Einführung in die Bergpredigt nach Lukas
Wir befinden uns mitten in der Bergpredigt nach Lukas, der kürzeren Fassung im Vergleich zur ausführlichen Bergpredigt in Matthäus 5 bis 7.
Es wäre gut, wenn jemand Lukas 6,27 bis zum Schluss des Kapitels vorlesen könnte.
Die Gebote des Messias an die Jünger
Aber euch, die ihr hört, sage ich: Liebt eure Feinde, tut wohl denen, die euch hassen, segnet die euch fluchen, und betet für die, welche euch beleidigen.
Dem, der dich auf die Backe schlägt, biete auch die andere dar. Und dem, der dir den Mantel nimmt, verweigere auch das Unterkleid nicht.
Gib jedem, der dich bittet, und von dem, der dir das Deine nimmt, fordere es nicht zurück.
Und wie ihr wollt, dass euch die Menschen tun sollen, so tut auch ihr ihnen.
Wenn ihr aber nur die liebt, die euch lieben, was für einen Dank habt ihr? Denn auch die Sünder lieben die, die sie lieben.
Und wenn ihr denen Gutes tut, die euch Gutes tun, was für einen Dank habt ihr? Auch die Sünder tun dasselbe.
Wenn ihr nur denen leiht, von denen ihr wieder zu empfangen hofft, was für einen Dank habt ihr? Auch die Sünder leihen Sündern, damit sie das Gleiche wieder empfangen.
Doch liebt eure Feinde, tut Gutes und leiht, ohne etwas wieder zu erhoffen. Dann wird euer Lohn groß sein, und ihr werdet Söhne des Höchsten sein. Denn er ist gütig gegen die Undankbaren und Bösen.
Seid nun barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist.
Grundsätze des Umgangs mit anderen Menschen
Richtet nicht, und ihr werdet nicht gerichtet werden. Verurteilt nicht, und ihr werdet nicht verurteilt werden. Lasst los, und ihr werdet losgelassen werden.
Gebt, und es wird euch gegeben werden: Ein gutes, gedrücktes, gerütteltes und überlaufendes Maß wird man in euren Schoß geben. Denn mit demselben Maß, mit dem ihr messt, wird euch wieder gemessen werden.
Gleichnisse zur Verdeutlichung der Lehre
Er sagt aber auch ein Gleichnis zu ihnen: Kann etwa ein Blinder einen Blinden führen? Werden nicht beide in eine Grube fallen?
Ein Jünger ist nicht über dem Lehrer. Jeder aber, der vollendet ist, wird sein wie sein Lehrer.
Was aber siehst du den Splitter, der im Auge deines Bruders ist, den Balken aber, der in deinem eigenen Auge ist, nimmst du nicht wahr? Oder wie kannst du zu deinem Bruder sagen: „Bruder, erlaube, ich will den Splitter herausziehen, der in deinem Auge ist“, während du selbst den Balken in deinem Auge nicht siehst?
Heuchler, ziehe zuerst den Balken aus deinem eigenen Auge, und dann wirst du klar sehen, um den Splitter herauszuziehen, der im Auge deines Bruders ist.
Denn es gibt keinen Baum, der faule Frucht bringt, noch einen faulen Baum, der gute Frucht bringt. Jeder Baum wird an seiner eigenen Frucht erkannt. Denn von Dornen sammelt man keine Feigen, noch liest man von einem Dornbusch Trauben.
Der gute Mensch bringt aus dem guten Schatz seines Herzens das Gute hervor, und der Böse bringt aus dem Bösen das Böse hervor. Denn aus der Fülle des Herzens redet sein Mund.
Die Bedeutung des Gehorsams gegenüber dem Wort Gottes
Was nennt ihr mich aber Herr, Herr und tut nicht, was ich sage?
Jeder, der zu mir kommt, meine Worte hört und sie befolgt, dem will ich zeigen, wem er gleicht. Er gleicht einem Menschen, der ein Haus baute. Er grub tief und legte den Grund auf den Felsen. Als dann eine Flut kam, stieß der Strom gegen das Haus, konnte es aber nicht erschüttern, weil es auf dem Felsen gegründet war.
Wer aber hört und nicht tut, gleicht einem Menschen, der ein Haus auf die Erde baute, ohne Grundmauer. Der Strom stieß gegen das Haus, und es fiel sofort zusammen. Der Einsturz dieses Hauses war groß.
Die Zielgruppe und praktische Umsetzung der Gebote
Herr Präsident! In den Versen 27 bis 30 finden wir acht Befehle, acht Imperative, also man kann sagen Gebote des Messias. Nun stellt sich die Frage: An wen richtet sich dieses Gesetz des Messias?
Wir haben das in den vergangenen Malen bereits betrachtet. Es gibt Menschen, die gedacht haben, die Bergpredigt sei ein Staatsprogramm. Was war aber das klare biblische Argument dagegen, dass die Bergpredigt kein Programm für einen Staat ist? Können wir das kurz wiederholen?
Könnte man auf die Polizei verzichten? Denn was hier steht: „Tut wohl denen, die euch hassen“, „der dich auf die Wange schlägt, biete auch die andere dar“ – das würde es unmöglich machen, eine Polizei zu haben.
Aber was sagt die Bibel zum Staatsprogramm und zur staatlichen Gewalt? „Das Schwert ist des Staates Gewalt nicht umsonst gegeben.“ Genau, Römer 13 sagt klar, dass Gott der Obrigkeit das Schwert gegeben hat. Die Obrigkeit hat also einen Exklusivanspruch auf Gewalt und den Auftrag, das Böse durch staatliche Gewalt zurückzudrängen.
So gibt Römer 13 neutestamentlich die Basis für die Polizei und auch für die Armee.
Dann gibt es Leute, die sagen: „Gut, die Bergpredigt ist einfach so eine allgemeine Predigt für alle Menschen.“ Was könnte man dazu sagen? Warum stimmt das auch nicht?
Ohne Jesus, den wir in unserem Herzen haben, können wir das nicht umsetzen in unserem Leben. Noch einmal: Ohne Jesus Christus, den wir in unserem Herzen haben, können wir dies nicht umsetzen.
Ja, das ist genau der Punkt: All die Gebote des Messias im Neuen Testament sind gar nicht ausführbar ohne neues Leben aus Gott, ohne die Kraft, die Jesus Christus selber gibt.
Das Gesetz des Messias im Galaterbrief
Übrigens findet sich der Ausdruck „das Gesetz des Messias“ im Galaterbrief, Kapitel 6. Wenn wir diesen Abschnitt kurz aufschlagen, spricht Paulus dort ausdrücklich an Wiedergeborene, an Brüder in Christus. Diese Brüder, die er anspricht, sind Geistliche, die durch den Heiligen Geist geleitet werden.
In Galater 6, Vers 1 und 2 wird weiter ausgeführt. Vers 2 lautet: „Einer trage des andern Last, so erfüllt ihr das Gesetz des Christus.“
Dieser Ausdruck „das Gesetz des Christus“ ist besonders interessant. Die Galater waren Christen, die aus dem Heidentum kamen, also Nichtjuden, die zum Glauben an Jesus Christus gefunden hatten. Sie wurden jedoch von Lehrern beeinflusst, die ihnen sagten, sie sollten eigentlich das Gesetz vom Sinai halten. Dazu gehörte, die Feste zu feiern, die Gott Israel geboten hatte, und den Sabbat einzuhalten – ein Zeichen seines Bundes, wie es in 2. Mose 31 beschrieben ist.
Diese Lehrer brachten ihnen all dies bei, und die Galater begannen, das Gesetz zu halten. Paulus schrieb daraufhin diesen Brief und warnte sie eindringlich davor, dass dies eine völlig abwegige Irrlehre sei. Er führt sie in diesem Brief weg von der Gesetzlichkeit.
