Zum Inhalt

Wie die Bibel entstanden ist!

Wie die Bibel entstanden ist!, Teil 2/2
06.01.2018
SERIE - Teil 2 / 2Wie die Bibel entstanden ist!

Inneraltestamentliche Bezüge und prophetische Bestätigung

Interessante Feststellung unter dem Titel "Das Alte Testament im Alten Testament": Es gibt zahlreiche inneraltestamentliche Bezüge. Ein Beispiel findet sich in Jeremia 26,17-19. Wir befinden uns in der Zeit des Propheten Jeremia, kurz vor dem Untergang Jerusalems durch die Babylonier.

Jeremia trat damals als Prophet auf und verkündete, dass Jerusalem zerstört und das jüdische Volk nach Babylon deportiert werden würde. Viele falsche Propheten widersprachen ihm jedoch und sagten: „Nein, es wird alles gut kommen. Friede, Friede“ – Shalom, Shalom – das war ihre Botschaft. Sie wollten Jeremia sogar als falschen Propheten töten.

In Jeremia 26 wird berichtet, dass sich einige Leute für Jeremia einsetzten. Sie argumentierten, dass bereits Micha, der Moraschtiter, vorausgesagt hatte, dass Jerusalem zerstört werden würde. Damit konnten sie beweisen, dass Jeremia nichts anderes sagte als frühere Propheten, die ebenfalls den Untergang Jerusalems verkündet hatten.

Dies zeigt, dass der kleine Prophet Micha damals schon anerkannt war. In Bezug auf Jeremia konnte man nun argumentieren: „Schaut, er ist kein falscher Prophet, weil er vom Untergang Jerusalems spricht. Das stimmt mit der bisherigen Bibel überein.“

Ein weiteres Beispiel findet sich in Daniel 9. Dort, am Ende der babylonischen Gefangenschaft, liest der Prophet Daniel im Buch Jeremia. Er liest die Stelle aus Kapitel 27, in der gesagt wird, dass die babylonische Herrschaft siebzig Jahre dauern wird. Daniel liest dies im Jahr 539 v. Chr., genau am Ende dieser siebzig Jahre.

Die Babylonier hatten zuvor das assyrische Reich, das die Weltherrschaft innehatte, zum Einsturz gebracht. Ein großer Erfolg war die Eroberung der Hauptstadt Ninive, gemeinsam mit den Medern und Skythen. Diese Eroberung war im Buch Nahum im Detail vorausgesagt und wurde 612 v. Chr. erfüllt, als Ninive fiel.

Es folgten noch drei weitere Kriegsjahre. Im Jahr 609 v. Chr. war Babylon die absolute Weltmacht. Von 609 bis 539 v. Chr., dem Jahr, in dem die Perser und Meder Babylon eroberten, vergingen genau siebzig Jahre.

Daniel liest im Buch Jeremia von diesen siebzig Jahren und erkennt: Jetzt ist die Zeit gekommen, in der unser Volk wieder heimkehren darf ins Land der Väter. Dies geschah noch im selben Jahr. So haben wir hier erneut einen innerbiblischen Bezug im Alten Testament.

Diese beiden Beispiele sind nur kleine Ausschnitte. Das gesamte Alte Testament ist voller solcher Bezüge. Ein Buch von Abba ben David, „Macbilot bar Mikra – Parallels in the Bible“, erschienen 1972 in Jerusalem, stellt alle Parallelen im Alten Testament nebeneinander in Spalten dar.

Dadurch kann man die Parallelen in Chronik und Könige oder innerhalb der Propheten sowie zwischen Samuel, Königen und Propheten sofort vergleichen. Alles ist wunderbar in Parallelen zusammengestellt. Wer dieses Buch studiert, ist überwältigt von den vielen inneraltestamentlichen Bezügen.

Historische Entwicklungen und sprachliche Voraussetzungen für das Neue Testament

Nun, wir haben gesehen, dass das Alte Testament mit Maleachi, etwa 420 v. Chr., zu Ende ging.

Etwas später begann der Feldzug von Alexander dem Großen. Zwanzigjährig und mit zehntausend Männern brach dieser Mann von Griechenland, von Europa, auf. Innerhalb von zehn Jahren stürzte er das gesamte medopersische Weltreich, das damals bis nach Indien reichte. In diesem weiten Gebiet verbreitete er die griechische Sprache und Kultur.

So wurde Griechisch, ausgehend von Europa, über afrikanische Gebiete, insbesondere Ägypten, bis weit über den Indus hinaus zur Weltsprache. Man kann sagen, Griechisch war damals das Englisch der damaligen Zeit. Dieser Zeitraum erstreckte sich von 336 bis 323 v. Chr.

