Die priesterliche Periode und die Entstehung des Pentateuch
Vor der Pause hatten wir bei der Religionsgeschichte Israels aus bibelkritischer Sicht aufgehört. Nun kommen wir zur dritten Periode, die unterschieden wird: die sogenannte priesterliche Periode ab 587 v. Chr.
Mit der babylonischen Gefangenschaft endete das Königtum in Juda. Danach wird hier behauptet, dass das Priestertum immer wichtiger wurde. Erst ab dieser Zeit habe man die Priesterschaft auf die Sippe, die Familie Aarons, beschränkt. Dabei wird auf Hesekiel 44,7-16 verwiesen, wo es um das Priestertum im Tausendjährigen Reich geht.
Weiter wird behauptet, Aaron selbst sei eine erfundene Person. Man habe die Priesterschaft quasi auf eine Sippe innerhalb des Stammes Levi, nämlich auf die Familie Aarons, eingeschränkt. Erst in dieser Zeit seien dann all die Opfer- und Gottesdienstordnungen in den fünf Büchern Mose, im sogenannten P-Dokument, festgelegt worden.
Das, was in der Bibel steht, wird überall bestritten. Es heißt, das stimme nicht. Genau das Gegenteil sei der Fall – wenn man andere Bücher oder eine Zeitung so lesen würde, käme man zu einem anderen Ergebnis.
Das Problem ist, dass hier eine mutwillige Verdrehung vorgenommen wird, die sich nicht auf Fakten stützt. Weder auf außerbiblische Dokumente noch auf Ausgrabungen. Es handelt sich um eine Behauptung, die einfach das, was in der Bibel steht, auf den Kopf stellt.
Wie wir gesehen haben, ist das sogar eine gotteslästerliche Verdrehung.
Liberales Theologiestudium heute und seine Herausforderungen
Ein paar Bemerkungen zum Thema liberales Theologiestudium heute im deutschsprachigen Raum: Dort wird hauptsächlich eine Verbindung von Quellentscheidungstheorie, also der Wellhausen-Theorie, wie wir sie kennen, gelehrt. Diese wird mit dem überlieferungsgeschichtlichen Ansatz verknüpft.
Im skandinavischen Raum, zum Beispiel in Schweden, wo man Theologie studiert, wird hauptsächlich der überlieferungsgeschichtliche Ansatz gelehrt, nicht jedoch die Quellentscheidungstheorie. Im englischsprachigen Raum, etwa in England oder an liberalen Schulen in den USA, hingegen wird vor allem die Quellentscheidungstheorie gelehrt.
Es kommt also ganz darauf an, in welchem Land man studiert, was man dort als Wahrheit präsentiert bekommt. Die Wahrheit ist von Land zu Land unterschiedlich. Das Tragische daran ist, dass sich die liberale Theologie eigentlich selbst widerlegt hat. Gerade durch ihre totale Widersprüchlichkeit zeigt sie, wie unhaltbar das Ganze ist. Dennoch gibt es keine Bereitschaft zur Umkehr.
Auf dem Grundansatz „Die Bibel ist nicht Gottes Wort“ wird einfach weitergewurstelt, möchte ich sagen, ohne dass eine echte Umkehr stattfindet. In der Pause wurde gefragt: Wie kann jemand, der wiedergeboren ist, heute noch Theologie an einer solchen Universität studieren? Das sei doch unmöglich.
Und tatsächlich ist es so: Junge Leute kommen vom Gymnasium, waren vielleicht in der Bibelgruppe, haben die Bibel geliebt und entscheiden sich für ein Theologiestudium, sagen wir in Zürich. Doch im ersten, zweiten oder dritten Semester kippt einer nach dem anderen. Es ist praktisch unmöglich, dieses Studium durchzuführen, ohne den Glauben an das unverbrüchliche Wort Gottes zu verlieren. Das ist tragisch, aber eine Tatsache.
Es gibt Alternativen, zum Beispiel in der Schweiz die STH Basel, in Deutschland die FTA in Gießen. Im englischsprachigen Raum gibt es noch mehr bibeltreue Schulen. Allerdings werden diese von der Bibelkritik her alle quasi zutiefst verachtet. Alle, die das nicht glauben, gelten als unwissenschaftlich.
Wie wissenschaftlich das ist, was die Kritiker vorbringen, haben wir gerade gesehen. Das werden wir noch deutlicher erkennen, wenn wir das Ganze nun kritisch betrachten.
Die Autorität von Mose und der Pentateuch im Neuen Testament
Ein erster ganz wichtiger Kritikpunkt an der Bibelkritik ist, dass Jesus Christus, der Sohn Gottes, dem Pentateuch Mose zuschreibt.
Ich habe dazu eine Reihe von Bibelstellen aus den Evangelien zusammengestellt. Schlagen wir zum Beispiel Matthäus 8, Vers 4 auf. Es geht um die Heilung eines Aussätzigen. Dieser wird geheilt, und der Herr sagt in Vers 4: „Und Jesus spricht zu ihm: Siehe, sage es niemandem, sondern gehe hin, zeige dich dem Priester und bringe die Gabe dar, die Mose angeordnet hat, ihnen zum Zeugnis.“
In 3. Mose 13 wird beschrieben, wie Aussatz diagnostiziert wird, wie die Priester dies tun müssen. Kapitel 14 gibt genaue Anweisungen, welche Opfergaben jemand darbringen muss, wenn er wirklich von Aussatz geheilt worden ist. Nach der Bibelkritik ist das ein P-Dokument aus einer ganz späteren Zeit, aus der babylonischen Gefangenschaft und danach. Doch Jesus sagt, Mose habe diese Gaben angeordnet.
