Einführung: Die Herausforderung der Zeitüberbrückung
Guten Abend, es ist mir eine besondere Freude, heute Abend über die Ursprünge des Christentums sprechen zu dürfen. So wird das Christentum, die Welt der Evangelien und der Apostelgeschichte völlig neu erlebt. Ich hoffe, dass ich nicht zu viel verspreche.
Es stellt sich nämlich heute die Frage: Wie können wir im einundzwanzigsten Jahrhundert die Kluft von zweitausend Jahren überwinden und in die damalige Zeit eintauchen, um etwas Zuverlässiges über die Entstehung des Christentums zu erfahren?
Vielleicht wissen Sie, dass schon vor Jahrhunderten der Aufklärer Lessing von einem garstigen Graben gesprochen hat, der uns von den Ursprüngen des Christentums trennt. Damit wollte er sagen, dass wir eigentlich gar nicht Zuverlässiges wissen können. Dem wollen wir jedoch ganz deutlich widersprechen.
Wir haben verschiedene Möglichkeiten, um in die Vergangenheit zurückzukehren. Eine Möglichkeit ist die moderne Archäologie. Insbesondere im zwanzigsten Jahrhundert wurden gewaltige Fortschritte in der biblischen Archäologie in Israel und den umliegenden Ländern gemacht. Es ist so eindrücklich, dass man sagen kann, die Steine schreien und legen Zeugnis ab über die damalige Zeit.
Es ist uns also möglich, allein schon dadurch vieles über diese so bedeutsamen Ereignisse vor zwei Jahrtausenden zu erfahren. Aber wir haben auch die Möglichkeit, durch schriftliche Überlieferungen – außerbiblisch und biblisch – in diese Zeit zurückzukehren.
Die wichtigsten Überlieferungen sind natürlich die Schriften des Neuen Testaments. Hier sehen Sie eine Seite aus dem Codex Sinaiticus. Heute besitzen wir etwa fünf griechische Manuskripte vom Neuen Testament. Das ist absolut beeindruckend. Denken Sie daran: Von den griechischen und lateinischen Klassikern ist es gut, wenn wir für ein Werk vielleicht ein Dutzend Handschriften haben.
Auch im Neuen Testament haben wir eine so breite textliche Grundlage: fünf griechische Handschriften, dazu kommen noch die alten Übersetzungen – auf Lateinisch, Syrisch und so weiter, Koptisch. Das sind dann nochmals etwa zehn Handschriften.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist der Abstand der ältesten Handschriften zu den Originalen. Heute ist es möglich, bis auf einige Jahre an die Originale heranzukommen. Das ist aufsehenerregend, denn bei den griechischen und lateinischen Klassikern beträgt der Abstand zwischen dem Original und der ältesten erhaltenen Handschrift gewöhnlich etwa neunhundert bis tausenddreihundert Jahre.
Bei den neutestamentlichen Handschriften kommen wir jetzt tatsächlich, durch die Funde des zwanzigsten Jahrhunderts, auf einen Abstand von nur einigen Jahren.
Die Bedeutung der frühesten Handschriften
Hier sehen Sie den P 52, das ist die Katalognummer des Papyrus 52. Sie können diese Nummer ruhig auswendig lernen, auch wenn ich heute Abend nicht alle fünf Handschriften aufzählen werde.
Der P 52 ist ein kleines Fragment aus dem Johannesevangelium. Es wurde in den zwanziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts entdeckt. Aufgrund der Paläographie, also des Schriftbildes, konnte man ihn auf etwa 115 nach Christus datieren. In älteren Büchern findet man noch die Angabe 125, aber heute tendiert man eher zu etwa 115.
Bedenken Sie, dass das Johannesevangelium um etwa 95 nach Christus in Ephesus, im heutigen Gebiet der Türkei, geschrieben wurde. Hier haben wir also bereits eine Abschrift in Ägypten, die vielleicht nur zwanzig Jahre jünger ist als das Original. Das ist fantastisch.
Natürlich ist der Text sehr klein, vorne und hinten fehlen Teile, aber gerade an der Stelle, an der man eine Stichprobe machen konnte, bestätigte er den bisherigen Text.
Hier sehen Sie den P 47, auch diese Nummer sollten Sie sich merken. Diese Handschrift umfasste einst alle Briefe des Paulus, einschließlich des Hebräerbriefs. Heute sind noch etwa 80 Seiten erhalten. Die Handschrift wurde in den dreißiger Jahren entdeckt. Ein damaliger Spezialist schätzte aufgrund einer Seite überblicksmäßig das Entstehungsdatum auf ungefähr 200 nach Christus.
In der Fachliteratur finden Sie deshalb die Angabe: P 47, ungefähr 200 nach Christus.
Vor einigen Jahren hat ein koreanischer Gelehrter namens Kim in Deutschland diese Handschrift gründlich untersucht. Aufgrund des Schriftbildes, das man genau in Jahrzehnten einordnen kann, weil man datierte Handschriften kennt, kam er zu dem Schluss, dass sie zwingend zwischen 75 und 100 nach Christus geschrieben wurde.
Der Zweite Timotheusbrief, der letzte Brief von Paulus, wurde um 67 nach Christus verfasst. Damit haben wir hier eine Handschrift, die im besten Fall nur wenige Jahre vom Original entfernt ist.
Außerdem hat Paulus Briefe nach Rom, Thessaloniki, also nach Italien, Griechenland und in die Türkei geschrieben. Hier finden wir diese Briefe bereits gesammelt in Ägypten. Der Text, den wir schon immer hatten, wurde dadurch nur bestätigt.
Es wurde deutlich, dass das Neue Testament nicht, wie früher von kritischer Seite behauptet, im Laufe der Zeit stark verändert wurde. Man hatte zum Beispiel gesagt, dass um 300 nach Christus mit der konstantinischen Wende eine Totalrevision des Neuen Testaments stattgefunden habe. Das können Sie getrost vergessen, das ist ein reiner Mythos.
Wir können jetzt bis ins erste Jahrhundert zurückgehen und sehen: Die Bibel hat nie eine Totalrevision erlebt. Die Menschen im ersten Jahrhundert hatten dieselbe Bibel und dieselbe Botschaft wie wir heute.
So ist es uns möglich, auf verschiedene Weise in die Zeit vor zweitausend Jahren zurückzukehren.
Die prophetische Vorbereitung auf das Christentum
Bevor wir uns den Beginn des Christentums näher anschauen, wollen wir zunächst weiter zurückgehen in die Zeit um 400 v. Chr. In dieser Zeit lebte der letzte Prophet des Alten Testaments, Malachi.
Der Talmud, das wichtigste theologische Werk im Judentum, sagt an mehreren Stellen, dass nach dem Tod der Propheten Haggai, Zacharia und Malachi der Heilige Geist von Israel wich. Ich wiederhole: Nach dem Tod von Haggai, Zacharia und Malachi, den Propheten, wich der Heilige Geist von Israel.
Die Juden wussten in der folgenden Zeit, dass sie keine Propheten mehr hatten, die Schriftautorität besaßen und dem Kanon der Bibel etwas hinzufügen konnten. In den folgenden 400 Jahren wurden viele Bücher verfasst, unter anderem auch die Apokryphen, doch man wusste, dass diese Bücher keine göttliche Schriftautorität besaßen.
Der letzte Prophet Malachi sprach, wie die Propheten vor ihm, vom Kommen des verheißenden Erlösers. Hunderte von Prophezeiungen findet man im Alten Testament. Noch einmal wird in Malachi 3,1 auf ihn hingewiesen: „Siehe, ich sende meinen Boten, dass er den Weg bereite vor mir her.“ Hier hören wir die Stimme des Messias durch den Propheten.
Weiter heißt es: „Und plötzlich wird zu seinem Tempel kommen der Herr, den ihr suchet, und der Bote des Bundes, den ihr begehret. Siehe, er kommt, spricht der Herr der Heerscharen.“ Das jüdische Volk wurde durch den letzten Schriftpropheten noch einmal auf das plötzliche Kommen des Messias, des Boten des neuen Bundes, hingewiesen. Dieser soll dann zum Tempel nach Jerusalem kommen. Diese Verkündigung fand in der Zeit des zweiten Tempels statt.
