Einführung und Bedeutung der Purpurfarben in der Antike
Guten Morgen, ich möchte alle ganz herzlich zu diesem Vortrag begrüßen, den ich erst gestern Abend fertiggestellt habe. Es ist also eine Premiere mit dem Titel: Die zwei erstaunlichsten Farben der Weltgeschichte.
Zu diesem Vortrag wurde mit folgenden Worten eingeladen: Die Entdeckung des blauen und des roten Purpurs führte zu einer revolutionären Veränderung des Welthandels in der Antike. Farben, die teurer als Gold waren, sollten von da an die sozialen Unterschiede in der Gesellschaft deutlich markieren.
Gott wählte diese Farben jedoch für andere Zwecke. Sie sollten die Stiftshütte und den Tempel in Jerusalem schmücken und auf die Herrlichkeit des kommenden Messias hinweisen. Zudem sollten alle Israeliten an ihren Kleidern blauen Purpur tragen, ohne Klassenunterschiede.
Das Geheimnis der Purpurherstellung ging in den vergangenen Jahrhunderten verloren, da die einstigen Produzenten ihr Wissen mit ins Grab nahmen. Erst in der Neuzeit wurde es auf verschlungenen und dramatischen Wegen wiederentdeckt – rechtzeitig für die Vorbereitung des dritten Tempels.
Ursprung und Herstellung der Purpurfarben
Der Stand der Archäologie heute ist folgender: Aufgrund des gefundenen Materials kommt man zu dem Schluss, dass die beiden Farben, blauer und roter Purpur, etwa um 1750 v. Chr. im Mittelmeerraum entdeckt wurden, und zwar auf der Insel Kreta.
Hier findet man die berühmte Purpurschnecke mit dem lateinischen Namen Hexaplex trunculus. Früher wurde sie eher Murex trunculus genannt. Ich gebe beide Namen an, weil man im Internet oder in Büchern zum Thema möglicherweise auf unterschiedliche Bezeichnungen stößt. Dabei handelt es sich jedoch um dieselbe Schneckenart.
Diese Schnecke ist die bekannteste Purpurschnecke. Es gibt zwar noch andere Arten, die eng miteinander verwandt sind, doch die Hexaplex trunculus wurde in der Antike speziell für die Herstellung des blauen Purpurs verwendet.
Man kann jedoch beide Farben herstellen, den roten und den blauen Purpur. Wenn man die farblose Flüssigkeit, die man aus einer Schnecke gewinnt, der Sonnenstrahlung aussetzt, entsteht blauer Purpur. Ohne Sonnenstrahlung entsteht roter Purpur.
Für ein Kilogramm gefärbte Wolle benötigt man mehr als zwanzigtausend Purpurschnecken. Der Chemiker Paul Friedländer, der Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts als Erster Purpur aus der Purpurschnecke chemisch analysieren konnte und als Dibrom-Indigo identifizierte, errechnete, dass etwa ein Gramm dieser Farbe zehntausend Purpurschnecken erfordert.
Die heutige, fortgeschrittene Verarbeitung kommt zwar auf etwas günstigere Zahlen, doch es zeigt sich dennoch, welchen enormen Aufwand man betreiben muss, um nur eine geringe Menge dieser Farbe zu gewinnen.
Daher wird auch klar, dass im Altertum ein Gramm dieser Purpurfarbe ein Vielfaches des Goldpreises kostete. Je nach Zeitperiode, besonders in der Römerzeit, lag der Preis sehr viel höher als der von Gold. Nun,
Wirtschaftliche und gesellschaftliche Bedeutung des Purpurs
Diese Entdeckung hatte weitreichende Folgen für die Mittelmeerwelt. Tyrus stieg im ersten Jahrtausend vor Christus zur Weltmacht Nummer eins im Bereich Ökonomie und Wirtschaft auf. Dadurch konnten sich Tyrus und auch die Nachbarstadt im Norden, Sidon, zu Zentren der Purpurproduktion und des Handels entwickeln.
Die Kanaaniter im Libanon wurden im Altertum Phönizier genannt. Dieser Name bedeutet nichts anderes als „Purpurleute“. Sie wurden durch den Purpurhandel steinreich – unvorstellbar reich. Dabei kombinierten sie den Purpurhandel mit dem Handel von zahlreichen anderen Erzeugnissen und Rohstoffen. Diese Entwicklungen werden eindrücklich in Hesekiel 26, 27 und 28 beschrieben.
Tyrus war im ersten Jahrtausend ein großer Weltumschlagsplatz für Wirtschaft, nicht nur im Mittelmeerraum, sondern weit darüber hinaus. Dies wird in den genannten Kapiteln des Buches Hesekiel sehr anschaulich dargestellt.
Die Karte zeigt, wie im Libanon, direkt an der Nordgrenze Israels, in Tyrus und Sidon der blaue und rote Purpur in großen Mengen industriell hergestellt wurde. Da diese Farben sehr teuer waren, konnten sie sich nur die ganz Reichen leisten. Die Kleidung in blauem und rotem Purpur markierte somit deutlich den Klassenunterschied zwischen den Mächtigen und Reichen und der armen Masse.
Auf dem Bild sieht man ein phönizisches Handelsschiff, dargestellt auf einem Sarkophag aus der Antike. Die Phönizier beherrschten den gesamten Handel im Mittelmeer und darüber hinaus. Zudem waren sie führend in der Schifffahrt.
Historische Belege und frühe Verwendung von Purpur
Die zahlreichen Tell-el-Amarna-Tafeln, die durch archäologische Grabungen entdeckt wurden, sind akkadisch, also babylonisch geschriebene Keilschrifttafeln. Sie stellen Korrespondenz zwischen dem Mittleren Osten, Kanaan und auch darüber hinaus mit der Großmacht Ägypten dar. Diese Korrespondenz stammt aus der Zeit Echnatons, also aus dem 14. Jahrhundert vor Christus.
Auf einer solchen Tafel wurde der Ausdruck Subbatusha Takilti gefunden, was ein Kleid aus Dechelet bedeutet. Takilti ist auf Babylonisch dasselbe wie das hebräische Dechelet, also blauer Purpur. Auf dieser Tafel heißt es, dass Dusratta, der König von Mitanni, ein solches Kleid als Mitgift an einen ägyptischen Prinzen sandte, der im Begriff stand, seine Tochter zu heiraten. Dies zeigt, welchen Wert ein solches Kleid damals besaß.
Der heutige Stand der Forschung besagt, dass blauer und roter Purpur auf Kreta um etwa 1750 v. Chr. entdeckt wurde. Das ist besonders interessant, weil der Auszug der Kinder Israel aus Ägypten nach strenger biblischer Chronologie nicht, wie liberale Wissenschaftler behaupten, um 1230 v. Chr. stattgefunden hat. Auch nicht, wie viele Evangelikale sagen, um 1445 v. Chr., sondern bereits um 1606 v. Chr.
Diese Datierung ist wichtig, weil die Israeliten gleich nach dem Auszug aus Ägypten die Stiftshütte auf Gottes Anweisung hin bauen mussten. Dabei spielten blauer und roter Purpur eine bedeutende Rolle. Wäre zu dieser Zeit noch kein blauer und roter Purpur bekannt gewesen, hätten wir ein historisches Problem mit der Frühdatierung des Exodus. Doch das ist nicht der Fall.
Zur rechten Zeit wurde der Purpur entdeckt, und kurz darauf erfolgte der Auszug aus Ägypten. Dort, am Fuß des Horeb in der Sinaiwüste, gab Gott die Anweisung für den Bau eines transportablen Tempels, der Stiftshütte.
Die Bestandteile des Hebopfers und ihre Bedeutung
Hier sind die 14 Bestandteile des Hebopfers, das die Israeliten freiwillig dem Herrn geben konnten. Dieses Hebopfer diente als Rohstoff für den Bau der Stiftshütte.
In 2. Mose 25,2 heißt es: „Rede zu den Kindern Israel, dass sie mir ein Hebopfer bringen. Von jedem, der willigen Herzens ist, sollt ihr mein Hebopfer nehmen.“ Das Hebopfer wird drumar genannt, weil man es symbolisch in die Höhe hob, um es Gott zu schenken. Man verzichtete persönlich darauf, um es Gott zu geben.
Vers 3 beschreibt das Hebopfer genauer: „Und dies ist das Hebopfer, das ihr von ihnen nehmen sollt: Gold und Silber und Kupfererz und blauer Purpur.“ Im Hebräischen steht hier „Dechelet“ für blauen Purpur und „Argaman“ für roten Purpur. Man sieht also, dass es im Hebräischen zwei ganz verschiedene Wörter sind. Auf Deutsch hat man oft das Gefühl, es sei einfach Purpur mit einem bisschen Blau und einem bisschen Rot. Doch im Grundtext sind es wirklich zwei verschiedene Namen: Dechelet für blauen Purpur und Argaman für roten Purpur.
Weiterhin nennt der Text Karmesin und Büssus. Büssus bedeutet weißes Leinen. Außerdem werden Ziegenhaar, rot gefärbte Witterfelle und Seekuhfelle erwähnt. Die Seekuh findet man im Roten Meer, und es gab sie in ausreichender Menge um die Sinai-Halbinsel herum.
Außerdem waren Akazienholz, Öl zum Licht, Gewürze zum Salböl und zum wohlriechenden Räucherwerk, Onyxsteine und Steine zum Einsetzen für das Ephod und für das Brustschild Teil des Hebopfers.
Gott sagt: „Und sie sollen mir ein Heiligtum machen, dass ich in ihrer Mitte wohne.“ Das war Gottes Wunsch: inmitten der Menschen zu wohnen, inmitten eines Volkes, das er befreit und erlöst hat, um mit ihnen Gemeinschaft zu haben.
Diese Gemeinschaft ist jedoch, wie die Stiftshütte zeigt, nur durch das stellvertretende Opfer möglich. Darum spielt im Zusammenhang mit der Stiftshütte, wie man hier im Bild sieht, der Altar mit den Opfern eine ganz zentrale Rolle. Der Mensch braucht Vergebung der Schuld durch einen Stellvertreter, der anstelle des Sünders stirbt, damit Gott vergeben kann.
