Hallo, mein Name ist Stephan Birkenheuer, ich bin 42 Jahre alt. Wenn ich an meine Kindheit zurückdenke, gibt es im Wesentlichen zwei Dinge, auf die ich sehr stolz bin.
Das Erste ist, dass ich in einem katholischen Elternhaus aufgewachsen bin. Das bedeutet, ich wurde als Baby getauft, besuchte einen katholischen Kindergarten und eine katholische Schule. Später machte ich auch meine Kommunion. Meine Eltern haben mich von klein auf dazu erzogen, sonntags zum Gottesdienst zu gehen, und das habe ich auch getan. So wurde ich in der Grundschule Messdiener und blieb es zehn Jahre lang. Ich habe mich sehr stark in der katholischen Kirche engagiert und dabei viel mitgenommen.
Das Zweite betrifft meine Eltern: Sie waren sehr fleißig und hilfsbereit. In dieser Hinsicht waren sie für mich ein großes Vorbild. Das, was ich letztlich auch in der Kirche hörte, habe ich in meinem Leben umgesetzt. Zum Beispiel gab es in unserer Nachbarschaft eine ältere Dame, der ich als kleiner Junge schon half. Wenn ich sah, dass sie einkaufen ging, trug ich ihre Taschen, spülte bei ihr oder fegte den Hof.
So erhielten sowohl ich als auch meine Eltern viel Zuspruch dafür, dass wir sehr gut erzogen seien – ich und meine Geschwister.
Als Jugendlicher habe ich mich, wie es oft üblich ist, nach und nach von der Kirche entfernt. Ich habe mich mit anderen Dingen beschäftigt und bin schließlich nicht mehr sonntags zum Gottesdienst gegangen. Stattdessen habe ich mich immer mehr darauf konzentriert, einen Schulabschluss zu machen und anschließend in den Beruf zu starten.
Als ich dann langsam im Beruf angekommen war, ärgerte mich vor allem, dass die katholische Kirche durch den Staat immer wieder Kirchensteuer von mir erhielt. Das war für mich ein Anlass, darüber nachzudenken, was ich eigentlich noch mit der Kirche zu tun habe. So habe ich mich Mitte zwanzig dazu durchgerungen, aus der katholischen Kirche auszutreten, und habe dies auch getan.
Allerdings muss ich sagen, dass dieser Schritt letztlich eine Lücke bei mir hinterlassen hat. Diese Lücke versuchte ich mit verschiedenen Dingen zu füllen. Ich wandte mich der Esoterik und dem Buddhismus zu, blieb aber letztlich bei nichts davon. Denn keine dieser Richtungen schloss die Lücke, die bei mir entstanden war.
So bewahrte ich zwar meinen Glauben an Gott, lebte aber letzten Endes meine eigene Vorstellung von Glauben. In dieser Vorstellung war es für mich wichtig, ein guter Mensch zu sein. Guter Mensch bedeutete für mich, dass die guten Taten die schlechten überwiegen. Darauf habe ich dann auch geachtet.
Ich habe mir vorgenommen – und das gilt bis heute –, jeden Tag gute Taten zu vollbringen.
Dann ist etwas passiert, das ich nicht so recht einordnen konnte. Ich bin morgens mit einem Arbeitskollegen zusammen zur Arbeit gefahren. Irgendwann erzählte er mir, dass er heiraten würde und einige Jahre später auch, dass er sich taufen lassen möchte.
Ich wusste, dass er aus einem katholischen Hintergrund kam, und wunderte mich: „Hä, der ist doch getauft?“ Aber ich habe das nicht weiter verfolgt.
Jedenfalls erzählte er mir weiter, dass er jetzt regelmäßig in der Bibel lesen würde und auch wieder sonntags zum Gottesdienst in einer Freikirche gehen würde. Für mich war das alles nichts. Ich wollte damit nichts zu tun haben. Ich war ja schließlich ein guter Mensch, und darauf kam es ja an.
Im weiteren Verlauf meines Berufslebens wurde die Arbeit immer schwerer. Ich wollte Karriere machen, und das hatte auch Auswirkungen auf meine Gesundheit. So konzentrierte ich mich mehr und mehr darauf, diese Belastung irgendwie auszugleichen.
Unter anderem fing ich an, Bücher zu lesen. Ich erinnere mich an ein Buch, das ich gelesen habe, das von der Liebe Gottes handelte. In diesem Buch ging es darum, dass Gott letzten Endes alle Menschen liebt, ob gut oder schlecht, und dass alle Menschen in den Himmel kommen würden.
Voller Begeisterung über diese Erkenntnis, die ich aus diesem Roman gewonnen hatte, begann ich wieder, mit meinem Arbeitskollegen, der gläubig geworden war, darüber zu sprechen. Er sagte sinngemäß, ich solle doch meine Bibel lesen, um zu sehen, was Gott wirklich über uns Menschen denkt.
Das hat mich ziemlich geärgert, weil ich gerade so freudig war und er das so einfach weggeschoben hat. Jedenfalls habe ich das erst einmal beiseitegeschoben. Der Konflikt und der Zweifel, der damit gesät wurde, sind aber geblieben.
So habe ich dann irgendwann tatsächlich angefangen, in der Bibel zu lesen. Ich konzentrierte mich zunächst auf das Neue Testament und las die vier Evangeliumsberichte. Dort steht unter anderem, dass Jesus sagt: „Euer Ja sei ein Ja und euer Nein ein Nein, und alles Weitere ist vom Bösen.“
Diese Worte haben mich sehr getroffen, weil ich wusste, dass ich ein Lügner bin. Ich hatte hier und da immer wieder gelogen, wann es mir passte. Zwar achtete ich darauf, nicht schlimm zu lügen und niemandem zu schaden, aber ich war dennoch ein Lügner.
