Die Frage nach Gottes Gerechtigkeit im Umgang mit den Babyloniern
Dann stellt sich Habakuk die Frage: Aber die Babylonier sind doch als Götzendiener noch viel schlimmer als Israel. Wie kann Gott eine ungerechte Nation gebrauchen?
Schauen wir, wie er fragt, in 1, Vers 12: „Bist du nicht von Alters her, Herr, Herr der Heerscharen, Herr, mein Gott, mein Heiliger?“ Er nennt ihn „mein Heiliger“. Damit bringt er Gott nicht mit irgendwelcher Ungerechtigkeit in Verbindung.
Er sagt weiter: „Wir werden nicht sterben, Herr, zum Gericht hast du es gesetzt, und auch Züchtigung ist bestimmt. Du bist zu rein von Augen, um Böses zu sehen, und Mühsal vermagst du nicht anzuschauen. Warum schaust du auf Räuber?“
Habakuk weiß also, dass Gott mit Sünde überhaupt nichts zu tun hat. Gott kann Sünde nicht ausstehen. Trotzdem bleibt die Frage: Warum kann Gott die Babylonier gebrauchen?
Diese Frage kann man sich durch die ganze Weltgeschichte hindurch stellen: Warum hat Gott ungerechte Völker benutzt, um andere Völker zu züchtigen? Dabei waren diese Völker ja nicht besser.
Habakuk begibt sich auf seine Warte und ist geduldig, bis Gott antwortet. In Kapitel 2, Vers 1 heißt es: „Auf meine Warte will ich treten und auf den Turm mich stellen und will spähen, um zu sehen, was er mit mir reden wird.“
Dann kommt die Antwort, Vers 2: „Da antwortete mir der Herr und sprach: Schreibe die Vision auf und grabe sie in Tafeln ein, damit man sie geläufig lesen könne. Denn das Gesicht geht noch auf die bestimmte Zeit und es strebt nach dem Ende hin und lügt nicht. Wenn es sich verzögert, so warte; denn es wird kommen, es wird nicht ausbleiben.“
Weiter heißt es: „Siehe, aufgeblasen ist der Ungerechte, nicht aufrichtig ist in ihm seine Seele; der Gerechte aber wird durch seinen Glauben leben.“
Die Vision der Endzeit und die Wiederkunft Christi
Gott erklärt, dass das, was du jetzt als Antwort bekommst, bis in die Endzeit reicht – ein Ausblick bis dahin. Er zeigt schließlich eine Vision der Wiederkunft Christi, wie er einmal in dieser Welt endgültig abrechnen wird.
Was Habakuk in seinem Psalm Kapitel 3 beschreibt, ist ein Psalm, den er für den Dirigenten des Tempelorchesters vorgesehen hat. Am Schluss des Buches hört man den Vorsänger mit seinem Seitenspiel. Dort sieht er Gott kommen. In Kapitel 3, Vers 3 heißt es: Gott kommt von Theman her, und der Heilige vom Gebirge Paran. Seine Pracht bedeckt die Himmel, und die Erde ist voll seines Ruhmes. Es entsteht ein glänzendes Sonnenlicht, Strahlen sind zu seinen Seiten, und daselbst ist die Hülle seiner Macht.
Vor ihm her geht die Pest, und die Seuche zieht aus seinen Füßen nach. Er stand und machte die Erde schwanken, er schüttelte und machte aufgebende Nationen. Es zerbarsten die Berge der Vorzeit, und die ewigen Hügel senkten sich.
Wenn wir diese Verse betrachten, sehen wir die Wiederkunft Christi, ähnlich wie bei Micha und Nahum. Dabei wird deutlich: Wenn der Herr Jesus kommt, wird er einmal mit der ganzen Welt abrechnen.
Natürlich wurde Israel durch die Babylonier bestraft, aber auch die Babylonier wurden durch die Perser bestraft. Die Perser wiederum wurden durch die Griechen und Alexander den Großen bestraft. Das griechische Reich wurde schließlich durch die Römer verwüstet, und die Römer wurden durch eure Vorfahren, die Barbaren, bestraft. So ging es weiter bis ins zwanzigste Jahrhundert.
Man denkt, das Domino-Spiel hört nicht auf, doch es kommt zu einem Ende. Darum muss man im Glauben sehen, dass es einen Schlusspunkt gibt, an dem die letzte Gerechtigkeit kommen wird – und das ist bei der Wiederkunft Christi.
Dieser Satz in Kapitel 2, Vers 3 am Schluss, „Denn kommen wird es, es wird nicht ausbleiben“, wird im Hebräerbrief 10 zitiert: Der Kommende wird kommen und nicht verzögern.
Also erfüllt sich diese Vision, die kommen wird, in dem Herrn Jesus Christus. Er ist der Kommende, der das erfüllt.
Der Glaube als Lebensgrundlage des Gerechten
Und dazu braucht es nun für den gläubigen Glauben zweitens vier: Der Gerechte aber wird durch seinen Glauben leben.
Wenn man die Weltgeschichte nur bis zur Zeit von Habakuk betrachtet, dann hat man keine Antwort auf die letzte Gerechtigkeit. Und wenn man die Weltgeschichte bis heute betrachtet, hat man ebenfalls keine Antwort auf die letzte Gerechtigkeit.
Erst wenn unser Glaubensblick bis zur Wiederkunft Christi reicht, dann erkennen wir: Aha, es gibt eine letzte Gerechtigkeit. Die alten Söhne können diese letzte Gerechtigkeit nicht geben.
Auch viele, so säkulare Menschen, sind letztlich in ihrem Herzen „Alfa-Söhne“. Eine Bekannte von mir, die zu unserem Hauskreis kommt, hat Kontakt mit einem israelischen Filmemacher. Es war Hitlers Junge Salomon. Kennt ihr den Film? Ja, eigentlich kennt ihr ihn. Ich war schon mit ihm zusammen, mit diesem Salomon.
Er hat ihr hingegen gesagt: „Ja, Gott vergibt sowieso einen Schluss.“ Da hat sie ihm gesagt: „Ah, dann wirst du ihn wiedersehen.“ Also hat sie gefragt: Es braucht eine letzte Gerechtigkeit, sie liegt einfach so da, ja?
Und die letzte Gerechtigkeit wird nur deutlich, wenn wir erkennen, dass es eine Schlussabrechnung gibt. Der Richter wird am Ende kommen, und jede offene Rechnung wird beglichen werden. Aber dazu braucht es Glauben.
Der Gerechte aber wird durch seinen Glauben leben – das ist die Bedeutung dieses Verses im Zusammenhang.
Verschiedene Betonungen des Glaubens im Neuen Testament
Schauen wir uns Punkt fünf an, unter "charakteristische Ausdrücke und Besonderheiten". Dort habe ich geschrieben, dass der Satz „Der Gerechte wird aus Glauben leben“ mehrfach im Neuen Testament zitiert wird. Zum Beispiel im Römerbrief, Kapitel 1, Vers 17, im Galaterbrief, Kapitel 3, Vers 11, und im Hebräerbrief, Kapitel 10, Vers 38.
Interessant ist, dass dieser Satz jedes Mal anders betont wird. Im Römerbrief steht der Satz im Zusammenhang mit der Gerechtigkeit Gottes. Dort lautet die Betonung: „Der Gerechte aber wird aus Glauben leben.“ Die Fokussierung liegt auf dem Thema der Gerechtigkeit.
Im Galaterbrief geht es um die Frage, ob der Mensch durch Werke vor Gott angenommen werden kann oder nur durch Glauben. Hier wird der Vers zitiert, um zu zeigen, dass der Gerechte aus Glauben lebt, nicht durch Werke.
