
Schwangerschaft der Maria und Anweisungen an Joseph
Das letzte Mal haben wir mit dem Matthäusevangelium begonnen. Wir haben die besondere Bedeutung dieses Evangeliums innerhalb der vier Evangelien des Neuen Testaments betrachtet. Dabei haben wir bereits einiges aus den Kapiteln 1 und 2 gesehen.
Zu Beginn möchte ich bitten, dass jemand uns noch einmal aus Kapitel 1, ab Vers 18, vorliest. Anschließend soll direkt bis Kapitel 2, Vers 12, weitergelesen werden.
Die Geburt Jesu und die Anbetung der Magier
Matthäus 1,18: Die Geburt Jesu Christi geschah so: Maria, seine Mutter, war mit Joseph verlobt. Bevor sie zusammenkamen, stellte sich heraus, dass sie vom Heiligen Geist schwanger war.
Joseph aber, der gerecht war und sie nicht bloßstellen wollte, dachte daran, sie heimlich zu entlassen. Während er darüber nachdachte, erschien ihm im Traum ein Engel des Herrn und sprach: „Joseph, Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria, deine Frau, zu dir zu nehmen. Denn das, was in ihr gezeugt ist, stammt vom Heiligen Geist. Sie wird einen Sohn gebären, und du sollst seinen Namen Jesus nennen, denn er wird sein Volk von ihren Sünden erretten.“
Dies alles geschah, damit erfüllt würde, was der Herr durch den Propheten gesagt hatte: „Siehe, die Jungfrau wird schwanger sein und einen Sohn gebären, und man wird ihm den Namen Emanuel geben, was übersetzt heißt: Gott mit uns.“
Als Joseph vom Schlaf erwachte, tat er, wie ihm der Engel des Herrn befohlen hatte, und nahm seine Frau zu sich. Er erkannte sie jedoch nicht, bis sie ihren erstgeborenen Sohn geboren hatte. Dann gab er ihm den Namen Jesus.
Als Jesus in Bethlehem in Judäa geboren war, in den Tagen des Königs Herodes, kamen Magier vom Morgenland nach Jerusalem. Sie fragten: „Wo ist der König der Juden, der geboren worden ist? Wir haben seinen Stern im Morgenland gesehen und sind gekommen, um ihm zu huldigen.“
Als König Herodes dies hörte, wurde er bestürzt, und ganz Jerusalem mit ihm. Er versammelte alle hohen Priester und Schriftgelehrten des Volkes und erkundigte sich bei ihnen, wo der Christus geboren werden sollte.
Sie antworteten ihm: „In Bethlehem in Judäa, denn so steht es durch den Propheten geschrieben: ‚Und du, Bethlehem, Land Juda, bist keineswegs die geringste unter den Fürsten Judas, denn aus dir wird ein Führer hervorgehen, der mein Volk Israel weiden wird.‘“
Dann rief Herodes die Magier heimlich zu sich und fragte sie genau nach der Zeit, wann der Stern erschienen war. Er sandte sie nach Bethlehem und sagte: „Zieht hin und forscht genau nach dem Kind. Wenn ihr es gefunden habt, berichtet es mir, damit auch ich komme und ihm huldige.“
Die Magier zogen hin, nachdem sie den König gehört hatten. Siehe, der Stern, den sie im Morgenland gesehen hatten, ging vor ihnen her, bis er über dem Ort stehen blieb, wo das Kind war.
Als sie den Stern sahen, freuten sie sich sehr. Als sie in das Haus kamen, sahen sie das Kind mit Maria, seiner Mutter. Sie fielen nieder und huldigten ihm. Dann öffneten sie ihre Schätze und brachten ihm Gaben dar: Gold, Weihrauch und Myrrhe.
Nachdem sie im Traum eine göttliche Weisung erhalten hatten, nicht zu Herodes zurückzukehren, zogen sie auf einem anderen Weg in ihr Land zurück.
Vielen Dank! Beim letzten Mal haben wir uns unter anderem mit dem Geschlechtsregister beschäftigt, das Matthäus in diesem Kapitel vorstellt. Wir haben gesehen, dass es sich um das königliche Geschlechtsregister über die Linie von Joseph handelt.
Unterschiedliche Abstammungslinien von Jesus
Eine Besonderheit in diesem Geschlechtsregister ist Folgendendes: Es heißt immer, „eine Generation zeugt die nächste“. Wenn wir nochmals schauen, Kapitel 1, Vers 2, lesen wir: Abraham zeugte Isaak, Isaak aber zeugte Jakob und so weiter.
Ganz am Schluss, in Vers 15, steht: Eleazar aberzeugte Matan, Matan aberzeugte Jakob, Jakob aberzeugte Joseph, den Mann der Maria. Das macht deutlich, dass dieses Geschlechtsregister die biologische Linie von Abraham bis zu Joseph, dem Mann der Maria, aufzeigt. Das ist sehr wichtig, wenn wir das nun mit dem Geschlechtsregister im Lukas-Evangelium vergleichen.
Im Lukas-Evangelium finden wir ebenfalls ein Geschlechtsregister. Dort heißt es ab Kapitel 3, Vers 23: „Und er selbst, Jesus, war ungefähr dreißig Jahre alt, als er auftrat und war, wie man meinte, ein Sohn des Joseph, des Eli, des Matad, des Levi, des Melchi, des Janai, des Josef, des Matidja, des Amos“ und so weiter. Das geht bis Vers 32, wo wir unter anderem lesen: „des Isai, des Obed“, und etwas weiter vorher: „des Melia, des Mena, des Matata, des Nathan, des David, des Isai, des Obed, des Boas“ und so weiter. Schließlich reicht die Linie bis zu Abraham und endet in Vers 37 mit den Namen „des Metuschalach, des Henoch, des Jered, des Mahalalels, des Kenan, des Enusch, des Seth, des Adam, des Gottes“.
In Lukas 3,23-38 finden wir das Wort „zeugen“ kein einziges Mal. Das ist eine ganz wichtige Feststellung. Stattdessen wird die Abstammungskette einfach mit „des“ aufgezählt. Wörtlich heißt es in Vers 23: „Und er selbst, Jesus, begann ungefähr dreißig Jahre alt zu werden und war, wie man gesetzlich anerkannte, ein Sohn des Joseph.“
Der Ausdruck „wie man gesetzlich anerkannte“ stammt vom griechischen Wort „Nomizomai“. Dieses kann man auch mit „wie man meinte“ übersetzen, aber „Nomizomai“ enthält das Wort „Nomos“, was „Gesetz“ bedeutet. Es drückt also aus, dass Jesus Christus gesetzlich als Sohn Josephs anerkannt war. Das geschah dadurch, dass Joseph Maria heiratete und somit sein gesetzlicher Pflegevater wurde.
