Einführung und Gebet zum Beginn der Betrachtung
Wir wollen zu Beginn noch zusammen beten. Herr Jesus, wir danken dir, dass wir auch heute Nachmittag miteinander dein Wort studieren dürfen. Wir bitten dich um deinen Beistand und deine Hilfe durch deinen Geist. Leite uns und öffne die Augen unserer Herzen, damit wir Wunder in deinem Wort sehen können. Leite diesen Nachmittag und gib uns Gnade, um dich und Gottes Pläne zu erkennen. Amen.
Beim letzten Mal sind wir in unserer fortlaufenden Betrachtung des Buches Daniel bis gegen das Ende von Daniel 9 gekommen. Nun wollen wir uns noch genauer die Prophetie über die 70 Jahrwochen anschauen. Dabei merkt man, dass sich diese Thematik teilweise mit unserem Morgenthema überschneidet. Das ist aber nicht schlimm, zumindest für mich, denn schon die alten Römer sagten: Repetitio mater studiorum est – die Wiederholung ist die Mutter des Lernens.
Es gibt also einige Wiederholungen, aber dadurch bleibt das Gelernte besser haften. Ich werde heute auch einige Dinge ansprechen, die ich heute Morgen gar nicht erwähnt habe. Eigentlich sollte jeder Gläubige, jeder Christ diese Stelle über die Jahrwochen auswendig kennen. Und zwar so, dass man bei irgendeiner Gelegenheit einen Schreibblock herausnehmen und das aus dem Gedächtnis aufschreiben könnte, um einem Ungläubigen das Wunder der Prophetie vorzurechnen und vorzuzeigen.
Das lohnt sich wirklich, denn es beeindruckt Menschen sehr. Die Präzision und die Möglichkeit, nachzuweisen, wie sich die Zeiten und Jahre genau so erfüllt haben, ist faszinierend – bis auf das Kommen von Jesus Christus.
Die 70 Jahrwochen und ihre Bedeutung
Ich lese zunächst nochmals ab Kapitel 9, Vers 24: „So merke auf das Wort und verstehe das Gesicht.“
Der Engel, und zwar der Engel Gabriel, betont gegenüber Daniel, dass er das, was jetzt folgt, mit Aufmerksamkeit aufnehmen soll. Er sagt: „Merkel auf das Wort.“ Daniel soll das auch begreifen und das Gesicht oder die Vision verstehen. Auch wir sind aufgerufen, diese Dinge zu verstehen. Wenn wir es nicht verstehen, dann sind wir selbst schuld, weil wir uns nicht die Mühe genommen haben, es intensiv zu studieren. Aber das machen wir ja heute Nachmittag und schon ein bisschen heute Morgen.
Vers 24: „Siebzig Jahrwochen sind über dein Volk und über deine heilige Stadt bestimmt, um den Abfall zum Abschluss zu bringen und den Sünden ein Ende zu machen und die Ungerechtigkeit zu sühnen und eine ewige Gerechtigkeit einzuführen und Gesicht und Propheten zu versiegeln und ein Allerheiligstes zu salben.“
So wisse denn und verstehe: Vom Ausgehen des Wortes, Jerusalem wiederherzustellen und zu bauen, bis auf den Messias, den Fürsten, sind sieben Jahrwochen und zweiundsechzig Jahrwochen. Das haben wir heute Morgen noch nicht angeschaut, was hier in Vers 24 steht.
Insgesamt gibt es eine Prophetie über siebzig Jahrwochen. Am Ende der siebzig Jahrwochen, die Zusammenhänge mit dem Schicksal Israels – über dein Volk – und mit dem Schicksal der Stadt Jerusalem und über deine heilige Stadt, dann soll der endgültige Segen kommen.
Das ist ein Hinweis auf das tausendjährige Friedensreich, wie es in Offenbarung 20 beschrieben wird. Jesus Christus wird als Richter der Welt kommen und dann den Segen des tausendjährigen Friedensreiches bringen.
Das umfasst nach Vers 24 sechs Punkte: Erstens, den Abfall zum Abschluss bringen; zweitens, den Sünden ein Ende machen; drittens, die Ungerechtigkeit zu sühnen; viertens, eine ewige Gerechtigkeit einzuführen; fünftens, Gesicht und Propheten zu versiegeln; sechstens, ein Allerheiligstes zu salben.
Der Abfall zum Abschluss und seine Folgen
Was bedeutet es erstens, den Abfall zum Abschluss zu bringen?
Im Alten Testament ist das Volk Israel immer wieder von Gott abgefallen. Es gab immer wieder Phasen, in denen Gottes Gnade ein Aufstehen ermöglichte, doch darauf folgte erneut ein Abfallen, dann wieder ein Aufstehen und wieder ein Abfallen.
Wie war das vor zweitausend Jahren? Darauf kommen wir später noch ausführlicher zurück. Als der Messias, der Herr Jesus, kam, lehnte die Masse den Messias ab. Das war Abfall.
Was geschah in den zweitausend Jahren danach? Nur eine Minderheit aus dem jüdischen Volk kam zum Glauben an Jesus Christus als Messias. Dieser Zustand ist der Abfall.
Dieser Abfall wird noch einen Höhepunkt erreichen mit dem Kommen des Antichristen. Der Antichrist wird in 2. Thessalonicher 2 als der Mensch der Sünde beschrieben, der sich über alles erhebt, was Gott heißt. Er wird sich sogar in den Tempel Gottes setzen und behaupten, er sei Gott.
Das Wort Gottes macht klar, dass die Masse Israels bei diesem Abfall des Antichristen mitmachen wird. Man kann sagen, dass diese zweitausend Jahre des Abfalls in den Höhepunkt des Kommens des Antichristen münden, und die Mehrheit Israels wird ihn akzeptieren.
Mit dem Ereignis des Antichristen, der akzeptiert wird, treten wir genau in die letzte Phase der Siebzigjahrwochen ein. Am Ende wird sich ein Drittel aus Israel in der Not bekehren. Diese werden sich von all dem Abfall abwenden.
Schließlich wird ein neues Israel in das tausendjährige Reich eingehen, in dem alle Gläubige sein werden. Dieses Ereignis beschreibt Römer 11,25-26: Dann wird ganz Israel gerettet werden.
Das Drittel, das nach Sacharja 13,8 noch überleben wird, wird ins tausendjährige Reich eingehen. Damit wird die Geschichte des Abfalls Israels ein Ende nehmen. Das heißt, den Abfall zum Abschluss zu bringen.
Die weiteren Punkte der Prophetie
Ganz allgemein gibt es mehrere wichtige Punkte zu beachten.
Zweitens wird den Sünden ein Ende gemacht. Israel wird zum Herrn umkehren, und die ewige Geschichte von Sünde und dem Handeln gegen das Wort Gottes wird ein Ende finden.
Drittens wird die Ungerechtigkeit gesühnt. Israel wird als Nation Gottes Vergebung erhalten, und zwar alle, die umkehren. Dieser Teil, der dann das neue Israel sein wird, das wirklich erneuert ist, wird bekehrt sein und die Vergebung annehmen. Sacharja 12,10 sagt: „Sie werden auf mich blicken, den sie durchbohrt haben.“ Sie werden den Herrn Jesus sehen, der damals bei seinem ersten Kommen durchbohrt wurde und für sie am Kreuz gestorben ist. Sie werden diese Vergebung im Glauben annehmen und Jesaja 53 im Glauben beten können. Er hat unsere Sünden auf sich genommen, und sie werden diese Vergebung erhalten. Die Ungerechtigkeit Israels wird gesühnt sein.
Viertens wird eine ewige Gerechtigkeit eingeführt. Das heißt, Gott wird Gerechtigkeit und Frieden in diese Welt bringen. Alle Kriege weltweit werden aufhören, und alle Probleme dieser Erde werden durch den Herrn Jesus gelöst werden. Es wird tausend Jahre Frieden hier auf Erden geben. Was wir nicht geschafft haben und was die UNO nicht geschafft hat, wird Jesus wirklich bringen: eine ewige Gerechtigkeit.
Fünftens werden Gesichter und Propheten versiegelt. Wenn man die Visionen, Gesichter und Propheten des Alten Testaments liest, erkennt man, dass das Endziel immer das Reich des Messias ist, das Friedensreich des Messias. Dorthin zielen alle Propheten. Sie haben immer über ihre Zeit prophezeit, was unmittelbar bevorstand, und darüber hinaus bis zum Ziel – dem Reich des Messias. Wenn nun all dies erfüllt wird, erhält das ganze Alte Testament, die gesamte Prophetie, gewissermaßen das Siegel Gottes. Erfüllte Prophetie ist das Siegel Gottes auf der Bibel. Mit der 70. Jahrwoche und den damit verbundenen Ereignissen wird die gesamte biblische Prophetie bestätigt und versiegelt.
Das Siegel zeigt immer den Besitzer an. Wem gehört das, was versiegelt ist? Gott versiegelt so Gesichter und Propheten.
Sechstens wird das Allerheiligste gesalbt. Das bedeutet, es wird einen Tempel geben in dieser Zeit – den Endzeit-Tempel nach Hesekiel 40 bis 48. In diesen Kapiteln beschreibt der Prophet, dass, wenn der Messias als Messias kommt – was schon in Hesekiel 37 angedeutet wird – der letzte Tempel gebaut wird. Dieser Tempel wird nach den Plänen von Hesekiel 40 bis 48 errichtet, und diese Pläne wurden in der Vergangenheit nie ausgeführt.
Der Tempelbau in der Prophetie
Als die Juden aus der babylonischen Gefangenschaft heimkehrten, wollten sie den zerstörten Salomontempel wieder aufbauen. So errichteten sie den zweiten Tempel. Zu dieser Zeit hatten sie bereits das Buch Hesekiel, das ja in Babylon geschrieben worden war. Dennoch bauten sie den zweiten Tempel nicht nach den Vorgaben Hesekiels.
In Esra 3 kann man nachlesen, wie sie mit dem Tempelbau begannen, und auch in den folgenden Kapiteln wird darüber berichtet. Doch sie bauten nicht nach Hesekiel. Warum nicht? Weil sie wussten, dass der Hesekiel-Tempel der Endzeit-Tempel ist. Sie lebten jedoch nicht in der Endzeit.
Deshalb bauten sie nicht den Endzeit-Tempel, sondern einen vorläufigen Tempel – den zweiten Tempel.
Heute ist man im orthodoxen Judentum darüber im Klaren. Hesekiel 36,24 spricht davon, dass Gott uns aus allen Völkern wieder heimführt ins Land der Väter. Nach Kapitel 36 folgen dann die Kapitel 40 bis 48, die den Endzeit-Tempel beschreiben.
Daher ist ihnen klar: Das ist der Tempel, der eigentlich in dieser Epoche aufgebaut werden sollte, denn jetzt befinden wir uns in der Endzeit.
Interessant ist noch ein weiterer Detailaspekt: Das Allerheiligste wird gesalbt werden. Die Stiftshütte wurde mit dem Salböl von Mose geweiht und gesalbt. Öl wurde auch bei der Einweihung des Salomontempels verwendet. Mit diesem Öl wurden auch die Hohenpriester gesalbt. Schon Aaron wurde mit diesem Öl gesalbt – man lese zum Beispiel Psalm 133. Auch die Hohenpriester des Salomontempels, wie Abzadok, waren gesalbte Priester.
Als die Juden jedoch ab 539 v. Chr. aus der babylonischen Gefangenschaft zurückkehrten, hatten sie das Salböl von Mose nicht mehr. Der zweite Tempel wurde zwar gebaut, aber nicht gesalbt. Sie hatten wieder Hohepriester, doch keiner von ihnen war ein gesalbter Priester.
Hier lesen wir von einem Tempel, der gesalbt werden wird. Das ist nicht der zweite Tempel, sondern der noch zukünftige dritte Tempel.
Die drei Tempel in Daniel 9
Und tatsächlich finden wir in Daniel 9 alle drei Tempel der Geschichte und Prophetie Israels.
Schauen wir uns Kapitel 9, Vers 17 an. Dort betet Daniel im Jahr 539 v. Chr. Der erste Vers des Kapitels datiert auf das erste Jahr von Darius, dem Meder. Das war 539 v. Chr., das Ende der babylonischen Gefangenschaft. In Vers 17 betet Daniel: „Und nun höre, unser Gott, auf das Gebet deines Knechtes und auf sein Flehen! Und um des Herrn Willen lass dein Angesicht leuchten über dein verwüstetes Heiligtum.“
Hier nimmt er Bezug auf den damals verwüsteten Salomonstempel, auf die Ruinen, die auf dem Tempelberg noch zu sehen waren.
Weiter sehen wir in der Prophetie der Jahrwochen, dass Daniel in Vers 25 schreibt, dass in Vers 26 der Messias kommen wird, der getötet wird und nichts haben wird. Danach heißt es: „Und das Volk des kommenden Fürsten wird die Stadt und das Heiligtum zerstören.“
Dies bezieht sich auf die Zerstörung Jerusalems nach der Ermordung des Messias Jesus. Übrigens wird dies auch in den rabbinischen Kommentaren erklärt, die man in jeder Rabbiner-Bibel findet. Dort steht der Grundtext in großen hebräischen Buchstaben, und darunter sind die verschiedenen wichtigen Kommentare aus dem Mittelalter. Diese erklären, dass dieser Vers von den Leiden spricht, die über das jüdische Volk im Jahr 70 nach Christus kamen.
Wir verstehen also, dass dieser Vers sich auf die Zerstörung des zweiten Tempels bezieht: „Das Volk des kommenden Fürsten wird die Stadt und das Heiligtum zerstören.“ Das ist der zweite Tempel.
