Die poetische Beschreibung der Braut und ihrer Schönheit
Wenn der Tag vergeht und die Schatten fliehen, will ich zum Mirrenberg gehen und zum Weihrauchhügel.
Alles an dir ist schön, meine Freundin, und kein Makel ist an dir.
Komm mit mir vom Libanon, meine Braut! Komm mit mir vom Libanon, steig herab vom Gipfel des Amana, vom Gipfel des Senir und Hermon, vom Weg der Lagerstätten der Löwen, von den Bergen der Leoparden!
Du hast mir das Herz geraubt, meine Schwester, meine Braut. Du hast mir das Herz geraubt mit einem einzigen Blick aus deinen Augen, mit einer einzigen Kette von deinem Halsschmuck.
Wie schön ist deine Liebe, meine Schwester, meine Braut! Wie viel köstlicher ist deine Liebe als Wein, und der Duft deiner Salben ist stärker als alle Balsamöle.
Honigseim träufeln deine Lippen, meine Braut. Honig und Milch sind unter deiner Zunge, und der Duft deiner Gewänder gleicht dem Duft des Libanon.
Ein verschlossener Garten bist du, meine Schwester, meine Braut, ein verschlossener Born, eine versiegelte Quelle.
Was dir entsprosst, ist ein Lustgarten von Granatapfelbäumen samt köstlichen Früchten, Hennasträuchen samt Narden, Narde und Safran, Würzrohr und Zimt samt allerlei Weihrauchgewächsen, Myrrhe und Aloe samt aller besten Balsamsträucher.
Eine Gartenquelle bist du, ein Brunnen mit fließendem Wasser, Wasser, das vom Libanon strömt.
Wach auf, Nordwind, und komm, Südwind! Lass duften meinen Garten, lass strömen seine Balsamöle.
Mein Geliebter komme in seinen Garten und esse seine köstlichen Früchte.
Die tiefere Bedeutung des Lobes und die Reaktion der Braut
Wir haben uns sehr genau angeschaut, wie Salomo seine junge Ehefrau in ihrer Schönheit preist. Dabei handelt es sich nicht einfach um einen Mann, der seine Frau schön findet, sondern um jemanden, der genau weiß, was an ihr schön ist.
Salomo beschreibt sieben Körperteile: die Augen, das Haar, die Zähne, die Lippen, die Schläfe, den Hals und die Brüste. Sieben Körperteile, die er auf hochpoetische Weise beschreibt. Wir haben diese Beschreibung in den letzten beiden Malen entschlüsselt und auch die geistliche Bedeutung davon betrachtet. Dabei haben wir die Übertragung auf die Braut Christi, also die Gemeinde, gesehen.
Das Hohelied hat prophetische Bedeutung. Einerseits beschreibt es die Ehe nach Gottes Gedanken, am Beispiel von Salomo und Sulamit. Andererseits hat es eine prophetische Bedeutung für den Überrest Israels, der nach der Entrückung der Gemeinde zum Glauben kommen wird. Zunächst sind es die 144.000, und dann wird in der großen Drangsal ein Drittel der Bevölkerung Israels zum Glauben kommen. Auch ein Überrest aus dem Ausland wird am Ende der Drangsal zurückkehren ins Land. Das ist die irdische Braut.
Natürlich weist das Hohelied auch auf das Geheimnis im Neuen Testament hin: die himmlische Braut, die Gemeinde. Deshalb können wir immer Übertragungen machen, einerseits auf Israel und andererseits auf die Gemeinde.
Nach diesem Lob – und es ist ja nicht nur schwer, Tadel zu ertragen – ist es auch gar nicht so einfach, Lob zu ertragen. Wie reagiert Sulamit auf dieses wirklich tiefgehende Lob in den Versen eins bis fünf? Sie antwortet in Vers sechs: "Bis der Tag sich kühlt und die Schatten fliehen, will ich zum Myrrenberg gehen, hin gehen und zum Weihrauchhügel."
Irgendwie lenkt sie von sich ab. Das ist auch eine gute Reaktion: Wenn zu viel Lob kommt, kann man einfach seinen Blick wegwenden.
Symbolik von Myrrhe und Weihrauch im Kontext der Leiden Christi
Der Blick richtet sich hier auf den Myrrhenberg und den Weihrauchhügel. Wenn wir an diese Orte denken, sehen wir etwas von der Myrrhe. Können wir kurz zusammenfassen, was Myrrhe ist, was an ihr wertvoll ist und wie sie beschaffen ist?
Myrrhe ist ein Harz. Wenn man es entzündet, verströmt es einen Duft. Es stammt vom Myrrhenstrauch oder Myrrhenbaum. Man sieht das auf dem Bild: Wenn man den Baum mit einem Messer anritzt, fließt ein Saft heraus, der im festen Zustand die Myrrhe bildet. Dieses Harz ist als Handelsgut sehr kostbar und hat einen bitteren Geschmack.
Ich gebe mal ein bisschen Myrrhe herum, damit jeder, der möchte, ein kleines Stück nehmen und es auf der Zunge zergehen lassen kann. So versteht man, warum das Wort Myrrhe "bitter" bedeutet. Der Geschmack ist bitter, aber wenn man die Myrrhe verbrennt, entsteht ein ganz besonderer Wohlgeruch.
Die Myrrhe weist besonders auf den Herrn Jesus hin. Die Bitterkeit der Myrrhe symbolisiert die Bitterkeit seiner Leiden am Kreuz. Daraus wird klar, dass der Myrrhenberg ein Hinweis auf den Hügel Golgatha ist.
In Jesaja 53, einem Kapitel, das reich an Aussagen über den Messias und seine Leiden für unsere Sünden ist, heißt es in Vers 9: "Und man hat sein Grab bei Gesetzlosen bestimmt." Normalerweise wäre ein Gekreuzigter verbrannt worden, doch Jesus wurde als Reicher bestattet – im Felsengrab des reichen Joseph von Arimathia. Weiter heißt es: "weil er kein Unrecht begangen hat und kein Trug in seinem Mund gewesen ist."
Eine Bemerkung zum Wort "Tod": Die alte Elberfelder Übersetzung erklärt in der Fußnote, dass es sich eigentlich um seinen qualvollen Tod handelt (vgl. Hesekiel 28,8). Im Hebräischen steht das Wort im Plural, was das Schmerzhafte der Todesart ausdrückt. Dies wird durch die Myrrhe symbolisiert.
