
Gott sorgt für Dich
Einführung: Die Herausforderung des Sorgenmachens im christlichen Leben
Grüßt euch! Christine hat es angekündigt: Heute geht es um ein Thema, das uns alle irgendwo betrifft – Sorgen machen.
Wie denkst du als Christ über Sorgen? Jemand hat das Sorgenmachen einmal als eine anständige oder ehrenvolle Sünde bezeichnet. Wir Christen wissen, dass wir nicht die Ehe brechen sollen. Wir wissen auch, dass wir nicht stehlen, nicht lügen und uns nicht betrinken sollen. Wenn wir doch etwas in diese Richtung tun, dann machen wir das lieber heimlich und verraten es nicht den anderen. Zumindest prahlen wir nicht damit und tragen es nicht vor uns her.
Ganz anders gehen wir oft mit Sorgen um. Viele von uns sprechen ganz offen und ungeniert über unsere Sorgen – sei es vor einer schlimmen Krankheit oder die Sorge, den Job zu verlieren. Diese Woche habe ich von jemandem Flugangst gehört, also die Sorge vor dem Fliegen. Andere sorgen sich vor Zuwanderungsströmen oder dem Erstarken bestimmter Parteien. Die Älteren fragen sich, ob die Rente mal reichen wird.
Über diese Sorgen redet man eigentlich ganz offen. Sorgen machen verbindet ja auch. Das ist einfach ein Thema, bei dem du schnell Anknüpfungspunkte findest, wenn du mit jemandem darüber sprichst.
Doch für Christen ist das grundfalsch. Wir wenden uns damit gegen Gott. Ist das zu extrem? Lass uns mal schauen, was Jesus darüber sagt.
Jesu Worte über das Sorgen: Matthäus 6,25-34
Ich habe euch einen Predigttext aus Matthäus 6 mitgebracht, in dem Jesus Christus selbst über das Sorgen spricht. Ihr findet ihn auf Seite neun im Neuen Testament, Matthäus 6, Verse 25 bis 34.
Darum sage ich euch: Sorgt nicht um euer Leben, was ihr essen und trinken werdet, auch nicht um euren Leib, was ihr anziehen werdet. Ist nicht das Leben mehr als die Nahrung und der Leib mehr als die Kleidung?
Seht die Vögel unter dem Himmel an: Sie säen nicht, sie ernten nicht und sammeln nicht in Scheunen. Und doch ernährt sie euer himmlischer Vater. Seid ihr denn nicht viel mehr als sie?
Wer von euch kann durch Sorgen seinem Leben auch nur eine Spanne hinzufügen? Und warum sorgt ihr euch um die Kleidung?
Schaut die Lilien auf dem Feld an, wie sie wachsen. Sie arbeiten nicht und spinnen nicht. Ich sage euch: Selbst Salomo in all seiner Herrlichkeit war nicht so gekleidet wie eine von ihnen.
Wenn nun Gott das Gras auf dem Feld so kleidet, das heute steht und morgen in den Ofen geworfen wird, sollte er dann nicht viel mehr für euch sorgen, ihr Kleingläubigen?
Darum sollt ihr nicht sorgen und sagen: Was werden wir essen? Was werden wir trinken? Womit werden wir uns kleiden? Denn alle diese Dinge trachten die Heiden. Euer himmlischer Vater aber weiß, dass ihr all dessen bedürft.
Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch das alles zufallen.
Darum sorgt nicht für morgen, denn der morgige Tag wird für das Seine sorgen. Es ist genug, dass jeder Tag seine eigene Plage hat.
Kontext und Verbindung zum Vaterunser
Wir haben gerade über einen Text gesprochen, der in Matthäus Kapitel 6 steht. Zuvor hat Jesus darüber gesprochen, wie wir beten sollen.
Wir haben gerade das Gebet „Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name“ gesungen. Jesus sagt: Betet ganz im Vertrauen zu Gott, dem Vater. In diesem Gebet, das Jesus uns lehrt, geht es auch darum, dass wir zuerst nach Gottes Willen suchen sollen. Wir sollen danach streben, ihn zu erkennen und auch entsprechend zu handeln: „Dein Wille geschehe, dein Reich komme.“
Etwas später spricht Jesus darüber, was unsere wichtigste Priorität im Leben sein soll. Er sagt, dass nicht die Dinge dieser Welt uns in Beschlag nehmen sollen – nicht die Karriere und alles, was dazugehört. Stattdessen sollen wir uns keine Schätze auf der Erde sammeln, sondern Schätze im Himmel bei unserem Vater. Wir sollen nach dem suchen, was wirklich wichtig ist und worauf es im Leben wirklich ankommt.