In Vers 24 wird gesagt: „Aber im Ganzen gibt es siebzig Jahrwochen, und nach siebzig Jahrwochen wird das Allerheiligste geweiht.“ Das ist der dritte Tempel, der Tempel der Endzeit.
So sieht das Programm aus: Siebzig Jahrwochen, und danach kommt das tausendjährige Friedensreich.
Die Bedeutung von Wissen und Verständnis in der Prophetie
Nun wenden wir uns Vers 25 zu: „So wisse denn und verstehe.“ Hier wird nochmals zweimal befohlen – es sind Befehlsformen, keine Empfehlungen. „Wisse“ und „verstehe“ – es ist ein klarer Aufruf. Wir sollen als Gläubige diese prophetischen Dinge begreifen.
Es ist traurig, dass in Hosea 4, ich gebe nur die Stelle an, gleich nach Daniel, bei den kleinen Propheten, in Hosea 4, Vers 6, steht: „Mein Volk wird vertilgt aus Mangel an Erkenntnis.“ Hier wird gesagt, wenn das Volk Gottes zu wenig Verständnis für das Wort Gottes hat, dann ist das ein Grund für sein Verderben.
Warum haben sie Mangel an Erkenntnis? Sind es vielleicht arme Leute? Nein. Dort heißt es weiter: „Weil du die Erkenntnis verworfen hast, so verwerfe ich dich, dass du mir nicht mehr Priesterdienst ausübst.“ Die Menschen wollten also gar keine Erkenntnis haben. Das ist sehr interessant für unsere Zeit.
Wir leben kulturgeschichtlich in der Postmoderne. Ich selbst bin noch in der Moderne geboren. Meine Kinder sind nicht mehr modern, sie sind postmodern. Wörtlich bedeutet das „nachmodern“. Der Unterschied ist folgender: In der Moderne dachte man, man könne Dinge wissen. In der Wissenschaft galt: Das ist so, das gilt, und das gilt nicht.
In der Postmoderne, die mit der Zeit unserer Kinder begann, sagt man hingegen, man könne eigentlich gar nichts wissen. Wer wirklich klug ist, weiß, dass man nichts wissen kann. Der Postmoderne sucht nicht mehr nach einem zusammenhängenden System, um die Dinge zu verstehen. Man ist hier und dort, mal so, mal so.
Das ist typisch für das Internetzeitalter. Die Leute verstehen nichts vor dem Bildschirm, klicken aber hier und da und nehmen einzelne Körner des Wissens auf. Doch sie haben Mühe, das zu einem Ganzen zusammenzufügen. Das ist Postmoderne. Jeder klickt, wo er will. „Ich klicke für mich, du klickst für dich.“ Ein Streit darüber ist nicht nötig.
Unsere Kindergeneration ist oft gar nicht mehr interessiert an Fragen wie: Was gilt eigentlich, Schöpfung oder Evolution? Für uns als Schüler und Studenten war das sehr wichtig. Aber unsere Kinder sagen: „Es ist doof zu sagen Schöpfung oder Evolution, Schöpfung und Evolution.“ Konflikte werden so kaum noch empfunden.
Typisch postmodern verachtet man den, der meint, etwas wissen oder erkennen zu wollen. Dieses Denken hat auch Einzug in die Gemeinden gehalten. Wehe dem Prediger, der sagt: „Gottes Wort sagt so und so, und das gilt.“ Dann heißt es: „Was soll das? Du musst sagen, du siehst das so. Und vielleicht könnte man es auch so verstehen. Es gibt ja sechs Auslegungen zu diesem Punkt.“
Wenn er sagt, es gibt sechs Auslegungen, aber nicht, welche wirklich gilt, ist das okay. Das ist typisch postmodern. Doch das hängt damit zusammen: „Du hast die Erkenntnis verworfen.“ Man ist nicht mehr interessiert an wirklicher Erkenntnis, weil man denkt, es gebe sie sowieso nicht.
Aber Hosea 4 sagt: „Mein Volk geht zugrunde aus Mangel an Erkenntnis.“ In Daniel 9 sehen wir Daniel, dem Gott in Vers 24, eigentlich schon in Vers 23 am Ende, sagt: „Merke auf das Wort.“ Im Hebräischen bedeutet „merken“, die Aufmerksamkeit und das Verständnis auf etwas zu richten. Also richte dein Verständnis auf das Wort und verstehe das Gesicht.
In Vers 25 heißt es: „So wisse denn und verstehe.“ Die Bibel will, dass wir Dinge aus Gottes Wort wissen und verstehen. Natürlich sagt der postmoderne Christ, das sei Hochmut: „Wenn du meinst, du würdest die Bibel verstehen und wissen, was sie genau bedeutet.“ Ja, es gibt Hochmut in der Erkenntnis.
1. Korinther 8 sagt: „Wenn jemand meint, er habe etwas erkannt, dann hat er noch nicht erkannt, wie man richtig erkennen soll. Denn Erkenntnis bläht auf.“ Diese Art von Erkenntnis bläht auf. Doch es heißt weiter: „Liebe aber erbaut.“ Wahre Erkenntnis muss mit Liebe zu Gott und seinem Wort verbunden sein. Dann ist sie automatisch auch verbunden mit Demut und nicht mit Hochmut.
Sobald Erkenntnis hochmütig macht, können wir sicher sein, dass etwas falsch ist. Es ist die falsche Erkenntnis, von der 1. Korinther 8, Vers 1 und folgende sprechen. Die richtige Erkenntnis aber macht demütig.
Man sagt, es sei hochmütig, wenn man etwas wissen will. Doch warum? Wenn du sagst, du weißt, was die Bibel sagt, würde das bedeuten, dass Gott uns seine Gedanken nicht mitteilen könnte, damit wir sie begreifen. Was sagt man dann? „Die Bibel ist hundert Prozent Gottes Wort, aber wir können nicht wissen, was es bedeutet.“ Das ist letztlich ein Vorwurf an Gott, dass er uns sein Wort nicht verständlich machen kann.
Trotzdem hat der Herr Jesus in Johannes 16 gesagt: „Der Geist der Wahrheit wird kommen und euch in alle Wahrheit leiten.“ Das ist das Werk des Heiligen Geistes. Er lässt uns diesen Prozess erleben, sodass wir beim Lesen der Bibel immer mehr verstehen, was Gott uns sagen will.
Es ist also keine Demut, wenn man sagt, man könne nicht sicher wissen. Im Gegenteil, es ist eine Beleidigung des Heiligen Geistes, der uns in die Erkenntnis führen möchte. Deshalb heißt es: „So wisse denn und verstehe.“
Die genaue Auslegung der 70 Jahrwochen
Jetzt habe ich den Bibeltext auf dem Skript ausgedruckt, und zwar nach der alten Elberfelder Übersetzung. Diese entspricht in etwa auch der Elberfelder Neuausgabe Hückeswagen 2003. Diese Übersetzung ist wirklich ganz wortgetreu.
Ich weiß, dass es gerade in diesem Abschnitt bei den Übersetzungen ziemlich viele Probleme gibt. Zum Beispiel hat die Elberfelder Brockhaus-Ausgabe hier den Punkt am falschen Ort gesetzt und damit die ganze Prophetie zerstört. So wie dort die Punktsetzung ist, hat sich das nie erfüllt. Wenn man die Punktsetzung jedoch richtig macht, wie es hier in der alten Elberfelder oder in Höckeswagen 2003 der Fall ist, hat sich die Prophetie wortwörtlich und dramatisch erfüllt. Darum habe ich das mal so angegeben.
Vom Ausgehen des Wortes, Jerusalem wiederherzustellen und zu bauen, bis auf den Messias, den Fürsten, sind sieben Jahrwochen und 62 Jahrwochen. Das haben wir heute Morgen schon gesehen. Zu einer Zeit, als Jerusalem in Trümmern lag, bekam Daniel diese Prophetie, die besagt: Von dem Moment an, wo ein Wort – das heißt ein Erlass – ausgehen wird, der besagt, Jerusalem darf wiederhergestellt und gebaut werden, von dort an muss man rechnen.
Dann steht dort: Bis auf den Messias, den Fürsten. Also das Ende dieser Periode, die mit dem Erlass beginnt, führt auf den Messias, den Fürsten. Messias, hebräisch Maschiach, ist der Titel für den verheißenden Erlöser, der einmal kommen sollte für Israel und alle Völker. Der Messias wird im Alten Testament an vielen Stellen in den Propheten und auch in den anderen Schriften beschrieben, und hier wird er jetzt erwähnt.
Daniel wusste also, dass man von da an rechnen kann, wann der Messias kommen würde. Es wird noch hinzugefügt: Bis auf den Messias, den Fürsten – das ist wichtig. Die Prophetie geht auf den Moment, wo der Messias als Fürst auftritt. Wir werden gleich sehen, was ich auch schon heute Morgen vorgestellt habe.
Das bezieht sich auf den einen Tag im Leben des Herrn Jesus, an dem er als Fürst aufgetreten ist. Er ist nie als Fürst aufgetreten: Ab seiner Geburt in Bethlehem wurde er in einem Stall geboren und in eine Krippe gelegt. Das war überhaupt nicht königlich. Danach mussten die Eltern mit dem Kind nach Ägypten fliehen. Dann kam er zurück und wuchs in diesem verachteten Nest Nazareth auf. Dort sagt ein Nathanael in Johannes 1: „Was kann aus Nazareth Gutes kommen?“ Nazareth ist eine Stadt, die im Alten Testament nie erwähnt wird. Zur Zeit Jesu war es ein ganz kleines Dorf oben auf den Bergen am Rand der Hügellandschaft von Jesreel. Es gab sogar Leute, die damals in Höhlen wohnten. Das hat nichts mit Eiszeiten zu tun, aber sie lebten damals noch in Höhlen dort.
Darum war Nazareth ganz verachtet, und dort ist der Herr Jesus aufgewachsen. Als Zwölfjähriger kam er nach Jerusalem. In Lukas 2 staunten die Lehrer im Tempel über das Wissen dieses Jungen. Aber er war eben jemand aus Nazareth. Am Palmsonntag, als der Herr Jesus triumphal vom Ölberg hier durchs Kidrontal auf einem Eselritt nach Jerusalem kam, hat die Volksmenge ihn als König Messias begrüßt, wie Johannes 12 zum Beispiel beschreibt. Da kam er als Fürst.
Darauf bezieht sich das „Bis auf den Messias, den Fürsten“. Es sind sieben Jahrwochen und 62 Jahrwochen. Das Wort für Jahrwoche heißt auf Hebräisch Shavua, das kommt von Sheva, was sieben bedeutet. Shavua ist eine Siebener-Einheit. Normalerweise wird dieses Wort für eine Siebener-Einheit von Tagen verwendet, also das, was wir unter Woche verstehen. Hier merkt man jedoch, dass es größere Siebener-Einheiten von Jahren sind. Denn da geht ein Wort aus, dass Jerusalem gebaut werden soll, und dann muss Jerusalem aufgebaut werden. Erst später kommt dann der Messias.
Die sieben ersten Siebener-Einheiten beziehen sich auf den Wiederaufbau Jerusalems. Sieben mal sieben Tage wären 49 Tage. Es brauchte sogar mehr Zeit, bis die Stadtmauer aufgebaut war. Danach wurden die Häuser, Plätze und Straßen gebaut. Das hat alles viel mehr Zeit in Anspruch genommen. Darum haben auch die Rabbiner das als Jahrwochen verstanden.
Übrigens: Als Nehemia die Erlaubnis bekam, Jerusalem wieder aufzubauen – das werden wir gleich noch sehen –, hatte er etwa drei Monate Reisen von Susa in Persien bis ins Land Israel hinter sich. Dann schlug er vor: „Lasst uns die Mauern Jerusalems wieder aufbauen“, und dann ging man an die Arbeit. Das geht nicht mit sieben Wochen von sieben Tagen, also nicht mit einfachen Wochen.
Im Judentum war die Landwirtschaft in sieben Jahreszyklen eingeteilt. Nach dem dritten Buch Mose musste man jedes siebte Jahr die Äcker brachliegen lassen. Alle sieben mal sieben Jahre kam das Jubeljahr, in dem nochmals alles brachliegen gelassen wurde und verarmte Familien wieder an ihren ursprünglichen Grundbesitz zurückkamen. Die ganze Geschichte Israels war in sieben Jahreszyklen eingeteilt.
Jetzt wird hier gesagt: sieben Jahrwochen und 62 Jahrwochen, und dann kommt der Messias. In Nehemia 2 wird beschrieben, wie König Artaxerxes von Persien im Monat Nisan – bei uns März/April – im Jahr 445 v. Chr., im zwanzigsten Regierungsjahr von Artaxerxes, den Erlass gegeben hat: Nehemia, du darfst zurückkehren und Jerusalem aufbauen.
Nun die Frage: Wann genau ist Jesus Christus als Messiasfürst am Palmsonntag aufgetreten? Ich habe heute Morgen schon gesagt, das war im Monat Nisan, dem Passamonat, im März/April des Jahres 32 nach Christus. Manche haben damit jedoch ein Problem und sagen: Nein, die Kreuzigung und damit auch der Palmsonntag waren nicht im Jahr 32, sondern im Jahr 30. Andere sagen, es war 33. Ich sage 32.
Hier haben wir also drei verschiedene Ansichten. Man kann es sowieso nicht mit absoluter Sicherheit wissen. Aber es ist ganz einfach. Man braucht nur die Bibel und Wikipedia oder ein Lexikon.
In Lukas 3,1 steht alles auf dem Skript: Es wird gesagt, im fünfzehnten Jahr des Kaisers Tiberius begann Johannes der Täufer zu predigen. Dann wird erklärt, wie der Herr Jesus von Johannes getauft wurde und öffentlich zu predigen begann. Wann war das?