Ich las weiter in der Bibel und kam bis zum Römerbrief. Dort steht, dass alle Menschen Gottes Herrlichkeit verpassen und seinem Maßstab nicht genügen (Römer 3,23). Spätestens an dieser Stelle wurden meine Zweifel so groß, dass ich die Bibel erst einmal beiseitelegte.
Doch der Gedanke, dass das Ganze stimmen könnte und dass ich eines Tages vor Gott stehen würde, um mich auf der Grundlage der Bibel zu rechtfertigen, blieb in mir. Was, wenn das alles wahr ist? Was, wenn die Bibel Recht hat?
Ich bin dankbar, dass mein Arbeitskollege mir in dieser Zeit alle möglichen Fragen beantwortet hat. So verstand ich schließlich, dass es auf der einen Seite die schlechte Botschaft gibt – nämlich dass ich ein Sünder bin – und auf der anderen Seite auch eine gute Nachricht.
Ich erinnere mich noch ganz genau an eine Fahrt von der Arbeit nach Hause. Während dieser Fahrt sind mir viele Dinge eingefallen, die ich falsch gemacht hatte und für die ich mich versündigt hatte.
Diese Schuld, die ich dabei festgestellt habe, hat mich so sehr belastet, dass ich mich noch während der Fahrt auf der Autobahn bei hoher Geschwindigkeit an Gott gewandt habe. Ich habe meine Schuld bekannt und mich für Jesus Christus entschieden. Sein Opfer habe ich angenommen.
Seitdem bin ich ein Kind Gottes.
Zusammenfassend kann ich nur sagen: Ich war fromm, aber ich brauchte Rettung. Ja, da sind wir mitten im Leben.
Laut Statistik gibt es in Deutschland 44,9 Millionen Christen. Zumindest war das im Jahr 2020 der Stand der Dinge. Demnach müsste, wenn man dieser Statistik glaubt, in Deutschland jeder zweite Mensch Christ sein.
Die Frage ist jedoch immer, woran man das misst. Diese Statistik basiert auf der bloßen Kirchenmitgliedschaft. Die Verteilung sieht folgendermaßen aus: etwa 22 Millionen Menschen gehören der katholischen Kirche an, 20 Millionen der evangelischen Kirche, 1,5 Millionen der orthodoxen Kirche, und der Rest verteilt sich auf einige Freikirchen.
Die ganze Sache hat aber einen Haken. Wenn man Christsein allein anhand einer formalen Kirchenmitgliedschaft misst, läuft man Gefahr, religiöses Interesse oder traditionelles Frommsein mit lebendigem Christsein zu verwechseln.
Das hat fatale Folgen, denn hier geht es um die entscheidende Frage: Bin ich wirklich Christ oder nicht? Und was muss vorhanden sein, um sich wirklich Christ nennen zu können?
Wir haben gerade im Lebensbericht von Stephan Birkenheuer gehört, dass er über Jahre, ja Jahrzehnte hinweg, sehr fromm in der Kirche gelebt hat. Er ging davon aus, dass er Christ sei, bis er erkannte: „Ich bin zwar fromm, aber ich brauche Rettung. Ich bin zwar fromm, aber ich brauche Jesus.“ Genau das ist mein Thema für heute Morgen: Ein Frommer braucht Jesus.
Ich setze meine Reihe zum Johannesevangelium fort. Diese Reihe trägt den Titel „Menschen begegnen Jesus“. Im Johannesevangelium sehen wir sehr deutlich, dass ganz verschiedene Menschen Jesus begegnen – Menschen mit ganz unterschiedlichen Hintergründen. Doch alle machen eine Begegnung mit Jesus.
Heute schauen wir uns einen ganz frommen Menschen an: Nikodemus, der Jesus begegnet. Von der Textanalyse her deutet einiges darauf hin, dass der eigentliche Dialog im Vers 15 endet. Deshalb habe ich meinen Predigttext genau dort abgegrenzt.
In den ersten zehn Versen macht Jesus dem Nikodemus Folgendes deutlich: Frömmigkeit allein reicht nicht aus. Es genügt nicht, fromm zu sein. Zunächst geht es um die Notwendigkeit der Wiedergeburt.
Wir starten mit Vers 1: „Es war aber ein Mensch unter den Pharisäern mit Namen Nikodemus, ein Oberster der Juden.“ Das bedeutet, der Mann, der gleich zu Jesus kommen wird, wird uns schon vorab vorgestellt. Wir erfahren, dass Nikodemus ein Pharisäer ist.
Nun müssen wir Folgendes wissen: Im Judentum gab es vier große Sekten. Es gab die Sadduzäer, die Essener, die Zeloten und die Pharisäer. Die Pharisäer waren die größte und einflussreichste religiöse Gruppierung der damaligen Zeit. Sie bezeichneten sich selbst als bibeltreu, da sie großen Wert darauf legten, das Gesetz Gottes aus dem Alten Testament peinlich genau zu erfüllen.
Neben dem schriftlichen Gesetz gab es jedoch auch das mündliche Gesetz – ihre eigene Auslegungstradition. Diese Auslegung entsprach häufig nicht mehr dem, was Gott eigentlich in seinem Wort sagen wollte. Jesus kritisiert dies besonders in der Bergpredigt. Manchmal nutzten sie ihre Tradition sogar dazu, Gottes Gesetz zu umgehen und es zu ihrem Vorteil auszulegen.
