Okay, dann gehen wir zur zweiten Einheit über: die vier Feinde des Herzens. Simon führt uns wieder ein, und zwar beginnen wir erneut mit dem Thema Schuld.
In der ersten Stunde haben wir analysiert, was das Problem ist. Jetzt, in der zweiten Stunde, schauen wir uns an, welche Lösung uns das Wort Gottes dafür gibt.
Wir starten gleich mit dem Zorn. Aber zunächst, was ist die Lösung, wenn ich mit Schuld belastet bin? Die Antwort, die uns gegeben wird, ist sehr einfach: Es ist das Bekenntnis der Schuld.
Wer die Bibel dabei hat, kann Psalm 32, Verse 1 bis 5 aufschlagen. In Psalm 32, Verse 1 bis 5, geht es um David, der schuldig geworden ist, weil er Ehebruch begangen hat. Er hat dann versucht, diese Schuld zu verbergen und zu verstecken.
Der Psalm beschreibt, wie es ihm dabei ergangen ist: "Glücklich der, dem die Übertretungen vergeben sind, dem die Sünde zugedeckt ist. Glücklich der Mensch, dem der Herr die Schuld nicht zurechnet und in dessen Geist kein Trug ist."
David sagt weiter: "Als ich schwieg, zerfielen meine Gebeine durch mein Gestöhn den ganzen Tag. Tag und Nacht lastete auf mir deine Hand. Verwandelt wurde meine Kraft in Sommergluten. So tat ich dir kund meine Sünde und deckte meine Schuld nicht zu. Ich sagte: Ich will dem Herrn meine Übertretung bekennen, und du hast die Schuld meiner Sünde vergeben."
Menschen, die Schuld auf sich laden und diese nicht bekennen, sondern als Geheimnis mit sich tragen, tragen immer eine schwere Last mit sich. Das zeigt sich auch darin, wie David sagt: "Als ich schwieg, zerfielen meine Gebeine." Man verliert die Lebensfreude, alles wird schwer.
Im Neuen Testament findet sich ein ähnlicher Gedanke, zum Beispiel im Jakobusbrief 5, Vers 16. Dort geht es zwar hauptsächlich um Heilung, aber der Apostel Jakobus sagt: "Bekennt nun einander die Sünden und betet füreinander, damit ihr geheilt werdet."
Ein Mensch, der seine Sünden bekennt, wird nicht nur von der Last befreit. Es kann auch sein, dass er körperlich belastet war und sogar körperliche Genesung erfährt. Das passiert immer wieder. Oft ist es eine Schuld, die nicht nur seelisch, sondern auch körperlich niederdrückt.
Darum, wenn jemand ein Geheimnis hat, das vielleicht schon Jahre oder sogar Jahrzehnte mit sich herumträgt, möchte ich ermutigen, dieses Geheimnis zu bekennen. Der Ruf kann vielleicht angekratzt werden, vielleicht wird eine Beziehung erschüttert, wenn man sagt: "Das habe ich getan, das habe ich gesagt." Das kann sein, aber eines kann ich versprechen: Das Herz wird gesünder werden.
Wenn jemand sagt: "Ich habe Angst, ich will das nicht sagen, weil ich nicht weiß, was dann passiert", muss man sich bewusst machen: Entweder ich bekenne es jetzt oder später finden es andere sowieso heraus. Wir können unser Herz nicht für immer verstecken.
Ein Herz, das Schuld hat, häuft immer mehr Schuld an – das ist das Problem. Wenn ich schuldlos werde, kann ich wieder aufatmen, ich kann wieder leben. Das ist so wichtig.
Eine Frage, die ich oft bekomme, wenn ich darüber spreche, ist: Muss ich meine Schuld jetzt nur Gott bekennen, oder muss ich sie auch einem Menschen bekennen?
Die Antwort darauf ist, dass es einen Unterschied macht, ob es sich um eine private oder eine öffentliche Schuld handelt. Das heißt, wenn die Sünde niemanden verletzt hat, kann ich sie zwischen mir und Gott ausmachen. Wenn die Sünde jedoch mit einem anderen Menschen zu tun hatte, dann muss ich sie auch diesem Menschen bekennen.
