Guten Abend, meine Damen und Herren! Wir wollen heute Abend auf die Suche nach dem Stern von Bethlehem gehen. Dazu möchte ich zunächst aus Matthäus 2 lesen, bevor wir mit den Dias beginnen.
Matthäus 2,1: Als Jesus in Bethlehem in Judäa geboren war, in den Tagen des Königs Herodes, siehe, da kamen Magier vom Morgenland nach Jerusalem. Sie fragten: „Wo ist der König der Juden, der geboren worden ist? Denn wir haben seinen Stern im Morgenland gesehen und sind gekommen, ihm zu huldigen.“
Als König Herodes dies hörte, wurde er bestürzt, und ganz Jerusalem mit ihm. Er versammelte alle Hohenpriester und Schriftgelehrten des Volkes und erkundigte sich bei ihnen, wo der Christus geboren werden solle. Sie antworteten ihm: „Zu Bethlehem in Judäa, denn so steht es im Propheten geschrieben:
‚Und du, Bethlehem, Land Juda, bist keineswegs die geringste unter den Fürsten Judas, denn aus dir wird ein Führer hervorgehen, der mein Volk Israel weiden wird.‘“
Dann berief Herodes die Magier heimlich zu sich und erforschte genau von ihnen die Zeit, wann der Stern erschienen war. Er sandte sie nach Bethlehem und sagte: „Zieht hin und forscht genau nach dem Kindlein. Wenn ihr es gefunden habt, berichtet es mir, damit auch ich komme und ihm huldige.“
Als die Magier den König gehört hatten, zogen sie hin. Siehe, der Stern, den sie im Morgenland gesehen hatten, ging vor ihnen her, bis er über dem Ort stehenblieb, wo das Kindlein war. Als sie den Stern sahen, freuten sie sich mit großer Freude.
Als sie in das Haus gekommen waren, sahen sie das Kindlein mit Maria, seiner Mutter. Sie fielen nieder und huldigten ihm. Dann öffneten sie ihre Schätze und opferten ihm Gaben: Gold, Weihrauch und Myrrhe.
Nachdem sie im Traum eine göttliche Weisung empfangen hatten, nicht wieder zu Herodes zurückzukehren, zogen sie auf einem anderen Weg in ihr Land zurück.
Einführung in die Suche nach dem Stern von Bethlehem
Nun stehen wir an der Schwelle zum dritten Jahrtausend. Ein großer Teil der Menschheit bereitet sich auf eine besondere Feier vor: zweitausend Jahre Christentum.
Wenn wir heute Abend auf die Suche nach dem Stern von Bethlehem gehen, dann ist das gleichzeitig die Suche nach dem Geburtsdatum des Messias, Jesus. Natürlich sind wir daran interessiert: Stehen wir nun vor einem ganz besonderen Jubiläum der Geburt Jesu – zweitausend Jahre – oder gibt es zeitliche Probleme?
Wir gehen nach Bethlehem, an den Ort einige Kilometer südlich von Jerusalem, wo Jesus Christus ungefähr vor zweitausend Jahren geboren wurde. Hier, auf den Feldern Bethlehems, wurde den Hirten die frohe Botschaft verkündet – in jener bedeutungsvollen, feierlichen Nacht: „Heute ist euch ein Erretter geboren in Davids Stadt, welcher ist Christus, der Herr.“
Ganz am Anfang haben wir den Bibeltext aus Matthäus Kapitel 2 gelesen. Jetzt wollen wir den einzelnen Aussagen im Detail nachgehen, denn das ist unsere Hauptquelle auf der Suche nach dem Stern von Bethlehem.
Historischer Kontext und Bedeutung der Magier
Als Jesus in Bethlehem in Judäa geboren wurde, in den Tagen des Königs Herodes, siehe da, kamen Magier aus dem Morgenland nach Jerusalem.
Wir haben hier eine Zeitangabe, wenn auch eine sehr grobe. Dennoch wissen wir, dass die Geburt Jesu in der Zeit stattfand, als Herodes, das heißt Herodes der Große, in der Geschichte lebte. Diese Information hilft uns bei der zeitlichen Einordnung.
Ein weiterer wichtiger Punkt aus diesem ersten Vers ist, dass es Magier waren, die aus dem Morgenland nach Jerusalem kamen. Sie hatten den Stern gesehen. Das Wort „Magier“ (griechisch: Magos) stammt aus dem Persischen. Im Persischen bedeutet „Magawan“ „Besitzer der Offenbarung“.
Ursprünglich war dies eine Bezeichnung für persische Priester und Gelehrte. Später hat sich die Bedeutung dieses Wortes erweitert und wurde allgemeiner für Magier verwendet. Besonders wichtig ist jedoch die ursprüngliche, engere Bedeutung, denn diese Männer kamen aus dem Morgenland, also aus dem Gebiet des Partherreiches, und reisten nach Jerusalem.
Sie kamen möglicherweise aus der persischen Stadt Susa, die von alten Persern bewohnt war. Das gibt uns einen Eindruck davon, wie diese Magier ausgesehen haben könnten. Sie unternahmen eine weite Reise von vielleicht tausend Kilometern, um den König der Juden zu suchen, weil sie seinen Stern gesehen hatten.
Zeitliche Einordnung der Geburt Jesu anhand Herodes
Nun, wie gesagt, die Angabe, dass Herodes damals lebte, zur Zeit der Geburt Jesu, hilft uns weiter.
Es ist jedoch ein Problem, wenn man in Lexika nachschaut, wann Herodes der Große gestorben ist. Dort liest man normalerweise „vier vor Christus“. Deshalb ist es auch üblich geworden zu sagen, dass unsere Zeitrechnung einige Jahre danebenliegt. Jesus Christus wurde demnach mindestens etwa vier vor Christus geboren.
Doch wie kommt man eigentlich auf diese Zahl? Das hängt mit folgendem zusammen: Josephus Flavius, ein Jude aus dem ersten Jahrhundert, war Priester in Jerusalem und hat sehr viel über die jüdische Geschichte geschrieben. Er berichtet auch detailliert über viele Personen, die wir aus den Evangelien kennen. So auch über Herodes den Großen.
Josephus berichtet, dass kurz vor Herodes’ Tod eine Mondfinsternis stattgefunden hat. Tatsächlich gab es in der Nacht vom zwölften auf den dreizehnten März, also um vier vor Christus, eine partielle Mondfinsternis. Aufgrund dieser Mondfinsternis hat sich in den Geschichtsbüchern die Angabe des Todesjahres vier vor Christus für Herodes eingebürgert.
Es ist jedoch zu sagen, dass es am neunten und zehnten Januar, eins vor Christus, ebenfalls eine Mondfinsternis gab – und diese war sogar total.
Hinzu kommt, dass Josephus Flavius von verschiedenen Ereignissen berichtet, die zwischen der Mondfinsternis und dem eigentlichen Tod von Herodes stattgefunden haben. Diese Ereignisse sind so zahlreich, dass sie kaum zwischen der Mondfinsternis im Jahr vier vor Christus und dem Tod untergebracht werden können.
Dagegen lassen sich die Ereignisse besser zwischen dem neunten und zehnten Januar eins vor Christus und dem eigentlichen Tod einordnen. Das Passafest im Frühjahr, das auf März oder April fällt, gibt noch einen weiteren Anhaltspunkt für den Tod von Herodes.
Diese Angaben ergeben eine Spannweite: Die Zeit um vier vor Christus lässt sich schwer mit den Ereignissen vereinbaren, während eins vor Christus sehr gut passt. Deshalb spricht vieles dafür, dass Herodes im Jahr eins vor Christus gestorben ist.
Die Mondfinsternisse von vier vor Christus und eins vor Christus sind markante Punkte bei der Suche nach der Geburt Jesu und dem Stern von Bethlehem.
Die Bedeutung des Sterns und der Titel "König der Juden"
Wir gehen zum zweiten Vers. Dort heißt es: „Wo ist der König der Juden, der geboren worden ist? Denn wir haben seinen Stern im Morgenlande gesehen und sind gekommen, ihm zu huldigen.“
Es überrascht uns, dass Perser – also auf jeden Fall Nichtjuden, Heiden – von so weit hergekommen sind. Sie hatten eine ganz klare Vorstellung von einem Stern, der auf den König der Juden hinweist, der geboren werden sollte. Wir fragen uns, wie sie eigentlich auf diese Idee gekommen sind.
Ein zweiter Punkt, auf den ich hinweisen möchte, ist der Titel „König der Juden“. Herodes der Große wurde nämlich vom römischen Senat Jahrzehnte zuvor zum König der Juden ernannt. Man hatte ihm den Titel „König der Juden“ gegeben.
