Ich möchte mich herzlich für all die Gebete bedanken, in jeder Hinsicht. Der Herr hat uns Kraft, Segen und Gesundheit geschenkt – auch jetzt noch in dieser Stunde.
Wir machen jetzt eine Stunde weiter bis um zehn Uhr. Danach schreiben wir den Test. Anschließend haben wir noch etwas Zeit für den Abschluss.
Jakobs Segen für Josef und seine Söhne
Wir sind jetzt in Kapitel 48, Vers 1: Jakobs Segen für die zwei und die Prophezeiung für die zwölf.
Es geschah nach diesen Dingen, dass man Joseph sagte: Siehe, er nahm seine beiden Söhne Manasse und Ephraim mit sich. Man berichtete Jakob und sagte: Siehe, dein Sohn Joseph kommt zu dir. Israel machte sich stark und setzte sich aufs Bett.
Joseph kommt hier mit seinen Söhnen, die wohl schon etwa zwanzig Jahre alt sind. Es heißt hier, dass Israel sich stark machte. Er wird hier wieder Israel genannt. Hier ist ein Mann, der gegen seine Gefühle handelt. Er sagt nicht zu seinem Sohn: „Komm, geh mal schnell einen Braten jagen, mach mir einen guten Braten und so weiter.“
Israel ist schwach, aber er macht sich stark. Er denkt nicht an sich, sondern nur an Gott. Jetzt wird noch einmal gesegnet, jetzt wird gehorcht, und jetzt wird Gottes Wort erfüllt. Er will seine Verantwortung als Haupt der Familie bis zuletzt wahrnehmen. Er zieht sich nicht zurück. Er ist körperlich fast am Ende, physisch fast blind, aber geistlich und geistig stark wie nie zuvor.
Hier haben wir es mit einem Mann zu tun, der am Ende seines Lebens nur noch das Wort Gottes im Sinn hat und dem Gehorsam Gott gegenüber. Gegen seine Gefühle und Schwachheit ist er bereitwillig, Gott zu gehorchen. Er bekommt Kraft von Gott, noch einmal hundert Prozent Kraft. Und er kann mit göttlichem Scharfblick segnen.
Das ist ein starker Gegensatz zu dem, was wir in Kapitel 27 gelesen haben, zu Isaak, der geistlich äußerst schwach war – nicht nur physisch schwach und blind. Wir sehen hier Jakob als ein Vorbild auch für uns, dem wir nachfolgen dürfen. Wir geben 100 Prozent unserer Bereitschaft und unseres Gehorsams dem Herrn, und er gibt uns 100 Prozent seiner Kraft.
Wir geben ihm unsere Gehorsamsbereitschaft, und er gibt uns seine Kraft und seinen Scharfblick.
Jakob sagte zu Joseph: „Gott, der Allmächtige, El Shaddai, erschien mir zu Luz im Lande Kanaan.“ Oh, wie liebt er diesen El Shaddai, wie liebt er diesen Ausdruck! Gott, der Allmächtige, Gott, der Mächtige, Gott, der alle Macht hat, seine Verheißungen zu erfüllen.
Er erschien mir zu Luz im Lande Kanaan und segnete mich. Er sagte zu mir: „Siehe, ich will dich fruchtbar machen und dich mehren und dich zu einem Haufen Völker machen. Ich will dieses Land deinem Samen nach dir zum ewigen Besitztum geben.“
Das Hebräische ist hier so, dass man ruhig mit „werde“ übersetzen kann. Es ist ein Zukunftsvoll. Er sagt: „Ich werde dich fruchtbar machen, und ich werde dieses Land deinem Samen nach dir zum ewigen Besitztum geben.“
Und nun: Deine beiden Söhne, die dir im Lande Ägypten geboren sind, ehe ich zu dir nach Ägypten kam, sollen mein sein. Ephraim und Manasse sollen mein sein wie Ruben und Simeon. Also wie der Erst- und Zweitgeborene sollen auch Ephraim und Manasse mir gehören.
Aber dein Geschlecht, das du nach ihnen gezeugt hast, soll dein sein. Nach dem Namen ihrer Brüder sollen sie genannt werden, nach ihrem Erbteil.
Diese beiden, Ephraim und Manasse, sollen nach dem Namen ihrer Brüder genannt werden in ihrem Erbteil.
Denn ich, als ich aus Paddan kam, starb Rahel bei mir im Lande Kanaan auf dem Wege, als noch eine Strecke Landes war, um nach Ephrat zu kommen – nach Ephrata, nach Bethlehem – und ich begrub sie dort auf dem Wege nach Ephrat, das ist Bethlehem.
Dieser El Shaddai erschien Jakob und sagte ihm: „Ich werde dich fruchtbar machen.“ Und nun ist alles eingetroffen: Fruchtbar ist er geworden.
Jakob nennt hier die beiden Söhne Ephraim und Manasse. Wir erinnern uns an die Namen: Ephraim heißt Fruchtbarkeit, doppelte Fruchtbarkeit, und Manasse bedeutet „vergessen lassen“ oder „vergessen“.
Deine beiden Söhne sollen mein sein wie Ruben und Simeon. Ruben hatte das Geburtsrecht verloren, Simeon war ebenfalls disqualifiziert worden, zusammen mit Levi. Juda bekommt das Königtum, Josef bekommt die Erstgeburt und in Josef die Söhne Josefs.
Interessanterweise bekommt Josef jetzt einen doppelten Anteil am Erbe in seinen beiden Söhnen. Die beiden Söhne werden adoptiert. Ephraim und Manasse werden vom Vater als seine Söhne angenommen. So hat Josef einen doppelten Erbteil im Land. Er bekommt zwei Stämme, einen Stamm Ephraim und einen Stamm Manasse.
Er bekommt also zwei Bereiche, zwei Lose des Anteils am Erbe. Erblose bekommt er, das heißt Josef bekommt den doppelten Anteil als der Erstgeborene vom Land.
