Wir fahren weiter und kommen zum Buch Jona. Jona lebte zur Zeit von Jerobeam II. Dieser König wird in 2. Könige 14 beschrieben. Ich lese ganz kurz ab Vers 23:
Im fünfzehnten Jahr Amatias, des Sohnes Joas, des Königs von Juda, wurde Jerobeam, der Sohn Joas, des Königs von Israel, König in Samaria und regierte einundvierzig Jahre.
Dieser Jerobeam ist also Jerobeam II. Jerobeam I war der Begründer des Königreichs der zehn Stämme.
Vers 24: Und er tat, was böse war in den Augen des Herrn. Er wich nicht von allen Sünden Jerobeams, des Sohnes Nebats, das ist Jerobeam I, wodurch er Israel zum Sündigen veranlasst hatte.
Er stellte die Grenzen Israels wieder her – vom Eingang Hamats, das ist Hama in Syrien, bis an das Meer der Ebene – nach dem Wort des Herrn, des Gottes Israels, das er durch seinen Knecht Jona, den Sohn Amittais, dem Propheten, der von Gat-Hefer war, geredet hatte.
Denn der Herr sah, dass das Elend Israels sehr bitter war, dass der Gebundene dahin war und der Freie dahin, und dass kein Helfer für Israel da war.
Und der Herr hatte nicht gesagt, dass er den Namen Israels unter dem Himmel austilgen würde. So rettete er sie durch die Hand Jerobeams, des Sohnes Joas.
Diese besondere Gnadenzeit gegenüber Israel, die unverdienterweise in den Tagen Jerobeams II. über Israel kam, war bereits durch Jona vorausgesagt worden. Jona lebte in der assyrischen Epoche, also im 9. Jahrhundert vor Christus, und hat das Buch Jona geschrieben.
Im Buch Jona geht es um die Hauptstadt Ninive. Ninive war die Hauptstadt der damaligen Weltmacht, der Assyrer. Man sieht, dass alles zusammenpasst mit der Einordnung der kleinen Propheten. Wir befinden uns weiterhin in der Zeit des assyrischen Weltreichs.
Jetzt lese ich ganz kurz die Zusammenfassung, den Überblick über Jona. Das Buch Jona zeigt Gottes Gnade, und zwar auf folgende Weise: Gottes Gnade gilt nicht nur Israel, sondern auch den Heidenvölkern.
Obwohl Gott Israel als sein Volk auserwählt hat – so steht es in 5. Mose 7,6 – will er aus Liebe zu diesem Volk auch den anderen Völkern seine Gnade erweisen. Jona muss lernen, die weltweiten Gnadenabsichten Gottes vollständig zu akzeptieren.
Die Tatsache, dass Gott bereit war, den assyrischen Niniviten zu vergeben, zeigt, dass es auch für den größten Feind Israels Gnade gibt, wenn er reuig umkehrt. Ich habe bereits erklärt, dass Jona in 2. Könige etwas vorausgesagt hat über Israel und wie Gott dem Zehnstämme-Reich Gnade erwiesen hatte. Das war für Jona wichtig.
Israel ist das ausgewählte Volk, Gott ist ihm gnädig. Aber wenn wir Jona 1,1 lesen, sehen wir seinen Auftrag: „Und das Wort des Herrn erging an Jona, den Sohn Amittais, indem er sprach: Mache dich auf und geh nach Ninive, der großen Stadt, und predige gegen sie, denn ihre Bosheit ist vor mir heraufgestiegen.“
Jetzt sollte Jona als Missionar von Israel aus in den heutigen Nordirak reisen, nach Ninive, und diese Stadt zur Umkehr aufrufen. Das passte ihm überhaupt nicht, dass Gott diesen tödlichen Feinden Israels vergeben sollte. Deshalb floh er in die entgegengesetzte Richtung.
Er ging nach Joppe, das heute mit Tel Aviv zusammengewachsen ist und Tel Aviv-Jaffo genannt wird. Damals war Joppe ein großer Schiffshafen. Von dort aus fuhr er mit einem phönizischen Schiff. Die Phönizier aus dem Libanon waren damals die bedeutendsten Seefahrer des Mittelmeers. Mit ihnen segelte er über das Mittelmeer und wollte nach Tarsis reisen.
Tarsis war eine phönizische Kolonie im heutigen Spanien. Anstatt also tausend Kilometer in den Irak zu reisen, ging er in den Westen. Er wollte sogar noch weiter als tausend Kilometer nach Spanien reisen, um auf keinen Fall die Gnade Gottes den Feinden verkünden zu müssen.
Doch dann griff Gott ein – durch einen furchtbaren Sturm auf dem Mittelmeer. Wir wissen, dass Jona schließlich über Bord geworfen wurde, weil er es selbst so vorgeschlagen hatte, um den Sturm zu beruhigen. Er wurde von einem großen Fisch verschluckt. Das bedeutet jedoch nicht, dass es ein Blauwal war. Natürlich können Blauwale keine Menschen verschlucken. Sie haben Barten, mit denen sie wie ein Rechen mit offenem Mund durchs Meer schwimmen. Dabei geraten kleine Krebse in ihren Mund, und der Magen füllt sich allmählich.
Es gibt jedoch andere Fische, die durchaus einen Menschen verschlucken können. Es gibt auch Beispiele bis in unsere Zeit, in denen so etwas geschehen ist und die Betroffenen überlebt haben. So wurde Jona von einem Fisch verschluckt und in die Tiefen des Meeres hinabgeführt. Diese Erfahrung führte Jona zur Umkehr.
