Ich möchte alle herzlich begrüßen zu diesem Nachmittag, an dem wir nun Teil 2 des Hebräerbriefes behandeln werden. Zunächst geht es um Hebräer 2. Ich lese ab Vers 1 aus der Alten Elberfelder Übersetzung:
„Deswegen sollen wir umso mehr auf das achten, was wir gehört haben, damit wir nicht etwa abgleiten. Denn wenn das durch Engel geredete Wort fest war und jede Übertretung und jede Ungehorsam gerechte Vergeltung empfing, wie werden wir entfliehen, wenn wir eine so große Errettung vernachlässigen, welche, nachdem sie den Anfang der Verkündigung durch den Herrn empfangen, uns von denen bestätigt worden ist, die es gehört haben, indem Gott außerdem mitzeugte, sowohl durch Zeichen als durch Wunder und mancherlei Wunderwerke und Austeilungen des Heiligen Geistes nach seinem Willen?
Denn nicht Engeln hat er den zukünftigen Erdkreis unterworfen, von welchem wir reden. Es hat aber jemand an einer bestimmten Stelle bezeugt und gesagt: ‚Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst? Oder des Menschensohn, dass du auf ihm siehst? Du hast ihn für kurze Zeit unter die Engel erniedrigt, mit Herrlichkeit und Ehre hast du ihn gekrönt und ihn gesetzt über die Werke deiner Hände und hast alles seinen Füßen unterworfen.‘ Denn indem er ihm alles unterworfen hat, hat er nichts gelassen, das ihm nicht unterworfen wäre. Jetzt aber sehen wir ihm noch nicht alles unterworfen.
Wir sehen aber Jesus, der für kurze Zeit unter die Engel wegen des Leidens des Todes erniedrigt war, mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt, sodass er durch Gottes Gnade für alle den Tod schmeckte. Denn es geziemte ihm um des Willens aller Dinge, durch den alle Dinge sind, indem er viele Söhne zur Herrlichkeit brachte, den Anführer ihrer Errettung durch Leiden vollkommen zu machen.
Denn sowohl der, welcher heiligt, als auch die, welche geheiligt werden, sind alle von einem. Um welcher Ursache willen? Er schämt sich nicht, sie Brüder zu nennen, indem er spricht: ‚Ich will deinen Namen kundtun meinen Brüdern, inmitten der Gemeinde will ich dir Lob singen.‘ Und wiederum: ‚Ich will mein Vertrauen auf ihn setzen.‘ Und wiederum: ‚Siehe, ich und die Kinder, die Gott mir gegeben hat.‘
Weil nun die Kinder Blutes und Fleisches teilhaftig sind, hat auch er in ähnlicher Weise an denselben teilgenommen, auf dass er durch den Tod den zunichtemachte, der die Macht des Todes hatte, das ist der Teufel, und alle befreite, welche durch Todesfurcht das ganze Leben hindurch der Sklaverei verfallen waren.
Denn er nimmt sich nicht der Engel an, sondern des Samens Abrahams nimmt er sich an. Daher musste er in allem den Brüdern gleich werden, auf dass er in den Dingen mit Gott ein barmherziger und treuer hoher Priester werde, um die Sünden des Volkes zu sühnen. Denn worin er selbst gelitten hat, als er versucht wurde, vermag er denen zu helfen, die versucht werden.“
(Hebräer 2,1-18)Einführung in den Hebräerbrief und seine Gliederung
Zunächst einmal habe ich bis hierhin in der alten Elberfelder Bibel gelesen und nur wenig selbst revidiert. Ja, sie ist die beste Übersetzung im deutschen Sprachraum, aber in kleinen, feinen Details kann man sie noch ein wenig verbessern.
Wir haben beim letzten Mal mit dem Hebräerbrief begonnen und gesehen, dass es um das Thema „Wir sehen Jesus“ geht. In diesem Brief wird uns die Herrlichkeit des Messias, Jesus, vorgestellt.
Der Hebräerbrief besteht aus drei Hauptteilen. Der erste Teil, Kapitel 1 bis Vers 7, behandelt die Erhabenheit des Messias. Kapitel 8 bis 10, Vers 18, behandelt die Erhabenheit des messianischen Bundes. Der letzte Teil, von 10, Vers 19 bis zum Schluss, behandelt die Erhabenheit des messianischen Glaubensweges, also des Glaubensweges, bei dem man an Christus glaubt. Christus ist ja das gleiche wie hebräisch Messias, nur eben griechisch.
Der erste Teil, die Erhabenheit des Messias (Kapitel 1 bis 7), besteht am Schluss wiederum aus fünf Teilen. Dabei gibt es immer wieder Einschübe, die eine Warnung vor dem Abfall vom Glauben an den Messias Jesus darstellen.
Beim letzten Mal haben wir Teil 1 durchgenommen, der genau Kapitel 1 entspricht. Hier wird vorgestellt, dass Jesus, der Sohn Gottes, größer ist als alle Engel. Danach folgt ein Einschub. Ein Einschub bedeutet, dass nach dieser Lehre im Kapitel 1 eine praktische Anwendung kommt.
Dann folgt wieder eine Lehre und eine praktische Anwendung, dann erneut eine Lehre und praktische Anwendung. Hier lernen wir, wie man auch predigen soll.
Die Verbindung von Lehre und praktischer Anwendung im Hebräerbrief
Es gibt Leute, die sagen: „Ich möchte keine Lehre, ich möchte praktische Anweisung.“ Doch das kann leicht zu einem Christentum nach Rezeptbuch verkommen.
Im Englischen gibt es zum Beispiel Büchereien mit Titeln wie „How to“, etwa „How to make friends“. Solche Ratgeber erklären dann praktisch, wie man sich Freunde verschafft. Oder „How to make money“ – da erfährt man, wie man an Geld herankommen könnte.
Im Neuen Testament sehen wir jedoch, dass Predigen nicht so funktioniert. Zuerst müssen wir die Lehre haben und den Blick auf das Zentrum der Lehre richten – das ist der Herr Jesus, der Sohn Gottes.
Diese Grundlage gibt uns dann die Basis, um praktische Übertragungen fürs Leben zu machen. So haben diese Übertragungen auch ein Fundament, auf dem sie wirklich aufbauen können.
Deswegen beginnt das Kapitel mit der Schlussfolgerung aus Kapitel 1: Der Herr Jesus ist erhaben über alle Engel. Daraus wird abgeleitet, wie wichtig es ist, von diesem Glauben nicht abzufallen (Hebräer 1,1-4).
Danach folgt der zweite Teil: Jesus, der Menschensohn, ist größer als alle Menschen auf der Erde (Hebräer 2,5-18). Zuerst ist er also erhaben über alle Engel, dann über die ganze Menschheit.
Dann folgt ein weiterer Lehrteil, ein Einschub: Drittens ist Jesus größer als Mose (Hebräer 3,1-6). Mose ist ein ganz besonderer Mensch, der die ersten Bücher der Bibel, die Tora, als Basis der göttlichen Offenbarung in der Heiligen Schrift geschrieben hat. Doch Jesus ist größer als Mose.
Dann kommt ein weiterer Einschub, eine Warnung vor Abfall. Es wird gezeigt, dass Jesus größer ist als Josua (Hebräer 4,1-13).
Viertens ist Jesus größer als Aaron, der Hohepriester (Hebräer 4,14 – 5,10).
Gleich darauf folgt eine praktische Anwendung durch einen weiteren Einschub: Wieder eine Warnung vor Abfall (Hebräer 5,11 – 6,20).