Besonders bemerkenswert ist, dass gerade in diesem Brief, der sich gegen die Gesetzlichkeit richtet, vom „Gesetz des Christus“ gesprochen wird. Das ist überraschend. Nun, ...
Die Tora des Messias als neue und höhere Tora
Wenn man den Ausdruck zurückübersetzt ins Hebräische, ergibt sich "Torato Schelmaschiach". Dies kennen wir aus der rabbinischen Literatur.
In einem Kommentar zum Buch Kohelet, einem Midrasch aus dem Mittelalter, heißt es: Die Tora, die der Messias einmal bringen wird, kann nicht verglichen werden mit der Tora, die wir heute lernen. Es war also ganz klar, dass im Judentum die Erwartung bestand, dass der Messias uns eine neue Tora bringen wird.
Demnach hatte die Tora, die Gott Israel am Sinai gegeben hatte, in ihrer Bestimmung eine Begrenzung. Sie sollte gelten bis zum Kommen des Messias. Deshalb steht in Römer 10, Vers 5 und Vers 4: Christus, das ist hebräisch der Messias, ist des Gesetzes Ende, jedem Glaubenden zur Gerechtigkeit.
Nun lesen wir hier vom Gesetz des Christus. Das ist also eine Tora, die höher ist als die Tora vom Sinai. Man muss sagen, dass all die Gebote, die Gott Israel am Sinai gegeben hatte – ab 2. Mose 19 – Gebote an ein Volk waren, von denen die meisten gar nicht wiedergeboren waren.
Darum regeln diese Gebote das Zusammenleben eines Volkes nach Gottes Gedanken. Aber es handelt sich um ein Volk, von dem Gott nicht so viel erwartet wie von einem Volk, das aus Wiedergeborenen besteht.
Die Tora des Messias im Neuen Testament ist also eine Tora, die viel höher ist als die Tora vom Sinai, weil sie für Wiedergeborene gedacht ist. Und ...
Höhere Anforderungen im Gesetz des Messias
Das bedeutet Folgendes: Viele der Gebote vom Sinai finden sich auch im Neuen Testament als Gebote des Christus, jedoch höher formuliert. Im Gesetz vom Sinai heißt es zum Beispiel: Du sollst nicht Ehe brechen. Gott erwartet, dass auch ungläubige Ehen so geführt werden, dass die Ehe nicht gebrochen wird. Das können auch Ungläubige befolgen.
Im Neuen Testament, in Epheser 5, sagt der Apostel Paulus: „Ihr Männer, liebt eure Frauen, gleich wie Christus die Gemeinde geliebt und sich selbst für sie hingegeben hat.“ Das geht weit über das bloße Nicht-Brechen der Ehe hinaus. Sich hinzugeben bis in den Tod – das ist das Gesetz des Messias.
Natürlich heißt es in den Zehn Geboten auch: Du sollst nicht stehlen. Im Prinzip erwartet Gott auch, dass Ungläubige so leben, dass sie niemanden bestehlen. Aber im Gesetz des Christus, in Epheser 4, heißt es: „Wer gestohlen hat, stehe nicht mehr, sondern wirke vielmehr das Gute mit seinen Händen, damit er dem Bedürftigen mitzuteilen habe.“ Das bedeutet nicht nur, nicht zu stehlen, sondern sogar zu arbeiten, um dort, wo es nötig und gut ist, geben und schenken zu können.
So findet man viele der Gebote neu formuliert im Gesetz des Christus, aber auf einer höheren Ebene. Genau so, wie es im Judentum erwartet wurde. Der Messias bringt eine Tora, die nicht mit der Tora verglichen werden kann, die wir heute lernen. Es sind eben diese Gesetze für die Wiedergeborenen.
Das Fehlen des Sabbatgebots im Neuen Testament
Interessant ist, dass von den zehn Geboten neun auch im Neuen Testament als Gesetz Christi erscheinen. Sie sind dort neu formuliert und auf einer höheren Ebene dargestellt. Allerdings gibt es kein Sabbatgebot im Neuen Testament.
Das Sabbatgebot war ausdrücklich für Israel bestimmt. Wie es im 2. Mose 31 beschrieben wird, diente es als Zeichen des Bundes zwischen Gott und dem Volk Israel. Es ist kein Ausdruck der Beziehung Gottes zur Gemeinde im Neuen Testament oder zu den anderen Völkern.
Das Gesetz Christi umfasst demnach alle Gebote, die der Messias im Neuen Testament gegeben hat. Diese gelten für die Wiedergeborenen und...
Die Bergpredigt als Gebote an Wiedergeborene
Jetzt zurück zur Bergpredigt. All diese Gebote – liebt eure Feinde, tut wohl denen, die euch hassen, segnet die, die euch fluchen, und so weiter – das sind Gebote an die Wiedergeborenen.
Wo sehen wir das so klar? In Lukas 6, Vers 35. Edmund liest uns das vor. Es ist wichtig, dass man es am Mikrofon liest, damit diejenigen, die den Livestream verfolgen, es auch hören können.
Kapitel 6, Vers 35:
„Doch liebt eure Feinde und tut Gutes und leiht, ohne etwas wieder zu erhoffen, und euer Lohn wird groß sein, und ihr werdet Söhne des Höchsten sein. Denn er ist gütig gegen die Undankbaren und Bösen.“
Jawohl, also dein Argument, Kamine, ist „Söhne des Höchsten“. Ja, hier geht es um solche, die sich als Söhne des Höchsten erweisen, genau.
Oder Lukas 6, Vers 20, nicht wahr? Nachdem in den Versen zuvor gesagt wird, dass eine riesige Volksmenge aus ganz Israel und sogar aus dem Libanon kam – das ist ein Gebiet von Tyrus und Sidon, heißt es in Vers 20.
Und er erhob seine Augen zu seinen Jüngern und sprach:
„Glückselig ihr Armen, denn euer ist das Reich Gottes.“
Hier wird gesagt, dass er zu seinen Jüngern spricht. Die ganze Volksmenge konnte die Bergpredigt hören, aber er richtet sich direkt an die Jünger und nicht an die ganze Volksmenge. Das ist ganz wichtig. Er hat diejenigen im Blick, die zu ihm gehören und ihm nachfolgen.
Umgang mit Feinden und Beispiele aus dem Neuen Testament
Man könnte nun natürlich denken: „Oh, das kann aber gut ausgenutzt werden, wenn es heißt, dem, der dich auf die Wange schlägt, biete auch die andere dar.“ Das würde bedeuten, dass Christen einfach alles mit sich geschehen lassen. Und das könnte sogar als Einladung verstanden werden, ihnen noch mehr anzutun, als sie eigentlich erleiden müssten.
Hier habe ich Johannes 18,22-23 aufgeführt. Dort sehen wir ein konkretes Beispiel, wie Jesus ins Gesicht geschlagen wurde. Wie hat er darauf reagiert?
„Als er aber dies sagte, gab einer der Diener, der dabei stand, Jesus einen Schlag ins Gesicht und sagte: ‚Antwortest du so dem Hohenpriester?‘ Jesus antwortete ihm: ‚Wenn ich schlecht geredet habe, so gib Zeugnis von dem Schlechten; wenn aber recht, was schlägst du mich?‘“
Jesus hat zu dieser Angelegenheit Stellung genommen und vor allem klargemacht, was für eine Handlung das war. Mit großer Würde reagierte er darauf. Das zeigt uns sein Vorbild, das höchste Beispiel, das wir haben.
In 1. Petrus 2 wird am Schluss gesagt, dass wir in den Fußstapfen Jesu gehen sollten. Dieses Beispiel zeigt uns, wie wir in solchen Situationen auf eine würdige Art reagieren sollen.