Schauen wir auf Wikipedia oder in ein Lexikon, zum Beispiel die Encyclopedia Britannica. Kaiser Augustus regierte bis 14 nach Christus, dann kam Kaiser Tiberius. Das fünfzehnte Jahr von Kaiser Tiberius war 29 nach Christus.
Die Evangelien berichten von drei Jahren, während derer Jesus öffentlich auftrat und predigte. Verschiedene Passafeste werden während dieser Zeit erwähnt. Das Gleiche finden wir in Lukas 13,6-9, von dem Feigenbaum, an dem drei Jahre lang Frucht gesucht wird. Das bezieht sich auf die Zeit, in der Jesus in Israel gepredigt hat und Gottes Frucht bei Israel suchte.
Diese drei Jahre, die die Evangelien darstellen, ergeben zusammen mit 29 das Jahr 32. So einfach ist das.
Aber so einfach kann es nicht sein, sagen manche, die anderen sind ja nicht blöd. Natürlich nicht. Das Problem hängt mit folgender Frage zusammen: Wann wurde Jesus Christus geboren? Das kann man auch in Lexika nachlesen: Er wurde vier Jahre vor Christus geboren. Warum? Herodes, der Kindermörder von Bethlehem, starb vier Jahre vor Christus.
Lukas 3 sagt uns, dass Jesus mit etwa 30 Jahren zu predigen begann. Wenn man also von minus vier Jahren rechnet, kommt man nicht auf das Jahr 32. Dort liegt das Problem. Man hat versucht, das fünfzehnte Jahr von Tiberius auf diese Weise zu erklären.
Das Problem liegt darin, dass in der Wissenschaft oft einer etwas schreibt und die anderen abschreiben. Das ist ein großes Problem. Die Leute haben keine Zeit, jeden Punkt selbst zu überprüfen. Man schreibt lieber von jemandem ab, der einen guten Titel hat. So läuft das.
Wie kam man ursprünglich auf vier vor Christus für Herodes? Josephus Flavius, ein jüdischer Historiker aus dem ersten Jahrhundert, der zur Zeit Jesu lebte und von dem wir zahlreiche Bücher haben, schrieb, dass es vor dem Tod von König Herodes eine Mondfinsternis gegeben hat. Erst später, nach einigen Ereignissen, starb Herodes.
Heute kann man astronomisch mit dem Computer zurückrechnen, wann es in Israel eine Mondfinsternis gab: Im Jahr 4 vor Christus. Voilà, das ist klar, Herodes starb 4 vor Christus, und Jesus wurde damals geboren.
Man muss aber sagen, dass es auch im Jahr 1 vor Christus eine Mondfinsternis gab, und zwar eine totale. Diese passt sogar besser, weil es im Jahr 4 vor Christus Probleme gibt, alle Ereignisse im Leben von Herodes unterzubringen, bis er dann starb. Durch die zeitlichen Verhältnisse ist alles eng. Im Jahr 1 vor Christus lässt sich alles wunderbar unterbringen.
Nehmen wir also das Jahr 1 vor Christus als Todesjahr von Herodes an. Dann passt alles. Minus 1 ist Jesus geboren, sagen wir im Herbst. Auch dafür gibt es Gründe, aber das ist nicht unser Thema. Und ich habe keine Angst, das Weltbild von einigen mit dem 25. Dezember zu zerstören.
Wir wissen ja alle, dass das mit dem 25. Dezember nicht stimmt. Hirten wären im Dezember auch nicht auf dem Feld in Bethlehem gewesen. Man kann auf dem iPhone in der Wetter-App Bethlehem eingeben und am 24. oder 25. Dezember sehen, wie kalt es dort ist. Da übernachten keine Hirten auf den Feldern.
Also war es sowieso nicht im Dezember, sondern es gibt gute Gründe, von Herbst auszugehen, etwa 1 vor Christus. Dreißig Jahre später bringt uns das in die Zeit, die mit unserer Rechnung übereinstimmt: 29 plus 3 ergibt 32. Es passt wunderbar.
Die neuere Forschungsliteratur, zum Beispiel das Buch von Finnegan „Chronology“, nimmt diese Datierung heute auch in der wissenschaftlichen Welt ernst. Das ist also nicht nur ein Außenseiterstandpunkt.
Außerdem gibt es viele antike Schreiber wie Clemens von Alexandria und viele andere, die alle die Geburt Jesu auf astronomisch 1 vor Christus datieren. Sie schreiben natürlich nicht „1 vor Christus“, sondern „ab urbe condita“, nach Gründung der Stadt Rom. Wenn man das umrechnet, ist es sehr gut erhärtet, auch durch diese Überlieferungen.
So passt alles perfekt zusammen: 29 plus 3 ergibt das Jahr 32.
Ich habe heute Morgen erklärt, dass die prophetischen Jahre der Bibel Jahre von 360 Tagen sind. Das sieht man sehr schön in Offenbarung 11,2-3. Dort werden 42 Monate mit 1260 Tagen gleichgesetzt. Das sind wieder streng Monate à 30 Tage.
Die prophetischen Jahre dort sind mit Monaten von 30 Tagen gerechnet, also 12 mal 30, das ergibt 360 Tage. Deshalb haben wir heute Morgen diese 69 Jahrwochen, gerechnet mit 360 Tagen, was 24.840 Tagen entspricht. Das passt genau von März/April 445 vor Christus bis März/April 32 nach Christus, wenn man das astronomisch durchrechnet.
So hat sich das wirklich perfekt erfüllt.
Fortsetzung der Prophetie und ihre Erfüllung
Wir gehen weiter zu Vers 25b. Der Text sagt: Straßen und Gräben werden wiederhergestellt und gebaut werden, und zwar in der Drangsal der Zeiten. So war es, als Nehemia die Erlaubnis bekam, Jerusalem wieder aufzubauen. Die Juden waren damals ständig militärisch bedroht. Man lese Nehemia 2, 3, 4 und die folgenden Verse, genau wie es hier beschrieben wird.
Dann geht der Text weiter, Vers 26: Nach den 62 Jahrwochen wird der Messias ausgerottet oder weggetan werden und nichts haben.
Wenn man die Seite umblättert, sieht man, dass ich die 69 Jahrwochen farbig dargestellt habe. Dort haben wir zuerst einen Pfeil, der sieben Jahrwochen bedeutet, und dann nochmals einen Pfeil mit 62 Jahrwochen. Das ergibt zusammen 69 Jahrwochen. Warum diese Zweiteilung? Das ist ganz wichtig, weil es zweimal einen Erlass gab, um Jerusalem wieder aufzubauen.
Schon König Kyros hat im Jahr 539 vor Christus den Juden erlaubt, die Stadt und den Tempel wieder aufzubauen. Das war übrigens auch schon in Jesaja vorausgesagt worden, was ich heute Morgen nicht erwähnt habe. Man lese Jesaja 44,28: Dort steht, dass Gott von Kyros spricht, meinen Hirt, der all mein Wohlgefallen vollführt, indem er von Jerusalem sprechen wird: „Es werde aufgebaut“, und vom Tempel, „er werde gegründet“.
170 Jahre bevor Kyros in der Geschichte auftrat, hat Jesaja ihn namentlich erwähnt und gesagt, dieser Mann wird einmal zu Israel sprechen, die Stadt soll wieder aufgebaut werden und auch der Tempel. Fantastisch, nicht wahr?
Unter diesem Erlass wurde dann allerdings nur der Tempel gebaut, nicht aber die Stadt. Als Nehemia im Jahr 445 v. Chr. nach Jerusalem zurückkehrte (Nehemia 2), war die Stadt immer noch nicht aufgebaut. Fast hundert Jahre später war Jerusalem also immer noch nicht wieder aufgebaut. Die Juden wussten damals schon, dass man nicht von Kyros an rechnen durfte, denn innerhalb von sieben Jahrwochen hätte Jerusalem wieder aufgebaut sein sollen. Das war aber nicht der Fall.
49 Jahre nach dem Erlass von Kyros stand nur der Tempel und ein paar Häuser. Doch mit Nehemia wurde alles anders. Die Mauern wurden in kürzester Zeit aufgebaut, danach die Stadt, und so wurde Jerusalem wieder vollkommen aufgebaut. Nach 49 Jahren war es eine perfekte Stadt. Da wusste man, hier müssen wir rechnen.
Dann kamen die 62 Jahrwochen, und das bringt uns genau auf Palmsonntag. Auf den Tag genau hat sich das so erfüllt. Man kann nämlich berechnen: Palmsonntag war am 6. April 32 nach Christus. Rechnet man 173 Tage zurück, kommt man genau auf den 14. März 445 v. Chr. Das war damals der erste Nissan, der Neun-Jahr-Tag. Wunderbar, so präzise.
Das hat übrigens Sir Robert Anderson als Erster so genau ausgerechnet. Ungenauer konnte man das schon früher ausrechnen. Wir wissen zum Beispiel aus der römischen Literatur, dass im ersten Jahrhundert die Juden rechneten, dass ein großer Herrscher erscheinen wird. Das wird sogar bei Tacitus, einem römischen Geschichtsschreiber, überliefert.
Darum herrschte im ersten Jahrhundert eine große messianische Spannung in ganz Israel. Man erwartete, jetzt ist die Zeit des Messias. Deshalb sind auch die Qumran-Leute schon im zweiten Jahrhundert vor Christus in die Wüste nach Qumran gegangen. Sie warteten darauf, dass der Messias kommt und Ordnung bringt. Sie gingen nicht mehr in den Tempel, weil alles so unordentlich war. Sie warteten in Qumran auf den Messias.
Warum haben sie genau in dieser Zeit so angespannt gewartet? Weil sie Daniel und die Jahwe-Kanäle kannten, das hatte man ausgerechnet.
Das ist noch eine gute Sache: Wenn man mit Leuten über Prophetie spricht, sagen viele oft: „Hör auf, Sektenzeug! Da wurde ja schon so oft der Weltuntergang vorausgesagt, Maya-Kalender und so weiter.“ Ja, ja, Maya-Kalender – damit haben wir nichts zu tun.
Aber zu sagen, die Leute hätten sich immer geirrt, wenn sie mit biblischer Prophetie operiert hätten, stimmt überhaupt nicht. Wie war das damals vor zweitausend Jahren? Da haben so viele in Israel ganz gespannt gewartet: Jetzt kommt der Messias! Und dann ist Jesus Christus gekommen.
Übrigens hat er über 300 Prophezeiungen über den Messias durch sein Kommen erfüllt. Man kann also nicht sagen, die Leute hätten die Prophetie nie richtig verstanden oder nicht gewusst, was das bedeutet. Das stimmt einfach nicht. Sie haben es gewusst und konnten solche Dinge auch ganz klar nachrechnen.
So viel zu den 69 Jahrwochen bis zum Kommen des Messias.
Der Bund des kommenden Fürsten und die Endzeit
Jetzt gehen wir wieder zurück zu Seite eins. Es war wichtig, diese Zweiteilung in sieben Jahrwochen und 62 Jahrwochen schon in alttestamentlicher Zeit zu kennen, um zu wissen, von welchem Erlass wir rechnen müssen. Sonst hätte man das Problem gehabt, erst zu schauen, wann der Messias kommt, dann zurückzurechnen und zu sagen: Aha, Nehemia 2, also 445 und nicht 539. Nein, Gott wollte, dass man den Anhaltspunkt schon im Alten Testament hatte.
Aber er macht nicht alles einfach. Er sagt nicht einfach: Übrigens, dann von Nehemia an, sondern spricht von sieben und zweiundsechzig Jahrwochen. Der Gottesfürchtige achtet auf diese Feinheiten und erkennt sie. Der andere, der nicht gottesfürchtig ist, stolpert darüber und kommt nicht darauf. So steht es am Schluss von Hosea. Schauen wir mal, was ganz am Ende des Buchs Hosea steht. Dort werden Gottes Wege mit Israel beschrieben, und dann heißt es in Hosea 14, Vers 9: Wer weise ist, der wird dies verstehen, wer verständig ist, der wird es erkennen, denn die Wege des Herrn sind gerade, und die Gerechten werden darauf wandeln, die Abtrünnigen aber werden darauf fallen.
Sehen wir? Die Bibel ist nicht so geschrieben, dass alle sie verstehen, sondern nur die, die wirklich den Weg mit dem Herrn Jesus gehen wollen. Diesen gibt Gott Licht, und die anderen fallen darüber und sagen: „Ich verstehe das nicht, es ist unverständlich.“
Hier kommen wir zu einem wichtigen Punkt: Wenn man das so vorrechnet, sind manche Leute sehr verblüfft, wenn sie es zum ersten Mal hören. Dann kommt die Frage: Was ist denn mit den rabbinischen Gelehrten im Judentum? Wissen die das nicht? Natürlich wissen sie das. Einer der größten Rabbiner im Mittelalter war Mosche ben Maimon, Moses Maimonides. Er lebte im 13. Jahrhundert und war ein bedeutender Gelehrter. Man hat ihn auch den zweiten Moses genannt.
