
Wir kommen jetzt zu 1. Samuel 19, und wir sehen dort eine Weiterentwicklung. Bereits in Kapitel 18 wurde deutlich, wie sich das Böse im Leben Sauls weiter entfaltete. Es gab zwei Mordversuche an David, die aus einer momentanen Stimmung heraus entstanden waren. Nach diesen Versuchen, ihn mit seinem Speer an die Wand zu schießen, hatte Saul die Idee, David in eine Kriegssituation zu bringen, in der er umkommen sollte.
Was nun in Kapitel 19 geschieht, muss man bereits als eine Verschwörung gegen David bezeichnen. Ich lese aus Kapitel 19, Vers 1:
"Und Saul redete zu seinem Sohn Jonathan und zu allen seinen Knechten, das heißt zu seinen Ministern, dass er David töten wolle. Jonathan aber, der Sohn Sauls, hatte großes Wohlgefallen an David. Und Jonathan berichtete es David und sprach: 'Mein Vater Saul sucht dich zu töten. Und nun hüte dich doch morgen, halte dich verborgen und verstecke dich. Ich aber will hinausgehen und an der Seite meines Vaters auf dem Feld stehen, wo du bist. Und ich will zu meinem Vater von dir reden, sehen wie es steht und es dir berichten.'"
Jonathan redete zu seinem Vater Saul Gutes von David und sprach zu ihm: "Der König versündige sich nicht an seinem Knecht David, denn er hat nicht gegen dich gesündigt, und seine Taten sind dir sehr nützlich. Er hat sein Leben aufs Spiel gesetzt und hat ganz Israel eine große Rettung verschafft. Du hast es gesehen und dich gefreut. Und warum willst du dich an unschuldigem Blut versündigen, indem du David ohne Ursache tötest?"
Saul hörte auf die Stimme Jonathans und schwor: "So wahr der Herr lebt, wenn er getötet wird." Da rief Jonathan David, und berichtete ihm alle diese Worte. Jonathan brachte David zu Saul, und er war vor ihm wie früher.
Das ist erstaunlich, nicht wahr? Jonathan kann seinen Vater umstimmen. Von dieser Verschwörung, in die er eben hohe Minister eingeweiht hatte, kommt David weg – und zwar, weil Jonathan argumentieren kann, dass David gar nichts Böses gegen seinen Vater getan hat. Nun müsse Saul aufpassen, dass er sich nicht an ihm versündige.
Jonathan betont nochmals, wie nützlich David war – und wie! Diese gewaltige Rettung, die David Israel verschafft hat, nicht nur dem König, wird hier hervorgehoben. In 1. Samuel 17, als David Goliath besiegte, war das einfach enorm. Jonathan nennt das hier eine „große Rettung“. Diesen Ausdruck wollen wir noch genauer anschauen.
Da kann ich ihm auch zeigen: Schau mal, wie das war. Du hast dich an diesem David gefreut. Retten wir zurück zu 1. Samuel 16,21. Dort heißt es tatsächlich: „Und David kam zu Saul und stand vor ihm, und er liebte ihn sehr, und er wurde sein Waffenträger.“
Also gab es sogar einen Moment, in dem man sagen konnte, Saul liebte David – und nicht nur liebte, sondern liebte ihn sehr. Doch dann baute sich durch Neid und Zorn so ein Hass auf, dass Saul insgesamt fünf Mordversuche an David unternahm. Diese finden sich in den Kapiteln, die wir gerade betrachten.
Schauen wir noch weiter: Die Rettung in 1. Samuel 17 wird hier als eine große Rettung bezeichnet. Dazu schlagen wir Hebräer 2 auf. Dort wird die Rettung am Kreuz genauso als eine so große Rettung genannt. Ich lese ab Vers 1:
„Deswegen sollen wir umso mehr auf das achten, was wir gehört haben, damit wir nicht etwa abgleiten. Denn wenn das durch Engel geredete Wort fest war und jede Übertretung und jeder Ungehorsam gerechte Vergeltung empfing, wie werden wir entfliehen, wenn wir eine so große Errettung vernachlässigen, die den Anfang ihrer Verkündigung durch den Herrn empfangen hat?“
Der Herr Jesus selbst hat über diese Rettung am Kreuz in den Evangelien gesprochen. Weiter heißt es im Text: „Und uns ist sie von denen bestätigt worden, die es gehört haben.“
Das sind die Apostel, die Augenzeugen waren. Sie haben das Wort der Errettung des Herrn Jesus nochmals weitergegeben. Dabei hat Gott außerdem mitgewirkt – sowohl durch Zeichen als durch Wunder und mancherlei Wunderwerke und die Austeilung des Heiligen Geistes nach seinem Willen.
Hier wird dieses Werk als eine so große Errettung bezeichnet. Diesen Ausdruck finden wir übrigens sieben Mal im Alten Testament. Als Hausaufgabe gilt: alle Stellen über die große Errettung im Alten Testament finden.
1. Samuel 19,5 ist eine von diesen sieben Stellen. Diese große Errettung weist jedes Mal im Alten Testament auf die allergrößte Errettung hin – die Errettung am Kreuz. Dort hat Jesus durch seinen Tod den zunichte gemacht, der die Gewalt des Todes hatte. Das ist der Teufel.
Wir sehen hier, dass Jonathan versucht, das Problem seines Vaters durch ein Gespräch zu lösen. Er geht darauf ein und schwört sogar, dass jetzt alles ganz anders sein wird. Doch wir wissen, dass das alles nichts genützt hat, denn Saul fährt fort und bleibt ein Todfeind Davids.
Was hätte hier geschehen müssen, damit es eine Änderung gegeben hätte? Wir müssen sagen, es gab hier keine Buße. Es war lediglich ein Umdenken, aber Umdenken ist nicht dasselbe wie Buße.
Ja, könnte jemand sagen, Metanoia, das griechische Wort für Umdenken, bedeutet genau das: Umdenken. Es gibt tatsächlich eine Irrlehre, die aus Amerika stammt und verbreitet wird. Dort wird behauptet, dass es eigentlich gar keine Buße braucht, um errettet zu werden, sondern einfach ein Umdenken. Die Buße im Sinne von Reue über die Sünde käme erst später.
