Guten Abend, ich möchte alle herzlich begrüßen. Wir kommen heute Abend zu Lukas 14, Vers 1. Ich würde vorschlagen, dass wir des Zusammenhangs wegen gleich das ganze Kapitel lesen.
Und es begab sich, als er am Sabbat in das Haus eines Obersten der Pharisäer ging, um zu speisen, da beobachteten sie ihn. Und siehe, da war ein wassersüchtiger Mensch vor ihm.
Jesus ergriff das Wort und redete zu den Gesetzesgelehrten und Pharisäern, indem er sprach: „Ist es erlaubt, am Sabbat zu heilen?“ Sie aber schwiegen.
Da rührte er ihn an, machte ihn gesund und entließ ihn. Und er begann und sprach zu ihnen: „Wer von euch, wenn ihm sein Esel oder Ochse in den Brunnen fällt, wird ihn nicht sogleich herausziehen am Tag des Sabbats?“
Und sie konnten ihm nichts dagegen antworten.
Heilung am Sabbat und die Haltung der Pharisäer
Er sagte aber zu den Gästen ein Gleichnis, da er bemerkte, wie sie sich die ersten Plätze aussuchten. Er sprach zu ihnen: „Wenn du von jemandem zur Hochzeit eingeladen bist, so setze dich nicht auf den obersten Platz, damit nicht etwa ein Vornehmerer als du von ihm eingeladen ist und nun der, der dich und ihn eingeladen hat, kommt und zu dir sagt: ‚Mache diesem Platz!‘ Und du dann beschämt den letzten Platz einnehmen musst.
Sondern wenn du eingeladen bist, so gehe hin und setze dich auf den letzten Platz, damit der, welcher dich eingeladen hat, wenn er kommt, zu dir spricht: ‚Freund, rücke hinauf!‘ Dann wirst du Ehre haben vor denen, die mit dir zu Tisch sitzen. Denn jeder, der sich selbst erhöht, wird erniedrigt werden, und wer sich selbst erniedrigt, der wird erhöht werden.“
Er sagte aber auch zudem zu dem, der ihn eingeladen hatte: „Wenn du ein Mittags- oder Abendmahl machst, so lade nicht deine Freunde, noch deine Brüder, noch deine Verwandten, noch reiche Nachbarn ein, damit nicht etwa auch sie dich wieder einladen und dir vergolten wird.
Sondern wenn du ein Gastmahl machst, so lade Arme, Krüppel, Lahme und Blinde ein. So wirst du glückselig sein, denn weil sie es dir nicht vergelten können, wird es dir vergolten werden bei der Auferstehung der Gerechten.“
Das Gleichnis vom großen Mahl und die Ablehnung der Eingeladenen
Als nun einer, der mit ihm zu Tisch saß, dies hörte, sprach er zu ihm: „Glückselig ist, wer das Brot isst im Reich Gottes.“
Er aber sprach zu ihm: „Ein Mensch machte ein großes Mahl und lud viele dazu ein. Er sandte seinen Knechten zur Stunde des Mahles, um den Geladenen zu sagen: ‚Kommt, denn es ist schon alles bereit.‘
Und sie fingen alle einstimmig an, sich zu entschuldigen. Der Erste sprach zu ihm: ‚Ich habe einen Acker gekauft und muss unbedingt hinausgehen und ihn ansehen. Ich bitte dich, entschuldige mich.‘
Ein anderer sprach: ‚Ich habe fünf Joch Ochsen gekauft und gehe hin, um sie zu erproben. Ich bitte dich, entschuldige mich.‘
Wieder ein anderer sprach: ‚Ich habe eine Frau geheiratet, darum kann ich nicht kommen.‘
Und jener Knecht kam wieder und berichtete das seinem Herrn. Da wurde der Hausherr zornig und sprach zu seinem Knecht: ‚Geh schnell hinaus auf die Gassen und Plätze der Stadt und führe die Armen und Krüppel und Lahmen und Blinden herein.‘
Und der Knecht sprach: ‚Herr, es ist geschehen, wie du befohlen hast, es ist aber noch Raum da.‘
Und der Herr sprach zu dem Knecht: ‚Geh hinaus an die Landstraßen und Zäune und nötige sie hineinzukommen, damit mein Haus voll werde. Denn ich sage euch, dass keiner jener Männer, die eingeladen waren, mein Mahl schmecken wird.‘“
Die Forderung zur Nachfolge und das Ringen um das Heil
Es zog aber eine große Volksmenge mit ihm, und er wandte sich um und sprach zu ihnen:
Wenn jemand zu mir kommt und nicht seinen Vater und seine Mutter hasst, ebenso seine Frau und Kinder, Brüder und Schwestern, dazu auch sein eigenes Leben, kann er nicht mein Jünger sein.