Die Entscheidung zwischen Welt und Gott
Dann sagt Jesus etwas ziemlich Krasses: Er erklärt, dass es eigentlich nur zwei Arten gibt, zu leben. Entweder lebst du für die Dinge dieser Welt und sammelst Schätze auf der Erde. In diesem Fall lebst du für den Mammon, für den Materialismus dieser Welt, und versuchst, das Maximum aus diesem Leben herauszuholen.
Oder du lebst für Gott. Du kannst nicht zwei Herren dienen, du musst dich entscheiden. Es gibt die Wahl: Lebst du für Gott oder für diese Welt?
Unmittelbar daran schließt sich der Aufruf von Jesus an, sich nicht zu sorgen. Dreimal wiederholt er diesen Aufruf in den Versen 25, 31 und 34: Sorgt nicht, sorgt nicht, sorgt nicht.
Persönliche Reflexion über Sorgen und Vertrauen
Ich will bekennen, dass ich mir oft Sorgen mache. Man kann sagen, ich bin so ein Sorgenmonster. Ich grüble viel darüber nach, was alles schieflaufen kann im Leben, was in der Familie schiefgehen kann, was mit der Gesundheit passieren könnte und wie es um die Finanzen steht. Wir haben zwei kleine Kinder und eine Frau, da braucht man auch ein bisschen Geld.
Und dann sagt der Kopf: Du hast gute Gründe, dir Sorgen zu machen. Es gibt wirklich sehr gute Argumente dafür, sich zu sorgen. Aber Jesus sagt etwas ganz anderes. In diesen Versen sagt er: Sorg dich nicht.
Damit stellt er mich, aber eigentlich uns alle heute Abend, vor eine Entscheidung. Er fragt: Wem vertraust du mehr? Vertraust du deinen scheinbar logischen Argumenten, die du alle so gut aufzählen kannst, und bei denen du genau weißt, dass du Grund zur Sorge hast? Vertraust du dir selbst oder vertraust du Jesus?
Das ist wirklich die Frage, die heute über diesem Predigttext steht und die ich uns allen als Herausforderung mitgeben möchte: Wem vertraust du?
Der Blick unter die Oberfläche des Lebens
Jesus gibt uns in diesen Versen einen tiefen Einblick unter die Oberfläche unseres Lebens.
Ich weiß nicht, ob ihr das noch kennt: diese Bücher mit dem magischen Auge. Das sind bunte Buchseiten, die auf den ersten Blick wie ein farbenfroher Teppich wirken. Wenn du sie dir vor die Augen hältst und den Blick in die Ferne schweifen lässt, dann gehst du langsam nach vorne. Plötzlich siehst du 3D-Bilder – zum Beispiel Landschaften, Tiere oder Ähnliches. Manche nicken, andere sagen, sie haben es nie gesehen. Ich selbst habe nicht das räumliche Sehvermögen, um diese Bilder zu erkennen, aber viele andere haben sie gesehen und bezeugen, dass man mehr sehen kann.
So geht es auch vielen, wenn sie auf diese Welt schauen. Sie erkennen nicht, was wirklich dahintersteckt. Aber Jesus sagt uns: Du kannst es erkennen. Schau genau hin! Sieh, was du da siehst – oder besser: wen du da siehst, wenn du hinter diese Welt schaust.
Die Bedeutung von Leben und Versorgung
Wir lesen in Vers 25: „Sorgt euch nicht um euer Leben, was ihr essen und trinken werdet, auch nicht um euren Leib, was ihr anziehen werdet. Ist das Leben nicht mehr als die Nahrung und der Leib mehr als die Kleidung?“
Hier spricht Jesus nicht über unsere Wohlstandsprobleme. Wenn wir dienstags im Pastoren- und Praktikantenteam zusammen essen gehen, stehen wir oft vor der Frage: Was sollen wir essen? Pizza, Döner oder Chinese? Das ist unser Wohlstandsproblem, und wir diskutieren viel darüber.