Zum Wohlgeruch verweisen wir auf Epheser 5,1-2: "Seid nun Nachahmer Gottes als geliebte Kinder und wandelt in Liebe, wie auch der Christus euch geliebt und sich selbst für uns hingegeben hat, als Gabe und Schlachtopfer Gott zu einem duftenden Wohlgeruch."
Die Hingabe Jesu am Kreuz war in ihrer Art wunderbar. Nicht nur hat Jesus in seinem Leben alles richtig gemacht, auch sein Gang ans Kreuz war vollkommen. Doch es war mehr: Die Art und Weise, wie er es tat, war für Gott herrlich. Davon spricht der Wohlgeruch der Myrrhe, wenn sie verbrannt wird – gerade dann, als Jesus in den drei Stunden der Finsternis am Kreuz vom Zorn Gottes getroffen wurde, wie es im prophetischen Psalm 88 heißt: "Deine Zorngluten haben mich vernichtet." Diese Glut wird mit der verbrannten Myrrhe verglichen, die dabei einen Wohlgeruch erzeugt – als Darbringung und Schlachtopfer Gott zu einem duftenden Wohlgeruch.
In Epheser 5,2 wird sowohl von Darbringung als auch von Schlachtopfer gesprochen. Der Unterschied besteht darin, dass das Darbringungsopfer das Speisopfer meint, das in 3. Mose 2 beschrieben wird. Es war ein unblutiges Opfer aus Weizenmehl und symbolisiert die Vollkommenheit Jesu, der als "Spross aus dürrem Erdreich" (Jesaja 53) oder als "Frucht der Erde" (Jesaja 4,2) bezeichnet wird.
Wenn das Korn zermalmt und Mehl entsteht, wird die Vollkommenheit sichtbar. Körner könnten noch Verderbnis enthalten, doch das Mehl symbolisiert das vollkommen gereinigte Leben Jesu. Das Speisopfer wurde normalerweise zusammen mit blutigen Opfern dargebracht. So spricht es vom vollkommenen Leben Jesu vor seinem Sterben, das letztlich zum Opfer am Kreuz führte.
Beides – sein vollkommenes Leben und seine Hingabe am Kreuz – war Gott ein duftender Wohlgeruch. Wenn der Bräutigam die Schönheit der Braut beschreibt, oder wenn Jesus unsere Schönheit als neue Schöpfung durch den Glauben beschreibt, dürfen wir unseren Blick auf ihn richten. Alles kommt von ihm; wir haben nichts in uns, was von uns selbst käme. Diese Vollkommenheit wird durch Vergebung, Rechtfertigung und Erneuerung geschenkt – alles hat er bewirkt.
Wenn Jesus uns beschreibt, etwa mit den Worten "deine Augen sind wie Tauben hinter deinem Schleier" oder "dein Mund wie eine Karmesinschnur", denken wir an den Myrrhenberg. Dort hat er so viel gelitten und uns durch sein vollkommenes Opfer erlöst.
Noch ein Detail: In Epheser 5,2 steht "gleichwie auch der Christus" – das griechische Wort für Messias. Es lohnt sich, immer wieder "Christus" mit "Messias" zu ersetzen. So wird klar, dass es sich nicht um einen Familiennamen handelt, sondern um den Titel des verheißenden Erlösers, Königs, Priesters und Propheten.
In Verbindung mit der Myrrhe ist zu erwähnen: Die kostbarste Form von Myrrhe ist die, die von selbst aus dem Myrrhenbaum fließt, ohne dass jemand ritzt. Natürlich symbolisiert das Ritzen mit dem Messer die Wunden und Leiden Jesu auf seinem Weg nach Golgatha. Doch es ist wichtig zu wissen, dass Jesus nicht gezwungen war, ans Kreuz zu gehen, sondern freiwillig bereit war.
Als Petrus ihm widerstand und sagte: "Dies widerfahre dir nicht!" (Matthäus 16, in Caesarea Philippi am Fuß des Hermon), antwortete Jesus: "Geh hinter mich, Satan! Du sinnst nicht auf das, was Gottes ist, sondern auf das, was der Mensch ist." Sobald Jesus von seinen Leiden am Kreuz sprach, wollte der Teufel durch Petrus ihn daran hindern. Doch Jesus war überzeugt von diesem Weg und ging ihn bis zum Ende.
Er hat sich selbst für uns hingegeben, sich den Sündern ausgeliefert. Dies wird besonders durch die kostbarste Myrrhe ausgedrückt, die von selbst ausgeflossen ist. Darauf werden wir noch im Hohen Lied zurückkommen.
Weiß jemand, wo genau? Im Hohelied Kapitel 5. Edmund, kannst du Vers 4 lesen? Ich erkläre schnell die Umstände: Sulamit schlief unruhig. Salomo kam nachts nach Hause, doch sie war zu müde, um aufzustehen und die Tür zu öffnen. Er streckte seine Hand durch die Öffnung der Tür, wie es im Altertum üblich war. Sie sah seine Hand und wurde innerlich tief bewegt. Trotzdem stand sie auf, öffnete die Tür, doch er war schon weg.
Das ist der Tiefpunkt im Hohelied. Deshalb heißt die zweite Strophe, an der wir gerade arbeiten, "Die Höhen und Tiefen der Liebe". Ab Kapitel 3, Vers 6 beginnt die zweite Strophe nach dem Refrain, in der die Braut mit dem Bräutigam aus der Wüste nach Jerusalem einzieht – ein Höhepunkt.
Die Beschreibung der Braut in Kapitel 4, Verse 1 bis 5 ist ebenfalls ein Höhepunkt. Sie geht zum Weihrauch- und zum Myrrhenberg, alles Höhepunkte. Doch ab Kapitel 5, Vers 2 folgt der Tiefpunkt.
In den Versen 4 und 5 heißt es: "Mein Geliebter streckte seine Hand durch die Öffnung, da wurden meine Gefühle für ihn erregt. Ich stand auf, um meinem Geliebten zu öffnen, da tropften meine Hände von Myrrhe und meine Finger von flüssiger Myrrhe, als ich sie an die Griffe des Riegels legte. Ich öffnete meinem Geliebten, aber mein Geliebter hatte sich abgewandt und war weitergegangen."