So gibt es eine ganze Reihe von Stellen. Vielleicht noch Matthäus 19, Vers 8. Dort geht es um die Frage der Ehescheidung, und der Herr Jesus nimmt Bezug auf das Gebot in 5. Mose. Ich lese Matthäus 19, Vers 7: „Sie sagen zu ihm: Warum hat denn Mose geboten, einen Scheidebrief zu geben und sie zu entlassen?“ Er spricht zu ihnen: „Mose hat wegen eurer Herzenshärtigkeit euch gestattet, eure Frauen zu entlassen; von Anfang aber ist es nicht so gewesen.“
Diese Gesetzesregelung zur Ehescheidung, wie sie in 5. Mose 24 zu finden ist, sagt Jesus also Mose habe den Scheidebrief nicht geboten, sondern nur zugelassen und gestattet. Er sagt nicht, dass es der Deuteronomist war, der dies als Fälschung im Jahr 621 vor Christus geschrieben hat. Stattdessen sagt Jesus, Mose habe diese Anordnungen gegeben.
Man könnte durch all diese Stellen hindurchgehen, die ich angegeben habe. Besonders möchte ich aber auf Johannes 5, Vers 46 hinweisen. Dort nimmt Jesus Bezug auf die ganzen fünf Bücher Mose. Er sagt zu den Pharisäern: „Denn wenn ihr Mose glauben würdet, so würdet ihr mir glauben, denn er hat von mir geschrieben. Wenn ihr aber seinen Schriften nicht glaubt, wie werdet ihr meinen Worten glauben?“
Hier wird ganz klar Mose als Autor der fünf Bücher Mose hingestellt. Jesus spricht sogar in der Mehrzahl von seinen Schriften, also im Bewusstsein, dass es nicht nur ein Buch Mose gibt, sondern mehrere. Er sagt, wenn ihr seinen Schriften nicht glaubt, könnt ihr auch meinen Worten nicht glauben.
Wir sehen also, dass es kein Zufall ist, dass die Bibelkritik genau mit den ersten Büchern der Bibel begonnen hat. Danach hat man auch in den weiteren Büchern immer wieder verschiedene Quellen auszumachen versucht. Man ist sogar an die Prophetenbücher herangegangen, um sie zu zersetzen.
Zum Beispiel bei Jesaja sagt man: Kapitel 1 bis 39 stammt vom Jesaja selbst, Kapitel 40 bis 55 von einem zweiten Schreiber, dem sogenannten Deutero-Jesaja, und der Rest von einem Dritten. Später hat man auch den ersten Jesaja in viele Quellen aufgeteilt. So hat sich das fortgesetzt bis zum Neuen Testament.
Wenn man bei den ersten Büchern Mose beginnt, das Wort Gottes zu zersetzen, dann nimmt das kein Ende. Und wenn man Moses Schriften nicht glaubt, kann man auch nicht den Worten Jesu Glauben schenken. Es ist eine Einheit.
Jesus sagt ja auch in Johannes 10, Vers 35 am Schluss: „Und die Schrift kann nicht aufgelöst werden.“ Man kann die Heilige Schrift nicht auflösen, sie ist eine Einheit. Man kann also nicht menschliche Dinge und menschliche Quellen herausfiltern.
Ich möchte zudem auf Johannes 7, Vers 19 hinweisen. Dort sagt Jesus im Tempel zu Jerusalem: „Hat nicht Mose euch das Gesetz gegeben? Und keiner von euch hält das Gesetz.“ Hier wird die Tora, das Gesetz, ganz klar mit den fünf Büchern Mose gleichgesetzt. Mose hat euch die Tora gegeben.
In Vers 22 heißt es weiter: „Deswegen gab Mose euch die Beschneidung. Nicht dass sie von Mose sei, sondern von den Vätern.“ Mose hat also auch die Anordnung über die Beschneidung im Gesetz gegeben, die zurückgeht auf Abraham (1. Mose 17).
Nun merken wir: Wer an Jesus Christus als Sohn Gottes glaubt, kann nicht der Bibelkritik glauben. Umgekehrt: Wer der Bibelkritik glaubt, lästert den Sohn Gottes. Er muss ihn lästern, als hätte er hier nicht die Wahrheit gesagt. So weit geht das.
Letztlich ist das ein Angriff auf die Person des Erlösers, des Sohnes Gottes.
Mose als Verfasser des Pentateuch und Belege im Alten Testament
Ein zweiter Punkt: Der Pentateuch und der Rest des Alten Testaments bezeugen die mosaische Verfasserschaft.
So lesen wir zum Beispiel schon in 2. Mose 24, wie Mose selbst während der Wüstenwanderung geschrieben hat. Dort heißt es in Vers 4: „Und Mose schrieb alle Worte des Herrn nieder.“ In Vers 7 steht weiter: „Und er nahm das Buch des Bundes und las es vor den Ohren des Volkes, und sie sprachen: Alles, was der Herr geredet hat, wollen wir tun und gehorchen.“
Auch in 2. Mose 34 sehen wir erneut das Schreiben Mose.
Ein weiteres Beispiel findet sich in 4. Mose 33: „Dies sind die Züge der Kinder Israel, welche aus dem Land Ägypten ausgezogen sind nach ihren Heeren unter der Hand Moses und Aarons. Und Mose schrieb ihre Auszüge auf nach ihren Zügen, nach dem Befehl des Herrn.“
Weiter könnte man auf 5. Mose 31,9 und 31,11 verweisen.
Über die fünf Bücher Mose hinaus wird in Josua 1 bezeugt, dass die Bücher Mose von Mose stammen. Dort spricht Gott zu Josua nach dem Tod Moses: „Nur sei sehr stark und mutig, dass du darauf achtest zu tun, nach dem ganzen Gesetz, welches mein Knecht Mose dir geboten hat. Weiche nicht davon ab, zu rechten noch zu lenken, auf dass es dir gelinge, überall wohin du gehst. Dieses Buch des Gesetzes soll nicht von deinem Mund weichen, und du sollst darüber sinnen Tag und Nacht, auf dass du darauf achtest zu tun, nach allem, was darin geschrieben ist“ (Josua 1,7-8).