Schließlich kommt fünftens die Aussage, dass Jesus Hoher Priester nach der Ordnung Melchisedeks ist und damit größer als Abraham. Abraham war ja geringer als Melchisedek, denn er musste ihm den Zehnten von allem geben. Nicht Melchisedek gab Abraham etwas, sondern Abraham gab Melchisedek (Hebräer 7).
Der Herr Jesus ist Hoher Priester nach der Ordnung Melchisedeks und somit größer als Abraham.
Die rabbinische Tradition und der Messias im Hebräerbrief
Nun ist es interessant: In der rabbinischen Literatur sind diese Gedanken bekannt gewesen. Der Messias wird als erhaben beschrieben – er ist erhaben über die Engel, über Mose und über Abraham.
Ich habe einen sehr berühmten jüdischen Kommentar aus dem Mittelalter mitgebracht, der Yalkut Shimoni heißt. Er besteht aus zwei Bänden. Es gibt schöne Ausgaben von den Ultraorthodoxen, die sehr günstig zu erwerben sind. Im zweiten Band, der sich mit Jesaja 52 beschäftigt – das wäre hier Seite 801 – steht zuerst das Zitat von Jesaja 52, Vers 13. Dort beginnt ja die Prophetie über den Knecht Gottes, der für unsere Sünden leiden soll.
In der Prophetie von Jesaja wird zitiert: „Hine jaskil awdi“ – „Siehe, mein Knecht wird einsichtig handeln“. Das ist ein Zitat. Dann wird erklärt: „Se, Melech Hamashiach“, das heißt „der König Messias“. Jeder im orthodoxen Judentum kann wissen, wenn er einen Kommentar aufschlägt, dass hier der Messias beschrieben wird.
Die spätere Auslegung von Raschi und Abrabanel, dass der Knecht Gottes nicht der Messias sei, ist eine moderne Abweichung aus dem Mittelalter. Diese Gelehrten haben zugegeben, dass die frühen Rabbiner das anders gesehen haben. Für sie war das ganz normal: Das ist der König Messias.
Jesaja 52, Vers 13 geht weiter: „Er wird erhoben und erhöht werden und sehr hoch sein.“ Im Kommentar heißt es weiter: „Venissar“ – „Und er wird erhoben werden.“ Über Mose? Ja, „er wird erhoben werden über Mose“. Ein paar Wörter weiter steht, es ist sehr klein gedruckt, aber man kann es lesen, wenn man sich Mühe gibt: „Er wird erhoben werden über Abraham.“ Und dann wird er sehr hoch sein über die dienenden Engel.
Das klingt, als hätten diese Rabbiner den Hebräerbrief gelesen, oder? Genau: Hebräer 1 beschreibt den Messias als erhaben über die Engel, über Mose und über Abraham. Diese Auslegungen gehen offensichtlich bis in die alttestamentliche Zeit zurück. Die Rabbiner haben diese Tradition von Generation zu Generation weitergegeben. Deshalb findet man solche Aussagen ganz normal in mittelalterlichen Auslegungen.
Das macht klar, dass der Schreiber des Hebräerbriefes – wie ich beim letzten Mal ausgeführt habe – ohne Zweifel Paulus ist. Aus internen und externen Gründen ist Paulus der Verfasser. Er ist im Judentum aufgewachsen und kannte diese Auslegung: Der Messias ist höher als die Engel.
Paulus hat das aber so schön und wunderbar ausgeführt in Hebräer 1 bis 14. So ausführlich findet man das nirgends in der ganzen rabbinischen Literatur. Diese ist riesig und umfassend. Ein Leben reicht bei weitem nicht, um sie durchzulesen. Man kann darin förmlich ersaufen – ich drücke das sehr drastisch aus.
So wie Luther es übersetzt hat: Die Schweine bei dem Gadarener, die gegen den Hang hinuntergingen und im See ersoffen. So kann man in Auslegungen ertrinken und verliert die Zeit, die man bräuchte, um die Bibel zu lesen.
Darum habe ich auch am Anfang zuerst Hebräer 2 vorgelesen – das ist das Wichtigste. Dann folgt die Auslegung dazu. Ich soll das Wort Gottes verständlicher machen, aber das Wichtigste ist das Wort selbst.
Übrigens: Auch in der Gemeinde kann es vorkommen, dass eine Predigt nicht viel bringt. Wenn man aber am Anfang die Bibel klar und gut vorgelesen hat, möglichst mit richtiger Betonung, kann man am Schluss immer noch zu dem Prediger gehen und sagen: „Du, das war so wunderbar, diese Worte, die du am Anfang gelesen hast.“
Durch den Heiligen Geist inspiriert hat Paulus das so schön ausgeführt: In Hebräer 1 ist der Messias erhaben über die Engel. Später, in Kapitel 3, wird er erhaben über Mose beschrieben, und in Kapitel 7 erhaben über Abraham.
Jetzt, hier in Kapitel 2, führt Paulus noch mehr aus: Der Messias ist auch erhaben über die ganze Menschheit. Ganz wichtig ist: In Kapitel 1 haben wir beim letzten Mal gesehen, dass die Gottheit, die ewige Gottheit des Sohnes, des Messias, des Herrn Jesus vorgestellt wird. In Kapitel 2 geht es dann um seine vollkommene Menschheit.
Warnung vor Abfall und die Bedeutung der großen Errettung
Bevor wir uns der Menschheit des Messias zuwenden, wollen wir zunächst die praktische Anwendung in Kapitel 2, Vers 1 betrachten. Paulus betont, dass wir umso mehr auf das achten müssen, was wir gehört haben, gerade weil der Messias so herrlich und wunderbar ist.
Er richtet sich an die messiasgläubigen Juden, denen er diesen Brief als Rundschreiben gesandt hat, wie ich beim letzten Mal ausgeführt habe. Paulus macht ihnen klar, dass wir heute durch Gottes Offenbarung mehr wissen als damals im Alten Testament unter dem Bund. Deshalb sind wir heute noch mehr verantwortlich für das, was wir hören.
Paulus warnt: Wir sollen umso mehr auf das achten, was wir gehört haben, damit wir nicht abgleiten. Das griechische Wort für „abgleiten“ bedeutet eigentlich, wie ein Schiff in der Strömung abgetrieben zu werden und dadurch das Ziel zu verfehlen. Hier wird also ein Begriff aus der Schifffahrt benutzt, um zu zeigen, wie man einen falschen Kurs nehmen und das eigentliche Ziel verpassen kann.
Im Hebräerbrief wird davon ausgegangen, dass die Empfänger wahre Gläubige sind. Doch an vielen Stellen macht der Brief deutlich, dass Zweifel bestehen, ob alle, die sich zu Jesus als Messias bekennen, auch wirklich zur Bekehrung durchgedrungen sind oder nur fast bekehrt waren. Diese fast Bekehrten stehen in der Gefahr, abzugleiten und das eigentliche Ziel zu verpassen – besonders angesichts der Verfolgung durch eigene Volksgenossen, die sich gegen sie wenden.
Deshalb wird immer wieder ernsthaft vor Abfall gewarnt. Man könnte denken, im Alten Testament unter dem Gesetz gab es strenge Strafen, aber jetzt, mit dem Kommen des Herrn Jesus als Messias und Erlöser, sei die Zeit der Gnade angebrochen, in der man leichter sündigen könne. Doch der Hebräerbrief macht klar: Nein, unter Gnade ist es noch schlimmer als unter dem Gesetz.
Warum? Das wird gleich erklärt: „Denn wenn das durch Engel geredete Wort fest war und jede Übertretung und jeder Ungehorsam gerechte Vergeltung empfing, wie werden wir entfliehen, wenn wir eine so große Errettung vernachlässigen?“ Hier wird gesagt, dass das Gesetz, das Mose am Sinai und während der Wüstenwanderung übergeben wurde, fest war. Es wird betont, dass dieses Wort durch Engel geredet wurde.
