Einführung und Überblick über die Opferarten im Alten Testament
Das Thema heute Morgen ist die Einführung in den levitischen Opferdienst. Es soll kein Vortrag sein, sondern ein Dialog mit der Möglichkeit für Fragen und Beiträge. Dabei ist es wichtig, dass niemand das Gefühl hat, seine Beiträge unbedingt in Schriftsprache formulieren zu müssen. Man kann sich frei fühlen, so zu sprechen, wie man sich am besten ausdrücken kann.
Wir machen heute ein mehrsprachiges Bibelstudium. Fehlt noch jemand das Blatt? Falls ja, bitte melden.
Zunächst wollen wir uns mit den vier verschiedenen blutigen Opfern im Alten Testament beschäftigen. Ich habe sie hier aufgeführt: das Brandopfer, das Friedensopfer, das Sündopfer und das Schuldopfer. Das sind vier grundsätzlich verschiedene Typen von Opfern.
Diese Opferarten werden uns besonders deutlich im dritten Buch Mose entfaltet, also kurz nach dem Auszug aus Ägypten und nach dem Bau der Stiftshütte, dem transportablen Tempel in der Wüste Sinai.
Das Thema Opfer beginnt in der Bibel jedoch schon viel, viel früher, und zwar eigentlich mit dem Sündenfall.
Erste Hinweise auf das Opfer im Buch Genesis
Wir können als Einführung schon in das erste Buch Mose gehen. Nach dem Sündenfall des Menschen finden wir in 1. Mose 3,15 die Verheißung auf den Erlöser.
Kann das jemand vorlesen? 1. Mose 3,15: „Und ich werde Feindschaft setzen zwischen dir und der Frau, zwischen deinem Samen und ihrem Samen. Er wird dir den Kopf zermalmen, und du wirst ihm die Ferse zermalmen.“
Diese Verheißung wird gegenüber der Schlange, also gegenüber Satan, ausgesprochen. Der Vers sagt, dass es nun Feindschaft gibt zwischen der Schlange, also Satan, und der Frau, das heißt Eva, sowie zwischen der Nachkommenschaft Satans, also den Kindern des Teufels, und der Nachkommenschaft Evas.
Nun ist „ihr Same“ eigentlich eine Einzahlform und weist darum ganz speziell auf den einen Nachkommen von Eva hin, den Messias. Von ihm wird gesagt: „Er wird dir den Kopf zermalmen.“ Das heißt, der Erlöser wird einmal der Schlange den Kopf zertreten und Satan besiegen.
Und „du, du wirst ihm die Ferse zermalmen“ oder noch besser „in die Ferse stechen“. Es ist nämlich ein Wortspiel: Auf Hebräisch klingen die beiden Wörter für „zermalmen“ und „schnappen/stechen“ genau gleich. Darum sind in manchen Bibelübersetzungen beide Worte hier mit „zermalmen“ übersetzt worden.
Aber eine Schlange zermalmt ja nicht die Ferse, sondern sie schnappt nach der Ferse, sie sticht. Es ist also ein Wortspiel, weil beide Wörter in dieser Form gleich klingen. Also: „Er wird dir den Kopf zermalmen, und du wirst ihm die Ferse stechen.“ Das heißt, ihm eine Todeswunde zufügen.
Und das ist schon der erste Hinweis auf den Erlöser, der durch seinen Tod befreien wird.
Der zweite Hinweis folgt sogleich in Vers 21: „Und Gott, der Herr, machte Adam und seiner Frau Kleider aus Fellen und bekleidete sie.“ Zuerst hatten Adam und Eva sich Kleider aus Blättern gemacht, also aus pflanzlichen Materialien. Gott macht ihnen nun Kleider aus tierischen Fellen.
Das heißt, es musste hier der Tod eintreten, damit die Blöße bedeckt werden konnte. Auch das ist wieder ein Hinweis auf den kommenden Erlöser, der unsere Blöße vor Gott zudecken wird – aber indem er stirbt.
Dann gibt es auch schon die Grundlage für Kapitel 4, wo wir das Opfer von Kain und Abel finden.
Die Opfer von Kain und Abel als frühe Darstellung von Opferprinzipien
Das Auffällige ist Kain. Wir können das kurz in Kapitel 4, Verse 1 bis 4 lesen:
Abel wurde ein Hirte. Es begab sich aber nach etlicher Zeit, dass Kain dem Herrn Opfer brachte von den Früchten des Feldes. Auch Abel brachte von den Erstlingen seiner Herde und von ihrem Fett. Und der Herr sah gnädig an Abel und sein Opfer, aber Kain und sein Opfer sah er nicht gnädig an.
Was hier auffällt, ist Folgendes: Die ersten Nachkommen von Adam und Eva, die hier erwähnt werden, hatten bereits die Idee vom Opfer. Diese Idee hatten sie jedoch nicht selbst erfunden. Denn bereits die Eltern hatten den Hinweis auf den Erlöser erhalten, der sterben würde. Auch gab es den Hinweis auf die Tierfälle, die nur durch den Tod gemacht werden konnten, um daraus Kleider herzustellen.
Diese Hinweise hatten sie also, und sie fuhren mit diesem beschränkten Wissen fort. Was aber besonders auffällt, ist, dass Kain ein nicht-blutiges Opfer bringt, während Abel ein blutiges Opfer darbringt. Das Opfer von Kain wird nicht angenommen, das von Abel hingegen schon.
Das Prinzip der Stellvertretung durch Blutvergießen wird bei Abel deutlich vorgestellt. Dieses Opfer ist das, das Gott annehmen kann. Dort, wo das Blutvergießen fehlt, nimmt Gott das Opfer nicht an.
Zusätzlich kommt natürlich dazu, dass auch die innere Haltung von Abel anders war. In Hebräer 11 lesen wir, dass Abel das Opfer durch Glauben dargebracht hat. Und in 1. Johannes 3 lesen wir: „Kein Wahres aus dem Bösen.“ Die innere Haltung war also prinzipiell ganz anders, ebenso wie die Art des Opfers.
Die Opfer Noahs und die Offenbarung von Reinheit
Wenn man weiterliest in 1. Mose, kommt man zu den Opfern von Noah, Kapitel 8, Vers 20. Dort heißt es: Er nahm von allem reinen Vieh und von allen reinen Vögeln und opferte Brandopfer auf dem Altar.
In Vers 21 steht: Der Herr roch den wohlgefälligen Geruch. Denn er sprach in seinem Herzen: „Nicht noch einmal will ich den Erdboden verfluchen um des Menschen willen, denn das Sinnen des menschlichen Herzens ist böse von seiner Jugend an. Auch nicht noch einmal will ich alles Lebendige schlagen, wie ich es getan habe.“
Auch hier haben wir wieder ein Opfer. Allerdings werden weitere Details genannt. Noah nimmt nicht irgendwelche Tiere, sondern es wird ausdrücklich gesagt: „reine“, also rituell reine Tiere. Wie man diese bestimmen kann, werden wir später noch sehen.
Deutlich wird, dass es ein Opfer braucht, dessen Blut fließt (vgl. 1. Mose 4). Woher konnte Noah schon wissen, dass er ein Ritual erfüllt, das später bekannt gegeben wurde? Es wird nicht gesagt, woher er das wusste, aber offensichtlich kannte er diese Unterscheidung.
Dazu kommt, dass Gott in alttestamentlicher Zeit mehr Offenbarungen gegeben hat als nur die Dinge, die in der Bibel aufgeschrieben sind. Das heißt, wenn wir zum Beispiel an Noah oder die Patriarchen davor denken, können wir nicht davon ausgehen, dass sie nichts wussten und nur das, was in den ersten Kapiteln des ersten Buches Mose steht. Gott hat mit ihnen gesprochen und ihnen Offenbarungen gegeben, die aber nicht aufgeschrieben wurden.
Das war auch in späterer Zeit so. Viele Propheten in Israel, Propheten Gottes, traten auf, aber viele von ihnen haben nichts aufgeschrieben, was wir haben sollten. Zum Beispiel Elija und Elisa, diese großen Propheten, waren keine Schriftpropheten. Sie sprachen im Namen Gottes. Das, was wir in der Schrift haben, ist letztlich alles, was Gott der Menschheit sagen wollte – schriftlich, fixiert und endgültig.
Wir können also davon ausgehen, dass es noch mehr Offenbarungen gab, die uns nicht in der Bibel überliefert sind.
Was die rituell reinen Tiere betrifft, so ist das an uns überliefert in 3. Mose 11, wie Gott es Mose offenbart hat – nochmals offenbart. Noah wusste das aber bereits vorher. Vielleicht hat er es schon bei der Einbringung der Tiere in die Arche angewandt. Dort hat er vermutlich gesagt, dass er von den reinen Tieren doppelt nimmt und von den anderen nur einfach. So wurde schon eine Unterscheidung getroffen, die uns heute nicht mehr direkt überliefert ist.
Im Text heißt es: Gott sagt, nimm von den reinen und von den unreinen so viel. Das klingt so, als hätte Noah genau gewusst, wie die Tiere einzuteilen sind.
Es geht also nicht aus dem Vogel hervor, den Gott gegeben hat, wie wir in 1. Mose 3, Vers 21 lesen: „Und Gott machte Adam und seine Frau Kleider aus Fellen und bekleidete sie.“ Haben wir hier eigentlich das erste fleischliche Opfer? Ja, das ist schon ein tierisches Opfer. Aber die Frage ist: Wie wusste Noah, welche Tiere rein sind?
