Wachwerden und persönliche Verantwortung bei der Bekehrung
Wir fahren jetzt weiter. Wir haben also gesehen, dass alle wach geworden sind – die Klugen und die Törichten. Dann stellt sich die Frage: Wie geht es weiter?
Die Törichten merken, dass sie kein Öl in Reserve haben. Die Klugen können ihnen auch nicht helfen, denn sie haben ihre Reserve nur für sich selbst. Das klingt vielleicht egoistisch, aber so ist es bei der Bekehrung: Jeder muss sich selbst bekehren. Man kann nichts für andere tun, was die Bekehrung betrifft. Vieles kann man für andere tun, aber eine persönliche Beziehung zum Herrn, ein persönliches Zu-Ihm-Kommen, kann man nicht ersetzen. Deshalb sagen die Klugen: Nein, ihr müsst für euch selbst Öl holen.
Natürlich ist das Öl in der Bibel immer wieder ein Bild für den Heiligen Geist. Nun stellt sich die Frage: Wenn die törichten Jungfrauen die Namenschristen darstellen, wie kann es dann sein, dass sie schon Öl in ihren Lampen hatten, aber keine Reserve?
Der Heilige Geist wird in der Bibel durch Öl dargestellt. Es ist so, dass der Heilige Geist über zweitausend Jahre hinweg durch das Zeugnis der Christenheit gewirkt hat – und zwar durch sein Wort. Wenn jemand überhaupt zum Glauben kommt, dann ist das, weil der Heilige Geist an ihm gewirkt hat. Schlagen wir dazu im Johannesevangelium nach: Dort kündigt der Herr Jesus den Heiligen Geist an. Christian, lies bitte Vers 8: „Und wenn er gekommen ist, wird er die Welt überführen von Sünde und von Gerechtigkeit und von Gericht; von Sünde, weil sie nicht an mich glauben; von Gerechtigkeit aber, weil ich zum Vater gehe und ihr mich nicht mehr seht.“
Der Heilige Geist wirkt also an einem Menschen und überführt ihn von der Sünde. In diesem Sinne hat ein Ungläubiger Anteil an der Wirkung des Heiligen Geistes. Doch der Heilige Geist wohnt nicht in ihm, sondern wirkt nur an ihm.
Der Heilige Geist hat auch durch das Bekenntnis der Christenheit zu Jesus Christus und seinem Wort gewirkt. Das ist gemeint mit dem Öl. Alle, die sich zu Christus bekannt haben, haben damit ein Zeugnis in die Welt hinaus abgegeben. Das ist die Sache mit der Lampe: Durch das Bekenntnis zur Bibel haben Menschen über zweitausend Jahre hinweg gewissermaßen Licht verbreitet – wie alle, die eine Lampe hatten.
Ob aber der Einzelne wirklich bekehrt und wiedergeboren war oder nicht, ist eine andere Frage. Zum Beispiel hat ein ungläubiger Pfarrer gepredigt, und jemand kam zum Glauben. Der Pfarrer selbst war aber nicht bekehrt. Dennoch hat er das Wort Gottes vorgelesen und darüber gesprochen. Der Heilige Geist wirkt und benutzt sein Wort. So hatte der Pfarrer eine Lampe, aber kein Öl in Reserve. Das ist der Punkt.
Andere können für jemanden nicht einstehen; jeder muss sich selbst bekehren. Und wenn er sich bekehrt, dann bekommt er den Heiligen Geist.
Epheser 1,13 sagt: „Ihr seid versiegelt worden mit dem Heiligen Geist, nachdem ihr dem Evangelium geglaubt habt.“ So kommt man eben zu dem Öl in den Behältern.
Die verschlossene Tür und das Ende der Gnadenzeit
Und nun das Traurige: Sie gehen hin, um zu kaufen, doch in der Zwischenzeit kommt der Bräutigam, und die Tür ist verschlossen. So wird es eben sein: Der Moment wird kommen, in dem die Tür der Gnadenzeit zugeht.
Man kann es heute auch ganz genau sagen, wenn wir die Briefe hinzunehmen, in denen das Geheimnis der Entrückung entfaltet wird. Dann wird klar, dass nach der Entrückung die Menschen, die von Jesus gehört haben, sich aber nicht bekehren wollten, durch den Antichristen verführt werden.
Dazu können wir in 2. Thessalonicher 2, ab Vers 9 lesen. Dort geht es um den Antichristen, der nach der Entrückung der Gemeinde offenbar werden wird: „Ihn, dessen Ankunft gemäß der Wirksamkeit Satans erfolgt, mit jeder Machttat und mit Zeichen und Wundern der Lüge und mit jedem Betrug der Ungerechtigkeit für die, welche verloren gehen, weil sie die Liebe der Wahrheit zu ihrer Errettung nicht angenommen haben. Deshalb sendet ihnen Gott eine wirksame Kraft des Irrwahns, damit sie der Lüge glauben, damit alle gerichtet werden, die der Wahrheit nicht geglaubt, sondern Wohlgefallen gefunden haben an der Ungerechtigkeit.“
Solche, die das Evangelium noch nie klar gehört haben, werden sich noch bekehren können. Darum lesen wir in Offenbarung 7, dass eine unzählbare Schar aus allen Nationen, Völkern, Stämmen und Sprachen sich noch nach der Entrückung bekehren wird. Diese werden durch die große Drangsal hindurchgehen, aber errettet werden.
Diejenigen jedoch, die es gehört haben, also die, die die Liebe zur Wahrheit nicht angenommen haben, damit sie errettet würden, werden verführt werden. Das entspricht in unserem Gleichnis der Tür, die verschlossen wurde. Es gibt ein „zu spät“, so wie damals bei der Sintflut. Noah hat hundertzwanzig Jahre eingeladen, doch der Moment kam, in dem Gott die Tür verschloss (1. Mose 7).
Hiob 13, Vers 14 sagt: „Wenn Gott zuschließt, dann kann niemand mehr öffnen.“ Das war zu spät – und hier ist es ebenfalls zu spät.
Darum ist es so wichtig, dass wir immer wieder betonen, wenn wir das Evangelium weitergeben: Es kann dann zu spät sein. Deshalb sagt der Hebräerbrief heute: „Wenn ihr seine Stimme hört, verhärtet eure Herzen nicht.“
Diese Verhärtung, die nach der Entrückung über diejenigen kommen wird, die das Evangelium gehört und nicht angenommen haben, entspricht genau dieser verschlossenen Tür. Und der Herr sagt denen, die da anklopfen: „Ich kenne euch nicht.“
Das Kaufen des Öls als Bild für den persönlichen Einsatz
Und nun gehen wir weiter zum nächsten Gleichnis. Lies Vers 14. Die Klugen sagen hier, dass sie hingehen sollen, um sich das Öl zu kaufen.