Im Hebräerbrief wird thematisiert, wie der Gläubige in dieser Welt, in der er angefochten ist, leben kann. Kapitel 11, das Kapitel der Glaubenshelden, beschreibt, wie diese aus Glauben lebten. Auch hier lautet die Betonung: „Der Gerechte wird aus Glauben leben.“
Jeder Brief legt also den Schwerpunkt auf ein anderes Wort in diesem Satz.
Vor einigen Jahren haben wir einige Gedanken dazu gemacht. Im Hebräischen ist das Wort für „gerecht“ tatsächlich „Zadik“. Es bedeutet „der Gerechte“. „Be'emunato“ heißt „durch seinen Glauben“ und „Jichnä“ bedeutet „wird leben“. Der Satz besteht also aus drei Wörtern, die im Neuen Testament übernommen wurden. Der Heilige Geist drückt dabei jedes Wort in seiner tiefsten Bedeutung aus und zeigt uns, welche Fülle in diesem einen Satz enthalten ist.
Das gibt uns auch eine Anweisung, wie wir die Bibel lesen sollen: Wir sollten wirklich auf die Bedeutung jedes einzelnen Wortes achten.
Interessant ist, dass alle drei Briefe, die diesen Satz zitieren, sich mit dem Thema Gesetz und Gnade beschäftigen. Der Römerbrief zeigt die Notwendigkeit des Glaubens, der Galaterbrief die Ausschließlichkeit des Glaubens – es zählt nichts anderes als der Glaube – und der Hebräerbrief betont die Überlegenheit des Glaubens.
Das ist schon eindrücklich.
Dieser kleine Satz hat in Europa im 16. Jahrhundert eine enorme Wirkung entfaltet. Er führte zum Umbruch des Glaubenslebens. Als Luther den Satz „Der Gerechte wird aus Glauben leben“ las, entstand die Reformation.
Darum haben wir heute die Glaubensfreiheit und die Religionsfreiheit, die wir genießen. Dieser kleine Satz hat in der gesamten Heilsgeschichte eine bedeutende Wirkungsgeschichte.
Im Neuen Testament wird die ganze Lehre der Gerechtigkeit, der Rechtfertigung aus Glauben allein, wesentlich auf Habakuk 2,4 begründet. Später führte dies in der Reformation zu weitreichenden Veränderungen bis in die heutige Zeit.
Das ist wirklich eindrücklich – eine kleine Perle aus dem Buch Habakuk.
Einführung in das Buch Zephanja und seine zeitliche Einordnung
Weiter zum nächsten Propheten. Was ich jetzt auf dem Blatt übergangen habe, kann man ja selbst noch rekonstruieren: Das Buch des Propheten Zephanja.
Wir können das Buch gut datieren aufgrund von Vers 1. Es fällt in die Zeit Josias, also 641 bis 609 v. Chr. Im Jahr 622 v. Chr. fand diese große Reformation unter König Josia statt. Zephanja spricht über den Überrest Israels, also den gläubigen Überrest aus Israel. Das hat natürlich für die Zeit von Zephanja eine ganz besondere Bedeutung, weil es damals zu dieser Erweckung kam.
Das Thema des Buches ist: Der Ewige wird die ganze Welt und insbesondere das jüdische Volk im Land Israel richten (1,2-18). Zephanja betont besonders das Gericht über den Gazastreifen (2,4-7), über Nord- und Mitteljordanien, Ammon und Moab (2,8-11), Kusch, das ist Sudan und Äthiopien (2,12), Assyrien und Ninive (2,13-15) sowie über Jerusalem (3,1-8).
Der Überrest Israels und der Überrest aus den übrigen Völkern wird von Gott schließlich gesegnet werden (3,29). Der Ewige wird in der Mitte seines Volkes wohnen (3,15-17).
Gericht über die Welt und der Tag des Herrn
Wir schauen uns den Beginn an, Kapitel 1, Vers 2:
„Ich werde alles von der Fläche des Erdbodens gänzlich wegraden, spricht der Herr. Ich werde Menschen und Vieh wegraffen, ich werde wegraffen die Vögel des Himmels und die Fische des Meeres und die Ärgernisse samt den Gesetzlosen, und ich werde die Menschen ausrotten von der Fläche des Erdbodens, spricht der Herr.“
Merken wir, wie die Ausdrücke eine Anspielung auf den ersten Mose sind? Kapitel 6, die Anfindung der Sintflut. Ganz entsprechende Ausdrücke. Gott sagt, er werde nochmals ein weltweites Gericht bringen, natürlich nicht durch Wasser. Heute beim Heerfahren wurde zweimal ein schöner Regenbogen gesehen – nicht durch Wasser, sondern durch diese schrecklichen Katastrophen und Kriege der Gramsats-Zeit.
Also das Gericht über die Welt. Aber dann geht er speziell auf Juda und Jerusalem ein, Vers 4.
Stephanias Worte sprechen ganz eindrücklich über den Tag des Herrn. Wir wissen, dass dies der Tag der Wiederkunft Christi als Richter ist. Die große Drangsal kann gewissermaßen schon als Vorspiel zugerechnet werden.
In Kapitel 1, Vers 14 heißt es: „Nahe ist der große Tag des Herrn, er ist nahe und sehr nahe. Horch, der Tag des Herrn, bitterlich schreit dort der Held. Ein Tag des Trimmers ist dieser Tag, ein Tag der Drangsal und der Bedrängnis, ein Tag des Verwüstens und der Verwüstung, ein Tag der Finsternis und der Dunkelheit, ein Tag des Gewölks und des Wolkendunkels, ein Tag der Posaune und des Kriegsgeschreis, wie die festen Städte und wie die hohen Zinnen.“
„Und ich werde die Menschen ängstigen, und sie werden einhergehen wie die Blinden, weil sie gegen den Herrn gesündigt haben. Ihr Blut wird verschüttet werden wie Staub und ihr Fleisch wie Kot. Auch ihr Silber und ihr Gold wird sie nicht retten können am Tag des Grimmes des Herrn. Und durch das Feuer seines Eifers wird das ganze Land verbrannt werden, denn ein Ende, ein plötzliches Ende wird er machen mit allen Bewohnern des Landes – der Tag des Herrn.“
Parallelen zu Neuen Testament und Gliederung des Buches Zephanja
Vergleichen wir Zephanja 1,18 mit 1. Petrus 1,18, so fällt ein interessanter Zusammenhang auf. Es ist vielleicht ein Zufall, aber die Aussage ist sehr ähnlich. In 1. Petrus 1,18 heißt es: „Indem ihr wisst, dass ihr nicht mit vergänglichen Dingen wie Silber oder Gold erlöst worden seid von eurem eitlen Wandel, sondern durch das kostbare Blut Christi.“
Diejenigen aber, die diese Erlösung Gottes nicht annehmen, werden ihr eigenes Blut vergießen (vgl. Zephanja 1,17). Ihr Blut wird verschüttet werden, und auch ihr Silber und Gold werden sie am Tag des Zorns nicht erretten können. Diese Verbindung kann als eine Gedankenbrücke dienen, um Zephanja 1,18 und 1. Petrus 1,18 miteinander zu verknüpfen.
Am Ende von Kapitel 1 in Zephanja steht der Refrain: „Und durch das Feuer seines Eifers wird das ganze Land verzehrt werden.“ Dieser Ausdruck taucht erneut in Kapitel 3, Vers 8 auf: „Denn durch das Feuer meines Eifers wird die ganze Erde verzehrt werden.“ Das hebräische Wort für Land, „Eretz“, wird hier verwendet.
