Rückblick auf Hesekiel Kapitel 1 und die babylonische Gefangenschaft
Das letzte Mal haben wir uns mit Kapitel 1 beschäftigt und auch einen Überblick über das Buch des Propheten Hesekiel als Ganzes gegeben. In Kapitel 1 haben wir gesehen, wie Hesekiel im Alter von 25 Jahren in die Verbannung nach Babel geführt wurde. Das war die Zeit der babylonischen Gefangenschaft, als der Judenstaat durch die Babylonier schließlich zerstört wurde.
Es war eine Zeit, in der für das jüdische Volk alles am Boden lag – gewissermaßen eine Zeit der Hoffnungslosigkeit. Nach fünf Jahren Gefangenschaft in Babylon sah Hesekiel den Himmel geöffnet und hatte eine Vision von Gottes Thronwagen. Wir haben also beim letzten Mal gesehen, dass auch wenn alles drunter und drüber ging, Hesekiel wissen durfte: Gott ist noch auf dem Plan und alles ist ihm untertan. Gott sitzt auf dem Thron und hat alles in seiner Hand.
Wir haben auch festgestellt, dass Gott kein statischer, passiver Gott ist, sondern ein dynamischer. Darum hat sein Thron Räder. Wir haben den erkannt, der auch im Neuen Testament genannt wird, in Offenbarung 1 – der da war, der da ist und der da kommt. Ein Gott, der in die Geschichte eingreift und handelt.
Außerdem haben wir gesehen, dass sich diese Räder immer nur vorwärts drehen. Sie wenden sich nie rückwärts. Gottes Wege sind so, dass er seine Ziele verfolgen kann und nie etwas zurücknehmen oder als Sünde bereuen muss, was er getan hat.
Wir haben aber auch gesehen, dass es Räder sind. So gibt es im Leben tatsächlich einen Kreislauf. Beim letzten Mal sprachen wir über den Kreislauf des Jahres, den Kreislauf der Sonne sowie den Kreislauf des Windes und des Wassers, wie er in Prediger 1 eindrücklich beschrieben wird. Es gibt dieses Rad der Natur, wie es in Jakobus 3 erwähnt wird. Aber das Rad dreht sich nicht nur an Ort und Stelle. Darum haben wir nicht das Problem der Sinnlosigkeit wie zum Beispiel die Hindus, sondern wir wissen: Dieses Rad dreht sich, die Heilsgeschichte geht linear vorwärts und hat eine Vollendung.
Hesekiel hat also die Herrlichkeit Gottes gesehen, die Schechina-Herrlichkeit, diesen Thron und darauf jemanden in der Gestalt eines Menschen. Wir haben gesehen, dass es Gottes Sohn ist, der schon im Alten Testament so erscheint. Die Menschwerdung wird gewissermaßen bildlich vorweggenommen.
Die Reaktion Hesekiels war folgende: Er fiel auf sein Angesicht. Das steht noch in Kapitel 1, Vers 28. Könnte das noch jemand lesen? Nur Vers 28:
„Wie das Aussehen des Bogens, der am Regentag in der Wolke ist, so war das Aussehen des Glanzes ringsum. Das war das Aussehen des Abbildes der Herrlichkeit des Herrn. Und als ich es sah, fiel ich auf mein Gesicht nieder, und ich hörte die Stimme eines Redenden.“
Jawohl, also er betet an. Dieses Ereignis, dieses Erlebnis der größten Autorität und Souveränität Gottes auf seinem Thron, ist die Ausgangslage für den ganzen Prophetendienst Hesekiels.
Der Auftrag Hesekiels: Aufstehen und Verkündigen
Jetzt kommen wir zu unserem Blatt. Kann jemand Frage eins vorlesen? Einige haben das ja schon gehabt und sich vielleicht Gedanken gemacht. Peter, liest du mal Frage eins?
In welchem Alter wurde Ezechiel debattiert und wann wurde er zum Prophetendienst berufen? Du bist jetzt bei Kapitel eins, das wäre... Entschuldigung, weshalb musste Ezechiel wieder aufstehen? Hast du dir dazu etwas überlegt?
Er soll ja zu den Kindern Israels gehen und etwas ausrichten. Im Liegen ist noch nie etwas bewegt worden. Richtig. Hat noch jemand eine Idee? Ist es vielleicht auch eine Vorausschau auf das Wiedererstehen Israels?
Ich meine, klar, Hesekiel 37 spricht davon, dass diese Totengebeine wieder auferstehen sollen. Aber ich denke, der Bezug ist hier zu weit gefasst. Jedenfalls wird deutlich: Anbetung, das Niederfallen vor Gott, ist etwas, aber es ist nicht alles. Darum, ja?
Darf ich da noch etwas fragen? Dieses Aufs-Angesicht-Fallen, das uns ja öfter begegnet, diese Haltung — das ist nie eine Ohnmacht, oder? Das ist immer nur eine körperliche Schwäche.
Nein, nicht einmal Schwäche, sondern es ist der Ausdruck der Selbsterniedrigung vor der Majestät Gottes. Also ein willentliches Niederfallen. Genau. Es ist nicht ein Umgeworfenwerden, sondern die Reaktion darauf, dass er die Herrlichkeit Gottes sieht und dann anbetet.
Das hebräische Wort, das typische Wort für Anbeten, Lechischtachave, bedeutet eigentlich „sich niederwerfen“. Das ist die Grundbedeutung, und dann heißt es Anbeten.
Übrigens, wo kommt das zum ersten Mal in der Bibel vor, der Ausdruck Anbeten, also das Wort Lechischtachave? Die Weisen aus dem Morgenland kommen in Matthäus vor, aber in der Bibel wäre das...
Noah baut seinen Altar und betet an, ja, aber der Ausdruck „anbeten“ wird dort nicht gebraucht, er opfert nur. Aber wo der Ausdruck Anbeten zum ersten Mal vorkommt, das ist noch vor Jakob, vor dem Dornbusch, nämlich in 1. Mose 22 bei der Opferung Isaaks.
1. Mose 22, Vers 5: Wer liest?
Abraham sah den Ort von Ferne, und Abraham sprach zu seinen Knechten: „Bleibt ihr hier mit dem Esel, ich aber und der Knabe wollen bis dorthin gehen und anbeten und dann zu euch zurückkehren.“
Jawohl, das ist das allererste Mal. Was auffällig ist an dieser Anbetung, sind die fehlenden Dinge, die man vielleicht als unentbehrlich für Anbetung empfindet. Erstens hatte Abraham kein Hochgefühl. Er war ja drauf und dran, seinen Sohn zu opfern, den Sohn der Verheißung. Also null Hochgefühl.
Er sagt: „Wir gehen dorthin, um anzubeten.“ Und es gab auch absolut keine Musik. Später sehen wir zwar, wie Musik in Verbindung mit dem Gottesdienst Israels eine große Bedeutung bekommt, ab David. Aber nicht einmal seit der Stiftshütte war die Priestermusik organisiert, das kam erst mit David.
Was wir sicher erkennen können, ist: Im Kern braucht das Wesen der Anbetung weder Hochgefühl noch Musik. Anbetung ist also nicht davon abhängig, sondern bedeutet Niederfallen vor Gott. Das heißt, man erkennt die Macht Gottes über sich an.
Im Fall Abrahams war es sogar so, dass Hebräer 11 erklärt, Abraham hat geglaubt, dass Gott in der Lage sein wird, diesen Sohn wieder aufzuerwecken. Denn Gott hatte ihm ja versprochen, dass durch Isaak die Verheißung der Nachkommen erfüllt wird.
Und wenn er ihn jetzt opfern muss, so dachte Abraham, dann wird Gott ihn auferwecken. Darum sagt er in diesem Vers: „Wir gehen dorthin, werden anbeten und dann zu euch zurückkehren.“ Er sagt nicht „ich komme zurück“, sondern „wir werden zu euch zurückkehren.“
Er glaubte an die Auferstehung Isaaks. Darum sagt dann der Hebräerbrief, dass Abraham ihn im Gleichnis auch wieder empfangen hat. Gewissermaßen ist Isaak für ihn wieder auferstanden, in dem Sinn, dass Gott die Opferung in letzter Sekunde verhindert hatte.
