Ich möchte alle ganz herzlich zu diesem Bibelstudientag begrüßen. Das Thema heute Morgen lautet: Ist Gott eine Projektion des Gehirns?
Einführung und Überblick über den Vortrag
Der Vortrag ist wie folgt aufgebaut: Nach einer kurzen Einführung stellen wir uns die Frage, was eigentlich das Gehirn ist. Dazu gebe ich eine kurze Einführung in die Anatomie.
Anschließend kommen wir zum eigentlichen Thema mit Persingers Gotthelm. Gleich danach, unter dem dritten Punkt, behandeln wir Andrew Newberg und Meditation.
Unter dem vierten Punkt geht es um Hoser und Pisjeinen mit dem Thema Gehirn und Ethik. Danach folgt ein Thema, das Atheisten ungern aufgreifen: Wilder Penfield – Gehirn und Geist.
Schließlich runden wir das Thema mit dem sechsten Punkt ab, dem prophetisch-mathematischen Gottesbeweis.
Besonders seit den 1980er Jahren haben verschiedene Wissenschaftler begonnen, den Zusammenhang zwischen Gehirn und Glauben zu erforschen. Es gab zwar schon frühere Versuche mit EEG, doch richtig bekannt wurden diese Forschungen erst ab den 1980er Jahren.
Für dieses Forschungsgebiet wurde sogar ein neuer Name geprägt: Neurotheologie. Das ist eine Kombination aus Neurologie und Theologie.
Dabei haben sich Neurologen, die keine Theologen sind, mit Neurotheologie beschäftigt. Ebenso Psychologen, die weder Neurologen noch Theologen sind, haben sich mit diesem Gebiet auseinandergesetzt. Diesem Thema wollen wir heute Morgen auf den Grund gehen.
Ganz speziell seit dem 11. September 2001 tritt die Bewegung der sogenannten Neuen Atheisten weltweit sehr aggressiv auf. Anhand der Neurotheologie möchten diese Atheisten gerne beweisen, dass Gott lediglich eine Projektion des Gehirns sei.
Das führt uns natürlich zur Frage: Wer ist Gott? Ist Gott Wirklichkeit oder nur eine Projektion des menschlichen Gehirns?
Das Gehirn als komplexeste materielle Struktur
Wenn wir uns heute Morgen die Frage stellen, wer Gott ist, müssen wir in diesem Zusammenhang natürlich auch die Frage beantworten: Was ist das Gehirn? So kommen wir nach dieser Einführung zum ersten Teil: Was ist das Gehirn des Menschen?
Das menschliche Gehirn ist die komplexeste und komplizierteste uns bekannte materielle Struktur im gesamten Universum. Wir kennen nichts Komplizierteres in der sichtbaren Schöpfung. Das Gehirn übertrifft in Komplexität und Leistung alle Supercomputer der Welt, die mit höchster menschlicher Intelligenz entwickelt wurden.
Wenn ich von Supercomputern spreche, meine ich jene allerschnellsten Computer der Welt, für die man heute typischerweise etwa 700 Millionen Dollar bezahlt. Vergessen Sie also Ihren PC zuhause – der kommt hier gar nicht in Frage, um ihn mit dem Gehirn zu vergleichen. Das Gehirn ist viel komplizierter.
Das menschliche Gehirn besteht aus circa hundert Milliarden Neuronen, auch Nervenzellen genannt. Hundert Milliarden entsprechen 10 hoch 11, also einer Eins mit elf Nullen. Vielleicht finden Sie in verschiedenen Büchern oder Artikeln auch andere Zahlen. Das liegt daran, dass es sich hier um Hochrechnungen handelt. Außerdem variiert die Zahl der Neuronen je nach Alter. Der Höhepunkt wird mit etwa dreizehn Jahren erreicht, danach nimmt die Zahl wieder ab.
Jedes Neuron, jede Nervenzelle im Gehirn, besitzt bis zu 10 Verbindungen zu anderen Neuronen. Diese Verbindungen nennt man Synapsen. Nach dieser Hochrechnung besitzt der Mensch etwa eine Billiarde Synapsen. Eine Billiarde entspricht 10 hoch 15, also einer Eins mit fünfzehn Nullen.
Würde man diese Neuronen mit ihren Verbindungen aneinanderreihen, ergäbe das eine Distanz von etwa 1,5 Millionen Kilometern. Zum Vergleich: Die Entfernung von der Erde zum Mond beträgt ungefähr 380.000 Kilometer. Das heißt, die Länge der Neuronenleitungen im Gehirn entspricht einem Vielfachen der Strecke zum Mond und zurück – mehrmals hin und her.
Die Rechenleistung des menschlichen Gehirns erreicht bis zu 10 hoch 18 Rechenoperationen pro Sekunde, also eine Eins mit achtzehn Nullen. Damit übertrifft es auch heute noch alle Supercomputer. Und das bei einer Stromleistung von lediglich etwa 20 Watt. Sie wissen ja, Computer sind Stromfresser – erst recht Supercomputer. Das menschliche Gehirn hingegen leistet diese enorme Rechenleistung bei einer sehr niedrigen Leistungsaufnahme.
Nun fragen Sie sich vielleicht: Sind wir ständig am Rechnen? Ja, natürlich sind wir das. Über die Augen erhalten wir typischerweise etwa zehn Millionen Impulse pro Sekunde. All diese Impulse müssen im Gehirn verarbeitet werden, damit wir in Echtzeit gehen, mit dem Bild arbeiten, reagieren und uns bewegen können.
Das Ohr liefert etwa hunderttausend Impulse pro Sekunde, und die Haut – unser Gefühlssinn – bringt etwa eine Million Impulse pro Sekunde ins Gehirn. All das wird in Echtzeit verarbeitet.
Der Geschmackssinn liefert ebenfalls etwa tausend Impulse pro Sekunde ans Gehirn.
Sie sehen also: Computer wären mit dieser Aufgabe völlig überfordert. Das merkt man schon bei der Bildbearbeitung. Sobald man etwas Komplizierteres mit Bildern macht, ist der Computer unglaublich beschäftigt und manchmal sogar überfordert. Bei uns hingegen läuft das alles ruckzuck, parallel und ohne dass wir merken, was da eigentlich effektiv in unserem Gehirn geschieht.
Anatomie des Gehirns und funktionale Bereiche
Ganz kurz ein paar Bemerkungen über den Aufbau des Gehirns.
Der vordere Teil wird Frontallappen oder Stirnlappen genannt. Dort sind Selbstkontrolle, Disziplin, Motivation sowie Planen und Organisieren lokalisiert. Auch das Unterscheiden, zum Beispiel zwischen Gut und Böse, wird dort speziell verarbeitet. Ebenso findet man dort die Ausführung bewusster Bewegungen und die Sprachproduktion. Bei mir arbeitet dieser Bereich gerade voll, bei Ihnen vermutlich nicht. Außerdem ist das Langzeitgedächtnis dort angesiedelt.
Seitlich befindet sich der Temporallappen oder Schläfenlappen. Dort liegt das Hörzentrum, und auch das Sprachverständnis findet dort statt. Bei Ihnen arbeitet dieser Bereich im Moment auf Hochtouren, wenn Sie denken. Die Impulse, die ich weitergebe, verarbeiten Sie in Echtzeit und verstehen sofort, was das bedeutet. Wenn Sie ausrechnen würden, wie viele Vokale und Konsonanten pro Sekunde weitergegeben werden, würden Sie erstaunen. Sie verstehen das problemlos, denn das wird im Schläfenlappen verarbeitet. Dort befinden sich auch das Kurzzeitgedächtnis sowie die Warn- und Abwehrreaktionen.
Weiter hinten im Gehirn liegt der Parietallappen oder Scheitellappen. Hier wird die räumliche Wahrnehmung verarbeitet. Das bedeutet, meine Wahrnehmung innerhalb des Raumes findet dort statt. Man kennt Menschen, die dort verletzt wurden oder einen Schaden haben. Diese haben dann große Mühe, ihr eigenes Bett im Haus zu finden. Selbst wenn man sie führt und neben das Bett stellt, fällt es ihnen schwer, sich aufs Bett zu legen. Dort ist auch die Wahrnehmung von Körperberührungen lokalisiert. Ebenso spielt dieses Zentrum eine wichtige Rolle beim Rechnen und Lesen.
Noch weiter hinten, im hintersten Teil des Großhirns, befindet sich der Occipitallappen oder Hinterhauptlappen. Dort liegt das Sehzentrum. Hier findet die Unterscheidung von Formen, Farben, Linien und Kontrasten im Zusammenhang mit visuellen Sinneseindrücken statt.
Es ist wichtig, von der Idee wegzukommen, dass es für all diese einzelnen Funktionen jeweils eine bestimmte Region im Gehirn gibt. Früher dachte man so, doch inzwischen weiß man, dass diese schwerpunktmäßigen Verteilungen zwar existieren, aber alles interaktiv geschieht. Die Zusammenarbeit erfolgt auch mit anderen Hirnteilen.
Man kann das Gehirn nicht mit einem Computer vergleichen, der nur einen Prozessor hat. Vielmehr muss man sich eine Verknüpfung von unzähligen Prozessoren vorstellen, die sich ergänzen und interaktiv miteinander arbeiten.
Ganz hinten, aber ganz unterhalb des Großhirns, befindet sich das Kleinhirn. Dort sind Motorik, Reflexe und automatisierte Bewegungen angesiedelt. Das ist sehr wichtig beim Autofahren, denn diese Bewegungen laufen automatisch ab und sind dort gespeichert. Auch beim Musikmachen spielt das Kleinhirn eine große Rolle.
Alle Bewegungsabläufe, die man in höchster Geschwindigkeit ausführen muss, ohne darüber nachzudenken, sind dort gespeichert. So ist es möglich, eine Chopin-Etüde fünf Minuten lang zu spielen, mit etwa zwölf Tönen pro Sekunde. Das geht natürlich nicht ohne die gewaltige Leistung des Kleinhirns. Bewegungen, die man zuerst ganz langsam einübt, werden typischerweise nach dreimaligem fehlerfreiem Üben bereits dort gespeichert.
Es ist wichtig, als Klavierlehrer den Schülern beizubringen, möglichst keine Fehler zu spielen. Denn jeder Fehler wird ebenfalls gespeichert. Wenn man also ganz langsam spielt und von Anfang an absolut korrekt, ist das ideal. Dann wird das schon im Kleinhirn gespeichert, und das Tempo kommt später. Es gibt aber auch Menschen, die anders arbeiten, und das ist auch in Ordnung.
Das Thema ist hier nicht, wie man am besten übt, sondern es ging einfach darum, eine kleine Ahnung vom Wunder des Gehirns zu bekommen.
Persingers Gotthelm und die Neurotheologie
Und nun kommen wir zur eigentlichen Neurotheologie seit den 1980er Jahren mit Persingers „Gotthelm“. Michael A. Persinger ist Psychologe an der Laurentian University in Sudbury, Ontario, Kanada. Er führte folgende Untersuchungen durch – zunächst mit etwa tausend Versuchspersonen.
