Einführung in die Heilsvorrechte in Christus
Epheser Kapitel 2 noch einmal aufschlagen. Gestern sind wir mit dem Abschnitt Kapitel 2, Verse 1 bis 10, nicht ganz fertig geworden. In den Kapiteln 1 bis 3 geht es um die Heilsvorrechte in Christus. Diese Heilsvorrechte sind Gegenstand des Gebets in Kapitel 1. Außerdem sind sie eine Auswirkung der Kraft Gottes, wie wir gestern in Kapitel 2, den ersten zehn Versen, und auch in den weiteren Versen, die wir heute noch betrachten werden, gesehen haben.
Lesen wir zuerst den Text ab Vers 4:
„Aber Gott, der reich war an Barmherzigkeit, hat wegen seiner großen Liebe, mit der er uns liebte, auch uns, die wir tot in Übertretungen waren, zusammen mit dem Christus lebendig gemacht. Durch Gnade seid ihr gerettet. Und er erweckte uns zusammen mit ihm und setzte uns zusammen mit ihm in den himmlischen Bereichen in Christus Jesus, damit er in den kommenden Weltzeiten zur Schau stellte den unermesslichen Reichtum seiner Gnade in Güte gegen uns in Christus Jesus. Denn durch Gnade seid ihr gerettet, durch den Glauben, und dies ist nicht aus euch, Gottes Gabe ist es, nicht aus Werken, damit nicht jemand sich rühme. Denn wir sind sein Gebilde, in Christus Jesus geschaffen zu guten Werken, die Gott zuvor bereitete, damit wir in ihnen wandeln sollten.“
Bis hierher hatten wir auch gestern gelesen, aber die letzten Verse wurden noch nicht wirklich besprochen.
Es geht um die Kraft, um die es in Kapitel 1 ging, nämlich dass wir erkennen sollten, welche herrliche Kraft, welche überreich große Kraft für uns, die Glaubenden, da ist. Dafür hat Paulus gebetet, dass uns der Herr die Augen öffnet, um diese Kraft zu sehen. Der Heilige Geist möge uns Licht geben für diese Kraft, die vorhanden ist durch Christus und in Christus.
Die Kraft Gottes in der Auferweckung und Erhöhung Christi
Und dann hat er in Kapitel zwei gesagt: Diese Kraft hat sich nicht nur in der Auferstehung Jesu Christi, in der Erhöhung Jesu Christi und in der Unterordnung aller Dinge gezeigt, sondern auch darin, dass er uns aus den Toten auferweckt hat.
Wir waren tot in Sünden und Übertretungen. Der Tod, aus dem wir erweckt wurden, wird in den Versen 1 bis 3 beschrieben. Die Erweckung wird anschließend in den Versen 4 bis 6 dargestellt.
Die Versetzung, das Mitsitzen in der Himmelswelt, also die Versetzung in die Himmelswelt, wird in den Versen 6 und 7 beschrieben. Nun wollen wir uns noch einmal kurz die Verse 8 bis 10 ansehen.
Hier kommt eine weitere Erklärung zum Gerettetsein hinzu. Wenn wir den Text entlanggehen, finden wir fünf Aussagen über die Gnade, denn aus Gnade seid ihr gerettet. Es geht um das Gerettetsein, und das geschieht aus Gnade – wie wir gerade gesungen haben.
Es ist nicht unser Verdienst. Gnade bedeutet, etwas zu bekommen, das man nicht verdient hat. Oder es bedeutet, etwas nicht zu bekommen, das man verdient hätte. Wenn ich Strafe verdient habe und sie nicht bekomme, ist das ebenfalls Gnade.
Die Quelle und das Mittel des Heils
Hier ist also die Quelle: Gerettet ist man aus Gnade. Das Mittel, durch das das Gerettetsein erlangt wird, ist der Glaube. Es geschieht also durch Gnade oder aus Gnade. Die Quelle ist die Gnade Gottes, wegen der wir überhaupt gerettet sind.
Das Mittel, um diese Gnade konkret zu empfangen, ist der Glaube, also aus Glauben. Und dieses „nicht aus euch“ bedeutet, dass das Gerettetsein nicht aus euch selbst stammt, sondern Gottes Gabe ist. Es ist also ein freies Geschenk.
Übrigens sagt Paulus hier nicht, dass der Glaube nicht aus euch ist. Wäre das der Fall, müsste er schreiben: „Dieser nicht aus euch.“ Stattdessen sagt er „dieses nicht aus euch“. Auch im Griechischen ist das so. Es geht also um das Gerettetsein. Das Gerettetsein ist nicht aus euch, weil es ein Geschenk ist.
Zum Gerettetsein: Es ist nicht aus Werken, wie er im nächsten Vers erklärt. Es ist Gottes Gabe. Es kommt nicht aus eigener Leistung, nicht aus Werken. Gemeint sind hier Werke, die man als Leistung vor Gott darbringen möchte, um sagen zu können: „Jetzt habe ich es verdient, jetzt müsstest du mir gnädig sein.“ So funktioniert es nicht.