Griechisch wurde in diesem gesamten Raum auf drei Kontinenten – Europa, Afrika und besonders Asien – zur Weltsprache. Sie wissen bereits, dass das Neue Testament auf Griechisch verfasst wurde, also in einer Sprache, die von den meisten Menschen gleichzeitig verstanden werden konnte. Diese Entwicklung war bereits vorbereitet.

Was wir heute als die 400 Jahre ohne Propheten bezeichnen, war keine Zeit, die einem schwarzen Loch glich. Nein, in dieser Phase erfolgte in Etappen eine Vorbereitung auf das Neue Testament und die Frohe Botschaft.

Ein weiterer wichtiger Schritt in dieser Vorbereitung war die Übersetzung des Alten Testaments ins Griechische um 280 v. Chr. in Ägypten. Viele Juden lebten damals im Ausland und konnten kaum noch Hebräisch oder nur sehr schlecht. Deshalb war es notwendig, für die Synagogen außerhalb des Landes eine griechische Übersetzung bereitzustellen.

So entstand die Septuaginta, die erste Bibelübersetzung ins Griechische. Sie wurde später auch Teil der antiken Bibliothek von Alexandria. Da diese Bibliothek heute nicht mehr existiert, habe ich die heutige Universitätsbibliothek in Alexandria fotografiert – symbolisch für den Ort, an dem die Bibel aufbewahrt wurde.

Diese Übersetzung war von großer Bedeutung. Sie ermöglichte es Nichtjuden – der biblische Ausdruck dafür ist „Heiden“, was nichts Wertendes bedeutet, sondern einfach „Nichtjuden“ meint – erstmals Zugang zum gesamten Alten Testament zu erhalten. So konnten sie sich informieren, was die Juden genau glaubten.

Das war eine wichtige Vorbereitung, denn die Septuaginta wirkte als Brücke zwischen dem Alten und dem Neuen Testament. Im Neuen Testament, das auf Griechisch verfasst wurde, wird das Alte Testament sehr oft zitiert – hunderte Male. Häufig wurden dabei die Texte der Septuaginta verwendet.

Diese griechische Bibel war die Grundlage, die die Apostel benutzten, um auf Griechisch zu predigen. Allerdings muss ich anmerken, dass im Neuen Testament manchmal auch direkt aus dem Hebräischen ins Griechische übersetzt wurde. Es ist also nicht immer die Septuaginta, die zitiert wird. Dennoch spielt die Septuaginta eine ganz wichtige Rolle als Brücke zum Neuen Testament und als Türöffner für Nichtjuden.

Römische Herrschaft und ihre Bedeutung für die Verbreitung des Evangeliums

Um 63 vor Christus kam es zum Einmarsch der Römer in Jerusalem, und zwar am Jom Kippur. Dabei richteten die Römer ein schreckliches Massaker unter den Juden an. So gelangte das Land der Juden unter die römische Herrschaft.

Die Römer vereinigten den Mittelmeerraum zu einer politischen Einheit, wie man hier auf der Karte sehen kann. Mit Kaiser Augustus begann die sogenannte Pax Romana, der römische Frieden. Dieses Gebiet des Römischen Reiches war ein befriedetes Gebiet. Man konnte also von Asien durch Afrika, da im Norden, reisen und nach Europa gelangen, ohne befürchten zu müssen, dass irgendwo Kriegsgebiet herrschte.

Das gesamte Gebiet war befriedet, und diese Pax Romana war eine wichtige Vorbereitung im Hinblick auf das Neue Testament und die Verbreitung der Botschaft des Neuen Testaments unter den nichtjüdischen Völkern. Auf drei Kontinenten konnte die frohe Botschaft von Jesus Christus, dem gekommenen Messias für Israel und alle Völker, mit höchster Geschwindigkeit verkündet und verbreitet werden.

Dazu kommt, dass die Römer ein gewaltiges Straßennetz aufgebaut hatten – etwa 80.000 Kilometer. Daraus entstand der Ausdruck "Alle Wege führen nach Rom". Dies trug wesentlich dazu bei, dass die ersten Boten von Jesus Christus die gute Nachricht eilig im gesamten Römischen Reich verbreiten konnten.

Die Römer hatten außerdem einen hochentwickelten Schiffsverkehr auf dem Mittelmeer eingerichtet. In der Apostelgeschichte im Neuen Testament werden die Reisen des Apostels Paulus beschrieben. Dort wird deutlich, wie wichtig der Schiffsverkehr im Mittelmeer für die schnelle Verbreitung des Evangeliums war. Auch dies war eine Vorbereitung des Evangeliums durch die römische Herrschaft.