Das ist eine vollkommene Irrlehre. So entstehen Namenschristen. Sie denken plötzlich anders als vorher, aber das ist keine Bekehrung.
In 2. Korinther 7 wird uns erklärt, was Metanoia wirklich bedeutet. An diesem Beispiel kann man zeigen, dass die Bedeutung eines Wortes nicht nur aus den Wortteilen ermittelt werden kann. Metanoia heißt zwar Umdenken, aber daraus einfach zu schließen, dass bereits das Umdenken zur Rettung führt, ist falsch.
In 2. Korinther 7 erklärt der Apostel Paulus: „Denn die Betrübnis gottgemäß bewirkt eine nie zu bereuende Buße zum Heil; die Betrübnis der Welt aber bewirkt den Tod.“ Hier wird also klargemacht, dass die Buße, also die Metanoia zum Heil, mit einer Betrübnis zusammenhängt, die Gott wirkt. Es ist ein wirklich trauriges Sein über die Sünde, ein Bereuen der Sünde.
Nur dann ist Umdenken eine echte Buße, die auch zum Heil führt. Wir sehen, Saul konnte umdenken, aber ohne wirkliche Reue, ohne Traurigkeit über die Sünde in seinem Herzen. Das führt nicht zu einer Bekehrung.
Im Fall von Saul endet es sogar mit Selbstmord, ganz im Sinne von 2. Korinther 7,10: „Die Betrübnis der Welt bewirkt den Tod.“ So wie die Welt das macht, wo es keine echte Reue und Umkehr gibt, wirkt der Tod.
Ich fahre weiter in Vers 8. Wieder gab es Krieg, und David zog aus, um gegen die Philister zu kämpfen. Er richtete eine große Niederlage unter ihnen an, und sie flohen vor ihm. Wir sehen, dass der Konflikt mit den Philistern, den Todfeinden Israels, nicht aufhört. Ständig gibt es Auseinandersetzungen. David spielt hier eine ganz bedeutende Rolle im Schutz Israels.
In Vers 9 heißt es: Ein böser Geist von dem Herrn kam über Saul. Er saß in seinem Haus mit seinem Speer in der Hand, und David spielte auf seiner Harfe. Saul versuchte, David mit dem Speer an die Wand zu stoßen, doch David wich aus. Der Speer blieb in der Wand stecken, und David floh in jener Nacht und entkam.
Hier haben wir einen weiteren Mordversuch. Das bringt David dazu, dass er nicht länger bei Saul bleiben kann. Er macht einen Schnitt und flieht. Doch wir sehen, dass es weitergeht. Dieser böse, dämonische Einfluss wird hier zum dritten Mal erwähnt.
Wir hatten das bereits in Kapitel 16. Dort heißt es in Vers 14: „Aber der Geist des Herrn wich von Saul, und ein böser Geist von dem Herrn ängstigte ihn.“ Die zweite Stelle finden wir in Kapitel 18, Vers 10: „Am nächsten Tag kam ein böser Geist von Gott über Saul, und er saß in seinem Haus und schrie.“ Nun hier die dritte Stelle: „Ein böser Geist von dem Herrn.“
Wir hatten damals schon erklärt, wie dieser böse Geist zu verstehen ist. Es handelt sich um einen bösen Geist von Gott. Gott hat alles in seiner Hand. Die ganze Engelwelt versammelt sich regelmäßig vor Gott im himmlischen Tempel, im Allerheiligsten, vor dem Thron Gottes. Die Bundeslade im Allerhöchsten ist der Ort des Thrones Gottes, denn Gott thront zwischen den Cherubim.
Aus Hiob 1 und 2 erfahren wir, dass Satan regelmäßig an diesen himmlischen Versammlungen teilnimmt. Hiob 1 und 2 zeigen, dass Satan ständig Rechenschaft über sein Tun vor Gott ablegen muss. Gott erlaubt ihm, in einem gewissen Maß zu handeln, aber nicht darüber hinaus.
In Hiob 1 schlägt Satan vor, Hiob solle all seinen Besitz verlieren. Satan behauptet, Hiob sei nur deshalb so treu im Glauben, weil es ihm gut gehe. Würde er alles verlieren, würde er sich offen von Gott lossagen. Das zeigt uns übrigens, dass Satan Hiob nicht wirklich kennt. Nur Gott kennt uns wirklich – nicht einmal wir selbst kennen uns vollständig.
Der Apostel Paulus sagt in 1. Korinther 4, er sei sich selbst nicht bewusst, aber das rechtfertige ihn nicht. Es kann also sein, dass wir, wenn wir über unsere Motive und unser Innerstes nachdenken, denken, wir meinen es so und so. Doch Paulus macht klar: Gott kennt uns noch viel tiefer im Herzen und weiß, was wirklich dahintersteckt.
Nur Gott kennt uns vollkommen. Das ist auch wunderbar beschrieben im Psalm 139, wo gesagt wird, dass Gott alle unsere Gedanken kennt – sogar bevor wir sie haben. Satan kennt Hiob nicht wirklich und unterstellt ihm etwas Böses. Er meint, Hiobs Glaubensleben hänge davon ab, dass es ihm gut geht und er im Wohlstand lebt.
Gott erlaubte Satan, in einem bestimmten Rahmen zu handeln. Er setzte klare Grenzen: Satan durfte Hiobs Besitz antasten, aber nicht Hiob selbst. So erlaubte Gott als Gericht, dass ein böser Geist sich über Saul hermachte und ihn in dunkle, trübe, depressive Gedanken brachte. Das war ein Gericht Gottes.
Das steht ganz im Einklang mit dem, was wir in 2. Thessalonicher 2 über das zukünftige Kommen des Antichristen finden. Er wird als der größte Verführer der Weltgeschichte auftreten. Und das will etwas heißen, denn die Geschichte hat bereits sehr schreckliche Verführer erlebt.
In 2. Thessalonicher 2 heißt es in Vers 9: „Die Ankunft des Antichristen erfolgt nach der Wirksamkeit des Satans, in aller Macht und mit allen Zeichen und Wundern der Lüge sowie in allem Betrug der Ungerechtigkeit gegenüber denen, die verloren gehen, weil sie die Liebe zur Wahrheit nicht angenommen haben, damit sie errettet würden.“ Deshalb sendet Gott ihnen eine wirksame Kraft des Irrwahns, damit sie der Lüge glauben. So werden alle gerichtet, die der Wahrheit nicht geglaubt, sondern Gefallen an der Ungerechtigkeit gefunden haben.
