
Wir fahren weiter mit dem Kolosserbrief. Zuerst lese ich die Zusammenfassung:
Der Kolosserbrief ist eine Antwort auf die Gefahr der Verführung durch eine mystische Irrlehre mit griechischen und jüdischen Elementen. Er zeigt die überragende Herrlichkeit der Person Jesu auf. Wer ihn kennt, und die Stellung des Christen in ihm, darf deutlich feststellen, dass all die verführenden Angebote mystischer Bewegungen als völlig wertlos verblassen müssen neben dem, was ein Gläubiger in Christus als reines Geschenk besitzt.
Wenn ich von mystischen Elementen und mystischer Bewegung spreche, ist nicht allen klar, was das bedeutet. Ein Beispiel für eine mystische Bewegung ist die charismatische Bewegung. Das ist eine mystische Bewegung. Es gab also Verwandtschaft zwischen der charismatischen Bewegung und der Lehre, die nach Kolossä eingedrungen war.
Diese Gemeinde wurde nicht von Paulus gegründet, sondern von Epaphras, der wiederholt in diesem Brief erwähnt wird. Er war ein treuer Bruder, der diese Gemeinde gegründet hat und einen Totaleinsatz für die Geschwister zeigte. Es wird beschrieben, dass er wirklich kämpfte, um jeden Einzelnen in dieser Gemeinde im Glauben zu fördern.
Paulus erfuhr in Rom von dieser schwierigen Situation in Kolossä, dem heutigen Westtürkei. Am Ende seiner zweijährigen Gefangenschaft in Rom schrieb er den Kolosserbrief. Nicht nur den Epheserbrief, nicht nur den Philipperbrief, sondern auch den Kolosserbrief und noch weitere Briefe: den Philemonbrief und den Hebräerbrief. Diese Briefe stammen ebenfalls aus der Schlusszeit seiner Gefangenschaft in Rom.
Das erklärt auch, warum es zwischen dem Kolosserbrief und dem Epheserbrief erstaunliche innere Parallelen gibt.
Nun möchte ich aus dem Kolosserbrief lesen, und zwar gerade im Zusammenhang mit dem Thema der überragenden Herrlichkeit des Herrn Jesus. Ich lese deshalb ab Vers 12 in Kolosser 1:
Dank sagen wir dem Vater, der uns fähig gemacht hat zum Anteil am Erbe der Heiligen im Licht. Er hat uns errettet aus der Gewalt der Finsternis und versetzt in das Reich des Sohnes seiner Liebe, in dem wir die Erlösung haben, die Vergebung der Sünden.
Dieser Sohn ist das Bild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene aller Schöpfung. Nun achte man auf meine manchmal etwas unnatürliche Betonung, die ich aus pädagogischen Gründen setze: Durch ihn sind alle Dinge geschaffen worden, die in den Himmeln und die auf der Erde sind – die Sichtbaren und die Unsichtbaren, es seien Throne oder Herrschaften oder Fürstentümer oder Gewalten. Alle Dinge sind durch ihn und für ihn geschaffen.
Er ist vor allem, und alle Dinge bestehen durch ihn. Er ist das Haupt des Leibes, der Gemeinde, der der Anfang ist, der Erstgeborene aus den Toten, damit er in allem den Vorrang habe. Denn es war das Wohlgefallen der ganzen Fülle, in ihm zu wohnen und durch ihn alle Dinge mit sich zu versöhnen. Er hat Frieden gemacht durch das Blut seines Kreuzes – durch ihn, durch ihn, es seien die Dinge auf der Erde oder die Dinge in den Himmeln.
Wie gesagt, diese Irrlehrer, die nach Kolossä kamen, haben die Gemeinde nicht gegründet, sondern Epaphras. Sie kamen jedoch und wollten den Kolossern beibringen: „Ja, ihr habt schon einiges von Epaphras gelernt, aber jetzt erklären wir euch, wie es wirklich ist. Ihr müsst in höhere Stufen aufsteigen. Dafür braucht es viel Anstrengung und Training, aber das könnt ihr alles von uns lernen.“
Der Apostel Paulus ist nun bemüht, durch diesen Brief – der eine Kampfschrift war – gegen diese Irrlehre vorzugehen. Das ist übrigens bei vielen Büchern im Neuen Testament so: verschiedene Briefe, aber auch zum Beispiel das Johannesevangelium, sind Kampfschriften gegen Irrlehren.
Wenn man das aber liest, ohne das zu wissen, kommt man vielleicht gar nicht auf die Idee, dass es sich um eine Kampfschrift handelt. Das zeigt, dass Kämpfen nicht immer bedeutet, viel Lärm zu machen oder laut zu werden. Die Art und Weise, wie Paulus kämpft, ist hier sehr eindrücklich: Er stellt einfach den Herrn Jesus in seiner Vollkommenheit als wahrer Gott und wahrer Mensch vor und zeigt, dass wir durch die Bekehrung und den Glauben an ihn bereits alles haben.
Da sind wir wieder beim Epheserbrief, der uns gesegnet hat mit jeder geistlichen Segnung – nicht allmählich und immer mehr, sondern wir haben schon alles in ihm. Wir müssen es nur kennenlernen und mit dem Kennenlernen auch genießen lernen. Das ist eben eine Schule. Aber wir haben alles.
Darum habe ich in den vorgelesenen Versen besonders betont, wo im Griechischen eine besondere Betonung liegt, etwa in Vers 16: „Denn durch ihn“, nämlich durch diesen Jesus Christus, um den es in den Versen davor schon geht, „ist alles erschaffen worden.“ Diese Betonung macht die Einzigartigkeit des Herrn Jesus deutlich.
