Heute Nachmittag beschäftigen wir uns mit der Frage, woher die Bibel stammt. Im Mittelpunkt steht dabei die Entstehung der einzelnen Bibelbücher.
Wie sind die Bibelbücher entstanden? Wir starten ganz am Anfang und so einfach wie möglich.
Grundstruktur und Aufbau der Bibel
Wie steht es mit dem Aufbau der Bibel? Die Bibel besteht aus zwei Teilen. Das ist wohl allen klar, aber wenn man mit Leuten auf der Straße über die Bibel spricht, ist das für viele überhaupt nicht klar. Sie wissen nicht, dass es ein Altes Testament und ein Neues Testament gibt.
Da muss man erklären: Das Alte Testament ist der erste Teil der Bibel. Es besteht aus 39 Büchern und wurde geschrieben von der Zeit Mose nach der strikten Chronologie, etwa 1606 vor Christus, bis zum letzten alttestamentlichen Propheten, das war Maleachi, um 420 vor Christus.
Was das Alte Testament, das eben vor Christus geschrieben wurde, so vereint, ist diese rote Linie, die sich vom ersten bis zum letzten Bibelbuch durchzieht: Es ist eine Verheißung. Der Messias, der versprochene Erlöser, wird kommen. Er wird vom ersten bis zum letzten Buch des Alten Testaments immer detaillierter und genauer beschrieben.
Vor zweitausend Jahren kam Jesus Christus. Er hat die Prophezeiungen aus dem Alten Testament in Bezug auf den leidenden Messias erfüllt – über dreihundert Prophezeiungen. Er ist am Kreuz gestorben, so wie das die Schriften des Alten Testaments vorausgesagt haben (Jesaja 53, Psalm 22 usw.), und ist auferstanden.
Seine Nachfolger hatten den Auftrag bekommen, das Neue Testament zu schreiben. Das Neue Testament ist eine Sammlung von 27 Büchern, die in der Zeit zwischen 32 und 100 nach Christus geschrieben wurden. Wenn ich sage „zwischen“, dann ist das nicht das Gleiche wie „von bis“. In der Mathematik lernt man „von bis“, dann wäre das erste Buch im Jahr 32 geschrieben worden, ist aber nicht so. Es wurde nach 32 geschrieben, und das letzte Buch entstand etwa 98 nach Christus.
Das Neue Testament wird zusammengehalten durch einen roten Faden, der „Erfüllung“ heißt. Der Messias ist gekommen. Das Neue Testament zeigt, dass die Verheißung des Alten Testaments – der Messias, der verheißene Erlöser – nun in Erfüllung gegangen ist.
Dieses Alte und Neue Testament zusammen beschreibt die ganze Geschichte. In den Büchern von Erster Mose, dem ersten Buch der Bibel, bis Offenbarung, dem letzten Buch der Bibel, wird alles beschrieben – von der Schöpfung bis zur Neuschöpfung.
Die Bibel beginnt mit „Im Anfang schuf Gott den Himmel und die Erde“ und führt bis zur Offenbarung, die beschreibt, dass nach diesem Kosmos eine neue Welt kommen wird. Dieser Kosmos wird aufgelöst werden, und Gott erschafft einen neuen Himmel und eine neue Erde (Offenbarung 21,1).
Hier haben wir den Zeitstrahl vor uns: Alles von der Schöpfung bis zur Neuschöpfung, diese ganze Menschheitsgeschichte, wird beschrieben im Alten und im Neuen Testament. Der Messias, Jesus Christus, ist das absolute Zentrum von beidem – von Altem und Neuem Testament.
Sprachen und Handschriften der Bibel
Diese Bibel, bestehend aus Altem und Neuem Testament, wurde ursprünglich in drei Sprachen verfasst. Das Alte Testament wurde auf Hebräisch geschrieben. Deshalb habe ich hier eine hebräische Handschrift aufgeführt, und zwar die prächtigste hebräische Handschrift, die es gibt: den Codex Aleppo.
Der Codex Aleppo ist die beste Handschrift, die wir besitzen, von all den Tausenden hebräischen Handschriften. Diese Handschrift wurde im Mittelalter verfasst, gibt aber ganz genau den Text wieder, der einst im Tempel zu Jerusalem bis zum Jahr 70 aufbewahrt wurde.
Diese Handschrift enthält nicht nur die Konsonanten, also die hebräischen Buchstaben – denn im Hebräischen schreibt man nur die Konsonanten –, sondern auch Vokalzeichen. Diese erkennt man an Strichen und Punkten. Außerdem sind musikalische Zeichen enthalten, die anzeigen, wie der Text in der Synagoge beziehungsweise im Tempel gesungen werden muss.
Zusätzlich finden sich am Rand Bemerkungen und Fußnoten, die erklären, wie oft bestimmte Ausdrücke im gesamten Alten Testament vorkommen. Beispielsweise wird darauf hingewiesen, wenn ein Wort nur einmal im Text vorkommt. Dabei wird der Text ganz genau so geschrieben, ohne die Orthographie zu verändern.
Mit all diesen Zusatzzeichen ist der Codex Aleppo die perfekteste Handschrift schlechthin. Er heißt Aleppo, weil er lange Zeit der Stolz der Juden in der Synagoge von Aleppo, Nordsyrien, war. Aleppo ist in der jüngeren Vergangenheit durch traurige und schreckliche Ereignisse weltbekannt geworden. Eigentlich hätte man Aleppo aber schon vorher wegen des Codex Aleppo kennen sollen.
Allerdings ist der Codex infolge antisemitischer Ausschreitungen in Syrien im Jahr 1948, als der Staat Israel gegründet wurde, spurlos verschwunden. Jahre später tauchte er wieder auf, allerdings mit Einbußen: Ein Teil ist verloren gegangen, aber der Rest ist noch erhalten.
Hier sieht man eine Seite aus diesem wunderbaren Codex Aleppo auf Hebräisch.
Es ist jedoch so, dass im Alten Testament gewisse Teile in Aramäisch geschrieben sind. Zum Beispiel einige Kapitel im Buch Daniel, von Kapitel 2, Vers 4 bis zum Schluss von Kapitel 7, sowie verschiedene Abschnitte im Buch Esra. Aramäisch ist eine verwandte Sprache des Hebräischen, aber kein Dialekt, sondern eine eigene Sprache, die sehr eng verwandt ist. Auch ein Vers in Jeremia 10 ist auf Aramäisch verfasst.
Das Neue Testament wurde durchgehend in Griechisch geschrieben. Deshalb habe ich hier ein Beispiel einer Handschrift des Neuen Testaments auf Griechisch aufgeführt.
Die Entstehung und Zusammensetzung des Alten Testaments
Das Alte Testament wurde, wie bereits erwähnt, von Mose verfasst. Nach strikter Chronologie fand der Auszug aus Ägypten im Jahr 1606 v. Chr. statt. Das Alte Testament erstreckt sich bis zum Buch Maleachi, das etwa 400 oder genauer 420 v. Chr. datiert wird.
Wie schon angedeutet, ist das Alte Testament eigentlich eine Bibliothek. Sie umfasst 39 Bücher, darunter die fünf Bücher Mose (Erstes Mose, Zweites Mose, Drittes Mose, Viertes Mose, Fünftes Mose), sowie Bücher wie Josua, Richter, Erste und Zweite Samuel und viele weitere. Diese Bibliothek wurde über einen Zeitraum von etwa 1200 Jahren von etwa dreißig verschiedenen Schreibern verfasst. Unter diesen Schreibern finden sich Könige, Staatsbeamte, Hirten, Musiker und andere aus verschiedenen sozialen Schichten. Zudem entstanden die Schriften an unterschiedlichen Orten. Es handelt sich also um eine vielfältige Sammlung.