Dies wird im Alten Testament nicht ausdrücklich erwähnt, aber dreimal im Neuen Testament: In Apostelgeschichte 7,53 sagt Stephanus das, und in Galater 3,19 bestätigt Paulus diese Aussage ebenfalls. Im Hebräerbrief wird also die wichtige Rolle der Engel bei der Übermittlung des Gesetzes hervorgehoben.
Weiter heißt es, dass dieses durch Engel übermittelte Wort fest war und nicht verändert werden konnte. Jede Übertretung und jeder Ungehorsam wurde gerecht vergolten. Ein Blick in die Geschichte der Wüstenwanderung, zum Beispiel in 4. Mose, zeigt, wie oft gegen Gottes Wort rebelliert wurde.
Man denke an die Rotte Koras in 4. Mose 16. Sie vertraten einen gabenorientierten Ansatz und fragten: Warum ist Mose der Führer und Aaron der Hohepriester? Sie meinten, sie könnten das auch. Es ging dabei nie um die Begabung, denn Mose selbst hielt sich nicht für einen guten Redner, und es wurde nie gesagt, nur Aaron könne Priester sein. Gott hatte sie aber so eingesetzt.
Die Rotte Koras rebellierte gegen diese Ordnung, und das Gericht Gottes kam über sie. So empfing jeder Ungehorsam und jede Übertretung gerechte Vergeltung. Paulus argumentiert hier: Wenn das schon unter dem Gesetz so war, wie viel mehr gilt das jetzt unter Gnade, wo wir viel größere Vorrechte haben.
Denn jetzt kennen wir die große Errettung, die der Messias Jesus durch seinen Tod am Kreuz für uns errungen hat. Er hat Jesaja 53 erfüllt, indem er als König und Messias für unsere Sünden als Opfer starb. Wenn wir diese große Errettung vernachlässigen und missachten, gibt es nur noch Gericht – und zwar ewiges Gericht.
Unter Gnade das Angebot der Rettung durch den Herrn Jesus abzulehnen, ist viel tragischer als damals, als man das Gesetz Mose verwerfen konnte. Hier finden wir den Ausdruck „eine so große Errettung“. Ich habe im Skript aufgeführt, dass der Ausdruck „große Errettung“ siebenmal im Alten Testament vorkommt, zum Beispiel in 1. Mose 45,7. Dort geht es um die Rettung in Verbindung mit Joseph, der ebenfalls ein Hinweis auf den Herrn Jesus ist.
Weitere Stellen sind Richter 15,18, 1. Samuel 14,45, 1. Samuel 19,5, 2. Samuel 23,10 und 12 sowie 1. Chroniker 11,14. Überall findet man diesen Ausdruck „große Errettung“. Hier im Hebräerbrief geht es jedoch um „eine so große Errettung“ – die größte Errettung überhaupt: die Errettung durch den Herrn Jesus und sein Opfer am Kreuz.
Dann wird gesagt, diese große Errettung empfing ihren Anfang durch die Verkündigung des Herrn selbst. Das bedeutet, dass der Herr Jesus als Erster über diese Rettung gepredigt hat, als er auf der Erde war. In den Evangelien finden wir diese große Errettung verkündigt durch ihn.
Ein Beispiel ist Johannes 3, im Gespräch mit Nikodemus, einem Mitglied des Sanhedrins, des obersten Gerichtshofs Israels. Dort erläutert der Herr Jesus in Johannes 3,13-18: „Und niemand ist in den Himmel hinaufgestiegen außer dem, der vom Himmel herabgestiegen ist, der Sohn des Menschen, der im Himmel ist. Wie Mose in der Wüste die Schlange erhöhte, so muss der Sohn des Menschen erhöht werden, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe. Denn so sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe. Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, um die Welt zu richten, sondern damit die Welt durch ihn errettet werde. Wer an ihn glaubt, wird nicht gerichtet. Wer aber nicht glaubt, ist schon gerichtet, weil er nicht an den Namen des einzigen Sohnes Gottes geglaubt hat.“
Der Herr Jesus hat also selbst über diese große Rettung gepredigt. Nach seinem Tod, seiner Auferstehung und Himmelfahrt haben seine Jünger diese Verkündigung fortgesetzt. Ab Apostelgeschichte 2, mit der Entstehung der Gemeinde an Pfingsten, sehen wir, wie die Apostel und Nachfolger des Herrn die Verkündigung der großen Errettung weiterführten.
Deshalb heißt es hier: „Welche große Errettung, nachdem sie den Anfang der Verkündigung durch den Herrn empfangen hat, uns von denen bestätigt worden ist, die es gehört haben.“ Es geht also um die Ohrenzeugen der Verkündigung des Herrn Jesus, die diese Botschaft durch ihre weitere Verkündigung in Apostelgeschichte 2, 3, 4 und den folgenden Kapiteln bestätigten.
Weiter wird erklärt, dass Gott außerdem mitzeugte – sowohl durch Zeichen als auch durch Wunder, mancherlei Wunderwerke und die Austeilung des Heiligen Geistes nach seinem Willen. Hier wird rückblickend der Hebräerbrief verfasst, etwa im Jahr 62 nach Christus, also rund drei Jahrzehnte nach dem Tod und der Auferstehung des Herrn Jesus.
Das entspricht genau dem Zeitraum von 32 nach Christus, dem Jahr des Todes und der Auferstehung Jesu, bis zum Jahr 62, dem Jahr, in dem die Apostelgeschichte endet. Paulus war von 60 bis 62 zwei volle Jahre in Rom in Haft und hat von dort aus den Hebräerbrief verfasst, wie wir beim letzten Mal gesehen haben.
Rückblickend auf diese drei Jahrzehnte sagt Paulus, dass Gott durch Zeichen, Wunder und mancherlei Wunderwerke mitzeugte. Diese drei Ausdrücke sind sehr interessant, denn sie zeigen die apostolischen Wunderwerke, die die Verkündigung der großen Errettung begleiteten.
Die Bedeutung von Zeichen, Wundern und mächtigen Taten in der Apostelzeit
Kommen wir kurz zu 2. Korinther 12. Der Apostel Paulus wurde von einigen frech auftretenden Korinthern in Frage gestellt, ob er wirklich ein richtiger Apostel sei oder nicht. In 2. Korinther 12, Vers 11, verteidigt er sich. Er sagt: Wenn man sich so verteidigen muss und alle möglichen Beweise bringen muss, macht man sich selbst zum Tor. Aber aus Liebe zu ihnen hat er es getan. Deshalb sagt er hier: „Ich bin ein Tor geworden, ihr habt mich gezwungen.“ Hätten sie ihn nicht herausgefordert, hätte er sich gar nicht verteidigen müssen.
Dann fügt er hinzu: „Denn ich hätte von euch empfohlen werden sollen, denn ich habe in nichts den ausgezeichnetsten Aposteln nachgestanden, wenn ich auch nichts bin.“ Die Zeichen des Apostels sind ja unter euch vollbracht worden, in allem Ausharren, in Zeichen, Wundern und mächtigen Taten. Also ein echter Apostel musste nicht nur den Herrn Jesus gesehen haben. Wie wir aus der Apostelgeschichte wissen, konnte Matthias nur Apostel werden, weil er Augenzeuge war. Paulus sagt auch in 1. Korinther 9: „Habe ich nicht den Herrn gesehen!“ Aber das reicht nicht aus.
