Guten Abend, ich begrüße alle herzlich. Wir sind weiterhin bei der siebten Erweckungsgeschichte der Könige von Juda, nämlich der Geschichte von Hiskia. Dabei befinden wir uns in 2. Chronik 29, Vers 31.
Diese Geschichte ist sehr speziell, denn es handelt sich um die siebte Erweckungsgeschichte. Außerdem ist es die einzige Königsgeschichte in der Bibel, die dreimal berichtet wird. Zum einen in 2. Könige 18 bis 20, dann hier in 2. Chronik 29 und den folgenden Kapiteln, und schließlich im Buch Jesaja. Der Abschnitt in Jesaja ist sozusagen ein Zwischenteil, der ebenfalls die Geschichte von Hiskia umfasst, was eine besondere Bedeutung hat.
Natürlich sind diese drei Berichte nicht identisch. Es gibt unterschiedliche Akzente, ähnlich wie bei den vier Evangelien. Jedes Evangelium hat eine besondere Botschaft. Was zum Beispiel im Vergleich zwischen 2. Chronik und 2. Könige auffällt: Weiß jemand, was als Unterschied besonders wichtig ist?
In den Chronikbüchern, also 1. und 2. Chronik, die ursprünglich ein Buch bildeten, wird mehr die Gnade des Herrn betont. Die Bücher der Könige hingegen, ebenfalls ursprünglich ein Buch, legen mehr den Schwerpunkt auf die Verantwortung des Menschen.
Im Zusammenhang mit Hiskia ist es so, dass seine Erneuerung des Gottesdienstes und alles, was mit dem Tempel sowie dem Priester- und Levitendienst zusammenhängt, in 2. Könige nicht so ausführlich berichtet wird. Warum ist das so?
Der Autor von 1. und 2. Chronik war Esra. Im Judentum wurden solche Informationen genau überliefert. Wir wissen, dass Esra der Autor war. Er war ein Priester, der in der Zeit der Rückkehr aus der babylonischen Gefangenschaft ein ganz besonderes Herz für den Gottesdienst in Jerusalem hatte. Es war ihm wichtig, dass dieser Gottesdienst nach dem Wort Gottes ausgerichtet ist.
Esra hat auch eine Erweckung unter den Rückkehrern ausgelöst. Man merkt, dass ihm diese Themen besonders wichtig waren. Natürlich war er vom Heiligen Geist inspiriert, doch der Heilige Geist benutzte Werkzeuge, die er speziell vorbereitet hatte. Jedes Werkzeug hat seine Eigenart. Diese Eigenart ist von Gott gewollt und kommt dann auch im inspirierten Bericht zur Geltung.
Wir haben bisher gesehen, dass Hiskia im Alter von fünfundzwanzig Jahren König wurde. Gleich zu Beginn seiner Regierung öffnete er den Salamotempel und ließ den Tempel wieder reparieren.
Er ermutigte die Priesterschaft und die Leviten zu einem treuen Dienst. Außerdem veranlasste er die Reinigung des Tempels, wie wir gesehen haben, von innen nach außen.
Es ist auch wichtig zu verstehen, dass, wenn Gott uns verändert, diese Veränderung nicht von außen nach innen geschieht, sondern von innen heraus. Natürlich zeigt sich die Veränderung dann auch nach außen.
Hiskia richtete den Gottesdienst ganz neu ein, wie wir beim letzten Mal gesehen haben. Allerdings sind wir noch nicht am Ende.
Jetzt lesen wir 2. Chronik 29,31-36. Bitte, Jerry.
Und Jechischja hob an und sprach: Nun habt ihr euch dem Herrn geweiht. Tretet herzu und bringt Schlachtopfer und Dankopfer zum Haus des Herrn.
Die Versammlung brachte Schlachtopfer und Dankopfer, und jeder, der willigen Herzens war, brachte Brandopfer. Die Zahl der Brandopfer, die die Versammlung brachte, betrug siebzig Rinder, hundert Widder und zweihundert Schafe. Alle diese dienten als Brandopfer für den Herrn.
Die geheiligten Gaben beliefen sich auf sechshundert Rinder und dreitausend Stück Kleinvieh. Es gab jedoch zu wenig Priester, sodass sie nicht alle Brandopfer häuten konnten. Deshalb unterstützten ihre Brüder, die Leviten, sie bis das Werk vollendet war und bis die Priester sich geheiligt hatten. Die Leviten waren redlichen Herzens und wollten sich mehr heiligen als die Priester.
Es gab zudem viele Brandopfer, zusammen mit den Fettstücken der Friedensopfer und dem Trankopfer für die Brandopfer. So wurde der Dienst im Haus des Herrn eingerichtet. Jehiskja und das ganze Volk freuten sich über das, was Gott dem Volk bereitet hatte, denn die Sache war plötzlich geschehen.
Wir sehen also, dass diese Einrichtung des Gottesdienstes nach den Gedanken Gottes Freude auslöst. Das haben wir schon im letzten Mal in 2. Chronik 29,30 gesehen. Dort heißt es: „Und sie lobsangen mit Freuden und verneigten sich und beteten an.“
Und jetzt lesen wir wieder hier in Vers 36: „Und Jehiskia und das ganze Volk freuten sich über das, was Gott dem Volk bereitet hatte.“
Wenn wir dem Herrn etwas bringen, geschieht das nicht, damit unsere Freude größer wird. Wenn wir Gottesdienst feiern, um unsere Emotionen zu steigern, ist das eine völlig falsche Vorstellung. Manche denken, Anbetung bedeute vor allem, besonders starke Emotionen zu erleben.
Doch wo kommt das Wort „anbeten“ zum ersten Mal in der Bibel vor? In 1. Mose 22, der Geschichte von der Opferung Isaaks. Wie war die Gefühlslage Abrahams in diesem Moment? Eine Katastrophe, er war völlig am Boden.
Im Hebräischen sagt man, wenn man gefragt wird „Ma shlomcha?“ („Wie geht es dir?“), wörtlich „Wie steht es um deinen Frieden?“, antwortet man normalerweise „Beseder“ („in Ordnung“). Wenn es einem aber sehr schlecht geht, sagt man „Al ha-panim“ („auf dem Gesicht“), also wirklich am Boden. So war Abraham: Al ha-panim.
Trotzdem sagt er, dass er zu diesem besonderen Ort im Land Morija gehen wird, um anzubeten. Immer wenn ein Thema in der Bibel zum ersten Mal auftaucht, ist es wichtig, auf die grundlegenden Prinzipien zu achten, die dort vermittelt werden.
Hier lernen wir: Anbetung kann mit großer Freude verbunden sein, wie wir zum Beispiel im Psalm 100 finden: „Dient dem Herrn mit Freuden! Kommt vor sein Angesicht mit Jubel!“ Natürlich gehört Freude dazu, aber sie ist nicht das Wesentliche.
Es geht nicht darum, Gottesdienst zu feiern, um die eigenen Gefühle zu feiern. Das ist nicht der Sinn von Anbetung. Vielmehr bringen wir dem Herrn unseren Dank dar. Und dafür werden wir immer belohnt. Hier sehen wir, wie der Herr echte Freude schenkt.
