
Liebe Geschwister, lasst uns etwas lesen aus 1. Mose 22,1:
Und es geschah nach diesen Dingen, dass Gott Abraham prüfte und zu ihm sprach: „Abraham!“
Und er antwortete: „Hier bin ich.“
Da sprach Gott: „Nimm deinen Sohn, deinen einzigen, den du lieb hast, den Isaak, und zieh hin in das Land Moria. Opfere ihn dort als Brandopfer auf einen der Berge, den ich dir sagen werde.“
Abraham stand frühmorgens auf, sattelte seinen Esel und nahm zwei seiner Knaben sowie Isaak, seinen Sohn, mit sich.
Er spaltete Holz zum Brandopfer, machte sich auf und zog zum Ort, den Gott ihm genannt hatte.
Am dritten Tag hob Abraham seine Augen auf und sah den Ort von fern.
Er sagte zu seinen Knaben: „Bleibt hier mit dem Esel!
Ich aber und der Knabe wollen dorthin gehen, um anzubieten, und dann zu euch zurückkehren.“
Abraham nahm das Holz des Brandopfers und legte es auf Isaak, seinen Sohn.
In seiner Hand hielt er das Feuer und das Messer, und sie gingen beide miteinander.
Isaak sprach zu seinem Vater Abraham: „Mein Vater!“
Er antwortete: „Hier bin ich, mein Sohn!“
Isaak fragte: „Siehe, das Feuer und das Holz, aber wo ist das Schaf zum Brandopfer?“
Abraham erwiderte: „Gott wird sich ersehen, das Schaf zum Brandopfer, mein Sohn.“
So gingen sie miteinander und kamen an den Ort, den Gott ihm genannt hatte.
Abraham baute dort den Altar und schichtete das Holz.
Dann band er seinen Sohn Isaak und legte ihn auf den Altar, oben auf das Holz.
Abraham streckte seine Hand aus und nahm das Messer, um seinen Sohn zu schlachten.
Da rief ihm der Engel des Herrn vom Himmel zu: „Abraham, Abraham!“
Er antwortete: „Hier bin ich.“
Der Engel sprach: „Strecke deine Hand nicht aus nach dem Knaben und tu ihm nichts! Denn nun weiß ich, dass du Gott fürchtest, weil du deinen Sohn, deinen einzigen, mir nicht vorenthalten hast.“
Abraham erhob seine Augen und sah, und siehe, da war ein Widder im Gestrüpp, der mit seinen Hörnern festgehalten war.
Abraham ging hin, nahm den Widder und opferte ihn als Brandopfer anstatt seines Sohnes.
Abraham gab diesem Ort den Namen „Der Herr wird ersehen“.
Daher sagt man heute: „Auf dem Berg des Herrn wird ersehen werden.“
Der Engel des Herrn rief Abraham ein zweites Mal vom Himmel zu und sprach:
„Ich schwöre bei mir selbst, spricht der Herr, weil du dies getan und deinen Sohn, deinen einzigen, mir nicht vorenthalten hast, werde ich dich reichlich segnen.
Ich werde deine Nachkommen sehr mehren, wie die Sterne des Himmels und wie den Sand am Ufer des Meeres.
Deine Nachkommen werden das Tor ihrer Feinde besitzen, und in deinem Samen werden sich alle Nationen der Erde segnen, weil du meiner Stimme gehorcht hast.“
Abraham kehrte zu seinen Knaben zurück, und sie machten sich auf und zogen gemeinsam nach Beerscheba.
Dort wohnte Abraham.
Bis dahin
In diesem kurzen Abschnitt von neunzehn Versen, den wir gelesen haben, wird zehnmal von Isaak als dem Sohn gesprochen. Es ist eine so knappe Geschichte, doch wir sehen, dass der Heilige Geist Mose so inspiriert hat, dass er ständig das Wort „Sohn“ benutzt. Zwölfmal wird außerdem ein Possessivpronomen verwendet, also „dein Sohn“ oder „mein Sohn“. Dadurch wird das Herz dieser Beziehung zu dem Sohn noch stärker zum Ausdruck gebracht.
In Vers 2 wird es zusätzlich umschrieben: „Nimm deinen Sohn, deinen einzigen, den du lieb hast.“ So wird deutlich, was Vater Abraham darbringen sollte: nichts anderes als seinen einzigen, geliebten Sohn. Damit wird eine Vorschattung darauf gegeben, dass Gott, der Vater, einmal bereit sein würde, seinen einzigen Sohn als Opfer für die Welt zu geben.