Das ist ein Vorteil des Griechischen: Man hat dort Möglichkeiten, Wörter zu betonen, die größer sind als im Hebräischen. Das ist auch ein Grund, warum das Neue Testament nicht auf Hebräisch, sondern auf Griechisch geschrieben wurde.
Das Hebräische war die ideale Sprache für das Alte Testament, denn seine Sprachstruktur eignet sich besonders, um Bilder und Bildersprache weiterzugeben. Die Struktur des Griechischen ist dagegen so, dass diese Sprache sehr konstruiert ist auf Genauigkeit und Präzision des Ausdrucks.
Das nutzt Paulus voll aus, beziehungsweise der Heilige Geist, der ihn inspiriert hat, so zu schreiben. Im Griechischen gibt es viele Möglichkeiten, ein Wort zu betonen – unter anderem durch die Satzstellung. Denn es gibt im Griechischen so viele Wortformen. Im Altgriechischen kann man für ein Verb etwa 450 verschiedene Formen ableiten.
Ich meine wirklich Formen in einem Wort, nicht Umschreibungen mit „haben“ und „sein“ wie im Englischen oder „avoir“ und „être“ im Französischen. Dadurch kann man im Satz viel freier sein, weniger eingeschränkt als in anderen Sprachen. Wörter können durch ihre Stellung im Satz hervorgehoben oder weniger hervorgehoben werden.
Diese Möglichkeiten werden hier voll ausgeschöpft, um zu zeigen: „Er, der Herr Jesus, ist der, der alles erschaffen hat.“ In Vers 16 ist er der Schöpfer. In Vers 17 wird betont, dass er der Ewige ist, „er ist vor allen“. Man merkt hier die ungewöhnliche Ausdrucksweise: Es heißt nicht „er war vor allen“ – das wäre auch korrekt –, sondern „er ist vor allem“, um zu betonen, dass er der Seiende ist, der Ewige, ohne Anfang und ohne Ende, der über der Zeit steht und der Zeit nicht unterworfen ist.
Darum ist er vor allem, und alle Dinge bestehen durch ihn. Man kann auch übersetzen: „Alle Dinge werden durch ihn zusammengehalten.“ Im CERN in Genf versucht man herauszufinden, was die Welt im Innersten zusammenhält. Man sucht neue Teilchen, wie zum Beispiel das Higgs-Boson, um zu verstehen, was die Materie letztlich zusammenhält.
Diese Frage ist alt, und wir wussten sie schon vor der höchstwahrscheinlich erfolgten Entdeckung des Higgs-Bosons. Alles ist letztlich in dem Herrn Jesus festgehalten. Er ist nicht nur der Schöpfer aller Dinge, der alles aus dem Nichts ins Dasein gerufen hat, sondern auch der Erhalter des Universums.
Das bedeutet ganz konkret: Als der Herr Jesus als kleines Kind in Bethlehem in den Armen Marias lag, wie es im Psalm 22 heißt: „Du ließest mich Vertrauen fassen an meiner Mutter Brüste“, da gab er ihr die Kraft, ihn zu tragen, obwohl er nie aufgehört hat, Gott zu sein.
Als Jesus schließlich von grausamen römischen Soldaten ans Kreuz genagelt wurde, gab er zugleich dem Holz die Kraft, ihn zu tragen, und den Nägeln, ihn zu halten. Denn er hat nie aufgehört, der Erhalter des Weltalls zu sein.
Das wird hier genau gesagt: „Alle Dinge werden durch ihn zusammengehalten.“ Die ganze Materie würde sich sonst auflösen und zerfallen. Das wird einmal geschehen, nach 2. Petrus 3, wenn der Herr das nicht mehr zusammenhält. Dann werden die Elemente aufgelöst, die Atome zerfallen, und die Elemente werden im Brand zerschmelzen – also Kernspaltung und Kernfusion –, und das ganze Weltall wird aufgelöst werden.
Aber bis dahin hält der Herr alles zusammen.
So stellt der Apostel Paulus die Erhabenheit des Herrn Jesus dar – etwas, das die Irrlehrer nicht taten. Paulus’ Vorgehen merkt man kaum als Kampfschrift. Es ist, als würde man ein kleines Kind sehen, das mit etwas Gefährlichem spielt. Wie bringt man das Kind davon weg?
Man kann laut schreien und warnen, aber das könnte die Katastrophe auslösen. Man muss ruhig bleiben. Wenn man versucht, das Kind zu überzeugen, dass das nicht gut ist, könnte es erst recht festhalten. Was kann man tun?
Man muss etwas viel Attraktiveres präsentieren. Dann lässt das Kind das Gefährliche fallen und geht darauf zu.
Genau das macht Paulus hier: Er stellt den Herrn Jesus in seiner Herrlichkeit vor. Das soll den Kolossern zeigen: Wie konnten sie überhaupt auf die Besucher hören?
Und das können wir auch so machen.
Übrigens ist ein alttestamentliches Bild dafür die Geschichte von Elisa in 2. Könige. Wenn wir kurz aufschlagen, sehen wir ein Bild, das für manche Gemeinden heute sehr aktuell sein kann. Ich lese 2. Könige 4,38-41:
Elisa kehrte nach Gilgal zurück, und es war Hungersnot im Land. Die Söhne der Propheten saßen vor ihm, und er sprach zu seinen Knaben: „Setzt den großen Topf auf und kocht ein Gericht für die Söhne der Propheten.“
Wir merken also, dass es eine schwierige Zeit war. Die Söhne der Propheten waren junge Männer, die sich auf den Prophetendienst vorbereiteten. Sie wurden von Elisa gefördert und biblisch unterwiesen. Doch es herrschte Hungersnot. So kann es auch in einer Gemeinde sein: Es gibt Hungersnot, und man muss klagen, dass die Verkündigung so schwach und dünn ist und nicht wirklich nährend wirkt. Das ist schlimm, wenn es so ist. Aber wir wissen, dass dieses Thema sehr aktuell ist.
