Einführung in das Thema der Opfer und der Messias
Heute Nachmittag beschäftigen wir uns mit dem Thema „Der Messias in den Opfern“ und betrachten dabei das dritte Buch Mose, Kapitel 1 bis 7.
3. Mose 1,1 beschreibt das Brandopfer:
„Und der Herr rief Mose und redete mit ihm aus dem Zelt der Zusammenkunft. Er sprach: Rede zu den Kindern Israel und sprich zu ihnen: Wenn jemand von euch dem Herrn eine Opfergabe darbringen will, so sollt ihr vom Vieh, vom Rind oder Kleinvieh, eure Opfergabe darbringen.
Wenn seine Opfergabe ein Brandopfer vom Rindvieh ist, so soll er ein männliches Tier ohne Fehl darbringen. Am Eingang des Zeltes der Zusammenkunft soll er es darbringen, zum Wohlgefallen für ihn vor dem Herrn. Er soll seine Hand auf den Kopf des Brandopfers legen, und es wird wohlgefällig für ihn sein, um Sühnung für ihn zu tun.
Dann soll er das junge Rind vor dem Herrn schlachten, und die Söhne Aarons, die Priester, sollen das Blut herbeibringen und das Blut ringsum an den Altar sprengen, der am Eingang des Zeltes der Zusammenkunft steht.
Er soll dem Brandopfer die Haut abziehen und es in seine Stücke zerlegen. Die Söhne Aarons, die Priester, sollen Feuer auf den Altar legen und Holz auf dem Feuer zurichten. Danach sollen sie die Stücke, den Kopf und das Fett auf dem Holz über dem Feuer auf dem Altar legen.
Das Eingeweide und die Beine soll er mit Wasser waschen, und der Priester soll das Ganze auf dem Altar räuchern. Es ist ein Brandopfer, ein Feueropfer lieblichen Geruchs für den Herrn.“
Diese Beschreibung umfasst zunächst die Verse 1 bis 9.
Überblick über die Fünf Bücher Mose und ihre Bedeutung
Bevor wir uns mit diesen Kapiteln des dritten Buches Mose beschäftigen, möchte ich eine Übersicht über die fünf Bücher Mose, die Tora, geben.
Wir werden gleich sehen, dass das dritte Buch Mose das Herzstück des Gesetzes ist. Es steht genau in der Mitte der fünf Bücher Mose.
Schauen wir uns nun die Ordnung und den göttlichen Plan im Aufbau der fünf Bücher der Tora genauer an.
Das erste Buch Mose – Bereshit: Ursprung und Anfang
Das erste Buch Mose heißt im Hebräischen einfach Bereshit. Dabei nimmt man das erste Wort aus dem ersten Vers als Titel. Wenn man in Israel predigt und sagt: „Schlag mir auf 1. Mose 1, wir lesen von Vers 1“, dann sagt man: „Nechra be Sefer Bereshit“, das bedeutet „Wir lesen im Buch Bereshit“.
Dann folgt die genaue Angabe, zum Beispiel: „Berek Echad“ oder „Berek Aleph, Basuk-chad“, also Kapitel Aleph, Vers eins. Aleph ist der erste Buchstabe im Hebräischen. Alle wissen sofort, dass Bereshit das erste Buch Mose ist.
Im Deutschen ist es nicht unbedingt sehr clever, die Bücher einfach durchzunummerieren – erstes, zweites, drittes, viertes, fünftes Mose. Das ist also nicht im Grundtext so, sondern einfach im Deutschen üblich. In der hebräischen Bibel nennt man die Bücher mit diesen Worten.
Wir werden sehen, dass auch beim zweiten Buch Mose ein Wort aus dem ersten Satz als Titel verwendet wird, ebenso beim dritten, vierten und fünften Buch Mose. Diese Titel sind sehr treffend.
Bereshit bedeutet „im Anfang“. Tatsächlich ist das erste Buch Mose das Buch der Anfänge und Ursprünge. Hier wird erklärt, woher das Universum kommt – Himmel und Erde. Auch der Ursprung der Pflanzen, der Tiere und des Menschen wird beschrieben. Ebenso wird erklärt, woher die Ehe kommt – sie ist keine menschliche Erfindung, sondern Gottes Schöpfungswerk von Anfang an.
Auch die Familie wird thematisiert. Das erste Buch Mose zeigt uns aber auch den Ursprung der Sünde in der Welt, verbunden mit den Folgen wie Tod und Leiden. Das wird uns alles hier erklärt.
Wir erfahren außerdem, woher es kommt, dass es so verschiedene Völker gibt. Der Ursprung der Völker wird erläutert, ebenso der Ursprung der Sprachen und der Ursprung des auserwählten Volkes Israel. All das wird hier erklärt und erläutert.
Das erste Buch Mose beginnt mit der wunderbaren Schöpfung der Welt und einem herrlichen Paradies. Dort wird der erste Mensch eingesetzt als eine lebendige Seele (1. Mose 2,7). Er lebt in der Weite des Gartens Eden, in Gemeinschaft mit Gott.
Umso schockierender ist, wie das Buch endet. Der letzte Vers endet mit einer Leiche in der Enge eines Sarges, in der Fremde, in Ägypten, im Land der Götzendiener. Welch ein schrecklicher Kontrast!
Am Anfang steht das Leben, am Ende der Tod. Am Anfang die Weite und die Gemeinschaft mit Gott, am Schluss Tod und Entfremdung.
Der Wendepunkt im ersten Buch Mose ist Kapitel 3: Der Sündenfall des Menschen. Die Rebellion des Menschen gegen Gott und sein Wort ist der Ursprung all dieses Übels und Leidens.
Das zweite Buch Mose – Schmott: Erlösung und Gemeinschaft mit Gott
Aber gehen wir vom Buch Bereshit zum Buch Schmott. Zweites Mose beginnt nämlich mit Ve'ele Schmott, was „Und dies sind die Namen“ bedeutet. Man kann also sagen Ve'ele Schmott oder einfach Schmott, was „Namen“ heißt. Wenn man in Israel in den messianischen Gemeinden predigt, sagt man einfach Sefer Schmott – alle wissen dann, dass man jetzt das Buch Mose aufschlägt.
Ich habe nur gesagt, dass das Buch „Namen“ heißt. Dieses Buch beginnt genau dort, wo das erste aufgehört hat. Es beginnt mit Enge, nämlich der Sklaverei in der Fremde, in Ägypten, dem Land der Götzendiener. Dort stehen alle Jungen unter dem Todesurteil und sollen in den Nil geworfen werden.
Aber das Ende des Buches ist völlig anders. Das zweite Buch Mose zeigt, wie Israel aus der Sklaverei herausgeführt wird, zum Sinai, zum Horeb gebracht wird. Dort muss das Volk die Stiftshütte bauen, und Gott kommt und wohnt inmitten seines Volkes.
Also das Ende ist: Dieses einst entfremdete Volk kehrt wörtlich nach Hause zurück, zum Haus Gottes. Im letzten Kapitel sehen wir, wie die Schechina, die Wolke der Herrlichkeit Gottes, kommt und die Stiftshütte erfüllt. Das Volk kehrt nach Hause in die Gemeinschaft mit Gott, und alles ist geprägt von Gottes Herrlichkeit.
Jetzt ist alles quasi wieder zurückgebracht. Schon im ersten Buch Mose hat Gott mit seiner Herrlichkeit begonnen. Zwar wird es nicht so genannt, aber wenn wir an Psalm 19,1 denken: „Die Himmel erzählen die Herrlichkeit Gottes, und die Ausdehnung verkündet das Werk seiner Hände“, dann sehen wir, dass die Schöpfung von der Herrlichkeit Gottes spricht. So endet auch das zweite Buch Mose.
Doch dazwischen ist einiges geschehen. Der große Wendepunkt im zweiten Buch Mose ist 2. Mose 12, das Passah. Das Blut des Lammes wendet alles und bringt die Entfremdeten, die vom Tod bedroht sind, nach Hause in die Gemeinschaft mit Gott.
Am Ende von 2. Mose haben wir also ein erlöstes Volk.
Das dritte Buch Mose – Wajikra: Heiligung und Opfer
Und jetzt kommt das 3. Buch Mose. Auf Hebräisch heißt es einfach „Wajikra“ oder „Sefer Wajikra“, was „das Buch und er rief“ bedeutet. Alle in Israel wissen, dass dies das dritte Buch Mose ist. Es wird so genannt, weil das erste Wort „Wajikra“ lautet, was „und er rief“ bedeutet. Wörtlich heißt es: „Und er rief, der Herr Mose, und redete zu ihm aus dem Zelt der Zusammenkunft.“
Das ist schon etwas Besonderes. Normalerweise lesen wir in der Tora: „Und der Herr redete zu Mose und zu Aaron“, oder „Der Herr redete und sprach“. Aber hier heißt es: „Und er rief.“ Wenn Gott ruft, dann ist das etwas ganz Besonderes.