Es drückt aus, wie schrecklich es für Gott, den Vater, war, seinen Sohn zu geben. Interessant ist auch Vers 16, wo Gott sagt: „Weil du dies getan hast und deinen Sohn, deinen Einzigen, mir nicht vorenthalten hast.“ Die Septuaginta, die älteste griechische Übersetzung des Alten Testaments, die oft im Neuen Testament zitiert wird und den sprachlichen Gebrauch im Neuen Testament stark prägt, übersetzt dies mit „deinen Sohn nicht verschont hast.“
Wie merken wir so etwas? Das entspricht genau dem Wortlaut in Römer 8, wo all die Segnungen in Christus beschrieben werden. Dort heißt es in Kapitel 8, Vers 31: „Was sollen wir nun hierzu sagen? Wenn Gott für uns ist, wer gegen uns? Er, der doch seinen eigenen Sohn nicht verschont hat, sondern ihn für uns alle hingegeben hat, wie wird er uns mit ihm nicht auch alles schenken?“
Dieser Wortlaut ist direkt aus 1. Mose 22 übernommen. Der Heilige Geist macht hier ganz klar, dass 1. Mose 22 eine Vorschattung auf Golgatha ist. Tatsächlich kann man in diesen neunzehn Versen mindestens zwanzig Parallelen zu Golgatha entdecken.
Der Vater ist bereit, seinen geliebten Sohn als Opfer hinzugeben. Das Wichtige dabei ist: Isaak war ein Sünder und konnte nicht das Opfer sein. Er war nicht der Same der Frau, der der Schlange den Kopf zertreten würde. Darum wurde er verschont; er sollte nur ein Bild sein.
Die Frage von Isaak an seinen Vater ist interessant. Der Vater antwortet: „Hier bin ich, mein Sohn.“ Wenn Vater und Sohn kommunizieren, verwendet der Vater den Ausdruck „Hineni“ – was so viel bedeutet wie „Sieh mich an“ oder „Hier bin ich“ –, um seine Aufmerksamkeit zu signalisieren. Damit zeigt er, dass er jetzt zuhört.
Manchmal sagen Kinder, ihr Vater höre nie oder oft nicht zu. Das kann natürlich passieren, wenn der Vater gerade nicht weiß, dass er angesprochen wird, oder wenn er mit Arbeit beschäftigt ist. Aber wenn man miteinander kommuniziert, sollte man klar vereinbaren: „Jetzt sprechen wir miteinander.“ Dann legt man zum Beispiel das Handy weg und andere Ablenkungen, um wirklich zuzuhören.
So hat auch Abraham mit Gott gesprochen. Wenn Gott ihn ruft – zum Beispiel in Vers 1 –, antwortet Abraham in Vers 2 mit „Hineni“, also „Hier bin ich“. Damit zeigt er, dass er bereit ist, zuzuhören. Genauso, wie er auf Gott hört, hört er auch auf seinen Sohn. Er fragt: „Das Feuer, das Messer, wo ist das Schaf zum Brandopfer?“ Gott gibt ihm in diesem Moment prophetisch die Antwort.
Der Mann war völlig am Boden. Er sagt nur noch: „Gott, wird sie hersehen, das Schaf zum Brandopfer meines Sohns.“ Diese Prüfung für Abraham kam, nachdem er fünfundzwanzig Jahre im Land Kanaan gewartet hatte, bis Gott ihm den versprochenen Sohn schenkte. Dieser Sohn wurde ihm als Hundertjährigem geboren. Und jetzt, Jahre später, verlangt Gott, dass Abraham ihn hergibt. Das war für ihn eine unvorstellbar schwere Prüfung.
Wir lesen in 1. Mose 22,1: „Und es geschah nach diesen Dingen, dass Gott Abraham prüfte.“ Gott prüft.
Die alte Helmfelder Übersetzung hatte noch „versuchte“ verwendet. Dieses Wort könnte jedoch den Gedanken nahelegen, Gott verleite zum Bösen. Doch Jakobus 1 sagt, dass Gott niemanden zum Bösen versucht. Deshalb muss klar sein, dass das Wort, das eigentlich „prüfen“ oder „versuchen“ bedeutet, im Zusammenhang mit Gott nicht „verleiten“ heißt.