Wir haben in Vers 31 gesehen, welche Art von Schlachtopfern oder Opfern gebracht werden. Brandopfer, ja, Brandopfer werden in Vers 31 am Schluss erwähnt, nicht wahr? Und du sagst noch Dankopfer, richtig, in Vers 31, nach der Mitte. Noch vorher: Nein, Schlachtopfer!
Also, das Schlachtopfer ist ein sehr typisches Wort im Alten Testament, speziell für das Friedensopfer. Es gibt ja vier blutige Opfer: Im dritten Buch Mose, Kapitel 1, das Brandopfer; dann in Kapitel 2 das Speisopfer, das unblutig ist und typischerweise zu biblischen Zeiten in Verbindung mit den blutigen Opfern dargebracht wurde. Aber dann, im dritten Buch Mose, Kapitel 3, haben wir das Friedensopfer, das oft als Schlachtopfer bezeichnet wird.
Auch im Neuen Testament ist mit Schlachtopfer meistens das Friedensopfer spezifisch gemeint. In Kapitel 3 des dritten Buches Mose und auch in den weiteren Kapiteln, wo das Gesetz über das Friedensopfer ausgeführt wird, sieht man, dass eine spezielle Form des Friedensopfers das Lob- oder Dankopfer ist. Darum haben wir hier Schlachtopfer und Dankopfer.
Das Friedensopfer ist das Opfer, bei dem der, der das Opfer brachte, einen Teil essen durfte, und ein Teil wurde für Gott auf dem Altar verbrannt. So war das das Opfer der Gemeinschaft und drückte aus: Wir haben Frieden mit Gott. Darum heißt es Friedensopfer und ist verbunden mit besonderer Dankbarkeit.
Das Brandopfer im dritten Buch Mose, Kapitel 1, ist ein Opfer, das nur für Gott dargebracht wurde und vollständig verbrannt wurde. Niemand durfte daran Anteil haben. Von diesem Opfer wird ausdrücklich gesagt, dass es zum Wohlgeruch für den Herrn dargebracht wird.
Das Brandopfer betont, dass der Herr Jesus am Kreuz sich zur Ehre Gottes hingegeben hat und ihn verherrlicht hat, wie Gott noch nie verherrlicht worden ist. In Johannes 17 sagt der Herr Jesus: "Ich habe dich verherrlicht auf der Erde, ich habe das Werk vollbracht, welches du mir gegeben hast, dass ich es tun sollte." Er stellt sich dort schon mit dem sogenannten prophetischen Perfekt hinter das Kreuz, obwohl es gerade noch vorher war, und spricht, als sei es schon vollendet: "Ich habe dich verherrlicht." Das ist das Brandopfer.
Dort drücken wir aus, dass Gott der Vater das Opfer des Herrn Jesus auf eine Weise wertschätzen kann, die uns völlig übersteigt. Darum war dieses Opfer ganz für Gott. Wir müssen uns immer bewusst sein, dass wir das Werk des Herrn Jesus nur sehr bruchstückhaft verstehen. Aber so, wie Gott der Vater es sieht und wie es zu seiner Verherrlichung war, das übersteigt uns.
Nichtsdestotrotz dürfen wir Friedensopfer bringen und damit ausdrücken, dass wir uns an demselben freuen. Wenn man sich am selben freut, dann hat man Frieden und Gemeinschaft. Gemeinschaft mit Gott bedeutet eben, sich am Gleichen zu freuen. Die größte Freude des Vaters ist der Sohn. Wenn wir uns daran freuen, erleben wir erst Johannes 1, wo es heißt, dass unsere Gemeinschaft mit dem Vater und dem Sohn ist. "Dies habe ich geschrieben, damit eben die Freude völlig sei." Das ist diese völlige Freude. Und diese finden wir gerade in Verbindung mit dem Friedensopfer, dieser Freude.
Der Vollständigkeit halber: Das dritte Buch Mose, Kapitel 4, beschreibt das Sündopfer, und Kapitel 5 das Schuldopfer.
Eine kleine Nuance: Wann brachte man ein Sündopfer, wann ein Schuldopfer? Ein Sündopfer musste gebracht werden, wenn man gesündigt hatte. Man musste die Sünde bekennen und die Hände auf das Opfer auflegen. Damit identifizierte man sich mit dem unschuldigen Opfer als Sünder. Dann wurde das unschuldige Opfer anstelle des Schuldigen geschlachtet.
Das Schuldopfer musste dargebracht werden, wenn Schuld entstanden war, zum Beispiel, wenn jemand hundert Schekel Silber gestohlen hatte. Damit war ein Schaden entstanden. Das Stehlen an sich ist eine Sünde, aber es entsteht auch ein Schaden bei der Person, der das Silber weggenommen wurde. Das Schuldopfer musste dargebracht werden und bedeutete auch, dass der Schaden ersetzt werden musste: hundert Schekel zurück und zwanzig Prozent dazu, also man musste ein Fünftel dazuzahlen.
Das Sündopfer betont die Boshaftigkeit der Sünde, die wir begehen, und hat einen besonderen Bezug zur sündigen Natur des Menschen. Darum wird es auch einfach "Chadat" genannt, das Wort für Sünde. Das gleiche Wort bedeutet auch Sündopfer.
Der Herr Jesus wurde ja nach 2. Korinther 5,21 zur Sünde gemacht. Er hat sich mit uns identifiziert und auch mit unserer verdorbenen Natur. Das wird durch das Sündopfer ausgedrückt.
Es ist nicht wahr, dass es Sünden gibt, die niemanden sonst betreffen. Es gibt Sünden, bei denen kein Schaden entstanden ist. Die Sünde ist dennoch Sünde und böse. Aber es gibt auch Sünden, bei denen wir Schaden angerichtet haben. Das Schuldopfer zeigt, dass der Herr Jesus nicht nur für unsere Sünden gestorben ist, sondern auch, um den Schaden wiedergutzumachen. Das ist etwas sehr Tröstliches.
Ich weiß, es gibt manche Dinge, die man reparieren kann. Aber es gibt Sünden, die nicht mehr repariert werden können. Zum Beispiel, wenn jemand die Ehe gebrochen hat und dann jemand anders heiratet, kann diese zerbrochene Ehe nicht mehr repariert werden. Es gibt keine Möglichkeit.
Trotzdem darf man wissen: Wenn man später Einsicht gewinnt und zur Buße kommt, ist der Herr Jesus auch für den Schaden gestorben. Und da, wo wir nicht mehr reparieren können, ist es unerhört entlastend, das zu wissen.