Ein Beispiel: Es ist mir zwei- oder dreimal passiert, dass jemand zu mir kam und sagte: „Du, Hans-Peter, ich muss dir etwas bekennen.“ Ich antwortete: „Ja, ich habe dich noch gar nicht gesehen.“ Dann sagte die Person: „Ja, aber ich war neidisch auf dich oder wollte etwas von dir oder Ähnliches. Und jetzt muss ich bekennen, dass ich so war.“ Ich habe dann gesagt: „Das brauchst du nicht, ich habe auch nichts davon. Du kannst es Gott bekennen, danke, dass du es mir gesagt hast.“
Persönlich muss man es nur bekennen, wenn der andere Mensch involviert ist. Aber Schuld bekennen muss man. Dabei muss man sagen, dass wir Protestanten leider oft zu viel davon vernachlässigt haben. Denn bei den Katholiken gibt es die Beichte.
Das ist vielleicht nicht der geschickteste Ort, wie man das beim Beichtstuhl und so weiter praktiziert hat, aber das Prinzip der Beichte ist wahnsinnig wichtig.
Zweitens: Was ist die Lösung für Zorn? Ich muss vergeben. Auch bei Schuld: Ich muss um Entschuldigung bitten und meine Schuld bekennen.
Was sagt die Bibel dazu? Wenn man Psalm 25 liest, finden wir dort wichtige Hinweise. In Psalm 25,11 heißt es: „Um deines Namens willen, Herr, vergib mir meine Schuld, denn sie ist groß.“ Und in Psalm 25,18 steht: „Sieh mein Elend an und meine Mühsal und vergib alle meine Sünden.“
Im Neuen Testament, im Epheserbrief Kapitel 4, Vers 26, schreibt der Apostel Paulus über den Umgang mit Zorn: „Zürnet und sündigt dabei nicht! Die Sonne gehe nicht unter über eurem Zorn, und gebt dem Teufel keinen Raum.“ Das bedeutet: Gib dem Teufel keinen Raum in deinem Leben. Lass das Böse nicht zu, sondern vergib und gehe nicht mit Zorn ins Bett. Gehe bewusst mit deinem Zorn um.
Bei zornigen Menschen ist es oft so, dass sie dem anderen etwas nachtragen. Das wurde mir auch von einem Prinzen so gesagt: „Der trägt dem anderen etwas nach, sie trägt ihm etwas nach, er trägt ihr etwas nach.“ Wer nicht vergibt, trägt diesen Groll bei sich. Das ist Zorn – und letztlich bist du selbst der Belastete.
Deshalb ist es so wichtig zu erkennen, dass Gott sagt: „Geh mit deinem Zorn um, vergib!“ Das heißt nicht, dass ich als Christ eine Pflicht habe, alles zu tun und zu vergeben, egal was passiert. Das Gegenteil ist der Fall: Als Christ kannst du den Zorn, den du trägst, loswerden und frei sein. Es ist ein Angebot, keine Verpflichtung.
Oft sehen wir Dinge, die uns als Verpflichtung erscheinen, in Wirklichkeit aber ein Angebot zur Freiheit sind. Im Epheserbrief, Kapitel 4, Vers 31, heißt es: „Alle Bitterkeit und Wut und Zorn und Geschrei und Lästerung sei von euch weggetan samt aller Bosheit.“ Das klingt einfach: Wenn du zornig oder wütend bist, dann tu es weg!
Doch wie gelingt das? Im nächsten Vers, Epheser 4,32, steht: „Seid aber zueinander gütig, mitleidig und vergebt einander, so wie auch Gott in Christus euch vergeben hat.“ Hier liegt der Schlüssel: Wie kann ich vergeben? Indem ich weiß, dass ich selbst schuldig geworden bin und Gott mir voll vergeben hat.
Ich soll vergeben, so wie Christus mir vergeben hat. Ich muss mich darauf konzentrieren: Gott, du hast mir alles vergeben. Ich bin ein freier Mensch, weil du mir vergeben hast. Deshalb habe ich die Freiheit, auch dem anderen zu vergeben.
Übrigens, was ist Vergebung? Vergebung bedeutet: Diese Person schuldet mir etwas. Aber hier und jetzt entscheide ich, dass diese Schuld vergeben ist. Diese Person schuldet mir deshalb nichts mehr. Die Schuld ist vergeben.
