Geografische und historische Bedeutung von Tel Dan
Teldan bildete in alttestamentlicher Zeit den nördlichsten Außenposten Israels. In 1. Samuel 3,20 lesen wir zum Beispiel: „Und ganz Israel, von Dan bis Beerscheba, erkannte, dass Samuel als Prophet des Herrn bestätigt war.“
Hier zeigt sich, dass „ganz Israel“ geographisch das Gebiet von Dan im äußersten Norden bis Beerscheba im Süden umfasst. Beerscheba liegt gerade nördlich an der Grenze zur Wüste Negev.
Auch in 1. Könige 4,25 heißt es: „Judah und Israel wohnten in Sicherheit, ein jeder unter seinem Weinstock und unter seinem Feigenbaum, von Dan bis Beerscheba, alle Tage Salomos.“
An diesen Stellen sehen wir die geografische Besonderheit von Dan, das deutlich weiter nördlich liegt als Hazor.
1838 identifizierte der Engländer Robinson, der viele verdienstvolle archäologische Arbeiten im Heiligen Land durchgeführt hatte, zum ersten Mal Tel-el-Kädi – so wird der Ort im Arabischen genannt – mit dem biblischen Dan.
Übrigens bedeutet „Kädi“ im Arabischen „Richter“. Das hebräische Wort „Dan“ heißt ebenfalls „Richter“.
Es gibt den Familiennamen Richter, der eigentlich ein jüdischer Name ist. Juden in Europa, besonders in deutschsprachigen Gebieten, haben oft hebräische Namen ins Deutsche übersetzt. So ist der Familienname Richter im Grunde eine Übersetzung von Dan.
Ab 1966 begann Professor Abraham Biran, Tell Dan gründlich auszugraben – über viele Jahre hinweg. Man kann sagen, Tell Dan war sein Lebenswerk.
2008 starb Abraham Biran einen Monat vor seinem neunzigsten Geburtstag. Archäologisch muss man Tell Dan daher mit dem Namen Abraham Biran in Verbindung bringen.
Biblische Chronologie und archäologische Befunde
Nochmals möchte ich die wichtigen Eckpunkte der biblischen Chronologie in Erinnerung rufen.
Abraham kommt nach Kanaan um 2036 v. Chr. Damals gab es schon die Stadt Dan. Diese Ortschaft wird ausdrücklich erwähnt in 1. Mose 14 in der Geschichte Abrahams. Die Ausgrabungen von Tel Dan zeigen, dass im dritten Jahrtausend vor Christus Dan schon besiedelt war. Das passt also mit der biblischen Beschreibung zusammen. Es wäre unlogisch, wenn die Bibel von Dan in der Zeit Abrahams spricht, die Archäologie jedoch behauptet, dass es diese Stadt damals noch gar nicht gab. Hier stimmt also beides überein.
Der Auszug aus Ägypten fand 1606 v. Chr. statt, die Landnahme erfolgte 40 Jahre später. David und Salomo waren Könige in der Epoche von 1056 bis 976 v. Chr. Danach kam die Spaltung Israels in zwei Nationen: Israel und Juda. Die Zerstörung Jerusalems ist ein weiterer wichtiger Eckpunkt der biblischen und außerbiblischen Chronologie. Diese Ereignisse sind miteinander verknüpft und fanden 586 v. Chr. statt. Das nur als kleine Wiederholung.
Tel Dan dokumentiert wunderbar die Zeit ab 1700 v. Chr., eigentlich schon auch davor, aber ganz besonders von 1700 bis 732 v. Chr. Sie wissen, was das bedeutet: die Wegführung der zehn Stämme nach Assyrien. In dieser Epoche haben wir die biblische Geschichte über die Zeit der Kanaaniter, die Zeit Josuas, die Zeit der Richter, die Zeit Davids, die Zeit des Königreiches der zehn Stämme und schließlich die Wegführung nach Assyrien.
Tel Dan als Ort von Natur und Geschichte
Tel Dan ist ein romantischer Ort. Meine älteste Tochter hat gesagt, sie möchte in Tel Dan heiraten. Das sagt schon einiges aus, nicht wahr? Für sie ist Tel Dan das Höchste in Israel.
Hier sehen Sie eine der Quellen des Jordan, die Quelle von Tel Dan. Sie liefert heute dreizehn Kubikmeter Wasser pro Minute. Das entspricht etwa zweihundertfünfzig Millionen Litern pro Jahr. Die Wassertemperatur ist das ganze Jahr über stabil bei 14,5 Grad. Die Wasserqualität ist sehr gut.
Von der Jordan-Quelle aus fließt ein kleines Bächlein, das später den Fluss Jordan speist. Es lohnt sich, nach Tel Dan zu kommen, nicht nur wegen der Archäologie. Man sollte sich auch Zeit nehmen, um hier eine Wanderung zu unternehmen.
Übrigens, im Frühjahr organisiere ich eine Israelreise im April. Dort sind noch Plätze frei. Wer mitkommen und Tel Dan als Wanderer besuchen möchte, ist herzlich eingeladen.
So gibt es verschiedene Ansichten. Doch jetzt geht es an die Arbeit, nicht wahr?
Archäologische Funde und biblische Ortsnamen
Hier sehen Sie das ausgegrabene kanaanitische Stadttor aus etwa 1700 vor Christus. Nach der Bibel waren zu dieser Zeit die Kanaaniter hier ansässig. Dieses Tor ist ein kanonisches Tor. Übrigens wird der Ort in der Bibel unterschiedlich genannt. Mal heißt er Dan, zum Beispiel in 1. Mose 14,14. In Josua finden Sie auch den Namen Leschem, und im Buch der Richter wird der Ort Laish genannt. Es handelt sich also um einen Ort, der unter diesen drei Namen bekannt war. Doch in der Bibel ist stets der gleiche Ort gemeint: Dan, Leschem, Laish.
Das Tor hat eine Breite von 15,45 Metern und eine Höhe von sieben Metern. Dahinter verbirgt sich ein Torweg von über zehn Metern Länge mit vier Innenräumen. Alles ist aus sonnengebackenen Lehmziegeln gebaut und mit weißer Tünche überkalkt. Warum weiß man das? Weil man Reste dieser Tünche gefunden hat. Im Innern befinden sich drei Bogenbauten. Stellen Sie sich vor: Das war schon um 1700 vor Christus möglich – das ist lange vor dem Mittelalter in Europa. Die Kanaaniter konnten damals bereits Bögen mit einer Höhe von fast einem Meter in drei Reihen bauen.
