Heute Nachmittag kommen wir zu Teil 17: Drohnenflug über alle Bücher der Bibel. Wir wollen heute in der Übersicht die Briefe an Timotheus (1. und 2. Timotheusbrief), den Titusbrief, den Philemonbrief, den Hebräerbrief, den Jakobusbrief sowie die beiden Petrusbriefe (1. und 2. Petrus) betrachten.
Es ist eben ein Drohnenflug. Das bedeutet nicht, dass wir Vers für Vers durchgehen oder jeden Teil in jedem Bibelbuch detailliert betrachten. Vielmehr geht es darum, die Besonderheiten der einzelnen Bibelbücher zu erkennen und auch Verknüpfungen zwischen ihnen zu verstehen.
Ich lese aus 1. Timotheus 3 den Schlüsselvers vor. In vielen Bibelbüchern finden wir Verse, die wir als Schlüsselverse bezeichnen können. Diese führen uns knapp und präzise zum Zentrum der Aussage eines Bibelbuches.
Es ist wichtig zu bedenken, dass die Bibel nicht einfach ein Buch ist, sondern eine Bibliothek. Das begann bereits zur Zeit des Auszugs aus Ägypten. Mose schrieb nicht einfach nur das Gesetz, sondern ein Buch, das wir heute als erstes Buch Mose kennen. Es folgen das zweite, dritte, vierte und fünfte Buch Mose.
Warum diese Aufteilung in fünf Bücher? Ich hoffe, das wurde bereits in Drohnenflug Teil 1 deutlich, denn dort haben wir uns genau damit beschäftigt. Es sollte klar geworden sein, dass die Botschaft im ersten Buch Mose eine besondere Bedeutung hat, die sich von der Botschaft im zweiten Buch Mose und den weiteren Büchern unterscheidet.
Das erkennen wir auch daran, dass die Bibel über sich selbst spricht – mal als „die Schrift“ (zum Beispiel in 1. Timotheus 3), mal als „die Schriften“ (zum Beispiel Johannes 5). Der Ausdruck „die Schriften“ weist auf die Vielfalt hin, mit der uns die Botschaft Gottes in vielen verschiedenen Büchern mit je eigenem Charakter mitgeteilt wird.
Der Ausdruck „die Schrift“ hingegen betont, dass diese vielfältigen Bücher eine vollständige Einheit bilden. Darum ist es sehr wichtig, über die Schrift und die Schriften nachzudenken.
Nun zum Schlüsselvers im ersten Timotheusbrief, Kapitel 3, Vers 14: „Dies schreibe ich dir in der Hoffnung, bald zu dir zu kommen. Wenn ich aber zögere, damit du weißt, wie man sich verhalten soll im Haus Gottes, das die Gemeinde des lebendigen Gottes ist, der Pfeiler und die Grundfeste der Wahrheit.“
Dieser Vers macht deutlich, dass Paulus diesen persönlichen Brief an Timotheus schrieb, um ihm besonders wichtige Anweisungen zum Verhalten in der Gemeinde, im Haus Gottes, zu geben.
Beim Lesen dieses Briefes fällt auf, dass es nicht nur um die Zusammenkünfte als Gemeinde geht. Vielmehr wird das gesamte Glaubensleben betrachtet – also sieben Tage die Woche, 24 Stunden am Tag. Das bedeutet, dass wir als Gläubige im ersten Timotheusbrief nicht nur im Haus Gottes gesehen werden, wenn wir als Gemeinde zusammenkommen. Dieses Verhalten ist dann besonders deutlich sichtbar, und sogar Ungläubige können es erkennen.
Das ganze Privatleben gehört ebenfalls zum Haus Gottes. Auch das Leben unter der Woche und die Kontakte der Gläubigen untereinander außerhalb der Zusammenkünfte sind hier mitgemeint. Das wird im ersten Timotheusbrief klar, indem gesagt wird, es geht um das Verhalten im Haus Gottes.
Wenn wir die Kapitel 1 bis 6 lesen, sehen wir, dass das ganze Leben im Blick ist.
Wir beginnen gleich mit Kapitel 1. Nach der Begrüßung sagt Paulus zu Timotheus in Vers 3: „So wie ich dich bat, als ich nach Mazedonien reiste, in Ephesus zu bleiben, damit du einigen gebötest, nicht andere Lehren zu lehren, noch dich mit Mythen und endlosen Geschlechtsregistern abzugeben, die mehr Streitfragen hervorbringen als die Verwaltung Gottes fördern, die im Glauben ist.“
Paulus hat diesen Brief geschrieben, nachdem er von Ephesus nach Mazedonien aufgebrochen war. Er hatte Timotheus einen besonderen Auftrag gegeben, den er in Ephesus, der Hauptstadt von Asia, einer Provinz in der heutigen Westtürkei, erfüllen sollte.
Wenn man die Missionsreisen des Apostels Paulus in der Apostelgeschichte liest, beginnt die erste Missionsreise in Apostelgeschichte 13 und 14 und geht dann weiter bis Kapitel 28 mit insgesamt vier Missionsreisen. Nirgendwo sonst finden wir diese Situation: Paulus bricht nach Mazedonien auf und lässt Timotheus in Ephesus zurück.
Was bedeutet das? Es bedeutet, dass Paulus nach seiner ersten Gefangenschaft in Rom, die uns ganz am Schluss in Apostelgeschichte 28 berichtet wird, während zwei vollen Jahren gefangen war. Danach wurde Paulus wieder frei und reiste erneut umher, um zu wirken. Das tat er bis zu seiner erneuten Verhaftung um das Jahr 66 nach Christus.
Dann kam er in die Todeszelle, in dieses schreckliche Gefängnis in Rom, aus dem nur wenige je wieder lebend herausgekommen sind. Das werden wir im zweiten Timotheusbrief sehen.
Das heißt also, der erste Timotheusbrief wurde in der Zeit zwischen Apostelgeschichte 28 und der Verhaftung für die Todeszelle geschrieben – also in diesen etwa vier Jahren.
In diesem Brief gibt Paulus Timotheus einen besonderen Auftrag für die Gemeinde in Ephesus, die in Gefahr war durch Leute, die keine gesunde Lehre brachten. Im ersten Timotheusbrief geht es um das Haus Gottes und die Bemühung, dass dieses Haus Gottes, die Gemeinde, ein Ort ist, an dem gesunde Lehre verkündigt wird, die auch gesunden Glauben hervorbringt.
Es gibt nämlich auch kranken Glauben. Wenn Psychiater sagen, sie hätten Christen in ihren Kliniken, die krank seien wegen ihres Glaubens, dann muss man sagen: Ja, das gibt es. Aber der krankmachende Glaube entspricht nicht der gesunden Lehre des Wortes Gottes. Es gibt ungesunde Lehre, die krank machen kann, und genau davor wird gewarnt.
Wir werden gleich sehen, dass das Wort „gesund“ richtig zu einem Lieblingswort in 1. Timotheus, 2. Timotheus und auch im Titusbrief wird.
Nun habe ich bereits erklärt, wann der erste und zweite Timotheusbrief geschrieben wurden. Der Titusbrief entstand ebenfalls in dieser Zwischenzeit, zwischen Apostelgeschichte 28, im Jahr 62 nach Christus, als Paulus freikam, und seiner erneuten Gefangenschaft um 66, also etwa vier bis fünf Jahre später.
In dieser Zeit tritt das Wort „gesund“ auffällig in den Wortschatz von Paulus ein. Übrigens hatte er in dieser Zeit viel zusammengearbeitet, auch schon vorher, aber gerade jetzt intensiv mit Lukas, dem geliebten Arzt. Offensichtlich war das Thema Gesundheit des Körpers ein Thema. Dies führt dann schnell auch zum Thema Gesundheit im Glauben.