Eine kleine Hausaufgabe: An einem Studientag sollte man auch Hausaufgaben geben. Studiert die Evangelien daraufhin, wo der Herr Jesus ruft. Es ist ungewöhnlich, dass er ruft; normalerweise redet er. Aber es gibt eine ganze Reihe von Stellen in den Evangelien, an denen der Herr ruft. Dann kann man schon im Voraus wissen: Das muss etwas ganz Besonderes bedeuten, ja, etwas ganz Besonderes.
Auch hier gilt: Gott ruft ein erlöstes Volk zur Begegnung mit ihm – und zwar im Anschauen der Herrlichkeit Gottes im stellvertretenden Opfer. Deshalb werden in 3. Mose Kapitel 1 bis 7 die Opfer erläutert, die alle auf den kommenden Messias hinweisen. Dieser wird das Problem der Sünde wirklich lösen, nicht nur bildhaft wie das Passah in Ägypten, sondern wirklich.
Dieser Ruf Gottes ist ein Ruf an ein erlöstes Volk, um sich von aller Art des Bösen abzusondern. Die Ausdrücke „heilig“, „heiligen“, „Heiligtum“, „Kadosch“, „Lekadesch“, „Migdasch“ und so weiter kommen insgesamt etwa hundertfünfzig Mal in 3. Mose vor, in den siebenundzwanzig Kapiteln. Es ist wirklich das Buch der Heiligkeit.
Man muss wissen: Die Grundbedeutung von „Kadosch“ ist „absondern“, „absondern für“. Das heißt, auf die Seite gestellt sein, für Gott reserviert sein, für ihn da sein. Nicht mehr unter der Knechtschaft des Pharaos – ein Bild für Satan in der Bibel – sondern jetzt ein befreites Volk, das nur für Gott da ist.
Ich möchte dazu aus Johannes 17, Vers 24 lesen. Der Herr Jesus sagt das im Blick auf die Ewigkeit, aber es ist schon auf die jetzige Zeit anwendbar: „Vater, ich will, dass die, die du mir gegeben hast, auch bei mir seien, wo ich bin, damit sie meine Herrlichkeit schauen, die du mir gegeben hast; denn du hast mich geliebt vor Grundlegung der Welt.“
Der Wunsch des Herrn Jesus, dass die Erlösten seine Herrlichkeit schauen, erfahren wir gerade hier in 3. Mose 1 bis 7.
Und dann noch aus 1. Petrus 1, Vers 14. Das macht uns die Bedeutung des dritten Buches Mose richtig klar: „Als Kinder des Gehorsams bildet euch nicht nach den vorigen Begehrden in eurer Unwissenheit, sondern wie der, der euch berufen hat, heilig ist, seid auch ihr heilig in allem Wandel. Denn es steht geschrieben: ‚Seid heilig, denn ich bin heilig.‘“
Das ist ein Zitat aus 3. Mose 11,45. Dieses wird heute auf die Gläubigen angewendet. Sie sollen in Absonderung vom Bösen leben.
Dann heißt es in Vers 17: „Und wenn ihr den als Vater anruft, der ohne Ansehen der Person richtet, nach eines jeden Werk, so wandelt die Zeit eurer Fremdenschaft in Furcht, indem ihr wisst, dass ihr nicht mit vergänglichen Dingen, mit Silber oder Gold, erlöst worden seid von eurem eitlen, von den Vätern überlieferten Wandel, sondern mit dem kostbaren Blut Christi als eines Lammes ohne Fehl und ohne Flecken.“
Das vierte Buch Mose – Bemidbar: Wandel in der Wüste
Jetzt wenden wir uns dem vierten Buch Mose zu. Auch hier wird ein Wort aus dem ersten Satz genommen: Bemidbar bedeutet „in der Wüste“.
Tatsächlich ist das vierte Buch Mose das Buch der Wüstenwanderung. Es zeigt uns den Weg vom Sinai über Kadesh Barnea bis an die Grenze zum verheißenden Land. Dabei sehen wir ein erlöstes Volk, das im zweiten Buch Mose berufen wurde, Gott zu dienen und ihn anzubeten.
Das dritte Buch Mose zeigt, dass sich diese Berufung nun in einer schwierigen Welt durch den Lebenswandel bewähren muss. Das vierte Buch Mose ist also das Buch des Wandels in einer Welt voller ungünstiger Bedingungen. Die Wüste, Sinai und Negev – das war der Weg Israels zwischen Ägypten und dem verheißenden Land. Es war eine sehr schwierige und gefährliche Wüste.
Dieses Buch zeigt uns sowohl Gottes Treue als auch Israels Untreue. In den ersten elf Kapiteln hat Gott alle Hilfsmittel gegeben, die Israel brauchte, um eine erfolgreiche Reise zu erleben. Kapitel eins bis elf sind die Vorbereitung. Danach zieht die Schechina voraus, und das Volk folgt dahinter. Doch dann treten zahlreiche Probleme auf.
Am Kadesh Barnea, wie ich bereits erwähnt habe, führte das Verhalten des Volkes zu einer Verlängerung der Wanderung um 38 Jahre. Die Berufung Gottes, wie sie im dritten Buch Mose dargestellt ist, ist eine Verpflichtung zum Wandel, zum Nachfolger-Sein.
Daher möchte ich aus Epheser 4, Vers 1 lesen. Nachdem der Apostel Paulus in den Kapiteln 1 bis 3 des Epheserbriefes die Berufung Gottes erläutert hat, sagt er als Schlussfolgerung: „Ich ermahne euch nun.“
Dies ist die Schlussfolgerung aus allen drei Kapiteln des Epheserbriefes. Am Anfang des vierten Kapitels heißt es: „Ich ermahne euch nun, ich der Gefangene im Herrn, dass ihr würdig wandelt der Berufung, mit der ihr berufen worden seid.“
Würdig wandeln, entsprechend der Berufung – das ist das Thema des vierten Buches Mose, aufgebaut auf der Grundlage des dritten Buches Mose.
Das fünfte Buch Mose – Elehadwarim: Gehorsam und Abschiedsreden
Jetzt bleibt noch das fünfte Buch Mose, Elehadwarim. Dies sind die Worte, oder einfach Hadwarim – die Worte sind ein treffender Titel, denn in diesem Buch finden wir acht Abschiedsreden von Mose in den Gefilden Moabs. Diese Gegend liegt jenseits von Jericho, am Jordan, im Gebiet des heutigen Jordanien, dort, wo Israel sein letztes Lager aufgeschlagen hatte.
Dort, in den Gefilden Moabs, hat Mose acht Abschiedsreden gehalten. Alle diese Worte sind im fünften Buch Mose aufgeschrieben. Es ist das Buch des Gehorsams. Mose zeigt, dass Gehorsam gegenüber Gottes Wort Segen bringt, während Ungehorsam Fluch zur Folge hat.
Das wird in den Kapiteln 1 bis 4 durch einen Rückblick auf Israels Wüstenwanderung deutlich. Mose zeigt: Seht ihr, dort, wo ihr gehorsam wart, gab es Segen, und dort, wo ihr rebellisch und ungehorsam wart, gab es Fluch.
Danach folgt in den Kapiteln 5 bis 27 eine Darlegung des Willens Gottes. Mose wiederholt viele Gebote, um sie von der Situation in der Wüste auf die neue Situation im verheißenen Land zu übertragen.
Die Kapitel 28 bis 34 geben uns einen wunderbaren Ausblick auf Israels Zukunft. Auch hier wird gezeigt: Wenn ihr gehorsam seid, wird Segen über Israel kommen. Wenn ihr jedoch ungehorsam seid, wird Gott euch aus dem Land vertreiben, euch unter alle Völker zerstreuen, und ihr werdet alles verlieren.
Wir wissen, wie tragisch es ist, dass sich all dies in der Geschichte des jüdischen Volkes erfüllt hat. Hier wird die Zukunft vorausgesagt, um zu zeigen: Gehorsam bringt Segen, Ungehorsam bringt Fluch.
Ganz wichtig ist das hebräische Wort „Shamar“, das etwa fünfzig Mal vorkommt. Je nach Zusammenhang wird es auf Deutsch mit „hören“ oder „gehorchen“ übersetzt. Ebenso wird „Shamar“ ungefähr fünfzig Mal mit „beobachten“ übersetzt – also das Gesetz beobachten, die Gebote bewahren, einhalten, daran denken und umsetzen.
Fünfzig Mal „Shamar“ – das ist das Buch des Gehorsams, in dem das Wort Gottes als das vorgestellt wird, was wir im Gehorsam umsetzen sollen.
Zusammenfassung der fünf Bücher Mose und ihre theologische Bedeutung
Jetzt nochmals in der Übersicht die Abfolge von Erster, Zweiter bis Dritter Mose.
Erster Mose zeigt die Verdorbenheit des Menschen durch die Sünde. Zweiter Mose zeigt die Erlösung durch das Blut des Lammes, und das Dritte Buch Mose zeigt uns die Gemeinschaft mit dem heiligen Gott in der Anbetung.
So versteht man, dass das Dritte Buch Mose effektiv das Herzstück der Tora ist. Wir sehen auch, warum es so im Mittelpunkt steht.
