Die Brüder hier vom Malachi-Kreis haben das Thema eigenwillig umformuliert. Eigentlich lautete es „Angelschein für Menschenfischer – persönliche Evangelisation“. Es geht also nicht nur um die Nachbarn, sondern darum, wie wir Menschenfischer werden und wie wir das Evangelium weitergeben können.
Die Nachbarn singen noch ein wenig, aber die erste Frage ist mir gleich sehr bedeutsam: Hat jemand durch dich schon einmal zum Glauben gefunden? Konntest du diese Freude schon einmal erleben, dass du einen Menschen zum Herrn geführt hast? Oder vielleicht wissen wir es gar nicht, ob wir die Ursache waren.
Ich bekam vorletzte Woche einen Brief von einer jungen Frau, die ungefähr so alt ist wie ich. Sie schrieb, dass sie mich zu ihrer Silberhochzeit einladen möchte, weil ich damals mitverantwortlich war, dass sie zum Glauben gefunden hat.
Hat jemals jemand durch mich zum Herrn gefunden? Ja, vielleicht. Nein? Woran liegt es, dass manche Christen diese Freude nie erleben? Was wären aus eurer Sicht die Haupthemmnisse und Hinderungsgründe? Warum sind wir nicht ständig Menschenfischer?
Der Stolz – wieso hindert er uns? Dass wir uns irgendwie eine Blöße geben? Ja, also eher Scham. Was hindert uns noch? Menschenfurcht. Unsere Angelobjekte sind eben keine stummen Fische.
Menschenfurcht, Furcht und fehlende Retterliebe – das sind häufige Gründe. Bei mir ist es oft die falsche Scham, die mich zurückhält. Ich denke: Ich verliere mein Gesicht, wie schaut er mich danach an? Was denken die anderen über mich?
Paulus sagte: „Ich schäme mich des Evangeliums nicht, das ist die Kraft Gottes“ (Römer 1,16).
Menschenfischer im Alltag: Vom Stolz zur Retterliebe
Ich habe einen Namensvetter in der Bibel, den Jünger Andreas. Vielleicht schauen wir uns einfach drei kurze Bibelstellen an, wie Andreas gehandelt hat.
In Johannes 1, Vers 40 wird Andreas, der Bruder des Simon Petrus, als einer von den Zweien erwähnt, die damals einen Tag bei Jesus waren. Sie hatten von Johannes gehört und sind Jesus nachgefolgt. Andreas findet zuerst seinen eigenen Bruder Simon und sagt zu ihm: „Wir haben den Messias gefunden.“ Das ist die erste Begegnung, in der uns Andreas begegnet. Er war Jesus eine Weile auf der Spur und ist so begeistert, dass er diese Nachricht weitergeben muss.
Die zweite Begebenheit finden wir in Johannes 6, Vers 8. Kurz vor der Speisung der Fünftausend ist das Volk um Jesus versammelt. Jesus sagt: „Gebt ihr ihnen zu essen.“ Daraufhin findet Andreas einen Lösungsansatz. In Johannes 6, Verse 8 und 9 heißt es: „Einer von seinen Jüngern, Andreas, der Bruder des Simon Petrus, spricht zu ihm: Hier ist ein kleiner Knabe, der fünf Gerstenbrote und zwei Fische hat, aber was ist das schon unter so viele?“ Andreas sieht also einen kleinen Jungen, der Proviant hat, und führt diesen Jungen zu Jesus. Der Junge hat sich zwar nicht bekehrt, aber er wird durch Andreas zu Jesus gebracht. Andreas ist ein Menschenfischer.
Die dritte Begebenheit finden wir in Johannes 12, Vers 20. Kurz vor seiner Gefangennahme und Hinrichtung ist Jesus noch einmal in Jerusalem. Dort begegnen ihm Griechen. Sie möchten Jesus sehen. In Johannes 12, Vers 20 heißt es: „Es waren etliche Griechen unter denen, die hinaufkamen, auf dass sie am Fest anbeteten. Diese nun kamen zu Philippus, dem von Bethsaida in Galiläa, und baten ihn: Herr, wir möchten Jesus sehen.“ Philippus geht zu Andreas und sagt es ihm. Andreas und Philippus gehen zu Jesus und berichten es ihm.
Man merkt, dass Andreas in der Bibel immer wieder als Menschenfischer und Botengänger erscheint, der Menschen zu Jesus führt. Er war begeistert von Jesus.
Drei Kreise des Menschenfischens: Familie, Kinder und Fremde
Und vielleicht können wir aus seiner kurzen Biografie hier etwas ableiten, nämlich: Wen führt Andreas zu Jesus hier der Reihe nach als Erstes?
Als Erstes seinen Bruder, also seine eigene Familie. Dann ein Kind und anschließend auch Fremde. Oder er ist der Kontaktgeber für die Griechen hier.
Vielleicht stimmen diese drei Kreise auch bei uns so. Solange wir zu Hause unglaubwürdig sind, sollten wir den Rest auch vergessen. Könnten wir in unserer eigenen Familie glaubwürdig von Jesus erzählen? Oder verschließt unser Alltag uns den Mund?
Sind wir mit unseren Mitgeschwistern in Frieden, mit unseren Brüdern und Schwestern? Wenn das nicht der Fall ist, dann nimmt auch niemand unser Zeugnis an.
