Zweifel und Gewissheit im Glauben
Ist mein Glaube echt? Kann ich mir sicher sein, dass Jesus wirklich mein Retter und mein Herr ist? Vielleicht hast du dich diese Frage schon einmal gestellt. Vielleicht solltest du dir diese Frage jetzt stellen: Ist mein Glaube echt?
Was für eine böse Überraschung wäre es, wenn du einmal vor Jesus stehst und er zu dir sagt: „Du hast gar nicht an mich geglaubt. Du hast mit deinem Leben überhaupt nicht gezeigt, dass du mir vertraust. Geh weg, ich kenne dich nicht.“
Jakobus ging davon aus, dass es in der Gemeinde Christi Menschen gibt, die sagen: „Ich glaube“, aber die nicht wirklich geglaubt haben. Für diese Menschen schreibt er zuallererst den Abschnitt, der jetzt kommt. Er ringt um solche Menschen. Er möchte, dass wir begreifen, was echter Glaube ist und was falscher Glaube ist.
Jakobus sehnt sich so sehr danach, dass kein einziger Mensch einmal vor Jesus steht und Jesus sagt: „Du hattest gar keinen echten Glauben.“ Er will uns zeigen, was echter Glaube ist.
Ich möchte uns gleich den Predigttext lesen, aber vorher will ich dich ermutigen: Lass diese Worte mal an dich heran, hör sie dir ganz persönlich an. Frag dich: Habe ich den echten Glauben?
Das kannst du ganz entspannt tun. Das Schlimmste, was dir heute passieren kann, ist, dass dir durch diesen Text gezeigt wird: Mein Glaube ist noch nicht echt. Und dann kann heute der Startschuss sein, der Startpunkt für ein Leben mit einem echten Glauben, mit einem echten Vertrauen auf Jesus als Herrn und Retter.
Und wenn du das hörst und sagst: Ja, ich habe diesen echten Glauben schon, dann darfst du dich bestärken. Dann darfst du dich ermutigen, diesen Glauben auszuleben und nach deinem Glauben immer mehr zu handeln.
Das wünsche ich uns.
Der Predigttext aus Jakobus 2
Ich lese den Text, und danach möchte ich beten, dass Gott uns wirklich das Verständnis schenkt.
Jakobus 2,14: Was hilft es, liebe Brüder, wenn jemand sagt, er habe Glauben, aber keine Werke? Kann denn der Glaube ihn selig machen?
Wenn ein Bruder oder eine Schwester Mangel an Kleidung und an der täglichen Nahrung hat und jemand von euch zu ihnen sagt: „Geht hin in Frieden, wärmt euch und sättigt euch!“, ihr ihnen aber nicht gebt, was der Leib nötig hat – was nützt das?
So ist auch der Glaube, wenn er nicht Werke hat, tot in sich selbst.
Aber es könnte jemand sagen: „Du hast Glauben, und ich habe Werke.“ Zeige mir deinen Glauben ohne die Werke, dann will ich dir meinen Glauben zeigen aus meinen Werken.
Du glaubst, dass nur einer Gott ist? Du tust recht daran, die Teufel glauben es auch und zittern.
Willst du nun einsehen, du törichter Mensch, dass der Glaube ohne Werke nutzlos ist?
Ist nicht Abraham, unser Vater, durch Werke gerecht geworden, als er seinen Sohn Isaak auf dem Altar opferte?
Da siehst du, dass der Glaube zusammenwirkte mit seinen Werken und durch die Werke der Glaube vollkommen wurde.
So ist die Schrift erfüllt, die da sagt: „Abraham hat Gott geglaubt, und das ist ihm zur Gerechtigkeit gerechnet worden.“ Und er wurde ein Freund Gottes genannt.
So seht ihr nun, dass der Mensch durch Werke gerecht wird und nicht durch Glauben allein.
Desgleichen die Hure Rahab: Ist sie nicht durch Werke gerecht geworden, als sie die Boten aufnahm und sie auf einem anderen Weg hinausschickte?
Denn wie der Leib ohne Geist tot ist, so ist auch der Glaube ohne Werke tot.
Wir danken dir für dein Wort, das uns die Wahrheit zeigt, das uns herausfordert, das uns überführt und auf den richtigen Weg bringt.
Wir wollen beten, dass wir dieses Wort verstehen – ein Wort, das sehr herausfordernd ist und leicht missverstanden werden kann.
Herr, mach es uns verständlich! Zeig uns, wo wir auf dem Weg mit dir stehen, ob wir echten Glauben haben oder noch toten.
Ich bete für jeden, der diesen echten Glauben noch nicht hat, dass er heute versteht und zum echten Glauben kommen darf.
Und ich bete, dass du uns ermutigst, wenn wir im Glauben leben, diesen Glauben auch auszuleben und Werke zu tun zu deiner Ehre. Amen.
