Übergang vom ersten zum zweiten Buch Samuel und Beginn der Davidszeit
In Fortsetzung vom letzten Bibelschulentag, an dem wir gemeinsam eine Übersicht über das erste Samuelbuch betrachtet haben, wenden wir uns nun dem zweiten Samuelbuch zu.
Es geschah nach dem Tod Sauls, als David von der Schlacht gegen die Amalekiter zurückgekehrt war. David blieb zwei Tage in Ziklag. Am dritten Tag kam ein Mann aus dem Heerlager Sauls zu ihm. Seine Kleider waren zerrissen, und Erde war auf seinem Haupt. Als er zu David kam, fiel er zur Erde und warf sich nieder.
David fragte ihn: „Woher kommst du?“ Der Mann antwortete: „Ich bin aus dem Heerlager Israels entkommen.“ David bat ihn: „Wie steht die Sache? Berichte mir doch!“ Da sagte der Mann: „Das Volk ist aus der Schlacht geflohen, viele sind gefallen und gestorben. Auch Saul und sein Sohn Jonathan sind tot.“
Darauf sprach David zu dem Jüngling, der ihm berichtete: „Wie weißt du, dass Saul und sein Sohn Jonathan tot sind?“ Der Jüngling antwortete: „Es geschah zufällig auf dem Gebirge Gilboa. Siehe, Saul lehnte sich auf sein Speer, und die Wagen und Reiter setzten ihm hart nach. Er wandte sich um, sah mich und rief mir zu. Ich antwortete: ‚Hier bin ich!‘ Er fragte mich: ‚Wer bist du?‘ Ich sagte: ‚Ich bin ein Amalekiter.‘
Er sprach zu mir: ‚Tritt her zu mir und töte mich, denn die Verwirrung hat mich ergriffen, doch mein Leben ist noch in mir.‘ Da trat ich zu ihm hin und tötete ihn, denn ich wusste, dass er seinen Fall nicht überleben würde. Ich nahm das Diadem, das auf seinem Haupt war, und die Armspange, die an seinem Arm war, und brachte sie zu meinem Herrn hierher.“
Daraufhin fasste David seine Kleider und zerriss sie. Alle Männer, die bei ihm waren, taten dasselbe. Sie klagten und weinten und fasteten bis zum Abend um Saul, um seinen Sohn Jonathan, um das Volk des Herrn und um das Haus Israel, das durchs Schwert gefallen war.
(2. Samuel 1,1-12)Überblick über das zweite Buch Samuel und seine Bedeutung
Das zweite Buch Samuel umfasst einen Zeitraum von vierzig Jahren, nämlich die Herrschaftszeit Davids von 1011 bis 971 vor Christus. Saul regierte ebenfalls vierzig Jahre davor. Mit dem Jahr 1011 begann die Regierungszeit Davids, und das führt uns an den Anfang des zweiten Buches Samuel.
In diesem Buch geht es also um das Königtum unter David. Es beschreibt auch den Übergang von der Zeit der Stiftshütte, die ihren Anfang nach dem Auszug aus Ägypten genommen hatte, hin zum ersten Tempel unter Salomo, dem Sohn Davids.
Wir haben uns beim letzten Mal auch mit der Reise der Bundeslade beschäftigt. Im zweiten Buch Samuel Kapitel 4 finden wir sie in Silo, im heutigen Westjordanland. Dann wurde sie von den Philistern weggeführt. Sie kam nach Aschdod, Gat und Ekron, bevor sie schließlich wieder nach Israel zurückkehrte – nach Bezek, und dann für einige Zeit nach Kiriath-Jearim, das ganz nahe bei Jerusalem liegt.
David wollte die Bundeslade dann nach Jerusalem überführen, worauf wir noch eingehen werden. Dabei ereignete sich jedoch ein schweres Unglück. So kam die Bundeslade einige Zeit nach Peres-Uzza und erst später nach Jerusalem in das Zelt, das David in seiner Stadt, in Jerusalem, aufgerichtet hatte.
Noch später, unter Salomo, wurde die Lade auf die Berghöhe hinauf in den Tempel gebracht (1. Könige 8,6). Von dieser langen und bewegten Reise der Bundeslade berichtet uns insbesondere das zweite Buch Samuel.
Verfasser und prophetische Einordnung des Buches
Wer hat das Buch verfasst?
Wir haben bereits im Zusammenhang mit dem ersten Buch Samuel gesehen, dass der Talmud im Traktat Baba Batra 15a einige Informationen dazu liefert. Auch in Jesu Chronika 29,29 gibt es Hinweise. Diese machen deutlich, dass am ersten Buch zum großen Teil Samuel, der Prophet, selbst geschrieben hat. Am Schluss sind dann aber die Propheten Gad und Nathan beteiligt.
Es gab allerdings, wie in 1. Samuel 27,6 zu sehen ist, noch eine spätere Endredaktion des Buches in der Zeit der Könige. Für das zweite Buch Samuel bleiben dann die Informationen, dass Gad und Nathan die Propheten dieses Buch verfasst haben.
Übrigens sind all diese Bücher, die wir als Geschichtsbücher bezeichnen würden – wie Josua, Richter, 1. Samuel, 1. Könige und so weiter – in der hebräischen Bibel den Propheten zugeordnet. Die hebräische Bibel ist eingeteilt in das Gesetz, das die Bücher Mose umfasst, dann die Propheten und schließlich die Schriften.
In den Schriften sind Psalmen, Sprüche, Prediger, Hohes Lied und weitere enthalten. Die Geschichtsbücher dagegen werden als Propheten bezeichnet, und zwar als die vorderen oder früheren Propheten. Diese stehen im Gegensatz zu den späteren Propheten wie Jesaja, Jeremia, Hesekiel und den zwölf kleinen Propheten.
Interessant ist also, dass diese Bücher als Prophetenbücher bezeichnet werden, obwohl sie hauptsächlich Geschichte erzählen. Es handelt sich jedoch um Heilsgeschichte, die aus einer prophetischen Sicht geschrieben wurde.
Das ist auch ganz entscheidend für den Umgang mit diesen Büchern: Es ist Heilsgeschichte aus prophetischer Sicht.
Ursprünglich waren das erste und zweite Samuel gar nicht getrennt, sondern bildeten ein Buch – einfach das Buch Samuel. Das ist noch heute sichtbar. In Qumran hat man in Höhle 4 eine Samuelrolle gefunden, die aus dem Jahr 50 vor Christus stammt. Dort finden sich Texte aus dem ersten und zweiten Buch Samuel.
Das Buch lässt sich folgendermaßen einteilen: Es gibt eigentlich vier Hauptteile.
Kapitel 1 bis 4 behandeln David in Hebron, also die siebeneinhalb ersten Regierungsjahre. Danach beschreiben Kapitel 5 bis 10 Davids Regierung in Jerusalem, seine Anfangszeit als König.
Der dritte Teil umfasst Kapitel 11 bis 21 und zeigt David im Sündenfeld. Hier geht es um Davids Sünden und familiäre Katastrophen – ein ganz dunkles Kapitel. David sündigt, kehrt zwar um, kommt aber unter die Zucht Gottes.
Das Buch endet jedoch ganz aufgehellt im vierten Teil, dem Lebensabend Davids, den Kapiteln 22 bis 24. Dort finden wir viel von Gnade und prophetischem Ausblick.
Beginn der Erzählung: David und der Amalekiter
Nun gehen wir Kapitel für Kapitel durch das zweite Buch Samuel hindurch. Wir haben bereits die ersten zwölf Verse gelesen. Dort sehen wir, wie ein Amalekiter zu David kommt und sich damit brüstet, Saul getötet zu haben.