Hier entsteht jedoch ein scheinbares Problem. Es heißt, Jesus war „wie man gesetzlich anerkannte“ ein Sohn Josephs. Dann folgt jedoch die Aufzählung „des Eli, des Matad, des Levi“ und so weiter. Wer ist dieser Eli, der Vater Josephs? Nach Matthäus 1 hieß der Vater von Joseph Jakob, denn dort steht: „Jakob zeugte Joseph“. In Lukas 3 hingegen heißt es, Joseph sei ein Sohn des Eli, dann des Matat, des Levi – eine ganz andere Linie als in Matthäus. Wie kann es zwei unterschiedliche Abstammungslinien geben?
Die Antwort ist einfach: Man heiratet und wird dadurch Schwiegersohn. Josef war also Schwiegersohn von Eli. Im Hebräischen gibt es dafür das Wort „Chatan“ für Schwiegersohn und „Choden“ für Schwiegervater. Heirat heißt „Chatunna“. Alle Begriffe stammen von derselben Wurzel ab: Chatan, Choden, Chatunna. Einen angeheirateten Schwiegersohn nennt man in der Bibel oft einfach „Sohn“.
Ein Beispiel dafür ist König David. In 1. Samuel 24, Verse 16 und 17, wird beschrieben, wie Saul seinen Schwiegersohn David anspricht. Dort heißt es: „Der Herr sei Richter und entscheide zwischen mir und dir, und er sehe danach und führe meine Sache und verschaffe mir Recht von deiner Hand.“ Als David aufgehört hatte, diese Worte zu sprechen, sagte Saul: „Ist das nicht deine Stimme, mein Sohn David?“ Saul nennt David also „mein Sohn“, obwohl David nicht sein leiblicher Sohn war.
Dasselbe finden wir auch in 1. Samuel 26, Verse 21 und 25. David war der Sohn Sauls, aber es wäre falsch zu sagen, Saul habe David gezeugt. Man kann jedoch sagen: David, des Saul, und dann folgt die weitere Abstammungslinie.
Genau diesen Gedanken verfolgt Lukas 3,23. Durch die Heirat mit Maria erhält Joseph einen rechtlichen Anspruch auf deren Abstammungslinie. Was wir hier also vor uns haben, ist die biologische Linie von Maria.
Diese Linie reicht zurück bis König David. In Vers 31 von Lukas lesen wir: „des Melia, des Mena, des Matata, des Nathan, des David“. Maria war über viele Generationen hinweg mit ihrem Mann Joseph verwandt. Beide Linien reichen etwa tausend Jahre zurück bis König David.
An dieser Stelle zweigt die Linie ab: Maria stammt über Nathan von David ab. Diese Linie ist eine nichtkönigliche Seitenlinie Davids. Die Linie Josephs hingegen ist königlich, denn sie führt über David, Salomo und die Könige von Juda. Diese Linie wird in Matthäus 1 aufgelistet, bis hin zu Jechonia in Vers 11.
Joseph war also ein Sohn Davids, ebenso wie Maria eine Tochter Davids war. Doch die Linie Marias hatte keinen Anspruch auf den Thron, denn sie war keine Thronfolgerlinie. Nur die Linie Josephs war eine Thronfolge-Linie.
Allerdings hatte diese Thronfolge-Linie ein großes Problem. In Matthäus 1 finden wir all die bekannten Königsnamen, etwa in Vers 6: David, Salomo, Rehabeam und so weiter, bis hin zu Jechonia in Vers 11.
Das Problem der verfluchten Königslinie
Ammon aberzeugte Josia, Josia aberzeugte Jechonia und seine Brüder zur Zeit der Wegführung nach Babylon. Dieser Jechonia, der letzte in dieser direkten Königslinie, war ein so übler Mann, dass Gott ihm einen Fluch auferlegte. Davon lesen wir in Jeremia 22 und 23.
Schauen wir uns dazu Jeremia 22,28-30 an. Der Abschnitt über ihn beginnt bereits bei Vers 24:
"Ist denn dieser Mann, Konja, ein verachtetes Gefäß, das man zertrümmert, oder ein Gerät, an dem man kein Gefallen hat? Warum werden er und seine Nachkommen weggeschleudert und in ein Land geworfen, das sie nicht kennen? O Land, Land, Land, höre das Wort des Herrn! So spricht der Herr: Schreibt diesen Mann auf als kinderlos, als einen Mann, der kein Gelingen hat in seinen Tagen. Denn von seinem Nachkommen wird nicht einer gedeihen, der auf dem Thron Davids sitzt und fortan über Juda herrscht."
Dazu muss man noch in Jeremia 23,5 lesen, wo gesagt wird, dass der Messias ein Nachkomme, ein biologischer Nachkomme von König David sein wird:
"Siehe, es kommen Tage, spricht der Herr, da ich David einen gerechten Spross erwecken werde. Er wird als König regieren, verständig handeln und Recht und Gerechtigkeit im Land üben. In seinen Tagen wird Juda gerettet werden, und Israel wird in Sicherheit wohnen. Und dies wird sein Name sein, womit man ihn nennen wird: Der Herr unsere Gerechtigkeit."
So wie ein Spross, ein Schössling, aus den Wurzeln eines Baumes hervorgeht, so wird der Messias aus der Linie Davids entspringen. Er wird den Namen "Adonai Zidkenu" tragen, das heißt "Der Herr unsere Gerechtigkeit" (Vers 6). Dort wird auch angekündigt, dass der Messias Mensch und Gott in einer Person sein wird, aber als Mensch aus der Linie Davids kommt.
Nun haben wir jedoch ein Problem. Gerade im vorherigen Kapitel haben wir gelesen, dass der letzte König aus der Linie Davids, Jechonia, verflucht wurde. Gott sagt: "Schreibt diesen Mann auf, quasi wie einen, der kinderlos ist." Und zwar bedeutet das, dass von seinem Samen, von seiner Nachkommenschaft, niemand auf dem Thron Davids sitzen und fortan über Juda herrschen wird (Jeremia 22,30). Tatsächlich wurde kein Nachkomme Jechonias je König.
Joseph ist ein solcher Nachkomme und hätte daher kein Recht gehabt, König zu werden. Die Königslinie war verflucht. Trotzdem sagt Jeremia 23, dass der Messias ein Spross Davids sein wird.
Die Lösung finden wir in den zwei Geschlechtsregistern im Neuen Testament. Der Messias musste ein Spross Davids sein, darum war er der Sohn von Maria. Sie war tatsächlich eine Nachkommin König Davids. Das sehen wir auch in Lukas 1, wo der Engel Gabriel Maria ankündigt, dass sie Mutter des Messias werden soll:
"Und siehe, du wirst im Leib empfangen und einen Sohn gebären, und du sollst seinen Namen Jesus nennen. Er wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden. Der Herr, Gott, wird ihm den Thron seines Vaters David geben, und er wird über das Haus Jakobs herrschen von Ewigkeit zu Ewigkeit, und sein Reich wird kein Ende haben." (Lukas 1,31-33)
Hier wird gesagt, dass Jesus den Thron seines Vaters David erben wird. Das macht klar, dass der Sohn Marias von David abstammt. Das lernen wir auch aus Lukas 3,23 und den folgenden Versen.