Das Beispiel des Hauptmanns von Kapernaum und die Bedeutung des Glaubens
Da kamen die Juden zu dem Herrn Jesus und berichteten von einem Hauptmann aus Kapernaum. Dieser Hauptmann kam zu Jesus, weil sein Knecht krank war. Er bat darum, dass Jesus ihn heilen möge, entweder indem er selbst zu ihm kommt oder indem er einfach den Knecht heilt.
Die Juden sagten zu Jesus, dieser Hauptmann sei es wert, ihm zu helfen. Er sei derjenige, der ihre Synagoge gebaut habe. Deshalb könne Jesus ihm durchaus etwas Gutes tun. Das war ein Denken, das auf Werken basierte.
Der Hauptmann selbst sagte jedoch: „Herr, ich bin nicht würdig, dass du in mein Haus kommst. Sprich nur ein Wort, und mein Knecht wird gesund.“ Er erklärte, dass er als Hauptmann über hundert Soldaten gesetzt sei. Wenn er einen Befehl gebe, gehorchten sie sofort. Ebenso würde es geschehen, wenn Jesus nur ein Wort spreche.
Jesus staunte über diesen Glauben und sagte: „Noch nie habe ich so großen Glauben in Israel gefunden.“ Es war ein Heide, der glaubte. Er erwartete das Heil nicht aufgrund von Werken, nicht weil er die Synagoge gebaut hatte, sondern allein aus Glauben. Er vertraute dem Herrn.
Genauso ist es auch beim geistlichen Heil: Gerettet zu sein geschieht aus Gnade und durch den Glauben. Der Glaube ist das Mittel. Jemand hat es einmal sehr gut ausgedrückt: „Der Glaube ist die leere Hand, durch die ich die Gnadengabe Gottes in Empfang nehme.“
Genau das ist es. Der Herr bietet das Heil an, und ich strecke meine Hand aus und sage: „Danke, Herr.“ Was muss ich zahlen? Nichts, sagt der Herr. Das Heil kommt nicht aus euch selbst.
Die Gabe des Heils und die Rolle des Glaubens
In Vers 8 lehrt Paulus nicht, dass der Glaube Gottesgabe ist, sondern dass das Gerettetsein Gottesgabe ist. Der Glaube ist etwas, wozu Gott uns anregen möchte. Gott arbeitet daran, dass wir Vertrauen fassen. Er möchte unser Vertrauen gewinnen, so wie ein Mann das Vertrauen einer Frau gewinnen möchte und umgekehrt die Frau das Vertrauen eines Mannes.
Vertrauen muss man sich erwerben. Gott möchte, dass wir erkennen, dass er vertrauenswürdig ist. Deshalb offenbart er uns etwas von sich selbst. Wir lesen von ihm in der Schrift und merken, dass Gott vertrauenswürdig ist. Daraufhin setzen wir unser Vertrauen auf Gott und erhalten das Heil aus Gnade.
Vertrauen gehört zum Menschsein dazu. Wir leben aus Vertrauen. Wenn wir neue Menschen kennenlernen, also Menschen, die wir noch nicht kennen, geben wir ihnen grundsätzlich einen Vertrauensvorschuss. Wir denken nicht: „Ah, das ist wahrscheinlich ein Verbrecher“ oder „Das ist wahrscheinlich ein Dieb oder ein Lügner.“ So gehen wir nicht mit Menschen um.
Wenn wir Menschen begegnen, rechnen wir zunächst damit, dass sie echt, wahr und nett sind. Wir schenken ihnen einen Vertrauensvorschuss. So ist unser Umgang mit Menschen.
In Bezug auf Gott will er, dass wir ihm vertrauen. Gott setzt genau an diesem Punkt an. Das Gerettetsein ist nicht aus euch, sondern Gottes Gabe (Vers 8). Es ist nicht aus Werken oder Leistungen (Vers 9), aber es zielt auf Werke hin, auf gute Werke.
In Vers 10 lesen wir: „Denn wir sind sein Gebilde.“ Interessant ist das Wort „Gebilde“. Im Griechischen heißt es Poema.
Das geistliche Meisterwerk und die vorbereiteten Werke
Poema – die Engländer sagen Poem – bedeutet Gedicht, ein Werk. Wir sind sein Gebilde, sein Werk, sein Kunstwerk, geschaffen in Christus Jesus zu guten Werken, die Gott zuvor bereitet hat, damit wir in ihnen wandeln sollen.
Gott zielt also auf gute Werke hin, aber nicht als Ausgangsbasis. Das war anders bei Adam und Eva. Gott hat Adam nicht einfach Kraft gegeben, sondern Leben eingehaucht. Leben hat er ihm gegeben, ebenso Fähigkeiten. Erst danach hat er zu Adam gesagt: „Jetzt arbeite, jetzt geh hin und bebaue den Garten.“ Bevor er Adam Leben eingehaucht hatte, hat er ihm nicht gesagt, er solle einfach jetzt arbeiten.
Zuerst schenkt Gott das Leben und die Kraft, und dann erst kommt die Arbeit. Arbeit ist etwas Schönes, wenn wir etwas für Gott und mit Gott wirken dürfen. Wir sind sein Meisterwerk, so wie Adam das Meisterwerk Gottes bei der Schöpfung war – sein Gemachtes. Als Gott Adam machte, bereitete er Arbeit für ihn vor. Der Garten sollte von Adam bebaut werden. Die Werke für Adam waren also schon vorbereitet, damit Adam in ihnen wandeln sollte.