In den weiteren Versen bestraft David diesen Amalekiter mit dem Tod. David hätte ihn jedoch nicht töten dürfen, denn er respektierte Saul als den von Gott eingesetzten Regenten.
Während der gesamten Verfolgungszeit in 1. Samuel, wie wir beim letzten Mal gesehen haben, hatte David mehrfach die Gelegenheit, Saul, seinen Erzfeind, zu töten. Doch er hat es nie getan. Er wollte den Gesalbten des Herrn nicht antasten.
Nun kommt jemand und prahlt damit, Saul getötet zu haben. Es war jedoch eine Lüge. Beim letzten Mal hatten wir uns auch mit Kapitel 31 beschäftigt, in dem der Selbstmord Sauls beschrieben wird. Saul hat sich selbst getötet.
Was der Amalekiter erzählte, entsprach nicht der Wahrheit. Dennoch glaubte David seine Aussage und bestrafte ihn aufgrund dieser falschen Zeugenaussage als nun selbst Oberster Richter in Israel.
Davids Haltung zur Obrigkeit und das neutestamentliche Prinzip
Was uns in diesem ersten Kapitel besonders auffällt, ist Davids tiefe Achtung vor einer Regierung, die selbst ungerecht war. Die Regierung Sauls verübte viele böse und ungerechte Taten. Dennoch gilt das Prinzip, das im Römerbrief aufgenommen wird, Kapitel 13, Vers 1: "Jede Seele unterwerfe sich den obrigkeitlichen Gewalten, denn es ist keine Obrigkeit außer von Gott, und die, welche sind, sind von Gott verordnet."
Paulus schrieb dies im Jahr 57 nach Christus, zur Zeit, als Kaiser Nero, dieser blutrünstige Mensch, in Rom an der Macht war.
Weiter heißt es: "Wer sich daher der Obrigkeit widersetzt, widersteht der Anordnung Gottes, die aber widerstehen, werden ein Urteil über sich bringen; denn die Regenten sind nicht ein Schrecken für das gute Werk, sondern für das Böse." Dies ist ein allgemeiner Grundsatz, der jedoch manche Ausnahmen findet.
Willst du dich aber vor der Obrigkeit nicht fürchten, so übe das Gute, und du wirst Lob von ihr haben. Denn sie ist Gottesdienerin dir zum Guten. Wenn du aber das Böse übst, so fürchte dich, denn sie trägt das Schwert nicht umsonst. Sie ist Gottesdienerin, eine Rächerin zur Strafe für den, der Böses tut.
Neutestamentlich wird gesagt, dass die Obrigkeit von Gott das Schwert bekommen hat. Und mit dem Schwert kitzelt man nicht. Das bedeutet, die Obrigkeit hat von Gott das Recht auf Todesstrafe erhalten. Dies ist auch ein Vers, der das Prinzip der Selbstverteidigungsarmee neutestamentlich rechtfertigt. Der Staat hat das Schwert von Gott bekommen, aber eben nicht in Willkür, sondern wie es hier heißt: "Denn sie ist Gottesdienerin, eine Rächerin zur Strafe für den, der Böses tut."
Es geht also nicht darum, etwa Kinder ermorden zu lassen, wie es in der Schweiz jährlich vielleicht dreißigtausend oder noch mehr sind, die alle unschuldiger sind als wir hier. Nein, es geht um die Todesstrafe für den, der Böses tut, insbesondere für den Mörder.
Vers 5 sagt: "Darum ist es notwendig, untertan zu sein, nicht allein der Strafe wegen, sondern auch des Gewissens wegen. Denn dieserhalb entrichtet ihr auch Steuern, denn sie sind Gottes Beamte, die eben hierzu fortwährend beschäftigt sind."
Weiter heißt es: "Gebt allen, was ihnen gebührt: die Steuer dem, der Steuer, den Zoll dem, der Zoll, die Furcht dem, der Furcht, die Ehre dem, der Ehre gebührt."
"Seid niemandem irgendetwas schuldig." Das ist ein ganz wichtiger Text, der das Verhältnis des Christen zur Obrigkeit regelt, selbst wenn die Obrigkeit heidnisch gesinnt ist.
Es sei ganz klar: Wir müssen unsere Steuern bezahlen, wir müssen Zoll bezahlen und so weiter. Wir müssen die Leute, die über uns gestellt sind, achten und anerkennen.
Das hat also David gegenüber Saul getan, und sein Beispiel ist sehr beeindruckend.
Davids Klagelied und seine Haltung zu Feinden
Im 2. Samuel 1 dichtet David ein Klagelied über Saul und Jonathan, das in den Versen 17 und folgende behandelt wird. Es ist verständlich, dass er über seinen Freund Jonathan ein Klagelied schreibt. Doch dass er auch über seinen Erzfeind Saul klagt, ist höchst erstaunlich.
Dies zeigt uns einerseits seine Achtung vor der Regierung, trotz ihrer Fehler. Andererseits offenbart es seine Liebe zum Volk Gottes.
Es kann ja auch sein, dass wir heute selbst unter dem Volk Gottes Feinde haben, vielleicht sogar Erzfeinde. In solchen Fällen zeigt sich, ob wir uns hämisch freuen, wenn es diesen schlecht ergeht, oder ob wir auch traurig sein können, wenn es unseren Feinden schlecht geht – selbst wenn sie unter die Zucht Gottes fallen.
Dort zeigt sich dann die echte Liebe zum Volk Gottes. David ist hier ein eindrückliches Beispiel dafür: Keine Schadenfreude, wenn Gottes Gericht seinen Feind trifft, der selbst zum irdischen Volk Gottes gehörte – Saul.
Davids Königsherrschaft über Juda und der Bürgerkrieg
Wir kommen zu Kapitel zwei. David wird König über Juda, den Stamm, aus dem er selbst stammt (Verse 1 bis 4). Diese Regierung dauerte in Hebron, wie in Vers 11 erwähnt, siebeneinhalb Jahre. Dort in Hebron, in Vers 4, wurde David zum König gesalbt.
Wir haben bereits in 1. Samuel 16 die Salbung durch Samuel gesehen. Damals wurde David gewissermaßen im Voraus als König eingesetzt. Aber jetzt, als es konkret wurde, gab es eine zweite Salbung in Hebron.
David dankt in diesem Kapitel den Leuten von Jabes-Gilead. Sie hatten sich für Saul eingesetzt, nachdem er getötet worden war und von den Philistern an die Stadtmauer gehängt wurde. Sie sorgten dafür, dass sein Leichnam eine letzte Ehrung erhielt. Dabei dankt David Leuten, die nicht zu seinen Untertanen gehörten, sondern zum Rest Israels, den David nach wie vor nicht anerkannte.
Das war natürlich auch staatsmännisch sehr klug. Denn so konnte er zeigen: „Seht, ich bin kein schadenfroher Mensch, der sich freut, dass Saul tot ist.“ Er dankt dafür, dass Saul gebührlich bestattet wurde.
Abner, der General in Sauls Armee, macht daraufhin Isch-Boschet, einen Sohn Sauls, zum Gegenkönig über die anderen elf Stämme. Es kommt zum Krieg, zum Bürgerkrieg. In diesem Krieg gewinnt David (Vers 17). Dieser Sieg Judas über den Rest Israels ist ein Vorbote der nachfolgenden Siege Davids.