Wie ist das möglich? Gott sendet eine wirksame Kraft des Irrwahns. Dabei ist wichtig zu betonen, dass Gott mit dem Bösen nichts zu tun hat. Das ist grundlegend. 1. Johannes 1,5 sagt: „Dies ist die Botschaft, die wir von ihm gehört haben: Gott ist Licht, und in ihm ist keine Finsternis.“
Aber Gott als der Höchste kann bestimmen, in welchem Rahmen das Böse sich entfalten darf und wo nicht. In der Zukunft wird Gott erlauben, dass der Antichrist kommt und seine Verführung bringt – für diejenigen, die das Evangelium abgelehnt haben. Wir haben gelesen, dass sie die Liebe zur Wahrheit nicht angenommen haben, damit sie errettet würden. Deshalb sendet Gott ihn als Gericht.
Übrigens entspricht das dem Gericht des ersten Siegels in Offenbarung 6. Beim ersten Siegel erscheint ein Reiter auf einem weißen Pferd, der gekrönt ist und als Kriegsmann beschrieben wird. Das ist nicht Jesus Christus. Jesus kommt erst nach der Drangsal, wie in Offenbarung 19,11 beschrieben, aus dem Himmel auf einem weißen Pferd und ist ebenfalls ein Kriegsmann.
Doch wer ist dieser Reiter, der in ähnlichen Ausdrücken in Offenbarung 6 ab Vers 1 beschrieben wird? Das ist der Antichrist. „Anti“ bedeutet nicht nur „gegen“, sondern auch „anstelle von“. Der Antichrist ist derjenige, der sich an die Stelle von Christus, dem Messias, setzt.
Der Antichrist wird sich als Messias ausgeben. Das wird das erste Gericht sein, wenn der Zorn Gottes über diese Welt kommt – in der Zukunft. Dies ist noch nicht geschehen, sondern wird erst nach der Entrückung stattfinden. Dann wird Gott eine wirksame Kraft des Irrwahns senden, indem er dem Antichristen das Böse erlaubt.
Um das noch ein bisschen zu vertiefen, schlagen wir doch auf in 2. Chronika 18, der Geschichte von Ahab und Josaphat. Es geht darum, ob Ahab zusammen mit Josaphat in den Krieg ziehen würde. Dabei spielt der Prophet Micha eine wichtige Rolle. Er beschreibt, was er in einer Vision als Prophet gesehen hat.
In 2. Chronika 18,18 heißt es: „Und er sprach“ – also der Prophet Micha hörbar für den gottlosen König Ahab und für den gottesfürchtigen König Josaphat – „Darum hört das Wort des Herrn: Ich sah den Herrn auf seinem Thron sitzen, und alles Heer des Himmels stand zu seiner Rechten und zu seiner Linken.“ Das ist ähnlich wie in Hiob, wo das Heer des Himmels erwähnt wird. Die Sterne werden dort als Heer bezeichnet, aber auch die Engel. Hier sind es die Engel des Himmels zu seiner Rechten und zu seiner Linken.
Der Herr sprach: „Wer will Ahab, den König von Israel, bereden, dass er hinaufziehe und in Ramoth-Gilead falle?“ Und der eine sprach so, der andere sprach so. Da trat der Geist hervor und stellte sich vor den Herrn und sprach: „Ich will ihn bereden.“ Das ist der Satan. Im hebräischen Text steht nicht „ein Geist“, sondern „der Geist“. Satan will Ahab verführen.
Im Zusammenhang mit 2. Chronika 18 geht es um falsche Propheten. Der Herr sprach zu ihm: „Wodurch?“ Und er antwortete: „Ich will ausgehen und ein Lügengeist sein im Mund aller seiner Propheten.“ Der Herr sagte: „Du wirst ihn bereden und wirst es auch ausrichten. Geh aus und tu so.“ Nun sieht Micha, dass der Herr einen Lügengeist in den Mund der Propheten gelegt hat, und der Herr Böses über Ahab geredet hat.
Gott gibt also die Erlaubnis, dass Satan diese Verführung tun darf. Es ist ein Gericht, weil Ahab nicht bereit war, umzukehren. Gott ließ ihn fallen und ließ das Böse so wirken, dass er verführt wurde.
Das hilft auch, eine häufige Frage heute zu verstehen, beispielsweise bezüglich des aktuellen Papstes. Es wird gefragt, ob das „Vaterunser“ in der Bergpredigt richtig übersetzt ist, wenn es dort heißt: „Und führe uns nicht in Versuchung.“ Manche meinen, es müsste „führe uns ja in Versuchung“ heißen.
Schauen wir auf Matthäus 6, das wunderbare Gebet, das der Herr den Jüngern gegeben hat, um ihnen zu zeigen, was in einem Gebet wichtig ist. Dort gibt es sieben Bitten. Das Gebet beginnt mit der Ehre Gottes und nicht mit unseren Bedürfnissen.
In Matthäus 6,9 steht: „Betet ihr nun so: Unser Vater, der du bist in den Himmeln, geheiligt werde dein Name; dein Reich komme; dein Wille geschehe wie im Himmel, so auch auf der Erde. Unser tägliches Brot gib uns heute; und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir unseren Schuldigern vergeben. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.“
Im griechischen Text steht es tatsächlich so: „Führe uns nicht in Versuchung.“ Was der Papst erzählt hat, ist Unsinn und widerspricht dem Wort Gottes. Gott versucht niemanden zum Bösen, wie Jakobus 1 sagt. Natürlich erlaubt Gott das Böse, zu wirken und zu verführen, wenn jemand nicht auf Gottes Wort hören will. Er lässt ihn fallen.
Gott entscheidet, wie weit das Böse wirken darf und wo nicht. Darum heißt es: „Führe uns nicht in Versuchung.“ Das ist eine Bitte, Gott möge nicht die Erlaubnis geben, dass wir vom Feind so versucht werden, dass wir zu Fall kommen.