In Kapitel 2 finden wir das Gebet von Jona, in dem er umkehrt, und Gott greift ein. Er befiehlt dem Fisch, Jona wieder ans Land Israel auszuspeien.
In Kapitel 3 folgt dann der zweite Aufruf. In Vers 2 heißt es: „Mach dich auf, geh nach Ninive, der großen Stadt, und rufe ihr die Botschaft aus, die ich dir sagen werde.“ Jona gehorcht und verkündet dort die Botschaft: „Noch vierzig Tage, dann wird Ninive umgekehrt.“
Man muss gut verstehen, dass dies eine Gerichtsbotschaft war, die an eine Bedingung geknüpft war. Die Meinung war, dass Ninive nach 40 Tagen zerstört wird, falls sie nicht umkehren.
Doch dann geschah ein Wunder: Es gab eine Erweckung in dieser heidnischen Stadt, eine radikale Umkehr. So wurde Ninive verschont.
In Kapitel 4 sehen wir, dass dies für Jona ein Problem war. Ich nenne das den „Jona-Komplex“. Er dachte, nur wir, das auserwählte Volk, hätten Gottes Gunst, und alle anderen sollten diese nicht erhalten.
Und Gott sagt, das ist ein falsches Verständnis von Auserwählung. Gott hat Israel erwählt, aber das bedeutet nicht, dass er die anderen verworfen hat. Gottes Plan war ja, dass Israel das auserwählte Volk Gottes ist. Aus diesem Volk sollte einmal der Erlöser, der Messias, kommen, um ein Segen für alle anderen Völker zu sein. So steht es in 1. Mose 12,3 in der Berufung Abrahams.
Viele verstehen Auserwählung auch heute noch nicht richtig. Sie meinen, wenn die Bibel sagt, dass Gott Menschen erwählt hat, dann hat Gott die anderen von Anfang an verworfen und für die Hölle bestimmt. Nein, das ist ein Missverständnis von Gottes Plänen.
Auch damals war es so: Israel wurde als das auserwählte Volk erwählt, die anderen nicht. Aber das bedeutete nicht, dass die anderen Völker von Gott abgelehnt sind. Sie sollten ebenfalls Gottes Gnade erfahren. Das hat Jona einfach nicht verstehen wollen.
Gott hat ihm dann eine Lektion erteilt, damit er lernen konnte, dass Gott gnädig ist und dass seine Gnade die Grenzen Israels sprengt.
Und nun ist dieses Buch so wunderbar aufgebaut. Dieses Buch, das Gott extra in der Bibel gegeben hat, um Israel zu erklären, was Israels Auserwählung bedeutet und dass Gott alle Nationen liebt und ihnen allen seine Gnade anbieten möchte.
Übrigens hat Gott noch ein zweites Buch gegeben, um Israel das von Anfang an beizubringen. Nicht wahr, Mose hat ja die ersten Bücher der Bibel geschrieben: 1. Mose, 2. Mose bis 5. Mose. Nicht erst Kapitel 34 über seinen Tod – das hat dann Josua geschrieben, ebenso das nächste Buch, das Buch Josua.
Mose hat also die fünf Bücher Mose geschrieben, bis 5. Mose 33. Außerdem hat er den Psalm 90 verfasst, der im Titel als „Gebet Mose, des Mannes Gottes“ steht. Er hat auch noch das Buch Hiob durch den Heiligen Geist inspiriert und in die endgültige Fassung gebracht, basierend auf der Vorlage, die er gehabt hatte und die auf die Zeit von Hiob zurückging.
Das Buch Hiob handelt von einem Mann, der so gerecht und Gott hingegeben war wie kein anderer auf der Erde. Doch dieser Mann war kein Israelit. So konnte Israel von Anfang an wissen: Um Gott gefällig zu sein und zu leben, muss man nicht unbedingt von Abraham, Isaak und Jakob abstammen und ein Israelit sein. Das hat mit der Abstammung gar nichts zu tun.
Daher auch das Buch Hiob. Und um diesen Gedanken alttestamentlich noch mehr zu unterstreichen – Gottes Gnade für alle Völker – haben wir das Buch Jona bekommen.
Der Aufbau des Buches ist wunderbar gestaltet. Die Kapitelunterteilung wurde später eingefügt, um die Orientierung zu erleichtern. Wir sehen, dass sie dabei sehr hilfreich ist. Das Buch besteht aus vier Kapiteln. Die Kapitel eins und zwei zeigen Gottes Wirken an Jona im Westen. Die Kapitel drei und vier zeigen Gottes Wirken an Ninive im Osten.
Jona flieht in Richtung Spanien, doch Gott greift aktiv in die Natur ein und wirkt an ihm. Durch dieses Eingreifen führt Gott Jona zur Umkehr. In Kapitel drei geht Jona schließlich in den Osten, in den Nordirak, und verkündet dort Gottes Botschaft. Gott bewirkt, dass viele Heiden zur Buße und Umkehr kommen. So zeigt sich Gottes Werk an Jona im Westen und Gottes Werk an Ninive im Osten.
Nun können wir diese beiden Teile des Buches nochmals unterteilen. Kapitel eins und zwei bilden den ersten Teil. In Kapitel eins erleben wir Jonas Abkehr und den großen Sturm. Als Prophet ist Jona Gott ungehorsam und wendet sich ab. Daraufhin bewirkt Gott den großen Sturm. In Kapitel zwei sehen wir Jonas Umkehr und den großen Fisch. Im Bauch des großen Fisches kommt Jona zur Umkehr.