Wir sehen dann, wie groß Manasse wird und wie groß Ephraim ist. Sie haben ein sehr großes Gebiet bei der Landverteilung unter Josua erhalten.
Auf diese Weise bekommt Rahel doch noch vier Kinder: Josef, Benjamin, Ephraim und Manasse.
Eigentlich sind es nun dreizehn Stämme. Darüber haben wir schon gesprochen, weil Josef jetzt verdoppelt ist.
Josef bekommt hier also auch sehr viel von dem irdischen Segen. Juda bekommt das Königtum, davon hat er im Moment nicht viel. Aber es ist ein zukünftiger Segen.
Er selbst bekommt dann, wie wir gleich in Kapitel 49 sehen werden, das Zepter.
Die Reihenfolge der Söhne und ihre Bedeutung
Beachten wir die Reihenfolge der Namen, wie Jakob sie hier nennt, in Vers 5: Ephraim und Manasse. Obwohl Manasse der Erstgeborene war, setzte Jakob in Vers 5 Ephraim vor Manasse. Ephraim vor Manasse.
Manasse bedeutet „der, der vergessen macht“, und Ephraim bedeutet „doppelte Fruchtbarkeit“. Der Manasse, der Trost bringt und Josephs Elendsjahre vergessen ließ, muss jetzt in den Hintergrund treten. Die Frucht, die doppelte Fruchtbarkeit, die Gott geschenkt hat, wird an die erste Stelle gesetzt: der Ephraim, die doppelte Fruchtbarkeit.
Trost über Leid ist sehr schön, wenn Gott tröstet. Doch hier wird zuerst die Fruchtbarkeit genannt. Segen bedeutet, fruchtbar zu sein.
Wie ist das eigentlich zu verstehen bei den Segnungen? Hat Jakob einfach das Recht, seinen Söhnen etwas zu wünschen, und dann hält sich Gott daran? Ist Jakobs Ausspruch prophetisch, also eine Vorhersage dessen, was Gott tun möchte?
Hier spricht natürlich Jakob als Prophet. Ich denke, es ist so wie das Zweite: Es ist letztlich Gott, der Jakob leitet, um diesen Segen auszusprechen. Es ist ein prophetisches Wort, das wir vor allem jetzt in Kapitel 49 lesen.
Es ist nicht so, dass Jakob von sich aus etwas wünschen kann und Gott sich daran hält, sondern umgekehrt. Hier ist ein Mann Gottes, der im Auftrag Gottes den Segen und die Prophetie über die Söhne ausspricht und sie segnet.
Auch hier setzt er Ephraim vor Manasse. Das ist Führung Gottes, der geistliche Scharfblick, den Isaak nicht hatte, aber den Jakob besitzt. Jakob ist ein Mann, der mit Gott lebt, ein Mann, den Gott führen kann, ein Mann, dem Gott etwas offenbaren kann.
Jakob kann nicht mehr gut sehen. Nicht, dass er ganz blind ist, aber er kann nicht mehr gut sehen. Joseph sagte zu dem Vater: „Das sind meine Söhne, die Gott mir hier gegeben hat.“ Da sagte Jakob: „Bringt sie doch zu mir her, damit ich sie segne.“
Die Augen Israels waren schwer geworden; er konnte nicht gut sehen. Er konnte zwar sehen, aber nicht mehr scharf. Seine Augen waren stark geschwächt.
Joseph führte die Söhne näher zu ihm, küsste sie und umarmte sie.
Israel sagte zu Joseph: „Ich hatte nicht gedacht, dein Angesicht wiederzusehen, und siehe, Gott hat mich sogar deinen Samen sehen lassen.“ Er wusste nicht, wer wer ist, deshalb musste er nachfragen. Er wollte sich ganz sicher sein, wer wer von den beiden ist.
Joseph führte sie von seinen Knien heraus – ein interessanter Ausdruck – und beugte sich auf sein Angesicht zur Erde nieder. Hier beugte sich Josef vor dem Vater.
Josef, der Großwesir von Ägypten, beugte sich hier nieder vor seinem Vater.
Josef nahm beide, Ephraim mit seiner rechten Hand zur linken Israels und Manasse mit seiner linken Hand zur rechten Seite Israels, und führte sie näher zu ihm.
Josef stellte sie in der Reihenfolge, wie er es für richtig hielt, vor Jakob. Manasse kam mit der linken Hand zur rechten Hand Israels, Ephraim mit der rechten Hand zur linken Hand Israels.
Israel streckte seine rechte Hand aus und legte sie auf das Haupt Ephraims. Dieser war aber der Jüngere.
Seine linke Hand legte er auf das Haupt Manasses.
Er legte die Hände absichtlich so, denn Manasse war der Erstgeborene.
Er segnete sie und sprach: „Der Gott, vor dem meine Väter Abraham und Isaak gewandelt sind, der Gott, der mein Hirte gewesen ist mein Leben lang bis auf diesen Tag, der Engel, der mich erlöst hat von allem Übel, segne diese Knaben. In ihnen soll mein Name genannt werden und der Name meiner Väter Abraham und Isaak. Sie sollen sich vermehrend und zahlreich werden inmitten des Landes.“
Israel sah genau auf das, was Gott vorhatte. Er verwechselt nichts, nicht links mit rechts. Rechts ist dort, wo Gott gesagt hat, dass rechts ist, und nicht anderswo.
Jakob ist also ein Mann, der Gottes Willen genau ausführt. Zu Recht wird er hier Israel genannt. Er hat gelernt, an Gott zu hängen: „Ich lasse dich nicht, du segnest nicht.“ Er hat gelernt, an Gott zu kleben und möchte Gott nie mehr loslassen in seinem Leben.
Er hat es durchgehalten, er hat Gott nicht mehr losgelassen.