Hier haben wir die Friedensopfer und die Brandopfer, und es wird betont, wie willig das Volk war. Ein sehr schöner Ausdruck findet sich in Vers 31: „Und jeder, der willigen Herzens war, brachte Brandopfer.“
Ich markiere in meiner Bibel nicht nur einzelne Wörter wie „Berufene“, „Gerechtfertigte“ oder „Kinder Gottes“, sondern auch Wortketten, zum Beispiel „der willigen Herzens war“. Das zeigt die Freiwilligkeit, die entstanden ist, und diese wurde durch Hiskia ausgelöst. Hätte er nicht den ersten Schritt gemacht, wäre das alles nicht geschehen. Doch sein Handeln löste viel aus und brachte die Menschen im Volk dazu, willig zu sein und freiwillig dem Herrn etwas zu bringen.
Diese große Freigebigkeit wird deutlich bei den siebzig Rindern. Wenn man heute den Wert eines Rindes berechnet, erkennt man, welche Summen ausgegeben wurden: hundert Widder, zweihundert Schafe.
Doch dann gibt es eine traurige Sache in Vers 34: „Nur gab es zu wenig Priester, sodass sie nicht allen Brandopfern die Haut abziehen konnten.“ Die Brandopfer müssen so dargebracht werden, dass man die Haut abzieht – das gilt für alle Opfer. Beim Brandopfer in 3. Mose 1 wird gesagt, dass die Haut den Priestern zusteht. Das ganze Opfer ist für Gott, aber die Haut dürfen die Priester nehmen.
Interessant ist, dass in 3. Mose 1 beim Brandopfer steht: Wenn jemand es darbringt, dann bringt er es zum Wohlgefallen für sich vor dem Herrn dar. Das heißt, wenn er die Hände auf das unschuldige Opfer auflegt – es geht ja darum, ein Opfer zu Ehren Gottes zu bringen –, wird ihm die Wohlgefälligkeit des Opfers zugerechnet.
Beim Sündopfer wird die Sünde auf das unschuldige Opfer übertragen, und dieses überträgt seinen Wohlgefallen. Es wird also etwas übertragen, ähnlich wie wir in Epheser 1,7 lesen: „Wir sind angenehm gemacht in dem Geliebten.“ Die Herrlichkeit und Lieblichkeit des Herrn Jesus wird uns Gläubigen zugerechnet.
Dies wird zusätzlich illustriert durch die Tatsache, dass die Priester die Haut nehmen durften. Daraus konnten sie zum Beispiel schöne Jacken aus Rindsleder machen, die ausdrückten: Die Herrlichkeit des Brandopfers ist mir zugerechnet. Gott sieht mich in Christus, und seine Herrlichkeit wird mir zugerechnet. So wie es in 2. Korinther 2 grundsätzlich heißt: „Wir sind Gott ein Wohlgeruch Christi.“
Doch es gab ein Problem: Zu wenige Priester waren da, die diesen Dienst nach 3. Mose 1 tun konnten. In der Not musste man überlegen: Was tun wir? Wir haben so viele Brandopfer, aber die Priester können das nicht bewältigen. Deshalb hat man ausnahmsweise die Leviten beauftragt, diese Arbeit zu übernehmen.
Die Leviten gehörten zum Stamm Levi, wie die Priester. Die Priester waren immer Nachkommen Aarons, des ersten Hohenpriesters. Die Leviten hingegen stammten zwar aus dem Stamm Levi, aber nicht aus der Familie Aarons. Ihre Aufgabe war es, beim Priesterdienst Hilfe und Unterstützung zu leisten.
Wer ist im Neuen Testament Priester? Alle Wiedergeborenen. Wie? Alle Wiedergeborenen. In 1. Petrus 2 wird gesagt, dass wir ein heiliges Priestertum sind, um Gott geistliche Schlachtopfer darzubringen.
Aber die Leviten – von wem sind sie ein Bild? Das ist etwas schwieriger. Die Leviten waren in drei Unterstämme eingeteilt: die Klariter und weitere Gruppen. Sie hatten unterschiedliche Aufgaben, wie in 4. Mose 1 in den ersten Kapiteln ausgeführt wird. Alle dienten, aber mit verschiedenen Aufgaben.
1. Korinther 12,14 macht deutlich, dass die Gläubigen durch den Heiligen Geist befähigt werden zu dienen – jedoch mit ganz unterschiedlichen Gaben. Man kann sagen, der Dienst durch die Gaben entspricht dem Levitendienst.
Die Erlösten heute sind also alle Leviten, und sie sind alle Priester. Aber wie kommt zum Ausdruck, dass die Leviten den Priestern helfen? Man sollte bedenken, dass jeder Dienst, den wir tun – sei es Dienst am Wort oder praktische Dinge wie die Gabe der Hilfsleistungen (1. Korinther 12) – letztlich dazu dienen soll, unsere Beziehung zum Herrn zu vertiefen und damit auch die Anbetung.
Wenn man das so betrachtet, sieht man den Dienst anders, denn er soll letztlich die Anbetung vertiefen. Hier zeigt sich sogar, dass, wo die Priester ein Problem hatten, die Leviten bereit waren. Es wird gesagt, die Leviten waren redlichen Herzens – das war eine Herzenssache.
Zusammenfassend wird am Ende von Vers 35 gesagt: „Und so wurde der Dienst des Hauses des Herrn eingerichtet.“ Wir sehen, es gibt Freude. Den letzten Satzteil liest du nochmals, Jerry? Von Vers 36?
„Denn die Sache und das ganze Volk freuten sich über das, was Gott dem Volk bereitet hatte, denn die Sache war plötzlich geschehen.“
Das Wort „plötzlich“ ist auf Hebräisch „Pit Om“ und sehr speziell. Was drückt das aus? Das Ganze war nicht von langer Hand geplant. Was hier geschehen ist, war plötzlich – diese Bereitwilligkeit, dieser Einsatz und diese Freude als Herzensangelegenheit entstanden völlig ungeplant.
Ich erinnere mich noch an unseren ältesten Sohn. Als er klein war – wir haben ihn mit 24 Jahren durch einen Unfall verloren – hat er mir einmal erklärt, wie er Bücher liest. Er muss zuerst herausfinden, ob das Buch spannend ist. Dann nimmt er das Buch und beginnt nicht einfach vorne, sondern schaut hinten hinein. Er sagte mir: „Wenn ich das Wort ‚plötzlich‘ sehe, dann weiß ich, dass es spannend ist.“
Das war seine Art, Spannung zu bestimmen. Dieses „plötzlich“ ist mir geblieben. Es ist wirklich spannend, und genau so war es hier – völlig unerwartet, was der Herr da gewirkt hat.
Und jetzt gehen wir weiter, Kapitel 30. Jerry, liest du bitte die Verse 1 bis 6 einmal vor?
Jehiskia sandte hin zu ganz Israel und Juda und schrieb auch Briefe an Ephraim und Manasse, damit sie zum Haus des Herrn in Jerusalem kommen und dem Herrn, dem Gott Israels, Passa feiern sollten. Der König, seine Obersten und die ganze Versammlung in Jerusalem beschlossen, das Passa im zweiten Monat zu feiern, denn sie konnten es zu jener Zeit nicht feiern.
