
Wir fahren weiter, und es bleibt noch eine wichtige Ergänzung zum Römerbrief. Der Römerbrief steht in völliger Übereinstimmung mit dem Jakobusbrief. Man hat zwar versucht, die beiden gegeneinander auszuspielen, weil der Römerbrief von der Rechtfertigung durch Glauben allein spricht, während der Jakobusbrief in Jakobus 2 tatsächlich von der Rechtfertigung durch Werke spricht. Wie passt das zusammen?
Ganz einfach: Der Römerbrief zeigt, dass es nicht mit Kapitel 11 endet, sondern mit den Kapiteln 12 bis 16 weitergeht. Und was behandeln diese? Sie behandeln das praktische Glaubensleben derer, die durch Glauben gerechtfertigt sind. Es reicht also nicht, wenn jemand nur sagt: „Ja, ich habe geglaubt“, aber im Leben nichts davon zu sehen ist.
Der Römerbrief macht klar: Wenn man sich wirklich bekehrt und aus Glauben gerechtfertigt worden ist, dann ist es ganz normal, sich völlig dem Herrn hinzugeben. Kapitel 12, Vers 1 beginnt nämlich so: „Ich ermahne euch nun, dass ihr eure Leiber darstellt als ein lebendiges, heiliges, gottwohlgefälliges Schlachtopfer, was euer vernünftiger Gottesdienst ist. Und seid nicht gleichförmig dieser Welt, sondern werdet verwandelt durch die Erneuerung eures Sinnes, damit ihr prüfen mögt, was der gute und wohlgefällige und vollkommene Wille Gottes ist.“
Ich habe in meiner Bibel ein kleines Wort ganz speziell angestrichen: das Wort „nun“. Es gibt Leute, die verachten die kleinen Wörter. Dabei sind gerade diese wichtig, um die Struktur eines Textes zu verstehen. Das Wort „nun“ zeigt, dass das, was jetzt folgt, die Schlussfolgerung aus Römer 1 bis 9 ist.
Wenn Gott also alles für uns gut gemacht hat durch den Herrn Jesus, dann ist es doch nur logisch, dass wir unser Leben ganz ihm hingeben – eine Herzenshingabe. Diese wird hier so dargestellt, dass wir unsere Leiber als ein lebendiges Schlachtopfer Gott darbringen sollen.
Aber eigenartig: Ein Schlachtopfer ist doch tot, hier aber steht „lebendiges Schlachtopfer“. Das kommt aus dem Tempeldienst. Im Tempel in Jerusalem war es so, nach 3. Mose 1: Wenn man ein Opfer brachte, sollte man es vor den Herrn bringen. Das wurde so praktiziert: Zum Beispiel, wenn jemand einen Stier brachte, musste er ihn im innersten Vorhof beim Altar mit dem Kopf zum Allerheiligsten ausrichten – Gott geweiht, hingegeben. Der Stier war in diesem Moment noch lebendig und somit ein lebendiges Schlachtopfer, wurde aber danach geschlachtet.
Hier wird also gesagt, dass wir unser Leben genauso vor den Herrn stellen sollen, ganz auf ihn ausgerichtet. Unser Leben soll bis zu unserem Tod eine völlige Herzenshingabe an den Herrn sein. Das ist die Schlussfolgerung aus dem wahren Glauben, der zur Rechtfertigung führt und sich durch völlige Hingabe zeigt.
Der Jakobusbrief, insbesondere Jakobus 2, sagt: Ein Glaube ohne Werke ist tot. Wenn jemand sagt: „Ja, ich bin gläubig“, aber man sieht, dass er die Bibel nicht liebt, sie nicht liest und es ihm ziemlich egal ist, ob sein Leben der Bibel entspricht oder nicht, dann erkennen wir: Dieser Glaube ist tot. Er ist auch nicht durch Glauben gerechtfertigt. Er ist zwar gläubig, aber kein echter Gläubiger.
Der Römerbrief zeigt, dass sich der wahre Glaube so auswirkt. Man kann mal durchlesen, was in den Kapiteln 12 bis 16 alles an einzelnen Geboten aufgelistet ist. Dort findet man eine große Sammlung von ganz konkreten Anweisungen, wie Menschen leben, die wirklich wiedergeboren und gerechtfertigt sind aus Glauben.
So sehen wir es auch in Galater 2, Vers 8: Dort wird ein Moment beschrieben, als Paulus auf Besuch in Jerusalem war. Drei Männer gaben ihm die rechte Hand der Gemeinschaft, einer davon war Jakobus, der Schreiber des Jakobusbriefes. Das zeigt, dass die beiden Freunde waren und Gemeinschaft hatten.
Paulus zeigt: Gerettet wird man nur durch Glauben, ohne Werke. Jakobus zeigt: Ein echter Gläubiger zeigt das auch durch die Auswirkungen im Leben – durch Werke des Glaubens, die aus dem Glauben herauskommen.
Jakobus spricht über die Rechtfertigung, das heißt, gerecht gesprochen vor den Menschen, sodass es sichtbar ist. Paulus spricht über die Rechtfertigung vor Gott, die aber nicht sichtbar ist.
Wenn sich heute jemand bekehrt und auf die Knie geht, können wir nicht ins Herz schauen. Wir wissen nicht, ob diese Bekehrung echt ist. Aber wenn wir dann die Auswirkungen sehen, dass sich das Leben verändert und Dinge plötzlich ganz anders laufen, merken wir: Ja, der ist gerechtfertigt. Das ist die Rechtfertigung durch Werke.
Darum ist es auch interessant, dass Paulus in Römer 4 auf 1. Mose 15 hinweist. Dort heißt es: Abraham glaubte Gott, und es wurde ihm zur Gerechtigkeit gerechnet. Paulus erklärt: Im Alten Testament gab es also schon den Gedanken der Rechtfertigung aus Glauben. Abraham hat Gottes Wort einfach geglaubt, aber niemand von außen konnte sehen, was in seinem Herzen geschah – nur Gott. Das ist die Rechtfertigung vor Gott.
Später wurde Abraham aber gerufen, in 1. Mose 22, sein Liebstes hinzugeben. Das war wohl der schwerste Moment in seinem Leben, als er mit seinem Sohn Isaak zum Berg Moria gehen musste, um ihn dort auf einem der Hügel im Land Moria darzubringen.
Der Jakobusbrief sagt, Abraham wurde durch Werke gerechtfertigt. Gott sagt zu ihm: „Nun weiß ich, dass du das Höchste, das Liebste mir nicht vorenthalten hast.“ Gott wusste das zwar schon immer, aber das Wissen durch ein konkretes Geschehen ist nochmals etwas anderes. Wenn Gott sagt: „Nun weiß ich“, war das auch für Abraham eine Bestätigung. Diese Prüfung zeigte ihm, dass sein Glaube in 1. Mose 15 echt war.
Also sind Werke auch ganz wichtig für uns, die Auswirkungen im Leben. Sie zeigen uns: Ja, ich habe mich richtig bekehrt. Ich habe wirklich so und so viel geändert, war gehorsam und habe es getan, weil der Herr es will. Ich wollte es jetzt nicht mehr so machen wie früher.
Das gibt uns Sicherheit, dass dieser Glaube bei der Bekehrung echt ist. So braucht es also beides: Jakobus und der Römerbrief stehen in völliger Einheit.
Jetzt habe ich schon den Jakobusbrief ein bisschen vorweggenommen. Nun gehen wir weiter zum ersten Korintherbrief. Ich lese die Kurzzusammenfassung:
Der erste Korintherbrief beschäftigt sich mit den realen Problemen einer christlichen Ortsgemeinde. Er zeigt auf, wie konkrete Schwierigkeiten angegangen und gelöst werden müssen. Zudem gibt er viele detaillierte Anweisungen, die grundsätzlich wichtig sind, um an einem bestimmten Ort eine biblische Ortsgemeinde darstellen zu können.
Nun könnte natürlich jemand auf die Idee kommen: „Ha, der erste Korintherbrief ist für eine örtliche Gemeinde, also geht es auch ganz besonders um Dinge, die sich in der Gemeinschaft, in der Gemeinschaft, die Paulus angeordnet hat, gerade für Korinth, aber für uns heute gelten die nicht mehr, denn wir leben ja in einer ganz anderen Zeit und auch an einem ganz anderen Ort, nämlich nicht in Griechenland, sondern wir leben in der Schweiz. Und die Schweiz ist ein bisschen anders als Griechenland.“
Aber das hat der Heilige Geist im Voraus gewusst. Und darum hat der erste Korintherbrief so inspiriert. Paulus, berufener Apostel Christi Jesu durch Gottes Willen, und Sostenes, der Bruder der Versammlung oder Gemeinde Gottes, die in Korinth ist. Also klar für Korinth.
Weiter heißt es: An die Geheiligten in Christus Jesus, den berufenen Heiligen samt allen, die an jedem Ort den Namen unseres Herrn Jesus Christus anrufen, ihres und unseres Herrn.
