
Die Weihnachtsgeschichte aus messianisch-jüdischer Sicht
Guten Morgen, ich möchte alle herzlich zu diesem Bibelstundentag begrüßen. Heute beschäftigen wir uns mit dem Thema Weihnachten aus messianisch-jüdischer Sicht.
Wir gehen gemeinsam zurück ins Jahr drei vor Christus, so wie es in der Geschichtsschreibung datiert wird. In der Astronomie würde man dieselbe Zeit als zwei vor Christus bezeichnen. Dazu werde ich gleich noch etwas erläutern und erklären.
Ich lese aus Lukas 1. Üblicherweise wird als Weihnachtsgeschichte Lukas 2, Vers 1 gelesen. Tatsächlich beginnt die Weihnachtsgeschichte jedoch bereits in Lukas, Kapitel 1, ab Vers 5. Wie wir gleich sehen werden, führt uns das zurück in den Monat Mai, im Jahr drei vor Christus beziehungsweise zwei vor Christus.
Die Anfänge der Weihnachtsgeschichte im Tempeldienst
Es war in den Tagen Herodes, des Königs von Judäa. Herodes war König, eingesetzt vom römischen Senat, ab 37 vor Christus.
In diesen Tagen lebte ein gewisser Priester mit Namen Zacharias aus der Abteilung Abias. Seine Frau war aus den Töchtern Aarons und hieß Elisabeth. Beide aber waren gerecht vor Gott und wandelten untadelig in allen Geboten und Satzungen des Herrn.
Sie hatten kein Kind, weil Elisabeth unfruchtbar war, und beide waren bereits in hohem Alter.
Es geschah aber, als Zacharias in der Ordnung seiner Abteilung den priesterlichen Dienst vor Gott erfüllte, dass ihn nach der Gewohnheit des Priestertums das Los traf, in den Tempel des Herrn zu gehen, um zu räuchern. Die ganze Menge des Volkes war betend draußen zur Stunde des Räucherns.
Da erschien ihm ein Engel des Herrn, rechts vom Räucheraltar stehend. Als Zacharias ihn sah, wurde er bestürzt, und Furcht überfiel ihn.
Der Engel aber sprach zu ihm: „Fürchte dich nicht, Zacharias, denn dein Flehen ist erhört. Deine Frau Elisabeth wird dir einen Sohn gebären, und du sollst seinen Namen Johannes nennen. Er wird dir zur Freude und Wonne sein, und viele werden sich über seine Geburt freuen.
Denn er wird groß sein vor dem Herrn. Weder Wein noch starkes Getränk wird er trinken, und schon von Mutterleib an wird er mit dem Heiligen Geist erfüllt sein.
Viele der Söhne Israels wird er zum Herrn, ihrem Gott, bekehren. Er wird vor ihm hergehen in dem Geist und in der Kraft Elias, um die Herzen der Väter zu den Kindern zu bekehren und die Ungehorsamen zur Einsicht der Gerechten zu führen, um dem Herrn ein zugerüstetes Volk zu bereiten.“
Zacharias sprach zu dem Engel: „Woran soll ich dies erkennen? Ich bin ein alter Mann, und meine Frau ist in hohem Alter.“
Der Engel antwortete und sprach zu ihm: „Ich bin Gabriel, der vor Gott steht, und ich bin gesandt worden, um zu dir zu reden und dir diese gute Botschaft zu verkündigen.
Siehe, du wirst stumm sein und nicht sprechen können bis zu dem Tag, an dem dies geschehen wird, weil du meinen Worten nicht geglaubt hast. Doch sie werden zu ihrer Zeit erfüllt werden.“
Das Volk wartete auf Zacharias und wunderte sich, dass er im Tempel verzog. Als er aber herauskam, konnte er nicht zu ihnen sprechen. Sie erkannten, dass er im Tempel eine Erscheinung gesehen hatte. Er winkte ihnen zu, blieb aber stumm.
Als die Tage seines Dienstes erfüllt waren, ging er nach Hause.
Nach diesen Tagen wurde Elisabeth, seine Frau, schwanger und verbarg sich fünf Monate. Sie sagte: „So hat mir der Herr getan in den Tagen, in denen er mich angesehen hat, um meine Schmach unter den Menschen wegzunehmen.“
Die Verkündigung an Maria und die zeitliche Einordnung
Im sechsten Monat aber wurde der Engel Gabriel von Gott gesandt in eine Stadt von Galiläa mit Namen Nazareth zu einer Jungfrau, die einem Mann verlobt war mit Namen Joseph aus dem Haus Davids, und der Name der Jungfrau war Maria.
Bis hierhin sehen wir auf dem Bild einen ganz gewöhnlichen Priester. Zacharias war ein solcher Priester und, wie wir gelesen haben, einer aus der Abteilung von Abia. In 1. Chroniker 24 hat König David im Blick auf den Salomonstempel die Tausenden von Priestern, Nachkommen von Aaron, dem ersten Hohenpriester, aus dem Stamm Levi in 24 Abteilungen eingeteilt.
Je eine Abteilung konnte eine Woche im Tempel Dienst ausüben, von Schabbat bis Schabbat. Eine Woche bedeckte also bereits 24 Wochen des Jahres. Diese Abteilungen mussten jeweils ein zweites Mal antreten, somit waren schon 48 Wochen besetzt. Aber das Jahr ist noch ein bisschen länger.
An den großen Festen, von denen die Tora verlangt, dass alle Israeliten nach Jerusalem kommen, waren alle 24 Abteilungen im Einsatz. Diese Feste waren Pessach, Pfingsten (Schawuot, das Wochenfest) und Sukkot (das Laubhüttenfest im Herbst). An diesen Festen gab es so viel logistische Arbeit, dass eben alle Abteilungen nötig waren. So war das ganze Jahr abgedeckt.
Wenn wir die Abteilungen in ihrer Reihenfolge zählen, ist Abia nach 1. Chroniker 24 die achte Abteilung. Beginnt man vom ersten Nissan, dem Beginn des religiösen Jahres in der Bibel, dann können wir acht Wochen zählen. Hinzu kommt noch die Woche von Pessach, in der alle antreten mussten. So ergeben sich neun Wochen.
Der Monat Nissan fällt bei uns auf März/April. Diese neun Wochen bringen uns auf Ende Mai für den Dienst der Abteilung von Abia. So können wir sagen, und das wird gleich noch mehr erhärtet werden, dass Zacharias, mit dem die Weihnachtsgeschichte beginnt, im Mai drei vor Christus im Tempel war.
Astronomisch ist das zwei vor Christus, wie man hier im Schema sieht. In der Geschichte ist das die Zählweise ganz unten. Es gibt kein Jahr Null. Das ist ungewöhnlich, aber so ist es nun mal. Von eins vor Christus bis eins nach Christus ist nur ein Jahr.
Astronomen hingegen benötigen zum Rechnen einen Nullpunkt. Deshalb verschiebt sich alles, was vor Christus ist, astronomisch um ein Jahr. Historisch ist also drei vor Christus astronomisch automatisch zwei vor Christus. Zwei vor Christus ist dann eins vor Christus, das ist das Jahr Null.
Nach Christus ist alles wieder gleich. Eins nach Christus in der Geschichte ist auch eins nach Christus in der Astronomie, zwei nach Christus ist auch zwei nach Christus. Das muss man einfach wissen.
Wenn man zum Beispiel wissen möchte, wie der Sternenhimmel im Jahr tausend vor Christus in Jerusalem aussah, kann man das mit einem Astronomieprogramm berechnen. Gibt man tausend vor Christus ein, wird man erstaunt sein, dass der Computer sofort umrechnet. Dann ist es eben 999 vor Christus astronomisch.
Um das Jahrtausend in der Geschichte zu berechnen, ist das astronomisch 999 vor Christus. Das ist einfach so, das muss man wissen. Darum erkläre ich: Drei vor Christus war das geschichtlich, aber wie wir sehen werden, astronomisch zwei vor Christus.
Der Tempel und die Bedeutung der Priesterabteilungen
Zacharias ging in den Tempel, und in seiner Geschichte sind drei Orte im Tempel besonders wichtig. Wir haben gelesen, dass er durch das Los ausgewählt wurde, um zu räuchern.
Wo wurde die Verlosung jeden Morgen während dieser Arbeitswoche im Tempel vorgenommen? Das war in diesem Gebäude, das durch einen Pfeil angezeigt wird. Und nachts, wo haben die Priester übernachtet? In diesem Gebäude, ebenfalls mit einem Pfeil angedeutet, auf der anderen Seite des Tempelhauses. Zacharias wurde durch das Los auserwählt, ins Heiligtum hineinzugehen, ins eigentliche Tempelhaus, um dort zu räuchern.
Diese drei Orte beschäftigen uns jetzt. Hier sehen wir den Tempelplatz in der Übersicht. Ganz zentral befindet sich das eigentliche Tempelhaus, 100 Ellen hoch, das entspricht 52,5 Metern. Das ist vergleichbar mit einem Gebäude von heute über zwanzig Stockwerken. Umgeben ist es vom innersten Vorhof, den man das Lager der Schechina nannte. Dieser Name leitet sich ab von dem schlichten Vorhof der Stiftshütte, über der die Schechina, die wundersame Wolkensäule, war.
So nannte man diesen Vorhof: das Lager der Schechina. Umgeben von verschiedenen Gebäuden sieht man hier vorne das Gebäude, in dem gelost wurde, und hinten das Gebäude, in dem die Priester nachts schliefen.
Vor dem ersten Vorhof angefügt ist der Frauenvorhof mit vier kleinen Höfen in den Ecken: die Leprakammer, die Kammer für Öl und Wein, die Naziräerkammer und die Kammer für das Brennholz des Altars. Das Ganze stand auf einem 500 Ellen Quadrat. Das war exakt der ursprüngliche Tempelplatz des salomonischen Tempels.
Es gibt noch eine kleine Unterteilung: die Zwischenwand der Umzäunung. Diese war die Abtrennung zwischen Juden und Nichtjuden. Nichtjuden durften bis hierhin hineinkommen, aber nicht über diese Abtrennung zu den inneren Vorhöfen.
Nun sieht man jedoch, dass das 500 Ellen Quadrat massiv erweitert wurde – nach Süden, nach Westen und ganz besonders nach Norden. Diese gigantische Erweiterung erfolgte in der Zeit von König Herodes, also in den Jahren vor der christlichen Geburt, wenige Jahre bevor Zacharias seinen Dienst tat. Der Tempel wurde so massiv vergrößert, damit mehr Platz für all die Nichtjuden vorhanden war, die Interesse hatten, nach Jerusalem zu kommen und den wahren Gott kennenzulernen.