Gott gab Adam das Leben, und sobald er lebte, erhielt er den Auftrag: „Schau, jetzt tue das, baue den Garten und bewahre ihn.“ Im Geistlichen ist es genauso: Gott hat Arbeit für den Gläubigen vorbereitet. Zuerst gibt er ihm das Leben, haucht ihm das Leben und die Kraft ein. Dann sagt er: „Jetzt werde ich dich verwenden. Ich habe Arbeit für dich vorbereitet. Ich gebe dir die Kraft dazu, damit du diese Arbeit tun kannst.“ Und dann wird etwas Schönes entstehen.
Wenn wir gemeinsam an die Arbeit gehen, entsteht etwas Schönes. Vor kurzem habe ich eine Biografie von George Washington Carver gelesen – dem Mann, der überlebte. Kennt das jemand? Das hat mich sehr begeistert. Dieser Wissenschaftler, ein schwarzer Mann, wurde etwa um 1860 geboren und wuchs unter sehr ärmlichen Verhältnissen auf. Er hatte keine Schulbildung, war aber sehr intelligent. Schließlich erhielt er doch seine Schulbildung.
Carver betete einmal, weil in den Staaten sehr viele Erdnüsse angebaut wurden, während die Baumwollindustrie nicht mehr funktionierte. Er fragte: „Herr, wozu hast du die Erdnuss erschaffen?“ In dem Buch beschreibt er das so: Es ist gut, klein anzufangen. Man soll nicht fragen: „Wozu hast du die Welt erschaffen?“ Das ist viel zu groß. Fangen wir mit den kleinen Dingen an: „Wozu hast du die Erdnuss erschaffen?“ Dann heißt es, dass sie gemeinsam ins Labor gingen und an die Arbeit gingen – gemeinsam, der Herr und er.
Der Herr öffnete ihm die Augen für die Erdnuss. Carver erfand 300 Produkte, die man aus der Erdnuss machen kann – 300 Produkte! Ich konnte es kaum glauben. 40 davon habe ich mir in meinem Computer notiert, um sie zu behalten, aber nicht auswendig. Wer es lesen möchte, kann das tun.
Was will ich damit sagen? Hier ist ein Mensch, der mit Gott an der Arbeit ist, und nun entsteht eine Leistung. Der Herr führt ihn. Im Geistlichen ist es genauso: Nicht nur bei der Erdnuss, sondern auch im Geistlichen dürfen wir dem Herrn unser ganzes Leben zur Verfügung stellen – alles, was wir haben und was er uns gegeben hat. Dann kann etwas für den Herrn entstehen: gute Werke und nützliche Werke für die Ewigkeit. Der Herr kann durch uns etwas hervorbringen, und das, was er durch uns hervorbringt, wird bleiben.
Jeder Mensch hat den Willen und den Wunsch, auf dieser Welt etwas Bleibendes zu vollbringen. Jeder möchte sich verewigen, doch die Weltmenschen schaffen das nicht. Wenn ich Christ bin, darf ich so leben, dass der Herr Jesus durch mich etwas tun kann. Er wird etwas durch uns tun, und es wird bleiben – das, was er getan hat.
Die Arbeit, die der Herr vorbereitet hat, ist nicht im deterministischen Sinne zu verstehen, dass er ganz konkrete Aufgaben vorherbestimmt hat, die wir tun müssen. Er hat Werke vorbereitet, damit wir in ihnen wandeln sollen. Wir sollten ihn bitten: „Herr, öffne mir die Augen, zeig mir, was dran ist, was ich für dich arbeiten darf.“ Der Herr hat genug Arbeit vorbereitet. Wenn ich nur die Hälfte davon mache, habe ich wahrscheinlich schon mehr als genug zu tun.
Gnade bedeutet also nicht, dass man gar nicht arbeiten soll. Gott gibt uns die Gnade, schenkt uns das Leben und bereitet ein wundervolles Arbeitsprogramm vor. Der Mensch möchte gerne arbeiten. Arbeit ist kein Fluch und keine Folge des Sündenfalls. Schon vor dem Sündenfall hat Adam gearbeitet – er hat aber nicht geschwitzt dabei. Das ist ein Unterschied. Man musste sich nicht an Dornen und Disteln stechen.
Mit unserer Arbeit gibt der Herr uns auch die Fähigkeiten dazu. Aber wir müssen weitergehen.
Die gesellschaftliche Auswirkung der göttlichen Kraft
Im Epheserbrief fährt der Apostel ab Kapitel 2, Vers 11, fort und zeigt, dass sich diese Kraft nicht nur im persönlichen Bereich ausgewirkt hat, sondern auch im gesellschaftlichen Bereich.
Die Auswirkungen dieser Kraft im gesellschaftlichen Bereich lesen wir in Kapitel 2, Verse 11 bis 22.
Darum denkt daran: Ihr, die ihr einst im Fleisch von den Völkern wart und die Unbeschnittenheit genannt wurdet – von denen die Beschneidung genannt wird, eine Beschneidung, die am Fleisch mit der Hand geschieht –, ihr wart zu jener Zeit ohne Christus, ausgeschlossen von der Bürgerschaft Israels und Fremde gegenüber den Bündnissen der Verheißung. Ihr hattet keine Hoffnung und wart ohne Gott in der Welt.