Aufgrund dieser Aussagen lässt sich das Buch Zephanja in drei Abschnitte gliedern, wie ich es hier dargestellt habe:
Erstens: Der Tag des HERRN, also das Gericht über die Welt und insbesondere über Juda und Jerusalem (Kapitel 1).
Zweitens: Die Darstellung des Gerichts Gottes anhand konkreter Beispiele ab Kapitel 2, Vers 1. Dazu gehört auch ein Aufruf zur Buße im Hinblick auf das Gericht: Gericht über die Nationen (Kapitel 1-3), Gericht über Jerusalem (Kapitel 2,4-15), und Kapitel 3, Vers 1.
Drittens: Nach dem Versprechen in Kapitel 3, Vers 9 folgt eine Trostbotschaft für den Überrest Israels und für die Nationen bis zum Fluss.
Gericht über den Gazastreifen und die Bedeutung für die Gegenwart
Ich möchte noch auf die Aktualität von Kapitel 2, Vers 4 hinweisen: Gaza wird verlassen, und Askelon wird eine Wüste sein. Astok wird am hellen Mittag vertrieben, und Ekron wird entwurzelt werden. Wehe den Bewohnern des Landstrichs am Meer, der Nation der Kerediter. Der Landstrich am Meer ist das Philisterland, zu dem auch Gaza gehört.
Gaza wird hier ausdrücklich angesprochen, als Teil des Landstrichs am Meer, am Mittelmeer, der Nation der Kerediter. Die Philister sind ursprünglich aus der Ägäis, aus dem Mittelmeerraum, nach Ägypten eingewandert. Von dort zogen sie entlang der Mittelmeerküste in den Gazastreifen.
Weiter heißt es: „Das Wort des Herrn kommt über euch, Kanaan, Land der Philister!“ Interessant ist, dass auf Arabisch das Wort für Philister und Palästinenser dasselbe ist. Im Deutschen wurde das sprachgeschichtlich verändert, doch es handelt sich um dasselbe Wort. Ein Philister in der Bibel entspricht heute einem Palästinenser.
Es wird gesagt: „Land der Philister, ich werde euch vernichten, sodass kein Bewohner mehr bleibt. Der Landstrich am Meer wird zu Weiden für Hirten, Zisternen und Kleinviehhürten werden.“ Es wird ein Landstrich sein für den Überrest des Hauses Juda. Sie werden darauf weiden und sich abends in den Häusern Askelons lagern. Denn der Herr, ihr Gott, wird sich ihrer annehmen und ihr Schicksal wenden.
Hier begegnen wir erneut dem Ausdruck „das Schicksal wenden“, den wir schon mehrfach gefunden haben. Der Herr spricht ganz konkret über das Schicksal dieses Landstrichs.
Es gäbe noch vieles Schönes zu berichten, aber wir müssen jetzt weitergehen.
Das Buch Haggai und der Aufruf zum Wiederaufbau des Tempels
Das Buch des Propheten Haggai spielt um 538 v. Chr. Nachdem die Perser Babylon erobert hatten, gab der persische König Kyros den Juden die Erlaubnis, in ihr Land zurückzukehren und den Tempel wieder aufzubauen. So kehrten die Juden zurück, was man auch im Buch Esra nachlesen kann.
Zuerst errichteten sie einen Altar. Im folgenden Jahr legten sie den Grundstein für den Tempel. Doch dann gab es Widerstand von Seiten der Feinde, wie in Esra 4 beschrieben wird. Dieser Widerstand führte schließlich dazu, dass ein persischer König einen Baustopp erwirkte.
Die Juden sagten sich daraufhin, dass sie den Tempel jetzt nicht mehr bauen könnten, da es verboten war. Stattdessen nutzten sie die Zeit, um ihre eigenen Häuser zu bauen und schön einzurichten, was nicht verboten war.
In dieser Situation tritt Haggai auf, und zwar im Jahr 520 v. Chr., im zweiten Jahr des persischen Königs Darius. Haggai sagt nicht, dass der Herr Verständnis dafür habe, dass der Tempelbau verboten sei und sie deshalb ihre Häuser bauten. Stattdessen fordert er sie auf, ihre Kräfte und Finanzen nicht nur für ihre eigenen Belange einzusetzen, sondern auch für das Haus des Herrn.
Er sagt, dass sie deshalb keinen Segen hätten und ihr Geldbeutel leer sei. Er fordert sie auf: „Auf die Hügel holt Holz herbei und baut das Haus des Herrn!“
Haggai gab zusammen mit Sacharja ein Beispiel und begann mit dem Volk den Tempelbau. Das ermutigte die Menschen so sehr, dass sie wieder mit dem Bau begannen. Diese Erweckung führte dazu, dass das Thema bald darauf erneut bei der persischen Regierung vorgebracht wurde.
Dann kam die offizielle Erlaubnis zum Wiederaufbau. Natürlich hatte Kyros diese Erlaubnis schon längst gegeben, und man konnte sie nicht einfach wieder aufheben. Interessant ist jedoch, dass der Prophet die Juden trotz aller Widerstände ermutigen musste. Sie sollten dem Werk des Herrn den ersten Platz geben.
Wenn sie das tun, wird der Herr von seiner Seite her wirken und Erfolg schenken. Das ist ein wichtiger Grundsatz: Wir können nicht einfach warten, bis der Herr wirkt. Er hat uns längst berufen – zum Werk, zum Tempelbau, zum Gemeindebau, zur Evangelisation. Wir müssen nicht warten, bis etwas Großes geschieht, sondern wir müssen handeln.
Wenn wir bereit sind zu handeln, wird Gott von seiner Seite her wirken, damit es gelingt. Hier haben wir ein wunderbares Beispiel in Haggai.
Prioritäten im Leben und Gottes Segen
Das Thema hier ist also: Der Herr soll in unserem Leben den ersten Platz einnehmen.
Klagelieder 1,18 sagt: Auch dass er in allen Dingen den Vorrang habe. Matthäus 6,33 fordert uns auf, zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit zu trachten, und dann wird uns alles andere hinzugefügt werden.
Wir können also sagen, dass wir die Prioritäten richtig setzen müssen. Das Werk des Herrn geht persönlichen Annehmlichkeiten voran.
Zweitens lernen wir aus diesem Buch, dass Gott uns seinen Segen verwehren muss, wenn wir die Prioritäten falsch setzen.
Übrigens noch eine kleine Perle: Ich hätte noch mehrere vorgesehen, doch auf dem Bett liegt eine Perle. Haggais kürzeste Botschaft findet sich in Kapitel 1, Vers 13: Da sprach Haggai, der Bote des Herrn, die Botschaft des Herrn zu dem Volk und sagte: „Ich bin mit euch, spricht der Herr.“ Fertig. Im Hebräischen sind das vier Wörter. Das unterbietet sogar noch 1. Korinther 14,19. Paulus sagt, er möchte lieber eine Botschaft mit fünf verständlichen Worten in der Gemeinde geben als eine unverständliche in einer Fremdsprache.
Gut, der Herr ist mein Hirte. Das im richtigen Moment an die richtigen Personen – das wird es. Das geht unter die Haut. Aber hier sind es vier Wörter: Anit, Krem, Naumadnay. Es hat eine volle Wirkung.
Es erstaunt auch, dass Haggai eine kurze Botschaft gibt und das ganze Volk daraufhin an die Arbeit geht. Wie oft erleben wir, dass man eine Botschaft gibt und überhaupt nichts geschieht. Aber das war Erweckung, wenn Menschen wirklich auf Gottes Wort hören! Es ist nicht einfach Erweckung, wenn viel Lärm geschieht.