Nun zu diesem Gebäude: das ist das Haus der behauenen Steine oder die Quaderhalle. Dort wurde jeden Morgen ausgelost, welcher Priester welche Aufgabe übernehmen musste – sei es das Räuchern, das Darbringen von Opfern auf dem Brandopferaltar und so weiter.
Hier sehen wir von Süden das gleiche Haus der behauenen Steine.
Weitere Tempelgebäude und ihre Funktionen
Da wir schon hier sind, erkläre ich gleich noch die anderen Gebäude. In anderen Vorträgen über den Zweiten Tempel, die es im Internet gibt, etwa „Der Messias im Tempel“ mit Bildern, habe ich diese inneren Gebäude nie im Detail erläutert.
Das Tor ganz auf der Westseite, im Süden, also im Südwesten, ist das oberste Tor. In der rabbinischen Literatur wird es so genannt oder auch das Tor des Brennmaterials, weil man durch dieses Tor das Holz für den Altar hineinbrachte. Darin gab es übrigens eine Kammer, in der der jeweils neue Scheidevorhang aufbewahrt wurde. Jedes Jahr arbeiteten junge Mädchen an einem neuen Scheidevorhang. Dieser wurde dann im Heiligtum aufgehängt, um das Allerheiligste vom Heiligen abzutrennen.
Der kleinere Zugang daneben ist die Holzhalle. Sie heißt so, weil sie direkt neben dem Gebäude liegt, durch das das Holz hineingebracht wurde. Dort befand sich die Halle der Ratsleute. Wir wissen, dass Joseph von Arimathia ein Ratsherr war. Das griechische Wort, das dort verwendet wird, bezeichnet nicht ein Mitglied des Sanhedrins, des obersten Gerichtshofs, sondern das oberste Priestergremium direkt unter dem Hohenpriester. Dieses Gremium bestand aus etwa vierzehn Männern, zu denen auch Joseph von Arimathia gehörte. Sie hatten eine ganz spezielle Kammer im Tempel. Dort bereitete sich der Hohe Priester vor Jom Kippur ganz besonders auf den Tag vor.
Die nächste Kammer heißt das Tor der Erstgeborenen. Dort wurden die Erstgeborenen nach der Geburt dem Herrn dargebracht, und es wurden fünf Silberstücke für die Priester abgegeben.
Das nächste, wieder kleinere Tor ist die Golahalle oder Exilhalle. Dort befand sich ein Wasserrad. Direkt darunter gibt es eine riesige Zisterne, die auch heute auf dem Tempelplatz bekannt ist. Sie fasst fast Millionen Liter Wasser. Mit dem Wasserrad wurde dieses Wasser jeweils heraufgeholt, um das Blut am Altar immer wieder abzuspülen. Über einen Kanal wurde das Wasser dann direkt ins Kidrontal hinabgeführt.
Der größere Zugang ist das Wassertor. Es wurde so genannt, weil immer am Laubhüttenfest ein Priester zum Siloateich hinabgehen musste, um Wasser in einem goldenen Krug zu holen. Er wurde vom Volk begleitet und kam feierlich in den Tempel zurück. Dort goss er das Wasser auf dem Altar aus und ging durch dieses Tor, das Wassertor, hinein.
Jetzt sind wir wieder bei der Quaderhalle oder im Haus der behauenen Steine. Dort wurden die Priester im heiligen Bereich ausgewählt. Der heilige Bereich war zweigeteilt: vom inneren Vorhof getrennt. Im profanen Bereich, also direkt hinter diesem Tor, befand sich der Sitz des obersten Gerichts, des Sanhedrin. Das war allerdings nur bis zum Jahr dreißig. Danach zog das Gericht in die königliche Säulenhalle um.
Die heutige Situation des Tempelplatzes und historische Bezüge
Jetzt befinden wir uns auf dem Tempelplatz, heute mit den zwei Gebetshäusern der Muslime: der Al-Aqsa-Moschee im Süden und direkt auf dem Felsen, dem höchsten Punkt des Tempelbergs, wo einst das Allerheiligste stand. Dort befindet sich heute der Felsendom.
Direkt hier, in dieser Ecke der sogenannten erhöhten muslimischen Plattform, stand das Gebäude der Bahaunensteine. Genau auf diesen Quadratmetern beginnt die Weihnachtsgeschichte mit Zacharias, der ausgewählt wurde, um zu räuchern.
Eine andere Sicht auf den Tempelplatz zeigt, wo die Quaderhalle genau lag. Wie erwähnt, zog der Sanhedrin im Jahr dreißig aus – und zwar in die königliche Säulenhalle ganz im Süden. Diese prächtige Basilika in der Südostecke war ab dem Jahr dreißig der Sitz des Sanhedrins.
Jetzt sind wir in der Halle, in der mittleren Säulenhalle. Dort fand der Prozess gegen Herrn Jesus statt, 33 Jahre nach seiner Geburt. Der Hohepriester Kajaphas, als Leiter des Sanhedrins, verurteilte Jesus zum Tod.
Auch hier wissen wir ganz genau, wo das im Tempel war und wo es heute ist. Man sieht von dort aus diese Ecke. Der Sanhedrin zog von hier aus dorthin, und deshalb fand der Prozess Jesu genau in dieser Ecke statt.
Also nochmals: hier die Quaderhalle, und jetzt...
Das Auslosen der Priesterdienste und die Bedeutung des Räucherns
Wie ging das beim Auslosen?
Der führende Priester, also der Älteste der Abteilung von Abia, zog einem Priester die Mütze aus. Dann sagte er eine Zahl, zum Beispiel 426. Anschließend mussten alle Priester, die in einem Kreis vor dem Ältesten der Abteilung standen, eine beliebige Anzahl Finger heben – etwa sieben, drei oder nur einen.
Die Finger wurden dann abgezählt. Bei der Person, bei der die genannte Zahl erreicht war, wurde die Auswahl getroffen. Das konnte zum Beispiel der Dienst am Brandopferaltar oder das Räuchern sein.
Man machte das so, um nicht in den Verdacht zu geraten, das Gebot zu brechen, Israel unerlaubt zu zählen. Wir wissen, dass man Israel nicht einfach zählen durfte. David hatte das einmal auf eigene Faust getan, und das brachte eine große Plage über Israel (2. Samuel 24). Deshalb zählte man die Finger aus.
Nun war es so, dass die beliebteste Tagesaufgabe das Räuchern am goldenen Räucheraltar war. Da diese Aufgabe so begehrt war, durfte man sie nur einmal im Leben ausüben – wenn überhaupt. Tausende Priester wollten diesen Dienst tun. Man sagte auch, dass derjenige, der das tat, einen besonderen Segen von Gott erhielt.
Man muss sich vorstellen, dass Zacharias, ein alter Mann, ausgewählt wurde, um zu räuchern. Das war ein Lebensereignis. Man kann sich kaum vorstellen, wie aufgeregt dieser Mann war. Es war auch klar, dass es das letzte Mal sein würde, denn wer einmal durch das Fingerauszählen dieses Los bekommen hatte, durfte nie wieder antreten.
Jetzt hatte er das Vorrecht, ins Heiligtum zu gehen, um dort zu räuchern. Andere Priester hatten die Aufgabe, alles vorzubereiten. Dazu gehörte auch, die Kohlen vom Brandopferaltar zu nehmen und auf dem goldenen Altar auszubreiten. Sobald alle Vorbereitungen abgeschlossen waren, mussten sie das Heilige verlassen. Dann durfte nur der auserwählte Priester hineingehen.
So betrat Zacharias das Heiligtum. Übrigens: Heute wäre das genau an der Ostseite des Felsendoms, dort, wo Zacharias diesen Dienst ausführte.
Die symbolische Bedeutung des Räucherwerks und der Dienst Zacharias
Wohlriechendes Rauchwerk ist ein Bild für das Gebet, und zwar für ein Gebet, das Gott wohlgefällig ist. Im Psalm 141, Vers 2 sagt König David: „Lass als Räucherwerk vor dir bestehen mein Gebet.“ Es ist also von Gebet die Rede.
Darum ist es interessant, dass in unserer Geschichte Zacharias mitgeteilt wird, dass sein Flehen für seine Frau Elisabeth erhört worden ist. Das passt sehr gut zusammen.
Der Priester musste mit einer goldenen Räucherpfanne, im Deutschen auch Räucherfass genannt, räuchern. Das geschah folgendermaßen: Hier sieht man genau, wie das ausgesehen hat. Darunter gab es eine Unterlage, die jetzt nicht abgebildet ist. Darauf stand dieser Kelch. In diesem Kelch befanden sich 200 Gramm von einem ganz kostbaren Gemisch aus Räucherwerk.
Damit nichts verloren geht, gab es beim Gehen ins Heiligtum noch einen Deckel darüber. Oben war ein Ring angebracht, mit dem der Priester klappern musste, wenn er allein ins Heiligtum ging. Die draußen Betenden hörten dieses Klappergeräusch während des Räucherns. Es war eine Kontrolle, dass alles in Ordnung war und dass der Priester nicht ohnmächtig geworden war oder umgefallen ist.
Der Priester musste am goldenen Altar ganz allein stehen, jetzt nur noch den Kelch in der Hand. Dann begann er mit beiden Daumen hinten im Kelch und breitete das Räucherwerk vollständig über die feurigen Kohlen aus. Warum von hinten? Damit er sich nicht verbrennt. Wenn man von vorne hineingreift, verbrennt man sich leicht, wenn der Rauch gerade bis zur Decke des Heiligtums aufsteigt. So war das.
Man muss sich also ganz konkret vorstellen: Der Mann ist ganz allein, alle anderen sind draußen. Da steht einer neben dem Altar und sagt: „Ani Gabriel, Shomed Lifnei, Herr Elohim, ich bin Gabriel, der vor Gott steht. Deine Gebete sind erhört worden. Du wirst ein Kind bekommen. Elisabeth wird dir ein Kind gebären.“
Er sagt weiter, dass dieses Kind eine Freude für viele Menschen sein wird. In den Psalmen lesen wir, dass Kinder eine Gabe Gottes sind. Das gilt ganz grundsätzlich. Aber wir haben keine Garantie, dass sie gut herauskommen. Wir geben uns Mühe, aber eine Garantie gibt es nicht.
Dieser alte Mann jedoch hatte die Garantie, dass es mit diesem Kind gut herauskommen würde. Noch mehr: Er sollte vor dem Herrn hergehen. Das heißt, dieser Sohn sollte der Vorläufer des Messias werden, des verheißenden Erlösers, auf den Israel so lange gewartet hatte.