Später werden wir auf die Bedeutung dieser Details eingehen. Hier geht es um die fließende Myrrhe am Türgriff. Im Altertum war es Brauch, dass ein junger Mann, der um eine junge Frau warb und abgelehnt wurde, kostbare Salbe an den Türgriff streute und Blumen rund ums Haus zerstreute. Das drückte aus: Auch wenn ich abgelehnt werde, stehe ich zu meiner Überzeugung, dass du die Einzige bist.
Hier geht es nicht mehr um Werbung, denn die beiden sind verheiratet. Doch es gab eine Ablehnung, und er ging weg. Das ist katastrophal, aber er ging nicht einfach so. Die kostbarste Myrrhe wurde am Griff hinterlassen – ein Ausdruck beständiger Liebe, auch wenn er abgelehnt wurde. Deshalb wird die fließende Myrrhe am Griff erwähnt.
Sie öffnet die Tür, doch er ist weg. Darauf kommen wir später zurück.
Nun zum Myrrhenberg, auch Weihrauchhügel genannt. Weihrauch ist ebenfalls ein Harz, gewonnen aus einer anderen Pflanze – dem Weihrauchbaum oder Weihrauchbusch. Typisch ist die weiße Farbe.
Auch Weihrauch kann man essen. Beide, Myrrhe und Weihrauch, haben medizinische Qualitäten. Ich gebe etwas Weihrauch herum. Philipp, kannst du das bitte holen? Vielen Dank.
Man kann die Körner in den Mund nehmen oder zumindest daran riechen. So nimmt man den besonderen Wohlgeruch des Weihrauchs wahr – und die typische weiße Farbe.
Der hebräische Ausdruck für Weihrauch bedeutet ebenfalls "weiß". Man erkennt das an der Wurzel "Lavan", die "weiß" bedeutet. Dies spricht besonders von der Reinheit und Vollkommenheit Jesu in seiner Hingabe.
So war Jesus Gott ein Wohlgeruch, ein lieblicher Wohlgeruch, wie es in Epheser 5,2 heißt.
Nach all dem Lob über die Braut geht die junge verheiratete Braut zum Weihrauchhügel und Myrrhenberg. Übertragen bedeutet das, dass wir uns mit den Leiden und der Vollkommenheit Jesu beschäftigen, die in seinen Leiden am Kreuz zum Ausdruck kamen.
Der Bräutigam ruft die Braut und prophetische Hinweise auf die Endzeit
Aber gleich danach, im nächsten Vers: Was tut der Bräutigam, der ein Hinweis auf den Messias ist? Von ihm wird in Kapitel 1, Vers 2 gesagt: „Dein Name ist ein ausgegossenes Salböl.“ Und Messias heißt ja „der Gesalbte“, Christus, der Gesalbte – König, Priester und Prophet.
Was tut er in Vers 7? Ja, ich weiß, wenn ich zu einfache Fragen stelle, dann ist es mühsam, das zu beantworten. Es geht weiter mit diesem Lob und diesem Kompliment. Aber eben, es gibt Komplimente, die man ertragen kann, und dann gibt es solche, bei denen man rot anläuft.
„Ganz schön bist du, meine Freundin.“ Eben, sie ist die beste Freundin, die beste Gefährtin in seinem ganzen Leben. Und er sagt: „Kein Makel ist an dir.“
Wie kann der Herr Jesus zu den Gläubigen der Gemeinde so etwas sagen? Wir würden das ja nicht so ausdrücken. Aber schauen wir mal, was in Hebräer 10, Vers 14 steht. Dort heißt es: „Denn mit einem Opfer hat er die, die geheiligt werden, für immer vollkommen gemacht.“
Hier wird von den Erlösten gesagt, sie sind vollkommen gemacht. Im Griechischen ist das die Form des Aorist. Das ist die Zeitform, die man im Altgriechischen verwendet, um eine abgeschlossene Handlung in der Vergangenheit auszudrücken. Es ist also keine Handlung, die noch im Prozess ist, sondern bereits abgeschlossen.
Das heißt also: Der Herr Jesus hat durch sein Erlösungswerk am Kreuz, das so vollkommen ist, alle Schuld entfernen können. Dadurch wurde es möglich, dass Gott uns neues Leben geben konnte, uns zu einer neuen Schöpfung machte. Dieses Opfer hat uns vollkommen gemacht – und zwar für immer. Nicht nur für eine gewisse Zeit.
Man könnte ja sagen: „Ja gut, das ist jetzt so, aber vielleicht könnte man das auch wieder verlieren.“ Aber hier wird ganz grundsätzlich gesagt: Nein, dieses Opfer hat uns auf immer unendlich vollkommen gemacht.
Darum muss man auch keine Angst haben, dass der Gedanke aufkommt: Es gab ja am Anfang einen Sündenfall, nachdem Gott Adam vollkommen gemacht hatte. In der Schöpfung und im Garten Eden gesetzt, war er vollkommen, kann man sagen, aus der Schöpferhand Gottes hervorgegangen. Aber dann kam 1. Mose 3, der Sündenfall, der alles kaputtgemacht hat.
Warum sollte es nicht auch in der Ewigkeit so sein? Sagen wir mal so: Nach fünf Millionen Jahren, wenn der neue Himmel und die neue Erde da sind, könnte plötzlich wieder ein Abfall kommen. Oder nach zehn Milliarden Jahren noch einmal ein Abfall. Man müsste ja immer Angst haben. Man müsste argumentieren, der Mensch hat doch einen freien Willen bekommen, und dieser freie Wille kann sich auch nach fünf Millionen Jahren noch als freier Wille äußern.
Aber hier steht: Nein, er hat uns auf immer vollkommen gemacht. Das heißt, es hört nicht mehr auf.
Und was ist die Garantie dafür? Die Garantie liegt darin, dass Gott die Erlösten versiegelt hat. Epheser 1,13-14 spricht davon, dass sie versiegelt sind. Versiegelt heißt, dass diese Entscheidung der Bekehrung von Gott gefestigt wurde. Man kann sagen, sie ist konserviert für die Ewigkeit.