Die zentrale Frage nach dem Zusammenhang von Glauben und Werken
Jakobus leitet diesen Abschnitt mit zwei wichtigen Fragen ein, die entscheidend sind, um den gesamten Text zu verstehen. In Vers 14 fragt er: „Was hilft es, liebe Brüder, wenn jemand sagt, er habe Glauben, aber keine Werke? Kann denn der Glaube ihn selig machen?“
Er möchte hier ganz deutlich zwischen falschem und echtem Glauben unterscheiden. Sein Ziel ist es, uns zu zeigen, wie echter Glaube aussieht. Er will Menschen erreichen, die zwar sagen: „Ich glaube an Gott“, vielleicht sogar: „Ich glaube an Jesus“ oder „Ich glaube, dass Jesus unsere Schuld am Kreuz getragen hat“, aber die überhaupt nicht so leben, als würden sie Jesus wirklich glauben und ihn wirklich kennen.
Bis hierher haben wir bereits mehrere Abschnitte studiert und gesehen, welche Themen Jakobus anspricht. Er spricht über Menschen, die jeder Versuchung nachgeben und überhaupt nicht dagegen kämpfen. Man hat das Bild von Weggabelungen vor Augen, an denen diese Menschen immer ihren eigenen Weg wählen, niemals den Weg Gottes.
Es sind Menschen, die Gottes Wort vielleicht hören, aber nicht danach handeln. Sie reden immer noch wie Menschen, die Gott nicht kennen. Zum Beispiel werten sie andere ständig ab und stellen sich selbst als besser dar, als sie wirklich sind – das ist ihre Lebenshaltung.
Sie sagen zwar: „Ich habe Gottes Barmherzigkeit erlebt, ich habe seine Gnade angenommen“, aber gegenüber anderen Menschen sind sie furchtbar unbarmherzig. Grundsätzlich zeigen sie keine Gnade für andere. Sie nehmen die Gnade an, geben sie aber nicht weiter – solche Menschen.
Jetzt fasst Jakobus hier die Fäden zusammen und bringt einige Beispiele dafür, dass ein Glaube ohne Werke nicht selig machen kann. Darum geht es in Vers 14: „Kann denn der Glaube ihn selig machen?“ Die Betonung liegt auf „der Glaube“ – also ein Glaube ohne Werke. Kann ein solcher Glaube wirklich retten?
Negative und positive Beispiele für den Glauben
Einige Beispiele zeigen, dass er sich Sorgen macht, es könnte Menschen in der Gemeinde geben, deren Glaube nur ein reines Lippenbekenntnis ist. Dieser Glaube wird nur so dahingesagt, ohne Konsequenzen für den Alltag.
Er nennt zwei negative Beispiele in den Versen 15 bis 20. Demgegenüber stellt er zwei positive Beispiele von Glaubensvorbildern in den Versen 21 bis 26 vor.
Das erste negative Beispiel: Mangel und leere Worte
Das erste Beispiel ist ein negatives Beispiel. Stell dir eine Situation aus dem Gemeindeleben vor. Lies dazu ab Vers 15:
„Wenn ein Bruder oder eine Schwester Mangel hätte an Kleidung und an der täglichen Nahrung und jemand unter euch spräche zu ihnen: Geht hin in Frieden, wärmt euch und sättigt euch, ihr gebt ihnen aber nicht, was der Leib nötig hat – was könnte ihnen das helfen?“
Das ist sehr anschaulich, oder? Stell dir vor, du bist dieser Bruder oder diese Schwester, die in Not ist. Du kommst in die Gemeinde, und da ist jemand, der dir helfen könnte. Du hast Hunger, du brauchst etwas zu essen, du hast keine Kleidung, du brauchst Kleidung. Und da ist jemand, der reich ist und dir helfen könnte.
Alles, was dieser Mensch dir sagt, sind ein paar warme Worte: „Gott segne dich! Geh in Frieden, du wirst Kleidung finden, du wirst satt werden. Verlass dich darauf, der Herr sei mit dir.“ Das ist ein Schlag ins Gesicht, oder? Das ist heuchlerisch. Es klingt zu warm, zu freundlich, aber es ist nichts, was dir in deiner Not wirklich hilft. Es löst dein Problem nicht, nur ein paar warme Worte zu hören von jemandem, der helfen könnte.
Darum geht es: Jemand, der das Geld hat, jemand, der die Mittel hat. Das Bild, das Jakobus für einen Glauben ohne Werke benutzt, sagt: Das ist tot, das bringt nichts. Er verwendet dieses Beispiel ganz bewusst, weil wir in der Bibel überall sehen, dass sich echter, lebendiger Glaube in Nächstenliebe zeigt. Es ist kein Zufall, dass er gerade dieses Beispiel nimmt.