Was Kapitel 34 des fünften Mosebuches betrifft, in dem Mose stirbt: Wer hat das geschrieben? Niemand behauptet, dass Mose es selbst geschrieben hätte. Auch im Judentum wird der Tod Moses und dessen Beschreibung in 5. Mose Josua zugeschrieben. Das war nie ein Problem und ist keine Frage. Aber alles Übrige stammt aus der Verfasserschaft Mose.
Weiter habe ich auf 1. Könige 2,3, 2. Könige 14,6, 2. Könige 21,8, Esra 6,18, Nehemia 13,1, Daniel 9,11-13 und Maleachi 3,22 verwiesen. Diese Auswahl von Stellen im Alten Testament schreibt das Gesetz Mose ganz klar Mose zu.
Und dreieinhalbtausend Jahre später wollen manche Leute dann kommen und sagen: Wir wissen es besser, sie haben sich alle früher geirrt.
Die Bedeutung der verschiedenen Gottesnamen in der Bibel
Ein weiterer Punkt auf dem Blatt ist, dass unterschiedliche Gottesnamen eine geistliche Aussage besitzen und nicht auf verschiedene Autoren hinweisen. Das ist ganz wichtig.
Übrigens ist es interessant, dass es in der Bibel nicht nur zwei Gottesnamen gibt – Jahweh und Elohim –, sondern über 300 verschiedene Namen Gottes. Es ist eigentlich erstaunlich, dass man diese anderen Namen nicht ebenfalls benutzt hat, um verschiedene Quellen zu identifizieren. Das wäre doch konsequent gewesen.
Aber warum beschränkt man sich auf Yahweh und Elohim? Und selbst dabei ist man nicht konsequent, denn in den Javist-Texten findet man auch Elohim, sodass man das gar nicht so strikt durchziehen kann. Jeder Gottesname drückt etwas vom Wesen und der Herrlichkeit Gottes aus. Die inspirierten Schreiber haben die Gottesnamen ganz bewusst gewählt.
Warum steht zum Beispiel in Kapitel 1 immer Elohim, während in Kapitel 2 Yahweh Elohim verwendet wird?
Wenn wir dem Namen Elohim in der Bibel nachgehen, wie wird er verwendet? Dann kommen wir zum Schluss, dass Elohim Gott speziell als den Schöpfer und Erhalter des Weltalls bezeichnet, der mächtig über allem steht. Darum ist Elohim im Plural, was eine Ausdehnung oder Mehrzahl ausdrückt.
Yahweh hingegen ist der Name, den Gott benutzt, wenn er mit Israel den Bund eingeht. Da stellt er sich ihnen ganz speziell als Yahweh vor.
Zum Beispiel erscheint Gott in 2. Mose 3 dem Mose im Feuerbusch und stellt sich vor als „Ich bin, der ich bin“ (2. Mose 3,14). Das ist die Umschreibung der Bedeutung von Yahweh. Yahweh heißt nämlich wörtlich „der Seiende“, also „Ich bin, der ich bin“.
Weiter lesen wir in 2. Mose 3,14: Da sprach Gott zu Mose: „Ich bin, der ich bin.“ Und er sprach: „So sollst du zu den Kindern Israel sagen: ‚Ich bin hat mich zu euch gesandt.‘“
Gott sprach weiter zu Mose: „So sollst du den Kindern Israel sagen: ‚Yahweh, der Gott eurer Väter, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs, hat mich zu euch gesandt. Das ist mein Name für alle Ewigkeit.‘“
Dann führt dieser Yahweh das Volk Israel aus Ägypten und schließt am Sinai einen Bund mit ihnen. So ist der Name Yahweh ganz besonders der Name des Bundesgottes, also Gott in Beziehung zu den Menschen.
Jetzt können wir das schon mal auf 1. Mose 1 und 2 anwenden. In 1. Mose 1 wird die Schöpfung als Sechstage-Werk beschrieben. Dort finden wir eine umfassende, übersichtliche Darstellung.
In Kapitel 2 wird die Schöpfung nicht mehr einfach so beschrieben, sondern es geht ganz speziell um die Schöpfung des Menschen. Diese wird ausführlich dargestellt: wie Mann und Frau geschaffen wurden, wie die Frau erschaffen wurde und wie Gott einen Bund mit Adam schließt und ihm Gebote gibt.
Kapitel 2 handelt also nicht mehr von der Schöpfung als Ganzes, sondern speziell von der Schöpfung des Menschen und der Bundesbeziehung Gottes zu Adam.
Deshalb wundert es uns nicht, warum Gott dort Yahweh genannt wird – Gott in Beziehung zum Menschen, in Bundesbeziehung zum Menschen.
Aber warum dann Elohim? Es ist nicht sehr häufig in der Bibel, dass Yahweh Elohim zusammen steht. Hier ist es beides, weil Gott sowohl als Schöpfer vorgestellt wird als auch als Gott in Beziehung zum Menschen. Darum heißt es Yahweh Elohim.
Die Namen werden also ganz bewusst und entsprechend ihrer Bedeutung verwendet.
Beispiele für den Gebrauch der Gottesnamen in der Bibel
Ich greife ein ganz anderes Beispiel heraus: Gehen wir zu 2. Chronik 18. Dort finden wir König Josaphat im Krieg. Er wird angegriffen, weil die feindliche Armee meint, Josaphat sei der König von Israel, vom Nordreich, und den wollten sie umbringen. Sie gehen auf ihn los, und der gläubige König beginnt in der Not zu beten.