Jesus spricht jedoch zu Menschen, die Hungersnöte kannten. Er richtet sich an Menschen, die wussten, was es bedeutet, wenn Heuschrecken ein ganzes Feld abfressen, wenn die Ernte ausfällt und man nichts zu essen hat. Und ihnen sagt er: „Sorgt euch nicht darum, was ihr essen werdet.“
Er spricht auch zu Menschen, die die Not kannten, keine Kleidung zu haben, weil das Geld fehlte. Das kennen wir heute kaum. Bei uns ist die Frage eher: Habe ich viel Geld, kann ich mir Kleidung von Armani leisten, habe ich wenig, kaufe ich sie bei Aldi. Aber damals war es wirklich ein Problem, wenn man kein Geld hatte, wenn die Ernte ausgefallen war, konnte man sich keine Kleidung kaufen.
Umso erstaunlicher ist es, dass Jesus diesen Menschen, die diese Not kannten, sagt: „Sorgt euch nicht um diese Dinge.“
Wenn wir über Sorgen sprechen, sagen wir oft, es geht uns nicht darum, im Überfluss zu leben. Wir wollen ja gar nicht das Maximum, sondern einfach nur genug, um gut leben zu können. So rechtfertigen wir unsere Sorgen gern.
Doch Jesus redet hier nicht vom Überfluss, sondern von den ganz notwendigen, alltäglichen Dingen. Er sagt: „Sorgt euch nicht um diese Dinge.“
Dabei wird deutlich, dass Jesus findet, wir sollten uns überhaupt nicht sorgen – um gar nichts. Wenn wir uns nicht um diese Basics, diese Grundlagen sorgen sollen, fragt er: „Ist das Leben nicht mehr als die Nahrung und der Leib mehr als die Kleidung?“
Das ist eine rhetorische Frage, bei der man sofort nicken möchte und sagen: Ja, genau, das Leben ist mehr.
Doch so klar ist die Antwort nicht, denn worum dreht sich dein Leben? Wenn wir uns das fragen, kommen wir schnell zu Antworten wie: Die meiste Zeit des Tages geht es mir darum, gesund und fit zu bleiben.
Die neuesten Ratgeber empfehlen immer, ins Fitnessstudio zu gehen. Arbeitest du in erster Linie dafür, dir schöne Dinge leisten zu können, wie ein Haus, ein schönes Auto oder das neue iPhone? Wie wichtig ist dir gutes Essen und Trinken oder einfach viel essen und trinken?
Wie schnell bestimmen solche vergänglichen Dinge unser ganz alltägliches Leben?
Ich will an Erntedank kein Plädoyer gegen das Genießen halten. Genießen ist gut, es ist nichts Verwerfliches daran.
Nur wenn wir uns zu sehr über solche vergänglichen Dinge definieren und Gedanken machen, wenn sie uns den ganzen Tag beschäftigen, dann mögen wir zwar die Worte von Jesus bejahen: „Ja, das Leben ist mehr.“
Aber in unseren Herzen glauben wir es nicht wirklich. In unseren Herzen leben wir anders, und das zeigt sich daran, wie wir leben und was uns wirklich wichtig ist im Leben.
So bekommt dann die Frage nach der Urlaubsplanung einen viel größeren Stellenwert als das Ziel, Gott tiefer kennenzulernen.
Wir investieren viel mehr Zeit und Kraft in die Erfüllung unserer eigenen Wünsche als in den Bau von Gottes Reich.
An Erntedank freuen wir uns vielleicht tief in unserem Herzen mehr über das Obst und Gemüse, über die Gaben, als über den, der sie uns schenkt – über Gott.
Vergängliches wird uns wichtiger als Unvergängliches.
Wenn wir so leben, zeigt das, wie wenig wir Gott immer noch kennen.
Jesus Christus will, dass sich das ändert.
Ob du ihn schon lange kennst und ihm nachfolgst oder ob du ihn noch gar nicht kennst – er fragt: „Ist das Leben nicht mehr als all das?“
Ja, so viel mehr!
Gottes fürsorgliche Versorgung als Grundlage des Vertrauens
Jesus zeigt uns in den nächsten Versen, wie gut Gott ist und worauf es im Leben wirklich ankommt. Die Verse 26 bis 32 lassen sich im Wesentlichen so zusammenfassen: Erkenne, wie gut Gott für dich sorgt.
In Vers 26 stellt Jesus Gott als den himmlischen Vater vor. Das hat er bereits getan, als er uns das Vaterunser gelehrt hat – Gott ist der himmlische Vater. Wenn du Jesus vertraust und ihm nachfolgst, bist du nicht einfach nur sein Knecht und er dein Herr. Das ist zwar eine Wahrheit, aber es ist gleichzeitig viel mehr als das. Jesus ist dann dein Bruder und Gott dein Vater. Du gehörst zur Familie Gottes. Bist du sein Sohn oder seine Tochter, so ist Gott ein liebender Vater, der so gut für dich sorgt.