Hier haben wir eine unterschwellige Anspielung im Matthäus-Text: Wenn die Magier fragen „Wo ist der König der Juden?“, dann meinen sie genau diesen besonderen Titel, den Herodes getragen hatte. Aber sie sagen nicht „Wo ist der König der Juden, der ernannt worden ist“, sondern „der dazu geboren worden ist“. Das ist natürlich etwas ganz anderes.
Herodes war nur ernannt, aber die Magier sprechen von einem, der als König der Juden geboren worden ist.
Historische Hintergründe zur Kenntnis der Magier
Nun stellt sich die Frage: Wie konnten Heiden aus dem Morgenland etwas von einem solchen Stern und dem Kommen des Messias wissen?
Dazu müssen wir in der Geschichte weiter zurückgehen. Zwischen 605 und 586 vor Christus führten die Babylonier Kriege gegen den Judenstaat. Schließlich zerstörten sie Jerusalem und deportierten das jüdische Volk als Gefangene nach Babylonien.
Hier sehen Sie den Südpalast von Nebukadnezar in Babylon. Einige Jahrzehnte später eroberten die Perser und Meder das Babylonische Reich. So kamen die Juden, die in der Zerstreuung in Babylon lebten, unter persische Herrschaft.
Übrigens wurde der Prophet Daniel bereits im Jahr 605 als junger Mann nach Babylon gebracht. Dort musste er an der Universität in Babylon studieren, um später in den Staatsdienst aufgenommen zu werden.
Als die Perser Babylon eroberten, behielten sie Daniel als hohen Beamten unter König Darius. Dieser Prophet Daniel hatte also großen Einfluss in den oberen Schichten des babylonischen Reiches und später auch im Perserreich.
Natürlich war er nicht der Einzige. Auch andere Juden erzählten von ihrem Glauben und ihren heiligen Schriften.
Prophetie von Bileam und ihre Bedeutung für die Magier
In 4. Mose 24,17 finden wir eine besonders interessante Prophetie. Sie geht zurück auf die Zeit um 1500 v. Chr., als Israel noch jenseits des Jordans in Moab war – dem heutigen Jordanien – und sich darauf vorbereitete, in das verheißene Land einzutreten.
Zu dieser Zeit sollte Bileam, ein von den Moabitern beauftragter Prophet, Flüche über Israel aussprechen. Dieser eigenartige heidnische Prophet kam vom Norden her, aus der Nähe des Euphrats, und wollte Israel verfluchen. Doch Gott zwang ihn, Israel zu segnen, anstatt zu fluchen.
In seinen Segenssprüchen sagte er unter göttlicher Inspiration Folgendes: „Ich sehe ihn, aber nicht jetzt; ich schaue ihn, aber nicht nahe. Es tritt hervor ein Stern aus Jakob, und ein Zepter erhebt sich aus Israel.“
Um 1500 v. Chr. sah Bileam, der Seher, dass einmal der Messias kommen würde. Er wusste jedoch, dass dies noch lange nicht geschehen würde und nicht in unmittelbarer Nähe lag. Dennoch erkannte er in seiner Vision deutlich, dass ein Stern aus Jakob, aus Israel, hervorkommen würde. Dies deutet auf Herrschaft hin, denn ein Zepter erhebt sich aus Israel – ein Zeichen dafür, dass ein Herrscher kommen wird.
Man kann davon ausgehen, dass diese Prophetie und der Hinweis auf den Messias auch den Babyloniern und Persern bekannt wurden. Die Juden, die in diesem riesigen Reich verstreut lebten, könnten diese Botschaft weitergegeben haben. So konnte in der Tradition der heidnischen Priester im Zweistromland und darüber hinaus eine solche Erwartung entstehen und wachgehalten werden.
Archäologische Funde und die Rolle von Bileam in der Region
Hinzu kommt noch folgende Entdeckung: Vor einigen Jahren wurde in Jordanien, in Deir Alla, ein heidnischer Tempel ausgegraben. Dort fand man eine Inschrift, die man entzifferte. Sie ist ammonitisch, eine Sprache, die dem Hebräischen sehr eng verwandt ist. Wenn man Hebräisch kann, kann man auch Ammonitisch lesen.
Was steht nun auf dieser Inschrift? Es handelt sich um das Buch des Propheten Bileam. Es sind nur wenige Zeilen erhalten geblieben, wie Sie auf dem Bild sehen können. Dennoch gibt es ganz wörtliche Übereinstimmungen mit dem Bericht im Buch Numeri über Bileam, also direkte Entsprechungen.
Diese Funde zeigen, wie wichtig Bileam unter den heidnischen Völkern im Nahen Osten war und welche große Bedeutung er hatte. Die Inschrift stammt aus dem achten Jahrhundert vor Christus. Daher überrascht es nicht, dass die Tradition um Bileam im Nahen Osten wachgehalten wurde. Aus diesem Grund konnten die Magier auch über solches Wissen verfügen.
Kritik an der Planetenkonjunktionstheorie des Sterns von Bethlehem
Nun, Sie haben im Zusammenhang mit dem Stern von Bethlehem sicherlich von der populärsten Ansicht gehört, die vom großen Astronomen Kepler vorgebracht wurde. Demnach sei der Stern von Bethlehem eine Konjunktion von Saturn und Jupiter gewesen, also das Zusammentreffen zweier Planeten. Kepler hat berechnet, dass sich diese beiden Planeten im Jahr sieben vor Christus dreimal sehr nahe kamen.
An diesen drei Tagen standen Saturn und Jupiter so dicht beieinander, dass man daraus geschlossen hat, diese Konjunktion hätte wie ein großer Stern ausgesehen. Dieser „große Stern“ wäre dann der Wegweiser für die Magier aus dem Morgenland gewesen.
Wenn wir jedoch vom Bibeltext ausgehen, genauer gesagt aus Matthäus 2, finden wir mehrfach das Wort „Stern“. Im Griechischen steht dort „Aster“, was Stern bedeutet und mit unserem deutschen Wort „Stern“ verwandt ist.
Wenn Matthäus hätte ausdrücken wollen, dass es sich um Planeten handelte, hätte er das Wort „Planetes“ oder „Planes“ verwenden können. Diese Begriffe bedeuten „Wandelstern“, also Planet, im Gegensatz zu den Fixsternen. Das hat er aber nicht getan. Er spricht von „Aster“, also einem Stern, der, wie wir gleich noch sehen werden, über eine längere Zeitspanne scheinbar dauernd leuchtete.
Das war jedoch bei der Konjunktion von Jupiter und Saturn im Jahr sieben vor Christus nicht der Fall. Hier sehen wir noch einmal den Jupiter. Nun haben wir beide Planeten vor uns.
Es gibt aber noch ein weiteres Problem: Ich habe diese Konjunktion im Jahr sieben vor Christus auch am Computer simuliert. Dabei sieht man, dass die beiden Planeten zwar sehr nahe beieinander standen, jedoch so weit voneinander entfernt waren, dass man mit bloßem Auge erkennen konnte, dass es zwei separate Planeten waren. Sie standen also nicht so nahe zusammen, dass sie wie ein einzelner Stern aussahen.
Dies zeigt uns, dass wir diese Planetenkonjunktion als Erklärung für den Stern von Bethlehem also vergessen können.
Aus diesem Grund wird oft gesagt, Jesus Christus sei etwa sieben Jahre vor Christus geboren worden. Doch auch diese Annahme können wir getrost verwerfen.
Reaktion Herodes und seine politische Lage
Wir setzen unsere Textanalyse und Exegese von Matthäus 2 fort. Dabei wollen wir gründlich vorgehen und nicht nur oberflächlich bleiben.
Vers 3 lautet: „Als aber der König Herodes es hörte, wurde er bestürzt, und ganz Jerusalem mit ihm.“ Ich habe bereits erklärt, dass dies ein wahrer Stich ins Herz für Herodes war.
Wenn man Herodes, der zum König der Juden ernannt worden war, fragte: Wo ist der König der Juden, der geboren worden ist? Josephus Flavius schreibt viel über Herodes, und wir kennen den Charakter dieses furchtbaren Mannes sehr gut. Er war ein blutrünstiger Mensch. Sogar Kaiser Augustus sagte, es sei besser, das Schwein von Herodes zu sein als sein Sohn. Dieses Wortspiel beruht darauf, dass auf Griechisch „Sohn“ und „Schwein“ fast gleich klingen: hyos und hyos.