An der Seite sehen Sie die Überreste von zwei Türmen. Die Mauerdicke bei den Türmen beträgt 3 beziehungsweise 3,5 Meter – nicht schlecht, nicht wahr? Die eigentliche Tormauerdicke beträgt 1,8 Meter, was ebenfalls beachtlich ist. Die Straße von Dan verlief etwas mehr als drei Meter tiefer. Wir befinden uns also unten und blicken zum Tor hinauf.
Nun wollen wir uns anschauen, wie das Buch Josua die Eroberung von Dan beschreibt. Diese Eroberung erfolgte relativ spät. Hazor war schon längst erobert, und das Land war verschiedenen Stämmen verteilt worden. Die Daniter jedoch waren sehr spät dran, der Stamm Dan. Schließlich eroberten sie diesen Ort für sich.
In Josua heißt es: „Die Grenze der Kinder Dan ging weiter als diese, denn die Kinder Dan zogen hinauf, stritten gegen Leschem, nahmen es ein und schlugen es mit der Schärfe des Schwertes. Sie nahmen es in Besitz, wohnten darin und nannten Leschem Dan nach dem Namen ihres Vaters Dan.“ (Josua 19,47)
Im Buch der Richter wird diese Eroberung ebenfalls beschrieben, allerdings im Zusammenhang mit einer ausführlicheren Geschichte. Richter 18,27 berichtet: „So nahmen die Daniter, was Micha gemacht hatte, und den Priester, den er besaß, und sie überfielen Laisch, ein ruhiges und sicheres Volk, und schlugen es mit der Schärfe des Schwertes. Die Stadt verbrannten sie mit Feuer.“ Hier haben wir ein Beispiel einer Stadtverbrennung, und die Brandspuren wurden archäologisch gefunden.
Weiter heißt es: „Kein Erretter war da, denn die Stadt war fern von Sidon und hatte nichts mit Menschen zu schaffen. Sie lag in dem Tal, das sich nach Bedrechow erstreckt. Sie bauten die Stadt wieder auf und wohnten darin. Sie gaben der Stadt den Namen Dan nach dem Namen Dan, ihres Vaters, der Israel geboren wurde. Dagegen war im Anfang der Name der Stadt Leis oder Leisch.“ (Richter 18,27-29)
Archäologisch wurde eine enorme Ascheschicht aus der mittleren Bronzezeit IIb bis IIc gefunden, was der Zeit um 1560 vor Christus entspricht. Das passt genau zu dem, was die Bibel über Tel Dan berichtet. Viele Archäologen, die der Bibel eine falsche Chronologie unterstellen, behaupten, das habe nichts miteinander zu tun und die biblischen Berichte passten nicht zur Archäologie. Doch das stimmt nicht. Wenn man die korrekte Chronologie beachtet, passen die Funde wunderbar zusammen – wir haben einen Volltreffer nach dem anderen.
Die Bibel beschreibt zudem, wie in späterer Zeit, nach dem Tod Salomos, durch den ersten König der zehn Stämme, Jerobeam, hier eine Kulthöhe errichtet wurde. Jerobeam stellte ein goldenes Kalb auf, ebenso im Süden in Bethel. Genau diese Höhe von König Jerobeam wurde in Tel Dan ausgegraben. Dort auf der Plattform stand oben das goldene Kalb.
Woher kommt diese Idee? Der Kälber- oder Stierkult stammt aus Ägypten. Nach dem Auszug aus Ägypten, noch bevor Israel das Gesetz mit den Zehn Geboten schriftlich erhalten hatte, brachen sie bereits die ersten beiden Gebote, indem sie ein goldenes Kalb anfertigten. Das war eine Wiederaufnahme des ägyptischen Stierkults, zum Beispiel des Apis-Stierkults.
Jerobeam führte diesen Kult also wieder ein. Woher kommt das wohl? Jerobeam wird in der Bibel als Jerobeam ben Nebat genannt, Sohn Nebats. Nebat ist kein hebräischer, sondern ein ägyptischer Name und bezeichnet die Göttin Hathor. Offenbar bestand in dieser Familie eine Beziehung zu Ägypten.
Noch etwas Interessantes: Zur Zeit König Salomos fiel Jerobeam in Ungnade bei diesem und floh ins Ausland – nach Ägypten. Nach Salomos Tod kehrte er zurück und spaltete das zwölfstämmige Israel, indem er zehn Stämme an sich riss. Diese Details passen alle exakt zusammen.
Jerobeam I. regierte nach biblischer Chronologie von 975 bis 954 v. Chr. Er errichtete diese Kulthöhe, wie wir in 1. Könige 12,25 lesen: „Jerobeam baute Sichem im Gebirge Ephraim und wohnte darin.“ Sichem ist heute Nablus, die größte Stadt der Palästinenser im sogenannten besetzten Westjordanland. Er baute auch Pnuel.
Jerobeam dachte bei sich: „Nun wird das Königreich an das Haus Davids zurückkommen. Wenn dieses Volk hinaufzieht, um im Haus des Herrn in Jerusalem Schlachtopfer zu bringen, wird sich ihr Herz zu ihrem Herrn zurückwenden, zu Rehabeam, dem König von Juda. Sie werden mich töten und sich zu Rehabeam zurückwenden.“ (1. Könige 12,26-27)
Israel wurde in zwei Reiche geteilt, aber die Hauptstadt mit dem salomonischen Tempel befand sich im Südreich. Die Tora, das Gesetz Mose, befahl, dass alle Israeliten dreimal im Jahr zum Gottesdienst nach Jerusalem kommen mussten. Jerobeam sah das als Gefahr, denn wenn seine Untertanen trotz der Spaltung dreimal im Jahr nach Jerusalem gingen, könnten sie sich wieder der Dynastie Davids anschließen. Das hätte das Ende seiner Herrschaft bedeutet.
Also schuf er Ersatzkultorte, damit die Leute nicht mehr nach Jerusalem pilgern mussten. Er errichtete zwei Kultstätten in Dan im Norden und in Bethel im Süden. Warum zwei? Damit die Menschen möglichst wenig reisen mussten und die Orte gut erreichbar waren.