Weiter lesen wir in Vers 39: „Da ging einer aufs Feld hinaus, um Kräuter zu sammeln. Er fand eine wilde Ranke und sammelte davon wilde Kolloquinten. Er kam und schnitt sie in den Kochtopf, denn sie kannten sie nicht, und sie schütteten es aus zum Essen für die Männer.“
Doch als sie von dem Gericht aßen, schrien sie und sprachen: „Der Tod ist im Topf, Mann Gottes!“ Sie konnten es nicht essen.
Elisa sagte daraufhin: „So holt Mehl her!“ Er warf es in den Topf und sprach: „Schütte es aus für die Leute, damit sie essen.“ Und es war nichts Schlimmes mehr im Topf.
Hier sehen wir, dass es in der Gemeinde so dünn ist, dass ein Junge denkt: „Dann suche ich irgendwo anders, irgendwo in der weiten Welt, vielleicht im Internet, etwas, das doch eigentlich ganz toll sein könnte.“ So kommen Dinge in die Gemeinde, die völlig verderblich sind.
Diese wilden Kolloquinten sind wirklich gefährlich. Sie wirken abführend, was an sich schon schlimm ist, aber sie sind so stark abführend, dass es zum Tod führen kann. Deshalb war die Reaktion richtig: „Der Tod ist im Topf, Mann Gottes!“
So gibt es Situationen, in denen Dinge als Nahrung in die Gemeinde gebracht werden, die in Wirklichkeit den Tod bringen.
Was tut Elisa? Er nimmt Mehl, und das Ganze wird neutralisiert. Das Mehl wird in 3. Mose 2 für die Speisopfer verwendet, die nichtblutigen Opfer. Der Herr Jesus wird als wahrer Mensch bezeichnet, zum Beispiel in Jesaja 4 als „Frucht der Erde“. Er ist als wirklicher Mensch aufgewachsen. So spricht das Korn vom Herrn Jesus als Mensch.
Wenn man die Körner betrachtet, weiß man nicht, was darin enthalten ist. Es können Insekten oder Verunreinigungen sein. Aber wenn man sie zu Mehl verarbeitet, wird sofort sichtbar: Alles ist sauber und weiß.
Das Mehl des Speisopfers steht für das vollkommene Leben des Herrn Jesus. Die Speisopfer wurden typischerweise zusammen mit blutigen Opfern dargebracht. Jesus hat ein Leben zur Ehre Gottes geführt, ist aber schließlich in den Tod gegangen. Sein vollkommenes Leben, wie es in den Evangelien beschrieben wird, gehört untrennbar zu seinem Sterben.
Nun ist klar: Das Mehl hier ist ein Bild für das vollkommene Leben der Person des Herrn Jesus. Es ist ein Gegenmittel gegen die gefährlichen, wilden Kolloquinten.
Genau das macht der Apostel Paulus im Kolosserbrief. Er gibt dieses Mehl dazu und rettet so die Gemeinde vor dem Tod im Topf.
Davon können wir wirklich lernen, wie wichtig es ist, den Herrn Jesus mit seiner Herrlichkeit, seiner Schönheit und Erhabenheit den Herzen der Gläubigen nahezubringen und ihre Herzen dafür zu erwärmen.
Wir gehen weiter zum ersten Thessalonicherbrief. Die Drohne fliegt doch ziemlich schnell.
Der erste Thessalonicherbrief klärt eine junge, bereits durch manche Verfolgung erprobte Gemeinde über verschiedene Missverständnisse auf, insbesondere in Verbindung mit der Wiederkunft Christi. Er zeigt auf, dass Jesus Christus in der Zukunft alle Erlösten entrücken wird, um später mit ihnen zusammen aus dem Himmel wiederzukommen – als Richter der Welt.
Dieser Brief ermutigt in den Nöten des Lebens durch die beständige Erwartung des Kommens des Herrn Jesus. Es ist sehr eindrücklich, dass in jedem Kapitel dieses Briefes – also in allen fünf Kapiteln – die Wiederkunft Christi erwähnt wird.
Man muss aufpassen: Das kann einmal die Wiederkunft für die Gemeinde zur Entrückung sein, aber es kann auch sein, dass der Apostel über die Wiederkunft des Herrn Jesus in Macht und Herrlichkeit als König spricht, um das Friedensreich aufzurichten. Das muss man unbedingt unterscheiden.
Der Schlüssel ist: Bei der Entrückung kommt der Herr Jesus für die Gläubigen. Bei seinem Kommen als König kommt er mit den Gläubigen.
Schauen wir uns das an, 1. Thessalonicher 1,9: „Denn sie selbst berichten von uns, welchen Eingang wir bei euch hatten und wie ihr euch von den Götzenbildern zu Gott bekehrt habt, um dem lebendigen und wahren Gott zu dienen und seinen Sohn aus dem Himmel zu erwarten, den er aus den Toten auferweckt hat, Jesus, der uns errettet vor dem kommenden Zorn.“
Hier geht es um die Entrückung. Die Thessalonicher sind zum Glauben gekommen. Sie wurden unterwiesen, dass es eine Wiederkunft Christi gibt und dass sie täglich darauf warten sollen.
Die Thessalonicher haben gelebt und gelernt, jetzt ein Leben zu führen, das man überschreiben kann mit „Dienst für den Herrn“. Alles, was sie tun – in Wort oder Werk –, tun sie für ihn.