Der Grund war, dass sich die Priester nicht in hinreichender Anzahl geheiligt hatten und das Volk noch nicht in Jerusalem versammelt war. Diese Entscheidung war recht in den Augen des Königs und der ganzen Versammlung. Sie setzten einen Ruf auf, der durch ganz Israel von Beerscheba bis zum Ort, wo er endete, ergehen sollte, damit sie kämen, um den Herrn, den Gott Israels, in Jerusalem Passa zu feiern.
Denn es war lange Zeit nicht gefeiert worden, wie es vorgeschrieben ist. Die Läufer gingen mit den Briefen aus der Hand des Königs und seiner Obersten durch ganz Israel und Juda und sprachen auf Befehl des Königs: „Kinder Israels, kehrt um zu dem Herrn, dem Gott Abrahams, Isaaks und Israels! So wird Er zu den Entronnenen umkehren, die euch aus der Hand der Könige von Assyrien übrig geblieben sind.“
Wir haben also gesehen, dass die ganze Sache am Anfang der Regierung von Hiskia begann. Jerry, liest du bitte noch einmal Vers 3?
„Im ersten Jahr seiner Regierung, im ersten Monat, öffnete er die Türen des Hauses des Herrn und besserte sie aus.“
Das war also im ersten Jahr seiner Regierung, im ersten Monat. Welcher Monat ist das? Nissan. Im Gesetz Mose wird dieser Monat genannt – eigentlich ist das eine spätere Bezeichnung, denn wenn man das Wort Nissan in der Bibel liest, weiß man, dass das Buch aus späterer Zeit stammt. In den fünf Büchern Mose heißt dieser Monat Abib. Genau, das ist der Passamonat.
Und das Passa wird gefeiert – an welchem Tag? Am vierzehnten Tag wird das Passalamm geschlachtet, und zwar am Nachmittag. Dann beginnt am Abend der fünfzehnte Tag. Im Judentum beginnt der neue Tag immer mit dem Sonnenuntergang. Zuerst kommt die Nacht, dann der helle Tag, zusammen ergibt das einen Tag. Am fünfzehnten Tag wird dann das Passa gegessen und die Passafeier durchgeführt.
Wir haben gesehen, dass Hiskia den Tempel geöffnet und die Priester sowie die Leviten ermutigt hat, das Haus Gottes zu reinigen. Das brauchte einige Tage. Lesen wir noch einmal Vers 17:
„Am ersten Tag des ersten Monats begannen sie mit der Heiligung, und am achten Tag des Monats kamen sie in die Halle des Herrn und heiligten das Haus des Herrn acht Tage lang. Am sechzehnten Tag des ersten Monats waren sie fertig.“
Sie haben also den Termin verpasst. Die Reinigung des Tempels war die Voraussetzung dafür, dass der Gottesdienst wieder neu eingeführt werden konnte. Doch damit verpassten sie den ursprünglichen Termin.
Nun sehen wir, dass Hiskia trotzdem das Passa feiern wollte. Was sagst du dazu? Es gibt eine Ausnahmeregelung. Er feiert das Passa im zweiten Monat, genau, Vers 2:
„Der König, seine Obersten und die ganze Versammlung in Jerusalem beschlossen, das Passa im zweiten Monat zu feiern.“
Geht das? Carmen hat gesagt, es gibt eine Ausnahmeregelung. Hilfst du uns?
Wenn man verhindert ist, zum Beispiel durch Reisen, kann man das Passa einen Monat später feiern. Das Passa musste immer in Jerusalem am Altar geschlachtet werden, nirgendwo anders. Das war in 5. Mose 12 festgelegt: An keinem anderen Ort durfte man Opfer darbringen.
Gott gibt eine Ausnahmeregelung in 4. Mose 9. Jerry, liest du bitte ab Vers 1 vor?
„Und der Herr redete zu Mose in der Wüste Sinai im zweiten Jahr nach ihrem Auszug aus dem Land Ägypten im ersten Monat und sprach: Die Kinder Israel sollen das Passa feiern zu seiner bestimmten Zeit, am vierzehnten Tag in diesem Monat, zwischen den zwei Abenden sollt ihr es feiern, zu seiner bestimmten Zeit. Nach allen seinen Satzungen und nach allen seinen Vorschriften sollt ihr es feiern.“
Zwei Dinge halten wir fest: Es muss genau zu diesem Zeitpunkt gefeiert werden, am vierzehnten Tag, und es darf nicht irgendwo anders gefeiert werden. Das ganze Fest muss genau nach den Angaben der Bibel gefeiert werden. Man kann also keine Fantasie anwenden.
Weiter, Vers 4:
„Und Mose redete zu den Kindern Israel, dass sie das Passa feiern sollten, und sie feierten das Passa im ersten Monat, am vierzehnten Tag des Monats, zwischen den zwei Abenden in der Wüste Sinai, nach allem, was der Herr Mose geboten hatte; so taten die Kinder Israel.“
Der Ausdruck „zwischen den zwei Abenden“ ist im Deutschen etwas ungewöhnlich. Auf Hebräisch heißt es ben Arbaim, was wörtlich „zwischen den zwei Abenden“ bedeutet. Im Hebräischen beschreibt das die Zeit, in der die Sonne untergeht, also ungefähr von 15 Uhr bis 18 Uhr im Frühjahr. In dieser Zeit mussten die Passalämmer geschlachtet werden.
Zur Zeit Jesu wurde die Schlachtung im Tempel von 15 Uhr bis 17 Uhr durchgeführt, um die Grenze nicht zu überschreiten. Das heißt: Um 15 Uhr nachmittags begann man mit der Schlachtung der Passalämmer. Interessanterweise starb Jesus um 15 Uhr am Kreuz, die neunte Stunde, gerechnet ab Sonnenaufgang um 6 Uhr.
So viel zu diesem Ausdruck „zwischen den zwei Abenden“.
Nun haben wir ein Problem in Vers 6. Jerry, liest du bitte vor?
„Es waren Männer da, die wegen der Leiche eines Menschen unrein waren und an jenem Tag das Passa nicht feiern konnten. Sie traten an jenem Tag vor Mose und Aaron und sprachen: ‚Wir sind unrein wegen der Leiche eines Menschen; warum sollen wir verkürzt werden, dass wir die Opfergabe des Herrn nicht zur bestimmten Zeit in der Mitte der Kinder Israel darbringen?‘“
Mose antwortete:
„Bleibt stehen, ich will hören, was der Herr euretwegen gebieten wird.“
Mose hatte am Anfang alle Rechtsangelegenheiten von ganz Israel geregelt. Sein Schwiegervater Jethro hatte ihm in 2. Mose 18 geraten, 70 Richter einzusetzen, um ihn zu entlasten. Nur die schwierigen Fragen sollten zu Mose gebracht werden, alle anderen sollten von den Richtern behandelt werden.