Aus diesem Grund hat die CSV-Übersetzung das Wort durch „prüfte“ ersetzt, um einen falschen Gedanken zu vermeiden.
Es gibt verschiedene Arten von Versuchungen. Zum einen die Versuchung aus der Welt, die uns umgibt. Diese müssen wir fliehen, indem wir uns örtlich Dingen entziehen, die uns gefährlich sein können.
Dann gibt es die Versuchung durch Satan. Hier müssen wir widerstehen. Wir halten dem Schild des Glaubens die feurigen Pfeile des Bösen entgegen und löschen sie aus. Mit dem Schwert des Geistes, dem Wort Gottes, widerstehen wir, so wie der Herr Jesus in der Wüste mit Bibelzitaten den Teufel widerlegt hat.
Außerdem gibt es die Versuchung von innen heraus, aus der Sünde. Dort heißt es, dass wir uns der Sünde für tot halten sollen (Römer 6). Wenn wir die Versuchung spüren, sollen wir einfach nicht reagieren – so wie Tote nicht reagieren. Alkoholiker reagieren nicht auf Whiskyflaschen auf ihrem Grab. Das bedeutet: Haltet euch der Sünde für tot, kämpft nicht dagegen, sondern ignoriert sie.
Man muss also wissen: Bei Versuchung aus der Welt gilt, zu fliehen (1. Korinther 6, flieht die Hurerei, flieht die jugendlichen Lüste). Bei Versuchung durch Satan heißt es, dem Teufel zu widerstehen, dann wird er von euch fliehen (1. Petrus 5, Jakobus 4).
Bei Versuchung von innen müssen wir verleugnen, wie Titus 2 sagt. Das heißt, wir ignorieren sie einfach, so wie man jemanden am Bahnhof kennt, aber nicht auf ihn reagiert. Das mag unfreundlich sein, aber wenn es um die Sünde geht, ist das der richtige Umgang.
Wenn Gott uns versucht, im Sinne von „prüfen“, dann ist es wichtig, zu sagen: „Hier bin ich.“ So reagiert Abraham. Das bedeutet, sich dem Willen Gottes zu unterstellen.
Übrigens gibt es im Hebräischen ein Wort, das noch schöner ist als nur „Hier bin ich“ – nämlich „Hineni“. Dieses Wort finden wir immer wieder im Mund der Gläubigen im Alten Testament. Man kann dem nachgehen und sehen, wo überall „Hier bin ich“ steht – immer ist es „Hineni“. Wenn wir das gelernt haben, dann geht es uns gut.
Abraham war bereit. Er verstand nicht, wie Gott so etwas von ihm verlangen konnte. Aber er hat sicher nicht gesagt: „Also gut, ich mache das, aber morgen schlafe ich aus bis halb elf.“ Nein, wir lesen, dass er gerade früh aufgestanden ist. In Vers 3 heißt es: „Und Abraham stand früh morgens auf, sattelte seinen Esel und nahm zwei seiner Knaben und Isaak, seinen Sohn, mit sich.“
Er wusste, dass er ins Land Moria gehen musste. Das ist das Land, wo die bekannte Königsstadt Salem auf dem weitgestreckten Südabhang des Berges lag – die Stadt von Melchisedek (1. Mose 14). Und darum sagt Gott: „Gehe in das Land Moria“ (Vers 2) „und opfere ihn dort als Brandopfer auf einen der Berge, den ich dir sagen werde.“ Aha, also nicht auf dem Berg Moria. Da liegt die ganze Tradition falsch. Man sagt doch immer, Abraham habe Isaak auf dem Berg Moria dargebracht.
Nein, er musste ins Land Moria gehen, wörtlich sogar „Erezham Moria“, in das Land des Moria-Berges, und ihn dort auf einem der Berge opfern – nicht auf dem Moria selbst, sondern auf einem der Berge, den Gott ihm noch sagen würde. Also hatte Gott in dem Moment noch nicht gesagt, welcher Berg es sein sollte. Moria war nur die Region, aber den Berg der Opferung würde er ihm erst später nennen.
So muss es sein – es ist ein Berg dort in der Nähe des späteren Tempelbergs. Denn in 2. Chronik 3,1 lesen wir, dass Salomo auf dem Berg Moria den ersten Tempel baute.
