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Der Messias in der Stiftshütte

28.08.2018

Einführung in das Thema und biblische Chronologie

Guten Morgen, ich möchte alle ganz herzlich begrüßen. Wir haben heute das Thema "Der Messias in der Stiftshütte" vor uns. Dieses Thema führt uns zurück in die Anfangszeit des Volkes Israel – und zwar nach strenger biblischer Chronologie. Dabei werden alle Zahlen der Bibel ernst genommen, ohne dass irgendeine als Abschreibfehler abgetan wird.

So gelangt man zu dem frühen Datum des Auszugs aus Ägypten, dem Exodus, im Jahr 1606 vor Christus. Dies war die Befreiung Israels aus der Sklaverei in Ägypten. Mose musste das Volk durchs Rote Meer führen bis zum Fuß des Horeb-Gebirges in der Sinaiwüste. Dort erhielt Israel das Gesetz, die Tora. Zuerst waren es die zehn Gebote als Zusammenfassung, danach Hunderte von Geboten, die man in den fünf Büchern Mose nachlesen kann.

Diese Gebote hatten verschiedene Funktionen. Man kann sich das so merken: Das Gesetz ist ein Spiegel, ein Siegel und ein Riegel.

Als Spiegel zeigt es, dass die Israeliten, wenn sie versuchten, diese Gebote umzusetzen, sehr bald merkten: Wir sind gar nicht fähig dazu. In uns befindet sich eine Natur, die Widerstand leistet. Wenn Gott sagt: „Du sollst“, dann regt sich in uns das Verlangen, genau das nicht zu tun. Und wenn es heißt: „Du sollst nicht“, dann entsteht in uns der Drang, es doch zu tun. So sehen wir, dass die Tora ein Spiegel ist, der in unser Inneres zündet und das Problem der Sündhaftigkeit, der sündigen Natur des Menschen, ans Licht bringt.

Das war eine sehr schmerzliche Erfahrung für Israel: Wir entsprechen nicht der Heiligkeit Gottes.

Die Tora ist aber auch ein Siegel – ein Siegel der Heiligkeit Gottes. Wenn wir diese Gebote studieren, erfahren wir mehr darüber, wer Gott ist, wie er ist, wie er handelt und wie er denkt. Es ist ein Siegel seiner Heiligkeit.

Außerdem war die Tora in praktischer Hinsicht ein Riegel. Sie ermöglichte es Israel, überhaupt ein geordnetes Leben als Volk und Nation zu führen. Die Gebote waren ein Schutz, eine Barriere gegen Gesetzlosigkeit. Aber sie führten nicht dazu, dass die Menschen den Eindruck bekamen, sie entsprächen Gott. Nein, jeden Tag mussten sie die Erfahrung machen, dass sie eigentlich nicht zu diesem heiligen Gott passen.

Gottes Wunsch nach Gemeinschaft und die Bedeutung der Stiftshütte

Und trotzdem führt uns das jetzt zum Thema Stiftshütte. Gott sagte im 2. Mose, kurz nach den Zehn Geboten, nämlich in Kapitel 25, Vers 8: „Und sie sollen mir ein Heiligtum machen, dass ich in ihrer Mitte wohne.“

Gott möchte inmitten eines Volkes wohnen. Er möchte Gemeinschaft mit Menschen haben. Das ist eine Grundbotschaft der Bibel. Gott möchte eine Beziehung zu uns Menschen haben. Das wird dort so ausgedrückt: Gott will in der Mitte wohnen.

Wir sehen gleich hier die Stiftshütte, die in den weiteren Versen des 2. Mose im Detail beschrieben wird. Der ganze Bauplan ist detailliert überliefert. Die Stiftshütte selbst war das Haus Gottes, der Tempel Gottes. Dort wollte Gott wohnen, inmitten seines Volkes.

Aber wir sehen auch, dass die eigentliche Stiftshütte von einer Art Zaun umgeben war. Dieser Zaun war fünf Ellen hoch, das sind fünf Königsellen, also mehr als zweieinhalb Meter. Selbst ein guter Hochspringer hätte da seine Probleme.

Vorgeschrieben waren weiße Leinen, die von solchen Säulen getragen wurden. Was drückt das aus? Es drückt aus, dass es ein Problem zwischen Gott und Mensch gibt. Und zwar ist es das Problem der Sünde.

Der Mensch mit seiner Sündhaftigkeit ist nicht fähig, Gemeinschaft mit Gott zu haben. Darum ist hier weißes Leinen vorgeschrieben. Es ist das Symbol der Reinheit und Gerechtigkeit Gottes.

Ich lese dazu einen Vers aus Jesaja 59, der diese Problematik eindrücklich umschreibt. Ich lese ab Vers 1: „Siehe, die Hand des Herrn ist nicht zu kurz, um zu retten, und sein Ohr nicht zu schwer, um zu hören, sondern eure Missetaten haben eine Scheidung gemacht zwischen euch und eurem Gott, und eure Sünden haben sein Angesicht vor euch verhüllt, dass ihr nicht hört.“

Es gibt also ein Problem: Der Mensch ist durch die Sünde getrennt. Aber wir werden sehen, dass es eine Lösung für dieses Problem gibt. Das zeigt uns gerade auch die Stiftshütte.

Die Stiftshütte als Abbild des himmlischen Tempels

Ich habe erklärt, dass die Stiftshütte ein Tempel war, allerdings ein besonderer Tempel – ein transportabler Tempel, ein Elementbau, und das vor dreieinhalbtausend Jahren. In unserer Bibel ist dieser Tempel in 2. Mose 25-40 detailliert beschrieben.

Da es ein Zelt war, also ein transportabler Tempel, war es ein ganz schlichter und einfacher Tempel. Später, im Land Israel, in Jerusalem, sollte der Tempel viel, viel größer und umfassender sein.

Hier sehen wir den zweiten Tempel, den Tempel zur Zeit des Herrn Jesus Christus. Nun sehen wir hier das eigentliche Tempelhaus – nicht mehr so ein schlichtes Zelt wie zuvor, sondern ein mächtiges Gebäude. Es war 100 Ellen hoch, das entspricht 52,5 Metern, wenn man in Königsellen rechnet. Das wäre also heute ein Hochhaus von etwa zwanzig Stockwerken. Alles war mit Gold überzogen, und dort, wo kein Gold war, mit Marmor.

Wir sind nun umgeben von einem innersten Vorhof, auf dem dann weitere Vorhöfe folgten. Man sieht hier eine ganze Reihe von Vorhöfen. Der innerste Vorhof entsprach dem Vorhof der Stiftshütte. Darum nannten die Rabbiner später im Tempel diesen Vorhof das Lager der Schechina.

Die Schechina werden wir noch sehen. Das ist die Bezeichnung für die herrliche Wolken- und nachts Feuersäule, die die Gegenwart Gottes über der Stiftshütte anzeigte. Deshalb nannte man diesen Vorhof „das Lager der Schechina“. Es war gewissermaßen die Entsprechung der Stiftshütte, und alles andere war eine Erweiterung.

Man kann sagen, die Stiftshütte ist die schlichteste und einfachste Reduktion des Tempelgottes. Mose bekam auf dem Berg Sinai diese Gebote, diese Hunderte von Geboten. Dann erhielt er auch Anweisungen zum Bau der Stiftshütte. Ihm wurde eine Vorlage gezeigt.

 Hebräer 8 im Neuen Testament macht deutlich, dass er eine Kopie des himmlischen Originals anfertigen musste. Tatsächlich lesen wir in Offenbarung 11,19: „Der Tempel Gottes im Himmel wurde geöffnet, und es wurde die Lade seines Bundes gesehen.“ Die Bibel bezeugt also ganz klar, dass es im Himmel einen originalen Tempel Gottes gibt.

Auf Erden sollte die Stiftshütte ein Abbild sein, wie Hebräer 8 sagt, oder ein Schattenbild davon. Das gilt auch später für den salomonischen Tempel, den sogenannten ersten Tempel aus Stein, dann für den zweiten Tempel und in der Zukunft noch für den dritten Tempel – alles Abbildungen hier auf Erden.

Aber wie gesagt: Ein Schatten, sagt Hebräer 8. Und was ist ein Schatten? Das ist einfach die Reduktion von drei Dimensionen auf zwei Dimensionen, wenn ein Körper einen Schatten wirft. Hier habe ich so ein Schattenbild auf meiner Hand, von dem Mikrofon. Aber ich muss sagen: Was ich da sehe als Schatten, ist natürlich schon sehr, sehr reduziert. Es sind nur zwei Dimensionen, während das Mikrofon dreidimensional ist. Die Details sind im Schatten gar nicht zu erkennen.

So muss man sich das vorstellen, wenn wir einmal in den Himmel kommen – das heißt, alle, die mit Gott Frieden haben, werden diesen himmlischen Tempel sehen. Sie werden sich dann auch erinnern können, dass wir das hier so behandelt haben, die Stiftshütte und einen Vorgeschmack vom Himmel bekommen haben.

Ich kann sagen: Wir werden alle nur staunen. Ja, das war so – so schlecht? Ja, schon. Es war schon dreidimensional, aber die Bibel sagt, das ist ein Schatten des Originals. Also ist das unvergleichlich herrlicher. Aber es gibt uns den Eindruck vom Himmel.

Der Zugang zu Gott durch den Messias als Tür

Nun gehen wir einen Schritt weiter. Es gab eine Möglichkeit, diese Abgrenzung zu überschreiten oder besser gesagt zu durchschreiten. Es gab nämlich ein Tor, genauer gesagt einen Torvorhang, der vorgeschrieben war: zwanzig Ellen breit und fünf Ellen hoch. Er bestand aus vier Farben: Weißes Leinen, blauer Purpur, roter Purpur und Karmesin. Ich werde alle diese Farben noch erklären.

Was bedeutet diese Tür ganz einfach? Jesus erklärt das in Johannes 10, Vers 9, wenn er sagt: „Ich bin die Tür. Wer durch mich eingeht, wird errettet werden.“ Unser Thema heißt ja die Herrlichkeit des Messias in der Stiftshütte. Alles, was wir in der Stiftshütte finden, spricht von der Herrlichkeit des Messias. Der Messias ist der verheißene Erlöser im Alten Testament, der durch hunderte von Prophezeiungen angekündigt wurde. Diese Prophezeiungen haben sich in Jesus von Nazareth erfüllt. Darum können wir sagen: Der Herr Jesus ist der Messias.

Er selbst erklärt, was diese Tür bedeutet: „Ich bin die Tür, wer durch mich eingeht, wird errettet werden.“ Das bedeutet, es gibt einen Weg zurück zu Gott als Sünder, der durch seine eigene Schuld von Gott getrennt ist. Aber es gibt nur einen Weg, nur einen einzigen. Jesus sagt in Johannes 14,6: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater als nur durch mich.“ Hier wird der Zugang zu Gott durch den Messias Jesus vorgestellt.