Timotheus erhält den Auftrag, gewissen Leuten entschieden entgegenzutreten und klarzumachen, dass solche Lehren in der Gemeinde nicht geduldet werden. Manche empfinden das vielleicht als sehr autoritär, um nicht zu sagen diktatorisch. Doch in den Gemeinden braucht es eine gesunde Führung, keine diktatorische, sondern eine mit gesunder Autorität.
Deshalb behandelt der erste Timotheusbrief auch gerade das Thema Führerschaft, insbesondere in Kapitel 3, wo es um den Ältestendienst und den Diakonendienst geht. Das hängt damit zusammen, wie wichtig eine gesunde Führung ist. Wenn die Führung krank ist, wundert es nicht, wenn auch die Gemeinde krank ist.
Paulus macht im ersten Kapitel klar, wie wichtig es ist, darauf zu achten, dass der gesunde Glaube gefördert wird und die Gemeinde gesund bleibt.
In weiteren Versen betont er, dass dieser gesunde Glaube auch mit einem guten Gewissen verbunden sein muss. Er sagt, es gibt Leute, die ihr gutes Gewissen über Bord geworfen haben und im Glauben Schiffbruch erlitten haben. Es ist also ganz wichtig, das Gewissen, das am Wort Gottes geeicht ist, nicht zu übergehen. Denn genau das kann zum Schiffbruch im Glauben führen.
Dabei ist natürlich zu sagen: Das Gewissen ist kein absolutes Maß. Gott hat der Menschheit jedem Menschen ein Gewissen gegeben (Römer 2). Es gibt moralische Grundlinien, aber je nach Erziehung und Umfeld kann das Gewissen unterschiedlich geprägt sein. Wenn man die Bibel liest, merkt man, dass das Gewissen in manchen Dingen reagiert, obwohl Gott sagt, da ist Entwarnung.
Das gilt natürlich nicht für die Gewissenlosen, die sowieso ein Problem haben und ständig das Wort Gottes leichtfertig übergehen. Vielmehr gilt das für die mit einem feinen Gewissen. Es gibt Dinge, bei denen das Gewissen Alarm schlägt, obwohl die Bibel sagt: Nein, das ist noch nicht Sünde.
Wenn das Gewissen aber am Wort Gottes geeicht ist, ist es ganz wichtig, niemals über dieses Gewissen hinwegzugehen. Sonst kann der Glaube Schiffbruch erleiden.
In Kapitel 2 sagt der Apostel Paulus in Vers 1: „Ich ermahne nun vor allen Dingen, dass Flehen, Gebete, Fürbitten und Danksagungen getan werden für alle Menschen, für Könige und alle, die in Hoheit sind, damit wir ein ruhiges und stilles Leben führen mögen, in aller Gottseligkeit und würdigem Ernst.“
Hier wird klargemacht, dass das Haus Gottes ein Bethaus für alle Völker ist. Ich schlage Jesaja 56,7 auf. Dort geht es prophetisch um den dritten Tempel in der Zukunft. Gott sagt im Blick auf seine Pläne mit Israel und den Völkern: „Die werde ich zu meinem heiligen Berg bringen und sie erfreuen in meinem Bethaus. Ihre Brandopfer und ihre Schlachtopfer sollen wohlgefällig sein auf meinem Altar, denn mein Haus wird ein Bethaus genannt werden für alle Völker.“
Der erste Timotheusbrief zeigt ebenfalls, dass das Haus Gottes ein Bethaus für alle Völker ist. Die Bedeutung des Gebets wird hier mit Priorität hervorgehoben: „Ich ermahne nun vor allen Dingen, dass Flehen, Gebete, Fürbitten und Danksagen getan werden für alle Menschen und dann auch für die Regierung.“ Das heißt, das Gebet der Gemeinde ist sehr entscheidend im Blick auf Weltmission.
So sehen wir, dass das Haus Gottes ein Haus ist, das auf Weltmission ausgerichtet ist. Alle Menschen liegen den Gläubigen am Herzen, ebenso die Regierung. Dann heißt es: „damit wir ein ruhiges und stilles Leben führen mögen.“ Das bedeutet nicht, dass es ein gemütliches Leben sein soll. Die Begründung in Vers 3 lautet nicht, dass es uns einfach gemütlich gut gehen soll, sondern: „Denn dies ist gut und angenehm vor unserem Heilandgott, der will, dass alle Menschen errettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.“
Also hängt es zusammen mit Weltmission. „Ein ruhiges und stilles Leben“ meint ein Leben, in dem es im Staat friedlich zugeht. Das Wort „still“ stammt vom griechischen „hesychios“ und hat auch die Bedeutung von Frieden, insbesondere politischem Frieden.
Wenn wir in einem Land leben, wo es keine Revolution gibt, ist Mission einfacher. Wenn die Gemeinde nicht verfolgt wird und man nur für die Sicherheit des Lebens und das Überleben sorgen muss, kann man mehr Energie in das Werk des Herrn investieren. Das ist gemeint.
Wir sollen beten, dass unser Staat Stabilität hat, damit wir unsere Arbeit für den Herrn umso besser ausführen können.
Der Apostel Paulus spricht auch über das Verhalten und das Zeugnis der Gläubigen, sowohl der Männer als auch der Frauen. Dabei gibt er ganz konkrete Anweisungen, die sehr praktisch sind und bis hin zur anständigen, sittlichen Kleidung reichen. All dies gehört zu unserem Missionsauftrag dazu.
Wie wir uns kleiden und verhalten, ist nicht egal. Unsere Gottesfurcht sowie unsere Haltung gegenüber dem Herrn und seinem Wort kommen darin zum Ausdruck.
In einem weiteren Kapitel wird beschrieben, wie gesunde Führerschaft aussieht. Es wird erläutert, wie das geistliche Verhalten von Leitern in der Gemeinde sein muss, damit das Haus Gottes wirklich eine geistliche Atmosphäre hat.
Dann folgt ein Höhepunkt, in dem in diesem Brief eines der acht Geheimnisse in den Paulusbriefen entfaltet wird. In Vers 16 heißt es: „Und anerkannt groß ist das Geheimnis der Gottseligkeit.“
In Epheser 5 wird ebenfalls ein Geheimnis erwähnt, von dem Paulus sagt: „Dieses Geheimnis ist groß.“ Hier jedoch wird es als „anerkannt groß“ bezeichnet – das Geheimnis der Gottseligkeit. Ich habe das bereits an anderer Stelle erklärt, als wir einen Bibelschulentag nur über die Geheimnisse Gottes veranstaltet haben.
Ich möchte an dieser Stelle einen Punkt hervorheben, den Paulus in diesem Zusammenhang vorstellt: „Anerkannt groß ist das Geheimnis der Gottseligkeit: Gott ist geoffenbart worden im Fleisch.“ Wer das Wort „geoffenbart worden“ in seiner Bibel hat, kann dies am Rand korrigieren. Denn die Mehrheit der Handschriften, die wir vom Neuen Testament besitzen – etwa fünf auf Griechisch – sagt ganz klar, hier steht: „Gott ist geoffenbart worden im Fleisch.“
Es gibt jedoch eine Minderheit von Handschriften, die besonders in Ägypten vertreten ist. Dort steht „der geoffenbart worden ist“. Natürlich gab es gerade in Ägypten viele falsche Lehren, die besonders die Gottheit Christi angriffen. Diese haben versucht, den Text zu fälschen. Dabei mussten sie nur wenig ändern.
Theos, das griechische Wort für Gott, beginnt mit dem Buchstaben Theta. Dieser kann als Oval mit einem Querstrich in der Mitte geschrieben werden. In manchen Handschriften wird „Gott“ abgekürzt, nämlich mit Theta und Sigma, dem letzten Buchstaben. Das war die übliche Schreibe für „Gott“ – Theta und Sigma.