Die Pharisäer zeichneten sich auch durch Heuchelei aus. Sie stellten ihre Frömmigkeit gern zur Schau, beteten öffentlich und bewusst, damit jeder sieht, dass sie beten. Jesus hatte oft Probleme mit den Pharisäern. Immer wieder, wenn er mit ihnen sprach, ging es um Streitigkeiten und Diskussionen. Jesus war dabei sehr direkt, besonders gegenüber den Pharisäern.
Weiter heißt es im Text, dass Nikodemus nicht nur ein Pharisäer ist, sondern auch ein Oberster der Juden. Das bedeutet, er ist Mitglied im Hohen Rat. Dieser Rat war die höchste Gerichtsbarkeit im Judentum und bestand aus 71 ausgewählten Männern, darunter der Hohepriester, Pharisäer und Sadduzäer. Nikodemus war also Teil dieser Elite.
Das heißt, Nikodemus ist nicht irgendeine Person. Der Mann, der gleich zu Jesus kommt, ist eine Koryphäe im Judentum. Wenn Nikodemus durch die Straßen Jerusalems geht, wird er gegrüßt mit „Hallo Nikodemus, ehrwürdiger Rabbi!“ Meistens kamen die Pharisäer mit hinterlistigen Absichten zu Jesus, um ihm Fangfragen zu stellen. Doch wie wir gleich in Vers 2 sehen, kommt Nikodemus mit einem aufrichtigen Anliegen.
Es heißt: „Dieser kam zu ihm bei Nacht und sprach zu ihm: Rabbi, wir wissen, dass du ein Lehrer bist, von Gott gekommen; denn niemand kann diese Zeichen tun, die du tust, es sei denn, Gott ist mit ihm.“ Nikodemus kam also nachts zu Jesus, und das ist ungewöhnlich.
Warum ist es ungewöhnlich, nachts zu Jesus zu kommen? Das sehen wir zum Beispiel in Johannes 19, Vers 39, wo Nikodemus noch einmal erwähnt wird. Dort heißt es, dass Nikodemus auch kam – mit einem Rückbezug auf sein nächtliches Kommen. Wäre das etwas Gewöhnliches gewesen, hätte man ihn nicht als den charakterisiert, der bei Nacht kam. Diese Betonung zeigt, dass es etwas Außergewöhnliches war.
Die Frage ist: Warum kommt er nachts? Er hätte auch tagsüber kommen können. Viele Menschen kamen tagsüber, Nikodemus jedoch in der Nacht. Der Text gibt darauf keine klare Antwort, wir können nur Vermutungen anstellen.
Eine Vermutung ist, dass Rabbiner tatsächlich bis in die Nacht studierten. Vielleicht dachte sich Nikodemus, er wolle ausführlich mit Jesus sprechen. Tagsüber habe Jesus viel zu tun, deshalb komme er lieber nachts, um ungestört zu reden. Das könnte ein Grund sein.
Es kann aber auch sein, dass Nikodemus nicht gesehen werden wollte aus Angst. Gerade dieses Motiv der Menschenfurcht und deren Auswirkungen auf unser Handeln sehen wir immer wieder im Johannesevangelium. Zum Beispiel in Johannes 12, Vers 42 heißt es: „Dennoch aber glaubten auch von den Obersten viele an ihn; doch wegen der Pharisäer bekannten sie ihn nicht, damit sie nicht aus der Synagoge ausgeschlossen würden.“
Nikodemus hätte viel zu verlieren gehabt – sein Ansehen, seine Stellung. Das macht etwas mit einem Menschen, wenn er zur religiösen Elite gehört. Dieses Ansehen möchte man gerne bewahren. Vielleicht war es also die Furcht, dass niemand ihn sehen soll, und der Wunsch, seinen Status zu behalten.
Letztendlich wissen wir es nicht genau. Aber Nikodemus kommt mit einem aufrichtigen Anliegen. Er spricht Jesus mit folgenden Worten an: „Rabbi, wir wissen, dass du ein Lehrer bist, von Gott gekommen; denn niemand kann diese Zeichen tun, die du tust, es sei denn, Gott ist mit ihm.“
Nikodemus spricht hier in der Wir-Form, obwohl er allein kommt. Wahrscheinlich spricht er für eine ganze Gruppe anderer interessierter Pharisäer. Davon muss man ausgehen. Er hat die Zeichen gesehen oder zumindest von ihnen gehört, die Jesus getan hat.
Das lesen wir in Johannes 2, Vers 23: „Als er, also Jesus, zu Jerusalem war, am Passa-Fest, glaubten viele an seinen Namen, als sie seine Zeichen sahen, die er tat.“ Diese Zeichen hatten sich herumgesprochen. Nikodemus, ein frommer Mann, hörte davon und war interessiert an Jesus.
Doch die Tatsache, dass er Jesus als Rabbi anspricht und sagt, „du bist von Gott gekommen“, bedeutet nicht, dass Nikodemus an Jesus als den Sohn Gottes glaubt. Im Prinzip sagt er nur: Ich sehe, Gottes Hand ist irgendwie über dir, so wie sie über Jeremia war, so wie sie über Mose war. Du bist besonders von Gott beauftragt. Mehr sagt er damit nicht.
Er versteht das Gespräch als einen Dialog zwischen zwei Rabbinern, mehr oder weniger auf Augenhöhe. Dennoch packt ihn etwas an Jesus, und er möchte mit ihm in den Dialog treten.