2. Chronik 18,31: „Und es geschah, als die Obersten der Wagen Josaphat sahen, denn sie sprachen: Das ist der König von Israel, da umringten sie ihn, um zu streiten, und Josaphat schrie. Und Yahweh half ihm, und Elohim lenkte sie von ihm ab.“
Jetzt haben wir in einem Vers beide Namen, Yahweh und Elohim. Sollten wir daraus zwei Quellen machen, also Jahwisten und Elohisten? Das ist Unsinn. Hier haben wir Yahweh, den Gott in Beziehung zum Menschen, und Yahweh half ihm. Und Elohim, den mächtigen Gott und Erhalter des Weltalls, der die Armeen von ihm ablenkte. Die Namen sind ganz bewusst verwendet worden.
Ein ganz anderes Beispiel noch: Von Salomo haben wir drei Bücher in der Bibel – Prediger, Sprüche und Hohes Lied. Im Prediger steht vierzigmal Elohim, kein einziges Mal Yahweh. Aber in den Sprüchen, von denen der größte Teil von Salomo stammt, gibt es noch andere Teile dazu. Dort finden wir siebenundachtzigmal Yahweh, fünfmal Elohim und einmal Eloah, die Einzahlform.
Ist das jetzt vom Jahwisten? Dann haben wir das Hohelied, und dort finden wir nullmal Yahweh und nullmal Elohim. Von wem ist das also?
Im Prediger finden wir Salomo, der sich von Gott abgewandt hatte und so in seiner Gottesferne versuchte, den Sinn des Lebens zu finden. Dort steht Elohim, nicht Yahweh, denn er steht ja nicht in Beziehung zu Gott in diesen Erfahrungen. Darum ist Elohim das treffende Wort. Er ist kein Atheist geworden, aber die Bundesbeziehung zu Gott hatte er gebrochen.
In den Sprüchen finden wir die Weisheit eines Vaters, göttliche Weisheit, die er seinen Söhnen weitergibt. Gewissermaßen die Weisheit, die Gott seinem Volk weitergibt, um in diesem Leben bestehen zu können. Und da ist eben der charakteristische Name Yahweh, Gott in Beziehung zum Menschen.
Das Hohelied hat wieder einen ganz speziellen Charakter. Ich habe am letzten biblisch-würdigen Tag in Herznacht das Hohelied behandelt. Man kann also eine Kassette darüber hören. Auch dort ist wieder ein ganz anderer Charakter in der Botschaftsübermittlung.
Es lohnt sich also, auf die Namen Gottes genau zu achten. Ich habe das beim Bibellesen immer so gemacht: Ich habe eine spezielle Farbe genommen und immer wieder die Namen Gottes im Text farbig angestrichen, zum Beispiel orange. So findet man die Namen Gottes sehr schnell wieder. Man kann die Bibelseiten durchblättern, und bald hat man 300 Namen beieinander. Jeder Name sagt etwas über Gottes Herrlichkeit aus.
Es lohnt sich also sehr, das Studium der Namen Gottes zu betreiben. So lernt man Gott immer besser kennen.
Widersprüche in den fünf Büchern Mose und ihre Erklärung
Jetzt wenden wir uns einem weiteren Punkt in unserer Kritik an der Kritik zu.
Als Argument wird immer wieder vorgebracht, dass es verschiedene Quellen gebe, weil der Text in sich widersprüchlich sei. Die fünf Bücher Mose würden sich innerlich widersprechen, was auf verschiedene Autoren hinweise.
Doch wo genau widersprechen sie sich? Zum Beispiel in Kapitel 1 und 2. In Kapitel 1 wird die Schöpfung als Ganzes beschrieben, während Kapitel 2 eine ganz andere Darstellung bietet. Das ist jedoch kein Widerspruch, sondern eine andere Sichtweise.
Zuerst werden die Tiere erschaffen und dann der Mensch – die Tiere am fünften und Anfang des sechsten Tages, danach der Mensch. In Kapitel 2 dagegen wird zuerst der Mensch erschaffen und dann die Tiere. Ist das ein Widerspruch?
Lesen wir 1. Mose 2,7: „Und der Herrgott bildete den Menschen Staub von dem Erdboden und hauchte in seine Nase den Odem des Lebens, und der Mensch wurde eine lebendige Seele.“
In Kapitel 2, Vers 18 heißt es: „Der Herrgott sprach: Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei; ich will ihm eine Hilfe machen, seinesgleichen.“
Dann wird weiter berichtet: „Und der Herrgott bildete aus dem Erdboden alles Getier des Feldes und alles Gevögel des Himmels, und er brachte sie zu dem Menschen, um zu sehen, wie er sie nennen würde. Und wie irgendein Mensch ein lebendiges Wesen nennen würde, das sollte sein Name sein.“
Man sagt nun: Ja gut, da war der Mensch zuerst da, und dann sucht Gott eine Entsprechung. Er macht zuerst die Tiere und bringt sie anschließend zu dem Menschen. Das ist ein Widerspruch.
Was kann man da tun? Man muss wieder einmal über das Hebräische nachdenken. Die hebräischen Zeitformen unterscheiden sich von denen im Deutschen. Die Zeitform, die hier verwendet wird, kann man mit Präteritum übersetzen, also „und der Herrgott bildete“.
In Vers 19 heißt es: „Und der Herrgott bildete aus dem Erdboden alles Getier des Feldes.“
Man kann diese Zeitform aber auch, was an verschiedenen Stellen absolut zwingend ist, mit Plusquamperfekt übersetzen, also Vorvergangenheit. Dann lautet die Übersetzung: „Der Herrgott hatte aus dem Erdboden alles Getier des Feldes gebildet und alles Gevögel des Himmels, und so brachte er sie zu dem Menschen, um zu sehen, wie er sie nennen würde.“
Der vermeintliche Widerspruch hängt also nur von der Übersetzung ab: Ob man Imperfekt, also Präteritum, übersetzt oder Plusquamperfekt. Diese Zeitform ist jedoch nicht explizit im Text enthalten.