Diese mussten in einem schalldichten Raum einen umgebauten Motorradhelm oder ein ähnliches Gerät tragen. Persinger aktivierte mit TMS, also transkranieller Magnetstimulation, den Temporallappen – genauer gesagt den Schläfenlappen, der sich an der Seite des Kopfes befindet. Den Probanden wurde gesagt, dass eine Entspannungsübung durchgeführt werde. Die Versuchspersonen ließen sich dabei vollständig auf die Untersuchung ein.
Als Ergebnis berichteten 80 Prozent der Probanden von einem Gefühl des Schwebens. Andere sagten, sie hätten die Anwesenheit eines Engels oder Dämons gespürt. Wieder andere berichteten, sie seien Gott begegnet. Unter den Teilnehmern waren auch Atheisten, die angaben, sie hätten eine Verbundenheit mit dem Universum gespürt. Für sie existiert Gott nicht, aber interessant ist, dass für sie das Universum oder die Natur diese Rolle einnimmt.
Aus diesen Ergebnissen wurden Schlussfolgerungen gezogen, dass Gott eindeutig eine Illusion des Gehirns sei. Durch zufällige Evolution habe sich im Temporallappen eine bestimmte Region gebildet, die das Gefühl von Gott vermitteln könne. Diese Erkenntnisse wurden in den Massenmedien stark verbreitet. Wenn man im Internet „Persinger“ und „Gotthelm“ eingibt, findet man verschiedene Online-Zeitungen mit Artikeln, die von diesen Entdeckungen schwärmen: Gott sei eine Projektion des Gehirns.
Übrigens kam Persinger darauf, speziell den Scheitellappen zu untersuchen, weil man unter anderem die musikogene Epilepsie kennt. Dabei handelt es sich um eine Form der Epilepsie, die ausgelöst wird, wenn Betroffene zum Beispiel Kirchenglocken hören. Historisch bekannt ist dies etwa bei Jeanne d’Arc. Sie rief zum Krieg auf, hatte Stimmen und Visionen und sah sich als göttliche Botin. Diese Stimmen wurden immer wieder durch das Läuten der Kirchenglocken ausgelöst, was bei ihr epileptische Anfälle verursachte.
Heute interpretieren einige Forscher dies nicht mehr als Epilepsie, aber es ist eine mögliche Erklärung im Nachhinein. Man kennt das Phänomen, dass manche Menschen bei bestimmten Komponisten und deren Musik epileptische Anfälle bekommen. Das ist eben die musikogene Epilepsie. Gerade dort, wo Epileptiker über religiöse Erfahrungen berichten, findet man immer wieder Zusammenhänge mit dem Temporallappen.
Daher kam Persinger auf die Idee, dass Religiosität möglicherweise mit kleinen Mikroepilepsie-Anfällen zusammenhängt. Menschen, die diese Fähigkeit haben, reagieren dann sehr schnell auf die Vorstellung von Gott und Ähnlichem.
Allerdings ist die musikogene Epilepsie eine sehr seltene Erkrankung. Es gibt auch andere Formen, etwa die photogene Epilepsie. Dabei kann ein starker Lichtblitz einen Anfall auslösen. Dieses Phänomen war bereits im Altertum bekannt. Wenn auf dem Sklavenmarkt ein Sklave gekauft werden sollte, testeten die Händler ihn, indem sie ihm die Augen zuhielten und ihn dann in die Sonne schauen ließen. Fiel der Sklave zu Boden, galt er als ungeeignet, da er photogene Epilepsie hatte.
Persinger wurde für seine Untersuchungen kritisiert, unter anderem von Peer Granquist, einem Psychologen der Universität Uppsala. Granquist wiederholte zwanzig Jahre später den Versuch – diesmal mit und ohne TMS. Die Versuchspersonen wussten nicht, wann die Magnetstimulation aktiviert wurde und wann nicht.
Granquist berichtete, dass er dieselben Ergebnisse erhielt – sowohl mit als auch ohne TMS. Die Probanden erlebten also ähnliche Gefühle, unabhängig von der transkraniellen Magnetstimulation. Offenbar beruhen diese Empfindungen darauf, dass die Teilnehmer in der Annahme, eine Entspannungsübung zu machen, passiv wurden und dadurch Illusionen erfuhren.
Diese Kritik von Granquist stellt keine grundsätzliche Widerlegung von Persingers Theorie dar, wirft aber gewisse Fragen auf. Persinger selbst reagiert bis heute sehr aufgebracht auf diese Gegenversuche. Er argumentiert, Granquist habe eine andere Software verwendet und andere Versuchsanordnungen gewählt, weshalb er zu anderen Ergebnissen gekommen sei.
Wie dem auch sei.
Wilder Penfield und die Kritik an Persingers These
Eine wesentlich wichtigere Kritik möchte ich an dieser Stelle anbringen, die ich im Internet bisher nirgends gefunden habe. Diese Kritik ist von großer Bedeutung.
Der Neurologe Wilder Penfield hat bereits vor langer Zeit das Gehirn von Patienten stimuliert. Ein sehr bekannter Fall ist sogar im Internet mit einem Film dokumentiert. Penfield stimulierte dabei das Gehirn einer Patientin an einer ganz bestimmten Stelle.
Ich muss erklären: Er arbeitete am offenen Gehirn, während der Patient im Wachzustand war. Das Gehirn selbst ist gefühllos, daher wurde nur lokal betäubt, also anesthesiert. Bevor Penfield als Chirurg am Gehirn schnitt, musste er genau herausfinden, an welcher Stelle bei dem jeweiligen Patienten ein bestimmtes Zentrum oder eine bestimmte Funktion lokalisiert ist. Nur so konnte er sicherstellen, dass er nicht versehentlich eine Region beschädigt, die beispielsweise für Bewegungen zuständig ist und dadurch eine Lähmung verursachen könnte.
Dafür tastete er mit einer Elektrode alle Regionen des Gehirns ab. Bei der berühmten Patientin stimulierte er eine bestimmte Region, woraufhin sie sagte: „I can smell the taste of burnt toast.“ Also: „Ich schmecke den Geschmack von verbranntem Toast.“
Diese Frau hatte diesen Eindruck immer wieder, bevor sie eine Epilepsie entwickelte. Über diese Geschichte gibt es einen Film, in dem man die Frau in der Küche sieht, wie sie serviert. Der Mann sitzt am Tisch und liest die Zeitung, nicht gerade aufmerksam. Plötzlich sagt sie: „I can smell the taste of burnt toast.“ Dabei gibt es gar keinen Toast. Sie bereitet etwas anderes zum Essen zu. Dann klirrt das Geschirr, und die Frau sinkt zu Boden – sie erleidet eine schwere Epilepsie.
Später, während der Operation von Wilder Penfield, stimulierte er eine Region, die diesen Eindruck auslöste: den Geschmack von verbranntem Toast.
Wenn wir nun mit der Logik von Persinger weitermachen: Wir haben eine Region im Gehirn gefunden, die bei Stimulation den Eindruck von verbranntem Toast erzeugt. Die Folgerung daraus wäre: Den verbrannten Toast gibt es nicht. So einfach ist das, oder?
Natürlich ist dieser Geschmack eine Illusion. Aber wenn jemand eine Illusion hat, ist das noch kein Beweis dafür, dass es das, was die Illusion beschreibt, in Wirklichkeit nicht gibt.
Das kennen wir doch alle. Wir wissen, dass durch Alkohol, Drogen, aber auch durch Hyperventilation – also wenn jemand zu viel atmet –, durch Sauerstoffmangel, Erschöpfung oder Salzverlust Halluzinationen entstehen können. Man sieht oder hört Dinge, die gar nicht da sind.
Typischerweise kann man das in der Wüste erleben, wenn man am Verdursten ist und plötzlich am Horizont eine Wasserquelle sieht – eine Fata Morgana. Das ist eine Halluzination. Aber das bedeutet natürlich nicht, dass man daraus schließen könnte, dass es Wasserquellen grundsätzlich nicht gibt. Denn wir wissen ja, dass es sich um eine Halluzination des Gehirns handelt, im Fall der Fata Morgana.
Wie ist es bei Leuten, die schwere Alkoholiker sind und das Delirium tremens kennen? Sie sind voller Schrecken und sehen überall weiße Mäuse. Oder ein Polizist erzählte mir von einem Fall: Ein Mann im Gefängnis sah überall schreckliche Käfer. Der Polizist gab ihm einen kleinen Wischer, eine kleine Schaufel, und sagte: „So, du sollst alles zusammenwischen.“ Das tat der Mann dann. Er fegte die ganze Zelle zusammen mit den Käfern.
Das war natürlich alles eine Halluzination seines zerstörten Gehirns. Aber daraus kann man nicht folgern: Weil er solche Halluzinationen hatte, also weil das Gehirn diesen Eindruck erzeugt hat, gibt es keine Käfer oder keine weißen Mäuse.
Sie sehen also, dass hier ein sehr schwerwiegender Denkfehler vorliegt – bei Persinger und bei denen, die diese Thesen in den Medien großspurig verbreitet haben.
Biblische Kritik an der Verehrung von Projektionen
Aber nun kommt ein wichtiger Punkt hinzu: Die Bibel verbietet die Verehrung einer Projektion. Das ist nach der Bibel nicht erlaubt. Im Gesetz Mose, genauer in 5. Mose 4,15, lesen wir dazu:
Mose spricht zum Volk Israel in seiner Abschiedsrede in den Gefilden von Moab, dem heutigen Jordanien, gegenüber von Jericho:
„So hütet eure Seelen sehr, denn ihr habt keinerlei Gestalt gesehen an dem Tage, da der Herr am Horeb mitten aus dem Feuer zu euch redete. Dass ihr euch nicht verderbet und euch ein geschnitztes Bild macht, das Gleichnis irgendeines Bildes, das Abbild eines männlichen oder weiblichen Wesens, das Abbild irgendeines Tieres, das auf Erden ist, das Abbild irgendeines geflügelten Vogels, der am Himmel fliegt, das Abbild von irgendetwas, das sich auf dem Erdboden regt, das Abbild irgendeines Fisches, der im Wasser unterhalb der Erde ist. Und dass du deine Augen nicht zum Himmel erhebst und die Sonne und den Mond und die Sterne, das ganze Heer des Himmels, siehst und verleitet wirst und dich vor ihnen bückst und ihnen dienst.“
So ausdrücklich wird in der Bibel verboten, etwas von seinem Innern her zu projizieren und dies als Gott zu verehren. Man darf auch nicht den Schöpfer auf die Natur projizieren und die Natur anbeten – etwa Sonne, Mond oder Sterne.
Dies war ein alttestamentliches Beispiel. Auch das Neue Testament verbietet dies. Denken wir an Paulus in Athen, Apostelgeschichte 17. Dort hält er vor dem Areopag seine berühmte Rede. Athen war eine Stadt, die voller kunstvoller Götterbilder war. Aus der Antike gibt es die Überlieferung, es sei leichter gewesen, in Athen einem Gott zu begegnen als einem Menschen. Das sagt schon einiges aus.