Jesus antwortet ihm in Vers 3: Jesus sprach zu ihm: „Wahrlich, wahrlich, ich sage dir, wenn jemand nicht von Neuem geboren wird, kann er das Reich Gottes nicht sehen.“
Jesus beginnt mit den Worten „Wahrlich, wahrlich“, um seinen Wahrheitsanspruch zu bekräftigen. Nikodemus kommt zu Jesus und sagt: „Wir wissen, Du bist ein Lehrer.“ Nikodemus meint, sie kennen die Wahrheit. Jesus entgegnet: „Moment, Moment! Wenn hier jemand Wahrheitsansprüche erhebt, dann ich.“ Er sagt Nikodemus die Wahrheit ins Gesicht, weil er sieht, dass Nikodemus ein frommer Mann ist. Doch gerade seine Frömmigkeit könnte ihm im Weg stehen.
Deshalb kommt Jesus direkt auf den Punkt. Er sagt mit anderen Worten: „Nikodemus, wir müssten jetzt nicht über theologische Dinge unter Rabbinern debattieren. Das, was du brauchst, ist, von Neuem geboren zu werden. Etwas ganz Grundlegendes muss in deinem Leben passieren. Das ist das Allerwichtigste, was jetzt ansteht.“
Das „Reich Gottes sehen“ bedeutet nichts anderes, als das ewige Leben zu bekommen. Dafür muss man von Neuem geboren werden. Jesus spricht immer direkt die größte Not des Menschen an. Er behandelt das Problem an der Wurzel.
Schauen wir, was das mit Nikodemus macht. In Vers 4 spricht Nikodemus zu ihm: „Wie kann ein Mensch geboren werden, wenn er alt ist? Kann er etwa zum zweiten Mal in den Leib seiner Mutter hineingehen und geboren werden?“
Diese Antwort zeigt, dass Nikodemus nichts verstanden hat. Er hat nicht begriffen, was Jesus gesagt hat. Doch Jesus ist geduldig und hilft ihm weiter, weil ihm Nikodemus am Herzen liegt.
In Vers 5 antwortet Jesus: „Wahrlich, wahrlich, ich sage dir, wenn jemand nicht aus Wasser und Geist geboren wird, kann er nicht in das Reich Gottes hineingehen.“
Jesus sagt Nikodemus, dass er hier nicht von einer leiblichen Wiedergeburt spricht. Was Nikodemus wirklich braucht, ist, durch Wasser und Geist neu geboren zu werden.
Jetzt stellt sich die Frage: Was bedeutet das genau? Was meint Jesus, wenn er sagt, man müsse aus Wasser und Geist neu geboren werden? Das ist eine entscheidende Frage.
Ausleger sind sich hier uneinig. Ich denke jedoch, dass es einen alttestamentlichen Hintergrund geben muss. Später wirft Jesus Nikodemus vor: „Du bist ein Lehrer Israels und weißt das nicht.“ Das heißt, wenn wir ins Alte Testament schauen und uns fragen, wo Wasser und Geist im Zusammenhang verwendet werden, und es dabei um etwas Neues geht, dann finden wir die Antwort bei Hesekiel 36.
Auf diese Stelle bezieht sich Jesus meiner Meinung nach. In Hesekiel 36, Verse 21-27, macht Gott eine Zusage: Er sagt, er werde reines Wasser auf sein Volk sprengen, damit es rein wird. Von all ihren Unreinheiten und Götzen werde er sie reinigen. Außerdem werde er ihnen ein neues Herz und einen neuen Geist in ihr Inneres geben. Er werde das steinerne Herz aus ihrem Fleisch wegnehmen und ihnen ein fleischernes Herz geben. Gott werde seinen Geist in ihr Inneres geben und dafür sorgen, dass sie in seinen Ordnungen leben und seine Rechtsbestimmungen bewahren und tun.
Das ist der Hintergrund. Hier geht es beim Wasser nicht um die Taufe, sondern um die Reinigung von Sünden. Jesus sagt zu Nikodemus: Du brauchst Sündenvergebung und den Geist Gottes, der dich wirklich von innen neu macht. Der Geist nimmt dein hartes Herz weg und gibt dir ein fleischernes, ein neues Herz. Ein Herz, das bereit und befähigt ist, Gottes Willen zu tun.
Das ist es, was Nikodemus braucht: eine komplette Erneuerung. Nicht nur eine kleine positive Veränderung, sondern eine völlige Neugeburt.
Und dann erklärt Jesus weiter in Vers 6: „Was aus dem Fleisch geboren ist, ist Fleisch, und was aus dem Geist geboren ist, ist Geist.“ Jesus sagt zu Nikodemus: Schau mal, es geht nicht nur um eine körperliche neue Geburt. Es bringt gar nichts, selbst wenn ein Mensch wieder in den Leib seiner Mutter zurückkehren und erneut geboren werden könnte. Dann käme ja doch nur wieder ein Mensch heraus – aber keine innere Veränderung.
Das, was du brauchst, ist eine geistliche Veränderung von innen. Das ist das, was du wirklich brauchst. Erst dann wirst du ein Kind Gottes.
Weiter heißt es in Vers 7 und 8: Da sagt Jesus: „Wundere dich nicht, dass ich dir sagte, er müsse von Neuem geboren werden. Der Wind weht, wo er will, und du hörst sein Sausen, aber du weißt nicht, woher er kommt und wohin er geht. So ist jeder, der aus dem Geist geboren ist.“
Der Wind kann nicht komplett kontrolliert oder verstanden werden, woher er kommt und wohin er geht. Und so sagt Jesus: Das mit dem Geist und der Wiedergeburt ist auch in gewisser Weise ein Geheimnis.
Aber wir können die Effekte des Windes sehen. Spätestens wenn wir mal einen Sturm erlebt haben, liegen Äste in unserem Garten oder auf der Straße. Die Feuerwehr muss anrücken, weil Bäume umgefallen sind. Aber auch bei nicht so starken Winden sehen wir das an den Bäumen.