Also in diesem Brief, bei dem es speziell um Ortsgemeinde geht, wird ausdrücklich betont, dass er für alle Ortsgemeinden weltweit gilt. Diese Ortsgemeinden werden hier beschrieben als Orte, wo der Name unseres Herrn Jesus Christus angerufen wird. Das sind Orte, wo man nicht nur zum Vater, sondern auch zum Sohn betet.
Das ist noch wichtig. Gerade in Amerika ist es sehr üblich, dass man in vielen Kirchen in den öffentlichen Gebeten praktisch nur Gebete zum Vater hört und nicht zum Sohn. Und dann in den charismatischen Gemeinden in Amerika hört man sehr oft Gebete zum Heiligen Geist.
Was ist das? Wo lernen wir beten in der Bibel? Da haben wir im Alten und im Neuen Testament ganz viele Gebete, und es ist so: Nirgendwo finden wir in der Bibel ein Gebet, das an den Heiligen Geist gerichtet ist. Warum? Weil der Heilige Geist uns eben die Kraft gibt, zu beten – zum Vater und zum Sohn. So steht das in Epheser 6,18 und Judas 20: „betend im Geist“, das heißt in der Kraft des Heiligen Geistes. Der griechische Ausdruck bedeutet „im Geist“, also in der Kraft des Geistes.
Aber wir finden in der Bibel Gebete zum Vater und auch Gebete zum Sohn. Das habe ich jetzt so herausgestrichen, weil hier sogar speziell gesagt wird: Für die Ortsgemeinden weltweit, die an jedem Ort den Namen unseres Herrn Jesus Christus anrufen, ihres und unseres Herrn.
Fazit: Der erste Korintherbrief ist ein Brief an eine örtliche Gemeinde. Vom Inhalt her sehen wir, dass er ganz konkrete Fragen und Probleme in Korinth aufgreift, aber mit allgemeinen Belehrungen, um zu zeigen, dass das eben für alle geschrieben ist und für alle Gemeinden Gültigkeit hat. Das sind nicht Anweisungen, die nur zeitlich und örtlich beschränkt wären.
Es ist so, dass dieser erste Korintherbrief zuerst das Problem „Weisheit der Welt und Weisheit Gottes“ als Kontrast behandelt. In Korinth waren vielleicht 50 Prozent der Einwohner Sklaven. Aus dieser im römischen Reich völlig rechtlosen Unterschicht hatten sich ganz besonders viele bekehrt.
Darum wird in 1. Korinther 1 gesagt: „Seht auf eure Berufung! Es sind nicht viele Edle, nicht viele Weise nach den Maßstäben der Welt, sondern das, was vor der Welt nichts gilt, das hat Gott erwählt.“
Aber warum geht es denn hier so sehr um die Weisheit der Welt? Weil diese Leute, die da zum Glauben kamen, irgendwie Freude daran hatten, gescheit zu reden, so wie die da in der Oberschicht. Darum haben sie sich sehr für Philosophie interessiert. Apostel Paulus muss ihnen erklären, dass diese Weisheit der Welt bei Gott Torheit ist.
In diesem Zusammenhang ist der Kernvers 1. Korinther 1,18: „Denn das Wort vom Kreuz ist denen, die verloren gehen, Torheit, uns aber, die wir errettet werden, ist es Gottes Kraft.“
Dann erklärt er in Vers 20: „Wo ist der Weise, wo der Schriftgelehrte, wo der Schulstreiter dieser Zeit? Hat Gott nicht die Weisheit der Welt zur Torheit gemacht?“ Weisheit dieser Welt ist in Wirklichkeit Torheit.
Danach spricht er über die Weisheit Gottes und erklärt, dass sie bei der Welt als Torheit angesehen wird. Es geht hier also nicht um die Weisheit der Welt und die Torheit des Evangeliums, sondern um die Weisheit der Welt und die Weisheit Gottes, um die Torheit der Welt und die Torheit des Evangeliums. Man muss das richtig sehen – Gegensatz.
Das macht Paulus in den ersten zwei Kapiteln klar und zeigt ihnen: Vergesst das mit dem gescheit reden zu wollen. Das, was wirklich Wahrheit und wirklich weise ist, ist das Wort Gottes.
Darum ging auch Apollos nach Korinth, nachdem Paulus diese Gemeinde gegründet hatte (Apostelgeschichte 18). Er ging weiter, kam später Apollos nach Korinth. Aquila und Priscilla haben ihm offensichtlich den Tipp gegeben.
Apollos war ein sehr gebildeter Mann, so wird das auch beschrieben in Apostelgeschichte 18: sehr beredt, das bedeutet auch gebildet im Griechischen, und mit einer gewaltigen Schriftkenntnis. Er war den Gläubigen sehr behilflich.
Warum ging er dorthin? Er sah, diese Leute, die so gerne gescheit reden, kann ich ja, der diese Gescheitheit gelernt hat, kann ich ihnen zeigen: „Übrigens, da ist nichts zu holen, vergesst das.“ So hat er, nachdem Paulus als Evangelist die Gemeinde gegründet hatte, die Korinther weitergeführt im Glauben.
Das führte dazu, dass die Korinther sich spalteten. Eine Gruppe sagte: „Wir sind des Apollos, weil was der Mann da als Lehrer verkündigt, das ist grandios.“ Andere sagten: „Nein, wichtig ist doch das Evangelium, wir sind des Paulus.“ Und dann brachten sie auch noch Petrus ins Spiel, weil er als Hirte bekannt war. Jesus hatte ihm ja in Johannes 21 im Kreis der Jünger öffentlich den Auftrag gegeben, die Schafe zu weiden.
So begannen die Korinther, diese Brüder gegeneinander auszuspielen. 1. Korinther 3,4: „Denn wenn einer sagt: ‚Ich bin des Paulus‘, der andere aber: ‚Ich des Apollos‘, seid ihr nicht menschlich? Wer ist denn Apollos und wer ist Paulus? Diener, durch die ihr geglaubt habt, und zwar wie der Herr einem jeden gegeben hat. Ich habe gepflanzt, Apollos hat begossen, Gott aber hat das Wachstum gegeben.“
Also ist weder der, der pflanzt, noch der, der begießt etwas, sondern Gott, der das Wachstum gibt.
In 1. Korinther 1 haben sie auch noch Kephas ins Spiel gebracht und ausgespielt. 1. Korinther 1,12.
Das alles steht im Zusammenhang mit Kapitel 3, nach der Behandlung von Weisheit und Torheit in Kapitel 1 und 2.
In Kapitel 3 sagt Paulus in Vers 1: „Und ich, Brüder, konnte nicht zu euch reden als zu Geistlichen, sondern als zu Fleischlichen, als zu Unmündigen in Christus. Ich habe euch Milch zu trinken gegeben, nicht Speise, denn ihr vermögt es noch nicht.“
Aber ihr vermögt es auch jetzt noch nicht, denn ihr seid noch fleischlich. Als Beweis: „Ihr spielt Brüder gegeneinander aus, habt Neid und Streit unter euch, ihr seid nicht geistlich.“
Ein geistlicher Christ ist einer, der sich gewohnheitsmäßig auch im Alltag durch den Heiligen Geist leiten lässt. Ein fleischlicher Christ ist einer, der sich gewohnheitsmäßig durch die sündige Natur leiten lässt, die wir auch nach der Bekehrung noch haben.
Das hat sich gerade gezeigt: Sie haben die Gaben Evangelist, Lehrer, Hirte gegeneinander ausgespielt und gesagt: „Nein, das ist wichtig, nein, das ist wichtig.“ Dabei kommen ja die Gaben alle vom Herrn.
Paulus zu reduzieren auf Evangelist, Lehrer oder Hirte ist falsch. Er war ein Lehrer wie kein anderer, ein Evangelist und auch Hirte. In Apostelgeschichte 20 sagt er, dass er sogar unter Tränen gläubige Einzelne im Glauben ermutigt und ermahnt hat.
Die Korinther haben so Parteijungen gemacht, und das deckt Paulus hier als etwas ganz Übles auf: dieses Gegeneinander-Ausspielen.
In Kapitel 16 sagt Paulus: „Ich habe übrigens Apollos zu euch kommen sehen, ich habe ihm sehr zugeredet.“ Aber Apollos sagte: „Nein, ich sehe es nicht.“ Das zeigt, Paulus hatte kein Eifersuchtsproblem auf Apollos, obwohl er wusste, dass Apollos in Korinth mehr angesehen war als er. Trotzdem sagte Apollos, er sollte nicht gehen.
Apollos wollte nicht gehen, weil er auch kein Eifersuchtsproblem hatte und nicht seine Position stärken wollte. Wenn er sieht, Paulus wird angegriffen, wollte er nicht, dass das noch verstärkt wird. Er wollte sich das ganz klar vom Herrn zeigen lassen, wann er wieder geht.
Im Verlauf des Korintherbriefes wird außerdem klar, dass es ziemlich freche Leute in Korinth gab. Sie haben Paulus herausgefordert, seinen Dienst und seine Treue zum Herrn in Frage gestellt und über seine Motive schlecht geurteilt.
Darum erklärt Paulus in Kapitel 4, man soll nichts vor der Zeit urteilen, wenn es um verborgene Motive im Herzen geht.