Ein weiteres Beispiel ist der Apostel Paulus in Apostelgeschichte 16,35-40. Dort sehen wir Paulus in Philippi, der ungerecht geschlagen und zusammen mit Silas ins Gefängnis geworfen wurde. Dann kam das Erdbeben und die ungewöhnliche Befreiung. Im Text lesen wir, was danach geschah:
„Als es Tag geworden war, sandten die Hauptleute die Routenträger und sagten: ‚Lasst jene Menschen los!‘ Der Kerkermeister aber berichtete dem Paulus diese Worte: ‚Die Hauptleute haben hergesandt, damit ihr losgelassen werdet. So geht denn jetzt hinaus und zieht hin in Frieden.‘ Paulus aber sprach zu ihnen: ‚Nachdem sie uns, die wir Römer sind, öffentlich unverurteilt geschlagen haben und ins Gefängnis geworfen haben, wollt ihr uns jetzt heimlich entlassen? Nicht doch! Lasst selbst kommen und uns herausführen.‘“
Die Routenträger meldeten diese Worte den Hauptleuten, und diese fürchteten sich, als sie hörten, dass Paulus und Silas Römer waren. Sie kamen und redeten ihnen zu, führten sie hinaus und baten sie, aus der Stadt zu gehen.
Als sie aus dem Gefängnis herausgegangen waren, besuchten sie Lydia. Nachdem sie die Brüder gesehen hatten, ermahnten sie sie und zogen dann weg.
Auch diese Reaktion ist sehr erstaunlich. Paulus wurde geschlagen – und das war nach römischem Gesetz verboten für römische Bürger, wenn sie nicht zuvor vor Gericht geladen worden waren. Es war also absolut illegal, was geschehen war.
Jetzt kam das ans Licht. Die Routenträger, die hohe Beamte im römischen Reich in Philippi waren, erkannten das Problem: „Wenn das bei unseren Vorgesetzten bekannt wird, gibt es Schwierigkeiten.“ Deshalb versuchten sie, Paulus und Silas heimlich loszuwerden.
Doch Paulus reagierte mit Würde und sagte: „So geht das nicht. Sie sollen selbst kommen und die Sache regeln.“
Was wir hier sehen, ist genau der Grundsatz aus der Bergpredigt. Paulus eröffnete keinen Prozess und versuchte sich nicht zu rächen. Aber er stellte die Sache klar und reagierte wieder würdevoll.
Die Hauptleute hofften, dass Paulus und Silas schnell aus der Stadt gehen würden. Doch das war nicht alles: Ein Besuch bei Lydia war ihnen noch wichtig.
Das ist interessant: Sie verließen das Gefängnis nicht einfach sofort, sondern wollten Lydia besuchen, eine Frau, die zuvor zum Glauben gekommen war. Dann gingen sie weg – aber wirklich mit einer Würde, die Christen kennzeichnen soll.
Das hilft uns, zurück zu Lukas 6 zu verstehen, wie diese Gebote umgesetzt werden sollen.
Das goldene Gesetz und die praktische Anwendung
Jetzt könnte man ja denken, in Vers 30 steht: „Gib jedem, der dich bittet, und von dem, der dir das Deine nimmt, fordere es nicht zurück.“
Ja, was macht man mit einem Nachbarn, der erlegt hat? Wir sind Christen, und für uns gilt die Bergpredigt. Jeden Abend, wenn er ausgehen will, kommt er an die Tür und bittet um unseren Wagen. Wenn wir dann sagen, dass wir das Auto heute Abend auch brauchen, weil wir ins Bibelseminar nach Hunzenspiel gehen, fragen wir uns: Haben Sie nicht gelesen, was dort steht? Da steht doch: „Gib jedem, der dich bittet.“ Also, sind Sie Christen oder nicht?
Ich habe auch schon erlebt, dass Leute das wirklich so ausnutzen wollten – zwar nicht mit dem Auto, aber auf ähnliche Weise. Nun, der Schlüssel für das weitere richtige Verständnis wird in den folgenden Versen gegeben, in Versen 31 bis 34. Zuerst gibt Jesus einmal das sogenannte goldene Gesetz in Vers 31: „Und wie ihr wollt, dass euch die Menschen tun, so tut auch ihr ihnen ebenso.“
Diese Überlegung hilft immer wieder in einer Situation: Wie würde ich es erwarten, wenn es mich träfe? Wie verhalte ich mich also gegenüber dem anderen? Das hilft in verschiedenen Situationen, den gerechten Weg zu finden.
Aber jetzt geht es noch weiter. Lies du nochmals Vers 32-34: „Und wenn ihr liebt, die euch lieben, was für einen Dank habt ihr? Denn auch die Sünder lieben, die sie lieben. Und wenn ihr denen Gutes tut, die euch Gutes tun, was für einen Dank habt ihr? Denn auch die Sünder tun dasselbe. Und wenn ihr denen leiht, von denen ihr wieder zu empfangen hofft, was für einen Dank habt ihr? Auch die Sünder leihen Sündern, damit sie das Gleiche wieder empfangen. Doch liebt eure Feinde und tut Gutes und leiht, ohne etwas wieder zu erhoffen.“
Ja, danke, das reicht schon bis dahin. Jetzt wird hier klar: Der Punkt ist der, dass Jesus in Vers 27 sagt: „Liebt eure Feinde.“ Er sagt nicht nur „Liebt“, sondern „Liebt eure Feinde“. Er sagt auch nicht nur „Tut wohl“, sondern „Tut wohl denen, die euch hassen.“ Eben die Verse 31 bis 34 erläutern, dass die Gottlosen auch die lieben, die sie lieben.
Aber das Besondere ist, dass man Liebe gibt – sogar denen, die unsere Feinde sind. Das ist das Spezielle. Die Gottlosen geben auch ihren Freunden etwas, wenn die zum Beispiel ein Auto brauchen, aber nicht einfach so. Irgendwann muss schon ein berechtigter Grund vorliegen, dann gibt man seinen Freunden das Auto oder was auch immer. Aber Jesus sagt, das ist gar nichts Besonderes.
Das Besondere ist, dass ihr gebt auch denen, die euch feindlich gesinnt sind. Hier kommt das Typische der Bergpredigt und der Nachfolge des Herrn Jesus ans Licht: Dass man eben das, was man normalerweise seinen Freunden tut, auch denen tut, die Feinde sind.
Die Sünder tun Gutes ihren Freunden, aber nicht jede unverschämte Forderung wird erfüllt. Der Unterschied ist, dass wir das nicht nur gegenüber dem Freundeskreis tun, sondern auch gegenüber solchen, die uns feindlich gesinnt sind.
Und das führt dann zu Vers 35, wo es deutlich wird: „Und ihr werdet Söhne des Höchsten sein.“ Das heißt, ihr erweist euch dann wirklich als Söhne des Vaters im Himmel. Denn er ist gütig gegen die Undankbaren und Bösen. Das ist der Punkt. So ist auch Gott, und die Jünger Jesu sollen eben so handeln, wie Gott handeln würde.
Darum steht in Epheser 5,1-2: „Seid nun Nachahmer Gottes, als geliebte Kinder.“ Und das kommt eben wieder zum Ausdruck in Vers 36: „Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist.“
Die Bedeutung von Barmherzigkeit und Vollkommenheit
Wie kann man Barmherzigkeit umschreiben? Schlagen wir doch einmal Matthäus 5,48 auf. Kann das jemand gerade am Mikrofon vorlesen? Matthäus 5,48 lautet: „Und wenn ihr allein eure Brüder grüßt, was tut ihr Besonderes? Tun nicht auch die von den Nationen dasselbe? Ihr nun sollt vollkommen sein, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist.“
So ergänzen sich Matthäus und Lukas in ihrem Bericht. Nun zur Frage: Was bedeutet Barmherzigkeit? Wie kann man sie umschreiben? Es bedeutet, Mitleid mit jemandem zu haben. Doch was schwingt noch weiter mit? Dass man sich jemandem annimmt, obwohl er es nicht verdient hat. Unverdient, genau. Und das ist der entscheidende Punkt.
