Wir haben heute Nachmittag das Buch der Psalmen vor uns. Ich habe dieses Thema auf der Einladung kurz beschrieben.
Bei den Psalmen handelt es sich um ein göttlich inspiriertes Gesangbuch, in dem alle Gefühlsregungen der Seele zum Ausdruck kommen. Kummer, Sorgen, Zweifel, tiefste Niedergeschlagenheit, Befürchtungen, Ängste und Schrecken – alle menschlichen Erschütterungen werden dargestellt.
Dennoch werden diese Gefühle stets durch die alles übertönenden Triumphen der Hoffnung und der Glaubensgewissheit durchbrochen. Dies geschieht mit Dank, Jubel und Anbetung.
Angesichts der unabänderlichen Treue Gottes wird der durch Glauben Gerechte aus der Finsternis zum Licht geführt. Der Gottlose hingegen wird im Gericht enden.
Die Stellung der Psalmen im biblischen Kanon
Zuerst wollen wir uns die Frage stellen, welchen Platz die Psalmen innerhalb der Bibel einnehmen, insbesondere bei der Erstellung des Kanons. So habe ich es auf dem Blatt überschrieben.
Der Kanon, zu Deutsch „Richtschnur“, bezeichnet die Bücher, die zur Heiligen Schrift gehören, also die verbindlichen und von Gott inspirierten Schriften. Das ist der Kanon – das Gesamte der Heiligen Schriften. Nun stellt sich die Frage: Wo stehen die Psalmen innerhalb dieses Ganzen?
Ich lese dazu aus Lukas 24, Vers 44. Der Auferstandene begegnet den Emmausjüngern. In diesem Kapitel lese ich zuerst Vers 25: „O ihr Unverständigen und Trägen Herzens, zu glauben an alles, was die Propheten geredet haben! Musste nicht der Christus, das heißt der Messias, dies leiden und in seine Herrlichkeit eingehen?“ Von Mose und von allen Propheten anfangend erklärte er ihnen in allen Schriften das, was ihn betraf.
Jesus hat also das ganze Alte Testament in der Übersicht mit diesen Jüngern durchbesprochen und die Hinweise auf sein Kommen erläutert. Etwas später lesen wir im gleichen Kapitel, wie der Herr inmitten der Apostel Folgendes sagt, Vers 44: „Dies sind die Worte, die ich zu euch redete, als ich noch bei euch war, dass alles erfüllt werden muss, was über mich geschrieben steht im Gesetz Moses, den Propheten und den Psalmen.“
Dann öffnete er ihnen das Verständnis, um die Schriften zu verstehen, und sprach zu ihnen: „Also steht geschrieben, und also musste der Christus, der Messias, leiden und am dritten Tag auferstehen aus den Toten“ usw.
Hier wird also das Alte Testament in drei Teile aufgegliedert: das Gesetz, die Propheten und die Psalmen. Das entspricht genau der jüdischen Einteilung des Alten Testaments.
Die Dreiteilung des Alten Testaments im Judentum
Im Judentum kennt man drei Teile des Gesetzes, hebräisch Tora, das sind die fünf Bücher Mose.
Dann folgen die Propheten, hebräisch Nevi'im. Dabei unterscheidet man die vorderen Propheten, das sind die Geschichtsbücher Josua, Richter, 1. und 2. Samuel sowie 1. und 2. Könige. Danach kommen die eigentlichen Propheten: Jesaja, Jeremia, Hesekiel und die zwölf kleinen Propheten von Hosea bis Maleachi.
Ein dritter Teil sind die Psalmen, im Judentum allgemein Ketuvim genannt, das sind die Schriften. In der Anordnung der hebräischen Bibel stehen meist an der Spitze die Psalmen, gefolgt von Sprüche, Hiob, Hohes Lied, Ruth, Klagelieder, Prediger, Esther, Daniel, Esra, Nehemia sowie 1. und 2. Chronik.
Bei den Handschriften von Qumran am Toten Meer wurden Überreste von zweihundert biblischen Rollen und sechshundert außerbiblischen Rollen mit Kommentaren, Liedern und Ähnlichem gefunden. In diesen außerbiblischen Schriftrollen von Qumran findet man ebenfalls die Einteilung in Gesetz, Propheten und Psalmen.
Diese Dreiteilung – Gesetz, Propheten und Schriften – entspricht genau der bekannten Struktur, wobei die Psalmen den Anfang des dritten Teils bilden. Daraus wird deutlich, dass die Psalmen einen besonders wichtigen Platz einnehmen.