Ebenso lässt sich der zweite Teil aufteilen. In Kapitel drei begegnen wir Jonas Demut und der großen Erweckung. Jona ist nun bereit, Gottes Gebot gehorsam zu befolgen und seinen Auftrag auszuführen. Dies führt zur großen Erweckung in Ninive. Kapitel vier zeigt Jonas Unmut und Gottes große Gnade. Jona ist erzürnt darüber, dass Gott diesen bösen Heiden gnädig ist. Doch am Ende des Buches stellt Gott seine Gnade dar – nicht nur gegenüber einem Volk, sondern im Blick auf alle Völker.
So ist das Buch Jona eine wunderbare Vorbereitung auf das Evangelium. Es macht deutlich, dass durch das Kommen des Herrn Jesus, des Erlösers, der wie Jona drei Tage und drei Nächte im Bauch des Fisches war, der Messias ebenfalls drei Tage und drei Nächte im Herzen der Erde sein sollte. Dadurch wird Gottes Gnade allen Völkern zugänglich gemacht.
Übrigens: Drei Tage und drei Nächte – wie muss man das zählen? Jüdisch. Das ist ganz wichtig. Ständig bekomme ich um die Frühjahrszeit im Zusammenhang mit Ostern E-Mails mit großen Belehrungen. Diese bringen eine Irrlehre, denn sie glauben, dass der Herr an Karfreitag gekreuzigt worden sei. Das stimmt überhaupt nicht, denn von Karfreitag bis Sonntag sind es nicht drei Tage und drei Nächte. Man muss das ganz anders zählen. Dadurch wird die ganze Chronologie in den Evangelien durcheinandergebracht.
Im Markus-Evangelium haben wir eine ganz klare, deutliche Chronologie von Palmsonntag bis zur Auferstehung. Man kann jeden Tag ganz genau einteilen und sieht, was an jedem Tag in der Passionswoche geschehen ist. Dabei wird ganz klar: Am Karfreitag ist der Herr Jesus gestorben, und am ersten Tag der Woche, am Sonntag, ist er auferstanden. Aber das sind ja nicht drei Tage und drei Nächte.
Man muss jüdisch zählen, sonst funktioniert es nicht. Das ist ähnlich wie beim Sprechen einer anderen Sprache. Wenn man Französisch spricht, muss man auch französisch zählen, nicht wahr? Wenn man zum Arzt geht und er sagt: „On se verra dans quinze jours“, dann übersetzt man das oft als „Ich muss in fünfzehn Tagen wiederkommen“. Verpasst man den Termin, muss man bezahlen. Man denkt: „Wir haben gesagt, in fünfzehn Tagen.“ Aber das heißt eben „in vierzehn Tagen“ nach deutscher Zählung. Denn wir zählen ab dem nächsten Tag, während die Franzosen ab dem ersten Tag zählen. Darum sind es fünfzehn Tage.
So ist es eben von Land zu Land und von Sprache zu Sprache unterschiedlich, wie man zählt. Im Hebräischen ist das genauso. Das Wort für Tag, „Yom“, ist zweideutig. Übrigens gilt das auch für unser deutsches Wort „Tag“. Tag kann bedeuten: die helle Zeit von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang. Aber Tag kann auch 24 Stunden bedeuten. Was ist hier gemeint? Der Zusammenhang klärt das. Ob ein Tag im Sinne von Licht der Sonne gemeint ist oder ein Kalendertag, wird aus dem Zusammenhang deutlich.
Im heutigen Hebräisch gibt es ein anderes Wort für Kalendertag: „Yom“ und „Jemama“. „Jemama“ ist der 24-Stunden-Tag, aber das gab es im Althebräischen noch nicht. Darum sagt man, um einen Kalendertag auszudrücken, „Tag und Nacht“. Das macht einen Kalendertag aus.
Wenn der Herr Jesus sagt, der Sohn des Menschen werde drei Tage und drei Nächte im Herzen der Erde sein, dann ist gemeint: drei Kalendertage. So war es am 15., 16. und 17. Nissan. Das sind drei Kalendertage. Ja, aber das ist ja nicht vollständig gezählt? Nein, so zählt man nicht im Judentum.
Das ist auch schon im Alten Testament so, und das ist wichtig für die Chronologie. Wenn ein Jahr auch nur angebrochen ist, wird es als Jahr gezählt. Nicht erst, wenn das volle Jahr vorbei ist. Auch angebrochene Jahre werden als Jahr gezählt. Im Talmud wird das ebenfalls erklärt: So ist es im Judentum – angebrochen wird ganz gezählt.
Darum kann ein Kalendertag wirklich nur ein paar Stunden umfassen, aber er wird als ganzer Kalendertag gezählt. Damit ist klar: Nach dem Kalendertag 15., 16., 17. so sollte es sein.
Am siebzehnten, am ersten Tag der Woche, ist der Herr Jesus auferstanden. Dann sind alle Probleme gelöst, und man kann wieder gut schlafen.
Wir wenden uns nun dem Buch Micha zu. Ich habe geschrieben, dass das Buch Micha den Messias offenbart – als den gerechten Richter und den treuen Hirten Israels.