Im Judentum gibt es viele verschiedene Ansichten. Man sagt ja, wenn drei Juden in einem Raum sind, gibt es zehn Meinungen. Wie kann man die Leute zum Schweigen bringen? Man muss einfach sagen: Mosche ben Maimon hat gesagt, in seinem Kommentar Leis Ruhe – das ist wirklich Autorität. Im 13. Jahrhundert schrieb Mosche ben Maimon in einem Brief an eine jüdische Gemeinde im Jemen, die damals Probleme mit einem falschen Messias hatte, Folgendes in seinem Igeret Hateman, dem jemenitischen Brief:
„Daniel hat uns die Wissenschaft der Zahlen mitgeteilt, aber da uns diese Zahlen unverständlich sind, haben die Weisen, gesegneten Andenkens – das sind die alten Rabbiner, die verstorben sind – gesagt, man solle diese Zahlen nicht nachrechnen. Weil man damit dem einfachen Volk ein Ärgernis vor die Füße stellt, sodass es zu Fall kommt, wenn es feststellt, dass diese Zahlen abgelaufen sind und der Messias nicht gekommen ist. Darum haben die Weisen, gesegneten Andenkens, gebetet, dass derjenige, der diese Rechnung trotzdem macht, sein Gemüt zerspringen und seine Rechnung zunichte werden soll.“
Wir haben nie davon gelesen, dass Sir Robert Anderson, der ehemalige Chef von Scotland Yard, der das auf den Tag genau im 19. Jahrhundert nachgerechnet hat, depressiv geworden wäre. Ich habe es auch schon vielfach durchgerechnet, und es geht gut. Die Rechnung ist immer noch gültig.
Ist das nicht unglaublich? „Einfach nicht nachrechnen.“ „Wir verstehen das nicht“, sagt Mosche ben Maimon, „es ist uns verborgen, und darum soll man es auch nicht rechnen. Aber es wäre gefährlich, wenn man es trotzdem rechnet, denn dann kommt man zum Schluss: Die Zahlen sind abgelaufen und der Messias ist nicht gekommen.“
Die Sache ist doch ganz einfach: Die Zahlen sind abgelaufen und der Messias ist gekommen – und zwar genau zum richtigen Zeitpunkt, am richtigen Tag.
Jetzt lesen wir Lukas mit ganz neuen Augen. Lukas 19, Vers 28 beschreibt, wie der Herr Jesus am Palmsonntag auf einem Esel nach Jerusalem einreitet. Die Volksmenge preist ihn als Messias. Dann lesen wir in Vers 41:
„Und als er sich näherte und die Stadt sah, weinte er über sie und sprach: Wenn auch du erkannt hättest, selbst an diesem deinem Tag, was zu deinem Frieden dient! Jetzt aber ist es vor deinen Augen verborgen. Denn Tage werden über dich kommen, dass deine Feinde einen Wall um dich aufschütten, dich umzingeln und von allen Seiten einengen werden. Sie werden dich und deine Kinder in dir zu Boden werfen und in dir keinen Stein auf dem andern lassen, darum, dass du die Zeit deiner Heimsuchung nicht erkannt hast.“
Lesen wir genau: Jesus kommt vom Ölberg, reitet auf dem Esel, sieht die Stadt und weint an diesem Freudentag. Er sagt zu Jerusalem: „Wenn auch du erkannt hättest, selbst an diesem deinem Tag, was zu deinem Frieden dient.“ Was ist das „dein Tag“? Das ist der Tag Jerusalems, der hundertdreiundsiebzigtausendachthundertachtzigste Tag nach dem Erlass von Artaxerxes, um Jerusalem wieder aufzubauen, bis zum Messias, dem Fürsten. Das war dieser „dein Tag“. An diesem Tag hast du es nicht erkannt.
Tatsächlich forderte die Menge fünf Tage später vor Pilatus die Kreuzigung. Der Herr Jesus sagt dann voraus, dass diese Zeit kommt, die im Jahr 70 erfüllt wurde, als die Römer kamen, den Wall aufwarfen und die Stadt brutal belagerten. Kein Unterschied, ob jung oder alt, sie schlachteten die Leute im Nahkampf ab, warfen die Kinder zu Boden – alles ist geschehen. Aber der Herr Jesus hat dies an diesem Jerusalem-Tag vorausgesagt. Das ist so beeindruckend und bewegend.
Nun sehen wir auf unserem Skript nochmals: Der Herr Jesus kam ganz genau nach neunundsechzig Jahrwochen als Fürst, aber Vers 26a sagt: „Und nach den zweiundsechzig Jahrwochen…“ Es wird nicht gesagt, wie viel Zeit danach. Also genau nach den sieben und dann 62 Jahrwochen kam der Herr Jesus auf den Tag genau als Fürst.
Nach den 62 Jahrwochen wird der Messias ausgerottet werden. Rückblickend können wir sagen: Ja, das war fünf Tage danach. Das bedeutet, der Messias wird ausgerottet, weggetan. Der Herr Jesus wurde draußen vor dem Stadttor Jerusalems, dem Genatt-Tor, auf Golgatha gekreuzigt und hatte kein Königreich.
Es ist auch wichtig, wenn man mit Juden spricht, besonders mit orthodoxen Juden, die oft so denken: „Wenn Jesus der Messias gewesen wäre, dann hätte es ja keine Kriege mehr gegeben seitdem, er ist ja der Friedefürst.“ Da muss man sagen: Nein, genau das Gegenteil. Wenn es seit zweitausend Jahren Frieden auf Erden gäbe, dann wäre Jesus nicht der Messias. Denn hier steht, er wird ausgerottet werden und kein Königreich haben, kein Friedensreich. Darum war er der Messias. So einfach! Und das überführt wirklich, da können Menschen zur Bekehrung kommen.
Jetzt gehen wir weiter zu Vers 26b: „Und das Volk des kommenden Fürsten wird die Stadt und das Heiligtum zerstören.“ Hier wird das Volk erwähnt, das die Stadt Jerusalem und das Heiligtum, den zweiten Tempel, zerstören wird. Im Jahr 70 nach Christus haben die Römer tatsächlich in einem 140-tägigen Krieg Jerusalem dem Erdboden gleichgemacht und den Tempel vernichtet.
Also können wir rückblickend sagen: Das Volk war das römische Volk. Der Text sagt nicht explizit „die Römer“, sondern „das Volk des kommenden Fürsten“. Wir können aus der erfüllten Prophetie sagen: Ja, natürlich, das war das römische Volk. Sie haben das im Jahr 70 gemacht.
Als Bibelleser kann man sich fragen: Was ist eigentlich der Grund, dass der Tempel und die Stadt nochmals zerstört wurden? Wir sehen: Zuerst wird der Messias ermordet. Das war Gottes Gericht wegen der Verwerfung des Messias durch die Masse seines eigenen Volkes. Darum ist es gekommen.
Das stimmt auch mit Lukas 21 überein, wo der Herr Jesus sagt: „Hättest du doch an diesem deinem Tag erkannt, was zu deinem Frieden dient! Aber jetzt ist es von deinen Augen verborgen, und es werden Tage kommen, an denen sie einen Wall aufschütten und Kinder zu Boden werfen.“ Genau das ist gemeint.
Weiter geht es. Hier wird wieder wichtig, dass man eine gute Übersetzung hat, die ganz wörtlich übersetzt, sonst versteht man nicht, was wirklich gemeint ist. Der Text fährt fort: „Und das Ende davon wird durch die überströmende Flut sein.“
Das Ende wovon? Das Ereignis, dass das Volk des kommenden Fürsten die Stadt und das Heiligtum zerstört hat – das war Gottes Gericht über sein Volk, das auserwählte Volk, wegen der Verwerfung des Messias. Aber das war erst der Anfang einer Serie von Gerichten, die über Israel kommen sollten. Das Ende dieser ganzen Serie wird die überströmende Flut sein.
Das klingt etwas geheimnisvoll, aber wir werden das noch aufschlüsseln. Schon vorweg: In Daniel 11 wird beschrieben, wie Israel in der Endzeit von Norden her von einem furchtbaren Todfeind überrannt wird.
Schauen wir, wie das beschrieben ist. Daniel 11, Vers 40: „Und zur Zeit des Endes wird der König des Südens mit ihm zusammenstoßen.“ Also in der Endzeit geschieht das. Der König des Südens war in der erfüllten Prophetie von Daniel 11,1-35 immer Ägypten. Wir können das also gut aufschlüsseln.
In der Endzeit wird Ägypten mit ihm zusammenstoßen. Wer ist „er“? Das ist der Mann aus Vers 36 bis 39, und diese Beschreibung passt auf den Antichristen, den schlimmsten Verführer, der in Israel in der Endzeit auftreten wird.
Mit ihm wird Ägypten zusammenstoßen. Zur Zeit des Endes wird der König des Südens mit ihm zusammenstoßen, und das ist gefährlich. Dadurch wird die israelische Armee unter dem Antichristen im Süden abgelenkt. Das ist der Moment für den Todfeind aus dem Norden.
Der König des Nordens wird gegen ihn anstürmen mit Wagen, Reitern und vielen Schiffen. Er wird in die Länder eindringen und sie überschwemmen und überfluten.
Sehen wir: Der Todfeind aus dem Norden wird als Überschwemmung Israels beschrieben.
Wer ist dieser Todfeind? In der erfüllten Prophetie von Daniel 11,1-35 war der Begriff „König des Nordens“ immer Syrien. Aber nicht das kleine Syrien von einst, Assad, sondern Großsyrien. In der erfüllten Prophetie war das Syrien im Gebiet von Syrien, Libanon, über Gebiete der heutigen Türkei, Turkmenistan, Usbekistan, Tadschikistan, Kirgisistan, Pakistan, Afghanistan, Iran, Irak – das war der König des Nordens.
Vor vielen Jahren, wenn wir über Prophetie sprachen, kam die Frage auf: Syrien wird der Todfeind Nummer eins Israels in der Endzeit sein, aber Syrien ist ja gar kein starker Staat. Wie kommt das?
Da war klar: Da muss sich etwas verändern, da muss sich etwas zusammenbrauen. Jetzt kann man eins und eins zusammenzählen. Es ist interessant, wie sich die ganze Karte verändert hat – mit dem arabischen Frühling und den Journalisten bei uns, die sagten: „Jetzt kommt Demokratie und Freiheit in der arabischen Welt.“ Nein, gar nichts davon.
Dann kam der Bürgerkrieg in Syrien, und plötzlich veränderte sich das Bild. Jetzt gibt es den IS, gegründet 2006 im Nordirak. Das ist interessant, denn der König des Nordens aus Daniel 11,40ff wird im Propheten Jesaja noch ausführlicher beschrieben, aber unter dem Namen Assyrien.
Viele Stellen sprechen über den Assyrer und seinen Angriff von Norden her. Sogar die Angriffsroute ist beschrieben, mit militärischen Details auf der Karte. Das ist der Assyrer, und er wird Israel von Norden her völlig überrennen.
Auch in Jesaja wird dieser Assur immer wieder als Überschwemmung beschrieben. Das assyrische Reich lag im heutigen Nordirak, in den Städten Ninive und Assur. Es war ein kleines Königreich, das sich dann über Syrien ausweitete.
So hat sich das in der Geschichte entwickelt. Genau das Gebiet der ISIS heute ist der Ausgangspunkt des assyrischen Reiches gewesen. Sie haben eines nach dem anderen erobert und sind immer größer geworden. ISIS möchte den ganzen Nahen Osten erobern. Sie haben schon getwittert, was sie wollen: die Hälfte Afrikas. Ihre Verbündeten dort sind Boko Haram in Schwarzafrika und andere Terrororganisationen, die mit Al-Qaida zusammenhängen. Das sind ihre Genossen in Afrika, die ein Großreich aufbauen wollen.
Die Bibel macht klar: Das wird der Todfeind Nummer eins sein. Dieser Angriff von Norden, bei dem Israel unter dem Antichristen überrannt wird, ist das Ende dieser ganzen Serie.
Wir mussten einen großen Exkurs machen, um diesen Satz besser zu verstehen. Nochmals Seite 1, letzter Punkt, Vers 26c: „Und das Ende davon, also von diesem Gericht über Israel mit der Zerstörung Jerusalems und des Tempels im Jahr 70, wird schließlich sein durch die überströmende Flut.“
Dann kommt Jesus Christus wieder. Er wird diese Armee aus dem äußersten Norden bei Jerusalem vernichten. Das wird ausführlich zum Beispiel in Joel 2 beschrieben.
Also: Das Ende davon wird die überströmende Flut sein.
Jetzt wird weiter gesagt: „Und bis ans Ende, also bis in die Endzeit, Krieg, fest beschlossenes von Verwüstungen.“ Das habe ich heute Morgen ausführlich behandelt, das brauche ich jetzt nicht zu wiederholen.
Wir haben im Vortrag „4 Jahre Jerusalem“ gesehen, wie Jerusalem in den vergangenen 2000 Jahren durch die Jahrhunderte hindurch ständig von anderen Völkern erobert und verwüstet wurde, bis in die Neuzeit, in der die Juden heimkehren in ihr Land und den Staat wieder gegründet haben.
Das ist nach der Bibel die Endzeit, nach Ezechiel 38,8 die Zeit, wenn die Juden heimkehren ins Land.
Also: Bis ans Ende Krieg, fest beschlossenes von Verwüstungen. Das ist ein wichtiger Ausdruck: „fest beschlossen“. Das heißt, diese Dinge sind im Plan Gottes fest verankert und nicht daran geknüpft, dass vielleicht die Menschen Buße tun, dann geschieht es nicht.
Das kennen wir auch aus der Prophetie von Jona. Er wurde nach Ninive geschickt und sollte seine Predigt knapp zusammenfassen: „In vierzig Tagen wird diese Stadt zerstört.“ Das war keine fest beschlossene Prophetie, sondern daran geknüpft, dass Ninive nicht umkehrt und Buße tut.
Doch es kam eine Erweckung in Ninive, Menschen und der König beugten sich, und die Stadt wurde verschont, was Jona gar nicht gefiel. Aber das ist ein anderes Thema.
Hier wird ausdrücklich gesagt: „fest beschlossen“. Dieser Ausdruck kommt noch öfter in prophetischen Stellen vor, gerade über die Endzeiter Ereignisse.