Wenn wir von 39 Büchern sprechen, entspricht das der Zählung, wie sie in einer deutschen Übersetzung üblich ist. Ursprünglich waren beispielsweise das Erste und Zweite Samuel nicht zwei separate Bücher, sondern eins. Diese Aufteilung erfolgte erst später. Inhaltlich ändert sich dadurch nichts. Auch die Bücher Erste und Zweite Könige sowie Erste und Zweite Chroniken waren ursprünglich jeweils ein Buch. Es ist wichtig zu wissen, dass die Zahl 39 keine besondere Bedeutung hat. Sie entsteht durch die teilweise künstliche Aufteilung langer Schriftrollen in mehrere Teile.
In der hebräischen Bibel ist die Anordnung der Bücher etwas anders als in der üblichen deutschen Übersetzung. Dies liegt daran, dass die deutsche Anordnung aus der ältesten Übersetzung, der griechischen Septuaginta, übernommen wurde. Diese wurde im dritten Jahrhundert v. Chr. in Alexandria, Ägypten, von jüdischen Gelehrten erstellt. Die Septuaginta hat die Bücher etwas anders aufgeteilt, was in der deutschen Übersetzung beibehalten wurde. Inhaltlich ändert sich dadurch jedoch nichts.
In der hebräischen Bibel sind die Bücher folgendermaßen angeordnet: Zuerst die fünf Bücher Mose, die Tora. Das Wort Tora stammt vom hebräischen Wort „Horra“ ab, was „ausstrecken“, „mit dem Finger lehren“ oder „hinweisen“ bedeutet. Daher lässt sich Tora gut mit „Weisung“ übersetzen. Die Tora zeigt den Willen Gottes und seine Gebote. Sie weist auch auf den Erlöser hin, der das Problem lösen kann, dass wir nicht in der Lage sind, Gottes Gebote vollständig zu erfüllen. Die Tora ist somit eine Weisung, die auf den Messias hinweist.
Der zweite Teil in der hebräischen Bibel heißt die Propheten, auf Hebräisch Nevi'im. Das Wort „Im“ ist die männliche Mehrzahlform im Hebräischen. Die Nevi'im werden in zwei Gruppen unterteilt: die vorderen Propheten und die hinteren Propheten.
Zu den vorderen Propheten gehören die Bücher Josua, Richter, Samuel und Könige. Diese Geschichtsbücher werden Propheten genannt, weil sie von Propheten verfasst wurden. Josua war ein Prophet, der unter Inspiration seines Geistes schrieb. Das Buch Richter wurde von dem Propheten Samuel geschrieben und von den Propheten Gad und Nathan vollendet. Das Buch der Könige wurde vom Propheten Jeremia verfasst.
Die hinteren Propheten sind die Bücher, die wir als prophetische Bücher kennen: die großen Propheten Jesaja, Jeremia, Hesekiel sowie die zwölf kleinen Propheten.
Ein kleines Problem besteht darin, dass Daniel in der heutigen hebräischen Bibel nicht bei den Propheten eingeordnet ist, sondern im dritten Teil, den Schriften. Es gibt jedoch Hinweise darauf, dass Daniel ursprünglich zu den Propheten gehörte. In den Schriften von Qumran am Toten Meer, in einer Handschrift, die Florilegium genannt wird, wird Daniel als „Daniel der Prophet“ bezeichnet. Auch Jesus Christus nennt ihn in Matthäus 24, Vers 15 „Daniel den Propheten“. Daniel war ursprünglich Teil der Propheten, wurde aber später verschoben.
Der Grund dafür liegt darin, dass Daniel die genaue Zeit beschreibt, wann der Messias kommen sollte. In Daniel 9 wird die Prophetie der Jahrwochen genannt, die auf das Jahr 32 n. Chr. hinweist. Dieses Jahr stimmt genau mit dem Kommen Jesu Christi am Palmsonntag 32 n. Chr. überein. Daniel 9 sagt weiter, dass danach der Messias ermordet werden wird. Anschließend wird ein Volk kommen, das die Stadt und das Heiligtum zerstört. Diese Ereignisse haben sich erfüllt: Jesus wurde fünf Tage nach Palmsonntag gekreuzigt, und im Jahr 70 n. Chr. zerstörten die Römer Jerusalem und den Tempel.
Einer der größten Rabbiner des Mittelalters, Mosche ben Maimon, schrieb in seinem Jemenitischen Brief an eine Gemeinschaft im Jemen im Hochmittelalter: Daniel hat uns die Wissenschaft der Zahlen kundgetan. Da diese Wissenschaft jedoch verborgen ist, haben die Weisen, gesegneten Andenkens, also die früheren Rabbiner, gesagt, dass man diese Zahlen nicht nachrechnen soll. Man wollte verhindern, dass einfache Menschen im Volk Ärgernis nehmen, wenn sie feststellen, dass die Zeiten abgelaufen sind und der Messias nicht gekommen ist.
So kam es im Judentum dazu, dass man prophetischen Zahlen keine Beachtung schenkte und sie als Spekulation ablehnte. Um das Interesse daran zu verringern, wurde Daniel offensichtlich in den letzten Teil unter die Schriften verschoben, damit er weniger auffällt.
Es ist interessant zu bemerken, dass die Zahlenverhältnisse dadurch gestört werden. Das Gesetz Mose besteht aus fünf Büchern. Zusammen mit den Propheten, einschließlich Daniel, sind es zwanzig Bücher. Die Schriften, der dritte Teil, bestehen aus zehn Büchern, wenn Daniel an seinem richtigen Platz ist. Ohne Daniel gibt es 19 Propheten und 11 Schriften. Mit Daniel sind es 20 Propheten und 10 Schriften. Diese Zahlen sind alle Vielfache von fünf, der Zahl der Bücher der Tora, die die Basis für das gesamte Alte Testament bildet.
So entsteht wieder die ursprüngliche Ordnung: Das Alte Testament besteht aus fünf Büchern der Tora, zwanzig Büchern der Propheten und zehn Büchern der Schriften.
Abschließend lässt sich sagen, dass es vier große Propheten gibt: Jesaja, Jeremia, Hesekiel und Daniel, sowie die zwölf kleinen Propheten.
Die Schriften als dritter Teil des Alten Testaments
Und jetzt kommt der dritte Teil: die Schriften oder auch einfach die Psalmen. Auf Hebräisch nennt man diesen Teil Ketuvim, das sind die Schriften. Normalerweise steht am Anfang eben das Buch der Psalmen. Darum kann man diesen Teil auch die Schriften oder die Psalmen nennen, weil sie diesen Teil eröffnen.
Dann folgen Sprüche, Hiob, das Hohe Lied, Ruth, Klagelieder, Prediger, Esther. Wie gesagt, Daniel ist heute darin enthalten, sollte aber eigentlich wieder zu den Propheten zurückgetan werden. Danach kommen Esra und Nehemia, die ursprünglich ein Buch bildeten, und dann Chronika, ebenfalls als ein Buch. So haben wir dann die zehn Bücher der Schriften.
Jesus Christus hat diese Aufteilung, die man im Judentum gemacht hat – Torah, Nevi'im und Ketuvim – anerkannt. Ketuvim merkt man daran, dass das „und“ angehängt wird. Dann wird das K weich ausgesprochen, und man sagt nicht „uketuvim“, sondern „uchtuvim“. Ohne das U sagt man „ketuvim“ mit hartem K. Warum erkläre ich das? Das hat zur Abkürzung geführt.
Im Judentum nennt man das Alte Testament den Tanach: „T“ für Tora, „N“ für Nevi'im und „Ch“ für Ketuvim, oder weich ausgesprochen „Uchtuvim“. So entsteht das Wort Tanach. Der Tanach besteht also aus Gesetz Mose, Propheten und Schriften.
Der Herr Jesus hat diese Einteilung anerkannt. In Lukas 24 lesen wir, wie er den Emmaus-Jüngern auf einem Spaziergang – einer Wanderung von zweieinhalb Stunden von Jerusalem bis nach Emmaus – das Alte Testament im Überblick erklärte. Dabei ging es um alles, was sich auf den Messias, den leidenden Messias, bezog.