Er sagt in 1. Korinther 4,3-4: „Mir aber ist es das Geringste, dass ich von euch oder von einem menschlichen Gericht beurteilt werde. Ich beurteile mich aber auch selbst nicht. Denn ich bin mir selbst nicht bewusst, doch dadurch bin ich nicht gerechtfertigt. Der mich aber beurteilt, ist der Herr.“
So urteilt nicht vor der Zeit, bis der Herr kommt, der das Verborgene ans Licht bringen und die Überlegungen der Herzen offenbaren wird. Dann wird einem jeden sein Lob von Gott zuteil.
Der Apostel sagt hier, über verborgene Motive zu urteilen ist gefährlich. Macht es nicht. Das wird erst klar, wenn der Herr kommt. Dann werden wir vor dem Richterstuhl Christi stehen, und er wird alles aufdecken.
Er sagt sogar, er habe Probleme, sich selbst richtig zu beurteilen. Manchmal ist man sich über seine eigenen Motive nicht ganz im Klaren. Völlig kennen tut uns nur der Herr. Am besten wissen wir trotzdem Bescheid über uns selbst.
In 1. Korinther 2 sagt Paulus, dass der Geist des Menschen alles erforscht, was im Menschen ist. So können wir auch unser Inneres beurteilen.
Aber in 1. Korinther 4 darf man verborgene Motive nicht beurteilen und jemandem nicht einfach etwas unterstellen, was gar nicht so ist.
Dann kommt Kapitel 5, und dort geht es um einen ganz schlimmen Fall von einem Mann in Korinth, der in Unzucht lebte, in Hurerei – eine perverse Form. Er lebte mit der Frau seines Vaters in einem Verhältnis.
In 1. Korinther 5 lehrt Paulus, dass dieser Mann sofort aus der Gemeinde ausgeschlossen werden muss. „Ihr müsst ihn hinaustun und keinen Umgang mehr mit ihm haben.“
Er lehrt also, dass eine örtliche Gemeinde in der Lage sein muss, Gemeindezucht bei schwerer Sünde auszuüben. Zum Beispiel bei Raub – auch Räuber müssen ausgeschlossen werden. Er nennt noch weitere Sünden wie Habsucht (eine schlimme, ausgeprägte Form von Geldgier), Götzendienst und Alkoholgebundenheit.
Er sagt, man müsse sie ausschließen.
Jetzt könnte jemand sagen: In 1. Korinther 4 heißt es, urteilt nicht vor der Zeit. Und hier in 1. Korinther 5,12 sagt Paulus: „Denn was habe ich zu richten, die draußen sind, die Menschen in der Welt? Richtet ihr nicht die, die drinnen sind? Die aber draußen sind, richtet Gott. Tut den Bösen von euch selbst hinaus.“
Also sagt er, die Gemeinde muss richten können.
Wie oft wird heute behauptet, Christen dürften nicht richten? Nach 1. Korinther 4 dürfen wir es nicht, aber nach 1. Korinther 5 müssen wir es.
Was gilt jetzt?
In 1. Korinther 5 geht es um Taten, was vollzogen ist, nicht einfach um Gedanken. Darum heißt es in Vers 2: „Und ihr seid aufgebläht und habt nicht viel mehr Leid getragen, damit der, der diese Tat begangen hat, aus eurer Mitte weggetan würde.“
Der Punkt ist: Der, der die Tat begangen hat – vollzogener Ehebruch, vollzogene Unzucht – da muss die Gemeinde Gemeindezucht üben.
Die Korinther waren locker, aufgebläht, nach dem Motto: „Das ist doch seine Sache.“ Paulus fragt: „Doch, da müsst ihr!“
Wenn es um Fakten geht, müssen wir sehr wohl richten nach dem Wort. Wenn es um verborgene Motive geht, dürfen wir nicht.
In Kapitel 6 geht es darum, dass Gläubige in Korinth gegeneinander vorgegangen sind und einander vor Gericht gezogen haben. Die, die nicht bereit waren, Gemeindezucht zu üben, gingen miteinander vor das weltliche Gericht.
Paulus macht klar, das geht überhaupt nicht. Das müsste in der Gemeinde geregelt werden.
Das heißt, in der Gemeinde stellt sich jeder dem Urteil der Gemeinde unter. Darum sollte es möglich sein, dass die Gemeinde, wenn es um Rechtsstreitigkeiten geht, diese durch weise Brüder regelt.
Manche schlossen daraus, man dürfe eigentlich nie vor das weltliche Gericht gehen. Nein, es geht hier um Brüder in der Gemeinde, die sich der Gemeinde unterstellen.
Das bezieht sich nicht darauf, dass es Situationen gibt, in denen man zum Beispiel vom Nachbarn in eine Lage gebracht wird, die man vor Gericht klären muss. Da kann man nicht mit 1. Korinther 6 kommen und sagen: „Nein, das darf ein Christ nicht.“ Man muss sehen, was in diesem Kapitel gemeint ist.
Dann ist hier noch ein Drohnenflug zu Kapitel 7, Vers 1: „Was aber das betrifft, wovon ihr mir geschrieben habt, so ist es gut für einen Menschen, keine Frau zu berühren usw.“
Die Korinther hatten Paulus einen Brief geschrieben und viele Fragen über Ehe, Ehelosigkeit, Verwitwung und Ähnliches gestellt. Paulus geht hier genau auf diese Fragen ein und beantwortet sie.
Es ist sehr wichtig, dass die Antworten von Paulus auf ganz konkrete Situationen in Korinth bezogen sind. Er gibt Klarheit für all diese Fragen.
In Kapitel 8 geht es um ein anderes Problem: die Korinther waren konfrontiert mit dem Problem von Götzenopfern.
Wenn sie auf den Markt gingen, konnten sie damit rechnen, dass Fleisch, das angeboten wurde, vorher im Zeus-Tempel oder einem anderen Tempel geopfert worden war.
Also wurde es geistlich von den Göttern genossen und dann auf den Fleischmarkt gebracht, um noch Geld zu verdienen.
Es war unklar, wie man mit diesem Problem umgehen sollte.
Paulus zeigt in Kapitel 8: Man kann nicht einfach sagen: „Wir glauben ja nicht an Götter, es gibt nur einen wahren Gott, also spielt das alles keine Rolle.“
Er sagt: Wenn du solches Götzenopferfleisch essen würdest, könnte ein Bruder, der sich noch bewusst ist, dass das Zeus geopfert wurde, durch dein Beispiel im Glauben zu Fall kommen.
Weil er falsche Schlüsse zieht und denkt, es macht nichts, wenn man mit diesen Götzen Gemeinschaft ausdrückt.
So macht Paulus klar: Nein, das geht nicht. Dieses Götzenopferessen ist im Blick auf andere Geschwister, die dadurch Schaden erleiden, nicht erlaubt.
Aber ganz wichtig: Damit gibt Paulus erst die halbe Antwort. Die volle Antwort kommt erst in Kapitel 10.
Das ist wichtig, weil manche falsche Schlüsse aus Kapitel 8 gezogen haben, obwohl noch nicht alles gesagt war.
In Kapitel 9 erklärt Paulus, wie das mit den frechen Angriffen gewisser Korinther war.
Unglaublich: Die kamen durch ihn zum Glauben, und er sagt: „Ihr könnt viele Erzieher haben, aber ihr habt nur einen Vater, der euch durch das Evangelium gezeugt hat.“
Sie haben ihn herausgefordert und ihm Dinge unterstellt.
Paulus macht in 1. Korinther 9 klar, dass diese Angriffe völlig ungerechtfertigt waren.
Er hatte einen Dienst in Korinth, viele kamen zum Glauben, eine Gemeinde wurde aufgebaut, und dann wurde er von den gleichen Leuten, zumindest von einer Gruppe, massiv angegriffen.
So läuft es leider oft.
In Kapitel 10 kommt Paulus zurück auf das Thema Götzenopfer und zeigt, dass ein Götzenbild nichts ist, und Götzenopferfleisch einfach Fleisch bleibt.
Das Rindfleisch wird nicht plötzlich etwas anderes.
Aber wenn man in den Tempel geht und dort Götzenopferfleisch isst, drückt man Gemeinschaft mit den Dämonen aus, die hinter diesen Götzenbildern stehen.
Man kann nicht am Tisch des Herrn Gemeinschaft haben und gleichzeitig mit Dämonen Gemeinschaft haben.
Paulus macht klar: Es geht nicht nur um den anderen, sondern auch um dich selbst. Götzenopferfleisch geht gar nicht.
Dann erklärt er in 1. Korinther 10,23: „Wenn ihr aber auf den Fleischmarkt geht und dort Rindfleisch, Schaffleisch, Hühnerfleisch verkauft wird, müsst ihr nicht fragen, wie war das? Dieses Stück Fleisch würde mich interessieren, war das vorher im Zeus-Tempel?“
Es steht nicht da, es wird einfach Fleisch verkauft.
Dann sagt Paulus: Nehmt das Fleisch, esst es ohne zu untersuchen. Kein Problem, weil sich nichts verändert hat, dadurch dass das Fleisch vielleicht vorher im Götzentempel war.