Man könnte jedoch einwenden, dass Maria aus einer Seitenlinie Davids stammt, nämlich von Nathan und nicht von Salomo. Daraus hätte man kein Anrecht auf den Thron. Das stimmt, aber dadurch, dass Joseph Maria heiratete, erhielt Jesus als Mensch den rechtlichen Anspruch auf das Geschlechtsregister der Königslinie.
Das ist wichtig, denn in Jeremia 22,30 steht wörtlich das hebräische Wort "sāra" (Same), was auf die biologische Abstammung hinweist. In manchen Übersetzungen wird es mit "Nachkomme" wiedergegeben, doch der ursprüngliche Begriff betont die biologische Linie.
Keiner, der biologisch von Jechonia abstammt, darf auf dem Thron sitzen. Jesus ist jedoch kein biologischer Nachkomme Jechonias, hat aber trotzdem legal ein Anrecht auf das Geschlechtsregister Josephs, weil dieser sein gesetzlich anerkannter Vater war.
Deshalb ist es in Lukas 3 so wichtig, wie Jesus als Sohn Josephs, des Eli usw. anerkannt wird. Hier sehen wir das Wunder, wie Gott die Heilsgeschichte geführt hat.
Die Königslinie war verflucht, sechshundert Jahre vor Christus. Doch wie sollte der Messias kommen? Dann sehen wir, dass ein Mann namens Joseph beginnt, die Jungfrau Maria zu lieben. Sie lieben einander und heiraten. Sie wussten offenbar nicht, wie wichtig es war, dass genau sie zusammengehören. Sie hatten die Überzeugung: Wir gehören zusammen.
Die Bedeutung der ehelichen Überzeugung und der göttliche Heilsplan
Und das ist wichtig: Beide müssen die Überzeugung haben. Es gibt manchmal Männer, die denken, es reicht, wenn sie selbst hundertfünfzig Prozent überzeugt sind. Dann müsse die Frau das auch so sehen. Aber nein, die Bestätigung kommt erst, wenn sie es auch vom Herrn her klar sieht.
Das ist sehr wichtig, gerade auch für Momente, in denen es ein bisschen schwierig wird. Dann sagt die Frau vielleicht: „Weißt du, du wolltest ja immer heiraten.“ Das geht natürlich nicht. So kann man die Verantwortung abschieben. Aber nein, du hast unbedingt auch heiraten wollen – wir beide. Und jetzt machen wir gemeinsam weiter. Das ist ein wichtiger Punkt.
Beide hatten also die Überzeugung. Im Nachhinein konnten sie aber erkennen, dass noch viel mehr dahintersteckte in diesem Plan Gottes. Dass genau wir zusammengeführt werden mussten. So ist es eigentlich auch grundsätzlich: Damals war man jung und überlegte vielleicht nicht so, wie man es 30 Jahre später tun würde. Man hatte andere Prioritäten bei Entscheidungen. Aber die Entscheidung war richtig.
Man sieht im Nachhinein: Ja, natürlich, auch deswegen. Aber daran hätten wir nie gedacht. Das sind dann zusätzliche Bestätigungen. Man muss sagen, die zwei haben uns einfach gesehen: Zwischen ihnen beiden – wir gehören zusammen. Aber dass da noch ein Heilsplan Gottes mit verbunden war, um das unlösbare oder unlösbar scheinende Problem der verfluchten Königslinie des Messias zu lösen, das ist einfach grandios.
So ergänzen sich also Matthäus und Lukas in ganz entscheidender Weise, und wir sehen den Charakter der Evangelien. Wir haben letztes Mal gesehen: Matthäus beschreibt Jesus Christus ganz speziell als König. Lukas hingegen beschreibt ihn als Mensch.
Darum finden wir in Lukas 3 die biologische Linie von David über Nathan auf Eli und Maria. In Matthäus geht es um den König; hier haben wir die königliche Linie über Joseph. Es war ihm so wichtig, dass Joseph Maria heiraten würde.
Die Bedeutung der Abstammung für das Evangelium
Und dann können wir noch aus Römer 1 die Wichtigkeit lesen, dass der Messias ein Same von David ist. Das ist ganz grundlegend für das Evangelium und die Erfüllung der messianischen Prophetie.
Liest jemand bitte vor, Römer 1,1-3:
Paulus, Knecht Christi Jesu, berufen zum Apostel, ausgesondert für das Evangelium Gottes, das er durch seine Propheten in heiligen Schriften vorher verheißt hat, über seinen Sohn, der aus der Nachkommenschaft Davids gekommen ist, dem Fleische nach, und als Sohn Gottes in Kraft eingesetzt, dem Geist der Heiligkeit nach, aufgrund der toten Auferstehung, Jesus Christus, unseren Herrn.
Warte noch, ich gebe dir noch eine andere Stelle zum Lesen. Aber kurz: Hier wird gesagt, dass das Evangelium durch die Propheten in den heiligen Schriften des Alten Testaments im Voraus verheißt worden ist. Und dann heißt es eben von dem Sohn Gottes, der aus dem Samen Davids gekommen ist. Auch wenn andere Übersetzungen dort „Geschlecht Davids“ verwenden, muss man wissen, dass hier das Wort „Same“ steht – das biologische Wort „Same“, der aus dem Samen Davids gekommen ist, dem Fleisch nach.
Wir würden heute in unserem Sprachgebrauch sagen: biologisch, im biologischen Sinn, das heißt dem Fleisch nach. Dasselbe finden wir auch in 2. Timotheus 2. Wenn du das auch noch vorlesen könntest: 2. Timotheus 2,8:
Halt im Gedächtnis Jesus Christus, auferweckt aus den Toten, aus dem Samen Davids, nach meinem Evangelium.
Also „aus dem Samen Davids“. Wer in seiner Übersetzung „Geschlecht Davids“ hat, dem sei gesagt: Ich bedaure diese Revision bei der CSV, weil „Samen“ eben sehr wichtig ist. Und zwar wegen der Irrlehre, die besagt, Jesus Christus sei gar kein wirklicher Nachkomme von Maria. Mit anderen Worten: Die Eizelle von Maria hätte gar keine Rolle gespielt, sondern Maria hätte einfach im Leib, im Mutterleib, den Messias empfangen, aber ohne dass sie etwas dazu beigetragen hätte – biologisch.
Aber genau das ist falsch. Denn Jeremia 23,5 sagt: Der Messias wird ein Spross von David sein – und betont das Biologische. Römer 1 und 2. Timotheus 2 betonen „aus dem Samen Davids“. Das bedeutet eben wirklich biologisch abstammend, zurückgehend auf König David.
Letztlich würde das nämlich eine Leugnung der wirklichen Menschwerdung des Herrn Jesus bedeuten. Dann wäre er quasi wie eine neue Menschheit, die zwar durch Maria ausgetragen worden wäre, aber es gäbe keine Abstammungskontinuität. Das ist aber gerade der Punkt: Bei Joseph ist es nur eine legale, eine gesetzliche Abstammung. Aber bei Maria ist es eine wirkliche Abstammung. Der Herr Jesus wurde ein wirklicher Mensch und eben Sohn Davids.