Ein weiterer Punkt sind die Synagogen im Römischen Reich. Es gab viele Juden, die im Ausland lebten – nicht nur in Ägypten, sondern auch in Nordafrika, in Kleinasien (dem heutigen Türkei) und Syrien sowie in vielen Teilen Europas. Überall, wo diese Juden lebten, richteten sie Synagogen ein, besonders in großen Ballungszentren.

In diesen Synagogen wurde das Alte Testament gepredigt. Dabei benutzte man weitgehend die Septuaginta, die griechische Übersetzung der hebräischen Bibel. So wurde die Kenntnis des einen Gottes der Bibel im Mittelmeerraum durch die Juden schon in alttestamentlicher Zeit verbreitet.

Die Sehnsucht nach dem ewigen Gott und die Vorbereitung auf das Neue Testament

Und jetzt kommt eine historische Beobachtung hinzu. Vor 2000 Jahren gab es im Römischen Reich sehr viele Menschen, die die Nase voll hatten von den unmoralischen griechisch-römischen Göttern wie Zeus, Apollo und anderen. Diese Götter trieben Ehebruch, entführten Menschen – wie Zeus, der Europa entführt hat – und verübten Vergewaltigungen. Das war abscheulich. Und dennoch sollten sie Vorbilder für die Menschen und ihre Kinder sein. Wenn man eine solche Religion in der Familie weitergibt, was gibt man dann weiter?

Viele Menschen hatten wirklich genug von solchen Mythologien und sehnten sich nach einem ewigen, gerechten Gott der Liebe. In der Synagoge hörten sie von einem anderen Gott. Dort sprach man nicht von Göttern wie Zeus und Apollo, sondern von einem ewigen Gott, der die ganze Welt erschaffen hat. Dieser Gott hatte sich auch in der Geschichte als lebendiger Gott erwiesen.

Viele gingen zu den Synagogengottesdiensten, hörten zu und lernten aus dem Alten Testament. So wurde ihre Sehnsucht nach dem ewigen und allmächtigen Gott beantwortet. Viele Nichtjuden waren somit bereits auf die Botschaft des Neuen Testaments vorbereitet. Diese Botschaft ist die Antwort auf das Alte Testament, die Verheißung, dass der Messias kommen wird. Das Neue ist die Erfüllung: Der Messias, der Erlöser, ist gekommen – für Israel und alle Völker.

Jesus Christus als Erfüllung der alttestamentlichen Verheißungen

Und tatsächlich wurde Jesus Christus vor zweitausend Jahren in Bethlehem geboren, am Knotenpunkt der drei Kontinente Europa, Asien und Afrika. Er predigte in Israel und sogar über die Grenzen Israels hinaus, bis in das Gebiet des heutigen Libanon und auch bis ins Gebiet des heutigen Jordanien.

Im Jahr 32 wurde er auf dem Golgatha-Felsen vor den Toren Jerusalems gekreuzigt. Dies geschah in Erfüllung der Prophetie des Alten Testaments: Der Messias würde kommen und für unsere Sünden sterben, als Opfer. So steht es in Jesaja 53.

Hunderte von Zeugen konnten das weitergeben, was sie wirklich gesehen hatten. Am dritten Tag ist Jesus Christus auferstanden. Diese Nachfolger schrieben schließlich das Neue Testament, eine Sammlung von 27 Büchern, von Matthäus bis Offenbarung. Diese Schriften entstanden in den Jahren zwischen 32 und 100 nach Christus.

Ganz wichtig ist: Nur Bücher, die von den durch Jesus Christus eingesetzten Aposteln geschrieben wurden, wurden als inspirierte Schriften anerkannt. Jesus Christus hatte Apostel eingesetzt und ihnen seine Autorität gegeben. Er sagte: „Wer euch aufnimmt, nimmt mich auf“ (Matthäus 10). „Wer euch verwirft, verwirft mich.“ So übertrug er seine Autorität diesen zwölf Aposteln.

Nur solche Propheten, die von diesen Aposteln anerkannt wurden – den Zwölfen für die zwölf Stämme Israels – und von dem Apostel Paulus, der als Apostel für die nichtjüdischen Völker eingesetzt wurde, galten als biblische Schreiber. Nur diese Propheten wurden als inspiriert anerkannt und durften als Autoren der biblischen Bücher gelten.

Die Kirche als geistlicher Tempel und die Grundlage der Apostel und Propheten

Der Apostel Paulus sagt in Epheser 2,20: Die Gemeinde, die Kirche – hier muss das Wort natürlich erklärt werden. Kirche im Neuen Testament meint nicht ein Gebäude mit einem Turm, sondern die Summe aller, die an Jesus Christus glauben als ihren Herrn und Erlöser. Es sind alle, die ihre persönliche Schuld eingesehen, Gott im Gebet bekannt und bereut haben und das Opfer von Jesus Christus, das an ihrer Stelle geschah, für sich in Anspruch genommen haben. Diese bilden die Kirche, die Gemeinde.