Kann man darin eine Parallele sehen zu Apostelgeschichte 8, mit Simon dem Zauberer? Dieser wollte ja auch für Geld die Kraft, also den Heiligen Geist, kaufen. Petrus hat ihm dann aber ein klares Nein gegeben.
Das Kaufen von Öl hier ist jedoch positiv gemeint. Das kann man nicht mit Simon dem Zauberer in Apostelgeschichte 8 in Verbindung bringen, der Geld anbot, um den Heiligen Geist zu erhalten.
Genau das ist der Punkt. Dieses Kaufen müssen wir in Verbindung bringen mit einer anderen Stelle. Ich gebe sie an für diejenigen, die mitschreiben wollen: Sprüche 23, kaufe Wahrheit und verkaufe sie nicht.
Das heißt: Wenn man die Wahrheit der Bibel und auch die Wahrheit des Evangeliums erhalten möchte, braucht es wirklich den Willen, sich darum zu bemühen. Darum sagt der Herr Jesus auch: „Bemüht euch, einzugehen durch die schmale Pforte.“ Das kostet etwas.
Die Bekehrung ist nicht einfach eine billige Sache. Der Mensch muss sich bekehren wollen, und dann wird es auch möglich.
„Kaufe Wahrheit und verkaufe sie nicht.“
Eine schöne Parallelstelle dazu finden wir in Jesaja 55, Vers 1. Dort wird ebenfalls deutlich, was dieses Kaufen bedeutet. Christian, liest du bitte Jesaja 55, Vers 1?
„Auf, ihr Durstigen, kommt zum Wasser, und die ihr kein Geld habt, kommt, kauft und esst! Kommt, kauft ohne Geld und ohne Kaufpreis Wein und Milch! Warum wiegt ihr Geld ab für das, was kein Brot ist, und euren Verdienst für das, was nicht sättigt? Hört doch auf mich und esst das Gute, und eure Seele labe sich am Fetten!“
Man kann Energie und Geld für Dinge einsetzen, die nichts bringen. Das muss ich nicht näher erklären.
Hier aber geht es darum: „Kauft ohne Geld.“ Trotzdem, wie gesagt, bedeutet das Kaufen eben dieses Bemühen. Man muss sich wirklich bekehren wollen. Das ist entscheidend. Es kommt nicht einfach so über einen.
Das Schmücken der Lampen als Vorbereitung und Pflege
Ja, da hinten! Nach dem Mitternachtsruf heißt es ja in Vers 7: Da standen alle jene Jungfrauen auf und schmückten ihre Lampen, bis alles auf das Reserveöl blickte. Also das Schmücken der Lampen. Alle schmücken dann ihre Lampen nach dem Mitternachtsruf.
Das bedeutet Folgendes: Wer schon mit Öllämpchen umgegangen ist, weiß, wie der Docht da runterbrennt. Nach einiger Zeit muss man den Docht wieder ein bisschen richten und zurechtstutzen, damit das Brennen wieder voll und schön in Gang kommt. Dieses Schmücken meint quasi das Hantieren und Einrichten des Dochtes, sodass die Lampe wieder wirklich schön und klar brennt.
Natürlich kommt dabei auch mal ein bisschen Öl an die Seite, das kann man alles wieder zurechtmachen. Aber die Hauptsache des Schmückens bei der Öllampe ist das Neue Richten und Zuschneiden des Dochtes. Dann kommt die Lampe wieder richtig in Gang.
Gut, jetzt wollen wir aber weiterkommen. Auf der letzten Seite der Bibel, Offenbarung 22, heißt es: Wer da will, komme und nehme das Wasser des Lebens umsonst. Das wäre parallel dazu. Genau, in Offenbarung 22 wird auch eingeladen, das Wasser des Lebens umsonst zu nehmen. Aber Jesaja 55 macht klar, man kann ohne Kaufpreis kaufen, und dieses Kaufen meint eben die Bemühung, den vollen Einsatz zu bringen, um an das Richtige heranzukommen.
Ja, gut, aber das ist wieder ein anderer Gedanke. In 1. Korinther 7, Vers 23, geht es darum, dass die Gläubigen erkauft sind. Hier hingegen geht es darum, dass sie das Öl erwerben müssen. Und das geht eben nur, indem man sich wirklich von Herzen bekehrt, nicht oberflächlich.
Dort wird dann aber gesagt, ihr seid mit einem Preis erkauft worden, sagt 1. Korinther 6, Vers 18, und weiter in 1. Petrus 1, Vers 18, dass wir nicht mit Silber oder Gold, sondern mit dem kostbaren Blut Jesu Christi erkauft sind. Diese Erlösung durch das Blut ist der höchste Kaufpreis, den es gibt. Aber das ist nicht das Gleiche wie hier mit dem Öl.
Denn hier hat der Herr ja bereits den Preis bezahlt. Es geht darum, dass wir uns einsetzen, um zu diesem Reserveöl zu kommen. Genau, es ist in beiden Fällen keine irdische Bezahlung mit wirklichem Geld.
Dahinter steckt folgender Gedanke: In der Bibel wird unsere heutige Zeit als eine Zeit der Nacht gesehen. Römer 13 am Schluss sagt: Die Nacht ist weit fortgeschritten. Wenn der Herr Jesus als Messias kommt, wird sein Kommen für Israel in Maleachi 4 beschrieben.
Wenn er für die Braut, Israel, kommt, dann wird sein Kommen in Maleachi 4 als die Sonne der Gerechtigkeit beschrieben, die aufgeht. Dann wird Tag werden. Am Tag des Herrn wird es Tag werden, und die jetzige Zeit wird als Nacht gesehen.
Darum war das 19. Jahrhundert mit dem Mitternachtsruf so wichtig. Das war Mitternacht. Jetzt geht die Nacht noch weiter, aber sein Kommen ist nahe. Das ist ein sehr wichtiger Punkt: Es geht um die Nacht und nicht um den Tag.
Die verschlossene Tür und die Entrückung der Gemeinde
Die letzte Frage, die ich noch habe, betrifft Vers 10. Geht es hier um die Tür, die zu Beginn des kausalen Reichs verschlossen wurde, sodass niemand mehr hineinkommt? Oder geht es hier grundsätzlich um die Entrückung der Gemeinde, weil es heißt: „Geht dem Bräutigam entgegen“?
Dabei geht es um den Zeitpunkt, an dem die Gnadenzeit vorbei ist. Das wird aus den Briefen deutlich. Die Gnadenzeit endet im Moment der Entrückung für die Menschen, die das Evangelium bereits gehört haben. Das sind die törichten Jungfrauen aus der Christenheit, für die die Tür geschlossen wird.
Für diejenigen jedoch, die das Evangelium noch nicht gehört hatten, wird es auch nach der Entrückung noch eine Gelegenheit geben. Sie können sich weiterhin bekehren. Das zeigt Offenbarung 7, wo von der unzählbaren Schar die Rede ist.
Gut, jetzt gehen wir weiter.
Das Gleichnis von den Talenten: Verantwortung und Treue
Christian, Verse 14 bis 30.