Der Gott, der das gute Werk in uns anfängt, wird es auch vollenden. Unsere einzige Aufgabe ist, uns an diesen Gott zu kleben.
Das ist unsere einzige Aufgabe.
Er, der das gute Werk angefangen hat, wird es auch vollenden, auch bei uns. Wir brauchen nur das zu tun, was Jakob getan hat: uns an diesen Gott zu kleben, zu hängen.
Josephs Einwand und Jakobs Antwort
Vers 17: Als Joseph sah, dass sein Vater seine rechte Hand auf das Haupt Ephraims legte, war es ihm übel und er fasste die Hand seines Vaters, um sie vom Haupt Ephraims auf das Haupt Manasses zu legen. Joseph dachte sich: „Oh, der Vater sieht nicht gut, er macht einen Fehler.“ Er sagte zu seinem Vater: „Nicht so, mein Vater! Denn dieser ist der Erstgeborene. Lege deine Rechte auf sein Haupt!“
Doch sein Vater weigerte sich und sagte: „Ich weiß es, mein Sohn, ich weiß es. Auch er wird zu einem Volk werden, auch er wird groß sein. Aber sein jüngerer Bruder wird größer sein als er, und sein Samen wird eine Fülle von Völkern werden.“ Er segnete sie an jenem Tag und sagte: „In dir wird Israel segnen.“ Dann fügte er hinzu: „Gott mache dich wie Ephraim und wie Manasse!“ und setzte Ephraim vor Manasse.
Gottes Gedanken sind nicht unsere Gedanken. Selbst Joseph, der Mann Gottes, der so eng mit Gott lebt, wusste es nicht. Woher sollte er es auch wissen? Aber Gott hatte es Jakob offenbart: zuerst Ephraim, dann Manasse. Joseph musste sich also etwas sagen lassen.
Manasse hatte auf der anderen Seite des Jordans noch einen Teil Land bekommen. Wenn man genau vergleicht, hat Ephraim, wenn man alles zusammenzählt, den ganzen Teil von Manasse. Vom Land her hat Manasse mehr, weil er auch das Land jenseits des Jordans bekam. Im Land selbst weiß ich nicht, wer den größeren Teil hat; das müssten wir nachschauen. Aber hier geht es nicht um das Land, sondern um die richtige Beziehung. Es geht um die Vielzahl, um die Fülle.
Gibt es Zahlen dazu in 4. Mose? Man könnte es nachschauen, denn dort werden die Zahlen genannt. Ich habe das jetzt nicht vorbereitet. In 4. Mose 1 sind die Gemusterten vom Stamm Ephraim 40.000, die Gemusterten von den Söhnen Manasses nach ihrer Zahl sind 32.000. Also hat Ephraim 40.000 und Manasse 32.000. Fast ein Viertel mehr bei Ephraim, oder? Fast.
Gibt es noch weitere Zahlen? Hier stimmt es jedenfalls: 40.000 gegen 32.000. In 5. Mose 33,17 steht: „Zehntausende Ephraims und tausende Manasses.“ Das ist 5. Mose 33,17. Also das, was in 5. Mose 33 steht, ist ein Segen. An einer Stelle, wo Segen gesprochen wird. Was war das? 5. Mose 32, der Segen Mose, der Segen Moses.
Dort, wo prophetisch gesprochen wird, wird ganz klar Ephraim vor Manasse gesetzt. Wie sich das dann in der Zahl ausgewirkt hat, ist ein bisschen anders. Aber es geht wahrscheinlich auch um die ferne Zukunft, nicht nur um die Zeit der Wüstenwanderung, sondern allgemein. So stelle ich mir das vor. Es geht hier auf die lange Sicht, nicht nur zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Geschichte, wer gerade mehr hat, sondern allgemein.
Gerade bei dieser Segensstelle ist das eine zentrale Stelle: 5. Mose 33,17 – Ephraim vor Manasse. Jakob hat hier diese Lektion gelernt: Gott wirkt anders, als wir es oft erwarten. Der Jüngere wird vor dem Älteren genannt. Das hat Jakob schon öfter in seinem eigenen Leben erlebt. Gott hält sich nicht immer an die Sitten des Landes, das hat Jakob durch Glauben erkannt.
Gott hatte das schon viermal so gemacht: Abraham vor Nahor, Abraham war nicht der Erstgeborene und doch wählte Gott ihn. Isaak vor Ismael, Jakob vor Esau, Josef vor Ruben und Ephraim vor Manasse. Fünfmal also: Abraham vor Nahor, Isaak vor Ismael, Jakob vor Esau, Josef vor Ruben und Ephraim vor Manasse.
Ein weiterer Fall ist Peretz vor Serach bei den Kindern Judas. Peretz war der Zweite, der geboren wurde, aber er kam vor Serach. Peretz war derjenige, durch den der Messias kam, nicht Serach. Damit hätten wir noch einen sechsten Fall.
Jakobs letzte Worte und Ermutigung an Joseph
Vers 21: Und Israel sprach zu Joseph. Es fällt auf, wie hier immer wieder Israel genannt wird. Jetzt haben wir einen Mann, der am Ende seines Lebens steht. Er hat seinen Lauf vollbracht.
Israel sprach zu Joseph: „Siehe, ich sterbe, und Gott wird mit euch sein und euch zurückbringen in das Land eurer Väter.“ Der nahende Tod gab Joseph, der nun zurückbleibt, Mut durch seinen Glauben an Gottes Verheißung.
Jakob liegt im Sterbebett und hat nichts anderes im Sinn als Gottes Verheißung, nichts anderes als Gottes Wort und den Wunsch, diesem Gott gehorsam zu sein. Selbst wenn es die letzten Kräfte sind, die er noch irgendwo zusammenholen muss, will er seinem Herrn dienen. Er ist für diesen Herrn da.