Jesus beschreibt, wie gut Gott ist. Schauen wir uns das in den Versen 26 bis 30 an. Er sagt: Schau dir zum Beispiel die Vögel an. Als Mensch kann man sich nur wundern, welches Lebenskonzept die Vögel haben. Sie haben keinen Plan, wie sie ihr Leben gestalten wollen. Sie wissen nicht, wo sie in fünf Jahren sein werden, sondern leben einfach von Tag zu Tag. Sie machen sich keine Pläne, wie sie säen oder ernten können, oder wie sie die Ernte in die Scheune bringen – das, was ein Bauer tun muss, machen die Vögel nicht.
Und trotzdem steht kein Vogel morgens auf und sagt: „Guten Morgen, liebe Sorgen, seid ihr schon alle da?“ Das tun die Vögel nicht. Sie vertrauen darauf, dass sie versorgt werden. Sie feiern täglich Erntedank. Euer himmlischer Vater ernährt sie doch. Seid ihr denn nicht viel mehr wert als sie? Vielleicht ist uns im Herzen gar nicht wirklich bewusst, dass kein Vogel in Gottes Ebenbild erschaffen wurde, dass kein Vogel die Verantwortung für diese Schöpfung von Gott übertragen bekommen hat. Jesus Christus ist für keinen Vogel am Kreuz gestorben, um ihn zurückzubringen in die Beziehung zum Vater.
Vögel sind nicht so wichtig wie Menschen, aber sie sind Gott wichtig genug, dass er sich treu um sie sorgt – jeden Tag gibt er ihnen, was sie brauchen. Wie viel mehr wird sich dieser liebende Gott um seine Kinder kümmern?
Natürlich heißt das nicht, dass wir nicht mitarbeiten sollen. Die Vögel arbeiten auch auf ihre Weise. Sie öffnen nicht einfach den Schnabel und warten, dass die Würmer hineinfliegen, sondern sie machen sich auf die Suche. So sollen auch wir arbeiten: Wir sollen unsere Kraft und unsere Gaben einsetzen, um unser täglich Brot zu verdienen. Gleichzeitig sollen wir darauf vertrauen, dass Gott uns gibt, was wir brauchen. Es hängt nicht an uns, sondern an seiner Treue und seiner guten Versorgung. Er weiß, was wir brauchen.
Jesus fügt diesem Hinweis noch eine wichtige Frage hinzu: Er sagt: Wer von euch kann durch sein Sorgen und Grübeln sein Leben auch nur um eine Spanne verlängern? Wir haben es nicht in der Hand, wie lange wir leben. Auch wenn unsere Gesellschaft uns oft etwas anderes vorgaukelt und wir immer wieder Gesundheitstipps hören – wie man richtig lebt, um lang zu leben – ist das nicht wahr. Jesus sagt es klar: Keiner von euch kann durch seine Gedanken oder Sorgen sein Leben verlängern.
Jemand anderes ist Herr über unser Leben. Wir haben es nicht in der Hand. Natürlich können wir an der Qualität unseres Lebens arbeiten. Marco, du als Arzt wirst das bestätigen: Man kann einiges tun, damit die Lebensqualität gut ist. Aber letztendlich bestimmt Gott, wann es vorbei ist. Er hat das Leben in der Hand, nicht wir.
Doch als Gottes Kinder sollten wir bedenken: Es ist gut, dass unser Vater, der das Leben der Vögel in der Hand hat und sich um sie kümmert, auch unser Leben in der Hand hat. Wenn du Gott als deinen Vater hast, kannst du ihm vertrauen. Er gibt dir genau das Leben und die Lebenslänge, die gut für dich sind. Dir wird kein Tag fehlen, es wird dir nicht mangeln.
Ich muss mir das selbst immer wieder sagen. Ich habe euch von meinen zwei Kindern und meiner Frau erzählt. Ich erlebe es oft, dass ich, wenn ich verreise, meine Familie verabschiede und dann sorgenvoll denke: Hoffentlich ist es nicht das letzte Mal, dass wir uns sehen. Da sprechen diese Worte ganz kraftvoll zu mir, denn Gott sagt mir: Ja, das könnte sein. Aber mach dir keine Sorgen darüber. Denke nicht darüber nach, was sein könnte, sondern vertraue darauf, dass ich einen guten Plan für dein Leben habe. Es wird gut sein, ob ihr euch wiederseht oder nicht.