Die Irrlehrer entfernten einfach den Querstrich, sodass aus „Theos“ (Gott) „Hos“ wurde, was „der“ bedeutet. So steht dort nur noch „Der, der geoffenbart worden ist im Fleisch.“ Damit verschwindet das Zeugnis, dass Jesus Christus Gott ist, der Mensch geworden ist.
Die Mehrheit der Handschriften konnte diese Fälschung jedoch nicht verhindern. Deshalb steht dort eindeutig: „Gott ist geoffenbart worden im Fleisch.“
Dabei geht es darum, dass Gott sich durch den Herrn Jesus in der Gemeinde auf eine Weise offenbart hat, wie es im Alten Testament nie der Fall war. Wir erreichen hier den Höhepunkt des Kommens des Herrn Jesus und der Entstehung der Gemeinde als Haus Gottes.
Es ist das Geheimnis der Gottseligkeit. Gottseligkeit bedeutet ein Leben mit Herzenshingabe an den Herrn und Verbundenheit mit ihm. Diese Wahrheiten – dass der Herr Jesus Mensch geworden ist und Gott geoffenbart hat, wie er wirklich ist – sind unseren Herzen so kostbar, dass wir sie uns nicht mehr nehmen lassen.
Darum heißt es hier auch in Vers 15: Die Gemeinde ist die Gemeinde des lebendigen Gottes, der Pfeiler und die Grundfest der Wahrheit. Die Aufgabe der Gemeinde ist es, in dieser Welt die volle Wahrheit des Wortes Gottes zu verteidigen, aufrechtzuerhalten und klar darzustellen.
Und dann, in Kapitel 4, schreibt der Apostel Paulus, dass in der Zukunft sehr starke Angriffe auf die Gemeinde kommen werden. Paulus hat den ersten Timotheusbrief ungefähr im Jahr 64 nach Christus geschrieben. Hier sagt er in Kapitel 4:
„Der Geist aber sagt ausdrücklich, dass in späteren Zeiten etliche vom Glauben abfallen werden, indem sie achten auf betrügerische Geister und Lehren von Dämonen. Durch die Heuchelei von Lügenrednern, die ihr Gewissen wie mit einem Brenneisen gehärtet haben, verbieten sie zu heiraten und gebieten, sich von Speisen zu enthalten, die Gott geschaffen hat, zur Annahme mit Danksagung für die, die glauben und die Wahrheit erkennen.“
Ganz wichtig: Hier spricht der Apostel Paulus über spätere Zeiten, nicht über die letzten Zeiten. Wenn in einer Übersetzung „letzte Zeiten“ steht, ist das falsch. Es heißt wirklich „spätere Zeiten“, und das griechische Wort „hysteros“ bedeutet „das Dahinterliegende“. Paulus spricht also über die Zeit, die nach der Zeit der Apostel kommen sollte, in der er noch lebte und wirkte.
In dieser Zeit werden etliche vom Glauben, das heißt von der gesunden Lehre, abfallen. Sie achten auf Lehren von Dämonen. Was lehren diese? Zölibat und Askese, also das Verbot zu heiraten. Paulus macht klar, dass ein Leben in Ehelosigkeit, wenn der Herr es so möchte, ein großer Segen sein kann. Das bedeutet aber nicht, dass es endgültig ist. Eine längere Zeit der Ehelosigkeit kann eine fruchtbare Zeit sein, doch später kann auch die Ehe folgen. Es gibt kein Versprechen, niemals zu heiraten.
Die Lehre von Dämonen hingegen verbietet die Ehe. Besonders ab dem zweiten und dritten Jahrhundert entstand in der Christenheit die Vorstellung, dass man durch Ehelosigkeit einen höheren geistlichen Status erreicht. Das war eine völlige Verdrehung der biblischen Wahrheit. Ebenso wurde gelehrt, dass man durch den Verzicht auf bestimmte Speisen und ein asketisches Leben geistlich höher steht. Auch das ist eine falsche Auffassung.
In der Kirchengeschichte sehen wir, dass ab dem zweiten und dritten Jahrhundert das Eremitentum, also das Leben als Einsiedler in der Wüste, massenhaft entstand. Es wurden so viele Einsiedler, dass sie schließlich sagten: „Wie sollen wir da alleine bleiben? Tun wir uns zusammen.“ So entstanden Klöster mit Mönchen und Nonnen.
Die Bibel nennt solche Lehren „Lehren von Dämonen“. Das steht auch in jeder katholischen Bibel. Doch wenn man dem Volk sagt, es solle die Bibel nicht lesen oder besser nicht lesen, dann kommt niemand auf 1. Timotheus 4 und durchschaut die Sache. Aber das Wort Gottes sagt es so klar.
Der Apostel Paulus gibt viele konkrete Anweisungen für ein gesundes Christsein. Weil der Brief an einen Mann geschrieben ist, fokussiert er darauf, wie der einzelne Gläubige sich im Haus Gottes als treu erweisen kann. Man beachte also alle diese Gebote.
Ein Tipp: Man kann in der Bibel die Imperative, also die Befehle, mit einem Farbstift markieren. So findet man die konkreten Gebote im Neuen Testament. Schauen wir uns das mal an: In diesem kurzen Brief haben wir Dutzende von Geboten.
Zum Beispiel in Vers 11 erklärt Paulus, was zur gesunden Lehre gehört, und sagt: „Dies gebiete und lehre.“ Das sind zwei Ausdrücke – mit Autorität hinstehen, gebieten und lehren. Das heißt auch erklären und begründen, nicht einfach behaupten: „So ist es“, sondern anhand des Wortes darlegen.
Dann sagt Paulus: „Niemand verachte deine Jugend.“ Paulus war mit Timotheus auf besondere Weise verbunden, zwei Generationen. Paulus war der Grund, warum Timotheus zum Glauben an den Messias kam. Seine jüdische Mutter wird in Apostelgeschichte 16 erwähnt, und Timotheus kam auf der ersten Missionsreise des Paulus zum Glauben.
Paulus erkannte, dass dieser Mann ein besonderes Potenzial hatte. Deshalb setzte er sich persönlich in besonderer Weise für ihn ein. Daraus entstand eine schöne Beziehung, die sich im ersten und zweiten Timotheusbrief zeigt, wie Paulus diesen Mann fördert. Timotheus war relativ jung, und darum sagt Paulus: „Niemand verachte deine Jugend.“ Trotz seines Alters sollte er mit großer Verantwortung auftreten.
Timotheus sollte in Ephesus gewissen Leuten gebieten, keine anderen Lehren zu verbreiten. Dabei war er natürlich in Gefahr, von diesen Leuten angegriffen zu werden. Die dachten vielleicht: „Was will der sagen? Wenn der sechzig wäre, wäre es etwas anderes. Aber der ist eine Generation jünger, der hat uns nichts zu sagen.“ Deshalb musste Timotheus besonders auf sein Verhalten achten, damit man ihn nicht ungerecht angreifen konnte.
Paulus sagt: „Niemand verachte deine Jugend“, und wieder ein Befehl: „Sei ein Vorbild der Gläubigen in Wort, in Wandel, in Liebe, in Glauben, in Keuschheit.“ Bis ich komme, halte an mit dem Vorlesen. Timotheus sollte also die Bibel vorlesen, besonders für die Analphabeten in der Gemeinde, und mit dem Ermahnen und Lehren fortfahren. Das sind eigentlich drei Befehle.