Sonst müssten wir immer wieder Angst haben, weil der freie Wille ja immer noch da ist. Die Bibel lehrt wirklich, dass der Mensch nicht einfach eine Maschine ist. Nicht wahr, im Garten Eden nicht, aber auch als gefallenes Geschöpf, geknechtet unter die Bosheit des Herzens, besteht immer noch die Möglichkeit zur Entscheidung.
Darum heißt es ja in der Evangeliumsverkündigung von Petrus in Apostelgeschichte 3: „Tut nun Buße und bekehrt euch!“ Das sagt er zu nicht erneuerten, verdorbenen Menschen. Aber er richtet sich an sie: Tut Buße!
Das heißt also, wenn Gott Menschen zieht und durch sein Wort anspricht, besteht die Möglichkeit, dass der Mensch sich entscheiden kann. Wenn er dann Buße tut, versiegelt ihn Gott, und das Werk des Herrn Jesus ist so vollkommen, dass der Mensch auf ewig vollkommen gemacht ist.
Darum sagt hier der junge Ehemann, der Bräutigam: „Ganz schön bist du, meine Freundin, kein Makel ist an dir.“ Aber eben, das ist alles aufgrund von Golgatha.
Historische und geografische Hintergründe zu Golgatha und Jerusalem
Hier ein paar Bilder. Wir befinden uns im Modell, das man früher im Hotel Holy Land in Jerusalem bewundern konnte. Später wurde es abgebaut und im Israel Museum in Jerusalem wieder aufgebaut.
Hier sieht man den Steinbruch auf dem Südwesthügel der heutigen Altstadt von Jerusalem. Ein Steinbruch, der nicht mehr genutzt wurde. Was davon übrig blieb, ist dieser Fels, etwa zwölf Meter hoch. Das Gestein war zu weich, um als Baumaterial verwendet zu werden. Deshalb führten die Römer hier regelmäßig Kreuzigungen durch. Das geschah in der Nähe des Gennatt-Tors, auch Gartentor genannt. Es hieß so, weil es in diesem Steinbruch einen Garten gab.
In diesem Steinbruch befand sich übrigens auch das Grab von Josef von Arimathäa. Nun versteht man auch, warum Maria Magdalena, als sie am Grab ganz in der Nähe des Golgatha-Felsens war, dachte, es sei der Gärtner, der da erschien. Sie hatte nicht erkannt, dass es der Auferstandene war. Das lag daran, dass es hier einen Garten gab, beim Gennattor, beim Gartentor, wo die Römer gekreuzigt hatten.
Auf diesem Südwesthügel, einem Nachbarhügel des Tempelberges, auf dem sich der Tempelplatz befindet, liegt zwischen ihnen das Tyropeontal. Auf diesem Hügel ist der Herr Jesus gestorben. Im Licht von Hohelied 4,6 kann man ihn als den Myrrenberg, den Weihrauchhügel, bezeichnen.
Hier ein Luftbild der heutigen Altstadt von Jerusalem: Rechts im Bild ist der Ölberg zu sehen, dazwischen das Kidron-Tal und dann der Tempelberg mit dem Tempelplatz auf seiner Anhöhe oben. Der höchste Punkt liegt heute bei diesem Felsen, dem Felsendom.
Auf der anderen Seite gibt es in der Altstadt noch einen Berg, und das ist der Berg, auf dem Golgatha war. Heute steht dort die Grabeskirche. Sie wurde am richtigen Ort errichtet, wo dieser Steinbruch im ersten Jahrhundert lag. Es war ein gottesdienstlicher Ort, und archäologisch ist belegt, dass dies der richtige Ort von Golgatha ist.
Damals lag dieser Ort außerhalb der Stadt, wie man zuvor gesehen hat. Die heutigen Altstadtmauern gehen ein wenig weiter als die zweite Mauer damals.
Ein anderes Bild verdeutlicht das nochmals: Hier das Kidron-Tal zwischen Ölberg und Tempelberg und hier das Tyropeontal, das auch Käsemachertal genannt wird. Auf der Westseite gibt es zwei Hügel: den Südwesthügel und den Nordwesthügel, den man heute Zion nennt.
In der Bibel ist immer der Tempelberg mit Zion gemeint, aber heute nennt man den Nordwesthügel Zionsberg. Getrennt wird der Südwesthügel, auf dem Golgatha war, durch das Kreuztal, das in Form eines Kreuzes zum Tyropeontal verläuft.
Dies ist geistlich gemeint als der Myrrenberg, der Weihrauchhügel.
Die Einladung des Königs und die prophetische Bedeutung der Berge
Und jetzt gehen wir weiter. Der König ruft die Braut in Vers 8: „Mit mir vom Libanon herab, meine Braut, mit mir vom Libanon!“ Er erwähnt dabei den Gipfel des Amana, den Gipfel des Senir und den des Hermon. Was hat das zu bedeuten?
Zuerst eine kleine prophetische Übersicht: Wir sehen hier die Wiederkunft Christi. Auf dem Ölberg wird er kommen als König der Welt, wie in Sacharja 14 beschrieben. Doch zuvor wird die große Drangsal stattfinden – der letzte und schrecklichste Weltkrieg in der gesamten Menschheitsgeschichte.
Noch vor der großen Drangsal wird der Antichrist in Israel auftreten. Sein Einfluss wird sich weltweit erstrecken durch seine Verführung. Der Antichrist ist der schrecklichste falsche Messias aller Zeiten, und er wird in Israel selbst erscheinen. Bevor er auftreten kann, wird jedoch noch die Entrückung der Gemeinde stattfinden, wie es in 1. Thessalonicher 4,13 und folgende sowie 1. Korinther 15,51 beschrieben ist.
In der Ölbergrede, der Endzeitrede des Herrn Jesus in Matthäus 24, nennt er die große Drangsal „das Ende“ – das Endstück der Endzeit, in der wir heute bereits leben. Der Übergang von der Stunde der Versuchung, in der der Antichrist die Massen verführen wird, zur großen Drangsal ist ein entscheidender Punkt.
Jesus spricht darüber in Matthäus 24,15, nachdem er bereits einige Verse über die Endzeit gesprochen hat. Dort heißt es in Vers 15: „Wenn ihr nun den Gräuel der Verwüstung, von welchem durch Daniel den Propheten geredet ist, stehen seht an heiligem Ort“ – Matthäus fügt hinzu: „Wer es liest, der beachte es.“ Damit gibt der Herr Jesus das Signal, wann die große Drangsal, der letzte Weltkrieg, ausbrechen wird.