2. Samuel 3 fasst das eindrücklich zusammen (Vers 1): „Und der Streit war lang zwischen dem Haus Sauls, also der Dynastie Sauls, und dem Haus Davids. David aber wurde immer stärker, während das Haus Sauls immer schwächer wurde.“ Das Gegenkönigtum unter Isch-Boschet wird also immer schwächer.
Im Weiteren kam es zu einer schweren Auseinandersetzung zwischen dem Gegenkönig Isch-Boschet und seinem General Abner. Isch-Boschet wirft seinem Obersten General schwere moralische Vergehen vor. Das macht Abner so wütend, dass er sich sofort auf die Seite Davids stellt.
Der General desertiert und ist nun bereit, David zu helfen, damit dieser seine Macht auf die übrigen Stämme ausdehnen kann (Verse 7 bis 21).
Doch dann trifft es Abner selbst: Joab, aus der Armee Davids, übt Blutrache an Abner. Joab rächt den Mord an seinem Bruder Asael. In Kapitel 2, Vers 18 und folgende wird beschrieben, wie Asael, Joabs Bruder, durch Abner ermordet wurde.
Wie reagiert David? Er ordnet Staatstrauer für den Tod von Abner an – also für den General der feindlichen Seite. Wieder einmal zeigt sich keine Spur von Schadenfreude. Man könnte sagen: „Endlich ist er weg!“ Doch David verhält sich anders.
Auch das war staatsmännisch klug, obwohl es nicht nur Taktik war. Wenn man von Staatsmännischsein spricht, denkt man oft, es sei alles nur taktisch. Doch man kann staatsmännisch sein und dabei echt bleiben.
Dieses Verhalten war sehr weise, denn es ebnete David den Weg zur Herrschaft über die anderen Stämme. Es erleichterte den anderen Stämmen, David zu akzeptieren und ihn nicht als Erzfeind zu sehen.
In Kapitel 4 ermorden zwei Heerführer Isch-Boschet, ihren König. Sie bringen den Kopf des Gegenkönigs zu David nach Hebron, in der Hoffnung, von David groß belohnt zu werden. Doch David bleibt seiner Linie treu. Er bestraft diese beiden Heerführer für die Tat an seinem Feind.
David sagt, dass der König, also Isch-Boschet, gerecht war (Vers 11). Das ist natürlich nur relativ gemeint. Er war gerecht im Vergleich zu den gottlosen Heerführern. Nach Vers 10 waren diese gottlos, während der König eben gerechter war.
Dieses Verhalten von David bewies den elf Stämmen erneut, dass er der Regierung Sauls, unter der er so viel gelitten hatte, wirklich loyal war.
Wir können von David sehr viel lernen – auch im Umgang mit einem Staat, mit dem wir nicht in allen Punkten einverstanden sind. Christen bleiben loyal.
Natürlich kennen wir aus Apostelgeschichte 5 das Prinzip, dass man Gott mehr gehorchen muss als den Menschen. Der Staat darf uns Christen nichts befehlen, was gegen Gottes Wort und somit gegen unser Gewissen verstößt, das am Wort Gottes ausgerichtet ist.
Aber wir dürfen auch nicht meinen, wenn ein Staat sich in gewissen Dingen falsch verhält, dass wir ihn in allen anderen Dingen nicht mehr achten sollten.
David ist hier wirklich ein Beispiel aus dem Alten Testament für unser loyales Verhalten dem Staat gegenüber, das auch im Neuen Testament Gültigkeit hat.
Davids Salbung über ganz Israel und die Einigung der Stämme
Nun kommt die große Wende. Ich lese vor:
Vers 1: „Und alle Stämme Israels kamen zu David nach Hebron, und sie sprachen und sagten: Siehe, wir sind dein Gebein und dein Fleisch! Schon früher, als Saul König über uns war, bist du es gewesen, der Israel aus- und einführte, und der Herr hat zu dir gesagt, du sollst mein Volk Israel weiden, und du sollst Fürst sein über Israel.“
Alle Ältesten Israels kamen zu dem König nach Hebron. König David machte einen Bund mit ihnen vor dem Herrn und sie salbten David zum König über Israel.
Nun wird David zum dritten Mal gesalbt. Hier geht es um seine Salbung als König über alle zwölf Stämme. Wir sehen also, wie das vorbildliche Verhalten Davids in den Kapiteln 1 bis 4 so überzeugend und vertrauensbildend auf die elf Stämme wirkte, dass sie nun kamen und anerkannten, dass David eigentlich von Gott schon längst zum König über ganz Israel bestimmt worden war.
Es ist erstaunlich, wie sie ganz genau zitieren können, was Gott schon früher zu David gesagt hatte: „Du sollst mein Volk Israel weiden.“ David war früher ein Hirte, und nun soll er Hirte sein über ein Volk.
So viele große Staatsleute, also Diktatoren, sind gute Jäger, und so sind sie dann auch eben als Staatsleute über ihr eigenes Volk. Aber David war kein Jäger, wie zum Beispiel Nimrod, der große Jäger in 1. Mose 10, sondern David war ein Hirte. Seine Königsaufgabe war eine Hirtenaufgabe, bei der es um das Pflegen der Untertanen geht.
David erlebt hier einen Höhepunkt: Unter seiner Regierung vereinigt sich ganz Israel, das so lange gespalten war, wieder zu einer Nation. Hier haben wir bereits einen prophetischen Vorgeschmack auf die Endzeit, wenn einmal der Messias, Jesus, über ganz Israel regieren wird – im tausendjährigen Reich. Dann wird das ganze Volk Israel ihn als den von Gott schon längst prophetisch angekündigten König anerkennen.
So sehen wir etwas von dem prophetischen Gewicht dieser historischen Bücher. David gibt einen Vorgeschmack auf das, was in Sacharja 12,10 steht. Dort wird prophetisch dem Messias Folgendes gesagt, wenn er in der Endzeit erscheinen wird:
„Und ich werde über das Haus Davids und über die Bewohner von Jerusalem den Geist der Gnade und des Friedens ausgießen. Sie werden auf mich blicken, den sie durchbohrt haben, und werden über ihn wehklagen, gleich der Wehklage über den Eingeborenen, und bitterlich über ihn Leid tragen, wie man bitterlich über den Erstgeborenen Leid trägt.“
Sie werden auf den blicken, den sie durchbohrt haben, und dann eine Totenklage anstimmen über jemanden, der lebendig vor ihnen stehen wird. Das ist dieser bewegende Moment, wenn der Herr Jesus auf dem Ölberg kommt. Sie werden ihn sehen – seine Wunden in den Händen und in der Seite. Sie werden auf den blicken, den sie durchbohrt haben, und ihn als König endlich, endlich anerkennen.
Nach einer so langen Zeit der Verwerfung, so wie David sie lange erlebt hatte – er war der Verworfene in Israel – wurde er schließlich von allen zwölf Stämmen anerkannt.
Eroberung Jerusalems und Ausbau der Stadt
Und auf diesen Höhepunkt folgt gleich ein weiterer Höhepunkt. Ich lese ab Vers 6:
„Und der König zog mit seinen Männern nach Jerusalem gegen die Jebusiter, die Bewohner des Landes. Und sie sprachen zu David und sagten: ‚Du wirst nicht hier hereinkommen, sondern die Blinden und die Lahmen werden dich wegtreiben.‘“
Sie wollten damit sagen, David werde nicht in die Stadt eindringen können. Doch David nahm die Burg Zion ein, das ist die Stadt Davids.