Denn es ist wie bei einem Menschen, der außer Landes reiste, seine eigenen Knechte rief und ihnen seine Habe übergab. Einem gab er fünf Talente, einem anderen zwei, einem dritten eins, jedem nach seiner eigenen Fähigkeit, und reiste dann außer Landes.
Der Knecht, der die fünf Talente empfangen hatte, ging sofort hin, handelte mit ihnen und gewann weitere fünf Talente dazu. Ebenso gewann der, der die zwei Talente empfangen hatte, auch andere zwei dazu. Der aber, der das eine Talent empfangen hatte, ging hin, grub ein Loch in die Erde und verbarg das Geld seines Herrn.
Nach langer Zeit kommt der Herr jener Knechte zurück und rechnet mit ihnen ab. Zuerst tritt der Knecht mit den fünf Talenten herbei, bringt andere fünf Talente und sagt: „Herr, fünf Talente hast du mir übergeben, siehe, andere fünf Talente habe ich dazugewonnen.“ Sein Herr spricht zu ihm: „Recht so, du guter und treuer Knecht! Über weniges warst du treu, über vieles werde ich dich setzen. Geh hinein in die Freude deines Herrn!“
Auch der Knecht mit den zwei Talenten tritt herbei und sagt: „Herr, zwei Talente hast du mir übergeben, siehe, andere zwei Talente habe ich dazugewonnen.“ Sein Herr antwortet: „Recht so, du guter und treuer Knecht! Über weniges warst du treu, über vieles werde ich dich setzen. Geh hinein in die Freude deines Herrn!“
Dann tritt auch der Knecht herbei, der das eine Talent empfangen hatte, und sagt: „Herr, ich kannte dich, dass du ein harter Mann bist; du erntest, wo du nicht gesät hast, und sammelst, wo du nicht ausgestreut hast. Ich fürchtete mich und ging hin und verbarg dein Talent in der Erde. Siehe, da hast du das Deine.“
Sein Herr antwortet ihm: „Böser und fauler Knecht! Du wusstest, dass ich ernte, wo ich nicht gesät habe, und sammle, wo ich nicht ausgestreut habe? So solltest du nun mein Geld den Wechslern gegeben haben, und wenn ich gekommen wäre, hätte ich mein Geld mit Zinsen zurückerhalten.“
Er befiehlt: „Nehmt ihm nun das Talent weg und gebt es dem, der die zehn Talente hat! Denn jedem, der hat, wird gegeben und er wird Überfluss haben. Von dem aber, der nicht hat, wird auch das weggenommen, was er hat. Und den unnützen Knecht werft hinaus in die äußere Finsternis; dort wird das Weinen und das Zähneknirschen sein.“
Der Herr gibt seinen Knechten in der Zwischenzeit den Auftrag, für ihn tätig zu sein, bis er wiederkommt.
Die Parallele ist klar: Es geht hier um den Herrn Jesus, der das erste Mal gekommen ist, dann wieder weggegangen ist – außer Landes reiste, nämlich in den Himmel zurückkehrte – und später wiederkommen wird.
Die vergangenen 2000 Jahre werden hier mit den Knechten verglichen, die bestimmte Geldwerte nach ihren Fähigkeiten erhalten haben. Nun müssen sie damit arbeiten und sich für den Herrn einsetzen, der weggegangen ist.
Wir sehen, dass es zwei Gruppen gibt: gute Knechte, die treu arbeiten, und den bösen, faulen Knecht in Vers 26. Dieser ist ein Bild für einen Namenschristen. Die treuen Knechte sind echte, wiedergeborene Christen.
Der faule und böse Knecht aber kennt den Herrn Jesus gar nicht. Welcher wahre Gläubige würde sagen, wie in Vers 24: „Herr, ich kannte dich, dass du ein harter Mann bist“? Jesus ist kein harter Mann. Von ihm heißt es in Jesaja 63,9: „In all ihrer Bedrängnis war er bedrängt.“ Er fühlt mit und geht mit uns durch unsere Drangsal.
Der faule Knecht aber behauptet, er kenne Jesus als jemanden, der erntet, wo er nicht gesät hat, und sammelt, wo er nicht ausgestreut hat – also sich Dinge aneignet, die ihm nicht zustehen. Das kann nur ein Ungläubiger mit Gewissheit sagen. Zweifel wären etwas anderes, aber hier sagt er: „Ich weiß, du bist so.“
Und dann tut er nichts, vergräbt das Talent.
Nun, das Talent ist eine Gewichtsangabe. Zu verschiedenen Zeiten und Kulturen wurde der Begriff unterschiedlich verwendet. Ein Talent entspricht etwa 30 Kilogramm, manchmal etwas mehr. Wichtig ist die Größenordnung.
War es ein Gold- oder Silbertalent? Das können wir an Vers 18 erkennen: „Der aber das eine empfangen hatte, ging hin, grub die Erde auf und verbarg das Geld seines Herrn.“ Ein Talent ist kein Geldstück.
Vor 2000 Jahren wurde ein Talent als Wert von 6000 Denaren berechnet. Das war ein bestimmtes Gewicht an Silber. Im Griechischen bedeutet „Geld“ oft Silber, ähnlich wie im Französischen „argent“ sowohl Geld als auch Silber bedeutet. Je nach Zusammenhang erkennt man, ob Silber oder Geld gemeint ist.
Weil es kein Geldstück ist, muss man hier mit „Silber“ übersetzen. Somit war es kein Goldtalent, sondern ein Silbertalent.
Man kann den Wert heute ungefähr umrechnen: Ein Kilo Silber kostet momentan etwa 645 Franken 50. Aber die Umrechnung von Löhnen ist schwierig, besonders in verschiedenen Kulturen. Wer in einem armen Land das gleiche verdient, gilt dort als reich.
Der Denar, den wir im Gleichnis bei Matthäus 20 gesehen haben, war der Tageslohn für einen Arbeiter. Ein Talent entspricht 6000 Denaren, also 6000 Arbeitstagen. Das sind knapp 20 Jahre, wenn man den Sabbat als Ruhetag berücksichtigt.
Damit wird deutlich, wie viel Wert ein Talent hat.
Diese Talente werden nach der Fähigkeit verteilt. Jetzt verstehen wir auch, woher das Wort „Talent“ kommt. Es ist ursprünglich ein Gewichtmaß. Im Deutschen bedeutet „Talent“ heute eine Fähigkeit, aber hier wird das Talent von der Fähigkeit unterschieden.
Das Talent wird nach der Fähigkeit gegeben. Gott hat uns allen Fähigkeiten gegeben – natürliche und geistliche Gaben. Je nach diesen Fähigkeiten gibt der Herr uns eine größere oder kleinere Verantwortung.
Wer mehr bekommt, ist auch mehr verantwortlich und wird stärker zur Rechenschaft gezogen.