Nun aber seid ihr in Christus Jesus, die ihr einst fern wart, nahe geworden durch das Blut Christi. Denn er ist unser Friede, der die beiden eins machte und die Scheidewand, den Zaun, auflöste.
Die Versöhnung zwischen Juden und Heiden durch Christus
Die Feindschaft, und zwar in seinem Fleisch, indem er das Gesetz mit dessen Satzungen und Geboten außer Kraft setzte, damit er die beiden in sich selbst zu einem neuen Menschen schaffe und so Frieden stifte. Dadurch versöhnte er die beiden in einem Leib ganz mit Gott durch das Kreuz, denn durch dasselbe tötete er die Feindschaft.
Nachdem er gekommen war, verkündete er als gute Botschaft: Frieden euch, den Fernen und den Nahen. Denn durch ihn haben wir beide in einem Geist den Zutritt zum Vater. Ihr seid also nicht mehr Fremde und Nichtbürger, sondern Mitbürger der Heiligen und Hausangehörige Gottes. Ihr seid aufgebaut auf dem Fundament der Apostel und Propheten, wobei Jesus Christus selbst der Haupteckstein ist.
In ihm wächst der ganze Bau zusammengefügt zu einem heiligen Tempel und Heiligtum im Herrn. Auch ihr werdet mit aufgebaut zu einer Wohnstätte Gottes im Geist.
Gehen wir diese Verse nun Schritt für Schritt durch. Zuerst in Vers 3: „Warum sollen Sie denken?“ Er sagt, Sie sollen an etwas denken, ja. Und bevor er das sagt, nennt er schon den Grund, nämlich darum. Warum sollen Sie an etwas denken? Weil Gott so viel getan hat, wie wir vorher in den Versen gelesen haben. Paulus betet für sie um Licht.
Woran sollen Sie denken? Zuerst einmal daran, was Sie waren. Vers 11 und 12: „Denkt daran, dass ihr einst, die ihr im Fleisch von den Völkern wart, die Unbeschnittenheit genannt werdet, von denen, die die Beschneidung genannt werden, die am Fleisch mit der Hand geschieht, dass ihr zu jener Zeit ohne Christus wart.“
In Vers 13 sagt er: „Ferne seid ihr, die ihr ferne wart.“ Sie waren also fern, sie gehörten zu den Völkern. Das heißt, sie waren von den heidnischen Völkern, im Gegensatz zu Israel, das Vorrechte hatte. Israel war das Volk, durch das Gott den Messias bringen würde und durch das er die ganze Welt segnen würde.
Israel hatte ein besonderes Vorrecht und eine Nähe zu Gott. Gott offenbarte sich Israel am Sinai und später durch die Propheten. Die Heiden hingegen hatten keine Vorrechte. Sie wurden die Unbeschnittenen genannt. Wenn man das Alte Testament liest, waren zum Beispiel die Philister die Unbeschnittenen.
Der Ausdruck „Unbeschnittene“ steht für die Unreinen, die Weltlichen, die aus eigener Kraft und eigener Weisheit handeln. Sie waren ohne den Messias. Der Messias kam nicht von den Heiden. Israel hatte den Messias, der ihnen verheißen war. Die Heiden waren ohne Bürgerrecht in Israel, also ohne Bürgerrecht im Volk Gottes. Sie gehörten nicht zum Volk Gottes.
Die Heiden hatten keine Bündnisse. Im Alten Testament gibt es einige berühmte Bündnisse: den Bund Gottes mit Abraham, den Bund Gottes am Sinai, den sogenannten alten Bund oder Gesetzesbund, und den neuen Bund. Sicher ist euch das Thema aus euren Freizeitgruppen bekannt.
Es gibt auch den Bund mit David, den Königsbund, bei dem versprochen wurde, dass der Thron Davids in alle Ewigkeit besetzt bleibt. Israel hatte verschiedene Bündnisse. Das Besondere war die Verheißung des neuen Bundes, bei dem Gott das Gesetz in die Herzen des Volkes Israel schreiben würde.
Doch all das war Israel verheißen. Die Heiden waren einfach Heiden, ohne Bündnisse und Verheißungen. Sie waren ohne Hoffnung. Ein Heide hatte keine Zukunftshoffnung. Ein Jude hingegen hatte Hoffnung. Abraham blickte voraus auf eine Stadt mit ewigen Fundamenten, die Gott bauen würde.
Alle, die von Abraham abstammen und zum wahren Volk Gottes gehören, hatten diese herrliche Hoffnung. Die Heiden jedoch waren ohne Hoffnung und ohne Gott. Hier steht übrigens, soweit ich weiß, das einzige Mal in der Bibel das Wort „Atheisten“ im Griechischen. Sie waren ohne Gott.
Vor diesem Hintergrund, da die Götzen der Heiden keine echten Götter waren, sollte ihnen jetzt bewusst werden, was sie in Christus haben. Es ist gut, wenn man zurückblickt und sich erinnert, woher man kommt.
Auch für uns Christen ist es wichtig, nie zu vergessen, was wir einmal waren. Wir hatten kein Recht auf die Gnade Gottes. Niemand hat ein Recht auf Gnade. Gnade wird geschenkt, nicht erzwungen. Kein Mensch kann sagen: „Du musst mir Gnade erweisen.“ Gnade ist ein Geschenk.