Um diesen Gottesdienst zu ermöglichen, waren all diese 14 Bestandteile notwendig. Zwei wichtige davon waren der blaue und der rote Purpur.
Symbolische Verwendung der Purpurfarben in der Stiftshütte
Und was wir hier sehen: Purpur wird nicht eingesetzt, um eine bestimmte Klasse besonders hervorzuheben oder sich von anderen abzugrenzen. Die Bibel ist nicht gegen Unterschiede, auch nicht gegen soziale Unterschiede. Diese werden einfach akzeptiert und respektiert. Es geht jedoch nicht darum, sich voneinander abzusondern.
Der Purpur wird hier zur Ehre Gottes verwendet, nicht zur Ehre der Menschen.
Hier sieht man ein Beispiel für roten Purpur, Argaman, zusammen mit der Strukturformel. Es handelt sich dabei um Dibromindigo. Damit man auch gleich den Gegensatz erkennt: Links sehen wir blauen Purpur, den Chelet, und daneben roten Purpur, Argaman. Allerdings ist zu sagen, dass die Farbtöne bei der Herstellung stark variieren können. Dieses Beispiel zeigt nur eine Variante. Findet man irgendwo einen Purpurton, der dunkler oder tiefer ist, ist daran nichts falsch. Es gibt einfach eine natürliche Variation.
Nun haben wir aber noch von zwei weiteren Farben im Hebopfer gelesen, nämlich Byssus, das ist weißes Leinen, und Karmesin. Karmesin ist eine leuchtend rote Farbe, die aus Kermes hergestellt wird, den Würmern der Kermesschildlaus. Hier sieht man sie links auf einem Lindenblütenblatt. Wenn man diese Würmer zerdrückt – wobei dafür enorme Mengen benötigt werden – erhält man diese wunderbare Farbe: ein helles, leuchtendes Rot, das stark an arterielle, also mit Sauerstoff angereicherte, Blut erinnert.
Auch Karmesin war im Altertum eine sehr teure Farbe und deshalb bei der Kleidung der Reichen sehr beliebt. Man findet hierzu auch zahlreiche Hinweise, die von Karmesin beziehungsweise Scharlach sprechen. Der hebräische Name für Scharlach ist Tola'at-Schani. Dabei bedeutet Tola'at „Wurm“ und Schani „Scharlach“. Die Farbe heißt also eigentlich „Scharlach-Wurm“, da sie aus diesen Würmern hergestellt wird, nämlich von der Kermesschildlaus.
Die vierte Farbe ist, wie bereits erwähnt, weißes Leinen, hebräisch Schäsch. In der alten Elberfelder Übersetzung wird es mit Byssus wiedergegeben. Das ist einfach die Naturfarbe, die sich aus dem Rohstoff Flachs ergibt. Hier sieht man ein Bild von der Flachsernte in Belgien. Durch einen nicht ganz einfachen industriellen Prozess kann man aus Flachs den Rohstoff gewinnen, aus dem Kleidung, Schnüre und Ähnliches hergestellt werden.
Insgesamt gab es also vier Farben in der Stiftshütte, von denen zwei außergewöhnlich teuer waren.
Man sieht hier den Eingangsvorhang zur Stiftshütte, der den Vorhof abschließt. Er sollte eine Breite von zwanzig Ellen haben, das sind mehr als zehn Meter. Es war vorgeschrieben, dass dieser Vorhang aus den vier Farben bestehen musste: roter und blauer Purpur, das hellleuchtende Karmesin und weißem Leinen (Byssus). Diese Tür wies auf den Messias hin, den kommenden Erlöser. Sie war der einzige Zugang in die Gegenwart Gottes.
Die Bedeutung der Vorhänge und der Zugang zu Gott
Gott wollte in der Stiftshütte mitten unter seinem Volk wohnen, und zwar im Allerheiligsten, dem hinteren Teil des eigentlichen Zeltes. Das war der einzige Zugang. So gibt es nur einen Weg zu Gott, und das ist Jesus Christus, der Sohn Gottes.
Johannes 14,6: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater als nur durch mich.“
Es wird dadurch klar, dass Jesus die Tür ist, auf die dieser Zugang hinweist. Der Herr Jesus sagt auch in Johannes 10,7 und 9: „Ich bin die Tür. Wer durch mich eingeht, wird errettet werden.“
Tatsächlich musste der schuldige Israelit, der Gottes Gebote, die Israel am Sinai erhalten hatte, gebrochen hatte und Vergebung suchte, durch diesen Vorhang hindurchgehen und zum Altar kommen. Er musste ein unschuldiges, stellvertretendes Opfer mitbringen, zum Beispiel ein Lamm oder eine Ziege. Dabei legte er seine Hände auf den Kopf des Opfers, bekannte seine Schuld namentlich und bereute sie. Dann wurde das Tier anstelle des Sünders geschlachtet, und so erhielt der Sünder Vergebung.
Der Weg führte also durch den Vorhang. Im eigentlichen Tempelhaus gab es einen weiteren Vorhang mit denselben Farben. Der Eingang ins Heilige wurde durch diesen Vorhang markiert. Dahinter befand sich ein weiterer Vorhang mit den gleichen vier Farben, der ins Allerheiligste führte – in die unmittelbare Gegenwart Gottes.
Wir wissen, dass bei der Kreuzigung, im Moment des Todes des Herrn Jesus, der entsprechende Vorhang im Tempel, der Scheidevorhang, von oben nach unten zerrissen wurde. Das zeigte, dass mit dem Tod des Messias der Weg in die unmittelbare Gegenwart Gottes offen ist.
Alle drei Vorhänge weisen also auf Jesus Christus hin, entsprechend dem Wort in Johannes 14,6: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.“
Der erste Vorhang mit diesen Farben führt als Weg zum Altar, dem Ort der Vergebung mit dem Opfer. Der zweite Vorhang führt ins Heilige hinein, wo der siebenarmige Leuchter Licht gab – sonst war es ein dunkler Raum. Dieses Licht steht für die Wahrheit von Gott.
Der Scheidevorhang schließlich führt in die unmittelbare Gegenwart Gottes. Früher bedeutete das den sicheren Tod, wenn ein Mensch einfach so ins Allerheiligste hineinging. Doch da Gott den Scheidevorhang aufgrund des Todes des Herrn Jesus geöffnet hat, ist der Zugang zu Gott im Leben möglich, ohne Tod.
So entspricht das dem, was Jesus sagt: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.“
Die Farben als Hinweise auf den Messias in den Evangelien
Die Farbe Karmesin erinnert an das arterielle Blut. Diese Farbe weist besonders darauf hin, dass der Messias kommen sollte, um sein Blut zu geben – zur Erlösung und um die Gemeinschaft mit Gott zu ermöglichen. Diese Bedeutung wird vor allem im Matthäusevangelium hervorgehoben.
Im Matthäusevangelium wird der Messias als König Israels vorgestellt, der zugleich für alle Völker gilt. In Matthäus 27,28 heißt es: Die römischen Soldaten verhöhnten den Herrn Jesus als König, als Messias Israels, und zogen ihm zum Spott einen römischen Soldatenmantel an. Diese Mäntel waren rot. Das Matthäusevangelium beschreibt diesen Mantel als karmesinfarben. So weist gerade diese Farbe speziell auf den Messias Israels hin.
Im Markus-Evangelium wird der Herr Jesus hingegen nicht als König, sondern als Knecht des Herrn dargestellt. Er erniedrigt sich selbst bis zum Tod am Kreuz. Danach wird er erhöht zur Rechten Gottes. Nur im Markus-Evangelium steht am Ende, dass sich der Herr Jesus nach seiner Auferstehung auf den Thron Gottes im Himmel gesetzt hat. Der Knecht, der sich selbst erniedrigt hat, wird somit zum höchsten Herrscher erhoben.
Der rote Purpur, der ähnlich wie Karmesin ein Königskleid ausmachte, ist hier das Kleid des Herrschers im Markus-Evangelium. In Markus 15,27 wird der rote Soldatenmantel Purpur genannt. Dieser Farbton kann als karmesin- oder purpurfarben interpretiert werden. Doch das Markus-Evangelium betont ausdrücklich, dass es roter Purpur war. Diese Farbe weist daher besonders auf den Knecht des Herrn hin, der zum höchsten Thron erhoben wird.
Die Farbe Weiß, wie bei weißem Leinen, spricht von Reinheit und Gerechtigkeit. Sie weist besonders auf den vollkommenen Menschen hin, wie er im Lukasevangelium dargestellt wird. Der Arzt Lukas beschreibt ausführlich die Geburt des Herrn Jesus, um zu zeigen, dass er ein wirklicher Mensch war, aber vollkommen ohne Sünde.
Nur im Lukasevangelium lesen wir in Kapitel 23,11, wie König Herodes Antipas in Jerusalem den Herrn Jesus verspottete, indem er ihm ein weißes, glänzendes Gewand anzog. Dieses Gewand war eine sogenannte Toga Candida. Die Römer hatten verschiedene Kleider für vornehme Personen, und die Toga Candida war die weiße Toga, die speziell für diejenigen bestimmt war, die sich für ein höheres Amt bewarben. Daraus stammt auch unser Wort „Kandidat“ – der Weißgekleidete, der sich bewirbt.
König Herodes Antipas wollte mit diesem weißen Gewand den Herrn Jesus verspotten: „Seht, das ist so ein Kandidat auf das Amt des Messias und des Königs von Israel.“ Diese Szene findet sich nur im Lukasevangelium.
Der blaue Purpur, der Chelet, weist auf den Herrn Jesus als den Sohn Gottes beziehungsweise als Gott selbst hin. Im Johannesevangelium wird von Anfang an die Gottheit des Herrn Jesus betont: „Am Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott.“
In Johannes 3,13 heißt es: „Und niemand ist hinaufgestiegen in den Himmel außer dem, der aus dem Himmel herabgestiegen ist, der Sohn des Menschen, der im Himmel ist.“ Diesen Ausspruch findet man nur im Johannesevangelium. Er zeigt deutlich, dass der Herr Jesus vom Himmel her ist.