Ein Schwein zum Beispiel ist unrein. Aber wie wusste Noah, dass ein Schwein unrein ist? Wie ist es zum Beispiel mit einem Wolf, ist er rein oder unrein? Unrein. Was ist das Kriterium? Kein Paarhufer. Aber ein Schwein ist ein Paarhufer. Also muss es ein Wiederkäuer sein und ein Paarhufer. Das ist in 3. Mose 11 festgelegt, für die Säugetiere. Für weitere Tiere gibt es noch spezielle Angaben.
Offensichtlich wusste Noah, dass es nicht irgendwelche Tiere sind, sondern eine ganz bestimmte Gruppe.
Interessant ist auch ein Wortspiel im Hebräischen in 1. Mose 8, Vers 21. Dort heißt es, der Herr roch den „Nichoach“, den lieblichen Geruch oder auch den Geruch der Ruhe, der Beruhigung. „Nichoach“ ist ein Wortspiel mit dem Namen Noah. Das Opfer, das Noah bringt, ist für Gott ein Geruch der „Nichoach“ – der gleichen Wurzel wie Ruhe und Beruhigung. Es ist also ein Opfer, in dem Gott seine volle Freude und Befriedigung findet.
Das Opfer Abrahams und die Vorbereitung auf das messianische Opfer
Im ersten Buch Mose, Kapitel 22, finden wir ein wichtiges Kapitel zum Thema Opfer. Darin wird Abraham von Gott geprüft. Die Verse 1 und 2 lauten: Gott sprach zu Abraham, und Abraham antwortete: „Hier bin ich.“ Gott sagte: „Nimm Isaak, deinen einzigen Sohn, den du liebst, und geh in das Land Moria. Opfere ihn dort als Brandopfer auf einem Berg, den ich dir zeigen werde.“ (1. Mose 22,1-2)
Hier ist es also plötzlich ein Mensch, der als Opfer bestimmt ist. Das Opfer rückt immer mehr in den Mittelpunkt in Bezug auf das zukünftige wahre Opfer des Messias. Es muss jemand sein, der sein Leben gibt, sein Blut vergibt (vgl. 1. Mose 4; 1. Mose 8). Es muss jemand sein, der selbst rein ist. Und in 1. Mose 22 ist es letztlich ein Mensch, und zwar nicht irgendein Mensch, sondern der geliebte Sohn. Dein Sohn, dein einziger Sohn, der eingeborene Sohn, der einzige seiner Art. Zwar gab es noch Ismael, doch Isaak wird als der einzige bezeichnet, weil er der eingeborene Sohn war, der einzige seiner Art.
Dieser Sohn soll im Land Moria geopfert werden. Wo liegt das Land Moria? Es ist das Gebiet von Jerusalem. Der Berg Moria ist der Tempelberg in Jerusalem. Interessanterweise ist dieser Berg identisch mit dem biblischen Berg Zion. Nicht zu verwechseln mit dem heutigen Berg Zion in Jerusalem, der sich auf den Südwesthügel gegenüber dem Tempelberg bezieht. Dieser Hügel wird erst nachchristlich als Zion bezeichnet. Der biblische Berg Zion ist jedoch der Tempelberg selbst, also der Berg Moria.
Wo genau sollte Isaak geopfert werden? Im Land Moria, also im Gebiet von Jerusalem. Aber auf welchem Berg? Viele vertreten die offizielle Meinung, dass Isaak auf dem Berg Moria geopfert werden sollte. Doch wenn man den Text genau liest, sagt Gott: „Geh in das Land Moria und opfere ihn dort als Brandopfer auf einem Berg, den ich dir zeigen werde.“ Wäre der Opferberg Isaaks identisch mit dem Berg Moria, hätte Gott gesagt: „Opfere ihn dort auf dem Berg Moria.“ Stattdessen spricht Gott von einem Berg in diesem Gebiet, den er Abraham noch zeigen wird.
Es kommen also verschiedene Berge in Frage: der Ölberg, der Südwesthügel, der heute Zion genannt wird, oder der Berg nördlich davon, auf dem sich der Golgatha-Felsen befindet. Sicherlich ist es nicht der Berg Moria selbst, sonst hätte Gott das anders formuliert.
Isaak wird schließlich verschont, wie wir in den Versen 13 und 14 lesen: „Da hob Abraham seine Augen auf und sah einen Widder hinter sich in der Hecke mit seinen Hörnern hängen. Er nahm den Widder und opferte ihn anstelle seines Sohnes als Brandopfer.“ Abraham nannte den Ort „Adonai Jireh“, was auf Hebräisch „Der Ewige wird sich ersehen“ bedeutet. Heute sagt man „auf dem Berg, auf dem der Herr sich ersehen wird“. Es gibt leichte Unterschiede in den Übersetzungen, da „Jireh“ sowohl Gegenwart als auch Zukunft bedeuten kann. Am besten ist es mit Zukunft zu übersetzen: „Der Herr wird ausersehen.“
Isaak selbst kann also nicht geopfert werden, weil sein Tod keine Stellvertretung für andere hätte bringen können. Er war selbst ein sündiger Mensch, wie wir alle. Er war nur ein Vorgeschmack auf das Opfer eines Menschen, der im Gegensatz zu ihm rein sein muss. Das Opfer eines Menschen, der der geliebte Sohn des Vaters ist und auf einem der Berge in Jerusalem geopfert werden sollte.
Abraham gab an diesem Ort der Opferung den Namen „Adonai Jireh“ (Vers 14): „Der Ewige wird sich ersehen.“ Mose erklärt in der zweiten Hälfte von Vers 14: „Darum sagt man bis zum heutigen Tag: Auf dem Berg des Herrn wird sich ersehen.“ Das Wort „Jireh“ bedeutet, dass das Opfer in der Zukunft ausersehen wird.
Spannend ist, dass im Neuen Testament der Herr Jesus, der geliebte Sohn des Vaters, der reine und heilige, tatsächlich auf einem der Berge im Land Moria gekreuzigt wurde. Er starb als stellvertretendes Opfer. Ähnlich wie der Widder anstelle Isaaks, von dem wir in Vers 13 lesen, wurde Jesus als Brandopfer anstelle der Menschen dargebracht. Hier zeigt sich sehr deutlich der Gedanke der Stellvertretung.
So entwickelt sich der Gedanke des Opfers immer weiter, wenn wir die Bibel von Anfang an lesen. Das Thema zieht sich wie ein roter Faden durch die gesamte Schrift. Immer mehr Details fügen sich zusammen und runden das Gesamtbild ab, bis schließlich die Erfüllung im Messias Jesus kommt.
Heilsgeschichtliche Entwicklung der Opfer im Alten und Neuen Testament
Was vielleicht auch noch erwähnt werden kann in dieser ganzen heilsgeschichtlichen Entwicklung: In 1. Mose 4 hatten wir das Opfer von Abel. Dieses Opfer war für einen einzelnen Menschen bestimmt.
Später, in 2. Mose 12 – das haben wir ja letztes Mal bei der Einführung in die fünf Bücher Mose etwas gesehen – finden wir das Opfer für ein Vaterhaus, also für eine Familie. Es handelt sich um das Passaopfer. Wir haben beim letzten Mal auch gesehen, dass dies das erste Mal ist, dass Blut in Verbindung mit den Opfern erwähnt wird. Genau an dieser Stelle wird Israel frei gemacht von der Knechtschaft.
Heute werden wir noch darauf eingehen, was in 3. Mose 16 beschrieben ist: der große Versöhnungstag, der Yom Kippur. Dort finden wir ein Opfer, das für ein ganzes Volk dargebracht wird.
Wenn wir dann zum Neuen Testament kommen, begegnen wir dem Opfer des Herrn Jesus. Dieses Opfer gilt im Blick auf die ganze Welt. So zeigt sich auch hier eine heilsgeschichtlich phänomenale und phantastische Entfaltung.
Diskussion und Fragen zur Einzigartigkeit Isaaks und Jesu
Gibt es bis dahin Fragen oder Ergänzungen? Ja?
Der Einzelne ist in seiner Art einzigartig, möchte man sagen, weil er der einzige von Sarah ist. Er ist der einzige Sohn von Sarah und zugleich der einzige, der wirklich der Sohn der Verheißung ist. Das macht ihn einzigartig. Er wurde nicht aus eigenem Willen gezeugt, wie es bei Ismael der Fall war. Der Plan, der Plan Gottes für die Verheißungslinie, sieht ihn als den einzigen seiner Art vor.
Genau.
Gibt es sonst noch Fragen oder Beiträge? Wer kennt die Verbindung mit dem Begriff „der Eingeborene“? So wird es im Neuen Testament verwendet; das soll wohl auch so gemeint sein: der einzige seiner Art. Ja, genau darauf wollte ich hinaus.
Wenn Jesus Christus als der Eingeborene bezeichnet wird, dann bezieht sich das eigentlich nicht auf seine Geburt als Mensch auf Erden. Denn als der eingeborene Sohn war er schon vor seiner Menschwerdung existent. Das bedeutet aber auch nicht, dass er irgendwann in der Vergangenheit einmal geboren wurde, als der einzige Sohn Gottes.
Monogenes bedeutet in diesem Zusammenhang einfach „der Einzige seiner Art“. Er ist der ewige Sohn, ohne Anfang und ohne Ende. So wird es übrigens auch im Hebräerbrief Kapitel 7 dargestellt. Dort heißt es: „Ohne Anfang und kein Ende des Lebens habend.“ So wird Melchisedek in der Bibel beschrieben. Es wird weder von seiner Geburt noch von seinem Tod berichtet.
Insofern ist Melchisedek eigentlich ein Bild für den Sohn Gottes. Ohne Vater, ohne Mutter, ohne Geschlechtsregister, ohne Ende des Lebens – einfach da. Das wird ausdrücklich mit dem Sohn Gottes verglichen, nicht einfach mit Jesus Christus, sondern mit dem Sohn Gottes. Das bedeutet, seine Sohnschaft ist ewig und zugleich einzigartig.