Sie haben sich vom alten Leben ganz abgewandt. Von den Götzenbildern haben sie sich zu Gott bekehrt. Was sie jetzt tun, in welcher Arbeit sie auch beschäftigt waren, sahen sie als Gottesdienst, um dem lebendigen und wahren Gott zu dienen.
Und dann eben auf den Sohn Gottes zu warten, wenn er kommt zur Entrückung – und zwar mit der Absicht: Jesus, der uns errettet vor dem kommenden Zorn.
Der Mehrheitstext verwendet hierfür vor Apo, und wir sind uns im Klaren darüber, was Apo genau bedeutet. Die sehr zu empfehlende griechische Grammatik von Daniel Wallace ist quasi die aktuellste Grammatik für das Griechische. Sie ist auf Englisch verfügbar, und es gibt auch eine französische Übersetzung. Diese erklärt in Schaubildern, wie man solche kleinen Wörter genau verstehen muss.
Es gibt viele kleine Wörter, Präpositionen im Griechischen, ähnlich wie im Deutschen: vor, von, auf, an, bei. Apo kann man sich so vorstellen: Man stellt einen Kreis dar, von dem ein Pfeil wegzeigt. Dieser Pfeil ist Apo, also „vor“ im Sinne davon, dass man nicht in den Bereich des Kreises hineinkommt. Wenn es also heißt „vor dem Zorn“, bedeutet das, dass die Gläubigen nicht in den kommenden Zorn hineinkommen.
Ich habe das auch schon mehrfach in E-Mails erläutert. Wenn ich den griechischen Text genau anschaue, steht dort nicht Apo, sondern Ek. Ek bedeutet „aus“, also „der uns rettet aus dem kommenden Zorn“. Retten mit Ek bedeutet, dass man in den Kreis hineinkommt und dann aus dem Kreis herausgeholt wird.
Was ist nun richtig? Das ist ein Problem zwischen Mehrheitstext und Minderheitstext von Nestle-Aland. Der Minderheitstext hat tatsächlich Ek, zum Beispiel in Verbindung mit dem Wort „bewahren“. Bewahren Ek muss man mit „bewahren vor“ übersetzen, aber „retten“ wie hier mit Ek muss man mit „retten aus“ übersetzen. „Bewahren aus“ gibt es nicht, man kann nur „bewahren vor etwas“. Darum hat Ek mehrere Bedeutungen, die davon abhängen, mit welchem Verb es kombiniert wird. Hier ist es klar: „retten Ek“ heißt „retten aus“.
Jetzt muss man sich entscheiden: Wer nicht in die Gerichte Gottes, den Zorn Gottes, wie beschrieben in Offenbarung 4 bis 19 – dem Buch mit den sieben Siegeln, den sieben Posaunen und den sieben Schalen – hineinkommen will, nimmt am besten den Mehrheitstext. Wer aus welchen Gründen auch immer doch hineinwill, wählt den Nestle-Aland-Text.
Was machen wir da? Es ist nämlich nicht so einfach, alle davon zu überzeugen, dass der Mehrheitstext, obwohl die Argumente sehr stark sind, der ursprüngliche Text ist.
Schauen wir auf Römer 5. Dort wird gesagt, dass der Herr Jesus uns durch seinen Tod am Kreuz, durch sein Blut, errettet hat. Außerdem wird gesagt, dass er uns in der Zukunft retten wird, nämlich wenn er wiederkommt. Er hat uns durch seinen Tod gerettet und wird uns durch sein Leben retten.
Wie wird das genau gesagt? Ich lese aus Römer 5, Vers 8:
„Gott aber erweist seine Liebe zu uns darin, dass Christus, als wir noch Sünder waren, für uns gestorben ist. Vielmehr nun, da wir jetzt durch sein Blut gerechtfertigt sind, werden wir durch ihn vor dem Zorn gerettet werden. Denn wenn wir, als wir Feinde waren, mit Gott versöhnt wurden durch den Tod seines Sohnes, so werden wir vielmehr, da wir versöhnt sind, durch sein Leben gerettet werden.“
Man merkt, es wird zweimal gesagt: Das Retten durch den Tod und das Retten durch sein Leben. Einfach mit verschiedenen Worten.
Hier haben wir also genau den Ausdruck „werden wir durch ihn vor dem Zorn gerettet werden“, nicht „vom Zorn“. Da kann man die Elberfelder Übersetzung ein wenig korrigieren: „gerettet werden vor dem Zorn“, und hier steht Apo.
Die gute Nachricht ist: Im Mehrheitstext und im Minderheitstext steht Apo. Somit ist der Mehrheitstext in erster Linie richtig mit Apo, denn er stimmt mit Römer 5 überein, wo es keine Diskussion gibt.
Damit haben wir wieder ein Argument, das zeigt, wie viele Fehler der Minderheitstext hat. Er enthält wirkliche, ganz offensichtliche Fehler.
Die Bestätigung lautet also: Auch hier ist es „gerettet werden Apo vor dem Zorn“, das heißt, wir werden nicht in die apokalyptischen Gerichte hineinkommen. Damit hat der Apostel Paulus den jungen Gläubigen Mut gemacht.
In Kapitel 2 wird die Wiederkunft des Herrn ebenfalls beschrieben, und zwar in Vers 19, wo es heißt: „Denn wer ist unsere Hoffnung oder Freude oder Krone des Ruhmes, wenn nicht auch ihr vor unserem Herrn Jesus bei seiner Ankunft? Denn ihr seid unsere Herrlichkeit und Freude.“ Hier geht es also darum, dass es bei der Wiederkunft des Herrn Jesus eine Belohnung geben wird.