Aber auch dort geht es nicht um ein unkontrolliertes Überwältigtwerden, sondern einfach um Niederfallen und die Größe Gottes bewundern. Übrigens ist es ein anderes Verb, das heißt einfach „Niederfallen“, Nafal auf Hebräisch. Das ist die Reaktion auf die Größe Gottes.
Durch das Niederfallen drücken wir aus: Wir sind so klein und Gott ist so groß. Das ist das Wesen der Anbetung.
Etwas, was in den verschiedenen Antworten gesagt wurde: Durch Passivität ist noch nie etwas bewegt worden. Das heißt, das Leben des Gläubigen besteht nicht nur aus Anbetung. Das ist etwas ganz Wichtiges, aber auch aus Dienstaktivität.
Darum bekommt Ezechiel den Auftrag in Kapitel 2, Vers 1: „Jetzt steh auf!“
Die Ausrüstung Hesekiels durch den Geist Gottes
Jetzt kommen wir zur zweiten Frage: Peter, wie wurde Herr Segel zum Dienst ausgerüstet?
Ja, also, wer möchte etwas dazu sagen? In Vers 2 heißt es: „Der Geist kam in mich, er stellte mich auf neue Füße.“ Das bedeutet die Kraft des Heiligen Geistes. Das klingt schon ganz neutestamentlich, oder? Wenn wir an die Verheißung des Herrn im Hinblick auf Pfingsten denken, lesen wir Apostelgeschichte 1,8:
„Aber ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist auf euch gekommen ist, und ihr werdet meine Zeugen sein, sowohl in Jerusalem als auch im ganzen Judäa und Samaria und bis an das Ende der Erde.“
Hier haben wir den Weltmissionsauftrag des Auferstandenen mit vier Punkten. Die Voraussetzung ist jedoch, dass die Jünger zuerst die Kraft aus der Höhe empfangen müssen, damit sie diesen Auftrag überhaupt ausführen können. Deshalb hat der Herr ihnen auch vorher gesagt, sie sollten hier warten. In Vers 4 heißt es, sie sollten sich nicht aus Jerusalem entfernen, sondern auf die Verheißung des Vaters warten.
Ohne die Kraft des Geistes sollte die Weltmission gar nicht beginnen. Mit Pfingsten fängt sie an.
Hier haben wir einen Propheten im Alten Testament, der einen Auftrag bekommt zu predigen, aber er wird zuerst mit der Kraft des Heiligen Geistes ausgerüstet. Beeindruckend ist, dass im Alten Testament so oft über den Heiligen Geist gesprochen wird, besonders im Buch Hesekiel. Das ganze Buch Hesekiel ist voller Passagen über den Heiligen Geist, was sehr auffällig ist.
Im gleichen Buch findet sich aber noch ein anderer Ausdruck, der sehr auffällig ist: die Herrlichkeit des Herrn. Wir hatten das ja schon bei Vers 28, am Schluss: „Das war das Aussehen des Bildes, der Herrlichkeit des Herrn.“ Die Herrlichkeit des Herrn ist der alttestamentliche Fachausdruck für die Tschechiner, die sehr herrliche lichte Wolkensäule, die nachts als Feuersäule zu sehen war und die Gegenwart Gottes zeigte.
Die Herrlichkeit des Herrn ist also ein großes Thema in Hesekiel, ebenso wie der Geist Gottes.
Der Herr Jesus sagt in Johannes 16, dass der Heilige Geist kommen wird, der Sachwalter. Er sagt weiter, dass eine seiner Aufgaben sein wird, ihn zu verherrlichen. Können wir das aufschlagen? Johannes 14,16. Ja, Vers 14, man könnte auch ab Vers 12 lesen, von 12 bis 14:
„Ich habe euch noch viel zu sagen, aber ihr könnt es jetzt nicht ertragen. Wenn aber jener Geist der Wahrheit kommt, wird er euch in alle Wahrheit leiten. Denn er wird nicht aus sich selbst reden, sondern was er hört, das wird er reden, und was zukünftig ist, wird er euch verkündigen. Er wird mich verherrlichen. Denn von dem Meinen wird er nehmen und euch verkündigen.“
Und jetzt Vers 14: „Er wird mich verherrlichen, denn von dem Meinen wird er es nehmen und euch verkündigen.“
Das ist der Punkt: Es wird erwähnt, dass er in alle Wahrheit leiten wird, das Kommende verkünden und vor allem Jesus verherrlichen wird. Der Heilige Geist hat als besonderes Ziel die Verherrlichung des Herrn Jesus Christus.
Darum ist es so auffällig, wie im Hesekiel, dass dort kaum in einem anderen alttestamentlichen Buch so viel über den Heiligen Geist gesprochen wird, aber auch über die Herrlichkeit Gottes. Das gehört zusammen.
Der Heilige Geist wird also schon im Alten Testament in diesem Sinn geoffenbart. Man könnte sich in diesem Zusammenhang fragen: Gibt es auch Stellen, wo der Sohn Gottes ausdrücklich im Alten Testament erwähnt wird als Sohn Gottes? Das muss der Messias sein.
Eine solche Stelle finden wir in Psalm 2. Psalm 2,12 lautet: „Küsst den Sohn!“ Vielleicht kann man dazu auch noch aus demselben Psalm Vers 7 lesen:
„Lass mich die Anordnung des Herrn bekanntgeben: Er hat zu mir gesagt: ‚Mein Sohn bist du, ich habe dich heute gezeugt.‘“
Vers 12: „Küsst den Sohn, damit er nicht zürnt und ihr umkommt auf dem Weg. Denn leicht entbrennt sein Zorn. Glücklich sind alle, die sich in ihm bergen.“
Hier in Vers 7 wird die Sohnschaft mit der Zeugung in Verbindung gebracht. Man könnte denken, dass der Sohn Gottes in dem Sinn gemeint ist, dass der Messias von Gott gezeugt sein wird, wie es auch in Lukas 1,35 heißt. Dort sagt der Engel zu Maria: „Das Heilige, das geboren wird, wird Sohn Gottes genannt werden.“ Das wird in Verbindung gebracht mit der Menschwerdung.
Doch haben wir im Alten Testament auch Hinweise auf Jesus Christus als den ewigen Sohn? In den Sprüchen finden wir am Ende, in Sprüche 30,4, eine interessante Stelle:
„Wer ist hinaufgestiegen in den Himmel und herabgefahren? Wer hat den Wind in seine Fäuste gesammelt? Wer hat die Wasser in sein Tuch gebunden? Wer hat alle Enden der Erde aufgerichtet? Was ist sein Name und was der Name seines Sohnes, wenn du es weißt?“
Das ist ein interessanter Vers. Hier wird über Gott gesprochen, und dann heißt es: „Was ist der Name seines Sohnes?“ Nicht „Was ist der Name eines Sohnes von ihm“, wie zum Beispiel bei den Engeln, die Söhne Gottes genannt werden (Hiob 1; 1. Mose 6), sondern „Was ist der Name seines Sohnes?“ Das bedeutet, es ist der eine Sohn.
Und es heißt nicht „Was wird der Name seines Sohnes sein?“, sondern „Was ist der Name seines Sohnes?“, also existiert der Sohn Gottes schon.
Das heißt, Christus ist nicht erst durch seine Menschwerdung Sohn Gottes geworden – als Mensch ja, durch die Zeugung aus Maria –, aber er ist als Gott Sohn, wie Sprüche 30 zeigen.
Hier in Sprüche 30 werden also Gott und der Sohn als zwei Personen unterschieden. In Hesekiel finden wir die Unterscheidung des Geistes. So wird die Trinität bereits im Alten Testament vorbereitet, aber im Neuen Testament dann vollzogen und vollendet.
Der Heilige Geist im Alten und Neuen Testament: Ein Vergleich
Ein wichtiger Unterschied besteht zwischen dem Heiligen Geist, der im Alten Testament in die Propheten kam, und seinem Kommen und Wohnen in den Gläubigen heute. Dabei müssen wir einen ganz entscheidenden Unterschied herausstellen, trotz aller Analogie und Gleichheit.