Echter, lebendiger Glaube zeigt sich darin, dass wir anderen Gutes tun. Die Bibel ist voll von solchen Aufrufen. Zum Beispiel sagt Paulus in Galater 6: „Darum, solange wir noch Zeit haben, lasst uns Gutes tun an jedermann, allermeist an den Glaubensgenossen.“ Also zuallererst in der Gemeinde. Wir sollen einander lieben, ganz praktisch, nicht nur mit Lippenbekenntnissen, sondern indem wir einander helfen.
Wenn du an Jesus glaubst, wird sich dein Glaube darin ausdrücken, dass du es auf dem Herzen hast, für andere da zu sein und ihnen zu helfen. Ich bin als Pastor dieser Gemeinde wirklich dankbar, dass ich das an so vielen Stellen sehen darf – dass dieser Glaube bei uns praktisch wird.
Ich denke an Geschwister, die sich ganz praktisch helfen, zum Beispiel bei der Autoreparatur oder beim Umzug. Die einander Essen kochen. Die Mütter in dieser Gemeinde, die, wenn ein Baby kommt, die Eltern bekochen und so helfen. Es gibt Geschwister, die Geld spenden. Wir haben eine Unterstützungskasse, in der wir für Geschwister sammeln, die finanzielle Not haben. So können wir ihnen nicht nur sagen: „Gott segne dich, sei gesättigt, fühl dich warm“, sondern wir können wirklich konkret helfen.
Es gibt auch Geschwister, die andere besuchen, anrufen, ermutigen, mit ihnen die Bibel lesen und für sie beten. Manchmal ist das das Praktische, was du tun kannst: wirklich hinhören und für die Seele sorgen.
Nächstenliebe wird praktisch. Der Glaube wird praktisch. Ist dir das wichtig? Ist es dir ganz persönlich wichtig, für andere da zu sein? Ihnen zu helfen mit dem, was Gott dir anvertraut hat, mit den Gaben, die er dir geschenkt hat? Liebst du deine Glaubensgeschwister in der Gemeinde praktisch?
Wie tust du das? Niemand muss die Welt retten. Darum geht es nicht. Niemand kann für alle da sein, das ist klar. Das weiß auch Jakobus. Keiner muss für 400 Geschwister in der Gemeinde sorgen. Aber wo wird das in deinem Leben praktisch? Wo sieht man, dass dir Nächstenliebe ein Anliegen ist?
Wenn das in deinem Leben keine Rolle spielt, wenn es dir nicht wichtig ist, wenn der Sonntag einfach nur ein Tag ist, an dem man sich ein bisschen etwas Gutes tut, mal einen Gottesdienst erlebt und dann wieder geht, und Nächstenliebe keine Rolle spielt, dann kann es sein, dass dein Glaube noch nicht echt ist, dass er tot ist.
Das fiktive Gespräch über Glauben und Werke
Jakobus geht noch einen Schritt weiter und tritt in ein fiktives Gespräch ein, das ab Vers 18 beginnt. Er sagt, es könnte jemand kommen und sagen: „Du hast Glauben und ich habe Werke.“
Das ist in der Übersetzung etwas schwierig nachzuvollziehen, besonders wer wann was sagt. Doch vom Kontext und der Grammatik her endet hier die Aussage desjenigen, der sagt: „Du hast Glauben und ich habe Werke.“
Jakobus antwortet diesem Jemand: „Zeig mir deinen Glauben ohne die Werke, so will ich dir meinen Glauben zeigen aus meinen Werken.“
Der Typ, der da kommt, meint also, man könne Glauben und Werke trennen. Es gäbe einfach die einen, die Glauben haben, und die anderen, die Werke tun. Der eine sei eher ein Kopfmensch, der an seinem Schreibtisch sitzt, Dogmatikbücher liest und alles über Gottes Heilsplan weiß. Er kann dir alles über Jesus erzählen und erklären, wie sein Opfer dich wirklich rettet. Das ist der Kopfmensch. Der andere dagegen ist der Praktiker, der seinen Glauben durch Werke der Nächstenliebe zeigt.
Jakobus sagt dazu: Was für ein Blödsinn! Wie willst du denn Glauben am Schreibtisch zeigen, nur weil du ein paar Dinge aus der Bibel kennst oder Dogmatikbücher gut verstanden hast? Wie sieht man, dass du das wirklich glaubst? Zwischen den Zeilen schreit er: Das geht gar nicht! Du brauchst Werke, um deinen Glauben sichtbar zu machen und zu zeigen, dass du Gott wirklich kennst. Anders kann das nicht sichtbar werden.