Doch wann genau werden diese Kronen verteilt? Kann ich das vielleicht hören? Wenn er zum Gericht kommt, gibt es eine andere Meinung? Die Kronen werden am Richterstuhl Christi vergeben. Das ist klar.
In 1. Petrus 5, Vers 4 wird deutlich gesagt, dass bei der Wiederkunft des Herrn Jesus in Herrlichkeit die Kronen ausgeteilt werden. Aber keine Sorge, Erich, du wirst noch bestätigt werden. Ja, wir kommen gleich darauf zurück und ich werde beide Aussagen bestätigen.
In 1. Petrus 5, Vers 4 geht es um diejenigen, die einen treuen Hirtendienst geleistet haben. Dort heißt es: „Und wenn der Erzhirte, also der Oberhirte, offenbar geworden ist, so werdet ihr die unverwüstliche Krone der Herrlichkeit empfangen.“ Wenn der Herr Jesus also kommt, um offenbar zu werden, dann erscheint er als König sichtbar auf den Wolken des Himmels, für die ganze Welt sichtbar. Zu diesem Zeitpunkt wird der Lohn verteilt und man empfängt seine Krone.
Nach der Entrückung kommen die Gläubigen in den Himmel. Dort werden wir vor den Richterstuhl Christi gestellt. Dann wird jedem das Lob von Gott zuteil, wie es in 1. Korinther 4, Vers 5 heißt. Für alles, was wir für den Herrn getan haben, werden wir belohnt – auch für alles Gute, was wir gedacht haben und gerne für ihn tun würden. Die Ratschläge der Herzen werden offenbar gemacht, und dann erhält jeder sein Lob. Die Krone wird zugesprochen.
Konkrete ausgeteilt werden die Kronen jedoch erst, wenn der Herr in Herrlichkeit kommt und auch die Regierungsaufgaben verteilt werden. So lesen wir in Lukas 19, dass der eine über zehn Städte gesetzt wird, der andere über fünf Städte. Beides passt also zusammen.
Erich hat Recht, dass die Kronen beim Richterstuhl zugesprochen werden, und Petrus hat Recht, dass sie dann in Empfang genommen werden, wenn der Herr in Herrlichkeit erscheint.
Doch wie ist das mit den Kronen in Offenbarung 4 und 5, die die Gläubigen zu den Füßen des Herrn im Himmel werfen? Dort sind es goldene Kronen, aber keine Siegeskränze. Das griechische Wort „Stephanos“ bedeutet Krone oder Siegeskranz beim Wettkampf, etwa beim sportlichen Wettkampf.
Der Zusammenhang erklärt es: In Offenbarung 4 und 5 werfen die Erlösten, die 24 Ältesten, ihre Kronen auf den Boden. Dabei handelt es sich um ihre Königskronen, diese goldenen Kronen. Das ist keine Belohnung. Alle Gläubigen sind Könige, wie Offenbarung 5 und auch Offenbarung 1, Vers 5 sagen. Deshalb tragen alle im Himmel goldene Kronen.
Zusätzlich zu diesen Königskronen kommen noch die Siegeskränze hinzu, die verteilt werden, wenn der Herr in Macht und Herrlichkeit erscheint.
Zurück zu 1. Thessalonicher 2: Dort sagt der Apostel: „Denn wer ist unsere Hoffnung oder Freude oder Krone des Ruhmes?“ – die Krone hier im Sinne des Siegeskranzes des Ruhmes – „nicht auch ihr vor unserem Herrn Jesus bei seiner Ankunft?“ Das ist nicht die Ankunft des Herrn Jesus zur Entrückung, bei der schon der Lohn gegeben wird. Nein, der Lohn wird erst danach vor dem Richterstuhl zugesprochen.
Hier ist der Moment gemeint, wenn der Herr Jesus sichtbar wird und zeigt, wer welche Krone bekommen hat. Der Apostel Paulus sagt, die Thessalonicher werden seine Krone des Ruhmes sein – also all das, wie er sich für sie eingesetzt hat.
Das hat er nicht einfach nur pauschal getan. In Apostelgeschichte 20 sehen wir, wie der Apostel wirklich jedem Einzelnen nachgegangen und ihm gedient hat. So sind alle diese Thessalonicher letztlich die Krone von Paulus und seinen Mitarbeitern.
Darum sagt er: „Unsere Hoffnung, Freude, Siegeskranz des Ruhmes.“ Darin sind auch Sie eingeschlossen, bei der Ankunft des Herrn Jesus. Deshalb kann Paulus sagen: „Ihr seid unsere Herrlichkeit und Freude.“ Das wird einmal sichtbar werden, denn Paulus hat so viel an diesen Gläubigen gedient.
Gehen wir nun zu Kapitel 3, Vers 13. Dort heißt es: „Um eure Herzen zu befestigen, dass ihr untadelig seid in Heiligkeit vor unserem Gott und Vater bei der Ankunft unseres Herrn Jesus mit allen seinen Heiligen.“
Es ist hier ganz klar zu erkennen, dass es sich nicht um die Entrückung handelt, sondern um das Kommen des Herrn Jesus in Macht und Herrlichkeit zusammen mit den Gläubigen.
Die Gläubigen werden nämlich vor den Gerichten der Offenbarung und vor dem Zorn Gottes entrückt. Dadurch gelangen sie in den Himmel, um dann, wenn der Herr Jesus aus dem Himmel auf diese Erde erscheint, ihn zu begleiten und mit ihm zu kommen.
Dies wird auch in Sacharja 14 beschrieben: „An jenem Tag werden die Füße des Herrn auf dem Ölberg stehen.“ Hier ist die Wiederkunft Christi in Macht und Herrlichkeit als König gemeint.