Dabei ist es unerheblich, ob es Juden oder Nichtjuden aus anderen Völkern sind. Das ist die Kirche. Von dieser Kirche heißt es in Epheser 2,20, sie sei aufgebaut auf die Grundlage der Apostel und Propheten.

Hier finden wir einen architektonischen Begriff: die Grundlage. Ich lese nochmals Epheser 2,20: „aufgebaut auf die Grundlage der Apostel und Propheten, in welchem Jesus Christus selbst der Eckstein ist, in welchem der ganze Bau wohl zusammengefügt wächst zu einem heiligen Tempel im Herrn.“

Der Apostel Petrus schreibt in 1. Petrus 2, dass alle Gläubigen, die zur Kirche gehören, zusammen einen geistlichen Tempel bilden, den Tempel Gottes. Jeder Gläubige ist ein lebendiger Stein an diesem Tempel. So erklärt hier der Apostel Paulus: Dieser Tempel ist aufgebaut auf die Grundlage der Apostel und Propheten, und Jesus Christus ist der Eckstein.

Das ist eine Anspielung auf den Tempel in Jerusalem. Dieser Tempel war so gebaut: Hier sehen Sie den Felsen, der heute im Felsendom auf dem Tempelplatz in Jerusalem liegt. Es ist der natürliche Gipfel des Berges Moria oder Zion, wie er in der Bibel auch genannt wird. Auf diesem Felsen hatte Salomo das Tempelhaus gebaut, speziell das Allerheiligste.

Man sieht heute noch die Vertiefung, die er für die Bundeslade mit den entsprechenden Maßen gemacht hatte. Nach Osten geht dieser Fels wie eine Rampe hinunter, und das Felsniveau liegt dort etwa drei Meter fünfzehn tiefer.

Im Tempel zur Zeit Jesu wurde dieser Höhenunterschied ausgeglichen, indem man große Steine auf das Felsfundament legte. Das erklärt, warum hier gesagt wird: aufgebaut auf die Grundlage der Apostel und Propheten. Diese Steine, diese Bausteine, symbolisieren die Apostel und Propheten des Neuen Testaments.

Aber der eigentliche Fels, das eigentliche Fundament, ist Jesus Christus. Dieser Fels wird hier Eckstein genannt. Warum? Weil der Tempel nach der natürlichen Position dieses Felsens gebaut wurde. Sie können das nachprüfen: Gehen Sie nach Jerusalem, zur Ostmauer mit dem goldenen Tor. Diese Mauerlinie hat sich seit König Salomo nicht verändert.

Vergleicht man die natürliche Westkante des Felsens im Felsendom mit dieser Ostmauer, sieht man, dass sie parallel verlaufen. Das bedeutet, dieser Fels hat als Eckstein gedient. Der Eckstein war in der Antike immer der Stein, der die Mauerlinien durch seine Position bestimmte.

So ist dieser Eckstein ein Hinweis auf Jesus Christus. Von ihm heißt es in 1. Korinther 3,11: „Einen anderen Grund kann niemand legen außer dem, der gelegt ist, welcher Jesus Christus ist.“

Das Fundament der Kirche, das Felsfundament, ist also Jesus Christus, der Erlöser. Auf diesem Felsfundament liegt das Steinfundament, das die Apostel und Propheten symbolisiert, und darauf ist der Tempel aufgebaut.

Deshalb wurden nur Bücher für das Neue Testament anerkannt, die nachweislich von diesen zwölf Aposteln oder vom Apostel Paulus geschrieben wurden oder von Propheten, die durch diese Apostel anerkannt waren.

Anerkannte Autoren und die Abgrenzung von Fälschungen

Wer waren diese Propheten? Markus, der das Markus-Evangelium geschrieben hat. Man könnte sagen, das sei kein prophetisches Buch, sondern ein Evangelium. Es beschreibt das Leben von Jesus Christus und die Prophetien über ihn. Doch es wurde von einem inspirierten Schreiber verfasst und ist daher prophetisch, ähnlich wie bei Josua Richter.

Geschichtsbücher wurden ebenfalls von Propheten geschrieben. Markus war zwar nicht einer der zwölf Apostel, wurde aber vom Apostel Petrus anerkannt, der auch offiziell sein Evangelium bestätigte.

Das Lukasevangelium wurde von Lukas, einem Arzt, geschrieben. Er war als Prophet durch den Apostel Paulus anerkannt. Deshalb wurde das Lukasevangelium als Gottes Wort akzeptiert.