Er verwendet ein zweites Beispiel, das sehr herausfordernd ist. In Vers 19 heißt es: „Du glaubst, dass nur einer Gott ist, du tust recht daran; die Teufel aber glauben es auch – und zittern.“
Es ist ziemlich anstößig, dass Jakobus den Glauben ohne Werke mit dem Glauben der Dämonen vergleicht. Warum macht er das? Weil die Dämonen in gewisser Weise gute Theologen sind. Sie wissen sehr viel über Gott, sogar mehr als viele Menschen heute. Sie wissen, dass Gott einer ist, wie es Israel bekannt ist: „Höre, Israel, der Herr, unser Gott, ist einer.“ Die Dämonen kennen das genau.
Sie kennen auch Jesus gut. In den Evangelien gibt es Berichte, wie Jesus Menschen begegnet, die von Dämonen besessen sind, und wie die Apostel Menschen begegnen, die dämonisiert sind. Diese Dämonen offenbaren immer wieder, dass sie Jesus kennen und seine Macht anerkennen. Sie zittern, schreien teilweise, betteln und flehen, dass er ihnen einen Ausweg gibt, dass sie weiterleben können – doch sie zittern.
Das liegt daran, dass sie Jesus nicht als ihren Herrn anerkennen. Es wurde einmal gesagt: Im Reich der Dämonen gibt es keine Atheisten. Die Dämonen kennen Gott, aber sie zittern.
Jakobus will uns warnen: Rettender Glaube ist nicht, ein paar biblische Lehren zu kennen oder zu bekennen. Es reicht nicht, zentrale Dinge über Gott zu wissen – so wie die Dämonen. Die Dämonen wissen auch, was am Kreuz passiert ist. Du kannst das Evangelium kennen und trotzdem keinen echten Glauben haben.
Der Echtheitstest ist nicht, was du weißt oder sagst, sondern was du tust. Zeigt sich dein Glaube in deinem Leben? Glaubst du wahre Dinge über Gott, aber es hat sich nichts verändert? So ein Glaube bringt nichts. So ein Glaube ist Dämonenglaube.
Jakobus ringt um uns. Er will nicht, dass wir einen Dämonenglauben haben, einen falschen Glauben, der nicht retten kann. Er sagt in Vers 20: „Willst du nun einsehen, du törichter Mensch, dass der Glaube ohne Werke nutzlos ist?“
Er beschimpft den Menschen nicht, aber er ringt mit ihm. „Du törichter Mensch, wie kannst du nur glauben, dass man das trennen kann? Das praktische Leben vom Glauben – das kann man nicht trennen. Sieh es doch ein, du törichter Mensch!“
Positive Glaubensbeispiele aus dem Alten Testament
Und er gibt zwei positive Beispiele, ab Vers 21. Er sagt, wir sehen das doch bei allen Glaubensvorbildern, wenn wir ins Alte Testament schauen. Ihr Glaube hat sich immer im Alltag gezeigt, im Leben. Sie haben nach ihrem Glauben gehandelt und gelebt.
Ein sehr erwartbares Beispiel ist Abraham, der Glaubensvater Abraham. An ihm kann man das wunderbar zeigen. Dann nimmt er ein sehr untypisches Beispiel, das wir wahrscheinlich nicht als erstes erwartet hätten: Rahab, die Hure Rahab, eine Kanaaniterin, keine aus dem Volk Israel. Eine Hure – er betont das sogar, also jemand mit zweifelhaftem Ruf. Aber sie hat verstanden, dass der Glaube Werke braucht.
Schauen wir zuerst auf Abraham. In Vers 21 fragt Jakobus: „Ist nicht Abraham unser Vater durch Werke gerecht geworden, als er seinen Sohn Isaak auf dem Altar opferte?“ Das ist ein Vers, der sehr missverstanden worden ist. Manche haben gesagt, wenn man das so liest, müsse man Jakobus aus der Bibel streichen. Das sei doch Werkegerechtigkeit, was Jakobus hier lehrt. Das klingt auch so, oder? Es klingt nach Werkgerechtigkeit: Du musst etwas tun, damit Gott dich annimmt. Du musst dir seine Annahme verdienen. Streng genommen klingt das so.
Aber denk noch einmal an Vers 14 zurück. Was ist das Thema? Worum geht es ihm in diesem Abschnitt? Geht es darum zu sagen, wie du gerettet wirst? Nein. Es geht darum, wie der Glaube aussieht, der rettet. Es geht nicht darum, dir den Weg zu zeigen, wie du Gottes Annahme bekommst. Es geht darum zu zeigen, wie der Glaube aussieht, der sich ausdrückt.