Man kann sich kaum vorstellen, wie dieser alte Mann all diese Dinge verkraften konnte. Übrigens stand auf der einen Seite des Heiligtums, in der Nähe des goldenen Altars, der goldene Leuchter, die Menorah. Auf der anderen Seite stand der Schaubrot-Tisch. Und genau dazwischen, vor dem Scheidevorhang, stand Zacharias am Altar.
Der alte Mann konnte es kaum noch glauben. Es gibt ja viele schöne Beispiele im Alten Testament von anderen Ehepaaren, die ähnliche Sorgen hatten. Man denke nur an Abraham und Sarah.
Menschlich gesprochen waren alle Hoffnungen dahin, dass die Verheißung Gottes sich erfüllt und sie einen Sohn bekommen würden. Bei Männern ist es mit hundert Jahren meist vorbei mit Kinderzeugen, und bei Frauen noch viel früher, biologisch unmöglich.
Dennoch wissen wir aus der Bibel, dass Isaak geboren wurde. Israel, das von Isaak abstammt, ist ein unmögliches Volk, also ein Volk, das es naturwissenschaftlich gar nicht geben dürfte. Trotzdem ist Israel eine Realität, auch in unserer heutigen Welt. Auch wenn sich die ganze Welt an Israel ärgert, ist dieses unmögliche Volk Gottes Werk.
Man kann auch an Rebekka denken, die unfruchtbar war, deren Mann aber für sie betete. Schließlich bekam sie doch ein Kind. Oder an Elkana und Hanna, und noch viele mehr.
Trotzdem konnte Zacharias nicht mehr glauben. Darum sagt der Engel: „Du wirst stumm werden.“ Stumm zu sein war das Zeichen, das Vorzeichen, dass die Prophetie über Johannes den Täufer sich wirklich erfüllen würde.
Er wurde erst wieder fähig zu sprechen am achten Tag nach der Geburt seines Sohnes Johannes, am Tag der Beschneidung.
Der Segen der Priester und das Glaubensproblem Zacharias
Nach dem Räuchern musste Zacharias hinausgehen und sich vor das Tempeltor des Tempelhauses stellen, oben auf der Treppe. Das Volk war versammelt: Die Männer standen im Israelvorhof, einem schmalen Streifen am Rand des Vorhofs. Die Frauen versammelten sich zum Gebet auf den Tribünen des Frauenvorhofs.
Dann musste Zacharias zusammen mit den anderen Tagespriestern, die ihre Tagesaufgabe erfüllt hatten, den Segen sprechen. Dieser Segen stammt aus 4. Mose 6,24. Er wurde genau in dem Moment gesprochen, als das Morgenbrandopfer, das erste um die dritte Stunde, also im Frühjahr um neun Uhr, auf den Altar gelegt wurde.
So war klar: Der Segen Gottes ist nur auf der Grundlage des stellvertretenden Opfers möglich. Die Priester mussten ihre Hände über den Kopf halten und 4. Mose 6,24 als Segen für das Volk sprechen – in der warmherzigen hebräischen Sprache:
„Banaw elecha wichunecha jissa Adonai banaw elecha wijtenlecha shalom.“
Auf Deutsch heißt das:
„Der Herr segne dich und behüte dich, der Herr lasse sein Angesicht über dir leuchten und sei dir gnädig, der Herr erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden.“
Dieser Segen hatte an sich keine Kraft, sondern war wie ein Gebet. Deshalb sagt Gott auch: „Und so sollen sie meinen Namen auf die Kinder Israel legen, und ich werde sie segnen.“ Wir haben keine Kraft, Segen zu vermitteln, aber wir können den Segen aussprechen, so wie ein Gebet. Und Gott kann diesen Segen dann umsetzen.
Jetzt wird klar: Zacharias konnte nicht segnen, weil er nicht geglaubt hatte. Das ist ein Prinzip. In 1. Petrus 4 heißt es, wir seien berufen, zu segnen. Segnen bedeutet auf Griechisch „eulogeo“, was „Gutes sagen“ heißt. Wenn wir also sagen: „Der Herr möge dich bewahren“ oder „Der Herr möge dir Gesundheit schenken“, sind das alles Wünsche wie ein Gebet. Sie haben an sich keine Kraft, aber wenn sie in Übereinstimmung mit Gottes Willen und mit Gebet verbunden ausgesprochen werden, kann der Herr solchen Segen auch umsetzen.
Wir können aber nicht zum Segen für andere werden, wenn wir selbst Gottes Wort nicht glauben.
Die Verkündigung an Maria im Vergleich zu Zacharias
Und die Pointe in Lukas 1 ist dann die folgende: Die nächste Geschichte handelt von Maria. Der gleiche Engel Gabriel erscheint also nach Nazareth. Zuerst war er in Jerusalem im Tempel, dann in Nazareth. Dort erscheint er einer verlobten jungen Frau.
Man muss wissen, dass es im Judentum damals üblich war, dass Mädchen sich im Alter von etwa zwölf bis vierzehn Jahren verlobten und dann heirateten. Männer verlobten sich üblicherweise mit sechzehn und heirateten mit achtzehn. Diese Angaben lassen sich natürlich nicht direkt auf unsere heutige Zeit übertragen, da die Ausbildungszeiten inzwischen viel länger sind und sich die gesamte Entwicklung anders gestaltet.
Damals kannte man auch das Phänomen der Teenager nicht. Im Prinzip ist das Teenager-Problem eine ganz eigenartige Sache, die mit unserer Gesellschaftsform zusammenhängt. Der Begriff „Teenager“ wurde geprägt für die Zeit von etwa dreizehn bis neunzehn Jahren. Man sagt, diese jungen Menschen sind noch nicht erwachsen, aber auch keine Kinder mehr. Das hat etwas Gefährliches an sich, denn man kann sich so dumm verhalten wie ein Kind, aber dennoch Vorrechte wie Erwachsene genießen. Das ist problematisch.
Dadurch, dass früher geheiratet wurde, wurden viele Entwicklungsprobleme im Zusammenhang mit Sexualität quasi beseitigt. Ich möchte nur sagen, man soll sich Maria nicht als eine 25-jährige, schon recht gereifte junge Frau vorstellen. Vielmehr war sie ein junges, heiratsfähiges Mädchen.
Der Engel sagt zu ihr: Du wirst die Mutter des Messias werden. Noch viel mehr, nicht nur die Mutter des Vorläufers, sondern die Mutter des Messias selbst. Maria antwortet, dass sie sich das gar nicht vorstellen kann, da sie ja noch nicht verheiratet ist. Wie soll das gehen?
Der Engel erklärt ihr: Es wird so sein. Die Kraft des Heiligen Geistes wird über dich kommen, und bei Gott ist kein Ding unmöglich. Maria glaubt es. Diese junge Frau glaubt Gottes Wort.
Der alte, bewährte Priester, ein treuer Mann, glaubt hingegen nicht und wird stumm.
Das Leben der Priester im Tempel und ihre Unterkünfte
Hier sehen wir nochmals die segnenden Priester. Zacharias jedoch konnte den Segen nicht aussprechen, er blieb stumm.
Ich habe bereits erwähnt, dass die Priester, einschließlich Zacharias, nachts in diesem Haus geschlafen haben – im Haus des Feuerherz. Man erkennt, dass die Häuser an den Seiten des inneren Vorhofs spiegelbildlich gebaut sind. Dieses Gebäude hier entspricht dem Gebäude dort mit der Quaderhalle und dem Wassertor.
Dieses Haus hier ist das Haus des Feuerherz. Gleich daneben befindet sich das Tor des Feuerherz, auch Tor Jeconia genannt. Im Salomonischen Tempel entspricht dieses Tor dem Tor, durch das König Jeconia vor den Babyloniern floh.
Wenn man in das Haus des Feuerherz hineinkam, gab es in drei Ecken jeweils einen Raum. In einem Raum waren die Lämmer für das Morgen- und Abendbrandopfer untergebracht. In einer weiteren Kammer lagen die unreinen Steine des Altars aus der Zeit des zweiten Jahrhunderts vor Christus, in der Makkabäerzeit. Damals hatte Antiochus Epiphanes den Tempel verunreinigt, indem er ein Schwein schlachtete und ein Götzenbild aufstellte – ähnlich wie es später der Antichrist tun wird.
Nachdem die Syrer durch die Makkabäer vertrieben worden waren und der Tempel neu geweiht werden sollte, stellte man sich die Frage, was mit diesen Altarsteinen geschehen solle. Man deponierte sie einfach im Tempel und baute den Altar neu auf. Diese Steine waren also dort untergebracht.
In einer weiteren Ecke gab es eine Treppe, die in ein Untergeschoss führte. Dort befand sich eine Feuerstelle. Deshalb heißt das Gebäude das Haus des Feuerherz. Es gab auch ein Ritualbad, in dem sich die Priester baden konnten. Das Feuer sorgte dafür, dass sie nicht froren.
Hier sieht man dieses Haus nochmals. Ich habe also erklärt: die Kammer der Lämmer, die Kammer der verunreinigten Altarsteine, die Treppe zur Feuerstelle und viertens die Kammer der Schaubrothersteller. Diese war speziell für die Herstellung der Schaubrote im Heiligtum vorgesehen.
Im großen Mittelbereich haben die Priester geschlafen. Das war gewissermaßen ihre Wohnung im Tempel. Der Herr Jesus nennt in Johannes 2 den Tempel „das Haus meines Vaters“. Es ist ein Vorgeschmack auf die Hoffnung der Christen.
Im Himmel gibt es einen himmlischen Tempel, wie uns Offenbarung 11,19 sagt. Jesus sagt in Johannes 14, am Vorabend der Kreuzigung: „Im Haus meines Vaters sind viele Wohnungen. Ich gehe hin, um eine Stätte zu bereiten; dann komme ich wieder und werde euch zu mir nehmen, damit auch ihr seid, wo ich bin.“
Das ist also ein Vorgeschmack für die Christen auf den himmlischen Tempel. Dort werden wir in der Ewigkeit zuhause sein. Es ist eine Ruhe, aber auch viel Aktivität, es wird nie langweilig werden.
Hier sieht man den heutigen Tempelplatz. Ich habe den Platz genau eingezeichnet, wo das Haus des Feuerherz stand. Wir wissen also ganz genau, wo auf dem Tempelplatz welches Gebäude stand. Das ist heute archäologisch im Detail rekonstruiert.