Herodes schreckte nicht davor zurück, viele Angehörige seiner Familie zu ermorden. Sogar seine Lieblingsfrau Marianne ließ er töten. Auch seine Söhne konnten nie sicher sein, ihr Leben zu behalten. Es war ein furchtbarer Mensch. Einmal ließ er sogar den gesamten höchsten Gerichtshof von Israel, den Sanhedrin, ermorden. Er war ein blutrünstiger Mann, der ständig Angst hatte, jemand könnte seinen Machtanspruch in Frage stellen. So ist er auch aus der außerbiblischen Geschichte bekannt.
Es überrascht daher nicht, dass Matthäus berichtet, er wurde bestürzt, als er die Frage der Magier hörte.
Ich muss noch erklären, dass Herodes kein Jude war. Er war ein Edomiter, das heißt ein Nachkomme von Esau. Wenn man im ersten Buch Mose, Kapitel 25 nachliest, sieht man, dass es Gottes Plan war, dass Jakob, der Vater von Israel, über Esau, den älteren Bruder und Stammvater der Edomiter, herrschen sollte.
Hier liegt eine Verdrehung vor: Zur Zeit Jesu herrschte ein Edomiter über das jüdische Volk. Dieser war ständig in höchster Angst, seine Macht zu verlieren.
Das erklärt auch, warum Herodes das Herodion bauen ließ. Dabei handelt es sich nicht um einen Vulkan in der Wüste Judäa, sondern um einen gewöhnlichen Hügel, den er durch Tausende von Sklaven aufschütten ließ. Er ließ auf diesem künstlichen Hügel einen Sicherheitspalast errichten, um sich vor gefährlichen Leuten schützen zu können.
Man kann das mit Saddam Hussein vergleichen, der ebenfalls viele Paläste besaß. Es gab sogar einen Zeitungsartikel mit der Frage: Wie viele Paläste braucht ein Präsident? Diese Frage lässt sich auch auf Herodes anwenden.
Das Herodion ist ein Palast ganz in der Nähe von Bethlehem. Außerdem hatte Herodes einen Palast am Toten Meer auf Masada. Dieser Felsen ragt plötzlich aus der Tiefebene empor und ist strategisch so gut gelegen, dass er praktisch nicht erobert werden kann. Auch dort ließ Herodes einen Palast bauen.
Ein romantischeres Bild zeigt die Filmaufnahmen des Kampfes um Masada. Dort oben befand sich der Palast von Herodes.
Wenn wir diese Hintergründe verstehen, begreifen wir umso besser, warum die Bibel sagt, dass Herodes und ganz Jerusalem so erschrocken waren.
Herodes besaß noch weitere Paläste, einen, wie wir noch sehen werden, in Jerusalem, und einen anderen in Jericho. So konnte er herumwandern und sich etwas sicherer fühlen.
Herodes befragt die religiösen Führer zum Geburtsort des Messias
Wir lesen Vers 4: Und er versammelte alle hohen Priester und Schriftgelehrten des Volkes und erkundigte sich bei ihnen, wo der Christus geboren werden solle.
Herodes hatte von den Juden erfahren, dass sie den verheißenen Erlöser erwarteten. Dieser war durch viele Prophezeiungen im Alten Testament beschrieben worden. Nun hört er, dass dieser geboren werden soll. Deshalb geht er zu den Spezialisten, man kann sagen zu den Theologen der damaligen Zeit, und will sich erkundigen: Wie kann man theologisch den Geburtsort des Messias festlegen?
Der Christus ist einfach das griechische Wort für das hebräische Messias. Er wollte wissen, wo nach der Heiligen Schrift der Messias geboren werden sollte. Die Theologen können sofort antworten.
Vers 5: Sie aber sagten ihm: Zu Bethlehem in Judäa, denn also steht durch den Propheten geschrieben.
Hier sieht man den Hohen Priester in seinem vollen Ornat. Auch er war unter den Theologen, die über den Geburtsort des Messias befragt wurden. Sie antworteten und zitierten aus der Zwölfprophetenrolle. Sie zitieren Micha 5,1, eine Prophetie aus dem achten Jahrhundert vor Christus:
„Und du, Bethlehem, Land Juda, bist keineswegs die geringste unter den Fürsten Judas. Denn aus dir wird ein Führer hervorkommen, der mein Volk Israel weiden wird.“
Man wusste also im Judentum, dass der Messias in dem kleinen Städtchen Bethlehem geboren werden würde, nicht irgendwo anders. Die alten Schriften waren sehr präzise. Es gab keine vage Vorstellung von einem kommenden Herrscher, sondern ein Punkt nach dem anderen wurde aufgezeigt.
Ich habe in meinem Buch „Der verheißene Erlöser“ aufgezeigt, wie detailliert diese Prophetie war. Außerdem habe ich über 300 Prophezeiungen aus dem Alten Testament gefunden, die sich in Jesus Christus, dem Messias, ganz präzise erfüllt haben. Diese Punkte helfen uns, zu erkennen, wer der Erlöser ist.
Die Welt heute besteht aus etwa sechs Milliarden Menschen. Es ist möglich, mit nur wenigen Angaben, vielleicht fünf Punkten, einen Menschen exakt aus sechs Milliarden Menschen zu identifizieren.
Wie? Wir brauchen einen Vornamen. Ich heiße Roger. Das ist der Vorname. Der Nachname ist Libby. Das könnte natürlich noch viele geben. Ich habe ja auch gestern gezeigt, dass im Bibelcode sogar vier vorkommen.
Dann hilft vielleicht noch weiter die Straße, in der ich wohne: Delfter Straße 34. Gut, vielleicht gibt es noch mehr Delfter Straßen, vielleicht auch in Holland, in der Stadt Delft – das ist die Freundschaftsstadt von Aarau – auch eine Delfter Straße.
Nun haben wir die Zahl 34 noch mit dabei und die Angabe Aarau. Das macht das Ganze klar. Vielleicht noch Schweiz. Mit diesen wenigen Angaben kann man einen Menschen aus sechs Milliarden Menschen identifizieren.
Aber der Messias ist in viel, viel mehr Details beschrieben worden, sodass wir ihn aus der gesamten Menschheitsgeschichte heraus exakt aufgrund der Heiligen Schriften bestimmen und erkennen können.
Herodes' heimliche Befragung der Magier und deren Reise nach Bethlehem
Wir lesen weiter in Matthäus. Herodes berief die Magier heimlich zu sich und erkundigte sich genau bei ihnen nach der Dauer des noch scheinenden Sternes. Hier habe ich versucht, sehr genau zu übersetzen. Es steht nicht einfach „erforschte von ihnen die Zeit des scheinenden Sternes“, sondern „die Zeitdauer“.
Im Griechischen gibt es verschiedene Ausdrücke, die entweder einen Zeitpunkt bezeichnen, wie Kairos, oder eine Zeitdauer, wie Kronos. So kann man sehr genau unterscheiden, ob es hier um einen bestimmten Zeitpunkt geht, an dem ein Stern erschien, oder um die Zeitperiode, über die hinweg ein Stern scheint. In diesem Fall ist es eindeutig eine Zeitdauer.
Das macht die Planetenkonjunktionstheorie hinfällig. Außerdem drückt die griechische Form für „scheinen“ hier aus, dass es sich um einen fortdauernden Prozess handelt. Deshalb habe ich in Klammern noch „noch scheinenden Sternes“ hinzugefügt.
Herodes sandte die Magier nach Bethlehem und sprach: „Zieht hin und forscht genau nach dem Kindlein. Wenn ihr es gefunden habt, so berichtet es mir, damit auch ich komme und ihm huldige.“ Herodes war eine Schlange.
Hier sehen Sie einen Stadtplan von Jerusalem zur Zeit der Evangelien. Dieser Palast mit den drei gewaltigen Türmen – Hippicus, Phasael und Mariamne – war der Palast von Herodes. Genau hierher sind die Magier gekommen.
Wir können das heute sehr genau lokalisieren, weil von diesem Palast noch Überreste sehr gut erhalten sind. Er befindet sich beim heutigen Jaffa-Tor, dort, wo das Stadtmuseum von Jerusalem ist. Wenn Sie das nächste Mal nach Jerusalem reisen, sollten Sie natürlich auch den Herodospalast besuchen, um zu wissen, wo die Magier hingegangen sind.
In unserem Text sehen wir nun die Tatsache, dass die Magier nach Bethlehem gingen. Das war die Straße hier runter, am Sultansteich vorbei. Dort können Sie auch heute noch spazieren gehen, vom Jaffa-Tor aus am Sultansteich entlang. Der Teich ist jetzt allerdings trocken und wird heute für Konzerte genutzt.
Die Magier gingen genau dort vorbei, also an dem Ort, an dem 2000 Jahre später Konzerte stattfinden – in Bethlehem. So genau können wir den Spuren der Magier folgen.