Und wer nicht sein Kreuz trägt und mir nachfolgt, der kann nicht mein Jünger sein.
Denn wer von euch, der einen Turm bauen will, setzt sich nicht zuvor hin und berechnet die Kosten, ob er die Mittel hat, um ihn ganz fertigzustellen? Damit nicht etwa, wenn er den Grund gelegt hat, aber nicht vollenden kann, alle, die es sehen, über ihn spotten und sagen: „Dieser Mensch fing an zu bauen und konnte es nicht vollenden.“
Oder welcher König, der ausziehen will, um mit einem anderen König Krieg zu führen, setzt sich nicht zuvor hin und überlegt, ob er mit Zehntausend dem begegnen kann, der mit Zwanzigtausend gegen ihn anrückt?
Wenn er aber nicht imstande ist, schickt er, solange jener noch fern ist, eine Gesandtschaft und bittet um Friedensbedingungen.
So kann auch keiner von euch mein Jünger sein, der nicht allem entsagt, was er hat.
Das Salz ist gut; wenn aber das Salz fade wird, womit soll es gewürzt werden? Es taugt weder für das Erdreich noch für den Dünger. Man wirft es hinaus.
Wer Ohren hat zu hören, der höre.
Die Reaktion der Pharisäer und die Bedeutung des Evangeliums
Und vielleicht noch Lukas 15,1-2: Es pflegten sich ihm aber alle Zöllner und Sünder zu nähern, um ihn zu hören. Die Pharisäer und die Schriftgelehrten murrten jedoch und sprachen: „Dieser nimmt Sünder an und isst mit ihnen.“
Es ist bekannt, dass das Lukasevangelium insgesamt aus zehn Teilen besteht. Die erste Hälfte umfasst fünf Teile, die zweite Hälfte ebenfalls fünf Teile. Jeder Teil des Lukasevangeliums behandelt ein ganz bestimmtes Thema.
Wir sind heute bei Teil drei in der zweiten Hälfte. Wir haben zuletzt in Lukas 13,22 begonnen. Der Abschnitt reicht bis Kapitel 17, Vers 10. Das Thema ist das Endziel, das große Endziel.
In diesem Abschnitt geht es ganz speziell um das messianische Gastmahl. Wir haben das beim letzten Mal bereits angeschaut: Eine wichtige Grundlage im Alten Testament für diese jüdische Erwartung, dass es in der Zukunft ein wunderbares Gastmahl geben wird, wenn der Messias kommt.
Diese Erwartung gründet sich unter anderem auf Jesaja 25. Schlagen wir auf:
Jesaja 25,6-8: „Und der Herr der Heerscharen wird auf diesem Berg allen Völkern ein Mahl von fetten Speisen bereiten, ein Mahl von alten Weinen, von fetten, magigen Speisen, von alten, geläuterten Weinen. Und er wird auf diesem Berg die Schleierhülle wegnehmen, die alle Völker verhüllt, und die Decke, womit alle Nationen bedeckt sind. Ja, er wird den Tod auf ewig verschlingen, und Gott, der Herr, wird die Tränen abwischen von jedem Angesicht und die Schmach seines Volkes hinwegnehmen von der ganzen Erde. Ja, der Herr hat es gesprochen.“
Das messianische Königreich und das zukünftige Gastmahl
Es geht hier um das messianische Königreich, das tausendjährige Friedensreich. Gott verspricht, dass es auf dem Tempelberg – mit „diesem Berg“ in Vers 6 ist der Tempelberg in Jerusalem gemeint – ein gewaltiges Festessen geben wird.