Als Apostel musste man Zeichen, Wunder und mächtige Taten vollbringen. Diese drei Ausdrücke finden sich auch in Hebräer 2. Damit hat Gott das Neue in der Verkündigung, man kann sagen in der messianischen Verkündigung, bestätigt. Ja, die Apostel erzählten Dinge, die man schon im Alten Testament finden kann, aber sie brachten auch neue Offenbarungen, die als Geheimnisse bezeichnet werden. In Epheser 3 sagt Paulus, ein Geheimnis ist eine Wahrheit, die Gott von Ewigkeit her beschlossen hatte. Diese Wahrheit hatte er nie einem Engel mitgeteilt, nie einem Menschen, auch keinem Propheten im gesamten Alten Testament. Erst jetzt ist sie offenbar geworden.
Da hätten natürlich Leute aus dem Judentum argumentieren können, dass dies ganz neue Lehren seien, die sie in ihren Schriften nicht finden. Zum Beispiel das Geheimnis des Christus, das Geheimnis der Verblendung Israels, das begrenzt ist, bis die Vollzahl der Nationen eingegangen ist. Das Geheimnis der Gesetzlosigkeit, das Geheimnis der Entrückung und weitere Geheimnisse, die in den Paulusbriefen erwähnt werden. Auch das Geheimnis des Reiches der Himmel, das der Herr Jesus schon ab Matthäus 13 verkündigt hatte, war vorher nicht bekannt. Ebenso das Geheimnis des Tieres, das Geheimnis der Sterne als Offenbarung und das Geheimnis Babylon – all das war unbekannt.
Gott bestätigte diese Verkündigung durch mächtige Zeichen und Wunder. Daher war es sehr wichtig, dass der Apostel Paulus diese Zeichen, Wunder und mächtigen Taten vorweisen konnte. Die Apostelgeschichte zeigt ebenfalls, wie Gott in den ersten drei Jahrzehnten so wirkte. Auffällig ist, wer außer den Aposteln sonst noch Zeichen und Wunder wirkte. Namentlich erwähnt werden Stephanus, Philippus und in Apostelgeschichte 14 auch Barnabas. Danach ist es vorbei.
Es war also nicht üblich, dass alle Jünger Zeichen und Wunder taten. Natürlich kann man nicht behaupten, dass nur diese drei namentlich erwähnten Personen solche Taten vollbrachten und sonst niemand. Das wäre ein falscher Schluss aus dem Schweigen der Schrift. Aber es mahnt uns zur Vorsicht, zu denken, alle hätten so wie Jesus auf der Straße geheilt, einfach durch das Auflegen der Hände. So ging das nicht.
Diese Zeichen und Wunder waren ganz besonders, um die Apostel zu bestätigen. Aber auch diejenigen, die durch die Apostel zum Glauben kamen, taten Zeichen und Wunder. Das führt uns zu Markus 16. Dort finden wir den Herrn Jesus nach der Auferstehung, wie er den elf Jüngern, den elf Aposteln, den Missionsauftrag gibt.
Ich lese Markus 16, Vers 15: „Und er sprach zu ihnen: Geht hin in die ganze Welt und predigt das Evangelium der ganzen Schöpfung! Wer da glaubt und getauft wird, wird errettet werden; wer aber nicht glaubt, wird verdammt werden. Diese Zeichen aber werden denen folgen, die glauben: In meinem Namen werden sie Dämonen austreiben, sie werden in neuen Sprachen reden, Schlangen aufnehmen, und wenn sie etwas Tödliches trinken, wird es ihnen nicht schaden. Schwachen werden sie die Hände auflegen, und sie werden sich wohl befinden.“
Der Herr kündigt hier in Vers 17 an, dass diese Zeichen denen folgen werden, die glauben. Man kann sogar sagen, dass sie punktuell denen folgen, die zum Glauben kommen. Es stellt sich die Frage, ob dies eine Verheißung für alle Generationen ist oder nur für die Generation, die durch die Apostel zum Glauben kommt. Aus diesem Text allein lässt sich das nicht eindeutig entscheiden. Beides wäre möglich.
Interessant ist, dass Markus die Himmelfahrt beschreibt (Vers 19): „Der Herr nun wurde, nachdem er mit ihnen geredet hatte, in den Himmel aufgenommen und setzte sich zur Rechten Gottes.“ Die Apostel gingen hinaus und predigten allen Völkern. Dabei wirkte der Herr mit und bestätigte das Wort durch die darauf folgenden Zeichen. Auch hier wird rückblickend eine vergangene Periode beschrieben.
Kirchengeschichtlich ist bekannt, dass das Reden in neuen Sprachen im zweiten Jahrhundert aufhörte. Man findet in der Kirchengeschichte noch den Montanus, der in Zungen redete. Er reiste mit zwei Frauen, predigte und sagte, das neue Jerusalem werde in die heutige Türkei herabkommen. Das ist nie eingetreten. Montanus praktizierte wohl eine Art Zungenrede, wie sie heute oft praktiziert wird, bei der die Sprecher oft selbst nicht wissen, was sie sagen, und damit auch nicht effektiv evangelisieren können.
Diejenigen, die in neun Sprachen sprachen, wie in Markus 16 beschrieben, begannen damit am Pfingsttag in Apostelgeschichte 2. Sie konnten alle möglichen Sprachen und Dialekte sprechen. Die Menschen mit Auslandshintergrund, Juden aus Mesopotamien, Nordafrika und anderen Regionen, sagten: „Wie hören wir sie die großen Taten Gottes in unseren Sprachen, in unseren Dialekten verkündigen!“ Sie konnten das wirklich.
Von Montanus wird jedoch nicht berichtet, dass er in fremden Sprachen predigen konnte. Um 400 n. Chr. überliefert Augustinus, der eine Übersicht über die Kirche seiner Zeit hatte, im ersten Johannesbriefkommentar, dass das Zeichen der Sprachen damals auftrat, aber später wieder verschwand und nichts mehr davon vorhanden war.
Ein anderer Kirchenlehrer aus dem ersten Jahrhundert sagte: „Sage nicht, diese Zeichen und Wunder hätten damals nicht stattgefunden, nur weil sie heute nicht stattfinden.“ Diese Zeichen und Wunder hörten also auf. Das passt zur Auslegung, dass Markus 16 sich auf die Generation bezieht, die durch die Apostel zum Glauben kommt.
Hebräer 2 beschreibt es so: Gott hat das bestätigt durch Zeichen, Wunder und mächtige Taten. Markus 16 berichtet, dass die Apostel hinausgingen und der Herr vom Himmel her mitwirkte und Zeichen und Wunder wirkte. Diese Zeichen und Wunder waren sehr wichtig, um diese neue Verkündigung zu bestätigen – die Verkündigung dieser so großen Errettung.
Heilsgeschichtliche Konzentrationen von Zeichen und Wundern
Übrigens ist es eigentlich schon auffällig, wenn man die Heilsgeschichte betrachtet: Früher beobachtet man Zeichen und Wunder sowie mächtige Taten. Wo wird das getan? Ab Adam – wo tritt jemand auf, der große Zeichen und wundermächtige Taten vollbringt? Wir finden nichts bis zur Sintflut. Das wären schon 1656 Jahre.
Nach der Sintflut, bei Noah, und später bei Abraham – wo vollbringt Abraham große Zeichen und wundermächtige Taten? Später, beim Auszug aus Ägypten, gibt es eine Konzentration von Zeichen und Wundern. Besonders mächtig sind diese in Ägypten im Zusammenhang mit den Zehn Plagen und auch die Wunder, die Mose tut.
Mose kann zum Beispiel die Hand hineinfahren lassen, sie kommt aussätzig heraus, dann wieder gesund zurück. Er konnte seinen Stab auf den Boden werfen, und dieser wurde zu einer Schlange, die sogar die Schlangen der Zauberer fraß. Während der vierzig Jahre in der Wüste finden wir weitere Zeichen und Wunder. Doch als sie ins Land kamen, hörten diese auf.