Ich gehe weiter zu Sacharja. Sacharja ist, wie gesagt, ein Zeitgenosse und hat mit Haggai zusammengearbeitet. Sein Thema ist „Gottes tröstliche Zukunftsabsichten für die Stadt Jerusalem“.
Während Haggais Botschaft mehr auf die momentane Situation ausgerichtet war, geht Sacharja nicht nur bis zur Wiederkunft Christi, bis zum Tausendjährigen Reich und bis zum eschatologischen Tempo, sondern spricht davon noch viel ausführlicher.
Sehen wir, wie diese beiden Diener des Herrn sich ergänzen: Der eine hat einen Schwerpunkt in dieser Richtung, der andere in jener. Zusammen geben sie eine vollständige Botschaft.
Zusammenfassung dieses Buchs: Jerusalem soll zwar lange Zeit ein Spielball der Weltmächte sein und dabei viel Elend erleben. Doch die bestimmte Zeit wird kommen, in der der Ewige sich Jerusalems in Gnade annehmen wird. Er selbst wird für diese Stadt kämpfen, der gläubige Überrest wird auch kämpfen, der Messias wird sein herrliches Weltreich errichten und Jerusalem zu dessen Hauptstadt erheben.
Das war ein Trost, eine Ermutigung, gerade in der konkreten Zeit den zweiten Tempel zu bauen, trotz all dieser Unannehmlichkeiten. Das zeigt uns die Wichtigkeit der Prophetie für das praktische Leben.
Wenn wir uns nicht genügend mit Prophetie beschäftigen und wirklich Gottes Pläne in dieser Welt kennen, dann fehlt uns die Motivation für die Gegenwart.
Das ist kein Steckenpferd für irgendwelche Spezialisten, sondern wirklich Gottes Botschaft, um uns in der Gegenwart zu ermutigen – verbunden mit einer Weitsicht bis zum Kommen des Herrn.
Das Buch beginnt im achten Monat, im zweiten Jahr des Darius. Da geschah das Wort des Herrn zu Sacharja, dem Sohn Berechjas, des Sohnes Iddos.
Er hat aufgeführt: Sacharja bedeutet „Der Ewige gedenkt“, Iddo „seine Zeit“ oder „feste Zeit“, Berechja „der ewige Segen“. Da ist bereits die Botschaft zusammengefasst: Zu seiner bestimmten Zeit wird Gott Jerusalem segnen. Gott vergisst sein Volk nicht.
Dieses Buch enthält ganz besondere messianische Prophezeiungen, also Prophezeiungen über das Kommen des Herrn.
Zum Beispiel in Kapitel 3, Vers 8: „Höre doch, Josua, du hoher Priester, du und deine Genossen, die vor dir sitzen, die Männer des Vorbildes sind sie, denn siehe, ich will meinen Knecht, Spross genannt, kommen lassen.“
Der Spross wird kommen. Das Wort Nazarener kommt ja von Nazareth. Nazareth bedeutet auf Deutsch „Sprossling“ von Nezer, „Spross“. Überall, wo man von Jesus, dem Nazaräer, sprach, sprach man eben von Jesus, dem Spross. So wird er angekündigt: „Siehe, ich will meinen Knecht, Spross genannt, kommen lassen.“
Die Leute konnten dann plötzlich mithören: Nazareth und Nezer. Der Bericht ist sowieso viel durchsichtiger, was die Wortherkunft anbetrifft als Deutsch. Er wird kommen, der Knecht.
Und dann, Kapitel 6, Vers 12: „Siehe, ein Mann, sein Name ist Spross, und er wird von seiner Stelle aufsprossen und den Tempel des Herrn bauen.“
Da ist wieder der Nazaräer in Sicht, hier wird seine Menschheit betont.
Und in Kapitel 9, Vers 9: „Jauchze, Tochter Zion! Jauchze, Tochter Jerusalem! Siehe, dein König kommt zu dir, gerecht und ein Retter ist er, demütig und auf einem Esel reitend, und zwar auf einem Füllen, einem Jungen der Eselin.“
Der Messias kommt auf einem Esel. Die Rabbiner haben diese Stelle auch verstanden. Auch die anderen haben sich auf den Messias bezogen. Das ist im Judentum üblich.
Aber noch heute diskutieren die Rabbiner über diese Stelle: Wie kann das sein? In Daniel 7 kommt der Messias auf den Wolken des Himmels, und hier kommt er auf einem Esel. Wie bringt man das zusammen?
Noch heute gibt es unter orthodoxen Juden die Erklärung, es seien wahrscheinlich zwei verschiedene Möglichkeiten: Wenn der Messias kommt und Israel unwürdig ist und sich nicht an die Tora hält, wird er auf dem Esel kommen. Wenn wir würdig sind und die Tora einhalten, dann kommt er auf den Wolken des Himmels.
Ja, fast richtig. Es sind nicht zwei Möglichkeiten, sondern zwei Phasen. Zuerst sollte er auf dem Esel kommen. Tatsächlich war die Masse des Volkes nicht würdig. Und einmal wird er auf den Wolken des Himmels kommen. Dann wird Israel, das überlebt haben wird, bereit sein, ihn zu empfangen – dieser Drittel, der aus der großen Drangsal herauskommen wird.
Hinweis auf den Schlussteil: Kapitel 12 bis 14 ist in sich eine Einheit. Dort wird der letzte Kampf um Jerusalem beschrieben, wie Gott schließlich Jerusalem Gnade erweisen wird.
In dieser größten Not, in die Jerusalem hineinkommt, wird der Messias erscheinen auf dem Ölberg (14,4).
Dann erfüllt sich 12,10: „Und ich werde über das Haus Davids und über die Bewohner von Jerusalem den Geist der Gnade und des Flehens ausgießen, und sie werden auf mich blicken, den sie durchbohrt haben, und werden über ihn wehklagen, gleich der Wehklage über den Eingeborenen, und bitterlich über ihn klagen.“
Wenn der Messias kommt, werden sie auf ihn blicken, den sie durchbohrt haben.
Ich habe einmal mit einem Taxifahrer in Jerusalem gesprochen, angesichts des Ölbergs, und habe mich gefragt, wie ich das sehe mit dem Messias. Ich sagte: „Ja, ich glaube, dass der Messias kommt, aber ich glaube, dass er auch schon gekommen ist.“
Da habe ich ihm zitiert: So wie in Sacharja 12: „Und sie werden auf mich blicken, den sie durchbohrt haben.“ Das erste Mal ist er gekommen und wurde durchbohrt. Dann wird er wiederkommen, und sie werden auf ihn blicken, den sie durchbohrt haben.
Das war eindrücklich. Diese Stelle wird auch in der rabbinischen Literatur messianisch gedeutet. Nicht nur die Christen haben das hineingelegt.
Das ist oft so, aber die Leute sind oft offen. Man kann in ihnen sprechen. Es ist nicht wie bei uns, wo man bei Glaubensfragen oft merkwürdig angesehen wird. Dort ist es ganz natürlich, sehr offen über Glaubensfragen zu sprechen. Das ist eine Sehnsuchts-Hoffnung.
Noch zum Aufbau: Es gibt zwei Hauptteile. Der erste Teil geht bis Kapitel 8, wie auf den Blättern zu sehen ist. Der zweite Teil umfasst Kapitel 9 bis 14 und besteht aus zwei Blöcken.
Kapitel 9 bis 11 ist eine Einheit in sich. Dort geht es speziell um den verworfenen Messias, der auf dem Esel kommt und für dreißig Silberlinge verkauft wird.