Das ist eine Frage unserer Interpretation, je nachdem, wie falsch oder richtig wir übersetzen. Man muss den Bibeltext nicht so übersetzen, dass er einen Widerspruch ergibt, sondern so, dass er gemäß der Grammatik in sich schlüssig ist.
An anderen Stellen, wo dieselbe Zeitform verwendet wird, sieht man, dass man sie auf keinen Fall mit Präteritum übersetzen darf, weil sie hier vorzeitig verstanden wird. Dann ergibt der Text Sinn.
Die Sintflutgeschichte und die Kritik an der Bibel
Oder ein anderes Beispiel: Die Sintflut-Geschichte. Es wird behauptet, dass es sich dabei um zwei Texte handelt, die ein Redaktor ineinander verwoben hat. Es gäbe also eine javistische und eine elohistische Schicht.
Ich erinnere mich noch, wie es auf dem Gymnasium war. Ein Kollege von mir war Jude und hatte mit Glauben überhaupt nichts zu tun. Seine Mutter war übrigens mit einem Rabbiner zur Schule gegangen. Mit ihm habe ich viele Diskussionen geführt, und er hat dann freiwillig Archäologie gewählt.
Was macht man in der Archäologie? Dort bringt man einem die Quellentscheidungstheorie bei. Er kam auf mich zu und sagte: „Siehst du, das widerspricht sich im Sintflutbericht.“ Denn in Kapitel 7 heißt es, dass es vierzig Tage und vierzig Nächte geregnet habe (1. Mose 7,12). Und der Regen fiel auf die Erde vierzig Tage und vierzig Nächte. Aber dann steht in Vers 24: „Und die Wasser nahmen zu auf der Erde hundertfünfzig Tage.“
Siehst du, eine Schicht überliefert vierzig Tage Regen, eine andere Schicht im Text spricht von hundertfünfzig Tagen. Dann habe ich mich mit dem Hebräischen beschäftigt und bin auf eine neue Erkenntnis gekommen. Wir haben gesagt: Ja, das ist das Wort „gawar“ in Vers 24. Das bedeutet laut Wörterbuch „stark sein“, nicht „stark werden“.
Man muss also übersetzen wie die alten Elbefelder: „Und die Wasser hatten Überhand auf der Erde hundertfünfzig Tage.“ Es geht so: Der Text sagt, vierzig Tage und vierzig Nächte hat es geregnet, da haben die Wasser zugenommen. Aber dann waren die Wasserüberschwemmungen eben 150 Tage lang vorhanden. Erst danach, in Kapitel 8, wird beschrieben, dass die Wasser dann nach und nach zurückgingen.
Wenn man an die Bibel mit dem Vorwissen herangeht, dass es Widersprüche geben muss, findet man sie ständig. Dann ist man auch gar nicht mehr bereit, sich zu überlegen, ob es vielleicht eine Lösung gibt. Darum kommen viele auch gar nicht auf die Lösung.
Scheinbare Widersprüche zwischen angeblichen Dokumenten lösen sich durch gründliches Bibelstudium.
Sprachliche Besonderheiten des Hebräischen und ihre Bedeutung
Ein weiterer Punkt ist, dass in der Bibelkritik oft westliches Denken vorherrscht. Dabei fehlt häufig das Verständnis für orientalische Texte. Das Hebräische hat eine besondere Eigenart in seinem Aufbau, vor allem in der Struktur der Sprache.
Im Hebräischen können keine Nebensätze gebildet werden, wie wir das im Deutschen tun. Zum Beispiel sagen wir: „Fritz ging aus dem Haus hinaus, nachdem er zuvor noch seine Sachen geholt hatte, wobei er noch seine Mutter fragte.“ Diese Verschachtelung kennen wir im Deutschen. Im Hebräischen hingegen werden in der Erzählung die Verben einfach immer mit „und“ verbunden. Man sagt zum Beispiel: „Hans ging aus dem Haus hinaus und er holte die Sachen und er fragte seine Mutter.“
Man nennt das einen parataktischen Aufbau. Dieser hängt mit der Struktur der Sprache zusammen und ermöglicht es vielmehr, dass man Texte auseinanderreißen kann. Weil jeder Satzteil so für sich steht, kann man das im Hebräischen viel einfacher tun als im Deutschen. Dennoch fehlt vielen das Verständnis für das typisch Hebräische.
Zudem gab es in der ganzen Sache keine objektiven Beweise. Es gab keine außerbiblischen Inschriften, keine gefundenen javistischen Fragmente oder elohistische Spuren. Es existieren schlicht keine objektiven Beweise. Dieses Vorgehen kann man als desintegriert bezeichnen.
Man geht also an die Bibel heran, indem man bereits annimmt, dass es Widersprüche gibt. Dabei sucht man nicht nach Zusammenhängen und Linien, sondern versucht, das Ganze zu zerreißen. Das ist ein Kreisdenken. Wenn ich an die Bibel herangehe und sage, es gibt verschiedene Quellen, und dann alles auseinanderreiße und anschließend behaupte, ich sehe, dass es tatsächlich verschiedene Quellen gibt, dann ist das ein Zirkelschluss.
Die Schreibkunst zur Zeit Moses und archäologische Funde
Ein wichtiges Argument im neunzehnten Jahrhundert gegen die mosaische Verfasserschaft war die Behauptung, damals könne man noch gar nicht schreiben. Die Israeliten seien noch so primitiv gewesen, dass sie die fünf Bücher Mose gar nicht verfassen konnten.