Wir müssen diese Unterschiede anerkennen. Der Herr verteilt die Aufgaben so, wie er es für richtig hält.
Mit allem, was der Herr uns anvertraut hat – Fähigkeiten und Talente – müssen wir von ganzem Herzen für ihn arbeiten.
In 2. Korinther 5 heißt es, dass wir nicht mehr für uns selbst leben sollen, sondern für den, der für uns gestorben und auferstanden ist. Das muss unser Motto sein: völlige Hingabe.
Wir sehen, wie treu gearbeitet wurde: Der eine bekam fünf Talente und gewann weitere fünf dazu, der andere mit zwei Talenten gewann auch zwei weitere. Beide haben also ihren Einsatz verdoppelt.
Dann sehen wir den bösen Knecht, der nichts tut und schließlich in die ewige Verdammnis geworfen wird, in Vers 30: in die äußerste Finsternis, mit Weinen und Zähneknirschen.
Das haben wir auch schon in Matthäus 13 gefunden. Dort spricht Jesus ebenfalls so über die ewige Verdammnis: das ewige Weinen, schrecklich!
Vielleicht weinen wir viel auf dieser Erde oder haben in der Vergangenheit viel geweint, aber alle Tränen werden abgewischt. Das ist wunderbar.
Der Herr sammelt alle Tränen in seinem Schlauch, lesen wir in den Psalmen. Er vergisst keine Träne, die wir geweint haben. Und er wird alle Tränen abwischen, sagt Offenbarung 21.
Für die, die verloren gehen, aber wird es ein ewiges Weinen geben. Schrecklich!
Es wird also klar, dass es hier auch um die Christenheit geht. Nicht um das Thema, dass ein Wiedergeborener das Heil verliert, sondern es zeigt, dass die Zeit, die bleibt, eine Chance ist, alles für den Herrn zu geben.
Wenn wir den Herrn kennen, wie er ist – der Sohn Gottes, der mich geliebt und sich selbst für mich hingegeben hat – dann wollen wir alles für ihn einsetzen. Das ist doch logisch.
Der Herr sagt in den schönen Beispielen in Vers 21: „Wohl dir, guter und treuer Knecht! Über weniges warst du treu.“ Das war ja ganz viel! Ein Talent entspricht zwanzig Jahren Arbeit, und er hat fünfmal zwanzig Jahre an Wert bekommen, um damit zu dienen.
Der Herr sagt: „Über weniges warst du treu, über vieles werde ich dich setzen. Geh ein in die Freude deines Herrn!“
Damit ist das tausendjährige Friedensreich gemeint. Gott wird den Gläubigen aus der jetzigen Zeit für ihre Treue Herrschaft im tausendjährigen Friedensreich übergeben.
Das Gleichnis hat viele Parallelen zu den Pfunden in Lukas 19. Dort bekommt einer Herrschaft über zehn Städte, ein anderer über fünf Städte.
Carlo, vielleicht bekommst du eine italienische Stadt oder ein paar. Der Herr wird das je nach unserer Treue entscheiden.
Wir werden ganz konkrete Regierungsaufgaben erhalten.
Es geht also auch um Phase B, und dann kommt Phase C: Das Reich Gottes wird hier genannt „die Freude deines Herrn“. Auch der andere wird genannt „guter und treuer Knecht“ (Vers 23): „Geh ein in die Freude deines Herrn.“
Das müssen wir unbedingt mit der Fortsetzung verbinden. Darf ich noch bitten, ab Vers 31 zu lesen?
Das Gericht der Lebendigen:
„Wenn aber der Sohn des Menschen kommen wird in seiner Herrlichkeit und alle Engel mit ihm, dann wird er auf seinem Thron der Herrlichkeit sitzen. Vor ihm werden alle Nationen versammelt, und er wird sie voneinander scheiden, wie der Hirte die Schafe von den Böcken scheidet.
Er wird die Schafe zu seiner Rechten stellen, die Böcke aber zur Linken. Dann wird der König zu denen zu seiner Rechten sagen: ‚Kommt her, Gesegnete meines Vaters, erbt das Reich, das euch bereitet ist von Grundlegung der Welt an! Denn ich war hungrig und ihr habt mir zu essen gegeben, ich war durstig und ihr habt mir zu trinken gegeben, ich war ein Fremdling und ihr habt mich aufgenommen, nackt und ihr habt mich bekleidet, ich war krank und ihr habt mich besucht, ich war im Gefängnis und ihr seid zu mir gekommen.‘“
Dann werden die Gerechten ihm antworten und sagen: „Herr, wann haben wir dich hungrig gesehen und gespeist oder durstig und dir zu trinken gegeben? Wann haben wir dich als Fremdling gesehen und aufgenommen oder nackt und bekleidet? Wann aber haben wir dich krank oder im Gefängnis gesehen und sind zu dir gekommen?“
Der König wird antworten und zu ihnen sagen: „Wahrlich, ich sage euch: Was ihr einem dieser meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“
Dann wird er auch zu denen auf der Linken sagen: „Geht von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das bereitet ist dem Teufel und seinen Engeln! Denn ich war hungrig und ihr habt mir nicht zu essen gegeben, ich war durstig und ihr habt mir nicht zu trinken gegeben, ich war ein Fremdling und ihr habt mich nicht aufgenommen, nackt und ihr habt mich nicht bekleidet, krank und im Gefängnis und ihr habt mich nicht besucht.“
Dann werden auch sie antworten und sagen: „Herr, wann haben wir dich hungrig oder durstig gesehen? Wann haben wir dich als Fremdling oder nackt oder krank oder im Gefängnis gesehen und dir nicht gedient?“
Dann wird er ihnen antworten: „Wahrlich, ich sage euch: Was ihr einem dieser Geringsten nicht getan habt, das habt ihr auch mir nicht getan.“
Diese werden hingehen zur ewigen Strafe, die Gerechten aber in das ewige Leben.
Der Herr, der im Gleichnis in ein anderes Land geht und dann wieder zurückkommt, ist der Herr Jesus, der auch wieder zurückkommen wird, ein zweites Mal.
Dieses zweite Kommen haben wir hier in Vers 31. Er wird kommen in seiner Herrlichkeit und alle Engel mit ihm. Dann wird er seinen herrlichen Thron aufrichten hier auf der Erde.
Alle Nationen, die die große Drangsal überlebt haben, werden versammelt. Ein großer Teil der Menschheit wird in der Drangsal umkommen.
Jesaja 13 sagt: „Ich werde die Sterblichen kostbar machen wie Gold von Ophir.“ Wenn der Tag des Herrn tobt, wird der Wert des Menschen steigen.
In Offenbarung 6 lesen wir beim Siegelgericht, dass ein Viertel der Menschen umkommt, und später bei den Posaungerichten ein Drittel der Menschen stirbt. Das sind Dimensionen, bezogen auf unsere acht Milliarden Menschen heute – unglaublich!