Die Kapitel 12 bis 14 behandeln das zweite Kommen, den angenommenen Messias, auf den sie blicken werden, den sie zuvor durchbohrt haben, und der schließlich die Herrschaft in Jerusalem übernehmen wird (Kapitel 14, Vers 9).
Der Herr wird König sein über die ganze Erde.
Malachi schließt das Alte Testament ab und ist damit ein sehr feierlicher Prophet. Wir können ihn etwa auf 430 v. Chr. datieren.
In dem Buch geht es wieder um gewaltige Missstände im Volk, Missstände, die einige Zeit vorher durch Nehemia geregelt worden waren.
Doch jetzt sehen wir wieder einen verkommenen Gottesdienst, das Problem von Mischehen mit heidnischen Frauen, Treulosigkeit in Verbindung mit den Tempelabgaben.
So ist das Thema dieses Buches „Gottes Liebe und Israels kaltes Herz“.
Das Buch beginnt in Vers 2: „Ich habe euch geliebt, spricht der Herr, aber ihr sprecht: Worin hast du uns geliebt?“
Warum glaubt ihr eine solche Erklärung Gottes an sein Volk? Und dann diese Frechheit!
Aber von da an schweigt Gott durch die Schriftpropheten.
Mittlerweile hören die Schriftpropheten in Israel auf. Im Talmud, Sanhedrin, kann man lesen: Nach dem Tode der Propheten Sacharja, Haggai und Malachi weicht der Heilige Geist von Israel, und es gibt keine Schriftpropheten mehr.
Übrigens entstanden in dieser Zeit, besonders im zweiten Jahrhundert, die Apokryphen. Sie wurden nicht geschrieben mit der Meinung, sie seien Gottes Wort. Man wusste, dass es keine Schriftpropheten mehr gab.
Ist es nicht eindrücklich? Nach dieser frechen Frage „Worin hast du uns geliebt?“ schweigt Gott einige Jahrhunderte. Dann kommt die Antwort im Neuen Testament: Römer 5,8: „Gott aber erweist seine Liebe zu uns darin, dass Christus, als wir noch Sünder waren, für uns gestorben ist.“
Das ist die Antwort des Neuen Testaments auf die freche Frage, die in Malachi zitiert wird.
Ich fasse das Buch zusammen: Schon kurze Zeit nach der Rückkehr aus der babylonischen Gefangenschaft verkam das Volk. Fremdheit, fehlende Gottesfurcht, unwürdige Opfer, treulose Priester, Scheidungen und Mischehen kennzeichnen den unseligen Zustand des Volkes.
Daraus lernen wir: Erweckungen halten nur für kurze Zeit an. Wir dürfen uns nie der Illusion hingeben, dass wenn eine Erweckung an einem Ort geschieht, es wirklich so ein Aufleben gibt, das für immer bleibt. Es braucht immer wieder eine Erneuerung.
Gott kündigt das Kommen des Messias und dessen Wegbereiter an. Er ruft auf zur Rückbesinnung auf das Wort Gottes, um einem zukünftigen schonungslosen Gericht entgehen zu können.
In Kapitel 3, Vers 1, hört man den Messias sprechen: „Siehe, ich sende meinen Boten, dass er den Weg vor mir bereite.“
Damit kündigt der Herr Jesus Johannes den Täufer an. Übrigens heißt „Mein Bote“ auf Hebräisch Malachi.
Nehmen wir wieder die Anspielung auf den Namen: Malachi heißt „Mein Bote“, und hier wird der Vorgänger des Messias angekündigt – „Mein Bote“.
Nachher hören wir eine weitere Botschaft, ein anderer spricht: „Plötzlich wird zu seinem Tempel kommen der Herr, den ihr sucht, und der Engel des Bundes, den ihr begehrt. Siehe, er kommt, spricht der Herr der Heerscharen.“
Merken Sie, wie in der Gottheit mehr als eine Person spricht. Das hatten wir auch in Sacharja: „Sie werden auf mich blicken, den sie durchbohrt haben, und sie werden über ihn wehklagen, wie über den Eingeborenen.“
Im ganzen Kapitel Sacharja 12 spricht der Herr, so wie es am Anfang betitelt ist. Aber der Herr sagt: „Sie werden auf mich blicken, wie über den Eingeborenen. Sie werden über ihn wehklagen.“
Wir merken, wie da die Trinitätslehre im Alten Testament bereits vorgezeichnet wird. Auch hier ist dieser Wechsel ganz interessant.
Interessant ist nun Folgendes: Plötzlich, sehr überraschend, wird er zum Tempel kommen. Die meisten haben das gar nicht realisiert.
Es war kurz, etwa einen Monat nach der Geburt in Bethlehem, als Maria und Joseph zum Tempel gingen. Maria sollte das Opfer für ihre Reinigung darbringen, und sie wollten auch gleich das Kind freikaufen, den Preis bezahlen.
Da kam er zum Tempel, letztendlich zu seinem Tempel. Die meisten haben das nicht realisiert, aber Simeon hat es erkannt.
Das Kind im Tempel hat er in die Arme genommen und gesagt: „Jetzt kann ich gehen, denn jetzt haben meine Augen dein Heil gesehen.“
Das Malachibuch endet in den letzten drei Versen mit dem Aufruf: „Gedenkt des Gesetzes Moses, meines Knechtes, das ich ihm auf Horeb an ganz Israel geboten habe, Satzungen und Rechte. Siehe, ich sende euch Elija den Propheten, ehe der Tag des Herrn kommt, der große und furchtbare, und er wird das Herz der Väter zu den Kindern und das Herz der Kinder zu ihren Vätern wenden, auf dass ich nicht komme und das Land mit dem Banne schlage.“
Also noch einmal wird eindringlich aufgerufen, sich auf das Alte Testament zu besinnen.
Dann wird angekündigt, dass noch ein Prophet kommen wird. Nach Malachi kommt Malachi, ja? Hier wird er nicht Malachi genannt, sondern Elija.
Das ist Johannes der Täufer. Jesus sagt ja in Matthäus 11, dass dieser Elija aus Malachi kommt.
Johannes der Täufer wurde, wie der Engel Gabriel ankündigte, in der Kraft und im Geist des Elija gesandt.
Sowohl Malachi als auch Elija waren quasi Bezeichnungen für diesen Boten, der den Messias in Israel einführen sollte – und zwar „ehe der Tag des Herrn kommt“.
Zuerst sollte der Messias kommen als Erlöser, angekündigt durch Johannes den Täufer, und dann später am Tag des Herrn als Richter.
Malachi ruft auf: Nehmt die Chance des ersten Kommens des Messias wahr, damit ihr nicht unter das Gericht beim zweiten Kommen fallt.
Die Bedeutung des Namens Sacharja und messianische Prophezeiungen
Das Buch beginnt im achten Monat, im zweiten Jahr des Darius, als das Wort des Herrn zu Sacharja, dem Sohn Berechjas, des Sohnes Itos, geschah. Die Namen haben eine besondere Bedeutung: Sacharja bedeutet „Der Ewige gedenkt“, Ito steht für „seine Zeit“ oder „feste Zeit“, und Berechja bedeutet „der ewige Segen“. Bereits hier ist die Botschaft zusammengefasst: Zu seiner bestimmten Zeit wird Gott Jerusalem segnen; Gott vergisst sein Volk nicht.