Andreas konnte den Petrus zu Jesus führen, also die eigene Familie. Für mich war das der Grund, dass ich mich bekehrt habe.
Ich habe nämlich als junger Mensch festgestellt, dass ich mich nie mit meinem Bruder vertragen habe. Wir zofften uns ständig und legten uns immer wieder in den Haaren. Das war der Auslöser, dass ich mich bekehrt habe und meine Schlechtigkeit erkannt habe.
Wenn wir zu Hause in unseren engsten Beziehungen glaubwürdig leben können, wäre es auch eine gute Idee, vielleicht mal mit Kindern anzufangen, Kinder zu Jesus zu führen.
Hier, ihr jungen Leute, kann man sich toll einüben, Kinderarbeit machen, in der Kinderbetreuung helfen, Jungschararbeit leisten oder Freizeitarbeit organisieren. Denn Kindern ist es so leicht, das Evangelium zu erklären und sie zum Herrn zu führen.
Das war auch für mich die Schule, mit Kinderarbeit zu beginnen. Nicht gleich zum Nachbarn zu gehen und ihm das Evangelium zu erklären, sondern das erst einmal mit Kindern zu erproben.
Dann könnte auch der dritte Schritt kommen, dass wir Fremde, Außenstehende zu Jesus führen. In diesem Fall hier wurde es von Jesus noch unterbunden. Noch ist es nicht so weit, erst muss das Weizenkorn noch an die Erde fallen.
Aber für uns ist diese Stunde gekommen.
Persönliche Begegnung als Schlüssel zur Evangelisation
Übrigens, diese Geschichte von Andreas hat mich damals so persönlich angesprochen. Andreas war meine erste Predigt, die ich jemals halten durfte, vor etwa 28 Jahren.
Andreas ist begeistert von Jesus. Er kennt ihn, er hat ihn kennengelernt und deshalb kann er von ihm etwas weitergeben. Oft ist unser Zeugnis so blass und schwach, weil wir unseren Herrn so schlecht kennen und so wenig mit ihm Erfahrung sammeln. Unser Glaube ist oft oberflächlich.
Aber jedes Mal war es bei Andreas so, dass es eine ganz persönliche Schiene war. Er stellte sich nicht auf eine Apfelsinenkiste irgendwo in Jerusalem und predigte in der Fußgängerzone. Sondern in seinem Umfeld, bei den Menschen, die um ihn waren, da war er ein Zeuge, da war er ein Fischer – persönliche Evangelisation.
Das bedeutet, ich begegne einem Einzelnen und will ihn gewinnen – und nicht mehr. Das ist jedes Mal sehr, sehr persönlich.
Habt ihr schon mal auf die Idee gekommen, dass zu mir jeden Tag der Postbote kommt, den Gott an meine Tür schickt? Aber habe ich ihm jemals mein Zeugnis gegeben oder irgendwie auf den Herrn hingewiesen? Oder die Bäckerin, die jedes Mal da hinterm Tresen steht – das ist mein nächster Kontakt. Komme ich da auf die Idee?
Unser Herr ließ uns mit dem Auftrag zurück: „Ihr werdet meine Zeugen sein.“ Das waren seine letzten Worte in der Apostelgeschichte 1,8, bevor er in den Himmel fuhr.
Ihr werdet meine Zeugen sein – darin liegt der Schlüssel. Nicht: Ihr werdet für irgendeine Religion oder für irgendeine Glaubensrichtung Werbung machen. Sondern es geht um Jesus, meine Zeugen. Wir bezeugen seine Person, nicht irgendeine Lehre oder Glaubensrichtung.
Den Mut zum Bekenntnis finden
Lukas 12,8: Ich sage euch aber: Wer mich vor den Menschen bekennt, den wird auch der Menschensohn vor den Engeln Gottes bekennen.
Jesus bekennen, seinen Namen bekennen – um seines Namens willen auch einmal den Mund aufmachen.
Wir hatten einmal eine Betriebsfeier. Ich war in einem Architekturbüro beschäftigt. Es war Weihnachtsfeier, und wir saßen zusammen und aßen. Dann fing einer an zu erzählen, dass er jetzt auf Segeltour geht. Er hatte sich für ein Jahr beurlauben lassen und wollte ein Jahr lang segeln. Er erzählte eine halbe Stunde davon, wie die Reise geplant ist, und war begeistert davon.
Dann erzählte der nächste Kollege: „Ich fahre diesen Sommer noch Alpin-Ski, wir fahren nach Sankt Moritz.“ Das sei ganz anders als hier im Sauerland. Er berichtete vom Skifahren in den tollsten Farben. „Ach, wir sind unter uns hier.“ Der eine schwärmte von seinem Segeltörn, der andere vom Skifahren.
Dann sagte ich: „Darf ich auch noch etwas sagen? Darf ich mir einfach kurz etwas vorschwärmen von Jesus?“ Da trat sofort eine eisige Stille im Kollegenkreis ein. Darüber dürfe man nichts sagen, das passe ja gar nicht, das sei Schwärmertum oder religiöser Fanatismus.