Man muss dann auf den Tempelplatz, den heiligen Ort, achten. Der Antichrist wird dort ein Götzenbild aufstellen, das sprechen kann, wie es in Offenbarung 13,11 beschrieben wird. Der Ausdruck „Gräuel der Verwüstung“ stammt aus Daniel 9. Jesus bezieht sich darauf, aber er kommt auch in Daniel 11 vor, in einer Prophetie, die schon längst erfüllt ist.
In der früheren Erfüllung war der „Gräuel der Verwüstung“ ein Götzenbild, das der syrische König Antiochus Epiphanes auf dem Tempelplatz beim Altar sichtbar aufgestellt hatte. Nun sagt der Herr Jesus, dass der Antichrist in der Endzeit diesen Gräuel aufstellen und den dritten Tempel entweihen wird.
Nach der Entrückung der Gemeinde wird in Israel eine Erweckung stattfinden. Zunächst werden 144.000 Bekehrte aus allen zwölf Stämmen Israels evangelisieren. Diese werden mit dem Dritten Tempel verbunden sein, der heute vorbereitet wird. Viele Tempelgeräte sind bereits wiederhergestellt, und der Tempel wird dann stehen.
Der Antichrist wird ein Feind dieses Überrests von Israel und der Tempelerwägung sein. Deshalb wird er den Tempel verunreinigen, indem er ein Götzenbild aufstellt und alle Opfer stoppt.
Der Herr Jesus sagt: Wenn ihr dieses Zeichen seht, das Götzenbild auf dem Tempelplatz – ich habe den Pfeil genau an die Stelle gerichtet, wo früher im Tempel der Altar stand – dort wird auch in der Zukunft der Altar stehen, ganz außerhalb vom Felsendom, neben dem kleinen Gebäude, dem sogenannten Kettendom.
Dann sagt Jesus weiter, dass die Menschen in Judäa auf die Berge fliehen sollen. Wer auf dem Dach ist, soll nicht hinabsteigen, um Sachen aus seinem Haus zu holen. Wer auf dem Feld ist, soll nicht zurückkehren, um sein Kleid zu holen. Sobald Augenzeugen in Jerusalem das Götzenbild sehen, muss man sofort fliehen – egal ob man auf dem Feld oder auf dem Haus ist.
Wir haben uns in Verbindung mit Kapitel 3, Vers 6 damit beschäftigt, wie der Überrest dann fliehen wird, schließlich in die Wüste von Moab, auf die andere Seite des Toten Meeres, also nach Jordanien. Dort werden sie von Arabern während dreieinhalb Jahren verschont bleiben.
Der König des Nordens wird dann seinen Angriff von Norden her starten. Ganz Israel wird überrannt und das Land verwüstet werden. Doch der Überrest wird in Moab sein, wie in Jesaja 16 beschrieben, was wir in den vergangenen Malen gelesen haben.
Nun ist noch wichtig: Dieser König des Nordens, der Israel überrennen wird, wird in Daniel 11,40-45 genau beschrieben. In der erfüllten Prophetie in Daniel 11,1-35 ist alles erfüllt. Dort bedeutete der Ausdruck „König des Nordens“ immer Großsyrien, das aus Syrien von heute plus Libanon, Türkei, Aserbaidschan, Turkmenistan, Usbekistan, Tadschikistan, Afghanistan, Iran und Irak besteht.
Diese Regionen sind heute islamisch geprägt. Dort wollen verschiedene Gruppen einen islamischen Staat aufbauen. Die Iraner haben das bereits versucht. Doch sie streiten untereinander, denn Erdogan möchte selbst Chef eines islamischen Staates sein, während die Iraner natürlich selbst die Führung beanspruchen.
Der islamische Staat existiert zwar noch, wurde aber stark zurückgedrängt. Die Muslime wollen weiterhin einen islamischen Staat. Wenn sie sich jedoch einigen, dann kommt die Katastrophe für Israel.
Der Angriff wird von Norden kommen, dort, wo die Hisbollah heute mit iranischer Hilfe Abertausende Raketen gelagert hat. Der Iran ist nur der verlängerte Arm, der König des Nordens. Wenn sie sich alle vereinen, wird sich die Prophetie erfüllen.
Daniel 11 sagt, dass das ganze Land Israel überrannt wird, auch Nordjordanien und Ammon. Doch Moab wird verschont bleiben. Dort wird der Überrest in der Wüste von Moab in Sicherheit sein.
Zuvor müssen sie jedoch auf die Berge fliehen. Jesus sagt in Vers 19: „Wehe aber den Schwangeren und den Säugenden in jenen Tagen.“ Es ist schwierig, wenn man schnell fliehen muss und einen Säugling oder eine hochschwangere Frau bei sich hat.
Darum sagt der Herr: Wehe, weil es schwierig sein wird. Er bittet aber: Betet, dass eure Flucht nicht im Winter geschieht, noch am Sabbat. Wenn sie zum Beispiel auf den Hermon hinauf müssen, ist dieser zu einem großen Teil des Jahres schneebedeckt, was die Flucht erschwert.
Am Sabbat könnte man keinen öffentlichen Verkehr nutzen, wenn man schnell fliehen muss. Deshalb sagt der Herr: Betet, dass diese Zeit nicht auf den Winter fällt und auch nicht auf den Sabbat.
In Offenbarung 8 wird das siebte Siegel geöffnet, was die große Drangsalzeit einleitet. Zuerst gibt es eine halbe Stunde Ruhe im Himmel – die Ruhe vor dem Sturm. Dann sieht man eine geheimnisvolle Person am goldenen Räucheraltar im Himmel, die Rauchwerk verbrennt, um den Gebeten der Heiligen Kraft zu geben.
Dieser priesterliche Dienst gehört nicht irgendeinem Engel, sondern dem Engel des Herrn aus dem Alten Testament. Es war immer der Sohn Gottes, der ewige Gott, der eine Gestalt annehmen konnte, um von Menschen gesehen zu werden.