In Vers 9 heißt es: „Und David wohnte in der Burg und ernannte sie Stadt Davids. Und David baute ringsum von dem Millo an einwärts, und David wurde immerfort größer, und der Herr, der Gott der Heerscharen, war mit ihm.“
Nun erobert David die jebusitische Enklave Zion oder Jerusalem. Das war damals ein kleines, ummauertes Städtchen am Südabhang des Berges Zion. Die Burg Zion befand sich ganz oben. Die Stadt war jedoch nicht auf dem Berggipfel gebaut, sondern nur am Abhang.
Warum eigentlich? Ganz einfach: Strategisch wäre es am besten gewesen, Jerusalem auf die Bergspitze zu bauen. Aber die Jebusiter, die Kanaaniter, diese Ureinwohner, waren gezwungen, Jerusalem weiter unten zu errichten. Der Grund dafür war die ganzjährige Quelle dort, die Gihon-Quelle, die fast unten im Tidrontal zu finden ist.
Sie fließt ganzjährig und kann bis zu 50 Liter Wasser pro Tag liefern, eine sehr gute Quelle. Deshalb war es wichtig, die Stadt nicht im Tal zu bauen – das wäre militärisch unsinnig gewesen –, sondern eine Optimierung vorzunehmen. Daher wurde die Stadt nicht zu weit oben auf der Bergkuppe gebaut, sondern am Bergabhang.
So blieb in der Vorsehung Gottes die Bergeshöhe frei für den späteren Tempel. Das ist ganz interessant.
Wir sehen also, dass David die Stadt von dem Millo an einwärts ausgebaut hat (Vers 9). Millo bedeutet „Auffüllung“. Es handelt sich dabei um eine gewaltige, beeindruckende Steinaufschüttung, die man heute noch sehen kann. Frau Kathleen Kenyon hat diese vor einigen Jahrzehnten ausgegraben.
Diese Steinaufschüttung wurde am Nordende der Stadt Davids errichtet, um das schmale Terrain künstlich zu erweitern, wo dann die Burg Zion stand. David baute diesen Millo weiter aus. Das war um 1040 vor Christus.
Das ist bemerkenswert, weil es zeigt, dass wir hier an einem Jubiläum angelangt sind: Jerusalem ist seit dreitausend Jahren die jüdische Hauptstadt. David erhob Zion, Jerusalem, zur Hauptstadt der zwölf Stämme Israels.
Dieser Ort wurde bereits einundzwanzig Mal im Buch Deuteronomium angekündigt. Ich habe hier auf dem Blatt alle Stellen angegeben. Immer wieder sprach Mose über den Ort, den der Herr aus einem der Stämme auswählen würde, um seinen Namen dorthin zu setzen. Das bedeutet, dass dort der Tempel einmal gebaut werden sollte – dieser exklusive, einzige Ort, der durch keinen anderen ersetzt werden darf.
Einundzwanzig Mal wird dieser Ort erwähnt – dreimal, siebenmal – aber der Name Jerusalem wird nie genannt. Aus dem Buch Deuteronomium geht hervor, dass dieser Ort im Gebirge liegen wird, doch es wird nicht gesagt, wo genau.
Es wird auch erwähnt, dass dieser Ort für die Opfer und für das oberste Gericht bestimmt sein wird. Doch erst nach der Eroberung Zions wurde David durch prophetische Offenbarung deutlich gemacht, dass dies der Ort ist.
Psalm 132, Vers 14 sagt dazu: „Denn der Herr hat Zion erwählt, hat es begehrt zu seiner Wohnstätte. Dies ist meine Ruhe für immer; hier will ich wohnen, denn ich habe es begehrt.“
Wir sehen also, dass das fünfte Kapitel des 2. Samuel heilsgeschichtlich ein ganz entscheidendes Kapitel ist. Diese Stadt soll in der Endzeit die Stadt sein, von der aus der Messias über die ganze Erde regieren wird.
Das gibt einen prophetischen Vorgeschmack auf das Buch des 2. Samuel.
Davids Beziehungen und militärische Erfolge
David hatte eine enge Freundschaft mit Tyrus. Ein König aus Tyrus herrschte hier von 969 bis 936 v. Chr.
In den Versen 17 bis 25 wird beschrieben, dass David erfolgreiche Kriege gegen die Philister führte. Die Philister waren die Bewohner des Gazastreifens und der umliegenden Gebiete.
Deutlich wird auch, dass David sich als Staatsmann erwies, der von Gott abhängig war. In Vers 19 gab es eine militärische Bedrohung. Dort heißt es: „Und David befragte den Herrn und sprach: Soll ich gegen die Philister hinaufziehen?“ Gott gab ihm eine Antwort.
In Vers 22 wird beschrieben, dass die Philister erneut heraufzogen und sich im Tal Rephaim ausbreiteten. Wieder befragte David den Herrn, und Gott antwortete: „Du sollst nicht hinaufziehen.“
David fragte also Gott in beiden Situationen. Beim ersten Mal fragte er, ob er gegen die Philister ziehen solle, und Gott sagte: „Ziehe hinauf“ (Vers 19). In der zweiten Situation, die ähnlich war, hätte David denken können, er wisse bereits, was zu tun sei. Doch Gott sagte diesmal: „Ziehe nicht hinauf.“
Das zeigt echte Abhängigkeit von Gott. In jeder neuen Situation fragt David erneut, was der Herr ganz konkret von ihm will.
Der Transport der Bundeslade und Gottes Gebote
David hat nun ein großes Bedürfnis. Er möchte, dass die Bundeslade aus Kirjat-Jerim endlich nach Jerusalem gebracht wird. Jerusalem ist ja nun die auserwählte Stadt. Allerdings steht hier leider nichts davon, dass David zuerst Gott befragt hätte: Soll ich jetzt die Bundeslade holen? Für ihn ist klar, dass es sein muss. Er handelt entsprechend, doch es kommt zu einer Katastrophe.
In einem freudigen Zug wird die Bundeslade gegen Jerusalem geführt, und zwar auf einem Wagen. In Vers 6 lese ich: „Und als sie zur Tenne Nakkons kamen, da langte Ussa nach der Lade Gottes und fasste sie an, denn die Rinder hatten sich losgerissen. Da entbrannte der Zorn des Herrn gegen Ussa, und Gott schlug ihn dort wegen des Vergehens, und er starb dort bei der Lade Gottes.“
David entbrannte darüber, dass der Herr einen Bruch an Ussa gemacht hatte. Er nannte jenen Ort Peres Ussa, das heißt „Bruch Ussas“, bis auf diesen Tag. David fürchtete sich vor dem Herrn an selbigem Tag. So wurde die Bundeslade nicht nach Jerusalem gebracht, sondern in der Nähe bei Obed-Edom in seinem Haus untergebracht.
Was war falsch? Die Bundeslade durfte nach den Anordnungen im Gesetz Mose nur von Leviten an den Tragstangen auf den Schultern transportiert werden. Die wichtigen Stellen sind 2. Mose 25,14 und 4. Mose 4,15. Doch sie hatten sie einfach entgegen dem göttlichen Gebot auf einem Wagen transportiert.
Genauso wie beim letzten Mal, in 1. Samuel 6, hatten die Philister die Bundeslade auf einem Wagen zurückgeschickt. Das war also etwa das Niveau der Heiden. Aber die wussten es ja nicht besser. Ussa jedoch, obwohl es ein Notfall war, wollte die Bundeslade schützen, die am Fallen war. Er hätte das nicht tun dürfen. Das war eine Sünde und verstieß gegen ein Gebot Gottes. Er wurde mit dem Tod bestraft.