Übrigens sollte man, wenn man mit Juden über das Alte Testament spricht, nicht vom „Alten Testament“ sprechen, um sie nicht unnötig zu verletzen. Sie könnten sonst den Eindruck gewinnen, diese Schriften seien veraltet und nicht mehr notwendig. Das meint jedoch kein einziger Christ.
Stattdessen verwendet man den gleichen Ausdruck wie sie selbst: Tanach. Das ist ein Abkürzungswort, bei dem T für Tora steht, N für Nevi'im (Propheten) und Ch für Ketuvim. Das „Ch“ wird weich ausgesprochen, wenn ein Vokal davor steht.
Tanach ist also die Abkürzung für Tora, Nevi'im und Ketuvim. Diese Einteilung hat auch der Herr Jesus übernommen, und durch Lukas 24 wird sie auch im Neuen Testament bestätigt.
Die Einteilung des Alten Testaments im Neuen Testament
An anderer Stelle, in Matthäus 23, spricht der Herr über alle Morde des Alten Testaments. Er sagt, dass das Blut von dieser Generation gefordert werden wird – von Abel bis zu Zacharias, der zwischen dem Tempelhaus und dem Altar ermordet wurde.
Abel ist die erste Mordgeschichte in der Bibel, zu finden in 1. Mose 4. Die Ermordung von Zacharias ist in den Büchern der Chroniken beschrieben; wir kennen ihn aus dem Zweiten Buch der Chronik.
Das Zweite Buch der Chronik endet, gemäß der Einteilung der hebräischen Bibel, die sich von der in deutschen Übersetzungen unterscheidet. Der Herr spricht hier deutlich alle Morde im Alten Testament an und bestätigt damit die Einteilung, wie sie in der hebräischen Bibel üblich ist.
Auch wenn diese Einteilung in den deutschen Übersetzungen nicht immer so deutlich ist, ist es dennoch hilfreich, das zu wissen. So wird beispielsweise klar, wo die Psalmen ihren Platz haben. Sie bilden den Anfangsteil des dritten Teils der hebräischen Bibel, der besonders poetische und lyrische Bücher zusammenfasst, wie Sprüche, Hiob, das Hohe Lied und andere.
Herkunft und Bedeutung des Namens „Psalmen“
Zum Namen Psalmen
Das Wort „Psalmen“ stammt aus dem Griechischen und geht auf die älteste Bibelübersetzung zurück, die sogenannte Septuaginta. Diese Übersetzung wurde im dritten Jahrhundert vor Christus in Ägypten, in Alexandria, angefertigt. Zuerst wurden die fünf Bücher Mose übersetzt, danach das gesamte Alte Testament. Zum ersten Mal wurde die hebräische Bibel so auch für Heiden zugänglich gemacht – und zwar in der damaligen Weltsprache, die heute dem Englischen entspricht.
Die Übersetzer der Septuaginta gaben dem Buch den Titel „psalmoi“, abgeleitet von „psalmos“. „Psalmos“ bedeutet auf Deutsch „Loblied“. Dieses Wort leitet sich vom Tätigkeitswort „psallo“ ab, das „rupfen“ bedeutet, im Sinne von „Saiten rupfen“. In einer weiteren Entwicklung wurde es zu „singen“, und zwar im Sinn von „zur Laute singen“, also zum Zupfinstrument singen.
Dieses Wort kommt auch im Neuen Testament vor, zum Beispiel in 1. Korinther 14,15, Epheser 5,19 und Jakobus 5,13. In 1. Korinther 14,15 heißt es: „singend und spielend dem Herrn in euren Herzen“, was bedeutet, dass man singt und Saiteninstrumente zum Lob des Herrn spielt. In Jakobus 5,13 wird geraten, wenn jemand fröhlich ist, soll er Psalmen singen.
So stammt das Wort „Psalm“ von „psalmos“ ab, also einem Loblied, das mit Instrumenten begleitet wird. Im Neuen Testament findet sich der Name „Das Buch der Psalmen“ in Lukas 20,42 und Apostelgeschichte 1,20.