In Johannes 3,27 antwortete Johannes: „Ein Mensch kann gar nichts empfangen, wenn es ihm nicht aus dem Himmel gegeben ist.“ Weiter wird gezeigt, dass der Herr Jesus der ist, der vom Himmel kommt. In Vers 31 heißt es: „Der von oben kommt, ist über allen.“ Am Ende des Kapitels, Vers 31, steht: „Der vom Himmel kommt, ist über allen.“
In Johannes 6,31 sagt Jesus: „Nicht Mose hat euch das Brot aus dem Himmel gegeben, sondern mein Vater gibt euch das wahrhaftige Brot aus dem Himmel.“ In Vers 33 heißt es: „Denn das Brot Gottes ist der, der aus dem Himmel herabkommt und der Welt das Leben gibt.“
Immer wieder wird im Johannesevangelium betont, dass der Herr Jesus aus dem Himmel gekommen ist. Dieses Blaue, der Chelet, weist somit auf Jesus hin, wie er im Johannesevangelium dargestellt wird – als der vom Himmel Gekommene.
Die Kleidung des Hohenpriesters und ihre Bedeutung
Der Hohepriester, als oberster Opfer Israels, trug eine ganz besondere und herrliche Kleidung, die in 2. Mose 28 beschrieben wird. Diese Kleider wurden inzwischen für den dritten Tempel wiederhergestellt. Allein die Kleidung, ohne die Edelsteine auf dem Brustschild, kostete etwa 500 Dollar.
Hinzu kommen die Edelsteine: Einer der zwölf Edelsteine auf dem Brustschild wurde mit einer Million Dollar bewertet. Das zeigt, wie kostbar und beeindruckend diese Kleider waren. Man sieht, dass mehrere Kleidungsstücke übereinander getragen wurden. Ein besonders vorgeschriebenes Kleid bestand aus Dechelet, einem blauen Purpurstoff.
Der Hohepriester wies mit seiner Kleidung auf den Messias hin, der einmal kommen sollte. Im Gegensatz zum Hohepriester, der ein Tier opferte, würde der Messias sich selbst opfern, um das Problem der Sünde ein für alle Mal zu lösen. Die blaue Farbe des Gewandes symbolisiert, dass der Erlöser nicht von der Erde stammt, sondern von oben kommen muss.
Der Mensch kann sich nicht aus eigener Kraft zu Gott hinaufarbeiten. Wie es in Römer 3,23 heißt: „Da ist kein Unterschied, alle haben gesündigt und erreichen nicht die Herrlichkeit Gottes.“ Weil wir nicht zu Gott hinaufkommen konnten, kam Gott mit seiner Rettung von oben.
Hier noch eine Gesamtansicht der Kleider des Hohenpriesters.
Die Quasten als Zeichen für das Volk Gottes
Nun kommen wir zu den Quasten des Volkes Gottes, die aus Dechelet sein sollten. In 4. Mose 15,38 musste Mose während der Wüstenwanderung Folgendes aufschreiben: Er sprach zu den Kindern Israel und sagte ihnen, dass sie sich eine Quaste an den Zipfeln ihrer Oberkleider machen sollten – bei ihren Geschlechtern beziehungsweise bei ihren künftigen Generationen. Das heißt, von Generation zu Generation sollte dies beachtet werden.
An die Quaste des Zipfels sollte eine Schnur aus blauem Purpur gesetzt werden. Diese Quaste sollte ein Zeichen für sie sein. Wenn sie sie ansahen, sollten sie aller Gebote des Herrn gedenken und sie tun. Außerdem sollten sie nicht ihrem Herzen und ihren Augen nachspähen, denen sie nachhuren, damit sie aller Gebote Gottes gedenken, sie tun und heilig seien vor ihrem Gott.
Gott stellt sich dabei vor: „Ich bin der Herr, euer Gott, der ich euch aus dem Land Ägypten herausgeführt habe, um euer Gott zu sein. Ich bin der Herr, euer Gott.“ Alle Israeliten sollten eine Quaste an ihren Kleidern tragen.
Das Wort „Quaste“ im Deutschen bedeutet ein Bündel von Fäden, also ein Fadenbündel. Dieses Fadenbündel sollte mit einer Schnur aus blauem Purpur kombiniert sein. Blau war das Zeichen für die Reichen, und dennoch sollte jeder Israelit diese Quaste tragen. Gott macht keinen Unterschied zwischen Führern und dem „einfachen Volk“, wie viele Menschen denken.
In Johannes 7 findet sich der Ausdruck, wie einer aus dem Sanhedrin sagt, das Volk, das das Gesetz nicht kennt, sei verflucht. Dieses Denken lehnt Gott ab. Er adelt jeden Einzelnen aus dem Volk, denn jeder Israelit, der zum irdischen Volk Gottes gehörte, war gewissermaßen Teil eines Volkes, das ein Königtum war – ein Volk von Königen und Priestern in den Augen Gottes. Deshalb sollten sie diese Quaste tragen.
Heute wird im Judentum die Quaste von Männern an ihren Anzügen getragen. An den Hosen werden sie befestigt, sodass man die Quaste noch ein wenig herunterfallen sieht. Dies ist typisch orthodox. Beim Gebetsmantel, der wie ein Oberkleid getragen wird, sieht man die Quasten an den Ecken, wenn man betet. Dort ist die Quaste jedoch nur weiß, ohne Blau. Ich werde noch erklären, warum der blaue Faden fehlt.
Hier habe ich eine Quaste, die wirklich korrekt ist. Man sieht sie in Blau und Purpur, gemischt mit der weißen Farbe des Leinenkleids. Also weiß und blau zusammen bilden die Quaste nach Vorschrift. Nun wird erklärt, warum das so ist.
Die Farbe des blauen Purpurs erinnert an den Himmel, an die Farbe des Himmels. Gott sagt, sie sollen diese Quasten tragen, damit sie an die Gebote des Herrn denken und sie umsetzen. Die Quaste soll sie also immer wieder daran erinnern.
Die Bibel ist kein menschliches Buch mit menschlichen Zeugnissen über Gott und Erfahrungen. Die Bibel ist ein Buch, das von Gott kommt und ganz Gottes Wort ist. Dieses Buch hat einen himmlischen Ursprung, denn es kommt von Gott, dem Gott des Himmels, und es lehrt uns, wie wir gottgemäß und gerecht leben sollen.
Darum haben wir auf den Quasten die weißen und die blauen Fäden. Genau das haben wir im Text gelesen: „Damit ihr, wenn ihr sie anseht, aller Gebote des Herrn gedenkt und sie tut!“ Gedenken heißt, dass wir denken: Das ist Gottes Wort, nicht menschliches Wort. Wir können diese Gebote nicht einfach nach unserem Sinn und Geschmack abändern.
Wir sollten sie auch umsetzen, nicht nur bezeugen. Es reicht nicht zu sagen: „Natürlich, die ganze Bibel ist Gottes Wort.“ Das genügt nicht, wenn wir es nicht auch umsetzen. Und sie tun! Außerdem sollen wir nicht unserem Herzen und unseren Augen nachspähen, denen wir nachhuren, also uns durch nichts und niemanden vom Herrn wegbringen lassen.
Nochmals wird betont (Vers 40): „Damit ihr alle meine Gebote gedenkt und sie tut und heilig seid eurem Gott.“ Dann stellt sich Gott nochmals vor als der Gott, der Israel erlöst hat: „Ich bin der Herr, euer Gott, der ich euch aus dem Land Ägypten herausgeführt habe, um euer Gott zu sein. Ich bin der Herr, euer Gott.“
Die Bibel als Gottes Wort und die Bedeutung der Quasten
Nun sollten Sie daran denken: Die Bibel ist Gottes Wort. Sie enthält Gottes Wort und ist Gottes Wort, wie es in 2. Timotheus 3,16 heißt: „Alle Schrift ist von Gott eingegeben.“ Nicht nur Teile davon, sondern die ganze Schrift ist von Gott eingegeben.
Der Ausdruck „von Gott eingegeben“ heißt auf Griechisch Theopneustos, was so viel bedeutet wie „von Gott gehaucht“. Wenn ich jetzt spreche, ist das nur möglich, weil ich Luft einatme – von hier unten. Übrigens bekommt man beim Einatmen von unten die doppelte Luftmenge. Das ist wichtig bei Vorträgen, aber auch beim Singen. Unglaublich, wie neu man singt, wenn man richtig atmet.
Dann strömt die Luft durch den Halskanal, an den Stimmbändern vorbei, in den Mund, zwischen Zähnen, Zunge und Lippen hinaus. So kann man kommunizieren. Ohne diesen Hauch wäre Kommunikation gar nicht möglich, es wäre einfach still.
Wenn es hier heißt: „Alle Schrift ist von Gott gehaucht“, dann bedeutet das, dass die Heilige Schrift Gottes direkte Rede an uns Menschen ist. Hier spricht Gott direkt zu uns.
Dieser Vers sagt übrigens nicht nur, dass die Bibelschreiber inspiriert waren – das steht auch in 2. Petrus 1,21 –, sondern es bedeutet noch mehr. Man könnte sonst sagen, dass die Bibelschreiber neben dem, was sie durch Inspiration von Gott erhalten haben, auch ihre eigenen Gedanken eingebracht haben.
Aber 2. Timotheus 3,16 sagt: „Alle Schrift ist von Gott gehaucht.“ Das heißt, das Endergebnis, das, was auf Hebräisch, Griechisch und Aramäisch aufgeschrieben wurde, ist Gottes direkte Rede an uns Menschen.
Daran erinnern auch die Quasten, die Zizit, wie sie auf Hebräisch heißen.
Jesus Christus und das Gesetz
Nun, der Herr Jesus wurde ja geboren unter dem Gesetz, wie uns Galater 4 sagt. Das Gesetz vom Sinai kam erst mit seinem Tod am Kreuz zum Ende, wie in Römer 10, Vers 4 steht: Christus ist des Gesetzes Ende.
