt war, setzte sich. Sein Kleid war weiß wie Schnee, und das Haar auf seinem Haupt rein wie Wolle. Feuerflammen waren sein Thron, und dessen Räder loderndes Feuer. Von ihm ging ein langer, feuriger Strahl aus. Tausendmal tausende dienten ihm, und zehntausendmal zehntausende standen vor ihm. Das Gericht wurde gehalten, und die Bücher wurden aufgetan. Ich merkte auf wegen der großen Reden, die das Horn redete, und ich sah, wie das Tier getötet wurde, sein Leib umkam und ins Feuer geworfen wurde. Mit der Macht der anderen Tiere war es auch aus, denn ihnen war Zeit und Stunde bestimmt, wie lang ein jedes Leben sein sollte. Ich sah in diesem Gesicht in der Nacht und siehe, es kam einer mit den Wolken des Himmels, wie eines Menschensohns, und gelangte zu dem, der uralt war, und wurde vor ihn gebracht. Der gab ihm Macht, Ehre und Reich, dass ihm alle Völker und Leute aus so vielen verschiedenen Sprachen dienen sollten. Seine Macht ist ewig und vergeht nicht, und sein Reich hat kein Ende.“
Im ersten Punkt haben wir gesehen, dass Gott diese Mächte, die ihm auch feindlich gesinnt sind und sich wie Tiere aufführen, eine Zeit lang gewähren lässt. Hier sehen wir im zweiten Punkt: Doch er regiert und richtet sein ewiges Reich auf.
Was für ein Kontrast diese zweite Vision zur ersten! Jetzt ist Daniel nicht mehr auf der Erde, wo diese Tiere wüten. Er ist im Himmel. Man spürt es fast in diesem Text: Es wird ruhig, Throne werden aufgestellt, alles ist sauber, gut sortiert, es herrscht eine gute Ordnung.
Er sieht dort einen, der ganz anders ist als die Bestien. Daniel bekommt nach dem Horrorfilm einen Blick auf Gott in seiner Herrlichkeit, in seiner ganzen Pracht und Macht geschenkt. Er darf sehen: Gott sitzt auf dem Thron, er regiert, er hat die Kontrolle.
Während unten auf der Erde die Bestien toben, sitzt der Herr im Himmel auf dem Thron. Dieser Gott, der da auf dem Thron sitzt, ist den Bestien in jeder Hinsicht überlegen. Das zeigen diese Bilder. Er ist ihnen in jeder Hinsicht überlegen.
Das Erste, was Daniel sieht, ist einer, der uralt ist. Heute machen manche Leute Witze über Gott und sagen, das sei so ein alter, nicht mehr zurechnungsfähiger Mann mit weißem Rauschebart, der da auf dem Thron sitzt, nicht mehr richtig zählen kann und dem man am besten den Führerschein wegnimmt. Aber so ist es nicht gemeint, dass er uralt ist. Es bedeutet, dass dieser Gott seit Ewigkeit da ist.
Er regiert schon, bevor diese Welt überhaupt gemacht wurde, bevor es einen einzigen Menschen gab, bevor irgendwelche Nationen entstanden sind, die sich im Krieg gegeneinander erheben konnten. Er regiert schon immer. Und diese Bestien, diese Mächte dieser Welt – im Vergleich dazu sind sie Eintagsfliegen: heute hier, morgen fort, eine ganz kurze Zeit. Ihre Tage sind gezählt, aber der Herr regiert ewig.
Das Zweite, was wir sehen, ist sein Kleid, das weiß wie Schnee ist, und das Haar auf seinem Haupt, das rein wie Wolle ist. Das bedeutet, dass dieser Herrscher vollkommen rein ist, gerecht, absolut gut – eine komplett weiße Weste. So anders als alle Herrscher dieser Welt.
Selbst wenn du die Guten nimmst: Sobald sie mächtig werden, korrumpiert diese Macht sie früher oder später. Sie machen Dinge, überheben sich, werden arrogant und missbrauchen ihre Macht. Das sieht man immer wieder.
Nicht so der Herr, der auf dem Thron sitzt. Der ewige Herrscher auf dem Himmelsthron ist ganz anders. Er ist ein perfekter Charakter, absolut rein, vollkommen gerecht, durch und durch gut. Was für ein Trost angesichts der Bosheit der menschlichen Königreiche!
Da ist einer, der regiert – ewig – und er ist absolut gut. Und er hat auch alle Macht, sich durchzusetzen. Das sehen wir hier ebenfalls. Sein Thron ist aus Feuerflammen, und der Thron hat Räder aus loderndem Feuer.