Wie gesagt, nach Malachi kamen keine Schriftpropheten mehr. Zum Beispiel steht im apokryphen Buch 1. Makkabäer 9 über die Makkabäerzeit im zweiten Jahrhundert: „Es war eine solche Trübsal in Israel, wie noch nie gewesen ist, seitdem man keine Propheten mehr hat.“
In dieser Zeit widmete man sich umso mehr dem Abschreiben und dem Studium der Heiligen Schriften. Dies geschah alles in der Erwartung des kommenden Erlösers. Aufgrund von Daniel 9 konnte man sogar berechnen, wann der Erlöser kommen würde. Die Berechnungen führten ins erste Jahrhundert nach Christus.
Begriffserklärung: Christus, Messias und ihre Bedeutung
Nun, wenn wir über das Christentum sprechen, muss ich zunächst den Begriff Christus erklären, von dem sich dieser Ausdruck ableitet. Christus ist ein griechisches Wort, latinisiert eigentlich Christos, und bedeutet „Gesalbter“. Es ist die griechische Übersetzung des hebräischen Wortes Maschiach, das genau dasselbe bedeutet: „Gesalbter“.
Maschiach wurde von Griechen, die das „Sch“ nicht aussprechen konnten, als Messias ausgesprochen. Sie sehen also: Christus, Maschiach, Messias – das ist alles dasselbe.
Was bedeutet dieser Ausdruck? Er bezeichnet einen gesalbten Propheten, Priester oder König. Im Alten Testament konnte ein Prophet gesalbt werden, ebenso ein Priester oder ein König – diese drei wichtigen Ämter.
Der Messias, der kommende Christus, sollte eine Person sein, die all diese Ämter – Prophet, Priester und König – in sich vereint. Im Alten Testament waren diese Ämter getrennt; man konnte nicht nach göttlicher Vorschrift alle drei Ämter gleichzeitig besitzen.
Sie sehen, die Gewaltentrennung ist keine Erfindung der Aufklärung, sondern findet sich bereits in der Bibel. Im kommenden Messias sollten jedoch alle Ämter vereinigt werden.
Nun verstehen Sie auch, was der Ausdruck „Christ“ eigentlich bedeutet: Ein Christ ist ein Mensch, der sich auf die Seite des Messias stellt. Christen sind also messianische Menschen. So viel zur Begriffserklärung.
Historische Rahmenbedingungen vor der Zeitenwende
Ich habe über das Jahr 400 vor Christus gesprochen, die Zeit des letzten Propheten des Alten Testaments. Die Geschichte ging jedoch weiter. Maleachi lebte in der Zeit des persischen Weltreiches.
Um 336 vor Christus kam ein junger, zwanzigjähriger Mann mit einer Armee von etwa zehntausend Leuten aus Griechenland und brach nach Osten auf. Es war Alexander, in der Schule als Alexander der Große bekannt. In der Rekordzeit von dreizehn Jahren eroberte er die ganze Welt bis nach Indien.
Dadurch errichtete er das griechische Weltreich, und Griechisch wurde zur Weltsprache. In diesem gesamten Kulturkreis verbreitete sich die griechische Sprache. Griechisch wurde schließlich das Englisch von heute.
Jetzt spreche ich über die Präparatio Evangelica, die Vorbereitung des Evangeliums. Die griechische Sprache in einem weiten Kulturraum war eine wichtige Vorbereitung für die Verbreitung des Evangeliums. Das Neue Testament wurde ursprünglich auf Griechisch geschrieben.
Hier sehen Sie das persische Weltreich, das Alexander der Große erobert hatte. Dadurch konnte das Griechische von Griechenland bis nach Indien, bis zum Indus, verbreitet werden.
Um 280 vor Christus ereignete sich ein weiteres wichtiges Ereignis: In Ägypten wurde das Alte Testament auf Griechisch übersetzt. Nach Überlieferung wurde diese griechische Übersetzung in der berühmten wissenschaftlichen Bibliothek von Alexandria aufbewahrt.
Die Bibliothek gibt es heute nicht mehr. Symbolisch habe ich hier in Alexandria die Universitätsbibliothek fotografiert. Das war etwas ganz Gewaltiges. Damals lebten viele Juden in Ägypten, die das Hebräische immer mehr verloren.
Deshalb war es nötig, dass sie eine Bibel in einer verständlichen Sprache hatten. Darum musste die Bibel auf Griechisch übersetzt werden. Diese Übersetzung wurde im gesamten Mittelmeerraum verwendet.
Es gab viele Juden, die überall Handel trieben und sich rund ums Mittelmeer zerstreuten. Sie hatten Schwierigkeiten mit Hebräisch. So begann man in all den Synagogen, die rund ums Mittelmeer gebaut wurden, die Bibel auf Griechisch vorzulesen.
Der große Vorteil war: Zum ersten Mal konnten nichtjüdische Menschen einen einfachen und direkten Zugang zur Bibel finden und damit zu dem einen Gott der Bibel.
Die politische und religiöse Situation zur Zeitenwende
In den Jahren vor Christi Geburt herrschte ein Edomiter namens Herodes über das jüdische Volk. Er war verhasst und galt als blutrünstige Bestie. Um sich beim jüdischen Volk beliebt zu machen, opferte er schließlich aus seinen unermesslichen Privatschätzen so viel Geld, dass die Juden den Tempel in Jerusalem prächtig aus- und umbauen konnten.
Diese Arbeiten begannen 19 Jahre vor Christus. Die Hauptarbeiten waren nach etwa acht Jahren abgeschlossen. Dabei wurde die Plattform des Tempels auf die doppelte Größe erweitert – auf 144 Quadratmeter. Ich habe das bereits gestern erklärt: Auf dieser Fläche könnte man alle alten Kathedralen Englands unterbringen und hätte noch Raum übrig.
Was dort stand, war das größte Heiligtum der alten Welt. Das im Norden gelegene Bezetatal wurde künstlich aufgeschüttet, um die Plattform massiv nach Norden erweitern zu können. So entstand in Jerusalem ein so herrlicher und großartiger Tempel, dass er Weltruhm in der heidnischen Welt erlangte. Er war weit prächtiger als der sprichwörtlich majestätische salomonische Tempel.
Das wissen viele gar nicht. Sie denken, der zweite Tempel sei im Vergleich zum ersten nichts Besonderes gewesen. Doch in den Jahren vor der Zeitenwende erreichte er seine größte Schönheit. Auch Jerusalem stieg damals zu seiner höchsten Blüte auf.
Die Geburt und die prophetische Erfüllung in Jesus von Bethlehem
Ein Kind wurde in Bethlehem geboren, aber nicht irgendein Kind. Dieses Kind erfüllte eine Prophetie nach der anderen über den Messias. Schließlich erfüllte Jesus, der in Bethlehem geboren wurde, mehr als dreihundert Prophezeiungen aus dem Alten Testament wortwörtlich in seiner Person.
Bereits der Prophet Micha hatte im achten Jahrhundert vor Christus über den Messias gesprochen. In Micha 5,2 heißt es: „Und du, Bethlehem-Ephrata, die du klein bist unter den Tausenden von Juda, aus dir soll mir hervorgehen, der Herrscher über Israel sein wird. Und seine Ursprünge sind von der Urzeit, von den Tagen der Ewigkeit her.“ Die alten Rabbiner überlieferten, dass sich diese Stelle auf den Messias bezieht. Somit wurde er in dem kleinen Städtchen Bethlehem geboren – genau am richtigen Ort.
Wir haben nun einen kleinen Einblick gewonnen, wie die Zeit vorbereitet wurde. Einige Punkte zeigen, dass Jesus Christus genau zur richtigen Zeit geboren wurde. So konnte er auch die Zeitangabe aus dem Propheten Daniel erfüllen, der den Zeitpunkt des Kommens des Messias vorhersagte.
Paulus schrieb in Galater 4,4: „Als aber die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau, geboren unter dem Gesetz.“ Christus kam also nicht irgendwann, sondern genau zu dem Zeitpunkt, als die Zeit erfüllt war.
