Einführung in die Vision der unzählbaren Schar
Wir befinden uns in Offenbarung 7 und lesen die zweite Hälfte, in der eine unzählbare Schar aus allen Völkern beschrieben wird. Diese Schar wird die große Drangsalzeit in der Zukunft durchstehen.
In Offenbarung 7 lesen wir die Verse 9 bis 17. Beim letzten Mal haben wir ausführlich die Verse 1 bis 8 betrachtet, in denen der Überrest aus Israel beschrieben wird. Es handelt sich um die 144.000 aus allen zwölf Stämmen Israels, die sich nach der Entrückung der Gemeinde bekehren werden.
Als Kontrast dazu wird ab Vers 9 der Überrest aus allen Völkern vorgestellt. Dort heißt es: „Nach diesem sah ich, und siehe, eine große Volksmenge, die niemand zählen konnte, aus jeder Nation, aus Stämmen und Völkern und Sprachen, stand vor dem Thron und vor dem Lamm. Sie trugen weiße Gewänder und hielten Palmzweige in ihren Händen. Und sie riefen mit lauter Stimme: ‚Das Heil unserem Gott, der auf dem Thron sitzt, und dem Lamm!‘“
Alle Engel standen rings um den Thron, ebenso die Ältesten und die vier lebendigen Wesen. Sie fielen vor dem Thron auf ihre Angesichter, beteten Gott an und sagten: „Amen! Der Lobpreis, die Herrlichkeit, die Weisheit, die Danksagung, die Ehre, die Macht und die Stärke seien unserem Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen!“
Einer der Ältesten begann zu mir zu sprechen: „Diese mit den weißen Gewändern, wer sind sie, und woher sind sie gekommen?“ Ich antwortete ihm: „Mein Herr, du weißt es.“ Er erwiderte: „Diese sind es, die aus der großen Bedrängnis kommen. Sie haben ihre Gewänder gewaschen und weiß gemacht im Blut des Lammes.“
Deshalb stehen sie vor dem Thron Gottes und dienen ihm Tag und Nacht in seinem Tempel. Der, der auf dem Thron sitzt, wird über ihnen wohnen. Sie werden nicht mehr hungern oder dürsten. Auch wird die Sonne nicht mehr auf sie fallen, noch irgendeine Glut.
Denn das Lamm, das in der Mitte des Thrones ist, wird sie hüten. Es wird sie zu Wasserquellen des Lebens leiten, und Gott wird jede Träne von ihren Augen abwischen.
Die zeitliche Einordnung der Ereignisse in Offenbarung 7 und 8
Kapitel 7 ist eine Einschiebung in den zeitlichen Ablauf der Gerichte Gottes nach der Entrückung der Gemeinde. Die Entrückung der Gemeinde könnte heute geschehen, sie kann jederzeit geschehen. Es muss nichts davor noch erfüllt werden.
Die Gerichte, die durch die Siegel ab Kapitel 6, Vers 1 beschrieben werden, können jedoch erst nach der Entrückung in Erfüllung gehen. Nach dem sechsten Siegel, das in Kapitel 6 beschrieben wird, folgt dieser Einschub in Kapitel 7. Hier werden zwei Gruppen beschrieben, die durch die große Drangsal hindurchgehen werden.
Gleich danach, in Kapitel 8, Vers 1, wird das siebte Siegel geöffnet. Dort heißt es: „Und als es das siebte Siegel öffnete, entstand eine Stille im Himmel, etwa eine halbe Stunde lang.“ Das siebte Siegel kommt also erst in Kapitel 8, nach dem Einschub in Kapitel 7.
Ich muss erklären: Mit dem siebten Siegel wird die große Drangsalzeit eröffnet. Diese Zeit nennt der Herr Jesus in Matthäus 24 und beschreibt sie als so schrecklich, wie es sie von Anfang der Schöpfung an noch nie gegeben hat und auch nie wieder geben wird.
Diese schreckliche große Drangsal beginnt also mit dem siebten Siegel. Bevor jedoch diese Zeit beschrieben wird, zeigt Kapitel 7, wie die beiden Gruppen – der Überrest aus Israel und der Überrest aus allen Völkern – durch diese schreckliche Zeit hindurch bewahrt werden.
Die zeitliche Perspektive der beiden Gruppen
Das Interessante ist, dass die zwei Gruppen zeitlich unterschiedlich dargestellt werden. Wann genau, zu welchem Zeitpunkt, werden sie in Verbindung mit den 144.000 beschrieben? Wo stehen sie genau? Stehen sie schon am Ende der großen Drangsal oder noch davor?
Was würde man sagen? Warum am Anfang? Gibt es dafür ein Argument? Ja, Vers 3 ist ein Argument: „Schädigt die Erde nicht und so weiter, bis wir die Knechte unseres Gottes an ihren Stirnen versiegelt haben.“ Erst kommt diese Versiegelung, und dann geht es los.
Jawohl, also zuerst kommt diese Versiegelung. Sie soll diesen Überrest auf besondere Weise vor den schrecklichen Gerichten schützen. Genau hier wird der Überrest beschrieben, gerade nach der Entdrückung. Er kommt zum Glauben und wird von Gott versiegelt, damit er unbeschadet durch diese schwere Zeit hindurchgehen kann.
Aber in welchem Moment wird die unzählbare Schar aus allen Völkern dargestellt? Nach der großen Drangsal. Wo sieht man das? Wieso sieht man das aus Vers 9? „Dass danach ist nach diesem sah ich.“ Gut, da könnte man sagen, dass Johannes nach der Vision über die 144.000 die Vision über die unzählbare Schar sieht. Es heißt ja: „Nach diesem sah ich.“ Er sieht einfach, dass es eine zweite Phase gibt.
Ein noch stärkeres Argument findet sich in Vers 14. Bitte liest das jemand vor: „Die aus der großen Bedrängnis kommen.“ Ja, sie kommen heraus. Johannes sieht sie, sie sind aus der großen Drangsal herausgekommen.
Der Überrest wird also noch vor der Drangsal gesehen, wie er vorbereitet und geschützt wird. Die unzählbare Schar wird beschrieben, wie sie bereits aus der Drangsal herauskommt.
Aber beide Gruppen werden von Gott bewahrt werden, beide Gruppen.
Die himmlische und irdische Position der unzählbaren Schar
Jetzt noch eine ganz schwierige Frage: Wo sieht Johannes diese unzählbare Schar – auf der Erde oder im Himmel? Wo befindet sich diese Gruppe? Im Himmel? Ja, wo steht das?
In Vers 9 heißt es: „Sie standen vor dem Thron und vor dem Lamm.“ Bedeutet das, dass sie im Himmel sind? Das ist eine kleine Feinheit in der Offenbarung, die man sich merken muss. Man muss auf den Unterschied achten, ob beschrieben wird, dass jemand vor dem Thron steht oder dass jemand um den Thron steht.
Schauen wir mal in Vers 11. Dort sieht Johannes die Engel im Himmel und auch die Ältesten, die 24 Ältesten. Wer liest? „Und alle Engel standen rings um den Thron und die Ältesten und die vier lebendigen Wesen, und sie fielen vor dem Thron auf ihre Angesichter und beteten Gott an.“ Sie sind also um den Thron herum, und das wird auch von den 24 Ältesten in Offenbarung 5 gesagt. Kann man das mal kurz lesen?
Kapitel 4, nicht wahr? In Kapitel 4, Vers 1 wird Johannes in den Himmel hinauf entrückt, und dann sieht er im Himmel den Thron Gottes (Kapitel 4, Vers 2). Dann sieht er die 24 Ältesten. Wir haben gesehen, dass diese die entrückte Gemeinde im Himmel symbolisieren. Wer liest Kapitel 4, Vers 4? Ja, das reicht. Also diese Throne sind rings um den Thron her.
In Offenbarung 14 sehen wir die 144.000 am Ende der großen Drangsal auf dem Tempelberg in Jerusalem, auf dem Berg Zion. Jesus Christus ist zurückgekehrt auf den Ölberg, geht hinüber auf den Tempelberg und versammelt sich dort mit den 144.000. Liest jemand Kapitel 14, Vers 1 zuerst? „Und siehe, das Lamm stand auf dem Berg Zion, und mit ihm hundertvierzigtausend, die den Namen seines Vaters auf ihren Stirnen trugen.“
Jawohl, noch weiter, Vers 2 und 3: „Und ich hörte eine Stimme aus dem Himmel, wie die Stimme vieler Wasser und wie die Stimme eines starken Donners. Und ich hörte die Stimme von Harfenspielern, die auf ihren Harfen spielten. Und sie sangen vor dem Thron ein neues Lied, vor den vier lebendigen Wesen und den Ältesten; und niemand konnte das Lied lernen außer den 144.000, die von der Erde erkauft worden sind.“
Also werden sie auf dem Berg Zion beschrieben, das ist der Tempelberg in Jerusalem, auch Berg Moria genannt. Von ihnen wird gesagt, dass sie ein neues Lied singen – wo? Vor dem Thron. Sie sind also auf der Erde, aber stehen ganz bewusst vor Gottes Gegenwart, also ganz auf der Linie, wie das ständig vom Propheten Elija gesagt wird.
In 1. Könige 17 steht Elija vor Gott. Das ist ganz charakteristisch bei diesen Propheten: Elija steht vor Gott, aber auf der Erde. Er ist sich bewusst, dass er in Gottes Gegenwart steht, gewissermaßen vor seinem Thron im Himmel. Das wird hier auch von den 144.000 gesagt. Sie singen dieses neue Lied vor dem Thron und sind gewissermaßen mit dem Himmel „online“. Denn sie hören dieses neue Lied aus dem Himmel.
Das Lied wird von der Gemeinde, den Ältesten im Himmel, gesungen, und sie können dieses Lied auch auf der Erde singen. Nebenbei gesagt ist das ein interessanter Hinweis, dass Musik im Himmel nicht grundsätzlich anders sein wird als Musik auf Erden. Denn sie können das Lied nachsingen auf Erden.
Manchmal denkt man: Musik im Himmel – dann ist alles, was Menschen hier gemacht haben, nichts dagegen. So muss man sich das nicht vorstellen. Es besteht eine Verbindung. Dieser Chor, ein fantastischer Chor mit 144.000 Sängern, singt das gleiche Lied, das auch im Himmel gesungen wird – dieses neue Lied, das Lied der Erlösung. Also nicht etwas grundsätzlich anderes.
Wenn man bedenkt, wie sich die Musik entwickelt hat: Im Alten Testament war sie grundsätzlich einstimmig. Instrumente umspielten einfach die Melodien, aber es war grundsätzlich einstimmig. Das war in allen Kulturen so. Mit dem Christentum hat sich das geändert.
Im Mittelalter begann man, um das Lob Gottes zu erhöhen, eine zweite Stimme zu komponieren, dann dritte, vierte – und so entstand schließlich der vierstimmige Choral. Dieser ist die Grundlage für die gesamte europäische konzertante und sinfonische klassische Musik.