In seiner Rede sagt Paulus, in Apostelgeschichte 17,29:
„Da wir nun Gottes Geschlecht sind, also wir sind das Geschöpf, sollen wir nicht meinen, dass das Göttliche dem Gold oder Silber oder Stein, einem Gebilde der Kunst und der Erfindung des Menschen, gleich sei.“
Paulus richtet sich hier ausdrücklich gegen die Religionen, die Gott projizieren oder das Göttliche als eine Projektion verehren. Der Gott der Bibel ist und darf keine Projektion des Menschen sein.
In der Bibel wird Gott so dargestellt, dass er sich den Menschen mitteilt und offenbart – durch die Bibel, durch das prophetische Wort und auch durch die Schöpfung. Gott offenbart sich also, nicht der Mensch projiziert etwas von innen heraus.
Historischer Hintergrund der Neurotheologie und Feuerbachs Atheismus
Nun, eigentlich ist das, was Persinger gebracht hat, gar nichts Neues, auch wenn es in den Medien so dargestellt wurde. Die Neurotheologie ist im Grunde eine Neuauflage des alten Feuerbach – Schnee von gestern. Ludwig Feuerbach (1804 bis 1872) ist vor allem als Philosoph bekannt, weniger jedoch dafür, dass er zumindest teilweise Theologie studiert hat. Er hat den Atheismus im 19. Jahrhundert stark gefördert.
Feuerbachs Philosophie besagt, dass Gott eine Projektion des Menschen sei, die aus seinem Inneren heraus entstehe. Zwar hat er den Ausdruck „Projektion“ nicht verwendet, doch wird er immer wieder mit diesem Begriff beschrieben. Dieser fasst gut zusammen, was Feuerbach tatsächlich gemeint hat.
Es ist jedoch wichtig zu erkennen, dass Feuerbach die biblische Religionskritik kopierte. Diese Religionskritik verurteilt und lehnt die Projektion ab und greift damit die Religion der Welt an. Was bei Feuerbach neu war, ist, dass er die biblische Religionskritik auf den biblischen Glauben anwandte. Er behauptete, auch der Gott der Bibel sei eine Projektion des Menschen.
Biblische Religionskritik und die moralische Erkenntnis des Menschen
Nun betrachten wir die Religionskritik der Bibel. Paulus schreibt im Römerbrief, Kapitel 1, Vers 18, über die Völker in aller Welt. Dabei spricht er zuerst über jene Völker, die keine Bibel besitzen, sondern nur die Natur, die Schöpfung, durch die sie erkennen könnten, dass es einen Schöpfer gibt.
Denn es wird offenbart Gottes Zorn vom Himmel her über alle Gottlosigkeit und Ungerechtigkeit der Menschen, die die Wahrheit in Ungerechtigkeit zurückhalten. Das Erkennbare von Gott ist unter ihnen offenbar, denn Gott hat es ihnen geoffenbart. Das Unsichtbare von ihm, sowohl seine ewige Kraft als auch seine Göttlichkeit, wird seit der Erschaffung der Welt in dem Geschaffenen mit dem Verstand wahrgenommen. Deshalb sind sie ohne Entschuldigung.
Weil sie Gott kannten, verherrlichten sie ihn weder als Gott noch brachten sie ihm Dank dar. Stattdessen verfielen sie in ihren Überlegungen in Torheit, und ihr unverständiges Herz wurde verfinstert. Indem sie sich für Weise hielten, wurden sie zu Narren und tauschten die Herrlichkeit des unverweslichen Gottes gegen das Bild eines verweslichen Menschen ein. Ebenso verehrten sie Vögel, vierfüßige und kriechende Tiere.
Darum hat Gott sie dahingegeben in die Gelüste ihrer Herzen. Sie schänden ihre Leiber untereinander in Unreinigkeit. Sie haben die Wahrheit Gottes mit der Lüge vertauscht und dem Geschöpf mehr Verehrung und Dienst erwiesen als dem Schöpfer, der gepriesen ist in Ewigkeit. Amen.
Die Bibel erklärt hier, dass die Religionen dieser Welt eine Projektion sind. Anstatt den Schöpfer zu verehren, den unendlichen Allmächtigen hinter der Natur, wenden sich die Menschen anderen Dingen zu. Der Verstand sagt uns: Ordnung entsteht nie von selbst. Höhere Ordnung entsteht immer durch Planung.
Doch das Universum ist so komplex, die Natur so vielschichtig. Wir Menschen sind die höchste Intelligenz, die wir in dieser Schöpfung kennen, weil wir sie erfassen und verstehen können. Diese höchste Intelligenz kann nicht von der Natur selbst erschaffen worden sein. Deshalb muss es eine Intelligenz geben, die hinter der Natur steht und noch viel größer ist.
Anstatt diesen Schöpfer zu verehren, haben die Menschen eine Projektion geschaffen. Sie verehrten Bilder in der Natur, die tier- oder menschenförmig sind, anstelle des Schöpfergottes.
Übrigens hat die Erforschung der afrikanischen Kulturen, besonders im zwanzigsten Jahrhundert, gezeigt, dass praktisch alle afrikanischen Stämme einen höchsten Schöpfergott kannten. Doch in den Stammesreligionen wurde dieser Schöpfergott normalerweise nicht verehrt. Stattdessen beteten sie Götter, Geister und Seelen in der Natur an und brachten ihnen Opfer dar.
Den Schöpfergott verehrten sie jedoch nicht. Einige Stämme sagten, er sei weit weg und wolle nichts mehr mit ihnen zu tun haben, weil ihre Vorfahren gegen ihn gesündigt hätten und er nun zornig sei. Andere meinten, er sei viel zu groß und erhaben, und sie seien unwürdig, ihn anzubeten. Wieder andere behaupteten, er habe ihnen nie etwas zuleide getan, weshalb sie ihm keine Opfer bringen müssten.
Doch all dies entspricht genau der Beschreibung im Römerbrief: Die Verehrung der Natur anstelle des Schöpfers ist eine Projektion des menschlichen Gehirns auf die Natur. So kritisiert die Bibel alle Religionen.
In Jeremia Kapitel 2, Vers 27 spricht Gott über die Menschen, die anstelle des Schöpfergottes die Natur verehren. Dort heißt es: „Du bist mein Vater“ zum Holz und „du hast mich geboren“ zum Stein, denn sie haben mir den Rücken zugekehrt und nicht das Angesicht.
Die Bibel bezeichnet dies als Götzendienst. Die zehn Gebote beginnen mit einer Verurteilung aller Religionen der Welt: „Ich bin der Herr, dein Gott, du sollst keine anderen Götter neben mir haben.“ Das zweite Gebot verbietet die Darstellung eines Bildes, um es dann zu verehren. Jegliche Projektion wird damit verboten.
Hier sehen wir in Jeremia 2,27, dass Götzendienst die Verehrung der Natur anstelle des Schöpfers ist.
Kritik an der Evolutionslehre und deren religiöser Dimension
Und die Evolutionslehre macht genau das. In der Evolutionslehre glaubt man an Urzeugung und Urknall. Bei der Urzeugung sagt man, dass Leben von selbst entstanden ist. Die Materie, also tote Materie, hat Leben erzeugt. Ja, das ist ganz nah an dem Gedanken, dass jemand zum Stein spricht: „Du hast mich geboren.“ Die Materie ist der Ursprung aller Dinge.
Bei der Urzeugung wird die Materie als Lebenserzeugung verehrt, und beim Urknall wird gesagt, unmittelbar vor dem Urknall sei aus dem Nichts die ganze Materie und Energie entstanden. Das heißt, das Nichts habe die Materie erzeugt. So kann man sagen, in der Evolutionslehre werden das Nichts und die Materie an die Stelle Gottes gesetzt.
Der Mensch projiziert das Allmächtige, das sich eigentlich durch die Schöpfung mitteilt, auf das Nichts und auf die Materie. Ich habe nicht zu viel gesagt, es ist wirklich so.
Hier sehen Sie Stephen Hawking. Er ist heute einer der größten Astrophysiker und nimmt übrigens den Lehrstuhl in England ein, den früher Newton, dieser gläubige große Physiker, besetzt hatte. Nun, Stephen Hawking, großer Urknallspezialist, hat im September 2010 ein neues Buch herausgegeben. Auf Deutsch heißt es „Der große Entwurf – eine neue Erklärung des Universums“.
Dort erklärt der Mann tatsächlich, das Universum habe sich selbst aus dem Nichts erschaffen. In frühen Büchern, insbesondere in einem über den Urknall, hat er am Schluss noch geschrieben, hier könnte man wohl Gott mit hineinnehmen. Aber eine seiner Ex-Frauen hat gesagt, dass er das damals nie aus Überzeugung geschrieben hatte, sondern nur, um die Auflagezahl zu erhöhen. Er war schon damals ein richtiger Atheist.
Mit diesem neuen Buch hat er sich wirklich als Atheist geoutet und erklärt, das Universum habe sich selbst aus dem Nichts erschaffen. Der Grund, warum es statt dem Nichts doch etwas gibt, sei spontane Schöpfung. Das heißt, spontan aus dem Nichts sei alles gekommen.
Da wird also das Nichts zum Schöpfer gemacht, nicht wahr? Und es ist auch eine tiefste Verletzung jeglicher Logik. Das Universum habe sich selbst erschaffen. Die Schöpfung ist ja die Folge, und der Schöpfer ist die Ursache. Das haben wir doch von klein auf gelernt, vielleicht nicht so ganz ausdrücklich, aber dem Sinn nach. Wir dürfen Ursache und Wirkung nicht miteinander verwechseln. Das sind zwei verschiedene Dinge.
Er identifiziert sogar, dass das Universum sich selbst aus dem Nichts erschaffen habe. Nun, das ist genau das, was ich meinen Studenten beibringen muss im Zusammenhang mit Religionen in der Umwelt Israels.
Der ägyptische Schöpfungsmythos von Heliopolis beginnt mit dem Sonnengott Atum, der sich selbst erschaffen habe. Darum wird Atum im Alten Ägypten auch Chepre genannt, der von selbst entstand. Merken Sie: Es ist genau dasselbe. Ursache und Wirkung werden hier vereinigt.
Und dann gibt es noch den Schöpfungsmythos von Hermopolis. Dort findet man neben dem Sonnengott noch folgende Gottheiten am Anfang: Niao und Niaut, Männchen und Weibchen, das bedeutet das Nichts. Kuk und Kauket, ein weiteres Götterpaar, stellen Finsternis, die Abwesenheit von Licht dar. Dann Hu und Hauhet, auch wieder ein Ehepaar, das ist die Vergottung von Raum und Zeit. Und schließlich Nun und Naunet, das ist die Urmaterie.
Merken Sie, was die alten Ägypter verehrt haben: Sie haben das Nichts, die Abwesenheit von Licht, Raum und Zeit und die Materie vergöttert. Und dann eben die Urenergie mit dem Sonnengott, der sich selbst erschaffen habe.