Dann sagt Paulus: „Vernachlässige nicht die Gnadengabe in dir.“ (Vers 15) „Bedenke dies sorgfältig, lebe darin.“ (Vers 16) „Habe Acht auf dich selbst“, also pass auf, wo du stehst und wie du dich entwickelst, damit du nicht in eine falsche Richtung gehst. „Habe Acht auf dich selbst und auf die Lehre.“ Danach folgen zwei weitere Befehle: „Beharre in diesen Dingen.“
Das bedeutet, nicht locker sein und heute so, morgen anders denken. Solche Wendehälse gibt es in der Gemeinde. Sie lehren etwas, und ein Jahr später ist es plötzlich ganz anders. Wie bitte? Man könnte sagen: „Es ist doch gut, wenn er das jetzt korrigiert hat.“ Ja, aber dann hätte er vorher nicht mit solcher Überzeugung lehren sollen, sondern lieber geschwiegen. Das ist der Punkt.
So können wir nun durch den ganzen Brief von Kapitel 1 bis 6 gehen und finden viele, also Dutzende von Befehlen und Geboten. Das ist interessant, denn viele Christen sagen: „Wenn man von Geboten spricht, ist das Gesetzlichkeit.“ Wie bitte? Ja, das sei gesetzlich. Im Alten Testament gab es Gebote, aber Christen seien frei und hätten keine Gebote.
Doch Jesus sagt in Johannes 14, einem neutestamentlichen Buch: „Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt.“ Es gibt also neutestamentliche Gebote, und wenn wir diese ernst nehmen, zeigen wir, dass wir den Herrn lieben. Das ist keine Gesetzlichkeit.
Wenn jemand behauptet, im Neuen Testament gäbe es keine Gebote, dann zähle man die Dutzenden von Geboten im ersten Timotheusbrief, die fast vierzig Gebote im zweiten Timotheusbrief und die rund dreißig Gebote im Titusbrief. Wir schauen uns alle drei an – das sind in etwa hundert Gebote oder noch mehr. Und das sind nur drei kurze Briefe.
Gehen wir weiter durch den Römerbrief, den ersten und zweiten Korintherbrief, Galater, Epheser – ich muss nicht beweisen, dass ich die Reihenfolge der Bücher kenne – dann kommen wir auf viele Hunderte von Geboten. Wir können sagen: Im Judentum gibt es stolz 613 Gebote. Die Rabbiner haben versucht, die Gebote des Gesetzes vom Sinai zu systematisieren und eine Liste mit 613 Geboten zusammengestellt: „Du sollst“ und „Du sollst nicht.“ Dazu gehören auch die zehn Gebote, aber eben noch viel mehr.
Wir haben viel mehr Gebote als diese 613. Doch das hat nichts damit zu tun, dass wir unter dem Gesetz vom Sinai stehen. Unter dem Gesetz vom Sinai wurde das Volk Israel gestellt. Als die Irrlehre in Galatien aufkam – das haben wir vor kurzem beim Drohnenflug über den Galaterbrief betrachtet – und gesagt wurde, Nichtjuden müssten sich unter das Gesetz Mose stellen, haben wir gesehen, dass das eine Irrlehre der Gesetzlichkeit ist. Das geht nicht.
Aber wir müssen uns unter das Gesetz des Christus stellen. So werden die neutestamentlichen Gebote in Galater 6 als das Gesetz des Christus, das Gesetz des Messias, bezeichnet. Und das sind diese konkreten Gebote.
Und dann wenden wir uns dem zweiten Timotheusbrief zu. Wie bereits erwähnt, wurde Paulus verhaftet, nachdem er einige Jahre lang erneut im Segen gereist und gewirkt hatte. Schließlich kam er in die Todeszelle. Dort schrieb er noch den zweiten Timotheusbrief.
Dieser Brief hat einen besonders feierlichen Charakter, weil Paulus wusste, dass er bald sterben würde. Tatsächlich sollte er später durch Kaiser Nero hingerichtet werden. Da Paulus das römische Bürgerrecht besaß, durfte er nicht gekreuzigt werden. Man durfte ihn nur enthaupten.
Wir wollen heute weitermachen bis zum zweiten Petrusbrief. Auch dieser Brief wurde um 66 oder 67 nach Christus in Rom geschrieben. Petrus wurde ebenfalls in die Todeszelle geführt und schließlich gekreuzigt.
Der Herr hat dies auch in Johannes 21 angekündigt: „Wenn du alt geworden bist, wird dich ein anderer gürten und dich führen, wohin du nicht willst; und du wirst deine Hände ausbreiten.“ Johannes erklärt, dass der Herr damit andeutete, welchen Tod Petrus sterben würde, um Gott zu verherrlichen.
Auch Petrus schrieb aus seiner Todeszelle in Rom seinen letzten Brief, den zweiten Petrusbrief. So haben diese beiden Briefe – der zweite Timotheusbrief und der zweite Petrusbrief – einen ganz besonderen, feierlichen Charakter. Es sind die letzten Worte, die diese treuen Diener des Herrn uns hinterlassen haben.
Das verleiht dem Ganzen eine besondere Note.
Wir müssen noch Folgendes beachten: Paulus hatte sehr intensiv in Ephesus gewirkt (Apostelgeschichte 19). Ephesus war die Hauptstadt der Provinz Asia, einer Region in der heutigen Westtürkei. Diese Region ist deutlich größer als die Schweiz. In Apostelgeschichte 19 wird berichtet, dass in den Jahren, in denen Paulus dort wirkte, schließlich alle Menschen – Juden und Nichtjuden –, die dort wohnten, das Evangelium gehört hatten. Es war also eine ganz besonders gesegnete Zeit in Ephesus, in Asia.
Der Apostel Paulus hat dort auch jeden Tag über einen langen Zeitraum in der Schule des Tyrannus Bibelunterricht gegeben. Das motivierte die Gläubigen sehr, das Evangelium weiterzutragen. Normalerweise war Paulus relativ kurz an einem Ort, gründete eine neue Gemeinde, zog weiter in ein großes Ballungszentrum, verkündete dort das Evangelium, baute eine Gemeinde auf und ging dann weiter. Andere mussten das Werk fortführen.
In Ephesus aber wirkte er besonders lange, mehrere Jahre. Diese Enttäuschung beschreibt Paulus in seinem zweiten Brief an Timotheus. In 2. Timotheus 1,15 schreibt Paulus: „Du weißt, dass alle, die in Asia sind, sich von mir abgewandt haben, unter ihnen Phygelus und Hermogenes.“ Man spürt die Enttäuschung in diesen Worten. Paulus hatte so gesegnet unter den Gläubigen gewirkt, doch später wandten sie sich zwar nicht vom Glauben ab, aber von Paulus selbst. Sie betrachteten Paulus etwas kritischer.
Paulus wusste, dass der Tod bevorstand. Er würde nie mehr aus dem Gefängnis entkommen. Er konnte nichts mehr korrigieren und nicht mehr mit seiner Sprache von Italien aus in die Türkei reisen, um dort etwas zu verändern. In 2. Timotheus 4,6 sagt er: „Denn ich werde schon als Trankopfer ausgeschenkt, und die Zeit meines Abschieds ist gekommen. Ich habe den guten Kampf gekämpft, ich habe den Lauf vollendet, ich habe den Glauben bewahrt.“
Weiter schreibt er: „Fortan liegt mir bereit die Krone der Gerechtigkeit, die der Herr, der gerechte Richter, mir zur Vergeltung geben wird an jenem Tag, nicht allein mir, sondern auch allen, die seine Erscheinung lieben.“ Es ist klar, Paulus wusste, dass es vorbei ist. Er durfte lange wirken, aber jetzt kam das Ende. Und dann zu sehen, dass alle, die in Asia sind, ihn verlassen hatten – das war hart.
Diese Nachricht teilte Paulus Timotheus mit, dem er bereits im ersten Brief gesagt hatte, als er nach Mazedonien reiste: „Ich lasse dich in Ephesus, damit du etlichen gebietest, nicht andere Lehren zu lehren.“ Dieser junge Mann teilte die Not mit Paulus und konnte noch etwas tun. Das war die Hoffnung des Paulus – dass Timotheus sein Werk weiterführen würde.