Das ist schon eindrücklich. Heute hätten wir doch die Tendenz zu sagen: „So wichtig ist das doch nicht, oder? Hauptsache, wir halten die großen Linien und die Liebe wird irgendwie beachtet.“ Ob die Bundeslade nun auf einem Wagen oder auf Tragstangen getragen wird, das sind doch Details. Hauptsache, die Bundeslade kommt nach Jerusalem.
Aber Gott hat das mit dem Tod bestraft. Das zeigt die Bedeutung, die Gott seinen Geboten beimisst. Natürlich hätte man sagen können: „Das hat Mose damals vor 500 Jahren geschrieben, aber heute sind wir in einer anderen Zeit. Da hat sich vielleicht einiges geändert, und auch die Sitten sind nicht mehr so wie damals zur Zeit von Mose. Jetzt sind wir ein entwickelter Staat, wir haben einen König und so weiter.“
Nichts von dem ist richtig. Das Gebot war nach wie vor gültig. Die Bundeslade kommt in das Haus von Obed-Edom. Er war ein Levit. Dieses Haus wurde von Gott ganz speziell gesegnet.
Als David realisierte, wie Obed-Edoms Familie durch die Bundeslade gesegnet wurde, bekam er Mut, es ein zweites Mal zu wagen. Dieses Mal, wieder in einer freudigen Prozession, bringt er die Bundeslade aus Peres Ussa, aus Obed-Edoms Haus, nach Jerusalem – aber nach der Vorschrift.
Jetzt wird die Bundeslade auf den Tragstangen von Leviten getragen, und alles gelingt. David ist so freudig über dieses Ereignis, dass die Bundeslade nach Jerusalem kam, dass er während des Weges vor der Bundeslade tanzte.
Vers 14 sagt: „Und David tanzte mit aller Kraft vor dem Herrn, und David war mit einem leinenen Ephod umgürtet.“ Das Ephod ist ein Teil der priesterlichen Kleidung, das er trug. Damit ist er auch schon ein Hinweis auf Jesus Christus, der das Königtum und das Priestertum in sich vereinen würde.
Übrigens heißt das nicht, dass er nur ein Ephod anhatte und sonst nichts. Das haben ihm einige Leute fälschlicherweise gemeint. Er trug einfach ein Ephod darüber, so wie Samuel, der kleine Samuel im ersten Samuelbuch, als er in der Stiftshütte diente. Seine Mutter hatte ihm auch ein Ephod gemacht.
Aber es ist ein Vorgeschmack auf den letzten König von Jerusalem, der König und Priester in einem sein würde.
Michals Verachtung und Davids Reaktion
Aber Michal, die Tochter Sauls, sah durchs Fenster, wie David sich freute und hüpfte.
Was würden wir wohl denken, wenn Herr Deiss bei einem freudigen Umzug, zum Beispiel einem Schweizer Umzug, hüpfen würde? Wahrscheinlich wäre das ungewöhnlich. Doch genau das tat David. Michal dachte sich: Ein Staatsmann, ein König, der hüpft vor der Bundeslade her! Manche meinen sogar, darin Ekstase erkennen zu können. Aber man kann auch einfach vor Freude kräftig tanzen und hüpfen, ohne in Ekstase zu geraten.
Michal verachtete David dafür und sagte es ihm deutlich, als er nach Hause kam.
In Vers 20 steht: „Und als David zurückkehrte, um sein Haus zu segnen, ging Michal, die Tochter Sauls, ihm entgegen und sprach: ‚Wie hat sich heute der König von Israel verherrlicht, da er sich heute vor den Augen der Mägde seiner Knechte entblößt hat, wie sich nur einer der losen Leute entblößt!‘“
Sie verachtete ihn zutiefst, weil er Gefühle zeigte, die ein Staatsmann ihrer Meinung nach nicht zeigen sollte – dieses Hüpfen.
Doch Davids Reaktion ist erstaunlich. Er antwortete Michal: „Vor dem Herrn, der mich vor deinem Vater und vor seinem ganzen Haus erwählt hat, um mich als Fürst über das Volk des Herrn, über Israel, zu bestellen, ja, vor dem Herrn will ich spielen. Ich will noch geringer werden und niedrig sein in meinen Augen. Aber bei den Mägden, von denen du sprichst, werde ich geehrt sein.“
David zeigte überhaupt keinen Stolz. Er sagte: „Nein, ich will noch geringer sein, wenn du mich schon so verachtest. Aber du brauchst keine Angst zu haben. Die Leute, von denen du denkst, sie würden mich verachten, werden dich garantiert nicht verachten. Ich strebe gar nicht nach Ehre.“
Michal, die Tochter Sauls, war eine stolze Frau. Sie hatte kein geistliches Verständnis für die Bedeutung der Stiftshütte als Ort der Versöhnung zwischen Mensch und Gott, wo das stellvertretende Blut jeweils gesprengt wurde. Deshalb konnte sie David so verachten.
David reagierte jedoch nicht böse oder hart. Er sagte: „Gut, ich will noch geringer sein, wenn es dir so wichtig ist. Aber der Herr hat mich ja als König über Israel eingesetzt.“
Der Text schließt mit dem Hinweis, dass Michal, die Tochter Sauls, bis zu ihrem Tod keine Kinder hatte. Sie geriet um die Zucht Gottes.
(1. Samuel 6,16-20)Davids Wunsch, einen Tempel zu bauen, und Gottes Verheissung
Nun kommen wir zu Kapitel sieben. David ist inzwischen ein großer König geworden. Er herrscht über ein großes Reich, besitzt eine schöne Stadt und ein prächtiges Königshaus. Nun hegt er den Wunsch, für Gott einen Tempel zu bauen. Er denkt bei sich: „Ich habe hier in Jerusalem ein stabiles, herrliches Haus, aber Gott hat in all den Jahrhunderten nur in der Stiftshütte unter Decken gewohnt.“ Deshalb möchte er Gott nun ebenfalls ein festes, stabiles Haus bauen. Das ist sein Wunsch, der in Vers 2 erwähnt wird.
Doch daraufhin kommt der Prophet Nathan und erklärt ihm, was Gott mit David vorhat. Nathan sagt: „Nein, David, du sollst kein Haus für den Herrn bauen.“ Stattdessen hat Gott versprochen, David selbst ein festes Haus zu bauen. Hier liegt ein Wortspiel vor, denn das hebräische Wort „Bayit“ bedeutet sowohl „Haus“ oder „Tempelhaus“ als auch „Familie“. Zum Beispiel heißt es in der Apostelgeschichte: „Glaube an den Herrn Jesus, so wirst du gerettet werden – du und dein Haus.“ Das bedeutet „du und deine Familie“ und ist eine hebräische Ausdrucksweise.
Haus kann also auch Familie oder Dynastie bedeuten. Wenn man vom Haus Davids spricht, meint man die königliche Dynastie Davids. In diesem Zusammenhang sagt Gott zu David: „Du sollst mir kein Tempelhaus bauen, aber ich baue dir eine stabile Dynastie.“ Deine Familie soll ein ewiges Königtum tragen, das niemals untergeht. So wird in diesem Kapitel David ein ewiges Königtum in seiner Familie verheißen.
Es ist klar, dass sich diese Verheißung allein in Jesus Christus erfüllt, der als Messias und Mensch von David abstammt. In Lukas 1, Vers 31 sagt der Engel zu Maria: „Und siehe, du wirst im Leib empfangen und einen Sohn gebären, und du sollst seinen Namen Jesus nennen. Dieser wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden. Der Herrgott wird ihm den Thron seines Vaters David geben, und sein Reich wird kein Ende haben, ein ewiges Königtum, das niemals aufhört.“
Maria stammt von David ab, und da sie die auserwählte Mutter des Messias ist, ist Jesus ein Sohn Davids. In der Zukunft wird er tausend Jahre von Jerusalem aus über die ganze Erde herrschen. Danach wird Gott einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen (Offenbarung 20; Offenbarung 21). Das ist das ewige Reich unseres Herrn Jesus Christus, wie es Petrus in 2. Petrus 1 nennt. Jesus wird König sein in alle Ewigkeit, über das tausendjährige Reich hinaus.