Ich nehme noch einmal die Beispiele, die ich in der ersten Halbzeit verwendet habe. Zum Beispiel den Vater, der seinen Sohn verlässt, als dieser zwölf Jahre alt ist. Der Sohn sagt jetzt: „Vater, du hast uns verlassen, als ich zwölf Jahre alt war. Das war gemein und hat mir wehgetan. Du hast mich meiner Kindheit beraubt.“ Aber hier und jetzt vergebe ich dir. Du schuldest mir nicht länger die Kindheit, die du mir genommen hast. Es ist vergeben.
Vergebung bedeutet: Freund, du schuldest mir nicht länger das Vertrauen, das du missbraucht hast. Ich habe dir vergeben. Chef, du schuldest mir nicht länger die Anerkennung, die ich eigentlich verdient hätte. Es ist vergeben. Vergebung heißt, ich benenne die Schuld und streiche sie. Die Schuld ist weg.
Jetzt ist es so: Wenn du zornig bist auf jemanden und weißt, ich muss ihm vergeben, sonst trage ich ihm immer etwas nach, dann ist das weder für mich noch für den anderen gut. Dann sagst du: „Ja, Herr Vater, ich vergebe ihm.“ Aber am nächsten Tag kommt der Ärger wieder hoch. „Den Trottel kannst du nicht vergeben.“ Dann muss es wieder sein: Vergib erneut. Drei Stunden später denkst du: „Nein, das ist Blödsinn, das tut nicht.“ Dann vergib wieder. Am nächsten Tag kommt es wieder, vergib wieder.
Das ist diese tägliche Trainingseinheit, zu vergeben. Einmal hat Petrus Jesus gefragt: „Wie oft soll ich vergeben? Sieben Mal? Das ist doch schon viel.“ Jesus antwortete: „Nicht sieben Mal, sondern sieben Mal siebzig Mal.“ Vierhundertachtzig Mal jeden Tag.
Weil Jesus weiß: Intellektuell kann mein Kopf vergeben. Aber unsere Gefühle sagen: „Das ist nicht gut, der muss zurückgezogen werden.“ Dann musst du wieder vergeben, und wieder, und wieder.
Das ist eine Trainingseinheit. Erinnert euch: „Mehr als alles, was man sonst bewahrt, behüte dein Herz, in ihm entspringt die Quelle des Lebens“ (Sprüche 4,23).
Und was ganz Wesentliches dabei ist: Du wirst dich wahrscheinlich nie danach fühlen, jemandem zu vergeben, der gemein war, der etwas Falsches gesagt hat, der betrogen hat, der mit deiner Frau fremdgegangen ist oder was auch immer es war. Du wirst dich nie danach fühlen, ihm zu vergeben. Aber du weißt, es ist die einzige Möglichkeit, damit dein Herz gesund wird und damit du frei wirst.
Du wirst dich nicht danach fühlen, aber du solltest es trotzdem tun. Warum? Weil, wenn man es trotzdem tut, man das Herz trainiert. Das Herz wird gesund.
Ich vergleiche es oft so: Ich mache ja ganz gerne Sport, aber oft bin ich auch nicht motiviert. Abends komme ich nach Hause, alles, was ich will, ist mein Ruheplatz, Fernseher einschalten, Bier und Chips. Und dann denke ich: „Jetzt habe ich schon wieder zu lange nichts gemacht, ich sollte wieder mal laufen gehen.“
Dann überwinde ich meinen inneren Schweinehund, ziehe mich an – gegen mein Gefühl und meinen Verstand – und laufe los, auch wenn es bergauf geht. Wenn ich dann nach Hause komme, weiß ich, was geschehen ist: Meine Muskeln sind trainiert. Ob ich mich danach gut gefühlt habe oder nicht, ist irrelevant. Ich habe meine Muskeln trainiert.
Wenn du das tust, was richtig ist – auch in Bezug auf Vergebung – ist es nicht wesentlich, ob du dich danach gut fühlst oder nicht. Indem du es tust, wird dein Herz gesund. Das ist der Punkt.
Der dritte Punkt: Was ist die Lösung für Gier? Die Lösung für Gier ist ganz einfach: Du musst großzügig geben.