Im gleichen neunzehnten Jahrhundert wurden jedoch große Ausgrabungen im Irak durchgeführt. Keilschrifttafeln kamen ans Licht, und man konnte plötzlich die Hieroglyphenschriften Ägyptens entziffern. Eine ganz neue Welt tat sich auf. Nach und nach stellte man fest, dass die Schreibkunst schon lange vor Abraham bekannt war – nicht erst vor Mose, sondern schon viel früher.
Man hätte noch einwenden können, dass die Keilschrift in Babylonien eine Silbenschrift sei, also ein Zeichen für eine Silbe. Man müsse etwa sechshundert Zeichen kennen, um Texte lesen und schreiben zu können. Ähnlich verhielt es sich in Ägypten. Dort besteht die Schrift aus Zeichen, die ganze Wörter, Silben oder einzelne Konsonanten bedeuten. Im Text sind diese Zeichen durchgemischt. Auch hier muss man etwa sechshundert Zeichen kennen, um Texte lesen zu können.
Die Bibel hingegen ist in einer Buchstabenschrift geschrieben, mit etwas mehr als zwanzig Buchstaben. Man hätte also noch sagen können: Zur Zeit von Mose gab es diese Buchstabenschrift nicht. Man müsse noch ein wenig warten. Doch die Archäologie ist immer weiter zurückgegangen.
Der nächste Punkt ist: Die Buchstabenschreibkunst war zur Zeit von Mose bekannt. Immer wenn ich eine Gruppe nach Israel führe und mit ihnen ins Israelmuseum gehe – das ist natürlich das erstklassigste Museum für biblische Archäologie –, zeige ich immer den Geser-Scherben. Ja, es ist nur ein Stück Scherben, aber ein wertvolles Stück. Ich wünschte, ich hätte es zu Hause.
Der Scherben stammt aus dem siebzehnten Jahrhundert vor Christus, und darauf stehen nur drei Buchstaben: KLB. Man kann es als „Kaleb“ lesen. Das ist die älteste datierte Inschrift. Es gibt noch nicht genau datierte Inschriften in der Sinaiwüste. In Serabit el-Chadim, einem antiken Ausgrabungsort für Bodenschätze, haben Kanaaniter gearbeitet. Sie haben dort in kanaanitischer, man könnte sagen hebräischer Schrift, Dinge in die Felsen eingeritzt. Diese Inschriften stammen etwa aus der Mitte des zweiten Jahrtausends vor Christus, also etwa aus der Zeit von Mose. Eine genaue Datierung ist jedoch nicht möglich.
Der Geser-Scherben wurde auf das siebzehnte Jahrhundert vor Christus datiert und im Land Israel gefunden – nicht im Libanon, nicht in Jordanien, nicht im Irak. In Israel findet man also den ältesten Hinweis auf die Buchstabenschrift. Das war eine sensationelle Entdeckung.
Die Buchstabenschrift vereinfachte alles so sehr, dass selbst Kinder lesen konnten. Früher war das alles mit Keilschrift und Hieroglyphenschrift eine Sache von Berufsleuten, also von professionellen Schreibern. Jetzt war es plötzlich möglich, dass auch Kinder schreiben und lesen lernten. Wir haben das bei unseren Kindern erlebt: Einige haben schon vor der Schule Schreiben und Lesen gelernt.
Es ist so einfach, mit ein paar Buchstaben zu schreiben, anstatt sechshundert Zeichen zu kennen. Deshalb war die Erfindung der Buchstabenschrift so bedeutend. Diese bedeutende Erfindung wurde von Anfang an in der Bibel benutzt.
Darin liegt ein Programm: Gott möchte sein Wort an uns Menschen weitergeben – nicht nur für bestimmte Berufsstände oder professionelle Spezialisten, sondern auch für Kinder. Kinder können diese Buchstabenschrift lernen. In diesem Gedanken liegt bereits ein Programm Gottes: Die Bibel ist nicht nur für alle Völker, sondern auch für alle Altersklassen und Menschengruppen bestimmt.
Schriftlichkeit der semitischen Völker und ihre Bedeutung für die Überlieferung
Ein weiterer wichtiger Punkt sind die Entdeckungen im Irak und in Ägypten. Dort sieht man, dass die Schreibkunst bis in die Zeit nach der Sintflut zurückreicht. Dabei wurde deutlich, dass die semitischen Völker durch schriftliche Überlieferung geprägt waren und nicht durch mündliche Tradition.
Alle diese Inschriften aus Sumerien im Südirak, Babylonien im Südirak, Assyrien im Nordirak, Israel und anderen Regionen zeigen klar: Die semitischen Völker waren nicht daran interessiert, wichtige Dinge mündlich von Generation zu Generation weiterzugeben, sondern schriftlich.
Schon die alten Babylonier sorgten für Sicherheiten beim Abschreiben wichtiger Tafeln. Sie wollten verhindern, dass beim Abschreiben beispielsweise mit dem Auge eine Zeile übersprungen wird. Daher zählten sie die Zeilen und schrieben die Gesamtzahl auf. So konnte der Abschreiber genau die gleichen Zeilen erneut schreiben und anschließend durch Auszählen kontrollieren.
Das ist ganz anders als bei den Helvetiern damals. Sie konnten nicht schreiben. Auch die Barbaren nördlich davon, die Germanen, überlieferten ihre Geschichten mündlich. Was ist das älteste Schriftstück, das wir auf Deutsch haben? Das Nibelungenlied, etwa aus dem siebten Jahrhundert nach Christus. In unserer Kultur wurden viele Dinge mündlich weitergegeben, doch das galt nicht für den Nahostraum.
Man sieht also, dass auch die Babylonier ihre wichtigen Texte sehr getreu weitergaben. In Keilschriftfunden wurde derselbe Text mit einem Abstand von etwa tausend Jahren entdeckt. Dabei stellte man fest, dass sie ihn über diesen Zeitraum hinweg exakt kopierten.