Weiterhin wurde der Jakobusbrief von Jakobus, dem Halbbruder des Herrn, verfasst. Der Judasbrief stammt von Judas, ebenfalls einem Halbbruder des Herrn, nicht von Judas Iskariot, dem Verräter. Diese Männer wurden von den Aposteln als Propheten anerkannt. Daher wurden ihre Briefe als neutestamentliche Schriften akzeptiert.

Die frühen Christen führten sehr genaue Untersuchungen durch, um herauszufinden, wer diese Bücher geschrieben hatte. Erstaunlicherweise ist festzuhalten, dass sie auf keine einzige Fälschung hereingefallen sind. Ab dem zweiten Jahrhundert, nachdem die Apostel bereits gestorben waren, wurden einige gefälschte Bücher verfasst, die heute noch existieren. Ein Beispiel ist das Thomas-Evangelium, das in der Forschung auf etwa 140 nach Christus datiert wird. Der Apostel Thomas war zu diesem Zeitpunkt längst verstorben.

Der letzte Apostel, der noch lebte, nachdem alle anderen gestorben waren, war Johannes. Er starb um das Jahr 100 nach Christus, zu Beginn der Herrschaft von Kaiser Trajan. Das Thomas-Evangelium wurde also von einem Betrüger verfasst, der den Namen Thomas benutzte.

Die Christen fielen jedoch nicht auf diese Fälschungen herein, sondern verworfen sie. Auch vom Judas-Evangelium, einer Fälschung aus dem dritten Jahrhundert nach Christus, hatten sie gehört, lehnten es aber ebenfalls ab.

Interessanterweise finden manche moderne Menschen solche Schriften faszinierend. Sogar im Spiegel werden sie erwähnt. Das ist erstaunlich, denn der Spiegel hat schon viele unwissenschaftliche Dinge über das Christentum veröffentlicht. Das ist für mich peinlich, denn es wird oft behauptet, das Christentum sei eine große Wissenschaft – dabei ist das nicht der Fall.

Die frühen Christen gingen sehr sorgfältig vor und prüften alles genau. Wenn etwas nicht authentisch war, wurde es verworfen. Deshalb enthalten die Bibeln, die heute von Bibelgesellschaften verbreitet werden, keine solchen Fälschungen. Man findet darin nur die authentischen siebenundzwanzig Bücher.

Innerneutestamentliche Bestätigungen und Kanonbildung

Interessant ist, dass in 2. Petrus 3,15 der Apostel Petrus über die Briefe des Apostels Paulus spricht. Dort erwähnt er sogar den Hebräerbrief. Er spricht von einem Brief, den Paulus an dieselben Leute geschrieben hatte, an die auch Petrus seine Briefe gerichtet hatte.

Petrus schrieb seine beiden Briefe an die Juden in der Diaspora, insbesondere in der heutigen Türkei. Er erwähnt dabei verschiedene Provinzen. Nun gibt es ein Rundschreiben von Paulus an Juden, und Petrus zählt diesen Brief an dieser Stelle zu den Heiligen Schriften.

Welcher Brief kann das sein? Der erste Korintherbrief oder der zweite Korintherbrief? Nein, diese wurden an die Gemeinde von Korinth geschickt. Der Epheserbrief kommt ebenfalls nicht in Frage, ebenso wenig der Kolosserbrief oder die Thessalonicherbriefe. Auch der Römerbrief ist nicht gemeint. Es bleibt nur der Hebräerbrief, der an Juden gerichtet war, von Paulus geschrieben wurde und hier zu den Heiligen Schriften gezählt wird.

Weiterhin bestätigt Paulus das Lukasevangelium in 1. Timotheus 5,18. Er zitiert dort aus dem fünften Buch Mose, der Tora, und dann gleich noch aus Lukas 10, mit dem Satz: "Der Arbeiter ist seines Lohnes wert." Diese beiden Zitate fasst er zusammen als Wort der Heiligen Schrift. Das heißt, er stellt das Lukasevangelium auf dieselbe Stufe wie die Tora. Das ist eine gewaltige Aussage.

Außerdem erwähnt der zweite Petrusbrief den ersten Petrusbrief in 2. Petrus 3,1. Der Judasbrief nimmt in Kapitel 1, Vers 17 direkten Bezug auf den zweiten Petrusbrief. Man sieht also diese innerneutestamentlichen Bezüge.

Allein durch den Hinweis von Petrus auf die Briefe des Paulus, die zur Heiligen Schrift gehören, haben wir bereits die Bestätigung von vierzehn der siebenundzwanzig Bücher des Neuen Testaments. Dann kamen noch die Petrusbriefe hinzu, womit wir bei sechzehn sind, und das Lukasevangelium macht siebzehn.