Im Lukas 12,33-34 heißt es: „Da, wo euer Schatz ist, da ist auch euer Herz.“ Das bedeutet, wo deine Gedanken sich drehen, dort liegt dein Schatz – und dort ist auch dein Herz.
Die Frage lautet: Willst du dein Herz mit Gier füttern oder mit der Liebe Jesu Christi? Im 1. Timotheus 6,10 steht: „Die Liebe zum Geld ist die Wurzel allen Übels.“ Es geht dabei nicht unbedingt um Geld an sich, sondern um die Liebe zum Geld.
Im Markus 7 sagt Jesus: „Seid nicht habgierig oder gierig.“ Und in Apostelgeschichte 20 wird ein Jesuswort zitiert: „Geben ist seliger.“ Das griechische Wort „makarios“ bedeutet, dass Geben dich glücklicher macht als Nehmen.
Glauben wir das heute noch? Geben macht wirklich glücklicher als nehmen. Wenn du Schwierigkeiten hast, etwas wegzugeben, möchte ich dich ermutigen: Sei extrem großzügig. Gib so viel, dass es dir fast weh tut.
Warum sage ich das? Weil nur Großzügigkeit die Macht der Gier im Herzen eines Menschen brechen kann – sonst nichts. Wenn wir diese Übung nicht praktizieren, wird unser Herz immer gieriger.
Geben ist ein Training. Bete einfach einmal für Menschen, von denen du glaubst, dass sie etwas brauchen oder weniger haben. Gib zum Beispiel tausend Euro und schreib nichts dazu, für wen es ist – einfach so.
Weißt du, warum das wichtig ist? Oft geben wir Geld und fügen einen Bibelspruch hinzu oder schreiben einen Namen darunter. Wenn der Empfänger das Geld bekommt, fühlt er sich verpflichtet, dir zu danken – dem großen Spender.
Wenn du nichts dazu schreibst, weißt du, wem er dann dankt? Gott. Darum geht es: Wir geben einfach, ohne dass Menschen wissen, von wem es kommt.
Wenn du das übst, wird die Macht der Gier in deinem Herzen gebrochen und dein Herz wird gesund.
Auch ich habe das gelernt. Anfangs war es für mich unangenehm, denn ich habe oft ein Problem mit Gier. Nicht so sehr mit Geld – da tue ich mich nicht schwer –, sondern oft mit Zeit.
Zeit ist meine Zeit, die will ich nicht für andere opfern, ich brauche sie für mich. Natürlich brauchen wir auch Zeit für uns, das soll nicht missverstanden werden. Aber da ist eine gewisse Gier, wenn ich sage: „Das will ich für mich“, obwohl es oft gut wäre, anderen etwas Zeit zu schenken.
Das kann sich auf viele Bereiche beziehen. Was ist also das Problem bei Gier? Gib großzügig. Am Anfang kann es schwerfallen, aber es wird besser.
Das ist eine wunderbare Sache: Wenn man lernt zu geben, verändert sich etwas.
Ich erinnere mich, wie ich mit 15 Jahren in die Jugendstunde in Ramsau bei Balsen Godleb ging. Er hat damals gesagt: „Lernt, ein bisschen was zu geben, auch wenn ihr wenig habt, um den zu segnen, der weniger hat als ihr.“
Damals habe ich als Automechaniker-Lehrling etwa tausend Schilling im Monat verdient. Ich dachte, wenn ich hundert Schilling gebe, könnte jemand davon einen Pullover kaufen oder etwas anderes.
Ich habe mir gesagt: „Das ist nicht viel, das bringt mich nicht um.“ Trotzdem hatte ich keine Freude dabei. Dann habe ich es eine Zeit lang gelassen, später wieder angefangen.
Mit der Zeit haben meine Frau Laura und ich festgestellt: Das ist eine großartige Sache. Man freut sich richtig darauf, jemandem etwas zu geben.
Ganz ehrlich: Es macht Freude, etwas zu geben, nicht zu nehmen. Das Wort stimmt: Geben ist seliger, es macht dich glücklicher.
Menschen, die immer nur nehmen und nie geben, sind oft unglücklich. Wer gibt, erfährt Freude und Freiheit.
Das war’s jetzt zu diesem Thema.
Das vierte Thema: Was ist die Lösung für Eifersucht und Neid?