Was uns das Lukasevangelium noch mehr zeigt, ist die Linie von David zurück bis auf Abraham. Das finden wir auch in Matthäus 1. Die Linie David zurück bis auf Abraham ist für Joseph genau gleich wie für Maria. Das Matthäusevangelium spricht nur von der Abstammung bis Abraham. Aber das Lukasevangelium geht weiter.
Wir haben gelesen, und zwar in Lukas 3,36-37, wird schon Noah erwähnt, des Noah, des Lamech, des Methuselah, des Henoch, des Jered, des Mahalalel, des Kenan, des Enos, des Seth, des Adam. Lukas betont, dass der Herr Jesus mit der gesamten Menschheit verbunden ist. Er ist verwandt zurück bis auf Adam.
Wenn man nur sagt, der Messias ist Sohn Davids, dann können alle, die israelische Abstammung haben, alle, die jüdisch sind, sagen: Ja, er ist aus unserem Volk. Aber was ist mit den anderen Völkern?
Lukas geht zurück – nein, er geht sogar bis auf Noah, von dem die ganze Menschheit abstammt, über seine Söhne Sem, Ham und Japhet. Und geht dann selbstverständlich nur bis auf Adam zurück. Lukas betont die wahre Menschheit des Herrn Jesus und seine Verwandtschaft mit der gesamten Menschheit.
Und jetzt das Schöne: Lukas ist der einzige Bibelschreiber, von dem wir wissen, dass er kein Israeli, kein Israelit war. Er war heidnischer Abstammung. Darum wurde er gewählt, das Lukasevangelium zu schreiben, das ganz besonders betont, dass die Gnade Gottes die Grenzen Israels aufbricht und ausgeht zu allen Völkern.
Das zieht sich wie ein roter Faden durch das Lukasevangelium hindurch: Die Gnade Gottes für alle Völker, für alle Nationen. Dazu hat Lukas auch ganz besondere Geschichten ausgewählt, die nur in seinem Evangelium vorkommen, um genau das zu betonen: Die Gnade gilt der ganzen Menschheit. Es gibt kein Volk und keinen Stamm, der von dieser Gnade ausgeschlossen wäre.
Die wahre Menschwerdung und die Erbsünde
Um zu zeigen, wie wichtig diese Geschlechtsregister sind und wie bedeutsam es ist, dass der Herr Jesus ein wirklicher Mensch wurde, möchte ich darauf hinweisen, dass er an der Menschheit Anteil genommen hat.
Dazu noch etwas Wichtiges aus Hebräer 2. Könnte uns jemand den Vers 14 vorlesen?
„Da nun die Kinder an Fleisch und Blut Anteil haben, ist er gleichermaßen dessen teilhaftig geworden, damit er durch den Tod den Ausserwirksamkeit setzte, der die Macht des Todes hatte, nämlich den Teufel, und alle diejenigen befreite, die durch Todesfurcht ihr ganzes Leben hindurch in Knechtschaft gehalten wurden.“
Danke!
Hier ist ganz wichtig, dass die Kinder an Fleisch und Blut teilhaftig sind. Jeder Gläubige kann sagen: Ja, ich bin Fleisch und Blut. Deshalb hat Jesus gleichermaßen daran teilgenommen. Er hat also an Fleisch und Blut der Menschheit Anteil genommen.
Das wäre nicht der Fall, wenn das stimmen würde, was falsche Lehrer behaupten, nämlich dass Gott den Messias einfach im Mutterleib gebildet hätte, aber ohne Abstammungslinie von Maria. Dann hätte er nicht Anteil genommen an Fleisch und Blut der Menschheit.
Ganz wichtig ist aber: Er hat die Erbsünde, diese sündige Natur, die von Generation zu Generation weitergegeben wird von Adam, nicht in sich aufgenommen.
Darum können wir das aufschlagen im 1. Johannes 3,5: „Und ihr wisst, dass er erschienen ist, um die Sünden wegzunehmen. Und Sünde ist nicht in ihm.“
Offensichtlich wird die sündige Natur von Adam jeweils über die Vaterlinie weitergegeben. Jesus stammt von einer Jungfrau ab und hat diese Sünde nie in sich gehabt.
Das sind darum auch ganz grundlegende Dinge des Evangeliums, die man deutlich machen muss.
Die Auswahl der Linie Nathan und Gottes Souveränität
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Seitenlinie von Nathan. David hatte einen Sohn namens Nathan, der älter war als Salomo. Das ist bemerkenswert, denn normalerweise hätte nach menschlichem Recht der ältere Sohn den Thron erben sollen. Doch Gott ließ die Königslinie über Salomo verlaufen. Hier zeigt sich erneut Gottes Souveränität bei der Auswahl der Erbfolge.
Ein Beispiel dafür finden wir schon bei Adam und Eva. Sie hatten die Söhne Kain und Abel. Kain war der Erstgeborene, doch er ermordete Abel. Später wird in der Bibel ein weiterer Sohn genannt: Seth. Seth wurde als Ersatz für den verstorbenen Abel eingesetzt – sein Name bedeutet auch „Ersatz“. Über Seth geht die Linie weiter bis zu Noah, von Noah zu Abraham, von Abraham zu David und schließlich zu Christus. Auch hier wurde nicht der Erstgeborene, Kain, als Vertreter der messianischen Linie gewählt, sondern ein jüngerer Sohn.
Ein weiteres Beispiel ist Noah, der drei Söhne hatte: Sem, Ham und Japheth. Japheth war der Älteste, doch Sem, der Zweite, wurde gewählt, um die messianische Linie fortzuführen. Von Sem geht die Linie weiter zu Abraham, dann zu David und schließlich zu Christus.
Auch bei Abraham sehen wir dieses Prinzip: Ismael wurde vor Isaak geboren, doch Gott bestimmte Isaak als den rechtmäßigen Erben. Isaak hatte zwei Söhne, Esau und Jakob, Zwillinge. Esau war der Erstgeborene, aber Gott wählte Jakob, den Zweitgeborenen, um die Linie fortzuführen.
Jakob hatte zwölf Söhne. Der Erstgeborene war Ruben. Doch das Erstgeburtsrecht erhielt Joseph. Wie kam es dazu? Esau, Juda und Levi spielten dabei eine Rolle. Das Erstgeburtsrecht wurde aufgeteilt. Ein Vorrecht des Erstgeborenen war, das doppelte Erbe zu erhalten. Dieses doppelte Erbe kam über den Stamm Joseph, der zwei Söhne hatte: Ephraim und Manasse. Beide wurden als Stämme Israels gezählt. So erhielten sie im verheißene Land einen doppelten Anteil im Vergleich zu den anderen Stämmen.
Ein weiteres Vorrecht des Erstgeborenen war, seinen Vater als Hauspriester zu vertreten. Diese Aufgabe übernahm später der Stamm Levi. Zudem hatte der Erstgeborene eine besondere hierarchische Stellung als Führer seiner Brüder. Doch die Herrschaft gab Gott schließlich dem Stamm Juda. Aus diesem Stamm sollte David kommen und die Königslinie begründet werden.