Was werden unsere letzten Worte am Sterbebett sein? Möge der Herr uns Gnade schenken, dass wir auch Menschen werden, die am Sterbebett Gottes Verheißung und Gottes Wort vor allem stehen haben – nicht uns selbst, nicht ängstlich, unzufrieden, unruhig oder friedlos in den letzten Minuten unseres Lebens, sondern mit Gottes Verheißung vor Augen. So ermutigt er die Zurückgebliebenen.
„Ich habe meinen Lauf vollendet, ich habe Treue bewahrt, Glauben gehalten“, sagt Paulus, „und hinfort ist mir beigelegt die Krone der Gerechtigkeit, die der Herr, der gerechte Richter, mir an jenem Tag geben wird – nicht nur mir allein, sondern auch allen, die seine Erscheinung lieb haben.“ Das steht in 2. Timotheus 4,8, wo Paulus am Ende seines Lebens spricht (Verse 7 und 8).
Jakob spricht hier von einem Anteil über seine Brüder hinaus – also einen besonderen Anteil, einen Extraanteil sozusagen. Es gibt einen persönlichen Lohn, den der Herr völlig frei verschenkt. Alles ist aus Gnade, aber der Herr gibt auch noch Lohn, als persönliche Wertschätzung.
Oft haben wir mit Geschwistern darüber gesprochen, wie es eigentlich mit dem Lohn in der Ewigkeit ist. Denn alles ist ja ohnehin Gnade, und wenn wir in die Ewigkeit kommen, wird es nur Gnade gewesen sein, dass wir dort sind, und Gnade für alles, was wir bekommen. Doch in der Bibel lesen wir auch, dass der Herr Lohn verteilt. An jedem wird sein Lob widerfahren, und der treue Knecht wird Lohn bekommen, heißt es.
Man fragt sich: Was soll der Lohn, wenn doch alles Gnade ist? Es ist wie eine persönliche Wertschätzung, ein zusätzliches Geschenk: „Du guter und treuer Knecht, über Weniges bist du treu gewesen, über Vieles werde ich dich setzen.“ Hier sagt der Herr: „Ich gebe dir einen Anteil über deine Brüder hinaus.“ Er hat keine Lieblingskinder, aber er schätzt die Treue. Darum geht es.
Es ist nicht so, dass er sagt: „Die anderen habe ich nicht so lieb, die kriegen halt weniger.“ Nein, es ist einfach eine Wertschätzung dieser Treue. Gott belohnt besondere Treue – das ist ein Zusatzlohn. So wird es bei uns auch sein. Der Herr wird es extra anerkennen und besondere Anerkennung zollen für die Treue und Hingabe, mit der wir ihm dienen durften.
Alles ist Gnade, aber hier sehen wir besondere Wertschätzung.
Jakob denkt hier also an die anderen, nicht an sich selbst. Er hat lange genug für sich selbst gelebt, aber er stirbt jetzt nicht für sich selbst. Er hat gelernt, nicht für sich selbst zu leben, und er stirbt auch nicht für sich selbst. Wie Paulus in Römer 14,7 sagt: „Keiner von uns lebt für sich selbst, und keiner stirbt für sich selbst. Wenn wir leben, leben wir dem Herrn, und wenn wir sterben, sterben wir dem Herrn.“ Das heißt, im Tod sind wir auch noch für den Herrn da.
Wenn wir leben und wenn wir sterben, gehören wir dem Herrn. Unsere ganze Zeit soll für den Herrn da sein.
So bekommt Joseph jetzt zwei Söhne, und Jakob adoptiert diese beiden Söhne, Ephraim und Manasse. Wir haben bereits Stellen erwähnt, wo sie später immer wieder genannt werden. Ephraim steht dann für Joseph.
Ephraim und Juda – diese beiden Stämme. Israel wird oft in diese zwei Stämme aufgeteilt. Vor allem in Jesaja und Hosea werden sie häufig genannt: Ephraim und Juda. Das Volk Israel, das Nordreich Ephraim und das Südreich Juda.
Prophetische Ankündigung Jakobs an seine Söhne
Jetzt kommen wir zu Kapitel 49. Jakob rief seine Söhne zusammen und sagte: „Versammelt euch, ich will euch verkünden, was euch nicht begegnen wird am Ende der Tage.“ Hier haben wir ganz klar eine Prophetie. Wörtlich heißt es: „Ich will euch verkünden, was euch nicht begegnen wird gegen Ende der Tage“ oder „in der späten Zeit der Tage“, also in späteren, zukünftigen Zeiten.
Er fährt fort: „Kommt zusammen und hört, ihr Söhne Jakobs, und hört auf Israel, euren Vater.“ Man fragt sich, aus welchem Grund Jakob diese Ankündigungen macht. Warum ist das wichtig? Geht es nur darum, den Stämmen die Zukunft vorauszusagen? Was steckt hier dahinter?
Es ist interessant. Wir hatten das schon einmal im Erstbuch Mose: Wie wichtig der Charakter eines Volkes ist, der Charakter eines Stammes. Und Charakter ist auch in unserem christlichen Leben sehr, sehr wichtig. Nicht unser Tun und unsere Leistung sind entscheidend. Zwar mag uns das in unserer Leistungsgesellschaft wichtig erscheinen, aber dem Herrn ist der Charakter wichtig. Das ist das Wichtigste überhaupt.
Wie kann das Bild Gottes in unserem Leben geprägt werden? Unser Dienst im Reich Gottes muss immer wieder darauf ausgerichtet sein, dass der Charakter verändert wird, das Wesen des Menschen, das Bild Christi in uns verändert wird.
Dabei geht es nicht nur um unseren eigenen Charakter. Es geht auch um den Charakter derer, die nach uns kommen – unsere Nachkommen. Wir haben ja gesprochen, jeder hat eine „Tolle Dot“, und hier ist die „Tolle Dot“ Jakobs. Was ist aus diesen Söhnen geworden? Hier waren es physische Söhne, bei uns können es auch geistliche Söhne und Töchter sein.