Warum ist die Tür so breit? Zwanzig Ellen entsprechen zehn Meter fünfzig. Ich bin überzeugt, auch die unter uns, die sehr gastfreundlich sind, haben keine Eingangstür, die zehn Meter fünfzig breit ist. Aber das zeigt, wer Gott ist: Er ist ein Gott, der einlädt. Das erinnert uns an die Worte in Matthäus 11, wo der Herr Jesus sagt: „Kommet her zu mir alle, alle, niemand ist ausgeschlossen, alle werden eingeladen. Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch Ruhe geben.“ So sieht man hier förmlich die ausgebreiteten Hände des Erlösers, der alle einlädt.

Der einzelne Mensch muss aber selbst wollen und hindurchgehen. Automatisch wird kein Mensch gerettet, aber das Heil Gottes wird allen Menschen angeboten. Darum die große Botschaft von Johannes 3, Vers 16: „Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben habe.“ Es würde auch stimmen, wenn wir sagen würden, dass Gott Israel oder die Ausländer geliebt hat. Doch Johannes 3,16 sagt ausdrücklich: „Also hat Gott die Welt geliebt.“ Das Heil Gottes und die Gabe seines einzigen Sohnes gilt der ganzen Welt.

Jeder Sünder ist eingeladen zu kommen, und das ist seine Verantwortung. Er muss kommen. Darum heißt es: „Damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht.“ Es geht um den einzelnen Menschen. Es gibt keine Allversöhnung, und das Heil ist nicht automatisch. Der Mensch muss sich bekehren. Wenn er sich nicht bekehrt, wird er eines Tages hören, wie der Herr Jesus sagen wird, wie damals zu Jerusalem in Matthäus 23: „Jerusalem, Jerusalem, wie oft habe ich euch versammeln wollen, wie eine Henne ihre Küken unter ihre Flügel.“

Wenn die Henne in Gefahr ist, breitet sie ihre Flügel aus. Das erinnert uns an die Haltung des Erlösers am Kreuz. Dann öffnen sich die Flügel, die Küken können darunter schlüpfen und werden zugedeckt. Tatsächlich hat man nach einem Brand an einem Ort eine verbrannte Hühnerhenne gefunden. Jemand hat sie mit dem Fuß auf die Seite gedrückt, und dann kamen die Küken lebendig hervor. Die Mutter war verbrannt, aber die Küken haben überlebt.

Der Herr sagt: „Wie oft habe ich dich versammeln wollen, ihr habt nicht gewollt.“ Das ist der Punkt. Man muss durch diese Tür eingehen, um errettet zu werden.

Die Bedeutung der Tür in der biblischen Geschichte

Das ist ein Thema, das sich durch die ganze Bibel hindurchzieht: das Thema der Türe.

Nur ein paar Beispiele herausgegriffen: Wie war das bei der Sintflut? Der Zorn Gottes stand über der ganzen Welt. Doch es gab eine Möglichkeit, gerettet zu werden – man musste durch die Türe der Arche eingehen. Es gab nur eine Türe, und schließlich schloss Gott diese Türe. Es gab also ein „zu spät“. Aber die, die hineingegangen waren, waren in Sicherheit und wurden gerettet.

Auch diese Türe wies schon auf den Erlöser hin. Schon vor der Zeit der Stiftshütte, nämlich in Ägypten, gab es die Türe an den Häusern der Israeliten. Die Türpfosten und der Sturz, man könnte auch Oberschwelle sagen, mussten mit dem Blut des Lammes bestrichen werden. Wer in diese Türe hineinging und Sicherheit dahinter suchte, wurde gerettet.

Keiner der Erstgeborenen kam ums Leben, als das Gericht über Ägypten kam, wenn man Sicherheit hinter der Türe und dem Blut gesucht hatte.

So zieht sich dieses Thema durch die ganze Bibel hindurch – bis hinein ins Neue Testament: die Tür.

Die Bedeutung der Farben am Eingangsvorhang

Nun, die Farben sind eben auch sehr wichtig. Roter Purpur, hebräisch Argaman, ist ungefähr das. Es gibt verschiedene Varietäten, aber damit man schon mal eine Vorstellung hat, wie das aussieht, und die, die sich für Chemie interessieren, haben auch noch die Strukturformel von Dibromindigo.

Ja, zusammen mit dem blauen Purpur sind das die zwei erstaunlichsten Farben der Welt. Im Internet, zum Beispiel auf YouTube, kann man einen speziellen Vortrag finden, den ich zu diesem Thema gehalten habe: zu den erstaunlichsten Farben der Welt. Dort erkläre ich die ganze Geschichte, wie man blauen und roten Purpur im Judentum in der modernen Zeit wieder neu entdeckt hat.

Man wusste seit etwa tausenddreihundert Jahren nicht mehr, wie man diese Farben herstellt. Unter den orthodoxen Juden in Israel und weltweit sieht man an den Kleidern die Ziziot, diese Quasten, die weiße Fäden sind. Nach der Bibel sollten diese Fäden aber weiß und blauer Purpur sein. Da man seit etwa 700 nach Christus nicht mehr wusste, wie man den blauen Purpur herstellt, haben die Rabbiner gesagt: lieber gar nichts als eine falsche Farbe.

Es muss wirklich genau das sein und nicht irgendein Blau, also nicht Jeansblau, obwohl es chemisch verwandt ist mit Dibromindigo. Nein, gar nichts anderes. Jetzt hat man es wieder entdeckt. Darum sieht man in Israel bei den etwas fortschrittlichen Orthodoxen auch schon die blauen Fäden. Aber nicht alle haben das schon mitbekommen.

Das ist eine ganz dramatische Geschichte, wirklich nur zum Staunen und den Kiefer runterklappen. Aber das ist jetzt nicht das Thema. Ich möchte einfach das Wichtigste erklären. Blauer Purpur heißt auf Hebräisch ganz anders als roter Purpur. Roter Purpur heißt Argaman, blauer Purpur Dechelet.

Diese Farben wurden, wie wir aufgrund des neuesten Wissens in der Archäologie sagen können, ungefähr um 1750 vor Christus im Mittelmeerraum erfunden, besonders bei Kreta. Das ist der Ursprung. Interessant ist, dass 1750 vor Christus, wenn man den Auszug aus Ägypten aufgrund der biblischen Zahlen so früh ansetzt, nämlich auf 1606 vor Christus, es natürlich schwierig wäre, wenn es damals noch keinen blauen und roten Purpur gegeben hätte. Aber das war damals eine Erfindung, die schon ungefähr 150 Jahre bestand.

Man hat herausgefunden, dass die Quelle diese Meeresschnecke ist, lateinisch Hexaplex trunculus. Ich habe in Klammern auch Murex trunculus gesetzt, weil das die ältere Bezeichnung ist. Wenn man in Lexika oder im Internet nachschaut und sieht, dass dort Murex trunculus steht, ist das dasselbe.

Diese Schnecke lebt im Mittelmeer. Man muss sie meistens beim Tauchen holen. Es ist sehr selten, dass sie in großen Mengen angeschwemmt wird. Das kann in Israel so alle siebzig Jahre geschehen, was ein ganz besonderes Ereignis ist. Normalerweise ist sie sehr schwer zu holen.

Man muss die Schnecke dann an der Stelle eindrücken, wo die Eingeweide sind. Dann kommt ein kleiner durchsichtiger Tropfen heraus. Das war ein wichtiger Schritt bei der Wiederentdeckung, die sich so gewaltig abgespielt hat. Lange wusste man nicht, wie man blauen Purpur macht. Roten Purpur kannte man schon.

Schließlich hat man herausgefunden: Wenn man diese durchsichtige Flüssigkeit dem Sonnenlicht aussetzt, entsteht blauer Purpur. Wenn man sie vor Sonnenlicht schützt, entsteht roter Purpur. Es geschieht ein chemischer Prozess, der danach stabilisiert ist. Danach kann man die Farbe an die Sonne bringen, und sie bleibt erhalten.

Aus der gleichen Schnecke kann man also beide Farben gewinnen. Hier sieht man größere Mengen, und die brauchte man natürlich für die Stiftshütte. Denn nicht nur der Eingangsvorhang, sondern auch der Vorhang zum Heiligen und der Scheidevorhang zum Allerheiligsten waren alle aus diesen Farben.

Noch viel mehr wurde mit diesen Farben eingefärbt. Man muss sich vorstellen: Von so einem kleinen Tropfen aus einer Schnecke braucht man Tausende, wirklich Tausende von Schnecken, um genügend Farbe zu gewinnen.

Heute können wir sagen, diese Farbe ist viel wertvoller als Gold. Zum Beispiel verkauft die Cremerpigmente GmbH & Co. in Eichstätt, hier in Deutschland, ein Gramm heute für 2450 Euro. Ich habe ja gesagt, wertvoller als Gold – und das nicht nur ein bisschen. Es sind unbezahlbare Farben.

Jetzt versteht man auch, warum die Farben, als man sie im Raum von Kreta entdeckt hatte, dazu dienten, die Klassen zu markieren. Nur die ganz Reichen, also nicht nur die Reichen, sondern die Superreichen konnten sich solche Kleider leisten. Von weitem konnte man sehen: Das ist ein Superreicher, in blauem oder rotem Purpur gekleidet.

Das diente dazu, die gesellschaftlichen Klassen zu markieren und zu unterstreichen. Interessant ist, dass Gott in der Bibel diese Farben nicht benutzt, um Klassenunterschiede hervorzuheben. Die Bibel beschreibt zwar, dass wir diese Klassenunterschiede stehen lassen sollen. Arme sollen nicht eifersüchtig auf Reiche sein, und Reiche sollen die Armen nicht verachten. Diese Unterschiede sind da.

Aber sie extra noch herauszustreichen, das ist etwas anderes, nicht wahr?

Die Farben als Symbol der Herrlichkeit des Messias

Ja, Gott benutzt diese Farben, um die Herrlichkeit des Messias darzustellen. Zum Beispiel waren die Kleider des Hohen Priesters davon geprägt. Die Kleidung ist im Detail in 2. Mose 28 beschrieben und bestand aus sieben Teilen. Ein Teil war eine Toga, ein Kleid aus blauem Purpur, darunter trug man eine zweite Toga aus weißem Leinen.

Stell dir nur vor, was diese Kleidung gekostet hat. Für den dritten Tempel, der in Israel vorbereitet wird, wurden die Kleider des Hohen Priesters bereitgestellt. Diese kosteten 450.000 Euro, abgesehen von den Edelsteinen. Ich habe die Edelsteine nicht mitgerechnet, denn einer dieser Edelsteine kostete gleich eine Million. Aber lassen wir das. Nur die Kleider kosteten 450.000 Euro. Der Hauptpunkt ist die blaue Toga aus blauem Purpur.