So wird der Herr Jesus seine eigene Herrlichkeit vom Myrrhenberg und Weihrauchhügel senden, um die Gebete der Gläubigen auf der Erde zu stärken, die beten, dass die Flucht nicht im Winter oder am Sabbat stattfindet.
Das goldene Rauchfass, das dort erwähnt wird, enthält Myrrhe, Weihrauch und weitere Bestandteile.
Dann sagte Herr Jesus: „Denn alsdann wird große Drangsal sein, dergleichen von Anfang der Welt bis dahin nicht gewesen ist, noch je sein wird.“ Gott wird seine schützende Hand von Israel wegnehmen, wenn die Masse den Gräuel des Antichristen akzeptiert.
Doch der Überrest wird wissen, weil sie nach der Entrückung das Neue Testament lesen werden, dass sie sofort auf die Berge fliehen müssen.
Dann wird die große Drangsal sein, die schlimmer ist als alle bisherigen Kriege, sogar schlimmer als der Zweite Weltkrieg.
Der Herr sagt weiter: „Und wenn jene Tage nicht verkürzt würden, so würde kein Fleisch gerettet werden.“ Er sagt nicht „keine Seele“, sondern „kein Fleisch“. Das bedeutet, kein Mensch würde überleben, weil die Menschheit sich in diesem Krieg mit Massenvernichtungsmitteln selbst ausrotten würde.
Doch um der Auserwählten willen – das sind die Auserwählten aus Israel – werden jene Tage verkürzt und auf 1260 Tage festgelegt. Jeder Tag ist genau bestimmt, mit dreieinhalb Jahren zu jeweils 30 Tagen.
Dann werden sie fliehen auf die Berge.
Psalm 42 und die Sehnsucht des Überrests in der Flucht
Und jetzt lesen wir aus Psalm 42. Es ist so: Die Psalmen sind ja ganz wesentlich prophetisch, und sie sind im hebräischen Grundtext in fünf Bücher eingeteilt. Bei Psalm 42 sieht man in der Überschrift „zweites Buch“. Sehen das alle? So gibt es eine Einteilung der 150 Psalmen in fünf Bücher.
Im ersten Buch sieht man prophetisch den Überrest noch im Land. Der Antichrist, der Gesetzlose, wird dort sehr oft erwähnt; er ist dem Überrest feindlich gesinnt. Im zweiten Psalmenbuch sehen wir den Überrest auf der Flucht. Also: Im ersten Buch der Psalmen ist der Überrest im Land, das ist die Zeit nach der Entdrückung bis zur Drangsal. Im zweiten Buch flieht der Überrest.
Nun könnt ihr aus Psalm 42 ein paar Verse lesen, Verse 2 bis 5:
„Wie eine Hirschkuh lechzt nach Wasserbächen, so lechzt meine Seele nach dir, o Gott. Meine Seele dürstet nach Gott, nach dem lebendigen Gott. Wann werde ich kommen und erscheinen vor Gottes Angesicht? Meine Tränen sind mein Brot geworden Tag und Nacht, da man den ganzen Tag zu mir sagt: ‚Wo ist dein Gott?‘ Daran will ich denken und vor mir ausschütten meine Seele, wie ich ein Herzog in der Schar, der sie führte zum Hause Gottes mit Klang des Jubels und Dankes, ein feierlicher Aufzug.“
Und noch die Verse 6 und 7:
„Was bist du so aufgelöst, meine Seele, und stöhnst in mir! Harre auf Gott, denn ich werde ihn noch preisen für das Heil seines Angesichts. Mein Gott, aufgelöst in mir ist meine Seele, darum denke ich an dich aus dem Land des Jordan und des Hermon, vom Berg Mizar.“
Ha, die sind auf den Bergen, auf dem Hermon oben. Was suchen die dort? Sind die Bergsteiger gegangen? Und da im Land des Jordan, das heißt in diesem Gebiet der Jordanquellen – die drei Hauptquellen des Jordan entspringen ja am Hermon. Das ist einerseits sicher bekannt: Tel Dan, also die Dan-Quelle, ganz oben im Norden von Israel; zweitens die Banyas-Quelle, das ist Caesarea Philippi genau; und dann gibt es noch eine dritte ganz wichtige Quelle, aber die ist bereits im Libanon, ebenfalls vom Hermon her. Das ist die Hasbani-Quelle, eine ganze Serie von Quellen, die Hasbani-Quellen im Libanon. Auf Hebräisch nennt man den Hasbani-Fluss Senir-Fluss. Senir-Fluss, Senir-Fluss – wir haben den Senir auch im Hohenlied übrigens, darauf kommen wir noch zurück.
Der Senir-Fluss oder Hasbani kommt dann über die Grenze nach Israel und etwa sieben Kilometer von Norden herunter vereint er sich mit den Bächen von Tel Dan und Banyas. Dort beginnt der Jordan. Darum ist dieses ganze Gebiet, dieses Quellgebiet in der Hermon-Golan-Region, das Land des Jordan, und dann eben vom Hermon und vom Berg Mizar. Diesen Namen findet man nur dort in der Bibel. Mit „A“ heißt es „kleiner Berg“.
Es ist so: Der Hermon ist ja sehr hoch. Weiß jemand, wie hoch der höchste Gipfel ist? 2814 Meter, sehr gut. Es gibt drei Hauptgipfel. Es gibt viele Berggipfel, aber drei Hauptgipfel. Der höchste ist mit 2814 Metern. Darum ist interessant: Das Wort „Hermon“ im hebräischen Text hier nicht nur „Hermon“ als normaler Name, sondern „Hermonim“ – das ist die Mehrzahl. Es bezeichnet die verschiedenen Gipfel des Hermon.
Der höchste Gipfel, mit 2814 Metern, heißt in der Bibel Senir. Darum haben wir im Hohenlied vier Unterscheidungen: Senir und Hermon. Senir ist der Hauptgipfel, und das weitere wird Hermon genannt. Dann geht es ziemlich runter auf ein Hochplateau. Das sind die Golanhöhen. Die Golanhöhen liegen etwa 1000 Meter über Meer, also eine ansehnliche Höhe, aber im Vergleich zum Hermon ist das eben Mizar, der Kleine.