In der darauffolgenden Richterzeit lesen wir zur Zeit von Gideon (Richter 7), dass der Engel des Herrn ihn zum Dienst beruft. Gideon fragt: „Wo sind die Zeichen geblieben, von denen unsere Väter gesprochen haben?“ Es war nicht mehr so wie früher. Immer hat man gesagt: Früher gab es ganz große Zeichen, und jetzt – wo sind sie? Sie waren nicht mehr da.
Eine weitere Konzentration von Zeichen und Wundern finden wir später in der biblischen Geschichte bei Elija und Elisa. Diese Propheten vollbrachten gewaltige Machttaten. Doch auch dies hörte wieder auf.
Als der Messias, der verheißene Erlöser, kam, ist in den Evangelien beschrieben, dass er Zeichen und Wunder sowie mächtige Taten vollbrachte. Es gab eine gewaltige Konzentration, viele Volksmengen kamen zu ihm, und er heilte sie. Zeichen und Wunder sind somit nicht etwas, das Gott einfach zu allen Zeiten üblich tut. Vielmehr sehen wir ganz klar heilsgeschichtliche Konzentrationen – so, wie Gott es wollte.
Es macht Sinn, dass es bei Mose eine solche Konzentration gab. Warum? Mose war der Erste, der inspirierte Bibelbücher schrieb: die fünf Bücher Mose. Übrigens hat er auch das Buch Hiob in der inspirierten Fassung Israel übergeben. Das lernt man aus der jüdischen Tradition, zum Beispiel im Talmud (Bababatra 15a). Außerdem verfasste er Psalm 90.
Das war der Anfang der Bibel. Mose wurde als inspirierter Schreiber durch Zeichen, Wunder und mächtige Taten von Gott bestätigt. Danach konnte das aufhören. Die späteren Propheten wurden immer getestet, ob sie mit der Tora, also den fünf Büchern Mose, übereinstimmen oder nicht. Jede Aussage musste korrekt sein; kein einziger Fehler durfte in der Prophetie vorkommen.
Später werden Elija und Elisa als Propheten besonders durch Zeichen und Wunder bestätigt. Oft wird im Alten Testament von „dem Gesetz und den Propheten“ gesprochen. Man kann also sagen, dass Gott das Gesetz durch Zeichen und Wunder besonders bestätigt hat – ebenso die nachfolgende Prophetie, und zwar ganz speziell bei Elija und Elisa.
Als der Messias kam, war das ebenfalls der Fall. Das war angekündigt in Jesaja 35. Dort heißt es, dass wenn der Messias kommt, der Lahme aufspringen, die blinden Augen geöffnet und der Stumme jauchzen wird. So war das eine Bestätigung, dass die Menschen erkennen konnten: Das ist der verheißene Erlöser.
Dann kam die Zeit der Apostel. Um klarzumachen, dass ihre Lehre keine Irrlehre ist und nicht von der wahren Lehre des Alten Testaments abweicht, hat Gott sie durch Zeichen und Wunder bestätigt.
Dass die Zeichen und Wunder kirchengeschichtlich aufgehört haben, deckt sich mit den Beschreibungen in Markus 16 und Hebräer 2,1-4. Dort wird ausgelegt, dass der Herr diese Verheißung denen gegeben hat, die durch die Elf zum Glauben kommen würden. Es war also nicht so, dass allgemein alle Zeichen und Wunder taten.
Man muss sehr vorsichtig sein mit solchen Behauptungen, denn die Bibel zeigt uns nur sehr wenige Nicht-Apostel, die Zeichen und Wunder getan haben.
Die Endzeit und die Gefahr falscher Zeichen und Wunder
Und dann hat der Herr Jesus angekündigt, dass große Zeichen und Wunder wiederkommen werden (Matthäus 24). Bevor wir Matthäus 24 öffnen, möchte ich noch Markus 16, Verse 9 bis zum Schluss erklären. Diese Verse fehlen in einigen wenigen griechischen Handschriften. Die Nestle-Aland-Ausgabe, die diese Handschriften als die besten bevorzugt, lässt diese Stelle weg. Warum fehlt sie in manchen Handschriften, während die Mehrheit der Handschriften die Echtheit von Markus 16,19-20 klar bestätigt?
Es gibt noch einen anderen Fall, bei dem dieselben Handschriften etwas Wichtiges weglassen: Der Bericht über die Ehebrecherin in Johannes 8 fehlt in genau denselben Handschriften, die in modernen Übersetzungen oft als maßgeblich gelten. Diese Übersetzungen behaupten, die Stelle sei nicht echt und lassen sie deshalb weg. Doch gerade von Johannes 8 wissen wir von Augustin. Ich erwähne Augustin nicht, um all seine Lehren zu befürworten, aber er war ein bedeutender Lehrer der Kirchengeschichte und hatte um 400 nach Christus einen guten Überblick. Er berichtet, dass einige Leute mit wenig Glauben – wenn man überhaupt von Glauben sprechen kann – diese Stelle aus ihren Manuskripten entfernten. Sie glaubten, diese Stelle könne ihren Frauen eine Begründung für Ehebruch geben. Sie verstanden nicht, dass der Herr dieser Frau zwar einen Neuanfang ermöglichte, aber ihr auch sagte: "Gehe hin und sündige nicht mehr." Sie musste mit der Vergangenheit brechen. Gleich danach sagte Jesus: "Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis wandeln, sondern wird das Licht des Lebens haben."
Diese Leute nahmen die Stelle aus Unglauben heraus. Nun kann man sich gut überlegen, warum manche Markus-Manuskripte den Schluss weggelassen haben. Sie sahen einen Konflikt: Solche Zeichen geschehen heute gar nicht. Doch der Herr sagt, diese Zeichen werden denen folgen, die zum Glauben kommen. Wahrscheinlich wurde das nicht echt entfernt. Aber es ist klar und durch die Masse der Handschriften belegt, dass diese Zeichen echt sind. Diese Zeichen sind tatsächlich gekommen. Wir sehen zum Beispiel, wie der Apostel Paulus eine Schlange aufnahm, die ihn biss, ohne dass es ihm schadete. Wir sehen, wie die Jünger in real existierenden Sprachen predigen konnten. Paulus konnte sogar zu den Korinthern sagen, dass er mehr in Sprachen redete als sie alle. In Korinth gab es nicht viele Fremdsprachige, aber Paulus reiste durch viele Länder und konnte viele Sprachen sprechen.
Diese Zeichen haben sich damals wirklich erfüllt, aber sie hörten später auf. Das hat wohl dazu geführt, dass manche Menschen sich an der Heiligen Schrift vergriffen haben. Etwas vom Wort Gottes wegzunehmen ist genauso schlimm wie etwas hinzuzufügen. Aber wir dürfen wissen: Es ist echt. Auch Johannes 8 ist echt, klar bezeugt, intern und extern gut begründet.
Kommen wir nun zu Matthäus 24. In der Endzeitrede spricht Jesus über etwa 25 Zeichen, die in der Endzeit geschehen sollen. Was ist die Endzeit? Man kann sie so definieren: Nach Hesekiel 38,8 ist die Endzeit die Zeit am Ende der Jahre, wenn das jüdische Volk heimkehrt und als Nation im Land wiederhergestellt wird. In dieser Zeit leben wir.
Stellen wir uns vor, wir wären auf einer ganz kleinen Insel im Südpazifik, hätten nur die Bibel und wüssten nichts von der Welt. Matthäus 24, Vers 24 sagt: "Denn es werden falsche Christi und falsche Propheten aufstehen und große Zeichen und Wunder tun, um, wenn möglich, auch die Auserwählten zu verführen." Er sagt nicht, dass diese Wunder Täuschungen ohne echte Zeichen sind. Er sagt, sie werden große Zeichen und Wunder tun.