Man könnte zwar sagen, Paulus im Neuen Testament war auch ein Prophet. Doch im Neuen Testament empfangen es alle Gläubigen, nicht nur Propheten. Wo steht das? Wir glauben nur, wenn es schriftlich belegt ist. Schauen wir dazu in Epheser 1, Verse 13 und 14:
„Nachdem ihr das Wort der Wahrheit, das Evangelium eures Heils, gehört habt, seid ihr auch, nachdem ihr geglaubt habt, mit dem Heiligen Geist der Verheißung versiegelt worden, welcher das Unterpfand unseres Erbes ist zur Erlösung des erworbenen Besitzes, zum Preise seiner Herrlichkeit.“
Der Epheserbrief richtet sich an alle Gläubigen in Ephesus. Wann haben sie den Heiligen Geist bekommen? Hier wird das Wort „Bekehrung“ nicht verwendet. Es heißt schlicht: „Nachdem ihr geglaubt habt.“ Keine zusätzlichen Erfordernisse, kein Sakrament, nichts – nur „nachdem ihr geglaubt habt“.
Man könnte jetzt sagen, das ist eine Parallele zu Hesekiel 2, wo nach Gottes Wort der Geist auf ihn kam. Doch der Unterschied ist: Hesekiel war vermutlich schon vorher gläubig und bekehrt. Gott sprach zu ihm, und dann kam der Geist über ihn. Bei den Ephesern hingegen ist es klar: Nachdem sie geglaubt und zum Glauben gekommen sind, haben sie den Heiligen Geist empfangen. Jeder Gläubige heute hat den Heiligen Geist, nachdem er das Evangelium des Heils wirklich geglaubt hat, Buße getan, seine Schuld vor Gott bereut und das Opfer Jesu in Anspruch genommen hat. Das heißt, nach dem Glauben an das Evangelium des Heils wird jemand von Gott versiegelt.
Ein weiterer Unterschied: Im Alten Testament empfingen einzelne den Heiligen Geist. Heute aber hat jeder wahre Gläubige den Geist, und zwar beständig.
Die Antwort darauf, dass der Heilige Geist bei den Propheten nicht beständig war, lautet: Er war nur temporär für eine bestimmte Aufgabe gegeben. Das sieht man zum Beispiel in Hesekiel Kapitel 11, wo der Geist erneut über ihn kommt. Wenn er ihn schon gehabt hätte, wäre das nicht nötig gewesen.
Ein klassisches Beispiel im Alten Testament ist Saul, dem zeitweise der Geist Gottes kam. Ebenso Psalm 51, Vers 12 (je nach Übersetzung Vers 11), wo David betet: „Verwirf mich nicht von deinem Angesicht, und nimm deinen Heiligen Geist nicht von mir.“ David war in Sünde gefallen und fürchtete, dass Gott den Geist von ihm nimmt. Das zeigt deutlich, dass der Geist im Alten Testament auch wieder weggehen konnte.
Wo steht im Neuen Testament, dass der Heilige Geist heute bei den Gläubigen bleibt? Johannes 14, Verse 15 bis 17 sagt:
„Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meine Gebote halten. Und ich werde den Vater bitten, und er wird euch einen anderen Beistand geben, damit er in Ewigkeit bei euch bleibt, den Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann, weil sie ihn nicht sieht und nicht kennt. Ihr aber kennt ihn, denn er bleibt bei euch und wird in euch sein.“
Hier wird deutlich, dass der Heilige Geist nicht nur zeitweise, sondern ewig bei den Gläubigen bleibt. Zwar heißt es, „wenn ihr mich liebt“, was sich in Gehorsam ausdrückt, aber das Kommen des Heiligen Geistes ist eine Verheißung für alle, die wirklich glauben und lieben.
Jesus sagt weiter, dass er den Vater bitten wird, den Heiligen Geist zu senden – das geschah an Pfingsten. Das Ziel ist, dass der Geist bei den Gläubigen in Ewigkeit bleibt und in ihnen wohnt. Das ist ein großer Unterschied zum Alten Testament.
Noch ein Vers, der das unterstreicht, ist Epheser 4, Vers 30:
„Und betrübt nicht den Heiligen Geist Gottes, mit dem ihr versiegelt worden seid für den Tag der Erlösung.“
Die Versiegelung mit dem Heiligen Geist ist eine Garantie für den Gläubigen, dass er am Tag der Erlösung sein volles Erbe empfangen wird. Das Siegel des Heiligen Geistes ist der Gottesrechtsanspruch, der nicht gebrochen werden kann.
In Offenbarung 5 wird beschrieben, dass kein Geschöpf im Himmel oder auf Erden würdig ist, die Siegel zu öffnen – nur der Löwe aus dem Stamm Juda kann das. So ist auch die Versiegelung des Gläubigen ein unzerbrechliches Siegel von Gott.
Daher ist die Versiegelung am Tag der Erlösung eine Sicherheit für die Ewigkeit. Das entspricht der Verheißung, dass der Heilige Geist bei den Gläubigen bleibt, in Ewigkeit bei ihnen ist und in ihnen wohnt.
Das ist ein ganz entscheidender Unterschied zum Wirken des Heiligen Geistes im Alten Testament. Es zeigt, in welcher außergewöhnlichen Zeit wir leben, in der jeder Gläubige die Kraft und Wirkung des Heiligen Geistes hat, die früher nur den Propheten zeitweise gegeben war.
Wir kehren nun zurück zu Hesekiel 2.
Die Bedeutung des Ausdrucks „Menschensohn“ für Hesekiel und Jesus Christus
Herr Präsident! Vorhin wurde gesagt, und Sie sagten, es gibt keine weiteren Zutaten, wenn man glaubt. Im Neuen Testament heißt es jedoch immer: „Wenn ihr glaubt und getauft seid“, immer diese Kombination. In diesem Fall nicht, und Sie sagten eben, das genügt auch für diesen Fall.
Gut, Sie spielen an auf Markus 16, Vers 17. Nein, wir lasen es vorhin, was bei Epheser steht, glaube ich. Ja, dort heißt es ja: Nachdem ihr geglaubt habt, das Evangelium eures Heils, seid ihr versiegelt worden mit dem Heiligen Geist der Verheißung – also nachdem ihr geglaubt habt. Und jetzt haben Sie aber die Frage: Normalerweise habe ich immer im Ohr, „wenn ihr geglaubt und getauft seid“.
Ja, das steht in Markus 16, dieser Ausdruck „Glaube und Taufe“ nur dort. Den Missionsauftrag im Markus-Evangelium lesen Sie in den Versen 15 und 16: Er sprach zu ihnen: „Geht hin in die ganze Welt und predigt das Evangelium der ganzen Schöpfung. Wer gläubig geworden und getauft worden ist, wird errettet werden; wer aber ungläubig ist, wird verdammt werden.“
Ja, also das Gegensatzpaar ist auffällig: Wer glaubt und getauft wird, wird errettet, aber wer nicht glaubt und nicht getauft wird, wird verdammt werden. Für die Verdammnis reicht nur der Unglaube. Nun macht das deutlich: Glaube und Taufe gehören ganz normal zusammen. Darum sehen wir auch in der Apostelgeschichte, dass Menschen zum Glauben kamen und dann getauft wurden.
Aber durch die Taufe geschieht nicht irgendwie sakramental innerlich etwas. Darum sagt Petrus im 1. Petrus 3, Vers 21 von der Taufe: Er spricht von einem Gegenbild, der Taufe, also einem Bild, und dann sagt er: „Nicht das Ablegen der Unreinigkeit des Fleisches.“ Schlagen wir das auf, 1. Petrus 3, Vers 21. Im Vers 20 geht es noch um die Rettung durch die Arche Noah. Kann jemand Vers 21 lesen?
„Jetzt errettet das ist die Taufe, nicht ein Ablegen der Unreinigkeit des Fleisches, sondern das Begehren eines guten Gewissens vor Gott.“
Ja, also auffällig ist mal: Die Taufe wird hier genannt ein Gegenbild, ein Bild. Sie stellt etwas dar, eine andere Realität, bildet sie ab als Gegenbild. Und dann sagt er von der Taufe: Sie ist nicht ein Ablegen der Unreinigkeit des Fleisches. Also durch die Taufe wird nicht irgendwie die Erbsünde, die verdorbene Natur des Menschen, weggetan. Es geschieht insofern nichts, es ist ein Bild, nicht ein Ablegen, sondern das Begehren oder man kann übersetzen die Bitte, die Verpflichtung, das Zeugnis eines guten Gewissens vor Gott.
