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Das Opfer der roten jungen Kuh

29.11.19974. Mose 19

Einführung in die Opfer des Alten Testaments

Vor einiger Zeit haben wir uns mit den Opfern im Alten Testament beschäftigt. Für das heutige Thema beginnen wir noch einmal, Peter. Wie bereits erwähnt, haben wir uns damals mit der Bedeutung des Brandopfers, des Friedensopfers sowie des Sünd- und Schuldopfers auseinandergesetzt.

Auf dem Programm stand damals auch das Opfer der roten jungen Kuh. Wie so oft bei meinen Vorträgen hatten wir jedoch keine Zeit, dieses Thema ausführlich zu behandeln, um das gesamte Programm durchzubringen.

Deshalb haben wir nun noch einmal eine Zeit eingeplant, um uns speziell mit diesem Opfer zu beschäftigen. Das hat auch seinen guten Grund: Die Rabbiner haben viel über dieses Opfer gerätselt und bezeichneten es als eines der größten Geheimnisse des Alten Testaments. Sie sagten auf ihre Weise, indem sie Beweise anführten: „Nicht einmal der weise König Salomo hat die Bedeutung der roten Kuh verstanden.“

Wir wollen jedoch mit Hilfe dessen, der größer ist als Salomo, die Bedeutung der roten Kuh im Licht des Neuen Testaments enträtseln.

Das Opfer der roten jungen Kuh im 4. Mose 19

Wir lesen nun gemeinsam das Kapitel 4. Mose 19. Haben alle das Blatt mit dem Text über das Opfer der roten jungen Kuh erhalten? Kann jemand das Blatt nach hinten reichen? Wer benötigt noch eines? Auch vorne? Sonst noch jemand? Gut.

Ich lese aus 4. Mose 19, Vers 1:

Und der Ewige redete zu Mose und Aaron und sprach: „Dies ist die Satzung des Gesetzes, das der Herr geboten hat. Rede zu den Kindern Israel, dass sie dir eine rote junge Kuh bringen, ohne Fehl, an der kein Gebrechen ist, und auf die kein Joch gekommen ist. Sie soll Eleazar, dem Priester, gegeben werden. Er soll sie vor das Lager hinausführen und sie dort vor dem Lager schlachten.

Eleazar, der Priester, soll von ihrem Blut mit einem Finger nehmen und es siebenmal gegen die Vorderseite des Zeltes der Zusammenkunft sprengen. Die junge Kuh soll vor seinen Augen verbrannt werden – ihre Haut, ihr Fleisch, ihr Blut und ihr Mist sollen verbrannt werden. Der Priester soll Zedernholz, Isop und Karmesin nehmen und diese mitten in den Brand der jungen Kuh werfen.

Der Priester soll seine Kleider waschen und sein Fleisch im Wasser baden. Danach darf er in das Lager zurückkehren, wird aber bis zum Abend unrein sein. Wer die junge Kuh verbrennt, soll ebenfalls seine Kleider mit Wasser waschen und sein Fleisch im Wasser baden. Auch er wird bis zum Abend unrein sein.

Ein reiner Mann soll die Asche der jungen Kuh sammeln und sie außerhalb des Lagers an einem reinen Ort ausstreuen. Diese Asche soll für die Gemeinde der Kinder Israel aufbewahrt werden, um damit das Wasser der Reinigung herzustellen. Es handelt sich dabei um eine Entzündigung.

Wer die Asche der jungen Kuh gesammelt hat, soll seine Kleider waschen und wird bis zum Abend unrein sein. Diese Satzung gilt für die Kinder Israel und auch für den Fremdling, der in ihrer Mitte lebt, als ewige Vorschrift.

Wer einen Toten berührt, also die Leiche eines Menschen, wird sieben Tage unrein sein. Er soll sich am dritten Tag mit dem Wasser der Entzündigung reinigen, und am siebenten Tag wird er rein sein. Wenn er sich am dritten Tag nicht reinigt, wird er am siebenten Tag nicht rein sein.

Jeder, der einen Toten berührt – die Leiche eines Menschen, der gestorben ist, und sich nicht reinigt –, hat die Wohnung des Herrn verunreinigt. Eine solche Seele soll aus Israel ausgerottet werden, weil das Wasser der Reinigung nicht auf sie gesprengt wurde. Sie ist unrein, und ihre Unreinheit bleibt an ihr.

Dies ist das Gesetz: Wenn ein Mensch im Zelt stirbt, wird jeder, der ins Zelt geht, und jeder, der im Zelt ist, sieben Tage unrein sein. Auch jedes offene Gefäß, das keinen festgebundenen Deckel hat, wird unrein sein.

Wer auf freiem Feld einen durch das Schwert Erschlagenen, einen Verstorbenen, das Gebein eines Menschen oder ein Grab berührt, wird sieben Tage unrein sein. Für den Unreinen soll man von dem Staub des verbrannten Opfers zur Entzündigung nehmen und lebendiges Wasser in einem Gefäß darauf tun.

Ein reiner Mann soll Isop nehmen, ihn in das Wasser tauchen und damit das Zelt, alle Geräte, die darin sind, die Personen, die sich darin aufhalten, und denjenigen, der das Gebein, den Erschlagenen, den Verstorbenen oder das Grab berührt hat, besprengen.

Der Reine soll den Unreinen am dritten und am siebenten Tag besprengen und ihn am siebenten Tag reinigen. Der Unreine soll seine Kleider waschen und sich im Wasser baden. Am Abend wird er dann rein sein.

Wenn jemand unrein wird und sich nicht reinigt, soll diese Seele aus der Mitte der Versammlung ausgerottet werden, denn sie hat das Heiligtum des Herrn verunreinigt. Das Wasser der Reinigung ist nicht auf sie gesprengt worden, sie ist unrein. Diese Satzung soll ihnen zur ewigen Vorschrift dienen.

Wer das Wasser der Reinigung verspritzt, soll seine Kleider waschen. Wer das Wasser der Reinigung berührt, wird bis zum Abend unrein sein. Alles, was der Unreine berührt, wird unrein, und wer ihn berührt, wird bis zum Abend unrein sein.

Dies ist also im Alten Testament das Kapitel über die rote Kuh. Auf dem Blatt habe ich unter dem dritten Punkt 4. Mose 19 angegeben, und dort noch die Verse 31 sowie 19 bis 20, die über dieses Opfer sprechen. Das ist der Abschnitt, um den es geht.

Die besondere Stellung der Opferkapitel in den Büchern Mose

Was uns auffallen kann, ist, dass im vierten Buch Mose ein großes Opferkapitel enthalten ist, das die rote Kuh behandelt. Dieses Kapitel nimmt eine zentrale Stellung ein.

Im dritten Buch Mose finden wir ebenfalls ein zentrales Opferkapitel, nämlich den Jom Kippur, den Versöhnungstag (3. Mose 16).

Auch im zweiten Buch Mose gibt es ein wichtiges Opferkapitel, das das Buch prägt: das Passahopfer in 2. Mose 12.

Diese Opferkapitel stehen also jeweils in einer besonderen Beziehung zu dem jeweiligen Buch.

Das zweite Buch Mose ist, wie wir bei der Übersicht der fünf Bücher Mose gesehen haben, das Buch der Erlösung. Es zeigt, wie ein versklavtes Volk frei wird und Gott dienen kann. Ein entscheidender Wendepunkt in diesem Buch ist 2. Mose 12, das Blut des Lammes. Das Passahopfer ist das Opfer der Erlösung, das es ermöglicht, befreit zu werden und Gott zu dienen.

Im dritten Buch Mose finden wir bereits das erlöste Volk. Hier geht es um die Frage, wie ein Volk einem heiligen Gott dienen kann. Die Antwort darauf liegt darin, dass das Volk durch das jährliche Opfer am großen Versöhnungstag immer wieder neu geheiligt wird.

Das vierte Buch Mose beschreibt das erlöste Volk auf dem Weg durch die Wüste. Dabei versagt das Volk immer wieder auf dem Weg zum Ziel. Es ist das Buch der Wüstenwanderung und schildert, wie eine ganze Generation, die aus Ägypten ausgezogen ist, in der Wüste sterben muss, damit die nächste Generation das Ziel erreichen kann.

Das vierte Buch Mose ist somit durch das Thema Tod geprägt. In diesem Zusammenhang steht das Opfer der roten Kuh, das zeigt, wie man von der Verunreinigung durch den Tod während der Wüstenwanderung gereinigt werden kann. Dies ist ein besonders wichtiges Thema.

So sehen wir, dass diese besonderen Opferkapitel jeweils in einem ganz speziellen Zusammenhang mit dem jeweiligen Mosebuch stehen.

Die levitischen Verunreinigungen und ihre Bedeutung

Das Opfer der roten jungen Kuh ist ein Reinigungsopfer. Zunächst möchte ich allgemein etwas zu den levitischen Verunreinigungen erklären, denn sie prägen den gesamten Lebensstil des Volkes Israel und des jüdischen Volkes bis zum heutigen Tag.

Es gibt viele Dinge, die nach dem Gesetz Mose verunreinigen können. Wenn man das liest, ist man oft verwirrt über die Vielzahl der Möglichkeiten, wie man unrein wird und wie man sich dann wieder reinigen muss. Doch das Ganze wird einfacher, wenn man sich fragt: Wo ist der kleinste gemeinsame Nenner? Die Bibelauslegung hat manchmal tatsächlich einiges mit Mathematik zu tun.

Was auffällt, ist, dass die verschiedenen möglichen Verunreinigungen zu einem großen Teil mit Tod zusammenhängen, was hier sehr deutlich wird, und auch mit Geburt, also mit der Quelle des Lebens und der Entstehung des Lebens.

Zum Beispiel wird in 3. Mose 12 erklärt, dass eine Frau nach der Geburt eines Jungen 40 Tage unrein war. Danach musste sie bestimmte Reinigungsopfer bringen. Bei einem Mädchen war die Unreinheit noch länger, aber auch hier folgten Reinigungsopfer. Das ist das, was Maria in Lukas 2 getan hat. Nach der Entbindung, also nach Weihnachten, musste sie etwas mehr als einen Monat später nach Jerusalem gehen, um dort die Reinigungsopfer darzubringen.

 3. Mose 15 ist ein Kapitel, das sich ausschließlich mit dem Thema Ausfluss aus den Geschlechtsorganen beschäftigt. Dort werden verschiedene mögliche Ausflüsse beschrieben, und es wird immer erklärt, wie man dadurch unrein wird und sich durch Ritualbäder reinigen muss.

In 4. Mose 19 wird festgelegt, dass man unrein wird, wenn man einen Toten berührt. Zum Beispiel war eine Frau während ihrer monatlichen Blutung nach dem levitischen Gesetz unrein und musste sich reinigen. Wenn man sich hingegen in den Finger schnitt und blutete, war man nicht unrein. Es geht also nicht um Blutfluss an sich, sondern um Blutfluss bei den Geschlechtsorganen.

 3. Mose 15 spricht auch über den männlichen Samenerguss, der ebenfalls Unreinheit verursacht. In diesem Fall muss man sich reinigen. Ob es eine Begründung gibt, warum das unrein macht, darauf kommen wir gleich zurück.

Was uns auffällt, ist ein grundlegender Gegensatz: Alles, was mit der Quelle des Lebens und der Entstehung des Lebens zusammenhängt, ist gleichzeitig eine Quelle der Verunreinigung. Ebenso ist alles, was mit dem Ende des Lebens, also mit dem Tod, verbunden ist, eine Quelle der Verunreinigung.

Hier werden zwei große Tatsachen vorgestellt, die die Bibel uns zeigt. Erstens die Verdorbenheit des in Sünde geborenen Menschen. Das wird bereits im Alten Testament gelehrt. In Psalm 51, Vers 5 sagt König David nach seinem schweren Fall durch Ehebruch: „Siehe, in Ungerechtigkeit bin ich geboren, und in Sünde hat mich meine Mutter empfangen.“ (Psalm 51,5) Damit bestätigt David schon im Alten Testament die Verdorbenheit des Menschen von Anfang an.

Das ist auch die große Lehre des Neuen Testaments. Im Römerbrief Kapitel 5 und den folgenden Versen wird gezeigt, dass durch den Fall Adams die Sünde in die Welt gekommen ist und sie sich durch alle Generationen bis zu allen Menschen hindurch ausgebreitet hat.

Wenn im Römerbrief ab Kapitel 5, Vers 12 in der Einzahl über die Sünde gesprochen wird, geht es nicht um eine bestimmte Tat, sondern darum, die Natur des Menschen zu beschreiben. Diese Natur drängt ihn zum Bösen. Der menschliche Drang oder die Neigung zum Negativen und zum Bösen wird in der Bibel schlicht als Sünde bezeichnet, weil diese Natur des Menschen nichts anderes kann, als ihn zur Sünde zu führen.

Zweitens lehrt die Bibel, dass der Tod nicht etwas Natürliches ist, sondern der Lohn der Sünde. So heißt es in Römer 6, Vers 23: „Denn der Lohn der Sünde ist der Tod, die Gnadengabe Gottes aber ewiges Leben in Christus Jesus, unserem Herrn.“

Das erklärt das Bild der levitischen Verunreinigung. In Verbindung mit der Entstehung des Menschen gibt es Verunreinigung, weil der Mensch von Anfang an mit einer sündigen Natur ins Leben kommt. Der Tod ist die Konsequenz der Sünde und des Bösen im Menschen. Deshalb ist auch der Tod im levitischen Gesetz die Quelle von massiven Verunreinigungen.