Und er sagt nicht, dass für die Gläubigen klar sei, dass das alles Verführung ist. Wenn irgendein Guru mit Zeichen und Wundern kommt, wissen echte Christen aus großer Entfernung, dass er ein Betrüger ist. Aber hier sagt Jesus, dass diese Wunder so stark sein werden, dass sie sogar die Auserwählten verführen können. Die Auserwählten sind die wirklich echt Bekehrten, und für sie ist es eine Gefahr.
Das heißt, diese großen Zeichen und Wunder werden in der Zeit auftreten, wenn das jüdische Volk heimkehrt, in der Endzeit. Sie werden so gefährlich sein, dass wahre Gläubige in die Gefahr geraten, hineinzufallen. Für die Endzeit wird gesagt: Das kommt!
Kirchengeschichtlich begann das etwa 1901 mit der Erweckung an der Topeka Bibelschule in Kansas. Das breitete sich aus, 1906 war Chicago ein nächster Punkt, danach kam die Bewegung nach Deutschland und Europa. In drei Wellen – Anfang 20. Jahrhundert, 1960er Jahre, 1980er Jahre – erreichte diese Bewegung die ganze Welt. Weltweit werden Zeichen und Wunder getan. Manche sind offensichtlich Fälschungen, aber nicht alle. Wirklich unglaubliche Zeichen und Wunder geschehen. Der Herr sagt, das muss so sein. Es wird ein großer Glaubenstest für die wahren Gläubigen sein, die gerade wegen ihres echten Glaubens nicht verschont bleiben.
Jesus sagt in der Bergpredigt, Matthäus 7, Vers 21: "Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr, Herr!, wird in das Reich der Himmel eingehen, sondern wer den Willen meines Vaters tut, der in den Himmeln ist. Viele werden an jenem Tag zu mir sagen: Herr, Herr, haben wir nicht durch deinen Namen geweissagt und durch deinen Namen Dämonen ausgetrieben und durch deinen Namen viele Wunderwerke getan?" Dann wird er ihnen sagen: "Ich habe euch niemals gekannt; weicht von mir, ihr Übeltäter!"
Das ist ein Schock: Viele werden an jenem Tag sagen, sie hätten Zeichen in Jesu Namen getan, und er wird sagen, das war nicht von ihm. Wenn es nur wenige wären, wäre das anders, aber es sind viele. Solche Wundertäter gab es zwar immer wieder, zu allen Zeiten, aber nie als so große, umfassende Bewegung wie im 20. Jahrhundert, weltweit und zunehmend in drei Wellen.
Jesus vergleicht diese Zeichen in Matthäus 24 mit Wehen (Vers 8). Wir wissen, dass Wehen in Wellen kommen. Ich habe das oft erlebt, als ich meine Frau unterstützte. Ebenso werden diese Zeichen in Wellen immer stärker. Genau das erleben wir seit die Juden ab 1882 in Tausenden heimkehrten. Einige Jahre nach 1882, 1901, begann diese Bewegung, und sie setzte sich in Wellen fort. Das ist schockierend.
Nun zu den drei Begriffen Zeichen, Wunder und mächtige Taten: Wir haben gesehen, dass diese in Hebräer 2 von Gott bestätigt werden. In 2. Korinther 12 vollbrachte der Apostel Paulus solche apostolischen Zeichen. Und in 2. Thessalonicher 2 geht es um das Kommen des Antichristen in der Endzeit. Das ist aber noch nicht geschehen; es wird erst nach der Entrückung der Gemeinde kommen.
Wie kommt dieser Antichrist? In 2. Thessalonicher 2, Vers 8 heißt es: "Dann wird der Gesetzlose offenbart werden." Der Gesetzlose ist der Antichrist. Jesus wird ihn durch den Hauch seines Mundes verzehren und durch die Erscheinung seiner Ankunft vernichten. Wenn Jesus als König der Welt kommt, wird er den Antichristen vernichten.
Dieser Antichrist wird beschrieben als jemand, dessen Ankunft nach der Wirksamkeit Satans in aller Macht und mit allen Zeichen und Wundern der Lüge erfolgt. Das sind echte Wunder, aber sie verführen. In allem Betrug und Ungerechtigkeit werden sie denen schaden, die verloren gehen, weil sie die Liebe zur Wahrheit nicht angenommen haben, damit sie gerettet würden.
Diese drei Punkte kommen nochmals und gipfeln im Höhepunkt, der schon vorbereitet ist. Das 20. Jahrhundert hat unsere Gesellschaft so verändert, vom Materialismus hin zur Esoterik. Im 20. Jahrhundert wurden Menschen massenweise empfänglich für das Übernatürliche. Sie finden es toll, wenn jemand Zeichen und Wunder tut und Heiler ist. Große Massen sind davon begeistert. Aber das wird im Kommen des Antichristen münden, der ebenfalls Zeichen, Wunder und mächtige Taten vollbringen wird – aber nicht, um das Wort Gottes zu bestätigen, sondern um die Lüge zu bestätigen. In Hebräer 2 geht es um das Bestätigen der Wahrheit durch Zeichen und Wunder.
Der lange Rede kurzer Sinn: In Hebräer 2,1-4 wird ausgeführt, dass der Erlöser Jesus Christus so wunderbar und groß ist, der ewige Gott, absolut erhaben über alle Engelmächte, der die große Errettung vollbracht hat. Wenn wir diese Errettung vernachlässigen und wie ein Schifflein am Ziel vorbeifahren, hat das viel größere, ewige Konsequenzen – viel schlimmer als die Rebellionen unter dem Gesetz, wie die von Korah und der Allgemeinheit in Kadesch-Barnea, die sagten, sie könnten nie ins verheißene Land gehen und wollten zurück nach Ägypten, weil es dort "anders und toll" war.
Dann kommt in Hebräer 2, Vers 5 der Menschensohn ins Spiel, der größer ist als alle Menschen. Es wird erklärt, dass Gott den zukünftigen Erdkreis, von dem hier die Rede ist, nicht den Engeln unterworfen hat. Der zukünftige Erdkreis ist eine Übersetzung des hebräischen Ausdrucks Ha'olam Haba, die kommende Welt oder das kommende Zeitalter. Dieser Ausdruck ist in den Schriften der Rabbiner verbreitet und bezeichnet das Königreich, wenn der Messias erscheinen und Frieden bringen wird.
Der Messias wird kein Engel sein, sondern ein richtiger Mensch, der über diese Welt regieren wird. Aus Hebräer 1 wissen wir, dass der Messias Gott sein wird, von Ewigkeit her. Also hat Gott nicht den Engeln die Weltherrschaft gegeben, sondern dem Sohn des Menschen.
In Vers 6 wird Psalm 8, Verse 5-7 zitiert: "Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst?" Augustin und andere haben diesen Psalm als Hinweis auf den Messias verstanden. Ein Anthroposoph schrieb mir einmal, die Bibel sei nicht das vollkommene Wort Gottes, weil der Schreiber des Hebräerbriefes nicht wisse, wo dieser Psalm stehe oder wer ihn geschrieben habe. Doch im Titel des Psalms steht König David als Verfasser. Man kann den griechischen Text so übersetzen, dass es heißt: "Jemand hat an einer bestimmten Stelle bezeugt." Das ist eine Übersetzung der Partikel, aber der Psalm ist klar erkennbar.