Die Evolution ist eine Vergötterung des Nichts sowie von Raum, Zeit und Materie. Denn daraus sei nach der Evolution alles entstanden, auch das Leben.
Aber es ist im Widerspruch zu den Naturgesetzen, hier dem Massenwirkungsgesetz der Chemie. Zwei Aminosäuren, die sich in der Reaktion miteinander verknüpfen, reagieren nach rechts. Daraus entsteht ein Dipeptid. Das wäre der Anfang hin zu diesen riesigen Proteinmolekülen, die es für das erste Leben, für eine lebendige Zelle braucht. Also Proteine mit typischerweise 1500 oder 2000 Aminosäuren.
Aber jetzt ist es so: Diese Reaktion ist eine reversible Reaktion. Darum geht der Pfeil wieder zurück. Wenn nämlich dieses Dipeptid entstanden ist, also die zwei Aminosäuren sich verknüpft haben, dann gibt es Abfall, ein H2O-Molekül. Das ist sehr, sehr schlecht, denn Wasser bewirkt, dass diese Verkettung wieder aufgespaltet wird. Dann wird aus dem Dipeptid wieder Aminosäure plus Aminosäure.
Die Reaktion kann zwar auch vorwärts gehen, es kann ein Tetrapeptid entstehen. Das Weiteste, was je geschafft wurde, sind etwa 50 Aminosäuren, aber weiter geht es nicht. Man kann das genau berechnen. Das hängt mit der Thermodynamik zusammen. Es entsteht ein Gleichgewicht in der Ursuppe.
Mit anderen Worten: Die Moleküle, die es für das Leben braucht, können in der Natur gar nicht entstehen. Diese Ketten brechen immer ab. So können keine Proteine und keine DNA-Moleküle entstehen. Und ohne diese gibt es sowieso kein Leben.
Ich meine, ich sage jetzt nichts darüber, dass selbst wenn man die hätte, wir hätten noch nicht Leben. Ich könnte jedem hier eine Konservendose mit Fisch geben. Die ist voll mit Proteinen und DNA, so viel Sie wollen. Aber Sie vertrauen ja, dass da nichts Lebendiges herauskommt, wenn Sie eine Fischkonserve öffnen, oder?
Man ist sich so sicher, dass das tot bleibt, obwohl Proteine und DNA vorhanden sind. Aber es geschieht nichts.
Also die ganze Vorstellung, Leben würde durch Zufall aus der Materie entstehen, ist eigentlich ein grober Unsinn. Und das haben auch Evolutionisten zugegeben, wie zum Beispiel Professor Dr. Ernest Kahn. Von 1993 bis 1996 war er Biochemiker an der Universität Montpellier in Frankreich.
Er hat in einem Vortrag am CERN in Genf gesagt: „Es ist absurd und absolut unsinnig zu glauben, dass eine lebende Zelle von selbst entsteht. Aber dennoch glaube ich es, denn ich kann es mir nicht anders vorstellen.“
Und es ist bis zum heutigen Tag so, bis November 2010: Es gibt keine Möglichkeit in der Chemie, wie man dieses Rätsel lösen könnte. Also der Satz ist absolut aktuell, auch heute noch.
Dann ist die ganze Entstehung von Materie und Energie aus dem Nichts ja im Widerspruch zum ersten thermodynamischen Hauptsatz, dem Energieerhaltungssatz. Dieser besagt, dass nie irgendwo aus dem Nichts plötzlich eine neue Energie entsteht. Es gibt nur die Energie, die es gibt.
Wenn man an den Urknall glaubt und an das, was Stephen Hawking sagt, dann glaubt man, aus Nichts könne etwas entstehen. Aber die Naturwissenschaft sagt naturgesetzlich: Aus Nichts entsteht nichts.
Diese Leute glauben das trotzdem, obwohl es im Widerspruch zu den Naturgesetzen ist. Denn sie projizieren das Allmächtige hinter der Schöpfung auf die Natur, auf das Nichts und auf die Materie.
Richard Lewontin, geboren 1929, war Professor an der Harvard University, also an dieser Vorzeige-Universität in Amerika. Vor einigen Jahren schrieb er: „Unsere Bereitschaft, wissenschaftliche Behauptungen gegen unseren gesunden Menschenverstand zu akzeptieren, ist der Schlüssel zum Verständnis des wirklichen Kampfes zwischen Wissenschaft und dem Übernatürlichen. Wir stellen uns auf die Seite der Wissenschaft, trotz der offensichtlichen Widersinnigkeiten – im Original ‚Absurdität‘ – einiger ihrer Konstrukte, weil wir uns a priori dem Materialismus verpflichtet haben.“
Materialismus heißt, die Materie ist die letzte Wirklichkeit. Dahinter könnte man ergänzen, käme noch das Nichts, dann wäre es ein perfekter Nihilismus und nicht Materialismus, denn letztlich wird das Nihil verehrt.
Atheismus als Religion und biblische Verurteilung
Nun, die Bibel kritisiert nicht nur die Religionen, sondern auch den Atheismus. Eigentlich ist der Atheismus, wie wir gesehen haben, selbst eine Religion.
Natürlich könnte jemand sagen: „Das geht doch nicht, wir sind ja Atheisten, das kann keine Religion sein.“ Doch ist Buddhismus eine Religion? Ja, natürlich. Allerdings spielen im klassischen Buddhismus Götter keine Rolle. Der klassische Buddhismus ist eigentlich eine atheistische Religion.
Es gibt also atheistische Religionen, und der heutige Atheismus ist ebenfalls eine atheistische Religion. Er verehrt anstelle Gottes das Nichts und die Materie.
So heißt es in Psalm 14: König David schrieb dies vor dreitausend Jahren: „Der Tor spricht in seinem Herzen: Es gibt keinen Gott.“ Dies ist eine sehr harte Verurteilung des Atheismus.
Denn „Nabal“, der Tor, bedeutet nicht einfach jemand, der Schwierigkeiten in der Schule hat. Nein, „Nabal“ trägt den Nebensinn des Gemeinen und der bösartigen Ablehnung der Wahrheit. Das meint „Nabal“, der Tor.
Pause und Übergang zu Andrew Newberg und Meditation
Ja, jetzt machen wir, wie angekündigt, eine Pause. Danach geht es weiter mit Andrew Newberg und dem Thema Meditation.
Andrew Newberg und die Wirkung von Meditation auf das Gehirn
Wir kommen jetzt zu drittens Andrew Newberg und Meditation. Newberg ist ein Wissenschaftler der University of Pennsylvania. Er untersuchte mit SPECT, einem bildgebenden Verfahren, das Gehirn bei höchster meditativer Versenkung – zum Beispiel bei buddhistischen Mönchen. Dabei wurde auch ihr Gehirn während der Meditation fotografiert.
SPECT ist die Abkürzung für Single Photon Emission Computed Tomography. Mit diesem Verfahren kann man die Gehirnregionen, die aktiv sind, farblich von den Regionen unterscheiden, die nicht aktiv sind. Bei diesen Aufnahmen stellte Newberg eine deutliche Deaktivierung des Orientierungsfeldes im oberen Scheitellappen fest.
Wir haben bei der Einführung in die Anatomie des Gehirns gesehen, dass sich im Scheitellappen, im Parietallappen, die Fähigkeit befindet, sich zu orientieren und auch den eigenen Körper als Gegensatz zur Umwelt wahrzunehmen. Genau diese Region wurde bei der Meditation deaktiviert.
Das führt dazu, dass man nicht nur die Grenze zwischen eigenem Körper und Umwelt nicht mehr wahrnimmt, wenn diese Region deaktiviert wird, sondern auch das Gefühl für Zeit und Raum geht verloren. Newberg folgerte daraus, dass das Empfinden einer Aufhebung des Selbst, des Ich, durch eine Täuschung bei der Meditation entsteht. Dabei wird die Hirnaktivität an diesen wichtigen Stellen reduziert oder sogar ausgeschaltet.
Dadurch entsteht das Empfinden von Einheit mit Gott. Im Buddhismus und Hinduismus wird dies mit der Gleichsetzung mit der Natur verstanden. Der Hinduismus und der Buddhismus kennen nicht den Schöpfergott, der jenseits der Transzendenz oder Natur steht, sondern identifizieren Gott mit der Natur. Daher sind Buddhismus und Hinduismus dem Atheismus eng verwandt. Auch im Atheismus wird die Materie als letzte Wirklichkeit angesehen beziehungsweise als das, was dahinter nicht existiert.
Das Empfinden von Einheit mit dem Göttlichen, mit dem Universum, verbunden mit dem Gefühl der Aufhebung von Zeit, ist somit eine Täuschung durch reduzierte Hirnaktivität an dieser Stelle. Andrew Newberg möchte ich hierbei nicht kritisieren, sondern würdigen. Er belegt, dass Meditation – und damit ist gemeint diese passive Versenkung, dieses Sich-Gehen-Lassen, das typisch für Meditation im Buddhismus und Hinduismus ist, aber auch in abartigen Formen der Christenheit vorkommt, überall dort, wo der Mensch sich einfach passiv gehen lässt – ein Selbstbetrug ist.
Newberg zeigt also, dass die scheinbare Bestätigung der hinduistischen oder buddhistischen Lehre "Alles ist eins" keine Bestätigung ist. Die Behauptung, der Mensch müsse die Wahrheit erkennen, dass er nicht etwas anderes ist als das Universum, sondern mit dem Allgeist des Universums eine Einheit sei, wird durch Meditation nicht bestätigt. Stattdessen erzeugt Meditation ein betrügerisches Gefühl. Das lässt sich sehr handgreiflich belegen.
Man muss auch die Parallelen sehen zu Zuständen, die durch Drogen oder ekstatische Musik erzeugt werden. Besonders dort, wo der Rhythmus motorisch ist und jeder Schlag genau gleich lang ist – was typisch für Pop- und Rockmusik ist – führt das beim Gehirn zu einer Deaktivierung. Denn das Gehirn weiß genau, was als Nächstes kommt; es gibt keine Überraschung mehr, wie es bei klassischer Musik der Fall ist. Dort wird das Gehirn aktiviert. Durch den absolut gleichbleibenden Grundschlag wird das Gehirn jedoch deaktiviert, und dadurch entstehen ekstatische Empfindungen und Wirkungen.
Auch durch ekstatische Tänze kann man solche Zustände herstellen. Aber all das ist letztlich ein Selbstbetrug. Durch Drogen und Meditation werden Hirnareale ausgeschaltet, und das führt zu falschen Meinungen. Es gibt Menschen, die sich auch innerhalb der Christenheit durch laute und monotone Musik gefühlsmäßig emporschaukeln und dann meinen, das sei der Heilige Geist. In Wirklichkeit ist das ein totaler Selbstbetrug, ähnlich wie bei der hinduistischen Meditation.