Dieses Buch enthält ganz besondere messianische Prophezeiungen, also Vorhersagen über das Kommen des Herrn. In Kapitel 3, Vers 8 heißt es zum Beispiel: „Hör doch, Joshua, du hoher Priester, du und deine Genossen, die vor dir sitzen, die Männer des Vorbildes sind, denn siehe, ich will meinen Knecht, Spross genannt, kommen lassen.“ Der Spross wird kommen. Das Wort „Nazare“ oder „Nazarener“ stammt von Nazareth, und Nazareth bedeutet auf Deutsch „Sprossling“, von „Nezer“ – also „Spross“. Überall, wo von Jesus, dem Nazaräer, gesprochen wird, meint man Jesus, den Spross. So wird er angekündigt: „Siehe, ich will meinen Knecht, Spross genannt, kommen lassen.“ Die Menschen konnten also plötzlich den Zusammenhang hören: Nazareth und Nezer. Die Herkunft des Wortes ist sogar noch klarer als im Deutschen. Er wird kommen, der Knecht.
In Kapitel 6, Vers 12 heißt es: „Siehe, ein Mann, sein Name ist Spross, und er wird von seiner Stelle aufsprossen und den Tempel des Herrn bauen.“ Auch hier ist der Nazaräer in Sicht, und es wird seine Menschheit betont.
In Kapitel 9, Vers 9 steht: „Jauchze, Tochter Zion! Jauchze, Tochter Jerusalem! Siehe, dein König wird zu dir kommen, gerecht ist dein Ritter, demütig und auf einem Esel reitend, und zwar auf einem Füllen, einem Jungen der Eselin.“ Der Messias kommt auf einem Esel. Die Rabbiner haben diese Stelle ebenfalls verstanden. Auch andere bezogen sich auf den Messias, was im Judentum üblich ist. Noch heute wird über diese Stelle diskutiert: In Daniel 7 kommt der Messias auf den Wolken des Himmels, hier aber auf einem Esel. Wie lässt sich das zusammenbringen?
Unter orthodoxen Juden gibt es die Erklärung, dass es wahrscheinlich zwei verschiedene Möglichkeiten sind: Wenn der Messias kommt und Israel unwürdig ist und sich nicht an die Tora hält, wird er auf einem Esel kommen. Wenn Israel würdig ist und die Tora einhält, dann kommt er auf den Wolken des Himmels. Diese Erklärung ist fast richtig. Es handelt sich jedoch nicht um zwei Möglichkeiten, sondern um zwei Phasen. Zuerst sollte er auf dem Esel kommen, und tatsächlich war die Masse des Volkes damals nicht würdig. Einmal wird er auf den Wolken des Himmels kommen, und Israel, das dann überlebt haben wird, wird bereit sein, ihn zu empfangen – dieser Drittel, der aus der großen Drangsal herauskommen wird.
Der Schlussteil, Kapitel 12 bis 14, bildet eine Einheit. Dort wird der letzte Kampf um Jerusalem beschrieben, wie Gott schließlich Jerusalem Gnade erweisen wird. In der größten Not, in die Jerusalem gerät, wird der Messias auf dem Ölberg erscheinen (Kapitel 14, Vers 4). Dann erfüllt sich auch Kapitel 12, Vers 10: „Und ich werde über das Haus Davids und über die Bewohner von Jerusalem den Geist der Gnade und des Flehens ausgießen, und sie werden auf mich blicken, den sie durchbohrt haben, und werden über ihn wehklagen, gleich der Wehklage über den Eingeborenen, und bitterlich über ihn klagen.“
Wenn der Messias kommt, werden sie auf ihn blicken, den sie durchbohrt haben. Ich habe einmal mit einem Taxifahrer in Jerusalem gesprochen, angesichts des Ölbergs, und mich gefragt, wie ich das sehe mit dem Messias. Ich sagte: „Ja, ich glaube, dass der Messias kommt, aber ich glaube, dass er auch schon gekommen ist.“ Dabei zitierte ich Sacharja 12: „Und sie werden auf mich blicken, den sie durchbohrt haben.“ Das erste Mal ist er gekommen und wurde durchbohrt. Dann wird er wiederkommen, und sie werden auf ihn blicken, den sie durchbohrt haben. Das war eindrücklich.
Diese Stelle wird auch in der rabbinischen Literatur messianisch gedeutet. Nicht nur Christen haben das hineingelegt. Das ist oft so, dass Leute offen über Glaubensfragen sprechen. Im Judentum ist es ganz natürlich, offen über Glaubensthemen zu reden, und das ist eine Sehnsuchts- und Hoffnungsbotschaft.
Zum Aufbau des Buches: Es gibt zwei Hauptteile. Der erste Teil geht bis Kapitel 8 (siehe den Aufbau auf den Blättern). Der zweite Teil umfasst Kapitel 9 bis 14, der wiederum aus zwei Blöcken besteht. Kapitel 9 bis 11 bilden eine Einheit und behandeln speziell den verworfenen Messias, der auf einem Esel kommt und für dreißig Silberlinge verkauft wird.
In den Kapiteln 12 bis 14 geht es um das zweite Kommen, um den angenommenen Messias, auf den sie dann blicken werden, den sie zuvor verworfen hatten. Er wird schließlich die Herrschaft in Jerusalem übernehmen (Kapitel 14, Vers 9), und der Herr wird König sein über die ganze Erde.
Malachi schließt das Alte Testament ab und ist ein sehr feierlicher Prophet. Man kann ihn etwa auf 430 v. Chr. datieren. Im Buch geht es um gewaltige Missstände im Volk, die einige Zeit zuvor durch Nehemia geregelt worden waren. Doch jetzt sieht man wieder einen verkommenen Gottesdienst, das Problem von Mischehen mit heidnischen Frauen, Treulosigkeit in Verbindung mit den Tempelabgaben und dergleichen. Das Thema des Buches lautet: „Gottes Liebe und Israels kaltes Herz.“
Das Buch beginnt in Vers 2 mit den Worten: „Ich habe euch geliebt, spricht der Herr, aber ihr sprecht: Worin hast du uns geliebt?“ Warum glaubt man eine solche Erklärung Gottes an sein Volk und zeigt dann solche Frechheit? Von da an schweigt Gott durch die Schriftpropheten. Die Propheten hören allmählich auf. Im Talmud, im Traktat Sanhedrin, kann man lesen: Nach dem Tode der Propheten Sacharja, Haggai und Malachi weicht der Heilige Geist von Israel. Und tatsächlich wissen wir, dass es keine Schriftpropheten mehr gibt.
Übrigens entstanden in dieser Zeit, besonders im zweiten Jahrhundert, die Apokryphen. Diese wurden nicht geschrieben in der Meinung, sie seien Gottes Wort. Man wusste, dass es keine Schriftpropheten mehr gibt.
Ist es nicht eindrücklich? Nach dieser frechen Frage: „Worin hast du uns geliebt?“ schweigt Gott einige Jahrhunderte. Dann kommt die Antwort im Neuen Testament, Römer 5,8: „Gott aber erweist seine Liebe zu uns darin, dass Christus, als wir noch Sünder waren, für uns gestorben ist.“ Das ist die Antwort des Neuen Testaments auf die freche Frage, die in Malachi zitiert wird.
Ich fasse das Buch zusammen: Schon kurze Zeit nach der Rückkehr aus der babylonischen Gefangenschaft verkam das Volk. Fremdheit, fehlende Gottesfurcht, unwürdige Opfer, treulose Priester, Scheidungen und Mischehen kennzeichnen den unseligen Zustand des Volkes. Erweckungen halten nur für kurze Zeit an. Wir dürfen uns nie der Illusion hingeben, dass eine Erweckung an einem Ort dauerhaft bleibt. Es braucht immer wieder eine Erneuerung.