Nun wird Jesus, der Messias, im Hebräerbrief im Neuen Testament zehnmal als Hoherpriester bezeichnet. Der erste Hohepriester war Aaron, und seine Nachfolger, seine Nachkommen, die dieses Amt übernahmen, waren Hinweise auf den Messias, den himmlischen Hohenpriester. Dies wurde gerade durch das blaue Kleid ausgedrückt. Der Sohn Gottes kam vom Himmel, um hier auf Erden das Opfer für unsere Sünden zu bringen. Danach kehrte er zurück in die himmlische Herrlichkeit und betet dort als Hoherpriester für die Seinigen, für die Gläubigen. Darum der blaue Purpur.

Etwas ganz Interessantes: Ich habe gesagt, Gott benutzte diese Farben, um die Herrlichkeit des Messias zu zeigen. Dann gab er die Anweisung, dass alle Israeliten blauen Purpur an ihren Kleidern tragen müssten. Die Quasten des Volkes Gottes werden in 4. Mose 15,38 vorgeschrieben. Dort heißt es: „Rede zu den Kindern Israel und sprich zu ihnen, dass sie sich eine Quaste an den Zipfeln ihrer Oberkleider machen, bei ihren Geschlechtern, und dass sie an die Quaste des Zipfels eine Schnur von blauem Purpur setzen.“

Es braucht nicht viel, nicht ganze Kleider einzufärben. Das, was sich alle leisten konnten, ob arm oder reich, war diese Quaste aus blauem Purpur. Alle mussten sie tragen. Eine Quaste an den Zipfeln ihrer Oberkleider, bei ihren Geschlechtern, und an die Quaste eine Schnur aus blauem Purpur.

Diese Quaste sollte sie daran erinnern, wenn sie sie ansahen, aller Gebote des Herrn zu gedenken und sie zu tun. So heißt es weiter: „...und dass ihr nicht umherspät euren Herzen und euren Augen nach, denen ihr nachhuret, damit ihr aller meiner Gebote gedenkt und sie tut und heilig seid eurem Gott. Ich bin der Herr, euer Gott, der ich euch aus dem Land Ägypten herausgeführt habe, um euer Gott zu sein. Ich bin der Herr, euer Gott.“

Diese Fäden an den Kleidern waren also dazu da, an die Bedeutung der Bibel für das Alltagsleben zu erinnern. Jeder trug sie an seinen Kleidern. Immer wieder, wenn man die Kleider zurechtrückte, dachte man: „Ah, was bedeuten diese Quasten?“ Übrigens bedeutet das deutsche Wort „Quaste“ einfach ein Bündel von Fäden, ein altes Wort. Auf Hebräisch heißt es „Zizit“. Die Zizit erinnern daran, dass wir das Wort Gottes im Alltag ausleben und umsetzen müssen.

Das Weiß an der Quaste erinnert an die Tatsache, dass Gott uns zeigt, was echte Gerechtigkeit ist. Das ist nicht immer eindeutig und sofort klar. Zum Beispiel gibt es „Political Correctness“, eine Gerechtigkeit nach linker Politik. Diese Gerechtigkeit erhebt sich oft gegen die Gerechtigkeit Gottes und rebelliert dagegen. Das ist nicht die Wahrhaftigkeit des Wortes Gottes, sondern etwas anderes.

Oder denken wir an all die Dinge, die heute in die Schulen hineingebracht werden, etwa Behauptungen über die Geschlechter. Das ist eigentlich nichts Wirkliches, sondern nur eine Erfindung der Gesellschaft. Man müsse sich selbst entscheiden, ob man als Junge nicht doch ein Mädchen werden möchte, und so weiter. Das wird als Geschlechtergerechtigkeit dargestellt. In Wirklichkeit ist das schwarz.

Die Bibel zeigt uns hingegen, was echte Gerechtigkeit ist und auch, was wirklich Geschlechtergerechtigkeit bedeutet – um nur ein Beispiel zu nennen. Wie sollen wir im Alltag leben? Das wird uns durch das Weiß an den Quasten gezeigt.

Das Blau erinnert uns daran, dass dies nicht Menschenwerk ist, wie all die Gebote, die uns heute in der Gesellschaft aufgedrängt werden. Nein, das ist Gottes Wort, inspiriert durch den Heiligen Geist, es kommt vom Himmel her. Darum der blaue Purpur.

Die Quasten des Messias und das Leben Jesu

Ein interessantes Thema in diesem Zusammenhang sind die Quasten des Messias. Wenn wir die Evangelien lesen, sehen wir, dass der Herr Jesus ebenfalls Quasten getragen hat.

Manche fragen dann: Ihr seid Christen, ja, ihr glaubt an den Messias, den Christus – was auf Griechisch Messias bedeutet – und ihr seid seine Nachfolger, richtig? Warum haltet ihr dann nicht die Gebote der Tora? Jesus Christus hat Quasten getragen, er hat den Sabbat beobachtet. Was macht ihr dann mit dem Sonntag, dem ersten Tag der Woche?

So verführen sie Christen, ohne zu wissen oder wissen zu wollen, dass Römer 10,4 sagt, dass der Messias das Ende des Gesetzes ist. Aber erst bei seinem Tod. Das Zeitalter des Gesetzes, das damals mit dem Auszug aus Ägypten und dem Bund am Sinai begonnen hatte, sollte bis zum Messias dauern – und zwar bis zu seinem Tod. Christus, das bedeutet der Messias, ist des Gesetzes Ende (Römer 10,4).

Während seines Lebens auf der Erde – und das wird in den Evangelien ausführlich beschrieben – war er unter Gesetz. Galater 4,4 sagt: „Als die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau, geboren unter Gesetz, damit er die, welche unter Gesetz waren, loskaufte, damit wir die Sohnschaft empfingen.“

Durch seinen Tod hat er uns von dem Fluch des Gesetzes losgekauft. Doch in seinem Leben hat der Herr Jesus als einziger Mensch die Tora wirklich und perfekt gelebt. Für alle war er ein Spiegel. Bei ihm zeigte die Tora nicht wie bei den Menschen ihre Sündhaftigkeit, sondern seine Vollkommenheit und Gerechtigkeit. Er war der Einzige, der für uns als Opfer sterben konnte.

In Markus 6,56 lesen wir: „Und wo immer er in Dörfern oder Städten oder aufs Land eintrat, legten sie die Kranken auf den Marktplätzen hin und baten ihn, dass sie nur die Quaste seines Kleides anrühren dürften. Und so viele ihn anrührten, wurden geheilt.“

Die Menschen suchten bei dem Vollkommenen Zuflucht. Der einzige, der Heilung und Rettung bringen konnte, war dieser Vollkommene – und das wurde gerade durch seine Quasten ausgedrückt. Er hat das so gelebt.

Einmal wollte ich das in Thailand erklären und versuchte, es mit einer Analogie zu veranschaulichen: Stellt euch vor, Tante Zia kommt um fünf Uhr am Bahnhof an. Ihr dürft das Jahr nicht vergessen, um sie abzuholen. Also macht ihr einen Knoten in euer Taschentuch. Wenn ihr zwischendurch in die Tasche greift, erinnert euch der Knoten daran: „Oh, ich muss Tante Zia am Bahnhof abholen.“

Diese Erklärung ging ein bisschen daneben, weil die Thailänder keine Taschentücher benutzen – Papier-Taschentücher schon, aber keine, in die man Knoten macht. Trotzdem verstanden sie schließlich, worum es ging: Ein Zeichen im Alltag, das uns immer wieder an das Wort Gottes erinnert.

Beim Herrn Jesus war dieses Zeichen da. Er hat sich sowieso immer daran erinnert, weil er der Vollkommene war.

Die Bedeutung von Karmesin und die Wehrlosigkeit des Messias

Jetzt müssen wir noch erklären, was Karmesin oder Scharlach ist, je nachdem, wie man es auf Deutsch ausdrückt. Karmesin oder Scharlach wird aus den Würmern der Kermessschildlaus hergestellt. Das sind diese kleinen Würmer. Man muss sie im Mörser sehr fein zermahlen, und dabei entsteht diese leuchtend rote Farbe.

Diese Farbe erinnert mit ihrem hellen Strahlen an das arterielle Blut des Menschen. Genau daran soll sie erinnern: Der Messias, Jesus, musste in diese Welt kommen, um sein Blut zu geben. Das war die einzige Möglichkeit, uns zu retten, damit wir durch diese Tür wieder hineingehen und Gemeinschaft mit Gott haben können.

Aber was bedeuten diese Würmer? Wurm heißt auf Hebräisch Tula'a. In 2. Mose 25 kommt das Wort Karmesin immer wieder vor, mal als Karmesin, mal als Scharlach, je nach Bibelübersetzung. Im Hebräischen steht „Tola ad Shani“, das sind zwei Wörter: Wurm und Karmesin. Wir übersetzen es einfach mit Karmesin, aber wörtlich bedeutet es Wurm, Karmesin, Wurm, Karmesin. Das Wort Tola'a ist immer dabei.

In Psalm 22, einem messianischen Psalm, der die Leiden des Herrn Jesus am Kreuz bis ins Detail beschreibt – und das schon tausend Jahre zuvor durch König David – beginnt es mit den Worten: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Dort sagt der Herr Jesus: „Ich aber bin ein Wurm, Tula'a, und kein Mann, der Menschen Hohn und der vom Volke Verachtete.“

Man vergleicht sich also mit diesem Tier. Man muss sich mal überlegen: Diese Tiere haben keine Möglichkeit, sich mit schnellen Beinen zu retten, wenn man sie fangen will, um Farbe herzustellen. Sie haben keine Zähne, um uns zu beißen oder sich zu schützen. Sie haben keinen dicken Pelz oder Stacheln, um sich vor Angriffen zu schützen.

Das ist wirklich keine Heldentat, so einen Wurm der Kermessschildlaus zu erwischen. Man muss ihn gar nicht groß fangen, man kann ihn einfach nehmen. Das ist das Bild purer Wehrlosigkeit. Und der Herr Jesus hat sich genauso in die Hände brutaler Menschen gegeben, um schließlich unser Retter zu werden.

Die Bedeutung von weissem Leinen und die Symbolik der Farben

Jetzt bleibt noch das weiße Leinen, das manchmal auch Büssus genannt wird. Es ist dasselbe hebräische Schäsch und wird aus Flachs hergestellt. Das bedeutet, es ist nicht tierischen, sondern pflanzlichen Ursprungs. Man sieht hier die Fäden, die man aus Flachs gewinnen kann, und daraus lässt sich Stoff, also Leinen, herstellen.