Bedenken wir: Im Frontallappen befinden sich Aufmerksamkeit, Planen und Selbstkontrolle. Diese Funktionen dürfen nicht reduziert werden. Im Temporallappen sind das Gedächtnis, Langzeitgedächtnis, Warn- und Abwehrreaktionen angesiedelt. Im Parietallappen erfolgt die Wahrnehmung des Körpers, des Raumes und der Zeit. Auch diese Funktionen dürfen nicht reduziert werden.
Nun kritisiere ich Newberg: Er ging über seine Ergebnisse hinaus und wollte den Glauben im Allgemeinen mit einer Selbsttäuschung des Gehirns in Beziehung setzen. Hier müsste man Newberg sagen, dass er beachten muss, dass die Bibel im Gegensatz zu Hinduismus, Buddhismus, Animismus oder auch der Mystik in der katholischen Kirche beziehungsweise vielen Formen der Mystik, die heute im Jahr der Stille und bei Evangelikalen propagiert werden, Meditation und Selbstversenkung ablehnt.
Die Bibel verbietet Meditation und Selbstversenkung, im Gegensatz zu allen möglichen Religionen, die das sehr wohl praktizieren. Sei es in Afrika in Kulten mit dem Tamtam oder bei den Indianern mit bestimmten Drogenpilzen – überall geht es darum, die Gehirnaktivität zu reduzieren, was zu einer Selbsttäuschung führt.
Das Neue Testament ruft vierzehnmal zum Wachen auf, zum Beispiel in Matthäus 26,41. Elfmal findet sich der Aufruf zur Nüchternheit. Ich habe alle Stellen von 1. Korinther 15,34 bis 1. Petrus 5,8 aufgeführt. Besonders erwähnenswert ist 2. Timotheus 4,5. Paulus sagt zu seinem Mitarbeiter Timotheus: "Du aber sei nüchtern in allem." Das ist ein Befehl.
Das griechische Wort "nepho" für nüchtern sein wird im Standardwörterbuch von Walter Bauer zum Neuen Testament wie folgt umschrieben: "nepho" bedeutet Abwesenheit von jeglicher geistigen und seelischen Trunkenheit, Exaltiertheit oder Verwirrnis.
Die Bibel lehnt solche Zustände ab. Der Heilige Geist ist nach der Bibel ein Geist der Selbstbeherrschung oder des gesunden Denkens, man kann auch übersetzen: der Besonnenheit. In 2. Timotheus 1,7 wird er genannt: "Pneuma tou Sophronismou". Sophronismus heißt Selbstbeherrschung, gesundes Denken, Besonnenheit.
Dort steht: "Denn Gott hat uns nicht einen Geist der Furchtsamkeit gegeben, sondern der Kraft, der Liebe und der Selbstbeherrschung beziehungsweise der Besonnenheit." Das heißt, wenn ein Mensch die Selbstkontrolle verliert oder sie eingeschränkt wird, beziehungsweise wenn gewisse Gehirnaktivitäten zurückgedrängt werden, dann ist das nicht der Heilige Geist.
Die Bibel verbietet auch den Gebrauch von Drogen zur Veränderung des Bewusstseins. Wichtig ist: Drogen führen immer zu einer Einengung des Bewusstseins. Besonders in den sechziger Jahren wurde viel von Bewusstseinserweiterung durch Drogen gesprochen. Timothy Leary und andere propagierten LSD und so weiter. Aber das ist alles ein Betrug.
Ich habe über Jahre hinweg immer wieder Gespräche mit dem Neurochirurgen Dr. Hans Richter in Basel geführt. Er war einer der großen Gehirnchirurgen der Vergangenheit und ist inzwischen verstorben. Er betonte mir immer wieder, dass Drogen immer eine Einengung des Bewusstseins bewirken. Das ist nicht wahr, man kann es ja am Gehirn untersuchen: Es ist eine Reduktion.
In Galater 5,19 wird der Drogenmissbrauch genannt. Im Griechischen heißt das "pharmakeia". Wir kennen den Begriff von Pharmazie, aber inzwischen hat das Wort seine Bedeutung geändert. "Pharmakeia" bezeichnet in der Bibel Drogenmissbrauch.
In Galater 5,19 lesen wir: "Offenbar aber sind die Werke des Fleisches, welche sind Hurerei." Das griechische Wort "porneia" bezeichnet Geschlechtsverkehr generell außerhalb der Ehe, Unreinigkeit, Ausschweifung, Götzendienst und Drogenmissbrauch. Dort steht eben "pharmakeia".
Das Wort hat dann auch die Nebenbedeutung von Magie, Okkultismus, Zauberei und Esoterik bekommen. Hier jedoch haben wir es als Werke des Fleisches zusammen mit Feindschaft, Hader, Eifersucht, Zorn, Zank, Zwietracht, Sekten, Neid, Totschlag, Trunkenheit, Gelage und dergleichen.
Von denen sagt Paulus voraus, dass diejenigen, die so handeln, das Reich Gottes nicht erben werden. Man sieht, wie radikal die Bibel diese Täuschung durch Drogen ablehnt.
Newbergs Untersuchung von Charismatikern und Zungenreden
Newberg untersuchte auch Charismatiker beim Zungenreden mithilfe von Spekt. Dabei stellte er fest, dass es eine deutliche Reduktion der Aktivität im Frontallappen gab. Der Frontallappen ist der vordere Teil des Großhirns, in dem unter anderem die Selbstkontrolle und die Sprachproduktion lokalisiert sind.
Diese Beobachtung stimmt genau mit den Aussagen der Betroffenen überein. Sie berichten, dass das Zungenreden einfach automatisch durch sie hindurchgeht und sie selbst dabei kaum beteiligt sind.
In meinem Büchlein „Sprachenreden oder Zungenreden“ habe ich aufgezeigt, dass das biblische Sprachenreden eine Gabe Gottes war. Dabei handelte es sich um die Fähigkeit, Fremdsprachen zu sprechen, die man nie gelernt hatte. Der Sprechende beherrschte diese Sprachen und wusste genau, was er sagte.
Paulus schreibt in 1. Korinther 14, dass, wenn er in einer Sprache redet oder betet, sein Geist betet. Der Geist des Menschen ist jener Teil, der fähig ist zu erkennen und zu erforschen, wie man beispielsweise in Psalm 77 sehen kann. Paulus sagt „mein Geist betet“ und nicht „der Heilige Geist“.
Es gibt moderne Übersetzungen, die diesen Ausdruck umschreiben. Dort heißt es dann: „Wenn ich in einer Sprache bete, so betet der Heilige Geist in mir.“ Das ist eine Fälschung, denn es steht im Original „mein Geist“. Der Ausdruck „mein Geist“, wenn er von einem Menschen gesagt wird, bedeutet niemals „der Heilige Geist“, sondern immer den Geist des Menschen.
Beim Sprachenreden besitzt der Sprecher also die Fähigkeit, eine fremde Sprache zu sprechen. Er ist dabei voll anwesend und aktiv. Im Gegensatz dazu hat Newberg gezeigt, dass beim Zungenreden die Selbstkontrolle zurückgeschraubt und die Sprachproduktion ausgeschaltet oder zumindest stark reduziert ist.
Gehirn und Ethik – Studien von Hoser und Pisjainen
Nun kommen wir zu viertens. Wir haben jetzt gesehen: Newberg trifft den Kern nicht. Er kann Meditation und verschiedene Meditationsformen, zu denen eben auch das Zungenreden gehört, berechtigterweise kritisieren. Aber er kann nicht den biblischen Glauben kritisieren, der eben nicht mit einer Reduktion des Gehirns einhergehen darf.
Nun kommen wir viertens zu Gehirn und Ethik. Ilka Pisjainen ist Religionswissenschaftlerin, das heißt Doktorin der Theologie an der Universität Helsinki, allerdings ganz ohne persönlichen Glauben an Gott. Ebenso Mark Hoser, ein Psychologe der Harvard University, haben in diesem Bereich geforscht.
Sie konfrontierten Tausende von Probanden mit moralischen Entscheidungssituationen. Das wird übrigens heute noch weitergeführt. Im Internet kann man an solchen Versuchen teilnehmen. Dabei erhält man ganz kleine Geschichten, die etwa so lauten: Elisabeth ist mit ihrer Freundin zusammen und sie kochen. Elisabeth ist sehr zornig auf ihre Freundin und schüttet absichtlich heiße Suppe aus, wodurch ihre Freundin sich verbrennt.
Die Probanden müssen dann beurteilen, ob Elisabeth sehr schwer bestraft werden sollte, ziemlich schwer, mittelschwer, nicht so sehr oder gar nicht. Es werden alle möglichen Situationen vorgeführt. Dabei sollten bewusst Situationen gewählt werden, die die Leute nicht schon irgendwo in der Kirche gehört haben. Es gibt also kein biblisches Gebot, das in dieser Situation sagt, was richtig oder falsch ist.
So wollten sie Tausende von Versuchspersonen mit moralischen Entscheidungssituationen konfrontieren. Dabei zeigten sich keine deutlichen Unterschiede zwischen den Urteilen von religiösen Menschen und Atheisten. Beide beurteilten die Situationen ziemlich ähnlich.
Die Schlussfolgerung aus dieser Studie lautet: Der Mensch habe eine angeborene moralische Grammatik. Es sei also bereits etwas vorgegeben im Menschen durch seine Gene. Ein grober Raster der moralischen Entscheidungsfindung sei angelegt. Nur Details seien kulturell beziehungsweise religiös geprägt.
Diese Forscher sagen, Religion sei ein separates Nebenprodukt der Evolution. Ist das schlecht für uns?
In Römer 2,14 schreibt der Apostel Paulus über die Völker der Welt, die die Natur verehren anstatt Gott und die Bibel nicht kennen. Dort heißt es: "Denn wenn Heiden, die kein Gesetz haben, von Natur aus die Dinge des Gesetzes tun, so sind diese, die kein Gesetz haben, sich selbst ein Gesetz. Sie zeigen das Werk des Gesetzes geschrieben in ihren Herzen, indem ihr Gewissen mitzeugt und ihre Gedanken sich untereinander anklagen oder auch entschuldigen."
Paulus sagt hier, dass Gott allen Menschen das Empfinden, das Wissen um Recht und Unrecht hineingegeben hat. Die Studie von Pisjainen und Hoser bestätigt das, was die Bibel sagt.
Diese Forscher wollten damit zeigen: Seht ihr, Christen behaupten, nur mit der Bibel wisse man, was Recht und Unrecht ist. Wenn man keine Bibel hätte, wüsste man das nicht. Dabei hätten sie die Bibel zuerst studieren sollen. Denn die Bibel lehrt ja, dass der Mensch eben einen solchen moralischen Grundraster hat.
Auch der Mensch draußen im Busch, der noch nie etwas vom Evangelium gehört hat, weiß ganz genau, dass Morden Sünde ist. Er weiß, dass Lügen Sünde ist. Er weiß auch, dass es Unrecht ist, die Eltern zu schmähen. Er weiß auch, dass Ehebruch etwas Schlimmes ist.