Die Lösung für Eifersucht und Neid ist, den Erfolg des anderen zu feiern. Im ersten Petrusbrief, Kapitel 2, Vers 1, lesen wir Folgendes:
1. Petrus 2,1: „Legt nun ab alle Bosheit und allen Trug und Heuchelei und Neid und alles üble Nachreden!“
Legt also allen Neid ab! Petrus sagt ganz einfach: Ihr wisst doch, wie neidisch wir sein können. Also legt ihn ab! Er sagt: „Super, Petrus, das gilt wieder – wir sollen das umsetzen.“
Nun gibt es ein gutes Mittel dagegen, das im Hebräerbrief, Kapitel 3, Vers 13, steht. Hebräer 3,13 ist die Lösung für Neid und Eifersucht. Dort heißt es:
„Ermutigt oder ermuntert einander jeden Tag, solange es heute heißt, damit niemand von euch verhärtet werde durch den Betrug der Sünde.“
Er sagt also: Was ist die Lösung für Neid und Eifersucht? Mach möglichst viele Komplimente und Ermutigungen anderen gegenüber. So brichst du die Macht des Neids in deinem eigenen Herzen.
Sag dem anderen, dass er es gut gemacht hat, sogar besser als du. Mach Komplimente dem gegenüber, auf den du eifersüchtig bist, und sprich es aus. In unserer Kultur sind wir nicht besonders gut darin, Komplimente zu machen. Wir sind eher zurückhaltend. Oft denken wir es uns nur, sagen es aber nicht. Doch das Denken hilft wenig, denn der andere weiß nicht, was du denkst.
Deshalb müssen wir lernen, Komplimente zu machen. Wir werden noch eine Stunde darüber sprechen in den nächsten zwei Diensttagen.
Das heißt: Wenn du jetzt eifersüchtig bist, weil jemand viel schöner ist als du und du vielleicht denkst: „Die kann mal gestohlen bleiben“ oder Ähnliches, dann geh zu ihr hin und sage: „Weißt du was, ich möchte dir ein Kompliment machen. Das Kleid, das du trägst, ist echt schön.“
Erinnere dich: Es muss nicht von Herzen kommen – das ist nicht der Punkt. Du kannst es ruhig ehrlich meinen, aber du musst es nur üben. Es ist wahr und richtig, und indem du dich darin übst und es trainierst, wird dein Herz gesünder.
Das gilt auch, wenn du in einem Betrieb arbeitest, der vielleicht gerade nicht so gut läuft, und es gibt einen anderen Betrieb, der besser läuft als deiner. Wenn du Christ bist, ruf dort an und sag: „Ich finde es super, dass es bei euch so gut läuft. Gratulation!“
Das sollte unter Christen normal sein. Wenn du eine Kirchengemeinde hast und bei dir kommen sonntags 30 Leute, während in einer anderen Gemeinde 200 Leute kommen, dann ruf den Pfarrer an und sag: „Gratulation! Ich freue mich, dass Gott euch so segnet.“
Echtes christliches Leben sieht so aus: einander ermutigen. Doch leider gibt es unter Christen viel Gier, Neid und Eifersucht. Manche Christen sagen dann: „Das brauche ich nicht, was die haben.“
Dabei wäre es normales christliches Leben, so miteinander umzugehen und einander zu ermutigen.
Wir wissen ja, Neid und Eifersucht sind nichts Schönes, sondern etwas Hässliches. Aber wir müssen nicht so leben. Es ist sehr wichtig, das zu verstehen.
Es genügt nicht zu sagen: „Ja, ich habe ein Problem mit Eifersucht, aber so bin ich halt.“ Das hilft dir nicht. Meine Frage ist: Was tust du dagegen?
Es war witzig, als vor einigen Jahren in Deutschland, wo ich predigte, eine Nachbarin zu mir kam. Sie war noch nie bei so einem Vortrag. Sie sagte: „Weißt du, was du gesagt hast, das finde ich super, aber ich werde kein Christ.“
Ich fragte: „Warum nicht?“
Sie antwortete: „Ich tue so gerne schlecht über andere reden, und das will ich nicht lassen.“
Sie wusste genau, dass sie, wenn sie Christ wird, mit dem Schlechtreden aufhören muss. Das tut man einfach nicht. Aber das Interessante ist: Das hat sie verstanden.