Aber es werden Menschen überleben: Gläubige, eine unzählbare Schar, sagt Offenbarung 7, aus allen Nationen, Völkern, Stämmen und Sprachen. Auch Ungläubige werden überleben.
Dann werden alle versammelt werden, weltweit, nach Israel. Sie müssen alle eine Israelreise machen, und zwar wohin? Wo steht das Tal Kidron? Dort heißt es nicht Kidron, sondern Tal Josaphat. Das ist ein anderer Name für das Tal Kidron, das noch weitere Namen hat.
In 1. Mose 14 heißt dasselbe Tal Tal Schave und auch Königstal, weil es an der Seite der Königsstadt, der Davidstadt, vorbeiführt.
Joel 4 nennt es Tal Josaphat.
Joel 4 sagt, dass Gott in der Zeit, in der er das Schicksal des jüdischen Volkes wenden wird, alle Nationen ins Tal Josaphat versammeln wird. Dort wird er sitzen und mit gerechter Hand über sein Volk Israel richten.
Er wird mit den Völkern abrechnen: Wie habt ihr euch gegenüber Israel verhalten?
Es steht dort sogar, dass Gott die Nationen zur Rechenschaft zieht, weil sie sein Land geteilt haben.
Das ist schon teilweise passiert: Der Völkerbund, später die UNO, hat England den Auftrag gegeben, das Mandat für Palästina zu übernehmen. Nach dem Krieg hat England die erste Teilung von Palästina vorgenommen und 77 % den Arabern gegeben, anstatt das Versprechen an die Juden vollständig umzusetzen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg hat die UNO den zweiten Teilungsplan vollzogen, bei dem die Juden nur 12,7 % von Palästina bekommen sollten.
Zweimal wurde also das Land geteilt. Gott sagt, er wird die Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen, weil sie sein Land geteilt haben.
Das hat Folgen für jene Nationen, die sich Israel gegenüber negativ verhalten haben.
Das volle Gericht steht jedoch noch aus, und der Herr wird alle Nationen versammeln und richten.
In unserem Abschnitt hier geht es nicht um die Teilung des Landes oder das Volk Israel, sondern um die Frage: Wie habt ihr euch gegenüber meinen Brüdern verhalten?
Das macht klar, dass es dort nicht nur um die hier behandelten Fragen geht, sondern um alles.
Hier haben wir wichtige Beispiele, was der Herr ansprechen wird.
So wird die Menschheit in zwei Hälften geteilt: die Schafe und die Böcke.
Was ist der Unterschied zwischen Schafen und Böcken?
Es gibt verschiedene Unterschiede, aber die Ziegen sind schlimm, wenn es ums Fressen geht. Sie beißen die Grasnarbe ganz unten ab, mehr als Schafe, und können in kurzer Zeit fruchtbares Land in Wüste verwandeln, besonders im Nahen Osten.
Hier sind die Ziegenböcke negativ und die Schafe positiv.
Der Herr wird zu den Schafen auf der rechten Seite sagen: „Ich war hungrig, ihr habt mir zu essen gegeben, ich war durstig, ihr habt mir zu trinken gegeben“ usw.
Die Schafe werden antworten, sie hätten das nie bewusst getan.
Der Herr sagt: „Was ihr einem meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“
Das hat einen prophetischen Zusammenhang: Nach der Entrückung wird in Israel eine Erweckung stattfinden, 144.000 werden zu Christus kommen.
Diejenigen, die in Judäa wohnen, werden vor der Drangsal fliehen, wie wir in Matthäus 24 behandelt haben. Sie werden auf die Berge fliehen, dann über den Jordan nach Moab in die Wüste in Jordanien gehen.
Das war nicht Pella, das war im Jahr 68 nach Christus, nördlich in Ammon.
Dort werden sie dreieinhalb Jahre versorgt werden.
Arabische Christen werden sich um diese Juden kümmern.
Der Herr wird sagen: „Ich war durstig, ihr habt mir zu trinken gegeben, ich war hungrig, ihr habt mir zu essen gegeben.“
Die Juden werden fragen: „Wann haben wir das getan?“
Der Herr antwortet: „Was ihr einem meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“
Natürlich können wir daraus noch mehr lernen.
Diese Texte haben in der Kirchengeschichte eine wesentliche Wirkung gehabt. Sie haben Christen angeregt, sich um die Ärmsten zu kümmern, Altenheime zu gründen, Spitäler und Waisenhäuser einzurichten und sich besonders um Aussätzige zu kümmern.
Christliche Nächstenliebe wurde dadurch stark gefördert, weil man sieht, wie wichtig diese Dienste für den Herrn sind.
Der Herr betrachtet es als Dienst an sich, wenn wir den Menschen helfen.
Die auf der linken Seite aber werden der Herr verurteilen zur ewigen Verdammnis.
Sie werden sagen, sie hätten den Herrn nie hungrig oder durstig gesehen.
Was sie nicht getan haben, haben sie auch den geringsten Brüdern nicht getan.
Hier geht es nicht um Werkgerechtigkeit – also nicht darum, dass man durch diese Werke gerettet wird.
Diese Werke zeigen vielmehr, dass die auf der rechten Seite wirklich bekehrt sind und die auf der linken Seite keine wahren Gläubigen sind.
Das ist ähnlich wie bei Paulus: Er verfolgte die Christen, bis ihm der Herr erschien. Paulus sagte, er verfolge nicht Menschen, sondern den Herrn, weil der Herr mit den Seinen eins ist.
Zum Schluss noch Vers 46:
„Und diese werden hingehen in die ewige Pein, die Gerechten aber in das ewige Leben.“
Die Gläubigen werden ins tausendjährige Reich eingehen, die Ungläubigen nicht.
Sie werden sterben, in den Hades gehen, und nach dem tausendjährigen Reich, wie in Offenbarung 20 beschrieben, werden sie in den Feuersee geworfen.
Dieses Gericht hier ist das Gericht der Lebendigen. Man muss es unterscheiden vom Gericht in Offenbarung 20.
Nach dem tausendjährigen Reich werden alle Toten, die Ungläubigen, auferweckt und vor den großen weißen Thron gestellt und in den Feuersee geworfen.
Hier aber sind es Lebendige, die gerichtet werden.
Vor dem tausendjährigen Reich, nach der großen Drangsal, findet das Gericht der Lebendigen statt, nach dem tausendjährigen Reich das Gericht der Toten.
Danach folgt in der Offenbarung der neue Himmel und die neue Erde.
Die Chronologie ist also klar: Zuerst das Gericht der Lebendigen vor dem tausendjährigen Reich, dann das Gericht der Toten nach dem tausendjährigen Reich.
Nach der Drangsal und der Wiederkunft des Herrn Jesus beginnt nicht sofort das tausendjährige Reich.
Zuerst werden alle Kriege beruhigt, bis an das Ende der Erde, wie wir im Psalm lesen.
Dann wird der Herr alle Völker versammeln und dieses Gericht durchführen.