Wie prägen wir andere? Wie prägen wir die nächste Generation? Wir sind das Vorbild für die nächste Generation. Wenn wir Beter sind, wird die nächste Generation auch Beter sein. Wenn wir Menschen sind, die Gottes Wort an die erste Stelle setzen und in Heiligkeit mit Gottes Wort umgehen, dann wird die nächste Generation das auch tun.
Die Lektion hier ist: Unser Leben hat Auswirkungen auf unsere Nachkommen. Das sehen wir deutlich, wenn alle zwölf Stämme durchgegangen werden. Man erkennt, wie der Charakter von Ruben auf die Rubeniter übergeht, der Charakter von Juda auf die Judäer und der Charakter von Joseph auf die Stämme Ephraim und Manasse.
Unser Leben hat also Auswirkungen auf unsere „Tolle Dot“, auf unsere leibliche und geistliche Nachkommenschaft. Wenn wir bösen Charaktereigenschaften freien Lauf lassen, schaden wir nicht nur uns selbst, sondern auch unseren Nachkommen. Nicht, dass sie nicht selbst Verantwortung tragen oder sich nicht aus dem Zyklus befreien können, aber es gibt ein gewisses Gepräge, das einfach vorhanden ist.
Es ist dann schwieriger für die nächste Generation, eine negative Charaktereigenschaft abzulegen.
Übrigens: Wir haben hier das Wort Jakobs an die zwölf Stämme. Im Neuen Testament gibt es auch einen Jakobus, der sich ebenfalls an die zwölf Stämme richtet – im Jakobusbrief. An wen ist dieser Brief gerichtet? An die zwölf Stämme.
Hier haben wir also einen Jakob, der an die zwölf Stämme richtet, und dort einen Jakobus, der an die zwölf Stämme schreibt. Es ist interessant, wenn man diese beiden Jakobs vergleicht, wie viele Parallelen es gibt.
Ich war erstaunt, als ein Bruder namens David Gooding, mit dem wir ein Studium gemacht haben, uns aufforderte, Parallelen zwischen Mose 49 und dem Jakobusbrief zu suchen. Anfangs dachte ich, es gäbe keine Parallelen. Doch je länger man darüber nachdenkt, desto mehr Parallelen entdeckt man.
Schauen wir uns zuerst Ruben an. Ruben ist ein Paradebeispiel. Es heißt: „Ruben, mein Erstgeborener bist du, meine Kraft und der Erstling meiner Stärke, Vorzug an Hoheit und Vorzug an Macht.“
Charakter und Versagen von Ruben
Überwältigend wie die Wasser – das heißt, unbeherrscht und ungestüm wie Wasser – sollst du keinen Vorzug haben. Denn du hast das Lager deines Vaters bestiegen, du hast es entweiht, mein Bett hat bestiegen. Wie das wilde Wasser sich nicht bezähmen lässt, so hat er seinem Fleisch zuchtlos freien Lauf gegeben. Unbeherrscht und ungestüm, du sollst keinen Vorzug haben.
Erruben wurde nie zum Führer Israels, nie zu einem Führer in Israel. In Richter 5,15-16 sehen wir, dass es eine schwere Zeit in der Geschichte Israels gab. Die Kanaaniter waren damals die Feinde Israels. Die Kanaaniter unter dem Führer Jabin und dem Feldherrn Sisera kämpften gegen Israel und unterjochten es.
Dann kam es zum Kampf. Deborah und Barak standen auf, und es wurde gegen die Kanaaniter gekämpft. Was hat Ruben getan? Hat er in Israel geführt? Im Kampf gegen die Kanaaniter lesen wir in Richter 5,15: „An den Bächen Rubens waren große Beratungen des Herzens.“ Da haben sie sich hingesetzt und überlegt: Was machen wir jetzt? Sollen wir mitkämpfen oder nicht? Sie fragten: Warum bleibst du zwischen den Hürden, das Flöten bei den Herden zu hören?
In Kriegszeit muss alle Kraft angewandt werden, um gegen die Kanaaniter zu kämpfen. Aber was machten sie? Sie hörten Flöten bei den Herden. An den Bächen Rubens waren große Beratungen des Herzens, unentschlossen, ein unentschlossener Charakter, kein klarer Blick. Keiner sagte: So machen wir es, jetzt geht es los. Im Gegensatz zu Joseph, der eine klare Richtung hatte, nur diesen Weg ging, nicht links, nicht rechts.
Gab es irgendeine besondere Persönlichkeit bei Ruben? Weiß jemand eine? Ich kenne keine. Jakobus sagt uns: Wenn jemand unter euch an Weisheit mangelt, der erbitte sie von Gott, der allen freigiebig gibt und keine Vorwürfe macht, und sie wird ihm gegeben werden. Erbitte aber im Glauben und zweifle nicht. Denn wer zweifelt, gleicht einer Meereswoge, die vom Wind getrieben hin und her geblasen wird. Ein solcher Mensch soll nicht meinen, dass er etwas vom Herrn empfangen werde. Ein Mann mit geteiltem Herzen, mit zwei Seelen, unbeständig in allen seinen Wegen – das ist Ruben, unbeständig.
Das steht in Jakobus 1,5-8. Unbeständig in allen seinen Wegen. Wir sehen, dieser Ruben lässt sich von irgendwelchen Lüsten leiten, ist wankelmütig. Die Nachkommen sind ebenfalls wankelmütig, wissen nicht, wann es ans Kämpfen geht und wann es ans Hüten der Herden. „Unbeständig in allen seinen Wegen“, mit zwei Seelen heißt es im Griechischen – ein Mann mit geteiltem Herzen, im Griechischen „mit zwei Seelen“: Eine Seele zieht in die eine Richtung, die andere in die andere.