So ist auch der himmlische Vater: Er erbarmt sich über uns Menschen, obwohl wir es überhaupt nicht verdient haben. Dieser Charakter soll auch bei den Jüngern des Herrn Jesus sichtbar sein.
Der barmherzige Samariter ist eine gute Illustration dafür, wie jemand in einer Notsituation hilft. Er wäre nicht verpflichtet dazu, aber er tut es aus Liebe. Es ist nicht so, dass der Verletzte es verdient hätte. Diese Geschichte findet sich im gleichen Evangelium, einige Kapitel später, nämlich in Lukas 10.
Das Gebot des Nicht-Richtens und seine Auslegung
Dann kommt dieser wichtige Satz, Vers 37: „Und richtet nicht, und dann auch verurteilt nicht.“ Wie lässt sich das mit anderen Stellen versöhnen, in denen wir zum Richten aufgefordert werden? Wo genau werden wir ausdrücklich zum Richten aufgefordert?
Zum Beispiel, wenn in einer Gemeinde nach mehrmaliger Aufforderung durch einen Bruder oder eine Schwester jemand nicht bereit ist, sein Fehlverhalten zu ändern, das möglicherweise sogar Gewalt beinhaltet. Im Zusammenhang mit Gemeindezucht können wir auf 1. Korinther 5 zurückgreifen. Dort heißt es in den Versen 11-13:
„Nun aber habe ich euch geschrieben, keinen Umgang zu haben mit jemandem, der Bruder genannt wird, wenn er ein Unzüchtiger ist oder ein Habsüchtiger oder ein Götzendiener oder ein Lästerer oder ein Trunkenbold oder ein Räuber. Mit einem solchen nicht einmal zu essen. Denn was habe ich zu richten, die draußen sind? Richtet ihr nicht die, die drinnen sind? Die aber draußen sind, richtet Gott. Tut den Bösen von euch selbst hinaus.“
Hier haben wir klar den Auftrag: „Richtet ihr nicht die, die drinnen sind.“ Und es wird deutlich gesagt: „Tut den Bösen von euch selbst hinaus.“ Die Gemeinde wird also aufgefordert zu richten, wenn jemand in der Gemeinde Unzucht begangen hat, also außerehelichen Geschlechtsverkehr oder Ehebruch, oder wenn jemand ein Trunkenbold ist oder ein Räuber, der zum Beispiel eine Bank überfallen hat.
In einem solchen Fall muss die Gemeinde diese Person ausschließen. Was würde die Welt dazu sagen? Sie würde sagen: „Seht ihr, jetzt haben sie Barmherzigkeit geübt.“ Dabei gibt es in dieser Gemeinde Menschen, die die lokale Bank überfallen haben. Das Zeugnis der Gemeinde wäre damit zerstört, nicht wahr?
Das ist nicht anders als bei jeder politischen Partei: Wenn jemand aus der Partei ein Vergehen begeht und das öffentlich bekannt wird, verliert die Partei ihren Kredit und ihre Glaubwürdigkeit, wenn sie nicht Stellung bezieht. Zum Beispiel, wenn jemand Neonazi-Ideologie verbreitet, dann ist klar, dass die Partei verpflichtet ist, diese Person auszuschließen.
Die Bibel macht deutlich, dass die christliche Gemeinde, wenn solche Dinge vorkommen, richten und ausschließen muss.
Die Spannung zwischen Nicht-Richten und Gemeindezucht
Wie lässt sich nun dieser scheinbare Widerspruch zwischen den Bibelstellen versöhnen? An einer Stelle heißt es „Richtet nicht!“, an einer anderen „Richtet ihr nicht!“ – dort jedoch als Vorwurf an die, die drinnen sind. Es geht also um das Urteilen, aber nicht um das Verurteilen von Personen.
Oft habe ich das Gefühl, dass das, was mir passiert ist, einfach übergangen wird. Eigentlich sollte man eine ungute Situation offen darlegen, verurteilen und einen Hinweis geben. Doch häufig wird es so verstanden, als wolle man jemanden richten. Ich denke, das Erkennen der Sachlage, das Fordern, Beurteilen und Handeln ist für mich etwas anderes, als jemanden einfach nur auf den Finger zu zeigen. Es gibt also einen Unterschied zwischen richten und beurteilen. Das ist klar. Beurteilen ist eine Vorstufe, denn man kann nicht richten ohne vorher zu beurteilen. Viele Menschen verwechseln jedoch richten und beurteilen.
Das ist schon mal ein wichtiger Punkt. Aber nun zum ersten Kapitel fünf: Dort geht es über das Beurteilen hinaus. Beurteilen bedeutet zum Beispiel, dass jemand Ehebruch begangen hat – also eine klare Feststellung. Doch wenn jemand aus der Gemeinde ausgeschlossen wird, ist das mehr als nur Beurteilen, das ist Richten. Deshalb ist das auch korrekt übersetzt mit „Richten“. Die Spannung bleibt also bestehen: Beurteilen und Richten sind unterschiedlich, und man kann das nicht einfach auflösen. Doch hier steht klar: „Richtet nicht!“
Beurteilen bedeutet, festzustellen, dass jemand falsch handelt, und ihn dann entsprechend anzusprechen. Wenn keine Besserung eintritt, folgt der Ausschluss, wenn die Person die Sünde nicht bereut. Beurteilen ist also der erste Schritt, Verwarnen der nächste, und Richten ein weiterer Schritt. Aber hier heißt es „Wir sollen nicht richten!“ – das bezieht sich auf den Herzensentschluss, warum jemand so handelt. Kann man das beweisen? Dass es um den Herzensentschluss und die dahinterstehende Haltung geht? Dafür müssen wir noch etwas weiter im Text lesen.
Jesus spricht ja hier noch zu seinen Jüngern. Schauen wir uns die drei Gleichnisse in den Versen 39 bis 49 an. Wer liest Vers 41 vor? Dort heißt es: „Was aber siehst du den Splitter, der in deines Bruders Auge ist, den Balken aber, der in deinem eigenen Auge ist, nimmst du nicht wahr?“ Mit anderen Worten: Verurteilen, bevor man sich selbst nicht geklärt hat, ob man Recht getan hat, ist fehl am Platz.
Lies bitte weiter, Vers 42: „Oder wie kannst du zu deinem Bruder sagen: ‚Bruder, erlaube, ich will den Splitter herausziehen, der in deinem Auge ist‘, während du selbst den Balken in deinem Auge nicht siehst?“ Jesus sagt dann klar: „Heuchler, zieh zuerst den Balken aus deinem Auge, und dann wirst du klarsehen, um den Splitter herauszuziehen, der in des Bruders Auge ist.“
Ja, also Beurteilen ist das Feststellen, dass jemand einen Splitter im Auge hat. Aber den Splitter herauszunehmen, ist ein weiterer Schritt. Der Herr macht deutlich: Du musst zuerst dein eigenes Leben in Ordnung bringen. Er sagt, du hast einen Balken im Auge – das ist eine hyperbolische, also poetisch übertriebene Rede, um zu verdeutlichen, worum es hier geht. Das viel Schlimmere musst du zuerst bei dir selbst in Ordnung bringen. Dann kannst du bei jemand anderem den Splitter erkennen und ihm helfen, ihn herauszunehmen.
In meiner Bibel habe ich besonders das Wort „zuerst“ in Vers 42 angestrichen: „Du Heuchler, zieh zuerst den Balken aus deinem Auge, und dann wirst du klarsehen, um den Splitter herauszuziehen, der in dem Auge deines Bruders ist.“ Das ist ein Problem: Man kann auch zu viel und zu oft jemanden korrigieren, und das kann dazu führen, dass die Person sich verhärtet. Es kann sogar sein, dass man jemanden zu Unrecht verurteilt und ihn so sehr in diese Richtung drängt, dass er am Ende tatsächlich an dem Ort steht, an dem der andere ihn ursprünglich vermutete.