Wer Komposition studiert, muss den vierstimmigen Choral, speziell von Bach, studieren. Man muss Bach-Choräle schreiben können, so wie Bach, und dann kann man komponieren. Auch große Sinfonien mit vielen Stimmen gehen auf die Vierstimmigkeit zurück.
Das hat sich nur im Christentum ausgebildet. Wenn man zum Beispiel an den Messias von Händel denkt, an das Halleluja von Händel, hat das automatisch ganz spontan den König in England dazu gebracht, als es zum ersten Mal aufgeführt wurde, dass alle aufstanden. Deshalb ist es heute Sitte in England, dass bei einer Aufführung des Halleluja-Chors im Messias alle Leute sofort aufstehen.
Wir müssen aber nicht denken, dass die Musik im Himmel etwas völlig anderes sein wird. Das ist wirklich das Höchste, was es an Musik auf Erden gibt. Und eben, der Chor wird den himmlischen Chor nachsingen können.
Die Unterscheidung zwischen „vor dem Thron“ und „um den Thron“
Ja, aber der langen Rede kurzer Sinn: Es ging uns darum, erneut zu zeigen, dass die Offenbarung diesen Sprachgebrauch verwendet – Menschen auf der Erde, die vor dem Thron stehen, und Menschen sowie Engel im Himmel, die um den Thron herum sind.
So haben wir auch in Offenbarung 7 diese zwei Stufen, auf der Erde und im Himmel. In Kapitel 7, Vers 9, sieht Johannes eine unzählbare Schar auf der Erde. Lesen wir noch einmal Vers 9:
„Nach diesem sah ich, und siehe, eine große Volksmenge, die niemand zählen konnte, aus jeder Nation und aus Stämmen und Völkern und Sprachen, stand vor dem Thron und vor dem Lamm, bekleidet mit weißen Gewändern und Palmzweigen in ihren Händen. Sie riefen mit lauter Stimme: ‚Das Heil unserem Gott, der auf dem Thron sitzt, und dem Lamm!‘“
Jawohl, das sagen sie auf der Erde. Nun wird der Himmel beschrieben, Vers 11:
„Und alle Engel standen rings um den Thron und die Ältesten und die vier lebendigen Wesen. Sie fielen vor dem Thron auf ihre Angesichter und beteten Gott an und sagten: ‚Amen!‘“
Der Kontrast ist wichtig: In Vers 9 steht die Volksmenge einfach vor dem Thron. Aber in Vers 11 stehen die Engel und die 24 Ältesten, die die Gemeinde symbolisieren, um den Thron herum. Natürlich, indem sie dann um den Thron herum niederfallen auf ihre Knie, auf ihr Angesicht, tun sie das auch vor dem Thron. Deshalb haben wir auch das Wort „vor“ hier.
Grundsätzlich besteht also ein Unterschied zwischen „vor“ und „um“. Aber auch hier haben wir quasi die himmlische Antwort. Zuerst die Volksmenge, die anbetet: „Das Heil unserem Gott, der auf dem Thron sitzt, und dem Lamm!“
Nur Gott, der Vater, und Gottes Sohn, Jesus Christus, das Lamm, haben uns aus der Drangsal retten können. Das rufen sie, und das wird im Himmel beantwortet: Alle Engel, die Ältesten und die vier Cherubim – das sind die vier lebendigen Wesen – stehen um den Thron Gottes herum. Sie fallen nieder vor dem Thron auf ihr Angesicht, beten Gott an und bestätigen die Anbetung auf der Erde mit „Amen! So sei es, so ist es.“
Dann beten sie auch an: die Segnung, die Herrlichkeit, die Weisheit, die Danksagung, die Ehre, die Macht und die Stärke unserem Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit. „Amen!“
Auch hier sehen wir, dass irdische und himmlische Anbetung gerade direkt in einer Art Online-Verbindung stehen, könnte man sagen.
Übrigens: Wie viele Punkte erwähnen sie im Himmel? Sieben Punkte. Das ist genau gleich wie schon in Kapitel 5, Vers 12. Dort heißt es von den Engeln, sie sagen:
„Würdig ist das Lamm, das geschlachtet worden ist, zu empfangen Macht und Reichtum und Weisheit und Stärke und Ehre und Herrlichkeit und Segnung.“
Auch sieben Punkte – die Zahl sieben, die Zahl der Vollkommenheit.
Geographische Lage der unzählbaren Schar auf der Erde
Ja, und wo auf der Erde sieht Johannes die unzählbare Schar? Geographisch betrachtet, wo genau? Im Tempel – wo steht das? Vers 15 liest du gerade vor. Jawohl, wieder vor dem Thron. Das macht klar: Sie sind auf der Erde, aber sie stehen in Gottes Gegenwart. Sie sind sich der Macht Gottes über alle Dinge bewusst. Das bedeutet, dass sie vor dem Thron stehen.
In der Offenbarung wird das größte Chaos beschrieben, das über diese Welt kommen wird. Wenn man an dieses kommende Chaos denkt, das sich heute so richtig abzeichnet, wo auch die Mächtigen nicht mehr wissen, wie sie die Probleme lösen sollen, dann könnte man sich fragen: Ist Gott auch die Kontrolle entglitten?
Gerade in der Offenbarung wird der Thron Gottes sehr oft erwähnt – etwa vierzig Mal. Immer wird vom Thron Gottes gesprochen. Das heißt: Gott ist noch auf dem Plan. Wie es in einem Lied heißt, Gott ist noch auf dem Plan, und alles ist ihm untertan. Er hat die völlige Kontrolle. Nichts läuft irgendwie seinen eigenen Weg. Gott steht souverän über allem.
Das anerkennen diese Leute, die durch die Drangsal gegangen sind. Sie stehen vor dem Thron, aber sie gehen Gott in seinem Tempel nach. Also noch einmal geografisch: Wo sind sie? In Jerusalem. Dort wird der dritte Tempel stehen. Der dritte Tempel, der heute vorbereitet wird. Ein großer Teil der Tempelgeräte sind bereits fertiggestellt.
Ich habe ja auch schon erwähnt, dass die Steine des Brandopferaltars gerade auf dem Nachbarhügel aufgeschichtet sind. Sie sind bereit, bei einer günstigen Gelegenheit gleich auf den Tempelplatz verschoben zu werden. Die Steine sind einzeln aufgeschichtet, man kann sie also sofort rüberbringen. Wir wissen ganz genau, wo der Altar auf dem Tempelplatz stehen muss: außerhalb der Oma-Moschee, gerade neben dem Kettendom nach Osten. Dort wird er aufgeschichtet werden, und man kann sofort mit den Opfern beginnen.
Dann wird der dritte Tempel gebaut werden können. Gut, das ist alles schon bereit. Aber der Antichrist wird diesen Tempel entweihen, indem er sich selbst in den Tempel setzen und sagen wird, er sei Gott. Zweitens wird er ein Götzenbild auf dem Tempelplatz aufstellen, das den kommenden Diktator von Europa darstellt. So wird der Tempelplatz entweiht werden, und der Überrest, auch die 144.000, können dann nicht mehr opfern.
Aber wie lange werden diese Opfer gestoppt? Kann das jemand auf den Tag genau sagen? Dreieinhalb Jahre, aber noch etwas genauer: 1290 Tage. Die große Drangsalzeit wird dreieinhalb Jahre dauern. Die Bibel sagt 1260 Tage, das sind die dreieinhalb Jahre nach Offenbarung 11. Aber in Daniel 12 wird eine größere Zahl erwähnt: 1290 Tage.
Was bedeuten diese Zahlen? Können wir kurz Daniel 12 aufschlagen? Liest jemand ab Vers 9? Dort heißt es: „Geh hin, Daniel, denn die Worte sollen geheim gehalten und versiegelt sein bis zur Zeit des Endes. Viele werden geprüft, gereinigt und geläutert werden, aber die Gottlosen werden weiter gottlos handeln. Die Gottlosen werden es alle nicht verstehen, die Verständigen aber werden es verstehen.“
In Vers 11 steht: „In der Zeit, in der das regelmäßige Opfer abgeschafft wird, um den verwüstenden Gräuel einzusetzen, sind es 1290 Tage.“ Jawohl, da haben wir es. Ab dem Moment, wo der Antichrist diesen Gräuel aufstellt, dieses Götzenbild, wird das beständige Morgen- und Abendopfer gestoppt. Von dort an dauert es 1290 Tage, bis dieses Opfer abgeschafft ist.
Dann wird es wieder eingeführt werden. Das heißt: Der Herr Jesus wird zurückkehren, genau am Ende der Drangsal von 1260 Tagen. Da greift er ein. 30 Tage später wird der Tempel wieder gereinigt sein, und die Opfer werden wieder eingeführt werden. Aber der Herr wird dann in dieser Welt aufräumen, und das wird in der ersten Phase noch ein bisschen länger dauern.
Darum lesen wir weiter in Daniel 12, jetzt Vers 12: „Glückselig, wer ausharrt und eintausenddreihundertfünfunddreißig Tage erreicht.“ Es wird gesagt: „Du aber geh hin auf das Ende zu, und du wirst ruhen und wirst auferstehen zu deinem Los am Ende der Tage.“
Das Opfer wird also wieder eingeführt, aber dann dauert es nochmals 45 Tage, und man muss immer noch ausharren. Es ist noch nicht einfach Ruhe und Frieden da. Doch der Herr Jesus wird dann weltweit die ganzen Kriege beenden. Darum heißt es: Glückselig, wer 1335 Tage erreicht.
Und dann wird gesagt, dass Daniel erst in der Endzeit auferstehen wird. Das ist nicht für seine Zeit damals, sondern alles bezieht sich auf die Endzeit. In der Endzeit wird auch er auferstehen und schließlich an diesen Dingen teilhaben.
Der dritte Tempel und die unzählbare Schar
Kommen wir zurück zur Offenbarung Kapitel 7.
Diese unzählbare Schar befindet sich also im Tempel in Jerusalem. Der Herr Jesus wird dann erklären, wie man die Pläne von Hesekiel bezüglich des Endzeit-Tempels umsetzen muss. Der Endzeit-Tempel wird in Hesekiel 40 bis 48 sehr detailliert beschrieben. Im Judentum sagt man, dass man nicht alles von diesem Plan versteht.
Darum baut man beim dritten Tempel einfach die Teile nach dem Hesekiel-Plan, die man verstanden hat. Den Rest baut man nach dem Vorbild des zweiten Tempels von früher. Aber eben, nicht alles ist klar.
Jetzt wird es klarer: In Sacharja 6 steht, dass der Messias, der Herr Jesus, den Tempel Gottes bauen wird. Er wird diesen dritten Tempel wieder einweihen und nach den Plänen von Hesekiel ausbauen. Nach Hesekiel 40 bis 48 wird ein dritter Vorhof hinzukommen, der eine Fläche von eineinhalb mal eineinhalb Kilometern misst. Das ist sensationell.