Ganz klar hat Gott mit dem Bösen nichts zu tun, aber er entscheidet, wo das Böse wirken darf. Das Prinzip sehen wir auch bei Saul: „Ein böser Geist kam von dem Herrn über Saul.“ Dieser böse Geist, der vor den Herrn tritt – der Satan –, sagt: „Ich will ihn bereden.“ Gott erlaubt es als Gericht.
Die falschen Propheten sagten Ahab, er solle nach Ramoth-Gilead ziehen und werde siegen. Er zog los und kam in diesem Krieg um.
Ein weiteres Beispiel finden wir im Buch der Richter. Dort geht es um den üblen Abimelech, der sich das Königtum in Israel anmaßte, in der Zeit der Richter, als Gott keinen König für Israel wollte. Doch das Unglück kam auch über diesen gottlosen Abimelech.
In Richter 9,22 lesen wir: „Und Abimelech herrschte über Israel drei Jahre. Da sandte Gott einen bösen Geist zwischen Abimelech und die Bürger von Sichem. Und die Bürger von Sichem handelten treulos an Abimelech, damit die Gewalttat an den siebzig Söhnen Jerupals über ihn käme und ihr Blut gelegt würde auf ihren Bruder Abimelech, der sie ermordet hatte, und auf die Bürger von Sichem, die seine Hand gestärkt hatten, seine Brüder zu ermorden.“
Was geschah? Gott erlaubte, dass ein böser Geist zwischen Abimelech und die Bürger von Sichem wirkte, die ihn bei seinem Mord an seinen siebzig Brüdern unterstützt hatten. Dieser böse Geist bewirkte Streit zwischen ihnen. Der Streit führte zum Untergang Abimelechs.
Ein böser Geist kann also auch in der Familie Streit anrichten, in der Gemeinde plötzlich Zwietracht säen. Aber warum heißt es, Gott sandte einen bösen Geist? Nicht, weil Gott das Böse will, sondern weil er es erlaubt. Ja, er lässt einen bösen Geist wirken als Gericht über den Ungehorsam, die Rebellion und die Gottlosigkeit von Abimelech und den Bürgern von Sichem.
Gibt es bei solchen Menschen noch eine gewisse Chance, dass sie umkehren, oder ist diese Möglichkeit bereits vorbei? Gibt es also eine Chance zur Umkehr?
Natürlich, solange die Gnadenzeit hier auf der Erde besteht, gibt es die Möglichkeit zur Umkehr.
Betrachtet man das Beispiel von Judas: Er entschied sich, den Messias zu verraten. Hinterlistig plante er, die Feinde Jesu zu ihm zu führen, damit dieser verhaftet werden konnte. In der Folge wurde er von Satan besessen. Er hatte sein Herz für das Böse geöffnet und wurde schließlich besessen.
Als Judas dann zum Garten Gethsemane kam, einem geheimen Ort, an dem sich der Herr aufhielt, verriet er ihn den Feinden. Wie begrüßte der Herr Judas? „Mein Freund, Freund, wozu bist du gekommen?“ Der Ausdruck „Freund“ hätte Judas zum Zusammenbruch führen sollen. Trotz seiner Hinterhältigkeit und Gemeinheit sagte Jesus „Freund“. Die Frage „Wozu bist du gekommen?“ war eine Aufforderung, noch einmal über seine Tat nachzudenken.
Judas wusste natürlich, warum er gekommen war. Doch diese Worte sollten ihn zum Nachdenken bringen: Er verriet den Messias, mit dem er drei Jahre unterwegs gewesen war. Der Messias hatte ihm viel Vertrauen geschenkt und ihm sogar die Kasse der Reisegruppe anvertraut – obwohl Judas ein Dieb war. Die Frage „Wozu bist du gekommen?“ forderte ihn auf, sein Verhalten zu reflektieren.
Auch die Frage: „Überlieferst du den Sohn des Menschen mit einem Kuss?“ war dazu gedacht, ihm noch einmal eine Chance zur Umkehr zu geben. Das zeigt, dass selbst Menschen, die die stärkste Form von Dämonie erleben – nämlich Besessenheit – befreit werden können.
Ein weiteres Beispiel ist der Gadarener. Eine ganze Legion von Dämonen besetzte ihn. Doch er konnte sich schließlich bekehren, wurde wieder normal und vernünftig und zog wieder Kleider an.
Auch bei Nebukadnezar sieht man, wie er wahnsinnig wurde. Doch auch er hatte danach noch die Möglichkeit, Gott zu erkennen.
Ja, also die Antwort ist positiv: Es gibt immer eine Chance zur Umkehr.
Wir gehen zurück zu 1. Samuel 19. Wir haben gesehen, dass David flieht, also nach diesem vierten Mordversuch. Für David ist jetzt die rote Linie erreicht.
In Vers 11 von 1. Samuel 19 steht: Da sandte Saul Boten in das Haus Davids, um ihn zu bewachen und ihn am Morgen zu töten. Aber Michal, seine Frau, teilte es David mit und sprach: „Wenn du nicht diese Nacht deine Seele rettest, so wirst du morgen getötet werden.“
Übrigens, ich sage „Michal“ nicht, weil ich Schweizer bin, aber Schweizer haben es einfacher mit Hebräisch. Man sagt auf Hebräisch eben nicht „Michal“ mit einem deutschen, feinen „ch“, sondern es ist das typische „ch“ von „Chuchichäschtli“ im Schweizerdeutschen. Also auf Hebräisch sagt man „Michal“ und ich sage es darum so. Es ist nicht derb schweizerisch, sondern schön hebräisch.
Michal, seine Frau, liebte David. Darum setzte sie sich gegen den Willen ihres Vaters ein, damit David am Leben bleibt. Sie ließ David durchs Fenster hinabsteigen, und er ging weg, floh und entkam.
Michal nahm den Therafim und legte ihn ins Bett. Sie legte das Geflecht aus Ziegenhaar an das Kopfende und deckte es mit einem Tuch zu. Saul sandte Boten, um David zu holen, doch sie sagte, er sei krank. Das war eine Lüge. Sie log, um David zu retten.
Saul sandte erneut Boten, um David zu sehen, und sprach: „Bringt ihn im Bett zu mir herauf, damit ich ihn töte.“ Die Boten kamen, und siehe, der Therafim war im Bett, das Geflecht aus Ziegenhaar lag an seinem Kopfende.