Sehr wichtig ist auch, dass das Gesetz vom Sinai Gott nur Israel gegeben hat, nicht allen Völkern. Es diente als Gottes Erziehung seines irdischen Volkes, bis der Messias kommen würde.
Darum sehen wir in den Evangelien, dass der Herr Jesus sich voll unter den Bund vom Sinai stellte und alle Gebote in seinem Leben erfüllte. Er stellte das Gesetz in seinem Leben vollkommen dar. Dazu gehörte eben auch, dass der Herr Jesus diese Quasten an seinen Kleidern trug.
In den Evangelien werden sie wiederholt erwähnt, zum Beispiel in Markus 6, Vers 56: Und wo immer er in die Dörfer oder Städte oder aufs Land trat, legten sie die Kranken auf den Marktplätzen hin und baten ihn, dass sie nur die Quaste seines Kleides anrühren dürften. Und so viele ihn anrührten, wurden geheilt.
Nun, was bedeutet das? Es hat nichts mit Aberglaube zu tun. Die Menschen drückten mit dem Berühren der Quaste aus, dass dieser Mensch vollkommen der Gerechtigkeit Gottes entspricht. Er hat die Tora vollständig in seinem Leben erfüllt. Letztlich weist die blaue Farbe der Quaste darauf hin, dass er aus dem Himmel gekommen ist und der Sohn Gottes ist.
Die Cherubimdecke und die Gemeinde als Tempel Gottes
Ich komme nochmals auf die Stiftshütte zurück. Die unterste der vier Decken, die das Heiligtum der Stiftshütte bedeckten, war die herrlichste. Diese Decke nennt man die Cherubimdecke. Sie besteht genau wie die anderen aus vier Farben: rotem und blauem Purpur, Karmesin und weißem Leinen.
Alle diese Decken weisen nicht nur auf Jesus Christus hin, sondern auch auf die Gemeinde. Nach der Erklärung des Neuen Testaments ist die Gemeinde heute Gottes Tempel. In 1. Korinther 3,16 heißt es: „Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt?“
So sprechen diese Farben von der Gemeinde, von allen, die an den Messias Jesus als ihren Erlöser glauben. Der Herr Jesus wird in 1. Korinther 15 als „der Himmlische“ bezeichnet. Die Erlösten der Gemeinde werden hingegen „die Himmlischen“ genannt. Dieser Titel wird uns in 1. Korinther 15,48 gegeben: „Wie der von Staub ist, so sind auch die, welche von Staub sind; und wie der Himmlische, so auch die Himmlischen.“
Wie wir das Bild dessen von Staub getragen haben – das ist Adam –, so werden wir auch das Bild des Himmlischen tragen. Der Herr Jesus wird also „der Himmlische“ genannt, und die Gemeinde, die Gläubigen, werden „die Himmlischen“ genannt.
In diesem Zusammenhang muss man auch an das Wort in Philipper 3,20 denken, wo der Apostel Paulus den Philippern schreibt, die in der steuerbefreiten Stadt Philippi lebten: „Denn unser Bürgertum ist in den Himmeln, von woher wir auch den Herrn Jesus Christus als Heiland erwarten, der unseren Leib der Niedrigkeit umgestalten wird zur Gleichförmigkeit mit seinem Leib der Herrlichkeit, nach der wirksamen Kraft, mit der er vermag, auch alle Dinge sich zu unterwerfen.“
Natürlich spricht auch der rote Purpur von der Gemeinde. Die Gemeinde wird als Könige bezeichnet, sie seien zu einem Königtum gemacht, wie es in Offenbarung 1,5 heißt. Sie werden mit Christus einmal in der Zukunft im tausendjährigen Reich über die Welt herrschen.
Karmesin spricht ebenfalls von uns. Diese Farbe des Blutes steht für die Hingabe und Treue dem Herrn gegenüber bis zum Letzten. Das haben viele unserer Geschwister in arabischen und kommunistischen Ländern in der Vergangenheit und auch heute noch erfahren. Zehntausende Gläubige sind beispielsweise in Konzentrationslagern in Nordkorea eingesperrt und werden bis zum Tod misshandelt. So können wir uns erklären, was Scharlach und Karmesin bedeuten.
Schließlich spricht das weiße Leinen davon, dass die Gläubigen so wandeln sollen, wie der Herr Jesus es tat. In 1. Johannes 2 heißt es, dass wir in seinen Fußstapfen ihm nachfolgen sollen. Das Wort Gottes, die Gebote Gottes, wie der Herr Jesus sie uns im Neuen Testament gegeben hat, sollen wir zu seiner Ehre umsetzen.
Hier nochmals eine Ansicht, eine Teilansicht, dieser Cherubimdecke.
Die Bundeslade als Symbol für Jesus Christus
Das Vierte Buch Mose erklärt uns, dass, wenn die Stiftshütte abgebrochen wurde, um auf der Wüstenwanderung an eine andere Station zu ziehen und dort wieder aufgestellt zu werden, die Bundeslade niemals von jemandem gesehen werden durfte. Sie war mit einem Tuch aus blauem Purpur bedeckt.
Die Bundeslade weist in besonderer Weise auf den Herrn Jesus hin. Sie war der Ort der Versöhnung mit Gott. Am Jom Kippur sprengte der Hohepriester das Blut des Opfers auf den Deckel der Bundeslade, um so den Zugang zu Gott zu öffnen. Tatsächlich wird der Herr Jesus im Römerbrief ausdrücklich als Sühnedeckel genannt. Im Griechischen heißt dieser Begriff hilasterion.
In Römer 3, Vers 23 und den folgenden Versen wird also direkt die Bundeslade beziehungsweise der Sühnedeckel der Bundeslade auf den Herrn Jesus bezogen.
Die Bundeslade selbst bestand aus Akazienholz, das mit reinem Gold überzogen war. Das Holz steht für seine Menschheit. Jesus ist der Spross aus dem Stumpf Isais, er stammt als Mensch aus der Abstammungslinie von Isai und David.
Das reine Gold hingegen symbolisiert die Herrlichkeit Gottes. Der älteste Freund von Hiob hieß Eliphas (Hiob 4,1), und sein Name bedeutet „Mein Gott ist Feingold“. Somit spricht die Bundeslade vom Herrn Jesus, der in einer Person sowohl Gott als auch Mensch ist.
Die Bundeslade wurde mit einem Dechelet-Tuch bedeckt, das auf seinen ewigen himmlischen Ursprung hinweist. Hier sieht man nochmals die Farben Scharlach und Purpur. In der römischen Kirche steht Scharlach für die helle Farbe, speziell für die Kleidung der Kardinäle, während der rote Purpur die Bischöfe kennzeichnet.
Die Problematik der Purpurfarben in der Kirchengeschichte
In Offenbarung 17,4 wird genau diese Farbe in Verbindung mit Babylon genannt, die als Frau dargestellt wird, die auf den sieben Hügeln von Rom sitzt. Dort wird Scharlach erwähnt, roter Purpur, aber kein Dechelet, kein blauer Purpur.
Und das ist genau das Problem in der Kirchengeschichte. Die ersten Christen wussten, dass Israel das irdische Volk Gottes ist. Die Gemeinde, ab Apostelgeschichte 2, ist das himmlische Volk Gottes, und unser Bürgertum ist in den Himmeln. Wir erwarten den Herrn Jesus vom Himmel her.
Die Versuchung war von Anfang an da, dass Christen die Welt regieren wollten. Darum sagt der Apostel Paulus in 1. Korinther 4: „Ihr habt geherrscht ohne uns, ohne uns Apostel.“ Aber es ist auch noch nicht die Zeit des Herrschens. Das ist erst für die Zukunft bestimmt. Jetzt sind wir einfach ein Volk von Fremdlingen.
Im vierten Jahrhundert nach Christus, als die Christenverfolgung vorbei war, gab es eine große Versuchung für die Christen. Plötzlich waren die Wege zu hohen Ämtern im römischen Reich speziell für Christen offen. Sie waren nicht mehr die Verfolgten, sondern wurden zu den Herrschern und schließlich selbst zu Verfolgern.
An dieser Stelle begann eine sehr einschneidende Änderung. Augustinus, der ja vieles Gute geschrieben hat, sagte, dass Christus jetzt durch die Kirche regiert. Gewissermaßen hat das tausendjährige Reich begonnen, und die Christen haben die Aufgabe, diese Welt zu beherrschen und zu regieren. Das wurde auch umgesetzt, indem die Kirche von Rom Kaiser ein- und abgesetzt hatte und Europa beherrschte.
Dabei hat man jedoch völlig vergessen, dass die Gemeinde eine himmlische Berufung hat. Sie hat nicht die Aufgabe, heute die Welt zu beherrschen, sondern ein Zeugnis zu sein. Und genau diese Farbe, der blaue Purpur, fehlt. Das ist doch interessant.
Heute sehen wir in evangelikalen Kirchen eine Bewegung, die genau wieder in diese Richtung geht. Man sagt, wir müssen das Reich Gottes jetzt hier auf der Erde errichten. Missionen sollen ein Mittel sein, um die Welt zu verändern und zu verbessern. Das ist genau dasselbe Motiv: Man will hier regieren und herrschen, anstatt sich bewusst zu sein, dass der Herr Jesus bald kommt.
Wir sind ein himmlisches Volk und Fremdlinge auf dieser Erde. Wir haben heute keinen Herrschaftsauftrag. Das wird in der Zukunft anders sein, aber jetzt ist nicht die richtige Zeit, um zu regieren und die Welt verändern zu wollen.
Ja, jetzt machen wir eine Viertelstunde Pause.
Purpurfarben im römischen Reich und ihre Einschränkungen
Diese Farben, blauer und roter Purpur, haben die Weltgeschichte sehr deutlich verändert und markiert – sowohl in wirtschaftlicher als auch in politischer Hinsicht.
In diesem Zusammenhang ist besonders zu erwähnen, dass Kaiser Augustus und bereits sein Stiefvater beziehungsweise sein Adoptivvater Julius Caesar den Gebrauch von Purpur für sich und die allerhöchsten Regierungsleute einschränkten. In der Zeit des Herrn Jesus gab es im Römischen Reich also ein Verbot: Normale Leute durften keinen Purpur tragen.