Das bedeutet, der Tempel wird dadurch etwa siebzehnmal größer sein als der Tempel zur Zeit des Herrn Jesus. Und der Tempel zur Zeit Jesu war bereits eines der größten Bauwerke der Antike weltweit. Mit seinen 144 Quadratmetern hätte man alle berühmten Kathedralen von England unterbringen können – und hätte noch Raum übrig gehabt.
Doch der Tempel wird siebzehnmal größer sein. Warum? Es wird einen so großen Vorhof für die Völker brauchen, damit sie kommen können. Dann wird diese unzählbare Schar im Tempel Platz haben. Diese Schar stammt aus allen Nationen, wie wir in Offenbarung 7,9 gelesen haben: aus allen Nationen, Stämmen, Völkern und Sprachen.
Interessanterweise wird, wenn man den Plan von Hesekiel auf Jerusalem einzeichnet, deutlich, dass der Golgatha-Felsen in den dritten Vorhof integriert wird. Das heißt, wenn die Menschen aus der großen Drangsal kommen und nach Jerusalem gehen, werden sie den Golgatha-Felsen im Tempelbezirk sehen. Sie werden wissen, dass dort das wahre Opfer dargebracht wurde.
In Offenbarung 7,14 lesen wir von diesen Menschen: „Dies sind die, welche aus der großen Drangsal kommen, und sie haben ihre Gewänder gewaschen und sie weiß gemacht im Blut des Lammes.“ Sie wissen also, dass sie nur durch das Opfer des Herrn Jesus gerettet werden konnten.
Wir sehen hier auch, dass die Menschen in der Zukunft auf der gleichen Grundlage gerettet werden wie wir und auch die Menschen in der Vergangenheit. Ein Mensch wird nur gerettet, wenn er seine persönliche Schuld vor Gott erkennt, einsieht, bereut und im Gebet Gott bekennt. Schließlich dankt er Gott dafür, dass Jesus Christus stellvertretend die Strafe getragen hat.
Dann wird man gewaschen durch das Blut des Lammes.
Der Dienst im Tempel und das Laubhüttenfest
Jetzt wird hier gesagt, sie dienen Gott im Tempel Tag und Nacht, aber das ist eigenartig. Im Tempel fand der Dienst immer tagsüber statt, nicht nachts. Eine Ausnahme gab es jedoch: Am Laubhüttenfest wurde das Fest Tag und Nacht gefeiert, und es war das größte Freudenfest überhaupt.
Dabei wurden auch die vier großen Leuchter im Frauenvorhof angezündet. Diese Leuchter sind über 26 Meter hoch. Oben gab es vier große Gefäße mit etwa neun Litern Olivenöl. Abgetragene Priestergewänder wurden als Dochte verwendet, und so wurde die Nacht hell erleuchtet.
Im Frauenvorhof wurde Gottesdienst gefeiert, und zwar so, dass der Priesterchor und das levitische Orchester die ganze Nacht hindurch Psalmen aufführten. Die alten Männer vom Sanhedrin führten zusätzlich Reigen auf. Sie nahmen Fackeln in die Hand und tanzten. Es ist schon etwas Besonderes, wenn die alten Brüder zu tanzen beginnen, nicht wahr?
Interessant ist folgende Bemerkung: Das Volk tanzte nicht. Den Tanz im Tempel kennt man nicht. Die einzige Ausnahme bildeten die alten Männer, die nüchtern blieben. Im Heidentum ist ekstatisches Tanzen bis zum Abheben bekannt, aber so etwas gibt es im Tempel Gottes nicht.
Diese besonderen Momente beim Laubhüttenfest, bei dem Gott dreimal gesagt hat, man solle sich freuen, wollen wir uns kurz anschauen. Schlagen wir dazu 3. Mose 23 auf. Dort werden die sieben Feste des Herrn beschrieben: Passa, das Erstlingsfest, das Pfingstfest oder Wochenfest, das Neujahrsfest, das Gedächtnis des Posaunenschalls, der große Versöhnungstag und schließlich das Laubhüttenfest.
Als siebtes Fest, das alle Feste des Herrn zusammenfasste, kann jemand lesen in 3. Mose 23,33-34. Und weiter in Vers 39. Darf ich kurz unterbrechen? Interessant ist, dass das Laubhüttenfest hier einfach „das Fest des Herrn“ genannt wird, ohne Zusatz. Das Fest – das ist das Laubhüttenfest, das alle Feste zusammenfasst.
Weiter heißt es: Am ersten Tag soll Ruhe sein und am achten Tag soll Ruhe sein. Ihr sollt euch am ersten Tag prächtige Baumfrüchte nehmen, Palmenzweige und Zweige von dicht belaubten Bäumen und von Bachkappen. Ihr sollt euch vor dem Herrn, eurem Gott, sieben Tage lang freuen.
Das ist ein göttlicher Befehl: Ihr sollt euch sieben Tage freuen. Das ist enorm! Das erinnert stark an Philipper 4,4: „Freut euch in dem Herrn allezeit.“ Sieben Tage freuen!
Wir lassen 3. Mose 23 offen und schlagen zusätzlich Offenbarung und 5. Mose 16 auf. Dort wird ebenfalls erklärt, dass man sich am Laubhüttenfest freuen muss. Jemand liest 5. Mose 16,13-15:
„Das Fest der Laubhütten sollst du sieben Tage lang halten, wenn du den Ertrag deiner Tenne und deiner Scheune eingesammelt hast. Du sollst an deinem Fest fröhlich sein, du und dein Sohn und deine Tochter und dein Knecht und deine Magd und der Levit und der Fremdling und die Witwe, die in deinen Toren sind.“
Da haben wir es: Im Vers 14 heißt es, du sollst dich an deinem Fest freuen. Weiter heißt es: „Sieben Tage lang sollst du dem Herrn, deinem Gott, das Fest feiern an dem Ort, den der Herr erwählen wird. Denn der Herr, dein Gott, wird dich segnen im ganzen Ertrag deiner Ernte und in jedem Werk deiner Hände. Darum sollst du von Herzen fröhlich sein.“
Ganz wörtlich aus dem Hebräischen heißt es nur „fröhlich sein“ – nichts anderes. Dreimal wird also gesagt, man muss sich an diesem Fest freuen, sogar nur fröhlich sein.
Nun sehen wir noch deutlicher, dass diese unzählbare Schar, die in der Vision in den Tempel nach Jerusalem kommt, das Laubhüttenfest feiert. Was haben sie in den Händen? Palmenzweige haben wir gelesen. Welcher Vers sagt das? Offenbarung 7,9: „Und in ihren Händen Palmenzweige.“ Das ist genau der Feststrauß am Laubhüttenfest. Jeder musste mit einem Palmwedel, einem Dattelpalmenwedel, zum Fest nach Jerusalem kommen.
Johannes sieht in der Vision diese unzählbare Schar, die das Laubhüttenfest, das Fest der Freude, feiert. Sie kommen aus der großen Drangsal heraus, aus der schrecklichsten Zeit der Weltgeschichte. Nun gehen sie ins größte Freudenfest hinein – ein gewaltiger Kontrast. Sie haben diesen Strauß in den Händen.
Woher stammt die Auffassung, dass man einen Strauß am Laubhüttenfest haben sollte? Das kommt von 3. Mose 23, und zwar Vers 40, den wir schon gelesen haben. Die Sadduzäer sagten, Vers 40 bedeute einfach, dass man aus diesen Blättern Laubhütten bauen solle. Ich war beim Laubhüttenfest – man muss ja in Hütten wohnen. Das soll an die Wüstenwanderung erinnern, denn damals wohnten sie in Laubhütten, mit Palmen gedeckten Hütten.
Das Laubhüttenfest ist also ein Rückblick auf die ganze Zeit von Gottes Fürsorge während der schwierigen Wüstenwanderung. Nun sehen wir den Vergleich: Sie werden das Laubhüttenfest in Jerusalem feiern, im Gedenken an diese schrecklich schwere Zeit, durch die sie hindurchgehen mussten – durch die Drangsal. Ganz analog wie die Wüstenwanderung Israels einst nach dem Auszug aus Ägypten.
Die Pharisäer haben gesagt: Nein, das ist nicht die Beschreibung der Laubhütte. Sie argumentierten, dass in 3. Mose 23,40 stehe: „Ihr sollt euch nehmen“, also müsst ihr einen Strauß nehmen. Nun bestätigt Offenbarung 7 neutestamentlich, dass die Auffassung der Pharisäer korrekt war.
Nicht alles, was die Pharisäer gesagt haben, war falsch. Der Herr Jesus hat viele Dinge massiv kritisiert und Irrtümer aufgedeckt (Matthäus 15, Markus 7, Matthäus 23). Aber das Neue Testament bestätigt: Diese Auffassung war richtig – der Feststrauß.
Die symbolische Bedeutung der Bestandteile des Feststraußes
Und jetzt, was bedeuten diese Dinge?
Das Erste, was wir kennen, sind die Palmenzweige. Diese erinnern, wie schon gesagt, an die Wüstenwanderung selbst. Sie stehen auch für Gottes unerwartete Freundlichkeiten. Kurz nach dem Auszug aus Ägypten wird es in der Wüste schon schwierig. Doch plötzlich kommen die Israeliten an einen Ort namens Elim. Dort gab es siebzig Palmbäume und zwölf Wasserquellen. Für diejenigen, die es nachschlagen möchten: Elim ist in 2. Mose 15,27 erwähnt.
Das war eine erfrischende Erfahrung der Freundlichkeit Gottes mitten in den Schwierigkeiten des Lebens. Es ist sehr wichtig, dass wir offene Augen haben und trotz aller Herausforderungen, die wir im Leben durchstehen müssen, die völlig unverdienten und unerwarteten Freundlichkeiten Gottes erkennen.
Beim Feststrauß erinnert der Dattelpalmenwedel genau daran. Auch die Menschen, die durch die schlimmste Zeit in der Zukunft gehen, werden später sagen: „Der Herr war so freundlich mit uns und hat uns zwischendrin dieses Elim geschenkt.“
Doch es gibt noch mehr. Was muss man nach 3. Mose 23,40 noch haben? Zweige von dicht belaubten Bäumen. Was ist das? Eine Myrte. Im Judentum wird das so erklärt: Die dicht belaubten Bäume sind Myrten. Die Myrte ist tatsächlich ein sehr dichter, dicht belaubter Busch.