Auch Israel hatte keinen Anspruch auf Gnade. Israel wurde geliebt, nicht weil es ein großes, besonderes oder heiliges Volk war, sondern weil Gott sie liebte. Das sagt Gott in 5. Mose 4 und 5. Mose 7, Vers 6: „Weil ich euch geliebt habe, habe ich euch erwählt.“
Ja, das ist das, was sie waren.
Die Nähe zu Christus und die Auflösung der Feindschaft
Und jetzt in Vers 13, was sie jetzt sind: Nun aber in Christus Jesus seid ihr, die ihr einst fern wart, nahe geworden durch das Blut des Christus. Denn er selbst ist unser Friede, er, der die beiden einst machte und die Scheidewand, den Zaun, auflöste.
Jetzt sind sie nahe geworden, und er spricht dann von Versöhnung. Was heißt nahe geworden, nahe durch das Blut Jesu Christi? Wahrscheinlich bezieht er sich auf einen alttestamentlichen Text aus Jesaja 57.
Ich habe mir den Text hier aufgeschrieben, Jesaja 57, Vers 19: "Ich schaffe die Frucht der Lippen", sagt der Herr, "Friede, Friede den Fernen und den Nahen, und ich will es heilen." Also das Volk: Friede, Friede den Fernen, das sind die Heiden, die in der Ferne, und Friede den Nahen.
Und er sagt jetzt: „In Christus Jesus seid ihr nahe geworden.“ Also die Heiden sind herzugekommen, sie waren zuerst in der Ferne, die Israeliten waren immer nahe. Mit dem Nahekommen sind die Fernen den Israeliten, die nahe waren, nahegekommen. Jetzt dadurch, dass die von der Ferne herbeigekommen sind, sind sie jetzt in der Nähe der Israeliten.
Sie sind aber nur deshalb nahe den Israeliten, wenn sie nahe beim Messias sind. Dort beim Messias treffen sie sich, die Heiden und die Juden, dort begegnen sie sich jetzt.
Also wer ist gemeint? Die Nichtjuden, die Heiden. Es geht hier – und das ist ganz wichtig – um den Unterschied zwischen Völkern und Juden oder Völkern und Israel. Es geht jetzt nicht um den Unterschied zwischen Gemeinde und Israel, nein, es geht um den Unterschied zwischen den Völkern und Israel.
Also: Die Nichtisraeliten sind nahe geworden in Christus Jesus. Wann sind sie nahe geworden? In Christus Jesus. Das heißt, in dem Moment, als sie zu Christus gekommen sind, hat Christus sie hineinversetzt, hat Gott sie hineinversetzt in Christus.
Und jetzt, weil sie in Christus sind, sind sie nahe. Sie sind auch ganz nahe bei Israel, und zwar bei den Israeliten, die den Messias angenommen haben. Dort, bei Christus, haben sie jetzt ein Wohnrecht bekommen.
Wie alle Israeliten, die auch zu Christus gekommen sind, sind sie ganz nahe geworden durch das Blut Christi, also durch seinen Opfertod, durch das vergossene Blut. Er ist unser Friede, dieser Christus in Person.
Er ist unser Friede. Jetzt sind sie nahe geworden, jetzt sind sie versöhnt worden. Näher können sie gar nicht kommen, als sie schon sind. Sie sind in dem Sohn Gottes, und sie sind jetzt Söhne Gottes, Kinder Gottes. Näher können sie gar nicht kommen.
Sie sind herausgeholt worden aus dem Schmutz der Welt, aus dem Schotterhaufen der Welt, und sind jetzt zum Sohn Gottes gekommen. Er ist unser Friede.
Die Auflösung der Scheidewand und die neue Einheit in Christus
Schauen wir uns jetzt die nächsten Verse an, Vers 14 bis 16. Was sind also die Begleiterscheinungen, dass sie nahe geworden sind? Er selbst – denn er ist unser Friede, er, der die beiden eins machte – habe ich hier den Text: „Denn er ist unser Friede, er, der die beiden eins machte und die Scheidewand, den Zaun, auflöste, die Feindschaft, und zwar in seinem Fleisch, indem er das Gesetz mit seinen Satzungen, gefassten Geboten, außer Kraft setzte, damit er die zwei, es sind ja diese zwei Völker, die Juden einerseits und die Heiden andererseits, in sich selbst zu einem neuen Menschen schaffe und so Frieden stifte und die beiden in einem Leib ganz mit Gott versöhne durch das Kreuz, da er durch dasselbe die Feindschaft tötete.“
Hier haben wir wieder so einen langen Satz von Paulus, ganz typisch, und wir müssen ihn Stück für Stück durchgehen.
Also, was sind jetzt diese Begleiterscheinungen, wenn man nahe gekommen ist? Das Erste, was er sagt, ist: Er machte die beiden eins, er machte Frieden, also es hat eine Versöhnung stattgefunden. Und zwar nicht nur eine Versöhnung mit Gott – die sowieso da ist –, sondern hier ist eine Versöhnung zwischen Menschen gemeint, zwischen Heiden und Juden, zwischen Israeliten und Nichtisraeliten.