Zusammenfassung der vorbereitenden Faktoren
Wir fassen jetzt systematisch zusammen, so wie wir das in der Schule gelernt haben, als die Zeit erfüllt war.
Ein wichtiger Punkt ist, dass ab 280 v. Chr. das Alte Testament auf Griechisch übersetzt wurde. In der Zeit davor wurde Griechisch überhaupt zur Weltsprache. Das ist Punkt drei.
In den Jahrzehnten vor der Geburt Christi entstanden unzählige Synagogen im ganzen Mittelmeerraum. Diese dienten als Plattformen, damit nichtjüdische Menschen Zugang zu dem Gott der Bibel bekommen konnten.
Weiter verbreitete sich das Römische Reich immer mehr. Um 63 v. Chr. nahm es auch Israel unter seine Kontrolle. So wurde der gesamte Mittelmeerraum vor zweitausend Jahren zu einer politischen Einheit zusammengefügt. Das ist sehr wichtig.
Es gab also nicht mehr die Furcht, beim Reisen durch das römische Weltreich von einem Kriegsgebiet ins nächste zu gelangen. Stattdessen herrschte die Pax Romana, der römische Friede. Dies war eine ausgezeichnete Voraussetzung dafür, dass in diesem riesigen Kulturgebiet das Evangelium in kürzester Zeit verbreitet werden konnte – die frohe Botschaft von Jesus Christus.
Die Römer hatten zudem ein Straßennetz von 80.000 Kilometern Heeresstraßen entwickelt. So war es möglich, sehr schnell zu reisen. Außerdem gab es einen entwickelten Schifffahrtsverkehr im Mittelmeer.
Genau in dieser Zeit erlebten viele Heiden eine tiefe Enttäuschung über die machtlosen, beschränkten, unmoralischen und perversen griechischen und römischen Götter. Bei vielen Menschen entstand eine Sehnsucht nach einer existenziellen, wirklichen Begegnung mit dem unendlichen, ewigen, persönlichen Gott.
Die Geburt Jesu und die Bedeutung von Bethlehem und Nazareth
Nun, wie gesagt, Jesus Christus wurde in Bethlehem geboren. Wir gehen jetzt nach Bethlehem und wollen uns etwas näher damit beschäftigen.
Hier stehen wir bei der Geburtskirche. Sie wurde von der Königsmutter, Kaiserinmutter Helena, im vierten Jahrhundert gegründet – die ersten Anfänge davon. Vielleicht denken Sie, das sei reiner Aberglaube und die Geburt Christi habe dort sicher nicht stattgefunden. Aber es gibt gute Argumente, dass dies tatsächlich der richtige Ort ist.
Diese Kirche ist nämlich über einer Hirtenhöhle in Bethlehem gebaut, und zwar genau über dem Ort, an dem früher ein Adonistempel stand. Dieser Tempel wurde von Kaiser Hadrian im Jahr 135 nach Christus errichtet. Warum hat er das getan? Im Jahr 132 hatte das jüdische Volk noch einmal gegen die Römer revoltiert. Dieser Aufstand wurde von Hadrian brutal niedergeschlagen, und es kamen insgesamt mehr als eine Million Juden ums Leben.
Hadrian wollte die Juden schockieren und brüskieren, so sehr wie möglich. Deshalb ließ er in Jerusalem an der Stelle, wo das Allerheiligste des Tempels stand, einen Jupitertempel errichten. Um die Juden weiter zu provozieren, baute er bei den Bethesda-Teichen, wo nach Johannes 5 Heilung möglich war, einen Eskulaptempel für den Gott der Medizin.
Um die messianischen Juden zu brüskieren, ließ er auf Golgatha, dem Kreuzigungsort Christi, wahrscheinlich einen Venustempel errichten. Und wieder, um die messianischen Juden zu provozieren, baute er in Bethlehem an dem Ort, von dem man wusste, dass dort die Geburt Christi gewesen war, einen Adonistempel.
So sehen Sie, dass die Tradition des Ortes bis in die frühchristliche Zeit zurückreicht.
Ganz in der Nähe von Bethlehem finden Sie das Herodion. Das war kein Vulkan, sondern ein ganz gewöhnlicher Hügel in der jüdischen Wüste. Herodes, der Kindermörder von Bethlehem, fühlte sich nie sicher. Er hatte immer Angst, jemand könnte seinen Königsthron rauben. Deshalb musste er einen Sicherheitspalast nach dem anderen bauen – ähnlich wie Saddam Hussein in unserer Zeit.
In der Zeitung stand einmal: „Wie viele Paläste braucht ein Präsident?“ – weil Saddam Hussein so viele Paläste besaß. Herodes ließ hier einen Palast bauen. Er ließ durch Sklaven diesen Hügel so aufschütten, dass er wie ein Vulkan aussah. Oben auf diesem „Vulkan“ errichtete er dann seinen Palast, um sich sicherer zu fühlen.
Wir sind am Südende des Toten Meeres. Sie sehen aus der Tiefebene, 400 Meter unter dem Meeresspiegel, einen gewaltigen Felsen – das ist der Felsen Masada. Er ist strategisch praktisch uneinnehmbar. Dort hat Herodes für sich ebenfalls einen Palast bauen lassen.
Sie sehen hier die exakte Stelle seines Palastes. Masada by Night – gerade bei den Dreharbeiten für den Masada-Film, für diejenigen, die ihn kennen.
Wenn Sie dort hingehen, können Sie sogar noch Überreste von Wandmalereien des Palastes von Herodes sehen. Ich war auch im Badezimmer von Herodes. Aber ich verrate Ihnen: Ich war noch nie im Badezimmer von Kohl, Schröder oder Clinton. Aber ich war im Badezimmer von Herodes!
Die Flucht nach Ägypten und das Aufwachsen in Nazareth
Das mit dem garstigen Graben von Lessing stimmt überhaupt nicht. Manchmal ist die Zeitgeschichte von vor zweitausend Jahren einem viel näher als die gerade moderne Zeitgeschichte.
Herodes hatte gehört, dass der König der Juden in Bethlehem geboren worden sei. Deshalb wollte er alle Kinder rund um Bethlehem ermorden. Herodes wurde vom römischen Senat zum König der Juden ernannt. Plötzlich kam ein Besuch aus dem Orient, und die Besucher fragten: „Wo ist der König der Juden, der geboren worden ist?“ Das war eine Schreckensbotschaft. Denn dieser König war nicht ernannt, sondern geboren worden – genau mit dem Titel, den Herodes vom Senat erhalten hatte.
Das führte dazu, dass Maria und Joseph mit dem Kind nach Ägypten fliehen mussten. Einige Zeit später starb Herodes. Die Familie kehrte zurück ins Heilige Land. Joseph wollte offensichtlich nach Judäa gehen, wahrscheinlich nach Bethlehem. Er dachte, Bethlehem sei der gute Ort für den Messias, um dort aufzuwachsen.
Doch dann erfuhr Joseph, dass Herodes in einem Wutanfall kurz vor seinem Tod sein Testament geändert hatte. Anstatt des vorgesehenen Nachfolgers hatte er einen der brutalsten seiner Söhne zum Herrscher über Judäa eingesetzt. Das machte Joseph so große Angst, dass er sagte: „Gut, dann gehen wir nach Galiläa, weichen wir in ein anderes Gebiet aus.“ So kam die Familie nach Nazareth, wohin sie ursprünglich gehörte – nach Maria ein ganz verachtetes Nest.
Durch die Archäologie weiß man heute, dass es damals in Nazareth etwa hundertfünfzig Einwohner gab. Manche lebten in Höhlen. Jetzt versteht man, warum es den Ausdruck und Spruch gab: „Was kann aus Nazareth Gutes kommen?“
So wuchs Jesus Christus hier auf. Er lernte den Beruf von Joseph, der Zimmermann war. Überall nannte man ihn „Jesus von Nazareth“ und nicht „Jesus, den Bethlehemiter“.