Sollte ich dich nicht anschauen, wenn du mir antwortest? Und schreib nicht... und deswegen... Ja, ja, es ist ein bisschen schwierig.
Übergang zu den Opfern im dritten Buch Mose
Gut, jetzt können wir zu den Opfern im dritten Buch Mose übergehen, wo wir die Unterscheidung von vier verschiedenen Opfern finden. Auch hier gibt es eine Zunahme von Mitteilungen über die Opfer. Wir wollen uns heute fragen, was diese verschiedenen Opfertypen zu bedeuten haben.
Nebenbei sei gesagt, es gibt auch unblutige Opfer. Das könnte wie ein Widerspruch erscheinen zu dem, was wir bei Kain gesehen haben. Aber es ist wichtig zu verstehen, dass die Speisopfer in 3. Mose 2 Opfer sind, die in Verbindung mit Blutopfern dargebracht werden. Sie sind keine eigenständigen Opfer, sondern gehören zu den blutigen Opfern. Diese werden in Kombination gebracht.
Wenn man zum Beispiel ein Brandopfer bringt, wird dazu noch ein Speisopfer dargebracht, aber nicht das unblutige Opfer einfach für sich. Man kann also von Kombinationsopfern sprechen.
Das unblutige Opfer kann von jemand anderem dargebracht werden, oder muss der dann auch irgendwie befriedet sein, oder nicht?
Nein, wenn jemand ein Speisopfer brachte, musste er das in Verbindung mit einem blutigen Opfer tun. Es gab nur einen einzigen Ausnahmefall: Wenn jemand absolut keine finanziellen Mittel hatte, um ein blutiges Opfer als Sündopfer zu bringen, dann durfte er ein Speisopfer darbringen.
Aber auch dieses Speisopfer wurde trotzdem zum Altar gebracht, in den Tempel oder in die Stiftshütte, wo die Blutopfer dargebracht wurden. So ist es auch mit dem Sündspeisopfer: Es steht in Verbindung mit den blutigen Opfern, die dort täglich dargebracht wurden.
Auch das Trankopfer, also eine Weinspende, die ausgegossen wird, ist kein eigenständiges Opfer, sondern wird in Kombination mit den levitischen Opfern dargebracht.
Es gibt außerdem gewisse Hebopfer, die unblutig waren. Dabei geht es aber nicht um den Gedanken der Stellvertretung. In 2. Mose 25,2 geht es zum Beispiel um den Bau der Stiftshütte. Hier konnte man Gott Material bringen, wie Gold, Silber oder Edelsteine, um den Bau der Stiftshütte zu unterstützen.
Diese Gaben wurden Hebopfer genannt, weil man sie symbolisch zuerst in die Luft empor Gott entgegenhielt. Die Hebopfer hatten aber nichts mit dem Gedanken der Stellvertretung oder der Annahme bei Gott zu tun.
Bedeutung der Opfer aus alttestamentlicher Perspektive
Jetzt etwas zur Bedeutung der Opfer aus alttestamentlicher Sicht, dazu Psalm 40, Verse 6-8.
Kann jemand lesen? „Herr, mein Gott, groß sind deine Wunder und deine Gedanken, die du uns beweist. Dir ist nichts gleich. Ich will sie verkündigen und davon sagen, aber sie sind nicht zu zählen. Opfer und Speisopfer gefallen dir nicht, aber die Ohren hast du mir aufgetan. Du willst weder Brandopfer noch Sündopfer.“
Jetzt noch die nächsten zwei Verse: „Siehe, ich komme, im Buch ist von mir geschrieben.“ Und noch ein Vers: „Deinen Willen, mein Gott, tu ich gern, und dein Gesetz habe ich in meinem Herzen.“
Also hier in diesem Psalm von König David sagt jemand zu Gott: An Schlacht-, Speisopfer-, Brandopfer- und Sündopfer hast du kein Wohlgefallen. Er sagt aber im gleichen Atemzug, Vers 7, da sprach ich: „Siehe, ich komme!“ Das ist also offensichtlich jemand, der hier spricht und sagt, obwohl Gott ja diese verschiedenen Opfer im 3. Mose vorgeschrieben hatte, hast du daran keinen Gefallen.
Das kann aber nicht bedeuten, dass Gott das, was er eigentlich verlangt hat, als etwas Schlechtes betrachtet. Kein Gefallen heißt vielmehr, dass es nicht das Eigentliche ist, was dich erfreuen kann, weil es ja nur Symbole sind.
Im gleichen Atemzug wird zugegeben: „Siehe, ich komme“, gewissermaßen um das Opfer zu bringen, das die Erfüllung ist von all diesen Symbolen, die in sich selbst keinen Wert haben, sondern nur insofern, als sie auf die Realität des messianischen Opfers hinweisen.
So wird schon deutlich, dass hier David, der ja ein Prophet war, vom Messias spricht, der sagt: „Siehe, ich komme.“ Im Buch steht „von mir geschrieben“ – viele messianische Prophezeiungen im Alten Testament wurden bereits vor der Zeit Davids gegeben.
Und jetzt haben wir noch in Vers 6 dieses Detail: „Ohren hast du mir bereitet.“ Dieser Vers wird ja im Hebräerbrief im Neuen Testament zitiert.
Weiß jemand gerade auswendig, wie das zitiert wird im Neuen Testament? Ja, „einen Leib, einen Körper hast du mir bereitet.“ Man ist vielleicht überrascht: Wie kann man so frei im Neuen Testament das Alte Testament zitieren? „Ohren hast du mir bereitet“ ist doch nicht das Gleiche wie „einen Leib hast du mir bereitet“.
Nun gut, es gibt Handschriften der Septuaginta, der ältesten griechischen Übersetzung des Alten Testaments, die bereits diese Übersetzung enthalten: „Einen Leib hast du mir bereitet.“ Möglicherweise hat also der Schreiber des Hebräerbriefes diese Übersetzung verwendet oder er hat es selbst so übersetzt.
Aber es ist Folgendes zu sagen: Wenn hier ja gesagt wird „Siehe, ich komme“, dann geht es darum, „Siehe, ich komme in die Welt.“ „Ohren hast du mir bereitet“ bedeutet wörtlich im Hebräischen „bereitet“ oder „gegraben“ und weist eigentlich auf die Bildung des Gehörgangs beim Embryo im Mutterleib hin.
Dort werden die Ohren tatsächlich „gegraben“ von Gott. Zuerst hat man nur die Knöchel-Form, und dann beginnt sich das immer mehr auszugestalten – sehr früh in der embryonalen Entwicklung. Es gehört zu den frühesten Entwicklungen, dass die Gehörgänge gebildet werden.
Also wenn hier in Psalm 40 der Messias sagt: „Ohren hast du mir bereitet“, ist das absolut gleichbedeutend mit „einen Leib hast du mir bereitet“. Es weist auf die Menschwerdung des Messias hin, der sagt: „Siehe, ich komme.“
Auslegung im Hebräerbrief zum messianischen Opfer
Und wenn wir dazu aufschlagen, erklärt uns der Schreiber des Hebräerbriefes in Hebräer 10 ein beachtliches Detail. Lesen wir zunächst die Auslegung des Heiligen Geistes von Psalm 40, Hebräer 10, Verse 3 bis 5.
Kann das jemand lesen?
„Sondern es geschieht dadurch nur ein Gedächtnis der Sünden alle Jahre, denn es ist unmöglich, durch Ochsen und Ziegenfelle Sünden wegzunehmen. Darum, da er in die Welt kommt, spricht er: Opfer und Gaben hast du nicht gewollt, den Leib aber hast du mir bereitet.“
Jawohl, jetzt sagt der Schreiber des Hebräerbriefes, bevor er Psalm 40 zitiert: „Darum, als er in die Welt kommt, spricht er.“ Also wird das effektiv in Verbindung mit der Geburt des Messias gebracht. Als er in die Welt gekommen ist, hat er diesen Ausspruch getan. Als ewiger Sohn, der als Kindlein in die Welt kommt, sagt er: „Siehe, ich komme, das ist es.“ Und einen Leib hast du mir bereitet. Aber eben diese Opfer sind nicht das Eigentliche, was du gewollt hast. Darum hast du mir einen Leib bereitet.
Weiter haben wir gesehen: „Siehe, Vers 8: Dein Wohlgefallen zu tun, mein Gott, ist meine Lust.“ Wenn wir in Hebräer 10 schauen, wird das dann weiter erklärt. Liest jemand Verse 6 bis 10?
„Brandopfer und Sündopfer gefallen dir nicht. Da sprach ich: Siehe, ich komme; im Buch steht von mir geschrieben, dass ich tue, Gott, deinen Willen.“ Nachdem er weiter oben gesagt hat: „Opfer und Gaben, Brandopfer und Sündopfer hast du nicht gewollt, sie gefallen dir auch nicht, welche nach dem Gesetz geopfert werden“, da sprach er: „Siehe, ich komme, zu tun, Gott, deinen Willen.“ Hier hebt er das Erste auf und setzt das Andere ein.
In diesem Willen sind wir geheiligt, auf einmal, durch das Opfer des Leibes Jesu Christi. Es wird jetzt erklärt, was dieser Wille Gottes beinhaltete: Das war eben das Opfer des Messias. Darum macht Vers 10 die Schlussfolgerung: „Durch welchen Willen, also durch den Willen Gottes, den der Messias ausgeführt hat, sind wir geheiligt durch das ein für allemal geschehene Opfer des Leibes Jesu Christi.“
Es war also Gottes Wille, dass der Messias sich opfert. Das haben wir gesehen in 1. Mose 3,15. Nach Jahrtausenden kommt der Messias in die Welt und sagt: „Siehe, ich komme, um deinen Willen zu tun.“ Also hatte er bei Weihnachten bereits die Passion im Auge. „Ich komme, um zu sterben. Ich werde geboren, um mein Leben als Opfer zu geben.“ Und zwar als Erfüllung von all diesen alttestamentlichen symbolischen Opfern.