So musste man nicht warten, bis irgendwann ein Konzil im vierten Jahrhundert tagte und beschloss, welche Bücher zum Neuen Testament gehören. Für manche mag das eine große Enttäuschung sein, denn Bestseller wie Dan Brown landen damit wirklich im Papierkorb.

Es hat nämlich nie ein ökumenisches Konzil gegeben, das beschlossen hätte, welche Bücher zum Neuen Testament gehören. Kein Konzil! Dabei hat das Wort „ökumenisch“ nichts mit der heutigen Ökumene zu tun. Ein ökumenisches Konzil bedeutet eine Zusammenkunft von Bischöfen, die die ganze damalige Christenheit vertreten haben. Das Wort „ökumenisch“ kommt von oikoumene, dem Erdkreis.

Ein ökumenisches Konzil wäre also ein Konzil, das die gesamte Christenheit vertreten hat. Aber keines dieser Konzile, wie das Konzil von Nizäa oder Konstantinopel im vierten Jahrhundert oder Ephesus im fünften Jahrhundert, hat die Kanonfrage beschlossen.

„Ja, aber“, sagt jemand, „im Konzil von Hippo in Nordafrika 397 wurde die Kanonfrage behandelt.“ Ja, das war ein lokales Konzil und hatte keine Bedeutung für die weltweite Christenheit.

Wenn also jemand behauptet, der Kanon sei im vierten Jahrhundert, in der konstantinischen Zeit, beschlossen worden, dann sollte man ruhig fragen: „Kannst du den Konzilstext zeigen?“ Diesen wird man nie bekommen.

Warum ist die Christenheit dann so einig über diese 27 Bücher? Ob katholische Bibel, lutherische Bibel oder reformierte Bibel – alle haben dieselben 27 Bücher. Wie kommt das?

Es wurde nie zentral beschlossen. Der Kanon musste erkannt werden. Man musste erkennen, welche Bücher von den Aposteln und von den von ihnen anerkannten Propheten geschrieben wurden. Und das war es. So einfach.

Natürlich wurden auch weitere Bücher geschrieben, zum Beispiel der Clemensbrief aus der Zeit um 100 nach Christus. Es gibt viele Schriften der sogenannten Apostolischen Väter, Bibellehrer der frühen Christenheit, besonders aus dem zweiten Jahrhundert, und später die Kirchenväter, die ebenfalls viele Bücher schrieben.

Aber keiner dieser Schreiber hat gesagt, er sei inspiriert. Deshalb wurden diese Schriften ganz natürlich nicht als Gottes Wort anerkannt.

So ist es also ganz natürlich gegangen. Und doch weiß die Christenheit bis heute mit großer Klarheit, welche Bücher zum Neuen Testament gehören.

Die Bewahrung des Alten Testaments und die Einheit der Bibel

Und was das Alte Testament anbetrifft, so sagt der Apostel Paulus in Römer 3, dass die Aussprüche Gottes dem jüdischen Volk anvertraut worden waren. Das jüdische Volk musste also den Prophetentest durchführen. Erstens stimmten die Prophezeiungen mit der Tora überein, und zweitens hat sich keine einzige Prophetie als falsch erwiesen. So anerkannten sie die Bücher von Mose bis Maleachi, und danach gab es keine weiteren Propheten mehr.

Dies musste man nicht erst zweitausend Jahre später in Trient in Italien beschließen, dass noch vierzehn weitere Bücher dazugehören. Das geht natürlich nicht, denn diese Aussprüche Gottes, wie sie in Römer 3 beschrieben sind, wurden dem jüdischen Volk anvertraut. Sie mussten den Test zu der Zeit durchführen, als diese Propheten auftraten. Später, im sechzehnten Jahrhundert, konnten wir nicht mehr prüfen, was diese Propheten gesagt hatten oder nicht.

In Bezug auf das Neue Testament mussten die frühen Christen den apostolischen Test durchführen, und das haben sie wirklich gründlich getan. Das Neue Testament und das Alte Testament zusammen bilden ein Buch mit sieben Teilen.

In Lukas 24 erklärt der Herr Jesus seinen Jüngern die Prophezeiungen, die sich durch sein Kommen erfüllt haben. Dort heißt es, dass er zeigte, was geschrieben war im Gesetz Mose, in den Propheten und in den Psalmen. Man sieht, dass der Herr Jesus die Dreiteilung der hebräischen Bibel anerkennt: Tora, Nevi'im und Ketuvim.

In Johannes 14 bis 16 kündigte der Herr den Heiligen Geist an, der an Pfingsten ausgegossen werden sollte. Er sagt, der Heilige Geist werde euch an alles erinnern, was ich zu euch geredet habe. Das war ein Hinweis auf die Abfassung der vier Evangelien, die durch diese spezielle Erinnerung des Heiligen Geistes an die Worte Jesu möglich wurde.