Bildlich werden dadurch fundamentale Lehren des Neuen Testaments vermittelt, allerdings in bildlicher Form. Der gesamte Lebensstil des jüdischen Volkes war durch diese Anweisungen geprägt. Man kann sich vorstellen, dass wirklich jeder Bereich des Lebens damit verflochten war. Er sollte immer wieder daran erinnern, dass der Mensch in Sünde geboren ist und dass der Tod der Lohn der Sünde ist.

Das levitische Gesetz geht jedoch weiter und zeigt, wie der Mensch rein werden kann. Es weist mit seinem ganzen Opfersystem auf Gottes Lösung durch das Evangelium hin. Man sieht, wie gottpädagogisch alles für das Bundesvolk eingerichtet war, um es zu einem Sehnen zu führen – hin zu dem Erlöser, der das Problem der Sünde im Menschen und das Problem des Lohnes der Sünde lösen sollte.

Wenn man diese beiden Punkte verstanden hat, wird das ganze levitische System mit seiner Verunreinigung hochinteressant. Es ist nicht mehr etwas Mystisches oder Eigenartiges, sondern es geht um Grundlehren der biblischen Botschaft.

Die levitische Verunreinigung lehrt: Sünde macht den Menschen schmutzig und unrein.

Das Neue Testament und das Opfer der roten jungen Kuh

Das Neue Testament greift das Thema des Opfers der roten jungen Kuh auf. In Hebräer 9, Vers 13-14 können wir das kurz nachlesen:
Denn wenn das Blut von Böcken und Stieren und die Asche einer jungen Kuh, mit der auf die Unreinen gesprengt wird zur Reinheit des Fleisches, heiligt, wie viel mehr wird das Blut Christi, das Blut des Messias, der durch den ewigen Geist sich selbst ohne Flecken Gott geopfert hat, euer Gewissen reinigen von toten Werken, um dem lebendigen Gott zu dienen.

Das Neue Testament wirft hier also ein gewaltiges Licht auf das Opfer der roten jungen Kuh. Es weist auf eine viel höhere Ebene hin, nämlich die Erfüllung durch den Opfertod Christi, um uns reinzumachen und uns zu ermöglichen, Gott zu dienen.

Eine interessante Stelle finden wir in Apostelgeschichte 21. Dort sehen wir, wie der Apostel Paulus sich mit der roten jungen Kuh reinigen ließ, als er in den Tempel ging. Er kam nach Jerusalem, und man machte ihm den Vorschlag, den Juden zu zeigen, dass es nicht stimmt, dass er die Juden abtrünnig vom Gesetz mache. Daher solle er die Opferkosten für einige Juden übernehmen.

Paulus war bereit dazu. Ich lese aus 4. Mose 21, Vers 24:
Diese nimm zu dir und reinige dich mit ihnen und trage die Kosten für sie, damit sie das Haupt scheren lassen. Und alle werden erkennen, dass nichts an dem ist, wessen sie über dich berichtet haben, sondern dass du selbst auch in der Beobachtung des Gesetzes wandelst.

Paulus, als gläubiger Jude, konnte also weiterhin das Gesetz einhalten, nach dem Prinzip aus 1. Korinther 9: „Dem Juden ein Jude, um so viele wie möglich zu gewinnen.“ Allerdings war er nicht mehr unter das Gesetz gesetzt als Gläubiger. Im Galaterbrief hat er den Nichtjuden auf die schärfste Art gesagt, dass sie nichts mehr von diesen Dingen und Festen tun dürfen. Das ist der große Unterschied. Dennoch konnte Paulus als Jude das Gesetz weiterhin befolgen – dem Juden ein Jude.

Weiter in Apostelgeschichte 21, Vers 26:
Dann nahm Paulus die Männer zu sich, und nachdem er sich am folgenden Tag gereinigt hatte, ging er mit ihnen in den Tempel und kündigte die Erfüllung der Tage der Reinigung an, bis für jeden von ihnen das Opfer dargebracht war.

Als aber die sieben Tage beinahe vollendet waren, sahen ihn die Juden aus Asien im Tempel und brachten die ganze Volksmenge in Aufregung.

Wir sehen also, dass die Reinigung, die Paulus im Tempel vollzog, sieben Tage dauerte. Das entspricht genau dem Reinigungsritual der roten jungen Kuh, von dem wir gelesen haben, dass es die ganzen sieben Tage dauert – die Tage der Reinigung.

Das zeigt, was die Reinigung mit der Asche der roten jungen Kuh bedeutet.

Die Seltenheit und Bedeutung des Opfers der roten Kuh

Vielleicht noch etwas Besonderes: Der Versöhnungstag, dieses ganz besondere Opfer oder diese ganz besonderen Opfer an diesem Tag, wurden einmal im Jahr dargebracht. Das ist ein großer Unterschied zu den täglichen Brandopfern zum Beispiel. Damit wurde auf ein Opfer hingewiesen, das dann ein für alle Mal auf Golgatha dargebracht werden sollte, ohne Wiederholung.

Das Opfer der roten Kuh war jedoch viel seltener als der Versöhnungstag. Nach der Überlieferung gab es nämlich von Mose bis zur Zerstörung des Tempels im Jahr 70 nur neunmal das Opfer einer roten Kuh. Wir können also sagen, dass dieses Bild am allernächsten zur Erfüllung hinführt – zum Opfer, das ein für alle Mal dargebracht worden ist, nach Hebräer 10, nämlich das Opfer von Golgatha. Darum handelt es sich schon um etwas ganz Spezielles.

Im Folgenden werden wir jetzt die Rituale im Detail durchgehen und sehen, dass es dabei viel um die Frage geht, wie man sich in einem Ritualbad reinigt, wo die Kuh verbrannt wird, in welcher Richtung das Blut gesprengt wird und so weiter.

Dazu habe ich jetzt zunächst eine Diaserie vorbereitet, die einige Dinge aufhellen soll.

Die rote Kuh heute und ihre Bedeutung im Judentum

Im Jahr siebzig endeten die Opfer der roten jungen Kuh, und das Judentum hatte seitdem keine Möglichkeit mehr zur Reinigung durch dieses Opfer. Wenn jemand durch den Tod verunreinigt wurde, gab es keine Reinigung mehr. Der Tod spielte eine große Rolle.

Mehr als 13 Millionen Tote sind allein durch die Judenverfolgungen seit dem Jahr 70 bis heute zu beklagen. Doch es gibt keine rote Kuh mehr, die von der Verunreinigung durch den Tod reinigt. Wie viele Millionen sind eines natürlichen Todes gestorben? In diesen 2000 Jahren hat man im Judentum jeden Tag für die Wiedererrichtung des Tempels gebetet.

Nach zweitausend Jahren ist dieses Ziel nun so nah wie nie zuvor. 1967 wurde der Tempelberg nach zweitausend Jahren wieder in jüdische Hände gebracht. Das ist eine der wichtigsten Voraussetzungen, um die Opfer im Tempel wieder darbringen zu können. Doch eine große Frage blieb offen: Es gab keine roten Kühe mehr. Wie sollte man das Opfer der roten Kuh bringen, wenn keine rote Kuh vorhanden ist? Das ist sehr schwierig.

Man begann, nach roten Kühen zu suchen, denn mit der Zerstörung des Tempels wurden rote Kühe unter den Juden nicht mehr gepflegt und gezüchtet. Vor einigen Jahren meldete sich ein Mann aus Mississippi und sagte, er habe rote Kühe auf seiner Farm. Leute vom Tempelinstitut Mechon Hamikdash in Jerusalem besuchten ihn und schauten sich die Kühe an. Tatsächlich waren sie gar nicht so schlecht. Das wäre eine von diesen roten Kühen aus Amerika.

Man entschloss sich schließlich, solche Kühe nach Israel einzufliegen. Doch vor ganz kurzer Zeit machte eine Nachricht Schlagzeilen in den Medien: Unerwartet wurde in einem Kibbuz in Haifa eine rote Kuh geboren. Die Mutter war nicht rot, der Vater war nicht rot, aber plötzlich kam das Kalb rot zur Welt.

Das sorgte natürlich für Aufregung. Wie konnte das sein? Plötzlich gab es eine rote Kuh, und das völlig unerwartet, und zwar spontan im verheißenden Land selbst geboren. Das brachte die große Hierarchie des Judentums in Bewegung. Hier sehen Sie Rabbi Ovadja, den sephardischen Oberrabbiner Israels. Die Kuh wurde rabbinisch geprüft und scheint einwandfrei zu sein.

Das löste unter vielen Orthodoxen große Freude aus. Sie würden das Kalb am liebsten sofort schlachten, um es dann zu Asche verbrennen zu können. Aber es gibt auch Juden, die eine andere Ansicht vertreten. Diese würden das Kalb am liebsten erschießen, damit die Tempelbewegung nicht noch mehr Auftrieb erhält und nicht plötzlich doch an der Stelle der Al-Aqsa-Moschee etwas anderes gebaut wird.

Man ist sich also über den Tod dieses Kalbes einig, aber nicht über die Art und Weise. Schon erstaunlich, wie ein Kalb namens Melodie die Welt derart in Aufregung versetzen kann.

Die rituelle Durchführung des Opfers der roten Kuh

Nun, wir haben gesehen, dass in 4. Mose 19, geschrieben in der Zeit der Wüstenwanderung, erklärt wird, dass die rote Kuh hinausgeführt werden muss – außerhalb des Lagers Israels.

Wir befinden uns hier am Fuße des Berges der Gesetzgebung. Dort sehen wir die Stiftshütte, umgeben von einem mehrere Millionen umfassenden, erlösten Volk. Das war das Lager Israels. Doch die Kuh sollte außerhalb des Lagers sein, um zu zeigen, dass Sünde für Gott so abscheulich ist, dass er sie nicht im Lager Israels haben will. Diese Kuh sollte ein Sündopfer sein. Sie muss weg, ganz weit weg aus dem Lager, wo Gott in der Mitte seines Volkes wohnte.

Auf dem Berg Zion, dem Berg Moria, wo der Tempel gebaut wurde, musste dieses Ritual ebenfalls weitergeführt werden. Heute Morgen haben wir gesehen, wie Salomo das Allerheiligste auf dem Felsen an der Spitze Zions gebaut hatte. Salomo errichtete rundherum einen Vorhof von fünfhundert Ellen mal fünfhundert Ellen.

Übrigens hat er die Ostmauer hier nach dem Eckstein ausgerichtet – nach dem Felsen in der Oma-Moschee. Die natürliche Westböschung des Felsens gab die Richtung vor, wie man diese Ostmauer, in der das goldene Tor ist, ausrichten sollte. Der Eckstein hat also nicht nur das Heiligtum selbst ausgerichtet, sondern auch die Gebäude und den ganzen Tempel.

Wenn man eine Linie aus dem Allerheiligsten im rechten Winkel zu dieser Ostmauer zieht, die ihre Richtung nie geändert hat, und diese Linie fünfhundert Ellen lang verfolgt, trifft man genau den höchsten Punkt des Ölbergs. Es ist faszinierend, wie der Ölberg und der Tempelberg architektonisch und topologisch in einem System zusammengehören.

Darum wurde die rote Kuh jeweils auf der Spitze des Ölbergs geopfert. Wir haben gelesen, dass der Priester das Blut gegen den Eingang des Zeltes der Zusammenkunft sprengen soll. Deshalb musste er hier den Blick in das Heilige haben. Das ist auch der Grund, warum die Ostmauer immer etwas niedriger gehalten wurde, damit der Priester einen guten Blick direkt in das Heiligtum hatte.

Jetzt sind wir auf dem Tempelplatz, genau vor dem Standort des Heiligtums. Wenn wir von hier aus eine Linie im rechten Winkel hinüber zum Ölberg ziehen, kommen wir zum höchsten Punkt, der die Auffahrtskapelle ist. Dort wurde die rote Kuh geschlachtet. Ich nehme das ein wenig in den Fokus, damit wir noch besser sehen, wo die rote Kuh war.

Dann bin ich hinüber zum Ölberg, nahm einen Taxifahrer und sagte ihm, ich möchte gerne auf den höchsten Punkt des Ölbergs. Wir einigten uns auf den Preis, und er fuhr mich zum Aussichtspunkt. Doch ich sagte, das sei nicht der höchste Punkt des Ölbergs. Die Leute machen dort ihre Fotos, weil sie fotografieren wollen. Ich aber wollte auf den höchsten Punkt.

Der Fahrer wusste auch nicht genau, wo der höchste Punkt ist. Ich wollte zu einer Kirche dort hinauf, doch das war verboten. Ich sagte, dass ich das eigentlich gewollt hätte. Dann meinte er, das könnte vielleicht wieder möglich sein. Er hatte einen Freund dort, bei dem ich vielleicht etwas kaufen könnte. Er brachte mich zu einem Souvenirladen. Nachdem ich etwas gekauft hatte, wurde der Zugang tatsächlich geöffnet, aber ich wurde nicht hinaufgelassen.

Ich wollte unbedingt ein Foto machen. Schließlich fuhr er mich zu einem arabischen Hotel oben auf dem Berg. Nach einem kurzen Wortwechsel war alles klar. Ich konnte aufs Dach des Hotels steigen, mit einer Leiter, und dort endlich das Foto machen.