Und er sagt: Beim Abraham siehst du so einen Glauben. Sein rettender Glaube zeigte sich darin, dass er gehorchte. Gott forderte ihn auf, Isaak zu opfern. Wir haben das gerade in der Textlesung gehört – eine wirklich schwierige Geschichte. Isaak ist der Sohn der Verheißung, der Sohn, auf den Abraham so lange gewartet hatte. Dann bekommt er diesen Sohn – ein Wunder. Abraham und Sarah sind schon ganz alt, und Gott tut dieses Wunder und schenkt ihnen noch ein Kind. Und dann sagt Gott: „Jetzt töte Isaak auf dem Altar.“
Das ist schwer zu verstehen. Warum will Gott das? Aber Abraham kennt seinen Gott und weiß: Wenn Gott das von ihm fordert, dann hat das einen Grund. Er vertraut ihm. Er packt den Esel, er packt Isaak, und sie ziehen los. Er geht diesen Weg, vielleicht mit vielen Fragezeichen: Was soll das? Was ist hier los? Aber er geht diesen Weg im Vertrauen, weil er weiß, das hat seinen Grund. Gott weiß, was er damit vorhat.
Der Hebräerbrief sagt uns sogar noch mehr darüber, was in Abraham vorgegangen ist und warum er losgehen konnte. Hebräer 11,17-19 heißt es: „Durch den Glauben hat Abraham Isaak dargebracht, als er versucht wurde, und gab den einzigen Sohn dahin, als er schon die Verheißungen empfangen hatte, von dem gesagt worden war: Nach Isaak wird dein Geschlecht genannt werden.“
Er ist losgegangen, obwohl er wusste, dass Isaak der Nachkomme sein soll, durch den seine Nachfahren unzählig werden wie die Sterne. Er ist losgegangen, und jetzt kommt es ganz entscheidend, Vers 19: „Er dachte, Gott kann auch von den Toten auferwecken.“ Deshalb ist er losgegangen. Er wusste: Vielleicht muss ich Isaak wirklich auf dem Altar töten. Aber wenn ich das tun muss, dann habe ich die Verheißung Gottes. Ich weiß, Isaak ist der Nachfahre, und Gott wird ihn auch von den Toten wieder auferwecken.
Was für ein Glaube! Er geht los in dieser Gewissheit: Gott wird eingreifen und ein Wunder tun. Der Punkt ist: Dieses Vertrauen wurde erst sichtbar, weil er losgegangen ist. Dieses Vertrauen kann er nicht auf der Couch beweisen. Er kann nicht zuhause sitzen und sagen: „Gott, ich weiß, dass du die Toten auferwecken kannst, ich glaube dir, ich vertraue dir so sehr.“ Er musste losziehen. Damit zeigt er, dass er wirklich Gott vertraut.
Jetzt musst du aufpassen, was Jakobus hier nicht sagt und was wir leicht missverstehen können. Er sagt nicht, dass Abraham sich dadurch Gottes Liebe und seine Annahme verdient hat. Jakobus kannte die Heiligen Schriften, das ganze Alte Testament. Er wusste auch, wie das bei Abraham gelaufen ist. Ihr wisst vielleicht auch: Es ging nicht los in Genesis 22 mit diesem Opfer, sondern es geht früher los – in Genesis 12, wo Gott zu Abraham kommt, ihn auserwählt und ihm Verheißungen gibt. In Kapitel 15 wiederholt und bestätigt Gott diese Verheißungen. Dort sagt Abraham: „Gott, ich glaube dir, ich vertraue dir, ich vertraue, dass deine Verheißungen wahr sind.“
Und dann heißt es, wie Jakobus auch zitiert: Abraham vertraute Gott, er glaubte Gott, und das rechnete er ihm zur Gerechtigkeit. Er wurde gerecht durch seinen Glauben an Gott. Und der Glaube zeigte sich darin, dass er wirklich vertraute, wie er dann gelebt hat.
Ganz wichtig: Die Tat, die Werke, sie kamen aus dem Vertrauen auf Gott. Sie waren eine Folge der Erwählung, eine Folge davon, dass Gott zuerst zu ihm kam und ihn ausgewählt hat. Der Glaube machte es sichtbar. Seine Taten machten den Glauben sichtbar – so muss man es sagen.
Jakobus sagt deshalb, weil Abraham losgegangen ist, wird er auch Freund Gottes genannt. Er hat getan, was Gott gefällt. Er hat sein Vertrauen gezeigt, wie ein Freund sein Vertrauen zeigt, wenn er dich unterstützt, dir hilft und seine Freundschaft beweist. Man kann sagen: In einer Ehe zeigt sich die Liebe nicht darin, dass ich ein paar Lippenbekenntnisse abgebe und sage: „Oh Schatz, ich lieb dich so sehr“, sondern sie wird sichtbar an der Art, wie ich lebe.