Hier sehen Sie eine schöne Rekonstruktionszeichnung von Leyn Rittmayr. Hell angedeutet ist die heutige Situation der Davidszitadelle beim Jaffa-Tor. Farbig dargestellt sind die drei rekonstruierten Türme des einstigen Palastes von Herodes.
Nun wollen wir gleich sehen, was heute noch davon erhalten ist. Auf diesem Bild sehen Sie einen der Türme, einen der drei. Bis zu dieser Höhe ist er noch original.
Es handelt sich um ganz typische herodianische Bausteine. Man erkennt sie an Randbearbeitung und Spiegel, also an der speziellen Form, wie sie dort bearbeitet sind. Diese Bausteine sind eindeutig herodianisch und sehr gut erhalten.
Und das ist nicht das Einzige.
Der Stern führt die Magier nach Bethlehem
Wir setzen unseren Text in Matthäus 2, Vers 9 fort: "Sie aber, als sie den König gehört hatten, zogen hin. Und siehe, der Stern, den sie im Morgenlande gesehen hatten, ging vor ihnen her. Dieser kam und stand oben über dem Orte, wo das Kindlein war."
Die Weisen sind also von Jerusalem noch einige Kilometer nach Süden gezogen, nach Bethlehem. Dort fanden sie das Kindlein. Über dem Ort, den Sie hier sehen – die Hirtenfelder von Bethlehem mit der Stadt im Hintergrund – stand der Stern. Im Zenit, also genau über diesem Ort, war der Stern zu diesem Zeitpunkt sichtbar. Für die Weisen war das das klare Zeichen: Hier musste das Kind sein.
Zusätzlich hatten sie die prophetische Hilfe aus Micha 5, Vers 1, die bestätigte, dass es unbedingt Bethlehem sein musste. Als sie den Stern im Zenit über Bethlehem sahen, freuten sie sich mit großer Freude, wie wir bereits gelesen haben.
Ein Blick auf die heutige Stadt Bethlehem: Sie ist heute natürlich groß, damals war sie ein kleines Städtchen mit vielleicht tausend Bewohnern. Ein kleines Städtchen, aber der Ort, an dem der Messias geboren werden sollte.
Hier sehen Sie die Geburtskirche in Bethlehem. Man kann sich natürlich fragen, ob das alles religiöse Phantasie ist, die im Laufe der Kirchengeschichte eine große Rolle gespielt hat. Doch aus archäologischen und historischen Gründen gibt es starke Argumente dafür, dass dieser Ort tatsächlich die Stelle des Stalls kennzeichnet, wo Jesus Christus geboren wurde. Denn in der Herberge, so berichtet Lukas 2, war kein Raum.
Die Geburtskirche wurde im vierten Jahrhundert zur Zeit Kaiser Konstantins gebaut. Man konnte sich an diesem Ort orientieren, weil hier eine Grotte war. Damals war es üblich, dass solche Grotten in Bethlehem als Stallunterkünfte genutzt wurden. Bei dieser Grotte gab es einen Adonistempel, einen heidnischen Tempel. Dieser geht zurück auf das Jahr 135 nach Christus.
Diese Zeit war geprägt vom zweiten jüdischen Aufstand, der brutal von den Römern niedergeschlagen wurde. Mehr als eine Million Juden kamen damals ums Leben. Kaiser Hadrian hatte einen solchen Judenhass, dass er versuchte, die Juden überall zu brüskieren.
Auf dem Tempelplatz, an dem Ort, wo das Allerheiligste stand, ließ er einen Jupiter-Tempel errichten. An dem Ort Bethesda, wo die Heilung des Gelähmten in Johannes 5 stattfand, ließ er einen Asklepios-Tempel bauen – für den Gott der Medizin. Interessant, denn nach Johannes 5 war das ein Ort, an dem Heilung erfahren werden konnte.
Weiter über Golgatha ließ er ebenfalls einen Tempel errichten, wahrscheinlich einen Venustempel, um die messianisch gläubigen Juden zu provozieren. Und hier in Bethlehem, über der Stallgrotte, von der die messianisch gläubigen Juden wussten, dass dort einst Weihnachten gefeiert wurde, ließ er einen Adonistempel bauen.
Diese Tradition reicht weit zurück. Deshalb können wir wirklich annehmen, dass dies der richtige Ort ist. Allerdings ist es nicht gerade einladend, hier hineinzugehen. Ich zeige Ihnen diese Bilder nicht, um zu begeistern, sondern um zu verdeutlichen, dass dies geografisch der richtige Ort ist – auch wenn daraus im Laufe der Zeit ein Kult entstanden ist, der in einem pervertierten Christentum Gottes unwürdig ist.
Besuch der Magier im Haus und die zeitliche Differenz zum Stall
Matthäus 2,10: Als sie aber den Stern sahen, freuten sie sich mit sehr großer Freude. Und als sie in das Haus gekommen waren, sahen sie das Kindlein mit Maria, seiner Mutter, und sie fielen nieder und huldigten ihm. Sie taten ihre Schätze auf und opferten ihm Gaben: Gold, Weihrauch und Myrrhe.
Beim genauen Lesen fällt auf, dass hier steht: „als sie in das Haus gekommen waren“. Es wird nichts mehr von einem Stall erwähnt. Man könnte also denken, dass es doch nicht so schlimm war, keinen Raum in der Herberge zu finden.
Wir müssen bedenken: Die Geburt Jesu ist schon längst vorbei. Die Magier aus dem Morgenland hatten den Stern gesehen, der zum Zeitpunkt der Geburt aufgeleuchtet war. Dann machten sie sich auf den Weg und legten diese tausend Kilometer zurück. Wie lange haben sie dafür gebraucht? Vielleicht ein bis zwei Monate für die Reise.
Sie kamen also viel später hierher und brachten Gold, Weihrauch und Myrrhe mit. Das ist nicht mehr der Zeitpunkt der Geburt. Inzwischen gab es wieder mehr Raum, denn die Überfüllung in Bethlehem war nur vorübergehend, wegen der Einschreibung des Kaisers Augustus. Dazu kommen wir noch.
In der Zwischenzeit hatten Maria und Josef ein Haus in Bethlehem, in dem sie wohnen konnten.
Noch etwas fällt auf: Wenn Sie Lukas 2 lesen, erfahren Sie, dass Maria etwas mehr als einen Monat nach der Geburt nach Jerusalem gehen musste, um das von Mose vorgeschriebene Reinigungsopfer darzubringen (3. Mose 12). Dort lesen Sie, dass Maria nur Tauben als Opfer brachte. Das war nur möglich, wenn man sehr arm war und kein größeres Opfer bringen konnte.
Also waren Maria und Josef etwas mehr als einen Monat nach der Geburt noch sehr arm und konnten nur das Mindestopfer aufbringen.
Mit dem Besuch der Magier aus dem Morgenland jedoch erhielten sie Gold, Weihrauch und Myrrhe. Damit waren sie nicht mehr ganz arm.
Das macht deutlich, dass hier eine klare zeitliche Differenz zwischen Weihnachten und dem Besuch der Magier aus dem Morgenland in Bethlehem besteht.
Als die Magier im Traum eine göttliche Weisung erhielten, nicht zu Herodes zurückzukehren, zogen sie auf einem anderen Weg in ihr Land.
Schließlich bemerkte Herodes, dass die Magier nicht zurückkamen. Daraufhin ließ er den Kindermord in Bethlehem und Umgebung anordnen, um den Messias töten zu können.
Maria und Josef jedoch flohen mit dem Kind rechtzeitig nach Ägypten.
So sind die zeitlichen Ereignisse zu verstehen.
Beginn von Jesu öffentlichem Wirken und historische Einordnung
Einen Sprung in den Evangelien und gehen in die Zeit, in der Jesus Christus als Prediger auftrat. Das war die Zeit, als Johannes der Täufer kam, in der Wüste predigte und im Jordan, den Sie hier sehen, die Taufe der Buße vollzog. Er rief das Volk auf, ihre Schuld zu bekennen, umzukehren und sich darauf vorzubereiten, dem Messias zu begegnen.
Das wird im Lukasevangelium sehr genau datiert: Lukas 3,1. Dort heißt es: „Im fünfzehnten Jahr der Regierung des Kaisers Tiberius, als Pontius Pilatus Landpfleger von Judäa war“ usw. Johannes wird von Lukas eingeführt als Johannes der Täufer, dann folgt das Erscheinen von Jesus Christus, der sich von ihm taufen ließ und später begann, öffentlich zu predigen. Er reiste im ganzen Land als Wanderprediger, als wandernder Rabbi, umher.