Weiter heißt es dort: „Und kommen wird der Herr und alle Heiligen mit ihm.“ Auch hier geht es eindeutig um das Kommen in Macht und Herrlichkeit.
In Kapitel 4 haben wir erneut das Thema, und hier sind gleich beide Aspekte zusammengefasst. Ich lese ab Vers 13:
„Wir wollen aber nicht, Brüder, dass ihr, was die Entschlafenen betrifft, unwissend seid, damit ihr nicht betrübt seid wie auch die übrigen, die keine Hoffnung haben. Denn wenn wir glauben, dass Jesus gestorben und auferstanden ist, so wird auch Gott die durch Jesus Entschlafenen mit ihm bringen.“
Was bedeutet das? Es ist das Kommen des Herrn Jesus in Macht und Herrlichkeit. Hier wird also verheißen, dass alle Gläubigen – nicht nur diejenigen, die in der Endzeit leben, sondern auch die bereits Verstorbenen – dieses Ereignis miterleben und mit dem Herrn Jesus in Herrlichkeit kommen werden.
Dann folgen die Verse 15 bis 18, in denen es um die Entrückung geht. Jetzt versteht man, warum manche Gläubige diese beiden Aspekte des kommenden Herrn miteinander vermischen und dadurch Verwirrung stiften. Man kann es nachvollziehen: Hier steht, dass sie mit ihm kommen werden, und danach folgt etwas über die Entrückung.
Die Sache ist die: Wenn Paulus sagt, dass auch die Entschlafenen mit dem Herrn Jesus kommen werden (Vers 14), muss er erklären, wie das möglich ist. Dazu erläutert er, dass es eine Entrückung gibt, die zu unterscheiden ist. Aus diesem Grund setzt die Elberfelder Übersetzung eine runde Klammer vom Beginn von Vers 15 bis zum Ende von Vers 18.
Man sieht das deutlich. Diese Übersetzer waren nicht nur sprachlich versiert, sondern verfügten auch über geistliches Verständnis. Sie wollten dem Leser helfen zu erkennen, dass die Verse 15 bis 18 eigentlich ein gedanklicher Einschub sind. Dieser Einschub erklärt, wie es möglich ist, dass die Gläubigen alle mit dem Herrn Jesus kommen können.
Ich lese: „Denn dieses sagen wir euch im Wort des Herrn, dass wir, die Lebenden, die übrig bleiben bis zur Ankunft des Herrn, den Entschlafenen keineswegs zuvorkommen werden.“
Der Apostel macht hier klar, dass es zwei Gruppen gibt: Die einen leben bis zum Kommen des Herrn, die anderen sterben vorher, sie entschlafen. Aber die Lebenden haben keinen Vorteil gegenüber den Entschlafenen; sie werden ihnen nicht zuvor kommen.
In Vers 16 heißt es: „Denn der Herr selbst wird mit gebietendem Zuruf, mit der Stimme eines Erzengels und mit der Posaune Gottes vom Himmel herabkommen. Und die Toten in Christus werden zuerst auferstehen.“
Die Lebenden kommen also nicht zuvor, weil die Toten zuerst auferstehen. Das bedeutet, dass die Seele und der Geist, die im Paradies sind, mit dem Körper im Grab, der verwest, wiedervereinigt werden. Der Körper wird auferweckt und mit Seele und Geist verbunden. Das ist die Auferstehung.
Vers 17 sagt: „Danach, eben erst danach, werden wir, die Lebenden, die übrig bleiben, zugleich mit ihnen entrückt werden, in Wolken dem Herrn entgegen in die Luft.“
Es gibt also kein Zuvorkommen, sondern die Entschlafenen und die Lebenden werden gemeinsam entrückt. Allerdings steigen zuerst die Toten auferweckt auf und werden entrückt. Entrücken bedeutet hier, dass sie in Wolken dem Herrn entgegen in die Luft weggerissen werden.
Das macht deutlich: Der Herr wird bei der Entrückung nicht auf die Erde kommen, sondern nur in den Luftraum, und die Gläubigen werden ihm dort entgegengerückt.
Was bedeutet das? Es bedeutet, dass dies nicht das zweite Kommen Christi auf die Erde ist. Das erste Kommen Christi auf die Erde war vor etwa zweitausend Jahren. Das zweite Kommen auf die Erde wird sein, wenn er kommt und seine Füße auf dem Ölberg stehen.
Bei der Entrückung aber kommt er nicht auf die Erde. Deshalb kann man nicht sagen, es gebe ein erstes, zweites und drittes Kommen. Es bleibt bei der klaren Ausdrucksweise: Erstes Kommen, zweites Kommen – aber mit der Ergänzung „auf die Erde“.
Die Entrückung ist notwendig, damit die Entschlafenen auferstehen und die Lebenden mit ihnen zusammen in den Himmel aufgenommen werden. Dort können sie dann gemeinsam mit dem Herrn erscheinen.
Abschließend heißt es in Vers 18: „So ermuntert nun einander mit diesen Worten.“
Das bedeutet, dass die Gläubigen sich immer wieder über diese Wahrheiten der Wiederkunft Christi, der Entrückung und des Erscheinens in Herrlichkeit austauschen und sich gegenseitig ermutigen sollen.
Und übrigens, in Kapitel 5, Vers 1, geht es weiter. Dort spricht der Apostel Paulus über den Tag des Herrn. Dieser Tag ist die große Drangsalzeit und das Kommen des Herrn in Macht und Herrlichkeit zur Aufrichtung des tausendjährigen Reiches – nicht die Entrückung.