Das brachte natürlich ein Spannungsfeld für das jüdische Volk mit sich. Denn jeder Mann im jüdischen Volk sollte die Zizit – in der Mehrzahl Zizijot – an seinen Kleidern mit blauem Purpur tragen. Das war jedoch nicht im Sinn der Herrschenden.
Man muss bedenken, dass zur Zeit des Herrn Jesus das Land Israel unter römischer Herrschaft stand. Ab dem Jahr 63 v. Chr. wurde Israel von den Römern erobert, damals unter Pompejus.
Dieses Verbot galt nicht nur in der Zeit von Kaiser Augustus beziehungsweise davor unter Julius Caesar, sondern solche Einschränkungen setzten sich im Römischen Reich auch in den folgenden Jahrhunderten fort. Darüber hinaus bestanden sie über das Römische Reich hinaus im Byzantinischen Reich bis ins Mittelalter.
Nebenbei bemerkt: Wenn ich vom Byzantinischen Reich spreche, so meine ich das Römische Reich ab dem vierten Jahrhundert, als die Christianisierung unter Kaiser Konstantin begann. Von diesem Kaiser haben wir gerade gesprochen. In der Geschichte spricht man vom Byzantinischen Reich, aber die Römer damals wussten nicht, dass sie plötzlich Byzantiner waren. Dies ist eine Beschreibung aus der Geschichtswissenschaft.
Das Verbot und die Einschränkungen setzten sich also weiter fort über das Byzantinische Reich bis ins Mittelalter. Die Israeliten mussten jedoch Gott mehr gehorchen als den Menschen, denn diese Quasten waren für das Volk Gottes vorgeschrieben. Und der Herr Jesus trug ja auch diese Quasten.
Purpurproduktion in Israel und der Untergang durch die Islamisierung
Hier sieht man auf der Karte den Bereich der Purpurproduktion. Diese beschränkte sich nicht nur auf Tyros und Sidon im Libanon, sondern umfasste auch Gebiete in Israel. Die Israeliten hatten bereits in alttestamentlicher Zeit begonnen, Purpur für ihren eigenen Gebrauch herzustellen.
Alle Menschen mussten ja Purpur tragen, da er sehr begehrt war. Tatsächlich wurden Produktionsstätten aus dem alten Israel gefunden, die sich ab dem Gebiet von Haifa und nördlich davon erstrecken. Die Produktion setzte sich dann im Libanon fort, wo die Kanaaniter und Phönizier die Purpurherstellung betrieben.
Diese Produktion wurde in Israel professionell und industriell weitergeführt. Mit dem siebten Jahrhundert nach Christus kam jedoch eine grundlegende Wende. Mohammed starb im Jahr 632. Nach seinem Tod begannen seine Nachfolger, die Muslime, von der saudischen Halbinsel aus nach Norden vorzurücken. Sie eroberten ein Land nach dem anderen und hinterließen eine Spur der Verwüstung im gesamten Nahen Osten sowie schließlich in ganz Nordafrika.
Alles wurde islamisiert, und durch diese Islamisierung wurde viel Kultur zerstört. Im siebten Jahrhundert wurde auch die Purpurproduktion in Israel zerstört. Zu dieser Zeit wurde Purpur im Römischen Reich nur noch im Osten praktiziert, im Oströmischen Reich. Die Produktion nahm immer mehr ab und war im Wesentlichen nur noch auf den Kaiser beschränkt.
Im Midrasch Tanchuma, einem berühmten rabbinischen Kommentar aus dem Mittelalter, der etwa auf das Jahr 750 nach Christus datiert, steht folgender Satz: „Und nun haben wir kein Techelet mehr, nur noch Weiß.“ Durch den Untergang der Purpurproduktion ging auch das Wissen verloren, wie man Techelet herstellt, im Judentum.
Seither trägt man im Judentum nur noch die weißen Quasten, wie ich sie am Gebetsmantel gezeigt habe. Diese Mitzwa, dieses Gebot, konnte nicht mehr erfüllt werden. Im Oströmischen Reich wurde dieses Wissen noch eine Zeit lang weiter gepflegt, während es im Westen bereits verloren ging.
Mit dem Fall Konstantinopels im Jahr 1453, als die Türken die Stadt stürmten und das Reich beendeten, ging das Wissen um die Purpurproduktion allgemein endgültig verloren.
Wiederentdeckung der Purpurherstellung in der Neuzeit
Jetzt ein paar Worte zur Wiederentdeckung. Schon bald nach dem Untergang von Byzanz haben sich Gelehrte mit der Frage des Purpurs beschäftigt. Erwähnenswert ist Guillaume Rondelet um 1566. Er sagt: „Purpura, das findet man ja bei Plinius dem Älteren, einem alten römischen Schriftsteller, beschrieben, wie man diese Farbe hergestellt hat.“
Rondelet erklärt, dass das, was Plinius mit Purpura meint, Murex brandaris sein muss. Also nicht Murex trunculus, das speziell für blauen Purpur verwendet wurde, sondern eine verwandte Art, die tatsächlich zur Purpurherstellung genutzt wurde. Rondelet hat also wieder herausgefunden, welche Tierart genau gemeint ist.
Fabius Columna schreibt 1616, dass Murex trunculus im Altertum zum Färben verwendet wurde. Er konnte also genau diese spezielle Schnecke für den blauen Purpur, die dafür ideal war, wieder mit Namen identifizieren.
William Cole schrieb 1681, dass die farblose Flüssigkeit der hypobranchialen Drüse – das ist ein ganz kleiner Bereich im Verdauungstrakt der Purpurschnecken – tatsächlich für die Farberzeugung genutzt wurde. Er stellte fest, dass die farblose Flüssigkeit der hypobranchialen Drüse von Purpura lapillus, einer anderen Purpurschneckenart an der Küste Englands, sich in Rot verwandelte, nachdem sie dem Licht ausgesetzt war. Damit hatte er wieder entdeckt, wie die Farbe entstehen musste.
Doch es dauerte bis zum französischen Zoologen Henri de Lacaze-Duthiers, der von 1821 bis 1901 lebte. Er stammte aus der Ortschaft Montbazin in Frankreich, wie man auf dem Bild sehen kann. Er entdeckte drei farbproduzierende Schnecken im Mittelmeer: Murex brandaris, Murex trunculus mit blauem Purpur und Thais haemastoma.
Seine Entdeckungsgeschichte ist interessant: Als Wissenschaftler war er mit einem Schiff unterwegs und besuchte die Balearen. Dort beobachtete er einen Fischer, der auf seinem Hemd eine Schnecke aus dem Mittelmeer zerdrückte. Zuerst war die Flüssigkeit gelblich, nach einer Weile wurde sie wunderschön rot. Das war der Anlass für seine Forschungen, um genau diese Schneckenarten zu identifizieren.
Für seine Entdeckungsarbeit wurde er in Frankreich hoch geehrt und erhielt schließlich eine Professur an der Universität Paris. Diese Entdeckung datiert auf das Jahr 1858, als er als Wissenschaftler die Zusammenhänge klarstellte.
1884 machte man archäologische Entdeckungen in Sidon. Dort fand man gigantische Abfallhaufen mit Murex trunculus aus der Antike. Was bedeuten diese riesigen Haufen von Schnecken? Offensichtlich sind das Überreste einer Industrie, der Verarbeitung aus der Vergangenheit, also aus der Antike.
Auffällig war, dass die Schnecken an der Stelle zerstört waren, an der sich die hypobranchiale Drüse befindet, aus der man jeweils ein paar Tropfen Flüssigkeit gewinnen konnte. In der Nähe dieser Fundstelle entdeckte man weitere riesige Haufen mit Murex brandaris und Thais haemastoma – genau die drei Arten, die Lacaze-Duthiers als Biologe entdeckt hatte.
Damit haben wir eine archäologische Bestätigung, dass man auf der richtigen Spur war. Murex trunculus in Sidon ist ideal für blauen Purpur, und die weiteren Fundstellen mit Murex brandaris und Thais haemastoma sind ideal für roten Purpur.
Die Suche nach dem echten Techelet im Judentum
Rabbi Gershon Hanoch Leiner war ein Rabbi im neunzehnten Jahrhundert aus einer sehr bekannten Rabbinerdynastie in Polen. Hier sieht man das Städtchen Regin, mit der Hauptstraße, wo die ultraorthodoxen Juden lebten. Diese waren an ihren schwarzen Gewändern und langen Schläfenlocken zu erkennen.
Rabbi Gershon Hanoch Leiner war einer der großen Rabbiner unter den chassidischen Juden. Er interessierte sich jedoch nicht nur für Talmud- und Bibelstudien, sondern war auch sehr forschungsinteressiert. In verschiedenen Bereichen, wie der Pharmakologie und Chemie, hat er sich eingelesen und intensiv gearbeitet.
Er reiste durch Europa, um endlich herauszufinden, wie man wieder Dechelet für die Zizit herstellen könnte, also die blaue Farbe für die Quasten. Schließlich kam er zu der Überzeugung, dass das im Talmud erwähnte Chilason genau dieses Tier sei. Niemand wusste mehr genau, was Chilason ist. Der Talmud erklärt, dass es ein Tier aus dem Meer ist, dessen Farbe der des Meeres gleicht. Aber die genaue Identität war unbekannt.
Rabbi Leiner sagte sich, dass Chilason der Kuttelfisch sei, lateinisch Sepia officinalis. Er setzte sich dafür ein, die blaue Farbe mit diesem Kuttelfisch wiederherzustellen. Dabei verwendete er ein sehr kompliziertes Verfahren, bei dem auch Eisen eingebracht werden musste. Am Ende entstand tatsächlich eine blaue Farbe. Diese Entdeckung gelang ihm im Jahr 1888.