Das Dritte Buch Mose wurde verfasst im Monat Nisan, Jahr Null Zwei. Das Volk Israel zog aus, und wenn wir von dort die neue Zeitrechnung beginnen zu zählen, verging ein Jahr, bis sie am Sinai die Stiftshütte vollendet hatten.
Dann kam der Monat Nisan, also genau ein Jahr nach dem Auszug aus Ägypten. Das war ja auch im Monat Nisan, dem Passamonat Nisan oder Abib – es ist dasselbe.
2. Mose 40 endet also am Ende dieses ersten Jahres. Das Vierte Buch Mose beginnt dann im zweiten Monat des neuen Jahres. Daraus folgt logisch, dass das Dritte Buch Mose gerade den Monat Nisan dazwischen umfasst.
Das erste Jubiläum der Befreiung aus Ägypten ist die Zeit, in der Gott all diese Dinge des Dritten Buchs Mose in Verbindung mit den Opfern offenbart und mitteilt.
Es ist ihm so wichtig, dass er aus dem Zelt der Zusammenkunft rief: „Vaikra Adonai“ – „Der Herr rief Mose“. Für Gott ist es so wichtig.
Jetzt verstehen wir auch besser, warum der Herr Jesus in Johannes 4,23 sagt, dass auch der Vater solche als seine Anbeter sucht.
Herr Jesus erklärt der samaritischen Frau am Brunnen das Thema Anbetung. Sie wollte wissen, ob man Gott auf dem Berg Zion in Jerusalem oder, wie die Samariter sagen, auf dem Garizim anbeten soll.
Herr Jesus erklärt ihr in Johannes 4,23: „Es kommt aber die Stunde oder Epoche, und sie ist jetzt, da die wahrhaftigen Anbeter den Vater in Geist und Wahrheit anbeten werden; denn auch der Vater sucht solche als seine Anbeter. Gott ist Geist, und die, die ihn anbeten, müssen in Geist und Wahrheit anbeten.“
Das zeigt uns, wie wichtig dieses Thema für Gott ist. Hier spricht er über eine ganz neue Epoche, die nun beginnt, weil der Messias selbst gekommen ist, um all die Opfer im Alten Testament zu erfüllen.
Er sagt, das ist jetzt die Epoche, die Zeit der wahrhaftigen Anbeter.
Was ist denn das Gegenteil von wahrhaftigen Anbetern? Unwahrhaftige, Lügnerische? Ja, das könnte man so meinen, aber das ist eben nicht so gemeint.
Im Johannes-Evangelium finden wir das wiederholt. Zum Beispiel in Johannes 6 spricht der Herr Jesus darüber, dass er das wahrhaftige Brot aus dem Himmel ist.
Wahrhaftig ist dort der Gegensatz zu dem Manna, das nur eine bildliche Bedeutung hatte und auf den Messias hinwies. Es war eine wunderbare Speise für die Wüstenwanderung, aber der Herr Jesus sagt, das Manna wies auf ihn, den Messias, hin.
Er ist das Brot aus dem Himmel, das wirklich Leben gibt – ewiges Leben.
Das wahrhaftige Brot heißt das eigentliche, das wirkliche Brot, im Kontrast zu dem, was nur einen bildlichen Hinweis darstellte.
Das finden wir auch später in Johannes 15, wo der Herr Jesus sagt: „Ich bin der wahre Weinstock.“
Im Kontrast zu Israel, das in Psalm 80 als Weinstock beschrieben wird, der keine Frucht gebracht hat.
Der Eigentliche, der Wirkliche, der wirklich Frucht bringt, ist der wahre Weinstock.
Das wahrhaftige Brot und die wahren Anbeter sind die wirklichen Anbeter. Sie beten nicht nur symbolisch mit Tieren, die geopfert werden, an, sondern sie kommen wirklich vor Gott und sprechen darüber, was der Messias durch seinen Opfertod getan hat.
Das ist die wahrhaftige Anbetung, die durch Geist und in Wahrheit geschieht. Das heißt, sie wird durch den Heiligen Geist geleitet, und das Leben muss in Ordnung sein.
Gerade vorhin in Johannes 4 sagte der Herr zu der samaritischen Frau: „Ruf doch deinen Mann!“ Sie antwortete: „Ich habe keinen Mann.“
Da sagte er: „Du hast recht, du hast keinen Mann.“ Fünf Männer hattest du gehabt, sie war fünfmal verheiratet, regulär.
Der Mann, den du jetzt hast, ist nicht dein Mann; den hast du nicht geheiratet. Das war Konkubinat, und das ist nichts vor Gott.
Konkubinat ist Sünde, aber das zählt nicht. Darum sagt er: „Du hast gar kein Anrecht an diesen Mann, du darfst ihn gar nicht berühren, das ist nicht dein Mann.“
Der Herr stellte sie damit wirklich ins Licht.
Diese Frau ging später in die Stadt und sagte den Leuten: „Kommt her, da ist einer, der hat mir alles erzählt, was ich nicht getan habe.“
Er hat gar nicht viel gesagt, er sagte einfach: „Fünf hast du gehabt, und der, den du jetzt hast, ist nicht dein Mann.“
Doch sie wurde ins Licht Gottes gestellt.
Da lernte sie, was es heißt, wahrhaftig zu werden.
Das Leben muss aufgeräumt sein, aber dann kann man Anbeter und Anbeterin werden.
Die Opfer im dritten Buch Mose im Licht des Neuen Testaments
Ja, jetzt wenden wir uns den Opfern in 3. Mose 1-7 zu und betrachten zunächst ihre Bedeutung im Licht des Neuen Testaments. Die Kapitel Hebräer 9 und 10 erläutern das Opfersystem des dritten Buches Mose und erklären, dass Jesus Christus durch sein ein für allemal dargebrachtes Opfer all diese Opfer erfüllt hat.
Ich lese aus Hebräer 10, wo alttestamentlich Psalm 40 herangezogen wird. Dort wird der Messias prophezeit, der kommen würde, um die Opfer des dritten Buches Mose durch sein Opfer zu erfüllen. Ich lese Hebräer 10, Vers 3: "Doch in jenen Opfern, das sind Opfer des Alten Testaments, ist alljährlich ein Erinnern an die Sünden. Denn unmöglich kann Blut von Stieren und Böcken Sünden wegnehmen." Das sind nur Symbole.
Darum, als er in die Welt kommt, spricht er – und jetzt wird aus Psalm 40 zitiert: "Schlachtopfer und Speisopfer hast du nicht gewollt, einen Leib aber hast du mir bereitet; an Brandopfern und Opfern für die Sünde hast du kein Wohlgefallen gefunden. Da sprach ich: Siehe, ich komme, in der Rolle des Buches steht von mir geschrieben, um deinen Willen, o Gott, zu tun."
In diesem Zitat aus Psalm 40 wird deutlich gemacht: Schlachtopfer, Speisopfer, Opfer für die Sünde und Brandopfer waren nicht das Eigentliche, was Gott wollte. Er hat sie zwar geboten, doch Psalm 40 sagt, dass er sie nicht gewollt hat. Wer meint, das sei der eigentliche Wille Gottes gewesen, diese Opfer mit Tieren, der hat das nicht verstanden. Es ist nicht das, was Gott gewollt hatte, sondern was er wollte, ist letztlich die Erfüllung durch den Messias, durch seinen Sohn.
Gott hat das Opfersystem zwar geboten, doch es war nicht das Wesentliche. Hier wird vom Messias selbst gesagt: Schlachtopfer, Speisopfer hast du nicht gewollt, einen Leib aber hast du mir bereitet. Der Messias, der Sohn Gottes, sollte Mensch werden, damit er sterben konnte. Gott selbst kann nicht sterben. Deshalb musste der Sohn Gottes Mensch werden. Dieser menschliche Leib, den Gott ihm bereitet hat, ermöglichte es ihm, schließlich am Kreuz als Opfer zu sterben und die Opfer des dritten Buches Mose zu erfüllen.
Ich lese weiter Vers 8: "Während ihr vorher sagt: Schlachtopfer und Speisopfer und Brandopfer und Opfer für die Sünde hast du nicht gewollt noch Wohlgefallen daran gefunden, die nach dem Gesetz dargebracht werden" – also gemäß 3. Mose – "sprach er dann: Siehe, ich komme, um deinen Willen zu tun. Er nimmt das Erste weg, damit er das Zweite aufrichtet." Das Opfersystem wird beiseitegestellt, und das Zweite wird aufgerichtet, das ist das wahre Opfer des Messias.
Weiter heißt es: "Durch diesen Willen sind wir geheiligt durch das ein für allemal geschehene Opfer des Leibes Jesu Christi. Jeder Priester steht täglich da, verrichtet den Dienst und bringt oft dieselben Schlachtopfer dar, die niemals Sünden wegnehmen können; er aber, nachdem er ein Schlachtopfer für Sünden dargebracht hat, hat sich auf ewig gesetzt zur Rechten Gottes, fortan wartend, bis seine Feinde hingelegt werden als Schemel seiner Füße. Denn mit einem Opfer hat er auf ewig die vollkommen gemacht, die geheiligt werden."