Er macht eine praktische Erklärung, dass das geht, aber unmöglich in einem Kontext, wo es eben ein Götzenopfer ist.
Man könnte sagen: „Das habe ich so oft gehört in meiner Kindheit, das sind Dinge, die uns heute nicht mehr betreffen. Das war früher so, aber in unserem Kontext gibt es diese Fragen gar nicht mehr.“
Aber heute ist es ganz anders.
Man wird vielleicht eingeladen zum Opferfest bei Muslimen oder zum Fastenbrechen.
Wie geht man damit um?
Würde man dort mitmachen?
Gerade in der Politik spielt das eine große Rolle.
Politiker werden oft von islamischen Vereinen eingeladen, um zu zeigen, dass sie gut mit dieser Gruppe in der Gesellschaft zurechtkommen.
Aber da muss man klarmachen: „Nein, ich komme gern ein anderes Mal auf Besuch, aber Fastenbrechen ist ein religiöses Fest, und das gehört nicht zu meinem Glauben.“
Diese Belehrungen sind hochaktuell und wir brauchen sie heute noch mehr.
In Kapitel 11 kommt die Frage auf, wie es mit der Kopfbedeckung beim Beten der Frau ist und dass ein Mann sich beim Beten nicht bedecken soll.
Paulus sagt: „Ich habe etwas zu loben.“ In so vielen Kapiteln musste er oft sagen, das ist falsch, aber hier lobt er die Korinther.
Er erklärt ihnen, warum.
Es ist wichtig, dass man Dinge im Wort Gottes tut, indem man versteht, warum man es tut. Das macht es erst richtig wertvoll.
Manche sagen: „Ich verstehe das nicht, darum mache ich es nicht.“ Man sollte nichts tun, was man nicht versteht.
Aber hier in 1. Korinther 11,2 sagt Paulus: „Ich lobe euch, dass ihr in allem meiner gedenkt und die Überlieferungen, wie ich sie euch überliefert habe, festhaltet.“
Er lobt sie, dass sie das gemacht haben, was er als Apostel gelehrt hat, obwohl sie es nicht verstanden haben.
Das ehrt den Herrn.
Er möchte aber, dass wir auch verstehen, und sagt: „Ich will, dass ihr wisst“, und erklärt es ihnen.
Dann geht es wieder um das Abendmahl, das er schon in Kapitel 10 im Zusammenhang mit dem Tisch der Dämonen erwähnt hat.
Er beschreibt, wie schrecklich die Korinther das Abendmahl feiern.
Deswegen sind viele wegen Sünde krank geworden, manche sind gestorben.
Er erklärt, wie das Abendmahl nach Gottes Gedanken aussehen soll.
Der Heilige Geist hat Anlass genommen, in einer schlimmen Situation einer Ortsgemeinde allgemeine Belehrungen zu geben, die uns bis heute geblieben sind.
Ganz wichtig ist 1. Korinther 11,20: „Wenn ihr nun an einem Ort zusammenkommt, so ist das nicht des Herrn Mahlessen, denn jeder nimmt und so weiter.“
Es geht hier um das Zusammenkommen als Gemeinde. Wenn ihr an einem Ort zusammenkommt – eine Gemeindezusammenkunft ist typisch so, dass die ganze Gemeinde an einem Ort zusammenkommt, nicht die Jungen oben und die Alten unten. Gott möchte die Generationen nicht trennen, sondern zusammenführen.
Dann erklärt Paulus, wie ein gottwürdiges Abendmahl aussieht.
Damit wird klar: Das Abendmahl ist nicht als private Sache gedacht, sondern gehört in die örtliche Gemeinde.
Wir haben das Abendmahl nur in den Evangelien bei der Einsetzung erwähnt (Matthäus, Markus, Lukas).
Man könnte denken, das ist eine jüdische Sache, weil der Herr es im Rahmen jüdischer Jünger vor Pfingsten eingesetzt hat, als die Gemeinde noch nicht existierte.
Darum ist es so wichtig, dass in den Lehrbriefen, in denen wir in die ganze Wahrheit eingeführt werden, gezeigt wird: Nein, das ist nicht nur für Juden, sondern auch für nichtjüdische Gläubige wie die Korinther.
Es ist nicht für privates Zusammenkommen, sondern für das Zusammenkommen an einem Ort als Gemeinde.
Das führt zu den Kapiteln 12 bis 14. Dort spricht Paulus über die Gaben, die Gott gegeben hat, und wie sie nach Gottes Gedanken eingesetzt werden sollen.
Auch hier gab es viel Chaos in Korinth.
Dieses Chaos wurde zu einer Chance für die Gläubigen durch die Jahrhunderte bis heute.
Aus diesem Chaos haben wir Belehrungen bekommen, die so wichtig sind, um das Thema richtig zu verstehen.
Man beachtet gerade in Kapitel 14, wie oft es heißt: „in der Gemeinde, in der Gemeinde, in der Gemeinde.“
In 1. Korinther 14 geht es besonders darum, wie die Gaben in der Gemeinde zur Anwendung kommen sollen.
Die Gaben haben auch privat ihre Bedeutung, aber hier geht es speziell um das Zusammenkommen als Gemeinde.
In Kapitel 15 folgt ein ganz anderes Thema nach dem Block 12 bis 14: die Auferstehung.
In Korinth hatten sich völlig verdrehte Ideen über die Auferstehung eingeschlichen.
Das wird in diesem Kapitel geklärt.
Wir erhalten umfassende Belehrungen zum Thema Auferstehung.
Alles geschieht aus Anlass der schiefgelaufenen Situation in Korinth, die gerade gerückt werden musste.
Das letzte Kapitel ermutigt zu völliger Hingabe im Dienst für den Herrn.
Er ist auferstanden, hat gesiegt, wird wiederkommen zur Entrückung der Gläubigen, und die verstorbenen Gläubigen werden auferstehen.
Kapitel 16 zeigt, dass wir uns ganz dem Herrn hingeben sollen.
Paulus sagt, es gibt nichts anderes, als den Herrn Jesus zu lieben und für ihn zu leben.
So schließt der Brief.
Das führt uns zum zweiten Korintherbrief.
Der Ton in diesem Brief ist völlig anders.
Wie kann man das verstehen?
Der erste Brief war sehr stark korrektiv, also korrigierend.
Der zweite Brief ist ganz speziell restaurativ.
Ich sage das so kompliziert, weil es schön zusammenklingt: korrektiv, restaurativ – korrigierend und wiederherstellend.
Im zweiten Brief, gerade in Kapitel 2, geht es wieder um die Person, die ausgeschlossen wurde von den Korinthern.
Sie hatten ihn ausgeschlossen, aber gingen zu weit.
Der Mann brach innerlich zusammen und wurde sehr traurig.
Die Korinther waren hart und wollten ihn nicht wieder aufnehmen.
Das geht natürlich nicht.
Gemeindezucht bedeutet nicht: „Jetzt haben wir ihn für alle Zeiten los, jetzt ist das Leben wieder gut.“
Nein, es wird gezeigt, dass Gemeindezucht, so ernst sie ist, das Ziel einer Wiederherstellung hat.
In Kapitel 2 sagt Paulus: „Jetzt müsst ihr ihm gegenüber Liebe üben, damit er nicht durch übermäßige Traurigkeit verschlungen wird.“
Er sagt: „Genügend ist einem solchen diese Strafe, die von den Vielen ist.“
Es geht um Wiederherstellung.
So geht es im ganzen Brief weiter.
Was Paulus mit seinem ersten Brief ausgelöst hat, sollte dazu führen, dass es mit der Gemeinde gut wird.
In diesem Brief spricht Paulus sehr viel über seinen eigenen Dienst.
Ganz anders als im ersten Brief, der stark um die Korinther selbst ging.
Jetzt geht es stark um den Apostel in seinem Dienst, in dem er sich völlig dem Herrn hingegeben hat.
Er hat alles gegeben.
Das will er im Brief als Beispiel zeigen, damit alle Gläubigen in Korinth und an allen Orten, wo man den Namen des Herrn anruft, ihr Leben ebenfalls völlig dem Herrn hingeben.
Im ersten Korintherbrief geht es mehr um die Gesamtheit der Gemeinde.
Im zweiten Korintherbrief wird klargemacht, dass es nicht nur darum geht, als Masse, als Gemeinde für den Herrn da zu sein und ihm zu dienen.
Jeder hat einen ganz persönlichen Dienst und soll sich in diesem Dienst ganz persönlich und völlig dem Herrn hingeben.
So soll eine tiefe Gemeinschaft mit dem Herrn gefördert werden.
Das mündet schließlich in Kapitel 13, Vers 13: „Die Gnade des Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen.“
Das war jetzt ein bisschen kürzer, also kann auch mal kurz sein.
Das machen wir jetzt auch beim Galaterbrief, weil es ein Drohnenflug sein sollte.
Zwischendurch ist die Drohne einige Male gelandet, gerade beim Römerbrief.
Aber es muss nicht immer so sein.