Es ist etwas ganz Spezielles: Abraham geht dorthin. In Vers 3 heißt es: „Und zog hin an den Ort, den Gott ihm gesagt hatte.“ Dieser Ort wird „Hamakom“ genannt, der Ort. Und in Vers 4 steht nochmals: „Am dritten Tag erhob Abraham seine Augen und sah den Ort, das ist ganz speziell: Hamakom, den Ort von fern.“
Erstaunlich ist Vers 5: „Und Abraham sprach zu seinem Knaben: Bleibt ihr hier mit dem Esel, ich aber und der Knabe wollen dorthin gehen, anbeten und dann zu euch zurückkehren.“ Wie kann er noch so etwas sagen? Er muss seinen Sohn schlachten, und jetzt sagt er seinen Knechten, dass er mit dem Knaben dorthin gehen, anbeten und dann zurückkehren will.
Durch den Glauben hat Abraham seinen einzigen Sohn dargebracht. Er war überzeugt, dass Gott fähig ist, ihn auch aus den Toten zu erwecken. So empfing er ihn im Gleichnis zurück. Hebräer 11 macht dies deutlich. Aufgrund dieser Stelle war Abraham überzeugt: Gott hat gesagt, in Isaak wird die Nachkommenschaft kommen – das Volk Israel.
Isaak hatte damals jedoch noch kein Kind. Wenn er nun sterben müsste, müsste er auferstehen und wieder Kinder haben. Das war die Logik, bei der Gott der größte Faktor in der Rechnung war – das ist Glaube. Fehlt dieser größte Faktor, wird alle Logik falsch. Darum irrt man in der Philosophie und in der gottlosen Wissenschaft, sobald dieser wichtigste Faktor ausgelassen wird.
Aber bei Abraham war dieser Faktor vorhanden, und deshalb war ihm klar: Wir kommen zurück. Hier finden wir zum ersten Mal in der Bibel das Wort „anbeten“ (Hischtachave). Ein schönes Wort, ich liebe das Hischtachave – anbeten.
Es ist ein Grundsatz: Wenn wir ein Thema in der Bibel studieren wollen, sollten wir immer zur ersten Stelle gehen, an der das Thema zum ersten Mal erwähnt wird. Dort finden wir ganz besondere Grundsätze, die wichtig sind, wenn wir auch die anderen Bibelstellen betrachten.
Was lernen wir hier? Wenn es um Anbetung geht, dann geht es nicht unbedingt um Hochstimmung. Abraham war damals wirklich komplett am Boden. Wenn man in Israel fragt: „Wie geht es dir?“, sagt man oft „Maschlamcha“ (Frieden mit dir) oder „Meachhus“ (hundert Prozent) beziehungsweise „Mezujan“ (ausgezeichnet). Es gibt aber auch den Ausdruck „Al-Happanim“ – auf dem Gesicht. Das bedeutet: „Mir geht es mies, so schlecht wie nur möglich.“ Da ist man mit dem Gesicht am Boden. So hat sich Abraham gefühlt.
Und jetzt geht es um Anbetung. Ist es nicht eine Ermutigung, wenn wir zu Hause das Gefühl haben, ganz am Boden zu sein, es uns total mies geht, und heute ist Anbetungsstunde in der Versammlung? Dann müssen wir hingehen, egal wie wir uns fühlen.
Natürlich können wir den Herrn auch loben und so ergriffen sein, dass unsere Gefühle ganz freudig oben sind – so wie im Psalm 100, wo es heißt, dass wir mit Freuden und Jubel in seine Vorhöfe eingehen und dem Herrn mit Freuden dienen sollen. Aber das ist keine Voraussetzung für Anbetung. Das lernen wir hier.
Der Zeitgeist sagt heute oft: „Abgefahrene Freude!“ Aber das ist nicht die Freude, die der Herr uns gibt. Auch wenn es uns schlecht geht, gibt er uns eine Freude, die ganz tief ist – wie Paulus sagt in 2. Korinther 6: „Als Traurige, aber allezeit fröhlich.“ Das ist eine Freude, die tief im Herzen verborgen ist und nicht unbedingt nach außen sichtbar.
So war es auch bei Abraham. Er sagt: „Hier bin ich“, und er war bereit zu gehen.