Beim Abraham wurde das sichtbar. In Vers 24 zieht Jakobus das Fazit: „So seht ihr nun, dass der Mensch durch Werke gerecht wird, nicht durch Glauben allein.“
Dieser Vers ist der wichtigste, an dem viele sagen: „Jetzt hat er wirklich den Bogen überspannt, jetzt müssen wir Jakobus aus der Bibel streichen.“ Haben wir nicht den Römerbrief gelesen? Römer 3,28, wo es heißt, von Paulus: „So halten wir nun dafür, dass der Mensch gerecht wird ohne des Gesetzes Werke, allein durch den Glauben.“ Paulus sagt: Du wirst gerecht durch Glauben allein. Jakobus sagt: Nicht durch Glauben allein.
Ich hoffe, ihr seht mittlerweile, dass es unterschiedliche Themen sind, von denen sie reden. Paulus fragt: Was rettet? Allein der Glaube. Jakobus fragt: Welcher Glaube rettet? Der Glaube, der sich in Taten zeigt.
So ist auch Vers 24 zu verstehen: „Glaube allein“ meint hier nicht den allein rettenden Glauben, sondern „Glaube ohne Werke“, der unechte Glaube, der nutzlose Glaube, der tote Glaube.
Das Beispiel der Rahab
Er zeigt das an noch einem zweiten Beispiel in Vers 25: Da bringt er jetzt die Rahab ins Spiel, von der wir im Buch Josua lesen. Sie lebte in Jericho, war dort eine Prostituierte und versteckte zwei jüdische Kundschafter bei sich. Diese Kundschafter spionierten die Stadt aus. Rahab gab ihnen Schutz und verhalf ihnen schließlich zur Flucht.
Diese Rahab hat erkannt, wer Gott wirklich ist und dass er auf der Seite Israels steht. In Josua 2,9-11 sagt sie zu den Kundschaftern: „Ich weiß, dass der Herr euch das Land gegeben hat. Denn ein Schrecken vor euch ist über uns gefallen, also über die ganze Stadt. Alle Bewohner des Landes sind vor euch feige geworden, denn wir haben gehört, wie der Herr das Wasser im Schilfmeer vor euch ausgetrocknet hat, als ihr aus Ägypten zogt, und was ihr den beiden Königen, der Amoriter Sihon und Og jenseits des Jordans, getan habt, wie ihr an ihnen den Bann vollstreckt habt. Und seitdem wir das gehört haben, ist unser Herz verzagt. Und es wagt keiner mehr, vor euch zu atmen, denn der Herr, euer Gott, ist Gott oben im Himmel und auf der Erde.“
Ein mächtiges Bekenntnis, das sie dort ablegt. Aber das ist spannend, weil sie sagt, in der ganzen Stadt zittern die Menschen. Sie haben gehört und gesehen, was Gott für euer Volk, für Israel, getan hat. Sie haben diese Machttaten Gottes erlebt, doch sie glauben nur an Dämonen. Das bringt sie nicht dazu, sich dem lebendigen Gott zuzuwenden. Stattdessen zittern sie, halten aber zitternd immer noch die Schilde hoch und die Schwerter gegen Israel. Sie kämpfen weiter wie Löwen, obwohl sie wissen, dass dieser Kampf aussichtslos ist.
Sie haben Gott erkannt und doch nicht erkannt, dort in Jericho. Ganz anders ist Rahab. Sie sagt: Wenn Gott der wahre Gott ist, dann will ich auf seiner Seite stehen. Dann lasse ich das Schild fallen, dann lasse ich das Schwert fallen, dann kapituliere ich. Dann unterstütze ich seine Leute, verstecke die Kundschafter bei mir und helfe ihnen zur Flucht. Das war gefährlich. Wäre sie erwischt worden, hätte man sie ganz sicher sofort hingerichtet.
Aber sie wusste, dass Gott auf ihrer Seite ist, und sie kann ihn nicht bekämpfen. Ihr Glaube zeigt sich darin, dass sie die Kundschafter versteckt und ihnen hilft.
Jakobus liest das und zieht immer wieder ein Fazit. Nach jedem Beispiel folgt eine Schlussfolgerung. Und jetzt in Vers 26: „Denn wie der Leib ohne Geist tot ist, so ist auch der Glaube ohne Werke tot.“ Ein ganz einfaches Bild: Ein Leib ohne Geist ist tot, genauso ist Glaube ohne Werke tot.
Die Bedeutung von Werken im Glaubensleben
Jetzt kannst du dich fragen: Ist der Jakobus zu radikal? Macht er die Werke vielleicht wichtiger, als sie eigentlich sind?
Jakobus tut nichts, was Jesus nicht schon vor ihm getan hat. Jesus sagt zum Beispiel in der Bergpredigt, Matthäus 7,21: „Es werden nicht alle, die zu mir sagen: Herr, Herr, in das Himmelreich kommen, sondern die, die den Willen meines Vaters im Himmel tun.“ Jesus hat Werke gepredigt, nicht als Weg zur Rettung, ganz sicher nicht, sondern als Folge und Zeichen eines echten Glaubens, der zeigt, dass wir ihn wirklich kennen.