Komisch, warum ist das so? Warum darf jeder von seinen Hobbys groß erzählen und begeistert sein, aber wenn wir dann Jesus ins Gespräch bringen, werden wir schräg angesehen? Ja, es geht um geistliche Auseinandersetzungen.
Und dennoch sagt der Herr: Wer das tut, wer mich ins Gespräch bringt, wer meinen Namen vor den Menschen bekennt, zu dem werde ich mich auch stellen. Ich werde das bekräftigen, ich werde das gebrauchen.
Ich will dazu gleich noch ein paar Beispiele nennen. Ich habe damals keine Wirkung unter meinen Kollegen gesehen, aber ich dachte nur: Warum ist das so? Warum darf jeder von allem Möglichen schwärmen, aber tun wir das auch von unserem Herrn?
„Ihr werdet meine Zeugen sein.“ Das ist ein großer Unterschied. Ihr werdet ein Zeugnis ablegen, wir sollen Zeugen sein. Unser ganzes Sein muss dahinterstehen. Das muss von unserem Leben getragen und unterstrichen sein.
Es geht nicht so sehr ums Zeugnisgeben, sondern um unsere Existenz. Dein ganzes Leben – das ist das Zeugnis. Ihr werdet meine Zeugen sein – oder eben nicht.
Persönliche Erfahrungen als Zeugnis
Ich war in der zehnten Klasse der Realschule und hatte gerade meine mittlere Reife geschafft. Auf meiner Schultasche, die ähnlich aussieht wie diese hier, hatte ich einen coolen Aufkleber mit der Aufschrift: „Lies die Bibel“.
Das Problem war, dass ich damals selbst nicht konsequent die Bibel las. Ab und zu mal, so eine Nummer, und irgendwie ließ ich den Frommen raushängen. Am letzten Schultag kam dann die Anja Müller aus meiner Stufe zu mir und sagte: „Ey, Fett, du warst ja so ein ganz netter Kerl, aber weißt du, was ich nicht mochte? Aus dir kam immer so eine Arroganz raus, so als wolltest du etwas Besseres sein.“
Puh, das hat mich ziemlich getroffen. Ich habe also arrogant auf meine Mitschüler gewirkt, überheblich, als wäre ich etwas Besseres, als wäre ich frommer als sie. Das hat mir wirklich einen schweren Knacks gegeben.
Danach begann ich meine Ausbildung als Bauzeichner und kam auf die Berufsschule. Dort sagte ich: „Herr, ich will ja alles sein, aber nicht arrogant, nicht hochnäsig. Es tut mir so leid, dass ich auf der Realschule so rüberkam. Bitte hilf mir, dass ich dein Zeuge sein kann und nicht nur irgendetwas daherrede wie ‚Lies die Bibel‘.“
In den drei Jahren der Berufsschulzeit bemühte ich mich, Zeuge zu sein, nicht nur Zeugnis zu geben. In unserer Stufe gab es ein Mädchen, das etwas schwach war und nicht so gut mitkam. Ich saß eine Weile neben ihr, unterstützte sie und half ihr. Sie hieß Annette.
Hier und da erzählte ich ihr von Jesus und versuchte, ihr spüren zu lassen, wie der Herr ist. Am letzten Schultag, sie hatte schon den Führerschein, ich noch nicht, fuhr sie mich nach Hause. Im Auto sagte sie zu mir: „Andreas, ich wollte nur sagen, ich habe zum Glauben gefunden, auch durch dich. Ich wollte mich dafür bedanken.“
Sei ein Zeugnis, rede nicht so viel. Die Leute sollen an dir sehen können, was sie nicht hören wollen. Das sollte jeder von uns beherzigen. Manche sagen: „Ich bin kein Evangelist.“ Aber darum geht es nicht. Beim Evangelium geht es nicht um eine besondere Befähigung oder eine Geistesgabe. Ihr alle sollt Zeugen sein. Das ist unser Auftrag.
Natürlich gibt es besondere Evangelisten oder Lehrer, aber wir alle sind Zeugen.
Zeugnis durch Lebensbeweis und innere Dringlichkeit
Juristisch gesehen ist ein Zeuge jemand, der einen Beweis liefert. Sind wir lebende Beweise für unseren Herrn? Ist es unbestreitbar, dass Gott in deinem Leben eine Rolle spielt, dass er dein Leben erfasst und es verändert hat? Ein Zeuge liefert einen Beweis; er ist ein Lebensargument.
Wie können wir glaubwürdige, brennende Zeugen werden? Darum soll es jetzt noch ein bisschen gehen.
Stell dir vor, du fährst nach Hause – nicht mit dem Auto, sondern mit dem Zug. Du sitzt im Abteil, und dir gegenüber sitzt eine Person. Ihr habt die Gelegenheit, ein bis zwei Stunden zusammen zu verbringen. Drängt es dich da, das Gespräch auf den Glauben zu lenken? Oder kommst du gar nicht auf die Idee?
Oder im Wartezimmer beim Zahnarzt: Alle sitzen da und schauen in ihre Zeitschriften, keiner redet miteinander. Drängt dich da irgendetwas? Verspürst du bei Begegnungen einen inneren Drang, oder ist dir der andere egal? Fehlt dir die Retterliebe?