Saul sprach zu Michal: „Warum hast du mich so betrogen und meinen Feind gehen lassen, dass er entkommen ist?“ Michal antwortete Saul: „Er sagte zu mir: Lass mich gehen, warum soll ich dich töten?“
David aber war geflohen und entkommen.
Das wirft Fragen auf: Wie ist das mit dieser Lüge? Und wie ist das mit diesem Therafim? Was sind Therafim?
Nun, Therafim sind Hausgötzen, die die Ahnen darstellen. Es handelt sich also um Ahnenkult, reines Heidentum. Die Bibel verbietet uns den Gedanken, dass wir mit den Verstorbenen irgendwie Kontakt aufnehmen.
In 5. Mose 18 wird gesagt, dass es ein Gräuel ist, die Toten zu befragen. Wenn die Toten befragt werden, handelt es sich sowieso nur um satanischen Betrug. Diejenigen, die da antworten, sind nicht die Toten, denn die können gar nicht mehr. Gott erlaubt nicht den Kontakt der Verstorbenen mit den Lebenden.
Wir werden später in der Geschichte von Saul noch eine Ausnahme sehen, im Zusammenhang mit der Geschichte der Hexe von Endor. Aber nur um klarzustellen: Gott erlaubt das nicht.
Dieser Ahnkult, den man in vielen Religionen findet, bei dem die Ahnen als Geister angesehen werden, die immer noch irgendwo im Jenseits umhergehen, wird von der Bibel abgelehnt. Die Seele und der Geist gehen nach dem Tod ins Jenseits, im Fall der Erlösten ins Paradies, in den Himmel – und zwar ziemlich augenblicklich.
Lukas 16 ist eine Geschichte, kein Gleichnis. Dort stirbt Lazarus, der arme Lazarus, und wird von Engeln in den Schoß Abrahams getragen. Gleich nach dem Tod geht es also ins Jenseits, und zwar in den Schoß Abrahams. Das war bei den Rabbinen vor zweitausend Jahren ein anderer Ausdruck für das Paradies. Sie benutzten den Ausdruck Paradies oder Schoß Abrahams – Lazarus ging also in den Himmel.
Wir lesen auch von dem reichen Mann, der verloren ging. Er ging ebenfalls ins Jenseits, aber an den Ort der Qual. Das ist noch nicht die Hölle, sondern das, was 1. Petrus 3 das Gefängnis nennt. Dort warten die Seelen auf das letzte Gericht vor dem großen weißen Thron, nach dem tausendjährigen Reich (Offenbarung 20, letzter Abschnitt).
Dieser Totenkult, der Kontakt mit den Ahnen oder die Verehrung der Ahnen, ist ein Gräuel. Doch er ist in vielen Religionen verbreitet. Über den Einfluss der Kanaaniter kamen diese Dinge immer wieder auch in das Volk Israel hinein.
Übrigens: Mein Schwiegersohn hat so etwas selbst erlebt. Er ist im Buddhismus groß geworden und hat sich dann als Teenager bekehrt – und zwar so klar, dass er mir einmal sagte: „Papa, seit ich mich bekehrt habe, habe ich nie mehr einen Geist gesehen.“ Früher jedoch hat er wirklich furchtbare Sachen erlebt.
Er war zum Beispiel einige Zeit in einer ganz armen Familie und musste aus finanziellen Gründen mit seiner kleinen Schwester im Urwald leben. Er sagte mir, dass er im Urwald nie Angst vor irgendetwas hatte. Aber einmal hatte er eine Geistersichtung, und das war furchtbar. Diese Angst, die er dabei empfand, war schrecklich – das ist Buddhism.
Nachdem er sich bekehrt hatte, war das vorbei. Doch einmal erlebte er Folgendes: Eine Verwandte war bei ihm, und plötzlich kam über sie ein böser Geist. Sie verlor die Kontrolle, und der böse Geist sprach, als wäre er ein Vorfahre. Er sagte, dass er in die Pagode, also den buddhistischen Tempel, gehen müsse und ihm ein Opfer bringen müsse.
Zu diesem Zeitpunkt war er schon bekehrt und hatte im Herrn Zuflucht und Bewahrung erfahren. Dennoch war das eine furchtbare Sache. Man sieht, dass diese bösen Geister versuchten, ihn wieder in den Ahnenkult zurückzubringen. Doch er stellte sich ganz klar dagegen.
Dies nur als kurzer Exkurs zu diesem schlimmen Thema Therafim.
Es gab im Hause Davids einen solchen Theraf oder Therafin. Warum hat David da nicht vollkommen aufgeräumt? Man muss sich manchmal fragen, ob es in den eigenen Häusern nicht auch Dinge gibt, die man längst radikal entsorgen sollte.
Wenn es von der Mutter stammt, mag das eine Erklärung sein. Doch der Vater trägt die Verantwortung, das Haupt der Familie zu sein. Hier haben wir ein sehr eindrückliches Vorbild. Schlagen wir auf 1. Mose 35 auf: Im Hause Jakobs gab es ebenfalls solche Therafim, nämlich Rahel und Lea. Sie hatten sogar die Therafim ihres Vaters gestohlen und mitgenommen und auf sehr unrühmliche Weise verteidigt.
Aber schließlich lesen wir in 1. Mose 35, dass Gott zu Jakob sprach: „Mache dich auf, zieh hinauf nach Bethel, zum Haus Gottes, und wohne dort.“ Bethel bedeutet Haus Gottes. „Wohne dort und mache dort einen Altar dem Gott, der dir erschienen ist, als du von deinem Bruder Esau flohst.“
Da sprach Jakob zu seinem Haus und zu allen, die bei ihm waren: „Tut die fremden Götter weg, die in eurer Mitte sind, reinigt euch und wechselt eure Kleidung. Wir wollen uns aufmachen und nach Bethel hinaufziehen. Ich werde dort einen Altar machen dem Gott, der mir geantwortet hat am Tag meiner Drangsal und mit mir gewesen ist auf dem Weg, den ich gegangen bin.“
Sie gaben Jakob alle fremden Götter, die sie in der Hand hatten, und die Ringe, die in ihren Ohren waren – alles okkultes Zeug. Nicht alle Ringe sind grundsätzlich okkult, aber es gibt eben Ohrringe, die es sind, und das waren solche. Jakob vergrub sie unter der Therabinte, die bei Sichem stand.