Auch das ist ein Bild: Diese Herrschaft ist nicht beschränkt auf einen Bereich irgendwo im Himmel. Der Thron hat Räder, ist mobil und umspannt die ganze Erde. Das Feuer, das die Macht hat, alles zu verzehren, ist ein gewaltiges Bild für Gottes große Macht.
Wie mächtig er ist, sehen wir auch im Gericht, das hier in den Versen elf und zwölf beschrieben wird. Er macht den Bestien, den Tieren, den Prozess. Es ist ein kurzer Prozess, kein langer Kampf, kein langes Ringen.
Wir hören hier noch einmal das letzte Horn dieser Bestie, das sich noch einmal zu Wort meldet – doch der Herr wirft es ins Feuer. Punkt ausgerichtet. Auch mit den anderen Tieren ist es ganz schnell vorbei vor diesem Thron. Der Herr macht ihnen ein Ende, er ist absolut mächtig.
Dann sieht Daniel noch etwas, das uns den Atem rauben darf – es ist atemberaubend. Er sieht einen kommen, und zwar mit den Wolken des Himmels. Es ist einer, der zu diesem Thron Gottes kommt, eine Person wie eines Menschensohns, sagt er.
Gott setzt diesen Menschensohn als König über sein Volk ein. Das heißt hier in Vers 14: Über alle Völker aus so vielen verschiedenen Sprachen, über alle Herrenländer sind Menschen in diesem Volk, und über sie setzt er ihn als Herrn.
Er gibt ihm seine göttliche, unvergängliche und allumfassende Macht über dieses Reich aus Menschen aller Nationen.
Wer ist der Menschensohn? Es ist niemand anders als Jesus Christus selbst. Keinen Titel hat Jesus mehr für sich gebraucht als diesen: den Menschensohn.
Über achtzig Mal im Neuen Testament sagt Jesus „der Menschensohn, der Menschensohn“. Er zeigt ihnen, wie der Menschensohn ist, wer der Menschensohn ist, wozu der Menschensohn gekommen ist und welche Macht der Menschensohn hat.
Jesus hat diesen Titel für sich gebraucht. Wir haben es in der Textlesung gehört, als Matthäus 26 im Verhör kurz vor der Kreuzigung, wo Jesus vor dem Hohenpriester steht und der Hohepriester sagt: „Ich beschwöre dich beim lebendigen Gott, dass du uns sagst, ob du der Christus bist, der Sohn Gottes.“ Jesus antwortet ihm: „Du sagst es. Doch sage ich euch: Von nun an werdet ihr den Menschensohn sitzen sehen zur Rechten der Kraft und kommen auf den Wolken des Himmels.“
Das ist genau die Vision aus Daniel 7, Vers 13, die Jesus hier aufgreift, fast genau. Jesus kündigt hier an, dass er mit den Wolken des Himmels wiederkommen wird und alle Menschen ihn in seiner Pracht und Macht sehen werden.
Aber hier in Daniel 7 kommt einer mit den Wolken zum Thron Gottes. Er kommt nicht vom Thron herab, sondern mit den Wolken zum Thron Gottes. Die Bewegungsrichtung ist eine andere.
Das heißt: Daniel sieht hier Jahrhunderte, bevor Jesus in diese Welt kommt, dass Jesus in Macht und Herrlichkeit nicht nur auf diese Welt zurückkommen wird. Das ist hier nicht der Punkt.
Er sieht, wie der Menschensohn, wie Jesus Christus, nach seiner Mission hier auf der Erde siegreich zu seinem Vater in den Himmel zurückkehrt und dort den Thron besteigt. Das ist das Bild, das Daniel sehen darf.
Was hat Jesus seinen Jüngern gesagt, kurz bevor er in den Himmel aufgefahren ist? Bevor er ihnen den Auftrag gibt, zu Jüngern alle Völker an den Enden der Welt zu machen, sagt er ihnen: „Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden.“
Das kommt nicht erst, das ist schon jetzt, heute. Er sitzt auf dem Thron. Daniel durfte das sehen: Er hat die Macht über alle Menschen, über jede Situation, egal wie chaotisch das Leben auch aussehen mag, wie bedrückend die Umstände sind.
Die Bedeutung der Herrschaft Jesu für unser Leben
Warum ist es so wichtig, das zu wissen? Warum musste Daniel das wissen? Und warum müssen wir es wissen?