Weiter heißt es: „Da beriet sich der König und machte zwei goldene Kälber und sprach zum Volk: ‚Es ist zu viel für euch, nach Jerusalem hinaufzuziehen. Siehe, Israel, deine Götter, die dich aus dem Land Ägypten heraufgeführt haben.‘ Er stellte das eine in Bethel auf und das andere in Dan. Diese Sache wurde zur Sünde, und das Volk ging vor das eine bis nach Dan. Ebenso baute er Höhenhäuser und machte Priester aus dem ganzen Volk, die nicht von den Kindern Levi waren.“ (1. Könige 12,28-31)
Hier sehen wir ein politisches Vorgehen: Der König hatte einen Plan, den er dem Volk nicht offen sagen konnte. Stattdessen gab er ein anderes Argument vor – die Reise nach Jerusalem sei zu beschwerlich. Er schuf also einen Ersatz. Zudem zeigt sich hier Synkretismus, die Vermischung von Religionen.
Jerobeam behauptete, die Kälber seien die Götter, die Israel aus Ägypten geführt hätten. Damit setzte er diese Götzen an die Stelle des biblischen Gottes, der in den Zehn Geboten sagt: „Ich bin der Herr, dein Gott, der dich aus Ägypten geführt hat. Du sollst keine anderen Götter neben mir haben.“
Erster Könige 12,32-33 berichtet weiter: „Jerobeam machte ein Fest im achten Monat am fünfzehnten Tag, wie das Fest in Juda stattfand, und opferte auf dem Altar. Ebenso tat er in Bethel, indem er den Kälbern opferte, die er gemacht hatte. Er bestellte Priester der Höhen, die er gemacht hatte.“
Er setzte also ein Fest ein, das am 15. des achten Monats stattfand, ähnlich dem Laubhüttenfest, das in 3. Mose 23 als das freudigste Fest der sieben Feste des Herrn beschrieben wird. Allerdings war es nicht genau dasselbe Fest, sondern nur ähnlich.
Diesen Altar haben wir ausgegraben. Hier sehen Sie den Eingang zum Kultbereich von Jerobeam in Dan. Man erkennt den Eingangsweg und andeutungsweise die ursprüngliche Höhe und Ausdehnung des Altars. An den vier Ecken sind Hörner, wie sie auch beim Altar Gottes in der Bibel beschrieben sind. Ein solches Horn aus Stein wurde gefunden, aber da es sehr bedeutsam ist, wurde es ins Museum gebracht.
Aufgrund der Überreste konnte der Altar rekonstruiert werden. Im Hintergrund sind Treppen zu sehen, die hinaufführen zur Plattform des goldenen Kalbes.
Ich muss nicht alles im Detail kommentieren, hier sind verschiedene Ansichten. Die Treppen hinauf zum Altar sind gut zu erkennen.
Ausdrücklich war das in 2. Mose verboten: Bei dem Altar Gottes dürfen keine Treppen sein, sondern nur Rampen. Das hatte den Grund, dass die Priester mit ihren langen Gewändern beim Treppensteigen nicht ihr Fleisch zeigen sollten.
Man mag denken, das sei übertrieben. Doch dieses strikte Gebot galt für den Gottesdienst. Warum? Weil Unzucht eine zentrale Rolle in den kanaanitischen Kulten spielte. An diesen Höhenheiligtümern der Kanaaniter, an denen auch Kinder geopfert wurden, wurde systematisch Prostitution betrieben.
Durch diesen Kult wurden alle Ehen zerstört, denn gewissermaßen gingen alle Männer fremd mit den Kulthuren. Man glaubte, durch diese Prostitution werde der Fruchtbarkeitsgott Ba'al angeregt, im nächsten Frühjahr eine fruchtbare Zeit für die Landwirtschaft zu schenken.
Man kann sich kaum vorstellen, wie brutal und pervers diese Religion der Kanaaniter war. Deshalb versteht man besser, warum nach 400 Jahren Wartezeit, gerechnet ab Abraham, das Gericht Gottes über diese Kultur kam.
Ich habe erwähnt, dass im letzten Moment die Hure Rahab umkehrte und Gottes Gnade erfuhr. Doch die Bibel zeigt auch, dass es ein „zu spät“ gibt. Gott gibt Gnade, aber nicht immer.
Jerobeam kümmerte sich nicht darum und baute Treppen für den Altar. Der israelitische Gottesdienst sollte sich deutlich von dem der Kanaaniter abgrenzen.
Hier sehen Sie den Altar und die Treppe zur Plattform. Seitlich sind die originalen Steine zu sehen, wie sie mit Randschlag und hervorstehendem sogenannten Spiegel zugeschlagen wurden. Diese Steine sind fast 3000 Jahre alt und zum Teil intakt erhalten.
Daneben wurden Priestergebäude mit Nebenräumen ausgegraben, in denen die falschen Priester wohnten. Diese mussten nicht mehr aus dem Stamm Levi stammen, sondern Jerobeam ließ jeden zu Priester werden, der wollte. Das entsprach nicht mehr den genauen biblischen Vorschriften.
Hier sehen Sie verschiedene Ansichten der Priestergebäude. Im Hintergrund am Horizont ist eine weiße Linie zu erkennen – das ist der Libanon. Libanon bedeutet „der Weiße“ und bezeichnet das weiße Gebirge im Libanon.
Nun wenden wir uns einer späteren Zeit zu und betrachten die Stadtmauern aus der Epoche Ahabs. Ahab war König etwa von 916 bis 897 v. Chr., danach folgten sein Sohn Ahasja und dann Joram. Aus dieser Zeit stammen die Mauern in Tel Dan, gebaut aus unbearbeiteten Steinen.
Hier sehen Sie verschiedene Ansichten dieser markanten Bauweise. Das Stadttor mit dem Vorplatz nach Dan stammt ebenfalls aus der Zeit Ahabs.
Zentral im Bild sehen Sie eine Kulthöhe am Stadttor. Solche höhenheiligtümer gab es auch in Hazor. Hier ein genauerer Blick auf die Kulthöhe links im Bild.
Ein Blick auf den Weg innerhalb der Stadt führt zum Stadttor. Wir befinden uns auf der anderen Seite und gehen gerade ins Stadttor hinein, von innen nach außen.
Innerhalb des Stadttors wurde ein Sitz gefunden. Das war der Sitz des Richters. Die Bibel berichtet immer wieder, dass die Richter im Stadttor saßen. Hier sehen Sie eine kleine Plattform, darauf stand der Thron – der Sitz des Richters.
An der Seite sind drei Steinsockel mit Aushöhlungen für Holzsäulen zu sehen. Diese trugen einen Baldachin, ein Dach über dem Sitz des Richters.
Die Archäologie hilft uns, Dinge des Alltags in biblischer Zeit besser zu verstehen.