Der zukünftige Tempel nach Hesekiel wird einen dritten Vorhof haben, der eineinhalb auf eineinhalb Kilometer misst. Dort gibt es also ziemlich viel Platz, wenn die Völker nach Jerusalem zu diesem messianischen Festmahl kommen werden.
Darauf nimmt der Herr Jesus Bezug, wie wir letztes Mal gesehen haben. Das ist also eine Zusammenfassung von Kapitel 13, Versen 25 bis 29. Wir lesen vielleicht des Zusammenhangs wegen nochmals ab Vers 25 bis 29 in Lukas 13:
„Wenn einmal der Hausherr aufgestanden ist und die Türe verschlossen hat, dann werdet ihr anfangen, draußen zu stehen und an die Tür zu klopfen und zu sagen: Herr, Herr, tue uns auf! Dann wird er antworten und zu euch sagen: Ich weiß nicht, woher ihr seid. Dann werdet ihr anfangen zu sagen: Wir haben vor dir gegessen und getrunken und auf unseren Gassen hast du gelehrt. Und er wird antworten: Ich sage euch, ich weiß nicht, woher ihr seid, weicht alle von mir, ihr Übeltäter. Da wird das Heulen und das Zähneknirschen sein, wenn ihr Abraham, Isaak und Jakob und alle Propheten im Reich Gottes seht, euch selbst aber hinausgestoßen, und sie werden kommen von Osten und von Westen, von Norden und von Süden und zu Tisch sitzen im Reich Gottes. Und siehe, es sind Letzte, die werden Erste sein, und es sind Erste, die werden Letzte sein.“
Hier spricht der Herr Jesus über dieses Festmahl. Auch die alttestamentlichen Gläubigen werden als Auferstandene mit dabei sein. Er sagt in Vers 28: Abraham, Isaak, Jakob, alle Propheten im Reich Gottes, also im Königreich Gottes.
Weiterhin kommen Menschen aus allen Himmelsrichtungen – Osten, Westen, Norden, Süden – und werden im Reich Gottes zu Tisch liegen, also alle Völker. Jesus sagt aber zu der damaligen Generation von Juden, die ihn abgelehnt hatte: Ihr werdet draußen sein, ihr werdet gar nicht dabei sein. Aber sie werden das sehen.
Aus dem Ort ihrer Verlorenheit wird ausdrücklich gesagt, in Vers 28: Dort wird das Weinen und das Zähneknirschen sein, wenn ihr Abraham, Isaak und Jakob und alle Propheten im Reich Gottes seht. Diese werden also den Blick auf Jerusalem aus dem Jenseits haben und sehen, wie dieses Festmahl vonstattengeht. Sie selbst sind aber nicht mit dabei.
Die Sichtverbindung im Jenseits und die Ablehnung der Pharisäer
Ja, Christoph. Ja, wir haben ja letztes Mal Lukas 16 betrachtet, und zwar als Parallele. Hier sieht man auf dem Schema diesen Abschnitt, wo gesagt wird: „Sie werden Abraham sehen.“ Dieser Abschnitt ist parallel zu der Geschichte in Lukas 16, 19-31. Dort sieht der reiche Mann im Hades, am Ort der Qual, hinüber ins Paradies, in den Schoss Abrahams, und er sieht Abraham.
Auch dort besteht eine Sichtverbindung im Jenseits zum Jenseits, vom Ort der Qual hin zum Paradies. Es heißt: „Sie werden Abraham sehen.“ Aber du meinst jetzt, ob die von drüben auch sehen?
Ja, wir sehen in diesem Fall, dass Abraham mit dem reichen Mann am Ort der Qual sprechen kann. Also ist Kommunikation möglich. Ich bin nur so zurückhaltend mit der Antwort, weil dort nicht steht, dass Lazarus mit dem reichen Mann spricht. Der wird offensichtlich abgeschirmt. Es wird, wie gesagt, in Lukas 16 gezeigt, dass Lazarus jetzt hier getröstet wird.