Wie oft kam eine Nachricht an mein Herz: „Oh, der ist verstorben, dem habe ich nie etwas von Herrn Jesus erzählt. Den wollte ich vielleicht noch im Krankenhaus besuchen, und ich habe es verpasst.“ Spüren wir so einen Drang?
In 2. Korinther 5,14 – auch auf euren Zetteln im Lückentext – lesen wir: Was ist es, das uns drängt? Paulus sagt: Die Liebe, die Liebe Christi, die drängt uns. Die Retterliebe. Ich kann doch davon nicht schweigen. Das ist doch die Arznei, das Rettungsmittel für meinen Nächsten.
Und in 1. Korinther 7,29 lesen wir, dass noch etwas drängt: „Dies aber sage ich euch, Brüder, die Zeit ist gedrängt.“ Uns bleibt nicht mehr viel Zeit.
Ich werde heute Abend schon nach Hause fahren, denn bei uns in Schoppen ist gerade eine Jugendgruppe, die ziemlich erschüttert und aufgewühlt ist. Einer aus ihrer Mitte, ein 21-Jähriger, ist vor wenigen Tagen bei einem Motorradunfall ums Leben gekommen. Die Jugend ist aufgewühlt, und es hat alle sehr mitgenommen.
Der Frido war letzte Woche noch bei uns. Die Zeit drängt, wir wissen nicht, wie viel Zeit uns bleibt.
Praktische Erfahrungen mit Menschenfischen
Meine Frau und ich wohnten bei unserer Heirat in Wuppertal. Unser Vermieter war ein Mensch mit geistiger Verwirrung. Er litt offenbar an einem Kriegstrauma und lebte noch in der Angst vor den Russen. Tag und Nacht verschanze er sich in seiner Wohnung – es war Herr Neuhoff.
Dieser Herr Neuhoff bekam einen Vormund, nämlich seinen eigenen Bruder. Wir haben hier und da Herrn Neuhoff, dem Verwirrten, etwas zu lesen gegeben oder mit ihm über den Glauben gesprochen. Allerdings kam ich nie auf die Idee, dem Vormund, dem Bruder, etwas vom Glauben zu erzählen.
Unser Nachmieter, der in die Wohnung einzog, tat das jedoch. Eines Tages sprach er den Vormund, Herrn Neuhoff, an und fragte ganz direkt: „Haben Sie eigentlich schon Ihren Frieden mit Gott gemacht?“ Herr Neuhoff reagierte darauf sehr ablehnend und wurde sogar ausfällig. Er sagte: „Ich verbiete mir das, ich will darüber mit Ihnen nicht reden!“ Dabei wurde er richtig barsch.
David, der Nachmieter und übrigens der Sohn von Ebert Platte, antwortete höflich: „Entschuldigung, ich wollte Ihnen nicht zu nahe treten.“ Ein oder zwei Jahre vergingen. Dann kam Herr Neuhoff wieder zu David in die Wohnung, um etwas wegen der Mietwohnung zu klären.
Dabei sagte Herr Neuhoff ganz kleinlaut: „Übrigens, ich muss mich noch entschuldigen. Wissen Sie, das letzte Mal habe ich Sie irgendwie so plump abgefertigt und Ihnen das Wort verboten. Das tut mir leid. Ich möchte Ihnen nur sagen, ich habe jetzt meinen Frieden mit Gott gefunden.“
Er fuhr fort: „Sie haben mir all die Jahre diesen Leben-ist-mehr-Kalender geschickt. Ich habe darin gelesen, jeden Tag. Als Sie ihn mir nicht mehr schickten, habe ich ihn mir selbst bestellt. Und als Sie dann fragten, ob ich meinen Frieden mit Gott gemacht habe, war ich innerlich empört. Aber jetzt kann ich Ihnen sagen: Ich habe meinen Frieden mit Gott gemacht.“
Deshalb gilt: Lasst euch nicht so schnell verschrecken, wenn jemand erst einmal ganz barsch reagiert, uns abweist oder uns eine Abfuhr erteilt. Wir wissen nicht, was im Innern vor sich geht.
Wer Menschen fischen will, muss sein Herz an die Angel hängen – nicht irgendeinen Köder. Die Liebe Christi drängt uns. Liebst du deinen Nachbarn? Würdest du ihm von Herzen wünschen, dass er mit dir den Himmel teilt? Dann häng dein Herz an die Angel.
Die Rolle des Heiligen Geistes in der Evangelisation
Ich habe auf diesem Zettel noch folgende Frage notiert: Sind wir Menschen, deren Herz Gott gerührt hat? So heißt es in meinem ersten Buch Samuel: Menschen, denen Gottes Herz gerührt ist.
Dazu ist es notwendig, dass Gottes Geist in uns Raum hat und uns prägt. Deshalb hier vier Bibelstellen:
Epheser 4,30: „Betrübe nicht den Heiligen Geist!“ Das heißt, unterdrücke nicht seine Wirksamkeit, betrübe ihn nicht! Wir können nur glaubwürdige Zeugen sein, wenn Gottes Geist in uns ungehindert wirksam wird. Betrübe nicht den Heiligen Geist!
Oder Apostelgeschichte 7: „Widerstrebe nicht dem Heiligen Geist!“ Kämpfe nicht gegen ihn, sondern arbeite mit ihm zusammen! Widerstrebe nicht dem Heiligen Geist!