Der hebräische Name für das Buch lautet „sefer tehillim“, was „Buch der Lobpreisungen“ bedeutet. „Tehillim“ entspricht dem griechischen Wort „psalmos“. Es stammt vom Verb „Hillel“, das „loben“ bedeutet. Dieses Verb kennen wir besonders gut aus dem Wort „Halleluja“. „Hallelu“ ist die Befehlsform von „Hillel“ und bedeutet „Lobt“ oder „lobet“. „Ja“ ist die Kurzform von „Jahwe“, dem ewigen, unwandelbaren Herrn.
Diesen Befehl, Gott zu loben, findet man besonders oft in den Psalmen 146 bis 150. Diese Psalmen bilden den krönenden Abschluss des Lobliederbuches.
Psalmen in der modernen Geschichte und Sprache
Übrigens, damals im Golfkrieg 1991 hat man den Ausdruck geprägt, als 39 Raketen auf Israel abgefeuert wurden. Eigentlich waren es 41, doch nur zwei landeten in den besetzten Gebieten und nicht im israelischen Kernland.
Als diese 39 Raketen nach Israel kamen, entstand der Ausdruck "Tehillim neget Tillim". "Till" bedeutet Rakete, "Tillim" ist der Plural, also Raketen. Alphabetisch angeordnet heißt es: Till, Tillim. So entstand die Redewendung "Tehillim neget Tillim" – Psalmen gegen Raketen. Man konnte ja nur noch beten, als die Raketen kamen.
Natürlich wurden auch die Patriot-Antiraketen eingesetzt, aber man merkte, dass das Wichtigste das Beten war. Es war eine prekäre Situation, nicht wahr? In der Nacht sah man die Raketen als helle Lichtstreifen am Himmel fliegen, und dann wusste man, was bald geschehen würde.
Ja, "Tehillim neget Tillim" beschreibt eine prekäre Situation. Übrigens stammt unser Wort "prekär" vom lateinischen "prekari", was "beten" bedeutet. Eine prekäre Situation ist also eine Lage, in der uns bewusst wird, dass nur noch Beten hilft.
In diesem Sinne können wir an "Tehillim neget Tillim" denken, wenn wir das nächste Mal Probleme haben.
Die Bezeichnungen einzelner Psalmen und ihre Bedeutung
Nun, das ist das Buch überhaupt. In den einzelnen Überschriften kommt jedoch manchmal der Begriff Psalm vor.
Ich nehme Psalm 4 als Beispiel. Dort steht in der Titelüberschrift: „Dem Vorsänger mit Seitenspiel, ein Psalm von David.“ Im Hebräischen steht hier nicht das Wort Tehillah, die Einzahl von Tehillim, sondern Mismor.
Mismor bedeutet Gesang mit instrumentaler Begleitung. Einfach gesagt, damit man die Ausdrücke versteht: Das Buch ist das Buch der Lobpreisungen, und der einzelne Psalm wird als Mismor bezeichnet. Das heißt, es ist ein Gesang, der instrumental unterstützt wird – nicht beherrscht, sondern gestützt und begleitet.
Die Autoren des Buches der Psalmen
Wer sind die Autoren des Buchs der Psalmen? Der wichtigste Psalmenschreiber war König David. Im Originaltext, im Grundtext, findet sich bei vielen Psalmen die Angabe „le David“, was „von David“ bedeutet.
Aus dem Neuen Testament wissen wir, dass noch zwei weitere Psalmen, die keine Autorenangaben haben, ebenfalls von David stammen. In der Apostelgeschichte 4,25 wird aus Psalm 2 zitiert, der David zugeschrieben wird. Ebenso in Hebräer 4,7 wird aus Psalm 95 zitiert, der ebenfalls David zugeschrieben wird. So wissen wir bereits von 75 Psalmen, also von der Hälfte, dass sie von David stammen.
Interessant ist nun Folgendes: In der Septuaginta wird bei diesen Psalmen der Hinweis gegeben, dass sie von David sind. Die Übersetzer der Septuaginta wussten also von weiteren Psalmen, die von David stammen, und haben dies vermerkt. Man kann sich fragen, wie zuverlässig diese Tradition ist, die zwar in vorchristlicher, alttestamentlicher Zeit zurückreicht. Das Neue Testament stärkt unser Vertrauen darin. In den genannten zwei Fällen ist die Autorenangabe garantiert zuverlässig. Deshalb kann man annehmen, dass die mehr als zehn weiteren Psalmen, die in der Septuaginta David zugeschrieben werden, durchaus von ihm stammen können. Somit können wir sagen, dass über die Hälfte der Psalmen von David stammt.