Die Hebräer, Juden und Israeliten sind semitische Völker. Schon rein kulturell, ganz abgesehen vom Glauben, war es für sie sehr wichtig, wichtige Dinge schriftlich weiterzugeben und nicht mündlich. Die gesamte mündliche Tradition kann man vergessen und in den Abfalleimer werfen. Das entspricht nicht den Tatsachen im Alten Orient.
Die Bundesschlüsse im Alten Testament und ihre historische Einordnung
Weiterhin hat man die Bundesschlüsse in 1. Mose 17 entdeckt. Gott schließt einen Bund mit Abraham. Auch das fünfte Buch Mose ist eine Bundesbestätigung. Am Ende der Wüstenwanderung schließt Mose noch einmal mit Israel, mit der jungen Generation, die ins Land ziehen soll, einen Bund. Somit ist das fünfte Buch Mose ein Bundesbuch.
Die Art und Weise, wie das Bundesbuch aufgebaut ist, und wie der Bundesschluss in 1. Mose 17 gestaltet ist, entspricht genau den Bundesschlüssen um 1500 vor Christus. Man hat hethitische Inschriften gefunden und festgestellt, wie die Hethiter im Nahen Osten in der Mitte des zweiten Jahrtausends vor Christus Bündnisse schlossen. Dabei zeigte sich, dass sie ein ganz bestimmtes Bundesschema verwendeten.
Es wurde entdeckt, dass genau dieses Schema in 1. Mose 17 zu finden ist. Auch das fünfte Buch Mose ist genau nach dem hethitischen Bundesschlussschema aufgebaut. Die Frage stellt sich nun: Wie können diese Texte aus der Mitte des ersten Jahrtausends stammen, also tausend Jahre später?
Ein Schlaumeier könnte sagen, dass es damals üblich war, Bündnisse so zu schließen, oder dass man im ersten Jahrtausend vor Christus noch manchmal Bündnisse auf diese Weise schloss, auch wenn es nicht mehr die Regel war. Doch die Hethiter als Volk sind am Ende des zweiten Jahrtausends vor Christus untergegangen, ebenso ihre Art der Bundesschlüsse. Das passt einfach nicht zusammen.
Daher gehört 1. Mose 17 in die Zeit des zweiten Jahrtausends, ebenso das fünfte Buch Mose. In der Bibliographie habe ich auf Kühling und Kitchen verwiesen. Kühling hat in seiner Doktorarbeit die Datierung der Genesis-P-Stücke behandelt und geht dort ausführlich auf 1. Mose 17 ein. Kitchen beschreibt in seinem Buch "Ancient Orient and Old Testament" prinzipiell diese Bundesschlüsse und zeigt, dass die Quellenentscheidungstheorie Unsinn ist.
Zur Erklärung: Wer ist Kitchen? Kitchen ist heute der anerkannte Ägyptologe schlechthin, einer der führenden weltweit. Er ist gläubig und hat als Altorientalist dieses Buch geschrieben. Er sagt, was die Theologen im 19. Jahrhundert geleistet haben, seien Schreibtischtheorien. Sie haben unser Material aus dem Nahen Osten überhaupt nicht berücksichtigt. Hätten sie das getan, wären sie nie auf diese Ideen gekommen.
Zum Beispiel findet man in Ägypten Texte, von denen man weiß, dass sie von einem Autor stammen. Dort werden verschiedene Götternamen für denselben Gott verwendet. Das kann unmöglich von zwei Quellen herrühren. Oder man findet genau das Schema, dass etwas im Überblick beschrieben wird und dann in einem zweiten Abschnitt nochmals darauf eingegangen wird. Das ist genau wie in 1. Mose 1 und 2: 1. Mose 1 gibt die Übersicht, und Kapitel 2 geht auf die Details ein, nimmt also Bezug auf den ersten Abschnitt und vertieft ihn.
Solche Schreibweisen waren im Nahen Osten oder Mittleren Osten üblich. Das haben die Theologen damals nicht berücksichtigt.
Umgang mit Quellen und Vorurteile in der liberalen Theologie
Und dann zum nächsten Punkt: Die Quellen werden nicht ernst genommen, man unterstellt ihnen Betrug.
Es ist jedoch ganz wichtig, dass man in der Geschichtswissenschaft und in der Archäologie, wenn man einen Text findet, zunächst davon ausgeht, dass dieser Text glaubwürdig ist. Das entspricht dem Prinzip „in dubio pro reo“ – im Zweifel für den Angeklagten –, wie es vor Gericht gilt. Man darf also nicht vorverurteilen.
Wenn man jemanden als Zeugen in Frage stellt, muss man den Beweis dafür erbringen. So wird es in der Geschichtswissenschaft gehandhabt. Man geht also bei den Quellen zuerst mit einer positiven Haltung heran. Das ist die übliche Vorgehensweise.
Nur die Theologen – und hier muss ich besonders die liberalen Theologen nennen – haben es anders gemacht. Sie erlauben sich etwas, was man sich in anderen wissenschaftlichen Disziplinen niemals erlauben dürfte.
Darum habe ich geschrieben: Ein solches Vorgehen ist in der Geschichtswissenschaft und in der Archäologie nicht erlaubt.
Widersprüche innerhalb der liberaltheologischen Schulen
Nächster Punkt: Die verschiedenen liberaltheologischen Schulen widerlegen sich gegenseitig.
Dies haben wir anschaulich in den über 250 Jahren Geschichte der Bibelkritik gesehen.
Fehlende Funde von Quellenfragmenten
Dann noch der drittletzte Punkt: Das habe ich bereits erklärt. Es wurden niemals irgendwelche Quellen wie J, E, D oder P gefunden.