In Lukas 24,25 heißt es: „O ihr Unverständlichen und trägen Herzens! Musste nicht der Christus, das ist griechisch für den Messias, dies Leiden ertragen und in seine Herrlichkeit eingehen?“ Von Mose und von allen Propheten anfangend erklärte er ihnen in allen Schriften das, was ihn betraf.
Noch deutlicher wird es später, als der Herr den elf Aposteln begegnet. In Vers 44 desselben Kapitels sagt er: „Dies sind die Worte, die ich zu euch redete, als ich noch bei euch war: dass alles erfüllt werden muss, was über mich geschrieben steht im Gesetz Mose, den Propheten und den Psalmen.“ Das sind die drei Teile. Psalmen steht hier also nicht nur für das Buch der Psalmen, sondern für die Ketuvim, die Schriften.
Dann heißt es noch, dass er ihnen das Verständnis öffnete, um die Schriften zu verstehen. Er öffnete ihren Verstand, der zuvor verschlossen war. So begriffen sie das Alte Testament. Wenn man das Alte Testament nicht versteht, ist der Verstand zu und muss aufgeschlossen werden. Der Herr kann das: Er öffnet das Verständnis oder den Verstand. „Nus“ bedeutet Verständnis und Verstand. Der Verstand muss aufgeschlossen werden.
Bei den Emmaus-Jüngern heißt es in Vers 32 rückblickend auf diese Lektionen, die mindestens zweieinhalb Stunden dauerten – man kann beim Wandern ja auch mal stehenbleiben, etwas vertiefen und dann weitergehen, es war also wahrscheinlich länger: „Brannte nicht unser Herz in uns, als er auf dem Weg zu uns redete und uns die Schriften öffnete?“
Die Schriften öffnen, den Verstand öffnen – es braucht beides. Man muss die Bibel aufschlagen und lesen, das ist das eine. Aber man muss auch eine Erklärung bekommen. Und besonders muss der Verstand geöffnet werden, dann kann man die Erklärungen und die Schriften verstehen.
Mose als Urheber der Tora und die ersten Schriften
Nun haben wir gesehen, dass alles mit einem besonderen Datum beginnt: 1606 vor Christus, dem Auszug der Kinder Israel aus Ägypten. Sie hatten als Sklaven in Pithom und Ramses, zwei Städten im Nildelta, gearbeitet. Gott führte sie unter der Leitung von Mose aus Ägypten heraus, durch das Rote Meer in die Sinaiwüste. Dort, am Horeb im Sinai, erhielten sie die zehn Gebote.
Damit beginnt alles mit zwei Tafeln, die Gott selbst beschrieben hat – mit einer Buchstabenschrift. Darauf werden wir am Schluss noch näher eingehen. Das war eine Sensation: eine Buchstabenschrift, nicht in Hieroglyphen, aber auch nicht in Keilschrift. Diese sind sehr komplizierte Schriftsysteme, die man viele Jahre studieren und auswendig lernen muss, da man etwa 600 Zeichen kennen muss.
Die Buchstabenschrift hingegen besteht aus 22 einfachen Zeichen. Diese kann, ich hätte fast gesagt, sogar ein Kleinkind lernen. Es gibt Orte, wie ich kürzlich in Singapur erfahren habe, wo Kinder bereits vor dem Kindergarten schreiben können müssen. Die Eltern müssen darauf achten, dass ihre Kinder dies beherrschen, denn die Kindergärtner können bereits schreiben.
Bei uns gibt es Kinder, die das Schreiben von ihren Eltern und Geschwistern lernen. Sie fragen: „Wie macht man das n?“ oder „Wie macht man das k?“. Die Eltern zeigen es ihnen, und so können die Kinder schon kleine Karten oder Briefe an die Großmutter schreiben, bevor sie in die Schule kommen. Das liegt nicht daran, dass diese Kinder Genies sind – das sind sie nicht –, sondern daran, dass die Schrift so einfach ist.
In der Geschichte taucht diese Buchstabenschrift als Programm Gottes Wort für alle Menschen auf, nicht nur für Berufsschreiber. Ein Normalbegabter kann einige Buchstaben lernen und dann lesen. So hat Gott zwei Tafeln mit den zehn Geboten gegeben, die wir in 2. Mose 20 finden. Ich habe das extra durchgeschaut: Mit den zehn Geboten kann man übrigens alle 22 Buchstaben lernen, denn alle kommen darin vor.
Im Verlauf der vierzigjährigen Wüstenwanderung vollendete Mose schließlich das gesamte Werk – die fünf Bücher Mose, die ersten fünf Bücher der Bibel – und übergab sie Israel. Israel wurde zum Volk des Buches. Sie erhielten dieses Buch von Gott, den ersten Teil der Bibel oder des Alten Testaments, die Tora.
Mose gab ihnen aber auch das Buch Hiob, das von einem Mann handelt, der im heutigen Jordanien lebte, im Land Utz, und zwar in der Zeit nach der Sintflut, offensichtlich vor Abraham. Abraham kommt im Buch Hiob nicht vor, auch nicht Isaak und Jakob, die Stammväter Israels. Doch dieser Mann war gottesfürchtig und stammte aus dem Land Edom, denn das Land Utz wird im Alten Testament mit Edom gleichgesetzt.
Er kannte den wahren Gott. Dieses Buch in seiner fertigen Form auf Hebräisch, so wie wir es in der Bibel haben, übergab Mose dem Volk Israel. So wird es in der jüdischen Überlieferung festgehalten. Ich werde noch näher auf diese jüdische Überlieferung eingehen.
Natürlich schrieb Mose auch Psalm 90. Die Israeliten hatten damals, nach dem Auszug aus Ägypten, noch nicht das Buch der Psalmen, aber sie erhielten Psalm 90 als einzelnen Text. Dieser beginnt als Gebet von Mose, dem Mann Gottes. Er beschreibt die Zeit der Wüstenwanderung und erklärt, dass das Leben des Menschen kurz und vergänglich ist.
Die gesamte Auszugsgeneration musste während der 40 Jahre in der Wüste sterben; nur die nächste Generation durfte ins verheißene Land ziehen. In Psalm 90 lesen wir in Vers 9: „Denn unsere Tage schwinden durch dein Grimm, wir bringen unsere Jahre zu wie einen Gedanken.“ Ja, wie schnell ein Gedanke vergeht. Die Tage unserer Jahre sind siebzig, und wenn sie in Kraft sind, achtzig Jahre. Doch ihr Stolz ist Mühsal und Nichtigkeit, denn schnell eilt es vorüber, und wir fliegen dahin.
In Vers 13 heißt es: „So lehre uns, unsere Tage zu zählen, damit wir ein weises Herz erlangen.“ Diese Belehrung erhielten sie zusätzlich.
Mose wurde durch all diese Zeichen und Wunder bestätigt: die zehn Plagen in Ägypten, die zum Zusammenbruch des ägyptischen Reiches führten; die Zeichen, die Mose vor Pharao vollbrachte – mit der Hand, die aussätzig wurde und wieder gesund, und mit dem Stab, der zur Schlange wurde und wieder zum Stab. Auch die Zeichen und Wunder am Sinai: Erdbeben, rauchender und brennender Berg, und eine Stimme aus der Wolke, durch die Gott mündlich sprach.
Alle zehn Gebote hörte ganz Israel. Vielleicht vier Millionen Menschen hörten die Stimme Gottes akustisch. Mose musste auf den Berg steigen, um die zehn Gebote zu holen. So war Mose als Gottes Prophet durch Zeichen und Wunder bestätigt, sodass kein Zweifel für ganz Israel bestehen konnte, dass es sich nicht um eine menschliche Sache handelte, sondern um Bücher, inspiriert vom Geist Gottes.
Am Ende seines Lebens, am Ende der Wüstenwanderung, hielt Mose acht Abschiedsreden. Weil er ungehorsam war – er schlug den Felsen, statt mit ihm zu reden, wie in 4. Mose 20 berichtet – sagte Gott zu ihm: „Du wirst nicht ins Land gehen, du wirst es nur sehen.“ So sah Mose vom Berg Nebo aus das verheißene Land. Gott begrub ihn dort, und sein Nachfolger war Josua.