Im weiteren Verlauf, in Johannes 15 am Schluss, sagt Jesus: Der Heilige Geist wird kommen und von mir Zeugnis ablegen, und ihr werdet Zeugnis ablegen von mir. Das war bereits ein Hinweis auf die Abfassung der Apostelgeschichte. Dort wird das Zeugnis von Jesus Christus in den ersten dreißig Jahren, vom Jahr 32 bis ins Jahr 62, beschrieben. Dies ist die einzige von Gott inspirierte Kirchengeschichte, wie Lukas sie verfasst hat. So werden die ersten dreißig Jahre des christlichen Zeugnisses dargestellt.

Weiterhin sagt Jesus in Johannes 16, der Heilige Geist, wenn er gekommen ist, wird euch in die ganze Wahrheit führen. Die ganze Wahrheit finden wir in den einundzwanzig Briefen der Apostel und Propheten im Neuen Testament. Dort wird die apostolische Lehre mit den Geheimnissen entfaltet – Wahrheiten, die man im Alten Testament nicht findet, sondern die Gott den Aposteln neu offenbart hat. Dort haben wir die volle Wahrheit.

Jesus sagt in Johannes 16 weiter: Und das Kommende wird er euch verkündigen. Dieser Hinweis hat sich besonders durch die Abfassung des einzigen hundertprozentig prophetischen Buches im Neuen Testament, der Offenbarung, erfüllt.

So haben wir also das Alte Testament: Gesetz, Propheten und Schriften. Dann folgen die Evangelien, die Erinnerung nach Johannes 14. Die Apostelgeschichte, das Zeugnis des Heiligen Geistes, dann die Briefe mit der vollen Wahrheit und schließlich die Offenbarung, das Kommende.

Diese sieben Teile symbolisieren, wie wir spätestens seit dem ersten Kapitel der Bibel wissen, Vollkommenheit und Perfektion. Mit dem sieben Tage Werk war die Welt vollkommen erschaffen durch Gott.

Was steht im Mittelpunkt dieser sieben Teile, im Zentrum? Die Evangelien. Das ist der Höhepunkt der Heilsgeschichte. Das Alte Testament kündigte den Messias an, und die Evangelien zeigen: Gott wurde Mensch und wohnte unter uns. Jesus Christus, der ewige Sohn Gottes, wurde Mensch, damit er als Mensch für uns Menschen sterben konnte – der Gerechte für die Ungerechten –, damit er uns zu Gott führt. So steht das im Zentrum. Alles andere weist auf diesen einen hin, den Retter der Welt.

Die Inspiration der Bibel als göttliche Offenbarung

Und zum Schluss noch ein Wort zur Inspiration der Bibel. Paulus, der Apostel Paulus, schreibt in 2. Timotheus 3,16: „Alle Schrift ist von Gott inspiriert und nütze zur Lehre.“

Warum sagt er „alle Schrift“? Der Ausdruck „die Schrift“ war im Judentum ein klarer Begriff für die inspirierten Bücher des Alten Testaments. Paulus sagt hier „alle Schrift“, damit wir verstehen, dass es im Zusammenhang um das Alte Testament und die Lehre von Paulus und den anderen neutestamentlichen Autoren geht.

Dann fasst Paulus zusammen: „Alle Schrift“ meint die ganze Bibel, also Altes und Neues Testament, und dass diese von Gott inspiriert ist.

„Von Gott inspiriert“ lautet auf Griechisch „Theopneustos“. Dieses Wort bedeutet „von Gott gehaucht“. Wenn ich spreche, ist das nur möglich, weil ich immer wieder tief einatme. Der Luftstrom, der von unten kommt, geht durch meine Stimmbänder und dann durch den Rachenraum. Zwischen Zähnen und Zunge hindurch, zwischen den Lippen wird der Ton geformt, sogar beim Aussprechen von Lauten wie „B“ oder „W“. Kommunikation ist also unmöglich, wenn nicht dieser Hauch da wäre.

Das heißt, wenn es hier heißt „von Gott gehaucht“, dann bedeutet das die direkte Rede von Gott – Gott spricht.

Es gibt jedoch eine falsche Lehre, die besagt, die Bibel enthalte Gottes Wort. Das ist falsch. Das ist ein Trick der modernen Theologie, zu sagen: „Für mich ist das Gottes Wort, und für jemand anders ist das Gottes Wort.“ So wählt jeder aus, was ihm passt, um an den Stellen in der Bibel, die ihm nicht passen, einfach vorbeizugehen.

Die Bibel enthält Gottes Wort – aber das ist etwas ganz anderes, als zu sagen: Die Bibel ist Gottes Wort.