Im Galaterbrief haben wir den ersten Brief, den Paulus überhaupt im Neuen Testament geschrieben hat, zeitlich gesehen.
Das war alles nicht in der zeitlichen Abfolge.
Wir können das später vielleicht noch genauer anschauen, wie es wäre, wenn man die Briefe chronologisch lesen würde.
Im Galaterbrief geht es darum, dass Paulus auf der ersten Missionsreise (Apostelgeschichte 13-14) die Gegend von Derbe, Lystra und Ikonium besucht hat.
Leute kamen zum Glauben, Gemeinden entstanden in Südgalatien.
Paulus ging weiter, wie üblich, und dann kam Besuch.
Da kamen jüdische Lehrer, die den Galatern erklärten, vor allem denen, die keine Juden waren und zum Glauben gekommen waren: „Schön, dass ihr jetzt an den Messias glaubt, aber ihr solltet auch alle jüdischen Feste feiern. Und um richtig errettet zu werden, solltet ihr beschnitten werden.“
Die Galater wurden total durcheinandergebracht.
So musste Paulus notfallmäßig diesen Brief schreiben, noch vor Apostelgeschichte 15.
In Apostelgeschichte 15 sehen wir, dass eine Gemeinde in Nordsyrien, Antiochia, ebenfalls durcheinandergebracht wurde durch Lehrer, die sagten: „Ihr müsst jüdisch leben, ihr Nichtjuden, und beschnitten werden.“
Das wurde in Jerusalem durch die Apostel geklärt.
Im Galaterbrief konnte Paulus noch nicht auf diese Klärung zurückgreifen.
Darum ist klar: Der Brief wurde am Ende von Apostelgeschichte 14 geschrieben.
Paulus war in diesen Gemeinden, sie entstanden, er ging weg, und schon schickte der Teufel Leute, die Verwirrung stifteten.
So arbeitet der Teufel: Er will Jungbekehrte verwehren und durcheinanderbringen.
Er schickt Leute, die unter Umständen sehr freundlich reden.
Der Apostel Paulus musste den Brief schreiben.
Normalerweise diktierte er Briefe und schrieb nur am Schluss den letzten Gruß eigenhändig.
Hier pressierte es so, dass er den Brief selbst schrieb, obwohl er ein Augenproblem hatte.
Er sagt in Kapitel 4: „Ihr Galater, als ich bei euch war, hättet ihr mir am liebsten die Augen ausgerissen.“
Das war eine starke Aussage.
Bis vor kurzem war eine Augentransplantation absolute Zukunftsmusik.
Jetzt steht man vor der Frage, ob man Organe transplantieren darf.
Paulus lobt, dass die Galater ihn so liebten, dass sie bereit gewesen wären, ihre Augen zu geben, um sein Augenproblem zu lösen.
Heute stellt sich die Frage, wann der Tod eingetreten ist.
Ist Hirntod wirklich echter Tod?
Man hat die Definition verändert, um das Thema zu vereinfachen: „Er ist tot, jetzt kann man die Organe nehmen und verteilen.“
Aber wir haben kein Recht, zu bestimmen, wann jemand sterben soll.
Ist jemand wirklich tot, kann man die Organe nicht mehr brauchen.
Darum muss die Definition verändert werden.
Das macht klar, dass es nicht um die Frage geht, ob jemand getötet wird oder nicht.
Wenn jemand wirklich die Überzeugung hat, er hat zwei Nieren und lebt so, dass er bereit wäre, eine Niere zu geben, entspricht das Galater 4.
Blut spenden ist ähnlich: Es geht um Leben retten, das ist erlaubt.
Blut essen ist nach 1. Mose 9 verboten – Blutgenuss als Nahrungsmittel.
Blut spenden, um Leben zu retten, geht absolut.
Das war ein Exkurs, ohne den Brief zu behandeln.
Nun ganz kurz: Die Galater wurden total durcheinandergebracht und stellten sich gegen Paulus.
Sie hatten ein Problem mit ihm: Er habe das Evangelium nicht richtig erzählt.
Paulus musste den Brief schreiben.
Weil er ein Augenproblem hatte und niemandem diktieren konnte, schrieb er selbst.
In Kapitel 6, Vers 11 heißt es: „Seht, mit welch großen Buchstaben ich euch geschrieben habe, mit eigener Hand.“
Der Brief musste schnell geschrieben werden.
Paulus zeigt ihnen, dass ihre Verwirrung vollkommen falsch ist.
Die Gemeinde ist keine jüdische Untergruppe.
Israel ist das irdische Volk Gottes.
Die Gemeinde ist das himmlische Volk Gottes.
Die Gemeinde steht nicht unter dem Bund von Sinai.
Gott hat den Bund nur Israel gegeben.
Darum steht in 2. Mose 31 am Schluss, dass der Sabbat das Zeichen des Bundes Gottes mit den Kindern Israel ist, nicht mit der Welt und nicht mit der Gemeinde.
Paulus macht klar: Das geht gar nicht.
Für ihn war sogar die Frage offen, ob die Galater sich richtig bekehrt hatten, weil sie sich so hatten verführen lassen.
Er sagt: „Ich habe nochmals Geburtswehen um euch.“
Durch ihn kamen sie zum Glauben, jetzt ist alles in Frage gestellt.
Sie beachten Tage, Monate, Jahre nach dem jüdischen Festkalender.
Es war nicht mehr klar, ob sie wirklich bekehrt waren.
Trotzdem war Paulus tief überzeugt, dass sie echt bekehrt sind.
Darum ist es wichtig zu beachten, dass in Kapitel 6 das erste Wort „Brüder“ ist und am Schluss sagt er nochmals „Brüder, Amen.“
Eigentlich war es schon klar: Sie sind echt.
Aber Paulus hatte Angst um sie und macht ihnen klar: Nein, das geht gar nicht.
Das Gesetz war nur für Israel und hat nur Fluch gebracht.
Herr Jesus hat diesen Fluch des Gesetzes am Kreuz auf sich genommen, um Freiheit vom Gesetz für die Gemeinde zu geben.
So ist der Galaterbrief ein Notfallbrief mit vielen wunderbaren Erklärungen, um das Thema Gesetz und Gnade heute richtig einordnen zu können.
Zum Schluss möchte ich nochmals die Zusammenfassung vorlesen:
Der Galaterbrief warnt vor der Irrlehre, die besagt, man könne durch eigenen Verdienst und das Einhalten der Gebote des Gesetzes Mose einen Beitrag zur eigenen Erlösung leisten.
Er betont die Vollgültigkeit des Erlösungswerkes Jesu Christi am Kreuz.
Ferner warnt er ernstlich vor dem Irrweg, dass nichtjüdische Christen beginnen, nach jüdischen Geboten zu leben.
Das ist ein No-Go.
Damit ist der Galaterbrief heute noch hochaktuell, denn weltweit wächst diese Bewegung.
Christen sollten den Sabbat feiern? Falsch. Der Sabbat ist nur für Israel gegeben.
Im Neuen Testament gibt es nirgends ein Sabbatgebot für die Gemeinde.
Christen, die nicht Juden sind, sollen nicht in jüdische Feste eingeführt werden.
Man muss klar trennen, um das klar zu erhalten:
Israel, das irdische Volk Gottes, hat einen besonderen Plan in Gottes Gedanken (Römer 9 bis 11).
Die Gemeinde, das himmlische Volk Gottes, hat ebenfalls einen besonderen Plan.
Diese beiden sind nicht dasselbe und müssen klar unterschieden und nebeneinander stehen gelassen werden.
Ja, im Verlauf des Korintherbriefes wird deutlich, dass es in Korinth ziemlich freche Leute gab. Sie haben Paulus herausgefordert, seinen Dienst und seine Treue zum Herrn in Frage gestellt und seine Motive schlecht beurteilt.
Darum erklärt der Apostel Paulus in Kapitel 4, dass man nichts vor der Zeit beurteilen soll, wenn es um verborgene Motive im Herzen geht. Er sagt in 1. Korinther 4,3-4: „Mir aber ist es das Geringste, dass ich von euch oder von einem menschlichen Gericht beurteilt werde. Ich beurteile mich selbst aber auch nicht; denn ich bin mir selbst nicht bewusst, doch dadurch bin ich nicht gerechtfertigt. Der aber mich beurteilt, ist der Herr.“
Er fordert dazu auf, nicht voreilig zu urteilen, bis der Herr kommt. Dann wird er das Verborgene ans Licht bringen und die Überlegungen der Herzen offenbaren. Jeder wird dann sein Lob von Gott erhalten. Der Apostel warnt also davor, über verborgene Motive zu urteilen, denn das ist gefährlich. Das wird erst klar, wenn der Herr kommt und vom Richterstuhl Christi richtet.
Paulus gibt sogar zu, dass er sich selbst nicht immer richtig beurteilen kann. Manchmal ist man sich über die eigenen Motive nicht ganz im Klaren. Nur der Herr kennt uns vollkommen. Dennoch wissen wir selbst meist am besten über uns Bescheid. In 1. Korinther 2 sagt Paulus, dass der Geist des Menschen alles erforscht, was im Menschen ist. So können wir auch unser Inneres beurteilen. Aber in 1. Korinther 4 wird deutlich: Verborgene Motive darf man nicht beurteilen oder jemandem etwas unterstellen, was nicht der Wahrheit entspricht.