Das ist wichtig, denn es gibt manchmal Leute, die sagen: „Ja gut, ihr mit eurer Endzeit, ja und vielleicht ist es ja sowieso so, wenn die Menschen Buße tun, dann kommt das alles nicht.“ Nein! Die Bibel macht uns klar: Die Menschen tun erstens nicht Buße, die Masse nicht, und zweitens werden die Dinge garantiert kommen. Es ist fest beschlossen von Verwüstung.
Jetzt kommt Vers 27: „Und er wird einen festen Bund mit den Vielen schließen für eine Jahrwoche.“ Wieder ist es schwierig, wenn man das liest: „Er“ – wer ist er? Warum hat Gott die Bibel nicht anders geschrieben?
Ganz einfach: Aus dem gleichen Grund, warum der Herr Jesus in Matthäus 13 in Gleichnissen sprach. Er sagte den Jüngern: Euch ist es gegeben, die Geheimnisse des Reiches der Himmel zu verstehen, aber den anderen nicht. Er redet in Gleichnissen, damit sie nicht verstehen.
Das ist ein Gericht Gottes: Die, die nicht wollen, verstehen nicht mehr. Die, die wollen, wie die Jünger, verstehen mit den Gleichnissen sogar noch besser.
Wir begreifen manche Dinge aus der Bibel besser mit Gleichnissen, aber für andere ist es erst recht „Bahnhof“. Das ist Gottes Handeln: Er gibt dem, der will und sich ihm beugen will, mehr Licht, und dem, der nicht will, nimmt er das Licht weg.
Das hilft. Manchmal sind wir Gläubige in Gefahr, wenn wir anderen, also Ungläubigen, die Bibel erklären, und sie verstehen nicht, sagen „Das ist Unsinn“ und so weiter, dann könnten wir böse werden. Das ist falsch.
Wenn wir merken, dass wir böse werden, sind wir auf dem falschen Weg. Wir müssen akzeptieren: Wenn jemand nicht will, gibt Gott ihm kein Licht. Und das versteht er nicht.
Man kann erklären, wie man will, das nützt nichts. Es ist keine Frage des Intellekts, sondern eine Frage, ob Gott Licht gibt.
Wir sehen, wie manche Leute ohne höhere Schule die Bibel sehr gut verstehen, während andere mit großem Studium nichts verstehen. Warum? Weil es eine Sache des Herzens und der Beziehung zu Gott, zu Jesus Christus ist.
Davon hängt ab, ob Gott Licht gibt oder nicht.
Darum auch hier: „Und er wird einen festen Bund mit den Vielen schließen.“ Jetzt müssen wir im Text zurückgehen. Wo wird früher eine Person erwähnt, auf die sich „er“ beziehen kann?
Kommen wir zu Vers 26b: „Das Volk des kommenden Fürsten wird die Stadt und das Heiligtum zerstören.“ Es heißt nicht, der kommende Fürst wird die Stadt zerstören, sondern das Volk des kommenden Fürsten.
Die Römer zerstörten im Jahr 70 Jerusalem, und aus diesem Volk wird ein kommender Fürst erscheinen. Das erinnert an Daniel 7. Dort haben wir die vier Weltreiche gesehen: Babylonien, Medo-Persien, Griechenland und dann das römische Reich.
In Daniel 7 sehen wir, dass am Schluss aus dem römischen Reich ein furchtbarer Diktator kommt – das ist der kommende Fürst. Sein Volk, das römische Volk, die römischen Legionen, zerstörten Jerusalem im Jahr 70, aber der kommende Fürst wird erst in der Endzeit erscheinen.
Jetzt steht hier in Vers 27: „Und er wird einen festen Bund mit den Vielen schließen für eine Jahrwoche.“ Im Klartext: Der kommende Diktator Europas wird mit Israel und dem Antichristen einen Bund schließen.
Dieser Diktator wird in Offenbarung 13 beschrieben, das ist das Tier aus dem Meer. Hitler war nur ein Vorgeschmack davon. Es ist fürchterlich, dieser Mann.
In Offenbarung 13 heißt es, dass Satan selbst seine Macht und seinen Thron diesem kommenden Mann geben wird.
Europa wird durchgeschüttelt, das merken wir heute. Es ist ein Schiff, das schwankt, und es wird noch mehr schwanken, gemäß den ersten Siegelgerichten in Offenbarung 6, die nach der Entrückung losgehen werden – wirtschaftlich und sicherheitspolitisch ein großes Blutbad.
Dann schreien die Menschen nach dem starken Mann, und er wird kommen. Das ist der kommende Fürst, und dieser wird mit Israel einen Bund schließen.
Hier steht nichts von Israel, natürlich nicht, aber es heißt: „einen festen Bund mit den Vielen schließen.“ Nun ist es so, dass der Ausdruck „die Vielen“ im Buch Daniel immer wieder die Masse des jüdischen Volkes bezeichnet.
Ich gebe die Stellen an: Daniel 11,33: „Und die Verständigen des Volkes werden die Vielen unterweisen, aber sie werden fallen durch Schwert und Flamme, durch Gefangenschaft und Raub eine Zeit lang.“
Vorher steht auch: „Aber das Volk, welches seinen Gott kennt, wird sich stark erweisen und handeln.“ Das ist alles erfüllte Prophetie. Es handelt sich um die Makkabäer, die im 2. Jahrhundert vor Christus die syrische Fremdherrschaft aus dem Land vertrieben haben.
Die Makkabäer waren am Anfang eine Erweckungsbewegung. Sie unterwiesen die Masse des jüdischen Volkes in der Bibel.
So sehen wir: „Aber das Volk, welches seinen Gott kennt, wird sich stark erweisen und handeln, und die Verständigen des Volkes, die Makkabäer, werden die Vielen unterweisen.“ Das war die Masse des jüdischen Volkes.
Das kommt auch in Daniel 12 wieder vor, speziell in Daniel 12, Vers 3. Also im Klartext: Er wird einen Bund schließen mit den Vielen, das heißt mit der Masse des jüdischen Volkes, für sieben Jahre.
Hier wird nicht erklärt, warum dieser Bund geschlossen wird, das kommt noch. Aber es wird gesagt: „Und zur Hälfte der Jahrwoche wird er Schlachtopfer und Speisopfer aufhören lassen.“ Das heißt, nach dreieinhalb Jahren stoppt er die Opfer im Tempel.
Das bedeutet, es muss wieder ein Tempel gebaut werden, natürlich. Heute wird das vorbereitet. Viele Tempelgeräte sind bereit auf dem Nachbarhügel des Tempelbergs.
Ich habe auch die Altarsteine gesehen. Sie sind aufgeschichtet, mobil, also nicht verklebt. Sie waren so aufgeschichtet, dass, sobald der Tempelplatz frei wird, die Steine rübergetragen werden können, Treppen runter, vom Iskabla-Dach auf den Tempelberg, und der Altar wird aufgebaut.
Also es wird einen dritten Tempel geben, und es wird geopfert werden. Aber nach dreieinhalb Jahren von diesem Bundesschluss an wird das gestoppt. Er wird veranlassen, dass Schlachtopfer und Speisopfer aufhören.
Jetzt sehen wir, wie die Bibel wunderbar wie ein Puzzle miteinander verbunden ist. In Daniel 7 haben wir von diesem Diktator schon gelesen. Daniel 7, Vers 25: „Und er wird Worte reden gegen den Höchsten und die Heiligen der höchsten Orte vernichten. Er wird darauf sinnen, Zeiten und Gesetz zu ändern, und sie werden eine Zeit und eine halbe Zeit in seine Hand gegeben werden.“
Das ist der kommende Fürst, der nach dreieinhalb Jahren die Opfer stoppt. Er wird darauf sinnen, Zeiten und Gesetz zu ändern, sodass man nicht mehr die biblischen Feste im Tempel feiern kann.
Er wird ein Feind der Heiligen der höchsten Orte sein – das sind die Treuen aus Israel. Er wird ein Feind der Tempelbewegung sein und die Opfer stoppen.
Noch etwas: Sie werden eine Zeit und eine halbe Zeit in seine Hand gegeben werden. Was bedeutet das? Der Text ist aramäisch. Dort steht „Idan“, was im Wörterbuch Zeit oder Jahr bedeutet. „Zeiten“ kann „Idanin“ oder „Idanayin“ heißen, also Doppeljahr und ein halbes Jahr, eine halbe Zeit.
Das sind dreieinhalb Jahre, die zweiten dreieinhalb Jahre der siebzigsten Jahrwoche. Alles greift so schön ineinander.
So wird er nach dreieinhalb Jahren stoppen.
Nach der Pause fahren wir genau hier weiter.
Wir sind stehen geblieben bei Daniel 9, Vers 27. Wir haben gesehen, der kommende Diktator des wiedererstarkten römischen Reiches, also des vereinigten Europas, wird einen festen Bund mit der Masse des jüdischen Volkes schließen für eine Jahrwoche, also sieben Jahre.
Aber als Feind der Tempelbewegung in Israel wird er zur Hälfte der Jahrwoche Schlachtopfer und Speisopfer aufhören lassen.
Wie wird er das zustande bringen? Das wird verraten in Matthäus 24.
In der Endzeitrede auf dem Ölberg sagte der Herr Jesus in Matthäus 24, Vers 15: „Wenn ihr nun den Gräuel der Verwüstung, von dem durch Daniel den Propheten geredet ist, nämlich in Daniel 9,27 und auch in Daniel 12 am Schluss, stehen seht an heiligem Ort – wer es liest, der beachte es –, dass die Judäer auf die Berge fliehen, wer auf dem Dach ist, nicht hinabsteige, um die Sachen aus seinem Haus zu holen, und wer auf dem Feld ist, nicht zurückkehre, um sein Kleid zu holen. Wehe aber den Schwangeren und den Säugenden in jenen Tagen! Betet aber, dass eure Flucht nicht im Winter geschieht, noch am Sabbat! Denn es wird eine große Drangsal sein, dergleichen von Anfang der Welt bis jetzt nicht gewesen ist und nie wieder sein wird. Wenn jene Tage nicht verkürzt würden, würde kein Fleisch gerettet werden. Aber um der Auserwählten willen werden jene Tage verkürzt.“
Der Herr Jesus sagt also: Das Signal für die kommende große Drangsal, für den letzten, schrecklichsten Weltkrieg, wird der Gräuel der Verwüstung an heiligem Ort sein.
Der Ausdruck „Gräuel“ wird oft in der Bibel verwendet, speziell im Zusammenhang mit Götzendienst.
Der Antichrist, der kommende falsche Prophet und falsche Messias in Israel, wird nach Offenbarung 13, ab Vers 11, ein Götzenbild herstellen, das sprechen kann.
Dieses Götzenbild wird den Diktator von Europa darstellen. Dieses Götzenbild, diesen Gräuel, wird er auf dem Tempelplatz aufstellen, weil er ein Feind der Tempelbewegung sein wird.
Die bekehrten Juden nach der Entrückung der Gemeinde werden dann nicht mehr opfern können, weil der Tempel unrein ist.
Sie werden aber das Neue Testament lesen und verstehen, wie Matthäus sagt: „Wer es liest, der beachte es.“
Wenn dieses Götzenbild auf dem Tempelplatz steht, müssen sie sofort auf die Berge fliehen, hauptsächlich im Westjordanland, und danach nach Jesaja 16 über den Jordan nach Moab, ins jordanische Gebiet jenseits des Toten Meeres.
Dort wird Gott sie für dreieinhalb Jahre versorgen.
Das Signal wird der Gräuel der Verwüstung sein, von dem Daniel spricht.
Müssen wir noch Daniel 12 aufschlagen? Dort steht in Vers 11: „Und von der Zeit an, da das beständige Opfer abgeschafft wird, und zwar um den verwüstenden Gräuel aufzustellen, sind 1290 Tage.“
Weiter heißt es in Vers 12: „Glückselig, wer wartet und 1335 Tage erreicht.“
Von der Zeit an, als das beständige Opfer abgeschafft wird, also wenn diese Opfer im dritten Tempel gestoppt werden, weil der Gräuel aufgestellt wird – ein Götzenbild –, dann geht alles los, dann kommt die große Drangsal.
Diese gläubigen Juden, die ersten 144.000 nach Offenbarung 7, werden fliehen, wegen dieses Gräuels, den sie auf dem Tempelplatz sehen.
Wenn wir genau in Daniel 9 lesen, heißt es: „Und wegen der Beschirmung der Gräuel wird ein Verwüster kommen, und zwar bis zur Vernichtung, und fest Beschlossenes wird über das Verwüstete ausgegossen werden.“
Hier haben wir den Gräuel in der Mehrzahl. Matthäus 24 spricht vom Gräuel der Verwüstung, und hier steht: „wegen der Beschirmung der Gräuel wird ein Verwüster kommen.“
Es sind zwei Gräuel: Der eine Gräuel ist das Götzenbild, das auf dem Tempelplatz steht und von außen sichtbar ist.
Der zweite Gräuel wird sein: Nach 2. Thessalonicher 2 wird der Antichrist, der Mensch der Sünde, der Sohn des Verderbens, sich im Tempel Gottes, im Allerheiligsten, setzen und sagen, er sei Gott.
Das sehen die Leute nicht, wenn er im Allerheiligsten sitzt.
Darum sagt der Herr Jesus nur: Wenn ihr den Gräuel an heiliger Stätte seht, dann sollt ihr fliehen.
Hier wird aber von der „Beschirmung“ der Gräuel gesprochen. „Beschirmung“ heißt wörtlich „Flügel“, wie ein Adler, der seine Flügel ausbreitet und über dem Nest zum Schutz flattert.