Im fünfzehnten Jahr der Regierung des Kaisers Tiberius – wir wissen aus der Geschichte ganz genau, dass Tiberius von 14 nach Christus bis 37 nach Christus herrschte. Von Pilatus wissen wir, dass er von 26 bis 36 nach Christus Landpfleger oder Präfekt war. Nun, 14 nach Christus plus 15 ergibt das Jahr 29 nach Christus. Im Jahr 29 ließ sich Jesus im Frühjahr von Johannes dem Täufer taufen.
Danach ging er, wie es in Lukas 4 beschrieben wird, in die Wüste Judäa, wo er vierzig Tage blieb und versucht wurde. Danach kehrte er nach Galiläa zurück, in das verachtete Galiläa, und begann dort öffentlich zu predigen. Er verkündete das Reich Gottes und rief die Menschen zur Reue und Umkehr zu Gott auf.
Nach Jesaja 9 sollte nämlich der Messias hier beim See von Nazareth sein Licht aufgehen lassen. Dort finden sich diese Worte: „Das Volk, das im Finstern wandelt, hat ein großes Licht gesehen.“ Es wird ausdrücklich der See von Nazareth erwähnt, diese Gegend, in der das Licht aufgehen sollte.
Das bringt uns so in die Zeit Ende Frühjahr, Anfang Sommer 29, als Jesus Christus zu predigen begann. Übrigens haben wir auch außerbiblisch Unterstützung für diese Zeitangabe. Der römische Geschichtsschreiber Tacitus schrieb in seinem Werk „Annales“ über die Christen. Im Buch 15,44 steht über die Christen: „Dieser Name stammt von Christus, der unter Tiberius vom Prokurator Pontius Pilatus hingerichtet worden war.“
Sie sehen, das außerbiblische Zeugnis stimmt genau mit dem Bericht bei Lukas überein, der uns sagt, dass Christus in der Zeit des Kaisers Tiberius gelebt und hingerichtet wurde. Hier, mangels eines Fotos, zeige ich Ihnen einen römischen Denar mit dem Bild von Kaiser Tiberius, der uns auf der Suche nach Weihnachten und dem Stern von Bethlehem weiterhilft.
Jesu Alter bei Beginn seines Wirkens und Kalenderfragen
Jetzt lesen wir in Lukas 3, Vers 23 weiter: „Und er selbst, Jesus, begann ungefähr dreißig Jahre alt zu werden und war, wie man meinte, ein Sohn des Joseph, des Eli usw.“
Das bedeutet, im Jahr 29, als Jesus Christus zu predigen begann, war er ungefähr dreißig Jahre alt. Er begann also, ungefähr dreißig Jahre alt zu werden, war aber noch nicht ganz dreißig.
Interessant ist, dass wir ein Zeugnis von Epiphanius haben, der von 310 bis 403 nach Christus lebte. Er berichtet, dass Christus, als er zu predigen begann, 29 Jahre und 10 Monate alt war. Das erklärt auch, was mit „ungefähr dreißig Jahre alt zu werden“ gemeint ist.
Nun müssen wir Folgendes wissen: Das ist ganz kurios, und die meisten Leute wissen es nicht, weil es für die normale Zeitrechnung nicht relevant ist. In der Geschichte gibt es kein Jahr Null.
Das heißt, wie Sie hier im Schema sehen, liegt zwischen dem Jahr eins vor Christus und dem Jahr eins nach Christus nur ein Jahr, eben weil es kein Jahr Null gibt. Das ist eigentlich etwas seltsam.
In der Astronomie hingegen braucht man natürlich ein Jahr Null, weil man eine Nullachse zum Rechnen benötigt. Deshalb wurde in der Astronomie das Jahr Null eingeführt. Dieses entspricht in der historischen Zeitrechnung dem Jahr 1 vor Christus.
Also ist hier das Jahr Null.
Als Beispiel: Wenn Sie sagen, jemand habe im Jahr 1000 vor Christus gelebt, dann müssen Sie astronomisch gesehen sagen, er lebte im Jahr 990 vor Christus. Es ist also immer ein Jahr verschoben.
Das gilt auch, wenn Sie ein Computerprogramm zur astronomischen Berechnung von Ereignissen verwenden. Geben Sie dort geschichtlich zum Beispiel das Jahr 7 vor Christus ein, korrigiert der Computer automatisch auf 6 vor Christus.
Das ist eine eigenartige Sache.
Für uns ist das wichtig, weil wir Jesus Christus finden wollen. Er predigte im Frühjahr oder Sommer des Jahres 29 nach Christus, und da war er ungefähr dreißig Jahre alt.
Jetzt können wir zurückrechnen und merken, dass wir etwa auf das Jahr 2 vor Christus kommen.
Das kann also nicht der Komet Halley gewesen sein, denn der Halley erschien im Jahr 12 vor Christus.
Der Halley-Komet war auch ein Kandidat für den Stern von Bethlehem.
Jetzt wissen Sie auch, warum man oft Weihnachtsbilder mit einem Kometen malt, also einem Stern mit Schweif.
Es war aber nicht der Komet Halley.
Matthäus hätte im Griechischen das Wort „Kometes“ verwenden können, was „Haar“ oder „Stern mit Haaren“ bedeutet. Dieses Wort gab es damals im Griechischen, doch er benutzt es nicht.
Er spricht über „Aster“ (Matthäus 2).
Das hilft uns, etwas klarer zu sehen.
Wir können den Halley-Kometen von 12 vor Christus vergessen.
Wir können auch die große Konjunktion von Jupiter und Saturn im Jahr 7 vor Christus vergessen.
Ebenso die neuere Idee einer Konjunktion zwischen Jupiter und dem Fixstern Regulus um 3 oder 2 vor Christus können wir ausschließen.
Denn es ist klar geworden, dass es ein lang scheinender Stern war und keine kurze Konjunktion zwischen einem Planeten und einem Fixstern, wie sie nur für kurze Zeit möglich ist.
Kurze Pause und musikalische Entspannung
Jetzt machen wir mit unserer gesamten Berechnung weiter. Ich möchte nicht, dass Sie bald einschlafen. Wenn es so dunkel ist, machen wir eine kurze Pause.
Wir haben bereits ungefähr das Geburtsdatum von Jesus Christus gefunden, also wann er vor etwa zweitausend Jahren geboren wurde.
In der Pause möchte ich Ihnen, damit Sie nicht hinausgehen müssen, zur Entspannung etwas vorspielen: eine Choralfantasie in Es-Dur mit dem Titel „Herr, bleibe bei uns!“
Die Dauer von Jesu Dienst und die Kreuzigung
Lukas 13,7 enthält ein Gleichnis, in dem der Herr Jesus über seinen dreijährigen Dienst in Israel spricht. Er reiste umher und suchte gewissermaßen ein Volk, das bereit war, dem Messias zu begegnen und bußfertige Früchte zu bringen.
In Lukas 13,7 lesen wir: Er sprach zu dem Weingärtner: „Siehe, drei Jahre komme ich und suche Frucht an diesem Feigenbaum und finde keine. Haue ihn ab, wozu macht er auch das Land unnütz?“
Man sieht, dass Jesus Christus drei Jahre lang gepredigt hat. Wenn wir nun die neunundzwanzig Jahre nach Christus hinzuzählen, kommen wir im Hinblick auf die Kreuzigung auf das Jahr zweiunddreißig nach Christus.
Im Jahr zweiunddreißig trat Jesus Christus an einem einzigen Tag als König und Messias auf. Das war am Palmsonntag, einige Tage vor der Kreuzigung. Er ritt auf einem Esel vom Ölberg her nach Jerusalem und ging in den herrlichen Tempel.
Von der Volksmenge wurde er als Messias und König gefeiert. Man begrüßte ihn mit den Worten „Baruch haba b'schem Adonai“ – „Willkommen, der da kommt im Namen des Herrn“. Dieser Gruß stammt aus Psalm 118.
Warum erzähle ich von diesem Ereignis? Nun, ich möchte das Thema von einer ganz anderen Seite betrachten: die Berechnung der Geburt Jesu.
Prophetie aus Daniel und ihre zeitliche Deutung
Einige von Ihnen kennen die Prophetie aus Daniel 9 mit den Jahrwochen. Ganz kurz möchte ich das erklären.
Daniel erhielt im sechsten Jahrhundert vor Christus die Prophetie, dass man berechnen könne, wann der Messias als Fürst in Israel auftreten würde. In Daniel 9,25 heißt es: „So wisse denn und verstehe: Vom Ausgehen des Wortes, Jerusalem wiederherzustellen und zu bauen, bis auf den Messias, den Fürsten, sind sieben und zweiundsechzig Jahrwochen.“
Damals, als Daniel diese Prophetie erhielt, war Jerusalem in Staub und Asche. Die Babylonier hatten die Stadt verwüstet. Nun sagt dieses Wort, dass von dem Moment an, wo ein Wort ausgeht, Jerusalem wiederherzustellen und zu bauen, gerechnet werden kann, bis der Messias, der Fürst, erscheint. Dazwischen liegen siebenundsechzig Jahrwochen, also neunundsechzig Jahrwochen.