In Kapitel 5, Vers 1, wird wieder an den Gedanken aus Kapitel 4, Vers 14, angeschlossen: „So wird auch Gott die durch Jesus Entschlafenen mit ihm bringen.“ Danach folgt ein Einschub über die Entrückung. Anschließend geht es in Kapitel 5 wieder um die Zeit, wenn der Herr mit allen Erlösten kommt.
Schließlich wird in Kapitel 5 auch die Wiederkunft Christi erwähnt, und zwar in Vers 23: „Er selbst aber, der Gott des Friedens, heilige euch völlig, und euer ganzer Geist und Seele und Leib werde untadelig bewahrt bei der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus. Treu ist er, der euch ruft, er wird es auch tun.“
Hier finden wir erneut die Entrückung und eine wunderbare Verheißung. Gott ist bemüht um unseren Geist, die Fähigkeit unseres höheren Denkens, sowie um die Seele, unsere Persönlichkeit. Beides steht auch in Verbindung mit den Gefühlen. Ebenso gilt seine Fürsorge unserem Körper. Dem Herrn ist alles wichtig, und alles soll bewahrt bleiben. Gerade bei der Entrückung wird dies eine ganz wichtige Rolle spielen, besonders wenn die Entschlafenen wieder vereinigt sind zu einer Dreieinheit von Geist, Seele und Leib.
Es ist also sehr schön zu sehen, wie im ersten Thessalonicherbrief die jungen Gläubigen von Anfang an in Fragen über die Endzeit und die Wiederkunft Christi klar gefestigt wurden. Das bildete eine wichtige Grundlage, um ein Leben in Hingabe und im Dienst für den Herrn zu führen.
Jetzt kommen wir noch zum zweiten Thessalonicherbrief. Das ist eben der Vorteil beim Drohnenflug, dass man gerade den Zusammenhang zwischen Bibelbüchern herstellen kann.
Ich lese: Der zweite Thessalonicherbrief ist eine Antwort auf das Missverständnis, dass die Zeit der göttlichen Gerichte über die Welt schon gekommen sei. Paulus erklärt, dass die Verfolgungen und Nöte der Christen nicht mit der großen Drangsalzeit und dem Tag des Herrn beziehungsweise dem Tag des Christus verwechselt werden dürfen. Die Endzeitgerichte können erst kommen, nachdem zuvor die Verführung durch den Antichristen, den Sohn des Verderbens, stattgefunden hat.
Dieser Brief warnt ferner ernstlich davor, dass die Erwartung der Wiederkunft Jesu niemals zu einer unnüchternen Lebensführung Anlass geben darf, bei der man die Verantwortung für die täglichen Belange und Aufgaben vernachlässigt.
Den Thessalonichern ging es wie den Kolossern. Die bekamen Besuch, nachdem der Apostel Paulus weggegangen war. Auch diese Besucher wollten erklären: Das ist einerseits ganz toll, was ihr bisher gelernt habt, nur hat Paulus euch das ein bisschen falsch gesagt. Es ist nämlich so, ihr seid jetzt bereits in der großen Drangsalzeit. Und das könnt ihr ja erkennen: Ihr werdet verfolgt als Christen um des Glaubens willen, das ist eben die Zeit der Gerichte, die Zeit der Drangsal.
Das hat diese jungen Gläubigen ganz durcheinandergebracht. Darum war dieser zweite Brief ein Notfallbrief, wie so viele andere Briefe auch, um ihnen hier Klarheit zu verschaffen.
Ich lese aus Kapitel 2, Vers 1:
"Wir bitten euch aber, Brüder, wegen der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus und unseres Versammeltwerdens zu ihm hin."
Übrigens: Wenn "Ankunft" steht oder andere Übersetzungen haben "Wiederkunft", dann muss man immer unterscheiden, ob mit Parousia die Entrückung gemeint ist oder das Kommen des Herrn in Macht und Herrlichkeit. Der gleiche Ausdruck wird für beides verwendet.
Hier wird nun gesagt, eben im Blick auf die Ankunft unseres Herrn Jesus Christus und unseres Versammeltwerdens zu ihm hin. Das will also sagen: Im Blick auf die Entrückung, bei der Jesus kommt und wir dann in den Himmel hinaufgeholt werden, um uns dann um den Thron Gottes im Himmel zu versammeln, so wie die 24 Ältesten in der Offenbarung rund um den Thron.
Paulus sagt also im Blick auf die Entrückung, dass ihr euch nicht schnell in der Gesinnung erschüttern noch erschrecken lasst, weder durch Geist, noch durch Wort, noch durch Brief als durch uns, als ob der Tag des Herrn – Mehrheitstext: Tag des Christus – da wäre.
Er sagt, sie sollen sich nicht erschüttern und erschrecken lassen durch diese falschen Lehren. Ich glaube, er kennt das: Man hat irgendwie Ruhe im Glaubensleben, und dann hört man irgendeine Predigt, und man wird total durcheinandergebracht. Kennst du das, Carlo? Andere auch. Es ist schmerzlich, es ist unangenehm, nicht wahr? Aber das gibt es. Und das gehört auch mit zu den Prüfungen, die der Herr uns zutraut.
Wir sehen hier Paulus als einen Hirten, der Heilung schenken will. Er sagt, sie sollen sich nicht schnell in der Gesinnung erschüttern noch erschrecken lassen. Also muss man sich sagen: Sobald man mit etwas konfrontiert wird, das durcheinanderbringt, muss man sich zuerst eine Distanz verschaffen. Sonst kann die Seele in einen Strudel geraten. Es gibt Selbstschutzmechanismen, die gut sind, und auch schlechte, aber gute Selbstschutzmechanismen eben.