Warum wissen sie, dass man heiraten muss? Die eingeborenen Völker haben das ja nie in der Bibel gelesen, zum Beispiel das Gebot "Du sollst nicht Ehe brechen". Dass Sexualität außerhalb der Ehe eine Sünde ist, wissen sie trotzdem. Warum sind sie verheiratet? Das ist ganz üblich in aller Welt.
Gott hat den Menschen dieses Grundraster hineingegeben. Aber das Problem ist: Wer von uns hat sich an dieses Grundraster des Gewissens gehalten? Es dauerte doch nicht lange, bis wir zum ersten Mal gelogen haben. Und wir wussten genau innerlich, dass das Unrecht ist. Es dauerte auch nicht lange, bis man ein böses Wort gegen andere Menschen oder gegen die Eltern gesagt hat.
Wir wissen, was Recht ist, aber keiner hält sich daran. Nun müsste man Hoser und Pisjainen fragen: Ihr sagt, das ist in den Genen vorgegeben, aber warum haltet ihr euch nicht an diese Gesetze? Genauso wie die anderen Menschen auch nicht.
Gerade dieses Grundraster von moralischer Entscheidungsempfindung, das da ist, führt uns dazu, erkennen zu müssen, dass wir Sünder sind. Genau das lehrt der Römerbrief: Alle Menschen können wissen, dass sie schuldig sind vor Gott.
Sie können anhand der Schöpfung, ihrer Ordnung und ihrer Komplexität erkennen, dass ein allmächtiger, allwissender Gott dahinter sein muss. Die Natur kann sich nicht selbst erschaffen. Jede Logik sagt das.
So erklärt der Römerbrief, dass der Mensch nun die Möglichkeit hat, zu dem Schöpfer Gott umzukehren, seine Schuld zu bereuen und ihm zu bekennen. Dann kann Gott vergeben.
Die Ergebnisse von Hoser und Pisjainen bestätigen also die Bibel.
Wilder Penfield – Gehirnforschung und das Ich
Nun kommen wir zu fünftens Wilder Penfield. Es ist eigenartig, dass ich in all den Publikationen der vergangenen Jahre über Neurotheologie seinen Namen kaum finde. Wo liest man von Wilder Penfield? Er scheint nicht bekannt zu sein, was merkwürdig ist.
In jüngerer Vergangenheit hat eine Neurologin aus dem Wallis, die zu den Freidenkern gehört, mehrere Vorträge über Gehirn und die Gottidee gehalten. Ich habe einen dieser Vorträge heruntergeladen und sehr gründlich durchgelesen. Dabei war ich erstaunt: Diese Neurologin scheint nichts von Wilder Penfield zu wissen, obwohl er doch Neurologie studiert hat.
Wilder Penfield (1891–1976) war einer der größten Neurochirurgen der Neuzeit. Man müsste ihn eigentlich kennen, denn er brachte bahnbrechende Neuerungen in der Hirnforschung. Zu seinen Lebzeiten wurde er sogar „The greatest Canadian“ genannt, also der größte Kanadier. Der Mann war genial. Er operierte Hunderte von Patienten am offenen Gehirn im Wachzustand und untersuchte sie vorher gründlich.
Er nahm eine Elektrode, ging ans Gehirn heran und fragte den Patienten: „Spüren Sie etwas?“ Er stellte 0,5 Volt ein. „Nein, ich spüre nichts.“ Dann erhöhte er die Spannung auf ein Volt. „Spüren Sie etwas?“ „Ja, ich spüre etwas.“ Dann aktivierte er an einer Stelle das Gehirn, und der Patient bewegte den linken Daumen. Penfield wusste sofort: An dieser Stelle wird der linke Daumen aktiviert. Er diktierte diese Information an seine Sekretärin, die eine Gehirnkarte führte und die Regionen genau einzeichnete.
Überall, wo Körperteile bewegt wurden, setzte er die Elektrode an. Dort bewegte sich die Unterlippe, dort die Oberlippe. Er konnte alles Mögliche aktivieren, wie gesagt, den linken Daumen. Dann fragte er den Patienten: „Warum haben Sie den linken Daumen bewegt?“ Die Antwort war: „Ich habe das nicht gemacht, das haben Sie gemacht.“ Daraufhin hielt Penfield mit seiner rechten Hand den Daumen fest, damit der Patient ihn beim nächsten Mal nicht unbeabsichtigt bewegte. Das war ihm irgendwie unangenehm.
So erstellte Wilder Penfield eine Gehirnkarte, die bahnbrechend und grundlegend für die weitere Gehirnforschung war. Deshalb müsste eine Neurologin, die über Gott und Gehirn spricht, mindestens Wilder Penfield erwähnen. Dass sie das nicht tut, ist schwerwiegend, würde ich sagen.
Alle möglichen Funktionen des Menschen können im Gehirn lokalisiert werden: Bewegung von Körperteilen, Fühlen, Sprache, Sehen. Penfield konnte zum Beispiel ein Gehirnteil aktivieren, und der Patient sagte, der Gegenstand werde immer größer und dann wieder kleiner. Das konnte er alles bewirken.
Er konnte sogar längst vergessene Ereignisse aus dem Gedächtnis hervorrufen, indem er eine bestimmte Region aktivierte. Der Patient sagte: „Oh, das wusste ich nicht, dass ich das eigentlich noch wusste.“ Er konnte sogar im Wachzustand Träume erzeugen, sodass Traumbilder erschienen.
Interessant war, wie bei der Daumenbewegung: Er fragte, warum der Patient den Daumen bewegt habe. Die Antwort lautete: „I didn't do that, you did.“ Dann aktivierte Penfield eine andere Region, und es kam ein Ton heraus. „Uhh, warum haben Sie so ‚uhh‘ gemacht?“ – „I didn't make that sound.“ Die Antwort war: „Ich habe diesen Ton nicht gemacht, Sie haben ihn aus mir herausgepresst.“ So kamen Antworten wie: „My right thumb is tickling.“ Oder: „I felt as though I could not speak.“ Das war interessant, denn es fühlte sich an, als könne der Patient einfach nicht sprechen.
Penfield zeigte ein Bild eines Schmetterlings und lähmte mit der Elektrode das Sprachproduktionszentrum. Der Patient wurde etwas unwillig, dann nahm Penfield die Elektrode weg. Der Patient antwortete: „Es ist ein Schmetterling, aber das Wort kam mir nicht. Ich suchte das Wort ‚Schmetterling‘, dann dachte ich, ich sage einfach ‚Motte‘, aber auch dieses Wort kam nicht. Darum habe ich unten die Motte hingetan.“ So konnte Penfield die Sprachfähigkeit beeinflussen. Die Antwort lautete: „Meine Zunge war wie gelähmt.“ Das konnte er alles steuern.
Wie gesagt, er konnte Sehen und Hören beeinflussen, sodass jemand plötzlich Musik hörte – fantastisch, ohne dass ein Radio an war. Halluzinationen von Sehen, Hören und sogar Geschmack konnte er auslösen. Zum Beispiel sagte ein Patient: „I smell the taste of burnt toast.“ Das ist inzwischen sprichwörtlich bekannt.
Was ihm auffiel: Man kann alles Mögliche im Gehirn lokalisieren, aber nirgends findet sich das Selbst, das Ich. Es gibt keine Region im Gehirn, die mit dem Ich oder dem Willen verbunden ist. Der Patient bewegt den Daumen, aber das wollte er gar nicht. Penfield starb 1976, und damals gab es das Gegenargument, dass er nur die oberen Regionen des Gehirns mit der Elektrode erreichen konnte, nicht aber die Tiefen des Gehirns. Dort könnte das Selbst lokalisiert sein.
Doch Penfield konnte sagen, dass es viele Arten von Epilepsie gibt, die in allen möglichen Regionen des Gehirns und auch in den Tiefen auftreten. Aus der Epilepsie kann man ableiten, wo im Gehirn was vor sich geht – und nirgends gibt es einen Hinweis auf das Selbst.
Da Penfield schon lange tot ist, hat die Forschung sich weiterentwickelt. Heute wird nicht mehr so oft am offenen Gehirn operiert wie damals. Stattdessen nutzt man Methoden wie SPECT, PET und andere Verfahren, um Gehirnregionen indirekt zu analysieren. Dennoch wird die direkte Stimulation noch angewandt.
Seit etwa 2000 kann man mit Sonden auch in die Tiefen des Gehirns hineingehen und stimulieren. Dabei achtet man darauf, keine Blutgefäße zu verletzen. Das ist heute sehr wichtig bei schweren Gehirnerkrankungen, zum Beispiel bei Parkinson mit starkem Zittern. Man kann eine ständige Elektrode einführen, die außen am Körper ein Gerät hat. Damit wird eine bestimmte Gehirnregion aktiviert, und der Patient kann plötzlich seine Arme normal bewegen.
Das ist fantastisch, aber auch hier findet man kein Selbst, kein Ich. Auch Glaube und Wille können nicht lokalisiert werden. Wilder Penfield schrieb in seinem berühmten Buch The Mystery of the Mind – damals ein Geheimtipp von Hans Richter – dass es etwas Nichtmaterielles gibt, das mit Hilfe des Gehirns arbeitet.
So kommt Penfield zum Schluss: Der Geist, die Seele – im Englischen mind oder spirit – ist etwas Immaterielles. Es gibt also einen immateriellen Geist, der arbeitet, denkt und mit der Masse des Gehirns funktioniert. Das Gehirn ist nicht das Ich. Wie bei einem Laptop: Sie sitzen davor und denken und arbeiten mit dem Laptop, also mit dem Prozessor. Aber das Ich sind Sie, nicht der Computer. Der Computer hat kein Ich, kein Selbst. Ihr Selbst arbeitet mit dem Laptop. So ist das Selbst immateriell und arbeitet mit dem Gehirn.
Nun wird klar, warum moderne Neurotheologen nicht von Wilder Penfield sprechen. Das würde ihre atheistische Philosophie zerstören. Diese Philosophie sagt, der Mensch sei einfach eine biochemische Maschine mit Input und Output. Wie aber wollen sie Sinn für Schönheit in der Musik oder Liebe und tiefe Gemeinschaft erklären? Das kann man nicht als bloße Stimulation und Reaktion erklären.
Der Neurophysiologe und Nobelpreisträger Sir John Eccles (1903–1997) kam durch seine Forschungsarbeit zum gleichen Schluss wie Wilder Penfield. Die beiden gehören zu den größten Neurologen der Neuzeit und waren überzeugt: Der Geist ist nicht das Gehirn. Geist und Gehirn müssen unterschieden werden. Auch Sir John Eccles wird oft nicht erwähnt. Komisch.
Das bestätigt die Bibel. In Prediger 12, Vers 7 heißt es über den Menschen, der stirbt: „Und der Staub kehrt zurück zur Erde, so wie er gewesen, und der Geist kehrt zurück zu Gott, der ihn gegeben hat.“ Da wird ganz klar zwischen dem Körper, der wieder zu Staub wird, und dem Geist, der immateriell ist, unterschieden.