Ich muss noch erklären: In den Propheten steht an verschiedenen Stellen, zum Beispiel in Sacharja 3, vom Messias: „Siehe, ein Mann, sein Name ist Spross.“ Das Wort „Nazareth“ kommt von einer hebräischen Wurzel, „Netzer“, was „Spross“ bedeutet. Wir können Nazareth also übersetzen mit „Sprosslingen“ oder „Zweiglingen“. Jedes Mal, wenn man „Jesus von Nazareth“ oder „Jesus den Nazarener“ sagt, meint man eigentlich „Jesus der Spross“ – und erfüllt damit die Prophetie aus Sacharja und anderen Propheten.
Deshalb ist es interessant, dass man nicht über „Jesus den Bethlehemiter“ spricht, obwohl er in Bethlehem geboren wurde.
Hosea, ein anderer Prophet, sagte vom Messias: Gott spricht: „Ich habe meinen Sohn aus Ägypten gerufen.“ Wir haben gesehen, dass sie fluchtartig nach Ägypten gingen und von dort zurückkamen. Wenn man alles zusammenbringt, gibt es keinen Widerspruch.
In Bethlehem sollte er geboren werden (Micha 5). Aus Ägypten gerufen werden (Hosea 11). Und Nazarener genannt werden (Sacharja 3).
Der Beginn des öffentlichen Wirkens Jesu
Jesus Christus wuchs auf. Im Lukasevangelium, Kapitel 3, lesen wir, dass er im fünfzehnten Jahr der Regierung des Kaisers Tiberius von Johannes dem Täufer getauft wurde. Danach begann er als Rabbi zu predigen.
Hier sehen Sie ein Bild von Kaiser Tiberius. Wir haben sogar ein Foto von dem damaligen Kaiser, unter dessen Herrschaft Jesus Christus seinen rabbinischen Dienst verrichtete. Jesus wurde im Jordan von Johannes dem Täufer getauft, das war im Jahr 29 nach Christus.
In den Geschichtsbüchern steht, dass Augustus im Jahr 14 nach Christus starb und daraufhin Tiberius Kaiser wurde. Das fünfzehnte Regierungsjahr von Tiberius entspricht also dem Jahr 29.
Anschließend zog der Messias Jesus von Nazareth an den See Genezareth, nach Kapernaum. Ich zitiere dazu noch einmal die genaue Stelle aus Sacharja 3,8: „Siehe, ich will meinen Knecht, den Spross, kommen lassen.“ Nazareth bedeutet „Spross“ oder „Zweig“ (von Nezer, Sprosszweig).
Jesus kam also von Nazareth nach Kapernaum am See Genezareth. Warum? Weil der Prophet Jesaja bereits lange zuvor gesagt hatte, dass das Licht des Messias am See Genezareth im Gebiet von Sebulon und Naftali aufgehen sollte.
Dort begann Jesus zum ersten Mal öffentlich zu predigen: „Tut Buße, bereut eure Schuld, denn das Reich der Himmel ist nahegekommen.“ So erfüllte sich Jesaja 9, das sagt: „Das Volk, das im Finstern wandelt, hat ein großes Licht gesehen.“
Jesus in Kapernaum: Ort des Wirkens und Trostes
Hier sind wir in Kapernaum, mit einem Luftbild der Synagoge dort. Jesus Christus wohnte in diesem Ort, der in Matthäus 9 sogar ausdrücklich als seine Stadt genannt wird. Kapernaum, hebräisch ausgesprochen Qafarnachum, bedeutet „Dorf des Trösters“. Das passt wunderbar, denn seine Botschaft war vor allem eine Botschaft des Trostes für alle, die nach Gerechtigkeit, Wahrheit und göttlichem Heil dürsteten.
Hier sehen Sie die Synagoge von Kapernaum aus der Nähe. Im 20. Jahrhundert begann man mit Ausgrabungen, und es stellte sich heraus, dass der Kalksteinbau, den man hier sieht, aus der Zeit vom zweiten bis vierten Jahrhundert stammt. Es ist schade, dass es sich dabei nicht um die Synagoge handelt, in der Jesus gepredigt hat, was ja ausdrücklich in den Evangelien erwähnt wird.
Doch sehen Sie hier diese Basaltfundamente. In dieser Gegend gibt es besonders viel Basalt. Diese Fundamente stammen von der früheren Synagoge aus dem ersten Jahrhundert. Die spätere Synagoge wurde genau darauf aufgebaut, sodass wir uns dennoch am richtigen Ort befinden.
Hier sehen Sie noch einmal die Fundamente der Synagoge aus Basalt. Später brach wohl Wohlstand aus, denn spätere Juden bauten hier aus Kalkstein neu, obwohl dieser in der Gegend kaum vorkommt. In dieser einfachen Synagoge hat Jesus Christus in Kapernaum die frohe Botschaft verkündet – wie auch in vielen anderen Synagogen in Galiläa.
Das Jesusboot: Einblicke in die Lebenswelt der Jünger
So konkret können wir also auf den Spuren Jesu gehen. Vor ein paar Jahren war der Wasserstand des Sees Genezareth wieder einmal so bedrohlich tief. Dabei fand man im Untergrund ein Schiff, das im Boden verborgen lag. Man grub es sorgfältig aus, und so kam ein Fischerboot aus dem ersten Jahrhundert ans Licht.
Man rekonstruierte es sehr schön und setzte es zusammen. Heute nennt man es das Jesusboot. Natürlich ist es nicht das Boot, das die Jünger Jesu benutzten. Dennoch gibt es uns einen guten Eindruck davon, wie es damals aussah. Die Evangelien berichten ja darüber, dass der Herr Jesus Christus oft mit seinen Rabbinerschülern, seinen Jüngern, auf dem See Genezareth war. Einige von ihnen waren ja Fischer.
Wichtige Begebenheiten spielten sich auf dem See Genezareth ab. Denken Sie zum Beispiel an die Geschichte in Matthäus 8: Der Meister schläft im Boot, und es kommt ein schrecklicher Sturm. Die Jünger geraten in Todesangst, Wasser dringt ein, und sie wecken ihren Herrn. Jesus steht auf, stillt Wind und Wellen, und die Jünger fragen sich schließlich: Wer ist denn dieser?
Oder später in Matthäus 14: Die Jünger fahren allein auf dem See Genezareth, während der Herr auf einen Berg geht, um zu beten. Plötzlich geraten sie in einen Sturm. Man muss wissen, dass auf dem See Genezareth plötzlich Winde vom Golan herunterkommen können. So kann aus einem ruhigen, romantischen See in kürzester Zeit ein tobender Sturm entstehen. Plötzlich erscheint der Herr und rettet sie aus dem Sturm.
Solche Erfahrungen haben die Geschichte des Christentums vorausgezeichnet. Einerseits sagte Jesus Christus seinen Jüngern am Ende, als er wegging: „Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis zur Vollendung der Zeit.“ Weil Jesus Christus der ewige Gott ist, ist er als Allgegenwärtiger durch alle Jahrhunderte bei den Christen geblieben – so, wie er im Boot schlief.
Manchmal hat man jedoch den Eindruck, er schläft und greift nicht ein. Trotzdem ist er da und hat die Macht über alles. Andererseits ist er laut Bibel als Mensch in den Himmel zurückgegangen. Seit zweitausend Jahren ist er nicht mehr als Mensch hier auf der Erde.
Die Christen, die Nachfolger Jesu, sind auf dem Meer der Geschichte, auf dem Meer der Völker, immer wieder in schreckliche Stürme verwickelt. Aber sie wissen: Der Tag wird kommen, an dem er plötzlich persönlich erscheinen wird. Er wird wiederkommen, um uns aus all den Schwierigkeiten des Lebens zu retten.
Die Ausbildung der Jünger und die Gründung der Kirche
Wir machen jetzt eine Pause, denn ich möchte nicht, dass Sie einschlafen. Meine Damen und Herren, wir fahren weiter.
Wie gesagt, Jesus Christus ist als predigender Rabbiner in ganz Israel umhergereist und hat Studenten um sich geschart. Auf Hebräisch nennt man solche Studenten Talmidim, auf Deutsch wurde das mit Jüngern übersetzt. Das meint effektiv Studenten, die von ihrem Rabbi lernten. Allerdings nicht nur so, wie Studenten heute lernen – also abstrakt und ohne das persönliche Leben und die Moral einzubeziehen.