Jetzt schauen wir uns das noch genauer an mit Bildern. Im Hohenlied 4 spricht der Bräutigam nicht nur vom Hermon und vom Senir, sondern auch vom Libanongebirge. Hier sieht man etwas vom höchsten Punkt des Libanon. Die Araber sagen Qurnat As-Sauda, 3088 Meter über Meer. Ich habe eine Vortragsserie in Beirut gemacht. Die arabischen Brüder einer Brüdergemeinde dort haben mit mir eine Rundreise gemacht. Ich habe erst mit der Zeit realisiert, dass sie mich so ziemlich im ganzen Land herumgeführt haben. Der Libanon ist klein.
Dann sind sie mit mir noch auf den höchsten Punkt des Libanon gefahren, bei Qurnat As-Sauda. Dort lag viel Schnee. Vom Gipfel sind wir ein Stück runtergefahren und haben dort einen kleinen Zedernwald gesehen. Die Zedern wurden im Laufe der Zeit durch eine ökologische Katastrophe im Libanon ausgerottet. Erhalten geblieben sind sie hauptsächlich im Wappen des Libanon als Zeder.
Dort gibt es einen wunderschönen kleinen Zedernwald. Man musste Eintritt bezahlen, aber das hat der Bruder, der mich mitgenommen hat, übernommen. So durfte ich gratis in den Zedernwald. Noch eine Ansicht vom Libanon.
Anhand eines NASA-Bildes kann man das sehr schön zeigen. Hier haben wir den Libanon, ein wunderbares Land. Man könnte schwärmen, wenn der Libanon in den letzten Jahrzehnten nicht eine so traurige und schlimme Geschichte erlebt hätte. Er war die Schweiz des Nahen Ostens. Immer wieder in der Geschichte war er ein Zufluchtsort für Christen. Wenn sie in Syrien, im Irak oder woanders verfolgt wurden, konnten sie in den Libanon fliehen und dort Unterschlupf finden.
Einmal haben mich diese Brüder auch ins Libanongebirge mitgenommen. Dort sind wir in einen Felsen hineingegangen. Was ist da? Eine riesige Halle! Das war eine geheime Kirche für Christen im Libanon, aus dem Felsen herausgeschlagen. Fantastisch: Man geht durch einen kleinen Eingang und findet eine riesige Kirche im Felsen.
Das ist das Libanongebirge hier. Ganz parallel dazu gibt es noch einen Gebirgszug, der aber nicht mehr ganz im Libanon liegt, sondern die Grenze zwischen Syrien und Libanon bildet. So verläuft die Grenze. Das ist der Antilibanon, eine Bergkette, die parallel zum Libanon verläuft. Dort haben wir den Gipfel Amana gefunden, ein Gipfel auf dem Antilibanon.
Wir haben gelesen, dass Senir die höchste Spitze des Hermon ist. Der Hermon ist der weitere südliche Ausläufer des Antilibanon. So läuft das Gebirge runter. Der Hermon geht weiter und geht über in die Golanhöhen. Diese erstrecken sich bis zum See Genezareth. Das ist nicht auf dem Bild, aber auch ein Grenzberg. Der höchste Punkt in Israel liegt bei über 2200 Metern, das zeige ich gleich noch.
Jetzt möchte ich zuerst den Amana erklären. Der Amana ist auf dem Antilibanon, und dort entspringt ein Fluss, der Amana oder Abana heißt – beide Formen gibt es. In welcher Geschichte spielt dieser eine wichtige Rolle? Wenn ich das sage, wird es sofort klar: 2. Könige 5, die Geschichte vom syrischen General Naaman.
Dieser General kam nicht, obwohl er ein Feind Israels war, um zu zerstören, sondern er wurde gerettet. Er musste sich siebenmal im Jordan untertauchen, nach dem Befehl des Propheten Elisa. Zunächst war dieser General von einem israelischen Dienstmädchen, die aus Israel gestohlen war, auf diesen Weg gebracht worden. Er sollte zum Propheten nach Israel gehen.
Er hoffte natürlich, dass der Prophet persönlich herauskommt, seine Hand wie Zauberer schwingt, um ihn zu heilen. Doch der Prophet kam nicht heraus, sondern ließ ihm sagen: „Tauche dich siebenmal unter im Jordan!“ Da sagte Naaman: „Sind die Flüsse von Damaskus nicht viel besser als alle Gewässer von Israel?“ Können wir das kurz aufschlagen? Das ist 2. Könige 5, Vers 11:
„Da wurde Naaman zornig und ging weg. Er sagte: ‚Siehe, ich hatte mir gesagt, er wird herauskommen, den Namen des Herrn anrufen und mit seiner Hand über die Stelle schwingen und den Aussätzigen heilen. Sind nicht Abana und Parbar die Flüsse von Damaskus besser als alle Wasser Israels? Kann ich mich nicht darin baden und rein werden?‘ Und er wandte sich um und ging im Zorn davon.“
Glücklicherweise sagten seine Knechte: „Wenn der Prophet etwas Schwieriges verlangt hätte, hättest du es getan. Aber jetzt ist es so einfach. Du musst nur glauben, was der Gott Israels sagt, dann wirst du gerettet.“ Er tat es und wurde im Jordan geheilt.
Aber seine Argumentation war: Abana und Parbar sind viel besser als der Jordan. Eine kleine Besonderheit: Der Amana oder Abana entspringt beim Amana, der im Hohenlied 4 erwähnt wird, fließt runter in die Ebene und versorgt in zahlreichen Kanälen die Stadt Damaskus. Das ist eine sehr wichtige Wasserquelle.
Etwas südlich von Damaskus verläuft der Awach-Fluss, der Parpar heißt. Dieser Parpar entspringt auf der Ostseite des Hermons und verläuft südlich von Damaskus. Er holt Wasser vom gleichen Ort wie der Jordan. Der Jordan hat seine Hauptquellen am Fuß des Hermon, bei Banyas, Tel Dan und Hasbani. Aber das ist alles Hermonwasser, denn der Hermon ist ein Kalkgebirge – jurassischer Kalk – mit vielen ausgewaschenen Klüften und Höhlen im Inneren, also ein Karstgebirge.
Im Winter fällt viel Schnee, der einen großen Teil des Jahres liegen bleibt. Deshalb ist der Hermon ein wichtiges Wasserreservoir für Syrien und besonders für Israel. Das Wasser versickert und kommt als Quellen wieder heraus und bildet den Jordan. Aber auf der anderen Seite kommt der Parpar heraus und versorgt die Syrer. Im Prinzip ist es dasselbe Wasser.