Dann 1. Thessalonicher 5,19: „Dämpfe nicht den Heiligen Geist!“ Ach, wie oft ist das bei mir so!
Und schließlich Epheser 5,18: „Seid erfüllt mit dem Heiligen Geist!“ Lebe in der Nähe deines Herrn. Dann bist du ein Gefäß zu seiner Ehre, ein Werkzeug in seiner Hand.
Der Heilige Geist kann das, was keiner von uns kann. Wir sind keine Staubsaugervertreter oder Tupperware-Verkäufer, sondern wir sind Zeugen. Nicht unsere Rhetorik oder Anpreiskunst überführt Menschen, sondern der Heilige Geist.
So heißt es in Johannes 16,8: „Wenn er gekommen ist, der Geist der Wahrheit, wird er die Welt überführen von Sünde und von Gerechtigkeit und von Gericht.“ Das können wir nicht bewirken, das ist nicht herbeiführbar, sondern das ist das Wirken des Geistes. Deshalb muss er in uns Raum haben.
Wenn er gekommen ist, wird er die Welt überführen.
Deshalb sagt auch der Herr in Apostelgeschichte 1: „Ihr werdet meine Zeugen sein, wenn der Heilige Geist auf euch gekommen ist. Ihr werdet Kraft empfangen.“ So fängt es an.
Inspiration durch Vorbilder und persönliche Geschichten
John Ballett, ein englischer Bibellehrer, hat einmal gesagt: Wenn ich mein Leben noch einmal führen könnte, würde ich es dem Dienst von Sychar widmen. Was meint er damit? Der Dienst von Sychar? Ist das vielleicht eine Schweizer Schokoladenfirma?
Die Frau am Jakobsbrunnen kam aus Sychar. Und dieser John Ballett sagt, wenn er es noch einmal tun könnte, dann sollte das seine Hauptlebensaufgabe sein. So wie der Herr diese Frau an dem Brunnen abgeholt hat, möchte er Menschen fischen, wenn er es noch einmal tun könnte.
Spurgeon, der viel auf Kanzeln stand und viel geschrieben hat, sagt: Wenn ich wählen könnte, möchte ich ein Menschenfischer sein. Ich kannte kein vollkommeneres Glück, bis ich erfuhr, dass ein Mensch durch meinen Dienst den Heiland finden durfte. Keine junge Mutter hat je so ihr Erstgeborenes, kein Krieger je so seinen Sieg bejubelt.
Ich möchte euch eine Geschichte erzählen, die uns in letzter Zeit sehr bewegt hat. Wir haben ein Freizeitheim in Shoppen. Es ist bescheidener und viel kleiner als hier der Felsengrund. Wir haben nur etwa 60 Betten, hauptsächlich für Kinder, und alles ist eher bescheiden.
Jetzt haben wir unser Erdgeschoss saniert. Die Heizrohre mussten rausgerissen werden, der Boden wurde erneuert, und es sollten Fliesen gelegt werden. Dann suchten wir einen Fliesenleger. Die waren alle teuer, bis mir jemand den Tipp gab: Da gibt es einen Polen, der arbeitet nicht schwarz, sondern ganz gewissenhaft. Er ist günstig und gut, den kann ich empfehlen.
Also habe ich diesen Peter angerufen, ob er vielleicht bei uns Fliesen legen möchte. Dann kam dieser Mann zum Fliesenlegen. Mittags saß er bei uns zum Essen. Das ist schon mal ein wichtiger Tipp: Wenn ihr einen Handwerker im Haus habt, ladet ihn zum Mittagessen ein. Das nimmt jeder dankbar gern an.
Peter saß mit am Tisch, und er konnte sich nicht so gut verständigen. Aber er fühlte sich ernst genommen. Wir fragten ihn nach seiner Familie und seiner Herkunft. Seine Familie wohnt noch in Polen, und er ist alleine hier.
Dann sagten wir ihm, dass er auch zum Abendessen bleiben kann. So ging das in der ersten Woche: Er saß bei unserem Tisch, und wir verwickelten ihn in Gespräche. Nach einer Woche sagte meine Frau: „Du, Peter, wenn du möchtest, kannst du auch schon zum Frühstück kommen. Dann treffen wir uns zusammen zu einer Familienandacht. Du kannst einfach dabei sein und dir das mal anhören.“
Tatsächlich kam Peter, der recht einsam war, schon zum Frühstück in seinen sauberen Sachen und saß mit uns im Wohnzimmer bei der Hausandacht – mit großen Ohren.
So ging das drei Wochen. Irgendwann brach es aus Peter in gebrochenem Deutsch heraus: „Ich wollte früher mal Theologie studieren, katholische Theologie. Ich war schon auf einem Priesterseminar. Dann starb mein Vater, und ich musste Geld verdienen. Ich musste die Familie ernähren. Dann machte ich das Erzbeste, und das war Fliesenlegen. In Deutschland kann man mehr Geld verdienen. Jetzt bin ich in Deutschland Fliesenleger. Aber solange ich hier bin, hat eigentlich niemand mit mir gesprochen. Deshalb ist auch mein Deutsch so schlecht. Ich war immer auf Baustellen, im Rohbau.“
Irgendwie öffnete das sein Herz. Er fühlte sich in einer Familie aufgenommen, wurde ernst genommen, und wir verwickelten ihn in Gespräche – so gut und schlecht es ging.