Talmidim sind Rabbinerschüler, die die Lehren des Rabbis genau memorisieren. Es war damals üblich, dass man diese Lehren sogar auswendig lernte. Dadurch gibt es eine Garantie, dass auch das, was wir in den Evangelien als Jesu Worte finden, exakt wiedergegeben wurde. Denn es war üblich, dass man das wörtlich auswendig lernte.
Dabei lernten sie auch, das Leben ihres Herrn als Modell und Vorbild zu nehmen, um moralisch ebenso nachzustreben.
Wir können heute Abend nicht alle Stationen miteinander durchgehen, deshalb nehme ich speziell die Gegend Caesarea Philippi heraus, wo der Herr mit seinen Studenten hingekommen ist. Matthäus 16 berichtet davon. Es ist eine idyllische Gegend. Man könnte das Bild fälschen und eines aus der Schweiz bringen, aber es ist wirklich aus Israel, aus Caesarea Philippi. Herrlich!
Hier machte der Meister eine Meinungsumfrage unter den Studenten. Ja, wirklich, das steht in der Bibel. Er fragte: Was sagen die Leute, wer ich bin? Dann wurde geantwortet: Die einen sagen, du bist irgendein Prophet, der wiedergekommen ist, oder Jeremia und so weiter.
Dann fragte er: Wer sagt ihr, dass ich bin? Da antwortete Petrus: Adahu, Amaschiach, Ben Ha'elohim Achayim – du bist der Messias, du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes.
Warum kam die Frage ausgerechnet hier? In Caesarea Philippi gab es einen Kaisertempel. Der Kaiser war der König der Könige, und der Messias sollte nach der Bibel ebenfalls der König der Könige sein. Wir merken den Sprengstoff in der Frage.
Petrus sagt: Du bist der Messias. Und wissen Sie, der Kaiser ließ sich ja als Sohn Gottes verehren – also als Sohn der Götter. Petrus sagt aber nicht einfach: Du bist der Sohn Gottes, sondern: Du bist der Sohn des lebendigen Gottes, nicht der Sohn eines dieser toten Götzenbilder.
Jesus sagt darauf: Du bist überglücklich, Petrus, denn das hat nicht Menschen offenbart, sondern mein Vater, der im Himmel ist.
Dann sagte er ihm: „Auch ich sage dir, dass du Petrus bist, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen, und des Hades Pforten werden sie nicht überwältigen“ (Matthäus 16,18).
Wenn Sie den Text genau untersuchen, sehen Sie, dass dies die erste Stelle im Neuen Testament ist, in der über die Kirche gesprochen wird. Im Grundtext steht hier das griechische Wort „Ekklesia“. Das können Sie übersetzen mit Kirche, Gemeinde oder Versammlung. Ganz wörtlich heißt es sogar „die Herausgerufene“. Es ist mir völlig egal, wie Sie das übersetzen – Sie müssen nur das Richtige meinen.
Der Herr Jesus gibt Simon den neuen Zusatznamen Petros. Petros heißt Stein. Dann sagt er: auf diesen Felsen – er sagt nicht auf diesen Petros, sondern auf diese Petra, im Griechischen sogar weiblich – werde ich meine Kirche bauen.
Das verstanden die Jünger sehr gut, denn im Alten Testament wird Gott immer wieder als der Fels bezeichnet: der Fels der Ewigkeit, der Fels des Heils, weil Gott das unerschütterliche Fundament ist – im Gegensatz zu den Menschen.
Petrus sollte gewissermaßen ein Baustein sein, ein lebendiger Baustein auf diesem Fundament. Und das ist Christus, von dem er gerade gesagt hat: Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes.
Auf diese Petra, auf dieses Fundament also, baue ich meine Kirche. Und du, Petrus, bist ein erster Baustein, einer der ersten Bausteine.
Er verheißt weiter: „Und des Hades Pforten, also die Macht des Todes, des Hades Pforten, werden sie nicht überwältigen.“ Eine großartige Prophezeiung.
Werfen Sie noch einen weiteren Blick auf Caesarea Philippi: Dort gibt es nämlich ein gewaltiges Felsmassiv. Das gibt den Hintergrund für diesen Ausdruck: „auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen“.
Und was sehen Sie noch? Dort entspringt eine der Jordanquellen, die Banjas-Quelle. Sie kommt unter dem Felsen hervor. Wasser aus dem Felsen – das ist eine Symbolik, die jeder kennt, der das Alte Testament studiert hat.
Schon nach dem Auszug aus Ägypten gab es für Israel Wasser aus dem Felsen. Und am Ende der Geschichte Israels, nach Ezechiel 47, wird wieder Wasser aus dem Felsen kommen.
Also ist Christus die Quelle des Lebens, der Erfrischung und der Freude.
Schauen Sie, dort unten gibt es eine riesige Höhle. Und es gibt Götternischen. Das war eine Stelle, an der man damals den Gott Pan und andere Gottheiten verehrte.
Die Bibel erklärt, dass diese Bilder Todesmaterial sind. Aber hinter diesen Bildern in allen Religionen verstecken sich geistliche Mächte der Bosheit, Dämonen, die sich für Götter ausgeben.
Dort haben wir diese Macht der Finsternis. Und der Herr Jesus sagt: „Und des Hades Pforten werden sie die Kirche nicht überwältigen.“
Mit Nero begannen die Christenverfolgungen. Es folgten schwere Wellen bis zu Diokletian. Man wollte das Christentum schließlich total ausrotten – und es gelang nicht.
Tertullian hat gesagt, dass das Blut der Märtyrer der Same der Kirche ist. Je mehr man die Christen ausrotten wollte, desto überzeugender war das Zeugnis, dass es echt ist.
Aber die Verfolgung von wahren Christen ging weiter. Sogar die pervertierte Kirche des Mittelalters hat Hunderttausende von wahren Christen umbringen wollen – und hat sie umgebracht.
Allein in der Waldenserverfolgung sind etwa 500 Christen ermordet worden. Und was haben die Bolschewisten getan? Sie haben Hunderttausende von Christen ermordet, bis ins zwanzigste Jahrhundert hinein.
Das zwanzigste Jahrhundert ist das schrecklichste Jahrhundert der Christenverfolgung in zweitausend Jahren.
Wissen Sie, dass im Sudan in der heutigen Zeit sogar Christen gekreuzigt worden sind? Unvorstellbar!
Und dennoch hat die Gemeinde, die Nachfolge Christi, die Kirche, überlebt – zweitausend Jahre lang.
Das ist eine Prophetie von zweitausend Jahren, und wir haben den Test der Zeit. Wir können sagen, ob es stimmt oder nicht.
Die Kirche als Gemeinschaft der Gläubigen
Später, zu einer anderen Gelegenheit, hat Jesus Christus nochmals über die Kirche gesprochen. In diesem Zusammenhang kommt das Wort „Kirche“ in den Evangelien nur noch einmal vor, und zwar in Matthäus 18.
Dort sagte er zu den Jüngern: „Denn wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich in ihrer Mitte“ (Matthäus 18,20).
Das war eine große Überraschung für die Jünger. Sie wussten von den Rabbinern, dass man zur Gründung einer Synagoge zehn Leute brauchte. Zehn war die Mindestzahl, die erforderlich war, damit Sodom verschont werden konnte. Hätte es dort zehn Gerechte gegeben, wäre Sodom nicht untergegangen. So argumentierten die Rabbiner: Es braucht zehn Gerechte in einer Stadt, um ein Zeugnis bilden zu können.
Doch der Herr sagte ihnen, dass es für eine Kirche an einem Ort nur zwei oder drei braucht. Das ist gewaltig.
Zwei oder drei, die versammelt sind, das heißt: Sie sind ausgerichtet auf Jesus Christus, und er allein. Dann verheißt er seine Gegenwart. Die Offenbarung seiner Gegenwart: „Da bin ich in ihrer Mitte.“
Es braucht kein Kirchentum. Es macht nichts, wenn eines da ist, aber es ist nicht nötig. Es braucht kein schönes Haus. Auch das ist nicht erforderlich. Es braucht einfach nur zwei oder drei, die versammelt sind zu Jesus Christus. Und da haben wir lebendige Kirche, Gemeinde.