Das heißt, der bekehrte Mensch, der sich taufen lässt, vollzieht mit der Taufhandlung gewissermaßen ein Versprechen Gott gegenüber: Mein altes Leben soll fertig sein, so wie ich untergetaucht bin im Wasser – vorbei, das ist das Grab. Und jetzt möchte ich in einem neuen Leben so leben, dass ich vor Gott mit einem guten Gewissen leben kann. Nicht, dass ich nie sündige, sondern es ist das Begehren, die Bitte, die Verpflichtung eines guten Gewissens vor Gott.
Darum hat die Taufe sehr viel zu tun mit Jüngerschaft und Nachfolge. Jetzt haben wir aber noch einen Punkt in diesem Vers, und das ist der Ausdruck „errettet“. Die Taufe errettet, welches Gegenbild auch euch jetzt errettet. Das ist die Taufe.
Jetzt muss aber auffallen: Petrus schreibt seinen Brief an auserwählte Menschen. In Kapitel 1, Vers 2 sagt er seinen Adressaten, sie seien auserwählt nach Vorkenntnis Gottes des Vaters, durch Heiligung des Geistes zum Gehorsam und zur Blutbesprengung Jesu Christi. In 1, Vers 18 sagt er, sie sollen wissen, dass sie erlöst worden sind durch das kostbare Blut Christi – erlöst worden, Vergangenheit.
In Kapitel 2, Vers 4 nennt er sie „lebendige Steine“, und jetzt sagt er: „Durch die Taufe werdet ihr gerettet.“ Aber was der aufmerksame Bibelleser feststellt, ist: Es heißt nicht „Durch die Taufe damals seid ihr errettet worden“, sondern Präsens, „durch die Taufe werdet ihr jetzt gerettet“. Präsens kann im Griechischen übrigens auch oft das Durativ ausdrücken, also „immer wieder gerettet“.
Ja, wie geht das? Ganz einfach: Ich komme in irgendeine Situation hinein, eine Versuchung, und ich überlege mir, was habe ich eigentlich mit der Taufe zum Ausdruck gebracht? Ich habe mich verpflichtet, vor Gott mit meinem alten Leben wirklich abgeschlossen zu haben, mit einem guten Gewissen vor Gott zu leben. Dann kann ich da nicht mitmachen. Ich gehe, ich bin gerettet worden – in dem Moment gerettet aus der Versuchung. Und das geschieht immer wieder.
Insofern hat die Taufe effektiv einen ganz wichtigen pädagogischen Aspekt im Christenleben, denn die Taufe rettet Präsens, immer und immer wieder. Und darum sagt der Herr Jesus: „Wer glaubt und getauft wird, wird errettet werden.“ Das umfasst die zeitliche und die ewige Rettung. Wer aber nicht glaubt, wird verdammt werden. Da geht es um das ewige Verlorengehen als Gegensatz dazu.
Aber man versteht natürlich, warum leicht die Lehre entstehen konnte, die Taufe habe irgendwie eine sakramentale Rettungswirkung, weil von Rettung gesprochen wird. Aber wir müssen daran denken, dass die Bibel, vor allem das Neue Testament, bei weitem nicht dauernd über die ewige Rettung spricht. Sehr oft geht es um die Rettung aus Not, Versuchung und Drangsal.
Auch im Alten Testament, Psalm 34: „Viele sind der Mühsal des Gerechten, aber aus allen wird er errettet werden.“ Ja gut, das ist ja nicht die Rettung vor der Verdammnis, sondern die Rettung aus Nöten.
Gut, also kehren wir zurück zu Hesekiel 2 und nehmen Frage 3 auf unserem Blatt dazu. Er wird mit „Menschensohn“ angeredet, und Jesus wird ja auch so angesprochen, teilweise.
Ja, also die Frage: Wie wird Hesekiel dauernd angesprochen? Und Sie haben sie schon beantwortet: eben mit „Menschensohn“. Nun, was hat dies zu bedeuten? Hat jemand da etwas herausgefunden? Das ist eine Vorschattung auf Jesu Leiden, als er auf der Erde lebte.
Gut, also wir müssen festhalten: Hesekiel wird dauernd so genannt, und zwar fast hundertmal. Das ist also ein ganz typischer Ausdruck für Hesekiel, das findet man nirgendwo anders. Das sind übrigens auch wichtige Argumente, wenn zum Beispiel in der Bibelkritik Bibelbücher aufgeteilt werden in verschiedene Autoren. Und das hat man auch vor Hesekiel nicht Halt gemacht. Dann sind natürlich solche sprachlichen Kennzeichen sehr wichtig, um die Einheit, die literarische Einheit eines Buches zu zeigen.
Hesekiel ist also förmlich gekennzeichnet durch diesen Ausdruck „Menschensohn, Menschensohn“. Das zieht sich so durchs Buch hindurch und zeigt als kleiner Baustein schon, dass es ein Autor ist. Das Buch ist eine Einheit. Aber es gibt noch viele andere Ausdrücke, eben wie der Geist, der dauernd kommt, die Herrlichkeit des Herrn, die dauernd kommt und noch mehr, werden wir später sehen.
Aber es kommt doch auf, das heißt doch auch, der Menschensohn wird viel leiden.
Ja? Also da wird es, da kommt dieser Ausdruck wieder vor.
Gut, aber wir müssen vielleicht dem näher nachgehen, dem Ausdruck an sich. Was heißt überhaupt Menschensohn? Das ist das normale Wort auf Hebräisch für Mensch, also Ben Adam, Sohn von Adam, ein Adamsohn. Wir haben im älteren Deutsch den Ausdruck „Menschenskind“. Das ist nichts anderes als eine Übernahme aus dem Hebräischen „Ben Adam“, ein Menschenkind, das ist einfach ein Mensch.
Und Hesekiel wird also so dauernd genannt. Man könnte sagen, das Buch Hesekiel zeigt uns, was wirkliches Menschsein ist. Das erste Mal bekommt er hier diesen Titel, nachdem er vor Gottes Herrlichkeit anbetend niedergefallen ist.
Also der Mensch, der Gott wirklich anerkennt und ihm die Herrlichkeit verehrt und ihn anbetet, der wird eigentlich zum wahren Menschen. Also das wahre Menschsein beginnt dann, wenn wir Gottes Herrlichkeit anerkennen.
Und das sehen wir auch philosophiegeschichtlich, nämlich mit dem Gedanken, der in der Philosophiegeschichte aufgekommen ist: „Gott ist tot“, Nietzsche. Was ist in der Folge im zwanzigsten Jahrhundert gekommen? Die Problematik, dass man festgestellt hat: Dann ist der Mensch auch tot.
„Gott ist tot“ – da hat Nietzsche nicht gemeint, dass Gott gelebt hat und dann hat man ihn getötet, sondern das sollte bedeuten, Gott hat überhaupt keine Relevanz in unserem Leben, völlig ohne Bezug zu unserem Leben.
Ja gut, und im zwanzigsten Jahrhundert hat man dann festgestellt: Dann ist der Mensch auch tot. Weil der Mensch dann überhaupt keinen Sinn, keine Bedeutung mehr hat. Man hat dann festgestellt: Ja, dann ist der Mensch einfach eine biologische Maschine, zufällig entstanden, ohne Sinn und Ziel, und da ist der Mensch tot.
Was hat es überhaupt noch für einen Sinn, Mensch zu sein? Was haben die Begriffe Liebe und Hingabe und Treue überhaupt noch für einen Sinn, wenn Gott erklärt wird? Ist der Mensch auch tot.
Und darum ist es auch nicht irgendwie verwunderlich, warum im zwanzigsten Jahrhundert dann auch die Drogenwelle gekommen ist. Das ist der Versuch, aus der Sinnlosigkeit doch noch irgendwie mit bewusstseinsverändernden Mitteln einen Sinn zu finden. Und jetzt haben wir den ganzen Schlamassel aus dem.
Aber wenn der Mensch Gott anerkennt und ihm die Ehre gibt, dann wird er zur wahren Bestimmung gesetzt. Und darum wird Hesekiel von dem Moment an dauernd genannt „Menschensohn“.
Jetzt finden wir natürlich im Neuen Testament, dass der Ausdruck „Menschensohn“ ein Titel ist, speziell für den Messias. Der Herr Jesus bezeichnet sich als Menschensohn.
Jetzt, woher kommt das? Hat jemand eine Idee? Daniel sieben, ja, schlagen wir das auf, oder ich glaube, wir sollten zuerst mal Pause machen. Um vier Uhr machen wir so zwanzig Minuten Pause und versuchen, pünktlich weiterzufahren.