Vertraue mir, dass ich weiß, was das Beste für dich ist. Ich bin dein Vater, ich liebe dich und ich kümmere mich um dich.
Das Beispiel der Lilien: Gottes Schönheit und Fürsorge
Weil Jesus Gottes treue Fürsorge so wichtig ist, gibt er uns noch ein zweites Beispiel. Er sagt: „Schaut die Lilien auf dem Feld an! Obwohl sie nichts tun, sind sie prachtvoller als König Salomo in all seiner Herrlichkeit.“
Für Biologen ist die Schönheit in der Natur eigentlich ein Rätsel. Warum verläuft dort nicht einfach alles zweckmäßig? Warum sind nicht einfach alle Blumen rot? Hätte die Natur das nicht so einrichten können? Warum gibt es so viele verschiedene Arten in dieser verschwenderisch bunten Vielfalt?
Die Bibel sagt zu uns, wir sollen darüber den Schöpfer erkennen. Aber Kinder Gottes erkennen darin auch ihren Vater, der so gut ist, der so viel Macht hat, so viel Kreativität und Weisheit besitzt und sich um alles gut kümmert.
Jesus zeigt uns das. Als er damals zu den Menschen sagte, die Lilien auf dem Feld seien prachtvoller als Salomo mit seinen Kleidern, hat das jeder verstanden. Jeder wusste, wer dieser Salomo war – der große König, der so viele Besitztümer hatte, die tollsten Stoffe aus aller Welt.
Und Jesus sagt: Das ist ein müder Abklatsch gegenüber Gottes Herrlichkeit. Schaut mal, wie schön Gott diese Blumen anzieht! Und diese Blumen sind nicht einmal seine Kinder. Wie viel mehr wird er für euch sorgen, die er wirklich von Herzen lieb hat.
Merkt ihr, was Jesus in diesen Versen tut? Er sagt nicht einfach: „Hört auf, euch Sorgen zu machen, das bringt doch nichts.“ Ich habe Freunde, die nicht gläubig sind, und die sagen oft: „Ach, hör auf, dir Sorgen zu machen, das bringt doch nichts.“ Und trotzdem machen sie sich Sorgen, weil das kein gutes Mittel ist, um Sorgen wegzudrücken.
Jesus sagt auch nicht: „Hört auf, euch Sorgen zu machen, weil ihr so viel besitzt.“ Ich weiß nicht, ob ihr das schon mal gehört oder selbst gesagt habt: „Wir sollten nicht jammern hier in Deutschland, in Europa, weil wir ja so viel haben.“ Aber was, wenn wir ganz wenig hätten? Was, wenn hier eine große Not herrschte? Dann würden Jesu Worte für seine Kinder immer noch gelten. Dann würde es immer noch gelten, dass er sagt: „Sorgt euch nicht.“ Es gilt immer.
Jesus sagt: „Hört auf, euch Sorgen zu machen, weil euer Vater für euch sorgt.“ Das ist der Bezugspunkt. Nicht unser voller Kühlschrank, nicht unser tolles Haus, sondern unser Vater im Himmel, der gut für uns sorgt.
Jesus hat uns an zwei Beispielen gezeigt, wie gut dieser Vater sorgt. Man könnte noch Hunderte mehr nennen, die zeigen, wenn wir uns die Welt anschauen, wie gut dieser Vater für uns sorgt.
Die Bedeutung des Vaterbewusstseins im Glauben
Der Theologe Jim Packer hat dazu einmal etwas geschrieben, das ich sehr hilfreich finde. Er sagt: Um herauszufinden, wie gut jemand den christlichen Glauben verstanden hat, kann man prüfen, wie tief er verinnerlicht hat, ein Kind Gottes zu sein und Gott als Vater zu haben.
Wenn dieses Bewusstsein nicht seine Anbetung, seine Gebete und seine ganze Lebensweise bestimmt, dann hat er das Christsein nicht wirklich in der Tiefe verstanden. Wenn er nicht wirklich begreift, dass Gott ein liebender Vater ist, der für ihn sorgt, hat er das nicht verstanden.
Jesus sagt das ein bisschen anders. Er nennt es Kleinglaube. Vers 30 sagt: Das ist Kleinglaube, wenn ihr nicht glaubt, dass dieser gute Vater für euch sorgt.