Josua führte das Volk ins verheißene Land. Das ist interessant: Josua heißt auf Hebräisch Jehoshua. Die Kurzform Jeshua ist der hebräische Name für Jesus. Die älteste Bibelübersetzung, die Septuaginta, gibt das Buch Josua als „das Buch Jesus“ wieder. Jesus führte das Volk in den Segen des verheißene Landes.
Mose, der das Gesetz verkörperte, durfte es nur sehen und darauf hinweisen. So wird angedeutet, dass das Gesetz mit all seinen Geboten uns Menschen nicht retten kann. Es zeigt uns nur, dass wir nicht fähig sind, Gott zu genügen. Wir sind Sünder und brauchen einen Erlöser, der uns gnädig in den Segen hineinführt.
Mit Josua, dem Nachfolger von Mose, haben wir bereits einen Hinweis auf den kommenden Erlöser.
Ganz wichtig lesen wir in 5. Mose 34, Vers 9: „Und Josua, der Sohn Nuns, war erfüllt mit dem Geist der Weisheit, denn Mose hatte seine Hände auf ihn gelegt. Die Kinder Israel gehorchten ihm und taten so, wie der Herr dem Mose geboten hatte.“ Es stand in Israel kein Prophet mehr auf wie Mose, den der Herr von Angesicht zu Angesicht gekannt hätte.
Dies war nach all den Zeichen und Wundern, die der Herr durch Mose in Ägypten, vor Pharao, seinen Knechten und dem ganzen Land vollbracht hatte, nach all der starken Hand und dem Großen und Furchtbaren, das Mose vor den Augen des ganzen Volkes Israel getan hatte.
Diese acht Abschiedsreden hielt Mose am Ende seines Lebens in der Nähe des Berges Nebo, in den Gefilden Moabs, auf heutiger jordanischer Erde, gegenüber von Jericho, jenseits des Jordans. Diese Reden bilden das fünfte Buch Mose.
Damit war alles abgeschlossen. 5. Mose 34 beschreibt, wie Mose starb, aber Josua als Nachfolger eingesetzt und beglaubigt wurde. So konnte Israel diesen nächsten Propheten akzeptieren, weil Mose ihn in Gottes Auftrag dazu eingesetzt hatte.
Josua, Jehoshua, Jeshua, Jesus, führte das Volk ins Land. Die erste Eroberung war Jericho (Josua 6). Hier sehen wir noch den unteren Teil der Mauern von Jericho, die eingestürzt sind. Die Tonziegelmauer darüber ist nach außen gefallen. Das geschah 40 Jahre nach dem Auszug aus Ägypten, im Jahr 1566.
Man sieht die Mauern genau aus dieser Zeit. Das nächste Buch schrieb Josua. Für Israel war klar: Das Buch Josua ist die Fortsetzung der fünf Bücher Mose, von Hiob und Psalm 90. Das war bis dahin ihre Bibel. Es brauchte kein Konzil, das beschloss, welche Bücher kanonisch sind. Das war vollkommen klar.
Josua war als Prophet bestätigt, durch Mose, der überwältigend durch Zeichen und Wunder und das direkte Eingreifen Gottes während der Wüstenwanderung bestätigt worden war.
Die Zeit der Richter und Samuel als Prophet
Danach kam die Zeit der Richter, eine Periode von 450 Jahren. Wenn man alle Zahlen zusammenrechnet, vom ersten Richter bis zu Samuel, kommt man genau auf 450 Jahre. Das erwähnt Paulus in Apostelgeschichte 13: Für 450 Jahre gab er ihnen Richter bis auf Samuel.
In der Richterzeit, zur Zeit von Deborah, wurde Hazor schließlich erobert. Hier sieht man den Palast von Jabin, dem König von Hazor, zur Zeit der Richterin Deborah (Richter 4). Samuel, der Prophet, hat das Buch der Richter geschrieben, aber nicht nur das – er hat auch das Buch Ruth verfasst, das ebenfalls von der Richterzeit handelt.
Warum hat er das Buch Ruth nicht ins Buch der Richter aufgenommen? Es müssen zwei verschiedene Bücher sein. Das Buch der Richter zeigt den traurigen siebenfachen Abfall der Israeliten in dieser Zeit. Das Buch Ruth hingegen erzählt etwas ganz anderes: Eine Frau, die aus dem Götzendienst Moabs kam, erkannte den wahren Gott. Sie legte die Götzen beiseite und wollte ganz dem Gott Israels nachfolgen.
Diese Ereignisse geschahen in der gleichen Zeit, in der die Richter richteten, und wurden hier beschrieben. Die, die ursprünglich den wahren Gott kannten, fielen im Buch der Richter siebenmal ab. Oft ist es so, dass diejenigen, die mit dem Wort Gottes verwöhnt sind, diejenigen sind, die überdrüssig werden und kaum noch vom Stuhl fallen, wenn sie etwas Neues aus der Bibel hören. Dagegen können jene, die das Wort Gottes nicht hatten, sehr begeistert davon sein. Das ist etwa die Situation von Ruth und den Richtern, übertragen auf die heutige Zeit.
Die jüdische Überlieferung gibt uns den Hinweis, dass Samuel auch einen Teil des Buches Samuel schrieb, das ursprünglich ebenfalls ein Buch war. Natürlich nicht das, was nach seinem Tod geschah. Das haben die Propheten Gad und Nathan geschrieben. Diese Überlieferung kann man im Talmud nachlesen, und zwar im Traktat Baba Batra 15a. Dort finden wir wichtige Informationen, zum Beispiel, dass das Buch Hiob Mose in Israel gegeben wurde, dass Samuel das Buch der Richter schrieb und vieles mehr.
Das sind Überlieferungen im jüdischen Volk, die von Generation zu Generation weitergegeben wurden, von Leuten, die es damals noch wussten. Die liberalen Theologen bestreiten oft alles außer ihrem eigenen Wissen. Sie würden sagen, Mose habe die fünf Bücher Mose nicht geschrieben und Josua nicht das Buch Josua. Doch diese Menschen kamen erst Jahrtausende später und meinen, sie wüssten alles besser.
Wenn wir jedoch auf die Tradition Israels schauen, die das Alte Testament über Generationen hinweg bewahrt hat, sind wir besser mit ursprünglichen Informationen versorgt. Hier sehen Sie eine Seite aus dem Talmud. Der Talmud ist das wichtigste theologische Werk nach der Bibel. Er ist nicht inspiriert, sondern enthält Überlieferungen, rabbinische Diskussionen und Spekulationen. Der Talmud ist ein Sammelsurium.
Wer sich unvorbereitet auf den Talmud stürzt, kann leicht durcheinanderkommen. Man muss nämlich wissen, was Halacha und was Haggadah ist. Haggadah sind oft erfundene Geschichten, während Halacha rabbinische Richtlinien sind, die gut abgestützt und verbindlich sind. Ohne dieses Wissen ist der Talmud wie ein Sumpf, in dem man leicht ertrinken kann.
Die orthodoxen Juden studieren den Talmud oft mehr als die Bibel. Daher kennen sie die Bibel häufig schlechter. Viele Christen kennen die Bibel besser als orthodoxe Juden, da diese mehr Zeit mit dem Talmud verbringen als mit der Bibel.
Der Talmud ist ein unendliches Werk. Ich besitze zum Beispiel die Goldschmidt-Ausgabe in etwa zwölf dicken Bänden, in denen man sich völlig verlieren kann. Der Talmud umfasst hier nur den Text mit den großen Buchstaben. Dazu gibt es Kommentare, zum Beispiel von Raschi, und dann wiederum Kommentare über diese Kommentare. So kann man sich leicht verlieren.