Weiter findet sich ein Psalm von Salomo, Psalm 127. Zwölf weitere Psalmen stammen von Asaf, zum Beispiel Psalm 73. Auf Asaf kommen wir noch zurück, denn er war einer der großen Dirigenten im alten Israel.
Eine Gruppe von zehn Psalmen stammt von den Söhnen Koras, zum Beispiel Psalm 84. Das ist etwas ganz Besonderes, denn wir kennen die Rotte Koras aus der Wüstenwanderung. Koras war ein Mann, der gegen Gott rebellierte. Er veranlasste andere, eine ganze Rotte, gegen Mose, Aaron und Gott zu rebellieren. Diese Rebellion endete dramatisch: Sie kamen in der Wüste ums Leben und wurden lebendig begraben durch eine Katastrophe, wie es in 4. Mose 16 beschrieben wird.
Man könnte denken, dass die gesamte Nachkommenschaft Koras ausgelöscht wurde. Doch wir finden die Söhne Koras in der Zeit Davids wieder. Diese sind große Salmendichter. Sie haben gelernt, nicht gegen Gott zu rebellieren, sondern ihn anzubeten – seine Größe, seine Majestät und seine Herrlichkeit nicht nur zu respektieren, sondern sich daran zu erfreuen.
Dies ist ein schönes Beispiel für Menschen, die vielleicht eine ungünstige Abstammung haben und keinen vorbildlichen Stammbaum. Das sollte uns nicht kümmern. Manche Menschen lassen sich durch ihre Familiengeschichte oder Kindheitserfahrungen ein Leben lang prägen und schubladisieren sich selbst. Sie sprechen ständig über alte Verletzungen und Geschichten, anstatt diese Vergangenheit abzulegen. Die Söhne Koras zeigen, dass man mit Gott leben und vorangehen kann, unabhängig von der Herkunft.
Man kann die Psalmen der Söhne Koras daraufhin untersuchen, wie man wirklich mit der Vergangenheit und der Herkunft endgültig fertig wird.
Einen weiteren Psalm, Psalm 89, wird ausdrücklich Ethan zugeschrieben. Einen weiteren, Psalm 88, verfasste Heman. Auch er war einer der drei großen Musikdirektoren im alten Israel.
Einen Psalm gibt es von Mose: Psalm 90. Er wurde während der Wüstenwanderung Israels verfasst. Dies fällt in die Zeit zwischen 1560 und 1520 vor Christus. Das zeigt uns, dass die Psalmen nicht erst mit David bekannt wurden, sondern schon ein halbes Jahrtausend zuvor im alten Israel unter Mose existierten.
Gemäß den Hinweisen der Septuaginta gehen die Psalmen 145, 146 und 147 auf Haggai und Sacharja zurück, die zu den letzten inspirierten Propheten, den Schriftpropheten, gehörten. Im Talmud steht mehr als einmal, dass nach dem Tod der Propheten Haggai, Sacharja und Maleachi der Heilige Geist von Israel wich.
Mit diesen Schlusspsalmen, zu denen Psalmen 145 und 147 gehören, gelangen wir in die Abschlusszeit der Schriftpropheten des Alten Testaments, also zu Haggai und Sacharja.
In bibelkritischen liberalen Kommentaren findet man die Meinung, die Psalmen seien noch bis in die Makkabäerzeit, also bis ins zweite Jahrhundert vor Christus, verfasst worden. Diese Ansicht können wir jedoch verwerfen.
Wir können die Psalmen wirklich in den Bereich der inspirierten Schriftpropheten einordnen, also in die Zeit von Mose bis zu den letzten Propheten Haggai, Sacharja und Maleachi.
Daraus folgt: Die Psalmen umfassen den Zeitraum des gesamten Alten Testaments, von Mose (um 1560 v. Chr.) bis Sacharja (um 520 v. Chr.).
Widmungen in den Psalmen
Neben Angaben zu den Autoren gibt es auch Hinweise auf Widmungen in den Psalmen. Psalm 39, Vers 1, Psalm 62,1 und Psalm 77,1 tragen die Widmung, dass diese Psalmen für Jedutun geschrieben sind. Jeder Jedutun war einer der großen Musikdirektoren, auf den wir später noch zurückkommen werden.