Anbeten bedeutet übrigens auch, niederzuknien. Das Wort kann sowohl „anbeten“ als auch „niederknien“ bedeuten. Das heißt: Wir machen uns beim Knien ganz bewusst klein. Wir sind zwar alle klein, aber wenn wir uns niederknien, machen wir uns noch kleiner. Dabei betonen wir, dass der Herr groß über allem ist und wir ganz klein sind. Ihm allein gebührt die Ehre.
Ja, in diesem Kapitel finden wir zahlreiche Hinweise auf das Evangelium. Gott, der Vater, war bereit, seinen geliebten Sohn hinzugeben, und er legte ihn auf das Holz. So heißt es in Vers 9: Er band seinen Sohn Isaak und legte ihn auf den Altar oben auf das Holz.
Ähnlich lesen wir es in Markus 15, wie der Herr Jesus gebunden wurde, als die Herrscher in den Garten kamen. Am Kreuz war er ebenfalls oben auf dem Holz. Diese Dinge wurden mit dem Heiligen Geist formuliert, ganz bewusst, um den Blick auf Golgatha zu lenken.
Dann kam der entscheidende Moment, als der Engel des Herrn vom Himmel herabkam, als Abraham bereit war, gehorsam zu sein, und ihn verhinderte. Dabei ruft der Engel zweimal „Abraham, Abraham“. In der Bibel gibt es sieben Fälle, in denen ein Vorname zweimal genannt wird, zum Beispiel Abraham, Abraham; Mose, Mose; Samuel, Samuel; bis hin zu Saul, Saul.
Wer ist der Engel des Herrn? Wenn wir zum Beispiel in 1. Mose 16 nachlesen, merken wir, dass der Engel des Herrn – auf Hebräisch bedeutet „Engel“ auch „Gesandter“ – der Gesandte des Vaters ist. Dort wird gesagt, dass er Gott ist, sogar dass er Yahweh ist. Plötzlich spricht Hagar mit dem Engel des Herrn, und es heißt, dass sie mit Yahweh spricht. Der Gesandte ist Yahweh selbst. Sie sagt: „Du bist ein Gott, der sich schauen lässt.“
Kurz gesagt: Das ist der Herr Jesus. Das wurde auch schon im Judentum erkannt. In den jüdischen Schriften ist bekannt, dass der Engel des Herrn der Messias, der Sohn Gottes, ist und dass er Yahweh ist.
So spricht hier also der Herr Jesus: „Abraham, Abraham, mach das nicht!“ Ist das nicht wunderbar? Er, der später von Gott dem Vater am Kreuz geschlagen werden sollte, sagt: „Nein, nicht Isaak, sondern ich.“ Es ist unfassbar – seine Liebe ist so groß.
So sehr hat er uns geliebt, dass wir mit dem Apostel Paulus sagen können, in Galater 2,20: „Der Sohn Gottes, der mich geliebt hat und sich selbst für mich hingegeben hat.“ Gott musste ihn bestrafen, ihn schlagen an unserer Stelle.
Wo lesen wir das? Schlagen wir auf in Sacharja 13,7. Dort hören wir die Stimme Gottes, des Vaters: „Schwert, erwache gegen meinen Hirten und gegen den Mann, der mein Genosse ist“, spricht der Herr der Heerscharen. „Schlage den Hirten, und die Herde wird sich zerstreuen.“
Wir müssen wissen, dass es für den Vater ein großer Schmerz war, so etwas zu sagen. Das Schwert steht für den Tod. Und Gott der Vater sagt: „Schwert, erwache gegen meinen Hirten.“ Das drückt die Beziehung zum Sohn aus: „Mein Hirte“ und „der Mann, der mein Genosse ist.“ Genosse heißt auf Hebräisch Amid, also der Gleichgestellte.
Dann sagt der Vater: „Schlage den Hirten.“ Die Herde, also die Jünger, zerstreuen sich in alle Richtungen.
Lesen wir dazu noch Jesaja 53,10. Ein unfasslicher Vers, in dem die Leiden des Messias siebenhundert Jahre im Voraus beschrieben werden: „Doch dem Herrn gefiel es, ihn zu zerschlagen; er hat ihn leiden lassen. Wenn seine Seele das Schuldopfer gestellt haben wird, so wird er Samen sehen.“
Hier wird gesagt, dass der Sohn zerschlagen werden musste am Kreuz. Aber wie kann es heißen: „Doch dem Herrn gefiel es, ihn zu zerschlagen“? Es war ein großer Schmerz für den Vater, den Sohn zu geben. Es war das Höchste, was er geben konnte.