Hier sehen wir nochmals das Haus des Feuerherz. Übrigens liegt es ganz nahe an diesem Tor, im Norden des Tempels. Das ist das Schaftor. Jesus nimmt darauf Bezug in Johannes 10, indem er sagt: „Ich bin die Tür der Schafe. Wenn jemand durch mich eingeht, wird er gerettet werden und ein- und ausgehen und Weide finden.“
Durch dieses Nordtor wurden die Opfertiere auf den Tempelplatz gebracht. Hier gab es jedoch ein kleines Problem. Man sieht die Umzäunungen mit den Opfertieren auf dem Nordteil des Vorhofs der Heiden.
Ich habe gesagt, dieses Tor ist das Tor des Feuerherz oder das Tor Jeconia. Daneben gibt es eine Kammer, die man die Spülhalle nennt. Im 3. Buch Mose 1 wird gesagt, dass die Opferteile des Brandopfers mit Wasser gewaschen werden müssen. Deshalb war dort die Spülhalle, um die Teile des Brandopfers zu reinigen.
Das nächste Tor war das Opfertor, auch Tor der Frauen genannt. Wenn Frauen ein Opfer brachten, bei dem man die Hände auflegen musste, durften sie durch dieses Tor gehen und bis zum Altar im innersten Vorhof gehen. Normalerweise durften Männer und Frauen nur im vordersten Teil des Vorhofs, dem Israelvorhof, stehen. Im Priestervorhof, einer weiteren Abteilung im innersten Vorhof, durften Frauen jedoch zum Altar gehen, wenn sie ein Opfer brachten. Männer durften das auch, wenn sie ein Opfer brachten.
Dann gibt es noch diese Kammer, die Parwa-Halle, benannt nach dem Erbauer Parwa. In ihr befand sich die Salzkammer. Im 3. Buch Mose 2 steht, dass alle Schlachtopfer gesalzen werden müssen. Jesus nimmt darauf Bezug und auch auf die geistliche Bedeutung in Markus 9.
Auf dem Dach gab es ein Ritualbad für den Hohenpriester. Am Jom Kippur hatte er dort sein spezielles Ritualbad.
Schließlich ist da noch das Tor ganz im Osten, das Funkentor, weil es ganz nahe beim Altar war, dem Feuer. Man nannte es auch Musiktor oder Liedertor, denn die Musiker gingen durch dieses Tor zum Podium im inneren Vorhof, gerade beim Altar. Dort führten sie an normalen Tagen Psalmen und gesungene Texte des Alten Testaments auf.
Die Geburt Johannes des Täufers und die Namensgebung
Er wurde geboren, die Prophetie hat sich erfüllt, und am achten Tag musste er nach 3. Mose 12 beschnitten werden. Johannes’ Vater Zacharias konnte nicht sagen, dass die Absicht, seinen Sohn Zacharias zu nennen, falsch sei. Er hatte ganz klar von Gott die Vorgabe erhalten, dass dieser Sohn Johannes heißen soll. „Der Ewige ist gnädig“ – so lautet die Bedeutung des Namens.
Daraufhin schreibt Zacharias auf ein Wachstäfelchen den richtigen Namen. An diesem Tag wird seine Zunge gelöst, und er kann wieder lobpreisen. Besonders interessant ist sein Lobpreis, den er in Kapitel 1, Vers 68 spricht. In diesem Gebet nimmt er Bezug auf seinen eigenen Namen Zacharias, der „der Herr gedenkt“ bedeutet, auf den Namen seiner Frau Elisabeth, der „der Herr ist Eidschwur“ heißt – also der ganz Getreue, der sich an sein Wort hält – und auf den Namen Johannes, der „der Herr ist gnädig“ bedeutet.
- Lukas 1,68:
Gepriesen sei der Herr, der Gott Israels, dass er besucht und Erlösung geschafft hat seinem Volk und uns ein Horn des Heils aufgerichtet hat in dem Haus Davids, seines Knechtes, gleich wie er geredet hat durch den Mund seiner heiligen Propheten, die von Alters her waren.
Zacharias spricht von der Errettung von unseren Feinden und von der Hand aller, die uns hassen, um Barmherzigkeit zu vollbringen. Das ist eine Anspielung auf Johannes, denn sein Name bedeutet „der Herr ist gnädig“, und diese Gnade soll sich in Barmherzigkeit zeigen. Weiterhin erwähnt er den Bund Gottes mit den Vätern, eine Anspielung auf Zacharias selbst, dessen Name „der Herr gedenkt“ bedeutet. Es geht um das Gedenken an den heiligen Bund, den Gott Abraham, unserem Vater, geschworen hat.
Elisabeths Name bedeutet „Mein Gott ist Eidschwur“. Dieser Name drückt aus, dass Gott treu ist und sein Versprechen hält, uns zu retten. So können wir, befreit aus der Hand unserer Feinde, ohne Furcht ihm dienen – in Frömmigkeit und Gerechtigkeit vor ihm alle unsere Tage.
Zacharias richtet dann seine Worte an seinen kleinen, achttägigen Sohn:
„Und du, Kindlein, wirst ein Prophet des Höchsten genannt werden, denn du wirst vor dem Angesicht des Herrn hergehen, seine Wege zu bereiten, um seinem Volk Erkenntnis des Heils zu geben in Vergebung ihrer Sünden durch die herzliche Barmherzigkeit.“
Auch hier ist eine Anspielung auf den Namen Johannes enthalten: Durch die herzliche Barmherzigkeit unseres Gottes, in welcher uns besucht hat der Aufgang aus der Höhe, um denen zu leuchten, die in Finsternis und Todesschatten sitzen, um unsere Füße zu richten auf den Weg des Friedens.
Zacharias spricht prophetisch von der Geburt des Messias und sagt, dass der „Aufgang aus der Höhe“ uns besucht hat. Gott kommt auf Besuch!
Die Verkündigung an Maria und die Empfängnis des Messias
Ab Lukas 1, Vers 26 wird berichtet, wie alles im Zusammenhang mit Maria und der Empfängnis des Messias ablief.
In Vers 24 heißt es: „Nach diesen Tagen aber wurde Elisabeth, seine Frau, schwanger, und sie verbarg sich fünf Monate.“ Daraus lässt sich schließen, dass es, wie ich bisher behauptet habe, astronomisch im Mai des Jahres zwei vor Christus war. Zacharias kehrt nach Hause zurück, und daraufhin wird seine Frau Elisabeth schwanger. Sie verbirgt sich fünf Monate.
Nun aber, ganz wichtig, steht in Vers 26: „Im sechsten Monat aber wurde der Engel Gabriel von Gott gesandt in eine Stadt von Galiläa mit Namen Nazareth zu einer Jungfrau, die einem Mann verlobt war mit Namen Joseph aus dem Haus Davids.“ Die Ankündigung des Messias erfolgt also sechs Monate später. Das entspricht etwa November, astronomisch zwei vor Christus.
Der Engel kommt zu einer Jungfrau, die einem Mann verlobt war, dessen Name Joseph war und die aus dem Haus Davids stammte. Der Name der Jungfrau war Maria. Der Engel sprach zu ihr: „Fürchte dich nicht, Maria, denn du hast Gnade bei Gott gefunden. Siehe, du wirst einen Sohn empfangen und gebären, und du sollst ihm den Namen Jesus geben, der Ewige rettet.“
Die Chronologie der Ereignisse bis zur Geburt Jesu
Nun, die Chronologie sieht folgendermaßen aus: Im Mai, zwei Jahre vor Christus, wird Elisabeth schwanger. Im November, ebenfalls zwei Jahre vor Christus, wird Maria schwanger. Im Februar, ein Jahr vor Christus, wird Johannes geboren und am achten Tag beschnitten.
Für die Geburt Christi kommen wir auf etwa August. Johannes wird also im Februar, ein Jahr vor Christus, geboren – astronomisch betrachtet – und die Geburt Jesu liegt ungefähr im August, ebenfalls ein Jahr vor Christus. Auf jeden Fall nicht im Dezember. Das ist eine Erfindung, die man einfach wissen muss und die kein Problem darstellt.
Wir haben unseren Kindern als Erziehungsmethode erklärt, dass wir eigentlich jeden Tag Weihnachten feiern. Denn jeder Tag ist ein Grund, Gott zu danken, dass er uns besucht hat, den Aufgang aus der Höhe. Deshalb machen wir keine Ausnahme am 24. Dezember. Dieser Tag ist einfach ein Teil des Jahresdurchgangs, kein Problem.
In unserer Gesellschaft ist man stark auf diese Tage fixiert. Das ist für uns eine Chance, weil die Menschen dann besonders für dieses Thema angesprochen werden können. Wir hatten auch nie einen Tannenbaum, was aber nichts zur Sache tut, denn die Feier hängt nicht am Schmuck wie einem Tannenbaum.
Der wahre Termin muss also um August herum gewesen sein. Das passt auch zu den Hirten auf dem Feld. Im Dezember ist es in Bethlehem zu kalt, um nachts draußen als Hirte zu übernachten. Im August hingegen ist das kein Problem, das ist die gute Zeit.
Die Prophetie aus Micha und die Geburt in Bethlehem
Und bevor wir in die Pause gehen, noch Micha 5, Vers 2: Die Prophetie aus dem achten Jahrhundert vor Christus in Bezug auf die Geburt des Messias.
„Und du, Bethlehem Ephrata, zu klein, um unter den Tausenden von Juda zu sein, aus dir wird mir hervorgehen, der Herrscher über Israel sein soll, und seine Ausgänge sind von der Urzeit, von den Tagen der Ewigkeit her.“
Wir fahren weiter, und zwar geht es jetzt um die Geburt in Bethlehem. Jetzt ist der Ton da. Wir setzen fort mit der Geburt in Bethlehem, Lukas 2, ab Vers 1:
„Es geschah aber in jenen Tagen, dass eine Verordnung vom Kaiser Augustus ausging, den ganzen Erdkreis einzuschreiben.
Und alle gingen hin, um sich einschreiben zu lassen, ein jeder in seine eigene Stadt. Es ging aber auch Joseph von Galiläa aus der Stadt Nazareth hinauf nach Judäa in Davids Stadt, welche Bethlehem heißt, weil er aus dem Haus und dem Geschlecht Davids war, um sich einschreiben zu lassen mit Maria, seiner verlobten Frau, welche schwanger war.
Und es geschah, als sie dort waren, wurden ihre Tage erfüllt, dass sie gebären sollte. Und sie gebar ihren erstgeborenen Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Raum für sie war.“
Lukas beschreibt hier die Erfüllung der Prophetie aus Micha 5, wo im 8. Jahrhundert vorausgesagt wurde, dass der Messias in Bethlehem geboren werden sollte.