Das heißt, wir wissen nicht immer, woher der Wind kommt und was er macht. Wir können ihn nicht kontrollieren, aber wir sehen die Effekte – das, was der Wind bewirkt.
Und das ist es, was Jesus hier sagt. Er sagt zu Nikodemus: Die Wiedergeburt ist auch in gewisser Weise ein Geheimnis. Es ist Gottes Handeln, Gottes übernatürliches Wirken in deinem Leben.
Aber was wir sehen können, sind die Auswirkungen. Wenn Gott einen Menschen neu macht, sieht man es früher oder später in seinem Leben.
Und Nikodemus, das ist genau das, was du brauchst: Du brauchst die Wiedergeburt.
Komm, lass uns jetzt noch einmal einen Schritt zurückgehen und reflektieren, was hier eigentlich passiert.
Hier kommt ein frommer Mann zu Jesus, der von Kindheit an mehrere Teile der Bibel wahrscheinlich auswendig kennt. Das ist ein frommer Mann. Wisst ihr, was Nikodemus glaubt? Er glaubt an den Gott Israels, denn er sagt: Du bist ein Lehrer, von Gott gekommen. Nikodemus betet.
Wisst ihr, Nikodemus gehörte nicht zu denen, die im Rotlichtviertel unterwegs sind. Nikodemus hatte keine Drogenvergangenheit, keine Alkoholvergangenheit. Er war als frommer Jude wahrscheinlich bis zur Eheschließung Jungfrau, hatte nie Sex vor der Ehe und ist auch jetzt seiner Frau treu. Ein ganz anständiger Mann, der an Gott glaubt. So jemanden hätten wir doch manchmal gerne in der Gemeinde, oberflächlich betrachtet – so ein ganz frommer Anständiger, oder?
Und dieser Mann steht vor Jesus, und Jesus sagt ihm: So, wie du bist, kannst du nicht in den Himmel kommen. Das ist doch mal eine Aussage, oder? Wenn Jesus das dem Zachäus gesagt hätte – das Gleiche gilt natürlich für Zachäus –, würden wir sagen: Natürlich. Wenn Jesus das der Ehebrecherin gesagt hätte, du musst von neuem geboren werden, würden wir sagen: Ja.
Aber Jesus sagt es diesem frommen Pharisäer Nikodemus: Du brauchst eine komplette Veränderung, du brauchst ein neues Herz. Wisst ihr was? Bei der Wiedergeburt geht es nicht darum, dass ein Mensch, der geistlich schwach ist, stark gemacht wird. Bei der Wiedergeburt geht es darum, dass ein Mensch, der geistlich tot ist, geistlich lebendig gemacht wird. Darum geht es bei der Wiedergeburt.
Und Jesus sagt: Diese Wiedergeburt braucht Nikodemus. Anders kommt er nicht in den Himmel.
Wiedergeburt kann man ein Stück weit mit einer Metamorphose vergleichen. Wenn wir im Biologieunterricht aufgepasst haben, wissen wir, wie das läuft. Eine Raupe ist noch kein Schmetterling. Eine Raupe kriecht an den Blättern entlang, aber wir werden eine Raupe nie am Himmel fliegen sehen, denn sie kann nicht fliegen.
Doch dann passiert irgendwann etwas im Leben einer Raupe: Sie verpuppt sich. Etwa vier Wochen später schlüpft etwas Neues heraus – ein wunderbarer Schmetterling, der fliegen kann. Aus der Verpuppung ist also etwas ganz Neues entstanden.
Ohne Verpuppung werden wir eine Raupe nie am Himmel sehen. Genauso gilt: Ohne Wiedergeburt werden wir einen Menschen nie im Himmel sehen. Das ist es, was Jesus deutlich machen möchte: Du musst von Neuem geboren werden.
Weißt du, vielleicht sitzt du hier und hast insgeheim gedacht: Eigentlich bin ich okay. Ich bin wirklich fromm, ich komme regelmäßig, ich war schon immer in der Kinderstunde, ich bin christlich sozialisiert.
Weißt du was? Ich möchte dich heute enttäuschen, wenn du denkst, dass du okay bist – und zwar im wahrsten Sinne des Wortes enttäuschen. Es ist eine Täuschung, ein falscher Glaube, wenn du denkst, dass dein Interesse am Christsein schon ausreicht. Es ist eine Täuschung zu glauben, dass du Christ bist, nur weil du als Säugling getauft wurdest.
Es reicht nicht aus, einfach nur fromm zu sein. Das sage nicht ich, das sagt Jesus. Das reicht nicht in deinem Leben. Es reicht nicht, im christlichen Elternhaus aufgewachsen zu sein, es reicht nicht, hier in der Kinderstunde zu sein, in der Jungschar oder in der Teeniegruppe. Das allein reicht nicht. Das reicht nicht aus, damit du in den Himmel kommst.
Das muss dir gesagt werden, weil du vielleicht daran klammerst. Und ich will dir diesen Glauben nehmen, damit du zum echten Glauben kommen kannst. Das reicht nicht.
Wisst ihr, es reicht auch nicht aus, einfach nur als Christ gewisse Standpunkte zu vertreten. Christsein ist doch nicht einfach nur ein Standpunkt. Deine Standpunkte können noch so konservativ sein. Du kannst glauben, dass eine Ehe tatsächlich nur aus einem Mann und einer Frau besteht. Du kannst daran festhalten, dass die Tötung ungeborenen Lebens im Mutterleib falsch ist. Du kannst daran festhalten – und das ist ja auch richtig. Deine Standpunkte sind richtig, aber einfach nur die Tatsache, dass du sie vertrittst, reicht nicht. Das reicht nicht aus, damit du in den Himmel kommst.