So wird die Masse des jüdischen Volkes das akzeptieren. Sie werden den Antichristen als Messias annehmen, obwohl er sich in den Tempel setzt und sagt, er sei Gott.
Sie werden dieses Götzenbild akzeptieren und damit die Gräuel beschirmen.
Man könnte sagen: Das ist schwer verständlich. Juden akzeptieren ein Götzenbild und einen Menschen, der sich Gott nennt? Das widerspricht doch den Zehn Geboten: Keine anderen Götter neben mir, kein Götzenbild – das zweite Gebot.
Man muss Folgendes wissen, was wir aus der Vergangenheit lernen.
In den vergangenen 2000 Jahren sind über 50 falsche Messiasse im Judentum nach dem Kommen des Herrn Jesus aufgetreten. Über 50 falsche Messiasse!
Das sieht man, wenn man die Geschichte der vergangenen 2000 Jahre studiert.
Da kam ein falscher Messias und sagte: Jetzt ist die Zeit der Erlösung da. Mit dem Kommen des Messias ändert sich das Gesetz. Die Tora gilt nicht mehr, es ist alles ganz neu.
Das hat eine Kernwahrheit, denn schon in Jeremia 31 wird gesagt, dass Gott mit Israel einen neuen Bund schließen wird, nicht mehr wie der Bund vom Sinai, sondern etwas Neues.
In einem bekannten rabbinischen Kommentar zum Buch Prediger, Midrasch Kohelet, steht: Man kann die Tora, die wir heute lernen, nicht vergleichen mit der Tora des Messias, wenn er kommt.
Man wusste also, dass der Messias ein neues Gesetz bringen wird, das höher ist als das Gesetz von Sinai.
Im Neuen Testament haben wir genau diesen Ausdruck. In Galater 6 wird gesagt, dass wir einer des anderen Lasten tragen sollen, so erfüllen wir das Gesetz des Christus.
Das ist genau der Ausdruck aus dem Kommentar Kohelet: Torato Schelmaschiach, das Gesetz des Christus. Christus heißt der Messias. Er wird ein neues Gesetz bringen.
Darum ist der Herr Jesus gekommen und hat in diesem Sinne ein neues Gesetz gebracht, die Gebote im Neuen Testament.
Die Gemeinde ist nicht mehr unter dem Gesetz von Sinai, das war für Israel. Darum haben wir keine Opfertiere mehr und keinen Tempel.
Viele Dinge sind anders, und doch ist es gleich.
Man kann nicht plötzlich töten, nicht plötzlich Götzendienst betreiben, nicht plötzlich Ehebruch begehen.
Nein, das Gesetz des Christus ist sogar höher.
Die Tora sagt: Du sollst nicht ehebrechen. Aber man stellt sich vor: Eine Ehe, in der keiner die Ehe bricht, aber sie sind nicht glücklich zusammen – das ist traurig.
In Epheser 5 steht: „Ihr Männer, liebt eure Frauen, wie Christus die Gemeinde geliebt und sich selbst für sie hingegeben hat.“ Das ist der Maßstab für einen Ehemann.
Die Frau soll so geliebt werden, wie Christus die Gemeinde geliebt hat. Er hat alles gegeben. Da gibt es keine Tyrannen mehr in christlichen Ehen, wenn die Männer sich daran halten.
„Du sollst nicht stehlen“ steht im Gesetz. Im Gesetz des Christus, im Neuen Testament, steht in Epheser 4: „Wer gestohlen hat, stehle nicht mehr, sondern wirke vielmehr mit seinen Händen, auf dass er den Bedürftigen mitzuteilen habe.“ Nicht nur nicht wegnehmen, sondern arbeiten und denen, die es nötig haben, etwas geben.
Das ist ganz anders.
Aber ein Verführer kann diese Gedanken ausnutzen und sagen: „Seht ihr, ich bin der Messias, jetzt ist alles anders, jetzt ändert sich alles.“
Natürlich darf man keine Götzen anbeten, aber im Alten Testament wird gesagt, dass diese stummen Götzen nicht sprechen können.
Jawohl, das Götzenbild da spricht!
Oh, alles ist anders!
Wir sehen das auch in der Vergangenheit. Da kam ein falscher Messias und sagte: „Alles ist geändert“, und führte die Leute zur Gesetzlosigkeit.
Orthodoxe Juden sind darauf hereingefallen. Das ist schrecklich!
So ist es genau auf dieser Linie: Der Antichrist kommt, und die Masse akzeptiert das.
Ja, natürlich, aber das ist etwas ganz anderes.
Jetzt steht hier: „Wegen der Beschirmung der Gräuel wird ein Verwüster kommen, und zwar bis zur Vernichtung, und fest Beschlossenes wird über das Verwüstete ausgegossen werden.“
Dieser Verwüster ist der König des Nordens nach Daniel 11,40ff.
In der erfüllten Prophetie war das Großsyrien, also Libanon, Syrien, über türkische Gebiete, Turkmenistan, Usbekistan, Tadschikistan, Kirgisistan, Afghanistan, Pakistan, Iran, Irak.
Dieser Todfeind wird Israel von Norden her überfluten und überschwemmen.
Was steht hier? „Wegen der Beschirmung der Gräuel wird ein Verwüster kommen, und zwar bis zur Vernichtung, und fest Beschlossenes wird über das Verwüstete ausgegossen werden.“
Jetzt habe ich wieder Flüssigkeit, ja?
Er wird überschwemmen und überfluten.
Dieser Verwüster ist auch wieder der König des Nordens beziehungsweise in Jesaja der Assyr, der Israel von Norden her überrennen wird.
Schlagen wir auf in Jesaja 28, eine Parallelstelle.
Vers 14: Die Prophetie in Jesaja 28,1-13 ist schon erfüllt, aber ab Vers 14 geht es um die Endzeit.
Dort spricht Gott zu den Herrschern in Jerusalem, an der Spitze wird der Antichrist sein.
Darum heißt es: „Hört das Wort des Herrn, ihr Spötter, Beherrscher dieses Volkes, das in Jerusalem ist! Denn ihr sprecht: ‚Wir haben einen Bund mit dem Tod geschlossen und einen Vertrag mit dem Scheol gemacht.‘ Wenn die überflutende Geißel hindurchfährt, wird sie an uns nicht kommen, denn wir haben die Lüge zu unserer Zuflucht gemacht und uns in der Falschheit geborgen.“
Da wird auch von einem Bund gesprochen, aber hier heißt es: Ein Bund mit dem Tod.
Der Ausdruck „Tod“ ist hier der Name für den kommenden Diktator Europas, das ist der Tod, und sein Reich, das neue Europa, wird Scheol genannt, das Totenreich.
Wenn man denkt, wie viele Hunderttausende Kinder in Europa Jahr für Jahr abgetrieben werden, ist es eine Kultur des Todes, das neue Europa.
In der Politik wird gekämpft: Wehe denen, die noch gegen Abtreibung sind.
Dieses Reich wird Scheol genannt, und an der Spitze steht der Tod.
Die führenden Juden unter dem Antichristen in Jerusalem sagen: „Wir haben einen Bund mit dem Tod geschlossen und einen Vertrag mit dem Scheol gemacht.“
Warum? Weil sie denken, wenn die überflutende Geißel hindurchfährt, wird sie an uns nicht kommen.
Europa wird sie schützen, wenn der König des Nordens, der Assyrer, von Norden her Israel überrennen will.
Aber sie sagen klar: „Wir haben die Lüge zu unserer Zuflucht gemacht und uns in der Falschheit geborgen.“
Israel sollte sich nicht auf Europa verlassen, sondern auf den Herrn Jesus.
Jetzt kommt ein bekannter Vers, den wir aus dem Neuen Testament kennen, auf den Herrn Jesus hin ausgelegt, in 1. Petrus 2.
Und übrigens sagen auch die alten Rabbiner in ihren Auslegungen, Vers 16 spricht vom Messias.
Darum spricht der Herr der Ewige: „Siehe, ich gründe einen Stein in Zion, einen bewährten Stein, einen kostbaren Eckstein, aufs Festeste gegründet. Wer glaubt, wird nicht ängstlich eilen.“
Ein Fels in Zion, ein Fels auf dem Tempelberg, kennen wir das? Ja, natürlich.
Auf dem höchsten Punkt des Berges gibt es einen großen Felsen, heute im Felsendom.
Das war der Ort, wo früher das Allerheiligste stand.
Von diesem Stein wird gesagt, er ist ein kostbarer Eckstein und gleichzeitig die festeste Gründung, wörtlich ein Fundamentstein.
Die Südmauer des Allerheiligsten war nämlich auf diesem Felsen gebaut, und so war dieser Fels das Fundament.
Man sieht heute noch die Spur der Südmauer des Allerheiligsten.
Die West- und Nordmauer war entlang der natürlichen Kante dieses Felsens gebaut, der als Eckstein wirkte und die Mauerlinien vorgab.
Hier wird erklärt, dass eben dieser wahre Eckstein und das wahre Fundament der Herr Jesus, der Messias, ist.
In aller Not sollen wir unser Vertrauen auf ihn setzen.
Darum steht: „Wer glaubt, wird nicht ängstlich eilen.“
Wir müssen nicht Hilfe bei Menschen suchen, sondern beim Herrn Jesus, dem Messias.
Darum wird diesen Juden gesagt: „Ihr Spötter, Beherrscher dieses Volkes, ihr sagt, ein Bund mit dem Tod sei die wahre Zuflucht.“
Dieser Stein, der kostbare Stein, die festeste Gründung – wer glaubt, wird nicht ängstlich eilen.
Die Gemeinde ist ja gegründet auf diesem Eckstein, sagt Epheser 2, Vers 20.
Wir kennen diesen kostbaren Eckstein, denn Jesus gibt die Linien in unserem Leben genau vor.
Unser Leben und auch die Gemeinde müssen nach ihm ausgerichtet sein.
Weiter heißt es in Vers 17: „Und ich werde das Recht zur Richtschnur machen und die Gerechtigkeit zum Senkblei, und der Hagel wird hinwegraffen die Zuflucht der Lüge, und die Wasser werden den Bergungsort wegschwemmen.“
„Euer Bund wird mit dem Tod zunichte werden und euer Vertrag mit dem Scheol nicht bestehen.“
„Wenn die überflutende Geißel hindurchfährt, werdet ihr von derselben zertreten werden. So oft sie hindurchfährt, wird sie euch hinraffen, denn jeden Morgen wird sie hindurchfahren, bei Tag und bei Nacht.“
„Es wird eitel Schrecken sein, die Botschaft zu vernehmen, denn das Bett ist zu kurz, um sich auszustrecken, und die Decke zu schmal, um sich einzuhüllen.“
Das sind schreckliche Betten, wo man nicht mal gerade liegen kann.
Diese kurzen Betten – für mich kein Problem, aber es gibt Leute von normaler Größe.
Da steht: „Das Bett ist zu kurz, um sich auszustrecken, und die Decke zu schmal, um sich einzuhüllen.“
Das sind grässliche nordische Decken, die so schmal sind, dass man sich nicht mehr einhüllen kann.
So wird es sein: Es gibt keine Zuflucht, keine Sicherheit, keine Geborgenheit mehr.
Dieser Bund wird Israel nichts nützen, denn der König des Nordens wird Israel überrennen.
Zwei Drittel werden umkommen, nach Sacharja 13, Vers 8. Schrecklich!
Es wird eitel Schrecken sein, nur die Botschaft davon zu hören.
Ich möchte noch ganz kurz aus Joel 2 zeigen, wie diese Armee vorgehen wird.
Sie wird durch eine unvorstellbare Brutalität gekennzeichnet sein.
Joel 2, Vers 1: „Stoßt in die Posaune auf Zion, stoßt in das Schofarhorn auf dem Tempelberg!“
Das ist im dritten Tempel, dort müssen sie blasen.
„Stoßt in die Posaune auf Zion und blast Lärm auf meinem heiligen Berg! Beben sollen alle Bewohner des Landes, denn der Tag des Herrn kommt, denn er ist nahe.“
Der Tag des Herrn beginnt mit der großen Drangsalzeit.
Nach dreieinhalb Jahren kommt der Herr Jesus als Richter der Welt.
„Denn es ist ein Tag der Finsternis und Dunkelheit, ein Tag des Gewölks und der Wolkennacht.“
„Wie die Morgendämmerung ist es ausgebreitet über die Berge, ein großes und mächtiges Volk, desgleichen von Ewigkeit hier nicht gewesen ist und nach ihm nicht mehr sein wird bis in die Jahre der Geschlechter.“
Also eine Armee kommt von Norden her, so riesig wie nie eine gegen Israel.
Weiter heißt es: „Wie die Morgendämmerung ist es ausgebreitet über die Berge, ein großes und mächtiges Volk, das gleich von Ewigkeit her nicht gewesen ist und nach ihm nicht mehr sein wird bis in die Jahre der Geschlechter.“
Vor ihm her lodert das Feuer, nach ihm lodert die Flamme.
Vor ihm ist das Land wie der Garten Eden. Er hat in Israel 240 Millionen Bäume aufgeforstet.
Heute exportiert Israel Schnittblumen.
Vor ihm ist das Land wie der Garten Eden, nach ihm eine öde Wüste.
Es bleiben keine Entkommenen übrig, alle werden abgeschlachtet.
Sein Aussehen ist wie das Aussehen von Rossen – nicht echte Rossen, aber sie sehen so aus – und wie Reitpferde.
Sie rennen gleich wie Wagengerassel, hüpfen auf den Gipfeln der Berge, gleich dem Brausen der Feuerflamme, die Stoppeln verzehrt.
Sie sind ein mächtiges Volk, zum Kampf gerüstet.
Vor ihnen zittern die Völker, alle Gesichter erblassen.