Jesus hat Werke gepredigt. Geh ins Johannesevangelium, Johannes 15,14. Dort sagt Jesus zu seinen Jüngern: „Ihr seid meine Freunde, wenn ihr meinen Willen tut, wenn ihr den Willen des Vaters tut.“ Dann seid ihr seine Freunde. Abraham war ein Freund Gottes, weil er den Willen des Vaters getan hat. Wir sind Freunde Gottes, Freunde Jesu, wenn wir seinen Willen tun. Daran zeigt sich, dass wir ihn kennen.
Zwei Verse weiter erklärt Jesus, warum wir diesen Willen überhaupt tun können. Er sagt: „Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt, damit ihr hingeht und Frucht bringt.“ Wir können Frucht bringen, weil Jesus uns erwählt, weil er uns ruft und uns Glauben schenkt. Aber das Zeichen ist die Frucht.
Du kannst Glaube nicht von Werken trennen. Jesus tut das nicht, Jakobus tut das nicht, die Bibel tut das nicht. Es gehört zwingend zusammen: Werke sind immer die Frucht des Glaubens. Es gibt nicht das eine ohne das andere. Die Reformatoren haben diesen Gedanken geprägt. Sie sagten: „Wir werden aus Glauben allein gerettet, aber rettender Glaube bleibt niemals allein.“
Das ist genau die Botschaft, die Jakobus hier mit vielen Beispielen predigt. Er hämmert das richtig rein, damit wir es verstehen und sehen. Und er stellt dir und mir die Frage: Hast du so einen Glauben? Einen echten Glauben, lebendigen Glauben, rettenden Glauben?
Es geht nicht darum, dass du das schon perfekt lebst. Da können wir alle nach Hause gehen. Abraham hat auch nicht perfekt nach seinem Glauben gelebt. Es gibt sogar Punkte in seinem Leben, an denen er richtig zweifelte und nicht so handelte, wie ein Freund Gottes handeln würde. Zum Beispiel, als der Nachkomme nicht kam und Abraham dachte, er müsse Gott auf die Sprünge helfen, indem er ein Kind mit seiner Magd zeugte. Das war nicht im Glauben, das war Unglaube.
Das musst du hören, wenn du Angst hast, dass deine Werke nicht gut genug sind. Wenn du jetzt zitterst und fragst: Habe ich überhaupt so einen rettenden Glauben? Vielleicht hast du ihn. Dass du ungehorsam bist und Dinge noch nicht so tust, wie sie Gott gefallen, heißt nicht, dass du keinen rettenden Glauben hast.
Wenn du dich wirklich danach sehnst, dein Leben für Gott zu leben, aber immer wieder frustriert bist und feststellen musst: Ich bin ja immer noch so zornig, ich bin ja immer noch so faul, ich tue ja immer noch vieles nicht so, wie es Gott gefällt – dann kannst du dich fragen: Meint Jakobus hier mich? Meint er meinen Glauben?
Ich ermutige dich: Geh ins Gebet und frag Gott: Herr, wo hast du schon Frucht hervorgebracht in meinem Leben? Darf ich das sehen? Kannst du mir davon zeigen? Kannst du mir Beweise geben, dass mein Glaube rettender Glaube ist? Wo ist Frucht schon entstanden?
Und wenn du das nicht sehen kannst, dann frag jemand anders in der Gemeinde. Frag einen Bruder, frag eine Schwester: Siehst du das in meinem Leben? Kannst du mir helfen, das mehr zu erkennen? Wo da schon Frucht ist?
Du darfst Gott darum bitten, dass er mehr Frucht bringt, dass er dich mehr und mehr verändert. Aber wenn du Frucht erkennen darfst und andere dir helfen, Frucht zu erkennen, dann darfst du dir sicher sein: Der Glaube ist lebendig.
Es ist wie bei Obstbäumen im Garten: Wenn da Früchte dran sind, sind die lebendig. Und wenn da nur zwei Äpfel hängen, ist der Baum lebendig. Abrahams Glaube war nicht perfekt, aber er hatte Werke – große Werke des Glaubens.
Das musst du hören, wenn du denkst, es käme nicht auf die Werke an. Wenn du denkst, das mit den Werken sei wirklich egal, dann hör auf diesen Text. Denn die ganze Botschaft ist: Es ist nicht egal, es kommt auf deine Werke an.
Und wenn du Zweifel hast, wo du stehst, dann will ich dich ermutigen: Geh dem nach. Das ist viel zu wichtig.
Der Weg zum echten Glauben und das Leben im Glauben
Höre noch einmal auf Jesus: Es werden nicht alle, die „Herr, Herr“ sagen, in das Himmelreich eingehen. Es ist wichtig, dem nachzugehen: Habe ich den echten, rettenden Glauben, von dem Jakobus hier spricht? Habe ich ihn wirklich?