Das wird einige Zeit in Anspruch nehmen, es gibt also eine Übergangszeit.
Erst danach beginnt das tausendjährige Reich.
Die Ungläubigen werden nicht ins tausendjährige Reich eingehen, sondern nur Wiedergeborene.
Wie der Herr Jesus in Johannes 3 sagt: Wer nicht von Neuem geboren wird, kann das Reich Gottes nicht sehen und nicht hineingehen.
Darum werden die hier verurteilt, und nur Gläubige werden in das Reich eingehen.
Das ist das Reich Gottes, Phase C.
Zum Abschluss: Nächstes Mal?
Super, danke.
Ich hoffe, es ist klar geworden.
Es war wichtig, nicht nur ein Gleichnis anzuschauen, sondern die beiden Gleichnisse und dann hier das Gericht der Lebendigen.
Das gibt einen guten Überblick, ein Panorama.
Die Bedeutung der Talente und die Verantwortung der Gläubigen
Nun, ein Talent ist eine Gewichtsangabe. Zu verschiedenen Zeiten und in unterschiedlichen Kulturen wurde der Begriff Talent unterschiedlich verwendet. Die Größenordnung eines Talents liegt etwa bei dreißig Kilogramm, manchmal auch etwas mehr. Wichtig ist, dass man die ungefähre Größenordnung kennt.
Die Frage ist nun, ob es sich um ein Goldtalent oder ein Silbertalent handelt. Das können wir anhand von Vers 18 klären: „Der aber das eine empfangen hatte, ging hin, grub die Erde auf und verbarg das Geld seines Herrn.“ Ein Talent ist jedoch kein einzelnes Geldstück. Vor etwa 2000 Jahren wurde ein Talent als der Wert von sechstausend Denaren berechnet. Es ist ein bestimmtes Gewicht von Silber, also eine bestimmte Menge Silber in Kilogramm. Die Übersetzung mit „Geld“ ist etwas problematisch. Im Griechischen bedeutet das Wort sowohl Silber als auch Geld – ähnlich wie im Französischen „argent“, das ebenfalls Geld oder Silber bedeuten kann. Je nach Zusammenhang erkennt man, ob Silber oder Geld gemeint ist.
Da es hier kein Geldstück ist, muss man es mit „Silber“ übersetzen. Damit ist auch die Frage beantwortet: Es handelt sich um ein Silbertalent, kein Goldtalent.
Man kann den Wert natürlich umrechnen: Der Silberpreis liegt momentan bei ungefähr 645,50 Franken pro Kilogramm. Doch die Umrechnung ist schwierig, da Löhne in verschiedenen Kulturen sehr unterschiedlich sind. Wenn jemand in einem armen Land so viel verdient wie hier, wäre er plötzlich sehr reich. Deshalb sind Umrechnungen immer problematisch.
Der Denar, den wir im Gleichnis in Matthäus 20 gesehen haben, war der Tageslohn eines Arbeiters. Ein Talent entspricht 6000 Denaren, also 6000 Arbeitstagen. Das sind fast zwanzig Jahre, wenn man den Sabbat jeweils als Ruhetag rechnet. Es sind also etwa neunzehn bis zwanzig Jahre Arbeit. So wird deutlich, welchen Wert ein Talent hat.
Diese Talente werden nach der Fähigkeit verteilt. So verstehen wir auch, woher das Wort „Talent“ stammt. Ursprünglich ist es ein Gewichtmaß. Heute bedeutet „Talent“ im Deutschen eine Fähigkeit. Hier im Gleichnis wird aber unterschieden: Das Talent wird nach der Fähigkeit gegeben. Das heißt, Gott hat uns allen Fähigkeiten gegeben – natürliche und geistliche Gaben.
Je nach diesen Fähigkeiten gibt der Herr uns eine größere oder kleinere Verantwortung. Es gibt Unterschiede. Wer mehr bekommt, ist auch mehr verantwortlich und wird stärker zur Rechenschaft gezogen. Wir müssen diese Unterschiede anerkennen. Der Herr verteilt die Aufgaben so, wie er es für richtig hält.
Mit allem, was der Herr uns anvertraut hat – an Fähigkeiten und Aufgaben – müssen wir von ganzem Herzen für ihn arbeiten. Fähigkeiten und Talente sollen wir für den Herrn einsetzen.
In 2. Korinther 5 heißt es, dass wir nicht mehr für uns selbst leben sollen, sondern für den, der für uns gestorben und auferstanden ist. Das muss unser Motto sein: völlige Hingabe.
Im Gleichnis sehen wir, wie treu gearbeitet wurde. Einer bekam fünf Talente und gewann weitere fünf dazu. Der andere bekam zwei Talente und gewann ebenfalls zwei weitere dazu. Beide hatten also jeweils 100 Prozent Gewinn. Dann sehen wir den bösen Knecht, der nichts tut und schließlich in die ewige Verdammnis geworfen wird. In Vers 30 heißt es: „Die äußerste Finsternis, dort wird sein Weinen und Zähneknirschen sein.“ Das haben wir auch schon in Matthäus 13 gefunden. Dort spricht der Herr Jesus ebenfalls von der ewigen Verdammnis, dem ewigen Weinen – schrecklich.
Vielleicht haben wir auf dieser Erde viel geweint oder in der Vergangenheit Tränen vergossen, doch alle Tränen werden abgewischt. Das ist wunderbar. Im Psalm lesen wir, dass der Herr alle unsere Tränen sammelt und keine vergisst. Offenbarung 21 sagt, dass er alle Tränen abwischen wird.
Für die, die verloren gehen, bedeutet es jedoch ewiges Weinen – schrecklich!
Es wird also klar, dass es auch hier um die Christenheit geht. Es geht nicht darum, dass ein Wiedergeborener sein Heil verliert. Vielmehr zeigt es, dass die Zeit, die uns bleibt, eine Chance ist, alles für den Herrn zu geben.
Wenn wir den Herrn kennen, wie er ist – den Sohn Gottes, der uns geliebt und sich selbst für uns hingegeben hat – dann wollen wir auch alles für ihn einsetzen. Das ist doch logisch.
Der Herr sagt in den schönen Beispielen in Vers 21: „Wohl dir, guter und treuer Knecht! Über weniges warst du treu.“ Dabei war das ja ganz viel – ein Talent entspricht zwanzig Jahren Arbeit. Er hat also fünf mal zwanzig Jahre an Wert erhalten, um damit zu dienen.
Der Herr sagt weiter: „Über weniges warst du treu, über vieles werde ich dich setzen. Gehe ein in die Freude deines Herrn.“ Damit ist das tausendjährige Friedensreich gemeint. Dort wird Gott den Gläubigen aus der jetzigen Zeit für ihre Treue Herrschaft übertragen.
Im Gleichnis, das viele Parallelen zum Gleichnis von den Pfunden in Lukas 19 aufweist, bekommt einer Herrschaft über zehn Städte, der andere über fünf Städte. Vielleicht erhält jemand eine italienische Stadt oder ein paar – das wird der Herr je nach unserer Treue entscheiden.