Dennoch enthält der Talmud nützliche Informationen, wenn man sie herausfiltern kann. Er ist wie das Internet: Viele Menschen ertrinken darin, während andere genau wissen, wo sie suchen müssen und so die nötigen Informationen finden.
Wenn man weiß, wo und wie man suchen muss, findet man im Talmud wertvolle Traditionen und Überlieferungen des Judentums. Gerade mit dem Traktat Baba Batra erhält man wichtige Hinweise.
Prophetischer Test und Bestätigung der Propheten
Nun an dieser Stelle ein ganz grundlegendes Wort zu all den Bibelbüchern nach Mose.
Mose war klar bestätigt durch die Wunder in Ägypten und in der Wüste sowie durch das direkte Eingreifen Gottes. Man muss sich vor Augen halten, zum Beispiel die Stiftshütte, die Mose nach den Anweisungen Gottes bauen ließ. Diese war bestätigt durch eine Wolke, die jeden Tag über der Stiftshütte zu sehen war. Nachts war diese Wolke eine Feuersäule, und die Stiftshütte verbrannte nicht. Jeder konnte in Israel erkennen: Das ist nicht einfach etwas Menschliches. Wie ist das möglich?
Die anderen Völker hatten keine Schechina. Die Ägypter hatten viele Götter, aber keine Schechina über ihren Tempeln, nur die Stiftshütte. Die Kananiter besaßen viele Tempel, aber auch sie hatten keine Schechina, nur das Heiligtum des Gottes der Bibel. So war Mose bestätigt.
Alle weiteren Propheten mussten jedoch einen prophetischen Test bestehen. Grundsätzlich gibt es zwei Punkte: Erstens musste das, was sie lehrten, in Übereinstimmung mit dem Gesetz Mose sein (5. Mose 13). Zweitens musste jede Prophetie, die sie äußerten, ein Volltreffer sein (5. Mose 18).
Schlagen wir das auf: Die Propheten wurden alle gemessen an dem Maßstab der Tora. 5. Mose erklärt Mose in seiner Abschiedsrede: Wenn in deiner Mitte ein Prophet aufsteht oder einer, der Träume hat, und er gibt dir ein Zeichen oder ein Wunder, und das Zeichen oder das Wunder trifft ein, von dem er zu dir geredet hat, indem er sprach: „Lasst uns anderen Göttern nachgehen, die du nicht gekannt hast, und ihnen dienen“, so sollst du nicht hören auf die Worte dieses Propheten oder auf den, der die Träume hat.
Denn der Herr, euer Gott, versucht euch, um zu erkennen, ob ihr den Herrn, euren Gott, liebt mit eurem ganzen Herzen und mit eurer ganzen Seele. Dem Herrn, eurem Gott, sollt ihr nachfolgen und ihn fürchten. Ihr sollt seine Gebote beobachten, seiner Stimme gehorchen, ihm dienen und ihm anhangen.
Und jener Prophet oder jener, der die Träume hat, soll getötet werden, denn er hat Abfall geredet wider den Herrn, euren Gott, der euch aus dem Land Ägypten herausgeführt und euch erlöst hat aus dem Haus der Knechtschaft, um euch abzuleiten von dem Weg, auf welchem zu wandeln der Herr, dein Gott, dir geboten hat. Du sollst das Böse aus seiner Mitte hinwegschaffen.
Da kommt ein Prophet, der etwas voraussagt, und es trifft tatsächlich ein. Das ist noch kein Beweis, dass er wirklich ein Prophet Gottes ist. Auch falsche Propheten können zuweilen etwas richtig voraussagen – nicht weil sie Information von Gott hätten, sondern aus anderen Gründen.
Man muss sich das praktisch vorstellen: Die Bibel lehrt, dass falsche Propheten von Dämonen geleitet werden oder aus ihrem eigenen Herzen sprechen. Dämonen sind gefallene Engel. Satan ist ein gefallener Engel. Die Bibel erklärt, dass Engel Raum und Zeit unterworfen sind, so wie wir Menschen. Sie sind nicht allgegenwärtig.
Nur für den Herrn gilt: „Tausend Jahre sind für ihn wie ein Tag und ein Tag wie tausend Jahre.“ Er ist der Zeit nicht unterworfen, weil er der Ewige ist, nicht an Raum und Zeit gebunden. Er war schon da, bevor die Welt da war, bevor es Raum und Zeit gab. Er ist von Ewigkeit her.
Engel hingegen sind in Raum und Zeit hineingeschaffen worden. Darum wissen sie die Zukunft nicht voraus. Aus dem Buch Hiob lernen wir, dass sich die Engel und auch Satan vor Gottes Thron versammeln. Gott sagt: „Hiob ist ein treuer Mann.“ Der Teufel antwortet: „Das ist nur, weil es ihm gut geht.“ Gott erlaubt dem Teufel, Hiobs Besitz anzutasten, um zu prüfen, ob Hiob sich lossagen wird.
In der Folge verliert Hiob alles. Da wusste der Teufel schon im Voraus, dass Hiob alles verlieren würde. Stellen wir uns vor, er hätte irgendeinen Propheten auf seiner Seite, der Hiob informiert hätte: „In Kürze wirst du eine Katastrophe nach der anderen erleben.“ Und wenn das dann geschieht, würde man denken: „Oh, das war ein richtiger Prophet.“ Nein, das war ein falscher Prophet, der aber das Richtige vorausgesagt hat, weil Satan diese Information hatte. Im Jenseits gibt es mehr Informationen.
War das möglich? Ja. Aber der Teufel kann nicht allgemein die Zukunft voraussagen. Darum ist es regelmäßig so, dass Wahrsager, die voraussagen, wer Weltmeister im Fußball wird, falsch liegen. Das zeigt, dass der Teufel auch nicht weiß, wer Weltmeister wird.
Kehren wir zurück zu Mose: Ein Prophet sagt dir etwas voraus, und es erfüllt sich. Doch wenn er etwas Falsches lehrt und dich wegbringen will von der Bibel – etwa indem er sagt: „Lasst uns anderen Göttern nachgehen“ –, dann ist er ein falscher Prophet und muss abgelehnt werden.
Also gilt: Übereinstimmung mit dem Gesetz Mose, also lehrmäßige Übereinstimmung, und zweitens: Jede Prophetie muss ein Volltreffer sein. Nicht hier ein Korn und dort eines – das könnte auch ein blindes Huhn schaffen. Ein paar Treffer wegen der Wahrscheinlichkeit zählen nicht.
In 5. Mose 18, Vers 20 lesen wir: „Der Prophet, der sich vermessen wird, in meinem Namen, sagt Gott, ein Wort zu reden, das ich ihm nicht geboten habe zu reden, oder der im Namen anderer Götter reden wird, selbiger Prophet soll sterben.“
Und wenn du in deinem Herzen sprichst: „Wie sollen wir das Wort erkennen, das der Herr nicht geredet hat?“ Wenn der Prophet im Namen des Herrn redet und das Wort geschieht nicht und trifft nicht ein, so ist das das Wort, welches der Herr nicht geredet hat. Mit Vermessenheit hat der Prophet es geredet, du sollst dich nicht vor ihm fürchten.
Also ist eine Falschprophetie der Beweis, dass ein Prophet ein falscher Prophet ist. Das bedeutet, die Propheten der Bibel waren Propheten, die immer Volltreffer geschossen haben mit ihrer Prophetie und sich nicht einmal geirrt haben.
Allerdings ist zu sagen, dass Jesaja von den letzten Tagen spricht, und diese lagen Jahrtausende in der Zukunft. Zu seiner Zeit konnte man noch nicht testen, ob sich das erfüllt. Aber alle Propheten mussten auch Nahzeit-Prophetien geben. Diese konnten in der jeweiligen Generation getestet werden. Wenn einmal etwas nicht eingetroffen war, war klar, er ist kein Prophet des Herrn.