So wurde das Erstgeburtsrecht aufgeteilt. Wichtig ist: Nicht immer wurde der Erstgeborene gewählt. Gottes Souveränität zeigt sich darin, dass er oft einen anderen Sohn für seinen Heilsplan auswählte.
Zurück zu Nathan: Er war älter als Salomo, doch seine Linie wurde nicht für die Königslinie gewählt. Stattdessen führt die Linie über Maria auf Christus zurück.
Gibt es bis hierhin Fragen? Ja? Kommt Nathan in der Bibel vor und wer war seine Mutter?
Das Geschlecht von Nathan wird in Sacharja 12 erwähnt. Dort heißt es, dass der Messias erscheinen wird und Israel auf ihn blicken wird, den sie durchbohrt haben. Landesweit wird eine Wehklage über den Messias erhoben, der beim ersten Kommen durchbohrt wurde. Es wird gesagt, dass jedes Geschlecht in Israel wehklagen wird. Besonders erwähnt werden das Geschlecht von David und das Geschlecht von Nathan.
In Sacharja 12,10 steht: „Und ich werde über das Haus David und über die Bewohner von Jerusalem den Geist der Gnade und des Flehens ausgießen. Sie werden auf mich blicken, den sie durchbohrt haben, und über ihn wehklagen, gleich der Wehklage über den einzigen Sohn, und bitterlich über ihn Leid tragen, wie man bitterlich über den Erstgeborenen Leid trägt. An jenem Tag wird die Wehklage in Jerusalem groß sein, wie die Wehklage von Hadadrimmon in der Talebene Megiddo. Wehklagen wird das Land, jede Familie für sich, die Familie des Hauses David für sich und ihre Frauen für sich, die Familie des Hauses Nathan für sich und ihre Frauen für sich, die Familie des Hauses Levi für sich und ihre Frauen für sich, die Familie der Simeiter für sich und ihre Frauen für sich, alle übrigen Familien, jede Familie für sich und ihre Frauen für sich. Ganz Israel wird wehklagen, alle Sippen für sich.“
Vier Familien werden hier besonders genannt: das Geschlecht des Hauses David, das die Königslinie repräsentiert; das Geschlecht des Hauses Nathan, die Seitenlinie Davids; das Geschlecht des Hauses Levi, die priesterliche Linie; und die Familie der Simeiter.
Somit werden zwei Geschlechter aus dem Haus David und zwei aus dem priesterlichen Haus besonders hervorgehoben.
Wir machen jetzt eine wohlverdiente Pause und setzen danach mit dieser Stelle fort.
Die Herkunft Nathans und die Bedeutung der Frauen im Geschlechtsregister
Die genaue Abkundung von Nathan: Vor der Pause haben wir eine Stelle in Sacharja 12 gesehen, in der dieses Geschlecht von Nathan alttestamentlich besonders hervorgehoben wird. Die Überraschung zeigt sich im Neuen Testament: Es ist die Linie von Maria.
Nun möchte ich noch zeigen, von wem Nathan genau abstammt. Dazu muss man zu Erste Chronika gehen. In Erste Chronika 1 bis 9 finden wir Kapitel voller Geschlechtsregister. Diese Kapitel sind sehr wichtig. Sie beginnen mit Adam und führen bis Noah, um die Herkunft der gesamten Menschheit zu zeigen. Danach wird der Fokus auf Abraham gelegt und schließlich auf die Entstehung des Volkes Israel.
Wir finden viele Geschlechtsregister der zwölf Stämme, wobei der Schwerpunkt auf dem Stamm Juda und dem Stamm Levi liegt. Levi ist der Priesterstamm, Juda der Königstamm, aus dem der Messias kommen sollte. Deshalb ist Erste Chronika 3,1 zentral:
„Und dies waren die Söhne Davids, die ihm in Hebron geboren wurden: der Erstgeborene Amnon von Achinoam, der Israelitin; der zweite Daniel von Abigail, der Karmelitin“ usw. Es werden alle aufgelistet. Dann kommen wir zu Vers 5:
„Und diese wurden ihm in Jerusalem geboren.“ Das sind also Jerusalem-Kinder, nicht Hebron-Kinder. Sie hatten dadurch eine besondere Stellung, denn Jerusalem war die Stadt, die Gott als Hauptstadt Israels erwählt hatte. Das muss man heute auch der UNO und der ganzen Welt beibringen, aber es ist längst aus der Bibel bekannt.
Weiter heißt es: „Diese wurden ihm in Jerusalem geboren: Schimea, Schobab, Nathan und Salomo, vier von der Batscheva, der Tochter Amiels.“ Nathan war also ein Bruder und zwar ein Vollbruder von Salomo. Er wird vor Salomo erwähnt, was darauf hinweist, dass er älter war. Doch Gott hat in seiner Souveränität Salomo gewählt.
Das sehen wir in dieser Geschichte immer wieder: Gott wählt den Jüngeren, souverän, nicht weil dieser einen Vorzug hatte, sondern weil Gott es so wollte. Beide stammen aus dieser Ehe mit einer schwierigen Hintergrundgeschichte: Batscheba (auch Batsheva genannt).
Das ist auch ein besonderes Kennzeichen des Geschlechtsregisters im Matthäusevangelium. Normalerweise führen Geschlechtsregister die männliche Linie auf, um die Erblinie zu zeigen. Im Matthäusevangelium werden jedoch vier Frauen speziell erwähnt und hervorgehoben. Eine davon ist Bathseba.
In Matthäus 1,6 heißt es: „Issai aber zeugte David den König; David aber zeugte Salomo von der Frau des Uriah; Salomo aber zeugte Rehabbeam.“ Hier wird die Frau des Uriah erwähnt, verbunden mit der schrecklichen Geschichte von Davids Ehebruch und dem Mord an Uriah.
Weitere Frauennamen werden ebenfalls genannt. Zum Beispiel in Matthäus 1,3: „Judah aber zeugte Peres und Serach von der Tamar.“ Tamar erinnert an eine weitere Schockgeschichte. Es war eine Geschichte von Prostitution, aber mit dem Schwiegervater. Eine Form von Promiskuität, also Beziehungen, die verdreht und bösartig sind.
Weiter in Matthäus 1,5: „Salomon aber zeugte Boaz von der Rahab.“ Hier wird erneut die Hure Rahab von Jericho erwähnt. Danach heißt es: „Boas aber zeugte Obed von der Rut, dieser Moabitin, die keine Israelitin war.“
Also sind vier Frauennamen genannt, bei denen einige beim Lesen zusammenzucken. Warum hat der Geist Gottes Matthäus dazu geführt, diese Namen im Geschlechtsregister des Messias zu erwähnen? Um uns zu zeigen, dass der Herr Jesus bereit war, in eine gefallene Welt zu kommen.
Im Zusammenhang mit David und Bathseba steht Ehebruch und Mord. Bei Rahab geht es um allgemeine heidnische Prostitution. Tamar ist mit Prostitution und Inzest verbunden. Diese Geschichten zeigen, dass der Herr Jesus in eine gefallene Welt kam und dass es selbst für die am tiefsten Gefallenen Gnade gibt.