Nun fällt etwas Auffälliges auf, wenn wir Psalm 40, wie er hier zitiert wird, mit dem hebräischen Text vergleichen. Schlagen wir Psalm 40 im Originalwortlaut auf, lese ich ab Vers 7: "An Schlacht- und Speisopfern hattest du kein Gefallen. Ohren hast du mir bereitet; Brand- und Sündopfer hast du nicht gefordert. Da sprach ich: Siehe, ich komme, in der Rolle des Buchs steht von mir geschrieben, dein Wohlgefallen zu tun, mein Gott ist meine Lust, und dein Gesetz, deine Tora, ist im Innern meines Herzens."
Ist aufgefallen, dass in Hebräer 10 übersetzt wurde: "Einen Leib hast du mir bereitet", während im hebräischen Text "Ohren hast du mir bereitet" steht? Wörtlich steht dort sogar – laut Fußnote der Elberfelder Bibel – "Ohren hast du mir gegraben".
Da könnte jemand empört fragen: Wie kann im Neuen Testament so frei übersetzt werden, "einen Leib hast du mir bereitet", wenn doch von Ohren und von Graben die Rede ist? Wenn der Heilige Geist das so zitiert, muss das eine besondere Bedeutung haben.
Heute verstehen wir das durch die Embryologie wunderbar. Ich möchte kurz erklären, wie ein Mensch entsteht: Zunächst ist da eine einzelne Zelle der Frau, die Eizelle, ein Einzeller, noch kein Mensch. Im Mutterleib vereinigt sich diese eine Zelle mit einer zweiten Zelle, der Samenzelle des Vaters. Diese dringt durch die Membran, also durch die Haut in die Eizelle hinein. Dann verändert sich sofort die Membran so, dass keine weitere Samenzelle eindringen kann. Das Erbgut dieser beiden Zellen wird gemischt, und daraus entsteht ein neuer Mensch. Es ist eine einzelne Zelle, die aus zwei Zellen entstanden ist.
Sind wir also eine Art Amöbe? Nein, das ist das Denken der Welt, von der Amöbe bis zu Goethe – so stellt sich die Evolution das vor. Aber was wir im Mutterleib erleben, ist keine Rekapitulation einer solchen Evolution. Natürlich waren wir am Anfang eine Zelle, aber keine Amöbe. In der Amöbe steht im Erbgut, wie man eine Amöbe bauen muss, das ist auf der DNA kodiert, mit einer chemischen Schrift aufgeschrieben. So steht bei jedem Krokodil im Erbgut, wie man ein Krokodil baut, und bei der Erbse, wie man eine Erbse baut.
Bei uns stand von Anfang an genau fest, wie man uns baut: Augen, Augenfarbe, Haarfarbe, der ganze Körperbau und die gesamte Entwicklung, wie der Körper sich entfalten sollte, war alles programmiert. Das steht in keiner Amöbe drin. Äußerlich sieht es ähnlich aus, aber es ist etwas völlig anderes – es ist ein Mensch.
Was geschieht nach ein paar Stunden? Diese erste Zelle, man nennt sie Zygote, teilt sich in zwei Zellen, dann vier, acht, sechzehn, zweiunddreißig, vierundsechzig, und es bildet sich ein Zellhaufen. Gibt es Leute, die sagen: "Das ist am Anfang nur ein Zellhaufen und kein Mensch, deshalb kann man das abtreiben"? Nein, das ist kein bloßer Zellhaufen, sondern ein Mensch in Entwicklung.
Während der gesamten neun Monate ist das eine Menschenentwicklung, und man darf diese Menschenentwicklung nicht töten. Ich bin auch eine Menschenentwicklung – manche würden sagen, in Abwärtsentwicklung. Aber es ist allen klar, dass man Menschen in Abwärtsentwicklung nicht töten darf. Und Menschen in Aufwärtsentwicklung zu töten, geht erst recht nicht.
In einer ganz frühen Phase bilden sich Furchen, tiefe Furchen. Früher nahm man in der Evolutionslehre an, das seien Kiemen, ein Fischstadium. Das hat überhaupt nichts mit Kiemen zu tun und wird heute selbst von Evolutionisten verworfen. Einige wissen das noch nicht, aber diese Vorstellung ist längst überholt.
Aus diesen Furchen bilden sich die Gehörgänge. In einem ganz frühen Stadium heißt es: "Ohren hast du mir gegraben." Das beschreibt gerade die Bildung des Leibes im Mutterleib. Etwas ganz Charakteristisches ist, dass Gott in einer frühen Phase uns diese Gehörgänge bewirkt, damit wir Menschen werden können, die auf Gottes Wort hören.
Das ist wunderbar. Der Herr Jesus sagt: "Ohren hast du mir bereitet." Das ist gleichbedeutend mit "einen Leib hast du mir bereitet." Er kam in diese Welt, um im Gehorsam den Weg bis nach Golgatha zu gehen und all diese Opfer zu erfüllen.
Das Grandiose ist, dass wir in Hebräer 10, Vers 4, lesen – vielleicht wurde das überlesen: "Als er in die Welt kommt, spricht er." Und dann folgt das mit den Opfern: "Hast du nicht gewollt, einen Leib hast du mir bereitet." Wann hat der Herr Jesus das gesagt? Als er in die Welt kommt. Wann kam er in die Welt? Damals in Bethlehem.
Natürlich wurde er als richtiges Kind geboren, aber er war gleichzeitig der ewige Sohn. Er hat nie aufgehört, Gott zu sein, und konnte deshalb in diesem Moment sprechen und diese Worte aus Psalm 40 sprechen: "Siehe, ich komme, um deinen Willen zu tun, o Gott."
Er kam in diese Welt, wurde in eine Krippe gelegt, aber das Ziel war, schließlich auf Golgatha zu sterben. Er kam wirklich, um diesen Willen Gottes, diesen erklärten Willen Gottes, so zu erfüllen.
Die Bedeutung der Opfer im Alten Testament und ihre Erfüllung im Messias
Und zur Bedeutung der Opfer möchte ich ebenfalls noch hinweisen: Jesaja 53 ist ein ganz wesentliches Kapitel im Alten Testament. Es zeigt uns, dass man schon alttestamentlich, lange bevor der Messias kam, verstehen konnte, was die Tieropfer bedeuten.
Die alten Rabbiner bezogen Jesaja 53 auf den Messias. Ich lese aus Jesaja 53, Vers 4:
„Doch er hat unsere Leiden getragen, und unsere Schmerzen hat er auf sich geladen. Wir hielten ihn für bestraft, von Gott geschlagen und niedergebeugt.
Um unserer Übertretungen willen war er verwundet, um unserer Ungerechtigkeiten willen zerschlagen.
Die Strafe zu unserem Frieden lag auf ihm, und durch seine Striemen ist uns Heilung geworden.
Wir alle irrten umher wie Schafe, wir wandten uns ein jeder auf seinen Weg, und der Herr hat ihn treffen lassen, unser aller Ungerechtigkeit.
Er wurde misshandelt, aber er beugte sich und tat seinen Mund nicht auf, wie ein Lamm, das zur Schlachtung geführt wird.“
Hier wird deutlich gemacht, dass die Opfer auf den Messias hinweisen. Wie ein Schaf, das stumm vor seinen Scheren ist, tat er seinen Mund nicht auf.
Schließlich möchte ich noch Vers 10 erwähnen:
„Doch dem Herrn gefiel es, ihn zu zerschlagen; es gefiel ihm, weil er nur so uns retten konnte. Es war schrecklich für den Vater, aber es gefiel ihm, ihn zu zerschlagen. Er hat ihn leiden lassen.
Wenn seine Seele das Schuldopfer gestellt haben wird, so wird er Samen sehen, er wird seine Tage verlängern.
Und das Wohlgefallen des Herrn wird in seiner Hand gedeihen.“
Hier wird gesagt, dass der Messias seine Seele als Schuldopfer stellen wird. „Seele“ bedeutet auch Leben – sein Leben als Schuldopfer einzusetzen. Das hebräische Wort dafür ist Ascham.
Genau dieses Wort finden wir auch in 3. Mose 5. Dort heißt das Schuldopfer Ascham. Jesaja 53 wendet diesen Ausdruck direkt auf den Messias an. Er wird das Schuldopfer Ascham sein und es durch seinen Tod erfüllen.
Das ist das wirkliche Opfer. Hier haben wir einfach die vorbildlichen Opfer.
Übersicht über die Opferarten in 3. Mose 1-7
Wir machen jetzt zehn Minuten Pause. Anschließend betrachten wir die Opfer im Buch Dritte Mose mit einer Übersicht.
Das Brandopfer wird in Dritte Mose 1 erläutert, das haben wir bereits gelesen. In Dritte Mose 3 wird das Friedensopfer vorgestellt, in Dritte Mose 4 das Sündopfer und schließlich in Dritte Mose 5 das Schuldopfer.
Nun fehlt noch ein Kapitel: Dritte Mose beschreibt das Speisopfer. Dieses ist ein unblutiges Opfer und steht im Kontrast zu den zuvor genannten vier Opfern. Das Speisopfer wird normalerweise als Begleitopfer zusammen mit den blutigen Opfern dargebracht.