Wenn man das so sagt, stellt sich die Frage: Was ist die Lösung für Schuld? Die Antwort lautet: Bekenne die Schuld. Was ist die Lösung für Zorn? Vergib. Was ist die Lösung für Gier? Gib großzügig. Was ist die Lösung für Neid und Eifersucht? Mach Komplimente, sprich sie aus.
Im Prinzip ist das nichts Neues. Das weiß eigentlich jeder. Ähnlich ist es, wenn man jemandem sagt: „Weißt du was, wenn du dick bist, dann musst du ein bisschen Sport treiben und wenig essen.“ Dann antwortet die Person vielleicht: „Das hat mir noch keiner gesagt.“ Auch das weiß jeder.
Die Sache ist jedoch die: Darüber Bescheid zu wissen, nützt überhaupt nichts. Wir müssen es praktizieren. Wir müssen diese Dinge täglich in unserem Leben einüben, sonst wird unser Herz mehr und mehr krank.
Bekenne dort, wo du geheime Schuld mit dir herumträgst. Streiche Schuld, wo dir etwas genommen wurde. Gib, wo dein Herz gierig ist. Ermutige dich selbst, wo du neidisch und eifersüchtig bist.
Ich habe auch noch so etwas Ähnliches erlebt, ähnlich wie in einer Predigt. Ein Mann kam auf mich zu und sagte: „Weißt du, Hanspeter, mir wird das Ganze zu viel. Ich bin schon ein paar Jahre Christ und habe gelernt, dass ich lieben muss. Ich muss sogar meinen Feind lieben. Und jetzt darf ich nicht einmal zornig sein, keine Schuld haben, nicht gierig und nicht neidisch sein. Das wird mir alles zu viel.“
Ich weiß, was er meint. Dieses riesige Missverständnis: Gott will ja nicht von dir, dass du Schuld bekennst, damit du jetzt wieder eine Aufgabe hast. Er will dich befreien. Er möchte, dass du frei bist und die Schuld nicht mehr mit dir herumtragen musst. Es ist ein Angebot.
Warum soll Gott dir in deinem Zorn vergeben? Damit du nichts nachtragen musst. Du kannst frei sein. Das ist sein Angebot zur Freiheit.
Du kannst großzügig geben, du musst nicht gierig sein. Was ist Schönes an Gier? Gar nichts. Du musst es nicht sein.
Und was ist Schönes an Neid? Gar nichts. Du kannst damit umgehen – mit der Hilfe Jesu. Das ist sein Angebot.
Es ist kein weiteres Gebot: „Jetzt muss ich das schon wieder tun.“ Nein, es ist ein Angebot zur Freiheit.
Ein Missverständnis entsteht oft, wenn es darum geht, was passiert, wenn man sagt: „Ich habe schon von Christen gehört, die sagen: ‚Weißt du was, ich bete jetzt einfach und bitte Gott, mir ein großzügiges Herz zu geben.‘“
Dann stellt man sich vor, Gott würde antworten: „Ja, hier, nimm einmal tausend Euro.“ Aber so funktioniert es nicht. Gott sagt vielmehr: „Nein, zuerst musst du ja dein Herz großzügig machen, und danach gebe ich dir.“ Doch tatsächlich sagt Gott: „Nein, zuerst gibst du, und dann wird dein Herz großzügig.“
Interessant ist, dass wenn wir uns darin üben, großzügig zu geben, Komplimente zu machen und andere Menschen zu ermutigen, wir zwei Jahre später in den Spiegel schauen und einen Menschen sehen, der wirklich großzügig ist. Einen Menschen, der andere segnet und ermutigt.
Es ist diese Übung, die uns frei macht und uns zu schönen Menschen werden lässt.
Eine weitere Gefahr möchte ich auch noch nennen: Es kann sein, dass einige denken: „Das interessiert mich nicht, denn das muss der Herr machen.“ Wenn du so denkst, hast du etwas missverstanden. Denn es geht um dein Herz, nicht um das der anderen. Es geht nur um dein Herz.
Was tust du mit dem, was wir jetzt besprochen haben?
Ich möchte abschließend mit einer Frage an jeden von uns schließen: Trägst du ein Geheimnis mit dir herum, das niemand kennt außer dir?