Er sagt, das ist eine Verantwortung: Ihr sollt euch nicht schnell erschüttern noch erschrecken lassen, und zwar weder durch Geist noch durch Wort. Da haben also diese falschen Lehrer gesagt: So spricht der Herr, quasi eine Eingebung durch den Geist. Sie haben gepredigt durch das Wort, noch durch Brief als durch uns. Wir haben also sogar einen Brief gefälscht, von Paulus gezeichnet und geschickt. Unglaubliche Typen!
Was sind das für bewusster Betrug, den sie betrieben haben! Das gibt es wirklich. Nicht alle verführen bewusst, aber es gibt solche, die es bewusst tun. In 2. Timotheus 3 heißt es: Von solchen, die verführen und verführt werden. Es gibt also auch viele Verführer, die gar nicht wissen, dass sie Verführer sind, weil sie selber verführt sind. Aber es gibt auch solche, die es bewusst machen.
Wie Epheser 4 sagt, von solchen Lehren, die durch die Verschlagenheit der Menschen kommen, zu listig ersonnenem Irrtum. Das war hier so, und sie haben gesagt: Jetzt ist der Tag des Herrn, besser der Tag des Christus, da.
Der Tag des Herrn ist die Drangsal, die große Drangsal, und das Kommen des Herrn in Macht und Herrlichkeit. Der Tag des Christus ist das Gleiche. Was heißt das auf Hebräisch? Der Tag des Messias. Das ist die Zeit, wenn der Messias als König kommt. Und das ist eben der Höhepunkt nach der Drangsal von dreieinhalb Jahren.
Im Weiteren erklärt der Apostel: Das kann gar nicht sein, dass ihr schon in der Drangsal seid, denn zuerst muss der große Abfall kommen von Glauben in der Christenheit. Den gab es damals noch nicht.
Heute gibt es ihn schon, ganz besonders seit den 1960er Jahren. Millionen und Abermillionen in der westlichen Welt, die sich als Christen bezeichnet haben, haben alles über Bord geworfen. Das ist der große Abfall.
Dann wird der Höhepunkt sein, wenn der Antichrist, der Sohn des Verderbens, kommen wird und sich schließlich auch in den Tempel Gottes, also in den kommenden dritten Tempel, setzen wird.
Der Apostel Paulus erklärt weiter: Aber jetzt wisst ihr, was zurückhält. Und er sagt auch, wer zurückhält. Erst wenn dieses Zurückhalten weg ist, dann kann der Antichrist kommen. Erst dann kann die große Drangsal, der Tag des Messias beziehungsweise der Tag des Herrn, kommen. Erst danach wird der Herr Jesus in Macht und Herrlichkeit als Richter erscheinen.
Also macht Paulus klar: Ihr seid nicht in der Drangsal, denn der Abfall ist noch nicht geschehen. Für uns ist er bereits da. Er sagt weiter: Der Antichrist ist noch nicht erschienen. Auch wir müssen sagen, er ist noch nicht erschienen.
Dann sagt er: Aber jetzt ist noch der, der zurückhält, bis er aus dem Weg ist. Das ist der Heilige Geist, der in der Gemeinde wohnt. Er hält das Böse zurück und verhindert die letzte Offenbarung des Bösen, wenn der Antichrist kommt.
Heute hat man den Eindruck, mit dieser ganzen Vogue-Bewegung, was da im Moment abgeht, auch an den Universitäten: Das ist nicht nur gestört, sondern wirklich eine ganz üble Katastrophe. Es ist verbunden mit Vogue und Genderismus. Das kann ich jetzt nicht erklären, denn Christoph erinnert mich dauernd: Jetzt ist Schluss, und es wird auch schnell Schluss sein.
Aber diese Dinge: Denkt man, jetzt ist also der Höhepunkt erreicht? Nein, noch nicht! Erst wenn der Antichrist erscheint. Aber jetzt ist der Heilige Geist noch da, und er wird erst weggehen, wenn die Gemeinde entrückt wird.
In Offenbarung 22 sagen der Geist und die Braut: "Komm!" Das ist der Aufruf an den Herrn, zu kommen zur Entrückung. Dann werden der Geist und die Braut gehen. Erst dann kann der Antichrist offenbar werden.
Er könnte schon leben, aber niemand kann herausfinden, wer er ist. Und ich kriege wieder Mails: Ich habe herausgefunden, wer es ist. Was soll das wieder? Die ganze Zeit höre ich solches Zeugs. Unsinnig! Man kann es nicht wissen. Er wird erst nachher offenbar werden.
Man sieht, wie aktuell dieser zweite Thessalonicherbrief ist, denn so weit wird verbreitet: Die Gemeinde muss noch in die Drangsal rein. Nein, das ist alles schon geklärt mit dem zweiten Thessalonicherbrief. Sicher nicht! Die Gemeinde wird vorher entrückt.
Aber die Erwartung des Kommens des Herrn darf nicht dazu führen, dass man wie in 2. Thessalonicher 3 dazu kommt, dass gewisse dachten: Ich arbeite nicht mehr. Es gibt ja andere, die haben genug. Das heißt ja: Nach Gastfreundschaft trachtet.
Nur ist das natürlich nicht so gemeint. Das macht der zweite Thessalonicherbrief klar. Er darf uns nicht dazu verführen, unnüchtern und eben nicht mehr mit beiden Beinen auf dem Boden zu leben.
Der Brief macht einer jungen Gemeinde Mut, auch gegenüber solchen Verführern zu bestehen, die Freude im Glauben zu erhalten und zu lernen, wie man umgehen kann, wenn Einflüsse kommen, die unser Glaubensleben durcheinanderbringen wollen.
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Vielen Dank an Roger Liebi, dass wir seine Ressourcen hier zur Verfügung stellen dürfen!
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