Der Punkt ist: Gottes Wohlgefallen war nicht, dass der Herr Jesus leiden musste. Es war niemals sein Wohlgefallen, dass der Herr Jesus zum Sündenträger werden sollte. Auch für den Herrn Jesus selbst war das etwas so Widerliches.
Darum sagt er im Garten Gethsemane: „Vater, wenn es möglich ist, so gehe dieser Kelch an mir vorüber.“ Es war schrecklich, unter das Gericht Gottes zu kommen als Sündenträger. Deshalb sagte er: „Wenn es möglich ist, so gehe dieser Kelch an mir vorüber.“ Und dann fügte er hinzu: „Doch nicht mein Wille, sondern dein Wille geschehe.“
Was gibt es hier in der Gottheit? Zwei Willen, die sich widersprechen? Ja, natürlich! Der Wille des Vaters war, uns zu retten. Dieser Wille stand im Widerspruch zum Willen, dass der geliebte Sohn niemals etwas mit unseren Sünden zu tun haben sollte und dafür geschlagen werden sollte.
Das sind zwei Willen Gottes, die sich widersprechen. Wie konnte das gelöst werden? Jesus hat seinen Willen dem Willen der Rettung untergeordnet.
Wenn man das vor Augen hat, kann man die Worte lesen: „Doch dem Herrn gefiel es, ihn zu zerschlagen; er hat ihn leiden lassen“ mit der richtigen Haltung.
Und es war schon etwas ganz Besonderes, wenn wir zu 1. Mose 22 zurückkehren. Isaak wird verschont, und dann sieht Abraham einen Widder hinter sich. Diesen opfert er anstelle seines Sohnes.
Mose erklärt in Vers 14: „Und Abraham gab diesem Ort den Namen: Der Herr wird ersehen.“ Der Berg war offensichtlich namenlos im Land Moria, einem der Berge. Das war damals so, wie auf dem Mars heute. Noch hatten nicht alle Hügel einen Namen.
Heutzutage gibt man immer mehr Bergen auf dem Mars Namen. So hat man es auch in den vergangenen Jahrzehnten auf dem Mond gemacht. Leute, die sich verewigen wollten, versuchten, einen Krater nach sich zu benennen.
Genauso war es mit den Ortschaften: Die wichtigen Orte hatten einen Namen, wie Berg Moria, aber die Hügel drumherum nicht. Jetzt gibt Abraham diesem Ort einen Namen: „Der Herr wird ersehen“, Adonai Jireh, so heißt dieser Hügel.
Ist es nicht interessant? Abraham beantwortet die Frage seines Sohnes nach dem Feuer, dem Holz und dem Schaf zum Brandopfer (Vers 7). In Vers 8 sagt Abraham: „Gott wird sich ersehen das Schaf zum Brandopfer, mein Sohn.“ Und das hat sich erfüllt: Er hat einen Widder im Dickicht bekommen, der anstelle von Isaak stirbt.
Isaak war auch ein Sünder und konnte darum nicht das Opfer für uns werden. Nur ein Vollkommener kann für Sünder sterben. Damit war die Prophezeiung erfüllt.
Nachdem alles vorbei ist, heißt es hier: „Der Herr wird ersehen“, Adonai Jireh. Das bedeutet wirklich Zukunft – er wird ersehen. Woraus? Es ging um das Opfer. Gott wird sich ersehen das Schaf zum Brandopfer, und jetzt heißt es: Der Herr wird ersehen das wahre Opfer.
Nämlich der Engel des Herrn, der Malach Adonai, der Sohn Gottes, der Messias, wird kommen und sterben. Nicht auf dem Berg Moria, sondern auf einem der Hügel im Land Moria.
Tatsächlich können wir heute zurückblicken auf Golgatha. Alle, die die Ausstellung besucht und den Hesekiel-Tempel in der digitalen Version von Leandro begutachtet haben, wissen: Golgatha ist keine achthundert Meter vom Felsen Moria entfernt, dem höchsten Punkt, auf dem später das Allerhöchste gebaut wurde.
Golgatha liegt auf dem Nachbarhügel, dem Nordwesthügel der heutigen Altstadt von Jerusalem. Dort hat Jesus sein Leben gegeben und damit alles erfüllt. Der Herr wird dort ersehen.