Wir werden ganz konkrete Regierungsaufgaben bekommen. Jetzt wird klar: Es geht hier um Phase B, und dann kommt Phase C. Das Reich Gottes wird hier als „die Freude deines Herrn“ genannt. Der treue Knecht wird als „guter und treuer Knecht“ bezeichnet. In Vers 23 heißt es: „Geh ein in die Freude deines Herrn.“ Das müssen wir unbedingt mit der Fortsetzung verbinden.
Das Gericht der Lebendigen: Trennung von Schafen und Böcken
Darf ich noch bitten, ab Vers 31 zu lesen: Das Gericht der Lebendigen.
Wenn aber der Sohn des Menschen kommen wird in seiner Herrlichkeit und alle Engel mit ihm, dann wird er auf seinem Thron der Herrlichkeit sitzen. Vor ihm werden alle Nationen versammelt werden, und er wird sie voneinander scheiden, wie der Hirte die Schafe von den Böcken scheidet.
Er wird die Schafe zu seiner Rechten stellen, die Böcke aber zur Linken. Dann wird der König zu denen zu seiner Rechten sagen: Kommt her, Gesegnete meines Vaters, erbt das Reich, das euch bereitet ist von Grundlegung der Welt an. Denn mich hungerte, und ihr gabt mir zu essen; mich dürstete, und ihr gabt mir zu trinken; ich war Fremdling, und ihr nahmt mich auf; nackt, und ihr bekleidet mich; ich war krank, und ihr besucht mich; ich war im Gefängnis, und ihr kamt zu mir.
Dann werden die Gerechten ihm antworten und sagen: Herr, wann sahen wir dich hungrig und speisten dich, oder durstig und gaben dir zu trinken? Wann aber sahen wir dich als Fremdling und nahmen dich auf, oder nackt und bekleideten dich? Wann aber sahen wir dich krank oder im Gefängnis und kamen zu dir?
Der König wird antworten und zu ihnen sagen: Wahrlich, ich sage euch, was ihr einem dieser meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.
Dann wird er auch denen zur Linken sagen: Geht von mir, Verfluchte, in das ewige Feuer, das bereitet ist dem Teufel und seinen Engeln. Denn mich hungerte, und ihr gabt mir nicht zu essen; mich dürstete, und ihr gabt mir nicht zu trinken; ich war Fremdling, und ihr nahmt mich nicht auf; nackt, und ihr bekleidet mich nicht; krank und im Gefängnis, und ihr besucht mich nicht.
Dann werden auch sie antworten und sagen: Herr, wann sahen wir dich hungrig und nicht gespeist? Wann sahen wir dich durstig und nicht getränkt? Wann sahen wir dich als Fremdling oder nackt oder krank oder im Gefängnis und haben dir nicht gedient?
Dann wird er ihnen antworten und sagen: Wahrlich, ich sage euch, was ihr einem dieser Geringsten nicht getan habt, das habt ihr auch mir nicht getan.
Und diese werden hingehen zur ewigen Strafe, die Gerechten aber in das ewige Leben.
Der Herr, der im Gleichnis in ein anderes Land geht und dann wieder zurückkommt, ist der Herr Jesus, der eben auch wieder zurückkommen wird, ein zweites Mal. Dieses zweite Kommen haben wir hier in Vers 31. Er wird kommen in seiner Herrlichkeit und alle Engel mit ihm. Dann wird er den Thron, den herrlichen Thron, hier auf der Erde aufrichten. Alle Nationen, die die große Drangsal überlebt haben, wird er versammeln.
Ein großer Teil der Menschheit wird in der Drangsal umkommen. Jesaja 13 sagt: „Ich werde den Sterblichen kostbar machen als Gold von Ophir.“ Wenn der Tag des Herrn toben wird, dann wird der Wert des Menschen steigen.
In Offenbarung 6 lesen wir bei einem Siegelgericht: „Ein Viertel der Menschen kommt um.“ Später, bei den Posaungerichten, kommt ein Drittel der Menschen um. Das sind Dimensionen, bezogen auf unsere acht Milliarden Menschen heute. Unglaublich! Aber es werden Menschen überleben.
Gläubige, eine unzählbare Schar, sagt Offenbarung 7, aus allen Nationen, Völkern, Stämmen und Sprachen. Aber auch Ungläubige werden überleben. Dann werden alle versammelt werden, weltweit, nach Israel. Sie müssen alle eine Israel-Reise machen. Und zwar wohin?
Wo steht das Tal Kidron? Da steht aber nicht Kidron, sondern – ja, aber sag es doch – ins Tal Josaphat. Das ist ein anderer Name für das Tal Kidron, das hat ja noch mehr Namen.
In 1. Mose 14 heißt das gleiche Tal das Tal Schave und auch das Königstal, weil es gerade an der Seite der Königstadt, der Davidstadt, vorbeigeht: das Tal, das Königstal, das Tal Schave und eben das Tal Josaphat (Joel 4).
Joel 4 sagt, in der Zeit, in der Gott das Schicksal des jüdischen Volkes wenden wird, wird er alle Nationen versammeln ins Tal Josaphat. Dort wird er sitzen und mit gerechtem Urteil über sein Volk Israel richten. Er wird also mit den Völkern abrechnen: Wie habt ihr euch gegenüber Israel verhalten?
Und es heißt dort sogar: „Weil sie mein Land geteilt haben.“ Oh, die UNO hat – also das war noch der Völkerbund – England den Auftrag gegeben, das Mandat für Palästina zu übernehmen. Nach dem Krieg hat England die erste Teilung von Palästina gemacht. Dabei haben sie 77 Prozent den Arabern gegeben, anstatt ihr Versprechen an die Juden voll umzusetzen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg hat die UNO den zweiten Teilungsplan vollzogen. Da wollten sie schließlich noch 12,7 Prozent den Juden geben von Palästina. Ja, zweimal haben sie das Land geteilt.
Und da steht: „Ich werde sie zur Rechenschaft ziehen, denn sie haben mein Land geteilt.“ Das ist ja schon zum Teil passiert, dadurch, dass man in England die Herrschaft über Kamelöffel oder über die Fondoren hatte. Natürlich hat das alles Folgen gehabt für diese Nationen, die sich so für Israel negativ eingesetzt haben.
Aber das volle Gericht kommt dann. Der Herr wird also alle versammeln und dort mit ihnen richten.
In unserem Abschnitt geht es jetzt nicht um das Thema Teilung des Landes und überhaupt das Volk Israel und wie sie sich dazu verhalten haben. Hier geht es darum: Wie habt ihr euch gegenüber meinen Brüdern verhalten?
Das macht klar, es wird nicht nur diese Fragen geben, die hier behandelt sind, sondern dort wird alles behandelt werden. Aber hier haben wir ganz wichtige Beispiele, was der Herr zur Sprache bringen wird.