Darum sagt Paulus ihm auch in 2. Timotheus 2,1: „Du nun, mein Kind,“ – er nennt ihn „mein Kind“, weil Timotheus durch Paulus zum Glauben gekommen war – „sei stark in der Gnade, die in Christus Jesus ist.“ (Die Fußnote in der Elberfelder Übersetzung weist darauf hin, dass die bessere Übersetzung nicht „sei stark“ lautet, sondern „er stärke“ – ein Kind wächst und wird immer stärker.)
Paulus fährt fort: „Was du von mir in Gegenwart vieler Zeugen gehört hast, das vertraue treuen Leuten an, die tüchtig sein werden, auch andere zu lehren.“ Das sind vier Generationen: Paulus gibt die gesunde Lehre an Timotheus weiter, der sie treuen Leuten anvertraut, die wiederum andere unterweisen können.
Es gibt auch untreue Leute. Wenn Paulus sagt, alle hätten ihn verlassen, so meint er, dass er die Treue nur noch wenigen anvertrauen kann. Diese treuen Leute sollen wiederum andere lehren und so eine vierte Generation bilden. Der zweite Timotheusbrief legt großen Wert darauf, dass das Werk weitergeführt wird.
Und nun, in diesem zweiten Kapitel, spricht der Apostel Paulus über das Fundament des Hauses Gottes. Ich lese in Vers 16: Die Ungöttlichen lehren Geschwätze, aber vermeide sie, denn sie werden zu weiterer Gottlosigkeit fortschreiten, und ihr Wort wird um sich fressen wie Krebs, unter welchen Hymenäus und Philetus sind. Diese sind von der Wahrheit abgeirrt, indem sie sagen, dass die Auferstehung schon geschehen sei und den Glauben etlicher zerstören.
Doch der feste Grund Gottes steht und hat dieses Siegel: Der Herr kennt die Seinen, und jeder, der den Namen des Herrn nennt, stehe ab von der Ungerechtigkeit. In einem großen Haus aber sind nicht allein goldene und silberne Gefäße, sondern auch hölzerne und irdene. Die einen sind zur Ehre, die anderen aber zur Unehre. Wenn nun jemand sich von diesen reinigt, so wird er ein Gefäß zur Ehre sein, geheiligt, nützlich dem Hausherrn, zu jedem guten Werk bereit.
Hier spricht Paulus also auch über das Haus Gottes. Im ersten Timotheusbrief haben wir gesehen, wie man sich im Hause Gottes verhalten soll. Hier spricht er über das große Haus. In einem großen Haus sind nicht allein goldene und silberne Gefäße. Auch das meint den Tempel.
Übrigens gibt es auf Hebräisch verschiedene Ausdrücke für Tempel. Einer davon ist Heichal, und dieser geht eigentlich auf das Sumerische zurück. Das ist nicht Deutsch, sondern bedeutet „großes Haus“. Der Ausdruck heißt also „großes Haus“ – der Tempel ist ein großes Haus.
Es geht hier um den Tempel und um diesen Grundfelsen des Tempels. Der feste Grund Gottes steht und hat dieses Siegel. Der Herr kennt die Seinen. Aus der rabbinischen Literatur wissen wir, dass es auf diesem Felsen, auf dem Salomo das Allerheiligste gebaut hatte – der Fels, der heute im Felsendom in Jerusalem auf dem Tempelberg ist –, eine Inschrift mit dem Namen des Herrn gibt, mit dem Namen Yahweh.
Also, dieser Grund Gottes hat das Siegel, der Herr kennt die Seinen.
Nun sagt Paulus, in diesem großen Haus gibt es goldene und silberne Gefäße, aber auch hölzerne und irdene. Es gibt solche, die sind zur Ehre Gottes, und solche, die sind nicht zur Ehre Gottes. Zwei Beispiele hat er gerade genannt: Hymenäus und Philetus, die von der Wahrheit abgeirrt sind und den Glauben etlicher zerstören (Verse 17 und 18). Das waren solche hölzerne, irdene Gefäße zur Unehre.
So sehen wir: Im ersten Timotheusbrief wird das Haus Gottes noch weitgehend intakt gesehen. Einige Jahre später schreibt Paulus und zeigt, dass es ein Riesenproblem gibt. Es gibt wirklich Gefäße zur Ehre und Gefäße zur Unehre im Haus Gottes.
Dann erklärt der Apostel in Vers 21: Wenn nun jemand sich von diesen reinigt – die Fußnote der Elberfelder Übersetzung erklärt, dass hier eigentlich „sich von diesen wegreinigen“ gemeint ist –, so wird er ein Gefäß zur Ehre sein, geheiligt, nützlich dem Hausherrn, zu jedem guten Werk bereit.
Paulus macht also klar: In dem großen Haus gibt es eine Vermischung. Das ist das Problem der Vermischung in der Christenheit. Aber dann ist es wichtig, dass man sich von den Gefäßen der Unehre, die falsche Lehren bringen, trennt. Darum soll man sich von denen wegreinigen.
Die Fußnote der Elberfelder Übersetzung erklärt, dass dies bedeutet, sich durch Absonderung zu reinigen. Da muss man Stellung nehmen und sagen: Nein, da können wir nicht mitgehen mit diesen Lehren.
Das ist eine Stelle, die klar macht, dass es im Neuen Testament eine Absonderung nach den Gedanken Gottes gibt. Wenn Leute sich absondern, einfach weil sie streitsüchtig sind, ist das eine ganz üble Art von Absonderung. Das ist die Absonderung, die in Sprüche 18 beschrieben wird: Wer sich absondert, trachtet nach einem Gelüst; gegen alle Einsicht geht er heftig an. Das sind Dickköpfe, die sich nicht korrigieren lassen können und unlautere Absichten haben.
Übrigens heißt das Wort Pharisäer „Abgesonderte“. Auf Hebräisch lautet es Perushim – das sind die Abgesonderten. Aber es ist eben ein Problem: Eine Absonderung ist erst dann eine richtige Absonderung, wenn sie eine Absonderung weg vom Bösen ist, nicht einfach weg von denen, die einem nicht passen. Und es ist eine Absonderung hin zum Herrn.
Die Pharisäer hatten sich schon von einigen bösen Dingen abgesondert, aber nicht zum Herrn hin. Darum hatten die meisten Pharisäer mit dem Herrn Jesus ein Problem. Das macht klar, dass ihre Absonderung keine gottgemäße Absonderung war.
Hier aber geht es um gottgemäße Absonderung. Der Apostel Paulus sagt: Wenn man sich also von diesen Leuten wie Hymenäus und Philetus absondert, dann wird man ein nützliches Gefäß sein. Er sagt: Wenn sich jemand von diesen wegreinigt, wird er ein Gefäß zur Ehre sein, geheiligt, nützlich dem Hausherrn, zu jedem guten Werk bereit.
Es ist eine wunderbare Verheißung, dass der Herr dann umso mehr Segen geben kann im Dienst.
In Kapitel 3 schreibt der Apostel in Vers 1: "Dies aber wisse, dass in den letzten Tagen schwere Zeiten eintreten werden." Denn die Menschen werden selbstsüchtig oder eigenliebig sein, geldliebend, prahlerisch, hochmütig, lästerlich, den Eltern ungehorsam, undankbar und so weiter. Merken wir den Unterschied?
In 1. Timotheus 4 spricht Paulus über spätere Zeiten, also über die Zeiten, die hinter der Zeit der Apostel lagen – das zweite und dritte Jahrhundert, die typischen Jahrhunderte des Zölibats und der Askese. Aber hier spricht der Apostel über die letzten Tage, die schwere Zeiten sein werden.
Das Wort "schwer" hier heißt auf Griechisch „chalippos“, was schwer, schwer zu behandeln, schwierig, schwer zu ertragen, schmerzhaft, schmerzlich, rau, wütend und gefährlich bedeutet. Alles richtig!