In 2. Samuel 19 lesen wir in einem ganz anderen Zusammenhang von König David: „Da machte der König sich auf und setzte sich in das Tor. Und man berichtete dem ganzen Volk und sprach: Siehe, der König sitzt im Tor. Da kam das ganze Volk vor den König.“ (2. Samuel 19,8)
Israel war damals noch in Zelten untergebracht, nicht in Häusern. Doch das war nicht das Thema. Wichtig ist, dass der König als oberster Richter im Stadttor saß, und die Leute kamen, um ihre Anliegen vorzubringen. Tel Dan illustriert das sehr anschaulich.
Der Richter auf dem Bild hätte eigentlich auf einem Stuhl sitzen sollen, aber dieser war aus Holz und ist im Laufe der Zeit verrottet, sodass nichts mehr davon gefunden wurde.
Noch etwas Besonderes: Abraham Biran entdeckte bei seinen Grabungen Überreste einer Inschrift auf Aramäisch, insgesamt drei Bruchstücke. Die Schrift ist sehr schön und entspricht der Schrift, die damals für Aramäisch und Hebräisch verwendet wurde.
Diese sogenannte Tel Dan Stele berichtet aus Sicht des syrischen Königs Hazael, wie er Krieg gegen den König von Israel führte, der mit dem König von Juda verbündet war, und wie er einen entscheidenden Sieg errang. Es war eine Siegestele.
Hazael von Syrien kam nach Tel Dan, das war der äußerste Außenposten, und eroberte Tel Dan. Anschließend errichtete er dort diese Siegestele. Später nahmen die Israeliten die Stele, zerschlugen sie und verwendeten die Bruchstücke als Baumaterial in Tel Dan.
Diese Fragmente wurden in einer Schicht gefunden, die unterhalb der Zerstörungsspuren von 732 v. Chr. lag. Die Inschrift ist also garantiert älter als 732 v. Chr.
Der Inhalt entspricht der biblischen Geschichte, die wir in 2. Könige 9 nachlesen können. Die Tel Dan Stele erwähnt auch „Beit David“, das Haus Davids. Damit ist die Dynastie Davids gemeint.
In der liberal-kritischen Wissenschaft wurde bisher behauptet, König David sei eine Erfindung gewesen. Doch Abraham Biran fand diese Bruchstücke, die ausdrücklich das Haus Davids erwähnen.
Auf der Inschrift sind zwischen den Wörtern Punkte als Trennzeichen zu sehen. Das war damals üblich, da es keine Kommas oder Absätze gab. Allerdings gibt es bei „David“ keinen Punkt dazwischen. Kritiker versuchten zu argumentieren, dass es sich dann um zwei Wörter handeln müsse und nicht um „Haus Davids“. Sie hatten keine bessere Erklärung, wollten aber nicht akzeptieren, dass es sich um König David handelt.
Inzwischen wurde eine andere Inschrift aus der ersten Tempelzeit gefunden, die „Beit Adonai“ erwähnt, das Haus des Herrn, also den Tempel in Jerusalem. Zwischen „Beit“ und „Adonai“ gibt es ebenfalls keinen Punkt. Das zeigt, dass eng zusammengehörende Begriffe nicht durch Punkte getrennt werden.
Die Tel Dan Stele bestätigt also die Geschichte, wie sie in 2. Könige 9 und 2. Chronik 22 berichtet wird. Sie spricht von König Hadad, König von Syrien, dem Vater von Hazael, der die Inschrift anfertigte. Erwähnt werden auch Joram, Sohn Ahabs, König von Israel, und Ahasja, Sohn Jorams, König von Juda. König David wird als Begründer der Dynastie genannt.
In dieser Stele kommen fünf Personen vor, die auch in der Bibel genannt werden. Heute sind Dutzende von Einzelpersonen aus dem Alten Testament durch Inschriften belegt – Könige oder auch Privatleute. Diese Stichproben zeigen uns, dass die Bibel kein Märchenbuch ist, sondern dass das, was sie berichtet, wirklich so stattgefunden hat.
Die Tel Dan Stele können Sie im Original im Israel Museum in Jerusalem besichtigen. Ich zeige sie Ihnen gerne im Frühjahr.
Zum Abschluss möchte ich das Wort des Herrn Jesus aus Johannes 17,17 zitieren: „Dein Wort ist Wahrheit.“ Als Archäologe und Hochschuldozent an der SDH Basel kann ich dem nur zustimmen. Wo wir auch hinschauen, können wir bestätigen: Dein Wort ist Wahrheit.
Kultische Entwicklungen unter Jerobeam
Die Bibel beschreibt, wie in späterer Zeit, nach dem Tod Salomos, durch den ersten König der zehn Stämme, Jerobeam, eine Kultstätte errichtet wurde. Jerobeam stellte dort ein goldenes Kalb auf, und zwar im Süden, in Bethel. Genau diese Kultstätte von König Jerobeam wurde in Tel Dan ausgegraben.
Auf der Plattform der Ausgrabung befand sich oben das goldene Kalb. Woher stammt diese Idee? Der Kälber- oder Stierkult kommt aus Ägypten. Nach dem Auszug aus Ägypten, noch bevor Israel das Gesetz, die zehn Gebote, schriftlich in Händen hatte, brachen sie bereits die ersten beiden Gebote, indem sie ein goldenes Kalb anfertigten. Dies war nichts anderes als eine Wiederaufnahme des Stierkults, zum Beispiel des Apis-Stierkults aus Ägypten.
In späterer Zeit führte Jerobeam diesen Kult aus Ägypten wieder ein. Woher kommt das wohl? Jerobeam wird in der Bibel als Jerobeam ben Nebat genannt, also Jerobeam, Sohn Nebats. Nebat ist kein hebräischer, sondern ein ägyptischer Name und bezeichnet die Göttin Hathor. Somit bestand offenbar eine Beziehung zu Ägypten in dieser Familie.
Noch interessanter ist, dass Jerobeam bereits zur Zeit König Salomos in Ungnade fiel und ins Ausland floh – wohin? Nach Ägypten. Nach dem Tod Salomos kehrte er zurück und spaltete das zwölfstämmige Volk Israel, indem er zehn Stämme an sich riss. Diese Details passen alle sehr genau zusammen.
Jerobeam I., nach biblischer Chronologie von 975 bis 954 v. Chr., errichtete also diese Kultstätte. Wir lesen in 1. Könige 12,25: „Jerobeam baute Sichem im Gebirge Ephraim und wohnte darin.“ Diese Ortschaft ist heute Nablus, die größte palästinensische Stadt im sogenannten besetzten Westjordanland.