Wir leben dann nicht wie Kinder Gottes, sondern misstrauen ihm zutiefst. Letztlich sagen wir: Gott, ich glaube ja, dass all die Verheißungen, die du da schreibst, irgendwie wahr sind. Ich weiß nur nicht, ob du es in meinem Leben auch verwirklichen kannst. Das ist ein Misstrauensvotum gegen den Vater.
Vielleicht nicht mit unseren Lippen, aber ganz tief im Herzen. Denn wie wir denken und handeln, zeigt, was wir wirklich glauben, wie wir uns wirklich sehen und ob wir wirklich darauf vertrauen, dass Gott unser guter Vater ist.
Jesus ist es so wichtig, dass wir erkennen, dass Gott ein guter Vater ist, der für uns sorgt, dass er das noch einmal zusammenfasst. Verse 31 bis 32 sagen: Ja, sagt es noch einmal, darum sollt ihr euch nicht sorgen, weil ihr erkennt, wie guter Vater ist. Ihr kennt ihn, ihr wisst, wie unbeschreiblich gut er ist. Wenn ihr das anzweifelt, dann lebt ihr nicht anders als die Heiden, als diejenigen, die Gott nicht kennen, die Gott nicht zum Vater haben.
Sie sorgen sich ihr ganzes Leben. Sie fragen: Wie kann ich mehr aus dem Leben herausbekommen? Wie kriege ich das Maximum raus? Oder wenn es ihnen gerade nicht so gut geht, dann die Frage: Wie kann ich meinen Wohlstand sichern? Was, wenn das alles einmal weg ist?
Sie trachten danach, ein gutes Leben auf dieser Erde zu haben und machen sich ganz schnell Sorgen, ein solches Leben nicht mehr zu haben.
Und ich kann es verstehen: Wenn du wirklich glaubst, dass diese Welt alles ist, was wir haben, dann solltest du das Maximum aus dem Leben herausholen. Du solltest alles dafür tun, ein bisschen länger zu leben, ein bisschen mehr zu haben.
Aber was glauben Kinder Gottes? Glauben ist der Anfang. Wir glauben, es kommt etwas viel, viel Besseres als diese Welt. Diese Welt ist nicht, wofür wir leben. Wir leben für Gottes Himmelreich.
Sich das bewusst zu machen, ist oft nicht einfach.
Zweifel, Angst und die Herausforderung des Vertrauens
Ich habe es euch gesagt: Auch ich mache mir Sorgen. Wahrscheinlich misstraut jeder von uns in seinem Herzen ein Stück weit Gottes Güte. Wenn wir tiefer hineinschauen und Gott hineinschauen lassen, erkennen wir, dass wir immer wieder an Gottes Güte zweifeln.
Vielleicht fragst du dich: Kann Gott mich wirklich lieben, wenn ich eine so schwere Krankheit habe? Wird er für mich sorgen, wenn ich meinen Job verliere? Kümmert es meinen Vater im Himmel überhaupt nicht, dass ich keinen Partner habe, dass ich allein sein muss? Sorgt es ihn denn nicht? Wird er mir Dinge wegnehmen, die mir so wichtig sind? Kennt er die Angst, dass Gott mir etwas wegnehmen könnte, das mir sehr am Herzen liegt?
Gerade wenn das Leben wirklich schwer wird, kann unser Misstrauen gegenüber dem Vater voll zum Vorschein kommen. Dann ist es besonders wichtig, dass wir uns klar machen, was Jesus sagt. Wir sollten gut überlegen, auf welche Stimme wir hören: auf unsere eigene oder auf die logischen Argumente, die wir durchaus haben. Wir können Listen schreiben, warum wir wirklich in einer schwierigen Situation sind und uns Sorgen machen sollten. Oder vertrauen wir auf das, was Jesus uns sagt? Glauben wir Jesus mehr als uns selbst?
Auf diese Frage läuft es hinaus. Wenn ich ihm vertraue, erkenne ich, dass mein ganzes Misstrauen keine Grundlage hat. Es hat wirklich keine Grundlage.
Deshalb ist es das Beste, was wir mit unseren Sorgen machen können, sie auf Gott zu werfen, sie Gott im Gebet hinzuhalten und zu sagen: Herr, diese Sorge erkenne ich in meinem Leben. Ich nehme sie ernst und bringe sie zu dir, weil ich weiß, dass diese Sorge keine Berechtigung hat. Du bist der gute Vater, du hast mein Leben in der Hand, du wirst für mich sorgen.