Wir sind stehen geblieben bei dem Titel „Sohn des Menschen“. Es ist verwiesen worden auf Daniel 7. Ich möchte aber gerne zuerst Psalm 8 aufschlagen. Liest jemand Psalm 8, Verse 4 bis 7?
„Was ist der Mensch, dass du sein gedenkst, und des Menschen Sohn, dass du auf ihn acht hast? Bei dir ist es.“ Vers 3: „Wenn ich anschaue deinen Himmel, deiner Finger Werk, den Mond und die Sterne, die du bereitet hast: Was ist der Mensch, dass du sein gedenkst, und des Menschen Sohn, dass du auf ihn acht hast? Denn ein wenig hast du ihn unter die Engel erniedrigt und mit Herrlichkeit und Pracht hast du ihn gekrönt. Du hast ihn zum Herrscher gemacht über die Werke deiner Hände; alles hast du unter seine Füße gestellt: Schafe und Rinder, allesamt, und auch die Tiere des Feldes, das Geflügel des Himmels und die Fische des Meeres, was die Pfade der Meere durchwandert.“ Jehova, unser Herr.
Das reicht schon. Also Hebräer 2 zitiert aus diesem Psalm. Ich gebe nur die Stelle an, für die, die gerne Notizen machen: Hebräer 2, Verse 6 und 7 zitiert aus dieser Stelle und macht deutlich, dass hier mit dem Menschensohn Jesus Christus gemeint ist, der ein wenig – Vers 6 beziehungsweise Vers 5 – der ein wenig oder kurze Zeit unter die Engel erniedrigt worden ist. Der Hebräerbrief erklärt: Das ist der Tod Jesu. Engel sterben nicht, und dadurch, dass der Herr Jesus als Mensch in den Tod gegangen ist, hat er sich unter die Engel erniedrigt – für kurze Zeit. Aber jetzt hat er den höchsten Platz zur Rechten Gottes eingenommen, darum ist er mit Ehre und mit Herrlichkeit und Pracht gekrönt.
Nun ist aber hier interessant die zwei Ausdrücke: „Was ist der Mensch, dass du sein gedenkst?“ und „des Menschensohn, dass du auf ihn acht hast.“ Wir haben zweimal das Wort Mensch auf Deutsch, auf Hebräisch sind es zwei verschiedene Wörter. Das erste Mal ist es Enosch und das zweite Mal ist es Adam.
Also, was ist der Enosch, dass du auf ihn acht hast, dass du sein gedenkst, und was ist der Ben Adam, dass du auf ihn acht hast? Jetzt müssen wir den Unterschied herausarbeiten.
Enosch heißt auch Mensch. Die Wurzel Anasch heißt sündig sein, sterblich sein, böse sein. Das ist also der Mensch, wie er geworden ist durch den Sündenfall, Enosch. Darum übrigens hat Seth, der ja Ersatz war für den ermordeten Abel, einen Sohn bekommen, 1. Mose 4 am Schluss, und die haben ihm den Namen gegeben: „Enoch, dem kleinen Kind sterblich sündig“, weil sie plötzlich realisiert haben, was eigentlich im Menschen drinsteckt.
Dort kommt dieses Wort als Eigenname zum ersten Mal in der Bibel vor, aber hier als allgemeiner Ausdruck für „Mensch, der Sterbliche“. In der Poesie haben wir ja diesen Ausdruck, oder? Im Deutschen auch: der Sterbliche. Aber da heißt es doch dann auch, da fingen die Menschen an, zuerst den Namen Gottes anzurufen.
Ja, genau, das ist die Stelle. Aber dann hat man gemerkt, wie es um den Menschen steht, und dann haben die Zuflucht gesucht bei Gott, in dieser Not. Also Enosch ist der gefallene Mensch.
Und hier wird der Herr Jesus aber genannt Ben Adam. Adam ist der Eigenname des ersten Menschen, wird aber auch gebraucht in 1. Mose 1,2 einfach für Menschen. Das Wort Menschen ist auch Adam. Es kommt von einer Wurzel, die bedeutet: Adam heißt rot sein auf Hebräisch, rot sein.
Und davon abgeleitet ist Adamar der Erdboden, und zwar die Terra Rossa, die rote Erde, die eisenhaltige Erde. Adam wurde ja vom Erdboden genommen. Und darum hat er den Namen Adam bekommen – Erdling oder der aus roter Erde, heißt das eigentlich.
Aber der Begriff Adam bezeichnet den Menschen, wie er aus der Hand Gottes hervorgegangen ist. Darum ist nun der Unterschied hier so frappant: Was ist der sündige Mensch, der Sterbliche, dass du es angedenkst, und was ist der Ben Adam, der Messias, dass du auf ihn acht hast, der sich ja so tief erniedrigt hat.
Also, da sehen wir: Hier steht der Menschensohn als Titel für den Messias im Gegensatz zu den Menschen allgemein.
Und gehen wir nun zu Daniel 7, Vers 13. Das war mein Prüfungstext in Aramäisch, Abschlussprüfung, Daniel 7, Vers 13. Wer liest?
„Ich schaute in den Gesichten der Nacht, und siehe, mit den Wolken des Himmels kam einer wie eines Menschensohns, und er kam zu dem Alten am Tage und wurde vor demselben gebracht. Ihm wurde Herrschaft und Herrlichkeit und Königtum gegeben, und alle Völker, Völkerschaften und Sprachen dienten ihm. Seine Herrschaft ist eine ewige Herrschaft, die nicht vergehen wird, und sein Königtum ein solches, das nie zerstört werden wird.“
Jawohl, also hier haben wir den Menschensohn, der mit den Wolken des Himmels kommt, um das Reich Gottes hier auf Erden aufzurichten. Der Titel „Wie eines Menschensohns“ ist hier wichtig.
Der Zusammenhang ist der: In den Versen vorher sieht Daniel die vier Weltreiche Babylon, Persien, Griechenland und Rom. Und zwar sieht er sie als schreckliche, blutrünstige Bestien: ein Löwe mit Flügeln, ein gieriger, fressgieriger Bär, dann ein Leopard und schließlich ein furchtbares Tier, das „alles frisst, zermalmt und zertritt“.
So sind die Weltreiche gewesen, nicht humane Reiche, sondern blutrünstige Reiche. Aber am Ende kommt dann der Messias, der ein wirklich menschliches Reich hat – aber eben menschlich im Sinn dessen, was Gott unter Menschlichkeit versteht, nicht Humanismus ohne Gott.
Der Menschensohn wird dann kommen und seine Herrschaft aufrichten. Also sehen wir, wichtig hier: Der Ausdruck „Menschensohn“ ist dazu da, um den Gegensatz zu zeigen zu den blutrünstigen Reichen der Menschen früher.
Aber hier in Daniel 7 ist ja nicht Hebräisch, sondern Aramäisch geschrieben. Daniel 2,4-7 am Schluss ist Aramäisch original aufgeschrieben worden. Und auf Aramäisch gibt es diesen Ausdruck Ben Adam nicht, sondern im Aramäischen hat man für Mensch den Ausdruck Enasch, das entspricht Hebräisch Enosch.
Enosch, Enasch. Jetzt wird es schwierig. Wie soll man das denn ausdrücken beim Messias? Und darum fällt auf: Es heißt hier nicht „Ich sah mit den Wolken des Himmels den Bar Enasch kommen“, sondern „kam einer wie eines Menschensohns“.
Dieses „wie“ drückt nämlich die Problematik aus: Er sieht aus wie irgendein Mensch, oder? Wie es in Römer 8 heißt, dass Gott ihn gesandt hat in Gleichheit der sündigen Menschen, und er ist dann zum Opfer geworden. Also er ist als wirklicher Mensch gekommen, aber ohne Sünde, und er wird darum hier bezeichnet „wie eines Menschensohns“.
Aber dieser Titel war zur Zeit des Herrn Jesus und der Rabbiner bekannt als Titel für den Messias allgemein, und darum konnte der Herr sprechen: „Ich bin der Sohn des Menschen.“ Aber dann hat er es wohl auf Hebräisch gesagt: „Ich bin der Mann Adam.“
Und nun, es kommt noch etwas dazu: Adam gibt es nicht im Plural, in der Mehrzahl, also man kann nicht sagen Adamim. Oder? Cherub, Cherubim, Seraf, Serafim – jetzt machen wir ein bisschen hebräischen Unterricht.