Wenn man nur von dieser Armee spricht, kommt Angst auf.
Sie rennen wie Helden, wie Kriegsleute.
Sie ersteigen die Mauer, ziehen auf ihren Wegen, ihre Pfade wechseln sie nicht.
Keiner drängt den anderen.
Sie stürzen zwischen Waffen hindurch und verwunden sich nicht.
Sie laufen in der Stadt umher, rennen auf die Mauer, steigen in die Häuser, dringen durch Fenster ein wie Diebe.
Also bis zum Häuserkampf wird das beschrieben.
Eine unglaublich bewegliche Infanterie mit enormer Eigenständigkeit in der Bewegung.
So können wir weitermachen.
In Kapitel 2 heißt es, im dritten Tempel soll Israel eine Bußversammlung abhalten, keine Opfer, aber der Altar wird erwähnt, die Vorhalle des Tempelhauses, die Priester.
Sie schreien zu Gott, dass er eingreift.
Dann in Kapitel 2 immer noch: „Greif ein, Gott, und befreie Israel aus dieser Not.“
Das ist der Herr Jesus, der nach dreieinhalb Jahren zurückkehrt, auf dem Ölberg kämpfen wird und Israel aus der Bedrängnis vor Assyrien befreit.
Jetzt noch ein Weihnachtstext: Micha 5.
Was hat Weihnachten mit ISIS zu tun?
In Micha 5, Vers 1 wird die Geburt des Herrn Jesus in Bethlehem beschrieben:
„Und du, Bethlehem-Ephrata, klein unter den Tausenden Judas, aus dir wird mir hervorgehen, der Herrscher über Israel sein soll, und seine Ausgänge sind von der Urzeit, von den Tagen der Ewigkeit her.“
Das ist der Herr Jesus, der Mann aus Bethlehem, der einmal Herrscher in Israel sein wird.
In Vers 3 sind wir in der Endzeit, wie so oft in der Prophetie werden das erste und das zweite Kommen Jesu nahe beieinander dargestellt.
Vers 3: „Und er wird dastehen und seine Herde weiden in der Kraft des Herrn, in der Hoheit des Namens des Herrn, seines Gottes. Und sie werden wohnen, denn nun wird er groß sein bis an die Enden der Erde, und dieser wird Friede sein.“
Der Mann aus Bethlehem ist der gleiche, der einmal im tausendjährigen Reich regieren wird und Israel zur Ruhe bringt.
Aber vor der Ruhe kommt der große Sturm.
Vers 4: „Wenn Assyrien in unser Land kommen wird, wenn es in unsere Paläste tritt, so werden wir sieben Hirten und acht Menschenfürsten gegen dasselbe aufstellen.“
Es wird so sein.
Die 144.000 in Moab, Jordanien, werden am Schluss zurückkehren und in die Endkämpfe eingreifen.
Wenn der Herr Jesus wiederkommt, siehe Sacharja 9 und 10.
Dort sieht man, wie der Herr Jesus vom Himmel her kämpft, und der Überrest als Bodentruppe wird von ihm oben geschützt.
Sie werden acht Menschenfürsten gegen dasselbe aufstellen.
Sie werden das Land Assyrien mit dem Schwert weiden und das Land Nimrod in seinen Toren.
Er wird uns von Assyrien erretten, wenn es in unser Land kommt und unsere Grenzen betritt.
Dramatisch, ja!
Der Herr Jesus wird uns vor Assyrien retten.
Der Bund mit Europa bringt nichts, das ist alles nur Falschheit und Lüge.
Der Herr Jesus wird schließlich diese Rettung bringen vor Assyrien und diesen Drittel aus der größten Bedrängnis in die Herrlichkeit des Reiches führen.
Nun, das war eine weitere Ausführung zu nur diesem kurzen Satz in Daniel 9:
„Und wegen der Beschirmung der Gräuel wird ein Verwüster kommen, und zwar bis zur Vernichtung, und fest Beschlossenes wird über das Verwüstete ausgegossen werden.“
Damit ist diese Übersicht beendet.
Beginn der Betrachtung von Daniel Kapitel 10
Nun kommen wir zu Kapitel 10. Daniel 10 ist ein ziemlich einfaches Kapitel, daher kommen wir etwas schneller voran. Im dritten Jahr Chores, des Königs von Persien, wurde Daniel, der auch Belzazar genannt wird, eine Offenbarung zuteil. Diese Offenbarung ist wahr und betrifft eine große Mühe oder einen großen Kampf. Daniel verstand die Sache und erhielt Verständnis über das Gesicht.
Das dritte Jahr entspricht dem Jahr 536 v. Chr. In diesem Jahr empfing Daniel erneut eine göttliche Offenbarung, die er in den Kapiteln 10 bis 12 festhielt. Diese Kapitel bilden eine Einheit. Es wird wieder betont, dass Daniel die Sache verstand und Verständnis über die Vision erhielt. Wir sehen hier erneut einen Daniel, der von Gott Verständnis bekommt. Warum? Weil er dem Herrn treu blieb in seinem Leben. Dieses Verständnis machte ihn nicht stolz, sondern gab ihm vielmehr Mut, in den Schwierigkeiten – zuerst am babylonischen Hof, später am persischen Hof – treu zu bleiben.
Gott schenkte ihm noch mehr Verständnis. Das war wie eine Spirale: Wahre Erkenntnis führte zu mehr Treue, mehr Treue führte zu neuer Erkenntnis, und diese neue Erkenntnis führte wiederum zu mehr Treue. So entwickelte sich eine Spirale in Daniels Leben.
Vers 2: In denselben Tagen trauerte ich, Daniel, drei volle Wochen. Köstliche Speise aß ich nicht, weder Fleisch noch Wein kam in meinen Mund, und ich salbte mich nicht bis drei volle Wochen umwahren. Daniel trauert, und wir werden gleich sehen, dass diese Traurigkeit wieder damit zusammenhängt, wie in Daniel 9, drei Jahre früher. Damals trauerte er ebenfalls und brachte die Sünden seines Volkes vor Gott. Er machte sich eins mit dem Versagen des Volkes Gottes. Er sagte nicht: „Seht, sie sind schuldig“, sondern: „Schau, Herr, uns!“ Das ist die richtige geistliche Haltung: sich eins machen mit dem Volk, auch wenn man selbst nicht an der Schuld beteiligt ist. Daniel gehörte zu diesem Volk, und er war traurig, wenn er das Versagen Israels sah.
Nun Vers 4: Am vierundzwanzigsten Tag des ersten Monats – das ist übrigens der Monat Nisan, des religiösen Jahres – war ich am Ufer des großen Stroms, dem Hidekel, dem Tigris. Ich erhob meine Augen und sah – siehe, da war ein Mann in Leinen gekleidet, und seine Lenden waren mit Gold von Ufas umgürtet. Das ist ein besonders wertvolles Gold. Sein Leib war wie ein Chrysolith, ein Edelstein, der golden aussieht. Chrysolith heißt „Goldstein“, hebräisch Tarschisch. Sein Leib war wie ein Chrysolith, und sein Angesicht hatte das Aussehen eines Blitzes. Seine Augen waren wie Feuerfackeln, seine Arme und Füße wie der Anblick von leuchtendem Kupfererz, und die Stimme seiner Worte war wie die Stimme einer Menge.
Diese Beschreibung erinnert frappant an die Erscheinung des Herrn Jesus auf Patmos in Offenbarung 1 ab Vers 13: Augen wie Feuerfackeln, Füße wie glühendes Kupfer, ein langes Priestergewand, hier in Leinen gegürtet. Die Parallelen sind deutlich. In Offenbarung 1 heißt es, sein Gesicht leuchtet wie die Sonne in ihrer Kraft, hier ist das Aussehen des Angesichts wie der Blitz. Wer erschien hier Daniel? Das war der Sohn Gottes im Alten Testament.
Im Alten Testament gibt es viele Stellen, an denen Gott in Menschengestalt erscheint. Gott in seiner absoluten Gottheit kann niemand sehen. Darum steht in 1. Timotheus 6, Vers 16, dass niemand Gott je gesehen hat noch sehen kann, da er ein unzugängliches Licht bewohnt. Trotzdem lesen wir im Alten Testament, dass Gott gesehen wurde. Hagar sagt in 1. Mose 16: „Du bist ein Gott, der sich schauen lässt.“ Jesaja sieht den Herrn auf einem hohen und erhabenen Thron in Jesaja 6, umgeben von Engeln. Wie ist das möglich? Gott hatte Mose gesagt in 2. Mose 33, dass man Gott nicht sehen und leben kann. Gott in seiner absoluten Gottheit wurde noch nie von einem Geschöpf gesehen, das ist unmöglich. Aber Gott konnte sich im Alten Testament in einer Gestalt offenbaren, die für den Menschen erträglich war.
Immer wieder erscheint ein Mensch, zum Beispiel auch bei Abraham in 1. Mose 19: Drei Männer kamen, zwei waren Engel, einer war der Herr selbst. Abraham dachte zuerst, es seien Wanderer, und lud sie ein. Erst später erkannte er, dass es der Herr, der Richter der ganzen Erde, war. Es gibt viele weitere Beispiele, etwa bei Richter Gideon in Richter 7, wo ein Bote erscheint und Gideon später erkennt, dass es Gott war. Er musste nicht sterben, weil Gott in einer erträglichen Gestalt erschien. Diese Erscheinungen waren eine Vorschattung darauf, dass Gott, der Sohn, ein wirklicher Mensch werden würde, wie Johannes 1, Vers 14 sagt: Das Wort, das alles erschaffen hat, wurde Fleisch und wohnte unter uns. Wir haben seine Herrlichkeit angeschaut, die Herrlichkeit des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.
Gott der Sohn kommt als wirklicher Mensch in die Welt. Wer ihn kennt, kennt auch den Vater. Darum sagt Johannes 1, Vers 18: Niemand hat Gott jemals in seiner absoluten Gottheit gesehen; der eingeborene Sohn, der im Schoß des Vaters ist, hat ihn kundgemacht. Der Herr Jesus, der ewige Sohn Gottes, kam und offenbarte den dreieinigen Gott. Auch hier im Alten Testament sehen wir eine solche Gotteserscheinung.
Nun sehen wir, wie Daniel reagiert. Vers 7: Ich, Daniel, allein sah das Gesicht. Die Männer, die bei mir waren, sahen das Gesicht nicht, doch überfiel sie großer Schrecken, und sie flohen und verbargen sich. Daniel ist überwältigt. Nur er sieht das Gesicht. Er hatte Begleiter, die zwar den Schrecken mitbekamen, aber nicht wirklich, was er gesehen hatte. Ähnlich war es bei Paulus, der eine Erscheinung vom Himmel hatte – es war der Herr Jesus. Von Paulus heißt es, dass er den Herrn Jesus sah, die Begleiter aber nur ein Licht sahen, niemanden. Sie hörten die Stimme an einer Stelle, an einer anderen Stelle heißt es, sie hörten sie nicht.
Manche sehen darin einen Widerspruch. Ich erinnere mich, als ich als Teenager am Bahnhof Traktate verteilte, sprach mich ein Mann an, der Theologe war und sich gerade mit Widersprüchen in der Bibel beschäftigte. Ich erklärte ihm, dass die Begleiter der Person nicht wirklich gesehen haben, sondern nur das Licht. In einer Stelle steht, sie hörten die Stimme mit Akkusativ, in einer anderen mit Genitiv: „die Stimme hören“ und „der Stimme hören“. Das drückt aus, dass sie nur den Schall hörten, aber nicht verstanden, was gesagt wurde. Kein Widerspruch, man muss nur die Bibel genau lesen. Meistens reicht es, im Deutschen genau zu lesen. Manchmal ist noch der Grundtext hilfreich. Es stimmt nicht, dass man Hebräisch und Griechisch können muss, um die Bibel zu verstehen. Wir haben sehr gute Übersetzungen, etwa die alte Elberfelder oder die von CSV.
Ich fahre fort. Die Erscheinung bei Daniel ist ganz ähnlich, und es war der Herr Jesus, aber im Alten Testament.
Vers 8: Ich blieb allein übrig und sah dieses große Gesicht. Keine Kraft blieb in mir, meine Gesichtsfarbe verwandelte sich bis zur Entstellung, und ich behielt keine Kraft mehr. Ähnlich wie Paulus, der in Apostelgeschichte 9 drei Tage nichts aß. Das war seine Bekehrung. Bei Daniel war es nicht seine Bekehrung; er war ein alter Mann, der den Herrn schon gut kannte. Doch plötzlich wurde er vom Herrn neu überwältigt, wie es noch nie zuvor war. So war es auch bei Johannes auf Patmos, ein alter Mann, vielleicht neunzig Jahre alt. Johannes, der Jünger, den Jesus liebte, war sich der Liebe des Herrn besonders bewusst. In Offenbarung 1 fällt er wie tot nieder, als er die Herrlichkeit des Herrn sieht. Auch Daniel ist so überwältigt. Das ist eine wunderbare Erfahrung: Man wird immer wieder neu vom Herrn überwältigt, egal wie lange man schon auf dem Glaubensweg ist. Es wird nie langweilig im Glauben.
Vers 10: Siehe, eine Hand rührte mich an und machte, dass ich mich auf Knie und Hände empor wankte. Er sprach zu mir: Daniel, du vielgeliebter Mann, merke auf die Worte, die ich dir rede, und stehe auf deiner Stelle! Als er das zu mir sprach, stand ich zitternd auf.