Die Kapitel 6 und 7 sind dadurch gekennzeichnet, dass immer wieder betont wird: „Dies ist das Gesetz des Brandopfers“, „Dies ist das Gesetz des Friedensopfers“. Dort werden ergänzende Erläuterungen zu den Opfern gegeben. Es handelt sich nicht einfach um einen Anhang, sondern um wichtige Ergänzungen mit Erklärungen, die in den vorherigen Kapiteln noch nicht genannt wurden.
Hier haben wir ganz grundsätzlich das levitische Opfersystem erläutert. Es gibt verschiedene spezielle Brandopfer und auch verschiedene spezielle Sündopfer. Wenn man das einmal verstanden hat, besitzt man die Grundlage, um das komplexe Opfersystem der Tora zu verstehen.
Das Brandopfer: Bedeutung und Details
Nun schauen wir uns das Brandopfer genauer an. Am Anfang haben wir die Verse 1 bis 9 gelesen. Dort geht es darum: Wenn das Brandopfer ein Opfer mit einem Stier vom Rindvieh ist, dann soll es so und so dargebracht werden.
Brandopfer heißt auf Hebräisch „Ola“. Das kommt von „alah“, was „hinaufsteigen“ bedeutet. „Ola“ heißt „aufsteigende“ und ist Femininum, also „aufsteigende Opfergabe“. Man kann es auch übersetzen mit „aufsteigendes Opfer“. Aber das Wort „Opfer“ ist im Hebräischen nicht enthalten. Es ist das Opfer, das vom Altar aufsteigt, der Rauch, zur Ehre Gottes, zur Verherrlichung Gottes. Das drückt das Brandopfer aus. Wir werden sehen, dass es das Opfer zur Verherrlichung Gottes ist. Immer wieder heißt es in 3. Mose 1, ein Feueropfer, lieblichen Geruchs dem Herrn, also ein Opfer, das Gott ehrt und verherrlicht, zu ihm aufsteigt.
Nebenbei können wir gerade noch die Frage mit Jephthas Tochter klären. Er hatte ein Gelübde abgelegt, ohne viel nachzudenken, und sagte: Herr, wenn du mir da hilfst, werde ich dir das Erste, was mir aus meinem Haus entgegenkommt, als Ola aufsteigen lassen. Und dann kam seine Tochter. Er war entsetzt. Die Tochter Jephthas, es war seine einzige Tochter, mit der er offensichtlich ein gutes Verhältnis hatte, kam ihm entgegen. Es war eine erwachsene Tochter. Sie sagte zu ihrem Vater: „Halte das ein, was du Gott gelobt hast!“
Dann lesen wir, dass sie hinunter auf die Berge ging. Diese Berge waren in Mizbe. Mizbe oder Mizbe heißt auf Hebräisch „Aussichtspunkt“. Das war ein hoher Punkt in den Bergen des heutigen Westjordanlandes. Von dort ging sie hinunter auf die tieferliegenden Berge, um dort ihre Jungfräulichkeit zu beweinen. Sie weint nicht darüber, dass sie sterben müsste, sondern weil sie nicht heiraten will, sondern ihr Leben dem Herrn zur Verfügung stellen möchte.
Danach steigt sie von den Bergen dort unten wieder hinauf als Ola, als „hinaufsteigende“. Und dann heißt es: So erfüllte Jephthah an ihr sein Gelübde. Er hat sie als „hinaufsteigende“ dem Herrn hingegeben. So wurde das Gelübde erfüllt, eben durch die Wörter, die nicht das Wort „Säwach“ enthalten, wie es beim Friedensopfer der Fall wäre. „Säwach-Schelamim“ heißt Schlachtopfer oder Schlachtung des Friedens. Aber er hatte gesagt, er werde sie als Ola aufsteigen lassen. So konnte sie hinaufsteigen und sich dem Herrn weihen.
Das nur so nebenbei.
Im Griechischen, im Neuen Testament, wird das Brandopfer „Holokautoma“ genannt. Das heißt „vollständig verbranntes Opfer“. So versteht man, dass Holocaust ein Opfer bezeichnet, das völlig zur Ehre Gottes verbrannt wird. Es ist nur für Gott bestimmt, niemand darf einen Anteil daran haben. Jetzt versteht man auch, warum ich eigentlich nicht so gerne vom Holocaust spreche. Ich benutze lieber das hebräische Wort „Shoah“, das „Katastrophe“ bedeutet. Die Shoah in der Zeit des Dritten Reiches war eine Katastrophe für das jüdische Volk. Das Wort Holocaust kann man eigentlich nur auf den Messias beziehen. Er ist die Erfüllung des Brandopfers.
Dieser Ausdruck kommt vor in Hebräer 10, Vers 6, wo wir gelesen haben.
Wir halten nochmals fest: Es ist das Opfer zur Verherrlichung Gottes, zum lieblichen Geruch dem Herrn oder dem Ewigen. Wenn man es ganz wörtlich übersetzt, heißt es „Reach nichoach ladonai“, also „zum Geruch der Ruhe für den Ewigen“. (3. Mose 1, 9. 13. 17)
Dieser Ausdruck kommt zum ersten Mal bei Noah vor. Auf Hebräisch sagt man übrigens „Noach“, was „Ruhe“ bedeutet. Nach der Flut bringt Noach Opfer dar, und es heißt: „Der Herr roch den lieblichen Geruch, den Reach-nichoach“, den Geruch der Ruhe. Das ist ein Wortspiel mit „Noach“, das „Ruhe“ heißt. Gott sagt, er werde nie mehr eine Sintflut über die Erde bringen, also keine weltweite Überschwemmung. Es war ein Geruch, ein Opfer, das Gott völlig verherrlicht hat. Sein Zorn war gestillt, und Gott kann versprechen, nie mehr ein solches Gericht zu bringen.
In diesem Sinn wird das hier wieder verwendet. Es heißt dann auch: Wer dieses Brandopfer bringt, bringt es zum Wohlgefallen für sich vor dem Ewigen (Vers 3). Das macht klar, dass es das Opfer zum Wohlgefallen Gottes und zu seiner Verherrlichung ist.
Es wird auch nie Sünde in Verbindung mit dem Brandopfer erwähnt. Wofür ist dieses Opfer? Es heißt doch, wir haben das gelesen, „um Sühnung zu tun für ihn“ (Vers 4). Aber es wird nichts gesagt von Sündenbekenntnis beim Brandopfer. Das kommt später im Zusammenhang mit Sünden- und Schuldopfern, aber hier nicht.
Warum heißt es „um Sühnung zu tun“?
Wir müssen zuerst klären, was Sühnung bedeutet. „Le Chaper alaf Chaper“ heißt ganz wörtlich „zudecken“. Das bedeutet, über jemanden zuzudecken. Sühnung heißt, dass der Sünder durch den Stellvertreter zugedeckt wird, sodass der Zorn Gottes, das Gericht Gottes, nicht ihn trifft, sondern den, der zudeckt.
Das wird auch bei der Sintflut deutlich. Gott sagt, die Arche war das Mittel, um dem Zorn Gottes zu entgehen. Noah sollte die Arche aus Kofferholz bauen, ein harzhaltiges Holz, und sie mit Koffer versiegeln. „Koffer“ hängt zusammen mit „Kaffer“, was „zudecken“ bedeutet. Dieses Mittel, das er zur Verdichtung der Arche einsetzte, ist das gleiche Wort, das in Hiob 33 mit Sühnung übersetzt wird.
Der Messias sagt dort: „Ich habe eine Sühnung zustande gebracht, eine Sühnung gefunden.“ Das ist „Koffer“, das gleiche Wort wie dort. Dieses wurde über die Arche gestrichen. Noahs Familie war innerhalb der Arche, und die Fluten kamen über die Arche. Die Arche wurde getroffen, aber die, die drin waren, wurden verschont.
Das erklärt den Gedanken der Sühnung: Gott ist heilig, er ist gerecht und muss Sünde richten. Es geht nicht, dass er die Augen zudrückt, sonst wäre die Gerechtigkeit Gottes offen in Ewigkeit. Aber in der Ewigkeit wird niemand sagen können, warum Gott nicht gehandelt hat.
Der Herr Jesus ist gekommen, um dazwischenzutreten, um uns zuzudecken. Er wurde getroffen vom Gericht, aber die, die bei ihm Zuflucht gesucht haben, wurden zugedeckt. Das ist Sühnung.
In 3. Mose 1 geht es nicht um die Gedanken der Sünde, sondern darum, dass der Opfernde seine Hände auf das Opfer legt. Das habe ich heute Morgen bei der Stiftshütte erklärt. Das bedeutet Identifikation. „Samach“ heißt „aufstützen“. Das Gewicht der Person wird quasi auf den Stellvertreter übertragen. So wachsen beide zusammen.
Beim Brandopfer zur Verherrlichung Gottes wird das zugerechnet, der es darbringt. Der, der das Brandopfer bringt, wird quasi zugedeckt von der Herrlichkeit des Opfers, sodass Gott, wenn er ihn sieht, ihn im Brandopfer sieht.