Diese vier Farben in der Stiftshütte weisen alle auf den Messias hin. Dazu gehört Karmesin, Scharlach, hebräisch Tola'at Schani, das auf den Messias Israels hinweist. Diese Farbe wurde besonders gern von Reichen, Fürsten, Adligen und Königen an ihren Kleidern getragen.

Nicht nur der rote Purpur weist auf die königliche Herrlichkeit des Herrn Jesus hin, sondern auch Karmesin steht für den Messias Israels. Das sehen wir besonders im Matthäusevangelium. Dort, in Matthäus 27,28, als die römischen Soldaten Jesus verspotteten, zogen sie ihm einen Soldatenmantel an, der karmesinfarben, also scharlachfarben war. Sie verspotteten ihn mit einer Dornenkrone als König. "Ja, das soll der König Israels sein", sagten sie. So verspotteten sie ihn. Doch gerade das Matthäusevangelium betont, dass Jesus Christus der König Israels ist.

Es beginnt mit dem königlichen Geschlechtsregister, dann kommen die Weisen aus dem Morgenland und fragen: „Wo ist der König der Juden, der geboren worden ist?“ Kapitel für Kapitel zeigt das Evangelium, dass es um den König Israels geht, der durch die Farbe Karmesin dargestellt wird. Dieser König geht am Ende ans Kreuz, um sein Blut zu geben.

Der rote Purpur (Argaman) hingegen weist auf das Markusevangelium hin. Dort wird besonders betont, dass Jesus der Knecht Gottes ist. Dieses Evangelium beginnt ohne Geburtsgeschichte oder Geschlechtsregister. Im ersten Kapitel beginnt es gleich mit dem Dienst. Der Herr dient. Es ist das Buch der Bibel, das am häufigsten das Wort „und“ enthält. Ich habe das ausgezählt und mit allen Bibelbüchern verglichen. Statistisch gesehen ist es am dichtesten mit diesem Wort gespickt. Das zeigt den unermüdlichen Diener des Herrn.

Das ist nun interessant: Nur im Markusevangelium steht, dass der Herr, nachdem er gekreuzigt und getötet worden war, am dritten Tag auferstand. Das steht zwar in allen Evangelien, aber Markus fügt hinzu, dass Jesus in den Himmel ging und sich zur Rechten Gottes auf den Thron setzte. Das steht im Lukasevangelium nicht, ebenso wenig in Johannes oder Matthäus.

Dieses Prinzip spiegelt das, was Jesus gelehrt hat: Wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt werden, und wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden. Der Knecht erhält den höchsten Platz und endet auf dem Thron. Darauf weist der rote Purpur hin.

Interessant ist auch Markus 15,27, wo dieselbe Geschichte erzählt wird, wie die Soldaten Jesus verspotteten und ihm einen roten Soldatenmantel anlegten. Dort heißt es, es sei roter Purpur gewesen. Kritiker sagen oft, das sei ein Widerspruch. Doch Jesus stand um sechs Uhr morgens vor Pilatus im Frühjahr, gerade zu dem Moment, wenn die Sonne über dem Ölberg aufgeht. Das Licht ist noch schwach.

Man kann das mit einem Lichtfilter demonstrieren: Legt man blauen und roten Purpur nebeneinander und setzt einen Lichtfilter darüber, sind die Farben kaum noch zu unterscheiden. Gerade am Morgen, wenn das Licht spärlich ist, kann man den roten Soldatenmantel sowohl als roten Purpur als auch als Karmesin beschreiben – je nach Thema.

Im Markusevangelium geht es um den Knecht des Herrn auf dem Thron, darauf weist der rote Purpur hin.

Das weiße Leinen beschreibt den vollkommenen, sündlosen Menschen. Genau das ist das Thema des Lukasevangeliums. Dort wird die Menschheit Jesu besonders betont. Alle Evangelien sagen das, aber Lukas legt den stärksten Fokus darauf. Deshalb wurde es auch von einem Arzt geschrieben.

Ein Arzt ist eine Art Spezialist für Menschen. Er kümmert sich nicht um kranke Kühe im Stall, sondern um Menschen. Lukas beschreibt den vollkommenen Menschen, und das finden wir nur im Lukasevangelium.

In Lukas 23,11 geht es darum, dass Pilatus während des Prozesses feststellt, dieser Mann sei aus Nazaret, in Galiläa. Für Galiläa wäre eigentlich Herodes Antipas zuständig, ein Sohn des früheren Kindermörders von Bethlehem. Herodes war der Vierfürst über Galiläa und gerade zu Besuch in Jerusalem wegen des Passahfestes. Pilatus hoffte, sich so aus dem Prozess herauszuwinden.

Jesus wurde zum Makkabäerpalast gebracht, vom Prätorium Pilatus’ – das ist heute in der Nähe des Jaffa-Tors in der Altstadt Jerusalems. Dann ging es zum Makkabäerpalast, genau dort, wo heute der große Innenplatz im jüdischen Viertel ist. Unter einer Bank in der Ecke wurden Pflastersteine dieses Palastes von Herodes gefunden.

Dort verspottete Herodes Jesus und ließ ihm ein weißes, glänzendes Kleid anziehen. Was war das? Eine Toga Candida, ein weiß leuchtendes Kleid, das die Kleidung von Kandidaten für ein hohes Staatsamt war. Unser Wort „Kandidat“ stammt von „Candida“, lateinisch für weiß.

Das erinnert ein wenig an Mr. Trump und Mrs. Clinton, die Präsidentenaspiranten in Amerika waren, aber noch nicht Präsidenten. Römer hätten zu dieser Zeit eine weiße Toga getragen. Schließlich wurde Trump Präsident.

Hier aber zog Herodes Jesus aus Spott diese weiße Kleidung an, um zu sagen: „Seht her, das ist ein Aspirant und König, der über Israel herrschen will.“ Doch das hatte keine Bedeutung. Jesus wurde wieder zu Pilatus zurückgebracht, der das Urteil zur Todesstrafe fällte.

Gerade das Lukasevangelium zeigt uns den vollkommenen Menschen. Darum steht Weiß in Verbindung mit dem Lukasevangelium.

Bleibt noch der blaue Purpur. Er beschreibt den Sohn Gottes, der vom Himmel gekommen ist und wieder dorthin zurückgekehrt ist. Das Johannesevangelium ist voll von Aussagen darüber, dass Jesus vom Himmel gekommen ist und dass der Vater ihn gesandt hat. Über vierzig Mal wird das betont.

In Johannes 16,27 sagt Jesus: „Ich bin vom Vater ausgegangen und in die Welt gekommen; wiederum gehe ich aus dieser Welt zum Vater.“ So charakterisiert der blaue Purpur das Johannesevangelium.

So haben wir auf diesem Eingangsvorhang die Herrlichkeit des Messias, wie sie uns aus vier Blickwinkeln der vier Evangelisten dargestellt wird.

Die Säulen als Symbol für Menschen und Evangelisten

Und dieser Vorhang wurde von vier Säulen getragen. Sieht man das hier? Man meinte, es seien fünf. Ja, also der Vorhang hatte eine Länge von zwanzig Ellen. Er wurde nach Vorschrift von vier Säulen getragen und endete dann genau bei der fünften. Aber dort war keine tragende Säule mehr – nur vier Säulen.

Wir werden gleich sehen, dass die Säulen Menschen in der Stiftshütte darstellen. Auch der gesamte Büssersumhang, die Begrenzung des Vorhofes, wurde von Säulen getragen. Wie kommt man zu dieser Deutung, dass Säulen Menschen bedeuten?

Im Galaterbrief 2 heißt es zum Beispiel, wie Petrus die rechte Hand gegeben wurde – Petrus, Kephas, Johannes und Jakobus – und dann wird gesagt, dass diese als Säulen angesehen wurden. Dort werden Menschen als tragende Säulen der Gemeinde betrachtet.

Wenn man sich das so anschaut und mit einer Säule vergleicht, gibt es viele Parallelen. Eine Säule ist ziemlich gerade und hat oben eine Art Kapitel. Das ist ganz offensichtlich. Auch im Psalm 144 werden die Töchter Israels mit Säulen verglichen.

Jede Säule hier stellt einen gläubigen Menschen dar. Und alle diese Säulen zusammen tragen diesen Byssus, diesen Leinenumhang, als Zeugnis: Gott ist heilig, es gibt eine Trennung zwischen Gott und Mensch, das ist unsere Schuld.

Aber sagen diese Säulen gewissermaßen: Es gibt einen Zugang zu Gott, eine Tür – das ist der Messias, Jesus. Dieser Vorhang wird von vier Säulen getragen, und das sind die vier Evangelisten.

Später werden wir noch sehen, dass der Eingang ins Heilige von fünf Säulen getragen wurde. Das sind die fünf Briefschreiber des Neuen Testaments. Im Neuen Testament haben wir 21 Briefe der neutestamentlichen Apostel und Propheten, die uns den erhöhten Christus zeigen.

Der Herr Jesus hat sich erniedrigt und kam in diese Welt. Davon spricht dieser Vorhang hier, der Eingangsvorhang, der fünf Ellen hoch ist. Aber der Vorhang hinter dem Altar ist doppelt so hoch, nämlich zehn Ellen.

Das wird uns zum Beispiel schön gezeigt in Philipper 2. Dort heißt es, dass der Herr Jesus, obwohl er von Ewigkeit her Gott ist, sich erniedrigt hat, Knecht wurde, ein wirklicher Mensch wurde und sich bis zum Tod erniedrigte – bis zum Tod am Kreuz.

Darum hat Gott ihn auch hoch erhoben und ihm einen Namen gegeben, der über jedem Namen ist. Das wird uns durch den Vorhang hinter dem Altar dargestellt.

Wir werden sehen: Der Altar spricht vom Tod des Messias als Opfer. Zuerst kam er erniedrigt und starb am Kreuz für unsere Sünden. Dann hat Gott ihn erhöht. So ist er der Eingang in die Gegenwart Gottes, ins Heilige – aber hier als der erhöhte.

Die 21 Briefe wurden von fünf Männern geschrieben: Johannes, Petrus, Paulus, Judas und Jakobus, dem Bruder des Herrn. Diese fünf Schreiber sind die fünf Säulen dort hinten.

Also hat alles eine Bedeutung und ist nicht einfach so gekünstelt, sondern wirklich naheliegend und offensichtlich.

Die Säulen des Vorhofes und ihre Bedeutung

Wir fahren weiter mit den Säulen des Vorhofes. Diese waren aus Akazienholz gefertigt, der Sockel bestand aus Bronze. Zudem gab es Haken und Kapitelle aus Silber, wie man oben sehen kann. Die Säulen waren untereinander mit silbernen Bindestäben verbunden. Die Hauptsache dieser Säulen war also Akazienholz.