„-im“ ist die männliche Mehrzahlform, aber Adamim gibt es nicht. Adam ist ein Kollektivwort.
Ja, jetzt kann man den Ausdruck Ben Adam übersetzen mit „der Sohn des Menschen“ oder man kann übersetzen „der Sohn der Menschen“.
Das ist wie Englisch: „Fish“. Kein Engländer isst „Fishes“, die essen nur „fish“. Oder „sheep“ ist das Gleiche, es gibt kein Pluralwort, einfach Kollektivwort. „Fish“ kann ein Fisch sein oder viele Fische. Darum kann Adam ein Mensch sein oder viele Menschen.
Also das wollte ich einfach erklären, um den Unterschied klarzumachen, dass Hesekiel nicht irgendwie an sich den gleichen Titel trägt wie der Menschensohn, der Herr Jesus.
Fahren wir weiter.
Die Verantwortung des Dienstes und der Erfolg der Verkündigung
Frage zwei, nein, Frage vier, ja? Zum Kapitel zwei noch. Peter, liest du die Frage? Weshalb sollte der Erfolg des Dienstes nicht das Entscheidende sein? Hast du eine Antwort oder jemand anders?
Vers 7: „Und du sollst meine Worte zu ihnen reden, mögen sie hören oder es lassen, denn sie sind widerspenstig.“ Es kommt darauf an, ob sie es annehmen oder nicht. Er soll sauber reden. Sie sollen es zumindest hören. Allein das Sagen hat schon seine Bedeutung. Ob es Frucht bringt oder nicht, ist eine zweite Frage.
Ich glaube, das ist auch sehr wichtig für die Sicht auf die Mission. Es geht nicht nur um die Frage der Frucht, sondern auch darum, ob wir die frohe Botschaft weitersagen. Dass es Frucht gibt, ist eine zweite Sache – sehr wichtig natürlich –, aber es ist nicht das Entscheidende, nicht das Letzte. Zuerst geht es darum, die Botschaft überhaupt weiterzusagen.
Natürlich könnte man dann leicht verführt werden zu der Idee: Es kommt auch gar nicht darauf an, wie ich die Botschaft weitergebe. Hauptsächlich habe ich sie gesagt und bin wieder abgehauen, oder? Das ist natürlich nicht die Meinung. Wir müssen es so gut verkündigen, so verständlich, dass es wirklich rüberkommt, als ob das Resultat von uns abhängt.
Natürlich wissen wir, wie bei Lydia in Apostelgeschichte 16, dass es der Herr war, der ihr Herz geöffnet hat. Aber wir müssen uns so viel Mühe geben, als ob es nur von uns abhängt. Das muss unsere Ausrichtung sein. Es geht wesentlich darum, diesen Auftrag überhaupt auszufüllen.
In diesem Zusammenhang können wir gleich Kapitel 3, Vers 21 lesen. Wer liest?
„Und es geschah am Ende von sieben Tagen, da geschah das Wort des Herrn zu mir: ‚Menschensohn, ich habe dich dem Haus Israel zum Wächter gesetzt, und du sollst das Wort aus meinem Mund hören und sie von meinetwegen warnen. Wenn ich zu dem Gesetzlosen spreche: Du sollst gewisslich sterben, und du warnst ihn nicht und redest nicht, um den Gesetzlosen von seinem gesetzlichen Wege zu warnen, um ihn am Leben zu erhalten, so wird er, der Gesetzlose, wegen seiner Ungerechtigkeit sterben, aber sein Blut werde ich von deiner Hand fordern. Wenn du aber den Gesetzlosen warnst und er kehrt nicht um von seiner Gesetzlosigkeit und von seinem besetzten Weg, so wird er wegen seiner Ungerechtigkeit sterben; du aber hast deine Seele errettet. Und wenn ein Gerechter von seiner Gerechtigkeit umkehrt und Unrecht tut, und du legst ihm einen Anstoß vor, so soll er sterben. Wenn du ihn nicht warnst, so wird er wegen seiner Sünde sterben, und seiner gerechten Taten, die er getan hat, wird nicht gedacht werden; aber sein Blut werde ich von deiner Hand fordern. Wenn du aber ihn, den Gerechten, warnst, damit der Gerechte nicht sündige, und er sündigt nicht, so wird er gewisslich leben, weil er sich hat warnen lassen; und du hast deine Seele errettet.‘“
Diese Verse machen deutlich, dass nicht die erste Frage ist, ob sie zur Umkehr kommen oder nicht, sondern ob wir wirklich unsere Verantwortung erfüllt haben. Unsere Verantwortung ist es, die Botschaft weiterzusagen. Wenn wir das getan haben, sind wir unserer Verantwortung ledig.
Das wird im Neuen Testament aufgenommen, zum Beispiel in der Apostelgeschichte. Paulus predigte in der Synagoge in Korinth. Apostelgeschichte 18, Verse 4 bis 6, liest jemand?
„Und er lehrte in der Synagoge an allen Sabbaten und überzeugte Juden und Griechen. Als aber Silas und Timotheus aus Mazedonien kamen, richtete sich Paulus ganz auf die Verkündigung des Wortes und bezeugte den Juden, dass Jesus der Christus ist. Als sie aber widerstritten und lästerten, schüttelte er die Kleider aus und sprach zu ihnen: ‚Euer Blut komme über euch und euer Haupt; ohne Schuld gehe ich von nun an zu den Heiden.‘ Und er machte sich auf von dort und kam in das Haus eines Mannes mit Namen Titus Justus.“
Ja, das reicht, danke. Hier haben wir ein ganz konkretes Beispiel, das direkt auf Hesekiel anspielt. Paulus hat den Messias Jesus verkündigt, es gab Widerstand, und dann konnte er sagen: „Gut, ich bin jetzt rein. Ich habe keine Blutschuld, ich habe es euch gesagt, jetzt kommt die Blutschuld auf euch, auf euren Kopf.“ Da haben wir genauso wie im Fall von Hesekiel jemanden, der zum jüdischen Volk spricht. Hesekiel sprach zum jüdischen Volk, nicht zu den Heiden.
Nun finden wir das Gleiche auch im Blick auf die Gemeinde. Paulus sagt in Apostelgeschichte 20 zu den versammelten Ältesten der Gemeinde von Ephesus, liest jemand Verse 26 bis 27?
„Deshalb bezeuge ich euch an dem heutigen Tage, dass ich rein bin von dem Blut aller; denn ich habe nicht zurückgehalten, euch den ganzen Ratschluss Gottes zu verkündigen.“
Das ist nun sehr interessant, die Übertragung. Jetzt haben wir nicht mehr die Situation von Hesekiel zum jüdischen Volk, sondern hier spricht Paulus zu den Ältesten einer Gemeinde aus wahren Gläubigen. Er sagt, weil er drei Jahre in Ephesus gearbeitet hat, „Ich habe euch den ganzen Ratschluss Gottes verkündigt, und jetzt kann ich keine Blutschuld mehr auf mich laden, aber ich habe alles gesagt. Jetzt liegt die Verantwortung bei euch.“
Wenn man sich das genau überlegt, heißt das also, wenn Lehrer in Gemeinden nicht den ganzen Ratschluss Gottes verkündigen, laden sie Blutschuld auf sich. Das ist schon dramatisch und macht die Sache viel ernster.
Paulus sagt: „Jetzt bin ich frei von dem Blut aller, weil ich den ganzen Ratschluss verkündigt habe.“ Wenn wir aber nur Ausschnitte und Lieblingsthemen verkündigen, machen wir uns auf die Länge schuldig.
Es geht also wirklich darum, dass wer einen Dienst am Wort tut und die Bibel lehrt, die Verantwortung hat, den ganzen Ratschluss Gottes weiterzugeben.
Ist dazu noch etwas? Da gehört noch Apostelgeschichte 13, Vers 16 bis 40 dazu, zu diesem Gedanken?
Ja, dort ist im Prinzip die gleiche Situation wie in Korinth. Auch dort predigt Paulus in der Synagoge das Evangelium, und es gab Widerstand. Aber hier findest du nicht ausdrücklich den Begriff Blutschuld oder Reinsein vom Blut. Dort sehen wir, wie Hesekiel es zeigt, deutlich im Neuen Testament.