Ich höre in letzter Zeit immer wieder in Gesprächen, dass Menschen mir sagen: „Andre, eigentlich war ich schon immer Christ.“ Nein, warst du nicht. Warst du nicht. Denn wenn du als Christ geboren wirst, brauchst du keine Wiedergeburt, oder? Warst du nicht.
Ich verstehe die Leute natürlich, was sie meinen, ist: Ich habe irgendwie schon immer an Gott geglaubt, dass es ihn gibt. Das stimmt, aber das hat auch Nikodemus. Er hat auch an Gott geglaubt, er hat sogar zum Gott Israels gebetet. Das allein reicht nicht aus.
Es gibt einen himmelweiten Unterschied zwischen bloßer Religionsausübung und echtem, lebendigem Christsein. Jesus möchte dir heute deutlich machen: Du musst von neuem geboren werden. In dir muss nicht nur ein bisschen was verändert werden, du musst komplett neu gemacht werden, wenn du Jesus nie angenommen hast.
Vielleicht sagst du jetzt: „Andre, du reißt mir jetzt gerade so ein bisschen den Halt weg. Ich habe immer tatsächlich gedacht, ich bin okay.“ Weißt du was? Ich will dir den Halt gerne nehmen, damit du den echten Halt findest.
Denn es herrscht so eine große Unkenntnis über die zentrale Lehre der Wiedergeburt. Ich meine, das ist keine Nebenlehre. Hier geht es um alles oder nichts. Hier geht es um deine Ewigkeit. Wo bist du, wenn du irgendwann die Augen zumachst? Wo wachst du auf?
Jesus sagt: Man muss von neuem geboren werden, anders kommt man nicht in den Himmel. Und die Unkenntnis über die Wiedergeburt ist erschreckend. Das war damals auch schon so.
Kommt, wir schauen uns die Verse neun und zehn einmal an. Nikodemus antwortete und sprach zu ihm: „Wie kann das geschehen?“ Jesus antwortete und sprach zu ihm: „Du bist der Lehrer Israels und weißt das nicht.“
Eigentlich stellt Nikodemus doch die richtige Frage, oder? Das ist die richtige Frage: Wie kann das geschehen? Wenn das das entscheidende Merkmal ist, um in den Himmel zu kommen – die Wiedergeburt –, dann ist die Frage richtig: Wie kann das geschehen?
Aber wisst ihr, diese Frage hat einen Schönheitsmakel, einen gewaltigen Schönheitsmakel. Es ist Nikodemus, der sie stellt. Und Jesus sagt zu Nikodemus: „Du bist ja nicht nur ein Lehrer, du bist der Lehrer Israels.“ Das heißt, du hast deine letzten Jahrzehnte damit verbracht, den Menschen zu sagen, wie sie in den Himmel kommen, und deine Antwort war: Haltet die Gebote, seid fromm, dann kommen sie in den Himmel. Das war das, was Nikodemus gelehrt hat.
Und Jesus sagt: „Die Tatsache, dass du die Frage stellst, ist eigentlich verheerend, weil das ja auch widerspiegelt, was deine Schüler denken. Du weißt das nicht? Eigentlich müsstest du es wissen. Die Wiedergeburt wird im Alten Testament erklärt. Nikodemus, du bist Professor Doktor Doktor Theol., Nikodemus, du musst es wissen.“
Wissen Sie, ich habe den Eindruck, die Unkenntnis war nicht nur damals sehr weit verbreitet, sie ist auch heute weit verbreitet. Stephan Birkenheuer hat in der katholischen Kirche nicht vorher gehört, dass man wiedergeboren werden musste.
Ich war letztens bei einer Säuglingstaufe dabei. Freunde von uns, die wir für den Herrn gewinnen wollen, haben ihr Säugling taufen lassen, und wir sind einfach mitgegangen. Nicht, weil wir da inhaltlich hinterstehen, aber wir wollen die Beziehung zu ihnen haben. Dann sagt der Priester bei der Taufe: „Dieses Baby wird heute Christ.“ Ich hätte am liebsten reingerufen: „Nein!“ Denn da geht es um die Ewigkeit, ihr Lieben, da geht es wirklich um die Ewigkeit. Wenn du glaubst, dass du Christ bist aufgrund einer Taufe, hast du ein Problem, wenn es sich um eine Säuglingstaufe handelt und kein echter Glaube dahintersteht.
Dann habe ich vor einiger Zeit hier mit einer Frau gesprochen, die auch sehr religiös angehaucht ist, und wir haben über den Glauben gesprochen. Sie sagte mir: „Wissen Sie was, Herr Töwz, wenn wir uns alle untereinander lieb haben, dann sollte das schon reichen für den Himmel.“ Ich muss dir sagen: Nein, es reicht nicht aus.
Aber das zeigt mir doch so eine Unkenntnis über die Lehre der Wiedergeburt. Und das ist ja nicht einfach nur die Lehre der evangelischen Freikirche. Das steht in der Bibel, in der Bibel, die in Deutschland in jedem renommierten Buchladen zu kaufen ist. Da steht drin, wie man in den Himmel kommt, und wir haben keine Ahnung in unserem Land, wie das tatsächlich geschieht.
Oder wir wollen es nicht wissen. Vielleicht ist das der eigentliche Grund, der Grund für die Unkenntnis: eine bewusste Ablehnung. Denn dazu gehört, dass wir einsehen müssen: Wir sind nicht okay. Wir schaffen es nicht selbst. Wir brauchen einen Retter, der uns komplett neu macht.