Man sollte dabei nicht an die Akazienarten denken, die wir hier in Europa kennen, sondern an die Akazien, wie man sie in der Negev-Wüste und der Sinai-Wüste findet. Ein charakteristisches Merkmal ist der alleinstehende Baum, der gut mit dem kargen Klima zurechtkommt. Das Holz sieht so aus, und es lohnt sich, wenn man in der Wüste ist, es zu berühren und auf seine Härte zu prüfen. Man merkt dann, dass das Holz unglaublich hart ist.

So hart, dass die älteste Bibelübersetzung, die Septuaginta auf Griechisch aus dem dritten Jahrhundert vor Christus, das Schittim-Holz, also das Akazienholz, mit „unverderbliches Holz“ übersetzt hat, weil keine Insekten es anfressen. Dieses Holz ist somit ein wunderbares Bild des ewigen Lebens.

Jede Säule aus Akazienholz steht für einen Menschen, der an den Messias Jesus glaubt. Johannes 3,16 sagt, dass jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe. Das bedeutet, dass jeder, der an Jesus glaubt, ewiges Leben als gegenwärtigen Besitz hat. Es ist also nicht so, dass man das ewige Leben erst in der Zukunft erhalten würde, sondern man hat es schon jetzt.

Das ewige Leben, das Jesus Christus selbst ist, beschreibt er mit den Worten: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.“ Sein Leben ist unser Leben, ewiges und unvergängliches Leben.

Dazu kommen die Kapitelle aus Silber, die von der Erlösung sprechen. Wie kommt man auf diese Idee? Auf Hebräisch heißt Silber „Kesef“, aber es ist dasselbe Wort wie für Geld. Es ist ähnlich wie im Französischen, wo „Argent“ sowohl Silber als auch Geld bedeutet. Silber drückt also gewissermaßen den Zahlungsverkehr schlechthin aus.

So spricht das Silber vom Preis der Erlösung. In 1. Korinther 6 heißt es: „Ihr seid um einen Preis erkauft worden.“ Dieses Kapitel spricht also vom Helm des Heils – hier geht es um den Preis der Erlösung.

Der Sockel war aus Bronze, das erkläre ich am besten gleich zusammen mit dem Altar. In der Stiftshütte gab es drei Metalle: Silber, Gold und Bronze beziehungsweise Kupfer. Bronze ist eine Kupferlegierung. Kupfer ist sehr wichtig, denn der Altar war aus Kupfer in der Legierung Bronze, ebenso die Füße der Säulen.

Warum Bronze? Dieses Metall hat den höchsten Schmelzpunkt von den drei Metallen in der Stiftshütte. Es ist also das Metall, das die Hitze des Feuers am besten aushält. Der Altar ist der Ort, an dem die Opfer verbrannt wurden. Das Feuer ist ein Bild für den Zorn Gottes über die Sünde und musste von einem Metall getragen werden, das dieser Hitze widersteht. Ideal dafür war Kupfer.

Man könnte sagen, das war eine gefährliche Sache. Wenn die Priester nur mit der Hand an den Altar kamen, hätten sie sofort schrecklichste Verbrennungen erleiden müssen. Doch Zweiter Mose schreibt vor, dass der Altar aus Akazienholz war, überzogen mit Kupfer, also Bronze.

Man hat das nachgebaut und festgestellt: grandios! Die Hitze wird durch das Holz im Innern abgezogen. Das Holz verkohlt mit der Zeit innerhalb des Metalls, aber es zieht die Hitze ab, sodass der Altar angenehm handwarm wird und keine Verbrennungen verursacht. In solchen Details der Baubeschreibung zeigt sich die Weisheit Gottes.

So spricht das Kupfer vom Leiden des Messias, der den Zorn Gottes über die Sünde am Kreuz erduldet hat. Die Opfer wurden verbrannt, doch der Altar selbst, der ebenfalls ein Hinweis auf den Messias war, blieb nach dem Opfer bestehen.

Jesus hat den Zorn Gottes, den wir verdient hätten, im Feuersee in Ewigkeit, ausgehalten. Am dritten Tag konnte er auferstehen, und das Werk war vollkommen abgeschlossen.

Das Feuer des Zornes Gottes möchte ich noch mit Psalm 88 unterstreichen. Dieser Psalm ist messianisch, das heißt, er beschreibt besonders die Leiden des Messias. Dort heißt es: „Deine Zorngluten sind über mich hingegangen, deine Schrecknisse haben mich vernichtet.“ Im letzten Vers steht: „Freund und Genossen hast du von mir entfernt, meine Bekannten sind Finsternis.“

Die Jünger, alle Bekannten, standen weit abseits vom Kreuz. Doch in den Stunden der Finsternis, als Gott ihn verlassen musste, weil er der Sündenträger war, hat Jesus diesen Zorn erduldet. Davon spricht der Altar in Verbindung mit dem Feuer.

Der Altar hatte vier Hörner an den Ecken und zwei Stangen, um ihn durch die Wüste von einem Ort zum anderen zu transportieren. Die Maße sind genau angegeben: fünf mal fünf Ellen, quadratisch, und drei Ellen hoch.

Hörner sind in der Bibel ein Bild der Kraft und Macht, was man spätestens weiß, wenn man einmal ein Problem mit einem Stier hatte. Hier sind es vier Hörner, entsprechend den vier Himmelsrichtungen der Welt. Das bedeutet, dass das Heil durch den Messias Jesus so mächtig ist, dass es allen Nationen und Völkern Heil bringen kann.

Das Heil ist also mächtig, jeden Menschen zu retten, der kommt. Dass der Altar quadratisch ist, hat ebenfalls eine große Bedeutung.

Im Evangelium gibt es ein Grundproblem, einen Grundwiderspruch: Gott ist heilig und kann Sünde nicht ertragen. Er muss Sünde richten und kann nicht einfach darüber hinwegsehen wie Allah. Nach der Lehre des Korans kann Allah einfach die Augen zumachen, aber Gott kann über Sünde nicht hinweggehen. Jede Sünde muss gerecht bestraft werden.

Doch Gott ist Liebe und möchte keinen von uns Menschen verlorengehen lassen. Wie bringt man diesen Konflikt zwischen der Heiligkeit Gottes und seiner Liebe zusammen? Durch Golgatha.

Die Heiligkeit Gottes entspricht genau der Liebe Gottes – quadratisch. Es gibt keine Allversöhnung, aber Gottes Liebe ist da, um jeden Menschen zu retten. Gleichzeitig ist Gottes Gerechtigkeit da, und er muss jeden Menschen richten, der sein Heil in Christus nicht annimmt. Quadratisch.

Wenn man das verstanden hat, ist alles klar.

Der Hügel, auf dem der Altar stand, wird in der Bibel nicht beschrieben, ist aber ein dringendes Muss. Denn innerhalb des Altars war auf halber Höhe ein Gitter aus Bronze vorgeschrieben. Das Holz war also aufgeschichtet inmitten des Altars.

Damit das Holz brennen kann, braucht es Sauerstoffzufuhr von unten. Darum musste der Altar auf einem Hügel stehen, damit der Sauerstoff von unten herkommen konnte.

Dieser Hügel erinnert uns natürlich an den Hügel Golgatha, wo der Herr Jesus draußen vor den Toren Jerusalems die Rettung vollbracht hat.

Interessant ist, dass der Ort, an dem der Sauerstoff das Feuer direkt nährt, der heißeste Punkt ist. Dieser Punkt war den Augen der Menschen verborgen, denn er lag inmitten des Altars.

So gibt es im Leiden des Herrn Jesus am Kreuz ein Feuer und ein Leiden, das uns Menschen nicht vollständig zugänglich ist. Nur der Vater weiß, was es für seinen Sohn bedeutete, als er so gelitten hat als Sündenträger und schrie: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“

Das ist der einzige Satz in der Bibel, der in allen drei Bibelsprachen vorkommt: Hebräisch im Psalm 22 im Alten Testament, Griechisch in den Evangelien und als Übersetzung von Aramäisch „Lama Schabachtani“. Auf Hebräisch heißt es „Lama Asaftani“ im Psalm 22, aber es bedeutet genau dasselbe.

Ja, so wichtig ist das.

Die Opfer als Grundprinzip der Erlösung

Die Opfer dienten von Anfang an dazu, Israel das Grundprinzip der Erlösung durch Stellvertretung zu lehren. Wir haben gesehen, dass man zu Gott gelangen konnte, indem man den Eingang nutzte, aber man musste mit einem Opfer für seine Sünden kommen. Es gibt einen Weg zurück zu Gott, doch dieser basiert ausschließlich auf dem Opfer.

Hier sehen wir eine Opferszene: Ein Priester – auch die Priester mussten für sich selbst Opfer bringen – legt einem Schaf die Hände auf. Man musste sich also mit dem Opfer identifizieren. Die Händeauflegung war nicht einfach nur ein kurzes Auflegen der Hände, sondern im Hebräischen bedeutet „Samach“ so viel wie „aufstützen“. Das Gewicht der Person, also der eigenen Person, wurde auf das Opfer übertragen.

Der Sünder ist hier gemeint, doch das Lamm ist ein unschuldiges Tier, denn Tiere können nicht sündigen. Der Schuldige muss sich mit dem Opfer identifizieren, und dann wird es geschlachtet, wie wir hier sehen. Das unschuldige Opfer wird durch diese Identifikation zum Sündenträger und muss sterben. So lernte der Israelit das Grundprinzip: Der Lohn der Sünde ist der Tod.

Man lernte diese Grundprinzipien, aber man musste sich mit dem Opfer, das stellvertretend stirbt, identifizieren. Zudem musste der Sünder konkret bekennen, was er getan hatte. Es reichte nicht aus, einfach pauschal zu sagen: „Mir tut es irgendwie leid.“ Nein, Gott wollte genau wissen, worin der Mensch gesündigt und sich verschuldet hatte. Dieses Sündenbekenntnis ist ein Prinzip, das sich durch das Alte und Neue Testament zieht.

So heißt es zum Beispiel in 1. Johannes 1,9: „Wenn wir unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit.“ Israel lernte also Erlösung durch Stellvertretung: Ein anderer muss für uns sterben, damit wir gerettet werden können.

Schon im Alten Testament konnte man die Bedeutung der Tieropfer verstehen. Jesaja 53 beschreibt den Messias, und die alten Rabbiner, wie man es auch im Talmud sehen kann, bezogen Jesaja 53 auf den Messias. Dort wird er als ein Opferlamm beschrieben, dessen Leben für unsere Sünden gegeben wird.