Hier steht: „Alle Schrift ist von Gott gehaucht.“ Das heißt, durch diese geschriebene Bibel spricht Gott direkt zu uns Menschen.

Das bedeutet: Die ganze Bibel ist Gottes Wort. Gott spricht aktiv zu uns, wenn wir die Bibel lesen. Sie ist Gottes Rede in schriftlich fixierter Form.

Das ist noch mehr, als wenn man korrekt sagen würde, die Schreiber der Bibel seien inspiriert. Das wird so gelehrt in 2. Petrus 1,21.

Aber dann könnte immer noch jemand sagen: „Ja, aber vielleicht haben diese Schreiber auch eigene Gedanken, Gefühle und Weltbilder mit in die Bibel hineingenommen.“

Hier steht jedoch nicht: „Die Bibelschreiber sind von Gott inspiriert“, sondern: „Die Schrift“, also das Endprodukt der Bibelschreiber, ist Gottes Wort – das Geschriebene, die direkte Rede Gottes zu uns.

Da wird klar: Es ist keine Mischung aus menschlichen Ideen und Gottes Wort, sondern es ist Gottes Wort, so direkt an uns gerichtet.

Die Bibel ist von Gott inspiriert – Altes und Neues Testament.

Die Bedeutung eines verbindlichen Wortes Gottes für die Glaubensgemeinschaft

Und warum ein Buch?

Manche Intellektuelle sagen manchmal recht abgehoben: Was ist das für ein Gott, der durch ein Buch zu uns Menschen sprechen will? Stellen Sie sich vor, wir hätten kein Buch von Gott. Dann würde das so ablaufen: Herr Müller sagt, in der letzten Nacht habe ich einen Traum gehabt, eine Vision. Und Herr Neufeld sagt, gestern Nachmittag hatte ich eine Vision, war auf dem Balkon, ein bisschen abgehoben, und plötzlich hat Gott zu mir gesprochen – aber er hat mir genau das Gegenteil gesagt.

Auf wen hören Sie da? Auf Herrn Müller oder auf Herrn Neufeld? Und das sind ja erst zwei Personen, nicht wahr? Dann würde Gott zu allen Menschen sprechen, und jeder käme mit seiner eigenen Lehre. Das wäre ein heilloses Durcheinander.

Aber hier haben wir die Heilige Schrift. Sie können Ihre Bibel zuhause nehmen, und ich nehme meine Bibel. Wenn Sie sagen, Gott hat das und das gesagt, und ich sage, „Nein, Gott hat das und das gesagt“, dann müssen wir zusammen die Bibel nehmen, aufschlagen und lesen, was dort steht. In welchem Zusammenhang ist das geschrieben?

So haben wir eine gemeinsame Grundlage, auf der man Gottes Willen erkennen kann. Man kann nicht einfach willkürlich und subjektiv vorgehen.

Das ist übrigens das große Problem der charismatischen Bewegung. Sie sagen: Ja, natürlich haben wir die Bibel, aber Gott inspiriert auch heute noch. Daraus entsteht ein heilloses Chaos. Der eine Prophet sagt dies, der andere das, und viele der Prophezeiungen sind nachweislich nicht eingetroffen.

Die großen Propheten dieser Bewegung haben zum Beispiel gesagt, im Jahr 2000 werde die größte Erweckung aller Zeiten in Europa und Nordamerika kommen. Das ist ausgeblieben; es waren falsche Propheten. Und wo sind diese heute? Viele von ihnen wirken noch immer, obwohl nichts geschehen ist. Das geht natürlich nicht.

In Israel ist tatsächlich etwas geschehen. Das war wirklich real.

Und genau das ist der Punkt: diese Subjektivität, die hineinkommt. Aber Gott hat uns ein Wort gegeben, das als Referenz für die ganze Welt gilt.

Darum ist es so wichtig, die Bibel zu studieren und nicht nur hier und da ein bisschen zu lesen. Dann weiß man ja doch nicht, was in der Bibel wirklich steht. Es ist wirklich wichtig, die Bibel von Anfang bis Ende durchzulesen, wenn man das Ziel hat, die ganze Bibel zu verstehen.

Und es ist wichtig, jeden Tag zu lesen, am Morgen, und Gott vorher zu bitten: Sprich durch dein Wort zu mir!

Dann erlebt man wirklich, dass dieses Wort lebendig und wirksam ist. Gott spricht direkt zu uns und in unser Leben hinein. Das ist eine ganz wunderbare Erfahrung.

Vielen Dank fürs Zuhören.

Vielen Dank an Roger Liebi, dass wir seine Ressourcen hier zur Verfügung stellen dürfen!

Noch mehr Inhalte von Roger Liebi gibt es auf seiner Webseite unter rogerliebi.ch