Das Beispiel Hiob kennen wir: Die Freunde kamen zu ihm und sagten, er müsse ein Heuchler sein und etwas Schlimmes getan haben, sonst wäre er nicht krank geworden. Das war eine völlig falsche Verurteilung. Doch sie drängten ihn so gegen die Wand, dass Hiob sich schließlich tatsächlich versündigte und auf üble Weise über Gott sprach. Anfangs war das nicht so. Man muss also mit Ermahnungen sehr vorsichtig sein, denn man kann damit sogar Schaden anrichten.
Darum braucht es den biblischen Weg: Jemand, der zuerst in seinem eigenen Leben aufräumt, hat die Fähigkeit, geistlich zu sehen. Der Herr sagt: Wenn du den Balken herausnimmst, kannst du klar sehen. Man muss also selbst eine klare Sicht haben. Wenn man keine klare Sicht hat, wie die drei Freunde Hiobs, verurteilt man jemanden auf falsche Weise und drängt ihn in etwas Falsches hinein. Doch jemand, der sein Leben aufgeräumt hat und klar sieht, kann effektiv helfen – und wird das auch barmherzig tun, immer mit dem Gedanken: Ich hatte selbst einen Balken im Auge, jetzt nehme ich nur einen Splitter heraus.
Wenn man diese Haltung der Barmherzigkeit spürt, kann man Ermahnungen viel besser annehmen. In manchen Lehrmeinungen denkt man anders. Das erlebt man oft: Jemand hat eine andere Lehrmeinung und möchte eigentlich einen Dialog führen. Doch dann heißt es: „Du richtest mich nur!“ Dabei will man eigentlich nur etwas beurteilen und einen Dialog führen.
Ich gebe ein Beispiel: Wenn jemand zu mir kommt und sagt: „Carlo, was meinst du? Person X ist ein falscher Prophet, weck ihn auf, weck ihn auf!“ Dann würde ich antworten: Ja, ich kann sagen, dass der Weg, den er geht, zum Beispiel das Prophezeien gegen Geld, der Weg falscher Propheten ist. Aber ich greife nicht die Person an, sondern die falschen Lehren.
Diese Stelle wird oft missbraucht, wenn es darum geht, falsche Lehren zu beurteilen. Dann heißt es: „Nein, das darfst du nicht, das ist verurteilen.“ Aber schauen wir mal, in Vers 37 heißt es: „Richtet nicht, und ihr werdet nicht gerichtet werden.“ Das bezieht sich auf die Situation, wenn man selbst einen Balken hat und den Splitter beim anderen herausnehmen will. Dann entsteht ein Problem. Es wird deutlich gemacht: Du hast einen Balken.
Im Matthäusevangelium ist das noch klarer dargestellt. Dort ist der Zusammenhang sehr eng. In Matthäus 7, Verse 1 bis 3 heißt es: „Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet! Denn mit welchem Gericht ihr richtet, werdet ihr gerichtet werden, und mit welchem Maß ihr messt, wird euch zugemessen werden. Was aber siehst du den Splitter, der in deines Bruders Auge ist, den Balken aber in deinem eigenen Auge nimmst du nicht wahr?“
Hier wird also „Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet“ direkt mit dem Beispiel vom Splitter und Balken verbunden. In den folgenden Versen wird diese Kernaussage weiter ausgeführt. Ein kleiner Tipp: Gerade in der Bergpredigt (Matthäus 5 bis 7) ist die Struktur so, dass ein Kernsatz kommt, dann eine Auslegung, dann wieder ein Kernsatz und eine Auslegung. Hier ist das Prinzip: „Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet.“ Allein wäre das noch nicht klar, wie man das verstehen soll. Durch die weitere Auslegung wird klar: Du kannst nicht richten, wenn dein Leben nicht in Ordnung ist. Du musst zuerst den Balken herausnehmen, dann kannst du klar sehen und den Splitter herausziehen.
Das ist der Punkt. Wir haben die Aufgabe, Dinge zu beurteilen – das wird auch in Lukas 6 deutlich. In Vers 43 heißt es: „Denn es gibt keinen guten Baum, der faule Frucht bringt, noch einen faulen Baum, der gute Frucht bringt; denn jeder Baum wird an seiner eigenen Frucht erkannt.“
Weiter in Vers 44: „Denn von Dornen sammelt man keine Feigen, noch liest man von einem Dornbusch Trauben.“ Hier wird deutlich gemacht, dass man unterscheiden muss zwischen einem guten Baum und einem faulen Baum. Wie kann man das? Man muss die Früchte anschauen, dann kann man beurteilen.
Der Herr macht klar: Wir müssen beurteilen und unterscheiden können zwischen gut und schlecht. Vorhin war es der Splitter im Auge des Bruders – man muss das beurteilen. Der Zusammenhang macht deutlich: Natürlich haben wir die Aufgabe, zu unterscheiden.
Wenn wir nochmals zu Matthäus gehen, wird die Sache noch dramatischer. Gerade in diesem Zusammenhang heißt es in Matthäus 7, Verse 15 und 16: „Hütet euch aber vor den falschen Propheten, die in Schafskleidern zu euch kommen, inwendig aber sind sie reißende Wölfe. An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen. Liest man etwa von Dornen Trauben oder von Disteln Feigen?“ Dann folgt wieder der Vergleich von gutem und schlechtem Baum.
Hier wird ganz klar gesagt: Wir müssen falsche Propheten erkennen, die im Schafspelz kommen.
Christoph sagt dazu: Richten kann auch bedeuten, ein bestimmtes Strafmaß zu setzen. Wenn man jemanden richtet und ihm quasi die Verdammnis zuspricht, dann liegt das nur in der Kompetenz Gottes. Das ist klar völlig über das hinaus, was wir tun dürfen.
In der ganzen Diskussion um Richten oder nicht Richten, wenn es um falsche oder richtige Lehre geht, um falsche Propheten usw., geht es nicht darum, dass jemand sagt: „Der kommt in die Hölle.“ So meine ich das nicht. Man wünscht niemandem die Hölle, aber man kann sagen, dass man vorwegnimmt, was die Bestrafung der Person sein wird.
Gerade in diesem Zusammenhang ist es vielleicht interessant, Matthäus 7,21 zu lesen, gerade danach: „Nicht jeder, der zu mir sagt: ‚Herr, Herr!‘ wird in das Reich der Himmel eingehen, sondern wer den Willen meines Vaters tut, der im Himmel ist. Viele werden an jenem Tage zu mir sagen: ‚Herr, Herr, haben wir nicht durch deinen Namen geweissagt und durch deinen Namen Dämonen ausgetrieben und durch deinen Namen viele Wunderwerke getan?‘ Und dann werde ich ihnen bekennen: ‚Ich habe euch niemals gekannt. Weicht von mir, ihr Übeltäter!‘“
Auch hier spricht der Herr von Menschen, die eines Tages überraschend auf der falschen Seite stehen werden. Er sagt, es gibt die Möglichkeit, dass Leute sagen: „Wir haben prophetisch gesprochen, Dämonen ausgetrieben usw.“, und doch waren sie keine Bekehrten.
Was ist nun die Aufgabe eines Christen bei der Beurteilung? Hier sagt das der Herr, nicht wir. Er weiß, auf welche Person das zutrifft und auf welche nicht.
Ein ganz wichtiger Grundsatz steht in 1. Johannes 4, Vers 1: „Geliebte, glaubt nicht jedem Geist, sondern prüft die Geister, ob sie aus Gott sind; denn viele falsche Propheten sind in die Welt ausgegangen.“
Johannes schrieb diesen Brief am Ende des ersten Jahrhunderts, in einer Zeit, als es viele Irrlehren unter den Christen gab, besonders die Gnostiker. Diese lehrten, Jesus Christus sei nicht wirklich Mensch geworden, sondern habe nur so ausgesehen.