In jeder Rabbinerbibel, den sogenannten Mikra'ot Gedolot, die aus mehreren Bänden bestehen, findet man den hebräischen Text in großen Buchstaben, daneben in etwas kleineren Buchstaben die aramäischen Übersetzungen, die Targumim, und darunter noch kleinere Kommentare. Je weniger wichtig, desto kleiner die Buchstaben. Raschi ist ein wichtiger Kommentator, dessen Kommentare in größeren Buchstaben erscheinen.

In jeder Rabbinerbibel schlägt man Jesaja 53 auf, und dort heißt es bereits in Kapitel 52, Vers 13: „Siehe, mein Knecht wird einsichtig handeln.“ Im aramäischen Targum, der in jeder Rabbinerbibel enthalten ist, steht: „Siehe, mein Knecht, der Messias.“ Das Wort „Meschicha“ ist eingefügt und erklärt, dass es sich um den Messias handelt.

Schon im Alten Testament konnte man also verstehen, was die Symbolik dieser Opfer war. Die Opfer selbst können die Sünde nicht wegnehmen, doch sie weisen darauf hin, dass der Messias wie ein Opferlamm für uns sterben wird. Erlösung geschieht durch Stellvertretung.

Man lernte auch, dass man sich mit dem Opfer identifizieren muss. Ich habe das schon oft erzählt, aber das Beispiel ist sehr gut, um diesen Punkt klarzumachen: Ich war am Bahnhof in Zürich und sprach einige Leute an. Ich fragte jemanden: „Glauben Sie, dass Jesus Christus für Sie gestorben ist?“ Er antwortete: „Ja, er ist für alle gestorben.“ Ich fragte weiter: „Glauben Sie, dass er für Sie persönlich gestorben ist?“ Er sagte wieder: „Er ist für alle gestorben.“

Was fällt auf? Er hat keine Handauflegung gemacht. Wenn jemand nicht sagen kann: „Ich weiß, dass Jesus Christus konkret für meine Schuld, für meine konkrete Schuld am Kreuz gestorben ist“, dann kann er nicht gerettet sein. Ohne Handauflegung geht das nicht – und ohne Sündenbekenntnis auch nicht.

Durch den Tod und das Blut des Opfers werden Reinigung und Vergebung ermöglicht. Es gibt vier verschiedene blutige Opfer: das Brandopfer, das Friedensopfer, das Sündopfer und das Schuldopfer. Diese werden wir heute Nachmittag genauer betrachten und auch sehen, wie sie mit den vier Evangelien zusammenhängen.

Das Brandopfer findet seine Entsprechung im Johannesevangelium, das Friedensopfer wird im Lukasevangelium beschrieben, das Sündopfer im Markusevangelium und das Schuldopfer im Matthäusevangelium. Man erkennt, wie Altes und Neues Testament auf ganz beeindruckende Weise miteinander verflochten sind.

Reinigung und Dienst im Heiligtum

Wir gehen jetzt vom Altar weiter zu dem Waschbecken vor der eigentlichen Stiftshütte. Dort mussten die Priester, wenn sie täglich Dienst im Heiligen hatten – das ist der erste Teil der Stiftshütte – zuerst Hände und Füße waschen.

Nun, was bedeutet dieses Wasser? Ganz einfach: Epheser 5,27 spricht von Wasser, mit dem Christus, der Messias, die Gemeinde gewaschen hat – mit der Waschung durch das Wort. Dabei wird klar, dass die Bibel durch dieses reinigende Wasser illustriert wird.

Wie kann man sich das konkret vorstellen? Es gibt ja Leute, die die Bibel lesen, um in ihr Fehler zu finden. Wenn sie dann weiterlesen, merken sie, dass die Bibel bei ihnen Fehler findet. Und nicht einfach Fehler, sondern Schuld. Warum tut die Bibel das? Weil sie ein Spiegel ist.

Übrigens wird ausdrücklich gesagt, dass das Waschbecken aus den Kupferspiegeln der Frauen hergestellt wurde. Viele Israelitinnen haben also auf einen wichtigen Aspekt der täglichen Körperpflege verzichtet, indem sie ihre Bronzespiegel dem Heiligtum gaben. Bronze kann so schön bearbeitet und poliert werden, dass es wirklich wie ein Spiegel wirkt. Aus diesen Spiegeln wurde das Waschbecken gefertigt.

Die Bibel ist also ein Spiegel. Dieser Spiegel zeigt unsere Schuld auf, aber nicht einfach, um uns dann stehen zu lassen, sondern um uns zu zeigen, dass Vergebung möglich ist, wenn wir unsere Schuld Gott bekennen.

Dazu verspricht 1. Johannes 1,9: Wenn wir unsere Sünden bekennen im Gebet, im persönlichen Gebet zu Gott, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von jeder Ungerechtigkeit. Das Wort „reinigen“ meint eben Reinigung wie mit Wasser.

So ist die Bibel das Reinigungsmittel im täglichen Glaubensleben. Wenn man das Opfer des Messias, wie es beim Altar vorgestellt wurde, angenommen hat und Gott als Priester, als Anbeter dient, braucht es tagtäglich wieder Reinigung von Händen – das heißt, das, was wir tun – und Füßen – das heißt, da, wo wir hingehen. Nur so können wir Gemeinschaft mit Gott haben und in das Tempelhaus hineingehen.

Das ist das normale ABC des Christen: Dinge ständig und regelmäßig in Ordnung bringen, nichts stehen lassen, kein Konto anhäufen, sondern Dinge vorzeitig ordnen. Das ist übrigens auch ein Schutz, damit man nicht in ganz schwere Sünde fällt.

Ein Mensch fällt normalerweise nicht von einem Tag auf den anderen in schwere Sünde. Das ist ein Weg. Wenn jemand zum Beispiel seine Ehe durch Ehebruch zerstört, geschieht das normalerweise nicht von heute auf morgen. Es ist eine Entwicklung, die vorher in Gedanken und Überlegungen beginnt.

Wenn man die Dinge sofort richtet, bewahrt uns das vor einem schlimmen Weg.

Aufbau und Symbolik des Tempelhauses

Nun gehen wir ins Tempelhaus hinein und sehen, dass es durch die oberste Decke charakterisiert ist. Diese wird in alten Übersetzungen als Dachsfelddecke bezeichnet. Beim Übersetzen gab es Schwierigkeiten mit dem Wort „Dahasch“ (im Alten Hebräisch ausgesprochen „Dahasch“), das bei diesen Decken vorkommt, sonst aber kaum im Alten Testament erwähnt wird. Zum Beispiel findet es sich noch in Hesekiel im Zusammenhang mit Schuhen, die aus „Dachas“ hergestellt wurden.

Was bedeutet das? Früher dachte man, „Dachas“ könnte mit dem europäischen Wort „Dachs“ verwandt sein. Doch das ist nicht möglich, da Hebräisch eine semitische Sprache ist und somit nicht mit europäischen Sprachen verwandt ist. Viele hebräische Wörter, deren Bedeutung früher unklar war, konnten durch verwandte Sprachen wie Arabisch aufgeklärt werden. Arabisch und Hebräisch sind eng miteinander verwandt. Außerdem helfen Sprachen wie Akkadisch, Aramäisch und Äthiopisch, solche Wörter besser zu verstehen.

Im Arabischen heißt das entsprechende Wort „duhas“ und bedeutet Seekuh. Man bemerkt, dass es im Arabischen mit einem „s“ endet, während es im Hebräischen „Dahasch“ mit „sch“ heißt. Das ist häufig so: Ein „sch“-Laut im Hebräischen entspricht oft einem „ss“-Laut im Arabischen. Zum Beispiel heißt „Schalom“ (Frieden) im Arabischen „Salam“. Also bedeutet „Dahasch“ tatsächlich Seekuh.

Diese Seekuh lebt im Roten Meer, besonders rund um die Sinaihalbinsel. Beduinen haben bis in die moderne Zeit „Duhas“ verwendet, um Schuhe herzustellen, wie es in Hesekiel 16 erwähnt wird. Das Leder ist sehr strapazierfähig. So war diese Decke als oberste Schicht zwar nicht besonders schön, aber ein wunderbarer Schutz für das wertvolle Haus aus Gold. Die Decke selbst bestand nicht aus Gold, sondern schützte das Haus, das aus reinem Gold gefertigt war.

Das „Dachas“ spricht auch vom Messias. Es ist ein Säugetier, das im Wasser lebt. Säugetiere gehören eigentlich nicht ins Wasser, denn sie müssen mit der Lunge atmen. Sie können zwar lange unter Wasser bleiben, müssen aber immer wieder auftauchen, um Luft zu holen. So war es auch mit dem Herrn Jesus: Er kam in diese Welt, war aber ein Fremdling. Er war hier nicht zu Hause. Er sagte selbst, dass die Vögel Höhlen haben und die Vögel des Himmels Nester, aber der Sohn des Menschen habe keinen Ort, wo er seine Haut hinlegen könne.

In Johannes 2 lesen wir, dass er sich den Menschen nicht anvertraute, weil er wusste, was in ihnen war. Er kannte ihre Verdorbenheit und Sündhaftigkeit. Er war allein, ähnlich wie das Säugetier im Wasser, das eigentlich nicht ins Wasser gehört, sondern immer wieder Luft holen muss.

Diese unscheinbare Decke erinnert auch an die Worte aus Jesaja 53. Dort hören wir ein Bekenntnis über den leidenden Messias. Das jüdische Volk sagt: „Als wir ihn sahen, da hatte er kein Ansehen, dass wir ihn begehrt hätten. Er war verachtet und verlassen von den Menschen, ein Mann der Schmerzen und mit Leiden vertraut, und wie einer, vor dem man das Angesicht verbirgt.“

Man hätte sich einen prunkvollen Herrscher gewünscht, der das Joch der Römer abwerfen würde. Er wird als Herrscher kommen, aber erst bei seinem zweiten Kommen. Sein erstes Kommen war in Niedrigkeit, um das Grundproblem der Sünde zu lösen. Deshalb kam er ohne Prunk. „Als wir ihn sahen, da hatte er kein Ansehen.“

Das bedeutet übrigens nicht, dass sein menschliches Aussehen nicht schön gewesen wäre. Er kam einfach nicht in Prunk. Er wurde in Bethlehem geboren, in eine Krippe gelegt und wuchs in Armut auf. Wenn man sich vorstellt, wie ein Beduine in der Sinaiwüste vorbeireitet und von weitem das Lager Israels sieht, denkt er: „Oh, du Hass“, nichts Besonderes.