Wichtig: Daniel 10, 11, 12 sind eine Einheit und gehören zusammen. In Kapitel 12 sehen wir, dass Daniel in dieser Vision nicht nur den Herrn sieht, sondern auch Engel. Nun ist es wichtig, dass in den Versen bis Vers 9 der Herr Jesus erscheint. In Vers 10 aber berührt ihn eine Hand, und das Weitere macht klar, dass es die Hand eines Engels ist. Es ist nicht mehr der Mann mit dem Gesicht wie ein Blitz. Jetzt spricht ein Engel zu Daniel und stärkt ihn. Das werden wir gleich noch genauer sehen.
Der Engel spricht zu Daniel: „Du vielgeliebter Mann, merke auf die Worte, die ich dir rede.“ Wieder befiehlt er Daniel, sein Verständnis zu richten, also aufmerksam zu sein. Daniel soll aufstehen, und er steht auf. Der Ausdruck „Daniel, du vielgeliebter Mann“ hatten wir schon in Kapitel 9, Vers 23, als Gabriel zu ihm sagte: „Du bist ein Vielgeliebter.“ Und in Vers 19 heißt es: „Fürchte dich nicht, du vielgeliebter Mann“, isch Hamudot. Das bedeutet „Mann der Schätze“, zu Deutsch „Schatzmann“. Es gibt sogar jüdische Familiennamen wie Schatzmann, die von diesem Begriff stammen. Ein Mann wie Daniel, der den Herrn liebt und Gottes Wort verstehen will, wird „Schatzmann“ genannt. Es gibt natürlich auch „Schatzfrauen“, also Frauen, die so sind wie Daniel.
Vers 12: Er sprach zu mir: „Fürchte dich nicht, Daniel, denn von dem ersten Tag an, an dem du dein Herz darauf gerichtet hast, Verständnis zu erlangen und dich vor deinem Gott zu demütigen – das war schon am dritten Nisan –, sind deine Worte erhört worden. Um deiner Worte willen bin ich gekommen.“
Wir sehen, warum Daniel sich gedemütigt hat: Er wollte vor Gott Buße tun und Dinge besser verstehen. Das waren seine beiden Anliegen. Er fastete, aber die göttliche Antwort kam nicht erst durch das Fasten, sondern er war von Anfang an erhört worden. Man sollte nicht meinen, man könne durch eine besondere Art des Betens etwas verdienen. Daniel wollte nur zeigen, wie ernst es ihm war, und deshalb hatte das Fasten seinen Sinn. Aber nicht, um etwas zu verdienen.
Der Engel entschuldigt sich für die Verspätung. Engel können also auch drei Wochen Verspätung haben, nicht nur wir Menschen.
Vers 13: „Aber der Fürst des Königreichs Persien stand mir einundzwanzig Tage entgegen. Siehe, Michael, einer der ersten Fürsten, kam, um mir zu helfen, und ich trug den Sieg davon bei den Königen von Persien.“
Dieser Engel hatte am dritten Nisan im Himmel den Auftrag bekommen, zu Daniel zu gehen und ihm die Dinge zu erklären. Doch auf dem Weg dorthin hatte er eine Konfrontation mit dem Fürsten des Königreichs Persien. Es war ein heftiger Kampf. Erst als Michael kam und ihm half, errang er den Sieg.
Dieser Fürst des Königreichs Persien ist nicht der irdische persische König, sondern ein Engelfürst über Persien – ein dämonischer Engelfürst. In Epheser 6, Vers 12 wird erklärt, dass unser Kampf nicht gegen Fleisch und Blut ist, sondern gegen Fürstentümer, Gewalten, Weltbeherrscher dieser Finsternis – die kosmokratoren, wie im Griechischen. Diese geistlichen Mächte der Bosheit wirken in den himmlischen Örtern. In Vers 11 geht es um die Listen des Teufels. Das zeigt, dass gefallene Engelfürsten, die mit Satan gefallen sind, an der Spitze verschiedener Staaten stehen und wirken.
Es gibt also einen Fürsten des Königreichs Persien. In Daniel 10, Vers 20 sagt der Engel: „Weißt du, warum ich zu dir gekommen bin? Ich werde zurückkehren und mit dem Fürsten von Persien streiten. Wenn ich ausgehe, siehe, wird der Fürst von Griechenland kommen.“ Es gibt also auch einen Engelfürsten von Griechenland, der in den Kampf eingreifen will. Diese Kosmokratoren stehen an der Spitze der Staaten. Hinter den Herrschern dieser Welt stehen dämonische Mächte.
Wie ist der Zusammenhang? Schon in der Regierungszeit von Ronald Reagan wurde bekannt, dass Wahrsager für Entscheidungen konsultiert wurden. Solche Beispiele zeigen sehr direkt den Zusammenhang zwischen dieser Welt und der übernatürlichen Welt. Alexander der Große befragte Orakel. Diese Führung geschieht nicht immer durch direkte okkulte Methoden, aber Satan ist der Fürst dieser Welt. Er führt die ungläubigen Menschen. Darum wird Satan in Johannes 12, Vers 31 „der Fürst dieser Welt“ genannt, und in 2. Korinther 4, Vers 4 „der Gott dieser Welt“. In der Versuchungsgeschichte in Lukas 4 zeigt Satan dem Herrn Jesus alle Reiche des Erdkreises und bietet sie ihm an, wenn er sich vor ihm niederbeugt. Interessant ist, dass in Lukas 4 nicht einfach „die Reiche der Erde“ steht, sondern „die Reiche des Erdkreises“ (oikumene). In Lukas 2 ist „Erdkreis“ ein spezieller Ausdruck für das römische Reich. Wer stand damals hinter Kaiser Tiberius? Satan, laut Lukas 4.
Natürlich sagt Römer 13, dass Gott die Obrigkeiten eingesetzt hat. Schon bei Noah hat Gott eingesetzt, dass Menschen über Menschen regieren sollen. Das ist eine göttliche Institution. Aber wir müssen uns bewusst sein, dass Engelfürsten diese Regierungen beeinflussen und steuern. Die Engel Gottes stehen im Kampf mit diesen Mächten.
Wir können uns die Weltgeschichte als ein sehr kompliziertes Schachspiel auf zwei Ebenen vorstellen. Normalerweise spielt man Schach auf einer Ebene. Hier sind es zwei Bretter: Oben die Engel, unten die Menschen. Es gibt eine direkte Beziehung – ein Doppelschach, das müsste man noch erfinden. Hier sehen wir einen Teil dieses Kampfes.
Der Engel Michael wird hier als einer der ersten Fürsten genannt. In Judas 9 wird Michael als Erzengel bezeichnet – „Erz“ bedeutet Oberengel oder Engelfürst. Er ist einer der Obersten. In Offenbarung 8 wird von sieben Engeln gesprochen, die vor Gott stehen – also unmittelbar vor Gott. Gabriel sagt von sich in Lukas 1, dass er vor Gott steht. Er ist einer dieser Engel ganz oben, die vor Gott stehen, von diesen sieben Engeln. Michael ist einer der ersten Fürsten.
Vers 14: „Ich bin gekommen, um dich verstehen zu lassen, was deinem Volk am Ende der Tage widerfahren wird. Denn das Gesicht und die Vision beziehen sich auf jene Tage.“
Das macht klar: Die ganze Prophetie, die jetzt folgt in Kapitel 11 und 12, umfasst die Geschichte von Daniels Zeit bis in die Endzeit. Viele Prophezeiungen sind schon erfüllt, aber alles führt bis in die Endzeit – die Zeit, wenn der Herr Jesus als Richter der Welt kommt.
Vers 15: „Als er so mit mir redete, richtete ich mein Angesicht zur Erde und verstummte.“ Schön, der Mensch wird still vor Gottes Wort. Man muss nichts mehr sagen, Gott hat gesprochen.
Vers 16: „Wie ein Mensch berührte er meine Lippen, ich tat meinen Mund auf und sprach zu dem, der vor mir stand: Mein Herr, wegen des Gesichtes überfielen mich Wehen, ich habe keine Kraft mehr, und wer könnte ein Knecht meines Herrn sein, um mit diesem meinem Herrn zu reden? Von nun an blieb keine Kraft mehr in mir, und kein Odem war mit mir übrig.“
Ein Engel in Menschengestalt stärkt Daniel und gibt ihm Kraft für die Lippen, um wieder zu sprechen. Das erstaunt: Ein Engel gibt Kraft. Wir kennen das auch aus Lukas 22, als der Herr Jesus in Gethsemane im schweren Gebetskampf war. Dort stärkte ihn ein Engel. Hier haben wir eine ähnliche Situation: Ein Engel stärkt Daniel.
Vers 18: „Da berührte mich wiederum einer, der aussah wie ein Mensch, und stärkte mich. Er sprach: Fürchte dich nicht, du vielgeliebter Mann! Friede dir! Sei stark, ja, sei stark!“ So macht der Engel ihm Mut.
Daniel nennt den Engel „Mein Herr“ – auf Hebräisch „Adoni“. Das ist nicht „Adonai“, das ist ein Titel speziell für Gott im Plural, sondern „Adoni“ bedeutet einfach „mein Herr“ wie „Monsieur“ im Französischen. Auch heute sagt man in Israel auf der Straße „Adoni“ als höfliche Anrede, etwa „Mein Herr, entschuldigen Sie, können Sie mir helfen?“ Daniel verehrt den Engel also nicht göttlich, sondern spricht ihn respektvoll an.
Vers 20: Der Engel sagt: „Weißt du, warum ich zu dir gekommen bin? Ich werde zurückkehren und mit dem Fürsten von Persien streiten. Wenn ich ausgehe, siehe, wird der Fürst von Griechenland kommen. Doch will ich dir kundtun, was im Buch der Wahrheit verzeichnet ist.“
Der Engel hat zwischen den Kämpfen den Auftrag, Daniel die Prophetie aus dem Buch der Wahrheit zu erklären. Das werden wir im nächsten Mal ab Kapitel 11 sehen – eine phantastische Prophetie, in der über hundertfünfzig Prophezeiungen erfüllt werden. Allein die Verse 1 bis 35 sind umwerfend. Ein Kritiker des Christentums, Porphyrius, schrieb um 300 n. Chr. in seinem zwölften Buch gegen das Christentum, dass Daniel 11 keine echte Prophetie sein könne, weil sie zu genau sei. Er meinte, das sei heidnische Prophetie.
Vers 21: „Und es ist kein einziger, der mir mutig beisteht, außer Michael, euer Fürst.“
Es ist ein besonders schwerer Kampf, und nur Michael steht ihm bei. Das zeigt, dass Michael einer der stärksten Engel ist. In Offenbarung 12 lesen wir, dass Michael kurz vor Beginn der großen Drangsal einen Kampf gegen Satan im Himmel führt. Satan hat bis dahin noch Zugang als Ankläger im Himmel. Die Engel Satans kämpfen gegen die Engel Michaels. Michael besiegt Satan und wirft ihn aus dem Himmel auf die Erde. Dann wird Satan zornig, weil er weiß, dass seine Zeit knapp ist – nur noch dreieinhalb Jahre. Das löst die große Drangsal aus.
Michael ist ein so starker Engel, dass er Satan besiegt. Doch Satan ist kein Antigott, sondern ebenfalls ein Engelfürst, der von einem anderen Engelfürsten besiegt werden kann. Michael ist auch nur ein Engel, ein Geschöpf, aber ein besonders starker. Und es heißt hier: „Nur Michael, euer Fürst.“ Das ist der Engel, der an der Spitze Israels steht – der stärkste Engel Gottes, nicht ein dämonischer Engelfürst.
Zum Schluss: Daniel 12, Vers 1 spricht von der großen Drangsal: „In jener Zeit wird Michael aufstehen, der große Fürst, der für die Kinder deines Volkes steht. Es wird eine Drangsal sein, wie sie nie zuvor war seit Bestehen einer Nation bis zu jener Zeit. Und dein Volk wird errettet werden, jeder, der im Buch geschrieben steht.“
Michael steht also für das Volk Israel, an dessen Spitze er steht. Wir können wissen, dass Michael auch heute in Bezug auf Israel eine Funktion hat. Diese Kämpfe finden in der unsichtbaren Welt statt, und Gott gibt uns hier einen kleinen Einblick in diese Sphären.
Das hat jedoch nichts damit zu tun, dass wir plötzlich Marschbewegungen um Städte machen, um Territorium zu erobern. Das ist Unsinn und falsche Lehre. Gott gab Joshua den Auftrag, Jericho zu umzingeln, aber danach geschah das nie mehr. Paulus umzingelte Philippi nicht, bevor er dort evangelisierte. Manche behaupten, in Tadschikistan werde eine Erweckung kommen, weil Leute dort Gebetsmärsche gemacht hätten – das sind falsche Lehren.
Das Wort Gottes lehrt uns, dass es diese Engelfürsten gibt. Das erklärt auch manches Unrecht in der Weltpolitik. Man sollte nicht ständig klagen über die Obrigkeit und sagen, die seien von dämonischen Engeln gesteuert. Paulus sagt in 1. Timotheus 2, dass wir für alle Obrigkeiten beten sollen, damit das Evangelium gefördert wird. Gott will, dass alle Menschen errettet werden. So ist das Gebet für die Obrigkeit sehr wichtig.
Wir beten und wissen, dass unser Gebet viel bewirkt, wie Jakobus 5 sagt: Das Gebet eines Gerechten vermag viel.
Zum Schluss beten wir: Herr Jesus, wir danken dir, dass dein Wort uns so viel Einblick gibt in Bereiche, die den Menschen sonst verschlossen sind. Wir danken dir, dass du über allem stehst und dass der Ratschluss Gottes sich erfüllen wird. Hilf uns, zu sehen, in welcher Zeit wir leben, was unser Auftrag ist, und uns auf das Wesentliche zu konzentrieren. Lass uns dir treu folgen, wie Daniel, damit auch du über uns sagen kannst: Du vielgeliebter. Amen.