Beiträge und Verweise auf weitere Opferstellen
Ja, ich wollte einfach auf 3. Mose 21 verweisen. Dort steht in einem Vers, dass bei der Einsetzung der Söhne Aarons erwähnt wird, sie sollen ihren Gottheiligen durch den Namen ihres Gottes weihen.
Wenn es um die Feueropfer geht, bringen sie das Brot Gottes dar. In Vers 9 wird vielleicht noch einmal berücksichtigt, dass sie das Feueropfer bringen und dies als Brot verstanden wird.
In einem anderen Zusammenhang spricht der Herr Jesus davon, dass er das Brot des Himmels ist. Das ist also identisch mit dem Sündopfer. Auch hier haben wir wieder die Verbindung zum Opfer: Er ist als Brot gekommen, aber eben als Sündopfer.
Wo steht das? In 3. Mose 6,8. Auch in 4. Mose 28,2 werden die Opfergaben von Gott „meine Speise“ oder wörtlich „mein Brot“ (Lechem) genannt. Der Messias ist dann in Bethlehem, dem „Brothaus“, geboren worden.
Gut, also das wäre zu Psalm, wo wir bereits in alttestamentlicher Zeit sehen, dass offenbart wurde, dass diese Opfer an sich keine eigentliche Bedeutung haben, sondern nur symbolisch sind. Gott findet in diesen Opfern an sich keine Freude, sondern nur, soweit sie als Hinweis auf den Messias zu verstehen sind.
Das ist also bereits alttestamentlich offenbart. Wir haben auch gesehen, schon in 1. Mose 22 die Erwartung, dass einer kommen muss, der im Land Moria sterben wird. Das wahre Opfer wird dort von Gott auserwählt. Das Opfer Abrahams war nur vorläufig und hinweisend.
Jesaja 53 – Der leidende Gottesknecht als messianische Weissagung
Jesaja 53 beschreibt den leidenden Gottesknecht. Diese bedeutende Prophetie beginnt eigentlich schon in Kapitel 52, Vers 13. Man bezeichnet diesen Abschnitt oft als das „schlechte Wissen“ der Synagoge, weil er dort nie gelesen wird. Dies lässt sich belegen, denn es gibt das Verzeichnis der Haftarah, das die Prophetenlesungen an den Sabbaten auflistet. Jesaja 53 ist darin nicht enthalten. Wer im Judentum Zugang zu diesem Kapitel bekommen möchte, muss es daher durch persönliches Bibelstudium tun, denn in der Synagoge wird es nie behandelt.
In Jesaja 28, Vers 2 wird wörtlich von „meiner Opfergabe, meiner Speise oder meinem Brot“ gesprochen. Heute wird dieses Kapitel im Judentum meist so interpretiert, dass der leidende Gottesknecht das Volk Israel sei, das unter den Völkern viel Schreckliches erleiden musste. Diese Deutung ist jedoch aus verschiedenen Gründen problematisch.
In diesem Kapitel heißt es, dass der Gottesknecht niemals gelogen hat und kein Unrecht begangen hat. In Vers 9 heißt es: „Denn er hat kein Unrecht getan, und kein Trug war in seinem Munde.“ Das kann weder ein Jude noch ein Heide von sich behaupten. Noch deutlicher wird es in Vers 8, wo gesagt wird, dass ihn die Strafe wegen der Übertretung meines Volkes getroffen hat. Hier wird also klar zwischen dem Gottesknecht und dem Volk Israel unterschieden. Er leidet stellvertretend für das Volk Israel und kann daher nicht das Volk selbst sein.
Diese Auslegung stimmt auch mit der Interpretation der alten großen Rabbiner und dem Talmud überein, wo dieses Kapitel messianisch, also auf den Messias hinweisend, betrachtet wird. Wer dies überprüfen möchte, findet im babylonischen Talmud, Traktat Sanhedrin 98b, eine Stelle, in der ein Vers aus Jesaja 53 auf den Messias angewandt wird.
Einige Zitate dazu: Im Midrasch Danchuma, einem rabbinischen Kommentar, vermutlich aus dem 9. Jahrhundert, also aus dem Mittelalter, heißt es zu Jesaja 52, Vers 13, wo die Prophetie beginnt: „Siehe, mein Knecht wird einsichtig handeln, er wird erhoben und erhöht werden und sehr hoch sein.“ Dort wird ausgeführt: „Dies ist der König Messias, der hoch und erhöht und sehr erhaben ist, erhabener als Abraham, erhöht über Moses, höher als die dienenden Engel.“ Das klingt nebenbei gesagt wie im Hebräerbrief 1. Also eine klare Bezugnahme auf den Messias, den Melech Maschiach.
Rabbi Al-Schesch, noch im 16. Jahrhundert, schreibt zu Jesaja 53: „Unsere alten Rabbiner haben auf das Zeugnis der Tradition hin angenommen, also bereits die alten Rabbiner hatten schon die Tradition, dass hier vom König Messias die Rede sei. Daraus schließen auch wir, dass das Subjekt dieser Weissagung David, also der Messias, sein müsse, wie dies offenbar ist.“ So deutlich wird das ausgedrückt!
Es gibt also eine Fülle von rabbinischen Stellen in der großen Literatur, die diesen Text deutlich auf den Messias beziehen. Die Änderung der Interpretation kam erst im Mittelalter durch große Ausleger wie Raschi und Abrabanel. Sie machten jedoch keinen Hehl daraus, dass sie die Interpretation gegenüber den früheren Auslegern geändert haben und das Kapitel nun auf das Volk Israel bezogen sehen, also die Leiden des Knechtes als die Leiden Israels deuten. Diese Änderung diente natürlich dazu, Christen das Argument zu nehmen, hier sei vom Messias die Rede.
Das alte Judentum, das antike Judentum, hat jedoch ganz eindeutig den Messias in diesem Kapitel gesehen, und zwar offenbar schon in vorchristlicher Zeit. Das Kapitel wurde also so verstanden.
Nun heißt es in diesem Kapitel von dem Knecht, wie schrecklich er leiden muss – und zwar als Opfer. Lesen wir dazu Verse 4 bis 7:
„Fürwahr, er hat unsere Krankheiten getragen und unsere Schmerzen auf sich geladen; wir aber hielten ihn für bestraft, von Gott geschlagen und gemartert. Doch er ist um unserer Missetat willen verwundet und um unserer Sünde willen zerschlagen. Die Strafe lag auf ihm, damit wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt. Wir alle gingen in die Irre wie Schafe, ein jeder sah auf seinen eigenen Weg; aber der Herr warf unser aller Schuld auf ihn. Er wurde misshandelt, doch er beugte sich und öffnete seinen Mund nicht, wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird, und wie ein Schaf, das vor seinem Scherer verstummt, so tat er seinen Mund nicht auf.“
Hier wird deutlich gesagt, dass dieser Mensch, der Knecht des Herrn, gleich einem Lamm ist, das zur Schlachtung geführt wird. Der Vergleich mit den Tieropfern ist ein Bild für das Opfer des Messias, das alttestamentlich hier vor Augen geführt wird.
Die Stellvertretung wird ebenfalls sehr deutlich hervorgehoben, insbesondere in Vers 5: „Doch um unserer Übertretungen willen ist er verwundet, um unserer Missetaten willen zerschlagen.“ Es handelt sich also um Stellvertretung durch ein vollkommenes Opfer. Er hat kein Unrecht begangen, kein Trug und keine Lüge waren in seinem Mund.
Sehr deutlich wird es auch in Vers 10: „Es gefiel dem Herrn, ihn zu zerschlagen; er hat ihn krank gemacht. Wenn er sein Leben als Schuldopfer hingibt, wird er Nachkommen sehen und lange leben.“ Der Ausdruck „Schuldopfer“ stammt aus dem levitischen Opferdienst. Wir kennen die vier Arten von Opfern: Brandopfer, Friedensopfer, Sündopfer und Schuldopfer. Hier wird nun vom Knecht des Herrn gesagt, dass er sein Leben als Schuldopfer einsetzt.
So wird deutlich, dass in ihm das Schuldopfer erfüllt wird.
Fragen und Diskussion zur Nichtlesung von Jesaja 53 in der Synagoge
Dazu noch Fragen oder Bemerkungen? Warum wird dieses Kapitel nicht gelesen? Was ist der Grund? Es würde Unruhe schaffen.
Es ist so, dass in den vergangenen zweitausend Jahren die meisten Juden, die zum Glauben an den Messias Jesus gekommen sind, durch Jesaja 53 dazugekommen sind. Dieses Kapitel hat eine derartig überzeugende Kraft auf Herz und Gewissen eines Juden, dass man sie davon abhalten will, es zu lesen.
Seit den sechziger Jahren sind fast hunderttausend Juden zum Glauben gekommen. In diesem Zusammenhang spielte dieses Kapitel für die meisten eine ganz zentrale Rolle.
Interessant: Ich war vor einigen Jahren im Zug von Amsterdam nach Zürich. In Lüttendorf saß ich einem Mann gegenüber, der eine Kippa trug. Wir hatten ein wunderbares Gespräch bis Zürich. Dann kamen wir auf Jesaja 53 zu sprechen. Er sagte, Jesus sei ein Jugendlicher gewesen, auch Gottes Sohn, und er sei ein Engel. Er meinte, ich solle bei meiner Religion bleiben, er bei seiner. Fertig. Aber es war ein Same, der gestreut wurde.