Die waren entzweit, da war eine Scheidewand, eine Mauer, und diese Scheidewand ist abgebrochen worden, ist aufgelöst, in Luft aufgelöst worden. Oder die Wand, die Mauer, das war eine Schutzmauer. Gott hat um Israel herum eine Mauer gezogen oder einen Zaun, können wir auch sagen. Gott hat einen Zaun gezogen rund um Israel herum, und dieser Zaun war das Gesetz.
Das Gesetz ist wie bei unseren Kindern: Wenn die Kinder so zwei, drei Jahre oder ein Jahr alt sind, schon ein bisschen stehen können, aber noch nicht klettern können, dann stellen wir ihnen einen Zaun rundherum auf. Wie sagt man hier? In Österreich sagt man Gehschule, weil da lernt das Kind auch ein bisschen gehen. Laufgitter sagt man hier, oder? Laufgitter. Das ist der Zaun, das Gesetz.
Und das heißt für das Kind: Da darfst du dich bewegen, hier in diesem Raum hast du Freiheit. Aber dann ist es der Zaun, und da kommst du nicht drüber. So war das Gesetz, das Gott den Israeliten gegeben hat: ein Schutz, um das Volk Israel heilig zu halten, damit es abgesondert bleibt von den Völkern, damit es sich nicht vermischt mit den Völkern.
Gott hat damals gesagt am Sinai: „Ich habe euch aus Ägypten herausgeholt, habe euch auf Adlersflügeln getragen, ich habe euch zu mir gebracht. Und jetzt, wenn ihr fleißig auf meine Gesetze hören werdet und wenn ihr meinen Bund halten werdet, dann werde ich euch zu einem Königreich von Priestern machen“, hat er ihnen gesagt, dort in 2. Mose 19.
Israel hat aber das Gesetz nicht gehalten, und weil Israel das Gesetz nicht gehalten hat und weil Gott das auch wusste, hat er ihnen auch ein Opfergesetz gemacht, er hat ihnen ein Opfersystem gegeben. Das gehört auch zum Gesetz, das Opfersystem, der Zaun des Gesetzes.
Also dieses Opfersystem war auch so, dass Gott gesagt hat: Ich mache einen Zaun zwischen euch und mir. Er hat eine Stiftshütte aufgestellt, und da gab es mehrere Vorhänge, die waren auch wie ein Zaun. Draußen rundherum gab es einen buchstäblichen Zaun, und dann durften nur die Priester hinein, dort durften sie die Opfer bringen. Und da gab es noch einmal einen Vorhang, da durften nur die dienenden Priester hinein, das Heiligtum. Und da gab es noch einmal einen Vorhang.
Es gab also drei Vorhänge: der Eingang zur Stiftshütte, dann der erste Vorhang zum Heiligtum und dann der zweite Vorhang zum Allerheiligsten. Lauter Vorhänge, und die Vorhänge waren wie ein Zaun: Da darfst du nicht weiter. Und er hat sogar Cherubim aufmalen lassen, die sagen: Halt! Cherubim wie im Paradies – auch im Paradies gab es ja nach dem Sündenfall Cherubim am Eingang zum Paradies. Und die Herren haben gesagt: Halt! Mit dem Schwert standen sie da.
Und hier geht der Priester hinein, und dann sieht er den zweiten Vorhang. Da stehen die Cherubim, und die rufen – nein, die rufen nicht, aber sie schauen so aus –, sie halten ihn zurück: Halt, keinen Schritt weiter! Hier ist der heilige Gott, und du hast nichts zu tun, nichts zu schaffen mit dem heiligen Gott. Ihr seid Sünder.
Nur einmal im Jahr darf der Hohe Priester stellvertretend das Blut bringen, aber dann muss er selber in Weihrauch gehüllt sein, am Boden muss er Blut hinspritzen, auf das Blut muss er sich draufstellen, dann muss er mit dem Blut kommen und das Blut auf die Bundeslade spritzen. Jedenfalls nicht ohne Weihrauch und nicht ohne Blut darf er dort hineintreten, einmal im Jahr, und dann ganz schnell wieder raus.
Man sagt, manche Israeliten hätten auch den Hohen Priester angebunden mit einer Schnur, falls er tot umfällt da drinnen, damit sie ihn dann wieder rausziehen können, weil sie Angst hatten vor der Heiligkeit Gottes.
Gott hat einen Zaun gemacht. Der Zaun ist das Gesetz, eine Scheidewand zwischen Gott und den Menschen. Er hat die Feindschaft der Sünde offenbart. Also es gab zweierlei Zäune: Einerseits ein Zaun zwischen Gott und Mensch wegen der Sünde. Der Zaun hat ihnen immer wieder die Botschaft vermittelt: Ihr seid Sünder. Und dann gab es den anderen Zaun gegenüber den Heiden draußen, damit sie sich nicht vermischen. Also doppelte Feindschaft: Feindschaft gegen Gott und Feindschaft zwischen Heiden und Juden, Juden und Heiden.
Und jetzt kam der Herr Jesus, und er hat die Scheidewand aufgelöst, in nichts aufgelöst. Er hat den Vorhang zu Gott zerrissen, so dass jetzt der Zugang zu Gott möglich war durch sein Blut, durch sein Opfer. Und er hat die Feindschaft, die zwischen Heiden und Juden bestand, niedergerissen, den Zaun, der da war.