Hesekiel wird genannt in Kapitel 3, Vers 17: „Ich habe dich dem Haus Israel zum Wächter gesetzt.“ Das hebräische Wort „Zophä“ meint jemanden, der späht und ausschaut. Also ein Wächter auf dem Turm, der von weitem die Gefahren sieht und sein Volk warnen muss.
Genau diese Situation haben wir als Christen auch im Blick auf ungläubige Menschen. Durch das Wort Gottes haben wir gewissermaßen den Überblick in die Zukunft und wissen, was auf uns zukommt. Darum müssen wir unsere Generation warnen vor den Dingen, die kommen. Wenn wir es nicht tun, laden wir Blutschuld auf uns.
Interessant ist nochmals die Verbindung zu Apostelgeschichte 20. Paulus sprach dort zu den Ältesten, zu den Aufsehern der Gemeinde. Im Neuen Testament sind Älteste und Aufseher identisch. Episkopos heißt Aufseher und hat später das Wort Bischof gegeben. Es sind also die, die eine besondere Verantwortung in der Gemeinde haben. Als Aufseher haben sie eine ganz spezielle Wächterfunktion.
Paulus sagt also zu diesen Wächtern: „Jetzt ist es an euch. Ich habe meine Funktion als Apostel in Ephesus erfüllt, jetzt schaut ihr weiter. Ihr müsst diesen Wächterdienst tun.“
Gibt es bis dahin noch eine Bemerkung?
Frage! Dann kommen wir zu den Fragen.
Entschuldigung, noch eine kleine Frage. Ich habe eine Frage aus dem Radio. Dieses Gleichnis von den drei Verwaltern, Lukas 19, da geht es ja auch darum, dass sie letztlich mit dem arbeiten, was der Herr ihnen hinterlässt. Und der, der nicht gearbeitet hat, wurde in die äußerste Finsternis geworfen. Das klingt ja so ein bisschen nach Wiederverlorengehen.
Ja, es ist so. Übrigens heißt es dort nicht Pfunde, sondern Talente. Im Gleichnis der Pfunde bekommen nämlich alle gleich viel. Das ist eine Nuance zum anderen Gleichnis. Lukas 19 spricht von Pfunden, Matthäus 25 von Talenten, die unterschiedlich verteilt sind.
Man muss sich fragen, was dieses Gleichnis bedeutet. Wer sind diese Knechte? Es geht um einen hochgestellten Mann, der in ein anderes Land geht und seinen Knechten Aufgaben gibt, bis er zurückkommt. Es geht also um Jesus Christus, der weggehen sollte (Himmelfahrt) und später wiederkommen wird, um mit seinen Knechten abzurechnen.
Es ist ein Gleichnis vom Reich der Himmel, ein Himmelreichgleichnis. Im Himmelreich, wie wir in Matthäus 13 sehen, geht es zum Beispiel im Gleichnis vom Unkraut darum, dass auf einem Acker guter Weizen gesät wurde. Aber nachts kam ein Feind und säte Lolch dazwischen. Lolch ist ein Unkraut, das dem Weizen ähnlich sieht. Erst in der Schlussphase, wenn es zur Reife kommt, kann man Lolch vom Weizen unterscheiden.
Am nächsten Morgen merken die Knechte, dass jemand Lolch gesät hat. Sie fragen, was sie tun sollen. Der Herr sagt: „Lasst beides wachsen bis zum Schluss.“ Das macht deutlich, dass das Reich der Himmel gewissermaßen die Christenheit ist, in der es eine Vermischung von Echten und Unechten gibt. Manchmal ist es schwierig zu entscheiden, wer echt ist und wer nicht.
Darum sagt der Herr, man soll nicht ausreißen. Es gibt keine Todesstrafe im Christentum, um die Unechten zu eliminieren. Nein, beides soll wachsen, und am Schluss wird es eine Sichtung geben.
Das Gleiche gilt für Matthäus 25: Dort geht es um zehn Jungfrauen, fünf törichte und fünf kluge. Auch da steht, dass die Christenheit aus solchen besteht, die weise sind, und solchen, die töricht sind. Es gibt gute Knechte und schlechte Knechte.
Es geht also nicht um die Behauptung, alle seien wiedergeboren. Jeder, der Jesus Christus dient, ist gewissermaßen ein Knecht, ob wiedergeboren oder nicht. Wer keine Wiedergeburt erlebt hat, wird aber einmal als Knecht Gottes zur Rechenschaft gezogen werden.
Der Herr kommt nach langer Zeit zurück – übrigens nicht nach kurzer Zeit – und fragt: „Was hast du gemacht?“ Er erzieht ihn zur Rechenschaft, als wäre er ein echter Gläubiger, aber er kommt ins Gericht.
Gut, also zu Kapitel drei, Frage eins. Wer liest? Hesekiel musste eine Schriftrolle essen.
Ja, das haben wir schon gelesen. Wer hat eine Antwort gefunden?
Ja, ich sehe das so: Eigentlich ist es nicht ganz praktisch, sondern es geht um die Verinnerlichung unserer Worte. Israel ist ein sehr hartnäckiges Volk, aber Deutschland ebenso. Ich glaube nicht, dass es genügt, sich mal eben bekehren zu lassen und dann zu einem hartnäckigen Volk zu gehen – ob sie nun in der Esoterik sind oder in ähnlichen Bewegungen, die schwer zu erreichen sind.
Wir müssen erst so weit kommen, dass wir Gottes Wort in uns aufnehmen, lesen und es ein Teil von uns wird. Auswendig lernen, lesen, studieren – wie wir es jetzt machen –, damit es ein Teil von uns wird. Dann gehen wir von selbst zu dem hartnäckigen Volk und verkündigen Gottes Wort. Wir müssen auch etwas bewirken können.
Ich denke, das Schriftrollen-Essen bei Hesekiel war nichts anderes, als Gottes Wort auf seinen Mund zu nehmen, es in sich aufzunehmen, zu essen und herunterzuschlucken. Es muss ein Teil von ihm werden, dann kann er zum hartnäckigen Volk gehen und Widerstand in Heilung verwandeln.
Sehr schön. Teil von uns werden – das ist ja beim Essen der Fall. Ein Philosoph hat gesagt: „Der Mensch isst, was er isst.“ Ich glaube, es war Feuerbach. Und da hat er ausnahmsweise etwas sehr Gutes gesagt.
Wenn wir Gottes Wort essen und uns davon nähren, wird es Teil von uns und verändert und prägt uns. Hier finden wir das unter den Vorbereitungen für den Dienst.
Wir haben ja bei Kapitel 2 schon gesehen, wie Hesekiel vorbereitet wird. Der Geist kam in ihn (Vers 2), aber der Geist bindet sich immer ans Wort Gottes, ganz entscheidend. Man kann nicht sagen: „Wir haben den Heiligen Geist, jetzt brauchen wir die Schrift nicht mehr.“ Der Heilige Geist bindet sich immer ans Wort.
Wir haben auch Johannes 16 schon gelesen: „Er wird euch in alle Wahrheit führen.“ Der Heilige Geist führt uns in die Wahrheit der Schrift hinein. Darum ist das Aneignen der Schrift ganz, ganz wichtig.
Jeremia 15, Vers 16 können wir aufschlagen: „Annen sich Worte von dir, dann habe ich sie gegessen, und deine Worte waren zu mir Wonne und Freude meines Herzens, denn dein Name ist über mir ausgerufen, Herrgott der Heerscharen.“
Ja, da haben wir genau die Erklärung dazu: Die Worte Gottes essen, sie wurden gegessen, und sie waren zur Wonne und Freude des Herzens. Das erklärt, warum es für Hesekiel wie Honig war, Vers 3 am Schluss: „Und ich aß sie, und sie war in meinem Munde süß wie Honig zur Freude meines Herzens.“
Jetzt können wir in Kapitel 3 weitergehen. Liest jemand Verse 4?
Es hat aber nichts mit dem zu tun, dass auch Johannes in Offenbarung 10 das Buch essen sollte. Natürlich besteht ein direkter Zusammenhang, das ist eine klare Anspielung auf Hesekiel hier.