Es beginnt gleich zu Beginn mit Micha 1,1: „Das Wort des Herrn, das an Micha, den Moraschtiter, erging, in den Tagen Jothams, Ahas und Jehiskias, der Könige von Juda.“ Daraus wird deutlich, dass Micha sowohl über Samaria als auch über Jerusalem schaute. Er wirkte also für die Zehn Stämme mit der Hauptstadt Samaria und ebenso für die Südstämme mit der Hauptstadt Jerusalem.
Nun beginnt seine Botschaft. In Vers 2 heißt es: „Hört, ihr Völker alle, höret zu, du Erde und ihre Fülle! Und der Herr der Ewige sei zum Zeugen gegen euch, der Herr aus seinem heiligen Palast.“ Denn siehe, der Herr geht aus von seiner Stätte, kommt herab und schreitet ein Heer auf den Höhen der Erde. Die Berge zerschmelzen unter ihm, und die Täler spalten sich wie das Wachs vor dem Feuer, wie Wasser, ausgegossen am Abhang.
Nachdem das Buch Jona klargemacht hat, dass Gottes Gnade alle Völker betrifft, richtet sich das Buch Micha hier an alle Völker: „Hört, ihr Völker alle, höret zu, du Erde und ihre Fülle!“
Dabei wird der Herr Jesus beschrieben, wie er kommen wird – aus dem Himmel, aus dem himmlischen Tempel, seinem heiligen Palast. Das hebräische Wort „Heichal“ bedeutet sowohl Palast als auch Tempel. Gemeint ist hier der Tempel Gottes im Himmel. Offenbarung 11,19 sagt, dass es im Himmel einen Tempel Gottes gibt, der zugleich Gottes Königspalast ist. Im Allerheiligsten befindet sich die Bundeslade mit den Cherubim, dem Thron Gottes.
Der Herr Jesus wird also in der Zukunft aus seinem heiligen Palast, seinem heiligen Tempel herabkommen. Vers 3 beschreibt: „Er schreitet ein Heer auf den Höhen der Erde, und es wird geologische Katastrophen geben.“
Die Erdbeben, die vor kurzem in der Türkei und Syrien stattfanden, sind dagegen nichts im Vergleich. Die Berge zerschmelzen unter ihm, und die Täler spalten sich wie Wachs vor dem Feuer, wie Wasser, ausgegossen am Abhang.
So stellt Micha den Herrn Jesus vor, den Messias, als den Richter der ganzen Welt. Danach richtet sich der Fokus auf das Volk Israel. Im nächsten Vers heißt es, dass all dies wegen der Übertretung Jakobs und der Sünden des Hauses Israel geschieht.
Von wem geht die Übertretung Jakobs aus? Ist es nicht Samaria? Und von wem die Höhen Judas, also die Götzenhöhen Judas? Ist es nicht Jerusalem? Die zwei Hauptstädte werden als Hochburgen der Anstiftung zur Sünde dargestellt.
Weiterhin wird beschrieben, wie Samaria zu einem Steinhaufen werden soll. So kündigte Micha an, dass das Zehnstämme-Reich durch die Assyrer besiegt und zerschlagen werden wird. Dieses Ereignis hat sich im Jahr 722 vor Christus erfüllt.
Jetzt verstehen wir, warum Micha zuerst die Wiederkunft Christi beschreibt: Er will sagen, dass alle Gerichte, die Gott im Lauf der Geschichte über die Völker gebracht hat – indem er ein Volk benutzte, um ein anderes Volk zu bestrafen – ihre Vollendung finden werden, wenn der Herr Jesus als Richter der Welt kommt.
Wie gesagt, das Buch Micha offenbart den Messias als den gerechten Richter und den treuen Hirten Israels.
In Kapitel 2, Vers 12 lesen wir: „Sammeln werde ich dich, Jakob, ganz sammeln, versammeln, ja versammeln werde ich den Überrest Israels. Ich werde ihn zusammenbringen wie die Schafe von Bozra, wie eine Herde inmitten ihrer Weide. Sie weiden, sie werden lärmen vor der Menge der Menschen. Der Durchbrecher zieht vor ihnen her, sie brechen durch und ziehen durchs Tor und gehen hinaus. Und der König zieht vor ihnen her, und der Herr an ihrer Spitze.“
Der zukünftige gläubige Überrest von Israel wird hier mit einer Schafherde von Bozra verglichen. Dort in Edom waren früher die großen Züchter von Schafen. Israel wird also mit einer solchen riesigen, gewaltigen Herde von Bozra verglichen.
Der Messias wird hier beschrieben, wie er vor ihnen hergehen wird – als der gute Hirte, der gleichzeitig auch ihr König sein wird, wie wir gelesen haben. Jesus wird somit nicht nur als Richter dargestellt, sondern auch als der gute Hirte seines Volkes.
Und dann lesen wir in Kapitel 4, Vers 14: „Nun dränge dich zusammen, Tochter des Gedrängers, man hat eine Belagerung gegen uns gerichtet. Mit dem Stab schlagen sie den Richter Israels auf die Wange.“
Und weiter heißt es: „Und du, Bethlehem, Ephrathah, zu klein unter den Tausenden von Judah zu sein, aus dir wird mir hervorkommen, der Herrscher über Israel sein soll. Und seine Ursprünge sind von der Urzeit, von den Tagen der Ewigkeit her.“
Hier erkennt man, wie spannend die Bibel ist. Zugleich ist sie manchmal sehr schwierig zu verstehen. Doch in Sprüche 25 lesen wir, dass es Gottes Ehre ist, eine Sache zu verbergen, und die Ehre der Könige darin besteht, eine Sache zu erforschen.