Diese Prophetie wurde im Judentum verstanden. In jeder Rabbinerbibel, man nennt sie Mikra'ot Gedolot, in mehreren Bänden, findet man mit großen Buchstaben den hebräischen Text, daneben die aramäische Übersetzung und dann die mittelalterlichen wichtigsten Kommentare.
Die zweitgrößten Buchstaben werden für die aramäische Übersetzung verwendet. Nun schlägt man auf in Mikra'ot Gedolot, Micha 5, und dort sieht man in den zweitgrößten Buchstaben die aramäische Übersetzung, den Targum Jonathan ben Ussiel zu den Propheten. Dort ist erklärend eingefügt: „Und du Bethlehem, Ephrata, aus dir soll der Messias hervorkommen.“ Das Wort „Meschicha“, Messias, ist dort eingefügt, ein klarer Beweis, dass man verstanden hat, der Messias muss in Bethlehem geboren werden.
Übrigens: All diese etwa 50 falschen Messiasse, die ab den 40er Jahren des ersten Jahrhunderts bis ins 20. Jahrhundert im Judentum aufgetreten sind – der letzte war Rabbi Menachem Mendel Schneerson aus New York – sie sind alle nicht in Bethlehem geboren worden.
Heute ist Bethlehem auf der anderen Seite der Checkpoints von großen Mauern abgetrennt. Um ein Nazi-Wort zu verwenden: Bethlehem ist judenrein. Wie sollte der Messias von orthodoxer Seite in der Zukunft noch kommen und in Bethlehem geboren werden, wenn es auf der anderen Seite des Checkpoints liegt?
Das ist ein Problem? Nein, es ist kein Problem, denn der Messias ist schon längst gekommen und wurde in Bethlehem geboren. Lukas hat das so aufgeschrieben.
Heute gibt es Leute, die denken, sie müssten alles in Frage stellen, außer ihrem eigenen Wissen. Und diese haben gesagt: Nein, wir denken, die Geburt war in Nazareth. Einfach so, 2000 Jahre später, kommen sie und sagen, es war in Nazareth.
Aber Leute aus dem ersten Jahrhundert wie Matthäus und Lukas haben veröffentlicht und geschrieben, es war in Bethlehem. Und jetzt muss man wissen: Veröffentlichen ist im Prinzip für Betrüger eine gefährliche Sache, weil dann die Öffentlichkeit überprüfen kann.
Lukas und Matthäus wurden nachweislich zur Zeit geschrieben, als noch Augenzeugen lebten. Hätte das nicht gestimmt, hätte man das sofort verwendet, um das aufkommende Christentum zu vernichten. Man hätte beweisen können: „Schaut mal, sie verbreiten unwahre Dinge, die Geburt sei in Bethlehem gewesen, dabei wissen wir, es war in Nazareth.“
Solche Angriffe auf das frühe Christentum im ersten Jahrhundert gab es nicht. Stattdessen war die Hauptverfolgung eine physische Verfolgung der ersten Christen, und die allerersten waren Juden. Weil die Argumente nicht da waren, hat man sie körperlich verfolgt.
Also, das sind Sachen, die stehen so historisch fest.
Die Zuverlässigkeit des Lukasevangeliums
Lukas war Arzt, wie wir aus Kolosser 4,14 erfahren, und er war ein unübertroffener Geschichtsschreiber. Schon in Lukas 1,1-4 beschreibt er, wie er bei der Abfassung des Lukasevangeliums vorgegangen ist. Er berichtet, dass er sorgfältig den Augenzeugen nachgegangen ist und ihre genauen Berichte übernommen hat.
William Ramsay war ein Forscher im 19. Jahrhundert, der von der liberalen Theologie geprägt war. Er führte archäologische Forschungen durch, vor allem im Gebiet der heutigen Türkei. Dabei untersuchte er besonders, was Lukas in seinem zweiten Buch, der Apostelgeschichte, über die Reisen des Apostels Paulus schreibt. Ramsay kam schließlich zu dem Schluss, dass die Beschreibungen sehr präzise sind.
Zum Beispiel erwähnt Lukas die verschiedenen Ämter im römischen Reich, die sehr kompliziert waren und nicht in jeder Stadt genau gleich funktionierten. Ramsay stellte fest, dass Lukas immer die richtigen Namen bei der richtigen Stadt nennt. So sammelte er eine Fülle von Material und erkannte, dass alles bis ins kleinste Detail stimmt. Solche Details werden von manchen als unwichtig angesehen, da sie meinen, die Botschaft sei das Wesentliche. Doch wenn sogar das, was viele als nebensächlich betrachten, korrekt ist, zeigt das, wie genau Lukas berichtet hat.
Schließlich kam William Ramsay zu seinem reifen Urteil und schrieb, die Geschichtsdarstellung des Lukas sei, was ihre Vertrauenswürdigkeit betrifft, unübertroffen. An einer anderen Stelle bezeichnete er Lukas als einen Historiker ersten Ranges. Dieses Urteil basiert auf rein wissenschaftlicher Forschung.
Die Genauigkeit von Lukas' Berichten konnte bis in kleinste Details noch weiter überprüft werden. Nach Ramsays Forschungen ging die Forschung noch weiter und bestätigte dessen Ergebnisse. Besonders verweise ich auf das Werk von Colin Hamer, „The Book of Acts in the Setting of Hellenistic History“, Tübingen 1989. Es ist langatmig und staubtrocken geschrieben, aber eine Fundgrube, um zu zeigen, wie präzise die Apostelgeschichte ist.
Wenn das zweite Buch von Lukas, die Apostelgeschichte, so genau ist, dann können wir sicher sein, dass auch sein erstes Buch ebenso sorgfältig geschrieben wurde. Lukas seinerseits bestätigt Matthäus, Markus und Johannes, die parallel geschrieben haben, und unterstützt sie in ihrer Präzision.
Die Einschreibung unter Kaiser Augustus und die Bedeutung des Begriffs „Erdkreis“
Nun gab es eine Verordnung vom Kaiser Augustus, den Erdkreis einzuschreiben. Unter Kaiser Augustus, der von 27 v. Chr. bis 14 n. Chr. regiert hat, fanden Steuereintreibungen statt. Die erste war 9 oder 8 v. Chr., eine weitere 7 oder 6 v. Chr. und eine weitere 13 oder 14 n. Chr.
Wann hat die Geburt Jesu stattgefunden? Wann wurde Weihnachten gefeiert? Übrigens gibt es manche Leute, die sich am Wort „Weihnachten“ stören. Wir müssen noch ein bisschen untersuchen, was das Wort bedeutet. Darin steckt das Wort „Nacht“ und „Weihe“. Jesus Christus wurde nicht am Tag geboren, sondern nachts. Warum? Weil Gott damit zeigen wollte, dass er in unsere dunkle, von der Sünde finster gemachte Welt hineinkam – als der Aufgang aus der Höhe, der uns besucht hat (Lukas 1). Sein Licht schien in die Dunkelheit.
Weihen heißt auf Deutsch „hingeben“, „reservieren“ oder „heiligen“. Weihnachten meint also eine ganz einzigartige Nacht, nämlich die Nacht, in der der Messias geboren wurde und in diese Welt gekommen ist. Das bedeutet Weihnachten. Das hat nichts zu tun mit Tannenbaum, Kaiser Konstantin, Tammuz-Kult und all dem, was da oft diskutiert wird, sobald man über Weihnachten spricht. Nein, es geht darum, dass der Messias in diese Welt gekommen ist – und das ist an einem ganz bestimmten Tag geschehen, nicht im Dezember, sondern ungefähr im August. Und das ist es. Das ist ganz gewaltig.
Aber jetzt die Frage: In welchem Jahr? Im Februar, zwei Jahre vor Christus, wurde Kaiser Augustus vom Senat in Rom zum Pater Patriae, Vater des Vaterlandes, ausgerufen. Das war das 25-jährige Jubiläum. Und da musste jeder im Römischen Reich einen Treueeid ablegen. Es heißt hier: „Das Wort ging aus, die Verordnung, den ganzen Erdkreis einzuschreiben.“
Übrigens, für alle, die ich jetzt speziell anspreche – die auf dem Livestream und die im Internet herumsurfen – das ist eine Enttäuschung für alle Flache-Erde-Anhänger. Das Wort „Erdkreis“ klingt im Deutschen nach dem Kreis der Erde, aber auf Griechisch steht dort „Oikoumene“, und das heißt einfach „der bewohnte Teil der Erde“. Oikoumene bezeichnet das von Menschen bewohnte Festland, aber dieser Ausdruck wurde ein Fachbegriff, speziell für das Römische Reich.
Wenn hier also steht, Kaiser Augustus ließ den Erdkreis, die Oikoumene, einschreiben, dann hat er nicht die Indianer in Südamerika, Mittelamerika oder Nordamerika eingeschrieben. Er ließ die Menschen im Römischen Reich einschreiben.
Aber wie konnte man kontrollieren, dass jemand einen Treueeid auf den Kaiser abgelegt hatte? Man musste sie in Listen erfassen. Genau das wird hier gesagt: Die Einschreibung selbst geschah. Das griechische Wort für Einschreibung ist hier „Apographē“. Das ist nicht „Apotimēsis“, der Fachausdruck im Griechischen für eine Steuerliste. Hier steht also nicht, dass es eine Steuerliste war, sondern der allgemeine Ausdruck für eine Liste.
Das würde gut passen, wenn diese Einschreibung nicht eine Steuereinschreibung war, sondern eben die Liste mit dem Treueid. Damals weigerten sich übrigens viele Pharisäer oder die Pharisäer überhaupt, sich eintragen zu lassen, weil sie sich nicht Rom unterstellen wollten. Das war ein richtiger Kampf, wie Josephus Flavius berichtet. Aber eben das wurde gefordert.
Historische Zeugnisse zur Geburt Jesu und die Zeitrechnung
Und jetzt kommt noch etwas hinzu. Viele bekannte Autoren der Antike berichten in ihren Überlieferungen, dass Jesus Christus zwei Jahre vor Christus geboren wurde. Historisch gesehen bedeutet das zwei Jahre vor Christus, astronomisch gesehen entspricht das einem Jahr vor Christus, also genau vor dem Nullpunkt.
Zu diesen Autoren zählen Clemens von Alexandria (150–215 n. Chr.), Iulius Africanus (160–240), Tertullian (160–220), Hippolytus (170–236), Origenes (185–254), Eusebius (236–330), Hieronymus (345–420) und auch Chrysostomos (374–407 n. Chr.).