Sie brachen auf, und das Schrecken Gottes kam über die Städte ringsum, so dass sie den Söhnen Jakobs nicht nachjagten. Jakob hatte sich klar auf die Seite des Herrn gestellt, als Vater die Verantwortung in der Familie übernommen und aufgeräumt. So viel als Antwort auf die zuvor gestellte Frage.
Das ist auch etwas, das ganz gegen das Wort Gottes ist. Man muss einfach mit all diesem Zeugs aufräumen. Wenn wir uns auf die Seite des Herrn stellen, dann stellt er sich auch zu uns.
Es ist etwas anderes, wenn wir meinen, bei anderen Leuten aufräumen zu müssen. Paulus hat in Ephesus gepredigt, einer sehr okkulten Stadt. Der Zauber der Artemis wurde in der alten Welt als der stärkste schwarze Zauber gepriesen. Ephesus war die Hochburg des Okkultismus.
Paulus predigte dort, viele kamen zum Glauben und räumten in ihrem Leben auf. Sie verbrannten ihre Zauberbücher. Der Handel mit den Artemistempeln geriet in Gefahr, weil so viele Leute sich bekehrt hatten. Es gab einen riesigen Tumult, einen Aufstand in Ephesus im Zusammenhang mit der Artemis.
Interessanterweise konnte der große Politiker von Ephesus über Paulus bezeugen: „Diese Leute sind keine Tempelräuber.“ Das heißt, Paulus ging nie durch die Stadt und zerstörte Götzenbilder. Er predigte einfach das Evangelium, und Menschen wandten sich vom Götzendienst ab. Paulus wurde also nicht als Tempelräuber beschuldigt.
Ich habe mit meiner Frau zusammen sechs Kinder aufgezogen, davon drei Jungs. Jungs haben manchmal andere Ideen als Mädchen. Wir waren einmal in den Ferien an einem Ort mit viel Marienkult. Dort stand eine Marienstatue auf dem Weg in die Berge, in einer Nische an einer hohen Mauer.
Die Jungs dachten, das sei schlecht, und haben die Madonna heruntergeholt. Da war ich natürlich in der Klemme. Aber ich musste erklären: Das ist nicht unsere Sache. Wir holen keine Madonnen herunter, das geht gar nicht. Wir predigen die Wahrheit des Evangeliums. Es gibt nur einen Mittler zwischen Gott und Menschen, und das ist Jesus Christus (1. Timotheus 2,5).
Ist eine Darstellung der Maria mit dem Leichnam, also mit dem dorngekrönten Heiland, ein Götze? Ja, es gibt verschiedene Darstellungen. All diese Darstellungen von Maria als Miterlöserin und so weiter sind Okkultismus. Jesus Christus ist der einzige Mittler.
Vielleicht können die Fragen später gestellt werden, denn das alles wird für den Livestream aufgenommen und bleibt im Internet erhalten. Aber so viel sei gesagt: Das war falsch, und das muss ich meinen Jungs beibringen.
Ich bin gegen Marienkult und diesen Götzendienst, denn es ist Götzendienst. Aber wir dürfen nicht das Prädikat „Tempelräuber“ erhalten. In der eigenen Familie ist das etwas anderes. Dort hat der Vater als Haupt die Verantwortung, Ordnung zu schaffen.
Das Beispiel in 1. Mose 35 ist sehr eindrücklich bei Vater Jakob. David hingegen hat hier seine Verantwortung nicht wahrgenommen. Es gab noch einen solchen Therafim. Michal hat ihn benutzt, um den Vater hereinzulegen und Zeit zu gewinnen.
Vater Saul wurde wütend auf seine Tochter. Wie kann die Tochter sich auf die Seite des Schwiegersohnes stellen, anstatt auf die Seite des Vaters? Das ist kein Wirtshausproblem. Auch bei Schwiegermüttern gibt es solche Konflikte.
Auf welche Seite stellt man sich? Michal stellte sich auf die Seite ihres Mannes, aber grundsätzlich auf die Seite der Wahrheit. Sie wollte nicht mit dem Vater in dieser Sünde kooperieren.
Interessant ist, wie Michal ihrem Vater erklärt, warum sie das getan hat. Ganz anders als bei Jonathan. Jonathan hatte den Mut, obwohl er wusste, dass sein Vater ein Todfeind Davids war, gut über David zu sprechen. In 1. Samuel 19,4 redete Jonathan zu seinem Vater Saul Gutes von David.
Er sagte: „Der König versündige sich nicht an seinem Knecht David, denn er hat nicht gegen dich gesündigt. Seine Taten sind dir sehr nützlich.“ Er lobte ihn weiter. Das braucht Mut, jemanden vor einer Person zu loben, von der man weiß, dass sie diese Person hasst.
Michal sagt nicht: „Mein Mann ist ein treuer, dem Herrn hingegebener Mann, und ich soll ihn umbringen und dir dabei helfen.“ Nein, sie behauptet, ihr Mann sei so böse, dass er sie bedroht hätte. „Er sagte zu mir: Lass mich gehen, warum sollte ich dich töten? Mein Ehemann wollte mich umlegen!“ Das war natürlich alles gelogen und voll auf der Linie von vorhin.
David war geflohen und entkommen. Er kam zu Samuel nach Rama und berichtete ihm alles. Aber eines ist zu sagen: Hätte Michal nicht gelogen, David wäre trotzdem gerettet worden. Seine Zeit war noch nicht gekommen.
Gott hatte gesagt, David würde König werden, doch zu diesem Zeitpunkt war er noch nicht König. Also musste es noch kommen. Das ist die Logik. Der Herr hatte einen Plan, und diesen Plan hatte er noch nicht vollendet. Daher konnte David nicht schon vorher sterben.
Es ist erstaunlich, wie unsterblich man ist, solange die Zeit noch nicht gekommen ist.
In den weiteren Kapiteln werden wir sehen, wie David leidet und ständig verfolgt wird. Der Hass Sauls zermürbte ihn schließlich. Später sagt David, eines Tages werde er durch die Hand Sauls fallen.