Das hebräische Wort, das hier mit „Jahrwoche“ übersetzt wurde, heißt „Schawua“. Es meint nicht eine Woche von sieben Tagen, sondern eine Woche von sieben Jahren.
Ich muss erklären: Die prophetischen Jahre der Bibel dauern 360 Tage. Das sind also lunisolare Jahre, also Mond-Sonnen-Jahre. Wir haben schon gerechnet: Sieben Jahrwochen plus 62 Jahrwochen ergeben 69 Jahrwochen. Jetzt rechnen wir das in Tage um: 69 mal 7 mal 360 Tage ergibt 173.880 Tage.
Im Jahr 445 vor Christus, im jüdischen Monat Nisan (März/April), gab der persische König Artaxerxes die Erlaubnis heraus, Jerusalem wieder aufzubauen. Von diesem Edikt an wurde in den folgenden Jahren Jerusalem tatsächlich aufgebaut.
Auf diese Wiederherstellung beziehen sich nämlich die ersten sieben Jahrwochen, also 49 Jahre. Danach folgen die 62 Jahrwochen.
Der Erlass von Artaxerxes war, wie gesagt, im Monat Nisan, also März/April 445 v. Chr. Das wird beschrieben in Nehemia 2.
Der Einzug Jesu in Jerusalem, wie er in Lukas 19 beschrieben wird, fand demzufolge 29 plus 3 Jahre nach Christus statt, also im Jahr 32 nach Christus. Da es im Passahmonat war, entspricht das ebenfalls dem Monat Nisan, also März/April.
Wenn man den Abstand zwischen diesen beiden Daten berechnet, passen die 173.880 Tage genau hinein. Es ist nicht angegeben, an welchem Tag genau der Erlass herausgegeben wurde. Wenn wir vom ersten Nisan ausgehen, wäre das der 14. März gewesen, wenn man das astronomisch zurückrechnet – mit einer möglichen kleinen Unstimmigkeit.
Der 14. März wäre also der Tag des Erlasses, und der Einzug Jesu im Jahr 32 fiel auf den 6. April. Zwischen diesen beiden Daten liegen genau 173.880 Tage.
So haben wir von einer ganz anderen Seite her ein weiteres Puzzlestück, das bestätigt, was wir bisher gefunden haben: Das Jahr 32 passt von verschiedenen Seiten her genau ins Bild.
Das hilft uns nun, 33 Jahre zurückzurechnen, und wir erhalten ein klares Bild in Bezug auf das Geburtsdatum von Jesus Christus.
Wir kommen also ins Jahr zwei vor Christus, und ich werde gleich zeigen, dass es in die zweite Jahreshälfte fällt. Wir werden sogar Argumente finden, um die Geburt etwa im August anzusetzen.
Eben 29 minus 30 ergibt erstaunlicherweise minus zwei, wie wir gesehen haben. Oder 32 minus 33 ergibt genau dasselbe.
Nun sehen Sie, dass unsere Zeitrechnung gar nicht so schlecht ist. Dieses Minus eins ist ja eigentlich das Jahr Null.
So setzen wir die Geburt Jesu in die Monate gerade vor dem Jahr Null an. Dann sind wir jetzt gerade in der Zeit von Weihnachten.
So ungefähr sind wir genau jetzt beim Jubiläum angekommen. Wir werden das aber noch ein bisschen genauer untersuchen.
Deutlich wird hier, dass das, was man immer gesagt hat – nämlich, unsere Zeitrechnung sei von einem Mönch namens Dionysius im Jahr 525 aufgestellt worden und er konnte nicht so gut rechnen wie die Leute im zwanzigsten Jahrhundert, weshalb alles ein bisschen schiefgegangen sei – nicht zutrifft.
Nein! Der Mann hatte offensichtlich ein ganz genaues System und lag überhaupt nicht so daneben.
Ich meine, Weihnachten setzt ja niemand auf den letzten Tag im Dezember oder den 1. Januar, damit die Zeitrechnung genau aufgeht. Auch in unserem Kalender wird Weihnachten vorher angesetzt.
Wir werden gleich sehen, dass der 25. Dezember offensichtlich auch nicht stimmt. Wir müssen noch ein bisschen weiter zurückgehen.
Aber die Zeitrichtung ist wirklich erstaunlich. Gut, besser können wir es eigentlich gar nicht machen.
Oder man hätte den Jahresbeginn ganz anders ansetzen müssen.
Übereinstimmung mit alten Quellen zur Geburtszeit Jesu
Jetzt kommt noch Folgendes hinzu: Es gibt viele alte Quellen, die genau dasselbe Jahr als die Geburt Jesu angeben. Dieses Jahr liegt historisch gesehen zwei Jahre vor Christus, astronomisch ein Jahr vor Christus.
Schon Clemens von Alexandria, der etwa von 150 bis 215 nach Christus lebte, bestätigt dieses Datum. Auch Iulius Africanus, der zwischen 160 und 240 nach Christus wirkte, nennt dieses Jahr. Tertullian, ein Jurist aus der Zeit von 160 bis 220 nach Christus, Hippolytus (170 bis 236), Origenes (185 bis 254), Eusebius, der Kirchengeschichtsschreiber (263 bis 330), Hieronymus, der Übersetzer der lateinischen Vulgata-Bibel (345 bis 420), sowie Chrysostomos, der großartige Prediger (374 bis 407 nach Christus), bezeugen dieses Datum.
Und das sind nicht die einzigen Quellen. Es gibt viele weitere alte Zeugnisse, die genau auf dieses Jahr als Geburtsdatum Jesu kommen.
Dennoch müssen wir noch etwas weiterarbeiten, um das Thema abschließend zu klären.
Die Einschreibung unter Kaiser Augustus und ihre zeitliche Einordnung
Jetzt wenden wir uns der Weihnachtsgeschichte nach Lukas zu, Kapitel 2, Vers 1: „Es geschah aber in jenen Tagen, dass eine Verordnung vom Kaiser Augustus ausging, den ganzen Erdkreis einzuschreiben.“
Wir müssen uns also auch mit Kaiser Augustus beschäftigen, um ihn besser in den Kontext einzuordnen. Wie können wir für Schweizer einen Bezug zu Kaiser Augustus herstellen? Ganz einfach, um Weihnachten für uns näher und verständlicher zu machen.
Wer Weihnachten als weit entfernt empfindet, dem sei gesagt: Kaiser Augustus war der Adoptivsohn von Julius Caesar und trug den Namen Octavianus. Julius Caesar hat bereits eine Verbindung zur Schweizer Geschichte. In der Primarschule hat man gelernt, wie die Helvetier ihre Häuser in der Schweiz verbrannten, weil sie an einen schöneren Ort ziehen wollten. Das klingt schwer verständlich, aber genau so war es.
Dies geschah in den Jahren vor Christus. Die Helvetier zogen dann nach Frankreich. Julius Caesar war mit dieser Entscheidung nicht einverstanden – damals gab es zwar keinen Bundesrat, aber die Helvetier hatten ihre eigenen Pläne. So kam es zur Schlacht bei Bibrakte, in der die Helvetier demütigend geschlagen wurden und in die Schweiz zurückkehren mussten. Deshalb gibt es heute die Schweiz.
Das ist der Zusammenhang zwischen Julius Caesar und seinem Adoptivsohn Augustus. Augustus ist nun der entscheidende Kaiser in Verbindung mit der Weihnachtsgeschichte.
Kaiser Augustus gab also eine Verordnung heraus, das ganze Römische Reich einzuschreiben. Der Begriff „Erdkreis“ stammt vom griechischen Wort „Oikumenä“. Im Neuen Testament bezeichnet dieser Begriff oft das Römische Reich.
Wann genau fand diese Verordnung statt? Aus der Geschichte wissen wir, dass es unter Kaiser Augustus verschiedene Steuererhebungen gab: eine um 9/8 vor Christus, eine weitere um 6/7 vor Christus und eine dritte um 13/14 nach Christus. Diese Jahreszahlen passen jedoch nicht gut zu den bisherigen Erkenntnissen.
Der Ausdruck, den Lukas in Kapitel 2 für die Einschreibung verwendet, ist nicht der typische Begriff für einen Zensus oder eine Steuererhebung. Er benutzt das Wort „Apographä“, das einfach „Einschreibung“ bedeutet. Es muss also nicht zwangsläufig eine Steuererhebung gewesen sein, sondern lediglich eine Registrierung.