Das ist eine Botschaft von großer Stärke und unfasslicher Bedeutung. Im Zusammenhang damit muss man sehen, wie nach dem Geschlechtsregister die Botschaft an Josef gegeben wird. In Matthäus 1,21 heißt es:
„Und sie wird einen Sohn gebären, und du sollst seinen Namen Jesus nennen, denn er wird sein Volk erretten von seinen Sünden.“
Der Name Jeshua bedeutet „Der Ewige rettet“. „Je“ ist die Kurzform für Yahweh, „Shua“ stammt von der Wurzel „jascha“ – retten. Jesus kam, um auch die schlimmste Sünde zu vergeben, wenn der Mensch umkehrt.
Diese Botschaft erhalten wir direkt durch das Geschlechtsregister. Wenn man von einem königlichen Geschlechtsregister spricht, klingt das sehr adelhaft. Doch wenn man die Vorfahren betrachtet, findet man viele dunkle Flecken.
Der Herr Jesus hat sich mit der Menschheit verbunden, ohne an ihrer Sünde Anteil zu nehmen. Er nahm Anteil an Fleisch und Blut, um eine Rettung so vollkommen zu bringen, dass niemand sagen muss: „Meine Sünde war zu schlimm.“
Es gibt tatsächlich Menschen, die sagen: „Das ist nicht möglich. Was ich getan habe, ist zu schlimm. Ich glaube nicht, dass ich jemals Gnade Gottes erfahren werde.“ Doch gerade das Geschlechtsregister zeigt, dass dieser Gedanke falsch ist.
Es gibt keine Sünde, so schlimm sie auch sein mag, die Gott nicht vergeben könnte. Das drückt auch Johannes 3,16 aus: „Denn so sehr hat Gott die Welt geliebt…“ Alle Menschen können diese Gnade empfangen.
Niemand muss sagen: „Meine Sünde ist zu groß, ich kann keine Vergebung bekommen.“ Das wird durch die vier Frauen besonders hervorgehoben. Auffällig ist, dass zwei von ihnen Heiden sind, also nicht israelitischen Ursprungs: Rahab und Ruth.
Die anderen beiden stammen aus dem Königsstamm Juda, und mit ihnen sind dunkle Geschichten verbunden. Daraus ergibt sich eine weitere wichtige Botschaft: Rahab war eine Kanaaniterin, also aus einem Volk, das über Jahrhunderte von Abraham, Isaak und Jakob die Möglichkeit bekommen hatte, umzukehren.
Als diese Zeit ablief, kam das Gericht. Josua und das Volk Israel sollten dieses Volk richten. Kanaan war bekannt dafür, dass es das Leben der Kinder nicht schützte. Kinderopfer gehörten dort zur Tagesordnung.
Wenn ein Volk das Leben nicht schützt, schützt Gott es auch nicht mehr. So kam das Gericht Gottes über Kanaan, wie im Buch Josua beschrieben. Doch im letzten Moment kehrte Rahab um, erkannte den Gott Israels als den wahren Gott an und wurde mit ihrer Familie gerettet.
Diese Frau mit einer so dunklen heidnischen Vergangenheit lernte einen Mann aus dem Stamm Juda kennen und heiratete ihn. Als Heidin trat sie ins Judentum über.
Bei Ruth ist es ähnlich: Sie wandte sich von den Götzen Moabs ab und wollte unbedingt mit ihrer Schwiegermutter Noomi nach Israel gehen. Sie sagte: „Wo du stirbst, will ich sterben.“
Ruth suchte Zuflucht beim Gott Israels und trat ins Judentum über. Gott führte ihr schließlich Boas zu, einen wunderbaren Mann aus dem Stamm Juda.
Das Geschlechtsregister kündigt somit auch die Botschaft an: Der Messias, der König Israels, kommt nicht nur für ein Volk, sondern auch für die Heidenvölker. Diese feinen Details im Geschlechtsregister drücken das aus.
So wichtig ist die biologische Abstammung über Maria, denn sie belegt die Kontinuität der wahrhaft menschlichen Natur Jesu.
Der erste und der letzte Adam – die neue Menschheit
Wie würdest du dann die Begriffe in 1. Korinther 15 erklären, von dem ersten Adam und dem letzten Adam, und von dem ersten Menschen und dem zweiten Menschen? In 1. Korinther 15 kannst du es gerade vorlesen. Ab Vers 45 heißt es:
„So steht auch geschrieben: Der erste Mensch, Adam, wurde eine lebendige Seele, der letzte Adam ein lebendig machender Geist. Aber das Geistige war nicht zuerst, sondern das Natürliche, danach das Geistige. Der erste Mensch ist von der Erde, von Staub, der zweite Mensch vom Himmel. Wie der von Staub ist, so sind auch die, die von Staub sind, und wie der Himmlische, so sind auch die Himmlischen. Und so wie wir das Bild dessen von Staub getragen haben, so werden wir auch das Bild des Himmlischen tragen.“
Hier wird der Unterschied deutlich zwischen Adam als Haupt einer gefallenen Menschheit und Jesus als Haupt einer ganz neuen Menschheit. Wir haben das Bild getragen durch unsere natürliche Abstammung von Adam. Er war ein Sünder, und wir sind alle als Sünder geboren worden; wir haben seine verdorbene Natur geerbt.
Aber dadurch, dass Jesus gekommen ist und das Problem der Sünde und des Todes – all das, was Adam in die Welt gebracht hat – gelöst hat, wird Jesus zum Haupt einer neuen Menschheit. Diese umfasst alle, die durch den Glauben an ihn gerettet werden.
Diese Gegenüberstellung finden wir auch in Römer 5. Dort wird gezeigt, wie durch Adam die Sünde und der Tod in die Welt gekommen sind und sich durch alle Generationen hindurchgezogen haben. Dadurch sind wir alle in die Stellung von Sündern versetzt worden.
Aber durch Christus, der gekommen ist, hat er uns in die Stellung von Gerechten versetzen können. So stehen diese zwei Häupter einander gegenüber.
Das bedeutet jedoch nicht, dass Jesus nicht wirklich Anteil an der Menschheit genommen hätte. Er hat Anteil genommen, aber durch dieses Anteilnehmen hat er uns aus dem Fluch, der Sündhaftigkeit und dem Unterworfensein unter dem Tod herausgerettet.
Die Rolle der Frau in der biologischen Abstammung
Früher ging man in der Wissenschaft davon aus, dass die Abstammung, die biologische Abstammung, hauptsächlich über den Samen des Mannes erfolgt. Von der Frau wusste man damals wenig. Im 19. Jahrhundert waren viele Mediziner sogar der Überzeugung, dass die Samenzelle, die man unter dem Mikroskop betrachtete – und das war noch vor der Zeit von Zeiss – ein ganz kleines Männchen enthält, das sich im Verlauf von neun Monaten zu einem Baby von etwa fünfzig Zentimetern Länge entwickelt.
Diese Entdeckung, dass auch die Frau biologisch eine Fruchtzelle beisteuert, kam erst später. Es sind zwei Zellen, eine vom Mann und eine von der Frau, die sich zur Zygote vereinigen. Daraus entwickelt sich der Mensch.