Der Weg nach Jerusalem und die Erfüllung der Prophetie
Dann kam die letzte Reise nach Jerusalem. Die Evangelien berichten darüber, wie der Herr Jesus zunächst nach Jericho reiste und von dort aus hinauf nach Jerusalem.
Jericho ist die tiefstgelegene Stadt der Welt, etwa 400 Meter unter dem Meeresspiegel. Von dort aus ging der Herr Jesus über die Römerstraße, die heute noch zu sehen ist, hinauf nach Jerusalem. Er war sich bewusst, dass er dorthin ging, um als Opfer zu sterben. Das ist für mich sehr ergreifend. Wir können so konkret auf den Spuren Jesu wandeln.
Diese Römerstraße ist die einzige Straße von damals, die von Jericho nach Jerusalem hinaufführt. Wenn ich dieses Bild sehe, denke ich an das bekannte Lied „Für mich gingst du nach Golgatha“. Der Jesus, der Messias, hat auch an mich gedacht, als er hinaufging, um als Stellvertreter der Gerechte für mich, den Ungerechten, zu sterben.
Nach seinem Einzug in Jerusalem, gefeiert als Messiaskönig – übrigens genau 173 Tage nach dem Erlass von Artaxerxes für den Wiederaufbau Jerusalems – hat er genau an diesem Tag die Prophetie aus Daniel 9 erfüllt, wann der Messias als Fürst kommen sollte. Sie können es nachrechnen. Ich habe in meinem Buch „Jerusalem, Niedernis für den Weltfrieden“ alle Berechnungen im Detail vorgegeben, und man sieht, dass es sich exakt erfüllt hat.
Daniel sagte, dass der Messias genau zu dieser Zeit kommen würde. Und da ist er gekommen, als Messias-Fürst eingeritten. Daniel 9 sagt außerdem, dass er danach ermordet werden wird. Fünf Tage später stand Jesus in der königlichen Säulenhalle im Tempel vor dem Hohen Rat und wurde von einem Hohen Priester zum Tod verurteilt.
Jedes Wort hat sich erfüllt. Und sehen Sie, so etwas gibt es in keiner anderen Religion: exakte Prophetie, die historisch glaubwürdig nachgewiesen werden kann – sowohl der Zeitpunkt ihrer Verkündigung als auch ihr späteres Eintreten. Insgesamt gibt es über 300 solcher Prophezeiungen. In welcher Religion findet man das sonst?
Sogar Geld wurde ausgelobt, falls jemand ein anderes Beispiel als das biblische vorlegen könnte. Doch noch niemand konnte das Geld abholen.
Ein Luftbild von Jerusalem zeigt den Tempelplatz. Hier war die Säulenhalle Salomos, die königliche Säulenhalle. Dort saß der Hohe Rat, und genau hier wurde Jesus Christus vom Hohen Priester zum Tod verurteilt. So konkret können wir auf den Spuren Jesu gehen.
Archäologische Funde zur Zeit Jesu
Vor ein paar Jahren, in den Neunzigerjahren des zwanzigsten Jahrhunderts, wurde bei Grabungen in Jerusalem eine unterirdische Grabkammer mit Sarkophagen entdeckt. Solche Steinsärge waren typisch für diese Zeit. Es handelte sich um eine Grabkammer aus dem ersten Jahrhundert nach Christus. Dort fand man einen Sarkophag, der so herrlich verziert war, dass man sofort wusste: Das muss jemand ganz Besonderes gewesen sein. Solche Sarkophage findet man sonst nicht in Jerusalem.
Wer mag hier wohl begraben sein? Wenn man den Sarkophag umdreht, steht dort der Name: Jehoseph Bar Kaffa – Joseph, Sohn oder Mitglied der Caiaphas-Familie. In der Bibel wird berichtet, dass der Hohepriester, der Jesus zum Tod verurteilte, Caiaphas hieß. Der jüdische Geschichtsschreiber aus dem ersten Jahrhundert, Josephus Flavius, erwähnt, dass sein Vorname Joseph war – Joseph Caiaphas.
Haben wir hier also seinen Sarkophag? Man hat ihn geöffnet und darin befand sich nicht nur ein Skelett, sondern mehrere. Darunter waren die Überreste von mehreren Frauen und eines Mannes, etwa sechzig Jahre alt. Offensichtlich handelt es sich um das Skelett des Hohenpriesters. Es ist so tot, wie Skelette nur sein können, und es wartet auf die Auferstehung.
Aber welche Auferstehung erwartet es? Wenn man Christus ablehnt, dann gibt es nur die Auferstehung zum ewigen Gericht. Das kann einen schaudern. Wir haben hier das Skelett von Caiaphas, der Christus ablehnte und zum Tod verurteilte, und es wartet auf die Auferstehung.
Hier sehen Sie die zweitausend Jahre alte Inschrift in schönen hebräischen Buchstaben: Josef Bar Kaffa. Die Umschrift bedeutet Josef, Sohn, also Mitglied der Kajafas-Dynastie. Man sieht, wie diese damalige Welt durch die „schreienden Steine“ so konkret wird. Der Herr Jesus sagte einmal: „Wenn diese schweigen, dann werden die Steine schreien.“ Und heute ist es wirklich so – die Steine schreien.
Vor einigen Jahren wurde dieser Stein in Caesarea, im römischen Theater, gefunden. Man kann die Inschrift inzwischen besser lesen. Dort steht „Tiberium“, eine Weihinschrift, die Pontius Pilatus für den Kaiser Tiberius anfertigen ließ. Das ist eine außerbiblische Bestätigung der Existenz von Pontius Pilatus, der die Hauptrolle im römischen Prozess gegen den Messias spielte.
Juden und Heiden waren es, die den Messias zum Tod brachten. Ich habe nicht nur die Juden genannt, sondern auch die Heiden. Es waren Menschen aus beiden Gruppen zusammen. Der Prozess fand in der königlichen Säulenhalle vor dem Sanhedrin statt. Im Palast von Pontius Pilatus in Jerusalem wurde der römische Prozess abgehalten. Danach wurde der Herr durch das Gennad-Tor, das Gartentor, hinausgeführt in den ausgedienten Steinbruch Golgatha. Dort wurde er an einer belebten Straße öffentlich durch Kreuzigung hingerichtet.
Der Palast von Pontius Pilatus ist sehr interessant. Dort gab es drei gewaltige Türme, die noch Herodes, der Kindermörder von Bethlehem, hatte bauen lassen. Diese drei Türme wurden im Jahr 70, als ganz Jerusalem durch die Römer dem Erdboden gleichgemacht wurde, nicht abgerissen. Titus sagte damals, diese Bauwerke sollten erhalten bleiben, um der Nachwelt zu zeigen, dass es ohne göttliche Vorsehung unmöglich gewesen wäre, Jerusalem zu zerstören.
Ab dem Jahr 70 blieben diese Türme also bestehen und dienten gewissermaßen als Wahrzeichen des Ortes, an dem Christus durch die Römer zum Tod verurteilt wurde. Das ist eigentümlich. Heute sind diese Türme noch gut erhalten. Sie waren einst noch höher, aber sie sind ein sichtbares Wahrzeichen für den Ort des Prozesses der Römer gegen den Messias.
Man sieht hier das Modell des Gartentors und Golgatha mit dem Felsen, auf dem Christus gekreuzigt wurde – ein Steinbruch. Nach der Eroberung der Altstadt im Sechstagekrieg 1967 konnten im einzigen jüdischen Viertel umfangreiche Ausgrabungen durchgeführt werden. Dabei wurde das Gennad-Tor endlich gefunden.
Man wusste von diesem Tor aus den Schriften von Josephus Flavius, einem Augenzeugen, doch es konnte nie archäologisch belegt werden. Nun haben wir es gefunden. Über den Schutt der Zeit steigen wir mehrere Meter hinab und gelangen auf das Niveau von vor zweitausend Jahren. Es ist schwierig zu fotografieren, da ich keinen Weitwinkel hatte, aber dort sieht man den Ausgang, das Gennad-Tor.