Gott kündigt das Kommen des Messias und dessen Wegbereiter an. Er ruft auf zur Rückbesinnung auf das Wort Gottes, um einem zukünftigen, schonungslosen Gericht entgehen zu können.
In Kapitel 3, Vers 1 hört man den Messias sprechen: „Siehe, ich sende meinen Boten, dass er den Weg vor mir bereite.“ Damit kündigt der Herr Jesus Johannes den Täufer an. Übrigens heißt „Mein Bote“ auf Hebräisch „Malachi“. Hier wird also der Vorgänger des Messias angekündigt: Mein Bote.
Später hören wir eine weitere Botschaft: Ein anderer spricht, und plötzlich wird zum Tempel kommen der Herr, den ihr sucht, und der Engel des Bundes, den ihr begehrt. „Siehe, er kommt“, spricht der Herr der Heerscharen. Merken wir, wie in der Gottheit mehr als eine Person spricht. Das hatten wir auch in Sacharja: „Sie werden auf mich blicken, den sie durchbohrt haben, und sie werden über ihn weinen, wie über den Eingeborenen.“ Im ganzen Kapitel 12 von Sacharja spricht der Herr, so wie es am Anfang betitelt ist. Aber der Herr sagt: „Sie werden auf mich blicken, wie über den Eingeborenen, und sie werden über ihn weinen.“ Hier wird bereits die Trinitätslehre im Alten Testament vorgezeichnet.
Dieser Wechsel ist ganz interessant. Noch interessanter ist Folgendes: Plötzlich, sehr überraschend, wird er zum Tempel kommen. Die meisten haben das gar nicht realisiert. Es war kurz, etwa ein Monat nach der Geburt in Bethlehem. Maria und Joseph gingen zum Tempel, um das Opfer für ihre Reinigung darzubringen, und wollten auch gleich das Kind freikaufen, den Preis bezahlen. Dort kam er zum Tempel, letztendlich zu seinem Tempel. Die meisten haben das nicht realisiert, aber Simeon hat es erkannt. Er nahm das Kind im Tempel in die Arme und sagte: „Nun kannst du gehen, denn meine Augen haben dein Heil gesehen.“
Das Buch Malachi endet in den letzten drei Versen mit dem Aufruf: „Gedenkt des Gesetzes Moses, meines Knechtes, welches ich ihm auf Horeb an ganz Israel geboten habe, Satzungen und Rechte. Siehe, ich sende euch Elija, den Propheten, ehe der Tag des Herrn kommt, der große und furchtbare, und er wird das Herz der Väter zu den Kindern und das Herz der Kinder zu ihren Vätern wenden, auf dass ich nicht komme und das Land mit dem Banne schlage.“
Noch einmal wird eindringlich aufgerufen, sich auf das Alte Testament zu besinnen. Dann wird angekündigt, dass noch ein Prophet kommen wird. Nach Malachi kommt Malachi, ja? Hier wird er nicht Malachi genannt, sondern Elija. Das ist Johannes der Täufer.
Jesus sagt ja in Matthäus 11, dass dieser Elija aus Malachi kommt und dass Johannes der Täufer in der Kraft und im Geist des Elija kommen sollte, wie es der Engel Gabriel angekündigt hatte. Sowohl Malachi als auch Elija sind quasi Bezeichnungen für diesen Boten, der den Messias in Israel einführen sollte – und zwar „ehe der Tag des Herrn kommt“.
Zuerst sollte der Messias als Erlöser kommen, angekündigt durch Johannes den Täufer, und dann später, am Tag des Herrn, als Richter. Malachi ruft auf: Nehmt die Chance des ersten Kommens des Messias wahr, damit ihr nicht unter das Gericht beim zweiten Kommen fallt.
Aufbau des Buches Sacharja und seine Hauptteile
Noch zum Aufbau: Wir haben zwei Hauptteile. Der erste Teil geht bis Kapitel acht. Auf den Blättern seht ihr den Aufbau. Der zweite Teil umfasst die Kapitel neun bis vierzehn, besteht aber aus zwei Blöcken. Die Kapitel neun bis elf bilden eine Einheit. Hier geht es speziell um den verworfenen Messias, der auf einem Esel reitet und für dreißig Silberlinge verkauft wird.
Im zweiten Block, den Kapiteln zwölf bis vierzehn, geht es um das zweite Kommen, um den angenommenen Messias. Wenn sie auf ihn blicken, werden sie ihn erkennen. Er wird schließlich die Herrschaft in Jerusalem übernehmen, wie in Kapitel vierzehn, Vers neun beschrieben. Der Herr wird König über die ganze Erde sein.
Das Buch Maleachi schließt das Alte Testament ab und ist damit ein sehr feierlicher Prophet. Man setzt ihn etwa auf 430 v. Chr. an. Im Buch geht es um gewaltige Missstände im Volk, die einige Zeit vorher durch Nehemia geregelt worden waren. Jetzt sehen wir wieder einen verkommenen Gottesdienst, das Problem von Mischehen mit heidnischen Frauen und Treulosigkeit in Verbindung mit den Tempelabgaben.
Das Thema dieses Buches lautet: „Gottes Liebe und Israels kaltes Herz“. Das Buch beginnt in Vers 2 mit den Worten: „Ich habe euch geliebt, spricht der Herr, aber ihr sprecht: Worin hast du uns geliebt?“ Warum glaubt man eine solche Erklärung Gottes an sein Volk nicht und zeigt solche Frechheit? Von da an schweigt Gott durch die Schriftpropheten. Die Schriftpropheten hören allmählich auf.
Im Talmud, im Sanhedrin, kann man lesen: Nach dem Tod der Propheten Sacharja, Haggai und Maleachi weicht der Heilige Geist von Israel. Und so wissen wir, dass es keine Schriftpropheten mehr gibt. Übrigens entstanden in dieser Zeit, besonders im zweiten Jahrhundert, die Apokryphen. Diese wurden nicht als Gottes Wort geschrieben, sondern man wusste, dass keine Schriftpropheten mehr vorhanden sind.
Ist es nicht eindrücklich? Nach der frechen Frage „Worin hast du uns geliebt?“ schweigt Gott einige Jahrhunderte. Dann kommt die Antwort im Neuen Testament: Römer 5,8 – „Gott aber erweist seine Liebe zu uns darin, dass Christus, als wir noch Sünder waren, für uns gestorben ist.“ Das ist die Antwort auf die freche Frage, die in Maleachi zitiert wird.
Ich fasse das Buch zusammen: Schon kurze Zeit nach der Rückkehr aus der babylonischen Gefangenschaft verkam das Volk. Fremdheit, fehlende Gottesfurcht, unwürdige Opfer, treulose Priester, Scheidungen und Mischehen kennzeichnen den unseligen Zustand des Volkes. Erweckungen halten nur für kurze Zeit an. Wir dürfen uns nie der Illusion hingeben, dass eine Erweckung an einem Ort dauerhaft bleibt. Es braucht immer wieder Erneuerung.
Gott kündigt das Kommen des Messias und dessen Wegbereiter an. Er ruft zur Rückbesinnung auf das Wort Gottes auf, um einem zukünftigen schonungslosen Gericht entgehen zu können. In Kapitel 3, Vers 1, hört man den Messias sprechen: „Siehe, ich sende meinen Boten, dass er den Weg vor mir bereite.“ Hier kündigt der Herr Jesus Johannes den Täufer an. Übrigens heißt „Mein Bote“ auf Hebräisch Maleachi. Nehmen wir also die Anspielung auf den Namen: Maleachi bedeutet „Mein Bote“, und hier wird der Vorgänger des Messias angekündigt – mein Bote.