So haben wir hier die Linie in die entgegengesetzte Richtung. Ich hatte vorhin hier fotografiert und jetzt die Linie direkt zum Eingang des Heiligtums. Das war also der Blick für den Priester, der das Blut der roten Kuh in diese Richtung sprengte.

Hier sieht man ein Modell des Tempels von damals. Wir sehen das goldene Tor, das nicht genau auf der Linie liegt, sondern etwas verschoben ist. Dort wurde die rote Kuh hinausgeführt.

Damals gab es noch eine vorgelagerte Stadtmauer, die sich hier mit der Tempelmauer vereinigte. Dort gab es ein weiteres Tor, das Tor Mifkat aus Nehemia 3. Mifkat bedeutet „Vergeltung“. Die Kuh musste also außerhalb des Lagers um die Vergeltung zu erdulden.

In diesem Modell sieht man das Osttor noch etwas besser. Die Kuh musste die Treppe hinuntergehen. Das war wahrscheinlich etwas kompliziert, aber dann ging sie hinaus durch das Tor Mifkat.

Hier sieht man das Osttor im Modell noch detaillierter. Zwei Torpfosten sind übrigens noch original erhalten, mindestens aus der Zeit von Nehemia. Sie befinden sich innerhalb des Osttorgebäudes, des goldenen Tors, sind aber von außen nicht sichtbar.

Durch das goldene Tor ging die rote Kuh hinaus, außerhalb des Lagers. Von dort aus führte eine Brücke über das Kidron-Tal hinüber zum Ölberg. Das war praktischer als für Touristen, die immer wieder runterlaufen oder ein Taxi nehmen müssen. Der Preis für das Taxi war dann allerdings etwas höher.

Hier sieht man das Modell des Hotels Holy Land. Jesus ging sein Kreuz tragend durch das Gartentor hinaus und wurde außerhalb der Stadt hingerichtet. Israel hat also ganz klar im levitischen Opferdienst erlebt, dass das Opfer, das Reinigungsopfer, außerhalb des Lagers sterben muss.

Die Ritualbäder und ihre Bedeutung

Nun zu einem anderen Thema: den Ritualbädern. Wir haben viel darüber gelesen, dass man sich im Wasser badet und bis zum Abend unrein ist. Das ist ein Ritualbad aus der Zeit des Herrn Jesus.

Diese Treppe hier ist zweigeteilt durch ein kleines Mäuerchen. Unreine Personen gingen hier hinunter und tauchten sich dreimal vollständig im Wasser ein. Auf dem breiten Weg ging man hinunter, und auf dem schmalen Weg stieg man gereinigt wieder hinauf. Breiter Weg nach unten – unrein, schmaler Weg nach oben – rein.

Im Neuen Testament wird dieses Wasserbad erklärt, zum Beispiel in Epheser 5,26. Dort heißt es ganz am Schluss bei den Stellen über Reinigung, dass Christus seine Gemeinde reinigt, indem er sie mit dem Wasserbad des Wortes wäscht. Das Ritualbad ist also ein Bild für die Bibel, die uns unsere Sünden aufdeckt.

Das soll uns dazu führen, dass wir unsere Sünden im Gebet bekennen. So werden wir gereinigt. 1. Johannes 1,9 sagt dazu: „Wenn wir unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt.“ Im Griechischen ist hier ein levitischer Ausdruck enthalten, der bedeutet: „reinigt von aller Ungerechtigkeit.“ Die Beschmutzung durch die Sünde wird also durch das Ritualbad des Wortes Gottes entfernt.

Am Eingang zum Tempelberg für das Volk am Südabhang, auf dem Ofel, hat man in den letzten Jahren etwa siebzig Ritualbäder ausgegraben. Jetzt versteht man, warum im Neuen Testament in Hebräer 6,2 von der Lehre der Waschungen gesprochen wird. Diese gehörte zu den Grundelementen des Glaubens der Hebräer. Es war einfach Teil ihres täglichen Lebens – siebzig Ritualbäder!

Das erklärt auch, warum an Pfingsten bei der Predigt von Petrus dreitausend Menschen zum Glauben kamen und alle getauft wurden. Wo hat man diese Menschen in Jerusalem getauft? Dreitausend Leute – das klingt schwierig, oder? Aber sie waren am Morgen um neun Uhr auf dem Weg zum Morgenbrandopfer des Pfingsttages. Dort gab es eben diese siebzig Ritualbäder. Das ging dann schnell, wenn man gut organisiert war.

Ich möchte damit nur sagen: Das war kein großes Problem. Es gab zwar Leute, die sagten, das könne man sich gar nicht vorstellen, das gehe doch gar nicht. Aber man kann sich vieles nicht vorstellen, wenn man noch nie dort gewesen ist. Das heißt aber nicht, dass die Bibel Unrecht hätte. Das ist sehr wichtig!

Hier sehen Sie eine Rekonstruktionszeichnung vom größten Haus im Priesterquartier, im heutigen jüdischen Viertel. Es ist sehr gut möglich, dass es das Haus des Hohenpriesters Annas war, mit einer Grundfläche von sechshundert Quadratmetern. Nicht schlecht für eine Familie, oder?

Zum Inventar gehörten auch diese Ritualbäder – sehen Sie das? Für rituelle Reinigung haben sich diese Leute wirklich viel Mühe gegeben. Aber das große Problem war: Haben sie auch verstanden, was die geistliche Bedeutung davon war? Das ist die andere Sache.

Die Stadt Jerusalem als Lager und die Bedeutung des Leidens Jesu ausserhalb des Lagers

Hier sehen wir einen Stadtplan von Jerusalem im Jahr 30. Warum zeige ich das? Um zu erklären: Die Rabbiner bezeichneten die Stadt Jerusalem, die ummauerte Stadt, als das Lager.

Wenn also im Hebräerbrief Kapitel 13 gesagt wird, dass Jesus außerhalb des Lagers gelitten hat, dann bedeutet das nicht „außerhalb des Zeltlagers“, wie es in der Wüste Sinai war. Der gleiche Ausdruck wurde zur Zeit Jesu für die Stadt Jerusalem verwendet.

So heißt es in Hebräer 13,12: „Darum hat auch Jesus, damit er das Volk durch sein eigenes Blut heiligte, außerhalb des Tores gelitten. Deshalb lasst uns zu ihm hinausgehen, außerhalb des Lagers seine Schmach tragend. Denn wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern suchen die zukünftige.“

Der Hebräerbrief rief also im Jahr 62 dazu auf: Schaut! Jesus hatte keinen Platz im Lager. Er wurde hinausgeworfen und auf Golgatha hingerichtet.

Doch das Ganze wird hier auf den Kopf gestellt. Beim Opfer der roten Kuh haben wir gesehen: Diese musste außerhalb des Lagers stattfinden, weil Gott Sünde nicht in seiner Gegenwart will. Aber hier haben wir das Problem, dass das Volk den Mensch gewordenen Sohn Gottes hinausgeworfen hat. Deshalb war er außerhalb des Lagers und hat natürlich auch in seinem Sühnetod eine andere Bedeutung erfüllt.

Nun sagt der Hebräerbrief den jüdischen Gläubigen: Ja, ihr seid immer noch verbunden mit dem Tempel. Aber überlegt euch: Können wir noch weiter mitmachen? Wenn unser Herr keinen Platz im Lager hatte, wenn er verworfen wurde, dann sollten auch wir hinausgehen, außerhalb des Lagers, und die Schmach mit ihm teilen. Also verlasst jetzt den Tempeldienst!

Bis dahin war das absolut normal, aber jetzt heißt es: Geht hinaus! Wir haben hier keine bleibende Stadt; wir suchen die zukünftige.

Etwa acht Jahre nach dem Hebräerbrief wurde Jerusalem im Jahr 70 vernichtet. Das war ein prophetisches Wort: „Wir haben hier keine bleibende Stadt.“

Das lebendige Wasser und seine Rolle in der Reinigung

Wir haben gelesen, dass die Asche der roten Kuh mit Wasser gemischt werden musste – und zwar mit lebendigem Wasser. Auf Hebräisch bedeutet „mein Chaim“ frisches Quellwasser. In Jerusalem holte man dieses Wasser immer aus dem Teich Siloah.

Dieser Teich war durch die Wasserleitung von Hiskia direkt mit der Gihonquelle verbunden. Heute Morgen habe ich diese Leitung nicht gezeigt, als wir über die Wasserleitung und die Gihonquelle gesprochen haben, denn der Tunnel entstand erst später, in der Zeit von Hiskia. Das ist ein eigenes Thema für sich. Das Wasser wurde also immer aus dem Siloah-Teich geholt.

Vielleicht wird dadurch auch klar, warum der blindgeborene Mann, dem Jesus die Augen öffnete, den Schmutz, die Erde, aus seinen Augen im Siloah-Teich auswaschen musste, um sehen zu können. Die Zusammenhänge sind sehr direkt, wie in Johannes 9 beschrieben.

Hier sehen wir eine archäologische Rekonstruktionszeichnung von Siloah zur Zeit Jesu. Vom Tempel aus führte eine lange Treppe bis zum Südende der Stadt. Dort befand sich ein öffentliches Ritualbadhaus, das etwas anders aussah als auf dem vorherigen Foto. Hinter diesem Ritualbadhaus gab es noch einen zusätzlichen Teich, in den das überfließende Wasser weitergeleitet wurde.

Die Asche der Kuh vom Ölberg wurde in drei Teile geteilt. Ein Teil wurde in einem Krug auf dem Ölberg aufbewahrt, ein zweiter Krug wurde beim Osttor, in den inneren Vorhöfen des Tempels, verwahrt. Der dritte Teil wurde im ganzen Land verteilt, damit die Reinigung sofort vollzogen werden konnte, sobald jemand gestorben war – und zwar überall in Israel. So funktionierte das praktisch.

Die Leuchter im Frauenvorhof haben nichts mit der Menora im Heiligtum zu tun. Eigentlich sollten sie vier Lampen haben, so steht es im Talmud. Jesus nimmt Bezug auf diese Lampen beim Laubhüttenfest und sagt: „Ich bin das Licht der Welt.“ Die Zahl vier steht für die Welt – die vier Himmelsrichtungen. Und der Herr Jesus sagt: „Ich bin das Licht der Welt.“

Die Bedeutung der einzelnen Verse in 4. Mose 19

Wir gehen zurück zu 4. Mose 19. Jetzt haben wir sozusagen das nötige Handwerkszeug, um die einzelnen Verse besser zu verstehen.

Zuerst ist wichtig, die Übersetzung von Vers 17 zu betrachten. Dort heißt es im Hebräischen ganz wörtlich: „Und man soll für den Unreinen von dem Staub des Brandes des Sündopfers nehmen.“ In manchen Übersetzungen wird das mit „Entsündigung“ wiedergegeben. Entsündigung und Sündopfer sind im Hebräischen dasselbe Wort, daher ist im Prinzip beides möglich. Wenn man jedoch an die Bedeutung des Staubes des Sündopfers denkt, wird deutlich, dass es sich hier um eine spezielle Form des Sündopfers handelt.

Weiter heißt es in 4. Mose 19, Vers 2: „Dieses Opfer soll ohne Fehl und ohne Flecken sein.“ Gewöhnlich wird bei den Opfern nur „ohne Fehl“ gesagt, hier jedoch „ohne Fehl und ohne Flecken“. Man kann auch „ohne Gebrechen“ übersetzen. Dieser doppelte Ausdruck kommt auch im Neuen Testament vor, in 1. Petrus 1, Vers 18, wo er für den Herrn Jesus, das Lamm Gottes, verwendet wird: „ohne Fehl und ohne Flecken“. Das ist ein ganz außergewöhnlicher Ausdruck.

„Ohne Fehl“ bedeutet, dass das Tier nicht hinken darf, nicht blind sein und keinen Schaden haben darf. „Ohne Flecken“ bedeutet nach rabbinischer Auffassung bei der roten Kuh, dass es keine Stelle geben darf, an der zwei weiße Haare nebeneinander wachsen. Das macht das Ganze mit der roten Kuh sehr kompliziert. Es war nicht möglich, einfach irgendeine rotgefärbte Kuh aus den Berner Alpen zu nehmen. Nein, das Tier musste wirklich ganz, ganz ausgewählt sein.

Im Talmud gibt es ein eigenes Traktat, das „Para Aduma“ heißt, das nur über das Thema der roten Kuh handelt. Dort wird am Anfang diskutiert, wie alt die junge Kuh sein darf. Man kann sich eine Übersetzung besorgen, um zu sehen, wie alt sie sein soll – eine Diskussion aus der Zeit nach der Zerstörung des Tempels. Einer sagt, sie soll drei Jahre alt sein; ein anderer Rabbi meint, sie darf auch vier oder fünf Jahre alt sein. Die alten Rabbiner, die den Tempel noch kannten, sagten jedoch, das sei nicht gut, weil in der Zwischenzeit weiße oder schwarze Haare wachsen könnten. Das wäre ein Risiko.

Das ist natürlich auch bei der roten Kuh so: Zu lange warten ist nicht gut, denn dann könnten sich unerwünschte Haare entwickeln. Lieber so bald wie möglich das Opfer verwenden. Über „so bald wie möglich“ sind sich wahrscheinlich viele einig, aber eben so bald wie möglich als Opfer.