Es geht also nicht darum, wer den Psalm geschrieben hat oder wo er steht, sondern darum, dass alttestamentlich bezeugt wird, dass der Messias als Mensch einmal diese Welt regieren wird. Psalm 8 beschreibt die Größe des Weltalls und fragt: "Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst?" Dabei wird im Hebräischen zweimal "Mensch" verwendet, aber mit unterschiedlicher Bedeutung: Enosch, der sündige, sterbliche Mensch, und Ben Adam, der Sohn des Menschen, ein Titel für den Messias.
David beschreibt, wie klein und unbedeutend der Mensch angesichts des riesigen Himmels ist, aber der Sohn des Menschen, der Messias, wird mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt und über die Werke Gottes gesetzt.
Der Messias erniedrigte sich, indem er Mensch wurde und sterben konnte – Engel können nicht sterben. Er wurde für kurze Zeit unter die Engel erniedrigt, nämlich während seines Todes am Kreuz, um dann mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt zu werden.
Psalm 8 wird so ausgelegt, dass Gott dem Messias alles unterworfen hat. Doch heute sehen wir das nicht vollständig, denn die Welt ist noch voller Rebellion und Bosheit, und der Teufel ist noch nicht gebunden. Das tausendjährige Reich ist noch nicht angebrochen. Dennoch ist alles ihm unterworfen.
Markus 16 berichtet, dass Jesus in den Himmel aufgefahren ist und sich als Mensch auf den Thron Gottes gesetzt hat. Er hat die höchste Autorität erhalten, weil er sich am Kreuz erniedrigt hat. Deshalb sagt Jesus in Matthäus 28, Vers 18: "Mir ist alle Gewalt gegeben im Himmel und auf Erden."
Wir sehen seine Herrschaft noch nicht in der Welt, aber wir erleben sein Eingreifen im Leben der Gläubigen, etwa durch Gebetserhörungen. Diese sind jedoch nicht dasselbe wie apostolische Zeichen und Wunder, die als Gaben gegeben wurden, wie in 1. Korinther 12 beschrieben.
Nach der Pause werden wir mit Hebräer 2, Vers 9 weitermachen. Dort heißt es: "Wir sehen aber Jesus, der für kurze Zeit unter die Engel wegen des Leidens des Todes erniedrigt war, mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt."
Dieses Sehen geschieht mit den Augen des Glaubens, wie Epheser 1, Vers 18 beschreibt: "Damit ihr erleuchtet werdet an den Augen eures Herzens." Im Hebräerbrief wird das Sehen Jesu mit verschiedenen griechischen Wörtern ausgedrückt, die unterschiedliche Nuancen von Beobachten, Betrachten und Hinschauen ausdrücken.
In Hebräer 3, Vers 1 werden wir aufgefordert, Jesus als Apostel und Hohenpriester unseres Bekenntnisses zu betrachten – ein Betrachten, das Nachdenken und Kennenlernen umfasst. Jesus ist der Hohepriester nach der Ordnung Melchisedeks, einer erhabenen Persönlichkeit, die größer war als Abraham. Melchisedek ist ein Hinweis auf Jesus Christus.
In Kapitel 7, Vers 4 heißt es: "Schaut, wie groß dieser war, dem Abraham den Zehnten gab." Auch hier wird ein anderer Ausdruck für "schauen" verwendet.
Kapitel 12, Vers 2 verwendet ein Wort, das wörtlich "wegschauen" bedeutet – ein konzentriertes Hinblicken auf Jesus, weg von allem anderen.
In Vers 3 heißt es: "Betrachtet den, der so großen Widerspruch von den Sündern gegen sich erduldet hat, damit ihr nicht ermüdet." Auch hier wird ein anderes Wort für "betrachten" benutzt.
Diese fünf verschiedenen Wörter für Sehen und Betrachten sind das große Thema des Hebräerbriefes: Wir sehen Jesus mit den Augen des Glaubens.
In Vers 9 wird erklärt, warum Jesus mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt ist: Weil er für kurze Zeit unter die Engel erniedrigt war – durch seinen Tod. Engel können nicht sterben, Menschen schon.
Der Hebräerbrief ist in sehr schönem, literarischem Griechisch geschrieben, stark geprägt von der Septuaginta, der ältesten griechischen Bibelübersetzung, die im dritten Jahrhundert vor Christus in Alexandria von Juden erstellt wurde. Die Apostel benutzten diese Übersetzung vielfach im Neuen Testament.
Der Ausdruck "mit Herrlichkeit und Ehre" erinnert an 2. Mose 28, wo die heiligen Kleider des Hohenpriesters Aaron beschrieben werden. Diese Kleider sollten zur Herrlichkeit und zum Schmuck sein. Das bedeutet, dass Jesus der große Hohepriester ist, höher als Aaron, und wir sehen ihn mit den Augen des Glaubens in dieser hohen priesterlichen Herrlichkeit, wie der Hebräerbrief später zeigen wird.
Weiter heißt es, dass Jesus durch Gottes Gnade für alle den Tod schmeckte. Das bedeutet, er ging in den Tod, um alle Menschen zu erlösen, nicht nur eine Auswahl. Er hat den Tod in seiner ganzen Schrecklichkeit erfahren.
Wir müssen uns vorstellen, was die Auspeitschung bedeutete: Lederriemen mit Widerhaken rissen seinen Rücken auf. Viele Menschen starben an der Auspeitschung, bevor sie gekreuzigt wurden. Jesus hat all das in seiner ganzen Schrecklichkeit empfunden, ebenso die Kreuzigung mit Nägeln, die Galle mit Essig, die ihm gegeben wurde – eine bittere, schmerzlindernde Substanz, die er ablehnte, weil er der Sündenträger sein wollte, ohne Schmerzmittel.
Das ist kein Grund, Palliativmedizin abzulehnen. Medizin hat große Fortschritte gemacht, um Schmerzen zu lindern, ohne das Bewusstsein zu beeinträchtigen. Jesus hat diese Leiden aber bis zum Letzten geschmeckt.
Noch schrecklicher waren die drei Stunden der Finsternis, als er die Sünde auf sich nahm. Jesaja 53, Vers 10 sagt: "Es gefiel dem Herrn, ihn zu zerschlagen." Gott als Richter musste ihn schlagen. Sacharja 13, Vers 7 spricht vom Schwert, das den Hirten trifft.
Diese Leiden sind für uns Menschen unvorstellbar. Die Stiftshütte hatte einen Altar mit einem Metallnetz, auf dem das Holz lag, damit die Sauerstoffzufuhr an der heißesten Stelle war – die unsichtbarste Stelle. Das zeigt, dass das Leiden Jesu Dimensionen hatte, die unser Verstand nicht erfassen kann. Nur der Vater kennt sie.
Jesaja 53, Vers 9 sagt prophetisch, dass Jesus bei Gesetzlosen begraben wurde, aber in einem reichen Grab. Im Hebräischen steht "in seinen Toden", im Plural, um den qualvollen Tod auszudrücken.
Dann heißt es: "Denn es geziemte ihm, um dessen Willen alle Dinge sind und durch den alle Dinge bestehen, den Urheber ihrer Errettung durch Leiden vollkommen zu machen." Gott der Vater wollte viele Söhne zur Herrlichkeit bringen. Der Urheber der Errettung ist Jesus, der durch Leiden vollkommen gemacht wurde.
"Vollkommen machen" bedeutet auch vollenden, bis ans Ziel bringen. Jesus hat alles durchlitten und konnte am Kreuz sagen: "Es ist vollbracht." Er ist vollkommen gemacht durch Leiden.
Weiter heißt es: "Denn sowohl der, welcher heiligt, als auch die, welche geheiligt werden, sind alle von einem." Der Heilige ist Jesus, die Geheilten sind die Erlösten. Alle sind Teil eines göttlichen Ratschlusses, der vor Grundlegung der Welt gefasst wurde.