Jetzt haben wir hier eine schwierige Frage, auf die Mose keine Antwort wusste. Er bringt sie vor den Herrn, und Gott gibt eine klare Antwort in Vers 9:
„Und der Herr redete zu Mose und sprach: Rede zu den Kindern Israel und sprich: Wenn irgendjemand von euch oder von euren Geschlechtern unrein ist wegen einer Leiche oder auf einem fernen Weg ist, so soll er dem Herrn das Passa feiern im zweiten Monat, am vierzehnten Tag zwischen den zwei Abenden. Sie sollen es feiern mit ungesäuerten Broten und bitteren Kräutern. Sie sollen nichts davon übrig lassen bis zum Morgen und sollen keinen Wein an ihm zerbrechen. Alle Satzungen des Passa sollen sie feiern.“
Weiter heißt es:
„Der Mann aber, der rein und nicht auf dem Weg ist und es unterlässt, das Passa zu feiern, diese Seele soll ausgerottet werden aus ihren Völkern, denn er hat die Opfergabe des Herrn nicht zur bestimmten Zeit dargebracht. Diese Seele soll seine Sünde tragen.“
Und wenn ein Fremder bei euch weilt und dem Herrn das Passa feiern will, so soll er es feiern nach der Satzung des Passas und nach seiner Vorschrift. Eine Satzung soll für euch sein, sowohl für den Fremden als auch für den Einheimischen des Landes.
Hier sehen wir also, dass ein Gesetz für alle gilt – für Fremdlinge, also Nichtisraeliten, die aber nach Israel gekommen waren, um den wahren Gott anzubeten. Auch sie durften zum Passa zugelassen werden, mussten aber die gleichen biblischen Vorschriften einhalten.
Wir sehen also eine Ausnahmeregelung: Männer, die zu der Zeit durch den Kontakt mit einem Toten unrein geworden waren, konnten das Passa nicht am vorgesehenen Tag feiern. In 4. Mose 19 wird sogar beschrieben, dass man unrein war, wenn man im gleichen Zelt wie ein Verstorbener war. Man musste sich reinigen, durfte in diesem Zustand keine Opfer bringen und nicht in den Tempel gehen.
Diese Männer traten mit ihrem Anliegen zu Mose und wollten wissen, was sie tun sollten. Gott machte klar: Grundsätzlich wird das Passa am 14. Nissan gefeiert, aber in diesem Ausnahmefall darf man es im zweiten Monat am 14. feiern. Außerdem darf es verschoben werden, wenn jemand im Ausland ist. Wer es jedoch ohne triftigen Grund verschiebt, dem droht die Todesstrafe.
Das ist sehr wichtig, denn es gibt Leute, die behaupten, Jesus habe das letzte Passa mit den Jüngern an einem anderen Tag gefeiert, vorgezogen – am Tag der Kreuzigung und des Verhörs vor Pontius Pilatus. Im Johannes-Evangelium sagen die führenden Priester zu Pilatus, sie kämen nicht ins Prätorium, um sich nicht zu verunreinigen durch die Römer, damit sie das Passa essen könnten.
Die Schlussfolgerung: Jesus Christus hat das Passa nicht zu früh gegessen. Das war unmöglich, denn darauf stand Todesstrafe. Jesus sagt in Matthäus 5,17, dass er nicht gekommen sei, das Gesetz aufzulösen, sondern zu erfüllen. Er hat das Gesetz in seinem Leben als Einziger vollständig und so, wie Gott es gemeint hat, umgesetzt.
Warum heißt es dann, dass sie sagen, sie wollen das Passa essen? Die Antwort ist einfach: Man muss den jüdischen Hintergrund berücksichtigen. Das Wort Pessach wird auf Hebräisch für das Passalamm am Passafest verwendet, aber auch für ein Friedensopfer, das die Priester in der Passawoche aßen.
Die führenden Priester, die sagen, sie möchten dieses Passafriedensopfer essen, meinen genau das. Es gibt also kein Terminproblem in den Evangelien, wie manche frech behauptet haben, dass sich die Evangelisten widersprechen oder dass das Fest vorgezogen wurde. Das war absolut verboten, und Jesus hat es richtig gemacht.
Nun zur Situation in 2. Chronik 30,3: Sie konnten das Passa zu jener Zeit nicht feiern, weil die Priester sich nicht in hinreichender Zahl geheiligt hatten. Sie waren gerade dabei, den Gottesdienst wieder einzurichten, aber die Priester waren offensichtlich nachlässig. Die Leviten waren treuer. Deshalb gab es auch bei den Brandopfern schon Probleme. Es gab zu wenige Priester, die gereinigt waren, um die Haut abzuziehen, und jetzt erst recht beim Passa.
Ein weiteres Problem war, dass vom 14. Nissan noch nicht alle Juden in Jerusalem versammelt waren. Das Gesetz verlangt aber, dass alle Israeliten aus allen Stämmen zu diesem Fest nach Jerusalem kommen. Es war eines der drei obligatorischen Feste für alle Israeliten. Doch viele waren noch nicht da.
Es gab also zwei Probleme: Die Priester waren nicht ausreichend gereinigt, und das Volk war noch nicht versammelt. Außerdem braucht man Zeit, um aus dem Norden oder Süden nach Jerusalem zu reisen.
Sie bezogen sich auf 4. Mose 9, wo es auch eine Ausnahmeregelung gibt. Dort heißt es, wer nicht rein ist, muss das Passa im zweiten Monat feiern. Aber was wollen die Reinigen, wenn die Priester nicht rein sind? Gottes Gedanke ist: Wenn es einfach unmöglich ist und nicht aus Nachlässigkeit geschieht, dann gibt es die Möglichkeit, das Fest im zweiten Monat zu feiern.
So kamen sie zu diesem Schluss. Die Bibel gibt genaue Anweisungen für konkrete Fälle, wie Ausland oder Verunreinigung. Aber in diesem Fall waren die Priester nicht rechtzeitig gereinigt und das Volk nicht versammelt. Deshalb übertrugen sie dieses Bibelwort auf die neue Situation.
Was ist also der Gedanke Gottes dahinter? Wir müssen die Bibel so lesen, dass wir nicht erwarten, dass alle möglichen Fälle unseres Lebens ausdrücklich beschrieben sind. Wir müssen die grundsätzlichen Gedanken Gottes verstehen und sie auf unsere spezielle Situation übertragen.
Das können wir hier lernen.
Und dann geschah noch etwas Besonderes, nämlich: Ja, Sie haben ja auch die Israeliten aus Ephraim alle gerufen. Ja, aus den zehn Stämmen, nicht wahr? Das wird gemeint mit Israel, nicht?
In 2. Könige 18,31 heißt es: Hiskia sandte hin zu ganz Israel und Juda. Aber er, Hiskia, war ja nur König über Juda. Und er hatte einen Blick für das ganze Volk Gottes. Darum hatte er das Anliegen nicht nur für Juda, sondern für alle.
Das war zu der Zeit, als bereits die zehn Stämme durch die Assyrer wegen ihrer Sünde und ihres Götzendienstes bestraft wurden. Es gab ja keinen einzigen gottesfürchtigen König bei den zehn Stämmen. In Juda gab es insgesamt acht gottesfürchtige Könige. Hiskia war der siebte, der achte wird Josia sein, den wir noch betrachten werden. Aber bei den zehn Stämmen gab es keinen.