Seitdem kommt Peter jeden Sonntag zu unserem Gottesdienst. Wir wissen noch nicht, ob er durchgebrochen ist, aber vorgestern war es noch. Er wohnte in einem ganz evangelischen Dörfchen. Dann sagte meine Frau: „Ach, dann bist du ja der einzige Katholik da.“ Peter antwortete: „Nein, ich bin der einzige Christ da. Und ich möchte gerne, wenn ich zurückfahre nach Polen, auch solche Christen treffen. Ihr müsst mir helfen, dass ich in der Nähe von Stettin Christen finde.“
Weisheit im Menschenfischen und Verantwortung
Sprüche 11, Vers 30: „Die Frucht des Gerechten ist ein Baum des Lebens, und der Weise gewinnt Menschen für sich.“
Der Weise gewinnt Menschen für sich – das ist der entscheidende Punkt. Im Luthertext heißt es: „Ein Weiser nimmt sich der Leute herzlich an.“ Er gewinnt Herzen.
Hat noch jemand etwas dazu zu sagen? Der Weise gewinnt Seelen.
Ich habe einmal nachgeschaut: Das Wort, das hier für „gewinnen“ verwendet wird, stammt aus dem militärischen Sprachgebrauch. Es bedeutet so viel wie jemanden belagern, bezwingen oder einnehmen. Der Weise knackt die Festung, er findet einen Weg, wie er diesen Menschen gewinnen kann.
Ich muss ehrlich sagen, ich wäre nicht auf die Idee gekommen, den Fliesenleger Peter zu fragen: „Willst du schon zur Andacht kommen?“ Das war meine Frau, sie war weise. Vielleicht können wir auf diese Weise den Peter gewinnen.
Der Weise gewinnt Seelen.
In Römer 1, Vers 14 heißt es: „Sowohl Griechen als Barbaren, Gebildete als Ungebildete bin ich ein Schuldner.“
Wisst ihr, was das bedeutet? Ein Schuldner.
Ich habe jetzt im Haus Felsengrund meine Telefonrechnung nicht bezahlt, und es wäre mir peinlich, hier abzureisen, ohne das zu tun. Ich bin ein Schuldner von Kurt Philipp. Das muss ich noch erledigen.
Wie sieht es mit deinem Nachbarn aus? Bist du ihm gegenüber noch etwas schuldig geblieben? Ist da noch eine Rechnung offen? Müsstest du ihm nicht eigentlich mal das Evangelium sagen, ihm ganz gezielt aus deinem Leben berichten?
Paulus sagt: „Ich bin ein Schuldner.“ Ich muss das Evangelium verkündigen.
Es gibt zwei Arten von Schulden: Angenommen, ich habe jetzt Roland gefragt, ob ich 3000 Euro von ihm haben kann, und er gibt sie mir. Wenn ich sie ihm dann zurückzahlen muss, bin ich sein Schuldner.
Aber das meint Paulus hier nicht.
Stell dir vor, ich habe einen ähnlich hohen Betrag für ein Missionsauto eingesammelt. Johannes Pflaum braucht ein neues Auto, sein altes gibt gerade den Geist auf. Ich habe dieses Geld, gebe es aber nicht weiter. Ich veruntreue es, nehme es für mich, für meine eigenen Bedürfnisse, vergeude es für nette Anschaffungen.
Das ist hier der Sinn von „Ich bin ein Schuldner.“
Ich habe etwas anvertraut bekommen, das ich eigentlich weitergeben sollte, aber ich tue es nicht.
Ich bin eine Sackgasse, ein totes Meer statt ein segensreicher See.
Ich bin ein Schuldner.
Gott hat uns etwas anvertraut, nämlich diese beste Nachricht, das Evangelium. Und oft machen wir aus dieser Bringschuld eine Hohlschuld.
Aktiv werden statt abwarten
Ja, soll uns doch kommen, wir haben doch nächste Woche eine Evangelisation. Ich habe mal gelesen, dass es zwei Arten von Jägern gibt: den Frosch und die Eidechse.
Der Frosch sitzt irgendwo regungslos da. Wenn ein Insekt vorbeikrabbelt, schießt er blitzschnell seine Zunge raus oder macht das Maul auf. Frösche warten also, bis das Opfer vor der Schnauze landet.
Die Eidechse hingegen ist unterwegs, emsig, sie läuft herum und sucht aktiv ihre Beute. Mach aus dem Evangelium eine Bringschuld, nicht eine Holschuld.
Im Alten Testament gibt es eine schöne Begebenheit von den vier Aussätzigen, die vor den Toren Samarias kauern und eigentlich schon am Verhungern sind. Dann sagen sie: „Ach, was soll's, wir schleichen uns mal in das Lager der Assyrer. Vielleicht sind die uns gnädig, vielleicht kriegen wir ein paar Abfälle von ihnen.“
Und dann ist das Lager plötzlich geräumt, und sie sind von jetzt auf gleich im Überfluss. Sie essen und trinken, holen sich die Schätze und wissen gar nicht, wohin mit all dem Plunder.