Ein Jahr später, 1889, stellte er 10.000 Sets von Zizit mit blauem Purpur her, für 10.000 seiner Jünger und Nachfolger. Diese verteilte er am Chanukkafest. Die meisten großen orthodoxen Rabbiner waren jedoch gegen seine Idee. Sie sagten, das sei ein Irrtum, und lehnten es ab. Diese Auseinandersetzung war sehr emotional.
Tatsächlich stellte sich später heraus, dass das Vorhaben ein kompletter Flop war. Der Kuttelfisch lieferte keine blaue Farbe. Die blaue Farbe, die Rabbi Leiner hergestellt hatte, stammte von einem chemischen Stoff, den er bei der Verarbeitung hinzufügte. Diese Farbe war also metallischen Ursprungs und hatte nichts mit einem organischen Stoff zu tun.
An diesem Beispiel wird deutlich, wie groß die Not war: Man konnte das Gebot nicht mehr erfüllen, weil nur noch weiße Zizit verfügbar waren, wie es im Widerstand Huma geschrieben steht.
Chemische Analysen und weitere Forschungen
1909 markiert einen weiteren wichtigen Schritt für Paul Friedländer. Dieser deutsche Chemiker gelang es zum ersten Mal, genau chemisch zu analysieren, was diese Purpurfarbe ist. Er konnte den roten Purpur als Dibromindigo C16H8Br2 identifizieren, also ein Molekül mit 16 Kohlenstoff-, 8 Wasserstoff-, 2 Brom-, 2 Stickstoff- und 2 Sauerstoffatomen. Das war ein bedeutender Fortschritt.
Nun muss ich noch Jitzchak Halewi Herzog erwähnen. Er war ein Rabbiner aus England, der in Leeds aufwuchs und als Wunderkind galt. Bereits mit zehn Jahren fiel er durch seine außergewöhnliche Gelehrsamkeit auf. Mit zwanzig wurde er als einer der größten Talmudgelehrten der Welt angesehen – unglaublich intelligent.
Trotzdem wollte er auch Naturwissenschaften studieren. Er ging nach Frankreich und schrieb schließlich eine Doktorarbeit in Chemie. Darin widerlegte er klar die Ansichten von Leiner, wie ich bereits erklärt habe. In seiner Doktorarbeit stellte er fest, dass Murex trunculus die Quelle für den blauen Purpur ist. Allerdings gab es ein Problem: Es gab kein richtiges Blau, sondern eher ein Rot.
Mit all seinen Quellenforschungen kam Herzog zu Chilason aus dem Talmud, einer bestimmten Schneckenart. Übrigens heißt es dort „Sie sieht aus wie das Meer“. Das ist eine mühsame Arbeit, diese Schnecken durch Tauchgänge aus dem Mittelmeer zu holen. Das Problem ist, dass sie so fest an den Felsen in der Meerstiefe haften, dass sie genau wie die Felsen aussehen. Sie von den Felsen zu unterscheiden, ist sehr schwierig.
Darüber hinaus muss man überhaupt tauchen können, um sie aus dem Meer zu holen. Das war also eine große Herausforderung.
Ich muss noch sagen, dass Jitzchak Halewi Herzog aus einem weiteren Grund interessant ist. Später ging er nach Israel. Als dort unter der britischen Mandatsherrschaft in Palästina der Oberrabbiner starb, stimmten viele dafür, dass Herzog sein Nachfolger werden und Oberrabbiner werden sollte.
Die Ultraorthodoxen protestierten jedoch in großer Zahl dagegen. Sie wollten keinen Rabbi, der auch Doktor ist. Sie forderten eine klare Trennung: „Das hat mit uns nichts zu tun, wir wollen keinen Wissenschaftler, der Rabbi ist.“
Trotzdem hatte Herzog so starke Unterstützung, dass er schließlich Oberrabbiner wurde. Ab der Staatsgründung 1948 war er der erste Oberrabbiner Israels bis zu seinem Tod 1959.
Allerdings erlebte er nicht mehr, was danach noch kam.
Neuere Forschungen und die endgültige Wiederherstellung
Professor Otto Elsner vom Schenker College of Fibers in Israel und Ehud Spanier von der Universität Haifa haben Forschungen zur Purpurherstellung durchgeführt. Dabei kam es zu einer Zufallsentdeckung: Eine Experimentvorrichtung wurde im Sonnenlicht stehen gelassen. Als man zurückkam, war der Purpur nicht mehr rot, sondern blau.
Unter der Lichteinwirkung wurde das Dibromindigo durch eine Redoxreaktion zu Indigo verwandelt, wodurch das schöne Blau entstand. Das Problem ist damit erklärt: Mit Brom entsteht roter Purpur. Durch die Redoxreaktion wird das Molekül verändert. Man sieht hier in der Darstellung, dass jeweils ein Bromatom angehängt ist. Diese Bromatome geben den roten Purpur. Durch die Redoxreaktion ändert sich das Molekül, und es entsteht blauer Purpur.
Damit wurde Herzog bestätigt. Er hatte mit seiner Doktorarbeit von 1913 absolut recht. Allerdings wusste er damals nicht, dass man noch Licht einwirken lassen muss, um den blauen Purpur zu erhalten.
Die Geschichte geht weiter mit Rabbi Eliahu Tawker. 1985 schrieb er ein Buch über den blauen Purpur. Er war der Erste, der aufgrund all dieser Vorarbeiten den Färbeprozess für die Praxis umsetzte. Mit der Chelet setzte er diese Farbe rituell für die Zizit ein.
Deshalb habe ich hier ein solches Exemplar. Ich habe es vor kurzem im Mechon Hamikdash in Jerusalem gekauft. Übrigens kostete mich diese Quaste 210 Schekel. So gehe ich normalerweise nicht mit Geld um – für ein paar Fäden fast sechzig Franken. Aber er hat sie eben wieder so verwendet.
Das war 1985. Daraus entstand 1993 die Organisation Petil de Chelet. Dabei geht es um die blauen Purpurfäden. Der Name der Organisation ist Programm. Sie produziert und verbreitet heute Quasten mit der Chelet. Außerdem betreiben sie Forschung auf diesem Gebiet, geben Bücher heraus und organisieren pädagogische Veranstaltungen, um über das Thema zu informieren.
Man kann auch Ausflüge mit ihnen machen, um alte Fundstellen aus der Archäologie in Israel zu besuchen, an denen in biblischer Zeit Dechelet und Argaman hergestellt wurden.
Genau in unserer Zeit wird wieder klar, was dieses Blau war. Darum ist es heute für orthodoxe Juden wieder möglich, die richtigen Zizit zu tragen.
Vorbereitung des dritten Tempels und die Bedeutung der Purpurfarben heute
Der dritte Tempel ist eine Sehnsucht, die bereits seit zweitausend Jahren besteht. Der zweite Tempel wurde im Jahr 70 zerstört, und Gott erlaubte keinen Wiederaufbau mehr. Damit wollte er dem Volk Israel und der ganzen Welt zeigen, dass ein wahres Opfer, das uns wirklich mit Gott versöhnt, durch den Messias, den Herrn Jesus, am Kreuz dargebracht wurde. Dort erhalten wir Vergebung. All die Tieropfer waren nur symbolische Hinweise auf ihn.
Trotzdem sagt die Bibel, dass in der Endzeit der dritte Tempel wieder gebaut wird. Wer nach zweitausend Jahren nicht erkannt hat, wo das wahre Opfer ist, wird es auch nach viertausend Jahren nicht erkennen. Im Judentum wurde jedoch über all die Jahrhunderte hinweg täglich gebetet: „Jehi Retzon Lefanecha“ – Möge es dein guter Wille sein, Herr, unser Gott, König der Welt, dass der Tempel in unseren Tagen schnell wieder aufgebaut wird.
Es war jedoch vieles unklar. Man wusste nicht mehr, wie man die Tempelgeräte herstellen sollte, oder wie man blauen und roten Purpur herstellt. Wie sollte man einen Tempel bauen, wenn so viele Dinge nicht geklärt sind? Doch 1967 kehrte Israel mit dem Sechstagekrieg nach fast 2000 Jahren Unterbrechung zum Tempelberg zurück.
Jordanien wurde vor dem Sechstagekrieg gewarnt: Wenn Jordanien eine dritte Front gegen Israel eröffnen würde – zusammen mit Ägypten und Syrien –, hätten diese Fronten das Ziel, Israel zu vernichten. Das hätte schwere Konsequenzen für Jordanien. Trotzdem eröffnete König Hussein die dritte Front, und die Antwort war die Eroberung des Tempelbergs in Ostjerusalem.
Die Mauer der Jordanier, die Jerusalem teilte, wurde abgebrochen, und die Stadt wurde wiedervereinigt. Das jüdische Volk kehrte zum Tempel zurück. Hier sieht man Israel Ariel, einen sehr bekannten Rabbiner in Israel. Er war 1967 Soldat und bei der Eroberung des Tempelbergs dabei. Er gehörte zu einem Fallschirmspringertrupp, der vom Skopusberg aus die Altstadt erobern sollte.
Dieses Ereignis prägte ihn so sehr, dass er später das Tempelinstitut in Ostjerusalem, das Mechon Ha-Megdasch, gründete. Dort wurde in jahrelanger Forschungsarbeit herausgefunden, wie man die Tempelgeräte für den dritten Tempel herstellen muss. Hier sieht man den ersten goldenen Leuchter für den Tempel, den Israel seit dem Jahr 70 nach Christus wieder besitzt. Das ist kein Modell, sondern er ist bereit, im dritten Tempel verwendet zu werden.
Viele andere Tempelgeräte wurden ebenfalls wiederhergestellt. Auch den Brandopferaltar hat man bereitgestellt – ich habe ihn gesehen. Die Steine liegen auf dem Nachbarhügel bereit. Sobald der Tempelplatz frei wird, können die Steine dorthin transportiert und die Opferhandlungen beginnen, im Prinzip.
In dieser Zeit hat man auch die alten Farben für die Priesterkleider wiederentdeckt. Die Priester müssen an ihrem Gürtel roten und blauen Purpur tragen. Der Hohepriester muss das ganze Gewand tragen, und der Scheidevorhang muss wieder alle vier Farben haben. Alles ist bereit.