So wie damals in der Gemeinde kann es auch heute sein, dass jemand sagt: Nein, diesen Glauben habe ich noch nicht. Ich vertraue Gott noch nicht so, dass sich das irgendwo in meinem Leben zeigt.
Dein erster Schritt ist dann nicht, jetzt gute Dinge zu tun, Nächstenliebe zu üben oder hart an dir zu arbeiten. Das ist nicht der nächste Schritt, wenn du diesen rettenden Glauben noch nicht hast. Dein nächster Schritt ist vielmehr, dass du dahin gehst, nach Golgatha, ans Kreuz. Du sollst staunen und sehen, was Jesus für dich getan hat.
Erkenne: Deine Werke können dich niemals retten, aber sein Werk kann dich retten. Er hat sein Leben gegeben, sich hingegeben aus Liebe – auch für dich. Viele in unserer Gemeinde haben das schon gehört, die, die schon mal hier waren, haben das Evangelium schon gehört. Aber es kann sein, dass du es hörst und nicht glaubst.
Geh zum Kreuz! Dort fängt alles an. Erkenne die Liebe des Vaters, erkenne die Retterliebe Gottes und nimm diese Liebe ganz persönlich an. Sage zu Jesus: Du sollst auch mein Herr sein, ich will es glauben.
Das wird dein Leben auf den Kopf stellen. Es wird alles revolutionieren. Du wirst anders leben wollen, wenn du das glaubst. Du wirst dich fragen: Was hat mir Gott in diesem großen Buch zu sagen? Was ist sein Wille für mich? Was soll ich tun? Wie kann Liebe praktisch werden in meinem Leben? Wie kann ich ihn mehr lieben?
Das sind alles Fragen, die aus diesem Glauben kommen – und es fängt am Kreuz an. Erkenne, dass dieser Wille gut ist. Es ist nicht etwas, womit Gott uns knechtet oder uns ein paar Steine in den Weg legt, um unser Leben noch schwieriger zu machen, das ohnehin schon schwierig genug ist.
Das ist der beste Weg, den man gehen kann: dem Herrn in Jesu Spuren nachzufolgen.
Und, ihr Lieben, das gilt für uns alle. Es gilt nicht nur für die, die noch keinen rettenden Glauben haben, bei denen es am Kreuz anfängt. Es gilt auch für die, die es schon glauben, vielleicht schon lange.
Unsere Werke fangen am Kreuz an – wir staunen über Gottes Liebe und werden aus dieser Liebe bewegt, anders zu leben. Wir vertrauen dem, der uns das größte Vertrauen gezeigt hat. Ihm kann man vertrauen. Das Kreuz ist der Beweis dafür, dass es uns verändert und neu ausrichtet.
So ein Leben, Werke aus dieser Motivation heraus, sind niemals gesetzlich. Es ist keine Werkgerechtigkeit. Es zeigt, dass wir Gott wirklich kennen und ihn sehr lieb haben.
Echter, lebendiger Glaube zeigt sich immer in einem neuen, veränderten Leben. Wir werden durch Glauben allein gerettet, durch Glauben an Jesus Christus. Aber rettender Glaube bleibt niemals allein.
Schlussgebet und Bitte um Wachstum im Glauben
Und Vater, wir wollen dir danken für das Kreuz. Wir wollen dir danken, dass Jesus das Werk vollbracht hat, das keiner von uns tun kann. Wir können uns unsere Annahme bei dir nicht verdienen.
Wir danken dir für das Evangelium, dass wir das auch nicht müssen. Du hast unser größtes Problem gelöst, Herr.
Vater, du siehst unser Leben. Du siehst, wie unperfekt unser Glaube ist und wie wenig sich das oft im Leben zeigt. Wir beten um Frucht. Wir beten, dass uns deine Barmherzigkeit barmherzig macht und dass wir darin wachsen.
In der Gemeinde wollen wir liebevoll miteinander umgehen, nicht schlecht übereinander reden und nicht einmal schlecht übereinander denken. Wir wollen einander helfen und unterstützen, auch dort, wo wir Glaubenskämpfe haben. Wir wollen füreinander da sein.
Wir beten für die, die diesen Glauben noch nicht haben, dass du sie erleuchtest. Dass sie wirklich erkennen dürfen, dass Jesus auch für sie am Kreuz gestorben ist. Und dass du ihnen ebenfalls rettenden Glauben schenkst, der sich dann im ganzen Leben entfalten und ausdrücken darf.
Danke, dass all das von dir kommt, dass du es durch deinen Geist wirkst, dass du uns berufst, annimmst und mehr und mehr veränderst.
Wir beten, Herr, dass wir das als etwas Gutes erkennen und darin wachsen. Mit Freude wollen wir deinen Willen suchen und tun.
In Jesu Namen, Amen.