Dann können wir noch zusammentragen, was mit der „Frucht von schönen Bäumen“ gemeint ist. Das ist der Etrog beim Laubhüttenfest. Wer schon einmal in Jerusalem war, hat das erlebt: Vor dem Laubhüttenfest geht man auf den Markt und sieht die Leute, wie sie eine zitronenähnliche Frucht kaufen. Diese Frucht wird ganz kritisch geprüft und angeschaut. Sie muss perfekt sein, sonst bringt man sie zurück. Es handelt sich also um eine Zitronenart, den Etrog. So wurde das immer verstanden: Die „schönen Bäume“ sind Zitrusbäume mit dem Etrog, der zum Strauß gehört.
Weiter: Ich habe das schon irgendwo gehört, es ist nicht mehr so schwierig, denn es steht ja klar im Text, dass man auch Zweige von Bachweiden nehmen muss. Die Bachweide ist typisch für eine bestimmte Region in Israel, nämlich die Jordanmündung ins Tote Meer. Dort gibt es am Jordan viele Bachweiden und auch an den Zuflüssen zum Jordan. Das ist typisch für den Punkt, an dem Israel nach der Wüstenwanderung schließlich ans Ziel kam: das verheißene Land.
Die dicht belaubten Bäume, die Myrten, erinnern an die Tatsache, dass Israel, als es ins Land kam, die Kanaaniter hauptsächlich in den Tälern, in den Talebenen vorfand. Die Israeliten mussten, wo sie die Kanaaniter nicht vertreiben konnten, die Berge und Hügel besiedeln. Diese waren damals sehr dicht bewaldet.
Sie mussten also viel Wald roden und Terrassen an den Hügeln bilden, um dort eine Terrassenwirtschaft für Ölbäume, Dattelpalmen und so weiter einzurichten. Wenn man heute durch Israel reist und die Landschaft beobachtet, sieht man ständig diese Terrassen. Sie stammen aus der Zeit der Landnahme unter Josua.
Darum erinnern die dicht belaubten Myrten daran, wie das Volk Israel ins verheißene Land kam und es eroberte. Das Land war damals so dicht bewaldet, fast urwaldartig. Doch das Volk nahm es fortwährend in Besitz.
So sehen wir die ganze Geschichte: von der Wüstenwanderung bis zum Erreichen des Ziels, dargestellt in Palmen, Bachweiden, Myrten.
Bleibt noch die Bedeutung des Etrog. Diese Frucht drückt aus, dass Gott durch all die Mühe hindurch in den Herzen der Gläubigen Frucht gewirkt hat – für ihn. Galater 5,22 spricht über die Frucht des Geistes: Liebe, Friede, Freundlichkeit und so weiter, insgesamt neun Teile dieser Frucht.
Das sieht man ganz besonders bei zwei Männern der Wüstenwanderung, bei denen man sehr schön erkennt, wie Gott Frucht gewirkt hat. Wer waren sie? Josua und Kaleb. Von ihnen sagt der Herr, dass sie ihm völlig nachgefolgt sind.
Sie haben wie die anderen alle Mühen mitgemacht, aber Gott konnte in ihrem Leben Frucht wirken. Das wird durch den Etrog im Strauß ausgedrückt.
Wenn man nun die Szene sieht, wie Johannes in der Vision diese unzählbare Schar mit Palmen in den Händen sieht, erkennt man: Der Herr hat uns durch alles hindurchgeführt, bis ans Ziel gebracht und Frucht in unserem Leben gewirkt – zu seiner Ehre.
Wir müssen uns also nicht mehr fragen, warum Gott dies oder jenes zugelassen hat. Stattdessen können wir fragen: Wozu? Zu welcher Frucht gehört diese Frucht von den schönen Bäumen?
Übrigens sieht man, dass die Pharisäer richtig ausgelegt haben, auch daran, dass in Nehemia 8 ein Laubhüttenfest zur Zeit Nehemias beschrieben wird. Dort wurde Laub von verschiedenen Bäumen genommen, um die Hütten zu bauen. Es werden ganz andere Pflanzenarten erwähnt als im Feststrauß.
In Nehemia 8 kann man das nachlesen. Vers 40 beschreibt den Feststrauß, aber die Laubhütte selbst wurde auch mit anderen biologischen Arten gebaut.
Nach der Traurigkeit folgt also die größte Freude – ein gewaltiger Kontrast. Das war auch die Hoffnung der Hugenotten in der Verfolgungszeit während der Reformation.
Die Hugenotten haben das Evangelium erkannt und wurden von der Kirche Roms brutal verfolgt. Das begann mit der Bartholomäusnacht, in der etwa dreißigtausend Hugenotten umgebracht wurden. Das Gemetzel ging jahrzehntelang weiter.
Doch der Wahlspruch der Hugenotten war „Post tenebras lux“ – nach der Finsternis kommt das Licht. Dieser Satz hat sie über Wasser gehalten.
Diese Haltung entspricht auch der Volksmenge, die durch die schreckliche Zeit gehen wird. Sie wissen, dass danach die große Freude kommt.
Das entspricht auch dem Weg des Herrn Jesus selbst. In Hebräer 12,2 lesen wir: „Hinschauend auf Jesus, den Anfänger und Vollender des Glaubens.“ Weiter heißt es: „Der, der die Schande nicht achtete, erduldete das Kreuz wegen der vor ihm liegenden Freude.“
Das ist genau dieser Gedanke: Jesus hat diese Freude gesehen, wenn er einmal die Erlösten um sich haben wird und mit ihnen Gemeinschaft hat.
Er ging diesen Weg bis zum Schluss, aber er sah die Freude vor sich.
So ist es auch wichtig, dass wir in unseren Nöten immer das Ende sehen. Das Ende kommt garantiert. Das Licht kommt nach der Finsternis.
Das ist kein billiger Spruch, dass irgendwann mal ein Lichtlein kommt. Nein, wirklich: Nach der Finsternis kommt das Licht und auch die große Freude. Du sollst dich nur freuen.
Die Psalmen und das Laubhüttenfest
Übrigens hat man im Laubhüttenfest im Tempel während des Festes immer die Psalmen 113 bis 118 verlesen.
Wenn man zu Psalm 118, Vers 25 kam, musste das ganze Volk bereit sein und alle mussten mitmachen. Sie mussten nämlich genau antworten. Können wir das kurz aufschlagen? Psalm 118, Vers 25: Wer liest? „Ach Herr, hilf doch! Ach Herr, gib doch Gelingen!“ Jawohl, „Ach Herr, hilf doch!“ oder „Rette doch!“ Die ganze Volksmenge musste dann antworten.
Der Vorleser las: „Anna Adonai Hosianna, Anna Adonai Hatzlichanna“, und das Volk musste antworten: „Anna Adonai Hosianna Hosianna.“
„Hoschi Anna“ bedeutet „Rette doch!“ „Anna“ heißt „Bitte“, also „Anna Adonai, Hoschi Anna“ heißt „Bitte, Herr, rette doch!“ „Anna Adonai, Hatzlichanna“ bedeutet ebenfalls „Rette doch!“ oder „Gib doch Gelingen!“ Hatzlichanna ist ein anderes Wort, es gibt also Hoschi Anna und Hatzlichanna, beides heißt „Rette doch!“ oder „Gib doch Gelingen!“
So mussten sie rufen, um Gottes Rettung zu bitten.
Aber jetzt sehen wir in Offenbarung 7, dass die Volksmenge ja gerettet ist aus der Drangsal. Die beten nicht mehr „Anna Adonai Hoschi Anna“, sondern sie sagen in Offenbarung 7, Vers 10: „Das Heil unserem Gott, der auf dem Thron sitzt, und dem Lamm!“
Das bedeutet: Das Heil gehört Gott, es ist Er, der heil wirken kann, also Rettung schenken kann. Das ist Anbetung Gottes, die bezeugt, dass nur Gott retten kann.
Wenn man verstanden hat, was dieser Ausdruck eigentlich bedeutet, dann ist klar, dass „Heil Hitler“ Götzendienst war. Denn dann wird Hitler quasi die Kraft des Retters zugeschrieben.
Eine alte Französin aus dem Elsass hat mir erzählt, dass sie im Alter noch ADHS hatte, also sehr lebendig war, und das war sie noch viel mehr als junges Mädchen. Sie erzählte, dass sie damals in der Schule, als sie „Heil Hitler“ sagen mussten, stattdessen „Hei Hitler!“ sagte. Damit wollte sie eigentlich sagen: „Geh weg!“ So haben auch die Kinder es verstanden, dass sie das nicht mitmachen konnten. Das ist eben Anbetung.
Hier aber steht: „Das Heil unserem Gott!“ Sie bitten nicht mehr „Herr, rette doch!“, denn sie haben es bekommen. Sie ehren Gott dafür, dass sie dieses Heil erhalten haben.
Und im Himmel wird das bestätigt mit „Amen!“ Es wird gesagt: „Die Segnung, die Herrlichkeit, die Weisheit, die Danksagung, die Ehre, die Macht, die Stärke unserem Gott!“ Er ist die Quelle all dieser sieben Dinge.
Die Fürsorge Gottes und das Wasserschöpfritual
Jetzt gehen wir noch weiter zu Vers 15. Dort liest jemand: „Und der, der auf dem Thron sitzt, wird sein Zelt aufschlagen über jenen, und sie werden nicht mehr hungern und nicht mehr dürsten. Auch wird sie die Sonne nicht treffen noch irgendeine Hitze, denn das Lamm, das inmitten des Thrones ist, wird sie weiden und sie leiten zu lebendigen Wasserquellen, und Gott wird alle Tränen von ihren Augen abwischen.“
In diesem Zusammenhang wird erklärt, dass der Herr Jesus, das Lamm Gottes, sie zu Quellen des Wassers des Lebens führen wird. Für Johannes, der mit dem Tempel im ersten Jahrhundert vertraut war, war das sofort verständlich. Ebenso wie er sofort erkannte, dass er in der Vision diese Menge mit ihren Palmwedeln sah, die natürlich das Laubhüttenfest feierten.
Nun führt das Land sie zu Quellen des Wassers des Lebens. Das ist klar, denn am Laubhüttenfest wurde das sogenannte Shoeva-Ritual durchgeführt. Shoeva bedeutet „schöpfen“, also das Wasserschöpfritual. Ein Priester aus dem Tempel nahm einen goldenen Krug – ich habe hier ein Buch mit den wiederhergestellten Tempelgeräten mitgebracht. Man kann in der Pause gerne einmal nachschauen, denn dieser Krug für den zukünftigen Tempel, wenn das Ritual wieder durchgeführt wird, ist dort ebenfalls abgebildet.
Dieser Priester nahm den Krug und ging vom Tempel herunter, vom innersten Vorhof durch das Wassertor. Dann ging er über den Robinsonbogen, durch die König der Säulenhalle, über den großen Robinsonbogen, dessen Ansatz man heute noch an der äußeren Tempelmauer sehen kann. Von dort stieg er die lange Treppe hinunter in die Davidsstadt bis zum Siloah-Teich.