Das heißt, ein Erlöster heute kann sagen: Wenn Gott mich sieht, sieht er den Herrn Jesus und seine Herrlichkeit, die er in seinem Opfer am Kreuz offenbart hat. Das wird mir zugerechnet. Das ist der Gedanke von Epheser 1, Vers 7: Er hat uns angenehm gemacht in dem Geliebten. Man kann auch übersetzen „er hat uns begnadigt in dem Geliebten“, aber das griechische Wort heißt „angenehm gemacht in dem Geliebten“.
Die Herrlichkeit des Sohnes Gottes wird zugerechnet.
Das Johannesevangelium zeigt genau diese Seite. Es betont immer wieder, dass der Herr Jesus gekommen ist, um Gott zu verherrlichen. In Johannes 17, Vers 4 sagt er: „Ich habe dich verherrlicht auf der Erde, ich habe das Werk vollbracht, das du mir gegeben hast, dass ich es tun sollte.“
Auch in Johannes 13 heißt es, dass der Sohn des Menschen verherrlicht ist und dass er Gott verherrlichen wird. Das hat der Herr Jesus durch sein Opfer getan. Durch seine Hingabe am Kreuz wurde Gott geehrt, durch seinen Gehorsam bis zum Letzten. Das war zur Verherrlichung Gottes.
Weil der Herr Jesus sich als Sohn Gottes so hingegeben hat, können wir heute klar erkennen, wer Gott ist: ein Gott, der bereit ist, alles für Sünder zu geben. Das wäre nie sichtbar geworden, wenn es keinen Sündenfall gegeben hätte.
Gott hat den Sündenfall nicht bestimmt. Das war die Bosheit, zu der der Mensch sich selber entschlossen hatte. Auch der Sündenfall Satans war nicht von Gott programmiert. Das war die freie Entscheidung dieses Engels, der Nein sagen wollte gegen Gott. Die Katastrophe kam.
Aber ohne diese Katastrophe wäre nie sichtbar geworden, wer Gott ist und wie der Herr Jesus sich am Kreuz für uns hingegeben hat. Das wäre nie sichtbar gewesen.
Gott hat sich gerade dadurch offenbart und gezeigt, wie wir ihn nie hätten kennenlernen können. Theoretisch schon, aber zu sehen, dass Gott wirklich bereit ist, den Sohn zu geben, dass der Sohn bereit ist, wie Johannes 13 sagt: „Da er die Seinen, die in der Welt waren, geliebt hatte, liebte er sie bis ans Ende.“ Und das war wirklich bis zum Letzten.
So finden wir im Johannesevangelium die Vollkommenheit des Herrn Jesus in seinem Opfer zur Verherrlichung und Ehre Gottes.
Wer nicht reich genug war, um einen Stier ohne Fehl zu bringen – es wird betont, er musste wirklich ein Bild sein vom vollkommenen, perfekten Erlöser – durfte auch einen Widder bringen. Auch da heißt es: Ein Feueropfer lieblichen Geruchs dem Herrn. Keine Abstufung.
Es gab natürlich in Israel auch Leute, die konnten einen Ziegenbock bringen. Aber es gab Leute, die konnten weder Widder noch Ziegenbock bringen, weil sie zu arm waren. Die durften auch eine Taube bringen.
Die Verse 14 bis 17 beschreiben das Brandopfer als Taube. Auch da heißt es am Schluss: „Ein Feueropfer lieblichen Geruchs dem Herrn.“
Das ist nicht entmutigend. Es gibt manchmal Gläubige, die denken: „Ich kann mich nicht so gut ausdrücken.“ Es gibt Brüder, die können so schön beten, tief und echt, aber ich kann das nicht so. Egal. Das sind vielleicht Brüder, die mehr Zeit hatten, um sich mit dem Herrn zu beschäftigen und seine Herrlichkeit im Wort zu entdecken.
Aber man darf auch eine Taube als Opfer bringen. Wenn wir das vergleichen mit einem Stier, der heute ungefähr 5000 Schweizer Franken oder Euro kostet, ist eine Taube dagegen nichts. Aber auch da heißt es: Ein lieblicher Geruch dem Herrn.
Es kommt nicht darauf an, dass wir besonders schön und tief beten können, sondern das, was wir erkannt haben, dürfen wir bringen. Der Herr, der Vater, nimmt das mit Freuden an.
Übrigens haben wir in Vers 8 gelesen, dass das Brandopfer in Stücke zerlegt werden muss. Der Kopf wird gesondert dargebracht, dann das Fett (Vers 8), die Eingeweide (Vers 9) und die Schenkel werden speziell erwähnt.
Warum? Weil wir als Anbeter, als wahrhaftige Anbeter, Detailisten sein sollten und nicht Großisten. Großisten gehen mit großen Mengen um und das Einzelne ist gar nicht so interessant. Die große Menge ist wichtig.
Detailisten aber achten auf das Einzelne. Und genau das möchte Gott. Er möchte nicht, dass wir anbeten und sagen: „Wir danken dir für alles.“ Sondern wir sollen konkret sagen, was wir beim Lesen der Evangelien im Herrn Jesus entdeckt haben.
Zum Beispiel der Kopf: Das ist der Sitz des Willens und der Entscheidung. In Lukas 9,51 lesen wir, wie der Herr Jesus sein Angesicht festsetzte, nach Jerusalem zu gehen. Die folgenden Kapitel zeigen seinen Weg, der das Ziel hatte, letztlich nach Jerusalem zu gehen, um für uns zu leiden.
Nichts und niemand konnte den Herrn aufhalten, nicht einmal Petrus, der sagte: „Herr, dies widerfahre dir nicht.“ Der Herr sagte: „Geh hinter mich, Satan, du sinnst nicht auf das, was Gottes ist.“ Der Herr war bereit, diesen Weg zu gehen. Das ist der Kopf des Brandopfers.
Dann heißt es das Fett. Es ist schön, dass es im Hebräischen zwei Wörter für Fett gibt. Das eine, das auch bei den Opfern verwendet wird, heißt „Cheleth“. Es wird in anderen Zusammenhängen gebraucht, um das Vorzüglichste zu sagen.
Der Pharao sagt in 1. Mose 46 zu Joseph, die Brüder sollen in Ägypten das Beste des Landes bekommen. Das Beste heißt auf Hebräisch „Chelew“, das Fett des Landes Ägypten. Das Wort bedeutet wirklich „das Beste“.
Wenn also das Fett speziell erwähnt wird, das Gott auf dem Altar verbrannt werden soll, spricht das von dem Besten, dem Vorzüglichsten.
Wenn man Jesus in den Evangelien anschaut, wie er bereit war, sich hinzugeben, sieht man in allem, was er tat – nicht nur was, sondern wie er es tat – seine Vollkommenheit, Perfektion und Vorzüglichkeit. Er ging in Liebe zu den Jüngern und zum Vater bis zum Letzten.
Dann werden die Eingeweide erwähnt. In Philipper 1, Vers 8 spricht der Apostel Paulus über innere Gefühle und benutzt im Griechischen das Wort „Splanchna“, was Eingeweide bedeutet. Innere Gefühle werden durch Eingeweide ausgedrückt.
Wir wissen, wenn einem etwas auf den Magen schlägt, hängt das zusammen. Wir haben ein fantastisches Nervensystem hier unten, nicht nur oben. Es gibt sozusagen zwei Nervenzentren, das wird erst in den letzten Jahren richtig entdeckt. Darum hängen Emotionen und Gefühle damit zusammen.
Da sehen wir die Liebe des Herrn Jesus, die bereit war, alles bis zum Letzten zu tun.
Der Apostel Paulus konnte sagen in Galater 2, Vers 20: „Der Sohn Gottes, der mich geliebt und sich selbst für mich hingegeben hat.“
Dann werden auch die Beine speziell erwähnt. Achtung: Im Hebräischen heißt es „Kera“. Die Elberfelder Bibel gibt in der Fußnote „Unterschenkel“ an. Ganz wörtlich heißt „Kera“ „beugen“, also die Beuger, das sind die Unterschenkel, die man beim Niederknien beugt.
So sprechen hier die Beine besonders vom Knien, vom Gebetsleben des Herrn Jesus, besonders im Lukas-Evangelium, wo er als der vollkommene Mensch vorgestellt wird.
Vierzehn Stellen im gesamten Evangelium zeigen, wie der Herr Jesus betet, seine Abhängigkeit vom Vater.
Obwohl er der ewige Sohn war, nahm er diese Stellung der Abhängigkeit ein.
In Psalm 109, einem messianischen Psalm, sagt der Herr Jesus: „Ich aber bin stets im Gebet.“ In der Elberfelder Bibel ist „stets“ kursiv gedruckt, das bedeutet, es steht nicht im Hebräischen. Dort steht nur „Ich aber bin Gebet.“ Sein ganzes Leben war Gebet und Verbindung mit dem Vater.
Wenn man also diese Beuger, die Eingeweide, den Kopf und das Fett vom Brandopfer darbringt, zeigt das den Detailisten, der in der Anbetung zum Vater kommt.