Diese Verheißung finden wir in 2. Samuel 7. Ich lese Vers 12 und Vers 11 in der Mitte: „Und ich habe Ruhe geschaffen vor allen deinen Feinden, und der Herr kündigt dir an, dass er dir ein Haus machen wird. Wenn deine Tage voll sein werden und du bei deinen Vätern liegst, werde ich deinen Nachkommen nach dir erwecken, der aus deinem Leib kommen soll. Ich werde sein Königtum befestigen. Er wird meinem Namen ein Haus bauen, und ich werde den Thron seines Königtums auf ewig befestigen.“
Vers 16 lautet: „Dein Haus und dein Königtum sollen vor dir beständig sein auf ewig, und dein Thron soll fest sein auf ewig.“ Das war eine überwältigende Botschaft für David. Ich habe noch weitere Stellen hinzugefügt, zum Beispiel Psalm 89, eine ganze Reihe von Versen, die über das ewige Königtum des Messias aus dem Haus Davids sprechen, Psalm 132,11, sowie Jeremia 23,5-8.
Die Aussage „Dein Sohn soll ein Haus bauen“ hat eine Doppelbedeutung. Unmittelbar weist sie auf Salomo hin, der den ersten Tempel auf der Bergeshöhe von Zion errichtete. In zweiter Bedeutung verweist sie auf den Messias, der laut Sacharja 6,12-13 einmal den Tempel bauen wird. Jesus Christus wird, wenn er auf diese Erde zurückkehrt, die Herrschaft in Jerusalem übernehmen und dafür sorgen, dass der Tempel gebaut wird, wie es Hesekiel 40-48 beschreibt. Dieser Tempel wird in seinen vollen Ausmaßen eineinhalb Kilometer mal eineinhalb Kilometer groß sein.
Der erste Tempel wurde durch Salomo gebaut, doch der letzte Tempel wird vom Messias errichtet werden. In Kapitel 7, Vers 17 heißt es: „Nach all diesen Worten und nach diesem ganzen Gesicht redete Nathan zu David.“ Daraufhin ging König David hinein, setzte sich vor den Herrn nieder und sprach: „Wer bin ich, Herr, ewiger Gott, und was ist mein Haus, meine Familie, dass du mich bis hierher gebracht hast?“
David ist überwältigt. Wie kann er das nur verstehen, dass Gott mit ihm so Großes getan und ihm so große Verheißungen gegeben hat? Die weiteren Worte zeigen, dass David demütig ist und diese Verheißungen Gottes dankbar annimmt.
Interessant ist der Ausdruck, dass David sich vor dem Herrn niedersetzt. Wo hat er sich hingesetzt? Wahrscheinlich auf den Boden oder auf einen Stuhl. Aber „vor dem Herrn“ – wo genau? David hatte für die Bundeslade ein Zelt aufgerichtet, und zwar in der Davidsstadt, auf dem Südabhang des Tempelbergs, noch nicht oben auf dem Berg. Dort wurde die Bundeslade aufbewahrt, bis sein Sohn schließlich den Tempel bauen sollte.
David ging also in dieses Zelt hinein und setzte sich vor die Bundeslade. Das ist ein besonderer Ort, denn dieses Zelt wirkt in gewissem Sinn wie das Allerheiligste, in das niemand hineingehen durfte. Es war zwar noch nicht der Tempel, sondern ein Übergangszelt, aber die Situation war dennoch außergewöhnlich. David setzte sich in dieses Zelt vor die Bundeslade, als säße er im Allerheiligsten, nicht nur stehend.
Das hat eine besondere Bedeutung. Im späteren Tempel, im inneren Vorhof, wo der Altar und das Tempelhaus standen, durften die Priester nie sitzen – niemals! Das habe ich im babylonischen Talmud, Traktat Joma 25a, nachgelesen. Dort wird erklärt, dass nur Könige aus dem Haus Davids im Tempelvorhof sitzen durften. Sie berufen sich dabei auf 2. Samuel 7, wo David sich vor dem Herrn niedersetzte.
Alle Priester im inneren Vorhof standen immer, sie durften nicht zwischendurch sitzen. Wenn sie nichts zu tun hatten, mussten sie den Bereich verlassen. In Hebräer 10,11-14 heißt es, dass der Hebräerbrief in den letzten Jahren des zweiten Tempels geschrieben wurde, etwa um 62 nach Christus, als man noch Opfer in Jerusalem darbrachte. Dort steht: „Und jeder Priester steht täglich da, den Dienst verrichtend und oft dieselben Schlachtopfer darbringend, die niemals Sünden hinwegnehmen können.“
Das ist kein Zufall. Es steht da, weil die Priester nicht sitzen durften; sie hatten keine Ruhe. Die alttestamentlichen Opfer brachten keine völlige Vergebung, sie waren nur Bilder. Daher gab es im Tempel keine Ruhe, und die Priester mussten stehen.
Im Gegensatz dazu sagt der Schreiber des Hebräerbriefes: „Er steht täglich da“ – das ist Präsenz, nicht Vergangenheit. Nun aber, in Vers 12: „Er aber, nachdem er ein Schlachtopfer für Sünden dargebracht hat, hat sich auf immer zur Rechten Gottes gesetzt, fortan wartend, bis seine Feinde zum Schemel seiner Füße gelegt sind. Denn durch ein Opfer hat er für immer vollkommen gemacht, die geheiligt werden.“
Jesus Christus ist also in den Himmel gegangen und hat sich auf den Thron Gottes im Allerheiligsten gesetzt. Aber was ist der Schemel seiner Füße? In den Klageliedern wird die Bundeslade als „der Schemel der Füße Gottes“ bezeichnet, der Fußschemel des Thrones Gottes. Gott thront zwischen den Cherubim, und die Lade selbst ist gewissermaßen der Fußschemel des Königsthrones.
Der Herr Jesus hat sich also auf den Thron Gottes über der Bundeslade im Himmel gesetzt. Er ist König aus dem Haus Davids und sitzt im Allerheiligsten. Aber warum sitzt er? Sein Sitzen zeigt, dass Menschen, die Buße tun, nun völlig zur Ruhe kommen dürfen. Sie müssen nicht mehr stehen.
Die alttestamentlichen Opfer brachten den Menschen keine Ruhe in der Gegenwart Gottes; sie mussten stets stehen. Doch nun, im vollendeten Werk des einen Opfers von Golgatha, hat sich der Messias gesetzt. Deshalb dürfen wir in ihm völlige Ruhe finden.
Deshalb heißt es in Offenbarung 4, dass die 24 Ältesten, die um den Thron Gottes herum sind, alle auf Thronen sitzen. Das ist ein Bild aller Erlösten im Himmel, die durch das Opfer von Jesus Christus völlig zur Ruhe gebracht sind.
Es heißt hier, dass Jesus „auf immer da vollkommen gemacht“ hat – nicht nur für eine gewisse Zeit, um dann wieder verloren zu gehen, sondern auf ewig. Das ist das Teil der Erlösten, die in Christus zur Ruhe gebracht worden sind.