Der Scherer tut gleichmütig und harmlos nichts Böses, aber er ist nicht dumm. Wenn er etwas Verlauchtes findet oder das Geschenk nicht klar ist, schneidet er alles ab auf der Oberfläche. So fühlt man sich, wenn man vor Gericht ungerecht verurteilt wird: Man wird gewissermaßen richtig rasiert. Das ist der Vergleich mit dem Scherer. Es ist ein Hinweis auf die Gerichtsverhandlung, den Prozess Jesu. Die Schlachtbank weist auf den römischen Prozess durch Hinrichtung, durch Kreuzigung hin. Beides ist im Blickfeld des Propheten, besonders Vers 8, nachdem der Scherer erwähnt wird.
Lies mal: Vers 8 ist ein schwieriger Vers. „Er ist hinweggenommen worden aus Angst und aus dem Gericht.“ Was ist gemeint mit „hinweggenommen worden aus Angst und aus dem Gericht“?
Hinweggenommen kann im Hebräischen stärker verstanden werden, im Sinne von „Er ist hinweggerissen worden aus Angst und aus dem Gericht.“ Das weist darauf hin, dass es ein Schnellverfahren war, ein Pseudoprozess, bei dem das Ziel von Anfang an bekannt war: der Schuldspruch.
Es gibt etwa dreißig Punkte in den Evangelien, die den Prozess betreffen und gegen die Tora sowie gegen die rabbinischen Gesetze verstießen. Das war ein Skandal. Punkt für Punkt wurde das Gesetz verletzt.
Zum Beispiel sagt der Talmud, dass Richter freundlich mit jemandem umgehen müssen, der zu Tode verurteilt wird. Weiter heißt es in 3. Mose, dass der Hohepriester seine Kleider nicht zerreißen darf. Doch als Höhepunkt des Prozesses zerriss der Hohepriester seine Kleider.
So kann man Detail für Detail durchgehen: Der Prozess war durch und durch gesetzlos und falsch. Die rabbinischen Gesetze verlangen auch, dass bei einer Anklage Zeugen aufgerufen werden, die zu Gunsten des Angeklagten sprechen könnten. Wo sind die Verteidiger Jesu? Nirgends zu finden!
So war es wirklich ein Pseudoprozess. Er musste nur formell durchgeführt werden, um das Ziel zu erreichen.
Er wurde gewissermaßen hindurchgerissen oder herausgerissen aus Angst und aus dem Gericht, in einem schnellen Prozess. Dann fragt der Prophet: Wer wird sein Geschlecht aussprechen? Wer kann die Bosheit dieser Generation beschreiben, die das getan hat?
Warum ist das so schwierig? Die Antwort folgt sofort: Er wurde abgeschnitten aus dem Land der Lebenden, ermordet. Doch Gott erklärt im nächsten Satz, was die Bedeutung davon war: „Wegen der Übertretung meines Volkes hat die Strafe ihn getroffen.“
Das ist sehr dicht, aber wir sind von der Frage des Scherens ausgegangen. Das ist also der Hinweis auf den Prozess. Ein Lamm, das sich so einfach und still verhält, ist ein sehr eindrücklicher Hinweis auf den Erlöser, der schweigen konnte zu den gemeinen Angriffen und Beschuldigungen.
Das schätzt sich ordentlich weiter vor, somit zufrieden. Das ist zu erwarten, aber ich könnte es nicht mit Sicherheit sagen.
Eine Frau erklärte mir einmal, sie habe Mühe mit diesem Satz, weil Schafe sich nicht immer still verhalten können. Sie sagte, Jesus habe darauf bestanden, die Wahrheit zu vertreten. Vor allem, als der Hohepriester ihn unter Eid stellte.
Das war das Gesetz nach 3. Mose 5,1, die Stimme des Fluches, also die Stimme des Schwurs. Wenn ein Angeklagter unter Eid gestellt wurde, musste er aussagen.
An der Stelle, als der Hohepriester sagt: „Ich beschwöre dich bei dem Gesegneten, dass du uns sagst, ob du der Messias bist“, antwortet Jesus: „Du sagst es.“
Er musste antworten, weil er sich unter das Gesetz gestellt hatte. Man kann auch sagen, dass gewisse Schafe nicht so stumm sind, wie hier dargestellt wird. Das zeigt, wie das Vorbild nur unvollkommen den wahren Messias darstellt.
Ebenso wie die Tieropfer gewisse Aspekte zeigen, aber nicht in allen Details übereinstimmen. Trotzdem findet man unter den Schafen dieses stumme Erdulden, was auf den Erlöser hinweist.
Das Sanhedrin legte auch fest, dass er Zeugen für sich aufrufen musste. Doch wo sind diese Zeugen? Das war beim Hohenpriester eine Privatverhandlung.
Gut, aber was du sagst, stimmt natürlich: Die Jünger sind geflohen. Doch es wäre Pflicht gewesen, vom Sanhedrin solche Zeugen zusammenzubringen. Nicodemus oder Barren?
Wo steht das mit der Schwurformel beim notwendigen Wort im 3. Mose? 3. Mose 5,1.
Wir sind eigentlich schon recht weit. Ich wollte eine Pause machen. Wollen wir singen, um ein bisschen zu verschnaufen?
Wo steht, dass Mose nicht mit einem zweiten Zerreißen gesonnen war? 3. Mose 21,10.
Wir haben noch ein Programm vor uns. Zur Bedeutung aus neutestamentlicher Sicht haben wir auch schon einiges gesagt. Hebräer 9 und 10 sind ganz zentrale Opferkapitel, die die alttestamentlichen Opfer im Licht des Neuen Testaments erklären. Aber es gibt natürlich noch viel mehr. Wir haben da schon Wertvolles gefunden.
Die blutigen Opfer im Detail: Das Brandopfer
Nun zu den blutigen Opfern im Detail. Das Brandopfer heißt auf Hebräisch „Ola“, was so viel bedeutet wie „aufsteigendes Opfer“. Damit ist gemeint, dass dieses Opfer zu Gott emporsteigt, zu seinem Wohlgefallen und zu seiner Verherrlichung.
Im Neuen Testament wird dafür das griechische Wort „Holokautoma“ verwendet. Dieses Wort klingt ähnlich wie „Holocaust“ und bedeutet „vollständig verbrannt“, also ein Opfer, das vollständig verbrannt wird. Heute wird der Begriff Holocaust vor allem für die schrecklichen Judenvernichtungen in der Nazizeit verwendet. Dabei ist zu beachten, dass gerade das jüdische Volk nicht sagen konnte, wie der Messias allein, dass er ohne Sünde war. Das wahre „Holocaust“, das wahre Brandopfer, ist gerade ein Opfer, das absolut ohne Fehl ist.
Man darf den Ausdruck Holocaust weiterhin verwenden, doch wenn man ihn wirklich mit dem Brandopfer in Verbindung bringen will, gibt es ein echtes Problem. Dieses griechische Wort findet sich zum Beispiel in Hebräer 10,6 und an anderen neutestamentlichen Stellen, wo Brandopfer übersetzt wird. Es bezeichnet also das Opfer zur Verherrlichung Gottes.
Wir lesen nun aus 3. Mose 1, die ersten neun Verse: Der Herr rief Mose und redete zu ihm aus dem Zelt der Begegnung. Er sagte: Rede zu den Söhnen Israels und sage zu ihnen, wenn ein Mensch von euch dem Herrn eine Opfergabe darbringen will, soll er sie von den Rindern oder Schafen bringen. Wenn seine Opfergabe ein Brandopfer von den Rindern ist, soll er ein männliches Tier ohne Fehl darbringen. Am Eingang des Zeltes der Begegnung soll er es darbringen, zum Wohlgefallen für ihn vor dem Herrn.
Er soll seine Hand auf den Kopf des Brandopfers legen, und es wird als wohlgefällig angenommen, um Sühnung für ihn zu erwirken. Dann soll er das Tier vor dem Herrn schlachten, und die Söhne Aarons, die Priester, sollen das Blut herbeibringen und ringsherum an den Altar sprengen, der am Eingang des Zeltes der Begegnung steht. Er soll dem Brandopfer die Haut abziehen und seine Stücke zerlegen. Die Söhne Aarons, die Priester, sollen Feuer auf den Altar legen und Holz darauf bereitstellen.
Die Priester sollen die Stücke, den Kopf und das Fett auf dem Holz über dem Feuer auf dem Altar zurichten. Seine Eingeweide und seine Unterschenkel soll er mit Wasser waschen. Der Priester soll das Ganze auf dem Altar im Rauch aufgehen lassen. Es ist ein Brandopfer, ein Feueropfer, als wohlgefälliger Duft für den Herrn.
Hier finden wir den Ausdruck „lieblichen Geruch“ des Ewigen in Vers 9. Später, in den Versen 13 und 17, findet sich dieser Ausdruck nochmals. Es ist übrigens derselbe Ausdruck, der auch in 1. Mose 8,21 vorkommt, wo das Wortspiel mit dem Namen Noah zu finden war. Man kann es auch übersetzen mit „zum Geruch der Ruhe“ oder „Beruhigung für den Ewigen“, sodass Gottes Zorn zur Ruhe kommt. So wie nach der Sintflut, als das Gericht vorbei war und Gottes Zorn erfüllt war.
Was bei diesem Brandopfer auffällt, ist, dass es in 3. Mose nie in Verbindung mit Sünde erwähnt wird. Es geht hier nicht darum, dass das Opfer mit Sünde belastet wird. Allerdings gibt es vielleicht ein Problem mit Vers 4, weil dort steht, dass das Opfer Sühnung für ihn tun soll. Bei dem Wort „Sühnung“ denkt man automatisch an Schuld, die gesühnt werden muss.