Jetzt in Christus Jesus dürfen alle kommen, und da gibt es keinen Zaun bei Christus. Es ist nicht so, dass Christus wiederum einen Zaun errichtet. Also er löste die Scheidewand auf durch das Kreuz, durch sein Werk am Kreuz.
Ich habe mir aufgeschrieben: Als der Zaun, der zur Scheidewand geworden war, mit dem Tod Christi aufgelöst wurde, war der Weg frei zur Annäherung zwischen den beiden Menschengruppen.
Aber jetzt war ein Problem: Das war nicht mit einem Mal so. Das war nicht an dem Tag, an dem Christus starb, dass keine Feindschaft mehr zwischen Juden und Heiden bestand. So war es nicht.
Nein, da begann jetzt ein Prozess, nämlich wenn ein Jude zu Christus kommt und wenn ein Heide zu Christus kommt, dann ist der Zaun weg, dann treffen sich beide bei Christus, und dann ist kein Zaun mehr da.
Da ist nicht Jude und nicht Heide, da ist kein Unterschied mehr, sagt Paulus. Das ist das, was hier beschrieben wird.
Er löste die Scheidewand auf durch das Kreuz, er setzte das Gesetz, das uns schuldig gesprochen hat, außer Kraft. Er hat das Gesetz unwirksam gemacht – gemeint ist das Gesetz, das uns schuldig spricht, das Verdammungsurteil –, unwirksam gemacht in Bezug auf die Erlösung des Menschen, sodass es ihn nicht mehr verdammen kann.
Das Gesetz kann den Sünder nicht mehr verfluchen. Christus hat es gehalten und Christus hat bezahlt. Also jetzt ist Freiheit da.
In dem Sinne hat er das Gesetz aufgelöst. Bitte in einem anderen Sinne hat er das Gesetz nicht aufgelöst. Der Herr Jesus sagte: „Ich kam nicht, um aufzulösen, Moses und die Propheten, sondern zu erfüllen.“
Das Wort Gottes bleibt bestehen als solches, aber das Opfergesetz, das eingerichtet wurde, hat Christus erfüllt. Und den Fluch des Gesetzes hat Christus auf sich genommen.
In dem Sinn sind wir befreit von... Wir sind nicht befreit vom Gesetz, wir sind befreit vom Fluch des Gesetzes, Galater 3,13.
Wenn wir zu Christus kommen, dann haben wir immer noch ein Gesetz, aber dieses Gesetz ist Christus und alles, was Christus sagt.
Und jetzt schauen wir die Bibel ganz anders an. Wenn wir Christen sind, dann lesen wir unsere Bibel mit ganz anderen Augen, mit liebenden Augen. Wir lieben unseren Erlöser, und jetzt schauen wir nach, was er gerne haben möchte. Und da lesen wir von 1. Mose bis Offenbarung: Was hat er gerne?
Ganz anders als der Israelit, der ein Gesetz liest, das ihn verdammt.
Vielleicht kennt ihr dieses Bild von den zwei Ehefrauen: Der Mann, der eine Ehefrau heiratete und ihr gesagt hat: „Ich will Essen nur nach Kochbuchart, und wenn du das Essen nicht nach Kochbuchart machst, ist es aus.“
Jetzt kann man sich vorstellen, was das für eine Beziehung ist, oder? Und vor allem, wie die Frau das erste Mal kochen wird: mit Zittern und Zagen. Und jedes Mal hängt das Schwert über ihr. Die Ehe ist jeden Moment aus, wenn es nicht mehr so ist, wie es ihm gefällt.
Und die andere Ehe: Da ist der Mann, der sagt seiner Frau: „Ich liebe dich bedingungslos. Und weißt du was? Ich gebe dir heute ein Kochbuch, und ich habe so gern Essen nach Kochbuchart. Weißt du das? Ich selber habe mir mal kochen gelernt, ich bin Meisterkoch, und ich möchte dir das jetzt beibringen, und wir gehen gemeinsam an die Arbeit.“
Dann ist das eine Freude für die Frau, dann lernt sie das Kochen mit der Hilfe dieses Ehemannes.
So ist es jetzt, so ist unsere Beziehung zu dem Gesetz. Wir lieben den Herrn, der uns erlöst hat, und jetzt gehen wir ran an die Schrift. Aber wir haben die Kraft, die von ihm kommt, und wir haben die Anleitung und die Liebe von ihm.
Das ist also eine ganz andere Beziehung zum Gesetz.
In diesem Sinne hat er das Gesetz nicht aufgelöst, aber im Sinne, dass das Gesetz uns schuldig gesprochen hat, hat er es außer Kraft gesetzt.
Da gibt es keine Verdammnis mehr für die, die in Jesus Christus sind.
Und der Vorhang ist zerrissen, der Vorhang, der uns trennte.
Die Schaffung eines neuen Menschen und die Einheit im Geist
Und dann heißt es weiter: Er schuf aus den Zweien einen neuen Menschen, er schuf aus zwei einen neuen Menschen.
Das war zu Pfingsten, als der Heilige Geist kam. Da hat er den Geist ausgegossen und eine neue Einheit geschaffen. Alle, die den Heiligen Geist empfangen, bilden eine neue Einheit. Das ist der Leib Jesu Christi, der neue Mensch.