Da war er in seinem Glaubensleben an einem Tiefpunkt angekommen. Er dachte, der Herr werde ihn eines Tages nicht mehr retten. Das schien unmöglich, denn er musste erst König werden. Vorher konnte er einfach nicht sterben.
Wir lesen, dass David zu Samuel nach Rama kam und ihm alles berichtete, was Saul ihm angetan hatte. Er und Samuel gingen hin und wohnten in Najot. Das ist doch wunderbar: In dieser Not, in dieser Bedrängnis, hat David einen echten Freund.
Und dazu schlagen wir auf Sprüche 17,17 nach: „Der Freund liebt zu aller Zeit, und als Bruder für die Bedrängnis wird er geboren.“ Das trifft sehr gut auf Samuel zu. Wir denken darüber nach, welche Rolle seine Geburt in diesem Buch spielt.
Es war seine Mutter Hanna, die so traurig war, weil sie kein Baby bekam. Ihr Wunsch als Frau war es, wirklich einmal Mutter zu werden. Und dieser Wunsch kann unglaublich stark werden. So stark, dass man sich wünscht, die Schmerzen der Geburt zu erleben, obwohl sie auf der Skala von eins bis zehn subjektiv bewertet werden und Geburt wirklich eine zehn erreicht. Aber diese Schmerzen möchte man auf sich nehmen, wenn man nur ein Baby haben kann.
Der Wunsch bei Hanna war so groß, und ihr Versprechen war, wenn sie ein Baby bekommt, möchte sie dieses Kind ganz dem Herrn weihen, damit das Leben wirklich zur Ehre des Herrn gelebt wird. Und dieser Wunsch wurde ihr erfüllt: Sie bekam Samuel.
Nach Jahrzehnten seines Lebens wird dieser Samuel wirklich der Freund, der Bruder in der Bedrängnis für David. Aber er wurde geboren, damit er David in dieser schweren Zeit beistehen konnte. Natürlich gab es noch andere Gründe, aber seine Hauptaufgabe war, David beizustehen.
Das sind Freunde: Wenn man jemandem mit ganzer Energie und Kraft beisteht und einfach verfügbar ist, wenn es nötig ist. „Der Freund liebt zu aller Zeit“ – dann ist man auch nachts erreichbar, wenn es ganz schwierig ist. Es gibt Leute, die das ausnutzen, natürlich – ich meine das nicht –, aber wenn es wirklich nötig ist, dann ist man da.
Ich habe das selbst erlebt: Ich hätte mal jemandem die Erlaubnis gegeben, und dann wurde es immer schlimmer. Es klingelte die ganze Zeit. Gut, das war ein schwerer Fall, nicht nur von Depression, sondern eine sehr schwere psychische Erkrankung. Aber das meine ich nicht, sondern eben das, wo es wirklich nötig ist.
„Der Freund liebt zu aller Zeit, und als Bruder für die Bedrängnis wird er geboren.“
Dann noch Sprüche 18,24: „Ein Mann vieler Freunde wird zugrunde gehen, doch es gibt einen, der liebt und anhänglicher ist als sein Bruder.“ Samuel war nicht einer der sieben Brüder Davids, er war ganz anders. Aber Samuel war wichtiger für David als alle seine sieben Brüder.
Sogar in der eigenen Familie erlebte David Ablehnung und Eifersucht. Doch er durfte erfahren, dass Samuel besser, anhänglicher und liebender war als jemand aus der eigenen Verwandtschaft. Das steht ganz im Kontrast zu dem Spruch: „Ein Mann vieler Freunde wird zugrunde gehen.“
In meiner Bibel habe ich am Rand viel Platz, da schreibe ich Notizen und male Skizzen. Dort habe ich mir auch „Facebook“ notiert: Wie viele Freunde hast du? 827, sagt einer. „Das ist ja nichts, ich habe viel mehr“, sagt ein anderer. Aber das sind Facebook-Freunde, nicht solche, die einem in der Not so beistehen wie Samuel.
David und Samuel gingen zusammen nach Najot, und für eine gewisse Zeit lebten sie sogar zusammen. Ich lese weiter, Vers 19: „Und es wurde Saul berichtet und gesagt: Siehe, David ist in Najot bei Rama.“ Das liegt im heutigen Westjordanland, dem sogenannten besetzten Westjordanland.
Diese Gebiete, die man heute Westjordanland nennt, gehören zu den zentralen Gebieten des Landes Israel in der Bibel. David floh dorthin, aber das ist nicht weit weg vom Palast, wo Saul wohnte. Saul war König in Gibeah, nördlich von Jerusalem, im sogenannten Westjordanland. Gibeah heißt heute arabisch Tel al-Ful.
Hier sehen wir auf dem Bild ein Gebäude, das begonnen, aber nie vollendet wurde. Es sollte ein Palast werden für König Hussein von Jordanien, natürlich noch vor dem Sechstagekrieg. Mit dem Sechstagekrieg war dann alles vorbei. Er hätte Israel 1967 nicht angreifen sollen. Israel hatte ihn gewarnt: „Wenn du uns angreifst und eine dritte Front eröffnest, wird das schwere Konsequenzen für dich haben.“ Ja, das ganze Westjordanland wurde erobert, auch der Tempelberg, und die jordanische Mauer, die Jerusalem teilte, wurde entfernt. Dieser Palast in Gibeah wurde nie fertiggestellt.
Das ist die Ortschaft, wo der Palast von König Saul stand, König über die zwölf Stämme Israels.
Ich lese weiter: „Es wurde Saul berichtet und gesagt: Siehe, David ist in Najot bei Rama.“ Da sandte Saul Boten, um David zu holen. Wieder sandte er Boten, um seine Mordpläne zu erfüllen. Wir hatten das schon in Vers 11: Da sandte Saul Boten in das Haus Davids, um ihn zu bewachen und ihn am Morgen zu töten.
Jetzt sandte Saul erneut Boten, um David zu holen. Als sie aber die Versammlung der Propheten sahen, die weissagten – das waren Prophetenschüler von Samuel. Samuel hatte junge Leute im Glauben gefördert, um einen Dienst für den Herrn zu tun – kam der Geist Gottes über die Boten Sauls, und auch sie weissagten.
Saul berichtete das und sandte andere Boten. Auch sie weissagten. Er sandte wieder Boten, die dritten, und auch sie weissagten. Dreimal ging es schief, insgesamt viermal, wenn man Vers 11 mitzählt.