Der Herr Jesus konnte am Grab von Lazarus sagen: „Ich wusste, dass du mich erhörst, weil ich allezeit das tue, was dir wohlgefällt.“
Zu den Feinden sagte er in Johannes 8: „Wer von euch überführt mich der Sünde?“ Und keiner konnte etwas sagen.
Den Jüngern sagte er in Johannes 4: „Ich habe eine Speise, die ihr nicht kennt. Meine Speise ist, den Willen dessen zu tun, der mich gesandt hat, und sein Werk zu vollbringen.“
Das sind diese Details, die wir entdecken können: seine Vorzüglichkeit, Entschiedenheit und Hingabe.
Das Friedensopfer: Gemeinschaft und Dankbarkeit
Wir kommen zum Friedensopfer als zweites blutiges Opfer. Hebräisch heißt es „Zewach Schelamim“, ausgesprochen „Schelamim“. „Zewach Schelamim“ bedeutet Schlachtopfer; „Schelamim“ steht für Frieden in der Mehrzahl. Wir kennen das Wort „Shalom“, oder? Es bedeutet Friede, doch „Shalom“ hat viel mehr Bedeutung als nur Friede oder Wohlfahrt. Es spricht auch von Dank, Rettung, Gemeinschaft und Freundschaft – all das ist darin enthalten.
Darum können wir „Zewach Schelamim“ mit Friedensopfer, Dankopfer, Rettungsopfer, Wohlstands-, Gemeinschafts- und Freundschaftsopfer übersetzen. Es wird manchmal auch „Sevachtoda“ genannt, was ausdrücklich „Schlachtopfer des Dankes“, also Dankopfer, bedeutet. Im Neuen Testament wird es einfach „Thysia“, Schlachtopfer, genannt. Hier muss man gut aufpassen. Manchmal kann „Thysia“ allgemein einfach ein Opfer bedeuten, aber sehr oft ist damit ausdrücklich das Friedensopfer gemeint.
Zum Beispiel wird in 1. Korinther 10,18 von den Schlachtopfern gesprochen, die gegessen werden. Das sind Friedensopfer, denn dieses Opfer brachte man nicht vollständig dar, wie es beim Brandopfer der Fall war, das nur für Gott bestimmt war. Beim Brandopfer drückt der Anbeter aus: Die Herrlichkeit des Herrn Jesus übersteigt unser Verständnis; nur der Vater kann wirklich würdigen, was der Herr getan hat.
Beim Friedensopfer durfte man einen Teil selbst essen und auch andere einladen. So kam Elkana mit Penina, Hanna und den Kindern jährlich nach Shiloh. Dort aßen sie das Friedensopfer zusammen. Untereinander sollte Gemeinschaft herrschen – ich sage „sollte“, denn es gab ein großes Problem in der Familie. Dennoch ist es eben das Gemeinschaftsopfer.
Was bedeutet Gemeinschaft? Man freut sich an dem Gleichen. Ein Teil wird für Gott verbrannt, ein Teil darf man essen, und andere essen mit. Das bedeutet, wir haben Gemeinschaft, weil uns das Gleiche interessiert: das Opfer des Herrn Jesus, seine Person. So können wir Gemeinschaft mit dem Vater haben, und Er freut sich, wenn wir zu ihm sprechen – über seinen Sohn und über das, was wir in ihm gefunden haben.
Wenn man 3. Mose 3 liest, werden verschiedene Details erwähnt. Man muss die Nieren besonders abtrennen und darbringen, ebenso den Fettlappen über der Leber. Was hat das alles zu bedeuten? Da lohnt es sich wirklich, Hebräisch zu lernen, gerade für solche Sachen. Hebräisch ist eine Sprache, die hinsichtlich der Wortherkunft extrem durchsichtig ist.
Im Deutschen zum Beispiel weiß man oft nicht auf Anhieb, warum ein Wort so heißt, wie es heißt. Man muss im Etymologie-Duden nachschlagen. Im Hebräischen kann man fast alle Wörter auf eine Wurzel aus drei Konsonanten zurückführen. Dazwischen setzt man Vokale, und dann entsteht ein Verb.
Zum Beispiel heißt Stier „Par“. Das kommt von der Wurzel „Parar“ (P-R-R) und bedeutet „niedertreten“ oder „annullieren“. Jetzt versteht man die Bedeutung des Stiers am Jom Kippur für die Priesterfamilie. In Hebräer 10 wird über den Jom Kippur gesprochen, und dort heißt es, dass der Herr Jesus geoffenbart wurde zur Abschaffung der Sünde durch sein Opfer. Das ist die Bedeutung des Stiers am Jom Kippur. „Du wirst unsere Sünden niedertreten“, steht in Micha 7.
So sind die Wörter durchsichtig. Das Wort „Nieren“ in der Mehrzahl heißt „Kelayot“. Es kommt von „Kala“, was „vollkommen sein“ bedeutet. „Kelayot“ sind also die Vollkommenen. Ich erkläre jetzt nicht, warum sie so heißen, aber der Gedanke der Vollkommenheit ist hier enthalten. Wenn die Nieren dargebracht wurden, denken hebräische Ohren an die Vollkommenheit des Messias.
Dann gibt es den Fettlappen über der Leber. Das ist ein netzartiges Fettgewebe, das über der Leber liegt. Es ist ein wichtiger Schutz im Inneren des Unterleibs und hat auch eine wichtige Funktion im Zusammenhang mit dem Immunsystem. „Yoderet al-Hakawed“ heißt das auf Hebräisch. „Yoderet“ bedeutet „das Übermaß“ und „Kaveed“, Leber, ist verwandt mit dem Wort für Herrlichkeit.
Man kann natürlich ausführlich erklären, warum Herrlichkeit mit der Leber zusammenhängt, aber dazu fehlt hier die Zeit. Der Fettlappen über der Leber, „Yoderet al-Hakawed“, spricht vom Überfluss an Herrlichkeit. In Vers 4 werden auch die Lenden erwähnt. Dort steht „Kessel“, was ein Schreibfehler ist, aber „Kessel“ ist auch das Wort für Vertrauen.
In Sprüche 3,26 wird vom Vertrauen auf den Herrn gesprochen. „Kessel“ ist das gleiche Wort wie „Lenden“. Man merkt, wie all diese Details des Opfers leicht auf den Herrn Jesus übertragen werden können – auch auf sein Vertrauen, das er bis zum Schluss auf den Vater hatte. Sogar am Kreuz, als er schrie: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“, sagt der Herr nach Psalm 22: „Doch du bist es, der mich aus dem Mutterleib gezogen hat und der mich Vertrauen fassen ließ an meiner Mutterbrust.“
Von Mutterschoß an ist er auf Gott geworfen. Dieses Vertrauen hat der Herr auch in seinem Sterben, in seiner Gottesverlassenheit, als er unsere Sünden trug, nicht verloren. Das sind alles Details, die wir so darbringen dürfen.
Das Friedensopfer steht in besonderer Verbindung zum Lukasevangelium, denn es ist das Evangelium des Friedens und der Gemeinschaft mit Gott durch Christus. Nur dort finden wir, dass der Herr Jesus am Kreuz dem Mitgekreuzigten sagt: „Heute wirst du mit mir im Paradies sein.“ Das ist die Gemeinschaft mit Gott. Der Sünder bekommt Frieden mit Gott – das ist das Lukasevangelium.
In keinem anderen Evangelium besucht der Herr Jesus so oft Menschen wie im Lukasevangelium. Es ist eben das Gemeinschaftsopfer. Nur dort finden wir auch die Geschichte mit Zachäus, wo der Herr sagt: „Heute muss ich in dein Haus einkehren.“ Und dann widerfährt diesem Haus Frieden. Ja, das ist das Friedensopfer.
So könnte man jetzt durch das ganze Lukasevangelium hindurchgehen und es quasi Kapitel für Kapitel illustrieren.
Das Sündopfer: Die Wurzel der Sünde und ihre Überwindung
Dann das Sündopfer, das heißt auf Hebräisch einfach Chattat. Chattat bedeutet nicht direkt Sündopfer, sondern einfach Sünde.
Im Neuen Testament wird dieser Begriff umschrieben mit „peri hamartias“, was für „für Sünde“ steht, also „Opfer für die Sünde“. Allerdings wird nicht direkt „Opfer“ gesagt, sondern einfach „für Sünde“. Dieser Ausdruck kommt zum Beispiel in Römer 8,3 vor. Dort heißt es, dass Gott, weil das Gesetz unmöglich war, seinen Sohn „für die Sünde“ sandte, peri hamartias. Das bedeutet, er sandte ihn als Sündopfer.
Dieses Opfer musste außerhalb des Lagers Israels, also außerhalb der Stiftshütte, geopfert werden. Warum? Weil es ein Sündopfer war. Ein heiliger Gott kann keine Gemeinschaft mit Sünde haben. Deshalb musste das Sündopfer, das zur Sünde gemacht wurde, außerhalb des Lagers dargebracht werden.