In der Geschichte finden wir ein weiteres wichtiges Datum: den 5. Februar 2 v. Chr. An diesem Tag wurde das 25-jährige Jubiläum von Kaiser Augustus gefeiert. Dabei erhielt er den Titel „Pater Patriae“ – „Vater des Vaterlandes“. Anlässlich dieser Ehrung wollte man die Einwohner des Römischen Reiches dazu bringen, einen Treueeid gegenüber dem Kaiser abzulegen.
Wie sollte man diese Treue kontrollieren? Natürlich musste das in Listen erfasst werden. Dieses Datum, also 2 v. Chr., passt sehr gut zu der Annahme, dass ab Februar – vielleicht sogar schon etwas früher – mit der aufwändigen Erfassung der Einwohner im Römischen Reich begonnen wurde.
Offensichtlich mussten die Menschen aus allen Regionen in ihre Heimatorte zurückkehren, um dort in Listen erfasst zu werden und den Treueeid gegenüber dem Kaiser abzulegen. Das passt sehr gut zu der Zeit um 2 v. Chr.
Beginn der Weihnachtsgeschichte im Lukas-Evangelium
Aber wir wollen die Weihnachtsgeschichte noch genauer studieren. An Weihnachten hat man ja nie so viel Zeit. Also machen wir es heute Abend.
Lukas 1,5: Leider liest man das an Weihnachten kaum vor. Aber da beginnt die Weihnachtsgeschichte. Es war in den Tagen Herodes, des Königs von Judäa, ein gewisser Priester mit Namen Zacharias aus der Abteilung Abias, und seine Frau war aus den Töchtern Aarons, und ihr Name war Elisabeth.
Also, es beginnt im Lukas-Evangelium mit dem Priester Zacharias. Er musste nach Jerusalem gehen und seine Woche dort durchführen, wo er Priesterdienst leisten musste, im Tempel. Er war ausersehen, zum ersten und zum letzten Mal in seinem Leben, den begehrtesten Priesterdienst zu tun, nämlich zu räuchern im Heiligtum des eigentlichen Tempelhauses. Das durfte man nur höchstens einmal im Leben tun. Das war die begehrteste Aufgabe, und deshalb wurde immer gelost. Wenn man einmal das Los bekommen hatte, durfte man nicht mehr.
Also dieser alte Zacharias durfte jetzt das große Los bekommen. Er ging in den Tempel. Es musste so sein, aber nicht ganz wie auf diesem Modellbild. Er war ganz allein im Tempel. Da durfte niemand zuschauen, wenn er auf dem Altar räucherte.
Und plötzlich sieht er neben sich, neben dem Altar, jemanden stehen, der ihn anspricht und sagt: „Ani Gavriel Sheomedlif Neha Elohim.“ Er ist erschreckt. Was ist das? „Ich bin Gabriel, der vor Gott steht“, sagt der Engel. Er verheißt Zacharias: Du wirst einen Sohn bekommen. Das heißt also, Elisabeth wird einen Sohn bekommen, trotz ihres Alters, und der soll Johannes heißen.
Also die Geburt von Johannes dem Täufer wurde da im Heiligtum in Jerusalem verkündet. Und nun wissen wir mehr: Der Priester ging nämlich nach dieser Woche nach Hause.
Lukas 1,24: Nach diesen Tagen aber wurde Elisabeth, seine Frau, schwanger. Also er ging nach Hause, und schon bald wurde die Frau schwanger.
Weiter lesen wir in Vers 26: „Im sechsten Monat aber wurde der Engel Gabriel von Gott gesandt in eine Stadt von Galiläa mit Namen Nazareth.“
Und nun kommt die Geburtsverkündigung in Nazareth für Maria, sechs Monate später. Da sind wir in Nazareth, in Galiläa. Dort wurde diesem jungen Mädchen Maria die Geburt angekündigt.
Übrigens, nur so nebenbei: In Israel war es üblich, dass Mädchen sich etwa mit zwölf verlobten und mit vierzehn heirateten. Bei Jungs war es üblich, sich mit sechzehn zu verloben und mit achtzehn zu heiraten. Also, wenn es nach dem Üblichen gegangen ist, war Maria vielleicht etwa zwölf oder dreizehn Jahre alt.
Man stellt sich immer so vor, vielleicht eine junge reife Frau von fünfundzwanzig. Aber sie war ein Mädchen, und sie hat gesagt: „Wenn das Gott so machen will, wie das der Engel sagt, dann soll es geschehen.“ Sie hat es sofort geglaubt.
Zacharias, der alte Priester, konnte es nicht mehr glauben. Das Mädchen hat es geglaubt. Was Gott sagt, das muss irgendwie auch gehen.
Berechnung der Zeugung von Johannes dem Täufer und Jesu Geburt
Nun, was hilft uns das alles weiter? Sehr viel.
Wir haben doch gelesen in Lukas 1, dass Zacharias zur achten Priesterabteilung gehörte. Die achte Abteilung wird in 1. Chroniker 24,10 erwähnt; das ist die Abteilung von Abija. Es gab insgesamt 24 Priesterklassen. Wenn wir nun den 1. Nisan, also März oder April, nehmen – das ist das religiöse neue Jahr – dann tritt die erste Priesterabteilung an. Die erste Abteilung macht eine Woche Dienst.
Dieser Dienst ging immer von Sabbat zu Sabbat, wie es in 2. Chroniker 23,8 beschrieben wird, jeweils eine Woche im Turnus. Zwischendrin kam aber noch die Woche mit Pessach. An den großen Festtagen Pessach, Pfingsten und Laubhüttenfest mussten alle 24 Abteilungen antreten.
Jetzt können wir rechnen: Zacharias musste also etwa am 1. Nisan, drei Jahre vor Christus, antreten. Das war circa der 17. März. Neun Wochen später, also in der achten Abteilung, und mit der Passawoche dazugerechnet, war es circa der 12. Mai. Dann ging er nach Hause.
Wir wissen natürlich nicht genau, wann Elisabeth fruchtbar war, aber weil es gerade in der Folge geschah, sagen wir, die Zeugung von Johannes fand etwa am 20. Mai statt.
Im sechsten Monat wurde Maria die Geburt angekündigt, die Zeugung durch den Heiligen Geist. Nun können wir weiterrechnen. So kommen wir also auf die Zeit der Zeugung des Messias, die vor dem 20. November geschehen sein muss.
Dann rechnen wir neun Monate dazu. Neun Monate und zehn Tage sind es genau. Ich habe das so erlebt, wie das etwa geht, sechs Mal. So kommen wir auf circa Ende August, zwei Jahre vor Christus. Das passt dann auch gut mit der Angabe von neunundzwanzig Jahren und zehn Monaten, in dem Alter begann Christus zu predigen. Das passt genau nach den Angaben der Evangelien: Ende August, zwei Jahre vor Christus.
Und wissen Sie, was mir da auffällt? Ende August, am 30. August, zwei Jahre vor Christus – mit astronomischer Rückrechnung – wenn wir ausgehen, ist eine Federquelle möglich. Aber der 30. August war nach Rückrechnung das Neujahr, das Herbstneujahr im jüdischen Kalender, der erste Tischri.
Das Herbstneujahr ist jeweils das Neujahr, das zurückgeht auf die Schöpfungswoche. Also der erste Schöpfungstag in 1. Mose 1 war ein Tischri, erster Tischri, zur Tag-Nacht-Gleiche im Herbst entspricht das – und das war genau am 30. August.
Es ist natürlich naheliegend, dass die Geburt des Messias genau auf den ersten Tischri fiel, auf den Tag der Schöpfung der Welt. Da kommt der Erlöser in die Welt, um die Neuschöpfung zu bringen.
Nun, ich möchte da nicht zu stark darauf eingehen, aber diese Möglichkeit können wir noch ins Auge fassen, die sehr beeindruckend ist.
Wir kommen also etwa auf August, zwei Jahre vor Christus. Astronomisch ist das August, ein Jahr vor Christus. Das heißt, wir haben Weihnachten verpasst. Die Welt ging ganz normal weiter, und die meisten Menschen haben das ohne zu realisieren verpasst.
Aber ich weiß noch, Joas, mein zweitältester Sohn, hat am 30. August gesagt: „Heute ist Weihnachten!“ Aber eben im Allgemeinen hat man es verpasst.
Denken wir zurück: Wie war es vor zweitausend Jahren? Da haben es praktisch alle verpasst, auch die großen Theologen. Sie haben es verpasst, haben gar nicht damit gerechnet. Sie kannten zwar ihre Bibel sehr gut, aber sie haben den Erlöser verpasst. Tragisch!