Und merken wir: Der Apostel Paulus schreibt hier in der Zukunftsform, "dies aber wisse, dass in den letzten Tagen schwere Zeiten eintreten werden." Es gibt ja Leute, die sagen, die Endzeit sei nicht jetzt. Ja, jetzt auch, aber seit dem Neuen Testament, seit Jesus Christus gekommen ist, ist die Endzeit. Wirklich?
Wieso sagt dann Paulus: "In den letzten Tagen werden schwere Zeiten eintreten"? Das heißt, damals, als er vor seinem Tod stand, war noch nicht Endzeit, es ist die Zukunft.
Wir werden gleich noch sehen, heute Nachmittag, im 2. Petrusbrief, Kapitel 3. Petrus schreibt auch aus der Todeszelle über die letzten Tage und sagt, wie es in den letzten Tagen sein wird. Er sagt nicht: "Jetzt ist es." So muss man solche Argumente entkräften.
Ich warte – die machen ja alles kaputt, sie vernichten es –, wenn sie sagen, die Endzeit war schon seit zweitausend Jahren. Dann wird eigentlich das Besondere unserer Zeit und der besondere Charakter unserer Zeit nicht erkannt. Und es wird auch nicht erkannt, dass der kommende Herr vor der Tür ist.
Da hat der Feind natürlich eine besondere Absicht. Das sind wirklich feurige Pfeile des Feindes, die wir mit dem Schild des Glaubens auslöschen müssen.
Da muss man einfach argumentieren: Das stimmt doch gar nicht. Für den Apostel Paulus waren die letzten Tage hier in der Zukunft. Für den Apostel Petrus und im 2. Petrusbrief 3 ebenfalls in der Zukunft. Also ist die Behauptung falsch.
Nun möchte ich noch einen Zusammenhang mit Kapitel vier herstellen. Der Apostel Paulus war im Gefängnis in Rom und sah das Kommen des Winters vor sich. Es war noch warm, als er den Zweiten Timotheusbrief schrieb, doch er hatte Sorge, was noch kommen würde. In 2. Timotheus 4,13 schreibt er: „Den Mantel, den ich in Troas bei Carpus zurückließ, bring mit, wenn du kommst, und die Bücher, besonders die Pergamente.“
Paulus vermisste einen Mantel, den er damals in Troas zurückgelassen hatte, als er dort verhaftet wurde. Warum war der Mantel so wichtig? Im gleichen Kapitel, Vers 21, fordert er: „Beeil dich, vor dem Winter zu kommen.“ Paulus sah also eine schwere Zeit im Gefängnis vor sich, den kalten Winter und das Frieren. Der Mantel sollte ihm dabei helfen. Das ist der Bezug zu Kapitel vier.
In Kapitel drei sieht Paulus eine schwere, gefährliche Zeit vor sich, die letzten Tage. Was ist in solchen Zeiten wichtig? Wie kann man in solch verdrehten, moralisch verkommenen Zeiten bestehen? Paulus beschreibt, wie die Menschen sein werden, besonders in der Christenheit. Er nennt Eigenschaften wie Selbstliebe, Geldliebe, Prahlerei, Hochmut, Lästerung. Eltern sind ungehorsam, undankbar, unheilig, ohne natürliche Liebe. Das griechische Wort „astorgä“ bedeutet vor allem „keine Liebe zu den Kindern oder zu den Eltern“.
Das ist das Zeitalter der Abtreibung – eine Zeit, in der es ertragen wird, dass die UNO jährlich über 40 Millionen Babys als Statistik veröffentlicht, ohne dass die Menschen dagegen auf die Straße gehen. Sie protestieren wegen anderer Dinge, aber sicher nicht, wenn die Schwächsten getötet werden. Die Friedensbewegung – warum geht sie nicht für diese 40 Millionen Babys auf die Straße? Wahrscheinlich, weil sie selbst zu denen gehören, die selbstsüchtig, geldliebend, prahlerisch, hochmütig, lästerlich, den Eltern ungehorsam, undankbar, unheilig, ohne natürliche Liebe, unversöhnlich, verleumderisch, unenthaltsam und grausam sind. Sie lieben das Gute nicht.
Wie kann man in solch einer kalten Winterzeit bestehen? Paulus zeigt es: Er brauchte für den Winter in Rom einen Mantel. Unser „Mantel“ für die letzten Tage wird in Römer 13,14 beschrieben: „Sondern zieht den Herrn Jesus Christus an.“ Der Herr Jesus ist unser Mantel. Es ist ein Befehl: „Zieht ihn an!“ Man muss sich entscheiden.
Man sollte eine so enge Beziehung zu Jesus haben, wie zu einem Mantel, der einen umhüllt und schützt. Diese Nähe geschieht durch die bewusste Entscheidung: „Herr, ich möchte dir so nahe sein.“ Und Jesus will das auch. Es ist nicht nur eine Frage des Gefühls, auch wenn man die Wärme der Nähe des Herrn dann wirklich erleben kann. Es ist vor allem eine bewusste Entscheidung, in dieser gefährlichen Endzeit mit Jesus verbunden zu sein.
So gibt dieser Brief auch ganz persönliche Anweisungen. Man kann viele konkrete Befehle finden, die zeigen, wie man in den letzten Tagen, in dieser „Winterzeit“ bestehen kann. Ich sage das an einem Tag, an dem es 33 Grad warm werden soll. Doch wir haben vielleicht vergessen, wie kalt es im letzten Winter war. Und diese kalte Zeit wird wiederkommen.
Paulus sah diese kalte Zeit vor sich, aber er war noch nicht in der Endzeit. Wir leben jetzt in der Endzeit. Auch wenn das Thermometer 33 Grad anzeigt, spüren wir die Kälte einer Gesellschaft, die Gott und sein Wort verworfen hat.
Bevor ich abschließe, möchte ich noch betonen, dass Paulus in 2. Timotheus 3,16 die Inspiration der Bibel hervorhebt: „Alle Schrift ist von Gott eingegeben und nützlich zur Lehre, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Unterweisung in der Gerechtigkeit, damit der Mensch Gottes vollkommen sei, zu jedem guten Werk völlig geschickt.“
Ausgerechnet in diesem Brief über die Endzeit wird die göttliche Inspiration der Bibel so stark betont. Das ist sehr wichtig, denn der Teufel weiß genau, wie er den Glauben zerstören kann: Wenn er die Überzeugung angreift oder zerstört, dass die Bibel hundertprozentig Gottes Wort ist, dann fällt unser ganzes Fundament weg. Es gibt keine Klarheit und keine Sicherheit mehr.
Ich erinnere mich an die sechziger Jahre, als Professor Rudolf Bultmann, ein Theologieprofessor in Deutschland, sagte: „Gott ist tot.“ Die „Theologie vom Tod Gottes“. Damals kämpften die Evangelikalen heftig dagegen an. Sie waren entsetzt und setzten sich öffentlich für die volle Inspiration und Autorität der Bibel ein. Das war erfrischend und klar.
Heute, im Jahr 2024, ist das Schnee von gestern. Die Bibelkritik ist längst auf subtilen Wegen in die Gemeinden eingedrungen. Zum Beispiel wird gesagt: „Das ist nur kulturell zu verstehen“, oder „Der Apostel Paulus hatte eben andere Ansichten“, oder „Man kann nicht sagen, jedes Wort ist von Gott inspiriert und fehlerfrei.“
Diese Sichtweisen sind längst in vielen evangelikalen Gemeinden verbreitet. Von innen her sind sie verrottet, morsch und kaputt geworden. Deshalb ist der Vers in 2. Timotheus 3,16, der die göttliche Inspiration betont, so wichtig.
Dieser Brief ist eine enorme praktische Hilfe, gerade für unsere Zeit.