Nachher hören wir eine weitere Botschaft: Ein anderer spricht, und plötzlich wird der Herr, den ihr sucht, zu seinem Tempel kommen, „der Engel des Bundes, nach dem ihr verlangt“. „Siehe, er kommt“, spricht der Herr der Heerscharen. Man merkt, wie in der Gottheit mehr als eine Person spricht. Das hatten wir auch in Sacharja.
„Sie werden auf mich blicken, den sie durchbohrt haben, und sie werden über ihn klagen, wie über den Eingeborenen.“ Im gesamten Kapitel Sacharja 12 spricht der Herr, so wie es am Anfang betitelt ist. Aber der Herr sagt: „Sie werden auf mich blicken, wie auf den Eingeborenen. Sie werden über ihn klagen.“ Man merkt, wie hier die Trinitätslehre im Alten Testament bereits angedeutet wird. Auch dieser Wechsel ist ganz interessant.
Interessant ist nun Folgendes: Plötzlich, sehr überraschend, wird er zum Tempel kommen. Die meisten haben das nicht realisiert. Es war kurz, etwa ein Monat nach der Entbindung in Bethlehem. Maria und Joseph gingen zum Tempel, weil Maria das Opfer für ihre Reinigung darbringen sollte. Dort wollten sie auch das Kind freikaufen, den Preis bezahlen. So kam er letztendlich zu seinem Tempel.
Die meisten haben das nicht realisiert, aber Simeon hat es erkannt. Er nahm das Kind im Tempel in die Arme und sagte: „Jetzt kann ich gehen, denn meine Augen haben dein Heil gesehen.“ Das Buch Maleachi endet in den letzten drei Versen mit den Worten: „Gedenkt des Gesetzes Moses, meines Knechtes, das ich ihm auf Horeb für ganz Israel geboten habe, Satzungen und Rechte. Siehe, ich sende euch Elija den Propheten, ehe der Tag des Herrn kommt, der groß und furchtbar ist. Er wird das Herz der Väter zu den Kindern und das Herz der Kinder zu ihren Vätern wenden, damit ich nicht komme und das Land mit dem Bann schlage.“
Noch einmal wird eindringlich aufgerufen, sich auf das Alte Testament zu besinnen. Dann wird angekündigt, dass noch ein Prophet kommen wird. Nach Maleachi kommt Malachi, ja? Hier wird er nicht Maleachi genannt, sondern Elija. Das ist Johannes der Täufer. Jesus sagt in Matthäus 11, dass dieser Elija aus Maleachi der Johannes der Täufer ist, der, wie der Engel Gabriel ankündigte, in der Kraft und im Geist des Elija kommen sollte.
Sowohl Maleachi als auch Elija waren quasi Bezeichnungen für diesen Boten, der den Messias in Israel einführen sollte – und zwar „ehe der Tag des Herrn kommt“. Zuerst sollte der Messias als Erlöser kommen, angekündigt durch Johannes den Täufer, und dann später am Tag des Herrn als Richter.
Maleachi ruft auf: Nehmt die Chance des ersten Kommens des Messias wahr, damit ihr nicht unter das Gericht beim zweiten Kommen fallt.
Zusammenfassung des Buches Maleachi und Ausblick auf Johannes den Täufer
Ich fasse das Buch zusammen: Schon kurze Zeit nach der Rückkehr aus der babylonischen Gefangenschaft verfiel das Volk. Fremdheit, fehlende Gottesfurcht, unwürdige Opfer, treulose Priester, Scheidungen und Misch-Ehen kennzeichnen den unseligen Zustand des Volkes.
Hier lernen wir: Erweckungen halten nur für kurze Zeit an. Wir dürfen uns nie der Illusion hingeben, dass eine Erweckung an einem Ort dauerhaft ein Aufleben bewirkt. Es braucht immer wieder eine Erneuerung.
Gott kündigt das Kommen des Messias und dessen Wegbereiter an. Er ruft zur Rückbesinnung auf das Wort Gottes auf, um einem zukünftigen, schonungslosen Gericht entgehen zu können.
In Kapitel 3, Vers 1 hört man den Messias sprechen: „Siehe, ich sende meinen Boten, dass er den Weg bereite vor mir her.“ Damit kündigt der Herr Jesus Johannes den Täufer an. Übrigens heißt „Mein Bote“ auf Hebräisch Malachi. Hier wird also eine Anspielung auf den Namen gemacht. Malachi bedeutet „Mein Bote“, und so wird der Vorgänger des Messias angekündigt: Mein Bote.
Später hören wir eine weitere Botschaft, in der ein anderer spricht: „Und plötzlich wird zu seinem Tempel kommen der Herr, den ihr suchet, und der Engel des Bundes, den ihr begehrt. Siehe, er kommt“, spricht der Herr der Heerscharen. Man merkt, dass in der Gottheit mehr als eine Person spricht. Das hatten wir auch schon in Sacharja.
Dort heißt es: „Sie werden auf mich blicken, den sie durchbohrt haben, und sie werden über ihn weinen, wie über den Eingeborenen.“ Im ganzen Kapitel Sacharja 12 spricht der Herr, so wie es am Anfang betitelt ist. Doch der Herr sagt: „Sie werden auf mich blicken, wie auf den Eingeborenen. Sie werden über ihn weinen.“ Man erkennt hier, wie die Trinitätslehre im Alten Testament bereits vorgezeichnet wird.
Auch dieser Wechsel ist ganz interessant. Überraschend ist Folgendes: Plötzlich wird er zum Tempel kommen. Die meisten haben das gar nicht realisiert. Es war kurz nach der Entbindung in Bethlehem. Maria und Joseph gingen zum Tempel, denn Maria sollte das Opfer für ihre Reinigung darbringen. Dort wollten sie auch gleich das Kind freikaufen, den Preis bezahlen.
So kam er zum Tempel, letztendlich zu seinem Tempel. Die meisten haben das nicht realisiert, aber Simeon hat es erkannt. Er nahm das Kind im Tempel in die Arme und sprach: „Nun kannst du gehen, denn meine Augen haben dein Heil gesehen.“
Das Buch Malachi endet in den letzten drei Versen mit dem Aufruf: „Gedenkt des Gesetzes Moses, meines Knechtes, das ich ihm auf Horeb an ganz Israel geboten habe, Satzungen und Rechte.“ Weiter heißt es: „Siehe, ich sende euch Elija, den Propheten, ehe der Tag des Herrn kommt, der groß und furchtbar ist. Er wird das Herz der Väter zu den Kindern und das Herz der Kinder zu ihren Vätern wenden, damit ich nicht komme und das Land mit dem Bann schlage.“
Hier wird also noch einmal eindringlich dazu aufgerufen, sich auf das Alte Testament zu besinnen. Dann wird angekündigt, dass noch ein Prophet kommen wird. Nach Malachi kommt also Malachi – ja? Doch hier wird er nicht Malachi genannt, sondern Elijah. Das ist Johannes der Täufer.
Jesus sagt in Matthäus 11, dass dieser Elijah aus Malachi kommt. Johannes der Täufer sollte, wie der Engel Gabriel ankündigte, in der Kraft und im Geist des Elijah auftreten. Sowohl Malachi als auch Elijah waren quasi Bezeichnungen für diesen Boten, der den Messias in Israel einführen sollte – und zwar „ehe der Tag des Herrn kommt“.
Zuerst sollte der Messias als Erlöser kommen, angekündigt durch Johannes den Täufer, und später am Tag des Herrn als Richter erscheinen. Malachi ruft auf: Nehmt die Chance des ersten Kommens des Messias wahr, damit ihr nicht unter das Gericht beim zweiten Kommen fallt.