Brauchst du Weisheit? Hole sie von oben, denn die Frage ist, ob man sie wirklich haben will. „Ja, ich weiß nicht, ich weiß nicht recht, soll ich oder soll ich nicht?“ Unwankelmütig, unstet. Ich schaue mich im göttlichen Spiegel des Wortes Gottes an und denke mir: Oh, ich muss diese Sünde loswerden. Ja, das stimmt, das ist nicht gut. Und dann gehe ich wieder ans Tagwerk und vergesse es. „Es ist doch nicht so schlimm, so schlimm ist es nicht.“
Diesen Charakterzug, wenn ich ihn weiterhin behalte, beschreibt Jakobus 1,22-24: Man schaut in den Spiegel hinein, denkt über das Wort Gottes nach, erkennt, dass das Dinge sind, die dem Herrn nicht gefallen, und geht dann wieder ans Tagwerk und vergisst es. Während man so am Mittag wieder im Tag ist, denkt man sich: Nein, nein, nein, passt schon. Es passt nicht.
Jakobus 1,9 sagt: Der Niedrige rühme sich in seiner Hoheit. Wir haben geistliche Vorrechte, wir haben eine hohe Würde, auch wenn wir auf Erden niedrige Menschen sind, wenig Anerkennung oder Ansehen haben. Bei Gott sind wir jedoch wer, wir sind Erstgeborene (Jakobus 1,18). Denn die Gläubigen sind Erstgeborene. Durch das Wort der Wahrheit hat er uns gezeugt, damit wir gewissermaßen eine Erstlingsfrucht seiner Geschöpfe sind.
Wir sind Erstgeborene, und jetzt sollen uns unsere Vorrechte bewusst werden. Ein Erstgeborener hat eine besondere Würde, und das hilft, diese hohen Berufungen auch entsprechend zu leben (Jakobus 1,18). Jakobus 1,10 sagt: Der Reiche rühme sich in seiner Niedrigkeit, weil er wie eine Blume des Grases vergehen wird. In uns selbst sind wir nichts, niedrig, auch wenn wir äußerlich reich wären. In uns sind wir nichts, aber in Christus sind wir wer, wir sind würdig und hoch.
Jakobus 1,12: Ein Seliger ist der Mann, der in der Prüfung Ausdauer bewahrt. Ruben wurde auch geprüft, Joseph auch. Welcher Unterschied? Ruben fällt, Joseph steht. Nachdem er sich bewährt hat, wird er die Krone des Lebens empfangen, die der Herr denen verheißt, die ihn lieben.
Jakobus 1,13-15 sagt: Niemand sage, wenn er versucht wird, er werde von Gott versucht, denn Gott ist unversucht am Bösen. Er selbst versucht niemanden. Jeder wird versucht, wenn er von der eigenen Lust weggezogen und gelockt wird. Wenn die Lust empfangen hat, gebiert sie die Sünde, und die Sünde, wenn sie vollendet wird, gebiert den Tod.
Ruben wurde versucht, gerade auf dem Gebiet der Lust. Lust zur Sünde und Gelegenheit zur Sünde fielen zusammen, und er hat nachgegeben. Ein Charakter zeigt sich dann, wenn er erprobt wird. Ruben wurde erprobt, und Joseph wurde auch erprobt. Ruben gab nach, Joseph nicht.
Jakobus 1,16-17 mahnt: Werdet nicht irregeleitet, meine geliebten Brüder! Jede gute Gabe, jede vollkommene Gabe ist von oben, kommt herab vom Vater der Lichter, bei dem es keine Veränderung gibt, kein wankelmütiges, kein wechselndes Schattenwerfen.
Ruben, die Kraft wäre bei Gott! Die Kraft ist bei Gott gegen Wankelmütigkeit. Er ist nicht wankelmütig. Oh nein, bei ihm ändert es sich nicht mal so und mal so. Bei ihm ist die Kraft und die Beständigkeit. Werdet nicht irregeleitet! Gott ist ein Geber, er gibt und gibt. Er ist der Vater der Lichter, und jede gute Gabe kommt von ihm. Er gibt auch die Kraft.
Jakobus 1,18: Nach seinem Willen hat er uns geboren durch das Wort der Wahrheit, damit wir eine Art Erstlingsfrucht seiner Geschöpfe sind. Gott steht dazu, dass er unsere Erstlinge geboren hat. Wir sind seine Erstgeborenen, alle Kinder von ihm sind seine Erstgeborenen. Er hat keine Zweitgeborenen. Also haben alle eine besondere Stellung beim Vater. Und alle bekommen ein doppeltes Erbe, alle bekommen den Segen Abrahams.
Jakobus 4,4 spricht: Ehebrecher und Ehebrecherinnen – Ruben war so einer. „Wisset ihr nicht, dass die Freundschaft der Welt Feindschaft Gottes ist?“ Und noch einmal: Zwei Seelen, wankelmütig, wo ist das? Die Hände seien gesäubert, das ist Kapitel 4, Vers 8: „Die Hände seien gesäubert, ihr Sünder, und die Herzen seien gereinigt, ihr Wankelmütigen, ihr Menschen mit zwei Seelen“, wie Ruben, innerlich gespalten.
Ich möchte einerseits sündigen, möchte aber auch nicht – ich möchte gerne auch Gott dienen. Und wenn wir dann versucht werden, ist das ganz praktisch für uns. Wenn wir so wie Ruben versucht werden, wenn die eigene Lust uns von Jesus Christus wegziehen und weglocken will, dann sollen wir daran denken, dass wir Erstgeborene sind.
Hätte Ruben daran gedacht: „Ich bin Erstgeborener“, vielleicht hätte er es sich damals überlegt. Wenn wir versucht werden, von eigenen Lüsten weggelockt zu werden, dann sollen wir an die Würde denken, die wir in Jesus Christus haben – dass wir Erstgeborene sind. Vorrang an Würde, Vorrang an Hoheit, Vorrang an Macht.