Der Sünder legte seine Hände auf das unschuldige Tier und bekannte seine Schuld. So wurde das Tier identifiziert. Dies ist das Gegenteil vom Brandopfer: Dort wird die Herrlichkeit des Opfers dem Sünder zugerechnet durch Identifikation. Hier hingegen wird die Sündhaftigkeit des Menschen dem vollkommenen Opfer zugerechnet.
Darum musste es außerhalb des Lagers geopfert werden. Ebenso musste der Herr Jesus auf Golgatha leiden, außerhalb der Stadt. Wie es in Hebräer 13 heißt: „Außerhalb der Stadt hat er für uns gelitten.“
Das Sündopfer steht in Verbindung mit Sünden, die man bekennen musste. Es legt jedoch die Betonung auf die Wurzel des Bösen: Woher kommt das Böse, die Sünde in unserem Leben? Sie kommt von unserer sündigen Natur. Genau dieses peri hamartias, „für die Sünde“ in der Einzahl, betont besonders, dass der Herr Jesus für die sündige Natur in uns gestorben ist, die wir von Adam geerbt haben.
In Römer 5,12 wird deutlich, dass „die Sünde“ speziell die sündige Natur des Menschen meint. In 2. Korinther 5,21 heißt es, Christus sei „für uns zur Sünde gemacht worden“. Er wurde mit uns identifiziert, und Gott hat ihn gerichtet.
Dies weist besonders auf das Markus-Evangelium hin, wo wir den treuen Diener finden, der nur Gutes tat. Doch die Boshaftigkeit der Menschen bringt ihn ans Kreuz. Das Markus-Evangelium betont, dass das gerade ein Sündopfer war. Gerade für solche bösen Menschen ist der Herr Jesus gestorben.
Das Schuldopfer: Wiedergutmachung und Vergebung
Und dann haben wir noch das Schuldopfer in 3. Mose 5, Ascham, was Schuld bedeutet. Wir haben bereits gesehen, dass Jesaja 53,10 dieses Opfer direkt auf den Messias anwendet.
Was ist nun der Unterschied? Es ist eigentlich ganz einfach, auch wenn es für viele schwierig erscheint. Wenn ich jemandem hundert Schekel gestohlen habe, musste ich kein Sündopfer bringen, sondern ein Schuldopfer. Warum? Weil ich durch diese Sünde einen Schaden angerichtet habe.
Bei diesem Opfer musste man die hundert Schekel dem Geschädigten zurückgeben, dazu 20 Schekel als Zuzahlung, und dann das Schuldopfer darbringen. Das Schuldopfer zeigt also, dass unsere Sünden Schaden verursachen. Der Herr Jesus ist auch für diesen Schaden gestorben, um alles wieder gutzumachen.
Beim Sündopfer wird der Ursprung der Sünde betont: Woher kommt das Böse? Es kommt aus der sündigen Natur, aus der die bösen Taten entstehen. Diese bösen Taten verursachen Schaden, und auch dafür ist der Herr Jesus gestorben.
Im Psalm 69,4, einem messianischen Psalm, sagt der Herr Jesus: „Was ich nicht geraubt habe, muss ich alsdann erstatten.“ Dieses Opfer ist ein Trost für Gläubige, die sich manchmal noch Jahre nach ihrer Bekehrung quälen. Sie denken: Ich würde alles geben, wenn ich das wieder ungeschehen machen könnte.
Es gibt Dinge, die wir nicht mehr reparieren können. Das ist klar und bekannt, und es ist vergeben. Aber den Schaden kann man nicht rückgängig machen. Man denke nur daran, wie viele Familien zerbrochen sind, Menschen wieder geheiratet haben und so weiter. Das lässt sich nicht mehr reparieren.
Doch der Herr Jesus ist sogar für diesen Schaden gestorben. In der Ewigkeit werden wir zurückblicken und sagen: Alles ist ausgelöscht. Alle Menschen, die das Opfer des Herrn Jesus angenommen haben, werden über alles hinweg getröstet werden – wirklich über das Letzte.
Gott wird alle Tränen von ihren Augen abwischen. Es wird nichts mehr bleiben, das einen belastet oder an dem man zweifelt, ob wirklich alles in Ordnung gebracht ist. Das ist eine große Erleichterung, wenn man versteht, was das Schuldopfer bedeutet.
In 3. Mose 5,5 wird ausdrücklich gesagt: „Aber der Sünder muss genau bekennen, was er getan hat.“ Das ist das Matthäusevangelium. Nur dort ruft die Volksmenge vor Pilatus: „Sein Blut komme über uns und unsere Kinder!“ Sie sind bereit, die Konsequenzen ihrer Taten zu tragen.
Wer kann das wirklich? Wer kann diese Verantwortung übernehmen? Das ist schrecklich, nicht wahr? Doch das Matthäusevangelium erklärt, dass der Herr Jesus auch für diesen Schaden gestorben ist. Und jeder, der damals geschrien hat und später zur Umkehr kam, dessen Schuld wurde ebenfalls ausgelöscht.
In Joel 4, letzter Vers, sagt Gott: „Und ich werde sie von dem Blute reinigen, von dem ich sie nicht gereinigt hatte.“ Auch dafür ist der Herr gestorben. Das Werk Christi macht allen Schaden wieder gut.
Das Speisopfer: Das vollkommene Leben des Messias
Und wenn ich noch drei Minuten für das Speisopfer verwenden darf: Dafür sollte man mindestens eineinhalb Stunden einplanen. Es war unblutig und bestand aus Feinmehl. Jesaja 4,2 nennt den Herrn Jesus, den Messias, die Frucht der Erde. Das zeigt, was gemeint ist: die Frucht der Erde, wie ein Weizenfeld. Er ist als wirklicher Mensch hier aufgewachsen, aus dürrem Erdreich, wie Jesaja 53 sagt.
Aber es ist Mehl, nicht einfach Körner, sondern gemahlenes Mehl. Wenn man nur die Körner hat, fragt man sich vielleicht, was darin enthalten ist. Gibt es Eier von Insekten oder andere Verunreinigungen? Doch es ist Feinmehl. Das zeigt die Vollkommenheit des Herrn Jesus in seinem Leben. Es ist unblutig. Besonders spricht es von seinem Leben von 33 Jahren. Es wurde jedoch zusammen mit blutigen Opfern dargebracht. Dieses Leben führte letztlich zu seinem Opfer auf Golgatha.
Es wird gesagt, dass das Speisopfer mit Öl gesalbt werden musste. Der Messias, oder auf Griechisch Christus, bedeutet „der Gesalbte“, der mit dem Heiligen Geist gesalbte. Es wird auch vom Speisopfer gesprochen, das mit Öl gemengt ist. Der Herr Jesus wurde als Mensch durch den Heiligen Geist gezeugt. Matthäus 1,20 drückt dies aus: gemengt mit Öl.
Dann musste man Weihrauch darauf legen. Dieser Wohlgeruch steht für das Wohlgefallen Gottes an seinem ganzen Leben. Jesus kam in diese Welt. Man muss sich vorstellen: In der gesamten Menschheitsgeschichte vorher hat jeder Mensch Gott verunehrt – durch Gedanken und durch Taten. 1. Mose 6 sagt: „Und Gott sah, dass die Bosheit des Menschen groß war und das Gebilde der Gedanken seines Herzens nur Böse von Jugend auf.“
Jetzt kommt ein Mensch in diese Welt, und all sein Denken, Sprechen und Handeln ist vollkommen. Was muss das für Josef und Maria gewesen sein? Ein Kind, das immer richtig handelt, während andere Kinder manchmal schwierig sind, so wie es eben bei Kindern ist. Aber dieses Kind war immer vollkommen und sogar vollkommener als die Eltern. Menschlich gesprochen war das etwas ganz Besonderes.
Dann folgen die drei Jahre seines öffentlichen Dienstes. Schon am Anfang öffnet sich der Himmel, und eine Stimme sagt: „Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe.“ Gegen Ende seines Lebens, auf dem Berg der Verklärung, hört man wieder diese Stimme: „Er ist mein geliebter Sohn, an welchem ich Wohlgefallen gefunden habe.“ Das drückt sein vollkommenes Leben aus.
In Epheser 5,2 heißt es, dass wir Nachahmer Gottes sein sollen als geliebte Kinder. Dort wird von Christus gesprochen, der uns geliebt hat. Der Text sagt, dass er sich hingegeben hat als Schlachtopfer, als Gabe und Schlachtopfer, Gott zum lieblichen Wohlgeruch.
Gabe und Schlachtopfer: Das Schlachtopfer ist speziell das Friedensopfer, und Gabe, im Griechischen „Prosphora“, ist der Ausdruck für das Speisopfer. Somit wendet das Neue Testament das Speisopfer, das auch das Friedensopfer ist, direkt auf den Herrn Jesus an. Es drückt das vollkommene Leben des Messias aus, wie es uns in Matthäus, Markus, Lukas und Johannes dargestellt wird.
Das soll uns Mut machen, uns noch mehr mit dem Herrn Jesus zu beschäftigen, besonders über die Evangelien. So können wir zu richtigen Detailisten in der Anbetung des Vaters und des Sohnes werden. Andreas?