Weil wir es so leicht aus dem Blick verlieren. Weil es für uns oft nicht so aussieht. Wir sind oft blind dafür. Wir schauen auf das Sichtbare, wir sehen die Bestien – seien es die Völker dieser Erde oder das Chaos in unserem Leben. Wir sehen das Sichtbare, aber nicht das Unsichtbare.
Die Wahrheit lautet: Jesus regiert. Er sitzt auf dem Thron. Er hat alles in der Hand und alle Macht. Diese Botschaft ist so wichtig. Sie war wichtig für Daniel, der noch nicht genau begriff, wer dieser Menschensohn ist. Doch er verstand, dass dieser regiert. Er hat unsere Zukunft in seiner Hand.
Es war wichtig, weil Daniel eine Zeit erlebte, in der ein Herrscher abgelöst wurde – der letzte babylonische Herrscher. Die Hoffnung war, dass man zurück ins Heimatland geht und ein neuer Herrscher einer anderen Weltmacht kommt. Es schien, als würde alles so weitergehen. Daniel brauchte Ermutigung. Gott sagte ihm zu: „Es ist alles im Plan. Ich führe meinen Plan aus.“
Wir brauchen das auch, weil die Umstände so sein können, dass es für uns aussieht, als hätte Gott es nicht mehr im Griff. Möchtest du diese Sicht auf das Unsichtbare haben? Diese Sicht auf Gott, dass er wirklich regiert und alles in seiner Hand hält? Auch dein kleines Leben.
Du darfst es ganz persönlich annehmen, was Daniel hier sieht – für dich: Der Herr regiert.
Die Herausforderung und der Sieg für Gottes Volk
Im letzten Abschnitt sehen wir, wozu diese Herrschaft gebraucht wird, wozu der Menschensohn und der Uralte auf dem Thron sind. Sie gebrauchen ihre Herrschaft zum Segen für Gottes Volk, zum Segen für die Heiligen.
Es ist ein herausfordernder letzter Abschnitt, denn wir sehen, dass sich immer wieder wiederholt, dass am Ende der Sieg und der Segen kommen. Gleichzeitig sehen wir hier auch Angriffe und Anfeindungen auf Gottes Volk. Beides gehört zusammen.
Ich lese den letzten Abschnitt ab Vers 15 vor: Daniel hat das, was wir bisher angeschaut haben, gesehen, und dann heißt es: „Ich, Daniel, war entsetzt, und dieses Gesicht erschreckte mich. Ich ging zu einem von denen, die da standen, und bat ihn, dass er mir über das alles Genaueres berichtete. Er redete mit mir und sagte mir, was es bedeutete: Diese vier großen Tiere sind vier Königreiche, die auf Erden kommen werden. Aber die Heiligen des Höchsten werden das Reich empfangen und werden es immer und ewig besitzen.“
Daniel wollte gern Genaueres wissen über das vierte Tier, das ganz anders war als alle anderen. Es war ganz furchtbar, mit eisernen Zähnen und ehrenden Klauen, es fraß um sich, zermalmte und zertrat mit seinen Füßen, was übrig blieb. Außerdem fragte er nach den zehn Hörnern auf seinem Haupt und nach dem anderen Horn, das hervorbrach, vor dem drei Hörner ausfielen. Dieses Horn hatte Augen und ein Maul, das große Dinge redete, und war größer als die Hörner, die neben ihm waren.
Daniel sah, wie das Horn gegen die Heiligen kämpfte und den Sieg über sie behielt, bis der kam, der uralt war und rechtschaffen, der den Heiligen des Höchsten half. Bis die Zeit kam, dass die Heiligen das Reich empfingen.
Der Engel sprach: Das vierte Tier wird das vierte Königreich auf Erden sein. Es wird ganz anders sein als alle anderen Königreiche. Es wird alle Länder fressen, zertreten und zermalmen. Die zehn Hörner bedeuten zehn Könige, die aus diesem Königreich hervorgehen werden. Nach ihnen wird ein anderes Horn aufkommen, das ganz anders sein wird als die vorigen. Dieses Horn wird drei Könige stürzen, den Höchsten lästern und die Heiligen des Höchsten vernichten. Es wird sich unterstehen, Festzeiten und Gesetz zu ändern. Die Heiligen werden in seine Hand gegeben werden, eine Zeit, zwei Zeiten und eine halbe Zeit.
Danach wird das Gericht gehalten, dann wird ihm seine Macht genommen und er wird ganz und gar vernichtet werden. Aber das Reich, die Macht und die Gewalt über die Königreiche unter dem ganzen Himmel wird dem Volk der Heiligen des Höchsten gegeben werden, dessen Reich ewig ist. Alle Mächte werden ihm dienen und gehorchen.