Und auf diesen Retter möchte ich jetzt zu sprechen kommen. Ich möchte über Jesus reden, ich möchte über die Lösung sprechen, denn vielleicht sitzt du hier und denkst: „André, du hast mir gerade den Boden unter den Füßen weggerissen. Sag mir, was ich tun soll.“
Das führt mich zum zweiten Punkt meiner Predigt: Auf den Glauben an Jesus kommt es an. Auf den Glauben an Jesus kommt es an. Dementsprechend ist der Unglaube das entscheidende Problem.
Da sagt Jesus in Vers 11: „Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wir reden, was wir wissen, und bezeugen, was wir gesehen haben, und unser Zeugnis nehmt ihr nicht an.“ Mit dem „Wir“ schließt Jesus hier wahrscheinlich auch seine Jünger mit ein. Nicodemus kam ja am Anfang mit den Worten: „Wir wissen, wir wissen, du bist der Lehrer.“ Und Jesus sagt: „Weißt du was, Nicodemus, wir reden wirklich über das, was wir wissen. Das, was wir sagen, sind keine Meinungen. Darüber lässt sich nicht debattieren – das ist offenbarte Wahrheit Gottes.“
Das Problem ist aber: „Das, was wir bezeugen, nehmt ihr nicht an.“ Mit anderen Worten: Ihr Pharisäer glaubt nicht. Das ist euer entscheidendes Problem, das ist das Dilemma.
In Vers 12 heißt es: „Wenn ich euch das Irdische gesagt habe und ihr glaubt nicht, wie werdet ihr glauben, wenn ich euch das Himmlische sage?“ Es ist nicht ganz einfach zu verstehen, was Jesus hier meint. Was ist das Irdische, was ist das Himmlische?
Das Irdische betrifft die Erde, das Hier und Jetzt, wo entschieden werden muss. Das Himmlische beschreibt, wie es im Himmel sein wird.
Deshalb ist das Irdische, was Jesus Nikodemus sagt, die Lehre von der Wiedergeburt. Jesus sagt zu Nikodemus: „Du musst von neuem geboren werden“, weil hier und jetzt auf der Erde die Entscheidung für die Wiedergeburt fällt.
Jesus sagt also: „Nikodemus, wir müssen gar nicht über den Himmel reden, wie es dort sein wird. Ich könnte dir viel darüber erzählen.“
Denn in Vers 13 steht Folgendes: „Und niemand ist hinaufgestiegen in den Himmel, als nur der, der aus dem Himmel herabgestiegen ist, der Sohn des Menschen.“
Jesus sagt: „Ich komme aus dem Himmel. Ich könnte mit dir viel über den Himmel reden, aber du glaubst ja nicht einmal das Entscheidende, was hier und jetzt auf der Erde geschehen muss. Du musst von neuem geboren werden, du musst mich annehmen. Dann müssen wir gar nicht über den Himmel reden, wenn du hier auf der Erde nicht die Entscheidung für mich triffst.“
Jesus, wie wir ihn kennen, ist ein Herr, der Menschen gewinnen will. Ein Herr, der auch diesen frommen Mann Nikodemus so sehr liebt, beendet den Dialog mit einer ganz bewussten Einladung zum Glauben.
Das sind die Verse 14 und 15, und er richtet sie sogar direkt an Nikodemus. Er sagt: „Und wie Mose in der Wüste die Schlange erhöhte, so muss der Sohn des Menschen erhöht werden, damit jeder, der an ihn glaubt, ewiges Leben habe.“
Nikodemus war ein Experte im Alten Testament. Jesus ist so gut und sagt: „Komm, Nikodemus, für dich wähle ich jetzt ein Beispiel aus dem Alten Testament.“
Nikodemus kannte große Teile der Tora auswendig, und Jesus sagt: „Komm, 4. Mose 21: Das Volk rebelliert gegen Gott. Gott sendet Giftschlangen, die tödlich sind. Menschen werden gebissen und sterben. Was macht Mose?“
Mose tut das, was er immer wieder tut: Er setzt sich vor Gott für das Volk ein und betet: „Herr, sei gnädig, verderbe sie nicht, rette sie bitte.“
Gott antwortet: „Okay, Mose, du machst jetzt eine bronzene Schlange und stellst sie auf. Und jeder, der auf diese Schlange schaut, im Glauben – und dazu gehört Glauben – wird gerettet.“
Das heißt: Du musst hochschauen, denn unten kriechen die Schlangen. Du schaust auf die Schlange und glaubst, dass dieser Blick dich rettet.
Das war der Kontext, und Jesus sagt: „Schau mal, genauso wie Mose diese Schlange erhöht hat und das Leben der Menschen dadurch gerettet wurde, so werde ich, Jesus Christus, erhöht werden.“
Hier spricht Jesus vom Kreuz. Er sagt zu Nikodemus: „Das ist das, was ich für dich tun werde. Ich werde für dich ans Kreuz gehen, ich werde für dich sterben.“
Der entscheidende Unterschied ist: Im Alten Testament wurde nur das leibliche Leben gerettet. Danach sind die Menschen irgendwann wieder gestorben. Aber wenn du an mich glaubst, wirst du ewiges Leben haben.
Nikodemus, bist du bereit, an mich zu glauben? Du bist fromm, aber was dir fehlt, um wiedergeboren zu werden, ist der Glaube.
Nikodemus, glaube an mich. Wisst ihr, was es bedeutet, an Jesus zu glauben? An Jesus zu glauben heißt nicht nur, zu wissen, dass er da ist. Das allein reicht nicht aus. Selbst die Dämonen glauben, dass er der Sohn Gottes ist.