Alle weiteren Bibelbücher konnten also nur anerkannt werden, wenn sie von Personen stammten, die den prophetischen Test bestanden hatten. Samuel hat den Test bestanden. Heute Morgen haben wir ja gelesen aus 1. Samuel 3, wie von Dan bis Beerscheba ganz Israel erkannte, dass Gott Samuel als Prophet bestätigt hatte.
Darum konnten auch die Bücher Samuel, Ruth und das Buch der Richter anerkannt werden. Samuel ist ein Teil davon.
Was ist eigentlich mit dem Tod von Mose, beschrieben in 5. Mose 34? Hat Mose seinen eigenen Tod beschrieben? Nein. Dann lese man Bababatra 15a. Das hat Josua geschrieben. Das letzte Kapitel war im Judentum immer klar: Natürlich hat das nicht Mose geschrieben. Natürlich hätte er das auch als Vision tun können, ja, aber das war nicht so.
Josua hat dieses Kapitel schreiben dürfen, sowohl von 5. Mose als auch vom Buch Josua.
König David und die Psalmen
Von 1056 bis 1016 v. Chr. war David nach strenger biblischer Chronologie vierzig Jahre lang König. Er eroberte Zion, die Davidsstadt Jerusalem, und machte diese Stadt zur Hauptstadt der zwölf Stämme Israels.
Dieser König David war ein Prophet und gab Israel mindestens fünfundsiebzig Psalmen. Dreiundsiebzig Psalmen im Buch der Psalmen sind mit „von David“ überschrieben. Im Neuen Testament wird in der Apostelgeschichte bestätigt, dass Psalm 2 ebenfalls ein Psalm von David ist. Auch bei einem weiteren Psalm wird dies neutestamentlich bestätigt, sodass wir auf insgesamt 75 Psalmen von David kommen.
Das zeigt, dass möglicherweise noch weitere Psalmen, die nicht betitelt sind, von David stammen könnten. Dann wären es sogar mehr als fünfundsiebzig. Die Heilige Schrift bestätigt jedoch eindeutig, dass es mindestens fünfundsiebzig sind. Zusammen mit dem Psalm von Moses sind es somit mindestens sechsundsiebzig Psalmen.
Darüber hinaus komponierten die Söhne Koras, prophetische Sänger zur Zeit von David und Salomo, weitere Psalmen. Auch Jedutun und Asaf, einer der drei Hauptdirigenten des Tempelorchesters und -chores, trugen dazu bei. Der Tempelchor im Salomonischen Tempel bestand aus viertausend Musikern. Der Tempel war organisiert wie ein Konservatorium, und König David setzte über diese viertausend Musiker drei Oberdirigenten ein, von denen einer Asaf war.
Übrigens heißt Dirigent auf Hebräisch „Menazer“, auch heute noch im modernen Hebräisch. Das bedeutet wörtlich „Überwinder“. Als Dirigent muss man befehlen können. Im Tempel war es nicht so, dass man einfach einen Ohrstöpsel mit Metronom hatte, und alle spielten gleichmäßig mit. Die Musik musste rhythmisch geführt werden, so wie man spricht und atmet, ähnlich wie in der klassischen Musik.
Der Menazer musste genau angeben, wo ein Ritardando (Verlangsamung) gemacht wird, wo man wieder „a tempo“ (ursprüngliches Tempo) aufnimmt und weiterspielt. Musiker würden an manchen Stellen vielleicht gerne ein bisschen weniger Ritardando machen oder das Tempo leicht verändern, doch das war nicht erlaubt. Der Menazer musste den Eigenwillen der Musiker überwinden.
Zu diesen Oberdirigenten gehörte auch Asaf, der ebenfalls Psalmen beigetragen hat. Weiterhin waren Heman und Ethan, weise Männer zur Zeit von David und Salomo, beteiligt. Alle trugen sie zum Buch der Psalmen bei.
So wächst die Bibel immer weiter, aber stets durch von Gott bestätigte Propheten.
König Salomo und seine Schriften
Nach David kam König Salomo. Er regierte 40 Jahre lang, von 1016 bis 976 vor Christus. Das entspricht einer strikten Chronologie. Salomo hat zur Bibel beigetragen, indem er das Hohelied und den größten Teil des Buchs der Sprüche verfasste.
Ein weiteres Kapitel, Sprüche 30, stammt von Agur Ben Jake. Das letzte Kapitel hingegen stammt von Lemuel. Dabei handelt es sich offensichtlich um einen anderen Namen für König Salomo, sodass auch dieses Kapitel von ihm stammt. Agur Ben Jake war ein weiser Mann, von Gott inspiriert. Er wurde als Prophet anerkannt und deshalb in das Buch der Sprüche aufgenommen.
Salomo schrieb außerdem das Buch Prediger und Psalm 127. Dieser Psalm ist der einzige, der mit Salomo überschrieben ist. Es handelt sich um ein Stufenlied von Salomo. Darin heißt es: „Wenn der Herr das Haus nicht baut, vergeblich arbeiten daran die Bauleute.“
Im Ersten Buch der Könige lesen wir, dass Salomo etwa 1.005 Lieder komponiert und gedichtet hat. Diese sind nicht alle in der Bibel enthalten. Das bedeutet, nicht alles, was er gedichtet hat, war auch inspiriert für die Bibel. Der Prophet selbst wusste, was zur Bibel gehört und was nicht.
Wenn wir das Hohelied wörtlich auf Hebräisch betrachten, heißt es „Shir Haschirim“, das Lied der Lieder. Das ist ein hebräischer Superlativ, um das schönste Lied zu bezeichnen. Salomo hat also 1.005 Lieder geschrieben, zu denen auch Psalm 127 gehört. Aber das Hohelied ist noch schöner. Psalm 127 ist wunderschön, doch das Hohelied übertrifft es.
Salomo schrieb das Hohelied in seiner Jugendzeit, als er die wunderbare Ehe mit Shulamit einging. Shlomo, so sagt man Salomo auf Hebräisch, bedeutet „der Mann des Friedens“. Shulamit ist die Frau des Friedens. Diese schöne Beziehung wird im Hohelied beschrieben.
Dabei handelt es sich um eine Ehebeziehung. Die Frau wird als Braut bezeichnet, aber im Sinne von jung Verheirateter. Auch im Deutschen sagt man noch oft „die Braut“, obwohl die Hochzeit schon lange vorbei ist. Man meint damit die jung Verheiratete, nicht nur die Verlobte. Im Hohelied geht es also nicht um den Verlobtenstand, sondern um den jungen Ehestand.
Das ist sehr wichtig, denn im Hohelied wird auch die Schönheit der Sexualität in der Ehe beschrieben. Wenn man das nicht klar macht, wird dieses wunderbare Buch leicht missbraucht.
Als reifer Mann schrieb Salomo dann das Buch der Sprüche. Dort spricht er erwachsene Söhne an. Er gibt ihnen Weisheit und erklärt, wie sie nach Gottes Gedanken leben sollen – also die Kunst, gottgemäß zu leben.
Am Ende seines Lebens schrieb er das Buch Prediger. Das entstand nach den traurigen Jahren, in denen er sich vom Herrn abgewandt hatte. Er versuchte, das Leben mit seinem großen Reichtum auszuleben und alles auszuprobieren. Doch er stellte fest, dass das alles Unfug ist – Eitelkeit der Eitelkeiten, alles ist eitel.
Man könnte meinen, das Buch sei negativ. Das ist es aber nicht. Es ist negativ in Bezug auf die negativen Dinge, die er beschreibt. Er sagt: Das bringt alles nichts. Ihr müsst das gar nicht erst ausprobieren.
In Prediger 12 lehrt er als alter Mann das Volk und warnt: Wiederholt bitte nicht meine Fehler. Ihr müsst das nicht auch noch ausprobieren. Das ist eine wichtige Botschaft, besonders für junge Leute. Wer Prediger liest, braucht nicht selbst abzustürzen. Es reicht, wenn einer, der viel reicher war als ihr, das alles schon ausprobiert hat.