Dort schöpfte er Wasser aus dem Teich, und eine riesige Volksmenge begleitete ihn, die dabei jauchzte. Interessant ist, dass hier von Quellen des Wassers die Rede ist, also im Plural. Der Siloah-Teich erhält sein Wasser aus der Gichon-Quelle. Diese Quelle ist ganzjährig und war im Alten Testament die Wasserversorgung Jerusalems. Dort wurde übrigens König Salomo zum König gesalbt (1. Könige 1).
Das Wasser der Gichon-Quelle wird über den Hiskia-Tunnel, der 533 Meter lang ist, zum Siloah-Teich geleitet. Es gab aber noch eine zweite Quelle, die ebenfalls Wasser liefert. Somit handelt es sich tatsächlich um mehrere Quellen.
Man muss wissen, dass „lebendiges Wasser“ beziehungsweise „Wasser des Lebens“ auf Hebräisch der übliche Ausdruck für Quellwasser ist. Im modernen Hebräisch sagt man „Mayim Chaim“, wörtlich „Wasser des Lebens“, für Quellwasser. Dieses fließende, frische Wasser wird so bezeichnet.
Die Beschreibung passt genau zum Priester, der den ganzen Weg bis zum Siloah-Teich hinabstieg, dort Wasser schöpfte und dann wieder über die Treppe zum Tempel hinaufging, begleitet von der Volksmenge. Diese Treppe wurde in den vergangenen Jahren ausgegraben und man hat sie original gefunden. Vor kurzer Zeit sind wir diese Treppe hinaufgegangen.
Das ist übrigens auch derselbe Weg, den der Blindgeborene in Johannes 9 ging. In Johannes 8 kommt Jesus am Ende gerade aus dem Tempel heraus, bei der Schönen Pforte, dem Hauptein- und Ausgang für das Volk. Dort sahen die Jünger den Blindgeborenen und fragten, warum er blind geboren sei – ob er schuldig war oder seine Eltern.
Jesus erklärt, wie es richtig ist, macht eine Salbe aus Erde und Speichel und sagt: „Geh hin, wasche dich im Teich Siloah.“ Der Blindgeborene ging hin. Man fragt sich, wie ein Blindgeborener diesen Weg zum Siloah-Teich finden konnte. Doch das war kein Problem, denn es gab genau diese Treppe, die direkt hinunterführte. Er konnte die Treppe hinunterschleichen, kam zum Siloah-Teich, wusch sich dort, und dann konnte er wieder sehen.
Dieser Weg führte dann mit der Volksmenge und dem Priester zurück – wieder über den Robinsonbogen, durch die Königliche Säulenhalle, hinein durch das Wassertor zum Altar.
Auf dem Altar, in der südwestlichen Ecke, stand ein kleines Gefäß, das hier ebenfalls abgebildet ist und das man in der Pause noch einmal anschauen kann. Es ist ein kleines Silbergefäß, in das das Wasser gegossen wurde. Das Gefäß hatte unten ein Loch, sodass das Wasser auf den Boden floss.
Alle jubelten dabei. Aber was bedeutete das?
Die Rabbiner erklärten, dass dieses Wasser vom Heiligen Geist spricht, den Gott einmal in der Endzeit über Israel ausgießen wird. Sie verbanden dieses lebendige Wasser mit dem Heiligen Geist.
Das Laubhüttenfest war auch immer der Moment, an dem man für die kommende Regenzeit betete. Normalerweise beginnt nach dem Laubhüttenfest die Regenzeit, der Frühregen, der den Beginn der winterlichen Regenzeit markiert. Der Abschluss wird dann als Spätregen bezeichnet.
Am Laubhüttenfest betete man also für den beginnenden Regen, den Frühregen. Auch hier erklärten die Rabbiner, dass dieser Regen ein Bild für die kommende Ausgießung des Heiligen Geistes über Israel ist.
Jesus am Laubhüttenfest und das lebendige Wasser
Und jetzt können wir mit Johannes 7 beginnen. Johannes 7 beschreibt gerade das Laubhüttenfest, bei dem der Herr Jesus hingegangen ist. Am siebten Tag, dem Höhepunkt des Festes, wurde wieder das Sho'eva-Ritual durchgeführt. Dabei geschah etwas ganz Besonderes.
Wer liest Johannes 7,37-39? An dem letzten großen Tag, dem Tag des Festes, stand Jesus auf und rief: „Wenn jemand dürstet, so komme er zu mir und trinke! Wer an mich glaubt, wie die Schrift gesagt hat, aus seinem Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen.“ Dies sagte er vom Geist, den die empfangen sollten, die an ihn glaubten. Denn der Geist war noch nicht gegeben, weil Jesus noch nicht verherrlicht worden war.
In diesem Zusammenhang steht Jesus plötzlich im Tempel. Man muss sich vorstellen, dass Tausende, Abertausende im Tempel versammelt waren. Dann ruft er. Es ist sehr selten, dass der Herr Jesus in der Bibel ruft. Aber es gibt einige besondere Momente, die man für sich heraussuchen kann, in denen Jesus ruft. Und hier war es: „Wenn jemand dürstet, dann komme er zu mir und trinke.“
Das ist genau wie bei diesem Gefäß. In der Bibel wird der menschliche Körper an verschiedenen Stellen mit einem Gefäß verglichen. Das Wasser wird mit dem goldenen Krug hineingelehrt, und aus dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen. Johannes erklärt, dass er damit den Heiligen Geist meinte, den die Gläubigen dann an Pfingsten empfangen sollten.
So haben die Gläubigen die Erfüllung des Laubhüttenfestes schon damals mit Pfingsten erfahren dürfen. Der Herr Jesus hat die ganze Symbolik hier erklärt und dabei auf dieses Wasserschöpf-Ritual Bezug genommen.
In Offenbarung 7 sehen wir, wie der Herr Jesus das Lamm führt. Hier steht nicht „der Hirte“, sondern „das Lamm“. Doch das Lamm tut genau das, was ein Hirte tut: Es führt die Herde zu den Quellen und wieder hinauf.
Warum wird er hier nicht Hirte genannt, sondern Lamm? David sagt als erfahrener Hirte in Psalm 23: „Der Herr ist mein Hirte.“ David kannte also nicht nur die Erfahrung, ein Hirte zu sein, sondern auch die Erfahrung, ein Schaf in der Herde des guten Hirten zu sein.
Jesus ist der gute Hirte, aber er hat unseren Platz eingenommen und wurde das Lamm Gottes am Kreuz für uns. Er hat genau erlebt, wie es ist, für uns Menschen in dieser Welt zu leben. Für Gläubige ist es eben so, dass sie wie Schafe sind, die Führung, Unterstützung und Stärkung brauchen.
Jesus hat sich freiwillig erniedrigt und unseren Platz eingenommen als ein wirklicher Mensch auf Erden, der auch Hunger hatte und müde war. In Lukas 23 lesen wir sogar, dass ein Engel ihn im Garten Gethsemane als Mensch gestärkt hat.
So wird hier der gute Hirte als Lamm beschrieben, der selbst alles erlebt hat und weiß, wie es ist, durch Mühe und Nöte hindurchzugehen. Aber auch, wie wunderbar es ist, geführt zu werden. Er ist der Führer.
Dann wird noch hinzugefügt: „Und Gott wird jede Träne von ihren Augen abwischen.“ Alles, was sie erlebt haben, wird getröstet werden.
Wir fahren nach der Pause an diesem Punkt weiter. Jetzt machen wir zwanzig Minuten Pause.
Das Evangelium in der Drangsalzeit und die Rettung aus allen Völkern
In der Pause wurde die Frage gestellt, ob diese unzählbare Schar das Evangelium des Reiches Gottes oder das ewige Evangelium gehört hat.
Es ist so: Wir haben in Vers 9 gelesen, dass Gott aus jeder Nation, aus jedem Stamm, aus allen Völkern und Sprachen Menschen retten wird. In früheren Bibelklassen haben wir jedoch deutlich gesehen, dass man aufgrund von 2. Thessalonicher 2 erkennen kann, dass die Menschen, die heute das Evangelium gehört haben, nach der Entrückung der Gemeinde keine Möglichkeit mehr haben werden, sich zu bekehren. Wer das Evangelium gekannt hat, wird schließlich durch den Antichristen verführt werden.
Wir lesen in 2. Thessalonicher 2: Deshalb sendet ihnen Gott eine wirksame Kraft des Irrwahns, damit sie alle der Lüge glauben, weil sie nicht die Liebe zur Wahrheit angenommen haben, damit sie gerettet würden.
Trotzdem steht hier, dass eine unzählbare Schar von Menschen durch die Drangsal gehen wird. Das ist kein Widerspruch, sondern bedeutet, dass diese Menschen das Evangelium noch nicht gehört haben, bevor die Entrückung stattfindet. Nach der Entrückung wird der gläubige Überrest aus Israel, die 144.000, evangelisieren – ganz speziell in Israel. Der Herr Jesus sagt in Matthäus 10: Ihr werdet mit den Städten Israels nicht zu Ende kommen, bis der Sohn des Menschen gekommen ist.
Wir müssen auch damit rechnen, dass all die Bibeln und Schriften, die weltweit verbreitet worden sind, später ihre Auswirkung haben werden. Dazu kommt dann das ewige Evangelium. Auf dieses Thema kommen wir erst in Offenbarung 14 zurück.
Vorab kann ich sagen: Das ewige Evangelium ist das Kernevangelium, durch das Menschen gerettet werden können, die noch nie etwas von Jesus Christus gehört haben. Wir werden sehen, dass das ewige Evangelium besonders davon handelt, dass Gott sich durch seine Schöpfung offenbart hat und eben auch durch das Gewissen.
Das wird ausdrücklich in Römer 1 und 2 behandelt. Dort sehen wir Heiden, die nie etwas vom Evangelium gehört haben. Sie können durch die Schöpfung erkennen, dass es einen Schöpfergott gibt. Römer 2 sagt, dass die Heiden, auch ohne die Gebote der Bibel zu kennen, die Gebote Gottes in ihrem Gewissen eingeschrieben haben. Sie wissen, dass Töten falsch ist, dass Lügen falsch ist und so weiter.
So hat der Mensch die Möglichkeit, sich vor dem Schöpfergott als Sünder zu erkennen. Wenn er seine Schuld dem Schöpfergott bekennt, wird er gerettet – auch wenn er noch nie etwas von Jesus Christus gehört hat. So können Heiden ebenfalls gerettet werden. Das wird natürlich auch eine Rolle spielen in der Zeit nach der Entrückung. Das Resultat sehen wir hier: Menschen aus allen Nationen, aus allen Stämmen, Völkern und Sprachen werden gerettet.
Wenn man bedenkt, dass es etwa siebentausend Sprachen gibt – ohne die Dialekte zu zählen – ist das fantastisch. Manchmal sind das ganz kleine Sprachgruppen, zu denen nur wenige Menschen gehören. Doch wenn man die Anzahl der Stämme betrachtet, so sind weltweit bei weitem noch nicht alle Stämme erreicht. Trotzdem steht hier: Aus allen Stämmen wird Gott Menschen retten. Das ist wunderbar.