In Offenbarung 6, Vers 9 finden wir Johannes entrückt in den Himmel, im Tempel Gottes. Er ist im innersten Vorhof, und dort liest man: „Und als das Lamm Gottes das fünfte Siegel öffnete, sah ich unter dem Altar die Seelen derer, die geschlachtet worden waren um des Wortes Gottes und um des Zeugnisses willen, das sie hatten. Und sie riefen mit lauter Stimme und sprachen: ‚Bis wann, o Herrscher, der du heilig und wahrhaftig bist, richtest und rächst du nicht unser Blut an denen, die auf der Erde wohnen?‘“
Es wurde ihnen jeweils ein weißes Gewand gegeben, und es wurde ihnen gesagt, dass sie noch eine kleine Zeit ruhen sollten, bis auch ihre Mitknechte und Brüder vollendet sein würden, die ebenso wie sie getötet werden würden.
Johannes sieht Märtyrer im Himmel. Ihre Seelen haben Bewusstsein und können sogar kommunizieren. Sie beten: „Bis wann, o Herrscher, der du heilig und wahrhaftig bist, richtest und rächst du nicht unser Blut an denen, die auf der Erde wohnen?“ Sie verstehen auch, denn ihnen wurde gesagt, sie müssten noch warten. Das Gericht Gottes wird kommen – es ist nur eine Frage der Zeit.
In Lukas 16, ab Vers 19 erzählt der Herr Jesus eine Geschichte. Es ist kein Gleichnis, denn in Gleichnissen kommen nie Eigennamen vor. Hier aber heißen die Personen Lazarus, Abraham, Moses und die Propheten. Es ist eine Geschichte, die den Vorhang zum Jenseits öffnet.
Es war ein gewisser reicher Mann, der sich in Purpur und feine Leinwand kleidete und alle Tage fröhlich und in Prunk lebte. Als Hintergrund wähle ich die Gegend vom See Genezareth, eben Galiläa, wo Jesus viel gepredigt hat. Er erzählte diese Geschichte von einem reichen Juden.
Es war aber ein armer Mann namens Lazarus, der an dessen Tor lag, voller Geschwüre. Er begehrte sich, von den Brosamen zu essen, die vom Tisch des Reichen fielen. Auch die Hunde kamen und leckten seine Geschwüre.
Der Arme starb und wurde von Engeln in den Schoß Abrahams getragen. Der Schoß Abrahams war bei den alten Rabbinern der Ausdruck für das Paradies, den Ort der Erlösten im himmlischen Tempel.
Auch der Reiche starb und wurde begraben – sein Körper. Doch im Hades, im Totenreich, schlug er die Augen auf. Als er in Qualen war, sah er Abraham von ferne und Lazarus in seinem Schoß. Das ganze Leben war er blind, und jetzt, im Tod, sieht er plötzlich die Realität. Unmittelbar nach dem Tod gibt es keine Atteste mehr.
Er sieht Abraham von ferne und Lazarus in seinem Schoß, also im Jenseits. Der Hades wird auch als Gefängnis bezeichnet (vgl. 1. Petrus 3). Er sieht in den anderen Bereich des Jenseits, das Paradies.
Er rief und sprach: „Vater Abraham, erbarme dich meiner und sende Lazarus, dass er die Spitze seines Fingers ins Wasser tauche und meine Zunge kühle, denn ich leide Pein in dieser Flamme.“
Obwohl die Seele keinen Körper mehr hat, ist das Empfinden vom Körper noch da. Das entspricht den Phantomgefühlen, wenn jemand ein Bein amputiert hat, aber noch seine Füße spürt. Das ist merkwürdig, nicht wahr?
Abraham sprach: „Kind, gedenke, dass du dein Gutes völlig empfangen hast in deinem Leben, und Lazarus gleicherweise das Böse. Jetzt aber wird er hier getröstet, du aber leidest Pein.“ Zwischen ihnen ist eine große Kluft befestigt, damit niemand von hier zu euch hinübergehen kann und niemand von dort zu uns herüberkommen kann.
Der Reiche bat: „Ich bitte dich nun, Vater, dass du ihn in das Haus meines Vaters sendest, denn ich habe fünf Brüder, damit er ihnen ernstlich Zeugnis gebe, auf dass sie nicht auch kommen an diesen Ort der Qual.“
Er bittet also, dass Lazarus nochmals auferstehen könnte, um seinen Angehörigen zu helfen. Abraham antwortete: „Sie haben Moses und die Propheten; mögen sie dieselben hören.“
Der Reiche erwiderte: „Nein, Vater Abraham, sondern wenn jemand von den Toten zu ihnen geht, so werden sie Buße tun.“ Abraham entgegnete: „Wenn sie Moses und die Propheten nicht hören, werden sie auch nicht überzeugt werden, wenn jemand aus den Toten aufersteht.“
Das ist ein Schlag gegen all diese Pseudogeschichten von Totenauferweckungen, die heute kursieren. Es wird gesagt, jemand sei ein paar Minuten tot gewesen und dann zurückgekehrt. Gott habe ihn gefragt: „Möchtest du zurück oder bleiben?“ Schlussendlich wolle er zurück, und das sei eine Hilfe, damit andere glauben.
Die Bibel sagt: Nein, das nützt nichts. Die Bibel, die Propheten und die erfüllte Prophetie sind der Beweis, den man braucht. Wenn man der biblischen Prophetie nicht glaubt, wird man auch nicht glauben, wenn jemand aus den Toten aufersteht. Man muss sich klar gegen diese Geschichten stellen.
Der prophetisch-mathematische Gottesbeweis
Ja, und das führt uns bereits zum letzten Punkt: dem mathematisch prophetischen Gottesbeweis. Was hat das hier mit einer Ameise zu tun? Das ist Portugal, und hier die Weltkugel, dazu noch eine mathematische Formel: 1 zu 2 hoch N.
Nun, es geht um Folgendes: Die Bibel ist voller erfüllter Prophetie. Gott hat durch seine Propheten Dinge für die ferne Zukunft vorausgesagt, aber auch für die unmittelbar bevorstehende Zukunft. Diese Prophezeiungen haben sich geschichtlich nachweisbar erfüllt. Das gibt es nur in der Bibel, in keiner anderen Religion. Das gibt es nicht in den Stammesreligionen Afrikas, die keine Prophetie über Jahrtausende hinweg haben. Es gibt das auch nicht im Hinduismus und Buddhismus – das, was die Bibel Prophetie nennt.
Da gibt es die messianische Prophetie. Das ist die Prophetie auf den kommenden Erlöser hin. Jesus Christus erfüllte durch sein Kommen vor 2000 Jahren über 300 Prophezeiungen aus dem Alten Testament über den Messias. Der Messias ist der im Alten Testament verheißene Erlöser für Israel und alle Völker der Welt.
Ich habe mit 14 Jahren das Buch bekommen, ein Geschenk von einem amerikanischen Juden, John Meldau, „Der Messias in beiden Testamenten“. Das war für mich so entscheidend wichtig, zu sehen, wie die biblische Prophetie sich nachweislich in Jesus Christus erfüllt hat. John Meldau schreibt in diesem Buch, dass es insgesamt über dreihundert Prophezeiungen gibt, die sich erfüllt haben, aber er behandelte nur einen Teil.
Ich fand kein Buch, das alle behandeln würde, und so war ich gezwungen, eine Liste zu erstellen. Ich habe das Alte Testament systematisch durchgelesen und jedes Mal, wenn ich eine Prophetie fand, habe ich sie in die Liste eingetragen. So begann ich mit erstens, zweitens, drittens – es war viel Arbeit. Dann kam ich auf 299, 300, 301, 302. Das war für mich glaubensstärkend.
Auf der Grundlage dieser Liste habe ich später mein erstes Buch geschrieben: „Der verheißene Erlöser“. Das war damals eine Geschichtsarbeit auf dem Gymnasium. Das hat mich natürlich in der Glaubwürdigkeit der Bibel bestärkt. Wenn Lehrer sich gegen die Bibel äußerten, gab es immer wieder Diskussionen. Deutschstunden waren typisch ideal für solche Diskussionen. Ich stellte fest, dass junge Menschen gegen diese Argumente keine Chance haben. Da kommt nichts Vernünftiges heraus, weder beim Geschichtslehrer noch beim Deutschlehrer. Das ist so schlagend.
Das sind konkrete Aussagen wie: Der Messias muss ein Nachkomme Davids sein, was man mit den Geschlechtsregistern beweisen konnte, die bis zum Jahr 70 in Jerusalem öffentlich im Archiv aufbewahrt wurden. Er sollte in Bethlehem geboren werden. Er musste als Fürst im Jahr 32 nach Christus auftreten, so gemäß den Jahrwochen-Prophezeiungen in Daniel 9. Er sollte von der Masse des Volkes abgelehnt und gekreuzigt werden, Hände und Füße durchbohrt.
In der Folge sollte Jerusalem und der Tempel zerstört werden – das geschah im Jahr 70. Die Juden sollten als Volk unter alle Nationen zerstreut werden – das ist seit dem Jahr 70 geschehen. Ständig sollten die Juden Verfolgung und Hass von anderen Völkern erleben. Das hat sich bis in die moderne Zeit erfüllt, nicht nur bis zu den Nazis, sondern bis heute.
Dann gibt es Prophetien über Weltgeschichte. Es gibt noch viel mehr Prophezeiungen, aber hier geht es um die, die ich selbst ausgezählt habe. Im Buch Daniel, das eindeutig im sechsten Jahrhundert vor Christus geschrieben wurde, findet man zweihundert Prophezeiungen über Weltgeschichte, die sich erfüllt haben – nachweislich über Babylon, Persien, Griechenland, Rom, Syrien, Ägypten, Israel.
Ich habe dazu ein Büchlein geschrieben: „Weltgeschichte im Visier des Propheten Daniel“, in dem ich alle diese Prophezeiungen behandle und mit der Geschichtsliteratur belege, dass sie sich so erfüllt haben. Ich gebe auch den Beweis dafür, dass das Buch Daniel wirklich im sechsten Jahrhundert vor Christus geschrieben wurde. Heute wissen wir genau, wie Hebräisch im sechsten Jahrhundert geklungen hat. Wir können auch genau sagen, wie Hebräisch im zweiten Jahrhundert vor Christus gesprochen wurde. Der Satzbau hat sich geändert, das Vokabular hat sich geändert usw.
Das Hebräisch im Buch Daniel ist das Hebräisch des sechsten Jahrhunderts und nicht von später. Daniel ist zum Teil auch in Aramäisch geschrieben, Kapitel zwei bis sieben. Wir wissen heute, wie Hebräisch im sechsten Jahrhundert vor Christus und im zweiten Jahrhundert vor Christus sowie im ersten Jahrhundert nach Christus geklungen hat. Es gibt immer noch Minderheiten, die Aramäisch sprechen, und das ist genau das Aramäisch des sechsten Jahrhunderts vor Christus.
Gut, das wären schon zweihundert Prophezeiungen dazu. Im Moment schreibe ich ein Buch, das bald fertig sein wird, wirklich fast am Schluss. Darin behandle ich mehr als hundertsechzig erfüllte Prophezeiungen über die Endzeit.