Er zeigt das Endergebnis des Ganzen: „Lasst uns verkünden, fürchte Gott und halte seine Gebote.“ Das ist der Schlusspunkt des Buchs Prediger.
Am Ende seines Lebens kam Salomo zurück und tat Buße. Das hatte Gott schon David, dem König, versprochen: Wenn dein Sohn untreu wird, werde ich ihn züchtigen, aber ich werde meine Gnade nicht von ihm weichen lassen, wie ich sie von Saul habe weichen lassen (2. Samuel 7).
Saul starb als Verlorener. Er kam nicht zur Rechten und wurde nie bekehrt. Er sagte immer zu Samuel: „Dein Gott, dein Gott.“ Er hatte keine persönliche Beziehung zu Gott. Salomo jedoch kam durch schwere Zucht in seinem Leben zurück und schrieb als alter Mann das Buch Prediger.
Die Reihenfolge lautet also: Hohelied, Sprüche, Prediger. Praktisch ist es jedoch genau umgekehrt. Ein Mensch erlebt zuerst das, was der Prediger beschreibt, und muss erkennen, dass das alles nichts bringt. Dann entdeckt er die Weisheit Gottes in der Bibel.
Gott sagt in seinem Wort genau, was richtig und was falsch ist und wie wir leben sollen – die Kunst, gottgemäß zu leben. Dabei ist es nicht nur ein Katalog von Richtlinien und klaren Geboten, sondern viel mehr. Es ist eine Beziehung, wie zwischen Mann und Frau – Sulamit und Salomo.
Salomo stellt den Messias dar, Sulamit symbolisiert neutestamentlich die Gemeinde und alttestamentlich das treue Volk Israel.
In der praktischen Erfahrung sollte die Reihenfolge eigentlich sein: Prediger, Sprüche, Hohelied. Es ist traurig, dass Salomo die umgekehrte Reihenfolge erlebte: Hohelied, Sprüche, Prediger.
So viel zu Salomo und seinem Beitrag zur Bibel.
Spaltung Israels und die Zeit der Könige
Nach dem Tod Salomos, der eine Folge seiner Untreue war, kam es zur Spaltung Israels. Die zwölf Stämme teilten sich in zwei Nationen auf: das Königreich im Norden mit den zehn Stämmen, genannt Israel. Der Name Israel wird nun nicht mehr für alle zwölf Stämme verwendet, sondern im engeren Sinn nur noch für die zehn Stämme im Norden.
Das Südreich hieß Juda, mit der Hauptstadt Jerusalem und dem Salomontempel. So wurde das Volk Gottes, das irdische Volk Gottes, durch diese Spaltung in Norden und Süden massiv geschwächt.
Heute Morgen habe ich ganz kurz Psalm 133 erklärt – den Segen des Hermann im Nordreich und den Segen von den Bergen Jerusalems im Süden. Diese beiden Segensquellen gehören zusammen, wie wir dort gesehen haben. Doch hier wurde alles gespalten.
Im Nordreich herrschten neunzehn Könige, von Jerobeam I. bis Hosea. Es waren alles gottlose Könige, die das Volk in den Götzendienst führten. Bereits Jerobeam errichtete ein Höhenheiligtum in Dan ganz im Norden und ein weiteres in Bethel, im Süden seines Reiches. Damit wollte er die zehn Stämme von Jerusalem fernhalten, wo auch die Bibel aufbewahrt wurde. Er wollte sie von Gott und seinem Wort abbringen. So waren alle diese Könige gottlos.
Im Südreich gab es insgesamt zwanzig Herrscher. Dabei zähle ich auch die gottlose Frau Atalja mit, die die Macht an sich gerissen hatte. Somit waren es zwanzig Herrscher. Glücklicherweise gab es unter ihnen verschiedene, die dem Herrn wirklich nachfolgten.
Zum Beispiel Rehabeam, der Sohn Salomos, erhielt nur noch ein geschwächtes Königreich. Am Anfang seiner Herrschaft zeigte er noch Treue gegenüber dem Herrn. In dieser Zeit kamen Menschen aus allen zehn Stämmen und gingen zu den zwei Stämmen im Süden, zu Juda und Benjamin. Sie wollten mit dem Gott der Bibel verbunden bleiben.
Dann gab es eine Reformation unter Asa. Auch hier kamen Überläufer von den zehn Stämmen zu ihnen. Joschafat war ein gottesfürchtiger König, ebenso verschiedene andere Herrscher.
Ich möchte speziell Hiskia und Josia erwähnen. Nach Josia kamen jedoch nur noch gottlose Könige.
Auf dem Bild sieht man die Königsgräber in der Davidsstadt, wo viele dieser zwanzig Herrscher gemäß der Bibel begraben wurden.
Die Propheten in der Zeit der Könige
Und jetzt schauen wir uns die Zeit der Könige an. In dieser Zeit traten die Propheten auf. Sie riefen das Volk zur Umkehr zur Bibel auf und erklärten, dass, wenn es nicht zurückkehrt und umkehrt, eine furchtbare nationale Katastrophe bevorsteht. Die zehn Stämme würden nach Assyrien weggeführt werden, und das Südreich würde nach Babylon deportiert.
So ist alles in Erfüllung gegangen. Die zehn Stämme wurden im Jahr 722 v. Chr. nach Assyrien, dem heutigen Nordirak, weggeführt. Das Südreich der zwei Stämme, zusammen mit Überläufern aus den zehn Stämmen, wurde in den Jahren 606 bis 539 v. Chr. nach Babylon deportiert.
Aber hier habe ich schon ein wenig vorgegriffen. Obadja trat unter König Joram auf, also nicht lange nach Rehabeam, dem Sohn Salomos, und äußerte seine Prophetie. Es ist ein kleines Buch mit nur einem Kapitel, das der Bibel hinzugefügt wurde. Obadja gehört zu den zwölf kleinen Propheten.
Warum ist Obadja nicht der erste der zwölf, sondern Hosea, wie es in jeder Bibel, auch in der hebräischen Bibel, der Fall ist? Der Grund liegt darin, dass Obadja ein sehr kurzes Buch ist und sich auf Edom, im südlichen Jordanien, konzentriert. Deshalb wurde es nicht an den Anfang gestellt.
Hosea hingegen wurde an die Spitze gesetzt, weil sein Buch mit 14 Kapiteln eine prophetische Gesamtübersicht bietet. Die Bücher sind nach Epochen geordnet: Der erste Teil der zwölf kleinen Propheten stammt aus der Zeit, als Assyrien die Weltherrschaft innehatte, also bis zur Wegführung nach Assyrien und dem baldigen Untergang Assyriens.
Dann folgt die Epoche, in der Babylon zur Weltmacht aufstieg, und danach die Zeit, in der die Juden aus Babylon zurückkehrten und unter persischer Herrschaft standen. So sind die Bücher grob in assyrische, babylonische und persische Zeit eingeteilt – allerdings nicht ganz streng chronologisch.
Obadja ist nicht der Erste, aber er gehört zur ersten Gruppe. Hosea aus der assyrischen Zeit wurde an die Spitze gestellt, weil er eine umfassende Übersicht gibt.
Noch etwas: Die Bücher sind so geordnet, dass immer zuerst ein Prophet aus den zehn Stämmen, also dem Nordreich, genannt wird, dann ein Prophet aus dem Südreich. Dieses Muster setzt sich fort, bis die Wegführung nach Assyrien erfolgte. Danach gab es nur noch Propheten aus dem Südreich. So sind die Bücher geordnet.
Das führt dazu, dass man sagen kann: Obadja ist der Älteste, und nach ihm folgt Joel. Joel wird in seinem Buch nicht genau datiert, aber seine Position unter den zwölf kleinen Propheten zeigt, dass er zur frühen assyrischen Zeit gehört.
Dann kommen Hosea und Usia. In seinem Buch wird klar gesagt, dass Usia, Jotham, Ahas und Hiskia herrschten. Auch in der Zeit von Usia wirkte der Prophet Amos. Ebenso wirkte Jesaja in der Zeit von Usia, Jotham, Ahas und Hiskia.