Manche sagen, Jesus Christus könne noch nicht kommen, weil es in Matthäus 24 heißt, das Evangelium des Reiches müsse allen Völkern gepredigt werden – und das sei noch nicht geschehen. Aber in Matthäus 24, Vers 14 steht nicht „allen Völkern“, sondern: „Und dieses Evangelium des Reiches wird auf dem ganzen Erdkreis allen Nationen zu einem Zeugnis gepredigt werden.“
Ich weiß, Luther hat dort „allen Völkern“ übersetzt. Aber das griechische Wort ist „ethnos“, Mehrzahl „ethnoi“. Es bezeichnet laut dem Standardwörterbuch von Neida die größte soziale Einheit. Das heißt, das, was wir als Nation bezeichnen, zum Beispiel Russland, wäre ein „ethnos“. Eine solche Einheit besteht aus vielen Völkern. Der typische Ausdruck für Volk auf Griechisch ist „Laos“.
Der Herr Jesus sagt also nicht „allen Völkern“, sondern „allen Nationen“ als Zeugnis. Das ist im zwanzigsten Jahrhundert tatsächlich schon erfüllt worden: Alle Nationen der Welt sind erreicht worden, aber noch nicht alle Volksstämme. Man unterscheidet etwa zehntausend verschiedene Völker, aber Nationen sind etwa zweihundert. Diese sind alle erreicht, aber nicht alle Völker und schon gar nicht alle Stämme.
Es wird jedoch nicht als Voraussetzung gesagt, dass alle erreicht werden müssen, damit das Ende kommen kann. Sondern alle Nationen werden erreicht, und dann wird das Ende kommen. Das ist bereits so erfüllt.
Dennoch zeigt Offenbarung 7, dass Gott nicht nur aus allen Nationen Menschen retten wird, sondern aus allen Stämmen und Sprachen. Das ist wirklich wunderbar.
Allerdings gibt es keine Allversöhnung. Die Lehre, dass Gott schließlich alle Menschen retten wird, ist eine Irrlehre. Aber dass Gott aus allen Stämmen und Sprachen Menschen rettet, die sich bekehren, das ist Gottes Wahrheit.
Die Bekehrung des Überrests aus Israel nach der Entdrückung
Gut, kommen wir zurück. Ja, gerne. Wissen die um Golgatha? Wenn der Überrest evangelisiert ist, geht es um Christus. Wenn der Überrest evangelisiert, also die 144.000, die wissen um Golgatha, dann werden sie Jesaja 53 richtig verstehen. Das ist der Messias, der für unsere Sünden hier in Jerusalem gestorben ist. Das werden sie, und sie werden das Neue Testament kennen.
Darum sagte der Herr Jesus in Matthäus 24. Dort spricht er im Blick auf die große Drangsal. Ich lese Matthäus 24, Vers 15: „Wenn ihr nun den Gräuel der Verwüstung, von welchem durch Daniel den Propheten geredet ist, stehen seht an heiligem Ort.“ Matthäus fügt hinzu: „Wer es liest, der beachte es.“ Dann heißt es, dass die Judäer auf die Berge fliehen sollen.
Nachher kommt es in Vers 21: „Denn alsdann wird große Drangsal sein, dergleichen von Anfang der Welt bis jetzt hin nicht gewesen ist, noch je sein wird.“ Also spricht Jesus diese Gläubigen an: Wenn ihr den Gräuel der Verwüstung, dieses Götzenbild vom Antichristen, auf dem Tempelplatz seht, dann wisst ihr, jetzt kommt die große Drangsal. Matthäus betont: „Wer es liest, der beachte es.“ Dann müssen sie fliehen auf die Berge.
Nach Jesaja 15 werden sie dann nach Moab fliehen, ins heutige Jordanien, auf der anderen Seite des Toten Meeres. Dort werden sie während der großen Drangsalzeit verschont bleiben. Aber sie lesen das Neue Testament und predigen wirklich, dass Jesus Christus der Messias ist. Gott wird diese Erweckung bewirken nach der Entrückung der Gemeinde.
Heute gibt es bereits 400 bis 500 bekehrte Juden weltweit, die meisten jedoch im Ausland, nicht in Israel. Die messiasgläubigen Judengemeinden in Israel schätzt man auf etwa 15. Niemand weiß genau die Zahl, aber es sind ungefähr 15. Das ist nicht viel. Bei der Staatsgründung 1948 sprach man von einer Handvoll bekehrter Juden im Land, und diese Entwicklung ist doch schön.
Im Vergleich zur Anzahl von Bekehrungen unter den Juden in den USA und Kanada ist das jedoch wenig. Dort kann man wirklich von einer Erweckung unter Juden sprechen. Aber die bekehrten Juden heute werden alle gehen bei der Entrückung, weil sie zur Gemeinde gehören. Nach der Entrückung im Land Israel wird Gott den Überrest, die 144.000, zur Bekehrung führen. Sie werden dann wirklich erkennen, dass Jesus von Nazareth der Messias ist.
Es gibt schon interessante Vorbereitungen. Vor einiger Zeit ist ein sehr berühmter Rabbi in Israel gestorben, der sehr verehrt war. Er hat ein Kuvert hinterlassen und gesagt, man dürfe es erst in einem Jahr öffnen. Dann wurde es geöffnet, und darin stand: „Der Name des Messias ist Jeshua.“ Das hat Protest und Empörung ausgelöst. Warum schreibt er das? Aber das ist nur ein kleiner Hinweis. Es gibt noch viel mehr, das auf ganz interessante Entwicklungen in Israel hinweist.
Diese Erweckung kommt erst nach der Entrückung. Die Entrückung könnte heute sein. Wir müssen jeden Tag denken: Vielleicht heute, und dann muss es ja losgehen.
Kommen wir nochmals zurück auf diese Schar, diese unzählbare Schar, die das Schrecklichste erleben wird, die schrecklichste Zeit, die man sich vorstellen kann. In Offenbarung Kapitel 7, Vers 17 heißt es: „Und Gott wird jede Träne abwischen von ihren Augen.“ Das ist schon wunderbar. Sie werden herauskommen, und trotzdem wird Gott nochmals Tränen abwischen.
Das erinnert an die Erfahrung mit kleinen Kindern. Sie machen sich weh und sind so tapfer. Wenn man dann Mitgefühl zeigt, kommen plötzlich die Tränen. Auch diese Menschen werden sehen, wie der Herr alles mit ihnen mitempfunden hat. Dann werden auch die allerletzten Tränen von Gott selbst abgewischt.
Das mit den Tränen ist etwas sehr Kostbares, denn nur Menschen vergießen aus Traurigkeit Tränen. Das gibt es im Tierreich nicht. Wenn jemand wissen will, was der Unterschied zwischen einem Affen und einem Menschen ist: Affen vergießen keine Tränen, wenn sie traurig sind. Es gibt natürlich noch andere Unterschiede, aber das ist einer. Es ist etwas sehr Menschliches.
Darum ist es schade, dass es Männer gibt, die sich schämen, Tränen zu vergießen. Von dem Herrn Jesus heißt es selbst in Johannes 11, dass er Tränen vergoss. Gott hat uns Menschen das gegeben, um Traurigkeit auszudrücken. Natürlich spricht man von Krokodilstränen, aber das sind eben Krokodilstränen, die nichts mit Gefühlen zu tun haben.
Ein Krokodil hat sowieso kein Gefühl, es ist wie eine Maschine. Wer schon mal mit Krokodilen zu tun hatte, weiß das. Ich habe das natürlich nicht in der Schweiz gemacht, dort käme ja der Tierschutzverein. Aber in Thailand kann man das. An der Angelrute lässt man Fischköpfe ins Wasser. Die sind ganz unbeweglich, und plötzlich kommt das Krokodil, und dann passiert nichts – plötzlich hat es den Fischkopf fast oder ganz erwischt. Unglaublich.
Natürlich haben diese Kaltblüter keine Gefühle. Wenn jemand Schlangen züchtet, darf er nicht denken, er mache die gleichen Erfahrungen wie ein Hundebesitzer. Hundebesitzer können viel erzählen über die Beziehung zu ihrem Tier. Das kann eine menschliche Beziehung nicht ersetzen. Gott hat auch die Tiere zu Adam gebracht, und es wird ganz klar gesagt, dass er keine Hilfe fand, die ihm entsprach. Man kann also nicht einen Hund als Ersatz für eine Frau oder einen Mann nehmen. Das geht nicht.
Aber eine Beziehung zu Tieren ist etwas Besonderes. Das kann man mit Schlangen nicht haben. Krokodilstränen sind nur ein physiologischer Prozess im Körper, nichts mit Emotionen. Beim Menschen ist das ganz anders. Gott nimmt die Tränen sehr ernst.
In den Psalmen lesen wir sogar von einem Buch, in das Gott die Tränen aufschreibt. Gott nimmt Notiz, und das wird festgehalten. Später wird das alles nochmals besprochen werden. Das ist wunderbar. Auch die verborgenen Tränen sieht Gott, und sie werden festgehalten. Schließlich wird Gott jede Träne abwischen von ihren Augen.
Das wird gerade in Verbindung mit Vers 16 gesagt: „Sie werden nicht mehr hungern, auch nicht mehr dürsten, noch wird je die Sonne auf sie fallen, noch irgendeine Glut.“ Die Glut hat natürlich eine besondere Bedeutung im Zusammenhang mit dem Laubhüttenfest. Das Laubhüttenfest ist im Herbst, nachdem die Sommerhitze vorbei ist. Juli ist schon längst vorbei, wenn man Sukkot feiert in Israel.
Wir hatten im Juli 47 Grad am Toten Meer. Da kann man schon von Hitze sprechen. Natürlich erträgt man das bei 0 Prozent Feuchtigkeit besser als anderswo, aber die Glut der Drangsal ist dann vorbei. Dann bringt das Lamm diese Volksmenge zu dem Wasser des Lebens, und Gott wischt alle Tränen ab.
Gibt es noch Fragen? Ich möchte aber noch etwas zu diesem Wasserschöpfritual lesen. Im Judentum hat man das mit Jesaja 12 begründet. In 3. Mose 23, bei der Beschreibung der Feste, wird von diesem Wasserschöpfen nichts gesagt. Das kommt von Jesaja 12. Können wir das lesen?
Das bezieht sich auf das Tausendjährige Reich, wenn Jesus als Messias regieren wird und der Ezekieltempel stehen wird. Aber man hat diese Anweisungen genommen und schon früher im Tempel als Festhandlung gefeiert.
Liest jemand Jesaja 12, das kurze Kapitel? Vielleicht am Mikrofon bitte.