Alle eure Sorgen werft auf ihn, denn er sorgt für euch (1. Petrus 5,7).
Die Aufforderung zu einem neuen Lebensstil
Jesus hat uns einen Blick unter die Oberfläche unseres Lebens geschenkt. Er hat uns vor Augen gemalt, wie gut der Vater ist, dass er für seine Kinder sorgt, dass er alle Mittel dieser Welt hat, alles zur Verfügung, und weiß, was wir brauchen.
Zum Schluss ermutigt er uns, angesichts dessen unsere Prioritäten neu zu ordnen und anders zu leben, weil wir wissen, wie der Vater ist. Im Vers 33 finden wir einen ganz deutlichen Aufruf dazu: Lebt anders! Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch alles andere zufallen.
Im theologischen Seminar haben wir gelernt, unsere Prioritäten zu ordnen. Wir haben ein ganz klares Muster bekommen: Ganz oben steht Gott, dann die Familie, dann die Gemeinde, dann die Arbeit, dann die Freunde. Schön alles einsortiert.
Die Pelle auf? Bitte? Die Pelle auf? Nein, prioritätsmäßig kam die dann nicht vor.
So eine Prioritätenliste ist grundsätzlich erst mal auch gar nicht verkehrt. Nur die Sache ist: Wir müssen auch danach leben. Einfach nur zu sagen, das sind meine Prioritäten, reicht noch nicht ganz. Wir sollen auch danach leben.
Und das ist ein lauter Aufruf von Jesus: Lebt danach! Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes.
Das Reich Gottes als zentrale Lebenswirklichkeit
Wo ist das Reich Gottes?
Einmal kamen Pharisäer zu Jesus und fragten: „Wann kommt das denn, wo ist das Reich Gottes?“ Jesus antwortete: „Das Königreich Gottes ist mitten unter euch, es ist in euch. Es fängt in euren Herzen an.“
Wenn Jesus in euren Herzen regiert, wenn er dort der Herr ist und euren Willen bestimmt, wenn er euch dazu antreibt, nicht die Dinge dieser Welt zu suchen, sondern sein Reich weiterzubauen, andere Menschen mit dem Evangelium zu erreichen und in der Liebe zu anderen Menschen zu wachsen – dann ist dort das Reich Gottes, dort entsteht dieses Reich.
Jesus sagt, das soll die oberste Priorität haben. Wenn das passiert, wenn wir so leben und nach Gottes Reich trachten, dann entstehen Früchte für die Ewigkeit. Die Früchte müssen wir essen, oder sie werden bald schlecht. Aber das, was passiert, wenn in uns Gottes Reich anbricht, das ist für die Ewigkeit.
Bei all den leckeren Früchten, die wir hier an Erntedank auch feiern, bei denen wir Gott danken dürfen, dass er uns das schenkt – diese unvergängliche Frucht ist wichtiger.
In hundert Jahren – ja, das trifft auch hier zu, nicht nur im Morgengottesdienst – wird sich keiner von uns mehr Gedanken darüber machen, was er essen, trinken oder anziehen soll. Aber ich befürchte, dass manche von uns bekümmert sein werden darüber, wie wichtig ihnen all diese Fragen waren und wie wenig wichtig es ihnen war, ob Gottes Reich kommt und ob sie nach Gottes Willen fragen.
Die wichtigsten Fragen in meinem Leben sollen sich nicht um diese vergängliche Welt drehen, sondern um Gottes ewiges Reich.
Sehne ich mich danach, dass Jesus in meinem Leben regiert? Will ich zu seiner Ehre liebevoller werden – in meiner Familie, mit Freunden, in der Gemeinde? Möchte ich darin wachsen, Gott und meinen Mitmenschen zu dienen, anstatt mir selbst?
Macht der Umgang mit meiner Zeit, meinem Geld und meiner Kraft deutlich, dass Gottes Reich für mich an erster Stelle steht? Auf so einem Leben liegt Jesu Verheißung: Dann wird dir alles andere zufallen.
Die tiefere Sehnsucht hinter den Sorgen
Dabei geht es um weit mehr als nur um Essen, Trinken und Kleidung. Jesus spricht hier Dinge an, die uns im Herzen noch viel mehr beschäftigen: die Sehnsucht nach echtem Frieden, nach echter Ruhe und nach wirklicher Sicherheit.