Erstgeborene sollen nicht ihr Erstgeburtsrecht verkaufen oder verlieren. Hebräer 12 mahnt, dass nicht einer für ein Essen seinen Erstgeburtsweg gibt. Das ist eine große Motivation im Kampf gegen die Sünde.
Es gibt ein „zu spät“. Esau weiß es, und Ruben weiß es. Ruben kam zu spät, zweimal kam er zu spät. Da kommt er zur Grube: „Wo ist Josef?“ Ruben ist zu spät gekommen. Dann kam er zum Vater und wollte sich einsetzen, dass Benjamin mitgenommen wird. Da sagte der Vater: „Nein, dir nicht, Ruben. Dir vertraue ich Benjamin nicht an.“ Zu spät.
Aber solange wir unterwegs sind, ist es noch nicht zu spät. Jakobus 4,9 sagt: „Seid elend und trauert und weint! Euer Lachen werde in Trauer und eure Freude in Niedergeschlagenheit verwandelt! Demütigt euch vor dem Herrn, er wird euch erhöhen.“ Das ist die Botschaft des Jakobus.
Es gibt einen Weg zurück. Am Ende des Jakobusbriefs heißt es: „Brüder, wenn einer von euch von der Wahrheit irregeführt wird und einer ihn zur Umkehr bringt, so nehme er zur Erkenntnis, dass der, der einen Sünder von seinem Irrweg zur Umkehr brachte, eine Seele vom Tode rettet und eine Menge von Sünden bedeckt.“ Es gibt ein Zurück.
Charakter von Simeon und Levi
Josef hingegen ist das Gegenstück, oder? Josef konnte warten. Im Jakobusbrief steht das auch über das Warten, nämlich in Jakobus 5,7: „Seid also geduldig, Brüder, wartet bis zur Ankunft des Herrn.“ Es gibt eine Zeit der Erhöhung, aber jetzt ist noch Wartezeit. Wartet, seid geduldig, Brüder, bis zur Ankunft des Herrn.
Siehe, der Bauer wartet auf die kostbare Frucht der Erde; er wartet mit Geduld auf sie, bis sie den Frühregen und Spätregen bekommen hat. Habt auch ihr Geduld und festigt eure Herzen. Nicht wie Ruben, der ein ungefestigtes Herz hat, sondern festigt eure Herzen, weil die Ankunft des Herrn nahe gekommen ist.
Also das war Ruben. Ich habe es ein bisschen ausführlicher gemacht, weil er wirklich ein Paradebeispiel ist. Ruben in Uim, also die Rubeniter, sind wankelmütige Leute.
Der Nächste sind Simeon und Levi. Simeon und Levi sind Brüder, Werkzeuge der Gewalttat, ihre Waffen. Wir sind jetzt wieder in 1. Mose 49,5: „Simeon und Levi sind Brüder, Werkzeuge der Gewalttat ihre Waffen. Meine Seele komme nicht in ihren geheimen Rat, meine Ehre vereinige sich nicht mit ihrer Versammlung, denn in ihrem Zorn haben sie den Mann erschlagen und in ihrem Mutwillen den Stier gelähmt. Verflucht sei ihr Zorn, denn er war gewalttätig, und ihr Grimm, denn er war grausam! Ich werde sie verteilen in Jakob, sie zerstreuen in Israel.“
Also Zorn, Wut und Gewalt haben sie geprägt. Wir erinnern uns an die Geschichte von Medina und die Rache an den Sichemitern, dem Dorf Sichem – einfach schrecklich. Mit solchen Menschen kann Gott nichts anfangen. Sie schlachten wehrlose Menschen und Tiere einfach ab.
Simeon erleidet Schiffbruch, fällt auseinander. Sein Land liegt dann innerhalb des Landes Juda. Simeon fällt auseinander, auch was das Erbteil betrifft. Sein Land liegt innerhalb des Landes von Juda. Levi hat kein Erbteil. Aber Gott ließ die Leviten dennoch zum großen Segen werden, weil sie sich an einem Punkt dann treu erwiesen haben.
Damals, in 2. Mose 32,26-29, sehen wir, wie die Söhne Levis, die sehr schnell mit dem Schwert sind, sich auf die Seite Moses stellen – in heiligem Zorn – und das Gericht Gottes ausüben. Deshalb wird der Fluch doch noch in einen Segen verwandelt, und sie bekommen das Priestertum.
Also Levi verwendet hier sein Schwert im richtigen Zorn. Es gibt einen falschen Zorn und einen richtigen Zorn. Es gibt einen eigenen Zorn, bei dem man unabhängig von Gott arbeitet, und es gibt einen, der sich für Gottes Sache der Gerechtigkeit einsetzt, wenn Gott es fordert. „Jetzt greift zum Schwert und kämpft für die Sache der Gerechtigkeit.“
Was sagt der Jakobusbrief? Wir sind ja wieder bei Jakobus. Wie ist es mit dem Zorn? Jakobus 1,26: „Wenn jemand unter euch meint, fromm zu sein, dabei aber seine Zunge nicht im Zaum hält, sondern sein Herz betrügt, dessen Frömmigkeit ist nichtig.“ Frömmigkeit, die rein und unbefleckt bei Gott ist, besteht darin, Witwen und Waisen in ihrer Bedrängnis zu besuchen und sich selbst von der Welt fleckenlos zu erhalten.
Das ist das eine. Religiöser, verbrennter Zorn ist gefährlich. Frömmigkeit, wenn sie nicht rein und unbefleckt ist, ist gefährlich. Da hatten Sie in 1. Mose 34 ja religiösen Zorn, oder? So etwas darf in Israel nicht passieren. Gott verbietet sowas an Unzucht.