An Jesus zu glauben, möchte ich mit dem Sprungkissen der Feuerwehr vergleichen. Ich habe dafür ein Bild mitgebracht. Solche Sprungkissen werden von der Feuerwehr vor allem bei der Menschenrettung aus brennenden Gebäuden eingesetzt. Dieses Sprungkissen ist für besondere Höhen ausgelegt. Wenn Menschen aus sechzig Metern springen, fängt das Sprungkissen sie auf. Es wird vor allem dann verwendet, wenn Hochhäuser brennen.
Stell dir folgendes Szenario vor: Versuche, dich in diese Situation hineinzuversetzen. Du bist im fünfzehnten Stock und das Hochhaus brennt. Du kannst nicht mehr über die Treppe nach unten, denn der Fluchtweg ist durch die Flammen versperrt. Du kommst nicht mehr durch. Du merkst, es wird immer heißer im Zimmer, die Flammen kommen näher.
Du gehst ans Fenster und schaust nach unten. Fünfzehnter Stock – das überlebst du nie. Entweder du verbrennst oder du wirst beim Sprung auf dem Boden zerschmettert. Das sind deine Optionen, du bist verloren.
In diesem Moment hörst du ein Megafon von der Feuerwehr: „Wir haben ein Sprungkissen! Es ist unten, wir haben es aufgeblasen. Sie müssen loslassen, Sie müssen einfach nur springen!“
Doch in diesem Moment hilft es dir nicht, wenn du nicht loslässt. Du wirst nicht gerettet, wenn du nur glaubst, dass das Sprungkissen aus sechzig Metern hält. Das allein rettet dich nicht. Was du tun musst, ist tatsächlich loszulassen. Das ist es, was dich letztendlich rettet.
Genau das meint der Glaube an Jesus. Es bedeutet, einzusehen: Ich bin verloren. Meine Frömmigkeit reicht nicht. Aber Jesus sagt: „Spring! Glaube! Komm zu mir! Vertraue ganz darauf, was ich für dich am Kreuz getan habe, dass ich für deine Schuld gestorben bin, dass ich dir vergeben möchte.“
Nimm es im Glauben an und spring! Das ist es, was Jesus Nikodemus sagt, und das ist es, was ich dir heute sagen möchte.
Wenn du erkannt hast: „Ja, ich bin vielleicht fromm unterwegs, aber ich habe nie in meinem Leben diese bewusste Entscheidung für Jesus getroffen, dass ich gesagt habe: Im Gebet, Jesus, hier bin ich. Nimm du mein Leben, vergib du mir alle meine Sünden, ich will ab heute mit dir leben“, dann lade ich dich ein, diesen Schritt heute zu gehen.
In Johannes 3,16 heißt es: Denn so sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern das ewige Leben hat.
Zu diesem Glauben möchte ich heute einladen. Vielleicht hast du immer gedacht, du wärst Christ. Doch Gott hat dir heute gesagt: Nein, deine Frömmigkeit reicht nicht. Du brauchst mich. Du brauchst das, was ich für dich am Kreuz getan habe.
Deshalb lade ich dich ein, einzukommen.
Wisst ihr, was interessant ist? Das Gespräch zwischen Jesus und Nikodemus endet mit einer Einladung. Im Text erfahren wir jedoch nicht, wie sich Nikodemus entschieden hat.
Man kann die Entscheidung für Jesus mit einer Linie vergleichen, an der wir eine Grenze ziehen: „Wieso, irgendwie klappt das nicht so ganz.“ Wunderbar, danke, Daniel.
Es geht darum, diesen entscheidenden Schritt zu gehen – den Glauben an Jesus anzunehmen. Manche Menschen sind sehr weit entfernt und stehen vielleicht irgendwo hier, ziemlich weit weg davon, Jesus ihr Leben anzuvertrauen. Nikodemus war so ein Grenzgänger, der immer nah dran war.
Wenn ich in die Bibel schaue, wird Nikodemus in Johannes 7 noch einmal erwähnt. Dort setzt er sich unter den Pharisäern für Jesus ein. In Johannes 19 wird er erneut erwähnt. Da sorgt er dafür, dass Jesus ein ordentliches Begräbnis bekommt. Er verteidigt Jesus und schenkt ihm etwas.
Aber weißt du, worum es wirklich geht? Jesus will nicht nur etwas von dir, Jesus will dich. Und wir lesen nirgendwo in der Bibel, dass Nikodemus diesen Schritt des Glaubens tatsächlich gegangen ist.
Weißt du was genau? Zu diesem Schritt lade ich dich heute ein, ihn zu gehen. Symbolisch kannst du das tun, indem du gleich nach vorne zum Kreuz kommst.
Wir werden gleich zwei Lieder singen, und ihr könnt schon mal nach vorne kommen. Wenn du weißt: „Ich brauche Jesus. Ich war einfach nur fromm, aber mir fehlt die Wiedergeburt. Jesus hat mich noch nicht neu gemacht, und ich will neu werden“, dann lade ich dich ein, heute hier nach vorne zu kommen und das zu bekennen.
Ich lade heute nur eine einzige Personengruppe nach vorne ein – nicht, wenn du einen dritten oder vierten Neuanfang mit Jesus machen willst, sondern nur, wenn du noch nie eine Entscheidung für Jesus getroffen hast und dir die Wiedergeburt fehlt. Wenn du zum ersten Mal sagen willst: „Jesus, hier bin ich, nimm mein Leben“, dann komm gerne nach vorne, und wir können hier zusammen für dich beten.
Lass uns dazu aufstehen und die Lieder mitsingen.