Deshalb habe ich den hebräischen Ausdruck „le chabert“ erwähnt, der mit „sühnen alav“, „über ihm sühnen“, übersetzt wird. „Chabert“ bedeutet „überdecken“ oder „zudecken“. Zum Beispiel musste Noah die Arche mit Pech bestreichen, wie es in 1. Mose 6,14 heißt. Das Verb für „überstreichen“ ist derselbe Wortstamm wie für „sühnen“. Bestreichen heißt „kaffar“. Man schreibt es genau gleich, spricht es aber anders aus. „Sühnen“ heißt „kippur“ und ist die Intensivform von „bestreichen“ oder „überdecken“.
Das Wort für Pech in 1. Mose 6, also das Harz, heißt „kafer“. Das ist ein Hauptwort, das von „kaffar“ abgeleitet ist. Es bedeutet an anderen Stellen auch Sühnung, Harz, Pech oder Sühnung. Das gleiche Wort „kofer“ für Sühnung kommt auch in Hiob 33 vor, wo der Messias sagt: „Erlöse ihn, dass er nicht in die Grube hinabfahre, ich habe eine Sühnung gefunden“ (Hiob 33,24). Das ist dasselbe Wort „kofer“.
So sehen wir, dass die ganze Wortfamilie – Harz, verpichen, sühnen und dann Sühnung – zusammengehört. Auch der Deckel auf der Bundeslade, der Sühnedeckel, heißt „kapporet“. Hier erkennt man wieder die gleichen Konsonanten K-P-R, die die Bedeutung von „zudecken“ und „sühnen“ enthalten.
Wenn wir beim Brandopfer lesen, dass Sühnung für ihn getan wird, hat das noch nicht die Bedeutung von Sünde zudecken. Vielmehr geht es darum, dass der Mensch, der vor Gott erscheint, gewissermaßen mit dem Opfer überdeckt wird. Gott sieht den Opfernden bekleidet mit der Herrlichkeit des Brandopfers. Das ist der Sinn von „Sühnung tun“ – ihn zuzudecken mit der Herrlichkeit des Opfers.
Darum heißt es schon in Vers 3 am Schluss: „Er soll das Opfer darbringen zum Wohlgefallen für ihn vor dem Ewigen.“ Die Sühnung ist hier im Sinne von Zudecken mit der Herrlichkeit des Opfers zu verstehen, sodass der Mensch zum Wohlgefallen Gottes wird.
Das erinnert auch an den Ausspruch in der Weihnachtsgeschichte, Lukas 2, wo von Wohlgefallen an den Menschen die Rede ist. Das sind die Menschen, die eben von dem Brandopfer gewissermaßen überdeckt sind.
Ein weiterer wichtiger Begriff ist die Handauflegung in Verbindung mit dem Brandopfer (Vers 4). Das war ein besonders wichtiges Ritual zur Zeit des Ersten und Zweiten Tempels in der Stiftshütte. Man drückte die Hände intensiv auf den Kopf des Opfers. Die Handauflegung bedeutete immer Identifikation, also man machte sich mit dem Opfer eins.
Beim Brandopfer geht es nicht darum, dass durch die Identifikation oder Handauflegung Sünde auf das Opfer übertragen wird. Vielmehr symbolisiert die Handauflegung, dass die Herrlichkeit des wohlgefälligen Opfers auf den übertragen wird, der es bringt. Es ist eine Identifikation zugunsten des Opfernden.
Beim Sündopfer ist es genau umgekehrt. Dort gibt es ebenfalls Handauflegung, aber die Identifikation ist zu Ungunsten des Opfers, denn die Schuld wird auf das reine Opfer übertragen.
In der rabbinischen Literatur wird gesagt, dass das Brandopfer für Gedankensünden diente. Das wurde so praktiziert, doch wir lesen davon nichts direkt. Die Idee ist nicht völlig verfehlt, denn wenn man die Geschichte Hiobs liest, sieht man, dass seine Kinder immer wieder Geburtstagspartys feierten. Hiob hatte Sorgen, ob sie vielleicht etwas Verborgenes getan hätten, wodurch sie sich innerlich von Gott losgesagt hätten. Für sie brachte er immer wieder ein Brandopfer. Interessanterweise wird nichts von Sündopfern erwähnt, sondern nur vom Brandopfer.
Diese Geschichte stützt also gewissermaßen die rabbinische Idee. Doch was in 3. Mose 1 deutlich vor uns steht, ist, dass nichts über Sünde gesprochen wird – weder über Tatsünden noch über Gedankensünden –, sondern nur über die Vollkommenheit des Opfers zugunsten des Opfernden.
Ist es möglich, dass jemand für einen anderen das Brandopfer bringt? Die Handauflegung bedingt, dass dies möglich ist. Beim Sündopfer musste der Schuldige selbst seine Schuld bekennen und auch das Opfer schlachten. Die Schächtung musste von ihm selbst durchgeführt werden. Dabei werden mit einem Schnitt beide Halsadern durchtrennt. Das muss gekonnt sein.
Die Hirnströme hören nach ein bis drei Minuten nach der Schächtung auf, was extrem schnell geht. Es ist ein schreckliches Erlebnis, und der Opfernde muss dabei anwesend sein.
Brandopfer wurden jedoch auch stellvertretend dargebracht. Zum Beispiel wurde zur Zeit des Zweiten Tempels täglich ein Opfer für Kaiser Augustus gebracht, und auch für die späteren Kaiser. Die Kaiser waren sehr froh darüber, dass für sie ein Opfer dargebracht wurde.
Kurz vor der Zerstörung des Tempels hörten die Juden damit auf. Das war für Rom das Signal, dass eine Revolte bevorstand. Wenn sie nicht mehr für uns beten, ist das ein Zeichen, dass sie sich gegen das Regime auflehnen.
Es gibt also gewisse Opfer, die ein anderer für einen anderen darbringen kann. Beim Sündopfer ist es jedoch deutlich, dass der Schuldige selbst bekennen und bringen muss.
Das Überdecken ist bemerkenswert, wenn wir an Epheser 1,6-7 denken. Dort sehen wir die neutestamentliche Verwirklichung. Der Satz beginnt in Vers 3 und geht bis Vers 14, doch hier konzentrieren wir uns auf Vers 6 und 7.
Es heißt: „Worin er uns begnadigt hat in dem Geliebten.“ Das griechische Wort für „begnadigen“ bedeutet gleichzeitig auch „angenehm machen“ oder „wohlgefällig machen“. Es ist also richtig mit „begnadigt“ zu übersetzen oder mit „womit er uns angenehm gemacht hat in dem Geliebten“.
Wie der eingeborene Sohn, der Geliebte, als Stellvertreter den Schuldigen, also den Menschen, der zu Gott kommt, überdeckt mit seiner eigenen Herrlichkeit, so sieht Gott, wenn er einen Erlösten, einen Christen sieht, der das Opfer für sich in Anspruch genommen hat, gewissermaßen die Vollkommenheit Jesu Christi an ihm.
Das ist die Stellung jedes Gläubigen vor Gott. So, als würde Jesus Christus selbst vor Gott stehen. Mit dieser Herrlichkeit steht jeder Erlöste vor Gott zum Wohlgefallen für ihn.
Dazu noch eine Bemerkung: Wir können das Johannesevangelium in Verbindung mit dem Brandopfer sehen. Es gibt vier blutige Opfer, und alle vier haben eine Verbindung mit jeweils einem Evangelium.
Das Johannesevangelium ist das einzige Evangelium, in dem keine Finsternis am Kreuz berichtet wird. Der Herr Jesus sagt in Johannes 17,4: „Ich habe dich verherrlicht auf der Erde.“ Das ist das Brandopfer, das im Johannesevangelium besonders deutlich gezeigt wird.
Auch die Ausdrücke wie „Herrlichkeit“ und „verherrlichen“ kommen statistisch gesehen im Johannesevangelium mit Abstand am häufigsten vor. Dort wird das Brandopfer als Opfer zur Herrlichkeit Gottes besonders vorgestellt.
So könnte man das Brandopfer umschreiben als das Opfer, das uns die Vollkommenheit Christi in seinem Opfer zeigt.
Das Friedensopfer und seine vielfältigen Bedeutungen
Dann kommen wir zum Friedensopfer, das auf Hebräisch „zewach schelamim“ heißt. „Zewach“ bedeutet Schlachtopfer; es leitet sich vom Verb „schlachten“ ab und bezeichnet dann das Schlachtopfer selbst. Das Wort „schelamim“ ist verwandt mit dem bekannten Wort „Shalom“, das Frieden bedeutet. „Shelamim“ ist sogar die Mehrzahlform von „Shelam“. So kann man dieses Opfer mit Friedensopfer übersetzen.
Die Wortfamilie, die mit „Shalom“ zusammenhängt, hat viele Bedeutungen. Deshalb sind Übersetzungen wie Friedensopfer, Dankopfer, Rettungsopfer, Wohlstandsopfer, Gemeinschaftsopfer oder Freundschaftsopfer möglich. All diese Bedeutungen sind in der reichen Bedeutung von „Shelamim“ beziehungsweise „Shalom“ enthalten. Dabei meint „Shalom“ nicht einfach Frieden im Sinne von Abwesenheit von Krieg, sondern einen Frieden, bei dem Harmonie zwischen den Parteien besteht. Es ist eine Freundschaftsbeziehung, in der keine Schuld vorhanden ist und alles ausgeglichen ist. All das steckt im Wort „Shalom“ mit drin.