So wird also die Menschheit geteilt werden in zwei Hälften: solche, die bezeichnet werden als Schafe, und solche, die wir als Böcke bezeichnen werden.
Die Symbolik von Schafen und Ziegenböcken und die Bedeutung der Nächstenliebe
Was ist der Unterschied zwischen Schafen und Ziegenböcken? Es gibt verschiedene Unterschiede, aber besonders im Hinblick auf das Fressen verhalten sich die Ziegen problematisch. Sie beißen die Grasnarbe ganz unten ab. Die Schafe tun das auch, allerdings sind die Ziegen noch schlimmer. Sie können in kürzester Zeit fruchtbares Land in Wüste verwandeln, wie es im Nahen Osten oft zu beobachten ist.
Hier stehen die Ziegenböcke also negativ da, während die Schafe positiv bewertet werden. Der Herr wird zu den Schafen auf der rechten Seite sagen: „Ich war hungrig, und ihr habt mir zu essen gegeben, ich war durstig, und ihr habt mich getränkt“ und so weiter. Die Schafe werden antworten, dass sie das nie bewusst getan hätten. Daraufhin sagt der Herr: „Was ihr einem meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“
Dieser Satz hat einen prophetischen Zusammenhang. Nach der Entrückung wird in Israel eine Erweckung stattfinden, bei der 144.000 Menschen zum Glauben kommen. Diejenigen, die in Judäa wohnen, werden vor Beginn der Drangsal fliehen, wie wir in Matthäus 24 besprochen haben. Sie werden auf die Berge fliehen und dann über den Jordan nach Moab, in die Wüste in Jordanien, auf der anderen Seite des Toten Meeres, gehen.
Nicht zu verwechseln mit Pella, das im Jahr 68 n. Chr. eine Fluchtstätte war. Pella liegt nördlich in Ammon. Die Flüchtlinge werden nach Moab ziehen, wie es in Jesaja 16 beschrieben ist. Dort werden sie dreieinhalb Jahre lang versorgt. Araber, die sich bekehren, werden sich um diese Juden kümmern.
Dann wird der Herr sagen: „Ich war durstig, und ihr habt mir zu trinken gegeben, ich war hungrig.“ Die Menschen werden fragen: „Wann haben wir das getan?“ Die Antwort lautet: „Was ihr einem meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“
Natürlich können wir aus diesen Texten noch mehr lernen. Die Geschichte hört nicht mit Moab auf. Diese Texte hatten beispielsweise in der Kirchengeschichte eine wesentliche Wirkung. Christen begannen, sich um die Ärmsten der Gesellschaft zu kümmern. Sie gründeten Altenheime, was die Römer nicht taten. Außerdem richteten sie Spitäler und Waisenhäuser ein und kümmerten sich besonders um Aussätzige.
Diese christliche Nächstenliebe wurde wesentlich durch die Erkenntnis angeregt, wie wichtig solche Dienste für den Herrn sind. Menschen können diese Dienste tun, und der Herr betrachtet das als Dienst an sich.
Die auf der linken Seite werden hingegen verurteilt – zu ewiger Verdammnis. Sie sagen: „Wir haben dich nie durstig oder hungrig gesehen.“ Was ihr nicht getan habt, meinen sie, das haben auch wir nicht getan.
Hier geht es nicht um Gerechtigkeit im Sinne von Werkgerechtigkeit. Wenn man diese Dinge tut, wird man nicht automatisch gerettet. Vielmehr zeigen diese Taten, dass die Menschen auf der rechten Seite sich wirklich bekehrt haben. Ebenso zeigen sie, dass die auf der linken Seite keine wahren Gläubigen sind.
Das ist vergleichbar mit Paulus. Paulus verfolgte die Christen, bis ihm der Herr erschien. Paulus sagte, er habe den Herrn nicht verfolgt. Doch tatsächlich verfolgte er den Herrn, weil der Herr sich mit seinen Gläubigen eins macht. Genau so ist es hier gemeint.
Das endgültige Urteil und die Chronologie der Gerichte
Ja, und jetzt möchte ich zum Schluss kommen, noch mit Vers 46: „Und diese werden hingehen in die ewige Pein, die Gerechten aber in das ewige Leben.“
Die Gläubigen werden also ins Tausendjährige Reich eingehen, während die Ungläubigen nicht in dieses Reich kommen. Sie werden sterben und in den Hades gehen. Nach dem Tausendjährigen Reich, gemäß Offenbarung 20, werden sie schließlich in den Feuersee geworfen.
Dieses Gericht hier können wir als das Gericht der Lebendigen bezeichnen. Es muss von dem Gericht in Offenbarung 20 unterschieden werden. Nach dem Tausendjährigen Reich werden alle Toten, also die Ungläubigen, auferweckt und vor dem großen weißen Thron erscheinen. Dort werden sie in den Feuersee geworfen.
Der Unterschied ist: Hier sind es Lebendige, dort sind es Tote. Daher gilt: Vor dem Tausendjährigen Reich, nach der großen Drangsal, findet das Gericht der Lebendigen statt. Nach dem Tausendjährigen Reich folgt das Gericht der Toten. Danach kommt die Offenbarung vom neuen Himmel und der neuen Erde.
Die Chronologie ist also klar: Zuerst das Gericht der Lebendigen vor dem Tausendjährigen Reich, dann das Gericht der Toten nach dem Tausendjährigen Reich.
Nun verstehen wir auch, dass nach der Drangsal und der Wiederkunft des Herrn Jesus nicht sofort das Tausendjährige Reich beginnt. Zuerst werden alle Kriege beruhigt, bis an das Ende der Erde. Das lesen wir im Psalm.
Dann wird der Herr alle Völker versammeln und dieses Gericht durchführen. Das wird einige Zeit in Anspruch nehmen. Es gibt also eine echte Übergangszeit, und erst danach beginnt das Tausendjährige Reich.
Die Ungläubigen werden nicht in das Tausendjährige Reich eingehen, sondern nur die Wiedergeborenen. So sagt der Herr Jesus in Johannes 3: Wer nicht von Neuem geboren wird, kann das Reich Gottes nicht sehen. Und er sagt weiter, dass man ohne Wiedergeburt nicht in das Reich Gottes eingehen kann.
Beides – das Sehen und das Eingehen – ist ohne Wiedergeburt nicht möglich. Deshalb werden die Ungläubigen hier verurteilt, und nur Gläubige werden in das Reich eingehen. Das ist die Phase C des Reiches Gottes.
Abschluss und Ausblick
Ja, aber nur kurz, wir müssen wirklich zum Schluss kommen. Nächstes Mal? Super, danke.
Ja, ich hoffe, so ist es klar geworden. Ich glaube, es war wichtig, nicht nur ein Gleichnis anzuschauen, sondern die zwei Gleichnisse. Dann hier das Gericht der Bändigen – das gibt so die Übersicht, das Panorama.