Ein Psalm ist ausdrücklich Salomo gewidmet: Psalm 72, Vers 1. Hier gibt es sprachlich ein Problem, denn auf Hebräisch steht dort „Lischlomo“. Das ist ähnlich wie „le David“, was man mit „von David“ übersetzen könnte. Man könnte also meinen, es sei ein Psalm von Salomo. Doch „Lischlomo“ bedeutet nicht, dass der Psalm von Salomo stammt.
Der letzte Vers, Vers 20, erklärt: Es sind zum Abschluss die Gebete Davids, des Sohnes Isais. Es handelt sich also um ein Gebet Davids, das er seinem Sohn Salomo gewidmet hat.
Dieser Psalm beschreibt in wunderbarer prophetischer Voraussicht die Königsherrschaft des Messias am Ende der Zeiten, das tausendjährige Reich. Zum Beispiel heißt es in Psalm 72, Vers 7: „In seinen Tagen wird der Gerechte blühen, und Fülle von Frieden wird sein, bis der Mond nicht mehr ist. Er wird herrschen von Meer zu Meer, vom Strom bis an die Enden der Erde.“
Vor ihm werden sich die Bewohner der Wüste beugen, und seine Feinde werden den Staub lecken. Die Könige von Tarsis und von den Inseln werden Geschenke bringen, die Könige von Scheba und Seba werden Abgaben entrichten. Alle Könige werden vor ihm niederfallen, alle Nationen ihm dienen.
Das ist die Beschreibung des Herrn Jesus Christus als des letzten Königs, als des großen Salomo. Salomo bedeutet „Frieden“. Die Königsherrschaft Salomos umfasste das größte Reich Israels in der Geschichte. Er führte eine Art Friedensherrschaft und beherrschte unterworfene, umliegende Völker.
Doch das war nur ein kleiner Vorgeschmack auf das große Reich des Friedens in der Endzeit, wenn der Herr Jesus kommen wird. So war dieser Psalm eben Salomo gewidmet.
Wenn David am Schluss schreibt, dass es die Gebete Davids, des Sohnes Isais, sind, bedeutet das nicht, dass dies das letzte Gebet Davids gewesen sei und es danach keine Psalmen von David mehr gibt. Vielmehr drückt es aus, dass mit diesen Gebeten in diesem Psalm alle Wünsche und Sehnsüchte Davids ihren Abschluss finden.
Damit ist der Höhepunkt erreicht, wenn er im Blick auf das Friedensreich betet, das der verheißene Erlöser einmal auf dieser Erde schaffen wird.
Das sind die Angaben zu den Widmungen.
Die Psalmen und der erste Tempel
Jetzt ein paar Worte zu den Psalmen in Verbindung mit dem ersten Tempel.
Der erste Tempel wurde von Salomo gebaut. Wie wir in 1. Chroniker 28 nachlesen, geschah dies nach den Plänen der Tempelrolle, die sein Vater David ihm übergeben hatte. Die Tempelrolle war eine Schriftrolle mit den genauen Bauplänen des salomonischen Tempels. David erklärt, dass diese Tempelrolle durch göttliche Inspiration zustande gekommen war.
Salomo baute also den ersten Tempel, doch sein Vater David hatte alles vorbereitet. Nicht nur den Bau des Tempels selbst, sondern auch die gesamte Organisation der Tempelmusik. Diese Organisation hatte David ins Leben gerufen.
David war der größte Psalmendichter, denn über die Hälfte der Psalmen stammen von ihm. Diese Psalmen sind daher ganz speziell in Verbindung mit den Tempelgottesdiensten zu sehen. David war ein musikalisches Phänomen.
David als Musiker und seine Wirkung
In 1. Samuel 16 lesen wir etwas über den ganz jungen David, der als Musiker an den Hof Sauls kommen sollte. Saul war depressiv geworden durch dämonische Einwirkung. Übrigens: Wenn ich das so sage, will ich nicht falsch verstanden werden. Depression hat nicht automatisch etwas mit dämonischer Belastung zu tun.
Man unterscheidet in der Medizin, habe ich gelernt, etwa zwanzig verschiedene Typen von Depressionen. Da gibt es zum Beispiel die Studentendepression: Man arbeitet zu viel, isst zu wenig und lebt unregelmäßig – und dann wird man depressiv. Eine dieser zwanzig Typen ist eine Depression, die durch okkulte, dämonische Belastung entsteht. Das war der Fall bei Saul.