Das Opfer wird auch „die dritte Mode“ genannt, in 3. Mose 7,12 als „Sevach Toda“. Dort wird es deutlich als Schlachtopfer des Dankes, also als Dankopfer bezeichnet. Im Neuen Testament heißt es „Thysia“, was einfach Schlachtopfer bedeutet. Oft denkt man bei Schlachtopfer an einen generellen Begriff für Opfer, aber häufig ist es der spezielle Ausdruck für das Friedensopfer.
Das wird besonders deutlich in 1. Korinther 10,18, wo die Schlachtopfer Israels erwähnt werden und eine Parallele zum Abendmahl gezogen wird. Neutestamentlich ist das also das Friedensopfer, wie man es in Kolosser 1,20 lesen kann: „Durch das Blut seines Sohnes, durch das Blut seines Kreuzes hat er Frieden gemacht.“ Das ist der Frieden, der durch das Friedensopfer vermittelt wird. In Römer 5,1 heißt es: „Nun sind wir gerecht geworden durch den Glauben. So haben wir Frieden mit Gott durch unseren Herrn Jesus Christus.“ Frieden mit Gott ist also das Friedensopfer.
Beim Brandopfer durfte niemand etwas davon essen; es war ein Holocaust, ein vollständig für Gott verbranntes Opfer. Das heißt, nur Gott konnte dieses Opfer wirklich wertschätzen und verstehen. Der Opfernde hatte keinen Anteil daran.
Beim Friedensopfer wurde ein Teil des Opfers für Gott auf dem Altar verbrannt, ein anderer Teil durfte vom Opfernde gegessen werden. Er konnte auch andere einladen. Ein Hinweis darauf findet sich in der Geschichte von Elkana und Hanna, die jedes Jahr nach Silo gingen. Dort gab es Fleischstücke für alle, die von der ganzen Familie dabei waren. Es war also ein Gemeinschaftsopfer untereinander, und auch der Priester bekam einen Anteil.
So hatte man beim Friedensopfer Gemeinschaft untereinander als Glieder des Volkes Gottes und Gemeinschaft mit Gott. Das, was man teilt, ist Gemeinschaft. Darum wird es auch Gemeinschaftsopfer oder Freundschaftsopfer genannt.
Noch eine Frage: In Römer 12,1 steht „Gottschlag Gott“? Die Frage war, ob das Schlachtopfer dort auch das Friedensopfer sei.
Der Text in Römer 12,1 fordert dazu auf, die Leiber als ein lebendiges, heiliges, Gott wohlgefälliges Schlachtopfer darzustellen, was ein vernünftiger Dienst ist. Schlachtopfer, „Thysia“, kann manchmal ein genereller Begriff sein. Zum Beispiel in Hebräer 10 ist es eindeutig das Friedensopfer, weil es von Opfern für die Sünde, Brandopfer und Speisopfer unterschieden wird. Auch in 1. Korinther 10 ist es eindeutig das Friedensopfer, weil dort gesagt wird, dass von dem Opfer gegessen wird.
Hier in Römer 12,1 denke ich, dass es ein Hinweis auf das Brandopfer ist. Die Stelle ist schwierig zu verstehen: Wie kann man von einem lebendigen Schlachtopfer sprechen? Ein Schlachtopfer ist doch tot, oder?
Die Gläubigen werden aufgerufen, nachdem der Römerbrief im Hauptteil (Kapitel 1 bis 11) das Heil Gottes vorgestellt hat, ihr Leben Gott zur Verfügung zu stellen wie ein lebendiges Schlachtopfer. Das ist kein Widerspruch, denn das Schlachtopfer war erst tot, wenn es geschlachtet wurde. Vorher, als man es in den Tempel führte, war es noch lebendig – ein lebendiges Schlachtopfer.
Es wird gesagt, eure Leiber Gott darzustellen. Das finden wir auch in 3. Mose 1,4: Das Opfer sollte zuerst am Eingang dargestellt werden. Das war eine wichtige Handlung, auch später im Zweiten Tempel. Man kann das auf Modellen des Zweiten Tempels sehen, die auf den jüngsten Ausgrabungen am Tempelberg basieren. Das Opfer wurde im inneren Vorhof immer genau vor der Tür zum Heiligtum aufgestellt – vor der Schlachtung. Das war die Weihe für Gott, also so wurde das wohlgefällige Schlachtopfer Gott geweiht und dargestellt, bevor es geschlachtet wurde.
Römer 12 vergleicht also: Die Erlösten sollen ihr Leben auch so Gott vollständig darstellen wie ein Opfer, das man zunächst Gott weiht gegenüber dem Eingang zum Heiligtum. Das ist die Bereitschaft für das Letzte, also völlige Hingabe an Gott. Es ist ein Vers, über den es schwierig zu sprechen ist, aber er ist fundamental für das christliche Leben.
Eine weitere Frage: Ob es möglich ist, dass im Sinne eines Gegensatzes zum Krieg die Rede ist, wegen des Namens Salomo. Der Name stammt vom Stamm „Frieden“ und bedeutet „Friedenreich“. Heute ist das unser Fritz, der einzige in Köln, wo kein Krieg war.
Heute ist in Israel oft nur Abwesenheit von Krieg, aber das ist noch kein „Shalom“. Bei Salomo war nicht nur Abwesenheit von Krieg, sondern wirklich Frieden, ein Ausgleich. Es ist also mehr als nur Abwesenheit von Krieg.
Nun zum Lukasevangelium, das uns speziell das Friedensopfer zeigt. Es ist interessant, das Lukasevangelium daraufhin durchzugehen. Es ist das Evangelium, in dem am meisten berichtet wird, wie der Herr Jesus jemanden besucht und Gemeinschaft pflegt. Es ist voll von Geschichten, in denen er zu Besuch geht, zum Beispiel die Geschichte von Zachäus – nur im Lukasevangelium.
Jesus sagt dort: „Heute muss ich zu dir kommen.“ Und dann: „Heute ist diesem Haus Heil widerfahren.“ Das ist das Heilsopfer, Rettungsopfer, Heilsopfer, Friedensopfer und Gemeinschaftsopfer zugleich. Der Herr hat mit ihm gegessen.
Nur im Lukasevangelium wird berichtet, dass einer der beiden gehängten Verbrecher umkehrt und Jesus sagt: „Heute wirst du mit mir im Paradies sein.“ Das ist das Friedensopfer, das man wirklich am Kreuz sehen kann.
Das Lukasevangelium spricht auch am meisten über Frieden, Freude und Lob. Ich habe das statistisch bei allen Evangelien durchgegangen, und das ist ganz eindeutig im Lukasevangelium vorherrschend gegenüber den anderen Evangelien.
Darum zeigt uns das Friedensopfer Frieden und Gemeinschaft mit Gott durch Christus.
Das Sündopfer und seine Bedeutung
Drittens das Sündopfer, hebräisch Chattat, bedeutet „Sünde“. Ich habe in Klammern „Opfer“ gesetzt, weil Chattat sowohl „Sünde“ als auch „Sündopfer“ bedeutet. Es ist also dasselbe Wort für Sündopfer wie für Sünde. Das zeigt deutlich, wie das Sündopfer effektiv mit der Sünde identifiziert wird – es ist das gleiche Wort.
Das Verb heißt Chata und bedeutet sündigen oder auch das Ziel verfehlen. Wenn ein Bogenschütze das Ziel nicht trifft, dann sündigt er auf Hebräisch. Es ist dasselbe Wort, das so in der Bibel vorkommt. Zielverfehlung ist Sünde.
Kolosser 1,16 sagt, dass der Sohn Gottes alle Dinge für sich geschaffen hat. Das heißt, wenn das Geschöpf nicht mehr auf den Schöpfer und auf den Sohn Gottes ausgerichtet ist, hat es den Sinn und das Ziel seines Daseins verfehlt – und das ist Sünde.
Im Neuen Testament haben wir das Wort Hamartia, das ebenfalls Zielverfehlung bedeutet, genau im gleichen Sinn wie im Alten Testament.
Das führt uns zum nächsten Punkt. Im Neuen Testament wird das Sündopfer im Griechischen mit perihamartias bezeichnet, was einfach „für Sünde“ bedeutet. Darum habe ich es mit „Opfer für die Sünde“ wiedergegeben. So kommt es in Hebräer 10,6 vor, aber auch in Römer 8,3. Wir können das kurz aufschlagen, denn dort geht es ausdrücklich um das Sündopfer.
In Römer 8,3 heißt es: „Denn das Gesetz war machtlos, weil es durch das Fleisch geschwächt war. Da sandte Gott seinen Sohn in der Gestalt des sündigen Fleisches und um der Sünde willen, um die Sünde im Fleisch zu verurteilen.“
Der Ausdruck „um der Sünde willen“ ist hier wörtlich „für die Sünde“. Das ist der Fachausdruck aus der Septuaginta für Sündopfer. Gott sandte also seinen Sohn als Sündopfer und verurteilte die Sünde im Fleisch.
Interessant ist, dass der Ausdruck „die Sünde“ in Römer 5 ab Vers 12 bis Kapitel 8 eine spezielle Bedeutung bekommt. Dort meint „die Sünde“ nicht eine bestimmte Tat, sondern die sündige, bösartige, verdorbene Natur des Menschen, die wir von Adam geerbt haben.
Die Sünde ist das Wesen im Menschen, das die Neigung hat, Böses zu tun. Dieses Verlangen spüren wir, wenn Gott sagt, was Sünde ist, und wir genau das tun wollen, was er als Sünde bezeichnet. Das ist dieser Trieb in uns, die Sünde.