Er zog von dort aus weiter und baute Pnuel. Jerobeam sprach in seinem Herzen: „Nun wird das Königreich an das Haus Davids zurückkommen. Wenn dieses Volk hinaufziehen wird, um im Haus des Herrn in Jerusalem Schlachtopfer zu opfern, so wird sich das Herz dieses Volkes zu ihrem Herrn zurückwenden, zu Rehabeam, dem König von Juda. Dann werden sie mich töten und sich zu Rehabeam, dem König von Juda, zurückwenden.“
Politische und religiöse Motive Jerobeams
Israel wurde in zwei Reiche gespalten, doch die Hauptstadt mit dem Tempel, dem salomonischen Tempel, befand sich im Südreich. Die Tora, das Gesetz Mose, das Alte Testament, befahl, dass alle Israeliten dreimal im Jahr zum Gottesdienst in den Tempel nach Jerusalem kommen mussten.
Jerobeam überlegte sich politisch, dass dies eine Gefahr darstellte. Wenn seine Untertanen trotz der Spaltung dreimal im Jahr immer wieder nach Jerusalem gingen, könnte dies dazu führen, dass sie sich schließlich wieder der Dynastie von König David anschließen. Das würde das Ende seiner Herrschaft bedeuten. Also musste er einen Ersatz schaffen.
Er wollte, dass die Menschen nicht mehr nach Jerusalem gingen. Stattdessen baute er zwei Ersatzkultorte in Dan und in Bethel, im Norden und im Süden. Warum zwei? Damit die Leute so wenig Anstrengung wie möglich auf sich nehmen mussten, um zu reisen. Die Orte sollten möglichst gut erreichbar sein.
In der Bibel heißt es: „Da beriet sich der König und machte zwei goldene Kälber, und er sprach zu dem Volk: Es ist zu viel für euch, nach Jerusalem hinaufzuziehen. Siehe da, Israel, deine Götter, die dich aus dem Land Ägypten heraufgeführt haben.“ Er stellte das eine Kalb in Bethel auf, das andere in Dan. Diese Sache wurde zur Sünde, und das Volk ging vor das eine hin bis nach Dan. Außerdem baute er Höhenhäuser und machte Priester aus sämtlichem Volk, die nicht von den Kindern Levi waren.
Hier sehen Sie, was oft in der Politik gemacht wird: Man hat einen Gedanken im Kopf, aber dem Volk kann man ihn nicht einfach sagen. Also sucht man ein anderes Argument, um das, was man eigentlich möchte, zu erreichen. Jerobeam sagt nicht, dass die Leute nicht mehr nach Jerusalem gehen dürfen, denn das wäre ein Problem. Sonst könnten sie sich wiedervereinigen, und das will er nicht. Stattdessen sagt er: „Das ist doch viel zu schwer für euch, dreimal im Jahr nach Jerusalem zu reisen. Ich muss euch einen Ersatz schaffen.“
Typisch ist auch die Religionsvermischung, der sogenannte Synkretismus. Er sagt, diese Kälber seien die Götter, die Israel aus Ägypten heraufgeführt haben. Damit ersetzt er den biblischen Gott durch Standbilder. In den Zehn Geboten heißt es am Anfang: „Ich bin der Herr, dein Gott, der dich aus dem Land Ägypten herausgeführt hat. Du sollst keine anderen Götter neben mir haben.“ Nun behauptet Jerobeam, dass diese Kälber die Götter seien, die Israel aus Ägypten geführt haben. So wird das Biblische vermischt und verfälscht.
In 1. Könige 12,32-33 heißt es: „Jerobeam machte ein Fest im achten Monat am fünfzehnten Tag des Monats, wie das Fest, das in Juda stattfand, und er opferte auf dem Altar. Ebenso tat er zu Bethel, indem er den Kälbern opferte, die er gemacht hatte, und er bestellte in Bethel die Priester der Höhen, die er gemacht hatte.“
Jerobeam setzte also ein Fest ein, das am fünfzehnten Tag des achten Monats stattfand, ähnlich dem Laubhüttenfest, das in 3. Mose 23 beschrieben wird. Das Laubhüttenfest ist das freudigste der sieben Feste des Herrn und vereint eigentlich alle sieben Feste in sich. Doch Jerobeam verlegte das Fest auf den fünfzehnten Tag des achten Monats, ähnlich, aber nicht gleich.
Hier wird ausdrücklich gesagt, dass er auf dem Altar in Dan und auch in Bethel opferte. Diesen Altar hat man archäologisch gefunden. Man sieht den Eingang in den Höhenkultbereich von Jerobeam, den Eingangsweg und andeutungsweise die ursprüngliche Höhe und Ausdehnung des Altars.
Die vier Hörner an den Ecken entsprechen dem Altar Gottes in der Bibel, der ebenfalls vier Hörner hat. Ein solches Horn aus Stein wurde gefunden, aber wegen seiner Bedeutung ins Museum gebracht. Aufgrund der Überreste konnte der Altar so rekonstruiert werden.
Im Hintergrund sind Treppen zu sehen, die hinaufführen zur Plattform des goldenen Kalbes. Diese Treppen sind bemerkenswert, denn in 2. Mose ist ausdrücklich verboten, bei dem Altar Gottes Treppen zu bauen. Stattdessen muss eine Rampe vorhanden sein. Der Grund dafür ist, dass die Priester beim Hinaufgehen mit ihren langen Gewändern nichts von ihrem Fleisch zeigen dürfen.
Man mag das übertrieben finden, doch dieses strikte Gebot galt im Zusammenhang mit dem Gottesdienst. Sonst dürfte man Treppen steigen, aber nicht beim Altar. Der Grund liegt darin, dass Unzucht eine zentrale Rolle bei den kanaanitischen Kulten spielte. Bei diesen Höhenheiligtümern, wo Kinder geopfert wurden, gab es auch systematische Prostitution.
Durch diesen Kult wurden alle Ehen zerstört, denn gewissermaßen gingen alle Männer fremd mit den Kulthuren. Man sagte, durch diese Prostitution werde der Fruchtbarkeitsgott Ba'al angeregt, im nächsten Frühjahr eine fruchtbare Zeit für die Landwirtschaft zu schenken. Diese Religion der Kanaaniter war brutal und pervers.