Im Zusammenhang mit Kapitel 4 geht es darum, dass beschrieben wird, wie Jerusalem in der Drangsalzeit von Feinden belagert wird. Es handelt sich dabei um den König des Nordens, der in Micha genannt wird, nämlich Assur, Assyrien.
Ich habe gesagt, dass zu Beginn der großen Drangsal Israel überrannt wird. Diese riesige Koalition aus dem Norden wird das Land erobern, insbesondere die Stadt Jerusalem.
Jetzt hört man die erschrockenen Israeliten in Jerusalem in Vers 14. Sie werden angesprochen: „Nun dränge dich zusammen, Tochter des Gedränges!“ Das bedeutet, rücke deine Soldaten als Truppen zusammen, denn jetzt geht es um Kampf.
Dann hören wir die Israeliten: „Man hat eine Belagerung gegen uns gerichtet. Mit dem Stab schlagen sie den Richter Israels auf die Wange.“
Warum steht das hier? Es soll zeigen, dass all dies kommen wird. Denn damals – wir können das in Matthäus 27 nachlesen – wurde dem Herrn Jesus mit einem Rohr auf den Kopf geschlagen. Das ist die Folge der Verwerfung des Messias, weshalb es so schlimm mit Jerusalem kommen wird.
Doch dann stellt sich die Frage: Wer ist der Richter Israels?
In Kapitel 5, Vers 1 heißt es: „Das ist der Mann aus Bethlehem.“ Der Messias, der in Bethlehem geboren werden wird.
Man merkt, wie gedrängt die biblische Prophetie ist und wie ständig die Sprecher wechseln. Zuerst spricht Gott: „Nun dränge dich zusammen, Tochter des Gedrängers.“ Dann sprechen die Jerusalemiter: „Man hat eine Belagerung gegen uns gerichtet.“ Danach erklärt der Prophet, warum: „Mit dem Stab schlagen sie den Richter Israels auf die Wange.“
Wer ist der Richter Israels? Schließlich spricht Gott erneut: „Und du, Bethlehem Ephrathah, zu klein unter den Tausenden von Judah zu sein, aus dir wird mir hervorgehen der Richter Israels, den man bei seinem ersten Kommen auf den Kopf geschlagen hat mit dem Stab.“
Das ist der Mann aus Bethlehem, der dort geboren werden sollte. Weil er Gott ist, sind seine Ursprünge von Ewigkeit her.
In Kapitel 7, Vers 14 wird beschrieben, wie Jesus im tausendjährigen Reich Israel als der gute Hirte weiden wird. Dort heißt es: „Weide dein Volk mit deinem Stab, die Herde deines Erbteils, die abgesondert wohnt im Wald inmitten des Karmel, das ist das Gebirge bei Haifa. Lass sie weiden in Baschan und Gilead, wie in den Tagen der Vorzeit.“
Baschan bezeichnet die Golanhöhen und sogar noch darüber hinaus. Die Golanhöhen werden Israel gehören. Deshalb verstehen wir, warum Israel bereits heute die Golanhöhen besetzt hält und sogar annektiert hat.
Gilead ist jordanisches Gebiet, das ebenfalls noch dazukommen wird, wie wir im Buch Obadja gesehen haben. So wird der Herr Jesus als Richter und als Hirte vorgestellt.
Worum geht es sonst in diesem Buch? Auf dem Blatt habe ich notiert: Gott hasst Sünde, Gesetzlosigkeit, Götzendienst und religiösen Formalismus. Wegen dieser Ungerechtigkeiten muss er sein Volk durch Gerichte führen.
Micha beschreibt die Gerichte in seiner eigenen Zeit, in seiner Epoche, und dann durch die ganze Geschichte hindurch bis in die Endzeit.
Als ein Gott der Vergebung ist er bereit, seinem Volk eine herrliche Zukunft des Friedens zu schenken. Diese Zukunft steht unter der Herrschaft des Messias, der in Bethlehem geboren werden sollte.
So lässt sich Micha knapp zusammenfassen.
Wir gehen weiter zu Nahum, Kapitel 1, Vers 1: Ausspruch über Ninive.
Das Buch des Gesichtes Nahums, des El-Kochitters, handelt von der Hauptstadt der Assyrer. Es geht also um die Stadt, die gemäß dem Buch Jona Gnade und Verschonung vor dem Gericht erfahren hatte.
Nun befinden wir uns zeitlich jedoch viel später, in der Zeit von Nahum. Er kündigte an, dass das Gericht trotzdem über Ninive kommen werde. Damals gab es eine Erweckung, aber nach einiger Zeit war diese wieder vergessen.
Wenn ein Volk von Gott Gnade erhält und diese verwirft, bleibt nur noch das Gericht. Deshalb beschreibt das Buch Nahum den Untergang von Ninive, wie er tatsächlich im Jahr 612 vor Christus eintrat.
Damals besiegten die Babylonier zusammen mit den Medern und den Skythen Ninive. Somit ist die Prophetie des Buches Nahum erfüllt.
Ich lese vor: Das Buch Nahum behandelt das Gericht über Ninive. Im Jahr 612 vor Christus erfüllte sich diese Prophetie.
Gott lässt den Schuldigen nicht ungestraft entkommen. Bei seinem Kommen als Richter wird die ganze Welt gestraft werden.