Natürlich müsste man weiter graben und den ganzen Schutt entfernen. Das ist der Durchgang des Gennad-Tors. Dort ging der Herr Jesus, das Kreuz tragend, aus der Stadt Jerusalem hinaus nach Golgatha. Es war ein Rückweg – für mich gingst du nach Golgatha.
Archäologische Erkenntnisse zur Kreuzigung
Vor ein paar Jahren – ich sage nicht genau, wann, aber es ist in den letzten Jahren geschehen – wurden viele archäologische Funde gemacht, die uns die Zeit der frühen Christenheit besser verstehen lassen.
Zum ersten Mal hat man die Überreste eines Gekreuzigten gefunden. Bis heute gab es einen solchen Fund noch nie, obwohl die Römer häufig gekreuzigt haben. Jetzt weiß man genau, wie die Kreuzigung durchgeführt wurde. Die Bilder aus dem Mittelalter kann man dabei vergessen.
Schauen Sie sich zum Beispiel diesen Fersenknochen an. Man hat das Skelett von Johannes in einem Sarkophag gefunden. Auf dem Sarkophag stand „Jochanan“, das ist Johannes oder Hans, der im ersten Jahrhundert gekreuzigt wurde. Der Nagel, mit dem er ans Kreuz geschlagen wurde, ist etwa zehn Zentimeter lang und wurde durch den Fersenknochen geschlagen – also quasi unter dem Knöchel, den man an der Seite spürt.
Die Kreuzigung erfolgte also nicht durch Nägel in den Handflächen, sondern der Gekreuzigte hatte den Stamm des Kreuzes zwischen den Beinen. Von den Seiten her wurde ein solcher Nagel durch den Fersenknochen geschlagen. Man kann hier sogar noch Reste von Holz sehen, das man als Ölbaumholz identifizieren kann – von dem Kreuz, an dem Hans gekreuzigt wurde.
Interessant ist, dass ich vor einiger Zeit in San Francisco darüber gesprochen habe. Dort wohnt mein Schwager, der Spezialist für Fußchirurgie ist. Er erklärte mir, dass der Fersenknochen sehr große Zwischenräume hat. Es ist daher besonders einfach, dort einen Nagel durchzuschlagen. Diese Zwischenräume sind anatomisch so wunderbar angeordnet, dass der Knochen extrem stabil ist und beim Durchschlagen nicht einfach zersplittert.
In Psalm 34 wird vom Messias vorausgesagt, in Vers 20: „Kein Knochen wird an ihm gebrochen werden.“ Und tatsächlich wurde der Knochen beim Durchschlagen durch den Fersen nicht gebrochen oder zersplittert.
Dazu kommt noch etwas: Die erste Prophezeiung an den Messias in der Bibel steht in 1. Mose 3,15. Dort wird zur Schlange gesagt: „Es wird einer kommen, der Nachkomme von Eva, und er wird dir den Kopf zertreten, und du wirst ihn in die Ferse beißen.“ Man wusste also, dass ein Überwinder der Macht des Bösen kommen wird, der der Macht des Bösen den Kopf zertreten wird. Dabei wird er jedoch eine Todeswunde erleiden.
Die Schlange beißt in die Ferse – und tatsächlich wurde Christus durch einen Nagel in den Fersenknochen gekreuzigt.
Golgatha und das leere Grab
Wir sind hier bei der Grabeskirche. Ich weiß, die meisten von Ihnen würden, wenn sie hierherkämen, wahrscheinlich rückwärts wieder hinausfliegen. Eigentlich hat das mit dem Christentum nicht viel zu tun. Die Kirche ist geprägt von reinem Götzendienst, nicht viel anders als das, was man in orientalischen Religionen findet.
Dennoch ist dies der richtige Ort von Golgatha. Das hat die Archäologie sehr deutlich gezeigt. Früher sagte man, diese Kirche liege innerhalb der Altstadt, doch das biblische Zeugnis besagt, dass Christus außerhalb der Stadt gekreuzigt wurde. Das ist richtig. Aber durch neue Ausgrabungen hat man festgestellt, dass zur Zeit der Kreuzigung die Mauerlinie anders verlief. Der Ort stand nahe dem Prätorium, aber dennoch außerhalb der Stadt.
Es handelte sich um einen ausgedienten Steinbruch, über dem die Kirche im vierten Jahrhundert errichtet wurde. Bei den Bauarbeiten entdeckte man den alten Tempel des Hadrian aus dem zweiten Jahrhundert, den dieser zum Schockieren der messianischen Juden auf dem Golgatha errichtet hatte. Es ist also offensichtlich, dass dies der authentische Ort ist.
Man könnte die ganze Kirche abbrechen, aber das würde zu noch größeren Problemen in Jerusalem führen. Vor ein paar Jahren fanden bei Umbauarbeiten weitere interessante Funde statt: Der Golgatha-Felsen, der etwa zwölf Meter hoch war, konnte aufgrund seines weichen Gesteins nicht mehr als Baumaterial verwendet werden. In diesem Felsen wurde ein Steinring entdeckt, ein typischer römischer Steinring, wie die Römer ihn benutzten, um Kreuze zu befestigen. Das ist ein weiteres Argument dafür, dass hier ein Ort war, an dem die Römer kreuzigten.
Noch interessanter ist, dass dieser Felsen mehrere Meter tief einen gewaltigen Erdbebenriss aufweist. Zwar lässt sich nicht beweisen, wann dieser Riss entstanden ist, doch es ist bemerkenswert: In Matthäus 27 wird berichtet, dass im Moment, als Jesus am Kreuz starb, Erdbeben kamen und die Felsen zerrissen.
Ich habe auch daran gedacht, dass dieser Fels nicht als Baumaterial verwendet werden sollte. Vom Messias heißt es symbolisch in Psalm 118: „Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, ist zum Eckstein geworden.“ Christus wurde auf einem verworfenen Baustein selbst verworfen.
Hier in der Kirche sieht man deutlich, dass das ein Steinbruch war. Es gibt auch Gräber in den Felsen, und es handelt sich genau um den Typ von Gräbern aus dem ersten Jahrhundert. Die Evangelien zeigen, dass Jesus in dem Grab eines Reichen, Joseph von Arimathäa, begraben wurde. Dieser hatte sein Grab aus dem Felsen schlagen lassen.
Effektiv findet man gerade in der Nähe des Golgatha-Felsens solche Gräber aus dem ersten Jahrhundert, die in den Felsen geschlagen sind. Das Gewaltige ist: Das Grab Christi wurde am dritten Tag leer, er ist auferstanden, und über fünfhundert Augenzeugen haben ihn lebendig gesehen.
Welcher Religionsstifter hat ein leeres Grab, weil er auferstanden ist? Keiner. Aber der Messias ist auferstanden. Fünfhundert Augenzeugen bezeugen die historische Tatsache der Auferstehung.
Die Missionsaufträge und die Ausbreitung des Evangeliums
Und dann ging der Messias mit seinen Jüngern schließlich auf den Ölberg, vierzig Tage nach seiner Auferstehung. Dort gab er das Mandat für die Weltmission – ein Vier-Punkte-Programm: Ihr werdet meine Zeugen sein, sowohl in Jerusalem als auch in Judäa, in Samaria und bis an das Ende der Erde.
Es war der Auftrag des Gekreuzigten und Auferstandenen, dass die frohe Botschaft der Erlösung in die ganze Welt hinausgetragen werden sollte. Und das ist in den vergangenen zweitausend Jahren geschehen.
Hier haben wir einen Blick auf den Südwesthügel von Jerusalem. Heute wird er Berg Zion genannt. In der biblischen Zeit war der Berg Zion der Nachbarberg des Tempelbergs.
Auf diesem Berg Zion befand sich das urchristliche Quartier in Jerusalem. Dort gibt es eine Synagoge – eine ganz eigenartige Synagoge. Schauen Sie mal: Da haben wir den Toraschrein, den Ort, an dem die Gesetzesrollen aufbewahrt werden.
Jüdische Synagogen sind auf Jerusalem ausgerichtet. In aller Welt betet man gegen Jerusalem. In Jerusalem sind die Synagogen auf den Tempelberg ausgerichtet. Aber diese Synagoge nicht. Sie ist ausgerichtet nach dem Steinbruch oder dem Genator, also nach Golgatha.