Daraus erkennt man, dass Jesaja und Hosea Zeitgenossen waren. Jesaja wirkte im Südreich, Hosea im Nordreich. Micha war ebenfalls ein Zeitgenosse Hoseas, begann aber etwas später mit seinem Dienst und war somit auch ein Zeitgenosse Jesajas. Er stammte aus dem Südreich.
Amos war auch ein Zeitgenosse von Hosea und Jesaja. Er stammte aus dem Südreich, wirkte aber im Nordreich.
Dann gibt es noch den Propheten Jonah, der zur Zeit von Jerobeam II. wirkte. Eine wichtige Prophetie, die in der Zeit von Jerobeam erfüllt wurde, stammt von Jonah. Sein Buch ist mehr eine Geschichte mit etwas Prophetie. Jonah wurde als wahrer Prophet bestätigt, als seine Vorhersage während seines Lebens in Erfüllung ging, nämlich dass Jerobeam sein Reich erheblich ausdehnen konnte.
Etwas später wirkten die Propheten Nahum, Habakuk und Zephanja. Nahum sagte den Untergang der Stadt Ninive und damit des assyrischen Weltreiches voraus. Habakuk wirkte in der Generation vor der babylonischen Gefangenschaft und prophezeite, dass die Babylonier, die Chaldäer, das Gericht über Juda bringen würden – als Gottes Strafe.
Zephanja wird nach Habakuk eingeordnet, weshalb er in seiner Epoche etwas nachgestellt ist. Jeremia wirkte in der Zeit der letzten Könige von Juda und sogar darüber hinaus. Er war ein Zeitgenosse von Zephanja und Habakuk.
Hesekiel wird ab dem fünften Jahr von König Joachim datiert. Er wirkte somit am Ende der letzten beiden Könige und lange darüber hinaus in Babylon, mindestens bis 571 v. Chr. Die letzte in seinem Buch datierte Prophetie stammt aus diesem Jahr.
So sehen wir, dass Hesekiel ein Zeitgenosse von Daniel war. Daniel wurde im dritten Jahr von König Joachim nach Babylon weggeführt und war dort Prophet bis mindestens 536 v. Chr. Die letzte datierte Prophetie in seinem Buch, Kapitel 10 bis 12, stammt aus dieser Zeit.
Daniel und Hesekiel waren also Zeitgenossen. Das erklärt auch, warum Hesekiel Daniel in Hesekiel 14 erwähnt. Dort wird Daniel als einer der herausragenden gottesfürchtigen Männer genannt.
Das zeigt, dass Daniel nicht erst eine Generation später anerkannt wurde, sondern schon zu Lebzeiten des Propheten Hesekiel. So lesen wir in Hesekiel 14, Verse 12 bis 14:
„Und das Wort des Herrn geschah zu mir: Menschensohn, wenn ein Land gegen mich sündigt und Treulosigkeit begeht, und ich meine Hand ausstrecke und den Stab des Brotes zerbreche und Hunger sende, Menschen und Vieh darin ausrotte, und diese drei Männer – Noah, Daniel und Hiob – wären in demselben Land, so würden sie durch ihre Gerechtigkeit nur ihre eigene Seele erretten.“
Und nochmals in Vers 20:
„Noah, Daniel und Hiob wären in demselben Land.“
So wird Daniel neben Hiob und Noah gestellt – und das zu Lebzeiten.
Nebenbei sei erwähnt, dass in Daniel 9 berichtet wird, wie Daniel das Buch Jeremia studierte, insbesondere die erfüllte Prophetie. So sehen wir, wie das Alte Testament in sich verkettet ist.
Wir erkennen auch, dass Jeremia bereits zu Daniels Zeit ein anerkannter Prophet war – und nicht erst, wie manche liberale Theologen behaupten, durch ein Konzil von Jamnia um das Jahr 90 n. Chr. Diese Geschichten haben wenig mit dem Bibeltext zu tun.
Daniel kannte Jeremia also schon und erkannte ihn als Propheten an.
Nach siebzig Jahren babylonischer Weltherrschaft von 609 bis 539 v. Chr. fiel Babylon an die Perser. Die babylonische Gefangenschaft der Juden dauerte von 606 bis 539 v. Chr.
Jetzt beginnt die persische Zeit. Der große König Kyros gab den Juden die Erlaubnis, zurückzukehren und den Tempel in Jerusalem wieder aufzubauen. Von da an war Judäa eine persische Provinz, aber die Juden erhielten eine gewisse Halbautonomie.
So kehrten etwa 200.000 Juden zurück, darunter Angehörige der Stämme Juda, Benjamin, Levi und auch aus den zehn Stämmen. Die Bibel sagt in Esra 1-6, dass etwa 40.000 Juden zurückkehrten, aber wenn man Frauen und Kinder dazurechnet, kommt man auf diese Zahl.
Diese Rückkehrer wollten den Tempel auf Zion in Jerusalem wieder aufbauen. Sie wussten damals, dass sie heimkehrten, um dem kommenden Messias im Land Israel zu begegnen.
Sie kannten die Prophezeiungen aus dem Buch Daniel und konnten sogar berechnen, wann der Messias kommen würde. Nach den Jahrwochen kommt man auf das Jahr 32 nach Christus. Allerdings konnten sie das damals noch nicht genau berechnen; das wurde erst später klar, als Nehemia die Erlaubnis erhielt, Jerusalem wieder aufzubauen.
Zuerst bauten sie den Tempel auf. Sie wussten aus anderen prophetischen Schriften, dass der Messias nicht in Babylon geboren werden würde. Micha sagte in Kapitel 5, Vers 1, dass der Messias aus Bethlehem kommen wird.
Deshalb mussten sie zurück ins Land, denn dort sollte der Messias geboren werden. Sie kehrten also heim im Wissen, dem kommenden Messias im Land Israel zu begegnen.
Das Alte Testament wurde im wiederaufgebauten Tempel aufbewahrt. Dazu lesen wir in 5. Mose 36,24:
„Und es geschah, als Mose geendet hatte, die Worte dieses Gesetzes in ein Buch zu schreiben bis zu ihrem Schluss, da gebot Mose den Leviten, die die Lade des Bundes des Herrn trugen, und sprach: Nehmt dieses Buch des Gesetzes und legt es zur Seite der Lade des Bundes des Herrn, eures Gottes, damit es dort zum Zeugnis gegen dich sei.“
Das Buch sollte also direkt im Tempel, in der Stiftshütte, neben der Bundeslade aufbewahrt werden. So war das fünfte Buch Mose immer im Tempel – das Original von Mose wurde dort aufbewahrt.
Dieses Original wurde übrigens unter König Josia, über tausend Jahre später, im Tempel wiederentdeckt. Das löste eine Erweckung aus, als die Originalschriftrolle von Mose wiedergefunden wurde.
Nun lesen wir noch Haggai 2, Vers 5. Es geht um den Wiederaufbau des zweiten Tempels. Dort sagt Gott zu Israel in Kapitel 2, Vers 4:
„Und nun sei stark, Serubbabel, spricht der Herr, und sei stark, Joshua, Sohn Josedachs, du Hoherpriester, und sei stark, alles Volk des Landes, spricht der Herr, und arbeitet am Tempel; denn ich bin mit euch, spricht der Herr der Heerscharen. Das Wort, das ich mit euch eingegangen bin, als ihr aus Ägypten zogt, und mein Geist wird in eurer Mitte bestehen. Fürchtet euch nicht!“
Der Geist Gottes war auf besondere Weise im Tempel gegenwärtig. Im zweiten Tempel gab es keine Schechina mehr, aber der Geist Gottes und das Wort Gottes, das mit Israel eingegangen war, sollten in der Mitte des Volkes bestehen.
Dies zeigt, dass im Tempel die Bibel aufbewahrt wurde. Das wird auch in der rabbinischen Literatur bestätigt, aber davon mehr nach der Pause.