Auch am Anfang des Buches Nahum beschreibt der Prophet das Kommen des Herrn Jesus in Macht und Herrlichkeit. Ich lese: „Ein eifernder und reichender Gott ist der Herr, ein reicher ist der Herr und voll von Grimm. Der Herr übt Rache an seinen Widersachern und trägt seinen Feinden nach.“
Nun folgt eigentlich ein Zitat aus dem Buch Jona, Kapitel 4: „Der Herr ist langsam zum Zorn und groß an Kraft, und er hält keineswegs für schuldlos den Schuldigen.“ Gott ist gnädig, aber wenn die Gnade verworfen wird, dann wird Gott als Richter kommen.
Das wird jetzt beschrieben: „Der Herr ist im Sturmwind und im Gewitter ist sein Weg, und gewölkt ist der Staub seiner Füße. Er schellt das Meer und legt es trocken.“ Stellen Sie sich diese Katastrophe vor, wenn der Herr Jesus kommt, wenn Meere trockengelegt werden.
Alle Flüsse lässt er versiegen, Baschan und Karmel verwelken, und es verwelkt die Blüte des Libanon. Vor ihm erbeben die Berge und zerfließen die Hügel. Vor seinem Angesicht erhebt sich die Erde und der Erdkreis und alle, die darauf wohnen.
Wer kann vor seinem Grimm bestehen, und wer standhält bei der Glut seines Zornes? Sein Grimm ergießt sich wie Feuer, und die Felsen werden vor ihm zerrissen.
Sehen wir, wie das übereinstimmt mit Micha 1, wo die Berge zerschmelzen und die Täler gespalten werden. Auch dort wird von geologischen Katastrophen gesprochen, die geschehen werden, wenn der Herr Jesus wiederkommt, am Tag des Herrn, bald in der Zukunft.
So wird auch im Weiteren das Gericht beschrieben, das in der Zeit von Nahum erfüllt worden ist. Doch diese ersten Verse machen klar: Das war nur ein Vorgeschmack auf das Gericht, das schließlich über die ganze Welt kommen wird.
Darum hat die ganze Welt von diesem Gericht über Ninive zu lernen. Das Buch hat sich so eindrücklich erfüllt, und das zeigt, dass Gottes Wort wahr ist. Genauso wie sich das Gericht damals erfüllt hat, wird sich das Gericht in der Zukunft über die Welt genauso erfüllen, wie es zum Beispiel in der Offenbarung steht. Genau so wird es kommen.
Gott lässt den Schuldigen nicht ungestraft davonkommen. Bei seinem Kommen als Richter wird die ganze Welt gerichtet werden. Das Gericht über Ninive soll ein Vorgeschmack auf dieses endgültige Gericht sein.
Durch eine Überschwemmung sollen die Stadtmauern zerstört werden, sodass die feindlichen Armeen die einst als uneinnehmbar geltende Stadt Ninive einnehmen konnten. Diese Überschwemmung wird in Nahum 1,8; 2,6; 3,12-14 prophezeit.
Die Babylonier, Omeder und Jens Küthen belagerten die Stadt am Tigris zwei Jahre lang, doch sie hatten keine Chance. Die Stadt galt als uneinnehmbar. Doch dann kam die Überschwemmung, die die Stadtmauern beschädigte. Dadurch erhielten die feindlichen Armeen Zugang und konnten die Stadt erobern. Dies war also so vorausgesagt.
Weiter heißt es, Ninive soll es wie Noammon ergehen. Noammon ist in der Bibel der Name für Theben in Ägypten, das um 663 vor Christus von den Assyrern geschlagen wurde. Das Buch Nahum sagt, es soll euch nicht besser ergehen als Noammon. Auch diese Stadt galt als uneinnehmbar, doch die Assyrer konnten sie selbst erobern.
Dies macht deutlich, dass Nahum nach diesem Ereignis lebte, also nach 663 v. Chr., aber noch vor 612 v. Chr., als Ninive fiel. So hat Gott diese Illustration in Nahum 3,8 gegeben: "Bist du vorzüglicher als Noammon, die an den Strömen wohnte, Wasser rings um sie her?"
Noammon war ebenfalls eine Stadt, die als uneinnehmbar galt. Sie wurde von euch selbst erobert, und so werdet auch ihr erobert werden – genauso wie Noammon, das Theben war.
Weiter lese ich: Verhöhnung des wahren Gottes, Gewalttat und Okkultismus fordern Gottes Gericht heraus. Die dazugehörigen Stellen habe ich auf dem Blatt angegeben. Dieses können die, die durch den Livestream zugeschaltet sind, unterhalb des Bildes anklicken und ausdrucken.
Gewalttat und Okkultismus fordern Gottes Gericht heraus. Dann gibt es aber auch tröstliche Worte in Jesaja 1,7: Der Herr ist gütig, er ist eine Festung am Tag der Drangsal und erkennt die, die zu ihm Zuflucht nehmen. Ein wunderbarer Vers, nicht wahr? Den alle Gläubigen auch auf sich anwenden dürfen.
Weiter heißt es in Jesaja 2,1: Siehe auf den Bergen die Füße dessen, der gute Botschaft bringt, der Frieden verkündigt. Feiere, Juda, deine Feste, bezahle deine Gelübde, denn der Nichtwürdige wird fortan nicht mehr durch dich ziehen. Er ist ganz ausgerottet. Eine Trostbotschaft für das bedrängte Volk, die wir natürlich auch auf uns anwenden können.