In Kapitel 5 geht es dann um einen ganz schlimmen Fall. Ein Mann in Korinth lebte in Unzucht, genauer gesagt in einer perversen Beziehung mit der Frau seines Vaters. Paulus erklärt in 1. Korinther 5, dass dieser Mann sofort aus der Gemeinde ausgeschlossen werden muss. Die Gemeinde soll ihn hinaustun und keinen Umgang mehr mit ihm haben.
Damit lehrt Paulus, dass eine örtliche Gemeinde in der Lage sein muss, Gemeindezucht bei schwerer Sünde auszuüben. Er nennt Beispiele, wie Raub, Habsucht, Götzendienst und Alkoholgebundenheit. Solche Personen müssen ausgeschlossen werden.
Jetzt könnte jemand sagen: In 1. Korinther 4 heißt es doch, man soll nicht vor der Zeit richten. Doch Paulus sagt in 1. Korinther 5,12: „Denn was habe ich zu richten an denen, die draußen sind? Richtet ihr nicht die, die drinnen sind? Die aber draußen sind, richtet Gott. Tut den Bösen von euch selbst hinaus.“
Er macht also klar, dass die Gemeinde richten muss. Oft wird heute behauptet, Christen dürften nicht richten. Nach 1. Korinther 4 sollen wir das nicht tun, aber nach 1. Korinther 5 schon. Was gilt nun?
In 1. Korinther 5 geht es um vollzogene Taten, nicht um Gedanken. Darum heißt es in Vers 2: „Und ihr seid aufgebläht und habt nicht vielmehr Leid getragen, damit der, der diese Tat begangen hat, aus eurer Mitte weggetan würde.“
Der Punkt ist: Wenn eine schwere Sünde wie Ehebruch oder Unzucht vollzogen wurde, muss die Gemeinde Zucht ausüben. Die Korinther waren locker und dachten, das sei nicht ihre Angelegenheit. Paulus macht aber deutlich: Doch, das ist eure Aufgabe.
Wenn es um Fakten geht, müssen wir also nach dem Wort richten. Wenn es aber um verborgene Motive geht, dürfen wir das nicht.
In Kapitel 6 geht es darum, dass Gläubige in Korinth gegeneinander vor Gericht gezogen sind. Die, die nicht bereit waren, Gemeindezucht zu üben, gingen vor weltliche Gerichte. Paulus macht klar, dass das nicht geht. Streitigkeiten sollten in der Gemeinde geregelt werden.
Das bedeutet, dass sich jeder in der Gemeinde dem Urteil der Gemeinde unterstellt. Es sollte möglich sein, dass weise Brüder innerhalb der Gemeinde Rechtsstreitigkeiten klären. Manche schlossen daraus, dass Christen nie vor ein weltliches Gericht gehen dürfen. Das ist aber nicht gemeint.
Es geht hier um Brüder in der Gemeinde, die sich der Gemeinde unterstellen. Es bezieht sich nicht auf Situationen, in denen man zum Beispiel von einem Nachbarn ungerecht behandelt wird und keine andere Möglichkeit hat, als vor Gericht zu gehen. In solchen Fällen ist es erlaubt, das weltliche Gericht anzurufen.
Daher darf man 1. Korinther 6 nicht so verstehen, dass Christen grundsätzlich niemals vor ein weltliches Gericht gehen dürfen. Man muss immer den Kontext und die Umstände berücksichtigen.
Und hier ist noch ein Drohnenflug: Kapitel 7, Vers 1. Paulus schreibt: „Was aber das betrifft, wovon ihr mir geschrieben habt, so ist es gut für einen Menschen, keine Frau zu berühren.“
Das bedeutet, die Korinther hatten Paulus einen Brief geschrieben, in dem sie viele Fragen zu Ehe, Ehelosigkeit, Verwitwung und ähnlichen Themen stellten. Es ging um Dinge, die in diesem Zusammenhang nicht klar waren. Paulus geht hier genau auf diese Fragen ein und beantwortet sie.
Es ist sehr wichtig zu verstehen, dass die Antworten von Paulus konkrete Situationen betreffen, wie sie in Korinth vorlagen. Er gibt Klarheit für all diese Fragen.
In Kapitel 8 behandelt Paulus dann ein anderes Problem: die Korinther waren mit der Frage konfrontiert, wie sie mit Götzenopferfleisch umgehen sollten. Wenn sie auf den Markt gingen, war es wahrscheinlich, dass das Fleisch, das angeboten wurde, zuvor in einem Tempel, zum Beispiel dem Zeus-Tempel, geopfert worden war.
Man nahm an, dass die Götter dieses Fleisch geistlich genossen hatten, bevor es auf den Fleischmarkt gebracht wurde, um damit Geld zu verdienen. Nun war unklar, wie man mit diesem Problem umgehen sollte.
Der Apostel Paulus zeigt in Kapitel 8, dass man nicht einfach sagen kann: „Wir glauben ja nicht an Götter, es gibt nur einen wahren Gott, also spielt das alles keine Rolle.“
Paulus sagt nein. Wenn jemand solches Götzenopferfleisch essen würde, könnte ein Bruder, der sich bewusst ist, dass das Fleisch Zeus geopfert wurde, durch dieses Beispiel im Glauben zu Fall kommen.
Dieser Bruder könnte falsche Schlüsse ziehen und denken, es sei unproblematisch, Gemeinschaft mit Götzen auszudrücken. Paulus macht in Kapitel 8 klar: Nein, das geht nicht, wenn dadurch andere Geschwister Schaden nehmen.
Aber ganz wichtig: Damit gibt Paulus nur die halbe Antwort. Die volle Antwort kommt erst in Kapitel 10.
Das ist wichtig, weil manche falsche Schlüsse aus Kapitel 8 gezogen haben, obwohl noch nicht alles gesagt war.
In Kapitel 9 erklärt Paulus dann, wie es mit den frechen Angriffen einiger Korinther auf ihn war. Das ist unglaublich: Diese Menschen waren durch ihn zum Glauben gekommen.
Paulus sagt, ihr könnt Tausende von Erziehern haben, aber ihr habt nur einen Vater, der euch durch das Evangelium gezeugt hat.
Diese Menschen haben ihn herausgefordert und ihm Dinge unterstellt.
In 1. Korinther 9 macht Paulus klar, dass diese Angriffe völlig ungerechtfertigt waren.
Das war schlimm. Paulus diente in Korinth, viele kamen zum Glauben, eine Gemeinde wurde aufgebaut.
Und dann wurde er von den gleichen Leuten, zumindest von einer Gruppe, massiv angegriffen.
Aber so ist die Realität, so läuft es immer wieder.
In Kapitel 10 kehrt Paulus erneut zum Thema Götzenopfer zurück und fügt etwas Wichtiges hinzu. Er erklärt, dass ein Götzenbild an sich nichts ist und dass Götzenopferfleisch einfach nur Fleisch bleibt. Rindfleisch bleibt Rindfleisch, egal woher es kommt.
Allerdings warnt Paulus davor, dass der Verzehr von Götzenopferfleisch im Tempel eine Gemeinschaft mit den Dämonen ausdrückt, die hinter den Götzenbildern stehen. Es ist also nicht einfach möglich, in den Zeus-Tempel zu gehen und zu sagen: „Zeus gibt es ja gar nicht, das ist nur eine Erfindung, und das Fleisch ist einfach Fleisch, wir können es bedenkenlos essen.“ Nein, durch den Verzehr zeigt man Gemeinschaft mit den Dämonen, und das ist nicht erlaubt. Man kann nicht gleichzeitig das Abendmahl feiern und Gemeinschaft mit dem Herrn haben und gleichzeitig mit Dämonen Gemeinschaft pflegen.
Paulus macht damit deutlich, dass es nicht nur um den Schutz der anderen geht, sondern auch um den eigenen Glauben. Götzenopferfleisch zu essen, ist nicht akzeptabel.
Dann erklärt Paulus etwas sehr Wichtiges in 1. Korinther 10,23: Wenn man auf dem Fleischmarkt Fleisch wie Rind, Schaf oder Huhn kauft, muss man nicht den Metzger fragen, ob dieses Fleisch vielleicht vorher im Zeus-Tempel geopfert wurde. Es wird einfach Fleisch verkauft, und man kann es ohne Bedenken essen. Das Fleisch verändert sich nicht dadurch, dass es eventuell einmal im Götzentempel war.
Hier macht Paulus eine praktische Unterscheidung: Es ist in Ordnung, Fleisch zu essen, das auf einem Markt verkauft wird, auch wenn es früher Götzenopfer war. Aber es ist undenkbar, dies in einem Kontext zu tun, in dem das Fleisch tatsächlich als Götzenopfer dargebracht wird.
Man könnte sagen, solche Lehren seien veraltet und betreffen uns heute nicht mehr. Früher war das vielleicht so, aber heute gibt es solche Fragen angeblich nicht mehr. Doch die Realität sieht anders aus.