Was vielleicht den Bibelleser allgemein verwirrt, ist, warum ausgerechnet eine Kuh und nicht ein Stier, also ein weibliches Wesen, verwendet wird. Es soll doch auf den Messias, den Erlöser, hinweisen, und der Herr Jesus war ein Mann. Aber das ist ganz einfach: Das Weibliche symbolisiert die Quelle des Lebens. Der Herr Jesus kann von sich sagen (Johannes 14, Vers 6): „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.“ Er ist die Quelle allen Lebens, das Leben in Person. In Apostelgeschichte 3, Vers 15 wird ihm der außergewöhnliche Titel verliehen: „Der Fürst des Lebens“. Ein schöner Titel für den Erlöser.

Das wird durch die rote Kuh besonders zum Ausdruck gebracht. Es geht um die Quelle des Lebens, die die Lösung für die Verunreinigung durch den Tod ist. So sind die Zusammenhänge sehr direkt. Gerade in Apostelgeschichte 3, Vers 15 wirft Petrus dem Volk vor: Ihr habt einen Mörder verlangt und habt angesichts des Fürsten des Lebens verleugnet. Das heißt, der Mörder durfte leben, und der Fürst des Lebens sollte sterben. Dramatisch!

 4. Mose 19, Vers 2 sagt, die Kuh darf noch nie irgendein Joch getragen haben. Die Rabbiner haben das sehr streng ausgelegt. Das heißt, es durfte niemals etwas auf diese Kuh gelegt worden sein, nichts, was eine Last sein könnte. Man kann sich vorstellen, wie sorgfältig die Kuh gehütet wurde.

In 2. Korinther 5, Vers 20 heißt es von dem Herrn Jesus, der die Sünde nicht kannte, dass er für uns zur Sünde gemacht wurde. Das ist ein Fachausdruck, um zu sagen: zum Sündopfer gemacht, zur Sünde gemacht, damit wir Gottes Gerechtigkeit in ihm werden. Der Herr Jesus hat also nie das Joch der Sünde getragen, denn er kannte die Sünde nicht.

Wir haben ein dreifaches apostolisches Zeugnis: Paulus sagt, er kannte die Sünde nicht; Petrus sagt in 1. Petrus 2, Vers 22, er tat keine Sünde; und Johannes sagt in 1. Johannes 3, Vers 5, dass Sünde nicht in ihm ist. Das sind deutliche Zeugnisse, dass der Herr Jesus nie das Joch der Sünde getragen hat. Deshalb war er fähig, das Opfer der roten Kuh zu erfüllen.

Es musste der Sohn des Hohenpriesters sein, der das Opfer bringt. Es wird genannt, dass Eleasar, der Sohn Aarons, das tun sollte. Darum musste später immer der Nachfolger des jeweiligen Hohenpriesters das Opfer bringen. Eleasar heißt auf Hebräisch „Gott hilft“. Gott hat Hilfe für das Problem der Unreinigkeit der Sünde.

 4. Mose 19, Vers 3 sagt, das Opfer musste hinausgeführt werden außerhalb des Lagers. So lesen wir in Markus 15, Vers 21: „Sie führten ihn hinaus, um gekreuzigt zu werden.“ Der Tod musste also außerhalb des Lagers stattfinden. Wir haben Hebräer 13, Vers 12 schon gelesen.

Das Blut musste in Vers 4 siebenmal in Richtung Eingang des Tempels vom höchsten Punkt des Ölbergs aus gesprengt werden. Die Kuh wurde vollständig verbrannt, mit allem. Bei den Opfern durfte man die Haut abziehen, und Priester konnten sie oft für sich beanspruchen; sie war für sie ein Wertkapital. Aber die Kuh musste vollständig verbrannt werden, sogar mit dem Mist, alles. Das Blut wurde ebenfalls verbrannt, alles.

In Psalm 88, Vers 16, einem messianischen Psalm, hört man den Gekreuzigten in der Stunde der Finsternis sprechen. In den meisten Bibelübersetzungen ist das Vers 17. Dort sagt der Herr: „Deine Zorngluten sind über mich hingegangen, deine Schrecknisse haben mich vernichtet.“ Die „Zorngluten“, das Feuer des Zorns Gottes, trafen den Gerechten in den Stunden der Finsternis und vernichteten ihn, so wie das Feuer das Opfer der Kuh vollständig verzehrte.

In den Brand wurden Zedernholz, Isop und Karmesin geworfen. Zedernholz ist ein Beispiel für einen gigantischen Baum. Isop ist ein kleines Pflänzchen, das an der Mauer herauswächst – so wie wir sagen würden, ein Mauerblümchen. Für die Juden ist das der Isop, das Mauerblümchen, die Entsprechung. Alles wird in den Tod gegeben.

So wurde Jesus, der einerseits Sohn Gottes ist, der König der Könige und Herr der Herren, in den Tod gegeben. Der Jesaja spricht auch von seiner Erniedrigung, dass er freiwillig den untersten Platz einnehmen wollte. Der Karmesin ist eine ganz wertvolle Farbe, die die Farbe des arteriellen menschlichen Blutes hat – ein weiterer Hinweis auf den Einzigartigen, der das rettende Mittel bringen konnte.

In Vers 7 lesen wir von einem Ritualbad. Ja, welcher Vers? Ach, das ist 4. Mose 19, Vers 7. Manche Bibeln weichen in der Verszählung ab; ich habe nach der alten Elberfelder zitiert, die manchmal andere Zählungen hat.

Dort heißt es: „Der Priester soll seine Kleider waschen und sein Fleisch im Wasser baden.“ Jetzt wissen wir, was ein Ritualbad ist. In Vers 8 muss auch derjenige, der die Kuh verbrennt, ein Ritualbad nehmen. In Vers 9 wird die Asche gesammelt, und in Vers 10 heißt es, wer die Asche sammelt, muss ebenfalls ein Ritualbad nehmen.

Das zeigt, wie alles, was mit diesem Opfer zusammenhängt, sofort Verunreinigung bringt, denn es ist ein Sündopfer – der Jesus zur Sünde gemacht wurde.

In den Versen 11 bis 16 wird erklärt, dass der Tod verunreinigt. Wenn jemand im Zelt stirbt, ist alles unrein. Wenn man einen Toten auf dem Feld draußen sieht und ihn berührt, wird man sofort unrein. Das gibt einen guten Hintergrund für das Gleichnis vom barmherzigen Samariter. Dort liegt doch ein Mann halbtot da. Wenn jemand halbtot ist, ist es nicht ganz klar, ob er nicht vielleicht ganz tot ist.

Ein Priester kommt vorbei, will nach Jerusalem zum Tempel hinaufgehen, sieht den Mann liegen und denkt: Lieber nicht, denn wenn der Mann ganz tot ist und ich komme ihm zu nahe, könnte ich mich verunreinigen. Dann müsste ich sieben Tage aussetzen, und mein ganzer Dienst wäre dahin, denn damals dauerte die Dienstarbeit einer Priesterklasse eine Woche. Außerdem standen die großen Festtage bevor. Das wäre alles verloren.

Also geht der Priester lieber einen Umweg. Ein Levit, der auch im Tempel dienen sollte, denkt genauso: Er könnte tot sein, also gehe ich lieber nicht. So machen sie aus Ritualen etwas Wichtigeres, als das Leben eines Menschen zu retten.

Das zeigt, was der Herr Jesus immer wieder den Pharisäern und den sogenannten Gesetzestreuen vorgeworfen hat: Ihr verschiebt die Prioritäten. Dinge, die erstrangig sind, macht ihr zu Nebensachen, und Dinge, die zwar auch wichtig, aber zweitrangig sind, macht ihr zu Hauptsachen. Das ist eine völlige Verdrehung des Planes Gottes.

Vor diesem Hintergrund sieht man das Gleichnis mit ganz anderen Augen. Und dann kommt der Samariter, der bei den Juden sowieso als unrein galt, und hilft. Das ist die Pointe.

Weiter lesen wir, dass in den Versen 17 bis 19 die Asche für die Reinigung mit frischem Quellwasser, lebendigem Wasser aus dem Teich Siloam, kombiniert werden muss. Mit einem Isop wurde am dritten Tag, nachdem man sich angemeldet hatte – der Anmeldungstag war der erste Tag –, die Person besprengt. Dann musste man bis zum siebten Tag warten und dort noch ein Ritualbad nehmen. Danach war man rein.

Vers 20 zeigt, dass Todesstrafe bei Unterlassung droht. Die Verse 21 bis 22 sagen, dass es sich um eine ewige Satzung handelt, also etwas, das nicht nur während der Wüstenwanderung galt, sondern auch im Land weiter praktiziert wurde.

Es wird sogar erklärt, dass es eine Verunreinigung zweiten Grades gibt: Wenn jemand einen Toten berührt hat und ein anderer diesen berührt, wird auch dieser unrein. Die Kette geht jedoch nicht ins Unendliche. Warum? Der zweite muss nur ein Ritualbad nehmen, nicht die Reinigung mit der Asche der roten Kuh. Man kann sich fragen, was geschieht, wenn jemand diesen wieder berührt. Die Kette kann nicht ewig weitergehen. So gab es eine Verunreinigung bis zum zweiten Grad.

In diesem ganzen Opfer spielen Wasser und das verbrannte Blut eine wesentliche Rolle. Denken wir an die Kreuzigung: Johannes 19, Vers 34 sagt, als der Soldat mit dem Speer in die Seite Jesu stach, kam Wasser und Blut heraus. Das ist medizinisch der klare Beweis, dass der Tod eingetreten war, nämlich die Blutsenkung bereits erfolgt war.

Wenn man Blut entnimmt, muss man es eine Weile stehen lassen. Die schweren Teile sinken schnell ab, und oben bleibt die Flüssigkeit, das Wasser. Wenn man stirbt, läuft das Blut nicht mehr im Körper. Das führt sofort zur Blutsenkung, und Wasser trennt sich von den festen Teilen im Blut. Deshalb ist dieser Stich der eindeutige Beweis, dass der Tod eingetreten war. Die nächste Scheintodtheorie kann man damit entkräften.

Im ersten Johannesbrief wird viel Gewicht auf diese beiden Aspekte gelegt: Wasser und Blut. Jesus Christus ist durch Wasser und Blut gekommen. Damit wird gezeigt, wie eng die Reinigung der Sünde mit Gottes Wort zusammenhängt, das oft mit Wasser verglichen wird, und mit dem Tod Christi.

Man kann nicht zwei verschiedene Dinge daraus machen. Das Wort Gottes führt uns dazu, unsere Sünden einzusehen. Das Sündenbekenntnis und der Glaube an das stellvertretende Opfer reinigen den Menschen von dem Schmutz der realen Sünde.

Symbolik von Zedernholz, Isop und Karmesin

Gut, vielleicht gibt es noch einige Fragen zum Thema, meine ich jetzt. Warum gerade das Zedernholz? Ja, das Zedernholz – die Zeder war ja der große Baum im Nahen Osten. So weist die Zeder auf die Größe hin, während der Isob als Gegensatz auf die Kleinheit hinweist.

Es gibt sicher verschiedene Anwendungen, aber eine wäre eben, dass der Herr in seiner ganzen Erhabenheit in den Tod gegangen ist. Der Herr, der sich eigentlich selbst total erniedrigt hat – das sind ja diese beiden Gegensätze. Einerseits ist er der Erhabene, andererseits ist er der, der sich zum Tiefsten erniedrigt hat. Er vereinigte beide: die Herrlichkeit der Erhöhung, der Erhabenheit, und die Erniedrigung in sich. So ist er in den Tod gegangen.

Also es war nicht irgendjemand, sondern der Einzigartige, der in den Tod gegangen ist. Darum das Zedernholz: Es weist auf seine Erhabenheit hin.

Israel hatte ja während der Wüstenwanderung das Wasser aus dem Felsen. Das Wasser aus dem Felsen, 2. Mose 17, war nicht nur ein momentanes Ereignis. In Psalm 105, Vers 41, heißt es nämlich, dass er den Felsen öffnete. Es flossen Wasser heraus, sie liefen in den dürren Örtern wie ein Strom. Das war also nicht ein kleines Wässerchen, sondern ein Strom, der Israel während großer Abschnitte der Wüstenwanderung das lebendige Wasser lieferte.

So begann Israels Geschichte mit Wasser aus dem Felsen. Und in der Zukunft, wenn der Herr Jesus das abschließt, dann schließt das an das Morgenthema an: Wenn der Herr Jesus den neuen Tempel bauen wird, wird ja aus dem Tempelberg, aus dem Heiligtum – das heißt aus dem Felsen – eine Quelle herauskommen. So endet die Geschichte Israels wieder mit Wasser aus dem Felsen.

Dann wird das geschehen, was man in der ganzen Geschichte Jerusalems nie hatte. Man hatte die Gihon-Quelle ganz unten im Kidrontal – ich habe über das Problem gesprochen. Aber in der Vollendung wird es eine Quelle geben, ganz oben auf der Bergspitze, aus dem Felsen.

Ja, noch weitere Fragen?

Ja, das Ritualbad wird also bis heute noch praktiziert, unter strengen, ja sicher sehr hygienischen Bedingungen. Nur einfach das mit der roten Kuh, das können sie nicht. Aber das Ritualbad selbst wird selbstverständlich praktiziert.

Während der Menstruation gibt es dann in der jüdischen Ehe absolut keine Beziehung. Und dann wird noch gewartet, bis die Zeit vorbei ist, dass sie dann das Ritualbad nehmen kann. Danach wird die Beziehung wieder aufgenommen.