Die Assyrer haben schließlich das Königreich der zehn Stämme zerschlagen und die Israeliten nach Assyrien deportiert. Das ist das heutige Nordirak. Aber nicht alle wurden deportiert. Von der Unterschicht wurden manche zurückgelassen. Und diese lud Hiskia jetzt ein.
Darum sandte Hiskia Boten mit einem königlichen Brief durch das Stammesgebiet, wie in Vers 5 beschrieben, von Be’er Sheva bis nach Dan. Dan ist die äußerste Nordspitze des Landes Israel, auch heute noch, direkt an der Grenze zu Syrien. Be’er Sheva ist im Alten Testament die südlichste Stadt des hauptsächlich bewohnten Landes Israel. Südlich von Be’er Sheva liegt die Negev-Wüste bis nach Elad, aber dort wohnten nur wenige.
Die Hauptsiedlungsgebiete der Israeliten lagen also zwischen Be’er Sheva und Dan. Darum finden wir im Alten Testament immer wieder den Ausdruck „von Dan bis Be’er Sheva“, was ganz Israel bedeutet. Zum Beispiel heißt es von Samuel, dass er schließlich als Prophet von Dan bis Be’er Sheva anerkannt wurde – für alle zwölf Stämme.
Nun hatte Hiskia alle am Herzen, das ganze Volk Gottes, und lud sie zum Passah ein. Diese Läufer zogen durch das Land und überbrachten die Botschaft. In Vers 6 lesen wir: „Kehret um zum Herrn, dem Gott Abrahams, Isaaks und Israels.“
Das war keine Ökumene im heutigen Sinne. Ökumene bedeutet Einheit um jeden Preis. Dabei wird oft die Sünde und falsche Lehre stehen gelassen. Man sucht Einheit von allen Christen, bekehrt und nicht bekehrt. Das geht aber nicht. Das Neue Testament kennt nur das Volk Gottes – die Bekehrten, die wiedergeboren sind.
Um Gemeinschaft zu haben, kann man nicht einfach jede Lehre akzeptieren. Das ist ein Hindernis. Hiskia lädt ein, aber nicht ökumenisch mit dem Argument „Wir sind doch alle eins“. Nein, zuerst wird gesagt: „Kinder Israel, kehrt um zu dem Herrn, dem Gott Abrahams, Isaaks und Israels.“
So wird Gott sich den Entronnenen zuwenden, die euch aus der Hand der Könige von Assyrien übrig geblieben sind. Er sagt ganz klar: Ihr müsst euch bekehren, und dann wird Gott sich euch zuwenden.
Das ist wirklich eindrücklich. In Vers 7 bis 9 heißt es weiter: „Und seid nicht wie eure Väter und wie eure Brüder, die treulos gehandelt haben gegen den Herrn, den Gott ihrer Väter, so dass er sie der Verwüstung hingegeben hat, wie ihr es seht. Nun verhärtet eure Nacken nicht wie eure Väter. Gebt dem Herrn die Hand und kommt zu seinem Heiligtum, das er geheiligt hat, auf ewig, und dient dem Herrn, eurem Gott, damit die Glut seines Zorns sich von euch abwende. Denn wenn ihr zu dem Herrn umkehrt, so werden eure Brüder und eure Kinder Barmherzigkeit finden vor denen, die sie gefangen weggeführt haben, und in dieses Land zurückkehren; denn gnädig und barmherzig ist der Herr, euer Gott. Und er wird das Angesicht von euch nicht abwenden, wenn ihr zu ihm umkehrt.“
Ganz klar wird hier bezeugt: Ihr müsst euch bekehren. Er macht auch deutlich, dass der Zorn Gottes über euch ist. Aber wenn ihr umkehrt, wird der Zorn Gottes weichen. Prophetisch sagt er, dass, wenn ihr umkehrt, die bereits Deportierten – das war gerade in diesen Jahren geschehen – aus dem Nordirak wieder ins Land Israel zurückkehren werden.
Leider ist das nicht geschehen. Darum sind sie dann auch nicht mehr zurückgekehrt. Heute gibt es zum Beispiel solche aus dem Stamm Manasse, die nach Israel zurückgekehrt sind. Das ist sehr speziell. Es sind Leute in Indien, die wirklich ziemlich indisch aussehen, aber sich traditionell Haus Manasse nennen – genauer Benaj Menasse, Söhne Manasse.
Ich erinnere mich, wie ich mit meiner Frau in einem Restaurant in Jerusalem an der Jaffa-Straße an einem kleinen Tisch draußen saß. Dort bediente uns eine junge Frau. Ich fragte sie, ob ich sie auf Thailändisch angesprochen hätte, weil sie wirklich ein bisschen thailändisch aussah. Sie sprach Hebräisch und sagte, sie sei nicht aus Thailand, sondern aus Indien.
Dann fragte ich, ob sie von den Söhnen Manasses sei, und ihr Gesicht leuchtete auf, weil sich jemand dafür interessierte. Sie bestätigte, dass es inzwischen einige gibt, die zurückgekehrt sind. Es ist zwar keine sehr große Zahl, aber doch eine beachtliche Anzahl, die jetzt im Land lebt. Und sie stammen aus den zehn Stämmen.
Übrigens gehören auch die äthiopischen Juden dazu, die früher Falascha genannt wurden. Das haben sie aber nicht gern, denn „Falascha“ bedeutet „Fremde“. In Äthiopien wurden sie nie akzeptiert. Sie waren immer die Fremden, die Ausgestoßenen. Traditionell nennen sie sich Beta Dan, Haus Dan, was ebenfalls mit den zehn Stämmen zusammenhängt.
Hiskia sagt also, sie hätten zurückkehren können, Gott hätte das bewirkt. Aber diese Wiederherstellung gab es nicht, weil sie nicht umgekehrt waren. Dennoch ist das beeindruckend.
Ab Vers 10 lesen wir weiter: „Und die Läufer zogen von Stadt zu Stadt durch das Land Ephraim und Manasse bis nach Sebulon, aber man lachte sie aus und verspottete sie. Doch einige Männer von Asser und Manasse und von Sebulon demütigten sich und kamen nach Jerusalem. Auch über Juda kam die Hand Gottes, dass er ihnen ein einmütiges Herz gab, das Gebot des Königs und der Obersten zu tun nach den Worten des Herrn.“
Das ist grandios. Diese Boten erlebten zwar Ablehnung und Spott – das kennen wir auch, wenn man die frohe Botschaft weitergibt. Es gibt immer Leute, die lachen und spotten. Aber man darf sich davon nicht entmutigen lassen, sondern muss den Blick auf die richten, die bereit sind.
Das war so. Einige Männer – das ist Kleingedrucktes in der Elberfelder Übersetzung, denn es steht nicht im Grundtext – demütigten sich. Wörtlich heißt es einfach: „Doch Männer von Asser und Manasse und von Sebulon demütigten sich.“ Also nicht alle, aber eine Anzahl. Sie kamen nach Jerusalem aus den zehn Stämmen.