Doch es gibt auch eine schreckliche Warnung. In 2. Thessalonicher 2, Vers 4 heißt es, dass der Antichrist sich dereinst vor der Wiederkunft Christi, wenn der dritte Tempel – zumindest der innerste Bereich – wieder gebaut sein wird, in den Tempel Gottes setzen wird. Er wird sich als König aus dem Haus Davids ausgeben und sogar behaupten, Gott zu sein.
Er wird also den Tempel schänden. Dieses Sitzen hat eine ganz tiefe Bedeutung, weil er sich damit das Recht anmaßt, das nur dem wahren Christus zusteht.
Davids militärische Erfolge und prophetische Bedeutung
Wir gehen weiter zu 2. Samuel 8, wo viele Schlachten beschrieben werden, die David geführt hat. Es waren jedoch die Kriege des Herrn. Wir haben ja gelesen, dass der Herr der Heerscharen mit ihm war (2. Samuel 5,10). Gott ist also der Gott, der über der Armee Israels stand.
Darum hatte die Armee Israels damals diese Erfolge, und alle Feinde des Volkes Gottes wurden einer nach dem anderen unterworfen. Diese Siege Davids weisen auch auf Jesus Christus hin. Der Herr Jesus wird anlässlich seiner Wiederkunft alle seine Feinde in verschiedenen Schlachten besiegen.
Offenbar um 1911 wird die Schlacht in Harmagedon stattfinden (Sacharja 14,3 und folgende). Es folgen seine Schlacht in Jerusalem (Jesaja 63,1 und folgende), seine künftige Schlacht in Edom (Jesaja 19,1 und folgende) sowie seine künftige Schlacht in Ägypten (Hesekiel 38,39).
Sein Sieg über die Armee aus dem äußersten Norden, Rosch, und seine Verbündeten auf den Bergen Israels wird in einer Schlacht nach der anderen erfolgen. Der Herr Jesus wird gewissermaßen als der große David alle Feinde Gottes zum Schweigen bringen.
Erst dann wird er das Friedensreich aufrichten und regieren wie Davids Sohn Salomo. Erst dann wird er den letzten Tempel in seinem vollen Ausbau errichten, entsprechend dem Tempelbau Salomos (Hesekiel 40 bis 48).
Hier haben wir auch die Antwort, warum nicht David den Tempel bauen sollte. David repräsentiert die erste Zeit, wenn der Herr Jesus zurückkommt und eine Davidsregierung haben wird. Diese Zeit ist eine Übergangsphase. Wenn diese Übergangsphase vorbei ist, dann kommt der wirkliche Frieden und die Ruhe.
Dann erfolgt auch der Totalausbau des letzten Tempels. Auch hier sehen wir wieder den prophetischen Gehalt der Samuel-Bücher.
Davids Güte gegenüber Jonathans Nachkommen
Zweiter Samuel Kapitel neun – ein herrliches Kapitel. David fragt: Ist noch jemand vom Haus Sauls übrig geblieben, dem ich um Jonathans Willen Güte erweisen kann?
Wir wissen aus dem ersten Buch Samuel, dass David mit Jonathan ein Bündnis geschlossen hat. David hat versprochen, Jonathan und seiner Familie Güte zu erweisen. Dies hat David nach dem Tod seines Freundes niemals vergessen. Deshalb erkundigt er sich, ob es noch jemanden aus der Familie Sauls gibt, dem er Güte erweisen kann – um Jonathans Willen, weil er sich ihm gegenüber durch einen Bund verpflichtet fühlt.
Übrigens wird das hebräische Wort „Chesed“ oft mit „Gnade“ oder „Güte“ übersetzt, doch es ist wichtig, den Begriff richtig zu verstehen. Chesed meint speziell Bundestreue, also die Treue zu Abmachungen und Versprechen, die Loyalität gegenüber Verpflichtungen. David will also Güte und Bundestreue erweisen, weil er Jonathan ein Versprechen gegeben hat.
Im Alten Testament gibt es das Wort „Chassid“ für Fromme, das auch als Bezeichnung für orthodoxe Juden oder eine Richtung im orthodoxen Judentum, die Chassidim, bekannt ist. Chassidim sind Menschen, die sich loyal an die Abmachungen mit Gott halten und sein Wort beobachten. Das entspricht der Güte, von der hier die Rede ist.
David möchte also die versprochene und zugesagte Güte gnädig erweisen. Dann wird ihm erklärt, dass es noch jemanden gibt: Mephiboscheth. Ich lese Vers 3 am Schluss: „Und Ziba sprach zu dem König: Es ist noch ein Sohn von Jonathan da, der an den Füßen lahm ist.“
Mephiboscheth wird geholt, und David sagt zu ihm: „Mephiboscheth, du darfst nun immer bei mir wohnen, und du sollst wie ein Königssohn behandelt werden. Du sollst beständig an meinem Königstisch essen.“
Mephiboscheth ist völlig überwältigt. Er ist querschnittsgelähmt, da er als Baby gefallen und verletzt wurde. Er sagt: „Schau, ich bin ein toter Hund“ (Vers 8). „Was ist ein Knecht, dass du dich zu einem toten Hund gewandt hast, wie ich einer bin?“ Doch David antwortet: „Nein, du musst an meinem Königstisch essen.“
Hier haben wir einen wunderbaren Hinweis auf die Gnade Gottes an uns Menschen. David symbolisiert Gott, der den Wunsch hat, an uns zu wirken – obwohl wir eigentlich aus einem Haus des Todes stammen. An anderer Stelle sagt Mephiboscheth über seine Familie: „Wir sind Männer des Todes.“ Und wir als Nachkommen Adams sind ja eigentlich alle Männer des Todes.
Gott sagt jedoch: Ich möchte Güte an solchen Leuten erweisen – um Jonathans Willen. Dies können wir übertragen auf Jesu Willen. So weist die Geschichte auf Gottes Güte hin, der um Jesu Christi Willen den Nachkommen aus der verworfenen Familie Sauls – ein Bild für das adamitische Geschlecht – unverdiente Güte erweist.
Mephiboscheth hat Selbsterkenntnis. Er kommt zum König und sagt: „Ich bin ein toter Hund.“ Das kann man als Erklärung für Bekehrung verstehen. Oft wird oberflächlich gepredigt: Man soll Jesus annehmen und ein Gebet nachsprechen. Bei manchen Menschen führt das tatsächlich zu einer echten Bekehrung. Aber viele tun es nur äußerlich, meinen, sie seien bekehrt, sind es aber nicht. Das zeigt sich später, und diese Menschen sind enttäuscht vom Christentum, weil nichts geschehen ist. Sie merken selbst, dass sie nicht erneuert wurden.
Mephiboscheth zeigt jedoch die innere Haltung: „Ich bin ein toter Hund.“ Wer zur Bekehrung kommt, muss die Notwendigkeit der Bekehrung erkennen. Wer von sich selbst so sprechen kann und wirklich weiß, wie verdorben sein Herz ist, der ist reif zur Bekehrung.
David nimmt Mephiboscheth an. Ich lese Vers 10 am Schluss: „Und Mephiboscheth, der Sohn deines Herrn, soll beständig an meinem Tisch essen.“ Vers 11 am Schluss: „Mephiboscheth wird an meinem Tisch essen wie einer von den Königssöhnen.“
Übrigens war Mephiboscheth lahm. Er stammte aus dem Haus Makirs, das in Vers 4 als „Lodebar“ bezeichnet wird. Makir bedeutet „Verkaufter“. Paulus sagt in Römer 7,14: „Ich bin fleischlich unter die Sünde verkauft.“ Er erkennt, dass er sich nicht von der Macht der Sünde in sich befreien kann.