Deshalb versteht man besser, warum nach 400 Jahren Wartezeit, die von Abraham angerechnet wurden, schließlich das Gericht Gottes über diese Kultur kam. Im letzten Moment kehrte die Hure Rahab um und erfuhr Gottes Gnade. Doch die Bibel zeigt auch, dass es ein „zu spät“ geben kann. Gott gibt Gnade, aber nicht immer.
Jerobeam kümmerte sich nicht darum und baute Treppen für den Altar. Der israelitische Gottesdienst sollte sich deutlich vom kanaanitischen unterscheiden, doch Jerobeam ignorierte das.
Sie sehen den Altar gut, mit der Treppe, die zur Plattform hinaufführt. Seitlich der Plattform des goldenen Kalbes sind die originalen Steine zu sehen, wie sie zugeschlagen wurden, mit Randschlag und einem hervorstehenden sogenannten Spiegel. Diese Steine sind fast dreitausend Jahre alt und fast intakt erhalten.
Daneben wurden Priestergebäude mit Nebenräumen gefunden, in denen die falschen Priester wohnten. Diese mussten nicht mehr aus dem Stamm Levi stammen, sondern Jerobeam war viel lockerer als die biblische Ordnung. Er erlaubte, dass alle, die wollten, diesen Dienst ausüben konnten.
Sie sehen verschiedene Ansichten dieser Priestergebäude. Im Hintergrund ist am Horizont die weiße Linie des Libanon zu erkennen. Libanon heißt „der Weiße“ und bezeichnet das weiße Gebirge im Libanon.
Nun wenden wir uns der späteren Zeit zu und betrachten die Stadtmauern aus der Epoche von Ahab. Ahab war König von etwa 916 bis 897 v. Chr., gefolgt von seinem Sohn Ahasja und danach Joram. Aus dieser Zeit stammen die Mauern, die aus unbearbeiteten Steinen bestehen, wie man in Tel Dan sehen kann.
Es gibt verschiedene Ansichten dieser markanten Bauweise. Hier ist das Stadttor mit dem Vorplatz zu sehen, das in die Stadt Dan führt, ebenfalls aus der Zeit Ahabs.
Beim Stadttor ist zentral im Bild eine Kulthöhe zu erkennen, eine weitere götzendienerische kanaanitische Kultstätte. Links im Bild ist diese Höhe genauer zu sehen, ähnlich der, die man in Hazor gefunden hat.
Ein Blick auf den Weg innerhalb der Stadt zum Stadttor zeigt, dass wir uns auf der anderen Seite befinden. Wir gehen nun vom Innern der Stadt durch das Stadttor nach draußen.
Innerhalb des Stadttors wurde ein Sitz gefunden, der Sitz des Richters. Die Bibel erwähnt immer wieder, dass die Richter im Stadttor saßen. Hier sehen Sie eine kleine Plattform, auf der der Thron stand.
Neben dem Sitz sind drei Steinsockel mit Aushöhlungen für Holzsäulen zu erkennen. Diese trugen einen Baldachin, ein Dach über dem Sitz des Richters.
Die Archäologie hilft uns, Dinge des Alltags in biblischer Zeit besser zu verstehen. In 2. Samuel 19 lesen wir in anderem Zusammenhang von König David: „Da machte der König sich auf und setzte sich in das Tor. Und man berichtete allem Volk und sprach: Siehe, der König sitzt im Tor.“ Das Volk kam vor den König.
Israel war damals noch in Zelten untergebracht, nicht in Häusern. Doch das Thema hier ist, dass der König als oberster Richter im Stadttor saß, und die Leute kamen, um ihre Gerichtsangelegenheiten vorzubringen.
Tel Dan illustriert das sehr anschaulich. Der Richter soll eigentlich auf einem Stuhl sitzen, doch dieser war aus Holz und ist im Laufe der Zeit verrottet.
Ein weiteres besonderes Fundstück entdeckte Abraham Biran bei seinen Grabungen: eine Inschrift auf Aramäisch, bestehend aus drei Bruchstücken. Die Schrift ist sehr schön und entspricht der Schrift, die damals für Aramäisch und Hebräisch verwendet wurde.
Die sogenannte Tel Dan Stele berichtet aus der Sicht des syrischen Königs Hazael, wie er Krieg gegen den König von Israel führte, der mit dem König von Juda verbündet war, und wie er einen entscheidenden Sieg errang. Die Stele war eine Siegestafel.
Hazael von Syrien kam nach Tel Dan, einem äußersten Außenposten, eroberte und besiegte die Stadt. Danach errichtete er dort die Siegestafel.
Später nahmen die Israeliten die Stele, zerschlugen sie und verwendeten die Bruchstücke als Baumaterial in Tel Dan. Sie wurden in einer Schicht gefunden, die unterhalb der Zerstörungsspuren von 732 v. Chr. lag. Die Inschrift ist also älter als 732 v. Chr.
Der Inhalt entspricht der Geschichte, die wir aus der Bibel kennen, insbesondere 2. Könige 9. Dort wird der Krieg zwischen Hazael, Israel und Juda beschrieben.
Besonders interessant ist die Erwähnung von „Beit David“, Haus Davids. Damit ist die Dynastie von König David gemeint. Die Stele erwähnt den König von Juda als König des Hauses Davids.
In der liberal-kritischen Wissenschaft wurde bisher oft behauptet, König David sei eine Erfindung gewesen. Doch Abraham Birans Fundstücke belegen ausdrücklich das Haus Davids.
Auf der Inschrift sieht man zwischen den Wörtern Punkte, die damals üblich waren, um Wörter zu trennen. Bei „David“ gibt es jedoch keinen Punkt dazwischen. Kritiker versuchten zu argumentieren, dass es sich dabei um zwei Wörter handeln müsse, was aber keine bessere Erklärung ist.
Eine weitere Inschrift aus der ersten Tempelzeit erwähnt „Beit Adonai“, das Haus des Herrn, also den Tempel in Jerusalem. Auch hier gibt es keinen Punkt zwischen den Wörtern, was zeigt, dass eng zusammengehörende Begriffe nicht durch Punkte getrennt werden.
Die Tel Dan Stele bestätigt somit die biblische Geschichte, wie sie in 2. Könige 9 und 2. Chronik 22 berichtet wird.
Die Stele erwähnt fünf Personen, die auch in der Bibel vorkommen: König Hadad von Syrien, seinen Sohn Hazael, Joram, den Sohn Ahabs, König von Israel, Ahasja, den Sohn Jorams, König von Juda, und König David als Begründer der Dynastie.