Die Bibel spricht tatsächlich in der Endzeit von einem Tempel, der in Jerusalem wieder stehen wird. In Offenbarung 11,1 heißt es: „Und es wurde mir ein Rohr gleich einem Stabe gegeben und gesagt: Stehe auf und miss den Tempel Gottes und den Altar und die darin anbeten.“ Dabei geht es um den Tempel auf Erden in Jerusalem.
Viele weitere Stellen wie Joel 1 und 2, Daniel 9, 2. Thessalonicher 2 und andere sprechen von diesem künftigen dritten Tempel. Es gab die 69 Jahrwochen in der Prophetie von Daniel, die heute Nachmittag unter anderem Thema sein werden. Diese Zeitspanne umfasst 69 mal sieben prophetische Jahre – vom Erlass, Jerusalem wieder aufzubauen unter Nehemia 445 v. Chr. bis zum Kommen des Herrn Jesus als Fürst im Jahr 32 nach Christus an Palmsonntag.
Prophetische Jahre bestehen aus 360 Tagen, sodass sich insgesamt 130.688 Tage ergeben. Daniel 9 sagt, dass nach dieser Zeit der Messias ermordet wird und die Stadt sowie der Tempel verwüstet werden. Danach folgt eine lange Zeit bis zur Endzeit, in der die letzte Jahrwoche von sieben Jahren beginnt.
Diese letzte Woche ist in zwei Hälften geteilt: dreieinhalb Jahre und nochmals dreieinhalb Jahre. Genau in der Mitte wird nach Daniel 9 und Daniel 12 der Tempel in Jerusalem entweiht und geschändet – durch den Antichristen. Danach folgt die große Drangsal, und nach diesen sieben Jahren kommt der Herr Jesus als König der ganzen Welt zurück.
Zwischenzeitlich gibt es eine Zwischenzeit, die Gott nach dem Neuen Testament eingesetzt hat, um die Gemeinde als himmlisches Volk Gottes entstehen zu lassen. Die prophetischen Jahre Israels als irdisches Volk endeten an Palmsonntag. Dann kam die Kreuzigung, die Auferstehung und 50 Tage später Pfingsten, an dem die Gemeinde gegründet wurde. Der Heilige Geist kam auf die Erde, genau zwischen die 69. und 70. Jahrwoche hinein.
Der Tempel bestand noch bis ins Jahr 70, es gab also eine Übergangszeit. Die Jahrwochen hatten jedoch bereits aufgehört zu zählen. Die Gemeinde soll hier auf Erden als himmlisches Volk leben und wartet darauf, dass Jesus Christus vom Himmel herkommt, um all diese himmlischen Bürger bei der Entrückung in die Herrlichkeit zu führen.
Das wird geschehen, bevor die Zeit mit Israel wieder zu ticken beginnt. So wie die Zeit vor Pfingsten gestoppt hatte, wird sie nach Pfingsten wieder ticken, wenn der Geist, der in der Gemeinde wohnt, und die Gemeinde in den Himmel aufgenommen werden. Das ist die Umkehrung von Pfingsten.
So wie der Heilige Geist gekommen war, wird er mit der Gemeinde wieder gehen. „Der Geist und die Braut sagen: Komm!“ heißt es in Offenbarung 22. Dann werden sie gehen, aber alles muss bereits für den dritten Tempel bereit sein.
Deshalb erleben wir in dieser Übergangszeit, wie alles vorbereitet wird. Nur ein kleiner Ausschnitt davon sind die Farben Chelet und Argeman, die wieder neu entdeckt und gebrauchsfertig gemacht worden sind. Hier ein paar Literatur- und Internethinweise, wo man mehr über diese Farben erfahren kann.
Ich bin es gewohnt, bei meinen Vorträgen länger zu sprechen, aber es kann auch schneller gehen. Nun haben wir Zeit für einige Fragen. Und das beginnt ja gleich schon hier.
Fragen und Antworten zur Bedeutung von Gottes Verheissungen und Purpurfarben
Ja, es war eigentlich so, dass Gott für ganz Israel eine Verheißung gab: Wenn sie treu sind, wird er ihnen auch Gelingen in ihrer irdischen Arbeit geben. Im Prinzip war von Gottes Seite dafür gesorgt, dass wer treu war, auch mit Erfolg im Geschäft rechnen konnte. Man lese nur 5. Mose 28,1-14.
Es ist nun ganz wichtig, dass man das richtig versteht. Das ist eine Verheißung für das irdische Volk Gottes. Sie hatten irdische Segnungen. Aber wehe dem, der diese Verheißungen auf die Gemeinde überträgt – der irrt vollkommen, denn die Gemeinde ist nicht Gottes irdisches Volk, sondern Gottes himmlisches Volk und hat wesentlich himmlische Verheißungen.
Darum lesen wir auch in Epheser 1,3: Gepriesen sei der Gott und Vater, unser Herr Jesus Christus, der uns gesegnet hat mit jeder geistlichen Segnung in den himmlischen Örtern in Christus. Wir haben himmlische Segnungen, aber Israel hat die irdische Segnung. Im Prinzip hätte es so möglich sein müssen, aber wir sehen trotzdem Verarmung in Israel.
Dann musste man eben für diese Sache Prioritäten setzen. Das ist ja auch heute so: Nicht alle schwimmen im Geld. Was bei uns an Wohlstand ist, ist einzigartig in der ganzen Weltgeschichte; so etwas hat es noch nie gegeben. Selbst die, die eigentlich arm sein sollten in unserer Gesellschaft, bekommen immer noch relativ viel Geld. Trotzdem hört man oft: „Es geht nicht, ich habe zu wenig“ und so weiter.
Aber es ist auch immer eine Frage der Prioritätensetzung. Wenn man sich gewissen Luxus einspart, ist es manchmal ganz erstaunlich, was dann doch noch auf der Seite ist. Man muss sich halt immer wieder fragen: Brauche ich das wirklich? So war das auch für die Israeliten. Die mussten sich überlegen, was jetzt wichtiger ist.
Das soll mich jeden Tag daran erinnern, das Wort Gottes zu hören und dem Wort Gottes wirklich volle göttliche Autorität auch im praktischen Leben zuzuschreiben.
Weitere Fragen: Ist es einfach, diese Muscheln zu finden, oder muss man tief graben? Nochmals: Es sind übrigens keine Muscheln, sondern Schnecken – nur eine Kleinigkeit. Diese Schnecken sind in den Meerestiefen zu finden, an verschiedensten Orten im gesamten Mittelmeerraum, auch in Nordafrika und sogar bis nach Spanien. Eine besonders günstige Stelle war Nordisrael, ab Haifa hinauf bis in den Libanon, nach Tyrus und Zidon.
Man muss tauchen, und es ist sehr schwierig, sie zu finden, weil sie mit grünem Gewächs über den Felsen bedeckt sind und fast nicht von den Felsen zu unterscheiden sind. Wenn man schon mal tauchen kann, ist das eine Sache, aber sie dann auch noch zu finden, ist eine andere. Das ist schon ein Grund, warum das so wertvoll ist. Und dann die ganze Verarbeitung – die ist unheimlich kompliziert und aufwendig.
Eine andere Frage: Es ist nicht speziell so, dass man die züchtet, sondern dass man nach ihnen taucht. Man kann auch Tauchgänge mitmachen, um vor Ort zu erleben, wie man sie herausholt. Das war mir so nicht bewusst. Man holt sie aus dem Mittelmeer.
Wie hat man sie gefunden, bevor man tauchen konnte oder Einrichtungen hatte? Man konnte schon immer tauchen. Nicht alle, aber man denke nur an die Perlentaucher in Indien, die ohne Taucherausrüstung in Tiefen gehen. Was die machen, ist ja völlig verrückt, denn sie schaffen es, je nachdem, über drei Minuten die Luft anzuhalten. Normalerweise, so haben wir gelernt, ist man nach drei Minuten ohne Sauerstoff tot. Aber diese Taucher haben dann als Folge Hirnschädigungen.
Man muss ja nicht mehr als drei Minuten unter Wasser bleiben, um die Schnecken zu holen, aber es ist aufwendig. Es gibt einen Hinweis im Talmud, dass die Schnecken so quasi einmal in siebzig Jahren in großer Menge vorkommen. Das war ein Erfahrungswert, dass es einmal in einem Menschenalter eine ganz besondere Masse von Purpurschnecken gibt.
Zum Gebetsschal mit Blau: Das ist eine Möglichkeit, ihn so zu machen. Es gibt auch andere, die ein bisschen anders aussehen. Aber dieses Blau auf dem Gebetsschal muss nicht Techelet sein. Das ist auch kein Techelet. Dieser Gebetsschal ist noch quasi der traditionelle, mit den Quasten, die wirklich nur weiß sind, ohne Techelet. Hier habe ich ein Beispiel von Techelet, das sind ein paar Fäden. Die müssen aus blauem Purpur sein.
Übrigens ist das israelische Wappen die Darstellung eines Gebetsschals plus Davidstern. Der Davidstern ist biblisch gesehen ein Symbol des Messias. In 4. Mose 24,17 sagt Bileam: „Ich sehe einen Stern aus Jakob und ein Zepter, das sich erhebt aus Israel.“ Das war ein Hinweis auf den Messias. Wenn er kommt, wird dieser Stern aufgehen.
In der antiken Synagoge von Kapernaum, aus dem dritten oder vierten Jahrhundert, findet man diese Symboldarstellung eines Davidsterns schon. Also lange Vorfreude und so weiter.
Das ist also auf dem Wappen von Israel – Gebetsschal plus dieser Stern, der eigentlich auf den Messias hinweist. Jassir Arafat hat das allerdings anders gedeutet. Er sagte, das seien die zwei Flüsse, der Nil und der Euphrat, und das sagt uns schon mal klar, was die Israelis alles wollen.
Da vorne war noch eine Frage. Ich wiederhole die Frage für die Aufnahme: Abraham wurde von Gott Segen für seinen Samen verheißen, und zwar sollte der Same sein wie der Sand am Meer und wie die Sterne des Himmels. In Jeremia 33 wird mit ganz ähnlichen Worten von den Nachkommen des Hauses Davids und auch aus dem Stamm Levi gesprochen.