Natürlich schreiben diese Autoren in ihren Schriften nicht „zwei Jahre vor Christus“, denn in der Antike war es üblich, Jahreszahlen anders anzugeben. Zum Beispiel wurden Jahre häufig ab der Gründung der Stadt Rom gezählt. So sind etwa die Briefe von Cicero datiert mit „ab urbe condita“ – ab der Gründung Roms. Das ist mir noch aus dem Lateinunterricht am Gymnasium in Erinnerung geblieben, nach so vielen Jahren.
Unser Lateinlehrer, ein würdiger alter Mann, der übrigens einmal im Gefängnis saß, weil er mit den Nazis nicht einverstanden war, hat uns beigebracht: „Sieben, fünf, drei – Rom schlüpft aus dem Ei.“ So etwas bleibt einem ein Leben lang im Gedächtnis.
Umgerechnet ergibt sich also zwei Jahre vor Christus, astronomisch ein Jahr vor Christus. Das ist interessant! Deshalb müssen wir diesem Jahr nachgehen, in dem Kaiser Augustus sein Jubiläum als Vater des Vaterlandes feierte. Damit gelangen wir zu einem Zeitpunkt kurz vor dem Nullpunkt.
Im frühen Mittelalter führte ein Mönch die Zeitrechnung mit vor Christus und nach Christus ein. Dieser Mönch hat sich nicht um sieben Jahre geirrt, sondern wirklich sorgfältig und gut gearbeitet. Fantastisch!
So leben wir tatsächlich im Jahr 2018. Natürlich behauptet niemand, dass die Geburt Jesu exakt vom Übergang Ende Dezember zu Anfang Januar stattgefunden hat. Das wäre der exakte Nullpunkt in unserer Zeitrechnung. Die Geburt fand jedoch kurz davor statt.
Unsere Zeitrechnung könnte nicht besser sein, als sie ist.
Die Geburtskirche in Bethlehem und ihre Geschichte
Hier sind wir in Bethlehem, bei der Geburtskirche.
Die Geschichte dazu ist folgende: Um 135 nach Christus, nachdem Kaiser Hadrian den zweiten jüdischen Aufstand brutal niedergeschlagen hatte – mit mehr als einer Million Toten unter dem jüdischen Volk – versuchte er, die Juden und auch die messiasgläubigen Juden so sehr zu ärgern, wie er nur konnte.
Auf dem Tempelplatz, dort wo das Allerheiligste war, der Fels, ließ er einen Jupiter-Tempel errichten. Auf Bethesda, wo man nach Johannes 5 Heilung erfahren konnte, baute er einen Asklepios-Tempel, für den Gott der Medizin in der griechischen Mythologie. Auch auf Golgatha entstand ein Götzentempel. Und in Bethlehem, über dieser Hirtenhöhle, von der man damals noch wusste, dass dort die Geburt Christi stattgefunden hatte, errichtete er einen Adonistempel.
Adonis ist in der Mythologie der Gott, der stirbt und wieder aufersteht. Woher kommen diese Parallelen? Weil der Teufel natürlich alles kennt, auch schon das, was Gott im Alten Testament über den Messias offenbart hat. Darum ahmt er alles nach und hat solche Götterkulte von einem Gott, der stirbt und wieder aufersteht, in den Religionen eingeführt. Deshalb gibt es noch viel mehr solcher Parallelen. Das ist alles nur Imitation.
So wurde dieser Ort geschändet. Doch später, im Jahr 330 nach Christus, ließ Kaiser Konstantin die Geburtskirche an diesem Ort bauen. Wie man über diese Kirche denkt, ist eine ganz andere Sache. Aber Tatsache ist, dass er sie an den historisch korrekten Ort errichten ließ.
Im sechsten Jahrhundert wurde diese Kirche dann durch Kaiser Justinian I. neu erbaut. Innerhalb dieser riesigen Geburtskirche gibt es die Hirtenhöhle, die ebenfalls völlig überbaut worden ist. Es sieht dann so aus wie hier auf dem Bild.
In Bethlehem gibt es viele natürliche Höhlen, die Hirten für ihre Schafe benutzt haben – eben als Hirtenhöhlen. Üblich war es, davor aus Stein ein Haus zu bauen. So entstand eine Kombination aus Stall, Haus und Höhle.
Wir haben also allen Grund, archäologisch davon auszugehen, dass dies der authentische Ort ist. Völlig unabhängig davon, was die Menschen daraus gemacht haben, etwa an Götzendienst.
Wir wissen auch genau, wo Golgatha war. Es war wirklich dort, wo später die Mutter von Konstantin die Grabeskirche errichten ließ – an der Stelle, an der Kaiser Konstantin zuvor einen Götzentempel zur Schändung hatte bauen lassen. Auch die Grabeskirche ist natürlich Götzendienst, aber der Ort ist authentisch.
Offensichtlich hat Satan ein Interesse daran, biblische Orte und auch biblische Ereignisse zu schänden. Dem muss man nüchtern begegnen. Wir lehnen alles ab, was mit Götzendienst zu tun hat. Aber wir haben es mit der Tatsache zu tun, dass Gott an diesen Orten und zu diesen Zeiten in der Geschichte gehandelt hat.
Auch was Weihnachten betrifft: Wir haben nichts zu tun mit irgendwelchen heidnischen Festen. Für uns ist es eine wunderbare Sache zu wissen, dass es diese Nacht, diese eine besondere Nacht, in der Gott als Mensch in diese Welt gekommen ist, wirklich gegeben hat. Darum geht es uns – und um nichts anderes.
König Herodes und seine Paläste
Hier sieht man das Herodion, einen Berg, den König Herodes künstlich aufschütten ließ. Er ließ Sklaven arbeiten, damit der Berg wie ein Vulkan aussieht. Oben auf dem Berg baute er einen Palast, ganz in der Nähe von Bethlehem.
Der Kindermörder von Bethlehem hatte also bei Bethlehem einen prächtigen Palast errichten lassen.
Hier sind wir auf Masada, einem gigantischen Felsen am Südende des Toten Meeres. Auch dort hatte Herodes einen Palast.
Dieser Herodes, der in der Bibel in Verbindung mit der Weihnachtsgeschichte eine so große Rolle spielt, besaß also mehrere Paläste. Auf dem Bild sieht man sein Badehaus auf Masada. Bei den Ausgrabungen auf Masada waren viele Steinreihen dieses Badehauses noch intakt. Sie mussten nur ein wenig vom Schutt befreit werden, um das Haus wiederherzustellen, wie auf dem Bild zu sehen ist.
Jetzt gehen wir hinein ins Badehaus. Dort hat sich dieser schreckliche Mann gemütlich gemacht, der den Messias von Anfang an aus der Welt schaffen wollte. Er hatte verschiedene Bäder: ein Kaltbad, ein warmes Bad – alles war vorhanden.
Die Aufklärung und die Verbindung zur Bibel
Und hier nur ein kleiner Hinweis auf die Aufklärungszeit: So viele in unserer Gesellschaft sind stolz darauf, dass unsere moderne Welt auf der Aufklärung basiert. Aber was ist die Aufklärung?
Schauen Sie hier auf dieser Münze das Gesicht von Gotthold Ephraim Lessing. Er ist der Dichter von „Nathan der Weise“, einem sehr aufklärerischen Theaterstück. Darin sagt er, man könne gar nicht wissen, was die Wahrheit ist und welche Religion richtig ist.
Dieser gleiche Mann hat einmal gesagt, wir könnten auch nicht wissen, ob die Bibel wahr ist, denn ein garstiger Graben trennt uns von den biblischen Ereignissen.
Heute müssen wir jedoch sagen: Lange nach Lessing und der Aufklärungszeit gibt es keinen garstigen Graben mehr.
Ich war schon oft in Herodes’ Badehaus, in seinem Badezimmer. Ich war hingegen noch nie im Badezimmer von Monsieur Macron und schon gar nicht bei Mr. Trump. Es wäre natürlich eine Ehre, wenn man vom amerikanischen Präsidenten eingeladen würde und dort die Hände waschen dürfte oder wenigstens einmal durchgehen und schauen könnte, wie das so aussieht.
Aber in Herodes’ Badehaus war ich schon oft. Ich habe auch viele Gruppen dorthin gebracht, um einfach zu zeigen: Es gibt keinen garstigen Graben. Wir kommen den biblischen Ereignissen auf den Quadratmeter genau heran.
Die Beschneidung Jesu und die Bedeutung des Beschneidungsbundes
Der Herr Jesus wurde am achten Tag nach seiner Geburt beschnitten, so wie es die Tora von jedem jüdischen Jungen verlangt. (3. Mose 12) Die Beschneidung war ursprünglich ein Zeichen, das Gott Vater Abraham gegeben hatte, um ihm bewusst zu machen, dass wir Menschen eine verdorbene Natur haben. Es ist demütigend zu erkennen, dass ein Mann, wenn er Kinder zeugt, nur Kinder zeugen kann, die Sünder sind – ebenso wie der Vater selbst. Das ist manchmal sehr schmerzhaft, wenn man seine eigenen Schwierigkeiten bei den Kindern widerspiegelt sieht.
Darum hat Gott den Beschneidungsbund eingeführt. Diese Verletzung, bei der Blut fließt, erinnert daran, dass unsere Natur Gottes Gericht verdient hat. Nun ist das Erstaunliche: Der Herr Jesus ließ sich beschneiden, obwohl er als der Vollkommene in diese Welt kam. 2. Korinther 5,21 sagt, dass er keine Sünde kannte, und 1. Petrus 2 sagt, dass er keine Sünde tat. In 1. Johannes 3 heißt es, Sünde sei nicht in ihm. Er hatte keine sündige Natur in sich wie wir, und trotzdem ließ er sich beschneiden.
Warum? Römer 15 sagt, dass er ein Diener der Beschneidung geworden ist. Er ist in diese Welt gekommen, geboren unter dem Gesetz, wie Galater 4 sagt: „Als die Zeit erfüllt war“. Genau nach dem Zeitplan Gottes kam er, wurde geboren, unter Gesetz, und erfüllte das Gesetz in seinem Leben, um die, die unter Gesetz waren, von dem Gesetz loszukaufen. Übrigens nicht nur vom Fluch des Gesetzes, wie Galater 3 sagt, sondern Galater 4 betont, dass er sie von dem Gesetz frei kaufte. Darum hat er an allem teilgenommen.
Maria war durch die Geburt unrein. Das wird ebenfalls in 3. Mose 12 gelehrt. Die Verunreinigung dauerte länger als bei einer normalen Periode. Bei einer Periode ist eine Frau nach dem Gesetz sieben Tage unrein und muss sich danach durch ein Ritualbad reinigen. Bei der Geburt war die Frau jedoch sieben Tage unrein plus 33 Tage bei einem Jungen, bei einem Mädchen sogar doppelt so lange. Das lässt sich damit erklären, dass der Sündenfall durch die Frau ausgelöst wurde.