Heute sind Dutzende von Einzelpersonen aus dem Alten Testament durch Inschriften belegt. Diese Stichprobenkontrollen zeigen, dass die Bibel kein Märchenbuch ist, sondern dass das, was sie berichtet, tatsächlich so stattgefunden hat.
Die Tel Dan Stele können Sie im Original im Israel Museum in Jerusalem besichtigen. Im Frühjahr kann man sie dort sehen.
Zum Abschluss möchte ich das Wort des Herrn Jesus aus Johannes 17,17 zitieren: „Dein Wort ist Wahrheit.“ Als Archäologe und Hochschuldozent an der SDH Basel kann ich dem nur zustimmen. Wo immer wir hinschauen, können wir bestätigen: Dein Wort ist Wahrheit.
Religiöse Vorschriften und kulturelle Praktiken
Ich muss nicht alles im Detail kommentieren, sondern einfach verschiedene Ansichten darlegen.
Hier sehen Sie die Treppen, die hinaufführen zum Altar – Treppen. Ausdrücklich war das im Buch Exodus verboten. Bei dem Altar Gottes darf es keine Treppen geben, sondern es muss eine Rampe sein. Der Grund dafür ist, dass, wenn die Priester mit ihren langen Gewändern hinaufgehen, beim Treppenschreiten nichts von ihrem Fleisch zu sehen sein darf.
Sie denken vielleicht, das ist sehr übertrieben, dass man von den Männerbeinen gar nichts sehen darf. Dieses strikte Gebot galt jedoch im Zusammenhang mit dem Gottesdienst, nicht allgemein. Sonst dürfte man schon Treppen steigen, aber nicht beim Altar. Warum?
Weil Unzucht eine ganz zentrale Rolle bei den kanaanitischen Kulten spielte. An diesen Höhenheiligtümern der Kanaaniter, wo Kinder geopfert wurden, betrieb man auch systematisch Prostitution. Durch diesen Kult wurden praktisch alle Ehen zerstört. Denn gewissermaßen gingen alle Männer fremd mit diesen Kulthuren.
Und warum? Man sagte, durch diese Prostitution würde der Fruchtbarkeitsgott Ba'al angeregt, im nächsten Frühjahr eine fruchtbare Zeit für die Landwirtschaft zu schenken. Man kann sich kaum vorstellen, wie brutal pervers diese Religion der Kanaaniter war.
Dann versteht man auch besser, warum nach diesen 400 Jahren Wartezeit, die Abraham angerechnet wurden, schließlich das Gericht Gottes über diese Kultur kam. Ich habe gesagt, im letzten Moment kehrte die Hure Rahab noch um und erfuhr Gottes Gnade. Doch die Bibel zeigt, es gibt ein „zu spät“. Gott gibt Gnade, aber nicht immer.
Sie sehen also: Jeroboam hat sich natürlich nicht darum gekümmert. Er baute Treppen für den Altar.
Archäologische Details des Altars und Priestergebäude
Der israelitische Gottesdienst sollte sich klar vom Gottesdienst der Kanaaniter abgrenzen.
Hier sehen Sie den Altar deutlich sowie die Treppe, die zur Plattform hinaufführte. Seitlich von der Plattform des Goldenen Kalbes sind die originalen Steine zu erkennen. Man sieht, wie sie mit Randschlag und einem hervorstehenden sogenannten Spiegel zugeschlagen wurden. Diese Steine sind teilweise fast dreitausend Jahre alt und erstaunlich gut erhalten.
Daneben wurden Priestergebäude mit Nebenräumen gefunden, die für diese falschen Priester bestimmt waren. Diese Priester mussten nicht mehr dem Stamm Levi angehören. Die Organisation war viel lockerer als in der Bibel festgelegt, wo alles genau geregelt ist. Es wurde offenbar erlaubt, dass alle, die wollten, den Dienst ausüben konnten.
Hier sehen Sie verschiedene Ansichten dieser Priestergebäude. Im Hintergrund, ganz am Horizont, ist eine weiße Linie zu erkennen. Das ist der Libanon. Der Name Libanon bedeutet „der Weiße“ und bezieht sich auf das weiße Gebirge im Libanon.
Stadtmauern und städtische Architektur in der Zeit Ahabs
Nun wenden wir uns der späteren Zeit zu und betrachten die Stadtmauern aus der Epoche von Ahab. Ahab war König von etwa 916 bis 897 v. Chr. Nach ihm regierten sein Sohn Ahasja und anschließend Joram. Aus dieser Zeit stammen die Mauern, die Sie hier sehen.
Die Mauern bestehen aus unbearbeiteten Steinen, wie Sie in Tel Dan erkennen können. Zu dieser markanten Bauweise gibt es verschiedene Ansichten. Hier sehen Sie das Stadttor mit dem Vorplatz, der in die Stadt Dan führt – ebenfalls aus der Zeit Ahabs.
Im Zentrum des Bildes, direkt beim Stadttor, erkennt man eine Kultstätte. Dort befand sich eine kanonitische Kultstätte, die vermutlich für Götzendienst genutzt wurde. Links im Bild sehen Sie diese Kultstätte etwas genauer. Es handelt sich um eine sogenannte „Mama“, die wir auch in Hazor gefunden haben.
Hier sehen Sie einen Blick auf den Weg innerhalb der Stadt, der zum Stadttor führt. Wir befinden uns nun auf der anderen Seite und treten gerade durch das Stadttor nach innen ein. Wenn wir nun nach draußen gehen, verlassen wir die Stadt durch dieses Tor.
Der Sitz des Richters im Stadttor
Innerhalb des Stadttors wurde dieser Sitz gefunden. Es handelte sich um den Sitz des Richters. Die Bibel erwähnt immer wieder, dass die Richter im Stadttor saßen.
Man sieht also diese Hütte, eine kleine Plattform, auf der der Thron stand – der Sitz des Richters. An der Seite erkennt man drei Steinsockel mit Aushöhlungen für Holzsäulen. Diese trugen einen Baldachin, ein Dach über dem Sitz des Richters.
Die Archäologie hilft uns hier, Dinge des Alltags in biblischer Zeit besser zu verstehen. In 2. Samuel 19 lesen wir in einem ganz anderen Zusammenhang von König David: Der König machte sich auf und setzte sich ins Tor. Dann wurde es dem ganzen Volk berichtet, und man sagte: „Siehe, der König sitzt im Tor.“ Daraufhin kam das ganze Volk vor den König.