Dann wurde noch gefragt: Es wurde ja manchmal gesagt, „wie am Sandmeer“ seien die Nachkommen Israels, und „wie die Sterne des Himmels“ wäre das himmlische Volk, die Gemeinde. Also eigentlich sind es zwei Fragen, nicht wahr? Zuerst bezüglich des himmlischen Volkes.
Nun, Gott macht einfach zwei Vergleiche gegenüber Abraham, um zu sagen: Die Nachkommenschaft, die von dir abstammen wird, wird unzählbar sein. Das war für Abraham etwas Unfassbares. Er hatte ja kein Kind bekommen bis zum Auszug aus Ur in Chaldäa.
Das wird gesagt in 1. Mose 11. Sarah war unfruchtbar. Abraham war damals in Ur in Chaldäa ein Götzendiener, das sagt Josua 24 ausdrücklich. Der wichtigste Gott von Ur war der Mondgott Nanna. Die Sumerer sagten von Nanna, er mache Menschen und Vieh zahlreich. Aber er hat vollkommen versagt.
Wir verstehen das gut, nicht erst seitdem die Amerikaner 1969 auf dem Mond waren: Wir wissen, dass der Mond ein toter Stein ist, kein Gott. Sarah war unfruchtbar, sie hatte kein Kind.
Dann erschien der wahre Gott und verheißt Abraham in 1. Mose 12,1-3: „Ich werde dich zu einem großen Volk machen.“ Unfasslich! Abraham glaubte Gott und zog aus, ging ins Land Kanaan. Aber in den weiteren 25 Jahren hatte er immer noch kein Kind. Wo ist jetzt die Verheißung? Kein Unterschied zu früher.
Schließlich kam Isaak, ein Kind. Aber Gott sagt: Deine Nachkommenschaft wird unzählbar sein, und macht zwei Vergleiche: Der Sand am Meer kann nicht gezählt werden, und die Sterne des Himmels können nicht gezählt werden. Das will Gott grundsätzlich sagen.
Jetzt im Nachhinein, mit dem Licht des Neuen Testaments, wird uns klargemacht, dass die Nachkommen Abrahams diejenigen sind, die wirklich biologisch von Abraham abstammen – über die Segenslinie, übrigens über Isaak und Jakob. Aus dieser Linie ist das Volk Israel gekommen, und niemand kann je ermitteln, wie viele Israeliten es je gegeben hat als Nachkommen Abrahams. So hat sich das erfüllt.
Mit dem Licht des Neuen Testaments wird uns gezeigt, dass alle, die an den Messias Jesus Christus glauben, mit ihm eins gemacht sind. Damit sind alle Gläubigen der Gemeinde, auch aus den anderen Völkern, durch Christus in diese Linie hineingesetzt. Der Segen Abrahams kommt über diese Linie auf das himmlische Volk Gottes.
Im Nachhinein können wir sagen: Ja, man hat wirklich den Vergleich mit dem Sand am Meer (irdisch) und wie die Sterne des Himmels (himmlisch). Im Nachhinein können wir in diesen zwei Vergleichen eine tiefere Bedeutung erkennen, weil Gott wirklich eine irdische Nachkommenschaft und eine himmlische Nachkommenschaft für Abraham unterscheidet.
Es gibt diese Verheißung auch für das Haus Levi und für das Haus Davids. Effektiv kann niemand je ermitteln, wie viele Nachkommen aus dem Stamm Levi gekommen sind. Viele wissen das auch gar nicht, dass sie aus dem Stamm Levi sind.
Leute, die in Europa Fürst, Furchst, First heißen, sind zum Beispiel typische Namen für Leute, die aus dem Stamm Levi abstammen. Nicht nur die, die Levi, Levin, Levi usw. heißen, aber niemand kann je ermitteln, wer alles aus dieser Linie kommt. Es ist unzählbar, und das gilt auch für das Haus Davids.
Auch dort macht Gott diese zwei Vergleiche: wie der Sand am Meer und wie die Sterne des Himmels.
Interessant ist noch Folgendes: Eine Schätzung der Zahl der Sandkörner an allen Meerstränden der Welt bringt einen Wert von etwa 10 hoch 22 – eine Eins mit zweiundzwanzig Nullen.
Es gibt auch eine Schätzung der Sterne im bisher erforschten Weltall. Man hat gewisse Räume im Weltall ausgezählt mit Galaxien und dann eine Hochrechnung für das ganze Weltall gemacht. Dabei kommt man auf hundert Milliarden Galaxien. Die Schätzung ist, dass durchschnittlich eine Galaxie 100 Milliarden Sterne hat.
Also 100 Milliarden mal 100 Milliarden, also 10 hoch 11 mal 10 hoch 11, ergibt 10 hoch 22. Es gibt auch Schätzungen, die noch höher sind.
Interessant ist, dass mindestens diese Schätzungen für die Sandkörner und für die Sterne nach vernünftiger Überlegung in eine ähnliche Größenordnung fallen. Aber es muss nicht genau sein, es geht einfach darum, unzählbar zu zeigen.
Da hinten war noch eine Frage. Ich wiederhole die Frage: Viele Tempelgeräte sind wiederhergestellt, aber das Problem ist die Al-Aqsa-Moschee auf dem Tempelberg. Wenn der dritte Tempel gebaut wird, muss sie ja irgendwie weg. Geht das ohne kriegerische Maßnahme?
Es ist so: Die Al-Aqsa-Moschee besetzt den Tempelplatz teilweise im Süden. Allerdings ist der eigentlich heilige Bereich des Tempelplatzes ein Quadrat von 500 mal 500 Ellen und liegt gerade außerhalb der Al-Aqsa-Moschee.
In diesem Quadrat liegt der Fels, der der natürliche Berggipfel des Berges Zion oder Moria ist. Das war der Ort, wo das Allerheiligste war. Dieser Fels wird heute vom Felsendom besetzt.
Der Felsendom muss hundert Prozent weg für den dritten Tempel. Wie das gehen soll, sagt die Bibel nirgends. Sie sagt nur, dass in der Endzeit ein dritter Tempel stehen wird.
Manche dachten vielleicht, eine Hamas-Rakete könnte die Moschee zerstören. Im Golfkrieg 1991 wurde gesagt, vielleicht trifft eine Scud-Rakete von Saddam Hussein den Felsendom. Aber damit wäre das Problem nicht gelöst, denn für die Muslime ist der Fels das Heiligste, heiliger als die Moschee.
Sie geben den Felsen auch nicht her, wenn die Moschee kaputt ist. Dann kann man nicht einfach etwas Neues bauen. Es ist genau so, als ob jemand ein Einfamilienhaus besitzt und es durch ein Erdbeben kaputtgeht. Der Nachbar darf dann nicht plötzlich seinen Häuserblock dort bauen. Das Terrain gehört immer noch dem Eigentümer.
Das ist das Problem. Wie war das mit dem Tempelberg? In Jeremia wurde ganz klar gesagt, sie werden mit Jubel zurückkehren zum Berg Zion. Bis 1967 war der Berg Zion in Ostjerusalem durch die Mauer abgetrennt.
Dann kam der zweite Versuch der arabischen Welt, Israel auszurotten. Das gab Israel die Legitimierung, den Tempelberg zu erobern – als Antwort darauf. Seitdem ist er in israelischer Hand.
Analog wäre ein vernünftiges Szenario denkbar: Aus der muslimischen Welt kommt wieder eine Bedrohung auf Israel, die Totalauslöschung. Das könnte die Reaktion auslösen, die Moschee zu entfernen.
Seit 1967 hat Israel das nicht gemacht. Man wollte einen Kompromiss finden. Aber wenn man versucht, Israel wieder auszurotten, könnte Israel das als Grund nehmen, die Moschee zu entfernen.
Ein solcher Stärkeerweis wirkt in der islamischen Welt immer lähmend. Es gibt zuerst einmal sofort Ruhe. Zeigt man Schwäche, ist das eine Ermutigung, um angriffig zu werden. Sobald Israel Stärke zeigt, gibt es Ruhe, aber nicht für immer, nicht für lange.
In der großen Drangsal wird dieser Angriff von Norden kommen. Israel wird von Norden her überrannt werden. Psalm 83 sagt, diese Armee sagt: „Lasst uns die Wohnungen Gottes erobern.“ Die große Drangsal wird der Versuch sein, den Tempelberg wieder islamisch zurückzuerobern.
Dazu mehr heute Nachmittag.
Wir haben noch zwei Minuten.
Nochmals zur Murex trunculus: Diese paar Tröpfchen aus der hyperbranchialen Drüse sind zuerst farblos und dann wird das roter Purpur. Wenn man diesen roten Purpur im frühen Herstellungsvorgang, nicht später, dem Sonnenlicht aussetzt, dann gibt es eine Redoxreaktion, und dann wird aus Dibrom-Indigo blau.
Jetzt hat es gerade noch Platz für eine kurze Frage.
Ja, da hinten: Rot ist ein sehr weiter Begriff. Schau mal auf Wikipedia unter Rot, dann sieht man, dass Rot ein sehr weiter Begriff ist und von einem leuchtenden Scharlach bis ins Violette gehen kann.
Dazwischen findet man die typischen Farbtöne Purpur und Indigo, dieses Himmelblau. Es gibt sogar bei der Herstellung von Purpur unterschiedliche Töne, die man bekommt.
Die herkömmliche Bezeichnung „roter Purpur“ ist ein rötlicher Ton, der eher ins Violette hineingeht. Aber es ist ein Problem in allen Sprachen, wie man Farben bezeichnen soll.
Es gibt Sprachen, die haben ganz wenige Wörter für Farbenbezeichnungen, andere sind sehr detailliert. Der Durchschnittsmensch bei uns ist auch nicht so ganz auf der Höhe, um all die Millionen von Farben, die man auf dem PC oder Bildschirm anzeigen kann, zu benennen – in allen Abstufungen.
Ja, dann sind wir am Ende für heute Morgen.