Man wird durch den Geist neu gemacht. Wenn es ein Jude ist, wird er neu, und wenn es ein Heide ist, wird er neu. Alle, die neu gemacht werden, bilden also einen neuen Menschen, eine neue Einheit.
Das heißt hier, die beiden in einem Leib, also im Leib Christi, in der Gemeinde der Versöhnten, ganz mit Gott zu versöhnen. In dem Leib Jesu Christi, in der Gemeinde, geschieht eine Versöhnung – mit Gott und auch untereinander. Es ist eine doppelte Versöhnung.
In diesem Sinne ist es auch ein Prozess. Je mehr Menschen zu diesem einen Christus kommen, desto mehr Menschen versöhnen sich. Ich erlebe das sehr schön. Ich komme viel herum. Zum Beispiel haben wir in Rumänien im Frühling immer ein Seminar mit Deutschen, dem Rest der Deutschen dort in der Gemeinde in Hermannstadt, zusammen mit Rumänen und mit Zigeunern.
Es ist so, dass die Zigeuner und die Rumänen sich nicht ausstehen können. Grundsätzlich können die Deutschen und die Rumänen auch nicht viel miteinander anfangen. Das zeigt die ganze Geschichte. Die Deutschen haben sich 900 Jahre lang von den Rumänen getrennt gehalten.
Es gibt schon seit 900 oder 1000 Jahren Deutsche in Rumänien. Sie haben sich von den Rumänen abgesondert. Dort ist ein Volk, dort ist eine Kluft im Volk. Ein Deutscher will nicht sagen: „So seien wir Rumänen“, und ein Rumäne will nicht sagen: „So seien wir Zigeuner“.
Da sind wir Deutsche, Zigeuner und Rumänen. Das Schöne war: Wir hatten immer eine Andacht am Morgen. Da kam ein Zigeuner nach vorne und belehrte die Deutschen aus Gottes Wort und auch die Rumänen aus Gottes Wort. Die Brüder saßen da, nahmen das auf, sagten Danke und priesen den Herrn. Da war nichts vorhanden, keine Kluft, gar nichts.
Das ist das, was in Christus geworden ist: diese schöne Einheit. Araber, bekehrte Araber und bekehrte Israelis, bekehrte Palästinenser und bekehrte Israelis – da ist nichts vorhanden. Das ist das Schöne: in einem Leib, also im Leib Jesu Christi, mit Gott versöhnt und untereinander versöhnt.
Diese Versöhnung ist ein Prozess, der länger dauert. Mit Gott werden wir sofort versöhnt, aber mit den Menschen werden wir in dem Maße versöhnt, wie sie alle zu Christus kommen. Nun, alle werden letztlich nicht kommen, aber die, die kommen, werden versöhnt. Und das ist ein Prozess.
Christus ist also in doppelter Weise unser Friede. Er hat unsere Schuld getilgt und Friede mit Gott hergestellt – unsere persönliche Schuld –, indem er gestorben ist. Er ist auferstanden und bildet jetzt als Auferstandener eine neue Einheit.
Als Auferstandener gibt er jetzt sein Leben den Menschen. Die Menschen, die dieses Leben empfangen, bilden eine neue Einheit. So stellt er Frieden unter den Menschen her. Er tötete die Feindschaft – diese Feindschaft der beiden gegeneinander – durch das Kreuz.
Nicht nur bei Juden und Heiden, sondern überhaupt gibt es viele Feindschaften in der Welt. Wenn solche Menschen zu Christus kommen, ist das etwas Wunderbares. Er nahm die Feindschaft auf sich und versöhnt die beiden. In Christus sind sie versöhnt, aber nicht außerhalb von Christus. Nur in Christus ist das möglich.
Da gibt es keinen Patriotismus mehr. Wir sprechen nicht von Zigeuner-Christen, sondern von Christen, die von den Zigeunern kommen. Oder von österreichischen und deutschen Christen. Nein, das sind Christen aus Österreich, Christen aus Deutschland und Christen von irgendwo. Das Patriotische oder sonst Trennende tritt zurück.
Wir sprechen nicht von schwarzen Christen und weißen Christen. Nein, es sind Christen, die aus verschiedenen Herkunftsländern kommen, aber jetzt einfach Christen sind. Wir sprechen übrigens auch nicht von messiasgläubigen Christen und anderen nicht messianischen Christen. Manche reden so, aber das ist eine Unart.
Es gibt nicht mehr Jude und Heide, es gibt einfach nur Christen. Also lassen wir das. Manche meinen, weil sie Juden sind oder meinen, Juden zu sein, sie führen ihre Abstammung auf Abraham zurück. Wenn sie das überhaupt beweisen können – was übrigens niemand beweisen kann, weil die Geschlechtsregister zerstört sind –, dann gibt es jetzt Juden, die zum Glauben kommen, und Heiden, die zum Glauben kommen.
Dann spricht man von messiasgläubigen Juden. Wieso sprechen wir so? Das sind einfach Christen. Paulus hätte nie so geredet.
Also, was sind jetzt die und wie geht es weiter? Ich denke, wir sollten hier noch kurz die Pause machen und ein Lied singen.