Lodebar bedeutet auf Hebräisch „Nichts“. Das ist seine Herkunft: nichts. Dieses Bewusstsein zeigt, dass wir vor Gott überhaupt nichts vorweisen können – auch nicht unsere Herkunft. Doch dann wird Mephiboscheth zu einem Königssohn erhoben. Er darf beständig am Tisch des Königs Gemeinschaft haben.
So sind auch wir nach 1. Johannes 1,3 in die Gemeinschaft des Vaters berufen worden. David sorgt dafür, dass Mephiboscheth das Erbe bekommt, das ihm von der Familie her zusteht (Vers 9). In Römer 8,16-17 lesen wir, dass die Auserwählten „mit Erben werden mit Christus“. Römer 8,32 sagt: „Gott wird uns mit Christus auch alles schenken, die ganze Welt.“
Nun saß Mephiboscheth Tag für Tag am Königstisch. Seine lahmen Beine blieben lahm, aber sie waren schön verdeckt durch die Tischplatte. So ist es auch bei uns: Vor unserer Bekehrung gilt Römer 5,6: „Christus ist für uns gestorben, als wir noch Sünder waren.“ Wir waren unfähig, Gott zu gefallen – lahm.
Doch wie ist es heute als Bekehrte? Wir lernen das kennen, was Paulus in 2. Korinther 12 beschreibt. Er spricht über seine Schwachheiten. Diese sind keine Sünden, sondern Mängel, die wir manchmal schmerzlich spüren. Paulus sagt, er habe ein Leiden gehabt und dreimal zum Herrn gebetet, dass es weggenommen werde. Doch der Herr antwortete: „Meine Gnade genügt dir, denn meine Kraft wird in Schwachheit vollbracht.“
Paulus sagt daraufhin, er wolle sich lieber der Schwachheit rühmen. Das ist das Gegenteil eines „Power-Evangeliums“, in dem die Leute immer stark sein müssen und ihre Schwächen powervoll überspielen sollen. Tatsächlich ist es oft anstrengend, ständig in Hochemotion zu leben. Wenn man sich ehrlich zuhört, merkt man, dass man eigentlich überfordert ist und das nicht das natürliche Lebensniveau ist.
Wir müssen keine Power-Leute sein, aber wir wissen, dass die Kraft Gottes in den Schwachen mächtig ist. So sitzen wir an dem Tisch mit dem König. Unsere Beine sind lahm, aber sie sind unter dem Tisch an einem guten Ort aufgehoben.
Davids militärische Kämpfe und Treue zu Gott
Zweite Samuel 10 beschreibt erneut Davids Siege gegen die rebellierenden Ammoniter in Nordjordanien sowie gegen die Syrer.
Die Kapitel fünf bis zehn zeigen deutlich Davids Erfolge als König. Dabei wird auch sichtbar, wie er sich bemüht, Gott treu gegenüber zu handeln.
Davids Sündenfall und seine Folgen
Und nun kommen wir zu dem dritten Teil, ab 2. Samuel 11, und dort wird es sehr traurig. Wenn wir in den vorigen Kapiteln einige Hinweise gefunden haben, die als Vorgeschmack auf den kommenden Erlöser dienen, wird uns in den weiteren Kapiteln Davids verdorbene menschliche Natur deutlich bewusst.
Auch wir als Erlöste tragen die verdorbene Natur immer noch in uns. Nach der Bekehrung sind wir weiterhin zu jeder Sünde fähig, obwohl wir neues Leben aus Gott empfangen haben. Die Macht der Sünde ist also immer noch in uns. Wir müssen ihr nicht mehr gehorchen, aber wir können.
2. Samuel 11 zeigt uns, dass Davids Erfolge ihn faul machten. Man darf es so sagen: Die Armee muss nämlich weiterarbeiten und für die Stabilität des Staates sorgen, doch David bleibt zu Hause. Er geht gemütlich umher und schaut den Südabhang des Ophel hinunter. Sein Haus lag ganz oben, beim Millo. Von dort konnte er über die ganze Stadt und alle Dächer hinwegsehen.
So sah er Bathseba, wie sie ein Bad auf dem Dach nahm. Es war ein sehr religiöses Bad, nämlich ein Ritualbad. Nach der Periode sind Frauen nach dem Gesetz Mose rituell unrein – nicht innerlich, sondern symbolisch. Nach der Periode müssen sie dann ein Ritualbad nehmen, um die Zeit der Reinheit zu beginnen.
So lesen wir in 2. Samuel 11, Vers 4: „Am Schluss hatte sie sich gereinigt von ihrer Unreinigkeit.“ Das war also das Ritualbad, das sie auf dem Dach nahm. Das hätte sie nicht unbedingt auf dem Dach nehmen müssen. Ein Ritualbad kann man auch im Haus bauen.
Wer nach Jerusalem geht und die Ausgrabungen im jüdischen Quartier anschaut, sieht, dass viele Häuser voll von Ritualbädern sind. Sie brauchen also nicht auf dem Dach zu sein, sondern können auch unten im Haus sein.
David saß also dort und wurde zum Ehebruch verleitet. Er ließ Bathseba zu sich holen, und sie wurde schwanger. Daraus könnte man schließen, dass sie einen Zyklus von drei Wochen hatte. Sie war offensichtlich gerade fruchtbar, dann folgen noch zwei Wochen.
Man kann alttestamentlich etwas über das Geheimnis des Zyklus ableiten. Es ist wirklich ein Geheimnis, über das man staunen muss, wie Gott das so großartig eingerichtet hat.
Aber ausgerechnet bei diesem Fall wird die Frau schwanger, obwohl die Wahrscheinlichkeit innerhalb eines Monats so klein ist. Jede Schwangerschaft ist effektiv ein Wunder, wenn man sich überlegt, wie gering die Wahrscheinlichkeit ist.
Sie wird schwanger, und David realisiert das, denn sie erzählt es ihm. Doch anstatt wirklich zu begreifen, was er getan hat, versucht er, das Ganze zu vertuschen.
Er lässt Uriah, den Mann von Bathseba, der in der Armee am Jordanien kämpft, zurückholen. Uriah war kein echter Israeli, sondern ein Hethiter. Als Fremder, der sich in Israel quasi zum Juden gemacht hat, sagt er sich: „Nein, das geht nicht. Die Armee des Volkes Gottes kämpft, da kann ich doch nicht einfach heimkommen und mit meiner Frau die Ehe genießen.“
Uriah will also absolut nicht zu Hause schlafen. David merkt, dass seine Rechnung nicht aufgeht. Er versucht es nochmals, lädt Uriah zum Nachtessen ein, gibt ihm viel Wein und schafft es, ihn betrunken zu machen. Doch selbst in der Betrunkenheit bleibt Uriah klar: Er geht nicht zu seiner Frau, schläft nicht zu Hause.
So sagt sich David: Jetzt gibt es nur noch eins – Uriah muss weg. Er schreibt einen Brief, in dem er anordnet, Uriah ganz vorne im Kampf einzusetzen. Die Armee soll sich dann zurückziehen, sodass Uriah allein ist und wie zufällig im Krieg stirbt. So gelingt es David.
Er wird vom Ehebrecher auch noch zum Mörder. Ein Fall so tief, wie man ihn sich kaum vorstellen kann. Eine Sünde löst die andere aus – das ist das Tragische.
Ich glaube, wir können hier eine Pause machen. Es ist halb, und ich werde mir eine ausgiebige Pause von einer halben Stunde gönnen.