Es war eine Prophetie über ihn. Und wunderbar: Er, der Engel des Herrn, der Sohn Gottes, sagt zu Abraham in Vers 17, dass er ihn reichlich segnen wird. Seine Nachkommenschaft soll sich mehren wie die Sterne des Himmels und wie der Sand am Ufer des Meeres sein. Deine Nachkommen werden das Tor der Feinde besitzen.
Und jetzt kommt es: In deinem Samen werden alle Nationen der Erde gesegnet werden. Galater 3 betont hier die Einzahl: „dein Same“, dein Nachkomme, nicht „deine Nachkommen“. Das ist ein Hinweis auf den Messias, auf den Sohn Gottes.
Der Engel des Herrn spricht hier von sich selbst, dass er einmal ein Nachkomme Abrahams sein wird. Denn er sollte später Mensch werden und aus diesem Stammbaum kommen. Alle Nationen werden in ihm gesegnet werden.
Es steht hier nicht „alle Menschen“, sondern „alle Nationen“. Warum? Gott möchte, dass alle Menschen errettet werden (1. Timotheus 2,4). Aber nur diejenigen, die sich wirklich bekehren wollen und auch bekehren, werden gerettet.
Darum heißt es hier „alle Nationen“. Offenbarung 5 und Offenbarung 7 sagen, dass Menschen aus allen Nationen, allen Völkern, allen Stämmen und allen Sprachen gerettet werden – aber nicht alle Menschen.
Es gibt keine Allversöhnung. Alle Menschen könnten durch das Werk des Herrn Jesus gerettet werden; es reicht für alle. Doch nur die, die sich bekehren, werden tatsächlich gerettet. Deshalb heißt es: Alle Nationen der Erde werden gesegnet werden – nicht alle Menschen.
Ja, und bevor ich schließe, möchte ich noch vor Kapitel 22 lesen, nämlich Vers 33. Kapitel 22,1 beginnt mit den Worten: „Und es geschah nach diesen Dingen.“ Was war denn vorher? In 21,33 heißt es: „Und Abraham pflanzte eine Tamariske in Beerscheba und rief dort den Namen des Herrn, des ewigen Gottes, an. Und Abraham hielt sich eine lange Zeit im Land der Philister auf.“
Dort hat er also schon angebetet, und es ging ihm besser. Wir müssen also nicht denken, dass es uns jedes Mal ganz schlecht gehen muss, wenn wir zur Anbetung kommen. Aber wenn es uns schlecht geht, ist das kein Hindernis, umzukommen.
Abraham rief dort den Namen des Herrn an und pflanzte zuerst eine Tamariske. Die Tamariske ist ein Baum, der typisch für die Gegend von Beerscheba ist. Dieser Baum ist sehr speziell. Die Blätter sind so beschaffen, dass sie nachts Salzkristalle absondern. An diesen Salzkristallen kondensiert sich das Wasser aus der Luft, und am Morgen gibt es dort viele kleine Wassertropfen. Auch in der Wüste gibt es Luftfeuchtigkeit, die sich so sammelt.
Darum ist es unter einer Tamariske deutlich kühler als unter anderen Bäumen. In der Wüste nimmt man diesen kühlenden, wohltuenden Effekt wahr. Das Wasser verdunstet, wenn die Sonne aufgeht, und das ist ein exothermer Vorgang – vielleicht haben Sie das in der Chemie gelernt. Durch diesen Prozess wird es kühler.
Es ist der gleiche Effekt, den wir erleben, wenn wir nass sind und nach dem Baden frieren. Woher kommt das? Es ist ein exothermer Prozess, bei dem Wärme entzogen wird, um das Wasser zu verdunsten. Dadurch kühlt es ab.
Darum schwitzen wir auch. Gott hat uns so geschaffen, dass wir schwitzen können, damit dieser Kühlprozess funktioniert und es uns in der Hitze besser geht.
Mit dem Baum wird also die Hitze entzogen, und es ist deutlich kühler darunter. So ist die Tamariske auch ein Bild von dem Herrn Jesus, der uns in der Hitze des Lebens immer wieder diesen kühlenden Schatten gibt. Ganz im Sinn von Hohelied 2, wo die Braut sagt, dass sie sich mit Wonne im Schatten ihres Geliebten gesetzt hat.
So will der Herr uns diesen Schatten geben, diese Kühlung, wenn wir seinen Namen anrufen und ihn anbeten.
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