Jetzt wenden wir uns dem Titusbrief zu. Wie bereits erwähnt, wurde auch dieser Brief in der Zeit zwischen Paulus’ erster und zweiter Gefangenschaft verfasst, also zwischen 62 und 66/67 nach Christus. Ich weiß, ich habe das schon mehrfach gesagt und ihr kennt es inzwischen auswendig.
Der Titusbrief enthält folgenden Satz in Kapitel 3, Vers 12: „Wenn ich Artemas oder Tychikus zu dir senden werde, so befleißige dich, zu mir nach Nikopolis zu kommen, denn ich habe beschlossen, dort zu überwintern.“ Wo in den vier Missionsreisen in der Apostelgeschichte lesen wir, dass Paulus in Nikopolis im Mittelmeerraum auf dieser Insel überwintert hätte? Nirgends.
Da kommen oft liberale Theologen und behaupten, der Titusbrief sei gar nicht von Paulus. Das sind jedoch völlig ungeschichtliche Behauptungen, die der Apostelgeschichte widersprechen. Nein, das widerspricht nicht der Apostelgeschichte, denn mit Apostelgeschichte 28 war die Gefangenschaft in Rom nicht zu Ende. Lukas schreibt ja extra in den letzten Versen, dass Paulus zwei volle Jahre in Rom gefangen war.
Warum schreibt er „zwei volle Jahre“? Weil das ein Begriff aus dem römischen Rechtswesen ist. Er besagt, dass wenn die Ankläger während zwei vollen Jahren nicht zum Prozess erscheinen, der Angeklagte freigesprochen wird. Die Ankläger, die führenden Priester in Jerusalem, sind eben nie von Jerusalem nach Rom gereist, um Paulus dort vor Nero anzuklagen.
Paulus blieb zwei volle Jahre in Rom, und als diese Zeit vorbei war, wurde er freigesprochen und konnte wieder reisen. Deshalb haben wir die Situation, dass Paulus nach Mazedonien reist, Timotheus in Ephesus zurücklässt und Paulus selbst auf der Insel Nikopolis überwintert.
Im Titusbrief gibt Paulus dann den Auftrag, in Kapitel 1, Vers 5: „Deswegen ließ ich dich in Kreta zurück, damit du das, was noch mangelte, in Ordnung bringst und in jeder Stadt Älteste anstellst, wie ich dir geboten hatte.“ Wenn jemand untadelig ist, der Mann einer Frau, der gläubige Kinder hat usw.
Paulus geht also von der Insel Kreta aus und gibt Titus einen Auftrag. So wie er von Ephesus nach Mazedonien ging und Timotheus und Titus mit einem Auftrag zurückließ. Titus sollte Paulus auf der Insel Kreta vertreten und dort gesunde Älteste einsetzen, die den geistlichen Ansprüchen entsprechen, die aufgelistet sind.
Warum? Auch in diesem Brief geht es um das Thema Gesundheit. Das zeigt sich zum Beispiel in Kapitel 2, Vers 1: „Du aber rede, was der gesunden Lehre geziemt.“ Gesunde Lehre bedeutet, dass die alten Männer nüchtern, würdig, besonnen und gesund im Glauben, in der Liebe und im Ausharren sein sollen. Die alten Frauen ebenso in ihrem Betragen usw.
Man sieht, es geht nicht nur um gesunde Lehre, sondern auch um gesunden Glauben, gesunde Liebe und gesundes Ausharren. Für jeden dieser Punkte gibt es das Gegenteil: kranke Lehre, kranker Glaube, kranke Liebe und krankes Ausharren.
Als Kind hatte ich eine Tante – nicht durch Verwandtschaft, aber sie wurde mir so erklärt – die mich sehr liebte, aber das war für mich eher wie ein Rottweiler. Wenn er einmal zubeißt, lässt er nicht mehr los. So empfand ich das als eine einengende, kranke Liebe.
Es gibt eben gesunde Liebe, aber auch kranke Liebe. Es gibt gesundes Ausharren, aber auch krankes Ausharren. Ein Freund von mir war todkrank. In seiner Familie und Gemeinde gab es die Überzeugung: „Nein, der darf nicht sterben, der kann nicht sterben, das kann nicht sein.“ Sie hielten an der Überzeugung fest, er werde gesund werden.
Gibt es im Neuen Testament eine Verheißung, dass der Herr einen todkranken Menschen unbedingt gesund machen muss? Natürlich kann das Gebet es bewirken, aber wir müssen es dem Herrn von Anfang an völlig überlassen.
Diese Leute sagten: „Ganz bestimmt wird er gesund.“ Doch dann starb er. Der Glaube seiner Frau brach zusammen. Das war zwar Ausharren, aber ein krankes Ausharren. Es muss biblisch begründet sein, dieses Ausharren.
Es geht also um Gesundheit in allen möglichen Bereichen des geistlichen Lebens. Paulus gab Titus den Auftrag, gesunde Leiter auf Kreta einzusetzen. Interessant ist, dass nicht die Gemeinde die Ältesten gewählt hat, sondern Titus sie im Auftrag des Apostels eingesetzt hat.
Das bedeutet, in der Bibel wird die Autorität von oben eingesetzt, in der Demokratie hingegen von unten. Wir sind heute sehr an Demokratie gewöhnt, und da sind andere Überlegungen oft schwer verständlich. Man muss das neu lernen.
Der Herr Jesus kam und setzte Apostel ein – von oben her. Zwölf für Israel, Paulus für die Heiden. Diese Apostel konnten wiederum Brüder absenden, wie hier Titus, der in ihrem Namen Älteste einsetzte. Die Autorität wurde also von oben eingesetzt.
Heute haben wir keine Apostel mehr und auch keine Abgesandten. Jetzt stellt sich die Frage: Gibt es denn keine Ältesten mehr? Doch! In Apostelgeschichte 14 sieht man, wie Paulus zusammen mit Barnabas Älteste einsetzte, ganz im Sinne wie Titus.
Eine dritte Stelle über das Einsetzen von Ältesten ist Apostelgeschichte 20. Dort sagte Paulus zu den Ältesten von Ephesus: „Der Heilige Geist hat euch als Aufseher in der Gemeinde eingesetzt.“
Die Apostel sind nicht mehr da, und damit auch nicht mehr die, die von ihnen abgesandt wurden. Aber der Heilige Geist hat damals und auch heute eingesetzt. Jetzt gibt es allerdings ein Problem: Jemand könnte sagen, er sei Ältester, weil der Heilige Geist ihn eingesetzt habe. Und dann?
Dann müssen wir respektvoll zuhören, was er sagt. Glücklicherweise haben wir die Liste der geistlichen Anforderungen in 1. Timotheus 3 und im Titusbrief 1. Einige Punkte sind dieselben, andere ergänzen sich.
Wenn ein Bruder diese geistlichen Anforderungen erfüllt, haben wir eine Bestätigung, dass der Heilige Geist das gewirkt hat. Ein Ältester hat heute keine apostolische formelle Autorität mehr – das gab es nur im ersten Jahrhundert – aber er hat eine moralische Autorität, die die Gemeinde anerkennen muss.
Das ist etwas anderes als eine Wahl. In 1. Thessalonicher 5,12 heißt es: „Wir bitten euch aber, Brüder, dass ihr die anerkennt, die unter euch arbeiten und euch vorstehen im Herrn und euch zurechtweisen, und dass ihr sie über die Maßen in Liebe achtet um ihres Werkes willen.“
Man sieht, sie haben schon gearbeitet und vorangestanden, bevor sie anerkannt wurden. Sie haben nicht plötzlich gesagt: „Ich bin Ältester, jetzt beginne ich, mich für die Geschwister zu interessieren.“ Nein, sie haben das schon getan.