Hier sagt der Apostel: „Geliebte, glaubt nicht jedem Geist, sondern prüft die Geister.“ Auch hier wird klar gesagt: Es ist ein biblischer Befehl, zwischen richtig und falsch zu prüfen, zwischen richtiger und falscher Lehre.
Aber etwas ganz Wichtiges: Es heißt nicht, prüft die Personen, sondern prüft die Geister. Das ist ein wichtiger Punkt. Wir müssen nicht abklären, ob jemand vor zwanzig Jahren wirklich bekehrt wurde und ein Kind Gottes ist. Es geht nicht darum.
Wenn wir jemanden hören, müssen wir prüfen, welche Botschaft er bringt, welches Wort, und welchen Geist dahinter steckt. Wir müssen die Geister prüfen. Welcher Geist steckt dahinter?
Wenn man merkt, dass eine falsche Lehre und ein falscher Geist dahintersteckt, müssen wir das ablehnen. Aber nicht die Frage stellen, ob jemand wiedergeboren ist oder nicht. Dabei kann man sich sonst sehr versündigen und irren.
Es ist auch gefährlich. Man stelle sich vor, zwei freundliche Zeugen Jehovas kommen an die Tür. Einer beurteilt die Menschen und denkt: Sehr nette Leute, anständig gekleidet, führen sich anständig auf, tolle Familie. Dann kommt der Gedanke: Kann das wirklich falsch sein, wenn sie so vorbildlich wirken? Dann ist man darauf hereingefallen und hat die Person geprüft, statt den Geist hinter der Lehre.
Wir müssen also nicht die Personen prüfen. Die können vorbildlich leben, aber wir merken die Leere, den fremden Geist dahinter. Das müssen wir prüfen und beurteilen.
Ich beobachte oft, dass, wenn Leute mit einem Punkt in einer Predigt nicht einverstanden sind, die ganze Person oder der ganze Prediger abgelehnt wird.
Die Frage ist: Wenn ein Punkt nicht stimmt, muss dann alles abgelehnt werden? Das wird oft so gemacht. Etwas stimmt nicht, und dann lehnt man alles ab, sogar die Person.
Es geht auch darum, worin der Irrtum besteht. Es gibt fundamentale Irrlehren, zum Beispiel wenn jemand die Inspiration der Bibel leugnet. Dann greift er die Fundamente des christlichen Glaubens an. Wenn jemand die Rettung allein aus Glauben in Frage stellt, greift er die Grundlagen des Evangeliums an. Das sind grundlegende Irrlehren.
Ein weiterer Typ wäre, wenn jemand Gott angreift, etwa indem er sagt, Jesus Christus sei nicht ewiger Gott. Das sind fundamentale Irrlehren. Das hat nichts damit zu tun, wenn jemand in einer Predigt einen einzelnen Vers falsch auslegt.
In 1. Korinther 14 steht: „Propheten, lasst zwei oder drei reden, die übrigen lasst urteilen.“ Wir müssen also immer prüfend zuhören, was in der Gemeinde gepredigt wird, und das anhand des Wortes Gottes prüfen.
Wenn jemand sich in einem Punkt irrt, kann man ihn darauf hinweisen. Aber es geht nicht darum, die ganze Predigt abzulehnen.
Wenn jemand jedoch die Inspiration der Bibel leugnet, haben wir ein grundsätzliches Problem. Jemand sagt, es gibt keine Hölle – das wäre eine grundlegende Lehre. Die Bibel sagt ausdrücklich, zum Beispiel in Matthäus 25,46: „Diese werden ins ewige Leben gehen, jene aber in die ewige Pein.“
In so einem Fall kann ich der Person nicht vorwerfen, dass sie völlig falsch liegt. Wenn es ein fundamentaler Punkt ist, ist die Konsequenz größer.
In 2. Timotheus 2 spricht Paulus über Irrlehrer, die durch ihre Lehre den Glauben vieler zerstören. Er sagt, von solchen Leuten muss man sich trennen. Wer das tut, wird ein Gefäß zur Ehre sein, nützlich dem Hausherrn zu jedem guten Werk.
Von solchen, die Lehren bringen, die den Glauben schädigen, muss man sich trennen. Diese Personen können trotzdem ganz nette Menschen sein.
Darum ist es wichtig, wie in 1. Johannes 4 gesagt: „Glaubt nicht jedem Geist, prüft die Geister, nicht die Personen.“
Zum Thema Entrückung gibt es verschiedene Ansichten. Da kann man nicht von Irrlehre sprechen. In einer Gemeinde ist es jedoch wichtig, wenn jemand neu kommt und plötzlich alles durcheinanderbringen will, dass die Ältesten sagen: „Nein, das geht nicht. Diese Lehre akzeptieren wir nicht. Du kannst in die Gemeinde kommen, aber wir möchten nicht, dass du diese Lehre hier verkündigst.“
Man kann nicht sagen, es sei eine grundlegende Irrlehre, aber man kann sagen, dass diese Lehre die Gemeinde durcheinanderbringen und schädigen wird. Es ist Aufgabe der Leitung, eine gesunde Lehre zu bewahren und zu vertreten.
Dabei geht es nicht nur um Irrlehre, sondern auch um ungesunde Lehre. Die Bibel spricht oft von gesunder Lehre im Gegensatz zu Irrlehre oder ungesunder Lehre. Es gibt Abstufungen, und darauf muss man differenziert reagieren.
Es wäre falsch, alles gleich zu behandeln, wie einen grundlegenden Irrtum. Das würde die Gemeinden zerstören.
Zum Abschluss: Der Herr erklärt in Lukas 6, was mit „Nichtrichten“ gemeint ist. Er macht klar: Wir müssen klar sehen, um einen Splitter herauszunehmen. Wir müssen unterscheiden zwischen gutem und faullem Baum.
Lies bitte noch Vers 39 vor, das mit den Blinden: „Er aber sagte auch ein Gleichnis zu ihnen: Kann etwa ein Blinder einen Blinden leiten? Werden nicht beide in eine Grube fallen? Ein Jünger ist nicht über dem Lehrer; jeder aber, der vollendet ist, wird sein wie sein Lehrer.“
Der Herr gibt in der Bergpredigt immer wieder Hinweise auf die Pharisäer, die auch unter den Zuhörern waren. Er spricht direkt zu den Jüngern: „Liebt eure Feinde, tut wohl denen, die euch hassen“ und so weiter. Zwischendurch spricht er über die Gottlosen und auch über die Pharisäer, die blinde Leiter der Blinden waren.
Es geht hier um Lehrer und Schüler. Ein Jünger steht nicht über dem Lehrer. Ein blinder Leiter ist einer, der falsch lehrt. Man darf solchen nicht folgen, sonst fallen beide in die Grube.
Man muss also Unterscheidungsvermögen haben und nur biblisch lehrenden Lehrern folgen, nicht blinden Lehrern.
Der Jakobusbrief sagt in Kapitel 3, Vers 1: „Seid nicht viele Lehrer, meine Brüder, da ihr wisst, dass wir ein schweres Urteil empfangen werden, denn wir alle straucheln oft.“
In Epheser 4 lesen wir, wie der Herr Jesus der Gemeinde Gaben gegeben hat: Apostel, Propheten, Hirten, Evangelisten und Lehrer. Gott selbst gibt der Gemeinde Lehrer.
Und hier steht: „Seid nicht viele Lehrer, meine Brüder.“ Das hängt mit dem Grundsatz zusammen: Ein Blinder kann keinen Blinden leiten.
Wer Lehrer sein will, muss von Gott berufen und ausgerüstet sein. Man muss wissen, dass man, wenn man lehrt, von Gott strenger beurteilt wird.