Nichts in dieser Welt kann uns das wirklich schenken. Es gibt zwar Scheinsicherheiten und scheinbaren Frieden, doch das ist eine Illusion.
Wahren Frieden können wir in dieser Welt nicht finden. Er wird uns jedoch zuteilwerden, selbst in schwierigen Situationen. Das geschieht, wenn wir ganz auf Gottes Reich und seine Gerechtigkeit ausgerichtet sind.
Jesus als Vorbild im Vertrauen auf den Vater
Der Weg zu einem solchen sorgenfreien Leben ist Jesus Christus selbst. Der Mann, der diese Worte spricht, hat von ganzem Herzen gelebt, was er gepredigt hat – ganz nach Gottes Willen. Es war ein schwerer Weg. Wir sollen uns nicht täuschen lassen: Es war ein schwerer Weg für Jesus. Er verheißt allen seinen Nachfolgern, dass sie keinen leichten Weg in dieser Welt gehen werden.
Jesus hat echten Hunger erlebt, schlimmen Hunger. Er hat Stürme erlebt, ganz im wörtlichen Sinn. Jesus hat bittere Anfeindung erfahren. Er hat auch erlebt, wie er ungerechterweise, völlig zu Unrecht, ans Kreuz geschlagen wurde – brutal hingenagelt, bis er verblutete. Er hatte nichts verbrochen, und doch starb er den grausamen Verbrechertod am Kreuz.
Hat das sein Vertrauen zum Vater zerrüttet? Gar nicht. Sein Vertrauen zum Vater blieb unerschütterlich. Mich bewegen seine letzten Worte, wie sie Lukas in seinem Evangelium überliefert. In den letzten Atemzügen betet Jesus voller Vertrauen. Er schreit es hinaus: „Vater, Vater, ich befehle meinen Geist in deine Hände.“
Mitten in der Not war seine Liebe zum Vater ungebrochen. Noch in der Todesstunde vertraute er ihm von ganzem Herzen. So schwer der Weg auch war – er wusste ganz sicher, dass es sich lohnt. Denn er kannte seinen Vater und wusste, dass dieser Vater immer das Richtige tut, immer.
Gottes Liebe und das Geschenk des Glaubens
Wie sehr muss uns dieser Vater lieben, dass er seinen geliebten Sohn am Kreuz opfert, um die Schuld von verlorenen Söhnen und Töchtern zu bezahlen. So können wir wieder Mitglieder in seiner Familie werden.
Wie gut sorgt dieser Vater für uns. Er schenkt uns Jesus, damit wir durch den Glauben an ihn – und nur durch diesen Glauben – wieder Kinder Gottes werden. Nicht nur für ein paar Jahre oder Jahrzehnte, sondern für die ganze Ewigkeit.
Dieser Vater schenkt uns das. Glaubst du das?
Wenn du das glaubst, dann folge Jesus wirklich nach. Vertraue ihm ganz und sorge dich nicht um vergängliche Dinge, die bald nichts mehr wert sein werden. Sorge dich zuallererst darum, Gottes Willen zu erkennen und zu tun.
Diese Sorge gefällt Gott. Es gefällt Gott, wenn wir uns darum bemühen, was sein Wille ist, und wenn wir danach suchen. Vertraue darauf von ganzem Herzen: Dein himmlischer Vater weiß am besten, was du wirklich brauchst, und er wird es dir ganz sicher geben.
Schlussgebet
Amen. Vater im Himmel, wir danken dir, dass du so ein guter, liebender und treuer Vater bist. Herr, wie oft vergessen wir, dass du unser Vater bist! Wie oft sehen wir unsere Sorgen und Nöte und denken, du hast uns aus den Augen verloren.
Herr, wir bekennen dir unseren Kleinglauben und unsere Zweifel an dir und an deiner Güte. Wir bitten dich, dass dein Reich in unseren Herzen komme. Wir bitten dich, dass wir dich immer besser kennenlernen und mehr verstehen, was es bedeutet, dass du unser Vater bist.
Hilf uns, dir tiefes Vertrauen zu schenken und von ganzem Herzen nach deinem Reich zu streben – nach dem, was dir wichtig ist. Lass uns loslassen, was uns selbst wichtig erscheint und vielleicht nur für unser eigenes Reich zählt.
Herr, bitte verändere unsere Herzen und mach uns zu leidenschaftlichen Nachfolgern. Danke, dass du in uns lebst und uns durch deinen Heiligen Geist veränderst. Amen.