Das war das Ende der Rede. Doch Daniel wurde sehr beunruhigt in seinen Gedanken, und jede Farbe wich aus seinem Antlitz. Trotzdem behielt er die Rede in seinem Herzen.
Wir verstehen Daniels Schrecken, weil er diese Bedrohung sieht. Er sieht, wie Gottes Volk unterdrückt wird. Das heißt sogar, dass dieser letzte König den Sieg über die Heiligen erringt. In Vers 21 heißt es: „Ich sah das Horn kämpfen gegen die Heiligen, und es behielt den Sieg über sie.“
Aber wir sollen uns davon nicht blenden lassen. Die Botschaft hier wiederholt sich immer wieder. In den Versen 18, 22 und 27 heißt es immer wieder, dass die Heiligen des Höchsten Gottes ewiges Reich empfangen werden und dass am Ende sein Sieg steht.
Wer sind die Heiligen des Höchsten? Nicht die Engel, wie manche Ausleger meinen. Auch nicht nur ein paar besonders fromme Menschen wie Daniel und seine Freunde oder die Glaubenshelden unserer Tage. Nein, es sind alle, die zum Menschensohn, zu Jesus Christus gehören. Diese Heiligen werden das Reich empfangen.
Wir haben bisher viel über diese Tiere, über die Herrscher dieser Welt und über diese Bestien nachgedacht. Doch es ist wichtig, dass wir uns klarmachen: Wir stehen von Natur aus nicht auf der Seite Gottes. Wir alle haben diesen rebellischen Geist, der sich in den Nationen noch viel stärker ausdrückt, wenn viele Rebellen gegen Gott zusammenkommen. Wenn viel Macht zusammenkommt, wird es immer schlimmer.
Jeder von uns, jeder einzelne Mensch, der in diese Welt hineingeboren wird, hat dieses rebellische Herz gegen Gott. Diesen rebellischen Geist werden wir nicht los, dieses Herz werden wir nicht los, es sei denn, Gott setzt seine Macht ein, um uns ein neues Herz und einen neuen Geist zu geben. Einen Geist, der Jesus Christus lieben kann, der für ihn leben kann und sich ihm unterordnen kann. Gott muss dieses Wunder tun und uns in sein Reich hineinholen.
Genau dazu ist Jesus gekommen, der Menschensohn. Für diese Mission hat er den Thron verlassen und ist Mensch geworden. Er hat sein gutes, perfektes und reines Leben gegeben, seinen Status, den er vor Gott hatte, ganz ihm zu gefallen und mit ihm versöhnt zu sein, hat er für eine Zeit hergeschenkt. Am Kreuz von Golgatha hat er sein Leben gegeben, um einen Feldzug zu führen – aber in einem ganz anderen Sinn als die Welt es macht.
Er hat einen Feldzug geführt, der ein einziges Leben kostete, seins, um Menschen aus allen Nationen für sein Volk zu gewinnen. Dafür ist er gekommen. Sein Leben hat er gegeben, diese heldenhafte Tat am Kreuz von Golgatha hat ihm den Sieg gegeben.
Über die Mächte und Gewalten sagt uns die Bibel, dass Jesus über unsere Sünde, über den Tod und über den Teufel gesiegt hat. Durch ihn kommen wir in Gottes Reich. Ihn brauchen wir.
Jesus hat sein Programm so beschrieben: Der Menschensohn ist gekommen, nicht um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben als Lösegeld für viele zu geben. Er hat uns freigekauft aus der Rebellion, freigekauft für Gott.
Wenn man ihm vertraut und an ihn glaubt, wird man Teil von Gottes Volk. Dann bekommt man ein neues Bürgerrecht. Paulus sagt: Unser Bürgerrecht ist im Himmel. Man wird Teil dieses neuen Volkes.
In Daniel 7 wie auch an anderen Stellen sehen wir, was das bedeutet. Es bedeutet Dinge, die wir mit Worten schwer beschreiben können, die wir nicht fassen können. Es heißt hier zum Ende, dass dieses Volk das Reich, die Macht und die Gewalt über die Königreiche unter dem ganzen Himmel ererben wird.
Wer kann so eine Macht, so eine Herrlichkeit fassen, die Gottes Volk erben wird? Ich kann es nicht. Und doch ist es wahr: Gott schenkt uns mit Jesus wirklich alles! Aus seiner unfassbaren Liebe gibt er uns eine Zukunft, die ewig ist und die ewig gut und perfekt ist.