Wir lesen, wie die Hand Gottes kam. Das ist ein wichtiger Ausdruck. Im Buch Esra spricht er immer wieder von der guten Hand Gottes, die über ihm oder Israel sein sollte. Das hat auch Nehemia stark geprägt. Esra arbeitete mit Nehemia zusammen. Nehemia verwendete in seinem Buch denselben Ausdruck mehrfach: die Hand Gottes.
Das ist nicht der typische Ausdruck in der Bibel. Man merkt, dass Nehemia das von Esra übernommen hat. Es war ein wichtiger Ausdruck für ihn: die Hand Gottes. Diese kam über Juda und bewirkte ein einmütiges Herz.
Wenn die Gemeinde einmütig wird, kann man das nicht selbst machen. Aber wenn die gute Hand Gottes über uns ist, kann er das bewirken.
Interessant ist auch, dass Hiskia in Vers 8 den zehn Stämmen sagt: „Gebt dem Herrn die Hand.“ Das ist die Hand des Menschen. In Vers 12 lesen wir von der Hand Gottes. Der Mensch wird hier aufgerufen, sich mit Gott zu versöhnen.
Wenn zwei Menschen Streit haben und sich versöhnen, ist die Geste, die Hand zu geben, die Geste der Versöhnung. Und das sagt Hiskia: Gebt dem Herrn die Hand. Der Herr hat auch im übertragenen Sinne eine Hand. Gebt dem Herrn die Hand – das bedeutet Versöhnung.
Dieses einmütige Herz hat Folgen. Gott gab ihnen ein einmütiges Herz, das Gebot des Königs und der Obersten zu tun – nach dem Wort des Herrn. Sie folgten also dem König, der nicht allein war. Es gab viele Oberste, Führer des Volkes, die ihnen gehorsam waren.
Aber das reicht nicht. Man muss nicht einfach das tun, was die Brüder denken. Hier steht: „nach dem Wort des Herrn.“ Der König und die Obersten verlangten wirklich das, was die Bibel sagt. Darum war es richtig, und Gott wirkte diese Einmütigkeit, um sie auch umzusetzen.
Und jetzt wird es noch interessanter (Vers 13):
Viel Volk versammelte sich in Jerusalem, um das Fest der ungesäuerten Brote im zweiten Monat zu feiern. Es war eine sehr große Versammlung. Sie machten sich auf und entfernten die Altäre, die in Jerusalem standen. Auch alle Räucheraltäre wurden weggebracht und in den Bach Kidron geworfen.
Man schlachtete das Passa am vierzehnten Tag des zweiten Monats. Die Priester und Leviten hatten sich geschämt und sich geheiligt. Sie brachten Brandopfer in das Haus des Herrn und standen an ihrem Platz, gemäß den Vorschriften und dem Gesetz Mose, des Mannes Gottes. Die Priester sprengten das Blut aus der Hand der Leviten.
Denn es waren viele in der Versammlung, die sich nicht geheiligt hatten. Deshalb besorgten die Leviten das Schlachten der Passaopfer für jeden, der nicht rein war, um sie dem Herrn zu weihen. Ein großer Teil des Volkes – viele von Ephraim, Manasse, Issachar und Sebulon – hatte sich nicht gereinigt. Sie aßen das Passa nicht so, wie es vorgeschrieben war.
Doch Hiskia bat für sie und sprach: „Der Herr, der Gütige, möge jedem vergeben, der sein Herz darauf gerichtet hat, Gott zu suchen, den Herrn, den Gott seiner Väter, auch wenn es nicht der Reinheit des Heiligstums entspricht.“ Und der Herr erhörte Hiskia und heilte das Volk.
So sehen wir grandios, dass schließlich eine sehr große Versammlung nach Jerusalem kommt. Anfangs hatten sich zu wenige versammelt, sodass das Passa nicht gefeiert werden konnte. Aber jetzt, im zweiten Monat, gab es einen Aufbruch und eine sehr große Versammlung.
Gleichzeitig wird in Vers 14 radikal mit der Sünde aufgeräumt. Man schafft die falschen Götzenaltäre ab und wirft all diesen götzendienischen Schrott in den Bach Kidron. Das Kiedrontal liegt zwischen Ölberg und Tempelberg.
Doch es gab weiterhin Probleme: In Vers 17 heißt es, dass viele in der Versammlung sich nicht geheiligt hatten. Besonders, aber nicht nur aus Juda, sondern auch aus Ephraim, Manasse, Issachar und Sebulon – also aus den Stämmen, die zu den zehn Stämmen Israels gehören – hatten sich nicht gereinigt und aßen das Passa nicht ordnungsgemäß.
Im übertragenen Sinn besteht eine ganz direkte Verbindung zwischen dem Passa und dem Abendmahl. Jesus hat das Abendmahl aus der Passafeier heraus eingesetzt.
Bei der Passafeier, so wie sie vor zweitausend Jahren gefeiert wurde, standen vier Kelche auf dem Tisch. Der dritte Kelch, der sogenannte Kos Bracha, auch heute noch unter diesem Namen bekannt, ist der Kelch der Segnung. Diesen Kelch nahm der Herr und machte ihn zum Abendmahlskelch.
Darum lesen wir in 1. Korinther 10 im Zusammenhang mit dem Abendmahl: "Der Kelch der Segnung, den wir segnen, ist er nicht die Gemeinschaft des Blutes Christi?" Nach 2. Mose 12 musste man zum Passa ungesäuertes Brot essen. Der Herr nahm eine Matze, ein ungesäuertes Brot, brach es und machte daraus das Brot des Abendmahls.
Diese Elemente stammen also aus dem Passa. Wenn wir das Abendmahl feiern, dann feiern wir das Passa im neutestamentlichen Sinn. Dazu können wir 1. Korinther 5 lesen. Jerry, lies bitte die Verse 6 bis 8: "Euer Rühmen ist nicht gut. Wisst ihr nicht, dass ein wenig Sauerteig den ganzen Teig durchsäuert? Fegt den alten Sauerteig aus, damit ihr ein neuer Teig seid, wie ihr ungesäuert seid. Denn auch unser Passa, Christus, ist geschlachtet worden. Darum lasst uns das Fest feiern, nicht mit altem Sauerteig, auch nicht mit Sauerteig der Bosheit und Schlechtigkeit, sondern mit ungesäuertem Brot der Lauterkeit und Wahrheit."
In 2. Chronika 30, Vers 13 lesen wir, dass das Fest der ungesäuerten Brote im zweiten Monat gefeiert wurde. Am vierzehnten wurde das Passa geschlachtet, am fünfzehnten gegessen, und am fünfzehnten begann das Fest der ungesäuerten Brote, das sieben Tage dauerte – vom fünfzehnten bis zum einundzwanzigsten. Diese beiden Feste überschneiden sich also. Deshalb aß man am Passa selbst nur ungesäuerte Brote.