Der Mann hat den Bruch zwar ganz bewusst begangen, aber initiiert durch seine Frau. Darum muss der Mann beschnitten werden (3. Mose 12), die Frau nicht. Es gibt keine Frauenbeschneidung in der Bibel – das ist ein Gräuel. Die Jungen müssen beschnitten werden. Die Mutter aber ist nach der Geburt unrein, und Maria musste sich reinigen lassen.
Nach vierzig Tagen wurde sie rein und durfte in den Tempel gehen, um ein Opfer zusätzlich zu ihrer Reinigung darzubringen. Das heißt, etwas mehr als einen Monat nach der Geburt in Bethlehem gingen Maria und Josef mit dem Kind nach Jerusalem zum Tempel – eine kleine Reise von etwa zwölf Kilometern. Diese zwei Orte auf dem Tempelplatz spielen heute eine große Rolle. An dieser Stelle stand Maria und wartete, bis das Taubenopfer für sie vollendet war.
Die Eltern nutzten diese Gelegenheit, um das erstgeborene Kind dem Herrn nach der Geburt darzubringen. Außerdem musste man fünf Silberstücke dem Stamm Levi bezahlen. Gott hatte ursprünglich vorgesehen, dass die Erstgeborenen Priester sein sollten. Doch beim Vorfall mit dem goldenen Kalb stellte sich der Stamm Levi treu auf die Seite Gottes gegen den Götzendienst. Deshalb sagte Gott, der Stamm Levi solle anstelle der Erstgeborenen aus allen Stämmen die Würde des Priestertums erhalten.
Darum müssen alle Erstgeborenen aus den anderen Stämmen dem Herrn dargebracht und mit fünf Silberstücken ausgelöst werden, die dem Stamm Levi als Lohn gegeben werden. Es war nicht vorgeschrieben, wann genau nach der Geburt die Darbringung stattfinden sollte, aber da sie schon in Jerusalem waren, war dies die Gelegenheit, auch das Opfer für Maria darzubringen.
Das Taubenopfer wurde von einem Priester auf dem Altar im inneren Vorhof dargebracht. Maria durfte das nicht selbst tun, da es kein Opfer war, bei dem man die Hände aufstützen musste. Das gilt nur bei Schafen, Ziegen und Rindern. Deshalb musste sie im Frauenvorhof beim Nikanortor auf der Treppe warten, bis ein Priester das Taubenopfer dargebracht hatte. Dieser kam dann wieder heraus und verkündete, dass es vollendet sei. Erst dann durfte sie gehen.
Wir lesen nun in Lukas 2,22: „Und als die Tage ihrer Reinigung nach dem Gesetz Moses erfüllt waren, brachten sie ihn nach Jerusalem hinauf, um ihn dem Herrn darzustellen, gleichwie im Gesetz des Herrn geschrieben steht: ‚Alles Männliche, das die Mutter bricht, soll dem Herrn heilig heißen.‘“ (2. Mose 13,2) Außerdem musste ein Schlachtopfer dargebracht werden, wie im Gesetz des Herrn vorgeschrieben – ein Paar Turteltauben oder zwei junge Tauben.
In 3. Mose 12 steht, dass eigentlich ein Lamm dargebracht werden sollte. Wenn man jedoch zu arm war, um ein Lamm zu kaufen, durfte man auch Tauben als Opfer bringen. Maria und Joseph waren nach 40 Tagen nach der Geburt noch so arm, dass sie sich kein Lamm leisten konnten. Damit ist klar, dass die Magier aus dem Morgenland, die später Gold, Weihrauch und Myrrhe brachten, noch nicht angekommen waren. Die Reise von Persien nach Israel dauerte damals ungefähr drei Monate, sie waren noch unterwegs. Das kam erst später.
So sehen wir, dass die ganze Vorstellung von Weihnachten biblisch betrachtet auch zeitliche Ausdehnungen hat. Natürlich gehört auch das Kommen der Magier (Matthäus 2) dazu, aber das geschah später und ist nicht an einem Datum festzumachen.
Wichtig ist: Maria musste zwei Tauben darbringen – ein Sündopfer für sich und ein Brandopfer. Die Lehre von der unbefleckten Empfängnis ist eine Irrlehre und nicht biblisch. Die katholische Lehre besagt, Maria sei sündlos gewesen, ohne sündige Natur, wie wir Menschen sie haben (Römer 5,12 ff.). Doch die Bibel lehrt, dass nur der Messias, der Sohn Gottes, vollkommen sündlos war – nicht Maria.
Sie musste nach der Geburt für sich ein Opfer bringen, nicht für das Kind. Sie musste sich im Ritualbad reinigen, für sich, nicht für das Kind. So musste sie hier warten. Hätte sie das Geld für ein Lamm gehabt, wäre sie durch das Opfer-Tor oder Frauentor eingegangen, das für Frauen gedacht war, die ein Opfer mit Handaufstützung brachten. Sie ging jedoch nicht in den inneren Vorhof, sondern wartete im Frauenvorhof.
Dort, vor dem prächtigsten aller Tempeltore, dem gewaltigen Nikanortor, stand Maria auf den fünfzehn halbkreisförmigen Treppen. Heute wissen wir genau, wo sie stand – an der Treppe, die von Osten her auf die muslimische Plattform hinaufführt. Dort wartete sie auf die Verkündigung des vollendeten Taubenopfers.
Man versteht im Judentum unter „junge Tauben“ Tauben, deren Flügel noch keinen Goldglanz besitzen. Wenn sie älter werden und der Goldglanz erscheint, nennt man sie einfach Tauben. Es war möglich, ältere oder junge Tauben als Opfer zu bringen. Die 15 halbkreisförmigen Treppen dienten als Plattform für den Chor und das Orchester der Priester und Leviten. Sie entsprechen den 15 Stufenliedern (Psalm 120-134).
An den großen Festen wie Passa, Pfingsten und Laubhütten sang der Priesterchor auf diesen Treppen. Normalerweise sang er im Innenhof auf dem Podium beim Altar. Dort sieht man den Chor.
Wie gesagt, es war eine Gelegenheit, um auch den Erstgeborenen darzubringen. Deshalb gingen Maria und Joseph zu diesem Tor auf der Südseite.
Nun lesen wir aus Lukas 2,25-27: „Und siehe, es war in Jerusalem ein Mann namens Simeon, der gerecht und gottesfürchtig war und auf den Trost Israels wartete. Der Heilige Geist war auf ihm, und ihm war vom Heiligen Geist ein göttlicher Ausspruch gegeben worden, dass er den Tod nicht sehen solle, ehe er den Christus des Herrn gesehen habe. Und er kam durch den Geist in den Tempel. Als die Eltern das Kind Jesus hereinbrachten, um in Bezug auf ihn nach der Gewohnheit des Gesetzes zu handeln, nahm er es auf seine Arme.“
Hier steht, sie brachten es herein – wohin? In das Tor der Erstgeborenen, dort durften sie eintreten. Man konnte einen beliebigen Priester für diese Handlung wählen. Das wird heute noch im orthodoxen Judentum praktiziert, zum Beispiel in Amerika. Man kann einen Mr. Cohen wählen; Cohen heißt auf Hebräisch Priester. Diese Familien wissen, dass sie in der Abstammung auf Aaron zurückgehen. Man gibt ihm fünf Silberstücke, die alten Silberdollar, und dieser Priester nimmt das Kind auf die Arme, genau wie Simeon es tat.
Offensichtlich war Simeon der Gerechte ein Priester. Durch den Heiligen Geist geleitet, kam er genau zum richtigen Zeitpunkt in den Tempel und nahm das Kind in die Arme. Das ist eindrucksvoll. Wir können das auf dem Tempelplatz genau lokalisieren. Wer einmal mitkommt auf eine Israelreise, kann sehen, wo das Tor der Erstgeborenen war. So genau ist das bekannt.
Simeon lobte Gott und sprach: „Nun, Herr, entlässt du deinen Knecht nach deinen Worten in Frieden; denn meine Augen haben dein Heil gesehen, das du bereitet hast vor dem Angesicht aller Völker, ein Licht zur Offenbarung der Nationen und zur Herrlichkeit deines Volkes Israel.“ (Lukas 2,29-32)
Ein wunderbares Gebet! Simeon erkannte, dass dies der Messias war.
Später, als die Weisen nach Jerusalem kamen und fragten, wo der Messias geboren sei, geriet Herodes in Aufruhr. Er befragte den Sanhedrin, und sie sagten ihm, der Messias müsse in Bethlehem geboren sein, wie in Micha 5 prophezeit. Doch sie wussten nicht, dass der Messias bereits geboren war.
Das Tor der Erstgeborenen lag nahe beim Haus des Sanhedrin in der Quaderhalle. Die Mitglieder des Sanhedrin erkannten nicht, dass der Messias schon da war – das ist tragisch. Doch Simeon war bereit, er wusste, dass die Zeit des Messias gekommen war. Vom Herrn geleitet, kam er zur richtigen Zeit in den Tempel und konnte den Messias in den Armen halten.
Er dankte Gott und sagte, jetzt könne er in Frieden sterben, denn er habe den Messias gesehen. Das Wort „entlassen“ bedeutet im Griechischen auch „sterben“. Sterben ist ein Entlassen aus dieser Welt. In Apostelgeschichte 13 wird von König David gesprochen, der zu seiner Zeit dem Willen Gottes gedient hatte. Gott gibt uns eine bestimmte Zeit in der Weltgeschichte, um für ihn da zu sein. Wenn diese Zeit vorbei ist, entlässt er uns von dieser Erde in die Herrlichkeit.
So erreichte Simeon als alter Mann den Höhepunkt seines Lebens. Weiter lesen wir in Lukas 2,33-35: „Sein Vater und seine Mutter wunderten sich über das, was über ihn gesagt wurde. Simeon segnete sie und sprach zu Maria, seiner Mutter: ‚Siehe, dieser ist gesetzt zum Fall und Aufstehen vieler in Israel und zu einem Zeichen, dem widersprochen wird, und auch deine eigene Seele wird ein Schwert durchdringen, damit die Überlegungen vieler Herzen offenbar werden.‘“
Interessant ist, dass dieses Darbringungsritual heute noch durchgeführt wird – allerdings nur bei Kindern, die normal geboren wurden, nicht bei Kaiserschnitt. Denn der Bibeltext in 2. Mose 13 sagt, dass alles, was die Mutter bricht, dem Herrn heilig sein soll. Das bedeutet, das Kind muss durch den Geburtskanal geboren werden. Bei einem Kaiserschnitt wird das nicht durchgeführt. Das ist ein Detail, wie es im Judentum gehandhabt wird.