Offenbarung 10, Vers 10: „Ja, und ich nahm das Büchlein aus der Hand des Engels und aß es auf, und es war in meinem Mund süß wie Honig; und als ich es gegessen hatte, wurde mein Bauch bitter gemacht.“
Das kleine Büchlein wird schon in Kapitel 10, Vers 2 genannt. Es ist ein Gegensatz zu dem Buch mit den sieben Siegeln in Offenbarung 5. Das Buch mit den sieben Siegeln war eine verschlossene Offenbarung, während das kleine Büchlein geöffnet war.
Das umschreibt insbesondere die Prophetie, die im Alten Testament in Verbindung mit Jerusalem schon offenbart war. In Kapitel 11 der Offenbarung geht es dann besonders um Jerusalem.
Das Büchlein hat einen viel kleineren Gesichtskreis, nur die Stadt Jerusalem, während das Buch mit den sieben Siegeln ein Gericht über die Welt ist, vor allem über das römische Reich.
Gut, das nur zur Unterscheidung nebenbei. Hier ist eine ganz klare Anspielung auf Hesekiel. Es wird süß wie Honig, aber im Bauch bitter.
Hier haben wir Süße und Bitterkeit zusammen, sehr wichtig. Johannes musste ja das Gericht über Jerusalem verkündigen, andererseits aber auch, wie Gott Jerusalem segnen und ihr am Ende Wohltun wird.
So können wir beim Lesen der Bibel ganz verschiedene Gefühle haben. Es kann süß wie Honig sein, manchmal aber auch bitter, wenn wir Gottes Gericht lesen. Das gehört zum Wesen des Wortes Gottes. Wir brauchen beides: Honig und Bitterkeit.
Gut, jetzt wollen wir noch ganz kurz zu Hesekiel 3, Verse 4 bis 15. Wer liest?
„Und er sprach zu mir: Menschensohn, auf, geh hin zu dem Hause Israel und rede zu ihnen mit meinen Worten; denn nicht zu einem Volk von unverständlicher Sprache und schwieriger Rede bis vielen Dank, sondern zum Hause Israel. Nicht zu vielen Völkern von unverständlicher Sprache und schwieriger Rede, deren Worte du nicht verstehst, sondern zu ihnen habe ich dich gesandt; sie können auf dich hören. Aber das Haus Israel wird nicht auf dich hören wollen, denn sie wollen nicht auf mich hören, denn das ganze Haus Israel ist von harter Stirn und verstocktem Herzen.
Siehe, ich habe dein Angesicht hart gemacht gegenüber ihrem Angesicht und deine Stirn hart gegenüber ihrer Stirn, wie ein Diamant, der härter ist als ein Fels; habe ich deine Stirn gemacht. Fürchte sie nicht und erschrick nicht vor ihrem Angesicht, denn ein widerspenstiges Haus sind sie.
Und er sprach zu mir: Menschensohn, alle meine Worte, die ich zu dir reden werde, nimm in dein Herz auf und höre sie mit deinen Ohren. Und mache dich auf, geh hin zu den Weggeführten, zu den Kindern deines Volkes, und rede zu ihnen und sprich zu ihnen: So spricht der Herr Jehova, sie mögen hören oder es lassen.“
Ja, bis fünfzehn, mach mal.
„Und der Geist hob mich empor, und ich hörte hinter mir den Schall eines starken Getöses: Gepriesen sei die Herrlichkeit Jehovas von ihrer Stätte her, und das Rauschen der Flügel der lebendigen Wesen, welche einander berührten, und das Sausen der Räder neben ihnen, und den Schall eines starken Getöses.
Und der Geist hob mich empor und nahm mich hinweg. Und ich fuhr dahin erbittert in der Glut meines Geistes, und die Hand Jehovas war stark auf mir. Und ich kam nach Tel Abib zu den Weggeführten, die am Flusse Keba runden, und da selbst, wo sie saßen, dort saß ich sieben Tage betäubt in ihrer Mitte.“
Wenn man schon im Voraus weiß, dass sie nicht hören werden, und trotzdem musste er gehen. Interessant ist die Angabe in Vers 6: Er ist zu Israel gesandt und nicht zu den Heiden, also nicht zu den vielen Völkern von unverständlicher Sprache und schwieriger Rede.
Er konnte sie in der Sprache ansprechen, die er immer gesprochen hatte. Wenn wir das Ganze auf den neutestamentlichen Missionsauftrag übertragen, kam gerade das in den Vordergrund: In vielen schwierigen Sprachen musste Gottes Wort weitergegeben werden.
Insofern ist der Auftrag schwieriger geworden. Es geht nicht mehr nur darum, die Botschaft einem Volk auf Hebräisch zu bringen, sondern den Völkern mit ganz schwieriger Sprache.
Auf der anderen Seite hat man erlebt, dass man zu Völkern mit schwieriger Sprache kam und die Menschen offene Herzen hatten und sich in großen Scharen dem Herrn zuwandten.
Lieber eine schwere Sprache lernen und dann offene Herzen haben, als eine einfache Sprache sprechen und die Leute hören nicht.
Das ist der große Unterschied, der mit Apostelgeschichte 1 gekommen ist: Gott wollte von dort an zu allen Völkern in allen Sprachen sprechen.
Darum auch das Zeichen der Sprachenrede an Pfingsten, Apostelgeschichte 2. Das Wunder an Pfingsten sollte zeigen, als Zeichen – 1. Korinther 14 nennt die Sprachengabe ein Zeichen – „Jetzt ändert sich alles, Gott spricht jetzt in allen möglichen Sprachen zu den Menschen.“
Tatsächlich ist die Bibel in über 2.100 Sprachen – teilweise wenigstens in Teilen – übersetzt worden. In diesem Jahr, im Herbst, ist man zur 5.000. Sprache gekommen, was Kassettenaufnahmen betrifft.
Man hat also das Ziel erreicht: 5.000 Sprachen und Dialekte mit Kassettenaufnahmen von Botschaften des Evangeliums.
Schon eindrücklich, wenn man bedenkt, dass um 1800 die Bibel erst in 70 Sprachen übersetzt war. Die große Arbeit der schwierigen Sprachen ist erst seit dem 19. Jahrhundert, seit der Erweckungsbewegung in Nordamerika und Europa, geleistet worden.
Hesekiel sollte eine Stirn bekommen wie Diamant, Vers 9. Wir wissen heute, dass das das härteste Material ist, das es in der Natur gibt.
Auch wenn Israel so hartnäckig ist, sollte er noch hartnäckiger sein. Das ist auch eine Aufgabe für uns, wenn wir es mit einer Gesellschaft zu tun haben, die sehr hartnäckig gegenüber Gottes Wort geworden ist.
Wir sollten noch hartnäckiger sein, Widerstandskraft beweisen, nicht einfach nachgeben, wenn wir auf Widerstand stoßen, sondern mit Überzeugung und Festigkeit dazustehen.
Aber es braucht das, was wir in Vers 10 haben: Gott sagt zu ihm: „Meine Worte, die ich zu dir reden werde, nimm in dein Herz auf und höre sie mit deinen Ohren.“
Wenn wir diese Herzensbeziehung zu Gottes Wort haben und es in unser Herz aufnehmen, können wir fähig sein, ähnlich wie Hesekiel mit Überzeugung und Unnachgiebigkeit aufzutreten.
Das ist besonders wichtig, dieser Diamant, in einem Zeitalter, in dem die neue Toleranz entscheidend ist.
Unsere Gesellschaft akzeptiert nur noch Toleranz – und zwar totale Toleranz. Es gibt keine Absolutheitsansprüche mehr. Es wird alles toleriert, außer Absolutheitsansprüchen.
Auch in evangelikalen Gemeinden kommt dieser Zeitgeist, diese Toleranz und der Relativismus, immer mehr durch. Wir verlieren die Festigkeit, die Hesekiel hatte, der ein Gesicht wie Diamant hatte.
Er steht zur vollen Wahrheit des Wortes Gottes. Sein Beispiel verpflichtet.
Hat noch jemand eine Bemerkung?
Ja, es ist schon sieben nach. Dann fahren wir also nächstes Mal weiter?
Nein, erst im Januar.
Nächstes Mal haben wir ein Spezialthema: „Wenn diese schweigen, so werden die Steine schreien“ – das Zeugnis der modernen Archäologie zur Glaubwürdigkeit der Bibel.
Das soll auch evangelistisch sein. Man kann auch fernstehende Menschen dazu mitnehmen.
Can you sing me something or is it too late?