Doch den ganzen Reichtum des Glaubens, der durch das Feingold im Haus dargestellt wird, kann man nur erkennen, wenn man hineingeht. So ist es auch, wenn man mit Menschen über den Glauben spricht. Man muss ihnen erklären, wie wunderbar das ist, was man in Christus hat, und wie reich das Leben durch die Beziehung zu ihm wird. Dann sagen manche Menschen: „Es ist schön, dass es für Sie so gut ist.“ Aber sie zeigen kein wirkliches Interesse.

Man kann sagen, äußerlich gesehen ist „du Hasch“ eben unscheinbar. Doch man muss es selbst erleben. Wir können erzählen, aber erlebt werden muss es selbst – man muss hineingehen.

Die Einteilung des Tempelhauses und die Bedeutung der Decken

Und da sind wir schon mitten drin. Wir sehen, dass das Haus zweigeteilt ist: eine größere Abteilung, das Heilige, mit dem siebenarmigen Leuchter aus reinem Gold, dem Schaubrotisch ebenfalls aus reinem Gold und dem Räucheraltar, ebenfalls aus reinem Gold. Hier ist der Scheidevorhang, und dahinter das Allerheiligste.

Darüber liegen vier Decken: zuerst die Sekufelle, dann die rot gefärbte Widerfelldecke, eine Ziegenhaardecke und schließlich diese herrliche Cherubimdecke aus den vier Farben Rot, Blau, Purpur, Karmesin und weißem Leinen.

Die Bedeutung der Sekufelle haben wir bereits gesehen: Sie stehen für den verachteten Messias, der in Niedrigkeit kam und abgesondert von der Sünde in dieser Welt lebte. Er liebte die Sünder, weshalb die Pharisäer ihn spöttisch „einen Freund der Zöllner und Sünder“ nannten. Doch er machte nicht mit ihrem üblen Treiben mit. Er ging zu den Menschen und pflegte Umgang, aber eben als jemand, der innerlich vom Bösen getrennt war.

Dann haben wir zweitens die rot gefärbte Widerfelldecke. Es ist interessant, dass sie nicht einfach nur Widerfelldecke heißt, sondern rot gefärbt ist. Der Wider, wie man in 3. Mose 8 nachlesen kann, ist das Einweihungsopfer der Priester. Die Hingabe der Priester im Dienst für Gott basiert auf dem Wideropfer. So spricht der Wider von der Hingabe.

Der Herr Jesus hat sich vollkommen hingegeben, bis in den Tod, und darum ist die Decke rot gefärbt. Besonders ist, dass wir die Maße der Cherubimdecke ganz genau angegeben finden, ebenso die zusammengenähten Ziegenhaardecken mit exakten Maßen. Doch bei der rot gefärbten Widerfelldecke sind keine Maße angegeben.

Man muss wissen, dass in der Bibel nicht nur das, was steht, Bedeutung hat, sondern auch das, was nicht steht. Das ist so. Das hätten wir eigentlich auch schon beim Waschbecken sehen können, einem Bild des Wortes Gottes. Für das Waschbecken gibt es keine Maßangaben, für den Altar hingegen schon – Säulen und alle Details sind genau angegeben. Warum das?

Welches Maß soll man denn für die Bibel angeben? Spurgeon sagte nach der hundertsten Lektüre, sie sei noch schöner als beim ersten Mal. Wenn man einen Roman hundertmal liest, fragt man sich, ob nicht etwas nicht stimmt. Doch bei der Bibel ist das ganz anders, denn sie ist Gottes Wort, unerschöpflich. Unser ganzes Leben reicht nicht aus, um sie vollständig zu erfassen, auch wenn wir viel Zeit investieren, um sie zu studieren. Ich entdecke ständig Neues, auch im sechzigsten Lebensjahr. Und so geht es weiter.

Keine Maßangaben gibt es hier und auch bei der rot gefärbten Widerfelldecke, denn es gibt kein Maß, um die Hingabe des Herrn Jesus zu beschreiben. Sie war völlig, bis aufs Letzte, bis aufs Blut.

Die Decken aus Ziegenhaar – wovon spricht die Kleidung aus Ziegenhaar? Welche Personengruppe trug Ziegenhaar und auch Schaffelle? Die Priester? Nein, die Propheten. Da war nicht immer klar, wen der Mann gesehen hat, im zweiten Buch der Könige. Dann wird gefragt, wie er ausgesehen habe, und es heißt, er trug einen hehren Mantel. Das ist Elija der Tisbiter. Alles klar: der herrende Mantel ist das Prophetenkleid.

 Hebräer 11 spricht über diese Propheten, die viele Entbehrungen durchgemacht haben, durch Wüsten gegangen sind und gelitten haben. Sie trugen Ziegen- und Schafkleider. Nun, Jesus kam in diese Welt als der Prophet. In 5. Mose 18 hat Mose angekündigt: „Gott wird einen Propheten erwecken, auf ihn müsst ihr hören.“ Dort ist nicht von irgendeinem Propheten die Rede, sondern von der Ankündigung des Messias.

Darum wurde im Judentum der Messias als der Prophet erwartet, und der Herr Jesus war dieser Prophet. Der Hebräerbrief wird so majestätisch eröffnet: Nachdem Gott vielfältig und auf mancherlei Weise ehemals zu den Vätern durch die Propheten geredet hat, hat er am Ende dieser Tage zu uns geredet im Sohn. Das ist der Prophet, der nicht nur ein Sprachrohr war, sondern als Sohn Gottes selbst in diese Welt kam, um uns zu zeigen, wer Gott ist – die Decke aus Ziegenhaar.

Und dann diese herrliche Cherubimdecke aus den vier Farben, die vom Messias sprechen: dem König Israels, dem Knecht des Herrn, dem vollkommenen Menschen und dem ewigen Sohn Gottes. Diese herrlichste Decke war die unterste, die teuerste, die unbezahlbare, ganz unten. Von denen, die draußen waren, konnte man nichts sehen. Aber die Priester, die hier Dienst hatten, konnten hinaufblicken und sie sehen.

In Epheser 3,10 sagt der Apostel Paulus, dass die Gemeinde heute der Engelwelt, den Fürstentümern und Gewalten in den himmlischen Örtern die mannigfaltige Weisheit Gottes kundtut. „Mannigfaltig“ heißt wörtlich „vielfarbig“. Da haben wir diese Farben. Die Weisheit Gottes wird der Engelwelt so gezeigt.

In der Engelwelt gibt es keine Erlösung. Die Engel, die abgefallen sind – ein Drittel –, jeder einzelne wurde direkt von Gott erschaffen. Mit seinem freien Willen hat jeder Engel sich selbst entschieden. Die, die abgefallen sind, wussten genau, was die Konsequenzen sind. Diese Entscheidung war definitiv für alle Ewigkeit. Es gibt kein Zurück, sagt Hebräer 2. Wie wahr! Gott greift nicht die Engel heraus, sondern nimmt sich des Samens Abrahams an.

Ohne den Menschen gibt es keine Erlösung. Darum ist das Thema Erlösung für die Engelwelt, sowohl für die nicht Gefallenen – die als auserwählte Engel bezeichnet werden, von denen Gott wusste, dass sie aus eigenem Entschluss nicht mit Luzifer verfallen werden – als auch für die gefallenen Menschen etwas Fremdes. Sie interessieren sich dafür, was bei uns Menschen geschehen ist.

In 1. Petrus 1 wird über das Evangelium gesprochen, und es heißt dort, dass Engel in diese Dinge hineinzuschauen begehren. Das griechische Wort bedeutet sogar, „lange Hälse machen“. Effektiv recken sie die Hälse, um in das Geheimnis der Erlösung hineinzuschauen. Sie bewundern, was Gott mit uns Menschen gemacht hat – durch die Hingabe seines Sohnes am Kreuz und die Verkündigung des Evangeliums. Die einen nehmen es an, andere lehnen es ab, und die Folgen sind schließlich ewig.

Diese Engel, dargestellt auf dieser Decke, repräsentieren die Engelwelt, die das Werk der Erlösung in den Erlösten betrachtet und bewundert. Darum muss man auch bei Gemeindezusammenkünften daran denken: Die Engelwelt beobachtet das.

Der Apostel Paulus sagt im Zusammenhang mit dem Thema Kopfbedeckung bei der Frau beim Beten und Weissagen, beziehungsweise nicht beim Mann, „um der Engel willen“. Das bedeutet, dass die Engel sich dafür interessieren, wie es bei den Erlösten aussieht. Akzeptieren sie die Ordnungen, die Gott eingesetzt hat? Akzeptieren sie die Autorität oder lehnen sie sich auf, wie es bei den Engeln ein Problem war? Einer wollte sein wie Gott, und dann kam die Katastrophe.

Aber wie ist es bei den Erlösten? Anerkennen sie die Stellung von Mann und Frau, so wie Gott das in der Schöpfung gelegt hat? Das macht alles so erhaben, nicht wahr?

Das Zelt selbst ist so aufgebaut: aus Akazienbrettern, überzogen mit Gold. Die Füße sind Sockel aus Silber, ganz schwere Sockel. Jedes Brett stellt einen erlösten Menschen dar. Akazienholz steht für ewiges Leben, überzogen mit Gold, das für göttliche Gerechtigkeit spricht.

Der älteste Freund von Hiob hieß Eliphaz, Hiob 4,1: „Eli, mein Gott, Phaz, Feingold – mein Gott ist Feingold.“ Gold spricht von der Herrlichkeit Gottes und seiner Gerechtigkeit. Diese Bretter sind mit Gold überzogen. Das heißt, jeder, der an den Herrn Jesus glaubt, wird von Gott gerecht gesprochen, in die Stellung eines Gerechten versetzt, also mit göttlicher Gerechtigkeit bekleidet.

Jetzt versteht man auch, was der Ausdruck „in Christus sein“ bedeutet. Paulus sagt: „Ich kenne ja einen Menschen in Christus.“ Was heißt das? Der Mensch ist mit dem Sohn bekleidet. Gott sieht den Erlösten so, dass die Herrlichkeit seines Sohnes ihn vor Gott bedeckt, wie das Gold über den Brettern.

Die Silbersockel stehen für die Erlösung. Wir wissen ja, die Erlösten ruhen, sie stehen auf dem Fundament der Erlösung. Aber warum gibt es zwei Sockel? Weil unsere Erlösung in zwei Phasen erfolgt.

Ich habe einmal einen Vortrag mit einem schönen Stiftshüttelmodell für eine Gruppe charismatischer Gläubiger gehalten. Ich erklärte, dass unsere Erlösung in zwei Phasen verläuft. Wir haben jetzt schon die Erlösung der Seele. Hebräer 10 spricht vom Abschluss der Erlösung der Seele. Aber die Erlösung des Körpers, des Leibes, steht noch aus. Sie kommt erst bei der Wiederkunft Christi, bei der Entrückung.