Auch das hat natürlich seine eheliche Bedeutung, dadurch, dass es immer eine Zeit gibt während des Monats, in der die Geschlechtsbeziehung nicht möglich ist. Dadurch wird sie auch zu etwas viel Besonderem gemacht.

Nämlich die ganze Problematik mit der Pille usw. hätte noch viel größere Problematiken, um darüber zu sprechen. Aber ein Aspekt ist nämlich auch noch der, dass da etwas gemacht wird, wo man nie eine Zeit hat, in der es nicht möglich ist. Es ist einfach immer möglich. Damit wird eigentlich auch die Spannung gesenkt.

Das war eine Einrichtung durch die Tora, die das Spannende der Ehe erhalten sollte bis ins hohe Alter.

Weitere Fragen?

Warum nur neun Kühe? Das ist eine gute Frage. Ich habe gesagt, dass es die Überlieferung so sagt. Die Überlieferung ist nie der Bibel gleichzusetzen, also man kann ruhig auch ein Fragezeichen setzen. Aber es ist ja klar: Bei jeder Reinigung brauchte man gar nicht viel von dieser Asche – das war ja gewissermaßen ein symbolischer Zusatz.

Also es hängt ganz davon ab, wie mikroskopisch klein die Mengen waren, die man benutzt hatte, damit es so möglich war. Auf jeden Fall wird das so überliefert. Aber so ganz aus dem Nichts kann das auch nicht genommen sein.

Kann es nicht sein, dass es reine Kühe gab? Es sind keine reinen Kühe. Dass die Kuh gar nicht vorhanden war, dass sie deswegen nicht so häufig war? Ja, gut, weil die Kriterien so schwierig zu erfüllen waren.

Aber in den Tempelzeiten hat man die gezüchtet und hat darauf geschaut. Sicher war das nicht so einfach wie bei irgendeinem Opfertier, das man jetzt zur Verfügung hatte. Das ist sicher ein Punkt, dass man auch besonders sparsam umgegangen ist. Das könnte man sicher sagen.

Ich verstehe doch immer nicht, warum in Rituale zum Beispiel die Entbindung verunreinigt und warum die Unreinheit nach einem Mädchen vierzig Tage und nach einem Knaben sechzig Tage dauert.

Ja, das ist natürlich für Frauen schon ein bisschen schwierig. Ja, noch manche solche Fragen.

Aber warum die Entbindung verunreinigt? Es sollte einfach zeigen: Es ist ja die Mutter, die das Opfer bringen musste, für sich. Also Maria hat das Opfer nicht für ihr Kind gebracht, sondern für sich. Sie war sich bewusst ihrer eigenen sündhaften Natur.

Ihr Sohn kam, und das war aber die absolute Ausnahme: vollkommen rein und ohne Sünde, also ohne innewohnende böse Natur, auf die Welt. Aber sonst war das natürlich für die Frau immer eine Erinnerung: Das Böse wird von Generation zu Generation weitergegeben.

Das heißt, so lieblich die Kinder sind, wenn sie auf die Welt kommen, sie haben das Böse in sich. An das wurde man immer wieder erinnert bei der Entbindung.

Dass für die Mädchen die Zeit länger war, kann man so erklären: Das sollte immer wieder eine Erinnerung sein, dass Eva die Sünde zuerst gebracht hat und danach Adam.

Diesen Zusammenhang kann man bestimmt sehen, wobei man auf der anderen Seite wieder betonen muss: Adams Sünde war schwerwiegender als Evas Sünde. Denn Eva wurde verführt.

Aber bei Adam lesen wir, dass er den Bund Gottes gebrochen hat. So steht es in Hosea 6, Vers 7: Adam hat den Bund Gottes gebrochen. Das heißt, er ist bewusst unloyal geworden Gott gegenüber, und das ist natürlich dramatisch.

Darum wird auch die sündige Natur eigentlich immer durch den Mann weitergegeben. Aber dann müsste die Unreinheit bei Knaben länger sein als bei Mädchen.

Gut, es kommt einfach darauf an, was jetzt mit dem Bild ausgedrückt werden soll. Es gibt diese beiden Aspekte, aber es gibt auch den Aspekt, dass die Frau zuerst in Sünde fiel, danach Adam. Das wird gerade in 1. Timotheus 2 betont und aufgenommen.

Aber eben, es gibt verschiedene Aspekte. Darum habe ich das andere auch erwähnt.

Frau Präsidentin, liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich habe auch schon gehört, dass Eva die größere Sünde tat, weil sie nicht zuerst Adam fragte. Was sie da nicht verstanden haben, sie war im Gedächtnis Allahs, so wie dann er die Sünde gar nicht ausschmeckt. Das war auch nichts.

Ja, also eben die Frage, wer die schwere Sünde begangen hat, ist sowieso ein bisschen schwierig.

Ich habe jetzt gesagt, Adams Sünde war schwer, weil er sehr bewusst unloyal, also untreu wurde Gott gegenüber, während Eva sich wirklich überreden und verführen ließ. Das wird in 1. Timotheus 2 gesagt: Nicht der Mann wurde verführt, sondern die Frau wurde verführt. Der Mann hat es dann bewusst getan.

Aber bei Eva war das natürlich ein Problem: Sie war als Frau unloyal ihrem Mann gegenüber, denn sie hätte ihn doch als Haupt gerade in einer so fundamentalen Frage einbeziehen müssen.

Das heißt nicht, dass Frauen immer fragen müssen, welchen Salat sie waschen sollen. Das hat nichts mit solchen Dingen zu tun. Aber es geht um ganz fundamentale Entscheidungen.

Wenn eine Frau wirklich entscheidet: Morgen gebe ich das ganze Vermögen her für das und das, dann ist das unloyal ihrem Mann gegenüber. Das geht nicht. Und das war Evas Sünde.

Vier Minuten überzogen, aber das ist nicht so schlimm. Wir müssen doch eine Pause machen.

Also zu den Fragen habe ich keine Bilder da. Aber wer hat die erste Frage? Also, wo bist du jetzt eingestiegen? Im Silorteich, oder?

Ja, dann bist du in die Gihon-Quelle eingestiegen. Dort ist die Quelle, ja. Man kommt über die Treppe nach unten, da kommt man in den Bereich, wo die Quelle entspringt.

Dann kann man diese Hunderte Meter durch den Tunnel bis in den Teich Siloah gehen. Das heißt also, der erste Teil dieses Tunnels entspricht noch dem Wassersystem zur Zeit von David.

Aber es gibt eine Blockade an einer Stelle, und gerade dort würde man zum Warnschaft hinkommen. Also der Hiskia-Tunnel biegt dann ein bisschen vorher ab, bevor man zu diesem vertikalen Schacht kommt, durch den Joab in die Stadt eingedrungen war.

Ja?

Ich habe morgen eine Frage: Wissen die Muslime überhaupt, was das für ein Ort ist, was er für uns für eine Bedeutung hat, wo die Bundeslade gestanden hat? Was meinen Sie dazu?

Nein, das wissen sie nicht. Sie sagen, das ist der Ort, wo Ismael geschlachtet werden sollte, wo Abraham Ismael dargebracht hätte.

Und weiter sagen sie – ich sollte die Frage wiederholen für die Freunde, die die Kassette hören werden. Also die Frage wiederhole ich jetzt jedes Mal einfach für die Kassette: Wissen die Muslime, was diese Vertiefung auf dem Felsen in der Oma-Moschee bedeutet, und was denken sie dazu?

Also, wie gesagt, sie wissen das normalerweise nicht. Und wenn man es ihnen sagen würde, dann würden sie es nicht glauben.

Die Muslime erklären, der Fels in der Oma-Moschee ist der Ort, wo Abraham Ismael dargebracht hat. Weiter sagen sie, das sei der Ort, wo Muhammad auf al-Burak, diesem pferdeähnlichen Wesen mit Menschenkopf, dahin geritten sei und dort gebetet habe.

Von dort aus sei er in den Himmel gegangen, hätte die rechte Art des Betens gelernt, bei Allah sei er wieder zurückgekehrt und dann mit al-Burak nach Mekka zurückgekehrt, wo er noch vor Morgengrauen wieder angekommen sei.

Das ist die Interpretation der Nachtreise, die in der siebzehnten Sure erwähnt wird. In der siebzehnten Sure wird von einer Nachtreise zu dem entferntesten Anbetungsort gesprochen, aber der Name Jerusalem kommt gar nicht vor.

Ja?

Vielleicht eine technische Frage: Wie ist eigentlich das Wasser in diesem senkrechten Schacht nach oben gekommen, die dreizehn Meter?

Also dort hat man über diesen vertikalen Schacht von Waren das Wasser hochgezogen. Die Jebusiter sind von der Stadt, von ihrem normalen Straßenniveau her, durch dieses System, das ich gezeigt habe, hinuntergegangen bis zu dem Punkt vom vertikalen Schacht. Dort haben sie das Wasser heraufgezogen von der Gihon-Quelle.

Also es war ein sehr schlaues System, wie man das Wasser hineinbringen konnte. Aber es war schließlich das Verhängnis unter David. Wäre er bei der Belagerung ohne Wasser gewesen?

Also war die Gihon-Quelle eine besondere Gefahr für Belagerer? Jawohl, das war sie.

Und wir lesen ja auch gerade in der Zeit von Hiskia, als die Assyrer nach Jerusalem kamen, da hat die Gihon-Quelle extra verbaut, dass man sie nicht erkennen kann.

Wir lesen ja in der Bibel selbst, wie er gesagt hat, dass die Assyrer dort kein Wasser vorfinden sollten. Dann hat er eben auch diesen Tunnel bauen lassen, um das Wasser direkt in den Siluateich zu leiten.

Also das war eben ein sehr verwundbarer Punkt: die Gihon-Quelle, aber gleichzeitig gewissermaßen Lebensspender in Jerusalem.

War dieser Schacht ein natürlicher Schacht oder wurde der von den Jebusitern gemacht?

Das ist eine ganz gute Frage, denn die Frage ist gerade in den letzten Jahren erst beantwortet worden und damit auch die Frage der Entstehung des Hiskia-Tunnels.

Man hat sich ja immer gefragt, wie er das geschafft hat: mehrere hundert Meter durch den Felsen hindurch wurde dieser Tunnel gegraben. Man hat von zwei Seiten her gegraben und hat sich dann getroffen – ohne Laser.

Der ganze Tunnel macht ja einen riesigen Umweg, das ist ja nicht der direkteste Weg durch den Felsen, und die haben sich getroffen.

So steht es ja auf der Inschrift. Man hat eine Inschrift gefunden im Tunnel, einige Meter nach dem Eingang vom Siluateich her, in vorexilischer Schrift geschrieben, also der Schrift aus der Zeit von Hiskia.

Dort wird gerade der Moment festgehalten, wo die Gräber sich getroffen haben und man schon die Stimmen von der anderen Seite gehört hat.

Das zeigt also, sie haben so gearbeitet.

Das ganze Gebiet ist ein karstiges Gebiet, also ein Kalksteingebiet, das durch Wasser stark durchhöhlt worden ist.

Es hat sich gezeigt, dass verschiedene Abschnitte dieser Wassersysteme natürlich entstanden sind durch die karstige Situation.

Hiskia musste also zum Beispiel auch nicht den ganzen Tunnel aushöhlen lassen, sondern er hat natürliche Abschnitte benutzt, um dieses ganze System fertigzubringen.

So kann man das auch für das ganze Warnschaftssystem denken: Bestehende Tunnel wurden bereits benutzt und dann zu einem vollständigen System durch künstliche Arbeit vervollständigt.

Das erklärt übrigens gerade beim Hiskia-Tunnel, warum der Tunnel einen so riesigen Umweg macht – eben weil man die natürlichen Abschnitte als gegeben in Anspruch nahm und so das Ganze durch Grabungsarbeit noch vervollständigte.

Das System ist heute weitgehend erhalten geblieben, also musste das Haus gegraben werden.

Ja, im letzten Jahrhundert wurde der Siluateich erforscht und da mussten riesige Schlammschichten beseitigt werden. Da war schon eine große Arbeit, die getan werden musste.

Aber im Prinzip war der Tunnel schon noch da, nur einfach sehr stark gefüllt.

Es ist auch sehr unterschiedlich hoch. Es gibt Stellen, wo man aufrecht gehen kann, ohne Probleme, und es gibt Stellen, wo es ganz, ganz niedrig wird und sehr problematisch ist, um da durchzugehen.

Du hast heute gesagt „der Nilo“, aber die Helfer sagen „das Nilo“.

Ja, aber das sächliche Geschlecht gibt es im Hebräischen gar nicht, also das kann man sowieso vergessen.

Ich habe eine Frage betreffend der Volkszählung von David. Das heißt, dass sie von Satan angestiftet worden sei.

Aber ich frage mich immer, weil es nicht steht: Worin bestand denn die Sünde von David? Was hat Satan für Absichten gehabt? Dass David stolz würde über sein großes Volk? Oder was steht denn dort nicht, wenn die Sünde eigentlich bestanden hat?

David wollte das Volk zählen. Was war die Sünde, dass er sich von Satan anstacheln ließ?

Also es gibt zwei Dinge, die man dabei beachten muss.

Einerseits konnte das Zählen des Volkes in 2. Samuel 24 seinen Hochmut ankurbeln, dass er stolz ist, was für ein großes Volk er hat und darüber herrscht.

Das war schon mal ein Punkt.