Israel war zu dieser Zeit geflohen, und jeder war zu seinen Zelten gegangen, nicht zu seinen Häusern. Das zeigt, dass viele Menschen auch zur Zeit von König David noch in Zelten wohnten.
Das eigentliche Thema ist jedoch, dass der König als oberster Richter sich ins Stadttor setzte. Die Leute kamen dann, um ihre Gerichtsangelegenheiten vorzubringen. Teldan veranschaulicht das sehr anschaulich.
Der Richter auf dem Bild hätte eigentlich auf einem Stuhl sitzen sollen. Dieser war jedoch aus Holz, weshalb er nicht mehr erhalten ist. Holz verrottet im Laufe der Zeit normalerweise.
Die Tel Dan Stele als Beleg historischer Ereignisse
Noch etwas ganz Besonderes: Abraham Biran hat bei seinen Grabungen Überreste einer Inschrift auf Aramäisch entdeckt. Es handelt sich um insgesamt drei Bruchstücke. Sie zeigen eine sehr schöne Schrift, die sowohl für Aramäisch als auch für Hebräisch damals verwendet wurde.
Diese sogenannte Tel Dan Stele berichtet aus der Sicht des syrischen Königs Hazael, wie er Krieg gegen den König von Israel führte, der mit dem König von Juda verbündet war. Dabei errang er einen entscheidenden Sieg. Die Stele ist eine Siegestele.
Hazael von Syrien kam nach Tel Dan, dem äußersten Außenposten, und eroberte es. Anschließend errichtete er dort diese Siegesstele. Später nahmen die Israeliten die Stele, zerschlugen sie und verwendeten die Bruchstücke beim Bau in Tel Dan wieder. So wurden diese Fragmente als wiederverwendete Bausteine gefunden.
Die Schicht, in der die Bruchstücke entdeckt wurden, lag unterhalb der Zerstörungsspuren von 732 v. Chr. Das bedeutet, die Inschrift ist garantiert älter als 732 v. Chr.
Der Inhalt der Stele entspricht der Geschichte, die wir aus der Bibel kennen, genauer aus 2. Könige 9. Dort wird biblisch beschrieben, wie dieser Krieg zwischen Hazael und den Königen von Israel und Juda stattfand. Man kann das in der Bibel nachlesen.
Die Erwähnung des Hauses Davids in der Tel Dan Stele
Und noch etwas Schönes: Ich habe hier blau unterstrichen, das ist nicht im Original drin. Können Sie das lesen? Da steht Beit David, Haus Davids.
Er erwähnt nämlich den König von Juda und nennt ihn den König des Hauses Davids. Beit David ist in der Bibel der übliche Ausdruck für die Dynastie, die Königsdynastie von David. Er erwähnte also im neunten Jahrhundert, das ist nicht sehr viel später nach dem Tod von König David selbst, dass es in Juda eine Dynastie von Söhnen Davids gab.
In der liberal-kritischen Wissenschaft hat man bisher gesagt, König David sei eine Erfindung und habe nie existiert. Nun findet Abraham Biran diese Bruchstücke, die ausdrücklich das Haus Davids erwähnen: Beit David.
Sie sehen auf dieser Inschrift, zwischen den Wörtern gibt es Punkte. Sehen Sie die? Es gibt keine Kommas, keine neuen Abschnitte und so weiter, aber diese Punkte sind da. Das war in dieser Zeit üblich, dass man die Wörter durch Punkte trennte.
Jetzt sehen Sie bei David, dass es keinen Punkt dazwischen gibt. Kritiker wollten sich noch retten und sagten, das dürfe nicht bei David sein, denn dann wären es ja zwei Wörter, und da müsste inzwischen ein Punkt sein.
„Ja, was heißt das denn? Wir wissen es auch nicht. Vielleicht ist es ein anderes, unbekanntes Wort, aber es heißt nicht das Haus Davids.“ So wird in der Kritik gearbeitet. Man hat zwar keine bessere Erklärung, aber es darf nicht König David sein, weil kein Punkt dazwischen steht.
In der Zwischenzeit hat man eine andere Inschrift gefunden, ebenfalls aus der ersten Tempelzeit. Dort wird das Haus des Herrn – der Tempel in Jerusalem, der Salomo-Tempel – erwähnt: Beit Adonai.
Wissen Sie was? Zwischen Beit und Adonai gibt es keinen Punkt. Das zeigt, dass Begriffe, die ganz eng zusammengehören, nicht durch einen Punkt getrennt werden.
Nun ist Beit David, also das Haus Davids, ein eng zusammengehörender, fester Begriff. Deshalb darf dort kein Punkt sein.
Bestätigung biblischer Geschichte durch archäologische Funde
Die Tel Dan Stele bestätigt die Geschichte, wie sie in 2. Könige 9 und 2. Chronik 22 berichtet wird.
Die Stele spricht über König Hadad, König von Syrien, den Vater von Hazael, der die Inschrift verfasst hat und ebenfalls König von Syrien war. Weiterhin werden Joram, der Sohn Ahabs und König von Israel, sowie Ahasja, der Sohn Jorams und König von Juda, erwähnt. Auch König David wird als Begründer der Dynastie genannt.
In dieser Stele kommen also fünf Einzelpersonen vor, die auch in der Bibel erwähnt werden. Heute sind wir nicht mehr so beeindruckt davon, denn es gibt Dutzende von Einzelpersonen aus dem Alten Testament, die durch Inschriften belegt sind. Diese Personen können Könige oder auch Privatleute sein, die in der Bibel genannt werden und deren Namen konkret in Inschriften gefunden wurden.
Solche Stichprobenkontrollen zeigen uns, dass die Bibel kein Märchenbuch ist, sondern dass das, was sie berichtet, tatsächlich so stattgefunden hat. Die Tel Dan Stele sollten Sie daher nicht vergessen.
Das Original können Sie im Israel Museum in Jerusalem ansehen. Im Frühjahr können Sie gern mitkommen, dann zeige ich es Ihnen.
Schlusswort: Die Wahrheit des Wortes Gottes
Und damit möchte ich abschließen mit dem Wort des Herrn Jesus in Johannes 17,17. Er spricht zum Vater und sagt: „Dein Wort ist Wahrheit.“
Als Archäologe und Hochschuldozent an der SDH Basel unterrichte ich diese Dinge. Auch ich als Dozent für Archäologie muss dem zustimmen und sagen: Wo wir auch hinschauen, können wir bestätigen, dass es so ist – Dein Wort ist Wahrheit.