Bei diesem Ritual segnet der Priester das Kind – oder besser gesagt, er segnet den Vater und die Mutter, nicht das Kind. In Hebräer 7 lernen wir: Ohne allen Widerspruch ist es so, dass der Geringere vom Größeren gesegnet wird. Melchisedek konnte Abraham segnen, darum war er heilsgeschichtlich höher positioniert als Abraham.
Simeon wusste, dass er unter dem Messias stand. Er durfte ihn nicht segnen, sondern nur umgekehrt. Joseph und Maria konnten segnen, aber Simeon nicht. Heilsgeschichtlich stand Simeon höher als Maria. Das ist bemerkenswert.
Weiter lesen wir in Lukas 2,36-38: „Es war eine Prophetin Anna, eine Tochter Phannuels aus dem Stamm Aser. Sie war in ihren Tagen weit vorgerückt, hatte sieben Jahre mit ihrem Mann gelebt, seit ihrer Jungfrauschaft, und war eine Witwe von vierundachtzig Jahren. Sie diente Nacht und Tag im Tempel mit Fasten und Flehen. Sie trat in derselben Stunde herzu, lobte den Herrn und redete von ihm zu allen, die auf Erlösung warteten in Jerusalem.“
Anna war aus den zehn Stämmen, aus dem Stamm Aser. Sie war sieben Jahre verheiratet, vermutlich etwa einundzwanzig Jahre alt, als ihr Mann starb. Danach war sie Witwe bis zum Alter von 84 Jahren. Sie wartete auf besondere Weise auf das Kommen des Messias.
Diese Frau erlebte den größten Teil des ersten Jahrhunderts vor Christus mit. Sie sah das geistliche Durcheinander, als die Makkabäer- und Hasmonäer-Bewegung, die ursprünglich geistlich war, verfiel. Sie erlebte die Streitigkeiten um den illegalen Griff der Hasmonäer zur Krone und zum Hohenpriesteramt, die den Tempel durcheinanderbrachten.
Sie erlebte auch, wie die Römer unter Pompeius im Jahr 63 v. Chr. ein furchtbares Massaker in Jerusalem anrichteten. Pompeius drang ins Allerheiligste ein, weil er sehen wollte, wie der Gott Israels aussah. Die Römer behaupteten, die Juden verehrten einen Gott mit Eselskopf und seien geheimnisvoll. Doch im Allerheiligsten war nur ein leerer Raum. Die Bundeslade war im zweiten Tempel nicht mehr vorhanden. Das war ein Zeugnis dafür, dass der Gott Israels unsichtbar ist.
Diese Tatsache wurde von Tacitus, einem römischen Geschichtsschreiber, überliefert und in der antiken Welt bekannt gemacht. Das Allerheiligste war leer. Anna erlebte all das mit.
Sie erlebte auch, wie die Römer den hinterhältigen Herodes ab 37 v. Chr. zum König der Juden erhoben – einen Edomiter. Edom, Esau herrscht über Jakob, das war für das jüdische Volk schwer zu akzeptieren. Doch weil das Volk geistlich heruntergekommen war, erlaubte Gott dies.
In dieser dunklen Zeit sollte der Messias geboren werden. Anna wartete auf dieses Kommen und war rechtzeitig im Tempel, als die Eltern mit dem Kind, dem Messias, erschienen. Sie begegnete ihm entweder hier oder im Frauenvorhof – wo auch immer. Sie erkannte: Der Messias ist da, und von da an erzählte sie allen, die auf den Messias warteten, davon.
Das ist eindrucksvoll, wie sich all diese biblischen Ereignisse wunderbar illustrieren lassen.
Die Ankunft der Magier und die Reaktion Herodes’
Matthäus 2,1: Als Jesus in Bethlehem in Judäa geboren war, in den Tagen des Königs Herodes, siehe, da kamen Magier vom Morgenland nach Jerusalem. Sie fragten: „Wo ist der König der Juden, der geboren worden ist?“
Das geschah etwa drei Monate nach der Geburt Jesu. Diese Magier hatten den Stern gesehen und wussten offenbar aufgrund von 4. Mose 24,17, einer Prophetie von Bileam, dass, wenn der Messias kommt, ein Stern aus Israel aufgehen wird. Die Juden in der babylonischen Gefangenschaft hatten diese Prophetie offenbar den Heiden dort weitergegeben.
So wussten diese Magier, die übrigens Perser waren – das griechische Wort „Magoi“ ist ein persisches Wort –, von dieser Prophetie. Die Perser hatten Babylon erobert und kannten daher diese Weissagung. Als plötzlich ein neuer Stern am Himmel erschien, brachen sie auf. Sie wussten jedoch nicht, wo genau in Israel der Messias geboren worden war. Deshalb gingen sie in die Hauptstadt.
Die Magier wussten sogar noch, wo die Hauptstadt war – das wussten viele Weltpolitiker nicht einmal. Die Magier waren also Iraner, die genau wussten, wo die Hauptstadt Jerusalems lag. Sie gingen zu Herodes und fragten ihn: „Wo ist der König der Juden, der geboren worden ist?“ Das war ein Schock für Herodes, denn der Senat hatte ihn mit genau diesem Titel zum König der Juden ernannt. Nun kamen diese Männer und fragten nach dem, der nicht ernannt, sondern als solcher geboren war – ein Schrecken für Herodes!
Hier sieht man den Hippikusturm. Dieser Turm ist bis zu der Höhe, die ich jetzt zeige, noch original erhalten. Er war das Wahrzeichen des Herodespalastes in Jerusalem. Titus ließ diesen Turm bei der Zerstörung Jerusalems im Jahr 70 absichtlich stehen, damit er für die Nachwelt erhalten bleibt und man erkennen kann, dass es unmöglich war, Jerusalem ohne die Hilfe der Vorsehung zu erobern. So hat er gesprochen. Dieser Turm steht heute noch bis zu dieser Höhe.
Dort befand sich der Palast von Herodes, zu dem die Magier gekommen waren. Das ist heute in der Nähe des Jaffators, für diejenigen, die schon in Jerusalem waren. Herodes versammelte daraufhin den Sanhedrin und wollte wissen, wo in der Bibel steht, dass der Messias kommen sollte. Man wies ihn auf Micha 5,1 hin: Bethlehem.
Die Magier wurden angewiesen, nach Bethlehem zu gehen. Sie gingen also vom heutigen Jaffator die Straße hinunter, am Sultansteich vorbei – den gab es schon damals, heute finden dort Konzerte statt – und dann geradeaus etwa zwölf Kilometer bis nach Bethlehem. Es war kein schwer zugänglicher Weg, aber das war nur Taktik von Herodes. Er sagte: „Geht hin, und kommt danach zurück und sagt mir Bescheid, wo das Kind ist.“ Doch die Magier kamen nicht zurück. Gott leitete sie auf einem anderen Weg zurück nach Persien.
Dann kam dieser grausame Kindermord. Herodes, der blutrünstige König, scheute nicht einmal davor zurück, seine am meisten geliebte Frau Marianne zu töten, weil er fürchtete, sie könnte seine Herrschaft gefährden. Auch bei seinen Söhnen ließ er ein Blutbad anrichten, wenn er Angst hatte, jemand könnte seine Macht infrage stellen. Das erklärt, warum er auch diesen Kindermord anordnete.
Infolge dessen flohen Maria und Joseph mit dem Kind nach Ägypten. Matthäus 2,14: „Er aber stand auf, nahm das Kindlein und seine Mutter des Nachts zu sich und zog hin nach Ägypten.“ Als Herodes bald darauf starb – halt, es gibt Leute, die sagen, das sei zeitlich nicht möglich. In vielen Büchern steht, Herodes sei vier Jahre vor Christus gestorben. Wie passt das zusammen?
Man muss hier ganz entspannt zurückfragen: Wie kommt man auf das Jahr vier vor Christus? Wer steht in den Büchern? Josephus Flavius, ein Geschichtsschreiber aus dem ersten Jahrhundert, berichtet, dass kurz vor Herodes’ Tod eine Mondfinsternis stattgefunden hatte. Eine solche gab es im Jahr vier vor Christus, allerdings nur eine partielle.
Es gab aber genau passend zu unserer Chronologie auch eine vollständige Mondfinsternis kurz vor der Geburt Christi, also kurz vor dem Nullpunkt. Diese muss als Referenzpunkt genommen werden. Die Annahme „vier vor Christus“ ist einfach eine falsche Folgerung aus der Mondfinsternis.
Alles fügt sich gut zusammen. Nach Herodes’ Tod kehrten die Eltern mit dem Kind nach Israel zurück. Damit erfüllte sich Hosea 11,1: „Und aus Ägypten habe ich meinen Sohn gerufen.“ Danach gingen sie nach Nazareth, weil Herodes in einem Wutanfall kurz vor seinem Tod sein Testament änderte und den blutrünstigsten seiner Söhne einsetzte, anstelle eines etwas gemäßigteren.
Josef wollte eigentlich lieber nach Bethlehem zurückkehren, hatte aber Angst und ging deshalb wieder nach Galiläa, nach Nazareth. Das musste so sein, denn in Sacharja 3,8 heißt es: „Siehe, ich sende meinen Knecht, genannt Spross.“ In jeder Rabbinbibel wird dieser Begriff mit „Kraottgedlott“ übersetzt. Im aramäischen Targum wird erklärt, dass dies der Messias ist.
Der Messias soll also „Spross“ heißen. Da Jesus Christus nicht in Bethlehem aufwuchs, sondern in Nazareth, wurde er „Jesus der Nazaräer“ genannt. „Nazareth“ kommt vom hebräischen „Netzer“ und bedeutet „Spross“. Wenn man Jesus „den Nazaräer“ nennt, erfüllt man jedes Mal die Prophetie aus Sacharja 3,8.
Interessant ist, dass gerade die Ungläubigen nie „Herr Jesus“ sagen würden, als ein Bekenntnis seiner Autorität. Nein, sie sagen distanziert „Jesus, Jesus von Nazareth“. Doch jedes Mal, wenn man das sagt, erfüllt man die Prophetie aus Sacharja 3,8: „Siehe, ich sende meinen Knecht, genannt Spross.“
So sehen wir die Frage: Wo soll der Messias herkommen – aus Bethlehem, aus Ägypten oder aus Nazareth? Er sollte in Bethlehem geboren werden, aus Ägypten gerufen werden und Nazaräer genannt werden.
Das ist eine kleine Einführung in Weihnachten aus messianisch-jüdischer Sicht.
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