Das ist ein Beweis: Es handelt sich um eine judenchristliche Synagoge aus dem ersten Jahrhundert. Das ist doch beeindruckend. So haben wir Zeugnisse der ersten Christen.
Wie gesagt, der Herr Jesus hat das Mandat zur Weltmission gegeben. Dann kam der Pfingsttag (Apostelgeschichte 2). Pfingsten war eines der wichtigsten Feste im Judentum.
Alle mussten aus dem ganzen Land nach Jerusalem zum Tempel kommen. Jungen ab dreizehn Jahren waren verpflichtet, Frauen nicht, da sie Aufgaben mit kleinen Kindern hatten. Das wurde im Gesetz berücksichtigt. Männer mussten kommen, Frauen durften kommen.
Pfingsten war ein großes Tempelfest. Außerdem war es in der alten Welt die Zeit, in der es am einfachsten war, Weltreisen über das Mittelmeer zu machen.
So kamen ausgerechnet an diesem Fest besonders viele Juden aus aller Welt nach Jerusalem: aus Rom, aus dem Irak, aus Nordafrika und von überall her. Kein anderes Fest zog so viele ausländische Besucher an wie dieses.
Dann kam Pfingsten – die Ausgießung des Heiligen Geistes. Die Jünger empfingen den Heiligen Geist und konnten plötzlich, ohne es gelernt zu haben, fremde Sprachen sprechen.
Ich sage bewusst „Sprachen“ und nicht „unverständliche Laute“. Sie konnten plötzlich mehrere Sprachen beherrschen. Die Leute aus dem Ausland, die Juden, sagten: „Was hören wir? Diese Galiläer, diese ungebildeten Leute, sprechen in unseren Sprachen und Dialekten die großen Taten Gottes aus?“
Sie hatten sogar die richtige Aussprache und beherrschten Dialekte. Zum Beispiel können manche Deutsche Schweizerdeutsch sprechen, aber kaum mit dem richtigen Akzent. Ich kenne sogar eine Engländerin, die akzentfrei Schweizerdeutsch spricht. Das ist sehr ungewöhnlich und beeindruckend.
Wie konnten sie das? Was sollte das bedeuten?
Bisher sprach Gott speziell zu einem Volk durch eine einzige Sprache: Hebräisch. Ein Professor begann seine Vorlesungen über Hebräisch oft mit den Worten: „Die Sprache, die ihr jetzt lernt, ist die Sprache, die Gott gesprochen hat.“ So beginnt die Bibel in dieser Sprache und so weiter. Gott sprach in dieser Sprache zu einem Volk.
Doch jetzt kam eine Wende. Gott wollte durch viele Sprachen zu allen Menschen sprechen. Darum das Zeichen der Sprachen. Ich sage nicht „Zungen“. Es gab keine Zungenakrobatik. Die Jünger beherrschten die Sprachen perfekt, als Zeichen von Gott.
Das war natürlich ein harter Schlag für den Stolz des jüdischen Volkes damals: Wir sind nicht mehr die Einzigen. Gott liebt alle Menschen und will zu allen sprechen.
In den vergangenen zweitausend Jahren wurde die Bibel in über zweitausendzweihundert Sprachen übersetzt. Die Gabe des Sprachenredens spielte dabei keine Rolle mehr. Heute muss man Pionierarbeit leisten, um die Botschaft zu verbreiten.
Damals war das Zeichen gegeben: Jetzt soll die Botschaft zu den Völkern ausgehen. Kein Buch ist in so vielen Sprachen übersetzt worden. Es gibt außerdem Kassetten mit Friedensbotschaften in über fünftausend Sprachen und Dialekten.
Gospel Recordings hat es in fünfzig Jahren geschafft, diese Zahl zu erreichen. Jetzt planen sie, in den nächsten zehn Jahren auf zehntausend Sprachen und Dialekte zu erweitern.
Man will die frohe Botschaft allen eingeborenen Völkern und allen Menschen in der Sprache ihres Herzens weitergeben.
Die Taufe und die Ausbreitung der Gemeinde
Nun, es war an Pfingsten, als die Leute gerade um neun Uhr morgens zum Tempel kamen. Zu dieser Zeit wurden nämlich die Tore der schönen Pforte für das Volk beim Morgenbrandopfer geöffnet.
Die Einheimischen verstanden die Sprachen nicht, und deshalb spotteten sie und sagten, die seien betrunken. Doch Petrus rief: „Halt, halt, halt! Die sind nicht betrunken, es ist erst neun Uhr morgens.“ Schauen Sie sich das Timing an: Um neun Uhr morgens strömte die große Volksmenge, die Abertausenden zählte, zu den Tempeltoren.
Sie wurden vom Pfingstereignis überrascht. Petrus verkündete die frohe Botschaft von dem gestorbenen und auferstandenen Christus. An diesem Tag gaben sich dreitausend Menschen Christus hin und wurden getauft.
Manche spotteten darüber, besonders liberale Kritiker: „In Jerusalem gibt es doch keinen Fluss und keinen See. Wo hat man denn je mit dreitausend Leuten massenhaft getauft?“
In den vergangenen Jahren wurden am Südabhang des Tempelbergs, also gerade unterhalb der schönen Pforte, Ausgrabungen gemacht. Dabei sind etwa siebzig Ritualbäder entdeckt worden. Sicherlich ist dort noch etwas von der schönen Pforte erhalten. Jeder Jude, der zum Tempel ging, musste zuerst ein Reinigungsbad nehmen.
Jetzt gingen die Menschen gerade dorthin, wurden vom Pfingstereignis überrascht und hörten die wunderbare Botschaft von Petrus. Dreitausend Menschen bekehrten sich, wandten sich zu Gott und zum Messias. Dann wurden sie getauft, und es gab genau an dieser Stelle die passenden Tauchstellen, die Ritualbäder in Jerusalem.
Doch die Botschaft verbreitete sich von Jerusalem aus weiter. In der Apostelgeschichte kann man lesen, wie Paulus auf seinen Missionsreisen bis nach Europa kam, zum Beispiel nach Athen. Hier sehen Sie als letztes Bild Athen bei Nacht.
Es ist sehr eindrücklich zu sehen, wie sich die ersten Christen bemühten, die frohe Botschaft der Erlösung durch Christus verständlich zu machen. Diese Botschaft nimmt unsere Schuld weg und trägt stellvertretend die Strafe, die wir verdient haben.
Dabei mussten sie Menschen erreichen, die in einer ganz anderen Kultur lebten und Götzenbilder verehrten. Es ist beeindruckend, wie diese Schranken überwunden wurden. Unzählige Menschen auf der ganzen Welt haben in den vergangenen zweitausend Jahren auf allen fünf Kontinenten diese Botschaft verstanden, angenommen und sind aus der Finsternis ins Licht des Messias gekommen.
Ich wünsche jedem, der hier ist und noch in der Dunkelheit lebt, dass er diesen Durchbruch heute schaffen kann – mit Gottes Hilfe. Wir können es nicht aus eigener Kraft. Wir würden nie auf die Idee kommen, Gott zu suchen. Aber er ist gekommen.
Er will auch heute Abend in unserem Herzen wirken und uns rufen, diesen Schritt zu tun: Jesus Christus unser ganzes Leben und unsere ganze Schuld zu übergeben, um Frieden mit Gott zu bekommen.
Schlussgebet
Ich bete noch ganz kurz. Herr Jesus, du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes. Diese Botschaft können wir gewiss und froh verkündigen.
Herr Jesus, dein Wort hat sich über Jahrtausende erfüllt, und die Prophetie des Alten Testaments hat sich in dir, dem Messias Gottes, erfüllt. Es ist für uns so deutlich und klar, dass du der Einzige und der Ganze bist.
Herr Jesus, öffne die Herzen von jedem, der hier ist und diese Beziehung zu dem lebendigen Gott noch nicht hat. Lass ihn heute kommen und erkennen, dass das Christentum, echtes Christentum der Bibel, nicht einfach eine Kultur aus alter Zeit ist, sondern eine Realität, die heute noch den Weg zur Herrlichkeit Gottes öffnet.
Amen!