Nach Epheser 6,10 sind die Gläubigen immer wieder Angriffen von den geistlichen Mächten der Bosheit ausgesetzt, von Satan und seinen Dämonen. Doch der Herr steht zu uns und gibt uns den Sieg, so wie Gott auch hier das Volk Israel ermutigt.
In Kapitel 2 wird das Gericht über Ninive sehr drastisch beschrieben. Es geht um Lehre, Entlehrung und Verödung. In Vers 11 schlage ich eine noch bessere Übersetzung vor, weil es sich um ein Wortspiel im Hebräischen handelt: Lehre, Auslehrung und Entlehrung.
Ninive wird mit einer Flasche verglichen, und es heißt dort „Buka u Buka u Bulaka“ – Lehre, Auslehrung und Entlehrung. Flasche heißt auf Hebräisch „Bakbuk“. Wenn ich diese Flasche jetzt öffnen würde – aber das mache ich hier nicht vor der Kamera – dann würde es „Bakbuk, Bakbuk, Bakbuk, Bakbuk“ machen. Deshalb nennt man sie „Bakbuk“, die Flasche.
Micha, inspiriert vom Heiligen Geist, braucht Wörter, die an das Wort „Bakbuk“ anklingen: „Buccau, Buccau, Bulcau“. So soll Ninive wie eine Flasche ausgeleert werden. Das ist jedoch etwas anderes, das in der Zukunft geschehen wird.
Am Tag des Herrn, wenn der Herr Jesus kommen wird, werden gerade davor die sieben Zornschalen in der Offenbarung ausgegossen. Diese Zornschalen sind goldene Schalen, die in Offenbarung 16 erwähnt werden. Der Ausdruck bezeichnet die Opferschalen des Tempels, die so aussehen.
Diese goldenen Schalen waren im Tempel so eingerichtet, dass sie spitz zulaufen. Man kann sie nicht einfach hinlegen. Die Priester mussten sie halten und ständig in Bewegung halten, durften sie zwischendurch nicht abstellen. Nachdem das Tier geschächtet war, mussten sie das Blut auffangen und schließlich zum Altar bringen, um es dort auszugießen.
Aber „ausleeren“ bedeutet hier nicht wie bei einer Flasche, bei der der ganze Inhalt auf einmal herausfließt. Man macht nicht „Bakbuk, Bakbuk“. Offenbarung 16 erklärt, dass wenn die Engel im Himmel diese Opferschalen auf die Erde ausgießen – es gibt Sichtverbindungen vom Himmel zur Erde – dann wird das Meer zu Blut.
Das Gericht kommt jedoch als ein mächtiger Schlag und nicht allmählich, wie es mit Ninive war. Die apokalyptischen Gerichte werden katastrophal sein, ein Schlag, und die Vernichtung wird folgen.
Jetzt gehen wir weiter zu Habakuk. Das Buch Habakuk behandelt das Thema „Durch Glauben leben“. Habakuk klammerte sich in allen quälenden Fragen an Gott. Er verstand nicht, weshalb Gott so viel Ungerechtigkeit unter dem Volk zuließ.
Es ist ein wunderbares Buch. Alles, was wir über Habakuk wissen, erfahren wir aus diesem Buch. Es geht um eine Zwiesprache zwischen dem Propheten und Gott. Sein Name Habakuk bedeutet auf Hebräisch „Umarmer“ oder „Umklammerer“.
Habakuk hatte viele aufwühlende Fragen, doch in all diesen Fragen klammerte er sich an den Herrn. Darum beginnt das Buch in Kapitel 1, Vers 2 mit den Worten: „Wie lange, Herr, habe ich gerufen und du hörst nicht? Ich schreie zu dir: Gewalttat! Und du rettest nicht. Warum lässt du mich Unheil sehen und schaust Mühsal an?“
Er hatte Fragen, stellte sie aber auf würdige Weise Gott. Wir dürfen Gott fragen, warum er so handelt, wie er handelt. Und wir dürfen sagen, dass wir es nicht verstehen, wenn wir es ehrlich meinen. Das hat Habakuk getan. Im Vertrauen sagte er: „Ich verstehe nicht, warum ich das und das erlebe.“
Es war so schlimm in Israel, so viel Ungerechtigkeit, und das war doch das auserwählte Volk. Dann gibt Gott ihm ab Vers 5 eine Antwort. Ich lese vom Skript: Gott erklärte ihm, dass es nur eine Frage der Zeit sei. Er würde sein Volk durch die Babylonier bestrafen.
In den Versen 5 bis 11 beschreibt Gott, dass die Chaldäer, also die Babylonier, kommen und Israel für die Sünde bestrafen werden. Damit ist die Frage beantwortet: Habakuk hatte gefragt, wie lange Gott dieser Ungerechtigkeit in Israel zuschaut. Gott antwortet: „Das kommt, das kommt.“ Aber wir müssen ein wenig warten, dann werden die Babylonier Israel bestrafen.
Doch das bringt neue Fragen mit sich. So geht es im Glaubensleben: Wir müssen fragen, auch beim Lesen der Bibel Fragen stellen. Dann gibt Gott uns Antworten. Diese Antworten lösen wiederum neue Fragen aus, die Gott uns ebenfalls beantwortet. So machen wir Fortschritte – wie in einer Spirale nach oben.