Naaman sagte: „Abana und Parbar sind besser als alle Wasser Israels.“ Der Mensch denkt, aber nicht immer richtig. Auch heute, wenn es um das Evangelium geht, sagen viele: „Es gibt andere Religionen, die viel besser sind.“ Aber das Evangelium ist einfach: Man muss nichts leisten, sondern Gott seine Schuld bekennen, bereuen und das Opfer Jesu im Glauben annehmen.
Hier auf dem Bild sieht man nochmals den Libanon, Syrien, und die neutrale Zone, wo heute die UNO stationiert ist. Die Erfahrung zeigt, dass das nichts nützt, wenn Feinde kommen.
Der Hermon liegt teilweise in Israel. Auf dem Bild sieht man das israelische Grenzgebiet mit dem Hermon-Gebirge und seinen Gipfeln. Das ist übrigens das Skigebiet Israels; es gibt einen Sessellift dort hoch.
Im Hintergrund sieht man den Hermon, davor das Hochplateau der Golanhöhen, genannt Berg Mizar im Psalm 42. In diesem Gebiet gab es früher auch Löwen. Darum sagt Salomo: Die Braut soll herabkommen vom Libanon, vom Gipfel des Amana, vom Gipfel des Senir, vom Hermon und von den Lagerstätten der Löwen.
Es gibt dort gewaltige Gefahren. Auch der Überrest, wenn er auf die Berge flieht, ist großen Gefahren ausgesetzt. Dieses Gebirge ist spärlich besiedelt und eignet sich als Fluchtgebiet, ist aber trotzdem gefährlich für den Überrest.
Hier sieht man einen Leoparden. In den Übersetzungen heißt es „Pardel“ oder „Panther“. Panther, Leopard, das alte Wort „Pardel“ ist alles dasselbe. Es ist kein Tier, dem man gerne nahekommt. Aus der Distanz ist es schön.
So sehen wir in der prophetischen Übertragung, wie der Herr den Überrest, der auf den Bergen ist, ruft und klagt herab. Wir wollen nochmals in Psalm 42 lesen.
Wir haben den Bogen geschlagen. Ich weiß, es ist ein bisschen schwierig. Man muss zuerst die Hintergründe aufzeigen: Wo sind diese Berge? Dann den prophetischen Zusammenhang herstellen und die poetische Sprache des Hohenliedes einbeziehen. Es war etwas schwierig und gibt Arbeit heute Abend.
Aber es steht ja in Sprüche 23: „Kaufe Wahrheit und verkaufe sie nicht.“ Man muss etwas bezahlen. Jetzt haben wir etwas bezahlt, aber dann soll man es nicht mehr hergeben.
In Psalm 42, Vers 5, lesen wir die Erinnerung: „Daran will ich denken, und vor mir ausschütten meine Seele, wie ich ein Herzog in der Schar mit ihnen zum Haus Gottes schritt.“ Immer wieder hat uns der Herr aus jeder Not herausgeholt. Das wissen Sie.
In Vers 12 kommt dieser Ruf noch einmal:
„Was beugst du dich nieder, meine Seele, und was bist du unruhig in mir? Harre auf Gott, denn ich werde ihn noch preisen, der die Rettung meines Angesichts ist, und mein Gott.“
In Psalm 42 und 43 gehören zusammen. Sie sind aufgeteilt in mehrere Strophen durch einen Refrain, wie im Hohenlied. Dreimal kommt dieser Refrain vor.
Jetzt verstehen wir die Not in Psalm 43, Vers 1:
„Verschaffe mir Recht, o Gott, und führe meinen Rechtsstreit gegen eine lieblose Nation. Von dem Mann des Truges und des Unrechts errette mich.“
Hier beziehen sie sich auf ihre Volksgenossen, die mit dem Antichristen gehen.
In Vers 3 heißt es:
„Sende dein Licht und deine Wahrheit, sie sollen mich leiten und bringen zu deinem heiligen Berg und zu deinen Wohnungen.“
Sie sehnen sich, zurückzukehren nach Jerusalem, zum Tempelberg.
Vers 4:
„So werde ich kommen zum Altar Gottes, zu dem Gott, der meine Jubelfreude ist, und werde dich preisen mit der Laute, Gott, mein Gott.“
Sie werden von den Bergen herunterkommen, dann nach Moab in die Wüste gehen und dort insgesamt während dreieinhalb Jahren versorgt werden, wie wir bereits anhand von Offenbarung 12 gesehen haben.
Das ist der Zusammenhang, warum der Bräutigam sagt: „Mit mir vom Libanon herab, vom Libanon sollst du kommen, vom Gipfel des Abana herab sollst du schauen, vom Gipfel des Senir und Hermon,“ um dann den weiteren Weg zu gehen. Der Herr gibt Sicherheit.
Dann rühmt er sie wieder und erwähnt unter anderem in einem Vers:
„Honig sollen deine Lippen träufeln, meine Braut; Honig und Milch sind unter deiner Zunge.“
Hier haben wir das Thema Honig und Milch, etwas sehr Wichtiges in Verbindung mit dem Land Israel, aus dem sie ja fliehen müssen. Aber das Land Israel ist das Ziel, wo sie wieder zurückkehren müssen, nämlich in das Land, das von Milch und Honig fließt, um wieder zum Tempelberg zurückzukehren.
Das werden wir beim nächsten Mal anschauen, auch warum Israel das Land von Honig und Milch ist. Dann werden wir weitergehen zum verschlossenen Garten. Das wird ein ganz besonders schöner Höhepunkt sein.
Die Braut wird genannt:
„Ein verschlossener Garten ist meine Schwester, meine Braut; ein verschlossener Born, eine versiegelte Quelle.“
Diesen Garten mit diesem Wasser und all der Fülle, die er enthält, aufgezählt mit Granatbäumen, Zypressen, Narden, Safran, Würzrohr, Zimt, Weihrauchgehölz, Myrrhe und Aloe – wir werden sehen, was das alles bedeutet in der Beziehung zwischen der Gemeinde und Christus, dem Überrest Israels und dem Messias.
Wir werden eine Fundgrube finden, mit ein bisschen Arbeit, aber eben es gilt.