An diejenigen, die Ermutigung brauchen, möchte ich sagen: Bekenne es und warte nicht länger. Dein Herz wird dadurch gesund.
Bist du zornig oder enttäuscht über jemanden? Weißt du, ob du zornig bist, wenn du nachts heimliche Diskussionen mit der anderen Person führst und dabei das Gefühl hast, zu gewinnen? Wenn das der Fall ist, trägst du Zorn in deinem Herzen. Ich möchte dich ermutigen: Vergib, dann wirst du frei.
Bist du gierig? Vielleicht denkst du: „Nein, ich bin in einer armen Familie aufgewachsen, wir hatten nie viel, und jeder Psychologe könnte erklären, warum ich so vorsichtig bin.“ Aber weißt du was, Freund? Es bleibt trotzdem eine Herzenssache. Wie sieht es mit der Gier aus? Willst du immer mehr, vielleicht das, was andere haben?
Ich möchte dich ermutigen, das Leben zu geben. Du musst nicht so leben.
Eine interessante Erfahrung hatte ich vor ein paar Monaten in England, als ich in Manchester predigte. Dort gibt es einen Mann, den ich schon seit einigen Jahren kenne. Ich fahre jedes Jahr vor der Woche dorthin. Er ist ein kleiner, lieber Mann, bei dem ich schon öfter gewohnt habe. Er hatte Tränen in den Augen, war etwa Mitte fünfzig oder so. Er sagte: „Hans-Peter, ich muss dir etwas sagen – ich bin ein gieriger Mensch. Ich bin seit 30 Jahren im ältesten Rat der Kirchengemeinde, aber ich habe Gier in meinem Herzen.“ Das war das erste Mal, dass mir jemand so etwas gestanden hat.
Beneidest du jemanden? Beneidest du jemanden, der schöner, schneller, besser oder erfolgreicher ist als du? Bist du eifersüchtig? Dann möchte ich dich ermutigen: Sei mutig und mache dieser Person ein Kompliment. Du wirst dich nicht danach schwächer fühlen, aber du wirst merken, dass etwas in dir frei wird.
Es ist doch so: Wir wissen alle, dass Neid, Gier, Zorn und Schuld falsch sind. Das weiß jeder, egal ob Christ oder nicht. Aber warum geben wir es dann nicht dem Herrn und hören auf das, was er uns sagt?
Und noch etwas Letztes ist auch interessant: die unterschwellige Motivation. All diese vier Feinde des Herzens sind Angst – immer Angst.
Ich habe Angst, die Wahrheit zu bekennen, weil ich Angst habe, meinen Ruf zu verlieren. Ich habe Angst, zu vergeben, weil ich nicht noch einmal verletzt werden will. Ich habe Angst, großzügig zu sein, weil ich befürchte, zu kurz zu kommen. Und ich habe Angst, den Erfolg anderer zu feiern, weil ich dann nicht mehr im Mittelpunkt stehe.
Es ist immer Angst, die uns in diesen vier Bereichen motiviert. Und Angst ist niemals ein guter Motivator.
Vor zwei Wochen war ich in Wien, wo ich predigte. Dort wurde das hundertjährige Jubiläum des CVJ in Wien gefeiert, was mich sehr beeindruckt hat. Zuerst spielte eine Musikband mit jungen Leuten. Die Bandleiterin, eine attraktive junge Frau von etwa dreißig Jahren, leitete die Band.
Zwischen den Liedern erzählte sie ihr Zeugnis, was mich extrem beeindruckte. Sie berichtete, dass sie mit 26 Jahren frisch verheiratet war. Beide waren engagierte Christen. Ihr Mann, ein 27-jähriger Sportler mit Herzfehler, war plötzlich nur für eine Sekunde bewusstlos geworden – kurz nach der Hochzeit.
Dann sagte sie, sie habe die Wahl gehabt: Entweder lebe ich jetzt aus Angst – Angst vor Gott, dass er mir noch etwas nimmt – oder ich lebe weiter im Vertrauen, dass er es gut mit mir meint.
Sie fügte hinzu, dass sie sich trotz ihres Gefühls und Verstandes entschieden habe, Gott zu vertrauen. Darum stehe sie heute, viereinhalb Jahre später, wieder hier.