Doch dann sagt einer: „Werdet ihr nicht recht? Dieser Tag ist ein Tag guter Botschaft. Schweigen wir und warten, bis der Morgen hell wird, dann wird uns Schuld treffen.“
Aber dann heißt es: „Nun kommt, lasst uns hineingehen und es im Haus des Königs berichten.“
Dich trifft Schuld, wenn du deinem Nächsten, deinem Nachbarn nicht sagst, was du gefunden hast. Schweigen wir, dann trifft uns Schuld, wenn wir warten, bis das Gerichtsschwert schlägt.
Ich habe hier auf diesem Blatt ein paar mögliche Ausreden von uns gesammelt. Kennt ihr die? Zum Beispiel: „Ich bin überhaupt nicht redebegabt, ich bin gar nicht schlagfertig und deshalb komplett ungeeignet.“
Ich stammle mir da was zurecht, aber Gott sucht kein gutes Mundwerk, sondern ein gutes Werkzeug. Noch nie wurde jemand wegen überredender Worte der Weisheit für den Herrn gefischt. Sag das, was du sagen kannst. Du musst nicht redebegabt sein, lass dein Leben für dich sprechen.
Oder ein anderer sagt: „Ich habe überhaupt keine Erfahrung, ich kenne mich gar nicht in der Bibel aus. Wenn die mich dann aufs Glatteis führen ...“
Jesus sagt: „Folge mir nach. Ich werde dich zum Menschenfischer machen.“
Der Andreas, als er seinen Bruder Petrus zu Jesus führte, kannte Jesus gerade erst einen Tag. Das reicht. Folge ihm nur nach, er wird für den Rest sorgen. Zumindest komm und sieh – das können wir auch sagen, wenn wir mal jemanden einladen.
Oder: „In meinem eigenen Leben als Christ stimmt es hinten und vorne noch nicht.“
Ja, dann ändere etwas daran! Aber ich glaube, mit diesem Argument will uns der Teufel ewig den Mund verschließen. Ich brauche nichts zu sagen, mein Nachbar kennt meine Kinder, kennt meine Vergangenheit.
Wie kommt es, dass ausgerechnet Petrus in Jerusalem predigen konnte: „Ihr habt den Heiligen und Gerechten verleugnet“? Er, der Verleugner, der Jesus gerade noch drei Tage vorher dreimal verleugnet hatte.
Lasst uns nicht so sehr auf unser Versagen schauen, sondern auf unseren Herrn. Oder thematisieren wir gerade unser Versagen und sagen: „Ich habe dafür einen Retter.“
Vielleicht sagt auch jemand: „Ich muss ja gar nichts sagen, mein Nachbar kann ja einfach über den Zaun gucken und sieht meinen heiligen Schein.“
Wenn du es nicht gehört hast: Der Glaube kommt aus der Predigt. Wir müssen den Herrn bekennen.
Stell dir vor, der Jona wäre nach Ninive gegangen und hätte gesagt: „Die Leute von Ninive sollen einfach an meinem Leben das Evangelium erkennen. Ich bin jetzt mal ganz hilfsbereit, nett und freundlich.“
Nein, er musste auch predigen, den Mund auftun und sagen: „Geht es so weiter, dann kommt das Gericht.“
Also müssen wir auch klare Worte finden.
Viele warten auch und sagen: „Ich werde nur dann reden, wenn Gott mir mal die günstige Gelegenheit schenkt, so wie damals Philippus. Gehe nach Gaza, stelle dich an die Straße, dann kommt eine Kutsche, und dann werde ich auch etwas sagen.“
Aber das Interessante ist: Philippus konnte von Gott so gebraucht werden, weil er vorher schon ein Evangelist war. In Apostelgeschichte 8, Vers 5 lesen wir, dass er Land auf, Land ab das Evangelium verkündete.
Dann konnte Gott ihn auch für so einen Spezialauftrag gebrauchen. Er war erprobt.
Predige das Wort, zu gelegener und ungelegener Zeit, nicht nur immer dann, wenn die Gelegenheit passt. So steht es in 2. Timotheus 4, Vers 2.
Praktische Tipps für den Alltag
Und was ist jetzt noch? Ich bringe einfach den Mut nicht auf, Jesus konkret zu bekennen. Warum ist das so? Kommt ein neues Gerücht, geben wir es sofort weiter. Hören wir einen guten Witz, erzählen wir ihn sofort weiter.
Aber im Fall von Jesus schämen wir uns. Da zieren wir uns. Ja, das hat eine geistliche Dimension. Da ist etwas faul.
Ich möchte noch ein paar praktische Tipps geben. Bist du jemals mitgefahren auf einen Missionseinsatz? Es gibt Geschwister, die solche Einsätze organisieren. Sie machen Verteileinsätze in Südosteuropa oder im Ostblock. Fahr doch mal mit! Mach mal eine Missionsreise mit. Dort lernt man, Zeuge zu sein, für seinen Glauben mutig einzustehen.
Oder Gefängnisarbeit: Bei uns haben Geschwister eine Kontaktgruppe im Gefängnis begonnen. Jeden Montag führen sie Gespräche mit Gefangenen. Die können einem nicht weglaufen. Dort kann man üben.
Oder mach mal eine Freizeit mit und erprobe dich darin, Zeuge zu sein und geistliche Geburtshilfe zu leisten.