In der Bibel finden wir dazu eine Prophetie in 1. Mose 3,15. Dort sagt Gott zur Schlange, dass der Same der Frau der Schlange einmal den Kopf zertreten wird, während die Schlange ihm in die Ferse stechen wird. Diese Prophetie bezieht sich auf den Messias, der eines Tages kommen wird, um die Macht Satans zu brechen, dabei aber eine Todeswunde erleiden wird.
Heute wissen wir, dass die Nägel, mit denen die Römer Jesus ans Kreuz schlugen, nicht irgendwo im Fuß eingeschlagen wurden, sondern genau in den Fersenknochen. So wurden die Beine über den Nägeln am Kreuz fixiert. Der Text spricht also tatsächlich vom Samen der Frau, was wirklich erstaunlich ist. Die Wissenschaft kannte lange nicht, dass die Frau eine Zelle beisteuert – die Bibel spricht von Anfang an vom Samen der Frau.
Ein weiterer Gedanke ist, dass die sündhafte Natur durch den Mann weitergegeben wird. Das wird auch durch Römer 5,12 gestützt, wo es heißt, dass durch Adam die Sünde und der Tod in die Welt gekommen sind, nicht durch Eva. Obwohl Eva zuerst gesündigt hat, wird Adam als der Hauptverantwortliche und Verursacher der Folgen für die Menschheit angesehen. Das weist darauf hin, dass die Vererbung der Sünde über die Manneslinie erfolgt.
Gerade dadurch, dass Jesus von einer Jungfrau geboren wurde, wird umso klarer, dass er von der sündigen Natur nicht betroffen war.
Eine weitere Frage betrifft die Prophetie in Jesaja 7, die wir in Matthäus 1,23 gelesen haben. Dort heißt es: "Dies alles aber ist geschehen, damit erfüllt würde, was der Herr durch den Propheten gesagt hat: Siehe, die Jungfrau wird schwanger werden und einen Sohn gebären, und man wird ihm den Namen Immanuel geben, das heißt übersetzt: Gott mit uns."
Matthäus bemüht sich, den Juden klarzumachen, dass Jesus von Nazareth der Messias ist. Ein wichtiges Kennzeichen seines Evangeliums – das ihn von den anderen Evangelien Markus, Lukas und Johannes unterscheidet – ist, dass er oft auf erfüllte Prophezeiungen im Alten Testament hinweist. So will er den ersten Adressaten, den Juden, beweisen, dass Jesus Christus der verheißene Erlöser aus dem Alten Testament ist.
Hier führt er Jesaja 7,14 an. In der liberalen Theologie glauben manche Gelehrte, sie wüssten es besser als die Bibelschreiber. Sie behaupten, es sei gar keine Jungfrau, sondern man müsse das Wort mit "junge Frau" übersetzen. Ich werde gleich den Zusammenhang im Kapitel erklären.
Der Prophet Jesaja wurde um 700 vor Christus zu König Ahas gesandt, einem Nachkommen von König David, aber einem gottlosen König. Ahas war militärisch von Feinden bedrängt, und Jesaja sollte ihm Mut machen, auf Gott zu vertrauen.
Jesaja sagt zu Ahas, er dürfe sich ein Wunderzeichen als Bestätigung wünschen, dass Gottes Zusagen wahr sind. Doch Ahas antwortet, er wolle Gott nicht versuchen und kein Zeichen erbitten.
Dabei ist es so, dass das Erbitten eines Zeichens nicht bedeutet, Gott zu versuchen. In diesem Zusammenhang lesen wir Jesaja 7,10-17:
"Und der Herr fuhr fort zu Ahas zu reden und sprach: Fordere dir ein Zeichen von dem Herrn, deinem Gott, fordere es in der Tiefe oder oben in der Höhe!
Ahas sprach: Ich will nicht fordern und will den Herrn nicht versuchen.
Da sprach er: Hört doch, Haus David! Ist es euch zu wenig, Menschen zu ermüden, dass ihr auch meinen Gott ermüdet?
Darum wird der Herr selbst euch ein Zeichen geben: Siehe, die Jungfrau wird schwanger werden und einen Sohn gebären, und wird seinen Namen Immanuel nennen.
Rahm und Honig wird er essen, damit er weiß, das Böse zu verwerfen und das Gute zu erwählen.
Denn bevor der Knabe weiß, das Böse zu verwerfen und das Gute zu erwählen, wird das Land verlassen sein, vor dessen beiden Königen du dich fürchtest.
Der Herr wird über dich und über dein Volk und über das Haus deines Vaters Tage kommen lassen, wie sie nicht gekommen sind seit dem Tag, da Ephraim von Juda gewichen ist, dem König von Assyrien."
Ahas will also kein Zeichen. Gott gibt trotzdem ein Zeichen, aber nicht an Ahas persönlich, sondern an das Haus Davids – die Dynastie Davids. In Vers 13 heißt es: "Hört doch, Haus Davids!" Das Zeichen wird dieser Dynastie gegeben.
Joseph, den wir in Matthäus 1 kennen, stammt aus dem Haus Davids. Für ihn und alle aus dem Haus Davids, die zuhören wollten, hatte diese Prophetie eine besondere Bedeutung.
In Vers 14 heißt es: "Siehe, die Jungfrau wird schwanger werden." In manchen liberalen Bibelübersetzungen steht dort "junge Frau". Sie argumentieren, dass das hebräische Wort "Alma" nicht das typische Wort für Jungfrau ist, sondern einfach "junge Frau" bedeutet, ohne Bezug darauf, ob sie berührt oder unberührt ist. Das typische Wort für Jungfrau wäre "Betula", doch dieses Wort steht hier nicht.
Das Wort "Alma" kommt siebenmal im Alten Testament vor. Ich kann die Stellen aufzählen für Interessierte: 1. Mose 24,43 (in der Geschichte von Rebekka, die dort als Alma bezeichnet wird), und in demselben Kapitel Vers 16 wird sie "Betula" genannt, also das typische Wort für Jungfrau, das parallel zu Alma verwendet wird.
Weitere Stellen sind: 2. Mose 2,8 (die Schwester von Mose, die den kleinen Mose zur Tochter des Pharao bringt, wird auch Alma genannt), Psalm 68,25, Sprüche 30,19 (eine schöne Stelle: "Drei Dinge sind zu hoch für mich, und vier verstehe ich nicht, das Schönste ist der Weg eines Mannes zu einer Alma, einer Jungfrau"), Hohelied 1,3 und 6,8 sowie Jesaja 7,14.
In keiner dieser Stellen gibt es einen Hinweis darauf, dass es sich um eine bereits verheiratete Frau handelt. Besonders bei Rebekka sehen wir, dass Alma parallel zu Betula verwendet wird.