Die Endzeit ist in der Bibel die Zeit, in der das jüdische Volk nach dieser langen Zeit der Zerstreuung wieder heimkehrt ins Land der Vorfahren und den Staat Israel gründet. Ja, in dieser Zeit leben wir. Die Juden haben begonnen, zurückzukehren, ab 1882 bis heute.
Nun behandele ich da 160 konkrete Prophezeiungen, die sich von 1882 bis 2010 schon erfüllt haben. Das sind klare Voraussagen, wie die Rückkehr der Juden aus aller Welt ins Land der Vorfahren. Ezechiel 36,24 sagt: „Ich werde euch sammeln aus allen Nationen und euch in euer Land bringen.“ Das versteht jeder, da muss man nicht tiefpsychologisch etwas deuten. Das ist Klartext.
Der Staat soll wieder gegründet werden, die Wüste soll wieder aufblühen. Alttestamentliche Städte werden wieder zum Leben erwachen. Hebräisch, in der Zwischenzeit eine tote Sprache geworden, soll wieder eine gesprochene Sprache sein – und ist es heute. Es gibt keine Sprache, die mehr als tausend Jahre tot war und wieder lebendig geworden ist, aber Hebräisch ist wieder lebendig geworden, die erste Landessprache Israels.
Die umliegenden Völker wollen Israel ausrotten – das ist der aktuelle Nahostkonflikt in den vergangenen Jahrzehnten bis heute. Dann sollte der Tempelberg dramatisch befreit werden – das geschah im Sechstagekrieg. So könnte man weitermachen, über 160 Prophezeiungen.
Da haben wir also zusammen circa 300 oder über 300, über 200, das gibt schon über 500, und dann haben wir über 160, also rund 700 Prophezeiungen, zu denen ich Listen liefern kann.
Jetzt machen wir den mathematischen Gottesbeweis. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass jemand in Bethlehem geboren wird? Nicht eins zu zwei, oder? Nicht jeder zweite Mensch wird in Bethlehem geboren. Die Wahrscheinlichkeit ist viel, viel kleiner. Aber es gibt wirklich Leute, die in Bethlehem geboren werden, allerdings heute keine Juden, denn Bethlehem ist heute judenrein – um einen Ausdruck der Nazis zu verwenden.
Aber die Bibel sagt, der Messias wird in Bethlehem geboren werden. Jetzt komme ich den Skeptikern entgegen und sage: Wir nehmen an, für eine Prophetie die Wahrscheinlichkeit eins zu zwei. So wie wenn man eine Münze nimmt, die man wirft, die Chance, dass Zahl kommt, ist eins zu zwei, fünfzig Prozent, also 1 geteilt durch 2, das ist 0,5.
Wenn ich sage, die nächsten zwei Mal kommt Zahl, ist das schon ein größeres Risiko für eine solche Voraussage, denn die Chance wird kleiner. Sie wird immer kleiner, und zwar nach der Formel 1 zu 2 hoch n, wobei n die Anzahl der Prophezeiungen ist.
In unserem Fall sind es zwei Prophezeiungen. Das wäre 1 zu 2 hoch 2, also nur noch ein Viertel Wahrscheinlichkeit. Und jetzt rechnen wir mal aus: Wie wäre die Wahrscheinlichkeit für fünfundsechzig Prophezeiungen? Eins geteilt durch 2 hoch 65 – das ergibt eine Wahrscheinlichkeit von etwa 2 mal 10 hoch minus 20, also eine 1 mit zwanzig Nullen davor.
Portugal ist ein Land mit einer Fläche von 92.000 Quadratkilometern. Stellen wir uns vor, ganz Portugal wäre überdeckt mit schwarzen Ameisen, aber fünf Meter hoch. Jetzt verstecke ich eine rote Ameise in Portugal, sage aber niemandem, wo. Sie haben einmal die Chance, irgendwo in Portugal in diesen Ameisenhaufen reinzugreifen. Wenn Sie die rote Ameise herausziehen, dann war die Wahrscheinlichkeit so klein wie eben 1 zu 2 mal 10 hoch minus 20.
Übrigens sagt man in der Physik, in der Naturwissenschaft, wenn ein Ereignis eine Wahrscheinlichkeit von 10 hoch minus 20 oder noch kleiner hat, dann ist es etwas, das nicht stattfindet. Das ist die Regel in der Naturwissenschaft. Aber da sind wir erst bei 65 Prophezeiungen und einer Wahrscheinlichkeit von 1 zu 2.
Manche Prophezeiungen haben eine Wahrscheinlichkeit von 1 zu einer Million, aber wir kommen den Skeptikern hier entgegen.
Jetzt wollen wir mal schauen, wie die Wahrscheinlichkeit bei 78 Prophezeiungen ist. Ich habe Ihnen eine Liste bereit, die ich vorlegen kann, mit 700 Prophezeiungen.
Die Erde hat eine Fläche von 510 Millionen Quadratkilometern – Kontinente plus Meere. Stellen wir uns vor, die ganze Erdkugel wäre zehn Meter hoch bedeckt mit Ameisen, alles schwarze Ameisen, und ich verstecke eine rote. Das entspricht genau der Wahrscheinlichkeit für 78 Prophezeiungen, wenn Sie eine herausziehen.
Jetzt könnten Sie ein Flugzeug nehmen, nach Tadschikistan fliegen, in Duschanbe aussteigen und dort hinter dem Flughafen – nein, sagen wir an der Taschmasor-Straße, hinter einem Haus bei der Druckerei – dort hineingreifen. Es ist schwarz, aber wissen Sie, ich habe die rote Ameise in Jerusalem versteckt, und zwar an der Prophetenstraße, dort hinter der messianischen Gemeinde.
Das sind 78 Prophezeiungen. Jetzt könnten wir aber weitergehen, und wir sind immer noch nicht bei den 700.
Übrigens: Bei über 500 Prophezeiungen kommen wir zu folgendem Vergleich: Stellen Sie sich das ganze bekannte Weltall vor. Mit dem Hubble-Teleskop konnte man die entferntesten Galaxien fotografieren, 15 Milliarden Lichtjahre entfernt. Theoretisch würde das Licht 15 Milliarden Jahre unterwegs sein, mit 300.000 Kilometern pro Sekunde, um dorthin zu gelangen.
Nehmen Sie das ganze Weltall und füllen es mit schwarzen Ameisen. Dann verstecken wir eine rote. Wenn Sie diese herausholen, dann hätten Sie die Wahrscheinlichkeit von 500 plus Prophezeiungen. Es ist absolut klar: Das geht nicht.
Und warum konnten die Propheten der Bibel solche Dinge voraussagen? Ein Börsinger würde sagen: „Ja, das ist eben so eine kleine Epilepsie im Scheitellappen.“ Vergiss das! Mit Epilepsie kann man nicht wissen, was in tausend Jahren kommt, und zwar so im Detail.
Ich lese noch aus 5. Mose 28 vor, weil es Atheisten gibt, die sagen, die Prophezeiungen seien gar nicht klar, was da wirklich geschieht. Aha, nicht klar? Lesen wir einfach, ich erkläre gar nicht viel dazu, weil es schon so klar ist.
5. Mose 28,64: Da sagt Mose zum Volk Israel: „Und der Herr wird dich unter alle Völker zerstreuen, von einem Ende der Erde bis zum anderen Ende der Erde.“
Vers 65: „Und unter jenen Nationen wirst du nicht rasten, und deine Fußsohle wird keine Ruhestätte finden. Der Herr wird dir dort ein zitterndes Herz geben, erlöschende Augen und Verschmachten der Seele.“
Die Juden wurden verstreut von Südamerika bis China und von Nordamerika bis Australien und von Schweden bis nach Südafrika. Genau so, wie es hier steht, und ständig verfolgt. Man könnte denken, Mose war im Konzentrationslager.
Ich lese weiter: „Und dein Leben wird schwebend vor dir hängen, und du wirst dich fürchten Nacht und Tag und deinem Leben nicht trauen. Am Morgen wirst du sagen: ‚Wäre es doch Abend!‘ und am Abend wirst du sagen: ‚Wäre es doch Morgen!‘ wegen der Furcht deines Herzens, womit du dich fürchten wirst, und wegen des Anblicks deiner Augen, den du erblicken wirst.“ Schrecklich!
Dann fügt Mose noch hinzu: Diese Zerstreuung der Völker hat ja begonnen ab dem Jahr 70. Und er sagt noch: „Und der Herr wird dich auf Schiffen nach Ägypten zurückführen, auf dem Weg, von dem ich dir gesagt habe, du sollst ihn nie mehr wiedersehen. Ihr werdet da selbst euren Feinden zu Knechten und Mägden verkauft werden, aber niemand wird kaufen.“
Nun, Kriegsgefangene Juden wurden im Jahr 70 durch die Römer abtransportiert auf die Sklavenmärkte nach Ägypten. Das Angebot an Sklaven überstieg die Nachfrage so sehr, dass die Sklavenpreise im Römischen Reich zusammenbrachen. Sie waren auf dem Sklavenmarkt, und niemand kaufte.
Ich möchte schließen: Es ist klar, Gott existiert. Das zeigt, hinter der Bibel steht ein Gott, der über Raum und Zeit steht. Materie ist Raum und Zeit unterworfen, Gott nicht. Gott existiert.
Die Bibel erklärt uns, dieser Gott ist heilig, absolut gerecht. Unser Gewissen, das wir alle haben, zeigt uns, dass wir vor Gott schuldig sind. Die Bibel sagt, diese Schuld, die wir in unserem Leben angehäuft haben, ist ein Graben zwischen uns und Gott.
Wir schaffen es nicht, wir können uns nicht zu Gott hinaufarbeiten, indem wir uns Mühe geben und anstrengen. Die Bibel sagt: „Es ist kein Unterschied, alle haben gesündigt und erreichen nicht die Herrlichkeit Gottes“ (Römer 3,23).
So wie diese Kakteen, die zum Himmel emporwachsen, aber die Wolken nicht erreichen. Weil wir nicht zu Gott kommen können, gilt: Jesus Christus ist die Brücke. Gott kam von oben her. Der Sohn Gottes wurde Mensch, damit er als Mensch die Strafe, die wir von einem heiligen Gott verdient haben, stellvertretend auf sich nehmen konnte – der Gerechte für uns Ungerechte.
Darum ist der Herr Jesus am Kreuz gestorben, damit er uns zu Gott führen kann. Aber nun gilt: Ich muss mich bekehren. Man kann nicht warten, bis eine Erleuchtung kommt – die kommt nie. Der Mensch muss im Gebet bewusst zu Gott kommen, seine Schuld im persönlichen Gebet bekennen, bereuen und die Vergebung durch das Opfer des Herrn Jesus am Kreuz in Anspruch nehmen.
Dann gilt: Leben in der Nachfolge. Nicht als Solo-Christ weitergehen, sondern mit solchen, die auch mit Gott versöhnt sind, entschieden den Weg nach der Bibel gehen.