Zweitens: Nach 2. Mose 30 musste jeder im Volk eine bestimmte Summe Geld bezahlen bei einer Volkszählung. Das durfte also niemals gratis gehen.

Man musste eine bestimmte Sühne zahlen für jedes Mitglied im Volk Gottes, das gezählt wurde.

Das sollte immer wieder darauf hinweisen, dass es eigentlich reine Gnade ist, dass ich Teil des Volkes Gottes bin.

Es braucht einen Preis, der vor Gott gezahlt werden muss, damit ich überhaupt diese Gnade haben darf.

David hat das gemacht, ohne dieses Sühnungsgeld zu bezahlen, das nach dem Gesetz vorgeschrieben war.

Damit ist er in die Falle gekommen. Er hat das Gesetz übertreten, und das war sicher auch ein Punkt.

Satan wollte David dazu bringen, dass er ein ausdrückliches Gebot Gottes übertrat.

Die Konsequenz blieb nicht aus: Es gab ein Gericht über Israel, eben diese Seuche.

Natürlich hatte das auch mit der Sache zu tun, dass er wissen wollte, wie stark er ist.

Aber das konnte gerade seinen Hochmut auch ankurbeln, wenn er sah, wie viele Leute, wie viele wehrfähige Männer er in seiner Armee befehligt.

Also es sind mehrere Aspekte darin beteiligt.

Gut.

Die Rolle der Frau im Lehren und in der Gemeinde

Darf eine Frau, wenn Geschwister zusammenkommen, lehren? Zunächst möchte ich einfach ein paar Bibelstellen dazu lesen, ohne etwas dazu zu sagen.

 1. Timotheus 2, Vers 11 sagt der Apostel Paulus: Eine Frau lerne in der Stille, in aller Unterwürfigkeit. Ich erlaube aber einer Frau nicht zu lehren, noch über den Mann zu herrschen, sondern still zu sein. Denn Adam wurde zuerst gebildet, danach Eva.

Dann Titus 2, Vers 4, wieder der Apostel Paulus. Schon in Vers 3 warnt er, dass die alten Frauen sich so verhalten sollen, wie es dem heiligen Stand geziemt: nicht verleumderisch, nicht Sklavinnen von vielem Wein, sondern Lehrerinnen des Guten. Auf dass sie die jungen Frauen unterweisen, ihre Männer zu lieben, ihre Kinder zu lieben, besonnen und keusch mit häuslichen Arbeiten beschäftigt, gütig und den eigenen Männern unterwürfig zu sein, damit das Wort Gottes nicht verlästert werde.

In Apostelgeschichte 18 begegnen wir einem gebildeten Juden namens Apollos, der nach Ephesus kam und in der Synagoge lehrte. Nach der Synagogenstunde erhielt er eine Einladung. In Vers 26 heißt es: Apollos fing an, freimütig in der Synagoge zu reden. Als aber Aquila und Priscilla ihn hörten, nahmen sie ihn zu sich und legten ihm den Weg Gottes genauer aus.

Das sind einige Stellen. Vielleicht noch zwei aus Sprüche 31: Verse 1 und 26. Vers 1 enthält Worte Lemuels, des Königs, die seine Mutter ihm zur Unterweisung mitgab. Vers 26 beschreibt die tüchtige Frau: Sie tut ihren Mund auf mit Weisheit, und liebreiche Lehre ist auf ihrer Zunge.

Nun haben wir eine ganze Reihe von Stellen, und ich hoffe, die Verwirrung ist perfekt. In 1. Timotheus 2 heißt es, ich erlaube einer Frau nicht zu lehren noch über den Mann zu herrschen. Titus 2 spricht von den alten Frauen als Lehrerinnen des Guten, die die jüngeren Frauen unterweisen sollen. Dann finden wir Aquila und Priscilla, die Apollos den Weg Gottes genauer erklären. Die Mutter von Lemuel unterwies ihren Sohn, und sie spricht über die tüchtige Frau, die liebreiche Lehre auf ihrer Zunge hat.

Wir müssen also alle diese Stellen zusammenbringen. Das ergibt folgendes Bild: In 1. Timotheus 2 wird Lehren zusammen genannt mit Herrschen über den Mann. Das heißt, die Frau soll nicht die Stellung einer Lehrerin einnehmen, die über Männer herrscht und männliche Autorität für sich in Anspruch nimmt.

Hingegen in Titus 2 geht es um ältere Frauen, die jüngere Frauen im Glauben anleiten und so Lehrerinnen des Guten sind. Sie treten dort wirklich als Frauen auf, die Frauen unterweisen. In Sprüche 31 ist es eine Mutter, die ihren Sohn unterweist, wie er leben soll. Sie spricht über Probleme des Alkoholkonsums, der Sexualität und der Ehe.

In Apostelgeschichte 18 finden wir ein Ehepaar, das zusammen bei sich zu Hause einen Mann im Glauben weiterführt und das Wort näher auslegt. In keiner Stelle, in der wir etwas über das Lehren der Frau lesen, hat es zu tun mit männlicher Autorität, bei der sie Lehrentscheidungen trifft und über andere mit männlicher Autorität verfügt. Das wird in 1. Timotheus 2 ganz deutlich unterbunden.

Paulus begründet dies damit, dass Adam zuerst gebildet wurde, danach Eva. Es geht also ganz deutlich um die Frage der Führung und der Autorität. Gott hat zuerst den Mann geschaffen und danach die Frau. Deshalb hat Gott den Mann als Haupt eingesetzt. Es geht sehr stark um die Stellung und die Frage der Autorität.

Das macht deutlich, was nach 1. Timotheus 2 verboten ist: nicht, dass gesunde Lehre weitergegeben wird, sondern dass dies nicht in männlicher Autorität geschieht.

Dann kommt noch etwas hinzu: 1. Korinther 14 behandelt nicht mehr die Frage des Lehrens, sondern die Gemeindezusammenkunft als solche. Dort heißt es in Vers 34: Eure Frauen sollen schweigen in den Versammlungen, denn es ist ihnen nicht erlaubt zu reden, sondern unterworfen zu sein, wie auch das Gesetz sagt. Wenn sie aber etwas lernen wollen, sollen sie daheim ihre eigenen Männer fragen. Denn es ist schändlich für eine Frau, in der Versammlung zu reden.

Hier geht es also nicht um Lehren allgemein, sondern um das Reden in den Gemeindezusammenkünften, also in den offiziellen Gottesdiensten. Dort gibt es eine Einschränkung: Die Frau soll sich zurückhalten.

Wenn man bedenkt, dass diese Versammlungen nur einige Stunden in der Woche dauern, sind die Möglichkeiten für Aktivitäten, in denen Frauen Gottes Wort weitergeben können, darüber hinaus unbegrenzt. Es ist also nur eine Einschränkung für die Gemeindezusammenkünfte.

Und es geht dort nicht einmal nur um die Frage des Lehrens, sondern es heißt prinzipiell: Schweigen. Das entspricht übrigens dem Gebrauch in der damaligen Synagoge. Dort waren die Frauen ruhig. Zum Beispiel war es zu Hause die Aufgabe der Frau, die Sabbatkerze anzuzünden und den Sabbatsegen zu beten.

Man unterschied also deutlich zwischen Gottesdienstzusammenkünften und anderen Arten von Zusammenkünften. Wenn der Herr zum Beispiel im Freien predigte, wie in den Evangelien, war es völlig normal, dass auch eine Frau Zwischenrufe machte oder etwas dazu sagte. Das war nicht eine Synagogenzusammenkunft.

So kann man das sehr deutlich differenzieren. Wie wir im Beispiel von Aquila und Priscilla sehen, kann eine Frau die Bibel erklärend andere im Glauben weiterführen. Aber das geschah nicht in der offiziellen Gemeindezusammenkunft oder in der Synagoge, sondern bei sich zu Hause.

Es ist immer schwierig, sich zu entscheiden und dabei nicht ungerecht zu sein.

Die Bedeutung der Unterordnung der Frau

Um beim Tenor zu bleiben: Wir haben gelesen, dass sich die Frau unterordnen soll. Ich denke, es ist recht schwierig, das richtig zu verstehen. Die Bibel meint damit nicht, dass die Frau sich alles gefallen lassen soll. Kann man vielleicht genauer erklären, was mit der Unterordnung der Frau gemeint ist und was nicht? Oft wird das falsch verstanden.

Die Frage der Unterordnung der Frau – was bedeutet sie wirklich, und was bedeutet sie eben nicht? Aus verschiedenen Stellen, zum Beispiel 1. Korinther 11, sehen wir, dass der Mann das Haupt der Frau ist. Das heißt, in der Ehe gibt es nicht zwei Häupter, sondern nur eines. Das ist ein Problem, das man in jeder Gruppe kennt, in der Führung nötig ist: Wenn mehrere Personen die gleiche Kompetenz haben, wird es schwer, Entscheidungen zu treffen, besonders wenn nicht alle einverstanden sind.

Im Fall der Beziehung zwischen Mann und Frau bedeutet das, dass der Mann die letzte Verantwortung bei Entscheidungen trägt. Das ist aber nur ein Aspekt. Es gibt viele weitere. Der Mann trägt eine größere Verantwortung bei der Entscheidungsfindung, aber das heißt nicht, dass er herrisch Entscheidungen trifft. Das wäre völlig im Widerspruch zum Liebesgebot in der Ehe, wie es in Epheser 5,25 heißt: Der Mann soll seine Frau lieben, wie Christus die Gemeinde geliebt und sein Leben für sie gegeben hat.

Wer als Tyrann über seine Frau herrscht, zeigt nicht, dass er bereit wäre, für sie zu sterben. Alles muss immer in ein Gleichgewicht gebracht werden. Die Bibel sagt nie auf einmal die ganze Wahrheit, sondern immer nur Stück für Stück. Wir müssen tastend und fühlend diese Teile zusammensuchen und zusammenfügen, um ein vollständiges Bild zu bekommen.

Unterordnung bedeutet zum Beispiel nicht weniger Wert. Vom Herrn Jesus lesen wir in Lukas 2, dass er sich als Zwölfjähriger seinen Eltern untergeordnet hat. Dabei war er gleichzeitig der ewige Gott. Man muss sich das einmal vorstellen: Er hat sich diesen beiden sündigen Menschen als Eltern unterstellt. Wert hat das also überhaupt nicht zu tun. Es geht vielmehr darum, wie Gott die Kompetenzverteilung in Entscheidungen souverän eingesetzt hat.

Das macht es besonders schwierig, wenn eine Frau in vielen Bereichen dem Mann überlegen ist. Dann fällt es natürlich schwerer, dem Mann den guten Platz einzuräumen. Für die Praxis allgemein kann man sagen: Je mehr der Mann bereit ist, kein Waschlappen zu sein, sondern seine Stellung einzunehmen, desto einfacher wird es für die Frau, ihre Position zu verwirklichen. Es geht um ein harmonisches Zusammen- und Miteinander sowie Füreinander.

Theorie ist etwas leichter als Praxis, aber wenigstens gibt es etwas, das einfach ist.

Eine weitere Frage ist zum Beispiel: Wenn die Frau in der Versammlung schweigen soll, wie ist es dann mit dem Singen? Sehr gut! Wenn die Frau in der Gemeinde nach 1. Korinther 14 schweigen soll, dann heißt das nicht, dass sie nicht singen darf. Es geht dort um das Sprechen solo. Auch in der Synagoge haben die Frauen laut Amen gesagt, aber das bedeutete für die Juden nicht, dass die Frauen sich am Gottesdienst solo beteiligen durften. Das wurde deutlich unterschieden. Es geht also um das Sprechen solo – das ist das Kriterium.

Deborah als Richterin und Prophetin

Eine Persönlichkeit sondergleichen

 Richter 4,4: Und Deborah, eine Prophetin, die Frau Lapidotz, richtete Israel in selbiger Zeit. Sie wohnte unter der Deborahpalme zwischen Rama und Bethel am Gebirge Ephraim. Die Kinder Israel gingen zu ihr hinauf zum Gericht.

Das ist bemerkenswert. Das Gericht fand normalerweise im Stadttor statt. Nun aber wählt sie einen anderen Ort: Sie richtet unter ihrer Palme zu Hause. Das war keine Bequemlichkeit, sondern eine bewusste Entscheidung. Sie hat sich etwas dabei gedacht.

Deborah war bereit, die Position als Richterin einzunehmen und in Streitfragen zum Beispiel zu sagen, was die Tora, das Gesetz, dazu zu sagen hat. Damit machte sie deutlich, dass sie nicht einfach „Mann spielen“ wollte, sondern mit Freude Frau sein wollte. Sie sagte: „Bitte kommt zu mir, da gebe ich Antwort und Auskunft.“ Das ist das Ungewöhnliche an ihrem Wirken.

Später, als sie Barak auffordert, Israel zu befreien, antwortet er: „Nein, da gehe ich nicht, du musst mitkommen.“ Sie sagt: „Ja, nein, die Führung übernehme ich nicht in der Armee, aber wenn du willst, komme ich mit. Nur wenn ich mitgehe, wird die Ehre des Siegers einer Frau gehören.“ Barak war einverstanden. So ging sie mit, wollte aber nicht Heerführerin sein, sondern den Heerführer unterstützen.

Am Ende erhielt die Ehre des Siegers tatsächlich eine Frau: Jael, die Sisera mit einem Zeltpflock den Schädel zerstörte.