Darum steht in Römer 8: Jetzt seufzen wir noch in diesem Körper, weil wir krank werden können und Mühe haben. Aber wir warten auf die Erlösung des Leibes. Das kommt in der Zukunft. Dann wird unser Körper erlöst, und wir werden nie mehr krank werden und auch nicht mehr sterben können.

Manche lehren jedoch, dass ein Gläubiger gar nicht mehr krank sein sollte, denn das Werk Christi hat auch das Problem der Krankheit gelöst. Aber dann dürfte man auch nicht mehr sterben. Und bisher sind alle Charismatiker an einem bestimmten Punkt gestorben. Das geht nicht. Das ist die Folge der Sünde.

Was den Körper betrifft, hat Gott die Erlösung noch nicht vollzogen. Sie kommt erst in der Zukunft. Darum gibt es zwei Phasen, zwei Sockel. Aber wir halten im Glauben fest: Die Zeit kommt, in der wir nie mehr krank sein werden und auch nicht mehr sterben können.

So kann man das wirklich erklären. Viele Gläubige sind einfach falsch belehrt worden. Viele können nichts dafür, wenn sie nur solche Lehren gehört haben. Darum hat man den Auftrag, den ganzen Ratschluss Gottes zu verkündigen. Viele Gläubige sind dankbar dafür: „Ach so, jetzt verstehe ich das, dann ist es ja gar kein Konflikt mehr, wenn ich krank werde.“

Es gibt Leute, die leiden sehr unter der Lehre „Eigentlich sollte ich gesund sein.“ Aber noch etwas Zwischendurch:

In 1. Samuel lesen wir von der wunderbaren Geschichte, wie der kleine Samuel bei Eli, dem Hohenpriester, dient. Das war noch die Zeit der Stiftshütte, auch Tempel genannt, aber es war die Stiftshütte. Der Salomo-Tempel war noch nicht gebaut.

Es heißt, der kleine Samuel, der kein Priester war – er war aus levitischem Geschlecht und konnte Tempeldiener sein –, schlief bei der Bundeslade. Das geht doch gar nicht! Priester durften nur in den ersten Raum gehen, niemand sonst. Und in das Allerheiligste durfte niemand außer dem Hohenpriester am Versöhnungstag.

Wie geht das?

Man sieht hier, dass die Decken über das Haus gespannt sind. Es gibt einen Zwischenraum hier, dort und auch hinten. Dort konnte Eli schlafen, auf der einen Seite, und Samuel auf der anderen.

Dann kam diese Nacht, in der Samuel hörte: „Samuel! Samuel!“ Er steht auf, geht zum Hohenpriester und sagt: „Hier bin ich, du hast mich gerufen.“ Wir kennen das Problem: Kleine Jungs hören nachts manchmal Dinge, die nicht wirklich da sind. „Geh wieder schlafen!“

So geht es weiter, bis Eli sich sagt: Vielleicht ruft ihn Gott. Er erklärt Samuel, wie man antworten muss, wenn Gott ruft: „Du musst sagen: Hier bin ich, dein Knecht, höre!“

Wieder kommt die Stimme: „Samuel! Samuel!“ Das war der Beginn der wunderbaren Prophetentätigkeit Samuels.

Später im Tempel gab es auf der Nordseite gegenüber dem Allerheiligsten das Haus des Feuerherds, Betamoked genannt. Dort schliefen die diensttuenden Priester im Tempel. Dort, entsprechend wie bei der Stiftshütte, unter den Decken.

Im zukünftigen dritten Tempel, im tausendjährigen Reich, im Hesekiel-Tempel – alles beschrieben in Hesekiel 40 bis 48 – gibt es zwei Gebäude, so Terrassenhäuser, dreistöckig mit Zellen. Das sind rechts und links vom Allerheiligsten die Wohnungen der Priester.

Jetzt versteht man, was der Herr Jesus in Johannes 14 sagt: „Im Haus meines Vaters“ – ein anderer Ausdruck für den Tempel – „sind viele Wohnungen. Wenn es nicht so wäre, hätte ich es euch gesagt.“ Er geht hin, um eine Stätte zu bereiten, und kommt wieder.

Er spricht vom himmlischen Tempel und unseren Wohnungen. Das kann wirklich Heimweh machen.

Johann Sebastian Bach hat eine Kantate komponiert, die Nummer 157. Dort kommt zuerst eine schöne Sinfonie, und dann singt der Tenor: „Mit einem Bein stehe ich im Grabe, bald fällt der ganze Leib hinein.“ Schon krass, oder? Das war der Ausdruck eines Glaubens, der über das Grab hinausgeht und Hoffnung hat.

So viele Menschen in unserer Gesellschaft haben keine Hoffnung. Sie müssen das Sterben hinauszögern, können sich nicht mit dem Sterben beschäftigen und auch keine Vorfreude auf die Herrlichkeit haben.

Die Stiftshütte in Shiloh und die Bundeslade

Hier sind wir in Shiloh. Das sind die Mauern, die man um die Stiftshütte herum angelegt hatte, als sie ins Land gebracht worden war. Diese Mauern sollten die Stiftshütte schützen. Ich habe das ausgemessen: Die Breite beträgt 28 bis 30 Meter. Die Mauern sind direkt aus dem natürlichen Felsen herausgehauen.

Die Stiftshütte war 50 Ellen breit, das entspricht 26,25 Metern. Sie passte genau in diesen Raum hinein. Die Ausrichtung in Shiloh war Osten-West. Genau so wurde die Stiftshütte ausgerichtet, immer in Ost-West-Richtung.

Ich stehe an dem Ort, an dem Gott Samuel rief: „Samuel, Samuel!“ Der kleine Junge war bereit, sein Leben dem Herrn zur Verfügung zu stellen. Das ist ein wunderbares Vorbild für uns.

Jetzt gehen wir noch ins Allerheiligste zur Bundeslade. Was bedeuten diese Geräte? Der goldene Leuchter, der Schaubrotisch und der Räucheraltar – hier der Schaubrotisch aus reinem Gold – alle diese Geräte weisen direkt auf den Herrn Jesus hin. Sie sind aus reinem Gold gefertigt.

Der Tisch war aus reinem Gold und trug zwölf Brote, die das zwölfstämige Volk Israel darstellen. Es war vorgeschrieben, dass eine Leiste eine Handbreit um den Tisch herum angebracht war, um zu verhindern, dass die Brote herunterfallen.

Der Herr Jesus ist es, der uns durchs Leben trägt. So heißt es in Jesaja 46: „Ich werde euch tragen bis zu eurem grauen Haar; ich habe es getan und ich werde es tun.“ Ich habe in Indien gesehen, wie man Götter von einem Ort zum anderen trägt. Diese Götter haben Beine – der Ganesha zum Beispiel hat dicke Elefantenbeine und kann nicht selbst gehen. Die Menschen müssen ihre Götter tragen.

Der wahre Gott der Bibel aber trägt uns durchs Leben. Das symbolisiert der Schaubrotisch. Und der Herr Jesus sagt in Johannes 10: „Niemand wird sie aus meiner Hand rauben.“ Davon spricht diese Leiste: sie steht für Heilsicherheit und Heilsgewissheit.

Der Räucheraltar und das Rauchwerk, das darauf verbrannt wurde, sprechen von Gebet. Das steht schon in Psalm 143: „Lass als Rauchwerk vor dir bestehen mein Gebet.“ Gebet ist Gott wohlgefällig.

Der Räucheraltar hat vier Hörner, ein Bild für Macht und Kraft. Gebet hat weltweite Wirkung. Manche sagen: „Gott ist souverän, er macht sowieso, was er will.“ Ja, Gott ist souverän, das heißt, er steht über allem, hat seinen Ratschluss und wird ihn durchziehen.

Aber es gibt Dinge, die Gott nicht tut, wenn seine Kinder ihn nicht bitten. Darum steht in Jakobus 4: „Ihr habt nichts, weil ihr nicht bittet.“ Es kommt darauf an. In Daniel 9,27 lesen wir vom Festbeschlossenen in der Zukunft. Es gibt Dinge, die wird Gott tun, ob wir beten oder nicht – die Offenbarung wird sich erfüllen, ob wir beten oder nicht.

Aber es gibt Dinge, die Gott nicht tut, wenn wir nicht beten. Und das macht den Unterschied. Es kommt darauf an, ob wir beten oder nicht.

Der goldene Leuchter spricht vom Herrn Jesus, dem Licht der Welt. Er ist unsere Orientierung. Er war die einzige Lichtquelle im Heiligtum, denn es gab keine Fenster.

Gott braucht nicht unsere Philosophie, unser menschliches Denken oder unsere menschliche Weisheit. Er gibt uns seine göttliche Weisheit durch sein Wort.

Hier im Allerheiligsten steht die Bundeslade. Der Hohepriester ging einmal im Jahr hinein und sprengte das Blut siebenmal auf den Boden vor seinen Füßen und einmal auf den Deckel. Der Deckel war aus reinem Gold, ein Stück mit Cherubimengeln. Cherubim sind Engel, die die Gerechtigkeit Gottes verteidigen.

Es heißt ausdrücklich, die Gesichter der Cherubim müssen auf den Deckel gerichtet sein. Unter dem Deckel lagen die zehn Gebote. Diese Engel der Gerechtigkeit fordern, dass Gott all das Unrecht ahndet, das entsteht, wenn ein Volk die Gebote Gottes bricht. Sie fordern Gerechtigkeit.

Am Jom Kippur, dem Versöhnungstag, durfte der Hohepriester einmal im Jahr hinein. Er sprengte das Blut auf den Deckel.

Symbolisch ist nun klar: Gott ist gerecht und kann deshalb auch Liebe gegenüber Menschen üben, die schuldig geworden sind. Das zeigt uns, wie es möglich ist, mit einem heiligen Gott Frieden zu haben.

Der Hohepriester konnte hier vor Gott stehen. Jetzt versteht man, was Fundamentalismus ist: Stehen vor Gott. Doch der Boden wurde siebenmal mit Blut besprengt. Ein Fundamentalist ist ein Mensch, der weiß, dass er vor Gott nicht bestehen könnte.

Aber auf dem Fundament, dass Jesus Christus für meine Schuld gestorben ist und sein Blut gegeben hat, ist es möglich, vor Gott zu stehen. Man muss vor Gott keine Angst mehr haben, weil der Richter zum Retter geworden ist.

So können wir sagen: Die Stiftshütte in ihrer ganzen Schlichtheit übermittelt eine gewaltige und zu Herzen gehende Botschaft. Wir sehen hier Gottes Offenbarung in Gericht und Gnade. Alles weist hin auf die Herrlichkeit des Messias, des Herrn Jesus.

Vielen Dank an Roger Liebi, dass wir seine Ressourcen hier zur Verfügung stellen dürfen!

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