Und vor lauter religiösem Zorn merken sie nicht, dass sie selbst viel schlimmer dran sind. Religiös verbrannter Zorn ist doppelt gefährlich, weil man meint, man handelt im Namen Gottes. Siehe die Jesuiten und andere, die im Namen Gottes andere abgeschlachtet haben.
Religiöser Zorn ist etwas besonders Gefährliches. Wir meinen ja, das ist erlaubt und so weiter. Man muss gegen Sünde vorgehen, und wir gehen selbst viel schlimmer noch um, handeln viel sündiger. Man denkt, Gott ist ja auf der eigenen Seite, und das Gewissen rührt sich nicht.
Man denkt, ich habe ja ein Recht, zornig zu sein im Namen Gottes. Doch Menschenzorn bewirkt nicht Gottes Gerechtigkeit. Deshalb bekommt Levi später auch die Sache mit der Religion, mit religiösen Verpflichtungen, Formen und Zeremonien.
Das ist okay, aber man darf es nicht missbrauchen. Es gibt eine befleckte Frömmigkeitserweisung und eine unbefleckte Frömmigkeitserweisung.
Jakobus sagt in 1,27: „Eine Frömmigkeitserweisung, die rein und unbefleckt bei Gott ist, ist, dass man Witwen und Waisen besucht und sich selbst von der Welt fleckenlos erhält.“ Nicht, dass man im Dorf im Zorn richtet.
So wie es hier steht: Witwen und Waisen besuchen, arme Leute besuchen, ihnen etwas bringen, die Hilfe brauchen, Holz hacken und den Keller aufräumen, ihnen bei anderen Arbeiten helfen, die sie brauchen. Es sind Leute, die angewiesen sind. Es gab keine Witwenrente und keine Waisenrente. Es sind Menschen, die auf die Hilfe anderer angewiesen sind. Das ist eine echte Frömmigkeitserweisung.
Aber was ist der Zorn auf der anderen Seite? Jakobus 1,19: „Daher, meine geliebten Brüder, sei jeder Mensch schnell zum Hören, langsam zum Reden, langsam zum Zorn! Denn eines Mannes Zorn bewirkt nicht Gottes Gerechtigkeit.“
Deshalb legt allen Schmutz und alles Überfließen von Schlechtigkeit ab und nehmt in Sanftmut in euch auf das eingepflanzte Wort, das Kraft hat, eure Seelen zu retten.
Wenn wir das jetzt im Lichte von Levi und Simeon lesen, dann bekommt das eine besondere Bedeutung. Schnell zum Hören, ja, aber langsam zum Reden. So etwas darf nicht geschehen in Israel. Jetzt wird gerecht.
Eines Mannes Zorn bewegt nicht Gottes Gerechtigkeit. Levi bekam also das Priestertum.
Und was sagt jetzt Maleachi über die Priester? Die Zunge des Priesters ist äußerst wichtig. Und wie war die Zunge von Levi und Simeon? Schnell mit der Zunge.
Maleachi sagt: „Die Lippen des Priesters sollen die Erkenntnis bewahren, und aus seinem Munde soll man Weisung erfragen.“ (Maleachi 2,7)
Der Priester soll seine Lippen richtig verwenden. Die Lippen des Priesters sollen die Erkenntnis bewahren, das heißt das Wort Gottes bewahren, das Recht, die rechte Lehre. Aus seinem Munde soll man die Weisung erfragen, denn er ist ein Bote des Herrn der Heere, Jahwe Zebaoth.
Aber Levi und Simeon da in Sichem waren nicht Boten des Herrn. Sie meinten, sie seien die Gerichtsengel, aber sie waren es nicht. Also das ist Maleachi 2,7.
Daher der Aufruf des Jakobus: „Werdet nicht viele Lehrer, meine Brüder!“ Die Lippe ist so wichtig, die Lippe des Priesters.
Und der Gläubige – von Gläubigen sind ja alle Priester, das wissen wir. Zu den Leviten werden Priester, und bei den Priestern ist die Zunge sehr, sehr wichtig.
Jeder Gläubige ist in einem gewissen Sinn ein Lehrer, aber es gibt solche, die mehr einen Lehrdienst haben als andere. Da sagt Jakobus: „Werdet nicht viele Lehrer, meine Brüder!“ Mit Zittern lese ich das jetzt, denn ihr wisst, dass wir ein größeres Urteil empfangen werden.
Denn wir straucheln alle in vielem. Wenn jemand nicht im Wort strauchelt, ist er ein vollkommener Mann, imstande, den ganzen Leib im Zaum zu halten, die Zunge.
Also wenn die Zunge im Zaum gehalten werden kann, dann kann man den ganzen Leib bändigen. Hier sehen wir wieder die Wichtigkeit der Zunge.
Die Leviten waren gut mit der Zunge, schnell mit der Zunge, ebenso Simeon. Die Leviten haben dann Gnade Gottes bekommen, weil sie treu waren unter Mose.
Sie bekommen den Auftrag, mit den Lippen das Volkerkenntnis zu lehren in der Zukunft, mit der Zunge, denn wir haben hier einen Dienst, mit der Zunge Gottes Wort zu verkündigen.
Es soll nicht aus dem gleichen Mund kommen Bitterkeit und Süßes. Es soll nicht mit dem gleichen Mund einerseits Gott gelobt werden und auf der anderen Seite Fluch herauskommen, zornige Worte herauskommen.
Jakobus Kapitel 3 am Ende, Vers 10: „Aus demselben Munde gehen Lob und Fluch hervor, meine Brüder, das sollte nicht so sein!“
Kapitel 3, Vers 13: „Wer ist weise und verständig unter euch? Er zeige aus dem edlen Verhalten seine Werke in Sanftmut der Weisheit.“
Simeon und Levi – Sanftmut der Weisheit, nicht Hitzigkeit.
Der Nächste ist Juda. „Dir, Juda, dir Dank!“ Aber wir müssen hier eine Pause machen. Es ist zehn Uhr. Machen wir Pause.