Das Selbstbild von Deborah zeigt sich auch in ihrem Lied, das sie zusammen mit Barak gesungen hat. Dieses Lied entstand nicht irgendwo in einer Synagoge oder bei einem Gottesdienst, sondern zu einem anderen Anlass. Dort trat sie als Sängerin zusammen mit Barak auf und sang.

Ihr Selbstbild ist wohltuend:

 Richter 5,7: „Es feierten die Landstädte in Israel, sie feierten, bis ich Deborah aufstand, bis ich aufstand, ein Vater in Israel.“

In meiner Bibel steht glücklicherweise „eine Mutter in Israel“. Sie sah sich als mütterliche Person für das Volk. So hat sie sich auch gelebt. Sie wusste genau, was sie tun sollte und was nicht.

Das ist eine Persönlichkeit.

Übrigens war Deborah nicht nur Richterin, sondern auch Prophetin. Es gab noch andere Prophetinnen in der Bibel, zum Beispiel Hulda im Zweiten Buch der Chronik zur Zeit des Propheten Jeremia. Der König Josia sandte eine Gesandtschaft zu ihr, um den Willen Gottes zu erfragen.

Die Bibel erzählt genau, in welchem Stadtteil Jerusalems sie wohnte. Sie gingen zu ihrem Heim, und sie sagte: „So spricht der Herr“ und gab Gottes Wort weiter. Auffällig ist, dass sie nicht wie Jeremia, ihr Zeitgenosse, im Stadttor oder Tempel auftrat – also ganz exponiert. Das wollte sie nicht. Die Menschen gingen zu ihr nach Hause.

Man findet kein Beispiel für eine Prophetin, die so exponiert auftrat wie Jeremia oder andere Propheten. Dennoch erfüllten sie ihre Aufgabe und übten damit großen Einfluss und Wirkung auf die Geschichte und das Wohl des Volkes Gottes aus.

Fragen zu biblischen Wundern und Überlieferungen

Ja, da noch? Das Buch Josua berichtet, dass die Sonne und der Mond einmal stillgestanden seien. Gibt es dazu von der Astronomie her irgendwelche Daten?

Bezüglich des Stillstands von Sonne und Mond nach Josua wird oft behauptet, dass dies nachgerechnet wurde und dadurch ein fehlender Tag festgestellt wurde. Allerdings habe ich nie irgendwelche Rechnungsunterlagen gesehen, und meines Wissens fehlen jedes Mal die Quellenangaben, wenn davon erzählt wird. Daher können wir das einfach mal so stehen lassen.

Es gibt allerdings verschiedene Mythen von anderen Völkern, die von einer Nacht erzählen, die nicht mehr enden wollte, zum Beispiel bei den Indianern in Amerika. Das wäre natürlich eine interessante Entsprechung zu einem Tag, der nicht mehr enden wollte, auf der anderen Seite der Weltkugel. Es gibt also gewisse Überlieferungen von Völkern, die von einem langen Tag oder einer langen Nacht berichten, was darauf hinweisen könnte, dass ein solches Ereignis tatsächlich einmal stattgefunden hat.

Sogar der Uhrzeiger ist ja leicht eine Zeit zurückgegangen. Es gibt also zwei Wunder in Bezug auf die Sonne: fast den ganzen Tag bei Josua und bei Hiskia, wo der Sonnenzeiger zurückgegangen ist. Aber eine astronomische Berechnung dazu habe ich nie gefunden, die man hätte nachprüfen können.

Es ist auch wichtig, dass man keine unbelegten Dinge weitergibt. Wenn jemand etwas behauptet, muss man immer nach Quellen und Büchern fragen. Es ist schade, wenn großartige Dinge erzählt werden, ohne Quellenangaben zu haben. Dadurch verlieren manchmal gute Argumente ihre Aussagekraft.

Vor einiger Zeit gab es zum Beispiel ein Traktat, in dem erzählt wurde, dass russische Wissenschaftler, als es die Sowjetunion noch gab, festgestellt hätten, dass es eine Hölle gibt. Sie sollen Mikrofone tief in die Erde hinabgelassen haben und dort Wimmern gehört und aufgenommen haben. Diese angebliche große Entdeckung russischer Wissenschaftler wurde verbreitet, aber es gab nie Quellenangaben. Das Ganze konnte dann als völliger Unsinn aufgedeckt werden, doch viele Christen haben es geglaubt und weiterverbreitet.

Biblisch gesehen ist das sowieso Unsinn: Die Hölle ist heute leer. Die Gestorbenen sind im Hades, im Totenreich, und dass jemand in die Hölle geworfen wird, kommt erst nach dem Tausendjährigen Reich, nach Offenbarung 20. Die Hölle ist also leer. Die ersten, die in die Hölle geworfen werden, sind das Tier und der falsche Prophet in Offenbarung 19, aber das ist noch Zukunft. Nach dem Tausendjährigen Reich wird Satan mit allen Ungläubigen und Verlorenen hineingeworfen. Das mit den Wimmern tief in der Erde ist also totaler Unsinn. Trotzdem haben viele Leute das geglaubt und verbreitet, einfach weil ihnen fehlende Quellenangaben nicht wichtig waren.

Ja, gerade zwei.

Meinst du das mit Lazarus aus Lukas 15? Du sagst, es sei ein Gleichnis. Man könnte dir entgegenhalten: Warum soll es ein Gleichnis sein? Es steht ja gar nicht, dass der Herr ein Gleichnis erzählt. Ich will nicht ablenken, sondern nur zeigen, dass es sogar um eine konkrete Erzählung geht, also nicht nur um etwas Bildliches. Das macht deine Frage eigentlich noch ein bisschen konkreter.

In dieser Geschichte würde ich sagen, Lukas 16, Vers 19: Dort starb der Arme Lazarus und kam in den Schoß Abrahams, während der Reiche in den Hades kam. Das meinst du doch, oder?

Die Frage ist nun, was dieser Ort ist, wo der Reiche hingekommen ist. Der biblische Ausdruck in Lukas 16,23 heißt: „Und im Hades, als er seine Augen aufschlug und Qualen litt, sah er Abraham von ferne und Lazarus in seinem Schoß. Und er rief und sprach: Vater Abraham, erbarme dich meiner und sende Lazarus, dass er die Spitze seines Fingers ins Wasser tauche und meine Zunge kühle, denn ich leide Pein in dieser Flamme.“

Abraham antwortete: „Kind, gedenke, dass du dein Gutes völlig empfangen hast in deinem Leben, und Lazarus ebenso das Böse. Jetzt aber wird er hier getröstet, du aber leidest Pein.“

„Und zwischen uns und euch ist eine große Kluft befestigt, damit die, welche von hier zu euch hinübergehen wollen, nicht können, noch die, welche von dort zu uns herüberkommen wollen.“

Weiter, in Vers 28, bezeichnet der Reiche seinen Ort als den Ort der Qual. Das Wort „Hölle“ finden wir hier nicht. Das Wort „Hölle“ kommt im Neuen Testament zwölfmal vor, im griechischen Text ist es immer das Wort „Gehenna“. Das ist ein anderes Wort als „Hades“.

Ich weiß nicht, vielleicht wird in Vers 23 mit „Hades“ das Totenreich gemeint? Das griechische Wort „Hades“ ist gut mit „Totenreich“ übersetzt. Das griechische Wort „Aihades“ bedeutet eigentlich „der Unsichtbare“. Es ist ein sehr schwammiger Begriff der Griechen und bezeichnet einen Ort, an den wir Lebenden nicht hinschauen können.

Der Reiche ist also nicht in der Hölle, sondern im Totenreich. Für ihn, den Ungläubigen, ist das Totenreich bereits ein Ort der Qual. Das liegt daran, dass sein Verhängnis bereits feststeht und es keine Änderung mehr gibt. Er kann also nicht mehr wechseln.

Man kann sagen, dieser Ort ist gewissermaßen die Gefängnishaft, bis das endgültige Urteil vor dem großen weißen Thron in Offenbarung 20 nach dem Tausendjährigen Reich vollzogen wird. Es ist schon definitiv, er weiß schon, wohin er kommt. Es ist also keine Untersuchungshaft mehr.

Dieser Ort wird in 1. Petrus 3, Vers 19 als „Gefängnis“ bezeichnet. Dort wird von Geistern gesprochen, die im Gefängnis sind.

Der Ort, an dem Lazarus ist, wird als der „Schoß Abrahams“ bezeichnet. Das ist auch bei den Rabbinern die Bezeichnung für den Ort der Glückseligkeit der Abgeschiedenen. Er wird aber auch als Hades bezeichnet.

Im Alten Testament ist es übrigens immer das Wort „Scheol“. „Scheol“ ist das alttestamentliche Wort für das Totenreich und entspricht dem neutestamentlichen griechischen „Hades“. „Scheol“ kommt von einer Wurzel, die „Schaal“ heißt und „fordern“ bedeutet. Das Totenreich ist der Fordernde, der dauernd fordert. Millionen und Milliarden von Opfern haben nie genug. So steht es auch in den Sprüchen.

Es gibt verschiedene Dinge, die immer fordern und nie genug haben, und eines davon ist der „Scheol“, der Fordernde. Im Alten Testament wird auch von Gläubigen gesagt, dass sie in den „Scheol“ kommen.

Das Totenreich ist also der Oberbegriff für alle Abgeschiedenen. Lukas 16 macht deutlich, dass es zwei Bereiche gibt: Einen Bereich der Glückseligkeit, den Schoß Abrahams, und einen anderen, den Ort der Qual oder das Gefängnis.

Mit Philipper 1, Vers 21 kann man sagen, dieser Ort ist auch zu bezeichnen als „bei Christus“. Paulus sagt: „Ich habe Lust, abzuscheiden und bei Christus zu sein.“

In Lukas 23 wird dieser Ort als das Paradies bezeichnet. Dem Mitgekreuzigten sagte Jesus in Lukas 23, Vers 43: „Heute wirst du mit mir im Paradies sein.“

Ich fasse zusammen: Der Ort der Abgeschiedenheit besteht aus zwei Teilen: dem Ort der Qual, dem Gefängnis für die Ungläubigen, und dem Schoß Abrahams, bei Christus das Paradies.

An beiden Orten wartet man auf die Auferstehung. Wovon? Von der Auferstehung des Leibes. Die Auferstehung der Seele wird nie erwähnt. Die Seele ist dort und wartet auf die Auferstehung des Körpers.

Für das Endziel der Verlorenen ist dann die Gehenna, die Hölle. Das Wort „Gehenna“ ist interessant, denn es ist ein hebräischer Ausdruck und bedeutet wörtlich „Tal Hinnom“.

Das Tal Hinnom ist ein Tal außerhalb von Jerusalem, das ins Kidrontal mündet. Dort hat man zu alttestamentlichen Zeiten oft dem Moloch die Kinder durchs Feuer gehen lassen.

Josia wollte mit diesem abscheulichen Kult aufräumen und verunreinigte das Tal Hinnom, damit dort keine Götzenopfer mehr dargebracht werden konnten.

Er richtete kurzerhand eine Müllverbrennungsanlage in Jerusalem ein. Von da an wurde im Tal Hinnom der Abfall verbrannt, und so entstand ein ewiges Feuer außerhalb von Jerusalem, der Stadt des Friedens.

Das wurde zum Bild für die ewige Bestimmung der Verlorenen außerhalb der Stadt Gottes, der Stadt des Friedens – fern vom Frieden Gottes, aber im ewigen Feuer.

Darum ist die Hölle das Tal Hinnom im Neuen Testament.

Die Reihenfolge der Bücher im Alten Testament

Also, nächste Frage, ja. Herr Präsident!

Weshalb haben wir in unserer Bibel im Alten Testament eine andere Reihenfolge als in der Bibel der Juden? Wir haben das bereits ein wenig behandelt, einmal an einem Bibelschultag, an dem wir die fünf Bücher Mose in der Übersicht durchgenommen haben.

Dort haben wir gesehen, dass die hebräische Bibel in drei Teile eingeteilt ist: das Gesetz, die Propheten und die Schriften. Gesetz heißt auf Hebräisch Torah, Propheten heißt Nevi'im und Schriften heißt Ketuvim. Das K kann auch verändert werden, wenn ein Buchstabe davor steht, zu Uchetuvim, also die Schriften.

Wenn man die drei Anfangsbuchstaben zusammenfasst – T, N, K oder Ch – und Vokale einsetzt, entsteht das Wort Tanach. So nennen die Juden das Alte Testament oft einfach: Tanach, um die drei Teile Torah (Gesetz), Nevi'im (Propheten) und Ketuvim (Schriften) zu bezeichnen.

Diese Einteilung hat auch der Herr Jesus bestätigt. In Lukas 24, als er den Emmausjüngern das gesamte Alte Testament auf dem Weg erklärte und ihnen zeigte, was ihn betraf und was prophetisch auf ihn hingewiesen hat, sagte er in Lukas 24, Vers 26: „Musste nicht der Messias, der Christus, dies leiden und in seine Herrlichkeit eingehen?“ Und von Moses und von allen Propheten anfangend erklärte er ihnen in allen Schriften das, was ihn betraf.

Noch deutlicher, als er den Jüngern erscheint, sagt er in Vers 44: „Dies sind die Worte, die ich zu euch redete, als ich noch bei euch war, dass alles erfüllt werden muss, was über mich geschrieben steht, im Gesetz Moses und in den Propheten und Psalmen.“

In der hebräischen Bibel sind die Psalmen das erste Buch des dritten Teils, der Schriften. Somit haben wir genau diese Dreiteilung: Gesetz, Propheten und Schriften.