Widerspruch der liberaltheologischen Geschichtsdarstellung zur Archäologie
Zweitletzter Punkt: Die liberaltheologische Geschichtsdarstellung Israels steht im Widerspruch zur Archäologie und zu den Erkenntnissen der Altorientalistik. Man hat die Geschichte einfach revidiert – ähnlich wie es die Kommunisten getan haben. Wenn die Geschichte nicht passte, wurde sie verändert. Das können alle bestätigen, die aus Osteuropa oder Russland kommen. Die Tatsachen wurden schlicht verdreht.
Genau das Gleiche geschah in der liberalen Theologie mit der biblischen Geschichte. Doch das, was Sie dargestellt haben, steht völlig im Widerspruch zu den Funden aus dem Nahen Osten.
Schließlich ein ganz wichtiger Punkt: Der übernatürliche Ursprung des Pentateuch ist durch erfüllte Prophetie erwiesen. Nehmen wir zum Beispiel 5. Mose 28,64. Dort sagt Mose: Wenn das Volk Israel sich nicht an Gottes Gebote hält, werden alle diese Gerichte über euch kommen. Vers 64 sei hier als Beispiel herausgegriffen, neben vielen anderen.
Dort heißt es: „Und der Herr wird dich unter alle Völker zerstreuen, von einem Ende der Erde bis zum anderen Ende der Erde.“ Wann sind die Juden über die ganze Welt zerstreut worden? Ab dem Jahr 70 nach Christus. Zu diesem Zeitpunkt war der Pentateuch nach den Kritiken schon längst zusammengestellt und galt als Fälschung. Erst ab dem Jahr 70 wurde diese Prophetie erfüllt.
In einem jahrhundertelangen Prozess wurden die Juden aus ihrem Land herausgerissen und über alle fünf Kontinente zerstreut. Dort wurden sie ständig verfolgt, so wie es in Vers 65 heißt: „Und unter jenen Nationen wirst du nicht ruhen, und deine Fußsohle wird keine Ruhestätte finden. Der Herr wird dir dort ein zitterndes Herz geben, erlöschende Augen und eine verschmachtende Seele.“
Dreizehn Millionen Tote, das jüdische Volk auf alle fünf Kontinente zerstreut und über zweitausend Jahre lang gehasst und verfolgt. Wenn ich weiterlese, könnte man meinen, der Verfasser hätte in den KZs des Dritten Reiches zur Zeit Hitlers geschrieben. Vers 66 lautet: „Und dein Leben wird schwebend vor dir hängen, und du wirst dich fürchten, Nacht und Tag, und deinem Leben nicht trauen. Am Morgen wirst du sagen: Wäre es doch Abend, und am Abend wirst du sagen: Wäre es doch Morgen. Wegen der Furcht deines Herzens, womit du dich fürchtest, und wegen des Anblicks deiner Augen, den du erblicken wirst.“
Das ist genau Auschwitz. Und das fünfte Buch Mose soll eine Fälschung sein, eine Lüge? Wie konnte dann dieser vermeintliche Lügner die Zukunft so präzise bis ins zwanzigste Jahrhundert beschreiben? Es ist nicht ein Mensch, der hier Autor ist, sondern es ist Gott, Yahweh, der ewig ist und über Zeit und Raum steht.
Solche Prophetie finden wir nur in der Bibel und in keiner anderen Religion.
Wie hat die Bibelkritik eigentlich begonnen? Man sagte: Gott gibt es, aber es gibt keinen Gott, der zu den Menschen spricht und sich durch sein Wort offenbart. Gerade die erfüllte Prophetie im Pentateuch erschüttert diese ganze philosophische Grundlage.
Es stimmt einfach nicht, was die Aufklärer behauptet haben: Es gibt kein Wort Gottes, keine echte Prophetie. Das wurde ja auch so verfolgt.
Warum hat man Jesaja in mehrere Quellen aufgespalten? Ich habe das schon erwähnt. Ganz einfach: In Kapitel 44 wird der König Kyros von Persien vorausgesagt, wie er die Juden aus der Gefangenschaft zurückkehren lässt und der Tempel und die Stadt wieder aufgebaut werden sollen.
Die Kritiker sagten: Das kann nicht Jesaja geschrieben haben, der um 720 vor Christus lebte. Das geschah erst 538 vor Christus. Wie kann man 170 Jahre im Voraus eine solche Prophetie machen und dann noch den Mann mit Namen nennen? Das geht nicht, also muss ein anderer später geschrieben haben.
Man behauptete, dieser Verfasser habe so getan, als wäre es eine Prophetie, und habe das Werk Jesaja zugeschrieben, um zu sagen: Seht, das haben wir alles vorausgesagt, und jetzt ist es eingetroffen.
Sie sagen also, echte Prophetie sei unmöglich. Deshalb müsse es eine spätere Quelle sein. So haben sie immer wieder argumentiert. Doch wir können ihnen immer wieder zeigen: Die Prophetie hat sich erfüllt, und zwar weit über die angeblich spätere Zeit hinaus, obwohl man das Werk um Jahrhunderte jünger machen wollte.
Aber das fünfte Buch Mose kann man nicht ins zwanzigste Jahrhundert versetzen. Das geht nicht. Die Prophetie geht weiter bis in unsere Zeit und erfüllt sich ganz genau. Damit wird eure materialistische, gottlose Philosophie an den Fundamenten erschüttert.
Wir bauen auf Fakten auf, aber ihr müsst die Augen vor diesen Fakten verschließen.
Damit sind wir am Ende. Die Bibelkritik ist am Ende, und wir sind am Schluss.
Erfüllte Prophetie als Beweis für den übernatürlichen Ursprung des Pentateuch
Bitte geben Sie den Text ein, den ich überarbeiten soll.