Deshalb ist die Frage: Vertraust du ihm? Vertraust du dem Menschensohn? Ist dein Bürgerrecht im Himmel? Wenn du Zweifel daran hast oder nicht weißt, wie du zu Jesus stehst, dann ist es wichtig, keine Ruhe zu geben, bis du deine Antwort hast.
Die wichtigste Frage, die du beantworten musst, ist: Wie stehe ich zum Menschensohn? Kennt er mich? Ist er mein Herr?
Ich sage das nicht leichtfertig und auch nicht mit Schadenfreude, sondern weil die Schrift es uns sagt: Am jüngsten Tag entscheidet sich alles daran, ob der Menschensohn dich kennt und ob er dein Herr ist.
Dann ist er dein Anwalt vor Gott. Im letzten Gericht, wenn die Bücher aufgetan werden und auch unser Leben verhandelt wird, wird Jesus da sein und sagen: „Ich habe bezahlt, der Mann, die Frau ist frei.“
Wenn er aber nicht dein Herr ist, dann ist er dein Richter. Er spricht dir dein gerechtes Urteil für deine Rebellion, für dein Aufbegehren gegen Gott. Dann gehst du mit den Bestien in das ewige Feuer, das Jesus immer wieder beschrieben hat.
Das ist ein Schmerz für einen Pastor und eigentlich für jeden Christen, zu wissen, dass es diesen Ausweg gibt, diese Rettung vor dem Gericht. Jesus hat alles vollbracht am Kreuz, und doch sagen Menschen: „Ich will das nicht, ich brauche das nicht, ich gehe meinen eigenen Weg.“
Die Einladung steht: Noch ruft der Menschensohn. Er ruft: „Komm zu mir, glaub an mich, vertraue mir.“
Die Realität der Bedrängnis und die Vorbereitung auf kommende Zeiten
Wenn wir ihm vertrauen, geben uns diese letzten Verse auch eine Perspektive, die uns herausfordert. Unser Herr regiert bereits, es ist das Ende der Geschichte, es ist herrlich, und es ist schon geschrieben. Dennoch gibt es eine Zwischenzeit, in der Gott die bösen Mächte in dieser Welt noch wüten lässt. Er lässt sie toben.
Je näher das Ende rückt, desto mehr kämpfen diese Mächte gegen Gott und sein Volk. Das legt die Vision von diesem letzten Tier nahe. Dieses Tier ist anders als alle anderen. Es wird vor allem dadurch beschrieben, dass es den heiligen Gottes zusetzt, sie hart bedrängt, verfolgt und gegen Gott rebelliert. In Vers 25 sehen wir, dass es sogar die Feiertage und Gottes Gesetze ändert. Es ist das große Aufbegehren gegen Gott und seine guten Pläne, und Gottes Volk leidet darunter.
Wie genau das im Detail aussieht, sehen wir hier nicht. Darüber können wir nur spekulieren, ebenso über die Zeitabläufe. Ich habe es vorhin schon gesagt: Dass diese Zeit kommt, ist ganz klar. Jesus hat es ebenfalls gesagt: Wenn sie mich verfolgt haben, werden sie auch euch verfolgen. In seinen Endzeitreden spricht er von einer Zeit besonderer Bedrängnis für die, die zu ihm gehören.
Wir sehen es immer wieder in den Briefen, dass diese Zeit beschrieben wird. Auch in der Offenbarung wird ein Kampf dargestellt, ein kosmischer Kampf zwischen denen, die zu Gott gehören, und den Feinden Gottes. Das bedeutet, dass Gottes Volk verachtet, bedroht und verfolgt wird.
Etwas davon sehen wir bereits in dieser Welt. Seit Jesus in den Himmel aufgefahren ist, gab es im Römischen Reich schlimme Christenverfolgungen. Heute sehen wir solche Verfolgungen in Deutschland nicht in dieser Form, aber wenn wir in andere Länder blicken, sind wir entsetzt. In Nordkorea werden ganze Familien gepackt und in Arbeitslager gebracht.
Ich habe gestern bei IDEa von der Christenverfolgung in Eritrea gelesen. Dort wurden in den letzten zwölf Monaten über zweihundert Menschen verhaftet, weil sie zu Jesus Christus gehören. Sie wurden in Gefängnisse geworfen, und es waren auch kleine Kinder dabei. Ähnliches sehen wir in Somalia und Afghanistan. Auf dieser Welt wird Gottes Volk hart bedrängt.