So suchte man jemanden, der bei ihm Musik machen könnte, zur Therapie. Und da wird David beschrieben, der außergewöhnliche Künstler, in 1. Samuel 16,18: „Und einer von den Knechten antwortete und sprach: Siehe, ich habe einen Sohn Isais des Bethlehemitters gesehen, der des Spielens kundig ist, und er ist ein tapferer Held und ein Kriegsmann und der Rede verständig und ein schöner Mann, und der Herr ist mit ihm.“
Da sandte Saul Boten zu Isai und sprach: „Sende David, einen Sohn, zu mir, der bei dem Kleinvieh ist.“ Isai nahm einen Esel mit Brot, einen Schlauch Wein und ein Ziegenböcklein und sandte sie durch David, seinen Sohn, an Saul.
David kam zu Saul und stand vor ihm. Saul liebte ihn sehr, und David wurde sein Waffenträger. Saul sandte zu Isai und sprach: „Lass doch David vor mir stehen, denn er hat Gnade gefunden in meinen Augen.“
Es geschah, wenn der Geist von Gott – also dieser böse Geist, nach Vers 14, den Gott als Gericht gesandt hat – über Saul kam, so nahm David die Laute und spielte mit seiner Hand. Saul fand Erleichterung, es wurde ihm wohl, und der böse Geist wich von ihm. Das ist Musiktherapie.
Vielleicht noch ein Wort dazu: Dieser begabte junge Mann spielte Laute, hebräisch Kinnor. Das ist ein Instrument mit ungefähr fünf bis zehn Saiten, also ein harfenähnliches Instrument, das man im Arm hielt. Es war kein Instrument für abstrakte Musik – also Musik nur mit Instrumenten – sondern ein typisches Begleitinstrument, ideal zur Begleitung von Psalmen.
David machte also nicht einfach instrumentale Musik, und dann ging der böse Geist weg. So einfach ist das nicht. Er sang Psalmen, und tatsächlich wirkt glaubendes Beten und Psalmen singen effektiv gegen die Mächte der Finsternis.
Darum gibt es den Merkspruch: „Loben zieht nach oben, danken schützt vor Wanken.“ Das hat nichts mit magischen Vorstellungen zu tun, dass beim Klingen bestimmter Töne Geister verschwinden. Es geht um die Psalmen, um diese Aussagen, die der Feind nicht erträgt, wenn sie im Glauben mutig gesungen werden. Das hat Saul gut getan.
Nun, das war David als junger Mann. Jetzt schauen wir den alten David an, der ein bewegtes Leben hinter sich hatte. Seine letzten Worte finden wir in 2. Samuel 23,1: „Und dies sind die letzten Worte Davids. Es spricht David, der Sohn Isais, und es spricht der hochgestellte Mann, der Gesalbte des Gottes Jakobs und der Liebliche in Gesängen Israels.“ Ja, die Musik war lieblich, wie es heißt: „der Liebliche in Gesängen Israels.“
„Der Geist des Herrn hat durch mich geredet, und sein Wort war auf meiner Zunge. Es hat gesprochen der Gott Israels, der Fels Israels zu mir.“ Hier wird deutlich, dass David sich bewusst war, dass die Psalmen unter der Inspiration, unter der direkten Einwirkung des Geistes Gottes verfasst worden sind. Das ist eine wichtige Stelle zur Inspiration der Psalmen.
David hat im Blick auf den ersten Tempel aus Stein, der die Stiftshütte endgültig ablösen sollte, die ganze Tempelmusik vorbereitet. Es lohnt sich, einmal Erste Chronika 15 und 16 sowie 25 zu lesen. Dort sieht man, wie David die Tempelmusik so aufgebaut hat, dass es an der Spitze drei große Dirigenten gab, die für alles verantwortlich waren.
Die drei Musikdirektoren waren Asaf, Jedutun und Heymann, von denen wir bereits gesprochen haben (1. Chronik 25,6). Es gab viertausend Tempelmusiker (1. Chronik 23,5). Nicht alle spielten gleichzeitig, sondern es ging darum, einen Turnus für die Tempelmusik das ganze Jahr hindurch zu haben.
David richtete es auch so ein, dass junge Leviten in die Lehre genommen wurden und einen systematischen Musikunterricht erhielten, um Tempelmusiker zu werden. Alles war von David organisiert.
Darum sehen wir, dass mit David die Einrichtung der Tempelmusik in eine ganz großartige Phase eingetreten war.
Die Organisation der Tempelmusik unter David
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