Das erste Konzert hat sich seitdem wiederholt. Es ist eine Entscheidung, die wir treffen, nicht ein Gefühl.
Und noch ein letztes Wort zum Abschluss: Ich bin überzeugt, dass alles, was wir gesagt haben, wahr ist. Ich bin fest davon überzeugt.
Das Problem ist jedoch, dass ich es nicht aus eigener Kraft schaffe. Ich habe gesagt, unser eigenes Herz steht uns im Weg.
Vielleicht noch ein persönliches Beispiel: Hannelore Nieser ist jetzt 25 Jahre verheiratet, so lange bin ich es heuer auch. Meistens geht es uns gut, aber wir streiten auch immer mal wieder. Das liegt an unserer sündhaften Natur. Wenn wir streiten, ist meistens ihr Problem das größere.
Wir haben eine unangenehme Angewohnheit: Wir reden dann nicht mehr miteinander. Bei uns wird es nie laut, sondern es herrscht Stille. Manchmal dauert diese Stille einen Tag, zwei Tage oder sogar länger. Das haben wir auch schon erlebt.
Ich gehe fast jeden Tag mit Jesus spazieren. Einmal sagt er mir beim Spaziergang: „Geh und entschuldige dich bei ihr.“ Ich antworte: „Herr Jesus, das ist ihr Problem, nicht meins.“ Doch er sagt: „Ist egal, geh und entschuldige dich.“
Ich weiß, mit ihm kann man diskutieren. Dann denke ich mir: „Er hilft dir nicht.“ Aber dann gehe ich hinein, sehe, dass die Küche unordentlich ist, und sie sieht nicht gut aus. Dann macht sie wieder zu. Ich gehe nochmal spazieren und er sagt wieder dasselbe.
Also gehe ich wieder hinein, lege die Hand um sie und sage: „Es tut mir leid.“ Und dann sagt sie: „Ja, das war meine Schuld, ich weiß, es war egal.“ Aber weißt du was? Ich hätte es aus eigenem Antrieb nie getan, ich war viel zu stolz dafür. Ich schaffe das nicht allein.
Ich bin so froh, dass ich Jesus habe, der mit mir geht. In seiner Kraft kann ich das tun. Das ist so wesentlich. Psychologisch ist das alles korrekt, aber wenn du jetzt nur sagst: „Okay, das tue ich“, wird es nicht funktionieren. Du brauchst Jesus dazu.
Darum lade ich dich ein, Jesus anzunehmen und zu sagen: „Herr Jesus, ich möchte mit dir leben, hier und für ewig. Ich brauche dich so dringend.“ Wenn jemand das wirklich will, kann er sich an uns wenden. Wenn jemand sagt: „Hans, ich will echt mit Jesus leben, aber ich weiß nicht, wie das geht“, dann kann er zu mir, zu Gerhard oder zu jemand anderem kommen. Es ist egal. Redet miteinander und betet miteinander.
Ich habe mein Leben Jesus gegeben, damals war ich 15 Jahre alt und im Jugendkreis in Ramsau. Seitdem hat sich mein Leben verändert, wofür ich extrem dankbar bin. Ich bete noch heute.
Zum Abschluss bete ich: Lieber Vater, es ist ein großes Vorrecht, mit dir gemeinsam durch das Leben zu gehen – hier auf Erden und über den Tod hinaus. Danke, Herr, dass du unser Gott bist, jetzt und für ewig. Dass wir nicht aus Angst motiviert sein müssen, sondern aus Liebe, weil du die Liebe in Person bist und bei uns wohnst.
Danke, Herr Jesus, es ist ein großes Privileg, dich zu kennen. Ich bete für alle, die heute hier sind und dich persönlich noch nicht kennen, dass sie sich wirklich auf dich einlassen und sagen: „Herr Jesus, ich möchte mit dir leben, ich brauche dich. Ich möchte vergeben können, meine Schuld ablegen, nicht gierig sein, nicht neidisch durchs Leben gehen, sondern frei leben.“
Herr, dafür bete ich. Nur du kannst das bewirken, und auf dich wollen wir bauen, auf deine Liebe. Segne uns, Herr, schenke uns eine gute Heimfahrt und danke, dass du bei uns bist – auch in dieser Woche. Amen.