Das nächste Problem kommt in den Versen 12 bis 17. Dort sagt Habakuk: „Jetzt verstehe ich nicht. Du benutzt dieses böse Volk, diese grausame, schreckliche Armee der Babylonier, um unser Volk zu bestrafen, aber sie sind ja noch schlimmer als wir. Wie kannst du diese schlimmen Leute benutzen, damit sie Erfolg haben?“
In Kapitel 2, Vers 1, steigt Habakuk auf den Turm und erwartet, dass Gott ihm dort wieder eine Vision gibt und alles erklärt. Das geschieht auch. Gott sagt ihm, er solle das, was jetzt kommt, auf eine Tafel schreiben, damit man es gut lesen kann (Vers 2). Er erklärt ihm, dass diese Vision Bedeutung bis in die Zeit des Endes hat, also bis zur Wiederkunft des Messias als König.
In Vers 4 heißt es: „Siehe, aufgeblasen, nicht aufrichtig ist in ihm seine Seele; der Gerechte aber wird durch seinen Glauben leben.“ Das bedeutet Folgendes: Du wirst immer Fragen zur Gerechtigkeit Gottes und seinem Handeln haben.
Zuerst fragte Habakuk, warum Gott einfach zusieht bei Israel und nicht eingreift. Dann kam plötzlich eine Armee und bestrafte. Danach stellte sich die Frage: „Aber diese Babylonier sind doch so schlimm, was ist mit ihnen?“ In den weiteren Versen macht Gott klar, dass auch sie bestraft werden.
Die Babylonier wurden in der Geschichte durch die Meder und Perser bestraft. Was ist dann mit diesen schlimmen Leuten? Sie wurden durch die Griechen unter Alexander dem Großen bestraft. Und mit denen? Sie wurden ebenfalls bestraft, dann kam das Römische Reich.
Was ist mit den Römern? Sie wurden durch die Barbaren bestraft – ich hätte fast gesagt aus Deutschland, aber es waren natürlich die Germanen und auch andere aus dem Osten, die das Weströmische Reich ausgehöhlt und zerstört haben. Dann kamen die Muslime, die im Mittelalter das Oströmische Reich zerstörten.
Das Ganze geht weiter wie ein Dominospiel. Die ganze Geschichte kann man so verfolgen: Ein Volk wird bestraft, wird selbst wieder bestraft, weil es auch ungerecht ist und noch ungerechter wird. Diese werden wiederum bestraft, und so geht es weiter.
Wann kommt der Endpunkt? Dann, wenn der Herr Jesus kommt. Das wird in Kapitel 3 beschrieben. Dort heißt es in Vers 3: „Gott kommt von Teman her, der Heilige vom Gebirge Paran, Sela. Seine Pracht bedeckt die Himmel, und die Erde ist voll seines Ruhmes. Es entsteht ein Glanz wie das Licht der Sonne, Strahlen sind zu seinen Seiten, und dort ist die Hülle seiner Macht.“
Hier wird die Wiederkunft des Herrn Jesus beschrieben, wie er von seinem Gericht in Edom nach Israel kommt, um dann auf dem Ölberg in Jerusalem und in Harmagedon zu erscheinen. Man sieht, wie das alles zusammenpasst.
Auch geologische Katastrophen werden in den weiteren Versen beschrieben. Das heißt: Der Gerechte wird durch seinen Glauben leben. Der Gläubige wird solange die Weltgeschichte dauert immer Fragen haben: Warum handelt Gott? Warum greift er nicht ein? Dann kommt doch etwas, aber es entstehen neue Fragen.
Die endgültige Antwort kommt erst, wenn der Herr Jesus wiederkommt. Dann wird er absolute Gerechtigkeit in diese Welt bringen. Darum steuert das Ganze in dieser Vision auf die Endzeit zu.
Bis die Endzeit kommt und der Herr Jesus Ordnung schafft in dieser Welt, muss der Gläubige durch seinen Glauben leben (Habakuk 2,4). Das heißt, er muss Gott vertrauen, dass er es am Ende gut machen wird und dass klar wird: Gott ist absolut gerecht und der Mensch ist ein Sünder.
So kommt Habakuk schließlich in diesem Buch völlig zur Ruhe. Das Buch, das mit unruhigen Fragen begann, endet mit Jubel. In Habakuk 3,18 heißt es: „Ich aber will in dem Herrn frohlocken, will jubeln in dem Gott meines Heils.“
Ist das nicht schön? Wenn man ein Habakuk ist, klammert man sich an den Herrn. Bei allen Fragen, die man hat, geht man zum Herrn, und er gibt Antwort. Doch diese Antworten wecken wieder neue Fragen. Gut so, denn so lernen wir mehr, wenn wir neue Fragen stellen und der Herr uns erneut antwortet.
Alles richtet unsere Blicke schließlich auf den kommenden Herrn, durch den alle Fragen beantwortet werden. So konnte Habakuk als jemand, der als Gerechter durch Glauben lebte, zur Ruhe kommen und die Freude im Herrn erfahren.
Nochmal zum Schluss: Habakuk 3,18: „Ich aber will in dem Herrn frohlocken, will jubeln in dem Gott meines Heils.“
Das nächste Mal werden wir mit den Büchern Zephanja, Haggai, Sacharja und Maleachi weitermachen.
Anschließend folgt eine Übersicht über das gesamte Neue Testament.
Vielen Dank an Roger Liebi, dass wir seine Ressourcen hier zur Verfügung stellen dürfen!
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