Oder nimm dir mal ganz konkret vor: Wen hat mir Gott nicht schon längst aufs Herz gelegt, aber ich bin ihm schuldig geblieben? Ich lade diese Person einfach mal nett ein. Ich will sie einfach mal besuchen oder einladen. Mach das konkret.
Vielleicht auch als Tipp: Ich weiß nicht, ob es hier am Buchladen ist, aber es gibt einen Glaubenskurs, den Vertikalkurs. Wenn man sich selber nicht so traut, ist dort alles schon vorbereitet. In kurzen Einheiten wird das Evangelium mit einer DVD erklärt. Da brauchen wir noch anzuknüpfen. Mach das doch mal! Mach zu Hause mit drei oder vier Freunden oder Freundinnen so einen Kurs. Das ist gar nicht so schwer.
Aber vielleicht muss man unterscheiden zwischen kurzfristigen Begegnungen, bei denen man weiß, dass man diese Menschen wahrscheinlich nicht mehr wieder trifft, und längerfristigen Begegnungen. Das ist ein großer Unterschied, zum Beispiel bei den eigenen Nachbarn.
Unterschiedliche Strategien für Kurz- und Langzeitbeziehungen
Für kurzfristige Begegnungen schlage ich vor: Zeig Wagemut! Wirf deine Mütze über den Zaun, dann musst du auch über den Zaun klettern, um sie wiederzuholen. Zeig einmal Wagemut, trau dich mal etwas, sei ruhig ein bisschen offensiver. Probier es doch einfach mal aus! Du wirst nichts Schlimmeres erleben als vielleicht einen roten Kopf und heiße Ohren.
Zeig mal Wagemut und entdecke die Anknüpfungspunkte. Was ist das Thema, das den anderen gerade beschäftigt, woran es ihn „juckt und kratzt“? Stell eine Frage, finde die Verbindungen. Und ganz wichtig: Unterbrich nicht! Sei nicht ständig auf Sendung, sondern sei ein guter Zuhörer. Das vermissen so viele Menschen heutzutage – jemanden, der ihnen einfach mal zuhört, der ihr ganzes Elend anhört.
Lass andere ausreden, dräng dich nicht auf. Das sind manche Christen, glaube ich, auch etwas penetrant. Gib Schriften weiter. Hast du etwas bei dir? Hast du in deinem Autohandschuhfach vielleicht neue Testamente oder Verteilschriften? Es gibt jetzt auch sehr gute DVDs, die sehr günstig sind, weil die Jugend heute kaum noch liest. Gib so etwas weiter, hab das bereit.
Und vergiss nicht: Erzähle anderen deine Erfahrungen. Der lebende Beweis ist unwiderlegbar.
Bei längerfristigen Beziehungen, zum Beispiel in der Nachbarschaft, was macht man da? Zeigt bitte Hilfsbereitschaft und echtes Interesse.
Ich möchte mal eine Geschichte erzählen: Wir wohnen etwas außerhalb und müssen unsere Kinder immer zum Bus bringen. An der Bushaltestelle warten wir dann, bis der Bus kommt. Dort stehe ich oft mit meinem Nachbarn. Dieser Nachbar hat die Eigenschaft, dass er viel erzählen kann – ich komme nicht dazwischen.
Das ging ein ganzes Schuljahr so: Ich komme morgens zur Bushaltestelle, und er erzählt und erzählt. Manchmal eine Viertelstunde, manchmal zwanzig Minuten, manchmal eine halbe Stunde. Ich habe die Geduld verloren, ehrlich gesagt. Ich habe meine Arbeit nicht mehr geschafft, weil ich immer eine halbe Stunde an der Bushaltestelle stand.
Aber das Erstaunliche ist: Nach etwa einem Jahr konnte ich mit ihm nie über Glaubensdinge reden. Dann sagte er plötzlich: „Andreas, letzte Nacht hat sich mein Schwiegervater das Leben genommen. Er hat sich mit einer Schusswaffe erschossen. Würdest du mal mit reinkommen?“
Dann hat er mich zum ersten Mal in sein Haus eingeladen – einfach, weil ich ihm geduldig zugehört habe. Und dann fragten sie: „Könntest du dir vorstellen, bei der Beerdigung irgendetwas zu sagen? Du hast doch so einen Draht zu Gott.“
Zeig Hilfsbereitschaft und Interesse, baue eine Beziehung auf, sei geduldig. Erwecke Neugier, lass ab und zu mal so einen kleinen Schnipsel fallen, der neugierig macht. Dann nimm mal etwas zusammen, lade mal zu dir nach Hause ein.
Kommst du schon auf die Idee, Nachbarschaftstreffen zu organisieren? Gedulde dich dabei und geh die zweite und dritte Meile mit unseren anderen Nachbarn.
Da ist jetzt mit 81 der Vater verstorben. Bei der Nachfeier im Café zupft mich die Tochter am Arm und sagt: „Andreas, könntest du vielleicht noch vor dem Kaffeetrinken mit uns beten?“
Ich habe mich so gefreut, dass sie denkt, das sei mein Job, das sollte ich machen. Gedulde dich, gerade in der Nachbarschaft, und entdecke die Gelegenheiten. Gott wird sie herbeiführen.
Ja, Amen.