Da dieser Trieb nichts anderes kann als sündigen, wird er kurz mit „die Sünde“ umschrieben. Paulus braucht in seinem Römerbrief diesen Begriff, um das Problem der in uns wohnenden Sünde zu erklären. Er sagt, Gott hat seinen Sohn als Sündopfer gesandt, also auch um die Macht der Sünde im Menschen zu brechen.
Das ist eine wichtige neutestamentliche Information. Denn in 3. Mose 4, wo es um das Sündopfer geht, wird beschrieben, wie man für bestimmte Verfehlungen oder Sünden ein Sündopfer bringen muss, um Vergebung zu erhalten.
Die Sünde muss bekannt werden, also mit Namen genannt werden vom Opfernden. Das steht in 3. Mose 5,5: „Wenn er sich in einem von diesen verschuldet, so bekenne er, worin er gesündigt hat.“ Man konnte also nicht einfach allgemein sagen: „Es tut mir leid, für alles, was ich bisher gemacht habe“, und dann das Opfer schlachten. Es musste ganz konkret benannt werden, worin man gesündigt hatte.
Das Sündopfer betont die Sündhaftigkeit des Menschen. Es zeigt, dass das Opfer – also Jesus – nicht nur für unsere einzelnen Tatsünden gestorben ist, sondern auch, weil wir ein verdorbenes Wesen haben.
Darum habe ich extra gesagt, dass Paulus in Römer 5,12 den Ausdruck „die Sünde“ in einem ganz spezifischen Sinn gebraucht: für die innewohnende sündige Natur des Menschen, nicht für eine einzelne Tat. An anderen Stellen im Neuen Testament bedeutet „Sünde“ nur eine einzelne Sünde. Man muss also immer den Kontext beachten.
In Römer 5,12 ist das große Thema die Macht der Sünde im Menschen und wie Gott uns von dieser Macht befreit.
Paulus sagt dort: „Das Gute, das ich tun möchte, tue ich nicht, sondern das Böse, das ich nicht tun will, das tue ich.“ Er beschreibt, wie er versucht, gut zu sein und gut zu leben, es aber nicht schafft. Am Ende ruft er: „Ich elender Mensch, wer wird mich retten von diesem Leib des Todes?“
Dann kommt Römer 8, wo gezeigt wird, dass Gott seinen Sohn „für die Sünde“ gesandt hat. Das heißt genau, um die Macht der Sünde in uns zu brechen. Jesus ist das Sündopfer.
Das Sündopfer hat also mit Sünden zu tun, denn Sünden werden mit Namen bekannt. Aber es hat auch damit zu tun, dass Jesus gestorben ist, um die Macht der Sünde zu brechen.
Römer 5,12 bis zum Ende von Kapitel 8 behandelt dieses Thema: wie Gott das Problem der in uns wohnenden sündigen Natur durch das Opfer Christi gelöst hat.
Das Schuldopfer und seine Besonderheiten
Jetzt gehen wir gleich weiter zum Schuldopfer, damit wir den Gegensatz beziehungsweise den Unterschied sehen. Hebräisch heißt Schuldopfer Ascham. Ascham bedeutet einfach Schuld oder Schuldopfer – es ist also dasselbe Wort.
Wir haben noch eine Minute Zeit. Das Schuldopfer musste gebracht werden, wenn man ganz bestimmte Schädigungen verursacht hatte, also wenn man andere geschädigt hatte. Zum Beispiel, wenn ich jemandem im Alten Testament tausend Schekel gestohlen habe, dann musste ein Schuldopfer gebracht werden.
Das Schuldopfer wird folgendermaßen beschrieben: Man muss dieses Opfer bringen, aber gleichzeitig muss man dem Geschädigten den Schaden in vollem Betrag zurückerstatten – plus zwanzig Prozent dazu. Es ist also nicht nur ein Ausgleich, sondern zwanzig Prozent extra. Das war ein fester Zinssatz.
Das Schuldopfer betont also auch wieder, dass der Herr Jesus gestorben ist für das, was wir getan haben. Es betont aber auch, dass er gestorben ist, um den angerichteten Schaden wiedergutzumachen. Diese Wiedergutmachung gehört gewissermaßen zum Opfer dazu.
So können wir sagen: Beim Sündopfer geht es darum, dass Christus wegen unserer Sünden und der Sünde in uns litt, die die Wurzel unserer Tatssünden ist. Das Schuldopfer betont dagegen, dass Christus wegen unserer Sünden litt und den gesamten Schaden wiedergutmachte.
Das finden wir in dem messianischen Psalm 69, Vers 4, der im Neuen Testament ausdrücklich auf den Messias bezogen wird. Dort sagt der Gekreuzigte in den Stunden der Finsternis (Psalm 69,4):
Ich habe mich müde geschrien, mein Hals ist heiß geworden, mein Auge ist trübe geworden, weil ich so lange auf meinen Gott warten muss.
Weiter heißt es:
Lieben ohne Grund hassen mich mehr als die Haare auf meinem Haupt. Die mich ohne Recht feindlich behandeln und nicht versöhnen wollen, sind mächtig.
Es soll zurückgehen, was ich nicht geraubt habe.
Jawohl, dieser Psalm wird im Neuen Testament mehrfach zitiert und auf den Herrn Jesus bezogen. Hier sagt er, all diese Gegner sind ihm ohne Grund feindlich gesinnt. Das heißt, er hat keinen Anlass für Feindschaft gegeben, er ist vollkommen.
Dann sagt er: Was ich nicht geraubt habe, muss ich zurückerstatten. Das ist das Schuldopfer – dass er am Kreuz den Schaden, den wir nicht mehr gutmachen konnten, wiedergutmachte.
Und dann, Vers 5 (je nach Verszählung auch Vers 6), kommt eine totale Überraschung. Walter, ist es Vers 6?
Gott verzeiht meine Torheit, und meine Schuld ist dir nicht verborgen.
Das ist doch ein Schock. Dieser Vers wird im Neuen Testament auf den Herrn Jesus bezogen. Was sollen wir damit anfangen? Das ist kein Problem, sondern zeigt, dass der Herr Jesus sich am Kreuz tatsächlich mit unseren Sünden eins gemacht hat.
Das heißt, er macht fremde Schuld derart zu seiner eigenen Schuld, als hätte er sie selbst begangen. So hatte er am Kreuz gebetet: „Du, oh Gott, weißt um meine Torheit, und meine Vergehen sind dir nicht verborgen.“
Das ist erschütternd, aber genau das haben wir beim Sündopfer.
Ich habe noch hinzugefügt: 2. Korinther 5,21 sagt dazu:
Den, der keine Sünde kannte, hat Gott für uns zur Sünde gemacht, damit wir in ihm Gottes Gerechtigkeit würden.
Also hat Gott, wenn man die Hand auflegte beim Sündopfer, uns derart mit Christus identifiziert, dass unsere ganze Schande auf ihn gelegt wurde – so wie die Herrlichkeit des Brandopfers auf uns gelegt worden ist.
Wir können sagen: Im Matthäusevangelium finden wir speziell das Schuldopfer. Dort wird der Messias vorgestellt, der zum Volk Israel kommt, aber von der Masse verworfen wird.
Nur im Matthäusevangelium steht in Matthäus 27,25: Das Volk sagt: „Sein Blut komme über uns und unsere Kinder! Wir sind bereit, die Konsequenzen zu tragen.“
Hier geht es um Schuld – um die Konsequenzen der Sünde. Aber gerade dieses Evangelium zeigt, dass niemand diese Konsequenzen tragen kann. Gerade auch für diese Konsequenzen ist der Herr Jesus gestorben.
Gerade wegen dieses Ausspruchs ist er gestorben.
Im Markusevangelium wird Jesus als der vollkommene Diener Gottes vorgestellt, der Knecht Gottes. Es wird nichts über seine Geburt erzählt, auch kein Geschlechtsregister; das Evangelium beginnt gleich mit seinem Dienst.
Er dient und dient und dient. Im Markusevangelium werden prozentual die wenigsten Worte Jesu berichtet, wenn man alle Verse in allen Evangelien vergleicht.
Was erwartet man von einem guten Arbeiter am Arbeitsplatz? Dass er viel spricht? Nein, dass er viel handelt. Der Akzent im Markusevangelium liegt auf den Taten des Herrn Jesus.
Dieser Knecht kommt und tut Israel nur Gutes. Am Schluss wird er ermordet, was die Boshaftigkeit der menschlichen Natur zeigt.
Aber gerade dafür ist er das Sündopfer geworden.
So haben wir also im Matthäusevangelium das Schuldopfer, im Markusevangelium das Sündopfer, im Lukasevangelium das Friedensopfer und im Johannesevangelium das Brandopfer.
Es fällt auf, dass dies genau die umgekehrte Reihenfolge ist, wie wir sie in 3. Mose finden.
In 3. Mose 1 ruft Gott aus dem Allerheiligsten der Stiftshütte und zählt diese Opfer mit seiner Gewichtung auf. Was für ihn am wichtigsten ist, ist, dass Christus ihn verherrlicht hat.
Darum beginnt er mit dem Brandopfer und geht weiter.
Wenn aber ein Mensch zu Gott kommt, ist für ihn das Erste, was wichtig wird, eigentlich der Schaden, den er angerichtet hat und den er nicht gutmachen kann.
Die Auswirkung der Sünde ist meistens das Erste, was einem bewusst wird.
Erst im zweiten Schritt wird einem bewusst, wie bösartig unser Wesen eigentlich ist. Dann wird das Sündopfer groß.
Als nächstes wird uns bewusst, dass wir überhaupt Gemeinschaft mit Gott haben können – das Friedensopfer.
Und schließlich wird uns groß, wie herrlich Christus selbst ist, ganz ohne an uns zu denken – das ist das Brandopfer, das Opfer ganz für Gott.