Heutzutage wird man zum Beispiel zum Opferfest bei Muslimen eingeladen oder zum Fastenbrechen. Wie soll man sich verhalten? Würde man dort einfach mitmachen? Gerade in der Politik ist das ein wichtiges Thema. Politiker werden oft von islamischen Vereinen eingeladen, um zu zeigen, dass sie gut mit dieser Gruppe in der Gesellschaft auskommen. Sie nehmen solche Einladungen häufig an.
Doch es muss klargestellt werden: Man sollte sagen, „Ich komme gern ein anderes Mal zu Besuch, aber am Fastenbrechen teilzunehmen, ist ein religiöses Fest, das mit meinem eigenen Glauben nicht vereinbar ist.“
Diese Belehrungen sind also hochaktuell und notwendig – heute vielleicht sogar mehr denn je.
In Kapitel 11 kommt die Frage auf: Paulus hatte den Korinthern erklärt, wie es mit der Kopfbedeckung der Frau beim Beten ist und dass ein Mann sich beim Beten nicht bedecken soll. Er sagt: „Da habe ich etwas zu loben.“
In so vielen Kapiteln musste Paulus immer wieder sagen, das ist falsch, das ist falsch, viele Korrekturen. Aber hier lobt er die Korinther. Er möchte auch, dass sie wissen, warum er sie lobt. Dann erklärt er ihnen den Grund.
Es ist sehr wichtig, dass man Dinge im Wort Gottes tut, indem man versteht, warum man sie tut. Das macht es erst richtig wertvoll. Es gibt jedoch Leute, die sagen, sie verstehen das nicht und machen es deshalb nicht. Eigentlich sollte man nichts tun, das man nicht versteht.
In 1. Korinther 11, Vers 2 sagt Paulus: „Ich lobe euch aber, dass ihr in allem meiner gedenkt und die Überlieferungen, wie ich sie euch überliefert habe, festhaltet.“ Er lobt sie also, weil sie das gemacht haben, was er als Apostel gelehrt hat, obwohl sie es nicht vollständig verstanden haben. Das ehrt auch den Herrn. Wenn wir in der Bibel etwas sehen, das richtig ist, dann sollten wir es tun, auch wenn wir es nicht immer ganz verstehen.
Der Herr möchte jedoch, dass wir auch verstehen. Deshalb sagt Paulus: „Ich will aber, dass ihr wisst“ – ein apostolisches „Ich will, dass ihr wisst“ – und erklärt es ihnen.
Dann geht es wieder um das Abendmahl, das er schon in Kapitel 10 im Zusammenhang mit dem Tisch der Dämonen und dem Tisch des Herrn erwähnt hat. Paulus beschreibt, wie schrecklich die Korinther das Abendmahl feiern. Deshalb sind viele wegen Sünde krank geworden, und manche sind sogar gestorben. Er erklärt, wie das Abendmahl nach Gottes Gedanken aussehen soll.
So hat der Heilige Geist in einer schlimmen Situation einer Ortsgemeinde Anlass genommen, allgemeine Belehrungen zu geben, die uns bis heute geblieben sind.
Ganz wichtig ist 1. Korinther 11, Vers 20: „Wenn ihr nun an einem Ort zusammenkommt, so ist das nicht des Herrn Mahlessen, denn jeder nimmt und so weiter.“ Es geht hier um das Zusammenkommen als Gemeinde. Wenn ihr an einem Ort zusammenkommt – also eine Gemeindezusammenkunft –, erwartet man, dass die ganze Gemeinde an einem Ort versammelt ist; nicht die Jungen oben und die Alten unten, sondern alle gemeinsam.
Gott möchte die Generationen nicht trennen, sondern zusammenführen. Dann erklärt Paulus, wie ein gottwürdiges Abendmahl aussieht. Damit wird auch deutlich: Das Abendmahl ist nicht als private Angelegenheit gedacht, sondern gehört zur örtlichen Gemeinde.
Das Abendmahl wird in den Evangelien bei der Einsetzung erwähnt (Matthäus, Markus, Lukas). Man könnte vielleicht denken, es sei eine jüdische Sache, da der Herr es im Rahmen jüdischer Jünger vor Pfingsten eingesetzt hat, als die Gemeinde noch nicht existierte.
Darum ist es so wichtig, dass in den Lehrbriefen, in denen wir in die ganze Wahrheit eingeführt werden, gezeigt wird: Nein, das Abendmahl ist nicht nur für Juden, sondern auch für nichtjüdische Gläubige, wie die Korinther. Es ist nicht für privates Zusammenkommen gedacht, sondern für das Zusammenkommen an einem Ort als Gemeinde.
Das führt dann zu den Kapiteln 12 bis 14. Dort spricht der Apostel Paulus über die Gaben, die Gott gegeben hat, und wie sie nach Gottes Gedanken eingesetzt werden sollen. Auch dort gab es viel Chaos in Korinth. Dieses Chaos wurde jedoch zu einer Chance für die Gläubigen durch die Jahrhunderte bis heute.
Aus diesem Chaos haben wir Belehrungen erhalten, die so wichtig sind, um das Thema richtig zu verstehen – bis zum heutigen Tag. Besonders in Kapitel 14 fällt auf, wie oft es heißt: „in der Gemeinde, in der Gemeinde, in der Gemeinde, in der Gemeinde.“ Es geht also in 1. Korinther 14 besonders darum, wie die Gaben in der Gemeinde zur Anwendung kommen sollen.
Die Gaben haben auch privat ihre Bedeutung, aber hier geht es ganz speziell um das Zusammenkommen als Gemeinde.
In Kapitel 15 wird ein ganz anderes Thema behandelt, nach dem Abschnitt über die geistlichen Gaben in Kapitel 12 bis 14. Dort geht es um das Thema der Auferstehung.
In Korinth hatten sich völlig verdrehte Vorstellungen über die Auferstehung eingeschlichen. Dieses Kapitel klärt alle diese Missverständnisse. Deshalb ist es ein so umfassendes Kapitel, das grundlegende und ausführliche Belehrungen zur Auferstehung gibt.
Dabei geht es immer um den Anlass: In Korinth war in diesem Bereich etwas schiefgelaufen, und das wird hier richtiggestellt.
Das letzte Kapitel ermutigt schließlich zu einer völligen Hingabe im Dienst für den Herrn. Er ist auferstanden, hat gesiegt und wird wiederkommen zur Befreiung der Gläubigen. Die verstorbenen Gläubigen werden auferstehen.
Kapitel 16 zeigt, dass wir uns ganz dem Herrn hingeben sollen. Es heißt, es gibt nichts anderes als den Herrn Jesus zu lieben und für ihn zu leben. So schließt der Brief.
Und das führt uns zum zweiten Korintherbrief. Der Ton in diesem Brief ist völlig anders, ganz anders. Wie könnte man das verstehen?
Der erste Brief war stark korrektiv, also korrigierend. Der zweite Brief hingegen ist ganz speziell restaurativ. Ich sage das so kompliziert, weil die Begriffe schön zusammenklingen: korrektiv und restaurativ, also korrigierend und wiederherstellend.
In diesem zweiten Brief, besonders in Kapitel 2, geht es wieder um die Person, die von den Korinthern ausgeschlossen wurde. Sie hatten das zunächst gemacht, aber dabei sind sie zu weit gegangen. Der Mann ist innerlich zusammengebrochen und wurde sehr traurig. Die Korinther waren hart und wollten ihn nicht wieder aufnehmen. Zuerst wollten sie ihn nicht rausschmeißen, und dann, als er draußen war, wollten sie ihn nicht mehr reinlassen.
Das geht natürlich nicht. Gemeindezucht bedeutet nicht, dass man jemanden für alle Zeiten los ist und das Leben dann wieder gut ist. Nein, es wird gezeigt, dass Gemeindezucht, so ernst sie auch ist, das Ziel der Wiederherstellung hat.
In Kapitel 2 sagt Paulus: Jetzt müsst ihr ihm gegenüber Liebe üben, damit er nicht durch übermäßige Traurigkeit verschlungen wird. Er sagt, genügend sei einem solchen diese Strafe, die von den vielen ausgeht (2. Korinther 2,6). Es geht um Wiederherstellung.
So geht es im ganzen Brief weiter. Was Paulus durch seinen ersten Brief mit Korrekturen ausgelöst hat, soll jetzt dazu führen, dass es wirklich mit dieser Gemeinde gut wird.
In diesem Brief spricht Paulus sehr viel über seinen eigenen Dienst. Ganz anders als im ersten Brief, in dem es stark um die Korinther selbst ging, geht es jetzt sehr stark um den Apostel in seinem Dienst. Paulus zeigt, wie er sich völlig dem Herrn hingegeben hat. Er hat alles gegeben. Das will er in diesem Brief als Beispiel zeigen, damit alle Gläubigen in Korinth und an allen Orten, wo man den Namen des Herrn anruft, ihr Leben ebenfalls völlig dem Herrn hingeben.