Aber ganz einfache Leute – das waren keine Theologen, keine Akademiker, keine Gebildeten, sondern einfache Hirten auf den Feldern von Bethlehem – die haben es nicht verpasst. Und denen hat Gott das geoffenbart.
Offenbarung des Messias für die Einfachen und die Magier
Ich möchte dazu ein Bibelwort aus Matthäus 11 lesen, wo der Herr Jesus betet.
In Vers 25 heißt es: „Zu jener Zeit hob Jesus an und sprach: Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, dass du dies vor Weisen und Verständigen verborgen hast und hast es den Unmündigen geoffenbart. Ja, Vater, denn also war es wohlgefällig vor dir.“ (Matthäus 11,25)
Das ist eigenartig. Gott sucht nicht in erster Linie die Starken und die Großen, denn oft sind diese Gott besonders fern.
Es waren einfache Hirten, die es nicht verpasst haben, und es waren Gebildete aus dem Paterreich, die Magier. Aber das waren auch eigentlich Menschen, von denen man es nicht erwartet hätte.
Das waren ja Heiden, weit entfernt, aber sie haben es vor den Theologen in Israel erkannt. Sie haben realisiert: Jetzt ist der Erlöser da.
Das hat uns schon sehr viel zu sagen.
Jesaja 53 und die Verbindung von Geburt und Leiden
Und denken wir an die Prophetie von Jesaja über den kommenden Messias, Jesaja 53. Dieses Kapitel haben schon die alten großen Rabbiner ganz klar auf den kommenden Messias bezogen. Jesaja beschreibt in prophetischer Vergangenheitsform das Kommen des Erlösers.
Ich lese ab Vers 2: „Und er ist wie ein Reis vor ihm aufgeschossen.“ Übrigens gibt es hier ein Wortspiel. Im Hebräischen heißt Reis „Yonek“. Das bedeutet nicht nur ein kleiner Schössling, eine Pflanze, sondern gleichzeitig auch ein Säugling. Ein kleiner Zweig saugt Wasser herauf, um wachsen zu können. Ein Säugling saugt Milch aus der Brust. So ist die Doppelbedeutung: Er ist wie ein Reis oder wie ein Säugling vor ihm aufgeschossen und wie ein Wurzelspross aus dürrem Erdreich.
Die Umgebung war nicht fruchtbar, keine Bereitschaft war da. Dann heißt es weiter: „Er hatte keine Gestalt und keine Pracht. Und als wir ihn sahen, da hatte er kein Ansehen, dass wir seiner begehrt hätten.“ Er war verachtet und verlassen von den Menschen, ein Mann, der Schmerzen hatte und mit Leiden vertraut war. Wie einer, vor dem man das Angesicht verbirgt. Er war verachtet, und wir haben ihn für nichts geachtet.
Doch um unseretwillen war er verwundet, um unseretwillen zerschlagen. Die Strafe zu unserem Frieden lag auf ihm, und durch seine Striemen ist uns Heilung geworden. Man sieht, wie dieser Text Geburt als Säugling in Bethlehem und das Leiden am Kreuz zusammenführt. Die historischen Ereignisse von Weihnachten und Karfreitag gehören zusammen und dürfen nicht künstlich getrennt werden.
Dann folgt auch dieses Bekenntnis aus Jesaja 53,6: „Wir alle irrten umher wie Schafe; wir wandten uns ein jeder auf seinen Weg, und der Herr hat unser aller Ungerechtigkeit auf ihn treffen lassen.“ Wir sind herumgeirrt. Die Frage stellt sich: Es ist ja nicht an sich tragisch, dass viele das zweitausendjährige Jubiläum verpasst haben. Gut, es ist schon schade, denn zweitausend Jahre sind wirklich etwas Besonderes.
Aber die Frage ist viel tiefer. Man hätte am richtigen Datum feiern können und trotzdem keine Beziehung zu ihm, zu dem Herrn Jesus Christus haben. Das ist die große Frage, die sich heute Abend stellt: Was bedeutet dieses Kind von Bethlehem, dieser Mann von Golgatha, für mich ganz persönlich? Kann ich das wirklich Gott gegenüber heute Abend im Gebet so bekennen: „Ich bin herumgeirrt in meinem Leben wie ein Schaf. Ich habe mich auf meinen eigenen Weg gewandt, und der Herr hat alle meine Ungerechtigkeit dort am Kreuz von Golgatha auf sich genommen“?
Denn Jesus ist von der Krippe zum Kreuz gegangen. Er wurde geboren, um zu sterben. Das ist dramatisch: geboren, um zu sterben. Dort am Kreuz von Golgatha wurde er als Stellvertreter beladen mit der Schuld, mit fremder Schuld – der Unschuldige. Und Gott hat ihn in den drei Stunden der Finsternis am Kreuz verlassen, als er schrie: „Eli, Eli, Lama Sabachtani?“, das heißt: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“
Gott hat ihn wirklich verlassen. Der Herr Jesus war in den Abgründen der Gottesferne, beladen mit fremder Schuld. Sünde ist in Gottes Augen so schlimm, dass er sich davon abwenden musste. Aber am Ende hat der Herr Jesus gesagt: „Es ist vollbracht.“
Nun kann jeder Mensch, der seine persönliche Schuld wirklich brutal ehrlich vor Gott bekennt, bereut und dieses Opfer von Golgatha für sich in Anspruch nimmt, sagen: „Ich habe das Kind von Bethlehem, den Mann von Golgatha, nicht verpasst. Ich habe den gefunden, von dem das Alte Testament gesprochen hat: den Messias, den Erlöser.“
Abschluss mit Jesaja 49 und der Bedeutung für alle Völker
Ich möchte schließen mit einem herrlichen Wort aus Jesaja 49, wo Gott zum Messias spricht, der ganz enttäuscht ist. In Jesaja 49 heißt es, dass Israel nicht auf seine Stimme gehört hat. Dieses Wort wurde etwa siebenhundert Jahre vor Christus geschrieben.
Gott sagt zum Messias: Ja, er spricht. Und dann sagt er: "Es ist zu gering, dass du mein Knecht seist, um die Stämme Jakobs aufzurichten und die Bewahrten von Israel zurückzubringen. Ich habe dich auch zum Licht der Nationen gesetzt, um mein Heil zu sein bis an das Ende der Erde."
Das Kind von Bethlehem ist nicht nur für Israel gekommen, obwohl die meisten damals seine Geburt verpasst haben. Es ist ganz besonders auch für die Nichtjuden gekommen. Darum sind die Magier so wichtig. Sie waren Menschen, die bereit waren, aus der Finsternis des Heidentums tausend Kilometer zu gehen, um den Erlöser zu finden.
Das ist wirklich mein Wunsch: Wenn jemand den Erlöser noch nicht gefunden hat, soll er ihn heute Abend finden. Denn Jesus Christus hat gesagt: "Ich komme bald." Aber er wird dann nicht mehr als Heiland der Welt kommen, sondern als Richter der Welt. Und dann ist es zu spät.
Darum gilt es, dass wir uns heute bereit machen, Jesus Christus zu begegnen. Wir dürfen nicht den Fehler wiederholen, der vor zweitausend Jahren so gravierend geschehen ist, als die meisten nicht bereit waren für das Kommen des Erlösers in Niedrigkeit.
Sind wir bereit für das Kommen des Richters der Welt? Können wir dem Richter in die Augen schauen und wissen: Dieser gerechte Gott, der Sohn Gottes, der die Macht hat, jeden Menschen zu richten – das ist mein Erlöser! Diese Gewissheit wünsche ich jedem, der hier ist.
Zum Schluss möchte ich noch beten:
Herr Jesus Christus, danke, dass du vor zweitausend Jahren in diese Welt gekommen bist. Dein Kommen war so unscheinbar, und viele haben den Stern in der Nacht gar nicht realisiert, weil sie geschlafen haben. Du bist gekommen und hast die Erlösung am Kreuz von Golgatha vollbracht.
Danke, dass du in all den Jahren diese Botschaft in der ganzen Welt hast verkündigen lassen. Danke für all die Menschen, die in dieser Zeit das Heil in dir, dem Erlöser, gefunden haben.
Herr Jesus, du siehst all die Menschen heute Abend, die hier sind und diese Beziehung noch nicht haben. Hilf ihnen, dass sie heute Abend wirklich im Gebet zu dir kommen, ihre Schuld dir bringen und abladen. Hilf ihnen, dich, den Sohn Gottes, den Mann von Golgatha, wirklich in ihr Herz aufzunehmen.
Amen.