Wofür steht der Sauerteig? Für die Sünde, wie wir gelesen haben. In 1. Korinther 5 heißt es: "Fegt den alten Sauerteig aus" und "nicht mit altem Sauerteig, auch nicht mit Sauerteig der Bosheit und Schlechtigkeit".
In Matthäus 16 spricht Jesus über den Sauerteig der Pharisäer und Sadduzäer. Die Pharisäer fügten der Bibel Gebote hinzu und machten Abstriche, indem sie die meisten Bücher der Bibel nicht als inspiriert betrachteten, sondern nur die fünf Bücher Mose. Sie hatten also "Bibel minus", während andere "Bibel plus" hatten. Jesus nennt das Sauerteig.
Sauerteig ist immer ein Bild für Sünde. Er ist überall negativ, nie positiv. Das bedeutet, wenn wir das Fest feiern mit ungesäuertem Brot, dann müssen wir in unserem Leben aufräumen. So wie man den Sauerteig vor dem Passa aus den Häusern entfernen musste.
Am vierzehnten Tag wurde nämlich alles, was an Sauerteig im Haus war, verbrannt. Am Nachmittag wurden Lämmer geschlachtet und am Abend fand die Passafeier statt.
Das bedeutet: Abendmahl feiern heißt auch, vorher im Leben aufzuräumen. "Fegt den alten Sauerteig aus", heißt es in 1. Korinther 5, Vers 7.
Nun sehen wir, dass Hiskia alle versammeln wollte, aber er sagte ganz klar, man müsse sich zum Herrn umkehren. Doch sie hatten sich nicht gereinigt und aßen das Passa nicht wie vorgeschrieben.
Was geschah mit ihnen? Es steht nichts davon, dass sie krank wurden. Natürlich sage ich das so, weil es nicht ausdrücklich erwähnt wird. Aber in Vers 20 heißt es: "Und der Herr erhörte Hiskia und heilte das Volk." Das bedeutet, sie waren krank geworden.
Jetzt haben wir ein schwieriges Thema: Krankheit und Sünde. Es ist so wichtig, das haben wir, als wir das Buch Hiob durchgenommen haben, immer wieder betont: Man darf sich nicht versündigen, indem man, wenn man jemanden krank sieht, denkt, das sei wohl Sünde. Die drei Freunde von Hiob haben ihm das unterstellt – und zwar in einem ganz, ganz gravierenden Maße. Das war so etwas von übel und es war nicht richtig.
Es gibt aber trotzdem Fälle in der Bibel, in denen Sünde und Krankheit zusammenhängen. In 1. Korinther 11 sehen wir zum Beispiel, dass die Korinther das Abendmahl auf eine üble Art gefeiert haben. Sie machten daraus ein Sättigungsmahl, bei dem sie nicht einmal auf die anderen warteten, sondern einfach aßen und tranken. Das war so entwürdigend. Darum hat der Apostel Paulus von diesem Anlass aus Grundsätze abgeleitet und gesagt: „Deshalb sind etliche unter euch schwach und krank.“
Also: Diese üble Feier des Abendmahls führte dazu, dass viele in der Gemeinde krank wurden. Paulus konnte diesen Zusammenhang aufzeigen (1. Korinther 11). Einige waren sogar entschlafen, also verstorben. Jemand hat mich gefragt: Wie kann man herausfinden, ob Krankheit mit Sünde zusammenhängt?
In Jakobus 5 heißt es: „Wenn jemand krank ist, so rufe er die Ältesten.“ Ich war einmal in Indien in einer Gemeinde, und die Leute kamen mit ihren Ölfläschchen, weil sie wollten, dass ich sie salbe. Ich sagte: „Ich bin nicht euer Ältester, Älteste gibt es nur in der Ortsgemeinde.“ Und ich habe mich ganz klar geweigert, das zu tun.
Aber warum steht in Jakobus 5: „Rufe die Ältesten“? Das sind diejenigen, die eine Person seelsorgerlich am besten kennen sollen. Im Jakobusbrief geht es ja um gerecht leben, und darum wird dort Krankheit im Zusammenhang mit Sünde genannt. Es wird auch gesagt: Wenn jemand Sünde begangen hat, wird ihm vergeben werden.
Die Ältesten müssen beurteilen, ob es sich um eine Zucht des Herrn handelt oder ob die Zeit geordnet ist. Das müssen sie seelsorgerlich anschauen und dann mit dem Kranken beten.
Aber wie kann man das herausfinden? Ein Beispiel ist 1. Könige 13. Dort kommt ein Prophet nach Bethel, und Jerobeam steht bei dem Altar, gegen den der Prophet spricht. Jerobeam wird richtig zornig auf ihn. In 1. Könige 13, Vers 4, heißt es: „Als der König das Wort des Mannes Gottes hörte, das er gegen den Altar in Bethel ausgerufen hatte, streckte Jerobeam seine Hand vom Altar herab aus und sprach: ‚Greift ihn!‘ Da verdorrte seine Hand, die er gegen ihn ausgestreckt hatte, und er konnte sie nicht wieder an sich ziehen.“
Das war Gottes Eingreifen. Warum? Weil Jerobeam erzürnt über den Propheten war und sagte: „Greift ihn!“ Das ist sehr dramatisch. Er streckte die Hand gegen ihn aus, und dann war sie blockiert. Dort ist der Zusammenhang klar.
In 4. Mose 12 finden wir ein weiteres Beispiel: Miriam sprach gegen Mose. Anscheinend gab es einen Schwachpunkt wegen des kuschitischen Weibes, das Zippora hieß. Sie war keine Israelitin, sondern eine Midianiterin, wird auch Kuschitin genannt. Miriam griff Mose massiv an, und daraufhin wurde sie aussätzig.
So kann man den Zusammenhang zwischen Sünde und Krankheit hier deutlich machen. Aber bei Hiob lag kein solcher Zusammenhang vor. Dort war keine Sünde da, und darum war es so ungerecht, wie die Freunde ihn so niedergedrückt haben.
Wir sehen aber auch, dass Hiskia betet, der Herr gnädig ist und ihn heilt. Übrigens hat auch der Prophet in 1. Könige 13 für Jerobeam gebetet, und dieser wurde gesund. Der Prophet hat sich nicht einfach gefreut, sondern war persönlich betroffen und hatte Gnade im Herzen.
Wir lernen also Grundsätze über das Abendmahl: Wie wichtig es ist, dass man sein Leben ordnet, damit der Herr wirklich segnen kann. Wir sehen eine klare Parallele: Die Korinther, die das Abendmahl nicht richtig gefeiert hatten, wurden krank (1. Korinther 11). Sie hatten sich nicht von irgendwelchen Unreinheiten gereinigt. Es war also nicht so, dass sie einfach das Passa nicht vorschriftsmäßig gefeiert hätten, sondern sie waren unrein und hätten deshalb gar nicht essen dürfen.
Wollen wir hier schließen. Nächstes Mal – das wird jetzt eine Weile dauern bis Juli – werden wir ab Vers 21 weiterfahren. Auch dort sehen wir wieder Freude, die Gott gibt.
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