Weil wir so mit Jesus verbunden sind, schämt er sich nicht, uns Brüder zu nennen. Das ist erstaunlich: Der ewige Sohn Gottes nennt die Gläubigen seine Brüder.
Das wird mit Psalm 22 bewiesen, wo Jesus sagt: "Ich will deinen Namen meinen Brüdern kundtun, inmitten der Gemeinde will ich dich loben."
Heiligen bedeutet absondern, auf die Seite stellen, reservieren. Jesus kam, um uns durch seinen Tod von allem Bösen zu trennen und uns für Gott zu reservieren. Er nennt uns Brüder.
Psalm 22 beschreibt die Leiden des Messias am Kreuz. Im rabbinischen Buch Pesikta Rabbatti wird erklärt, dass Psalm 22 die Leiden des Messias für unsere Sünden beschreibt – eine Erkenntnis, die auch im Judentum bekannt war.
Psalm 22 beginnt mit den Worten: "Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?" und beschreibt die Kreuzigung bis ins Detail, etwa das Durchbohren von Händen und Füßen und das Teilen der Kleider.
Die Soldaten warfen das nahtlose Gewand los, um darüber zu würfeln. Jesus ruft: "Du aber, Herr, sei nicht fern, meine Stärke, eile mir zu helfen." Er bittet um Rettung aus dem Rachen des Löwen, was in 1. Petrus 5 als Bild für den Teufel gebraucht wird.
Dann folgt die Wende mit der Auferstehung: "Ja, du hast mich erhört von den Hörnern der Büffel. Verkündigen will ich deinen Namen meinen Brüdern, inmitten der Gemeinde will ich dich loben."
In Johannes 20 erscheint Jesus Maria Magdalena und sagt ihr: "Gehe zu meinen Brüdern und sage: Ich fahre auf zu meinem Gott und zu eurem Gott, zu meinem Vater und zu eurem Vater." Er nennt die Jünger seine Brüder.
Diese Botschaft sollte Maria den Aposteln weitergeben. Jesus verkündet seinen Vater als Gott der Gläubigen.
Das Wort für Gemeinde ist "Ekklesia", die ab Apostelgeschichte 2 durch die Ausgießung des Heiligen Geistes gebildet wurde. Jesus sagt in Matthäus 18, Vers 20: "Wo zwei oder drei zu meinem Namen versammelt sind, da bin ich in ihrer Mitte."
Das war eine Überraschung für die Jünger, denn im Judentum braucht man zehn Männer, einen Minjan, um eine Synagoge zu bilden. Jesus sagt, schon zwei oder drei reichen, und er ist in ihrer Mitte.
Gott ist allgegenwärtig, aber wenn in der Bibel gesagt wird, Gott lasse seinen Namen an einem bestimmten Ort wohnen, bedeutet das eine besondere Offenbarung. In 5. Mose wird 21 Mal von diesem Ort gesprochen, der später Jerusalem wurde, wo Gott im Tempel seinen Namen wohnen ließ.
Die Königin von Saba (aus dem heutigen Jemen) kam nach Jerusalem und erkannte dort den Herrn, nicht in ihrem Land. Jerusalem war der Ort besonderer Offenbarung.
Wo zwei oder drei zu Jesu Namen versammelt sind, offenbart er sich besonders. Es heißt nicht "in seinem Namen", sondern "zu seinem Namen hin" – der Name und die Person Jesu sind der Mittelpunkt.
Matthäus 18, Vers 15 spricht zuerst von Gemeindezucht, dann folgt die Verheißung der Gegenwart Jesu. Eine solche Versammlung ist mehr als ein Hauskreis; eine Gemeinde muss auch Gemeindezucht üben können.
In Hebräer 13 werden die Hebräer aufgefordert, das Lager zu verlassen, das den Herrn verworfen hat. Man kann nicht in zwei Systemen zugleich leben.
In Hebräer 2, Vers 13 heißt es weiter: "Ich will mein Vertrauen auf ihn setzen, und wiederum sehe ich die Kinder, die Gott mir gegeben hat."
Dieser Vers ist ein Zitat aus Jesaja 8, das wir im Zusammenhang betrachten sollten. Jesaja 8, Verse 13-16 spricht vom Messias als Stein des Anstoßes und Fels des Strauchelns für Israel. Viele straucheln und fallen, weil sie den Messias verworfen haben. Die Zerstörung Jerusalems 70 n.Chr. erfüllte diese Prophezeiung.
Vers 16 sagt: "Binde das Zeugnis zu, versiegle die Tora inmitten meiner Jünger." Die Tora wurde für viele unverständlich, aber unter den Jüngern ist sie versiegelt – ein Gericht der Verblendung über Israel, aber ein Überrest erkennt den Messias.
Vers 17 sagt: "Ich will auf den Herrn harren, der sein Angesicht verbirgt vor dem Haus Jakob." Die Geschichte Israels ist eine Geschichte von Zerstreuung und Fragen. Doch es gibt Hoffnung.
Martin Buber prägte den Begriff "Gottesfinsternis" – Gott ist verborgen, aber nicht abwesend. Das begann nicht erst mit Auschwitz, sondern schon 70 n.Chr.
Vers 18 schließt: "Siehe ich und die Kinder, die der Herr mir gegeben hat." Das sind die wahren Gläubigen Israels, die messianischen Juden, ein Zeichen und Wunder in Israel.
Heute gibt es vielleicht 150 messianische Juden weltweit. Sie sind ein Phänomen und eine Herausforderung für die Öffentlichkeit in Israel.
Jesaja 53 wird oft zum ersten Mal gelesen und wirkt wie eine Bombe. Messianische Juden sagen: Wir haben den Glauben unserer Väter nicht verleugnet, sondern den Messias gefunden.
Vers 14: Weil die Kinder Blut und Fleisch haben, hat auch er gleicherweise daran teilgenommen. Jesus wurde Mensch, um Menschen zu erlösen. Er wurde kein Engel.
Der Unterschied zwischen "teilhaftig" und "teilgenommen" im Griechischen zeigt, dass Jesus zwar vollkommener Mensch wurde, aber nicht die sündige Natur Adams geerbt hat.
Vers 15: Auf dass er durch den Tod die Macht des Todes zunichte mache, den Teufel, der die Macht des Todes hat, und die befreie, die durch Todesfurcht ihr Leben lang Sklaven waren.
Das erinnert an David im Tal Ela, der mit der Waffe des Feindes den Feind besiegte (1. Samuel 17). So hat Jesus durch den Tod den Teufel besiegt.
Vers 16: Engel nimmt er nicht an, sondern den Samen Abrahams, die durch Glauben gerechtfertigt werden. Engel haben keine Erlösung, weil ihre Entscheidung endgültig war.
Vers 17: Daher musste er in allem den Brüdern gleich werden, um ein barmherziger und treuer Hoherpriester zu sein, der die Sünden des Volkes sühnt.
Jesus ist der wahre Jom Kippur, der am Kreuz die Schuld sühnt (Sacharja 3). Er wurde versucht, weiß, was Versuchung bedeutet, und kann denen helfen, die versucht werden.
Er wurde nie von innen heraus versucht wie wir durch die sündige Natur, denn Sünde ist nicht in ihm (1. Johannes 3), aber er wurde von Satan und der Welt versucht.
Das ist eine doppelte Garantie, dass er als Hoherpriester genau weiß, worum es bei uns geht.
Nächstes Mal werden wir mit Kapitel 3 weitermachen, mit "Daher, heilige Brüder", der Schlussfolgerung aus Kapitel 2.
Zum Schluss wollen wir noch gemeinsam beten.