Es bricht uns das Herz, zu hören und zu lesen, wie sie in Gefängnisse geworfen werden, wie Frauen vergewaltigt werden, wie Menschen ihr gesamtes Hab und Gut verlieren, wie sie über Jahre in Arbeitslager geschickt oder getötet werden – einzig und allein, weil Jesus ihr Herr ist.
Die Frage für uns lautet: Rechnen wir damit, dass so etwas auch bei uns kommen kann? Dass es wiederkehren kann? Für viele Christen, für viele von uns, sind diese friedlichen Zeiten eigentlich undenkbar. Die meisten von uns können sich keinen Krieg vorstellen. Wir können uns auch keine Christenverfolgung in unserem Land wirklich vorstellen.
Pfarrer Theo Lehmann hat in der DDR vieles davon erlebt, was es heißt, für den Glauben bedroht, eingeschüchtert, schikaniert und auch sanktioniert zu werden. Vor einigen Jahren hat er über die Zeit, in der wir leben, gesagt, dass sie eine Atempause sei. Ich zitiere ihn: Wir sollten diese Atempause nutzen, um uns auf Zeiten vorzubereiten, in denen Christsein nicht mehr "geil" ist – entschuldigen Sie seine Wortwahl –, sondern gefährlich.
Was wir brauchen, sind bibelfeste und notfalls auch feuerfeste, also kZ-fähige Christen. Das hat er sehr drastisch formuliert. Aber wenn wir von diesem vierten Tier hier lesen, merken wir, wie brutal es Gottes Volk trifft. Es ist dramatisch und richtig schlimm.
Umgang mit der Realität der Verfolgung und Ermutigung im Glauben
Wie bereiten wir uns auf eine solche Zeit vor?
Ich glaube, das Erste ist, dass wir uns bewusst machen: Es ist jetzt schon Realität. Es ist nicht gut, einfach wegzuschauen und zu sagen: „Gott sei Dank ist das nicht bei uns.“ Vielmehr ist es die Realität unserer Geschwister in anderen Ländern. Auch wenn wir selbst nicht so bedroht werden, können wir doch im Gebet an ihre Seite treten. Das ist oft das, was sie sich am meisten wünschen. Sie bitten: „Betet für uns, dass wir in aller Bedrängnis ausharren und ein Licht sein dürfen.“
Wir müssen uns bewusst machen, dass dies immer noch die Realität in dieser Welt ist. Daniel erhält Visionen von harter Bedrängnis. Gott will ihn darauf vorbereiten, dass es nicht leicht wird – dass es ein schwieriger Weg für Gottes Volk sein wird. Gleichzeitig brauchen wir mehr als nur diese Erkenntnis. Wir dürfen uns nicht in Horrorszenarien verlieren. Man kann ja nur noch Berichte über die verfolgte Kirche lesen und sich vor Augen halten, wie schlimm alles ist. Dann bekommt man Albträume und denkt: „Hoffentlich kommt das nicht bei uns.“
Es ist wichtig, dass wir einen zweiten Schritt gehen und unseren Blick heben – über das Sichtbare hinaus, hin zum Unsichtbaren, hin zum Thron Gottes. Dort sitzt der Menschensohn, Jesus Christus, und regiert. Er hat alles in der Hand.
Dieser Jesus gibt uns ein Versprechen – seinen Jüngern und uns allen Christen, die zu ihm gehören. Er sagt: „Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.“
Lasst uns beten:
Herr Jesus, wir danken dir von ganzem Herzen, dass wir dich als unseren Retter kennen dürfen. Du bist als Mensch in diese Welt gekommen, um uns aus unserer Rebellion zu befreien und uns zu deinem Volk zu machen. Wir dürfen dich auch als den kennen, der auf dem Thron sitzt und über diese ganze Welt regiert.
Herr, es gibt eine Sicherheit, die die Welt nicht kennt. Es gibt Trost, Hoffnung und Mut. Aber du weißt auch, wo wir gefangen sind im Schauen auf das Sichtbare und wo wir große Sorgen haben, wie das alles noch werden wird.
So möchte ich für jeden Einzelnen von uns beten: Hilf uns, auf dich zu schauen – in all deiner Größe, deiner ewigen Macht, deiner Güte und Liebe. Lass uns sehen, dass wir bei dir wirklich sicher sind.
Herr, stärke unseren Glauben und bereite uns auf alles vor, was kommt – zu deiner Ehre. Amen.