„An jenem Tag wirst du sagen: Ich preise dich, Herr, denn du warst gegen mich erzürnt. Doch dein Zorn hat sich gewendet, und du hast mich getröstet. Siehe, Gott ist mein Heil, ich will vertrauen und lasse mir nicht grauen; denn ja, der Herr ist meine Kraft und mein Lied, und er wurde mir zur Rettung.
Und ihr werdet mit Freuden Wasser schöpfen aus den Quellen des Heils und werdet sagen zu jener Zeit: Dank dem Herrn, ruft seinen Namen an, verkündigt unter den Völkern seine Taten, erinnert daran, dass sein Name hoch erhaben ist. Singt dem Herrn, denn er hat Herrliches getan, das soll bekannt werden auf der ganzen Erde.
Jauchze und rühme, die du in Zion wohnst, denn der Heilige Israels ist groß in deiner Mitte! Mit Wonne werdet ihr Wasser schöpfen aus den Quellen des Heils.“
Wir sehen wieder den Plural „Quellen des Heils“. Schöpfen ist das Wort Scha'aw, und davon kommt Sho'ewa, eben das Sho'ewa, das Schöpfritual. In Jesaja 12 geht es eigentlich ums Tausendjährige Reich und entspricht genau dem, was wir in Offenbarung 7 finden.
Jetzt noch eine ganz wichtige Sache: Ich staune, dass das nicht schon früher gekommen ist, dass auch die Heidenvölker das Laubhüttenfest feiern. Sollen wir auch nach Israel gehen und das Laubhüttenfest feiern? Nein, warum nicht?
Hebräer 13 ruft die gläubigen Juden zur Absonderung vom orthodoxen Judentum auf. Das heißt, sie können keine Gottesdienstgemeinschaft haben. Hebräer 13, Vers 12 – liest du mal vor?
„Deshalb lasst uns die zu ihm hinausgehenden außerhalb des Landes seine Schmach tragen, denn wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir.“
Bis zum Hebräerbrief im Jahr 62 war es für messiasgläubige Juden ganz normal, in die Gemeinde zu gehen und auch in die Synagoge, so wie im Jakobusbrief. In Jakobus 2 wird über die Synagoge gesprochen. Da kommt ein Reicher rein, und man sagt zu ihm: „Bitte, setzen Sie sich hierher.“ Dann kommt ein Armer rein und man sagt: „Kannst du da auf dem Boden sitzen?“ In Jakobus 5 spricht er über die Ältesten der Gemeinde, der Ekklesia. Synagoge und Gemeinde standen nebeneinander.
Der Jakobusbrief richtet sich übrigens an jüdische Gläubige aus allen zwölf Stämmen (Jakobus 1,1). Für Paulus war es auch normal, in Apostelgeschichte 21 die Kosten für Opfer von vier Brüdern der Gemeinde zu übernehmen, die ein Naziräergelübde hatten. Er hat auch Timotheus beschnitten, weil dieser jüdisch war (Apostelgeschichte 16).
Aber der gleiche Paulus schrieb den Galaterbrief, seinen ersten Brief, gerade am Ende der ersten Missionsreise. Dort ging es um das Problem, dass jüdische Lehrer zu den südgalatischen Gemeinden in Derbe, Lystra und Ikonium kamen. Sie sagten: „Ihr seid so gläubig geworden an Gott und die Bibel, aber jetzt müsst ihr euch beschneiden lassen. Ihr müsst auch die jüdischen Feste feiern, Passah und so weiter bis zum Laubhüttenfest.“
Der Apostel Paulus schrieb daraufhin den Galaterbrief und erklärte, dass diese Irrlehrer unter dem Fluch Gottes stehen – ganz scharf in Galater 1. In Galater 4 können wir das kurz aufschlagen. Galater 4, Vers 8 bis 10:
„Damals jedoch, als ihr Gott nicht kanntet, dientet ihr denen, die von Natur nicht Götter sind. Jetzt aber habt ihr Gott erkannt, vielmehr seid ihr von Gott erkannt worden. Wie wendet ihr euch wieder zu den schwachen und armseligen Elementen zurück, denen ihr wieder von neuem dienen wollt? Ihr beobachtet Tage und Monate, bestimmte Zeiten und Jahre. Ich fürchte um euch, ob ich nicht etwa vergeblich an euch gearbeitet habe.“
Paulus sagt ganz klar, dass das Feiern all dieser Feste im Jahresablauf für Nichtjuden nicht erlaubt ist. Er stellt die Frage, ob ihre Bekehrung echt war. Im Galaterbrief wird deutlich gemacht, dass Nichtjuden sich nicht unter das Gesetz stellen und nicht ins Judentum eingeführt werden dürfen.
Man muss zwischen Gemeinde und Israel klar unterscheiden. Der Apostel Paulus als Jude hatte eine spezielle Haltung, die wir in 1. Korinther 9 am Schluss finden. Dort sagt er: „Ich bin denen, die unter Gesetz sind, geworden wie unter Gesetz, obwohl ich selbst nicht unter Gesetz bin.“ Er ist also ein Jude geworden wie ein Jude, um so viele wie möglich zu retten. Das zeigte sich in seiner Judenmission.
Es ist wichtig, dass bekehrte Juden klar zum Ausdruck bringen, dass sie den Glauben der Väter durch ihre Bekehrung nicht verleugnet haben. Darum ist es auch in Israel üblich, dass messiasgläubige Juden das Passah feiern – aber nicht, weil sie unter Gesetz stehen. Das wäre eine falsche Motivation. Sondern um ihre Volksgenossen für das Evangelium zu gewinnen, ganz nach 1. Korinther 9.
Was absolut nicht geht, ist, wenn messiasgläubige Juden in Israel Nichtjuden einladen und sagen: „Kommt, wir feiern zusammen diese Feste.“ Dann geschieht genau das, was im Galaterbrief verurteilt wird. Die Gemeinde soll nicht ins Judentum, auch nicht schleichend, hineingeführt werden. Das muss man klar unterscheiden, sonst entsteht Chaos.
Wir leben in einer Zeit, in der wir völliges Chaos haben. Wenn wir die Offenbarung studieren, sehen wir, dass die Entrückung bereits geschehen ist. Offenbarung 4, Vers 1: Die 24 Ältesten, die Gemeinde, sind im Himmel. Dann erweckt Gott Israel, die 144.000, und ruft aus allen Völkern und Sprachen Menschen heraus, rettet sie. Sie werden nach Jerusalem gehen zum Laubhüttenfest, so wie es in Sacharja 14 gesagt wird.
Können wir Sacharja 14 kurz aufschlagen? Dort wird die Wiederkunft des Herrn Jesus auf dem Ölberg beschrieben. Vers 4: „Und seine Füße werden an jenem Tag auf dem Ölberg stehen, der vor Jerusalem gegen Osten liegt.“ Vers 5 ganz am Schluss: „Und kommen wird der Herr, mein Gott, und alle Heiligen mit dir.“ Jesus Christus wird mit allen Gläubigen des Alten Testaments kommen, die auch bei der Entrückung auferstehen werden, und der Gemeinde wird er kommen.
Vers 9: „Und der Herr wird König sein über die ganze Erde.“ Dann folgt das mit dem Laubhüttenfest. Kann jemand ab Vers 16 lesen?
„Und es wird geschehen, dass alle Übriggebliebenen von allen Nationen, die gegen Jerusalem gekommen sind, Jahr für Jahr hinaufziehen, um den König, den Herrn der Herrscher, anzubeten und das Laubhüttenfest zu feiern. Und es wird geschehen, wenn eines der Geschlechter der Erde nicht nach Jerusalem hinaufzieht, um den König, den Herrn der Herrscher, anzubeten, über diese wird kein Regen kommen.“
Hier sehen wir, dass Menschen aus anderen Völkern das Laubhüttenfest feiern und jährlich nach Jerusalem zum Ezekieltempel gehen. Das ist nach Gottes Plan.
Aber jetzt sieht man, wie wichtig es ist, die verschiedenen Heilszeiten in der Bibel zu unterscheiden. Sonst entsteht ein heilloses Durcheinander. Man muss klar sehen, dass das eine andere Zeit ist. Das dürfen wir nicht auf heute anwenden und sagen: „Jetzt müssen wir nach Jerusalem, um das Laubhüttenfest zu feiern.“ Das ist falsch. Das wird kommen, aber es ist eine ganz andere Ordnung.
Wir gehören zur Gemeinde und sollen das nicht vermischen. Wir müssen in der biblischen Betrachtung unterscheiden zwischen Israel, den Völkern und der Gemeinde.
In einem Vers, der das so schön zusammenfasst, finden wir diese drei Gruppen: 1. Korinther 10. Wenn Sie das noch kurz aufschlagen könnten.
In einem ganz bestimmten Zusammenhang steht 1. Korinther 10, Vers 32. Vers 31 lautet: „So tut nun alles zur Ehre Gottes.“ Und Vers 32, bitte vorlesen:
„Seid unangreifbar, sowohl für die Juden als auch für die Griechen als auch für die Gemeinde Gottes.“
Diese drei Gruppen muss man klar unterscheiden: Juden, also das Volk Israel, das immer noch eine Zukunft hat und von Gott nicht für alle Zeiten beiseitegelegt wurde; dann Griechen, das sind die Nichtjuden, die Heiden; und dann die Gemeinde.
Wenn man diese Dinge vermischt, kommt man aus der Bibel nicht mehr heraus.
Fragen zur Praxis und zum Sabbat
Jetzt habe ich gesehen, dass jemand schon seit längerer Zeit hinten eine Zwischenfrage stellen wollte. Ja, darum habe ich das ja auch so gesagt. Natürlich, wenn wir nach Israel gehen, bekommt man alle diese festen Fragen, die wir in Europa haben, die ganz direkt mit dem Glauben zu tun haben. Aber es ist etwas anderes, ob man die Rituale selbst mit durchführt.
Wenn man in eine Synagoge geht und einen Synagogengottesdienst als Beobachter miterlebt, ist das etwas ganz anderes, als wenn man Teil des Gottesdienstes ist. Das zu erleben und zu wissen, wie das geht, ist für einen Christen eine hilfreiche Sache. Man versteht gewisse Dinge besser und kann sie besser einordnen. Aber die Rituale auszuüben und dazu zu gehören, das ist etwas anderes. Und dort liegt das Problem.
Ja, hinten noch: Wo ist der Sabbat einzuordnen? Manche Christen legen da Zähler und Schwerfnuss auf, dass es zusammenkommt. Wie ist das mit dem Sabbat? Da muss man ganz klar sagen: Das ist eine falsche Lehre, wenn man die Christen, also die zur Gemeinde Gottes gehören, unter das Sabbatgebot stellt. Denn das Sabbatgebot ist ausdrücklich nur für Israel.