Was sind dann die Propheten? Das beginnt mit Josua, Richter, Samuel – diese nennt man die vorderen Propheten. Die hinteren Propheten sind das, was wir als Propheten verstehen: Jesaja, Jeremia, Hesekiel und die zwölf kleinen Propheten.

Dann kommen die Schriften, die mit den Psalmen beginnen. Dort findet man alles Weitere, wie Prediger, Hiob, Klagelieder und sogar Daniel. Dann folgen die Bücher Erste und Zweite Chronik, die das Schlussstück bilden, und so weiter.

Ich habe damals auch erklärt, dass diese Einteilung im Neuen Testament an anderen Stellen ebenfalls bestätigt wird.

In unserem Alten Testament auf Deutsch ist es normalerweise so, dass die Reihenfolge anders ist. Das heißt, zuerst die fünf Bücher Mose, dann auch Josua, Richter, aber dann gibt es plötzlich einige Abweichungen. Zum Beispiel kommen die Chronikbücher nach den Königebüchern, und Esra-Nehemia, das eigentlich zu den Schriften gehört, wird dort eingefügt.

Das kommt daher, dass es eine griechische Übersetzung der Bibel gibt, die sogenannte Septuaginta, eine sehr alte Übersetzung aus dem dritten Jahrhundert vor Christus. In alten Septuaginta-Handschriften, die wir noch haben, ist die Reihenfolge anders, nämlich so, wie in unseren Bibeln.

So haben wir sie also aus der Septuaginta übernommen. Aber auch diese Reihenfolge hat ihren guten Sinn. Man hat zum Beispiel die geschichtlichen Bücher dort zusammengefasst, darum wurden nach den Königen auch die parallelen Bücher der Chronik eingefügt.

Und genau dort, wo die Chronik endet, nämlich mit dem Ende der babylonischen Gefangenschaft, fügt man historisch richtig Esra und Nehemia ein, um zu zeigen, wie die biblische Geschichte in der Reihenfolge abgelaufen ist.

Das hat durchaus seinen Zweck und Sinn, so wie wir es in unserer deutschen Bibel haben. Man muss aber wissen, dass es nicht die ursprüngliche Einteilung ist, die in den hebräischen Bibeln bis heute beibehalten wird.

Es gibt auch gute Gründe für die Einteilung, wie sie in der hebräischen Bibel ist. Man muss also nicht traurig sein, wenn es ein bisschen anders ist als in der Übersetzung. Wichtig ist, darüber Bescheid zu wissen, denn in gewissen Einzelfragen kann das eine Rolle spielen.

Das Wort Gottes im Alten Testament

Ja, da gibt es schon seit langem eine Frage. Ich stelle zum ersten Mal im Neuen Testament wieder vor, dass das Wort Gottes zu Johannes geschah.

Im Alten Testament wird oft gesagt: „Gott sprach“, aber auch häufig: „Und das Wort des Herrn geschah zu …“. Das ist ein ganz typischer hebräischer Ausdruck, der lautet: „Und es geschah“ oder man kann auch übersetzen: „Und es wurde …“.

„Wehid war Adonai“ – und es geschah oder wurde das Wort zu … Sinngemäß entspricht das natürlich dem, dass Gott gesprochen hat. Aber es betont vielleicht noch mehr das Ereignis, das da in der Heilsgeschichte stattfindet. Es zeigt, dass plötzlich wieder ein Punkt auf der Zeitachse erreicht wurde, an dem Gott aus der Ewigkeit in unsere Zeit hinein spricht.

Es handelt sich also um ein Geschehen, bei dem die Ewigkeit sich mit unserer heilsgeschichtlichen Zeitachse kreuzt. Man muss die Ausdrücke nicht gegeneinander stellen, denn sie bedeuten dasselbe. Aber sie drücken einen etwas anderen Aspekt aus, nämlich das Großartige, das jedes Mal geschieht, wenn Gott neu spricht.

Es ist mehr die Betonung darauf, wie hier ein heilsgeschichtliches Moment stattfindet.

Das Feuer, das Jesus auf die Erde bringen wollte

Welches Feuer ist hier gemeint? Brünn. Ja, es ist das Feuer, das er gekommen ist, auf die Erde zu werfen.

Dieses Feuer ist das der Entzweiung. Es entsteht, wenn Menschen sich zu ihm bekennen und andere es ablehnen. Der Herr ist also gekommen, damit unter den Menschen eine Entscheidung stattfindet.

Er wollte vorantreiben, dass es zu einer Scheidung unter der Menschheit kommt: Wer ist für ihn, wer ist gegen ihn?

Das steht vielleicht in einem gewissen Zusammenhang. Aber es ist vor allem dieses Feuer, das die Entzweigung offenbart.

Es ist ein prüfendes Feuer, das Schlacke und Gold voneinander trennt.

Johannes der Täufer und die Frage nach Elija

Jimmy, ja? Ich hätte auch eine Frage zu Johannes dem Täufer und der Sau. Da gibt es dasselbe Erzählen. Johannes der Täufer sagt von sich, wie es besteht. Also Matthäus 11,17, der Herr sagt, Johannes der Täufer ist der angekündigte Prophet Elija, und in Johannes 1 wird Johannes gefragt: Bist du Elija? Und er sagt Nein. Das ist ein Spannungsfeld.

Der letzte Prophet der Bibel ist Maleachi. Das wird jetzt bei unserer Einteilung umso deutlicher, dass das wirklich das letzte Buch des Alten Testaments ist. In der jüdischen Bibel ist es 2. Chronik, da wird es nicht so augenscheinlich klar. Maleachi ist das letzte Wort der Schriftpropheten, und es endet mit den zwei letzten Versen: „Siehe, ich sende euch Elija den Propheten, ehe der Tag des Herrn kommt, der groß und furchtbar ist. Er wird das Herz der Väter zu den Kindern und das Herz der Kinder zu ihren Vätern wenden, damit ich nicht komme und das Land mit dem Bann schlage.“

Also dieser Elija, der Prophet, sollte kommen, um das Erscheinen des Messias vorzubereiten. Der Herr Jesus sagt in Matthäus 11,17, dass diese Ankündigung in Johannes dem Täufer erfüllt worden ist. Nun, in Johannes 1 wird Johannes gefragt: „Bist du Elija?“ Und er sagt Nein. Aber das kommt offensichtlich daher, dass man oft falsch verstanden hat, weil man meinte, dass der alte Prophet Elia aus dem Alten Testament wiederkommen würde.

Diese Meinung lehnt Johannes vollständig ab. Er ist nicht quasi dieselbe Person wie Elija im Alten Testament. Er ist Johannes der Täufer, geboren von Elisabeth und Zacharias, dem Priester. In diesem Sinn sagt er Nein, das bin ich nicht. Er antwortet hier auf eine falsche, können wir sagen, theologische Vorstellung. Wer sagt Ja oder Nein? Aber wenn man ihn gefragt hätte: „Bist du der Prophet aus Maleachi 4?“ Dann hätte er gesagt: „Ja, natürlich, klar.“ Also das ist diese falsche Auffassung.

Dieses abergläubische Denken wird übrigens deutlich in Matthäus 16. Da sagt der Herr: „Was sagen eigentlich die Leute, wer ich bin?“ Und dann sagen sie: „Die einen sagen, du bist Jeremia oder sonst einer der Propheten“, also alte Propheten, die jetzt plötzlich wieder erscheinen. Solche falschen Vorstellungen waren effektiv gang und gäbe, und dagegen hat sich Johannes der Täufer gestellt.

Übrigens begründen die Anthroposophen, dass es alle 800 Jahre eine Reinkarnation gibt. Sie sagen, um 800 vor Christus war Elija, und dann kommt dieser Elija wieder. Nur ist das Ganze noch ein Denkfehler, denn Elija ist gar nicht gestorben, er ist nur entrückt worden. Also mit Reinkarnation hat es dann auch wieder nicht ganz zu tun. Aber gut, das ist vielleicht gar nicht so wichtig.

Wenn man die Bibel sowieso nicht genau nimmt, dann spielen solche Unterschiede auch keine Rolle. Ja, wenn ihr das akzeptieren wollt, diese Erklärung, und wenn ihr sagt: „Nein“, dann ist es euer Fehler, dass ihr im Dunkeln bleibt darüber. Bei vielen biblischen Dingen ist es so: Wenn ihr wollt, dann könnt ihr es akzeptieren, wenn nicht, dann bleibt ihr halt im Dunkeln. Das ist oft so.

Da hinten war noch eine Frage, Entschuldigung, ja? Hat das nicht auch noch eine prophetische Seite, wie es auch von Mose und Elija heißt, die Propheten, die kommen, bevor der Herr Jesus wiederkommt?

Du spielst wohl an auf die zwei Zeugen in Offenbarung 11. Das sind zwei Propheten, die während der großen Drangsalzeit weissagen werden. Sie tun Wunder, wie Mose und Elija es getan haben: den Himmel verschließen, Wasser in Blut verwandeln. Aber es wird nicht gesagt, dass das Mose und Elija sind. Man kann wieder sagen, dass es Propheten sind, die auftreten und gleiche Dinge tun wie Mose und Elija. Sie kommen also gewissermaßen im Geist des Mose und des Elija.

So wie Johannes der Täufer kam auch im Geist, das heißt in der Art und im Wesen, wie Elija es war. Er ist so aufgetreten. Du hast noch, Herbert?

Die Bedeutung von „unrein bis zum Abend“ in 4. Mose 19

In 4. Mose 19 lese ich dreimal die Aussage „er wird unrein sein bis zum Abend“. Wie ist das zu verstehen?

Bei den Ritualbädern in 4. Mose 19 bedeutet „unrein bis zum Abend“, dass man sich durch Untertauchen im Ritualbad reinigen konnte. Danach musste man bis zum Abend warten, um als rituell rein zu gelten. Man konnte also nicht am gleichen Tag noch in den Tempel gehen.

Jesus sagte, er werde „drei Tage und drei Nächte im Herzen der Erde“ sein, so wie Jona im Bauch des Fisches. Wie passt das mit Freitag, Samstag, Sonntag, also von Karfreitag bis Ostern, zusammen?

Das ist eine hebräische Ausdrucksweise: „drei Tage und drei Nächte“ meint drei Tage, aber es müssen nicht unbedingt drei volle Sonnentage sein. Ich möchte erklären, was ich damit meine.

Der hebräische Tag beginnt am Abend, dann folgt die Tageszeit, und am nächsten Abend endet der Tag. So umfasst ein Tag 24 Stunden. Aber wie zählt man das, wenn zum Beispiel zwei Lichtperioden und eine Nacht dazwischen vorliegen? Kann man das als drei Tage bezeichnen?

Im Hebräischen gibt es kein Wort für einen 24-Stunden-Tag, wie wir ihn im Deutschen kennen. Im Deutschen sagen wir „ein Tag und eine Nacht“, um 24 Stunden zu bezeichnen. Das heißt, Jesus sollte über drei 24-Stunden-Tage im Grab sein, obwohl es auch nur ein Bruchteil einer vollen 24-Stunden-Periode sein kann.

Das wird auch dadurch deutlich, dass Jesus an anderer Stelle sagt, er werde „am dritten Tag“ auferstehen, wie es auch in den Evangelien, zum Beispiel im Matthäusevangelium, steht. Wie bringen wir das zusammen? Wenn wir dreimal volle 24-Stunden-Tage rechnen, müsste er am vierten Tag auferstehen, nicht am dritten.

Doch er sagt „am dritten Tag“, was ein Synonym ist. Ein Beispiel im Alten Testament zeigt eine ähnliche Zählweise: In 1. Samuel 30 wird in Vers 11 ein ägyptischer Mann erschöpft auf einem Feld gefunden. In Vers 12 heißt es, er habe „drei Tage und drei Nächte kein Brot gegessen und kein Wasser getrunken“. Das klingt nach dreimal 24 Stunden, nach unserem Verständnis.

Doch ein Vers später steht: „Mein Herr hat mich verlassen, denn ich wurde heute vor drei Tagen krank.“ Hier werden „drei Tage und drei Nächte“ und „vor drei Tagen“ gleichgesetzt.

Man kann also sagen: Der Herr wurde am Freitag während der Lichtperiode gekreuzigt, aber der Tag hatte bereits am Vorabend begonnen. Dann kam der volle Sabbat, und am Samstagabend brach der Sonntag an. Noch bevor der helle Tag begann, war er schon auferstanden.

Das Problem liegt in der Art der Zählung, die von Sprache zu Sprache verschieden ist. Man muss sich an diese Gewohnheiten und Ausdrucksweisen anpassen.

Ein Beispiel aus dem Französischen: Wenn jemand sagt „dans quinze jours je reviendrai“ – „in 15 Tagen komme ich zurück“ – ist das eine falsche Übersetzung. Es heißt eigentlich „in 14 Tagen“, aber die Zählweise ist einfach anders.

So ist es auch mit den drei Tagen: Man muss sich der jüdischen Zählweise anpassen.

Jetzt haben wir die Zeit überschritten. Nehmen wir uns etwas Zeit zum Gebet, um zum Schluss zu kommen.

Vielen Dank an Roger Liebi, dass wir seine Ressourcen hier zur Verfügung stellen dürfen!

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