Im 20. Jahrhundert wurden von den Kanaanäern zahlreiche Keilschrifttafeln gefunden, vor allem in Ras Shamra und Ras ibn Hani. Insgesamt etwa 1700 Tafeln. Diese geben uns viel Wissen über die Gedankenwelt der Kanaanäer. Die Tafeln sind auf Ugaritisch geschrieben, einer Sprache, die eng mit dem Hebräischen verwandt ist und aus dem zweiten Jahrtausend vor Christus stammt.
In einem Text, der sich an die Göttin Lekkal richtet, heißt es: "Eine Jungfrau wird gebären." Das ugaritische Wort ist "Betulat", sehr ähnlich dem hebräischen "Betula". In den nächsten Verszeilen heißt es parallel, dass eine Alma einen Sohn gebären wird. Diese parallele Verwendung von Betulat und Alma zeigt, dass bei den Kanaanäern "Betulat" (Jungfrau) und "Alma" (junges Mädchen) für dieselbe Bedeutung standen.
Das widerlegt die Behauptung liberaler Theologen, Alma würde nicht Jungfrau bedeuten. Im Althebräischen bezeichnet Alma ganz klar eine Jungfrau.
Bei dem Wort Betula gibt es allerdings eine Stelle, die etwas problematisch ist: Joel 1,8. Dort heißt es: "Wehklage wie eine Jungfrau, die wegen des Gatten ihrer Jugend mit Sacktuch umgürtet ist." Hier wird die Betula offenbar als verheiratete Frau dargestellt.
Man könnte interpretieren, dass hier eine Jungverheiratete gemeint ist, die noch keinen Beischlaf erlebt hat. Die Stelle ist also nicht ganz eindeutig.
Im Gegensatz dazu gibt es bei allen Stellen mit Alma keine solchen Zweifel. Alma bezeichnet eindeutig eine Jungfrau.
Im Judentum gilt die Ehe erst ab dem Vertrag als gültig, nicht bereits bei der Verlobung. So kann Alma auch die Jungfrau am Tag der Hochzeit und Vertragsschließung bezeichnen, noch vor der Hochzeitsnacht.
Der Ausdruck Betula, wäre er in Jesaja 7 verwendet worden, hätte den Liberalen mehr Angriffsfläche gegeben. Doch hier steht Alma, und dafür gibt es keine Stelle, die Zweifel zuließe.
Neben der sprachlichen Argumentation kann man auch ganz einfach sagen: Gott gibt ein Wunderzeichen. Eine junge Frau schwanger zu sehen, ist üblich. Aber dass eine Jungfrau schwanger wird, ist ein außergewöhnliches Wunderzeichen.
Ahas hätte ein Zeichen oben im Himmel oder unten auf der Erde erbitten dürfen, hat es aber nicht getan. Stattdessen gibt Gott dieses Zeichen: Eine Jungfrau wird schwanger werden.
Man denke an den Moment, als Joseph erkennt, dass Maria schwanger ist. Er wusste, dass sie eine vertrauenswürdige junge Frau war. Joseph befand sich in einem inneren Kampf. Doch das Wort "Haus Davids" zeigt, dass der Messias aus dem Hause Davids geboren werden muss.
Das war für Joseph eine wichtige Botschaft: Er musste Maria nicht heimlich verlassen, obwohl er sie nicht öffentlich bloßstellen wollte, sondern es war Gottes Plan zur Rettung der Welt.
Diese Botschaft wurde ihm zusätzlich durch eine direkte Offenbarung bestätigt. Ein Engel erschien ihm (Matthäus 1,20) und erklärte, dass das in Maria Gezeugte vom Heiligen Geist ist.
Joseph hatte diesen Traum, der Zweifel hätte wecken können, ob er wirklich von Gott kommt. Doch das Wort Gottes bestätigte es: Eine Jungfrau wird schwanger werden und den Messias zur Welt bringen.
Dem Joseph wurde gesagt, dass Maria einen Sohn gebären wird, den er Jesus nennen soll, denn er wird sein Volk von ihren Sünden erretten.
Ihm wurde also göttlich offenbart, dass dieses Kind der verheißene Messias ist.
Joseph wurde auch angekündigt, dass dieser Messias sterben wird, denn um sein Volk zu retten, muss er leiden und sterben, wie es in Jesaja 53 beschrieben ist.
Im Judentum gab es einen Konflikt: Einerseits die Stellen, die von einem leidenden Messias sprechen (Jesaja 53, Daniel 9, Psalm 22), die unter den Rabbinern bekannt sind. Andererseits die Stellen, die sagen, der Messias werde auf den Wolken des Himmels kommen, über die Welt herrschen und Frieden bringen.
Das führte zur Theorie, dass es zwei verschiedene Messiasse gibt: den Messias ben Joseph, den leidenden Messias, der wie Joseph von seinen Brüdern gelitten hat, und den Messias ben David, der als König herrschen wird.
Joseph erkannte: Dieses Kind, mit dem Maria schwanger ist, ist der leidende Messias, der sein Volk von ihren Sünden retten wird, wie in Jesaja 53 beschrieben.
Joseph glaubte das und heiratete Maria, erlebte aber nie die Erfüllung, denn bei der Kreuzigung war Joseph nicht mehr da. Maria war anwesend, und Jesus bat Johannes, sich um sie zu kümmern (Johannes 19).
Joseph war offensichtlich verstorben und hat nie erlebt, dass Jesus sein Volk von ihren Sünden rettete.
Der Engel Gabriel kündigte Maria in Lukas 1 an, dass sie einen Sohn namens Jesus gebären wird, der den Thron seines Vaters David erben und über das Haus Jakobs herrschen wird.
Gabriel kündigte Maria den Maschiach ben David, den herrschenden Messias, an. Maria erlebte jedoch nie, dass Jesus auf dem Thron über das Haus Jakobs regierte. Sie sah nur, wie er am Kreuz starb.
Beide, Joseph und Maria, haben die Verheißung geglaubt, aber die Erfüllung haben sie nicht erlebt.
Das, was Joseph verheißen wurde, hat sich bereits erfüllt. Das, was Maria verheißen wurde, wird sich noch erfüllen.
So wird klar: Jesus ist sowohl der Maschiach ben Joseph, der leidende Messias, als auch der Maschiach ben David, der herrschende Messias.
Das sind zwei verschiedene Ereignisse: Das erste Mal kommt er, um das Problem der Sünde zu lösen, das zweite Mal, um zu herrschen.
Es ist bemerkenswert, dass Jesus überall als Sohn Josephs bekannt war. Gesetzlich galt er als Sohn Josephs und war so der Maschiach ben Joseph.
In Johannes 1,45 erkennen Menschen ihn als Messias und sagen: "Wir haben den gefunden, von dem Moses im Gesetz und die Propheten geschrieben haben: Jesus, den Sohn Josephs von Nazareth."
Joseph wurde von seinen Brüdern gehasst und musste viel leiden. Später wurde er Herrscher. König David war ebenfalls zuerst verfolgt und litt, bevor er herrschte.
So zeigt die Geschichte von Joseph zuerst Leiden und dann Herrschen – ebenso wie die Geschichte von David.
Damit wollen wir für heute schließen.
Vielen Dank an Roger Liebi, dass wir seine Ressourcen hier zur Verfügung stellen dürfen!
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