Man hört manchmal, dass Bibellehrer sagen: „Es gibt fünf Ansichten zu diesem Thema. Ich vertrete eher Ansicht drei, könnte aber auch mit vier leben.“ Das wird oft als demütig angesehen, wenn man nicht seine Meinung als absolut darstellt, sondern sagt: „Ich denke eher so, aber es könnte auch so sein.“
Das ist aber keine Demut, sondern blindes Leiten der Blinden. Man weiß ja nicht, was gilt. Wahre Demut wäre, wenn jemand zugibt: „Ich weiß es nicht, darum schweige ich zu diesem Thema. Lasst bitte jemanden sprechen, der vom Herrn Licht bekommen hat.“
Der, der spricht, muss wissen, dass er ein schweres Urteil empfangen wird. Das hilft, nicht leichtfertig zu lehren, sondern nur dann, wenn man sich sicher ist.
Der Herr warnt also: Ein Blinder kann keinen Blinden leiten, sonst fallen beide in die Grube.
Zum Schluss noch das letzte Gleichnis: „Was nennt ihr mich aber Herr, Herr, und tut nicht, was ich sage?“ Jesus erklärt: „Jeder, der zu mir kommt, meine Worte hört und sie tut, ist wie ein Mensch, der sein Haus auf den Felsen baut.“
Dann hält das Haus auch in schwierigen Zeiten stand. Das zeigt, dass es Sicherheit und Gewissheit im Glauben gibt. Voraussetzung ist, dass man Gehorsam gegenüber dem Wort Gottes zeigt.
Wer aber nur hört und nicht tut, ist wie jemand, der sein Haus ohne Fundament auf die Erde baut. Wenn der Strom kommt, fällt es zusammen, und der Sturz ist groß.
In die Grube fallen bedeutet nicht, dass wir das Heil verlieren, sondern dass wir in ein geistliches Loch fallen können.
Damit schließen wir an dieser Stelle.
Die Bedeutung des Richtens in Bezug auf falsche Lehren
Ja, so wie du sagst: Richten kann auch bedeuten, ein bestimmtes Strafmaß festzulegen. Wenn man jemanden richtet und ihm quasi die Verdammnis zuspricht, dann liegt das nur in der Kompetenz Gottes. Das ist klar und völlig über das hinaus, was wir tun dürfen.
Aber in der ganzen Diskussion heute – richten oder nicht richten, wenn es um falsche oder richtige Lehre geht, um falsche Propheten usw. – geht es ja nicht darum, dass jemand sagt: Ja, der kommt in die Hölle. Nicht in dem Sinn, dass man jemandem die Hölle wünscht, so meine ich das. Man wünscht es nicht, aber man sagt schon, dass man vorwegnimmt, was die Bestrafung der Person sein wird.
Gerade in diesem Zusammenhang, wenn man über die Folgen des Gerichts spricht, ist es vielleicht interessant, Matthäus 7,21 zu lesen. Dort heißt es: „Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr, Herr, wird in das Reich der Himmel eingehen, sondern wer den Willen meines Vaters tut, der im Himmel ist. Viele werden an jenem Tage zu mir sagen: Herr, Herr, haben wir nicht durch deinen Namen geweissagt und durch deinen Namen Dämonen ausgetrieben und durch deinen Namen viele Wunderwerke getan? Und dann werde ich ihnen bekennen: Ich habe euch niemals gekannt. Weicht von mir, ihr Übeltäter!“
Ja, danke! Auch hier spricht der Herr von bestimmten Menschen, die einmal überraschenderweise auf der falschen Seite stehen werden. Er sagt also, es gibt die Möglichkeit, dass Leute sagen: Wir haben prophetisch gesprochen, wir haben Dämonen ausgetrieben usw., und doch waren das gar keine Bekehrten.
Jetzt stellt sich die Frage: Was ist die Aufgabe eines Christen bei der Beurteilung? Hier sagt das der Herr, nicht wir. Der Herr sagt es hier, und er weiß, auf welche Personen das zutrifft und auf welche nicht.
Die Aufforderung zur Prüfung der Geister
Und jetzt ein ganz wichtiger Grundsatz aus 1. Johannes 4.
Kann jemand vorlesen? Vers 1: Geliebte, glaubt nicht jedem Geist, sondern prüft die Geister, ob sie aus Gott sind. Denn viele falsche Propheten sind in die Welt ausgegangen.
Umgang mit Irrlehren und gesunder Lehre in der Gemeinde
Johannes hat diesen Brief am Ende des ersten Jahrhunderts geschrieben, in einer Zeit, in der es unter den Christen viele Irrlehren gab, besonders von den Gnostikern. Diese Irrlehre behauptete, Jesus Christus sei nicht wirklich Mensch geworden, sondern habe nur wie ein Mensch ausgesehen und gewirkt.
Der Apostel sagt hier: „Geliebte, glaubt nicht jedem Geist, sondern prüft die Geister.“ Damit wird klar gesagt, dass es ein biblischer Befehl ist, zwischen richtig und falsch, zwischen richtiger und falscher Lehre zu unterscheiden. Ein wichtiger Punkt dabei ist: Es heißt nicht, prüft die Personen, sondern prüft die Geister.
Das ist entscheidend. Wir müssen nicht klären, ob jemand sich vor zwanzig Jahren wirklich bekehrt hat und vielleicht doch ein echtes Kind Gottes ist. Darum geht es nicht. Wenn wir jemanden hören und erfahren, welche Botschaft er bringt, müssen wir prüfen, welcher Geist dahintersteckt. Wir müssen die Geister prüfen, also den Geist hinter der Lehre.
Wenn wir merken, dass eine falsche Lehre dahintersteht, dass also ein falscher Geist wirkt, müssen wir diese Lehre ablehnen. Dabei geht es nicht darum, zu beurteilen, ob jemand wiedergeboren ist oder nicht. Hier kann man sich leicht versündigen und auch irren. Es ist auch gefährlich.
Man stelle sich vor, zwei freundliche Zeugen Jehovas kommen an die Tür. Einer beurteilt die Menschen und denkt: Sie sind sehr nett, anständig gekleidet, verhalten sich ordentlich, haben eine schöne Familie – das sind doch tolle Leute. Dann kommt der nächste Gedanke: Kann ihre Lehre wirklich falsch sein, wenn sie so vorbildlich wirken?
Wenn man so denkt, hat man die Person geprüft statt den Geist hinter der Lehre. Wir müssen aber die Personen nicht prüfen. Sie können vorbildlich leben, aber wenn wir eine Leere spüren und erkennen, dass ein fremder Geist dahintersteckt, müssen wir das prüfen und beurteilen.
Viele Menschen lehnen eine ganze Person oder sogar den Prediger ab, wenn sie mit einem Punkt in einer Predigt nicht einverstanden sind. Das beobachte ich immer wieder. Die Frage ist: Wenn ein Punkt nicht stimmt, muss dann alles abgelehnt werden? Oft geschieht genau das: Ein Fehler in einer Predigt führt dazu, dass man die ganze Predigt und sogar die Person ablehnt.
Hier geht es auch um die Art des Irrtums. Es gibt fundamentale Irrlehren. Wenn jemand zum Beispiel die Inspiration der Bibel leugnet, greift er die Grundlagen des christlichen Glaubens an. Wenn jemand die Rettung allein durch den Glauben in Frage stellt, greift er die Grundlagen des Evangeliums an. Das sind grundlegende Irrlehren.
Ein weiterer Typ von Irrlehre ist, wenn Gott angegriffen wird. Zum Beispiel wenn jemand sagt, Jesus Christus sei nicht ewiger Gott. Das sind fundamentale Irrlehren. Das hat nichts damit zu tun, wenn jemand in einer Predigt einen einzelnen Vers falsch auslegt.