Jetzt geht der König selbst. Er ging nach Rama und kam an die große Zisterne, die in Seku ist. Er fragte: „Wo sind Samuel und David?“ Eben diese beiden Freunde, von denen einer für die Drangsal des anderen geboren wurde. Man sagte ihm: „Siehe, in Najot bei Rama.“ Er ging dorthin, und auch über ihn kam der Geist Gottes.
Er ging immerfort weissagend, aber jetzt nicht mehr durch einen bösen Geist, wie wir es früher gesehen haben (Kapitel 18, Vers 10), sondern durch den Geist Gottes. Er weissagte ununterbrochen, bis er in Najot bei Rama ankam.
Auch er zog seine Oberkleider aus. Das entspricht in unserer Gesellschaft etwa dem Ausziehen eines Tschakos, was nicht in jeder Gesellschaft erlaubt ist, aber so fühlt man sich wohl. Ich mache auch Livestreams ohne vollen Anzug.
Er legte also das Oberkleid ab, so war es ihm gemütlich, und auch er weissagte vor Samuel. Er lag nackt – aber hier muss man wissen, dass laut der Fußnote in der Elberfelder Bibel „nackt“ bedeutet, nur mit dem Unterkleid bedeckt zu sein. Er lag also ohne Oberkleid da, den ganzen Tag und die ganze Nacht.
Deshalb sagt man: „Auch Saul ist unter den Propheten.“ Was geschieht hier? Gott rettet durch Prophetie und wirkt durch seinen Geist so, dass die Feinde eine Zeit lang das Wort Gottes verkünden müssen und sich gar nicht mehr mit der Verfolgung von David beschäftigen können.
Seltsam, nicht wahr? Aber erinnern wir uns an die Geschichte von Bileam in 4. Mose. Das war ein übler Mann, aber auch ihn hat Gott zu gewissen Zeiten gebraucht, um sein Wort weiterzugeben.
Denken wir auch an Kajaphas, den Todfeind des Herrn Jesus, den hohen Priester. In Johannes 11 sehen wir, dass er zum Sanhedrin sagte: „Es ist besser, dass einer für die Nation stirbt, als dass die ganze Nation umkommt.“ Johannes schreibt im Johannes-Evangelium, dass Kajaphas das nicht aus sich selbst sagte, sondern als Hoherpriester damals wusste, dass Jesus für die Nation sterben würde.
Gott hat ihn in seiner Allmacht und Souveränität als Sprachrohr für diese Botschaft des Evangeliums benutzt – obwohl er ein Todfeind war. Derselbe Kajaphas verurteilte Jesus schließlich in der königlichen Säulenhalle des Sanhedrins zum Tod. Der oberste Priester hat das wahre Opfer in seiner Bosheit zum Tod verurteilt.
Gott hat in seiner Souveränität ihn benutzt. Gott kann wirken und handeln, wie er will. Das zeigt auch Sprüche 21,1, das ich noch aufschlagen möchte: „Das Herz des Königs ist in der Hand des Herrn wie Wasserbäche; wohin er will, neigt er es.“
Ich habe mir in meiner Bibel eine Skizze gemalt: Wasser, strömendes Wasser kann unglaubliche Kräfte entfalten. Wenn man aber einen Kanal baut, wird das Wasser genau so gelenkt, wie man es möchte. So sind die Herzen in der Hand Gottes.
Es ist wunderbar, immer wieder, wenn wir sehen, dass bei Menschen kein Durchkommen mehr ist, können wir den Herrn bitten, der über allem steht. Wenn er will, kann er sogar Vorgesetzte in der Regierung so lenken, dass sie Dinge entscheiden, die sie sonst nicht entschieden hätten.
Das spricht nicht dagegen, dass Gott dem Menschen grundsätzlich Willensfreiheit gibt. Wenn ein Mensch verloren geht, ist er selbst schuld, weil er sich gegen den Herrn Jesus und sein Erlösungswerk entschieden hat.
Jesus macht den Vorwurf in Matthäus 23 an Jerusalem: „Jerusalem, Jerusalem, wie oft habe ich euch versammeln wollen wie eine Henne ihre Küken unter die Flügel sammelt, und ihr habt nicht gewollt.“ Am Willen des Menschen scheitert es, und der Mensch geht verloren, wenn er nicht will.
Daran sieht man, wie falsch der Calvinismus ist, der nicht anerkennt, dass es darauf ankommt, dass der Mensch, wenn Gott ihn ruft und zieht – und er zieht alle, nicht nur einen Teil –, die Verantwortung hat, sich zu entscheiden. Denn Gott befiehlt allen Menschen an allen Orten Buße zu tun (Apostelgeschichte 17).
Gott ruft alle Menschen und befiehlt ihnen Umkehr. Sich nicht zu bekehren ist Befehlsverweigerung. Aber der Mensch kann sich entscheiden, weil Gott ihm die Freiheit des Willens lässt.
Mose sagt in 5. Mose 30: „Ich habe dir Leben und Tod, Segen und Fluch vorgestellt.“ Und dann sagt er nicht: „Jetzt könnt ihr wählen, was ihr wollt“, sondern: „Wähle das Leben, damit du lebst.“
Wir dürfen nie sagen: „Gott hat euch einen freien Willen gegeben, und ihr könnt euch entscheiden, wie ihr wollt.“ Nein, die Wahrheit ist: Gott hat einen freien Willen zur Entscheidung gegeben, aber er sagt nicht: „Macht, was ihr wollt.“ Sondern er sagt: „Wählt das Leben!“
Gott ist ein Gott des Lebens und will das Leben für uns. Wenn wir uns dagegen entscheiden, wird er uns den Vorwurf machen: „Ihr habt nicht gewollt.“ Aber wenn es sein muss, kann Gott auch gegen den Willen des Menschen die Herzen lenken – wie Wasserbäche.
Das wird hier gezeigt, wie er mit den Feinden umgeht: Obwohl sie es gar nicht wollten und es dem Auftrag des bösen Königs Saul widersprach, hat Gott durch Weissagung David gerettet.
Und wir schließen.
Vielen Dank an Roger Liebi, dass wir seine Ressourcen hier zur Verfügung stellen dürfen!
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