Wer diese Anforderungen erfüllt, kann anerkannt werden. Wichtig ist, dass die Autorität nicht einfach durch eine formelle Wahl entsteht, sondern moralisch durch das gemeinsame Anerkennen. Die Gemeinde kommt so zu einem gemeinsamen Schluss.
Der Vorteil ist, wenn sie nicht gewählt sind, muss man sie auch nicht abwählen. Die Autorität ist moralisch. Sobald diese moralische Autorität nicht mehr da ist, wenn das Leben in eine andere Richtung geht, ist die Autorität dahin.
Das könnte die Praxis vereinfachen, doch das praktische Leben ist oft kompliziert.
Im Titusbrief geht es darum zu betonen, dass durch gesunde Führung auch gesunde Gemeinden entstehen. Weiterhin, ich habe schon ein bisschen gelesen, in Kapitel 2 sagt Paulus, was wichtig ist für die alten Männer, dann in Vers 3 für die alten Frauen.
Dann geht es um das Verhältnis der älteren Frauen zu den jüngeren Frauen. Sie sollen Lehrerinnen des Guten sein, damit sie die jungen Frauen unterweisen, ihre Männer zu lieben, ihre Kinder zu lieben, besonnen und keusch zu leben (Vers 4).
In Vers 6 werden die jüngeren Männer ermahnt, und Titus soll sich als Vorbild ihnen darstellen. Das sind ganz unterschiedliche Bedürfnisse.
In Vers 9 geht es um die Knechte: „Ermahne, sich ihren eigenen Herren unterzuordnen.“ Hier geht es auch um das Verhältnis von Arbeitgebern und Arbeitnehmern.
Für alles gibt es Anweisungen, wie das aussieht, wenn man die gesunde Lehre im praktischen Leben umsetzt.
In Kapitel 3 wird auch erklärt, wie Christen sich gegenüber der Regierung verhalten sollen. Vers 1: „Erinnere sie daran, Obrigkeiten und Gewalten untertan zu sein, gehorsam zu leisten, zu jedem guten Werk bereit zu sein, niemand zu lästern, nicht streitsüchtig zu sein, milde und alle Sanftmut zu erweisen gegen alle Menschen.“
Es geht darum, dass man in der Gemeinde die weltliche Obrigkeit anerkennt und gehorsam ist. Natürlich wird hier nicht erwähnt, dass man nicht gehorchen muss, wenn die Regierung etwas verlangt, das gegen Gottes Wort verstößt und das Gewissen verletzt.
Dann gilt Apostelgeschichte 4 und 5, wo zweimal ausgedrückt wird, dass man Gott mehr gehorchen muss als den Menschen. Das sind aber besondere Fälle.
Grundsätzlich zeigt der Titusbrief, dass Christen keine Rebellen gegen die Regierung sind. Gerade darin wird das christliche Zeugnis und die gesunde Lehre geehrt.
Auffällig im Titusbrief ist, dass immer wieder Abschnitte mit tiefen, allgemeinen Belehrungen über Gottes Wege und Heilsplan vorkommen. Das beginnt schon in Kapitel 1, in den ersten Versen, dann kommt die Sache mit den Ältesten.
Dann gibt es wieder eine solche grundsätzliche Belehrung in Kapitel 2, ab Vers 11, gefolgt von praktischen Belehrungen.
In Kapitel 3, Vers 4, folgt erneut eine heilsgeschichtliche Belehrung. Es ist eine schöne Harmonie: heilsgeschichtliche Belehrung, dann praktische Belehrung, heilsgeschichtliche Belehrung, praktische Belehrung.
Das zeigt, dass beides gebraucht wird.
Immer wieder findet man in Gemeinden eine Ablehnung – bei manchen, nicht bei allen – gegenüber heilsgeschichtlicher Belehrung und Zusammenhängen in der Schrift.
Ich erinnere mich, ein Bruder sagte: „Eine Predigt bringt mir am Sonntag nichts, wenn ich nicht weiß, was ich am Montag tun soll.“ Dem kann man leicht helfen, indem man über die vielen Gebote predigt.
Aber ich weiß nicht, ob er sich dann immer noch wohlfühlt, wenn es zu viel wird.
Darum ist auch die Belehrung wichtig, die uns zeigt, dass wir diese Gebote gar nicht erfüllen könnten, wenn wir nicht durch Gottes Heilsplan errettet worden wären und eine neue Natur, das ewige Leben, empfangen hätten.
Diese neue Natur möchte nur das tun, was der Herr will. Aber wichtig ist, dass wir in Römer 7 lernen, dass wir als Gläubige hier auf der Erde noch das Fleisch haben.
Das Fleisch ist rebellisch gegen Gottes Wort und zeigt sich jeden Tag durch Gedanken, die in unsere Gedankenwelt eindringen, Gedanken des Aufbegehrens gegen Gott.
Wie geht man damit praktisch um? Das wird im Wort Gottes erklärt.
Wenn wir diese Belehrungen nicht haben, wie ist das mit dem Fleisch in uns? Wie ist das mit dem ewigen Leben, das uns Kraft gibt? Und dann ist da noch der Heilige Geist, der uns Kraft gibt.
Der Heilige Geist hilft, dass das ewige Leben, das Leben aus Gott, sich entfalten kann und wir die Kraft bekommen, gottgemäß zu leben.
Diese Belehrung brauchen wir.
Wenn wir nur hätten: „Das muss man am Montag, Dienstag und Mittwoch tun“ – wer hält das aus? So eine Gemeinde möchte ich nicht haben. Das macht niedergeschlagen und bei manchen sogar depressiv, je nach Veranlagung.
Wir brauchen den ganzen Ratschluss Gottes und aus dieser Perspektive heraus das Licht auf das praktische Leben.
Dann merken wir: Wir sind nicht allein. Der Herr versteht das. Er weiß, dass rebellische Gedanken in uns aufkommen und wir denken, jetzt habe ich schon gesündigt.
Nein, erklärt das Wort Gottes. Wenn der Gedanke aus dem Fleisch kommt, ist das noch nicht die Sünde. Aber wenn das böse Verlangen empfangen wird, gebiert es die Sünde.
Das sehen wir gleich noch im Jakobusbrief.
Also, der reine Gedanke ist noch nicht Sünde. Damit müssen wir leben. Das schießt einem durch den Kopf, das können wir gar nicht kontrollieren.
Was wir aber kontrollieren können, ist, was wir mit diesen Gedanken machen.
Luther sagte: „Ich kann nichts dafür, wenn die Vögel auf meinen Kopf machen.“ Das konnte ich damals auch nicht.
Ich saß in einem Versammlungslokal, glaube in der zweiten Reihe, in einem hellen Anzug. Es war warm, die Fenster und sogar die Tür waren offen beim Gottesdienst.
Dann kam ein Vogel rein. Jetzt wissen alle, was passiert ist.
Er drehte ein paar Runden und dann traf mich die „Luftwaffe“ hinten auf den Kopf. Das war übel. Aber dafür konnte ich nichts.
So sagt Luther: „Ich kann nichts dafür, wenn der Vogel mir auf den Kopf macht.“ Aber wenn er auf einem Hut ein Nest baut, wäre das etwas anderes.
Wenn der Vogel entkommt, sich einnistet, die Haare dreht, ein Nest baut und Eier legt, dann ist es anders.
So ist es auch mit den Gedanken: Wenn der Gedanke kommt, ist das noch keine Sünde. Jakobus 1 sagt, wenn das böse Verlangen empfangen wird, gebiert es die Sünde, und die Sünde gebiert den Tod.
Diese Belehrungen brauchen wir.
Darum ist der Titusbrief ein Beispiel für gesunde, harmonische Belehrung – heilsgeschichtlich und ganz praktisch.
Nach der Pause werden wir mit dem Philemonbrief weitermachen.
Jetzt also eine halbe Stunde Pause – Kuchen, Kaffee.
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