Schlag mal auf 2. Mose 31,15: „Sechs Tage soll man Arbeit tun, aber am siebten Tag ist der Sabbat der Ruhe, heilig dem Herrn. Wer irgend am Tag des Sabbats eine Arbeit tut, soll gewisslich getötet werden. Und die Kinder Israel sollen den Sabbat beobachten, um den Sabbat zu feiern bei ihren Geschlechtern, ein ewiger Bund. Er ist ein Zeichen zwischen mir und den Kindern Israel ewiglich, denn in sechs Tagen hat der Herr den Himmel und die Erde gemacht, und am siebten Tag hat er geruht und sich erquickt.“
Ganz klar sagt Vers 17: Ein Zeichen zwischen Gott und den Kindern Israel, nicht zwischen Gott und der Menschheit. Darum ist es eine vollkommen falsche Lehre, wenn man sagt, das gilt jetzt auch für die Gemeinde. Die Gemeinde ist nicht Israel, und die Gemeinde hat Israel nicht ersetzt. Wir müssen alles an seinem Platz lassen, dann bekommt es seine Bedeutung und seinen Sinn.
Jetzt wird auch klar, warum nirgends im Neuen Testament an die Gemeinden etwas von einem Sabbatgebot gesagt wird. Nirgends! Im Gegenteil, Kolosser 2 sagt: „Niemand verurteile euch im Blick auf Sabbate.“ Niemand soll euch also verurteilen, weil ihr keine Sabbate feiert. Auch andere Feste werden dort erwähnt, eben weil die Gemeinde nicht unter dem Gesetz vom Sinai steht.
Da wollte noch jemand etwas sagen. In den Mosebüchern steht ja, dass solche verurteilt werden, die solche Feste mitmachen als Ausländer, oder? Ja, schon im Alten Testament galt zum Beispiel das Passafest, 2. Mose 12: Wenn ein Fremdling daran teilnimmt, der nicht beschnitten ist, dann stand das unter Todesstrafe. Das ist auch noch speziell, oder? Da müsste man die Leute fragen: „Wie macht ihr das?“ Gut, da können sie nur sagen: „Wir haben ja kein Passalam gegessen.“ Ja, natürlich, isst niemand am Passa ein Passalam. Gibt es ja auch nicht mehr seit dem Jahr siebzig, weil die Passalämmer beim Altar im Tempel geschlachtet werden mussten. Ab dem Jahr siebzig hatte man den Tempel nicht mehr, konnte keine Passalämmer mehr schlachten. Seither feiert man Passa ohne Blut und hat einfach symbolisch einen Knochen auf dem Teller. Ja, das war’s.
Was ist jetzt mit den Zehn Geboten? Jetzt bräuchten wir gerade noch eine Stunde dazu, und wir sind schon über der Zeit. Aber ganz kurz: Die Zehn Gebote sind eine Zusammenfassung des Gesetzes vom Sinai. Die Christen stehen aber nicht unter dem Gesetz vom Sinai, das sagt Römer 7 ganz klar. Wir sind nicht unter diesem Gesetz. Aber sind wir gesetzlos? Nein. In Galater 6 sagt der Apostel Paulus: „Eine trage des anderen Lasten, und so werdet ihr das Gesetz des Christus erfüllen.“
Das Gesetz des Christus ist ein ganz wichtiger Ausdruck aus der rabbinischen Literatur, zum Beispiel im Midrasch Kohelet, einem Kommentar zum Buch Prediger, einem wichtigen Buch aus der rabbinischen Literatur. Im Midrasch Kohelet steht: Die Gebote, die Tora, die wir heute lernen, kann man nicht vergleichen mit der Tora des Messias, die er uns lehren wird, wenn er kommt. Im Judentum wusste man, dass die Tora, das Gesetz vom Sinai, das wir heute lernen, einmal ersetzt werden wird durch eine neue Tora, die der Messias bringt.
Dort steht das Torato Schelmaschiach, das Gesetz des Messias – Messias auf Griechisch Christus – das Gesetz des Christus. Das heißt also, man wusste, dass der Messias kommen und ein neues Gesetz bringen wird. Dieses Gesetz des Christus finden wir im Neuen Testament. Die Juden wussten, dass es auf einer höheren Stufe sein wird.
Tatsächlich haben wir im Neuen Testament das Gesetz des Christus. Dort steht nicht einfach „Du sollst nicht Ehe brechen.“ Man kann eine Ehe führen und nicht Ehebruch treiben, aber trotzdem hat man keine lebendige Beziehung. Epheser 5 sagt: „Ihr Männer, liebt eure Frauen, so wie Christus die Gemeinde geliebt und sich selbst für sie hingegeben hat.“ Das ist viel mehr als nur „Du sollst nicht Ehe brechen“ – es bedeutet Hingabe.
Ja, das kann einem schwül werden, aber es ist der Maßstab. Im Gesetz des Christus steht nicht einfach „Du sollst nicht stehlen“, sondern Epheser 5: „Wer gestohlen hat, stehle nicht mehr, sondern wirke vielmehr mit seinen Händen, damit er den Bedürftigen mitzuteilen habe.“ Also nicht nur nicht wegnehmen, sondern arbeiten, um denen zu geben, die es wirklich brauchen.
So könnte man weitermachen. Viele Gebote, die wir aus dem Gesetz vom Sinai kennen, finden wir neu formuliert im Neuen Testament, aber auf einer höheren Ebene. Gleichzeitig fehlen viele Dinge: Kein Gebot für Quasten an den Kleidern, kein Gebot von Tieropfern, aber geistliche Opfer gibt es sehr wohl. Gott sucht solche als seine Anbeter.
Und dann lesen wir nirgends von einem Sabbatgebot. Wichtig ist, dass man sieht: Das Gesetz von Sinai ist ein Paket, ein Gesetzespaket. Das Gesetz des Christus ist ebenfalls ein Paket. Natürlich gibt es viele Übereinstimmungen, aber man darf die zwei Pakete nicht miteinander mischen. Sonst würde man Flicken auf ein altes Kleid nähen und neuen Wein in alte Schläuche tun – dann explodiert es. Das geht nicht.
Es sind zwei verschiedene Systeme, die Gott gegeben hat. Diese dürfen nicht vermischt werden. Das hat Jesus schon in den Evangelien erklärt: Alles an seinem Ort stehen lassen. Das war das Problem der Reformatoren. Sie sagten: „Eigentlich stehen wir unter den Zehn Geboten, aber nicht unter dem Gesetz vom Sinai.“ Ja, und jetzt? Was gilt jetzt? Was ist mit dem Sabbat?
Dann haben sie es einfach ein bisschen geändert: „Gedenke des Ruhetages und des Feiertages.“ Ja, ja, ja, aber da steht natürlich nicht einfach Ruhetag, sondern Schabbat. Sie haben aus dem Sabbatgebot ein Sonntagsgebot gemacht. Das geht natürlich nicht. Das mit dem Tag des Herrn finden wir im Neuen Testament, aber das ist ganz anders. Es ist nicht ein verschobener Sabbat, sondern der Tag der Auferstehung, des Sieges im Neuen Testament. Dieser wird gefeiert, aber das hat nichts mit dem Sabbatgebot zu tun.
Darum darf man die Dinge nicht vermischen. Wenn man es tut, entsteht ein heilloses Durcheinander. Aber es wurde ja gemacht. Deswegen frage ich dich, weil mir während deiner Erläuterung das Gegenstück zu den zuziehenden Geboten eingefallen ist: die Seelenpreisungen für mich als Oberurtsatzchristen. Wenn du sagst, die Gebote und Gesetze gelten nur den Kindern Israel, dann haben die Reformatoren und viele andere Ausleger das ja anders gesehen. Ich habe nichts gegen die Zehn Gebote, sie sind wunderbar.
Das ist eben das große Problem: diese Vermischung. Wir sind hier, um die Bibel zu studieren und zu lernen, wie man aus Fehlern lernt. Was lehrt die Bibel, wie man diese Dinge unterscheidet, damit niemand sagen kann: „Wir Christen sind gesetzlos.“ Nein, wir haben das Gesetz des Christus. Wir sollten ganz genau wissen, was wir zu tun haben.
Ich habe mal ausgezählt: So viele Befehle im Neuen Testament findet man im Titusbrief etwa dreißig Befehlsformen, im ersten Timotheusbrief auch rund dreißig, im zweiten Timotheusbrief sogar noch mehr. Nur diese drei kleinen Briefe enthalten schon neunzig Gebote des Christus. Wenn man dann noch Römerbrief, 1. Korinther, 2. Korinther, Galater, Epheser hinzunimmt, kommt man auf viel mehr als 613.
Wir müssen also keine Komplexe haben. Dann versteht man, wenn der Herr Jesus sagt, Johannes 14: „Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt.“ Damit ist nicht gemeint, dass wir unter das Gesetz gehen, sondern dass wir nach dem Gesetz des Christus leben. So können wir zeigen, dass wir den Herrn lieben. Das Gesetz ist eben ein Paket, an seinem Platz, und das bestätigen wir an seinem Platz.
Aber wir vermischen das nicht mit der Gnade.
Jetzt könnten wir natürlich noch weiterführen und erklären, was das Gesetz ganz praktisch für die Christen an geistlichen Reichtümern hergibt. Denn all die Gebote über die Stiftshütte, die Opfer, haben eine geistliche Bedeutung, die auf Christus hinweisen. Auch die Gebote selbst sind Fundgruben.
Zum Beispiel das Gebot: „Du sollst dem Ochsen, der da drescht, nicht das Maul verbinden.“ Das nimmt der Apostel Paulus auf, um zu erklären, dass ein Evangelist ein Recht hat, von seiner Arbeit zu leben. Der dreschende Ochse durfte fressen, man durfte ihm nicht das Maul verbinden, wenn er arbeitete. Also: Der Arbeiter ist seines Lohnes wert.
Dort findet man eine Fülle geistlicher Anwendungen und Hinweise auf Jesus Christus. Wir sind weit davon entfernt zu sagen, dass wir nicht unter dem Gesetz stehen und die fünf Bücher Mose uns nichts mehr zu sagen hätten. Nein, sie sind eine Fundgrube geistlicher Reichtümer für das Glaubensleben.
Jetzt wollen wir noch beten: Herr Jesus, wir danken dir, dass wir dein Wort haben, das ewig ist, und dass kein Buchstabe und kein Jota davon vergeht, sondern dein Wort in Ewigkeit besteht. Herr Jesus, hilf uns, dein Wort auch wirklich in seiner ganzen Schärfe und Klarheit auf unser Leben anzuwenden und zu übertragen. Hilf uns, dir treu zu bleiben, gerade jetzt in dieser Zeit, in der wir leben.
Wir danken dir, dass wir in dieser besonderen Zeit leben und Zeugen sein dürfen, wie das prophetische Wort sich vor unseren Augen erfüllt. Wir freuen uns darauf, dass du bald kommst, und bitten: Herr Jesus, komm! Amen.