In 1. Korinther 14 heißt es: „Propheten, lasst zwei oder drei reden, die übrigen lasst urteilen.“ Wir müssen also immer prüfend zuhören, was in der Gemeinde gesprochen und gepredigt wird, und es anhand des Wortes Gottes prüfen. Wenn jemand sich in einem Punkt irrt, kann man ihn darauf hinweisen. Es geht aber nicht darum, die ganze Predigt abzulehnen.
Ein anderes Beispiel: Wenn jemand die Inspiration der Bibel leugnet, haben wir ein grundsätzliches Problem. Wenn jemand sagt, es gibt keine Hölle, ist das eine grundlegende Lehre, die der Bibel widerspricht. Die Bibel sagt zum Beispiel in Matthäus 25,46: „Diese werden ins ewige Leben gehen, jene aber in die ewige Pein.“
Wenn eine solche fundamentale Frage betroffen ist, ist die Konsequenz viel größer. In 2. Timotheus 2 spricht Paulus über Irrlehrer, die durch ihre Lehre den Glauben vieler zerstören. Er sagt, von solchen Leuten muss man sich absondern. Wer das tut, wird ein Gefäß zur Ehre sein, nützlich dem Hausherrn zu jedem guten Werk.
Man sieht also: Von solchen, die Lehren verbreiten, die den Glauben schädigen, muss man sich trennen. Diese Personen können trotzdem ganz nette Menschen sein. Deshalb ist es so wichtig, wie es in 1. Johannes 4 heißt: „Glaubt nicht jedem Geist, sondern prüft die Geister“, nicht die Personen.
Umgang mit neuen Mitgliedern und ungesunder Lehre
Das Thema Entrückung wird unterschiedlich betrachtet, sodass man nicht von einer einheitlichen Lehre sprechen kann. Dennoch ist es in einer Gemeinde oder Gemeinschaft wichtig, klare Leitlinien zu haben. Wenn jemand neu in die Gemeinde kommt und versucht, Unruhe zu stiften, ist es die Aufgabe der Ältesten, dem entgegenzuwirken. Sie müssen deutlich machen: „Diese Lehre akzeptieren wir nicht.“
Es ist möglich, dass man eine bestimmte Lehre nicht als grundlegende Irrlehre bezeichnet, aber dennoch erkennen kann, dass sie die Gemeinde durcheinanderbringt und schädigt. Die Leitung der Gemeinde hat die Verantwortung, eine gesunde Lehre zu bewahren und zu vertreten. Dabei geht es nicht nur um Irrlehre, sondern auch um ungesunde Lehre. Die Bibel spricht häufig von gesunder Lehre im Gegensatz zu Irrlehre oder ungesunder Lehre. Es gibt also Abstufungen, auf die man entsprechend reagieren muss.
Es wäre falsch, alle Abweichungen gleich zu behandeln wie einen grundlegenden Irrtum. Wenn man das täte, würde man selbst die Gemeinde zerstören. Zum Abschluss sei gesagt: Der Herr hat in Lukas 6 erklärt, was mit dem „Nicht-Richten“ gemeint ist. Er macht klar, dass man unterscheiden muss, um einen Splitter aus dem Auge eines anderen zu entfernen. Man muss zwischen einem guten Baum und einem faulen Baum unterscheiden.
Weiter heißt es in Vers 39: „Er aber sagte auch ein Gleichnis zu ihnen: Kann etwa ein Blinder einen Blinden führen? Werden nicht beide in die Grube fallen?“ Ein Jünger steht nicht über dem Lehrer, aber jeder, der vollendet ist, wird seinem Lehrer gleich sein.
Der Herr hat in der Bergpredigt immer wieder auf die Pharisäer hingewiesen, die auch unter den Zuhörern waren. Er sprach direkt zu den Jüngern: „Liebt eure Feinde, tut wohl denen, die euch hassen“, und zwischendurch über die Gottlosen und die Pharisäer. Diese waren blinde Leiter der Blinden.
Im Zusammenhang geht es um Lehrer und Schüler. Ein Jünger steht nicht über dem Lehrer. Ein blinder Leiter ist jemand, der falsch lehrt. Deshalb muss man unterscheiden, dass man nicht einem Blinden folgt, sonst fallen beide in die Grube. Man braucht Unterscheidungsvermögen, um nur auf biblisch lehrende Lehrer zu hören und nicht auf blinde Lehrer.
Der Jakobusbrief sagt in Kapitel 3, Vers 1: „Seid nicht viele Lehrer, meine Brüder, da ihr wisst, dass wir ein schweres Urteil empfangen werden.“ Denn wir alle straucheln oft.
In Epheser 4 lesen wir, wie der Herr Jesus der Gemeinde Gaben gegeben hat: Apostel, Propheten, Evangelisten, Hirten und Lehrer. Gott selbst gibt der Gemeinde Lehrer. Trotzdem steht hier: „Seid nicht viele Lehrer, meine Brüder.“ Das hängt mit dem Grundsatz zusammen, dass ein Blinder keinen Blinden führen kann. Wer Lehrer sein will, ohne von Gott berufen zu sein, irrt sich.
Man muss von Gott berufen und ausgestattet sein. Grundsätzlich gilt: Wer lehrt, wird von Gott strenger beurteilt werden. Das ist eindeutig.
Man hört manchmal, dass Bibellehrer sagen: „Es gibt fünf Ansichten zu diesem Thema. Ich vertrete eher Ansicht drei, könnte aber auch mit vier leben.“ Oft wird das als demütig bezeichnet, weil man nicht einfach seine Meinung als die einzig richtige darstellt, sondern andere Ansichten anerkennt.
Das ist jedoch keine Demut, sondern ein Zeichen dafür, dass man selbst nicht weiß, was gilt. Das sind blinde Leiter der Blinden. Demut wäre es, wenn jemand, der weiß, dass es verschiedene Ansichten gibt, aber nicht sicher ist, die richtige zu kennen, sagt: „Ich spreche nicht öffentlich über dieses Thema.“ Das ist demütig. Er gibt zu, dass er es nicht weiß, und überlässt das Thema denen, die vom Herrn Licht erhalten haben.
Derjenige, der lehrt, muss sich bewusst sein, dass er ein schweres Urteil empfangen wird. Das hilft, nicht leichtfertig Behauptungen aufzustellen. Wenn man merkt, dass man sich nicht sicher ist, sollte man nicht lehren. Das ist Demut.
Der Herr warnt davor, dass ein Blinder keinen Blinden leiten kann, weil beide sonst in die Grube fallen.
Zum Schluss noch ein letzter Abschnitt, das letzte Gleichnis: „Was nennt ihr mich aber ‚Herr, Herr‘ und tut nicht, was ich sage?“ Jesus erklärt: „Jeder, der zu mir kommt, meine Worte hört und sie tut, ist wie jemand, der sein Haus auf den Felsen baut.“
Dann kann das Haus auch in schwierigen Zeiten bestehen. Das zeigt, dass es Sicherheit und Gewissheit im Glauben gibt. Voraussetzung ist, dass man seine Worte hört und tut. Gehorsam gegenüber dem Wort Gottes führt dazu, dass wir unser Lebenshaus auf das feste Fundament des Wortes Gottes bauen können.
Dann hält es auch in Stürmen stand. Im Gegensatz dazu heißt es in Vers 49: „Wer aber hört und nicht tut, ist wie ein Mensch, der ein Haus ohne Fundament auf die Erde baut. Der Strom schlägt dagegen, und sogleich fällt das Haus zusammen. Der Sturz seines Hauses ist groß.“
Ungehorsam gegenüber dem Wort Gottes führt also dazu, dass das Lebenshaus nicht auf einem tragfähigen Fundament steht und in schwierigen Zeiten zusammenbricht. „In die Grube fallen“ bedeutet nicht, dass wir das Heil verlieren, sondern dass man in ein geistliches Loch fällt.
Damit wollen wir an dieser Stelle schließen.
Zusammenfassung der Lehre zum Richten und Beurteilen
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