Im ersten Korintherbrief geht es mehr um die Gesamtheit der Gemeinde. Im zweiten Korintherbrief wird klargemacht, dass es nicht einfach darum geht, als Masse, als Gemeinde für den Herrn da zu sein und ihm zu dienen. Jeder hat einen ganz persönlichen Dienst und soll sich darin auch ganz persönlich und völlig dem Herrn hingeben.
So soll eine tiefe, völlige Gemeinschaft mit dem Herrn gefördert werden. Das mündet schließlich in Kapitel 13, Vers 13: Die Gnade des Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen (2. Korinther 13,13).
Das war jetzt ein bisschen kürzer, also kann es auch mal kurz sein.
Das machen wir jetzt gerade auch beim Galaterbrief, weil es ja ein Drohnenflug sein soll. Zwischendurch ist die Drohne einige Male gelandet, gerade beim Römerbrief. Aber es muss nicht immer so sein.
Im Galaterbrief haben wir den ersten Brief, den Paulus überhaupt im Neuen Testament geschrieben hat – zumindest zeitlich gesehen. Die Briefe sind nicht in ihrer zeitlichen Abfolge geordnet. Das können wir später vielleicht noch genauer betrachten, wie es wäre, wenn man die Briefe chronologisch lesen würde.
Im Galaterbrief geht es darum, dass Paulus auf seiner ersten Missionsreise (Apostelgeschichte 13 und 14) die Gegend von Derbe, Lystra und Ikonium besucht hat. Dort sind Menschen zum Glauben gekommen, und Gemeinden sind in Südgalatien entstanden. Paulus ist dann wie üblich weitergezogen.
Kurz darauf kam Besuch: Einige Juden erklärten den Galatern, die keine Juden waren, aber zum Glauben gekommen waren, dass es schön sei, dass sie jetzt an den Messias glaubten. Allerdings sollten sie auch alle jüdischen Feste feiern. Um richtig errettet zu werden, sollten sie sich außerdem beschneiden lassen. Das brachte die Galater völlig durcheinander.
Deshalb schrieb Paulus notfallmäßig diesen Brief – und zwar noch vor Apostelgeschichte 15. In Apostelgeschichte 15 sehen wir, dass eine Gemeinde in Nordsyrien, in Antiochia, ebenfalls durcheinandergebracht wurde. Dort gab es dieselbe Lehre: Nichtjuden müssten jüdisch leben und sich beschneiden lassen. Dieses Problem wurde dann in Jerusalem von den Aposteln geklärt.
Im Galaterbrief kann Paulus jedoch noch nicht auf diese Klärung zurückgreifen. Deshalb ist klar: Der Brief wurde am Ende von Apostelgeschichte 14 geschrieben. Paulus war in diesen Gemeinden, sie sind entstanden, dann ging er weg – und schon schickte der Teufel Leute, die die Gläubigen verführten. So arbeitet der Teufel: Er will Jungbekehrte verwirren und vom Glauben abbringen. Er schickt Leute, die unter Umständen sehr freundlich reden. Es gibt alle möglichen Typen.
Der Apostel Paulus musste deshalb den Brief schreiben. Normalerweise diktierte er seine Briefe und schrieb nur am Schluss den letzten Gruß eigenhändig. Doch hier hatte er es so eilig, dass er den Brief selbst schrieb – obwohl er ein Augenproblem hatte.
In Kapitel 4 sagt er: „Ihr Galater, als ich bei euch war, hättet ihr mir am liebsten eine Augen-Transplantation durchgeführt.“ Eine Augentransplantation war bis vor kurzem noch absolute Zukunftsmusik. Heute sind wir schon an diesem Punkt angelangt. Die Frage ist: Darf man Organe transplantieren?
Paulus lobt hier, dass die Galater ihn so sehr liebten, dass sie bereit gewesen wären, ihre Augen zu geben, um sein Augenproblem zu lösen. Dabei geht es nicht um die heutige ethische Diskussion, wann der Tod wirklich eingetreten ist. Ist der Hirntod echter Tod? Die Definition wurde verändert, um das Thema zu vereinfachen: Wenn jemand tot ist, kann man seine Organe entnehmen und verteilen.
Aber wir haben kein Recht zu bestimmen, wann jemand sterben soll. Wenn jemand wirklich eindeutig tot ist – nicht nur hirntot, sondern richtig tot –, dann kann man die Organe nicht mehr verwenden. Deshalb muss die Definition angepasst werden.
Das macht deutlich, dass es hier nicht um die Frage geht, ob jemand getötet wird oder nicht, sondern um die Möglichkeit der Organspende. Wenn jemand die Überzeugung hat: „Ich habe zwei Nieren und würde eine Niere geben, um einem anderen zu helfen“, dann entspricht das Galater 4.
Auch Blutspenden ist ähnlich: Um Leben zu retten, dürfen wir das tun. Es ist nicht dasselbe wie Blut essen, was in 1. Mose 9 verboten wird. Der Genuss von Blut als Nahrungsmittel ist untersagt, aber Blut spenden, um Leben zu retten, ist absolut erlaubt.
Das war ein Exkurs, ohne den Brief selbst zu behandeln.
Diese Galater wurden also völlig durcheinandergebracht und stellten sich dann gegen Paulus. Sie hatten ein Problem mit ihm, weil er ihnen das Evangelium nicht richtig erzählt hatte. Deshalb musste Paulus diesen Brief schreiben. Da er ein Augenproblem hatte und niemanden zum Diktieren fand, sagt er in Kapitel 6: „Seht, mit welch großen Buchstaben ich euch geschrieben habe“ (6,11). Er musste also selbst von Hand ganz groß schreiben, weil der Brief sehr eilig war.
Damit zeigt er ihnen, dass ihre Auffassung völlig falsch ist. Die Gemeinde ist keine jüdische Untergruppe, sondern etwas ganz anderes. Israel ist das irdische Volk Gottes, die Gemeinde hingegen das himmlische Volk Gottes. Die Gemeinde steht nicht unter dem Bund von Sinai. Diesen Bund hat Gott nur Israel gegeben. Deshalb steht am Ende von 2. Mose 31, dass der Sabbat das Zeichen des Bundes Gottes mit den Kindern Israels ist – nicht mit der Welt und nicht mit der Gemeinde.
Paulus macht also ganz klar, dass es nicht möglich ist, die Gemeinde unter das Gesetz zu stellen. Für ihn war sogar die Frage offen, ob die Galater sich wirklich richtig bekehrt hatten, da sie sich so leicht hatten verführen lassen. Er sagt: „Ich habe nochmals Geburtswehen um euch“ (4,19). Durch ihn waren sie zum Glauben gekommen, doch nun stand alles wieder auf dem Spiel. Er hat erneut Schmerzen, weil sie Tage, Monate und Jahre nach dem jüdischen Festkalender beachten.
Es war also nicht mehr sicher, ob ihre Bekehrung echt war. Trotzdem war Paulus tief im Inneren überzeugt, dass sie sich wirklich bekehrt hatten. Darum ist es bemerkenswert, dass in Kapitel 6 das erste Wort „Brüder“ ist und er am Schluss nochmals mit „Brüder, Amen“ endet. Eigentlich war klar, dass sie echt sind, aber Paulus hatte große Sorge um sie und machte ihnen deutlich: Das geht nicht. Das Gesetz galt nur für Israel und brachte nur Fluch. Jesus Christus hat diesen Fluch des Gesetzes am Kreuz auf sich genommen, um der Gemeinde Freiheit vom Gesetz zu schenken.
So ist der Galaterbrief ein Notfallbrief mit vielen wunderbaren Erklärungen, damit das Thema von Gesetz und Gnade auch heute richtig verstanden wird.
Zum Abschluss möchte ich noch die Zusammenfassung vorlesen: Der Galaterbrief warnt vor der Irrlehre, man könne durch eigenen Verdienst und das Einhalten der Gebote des Gesetzes Mose einen Beitrag zur eigenen Erlösung leisten. Er betont deshalb die Vollgültigkeit des Erlösungswerkes Jesu Christi am Kreuz. Ferner warnt er ernstlich davor, dass nichtjüdische Christen anfangen, nach jüdischen Geboten zu leben. Das ist ein No-Go.
Der Galaterbrief ist deshalb auch heute noch sehr aktuell, denn weltweit wächst diese Bewegung. Christen sollten den Sabbat nicht feiern, denn dieser wurde nur für Israel gegeben. Im Neuen Testament gibt es nirgends ein Sabbatgebot für die Gemeinde – wirklich an keiner einzigen Stelle. Christen, die keine Juden sind, in jüdische Feste einzuführen, ist nicht richtig. Man muss hier ganz klar trennen, um die Wahrheit zu bewahren.
Israel, das irdische Volk Gottes, hat einen besonderen Plan in Gottes Gedanken (Römer 9–11). Die Gemeinde, das himmlische Volk Gottes, hat ebenfalls einen besonderen Plan, der nicht mit dem von Israel identisch ist. Man muss diese beiden klar unterscheiden und nebeneinander stehen lassen.
Vielen Dank an Roger Liebi, dass wir seine Ressourcen hier zur Verfügung stellen dürfen!
Noch mehr Inhalte von Roger Liebi gibt es auf seiner Webseite unter rogerliebi.ch