Was man sieht, ist, dass es prinzipiell möglich ist, dass eine solche Sichtverbindung geschehen kann. Das heißt aber nicht, dass man verallgemeinern kann, die im Jenseits sehen das Diesseits. Hier wird ausdrücklich gesagt, dass sie dann dieses messianische Gastmahl sehen und feststellen werden, dass sie draußen sind.
Ich habe letztes Mal schon angedeutet, dass die Pharisäer ein System aufgebaut haben, wie man die Gebote der Tora umsetzen soll. Sie waren der Ansicht, dass mit ihren Anweisungen garantiert ist, dass die Masse Israels einmal dabei sein wird, wenn der Messias kommt. Es war also nicht so, dass sie sich Sorgen machten, ob sie dabei sein würden oder nicht. Vielmehr gingen sie davon aus, dass die Allgemeinheit dabei sein wird.
Der Herr überrascht hier und sagt ihnen: Nein, ihr werdet draußen sein. Das Schlimme ist, hier sehen wir, dass es möglich ist, dass Menschen meinen, sie werden einmal dabei sein, sie sind gerettet, und dann feststellen, dass sie gar nicht gerettet waren. Es wird für sie eine Überraschung sein, dass sie draußen sind.
Das liegt eben daran, dass sie aufgrund falscher Annahmen meinten, sie seien gerettet. Sie dachten, wenn sie die Tora nach pharisäischen Vorstellungen umsetzen, dann sind sie automatisch dabei. Das Lukas-Evangelium und alle Evangelien machen klar: Nein, Menschen werden nur dabei sein, wenn sie sich bekehren.
Was das genau bedeutet, werden wir gleich auch noch später sehen.
Die verschlossene Tür und der Weg zur Rettung
Jetzt kommen viele Fragen. Roswitha hat zuerst Lukas 11,52 genannt. Ja, genau, Lukas 11,52: Dort war der Herr zu Besuch bei einem Pharisäer. Während dieses Besuchs spricht er zu den Pharisäern und Schriftgelehrten. Sascha, liest du nochmal vor?
„Ihr Gesetzesgelehrten, denn ihr habt den Schlüssel der Erkenntnis weggenommen. Ihr selbst seid nicht hineingegangen, und die, welche hineingehen wollten, habt ihr daran gehindert.“
Unglaublich! Sie haben den Schlüssel der Erkenntnis weggenommen. Das heißt, mit ihrem System, wie sie die Tora auslegen und anwenden, haben sie eigentlich bewirkt, dass man die Bibel gar nicht richtig versteht. Sie haben den Schlüssel der Erkenntnis durch ihr System weggenommen. Sie selbst sind nicht eingegangen und haben andere daran gehindert, hineinzukommen.
Jetzt stellt sich die Frage: Wo soll man hineingehen? Das haben wir beim letzten Mal schon gesehen. Sascha, liest du bitte noch einmal Lukas 13,23 vor?
„Es sprach aber einer zu ihm: Herr, sind es wenige, die errettet werden? Er aber sprach zu ihnen: Ringt danach, durch die enge Pforte hineinzukommen! Denn viele, sage ich euch, werden hineingehen wollen und es nicht können. Wenn aber der Hausherr aufgestanden ist und die Tür verschlossen hat, dann werdet ihr anfangen, draußen zu stehen und an die Tür zu klopfen und zu sagen: Herr, öffne uns! Er aber wird antworten und sagen: Ich weiß nicht, woher ihr seid.“
Hier wird von einer Tür gesprochen, durch die man hindurchgehen muss, um gerettet zu werden. Die enge Tür wird genannt. Aber was ist diese Tür? Die Antwort finden wir in Johannes 10, Vers 9. Schlagen wir das auf!
Jesus erklärt, wie man errettet wird und wie man dabei sein wird. Sascha, liest du Johannes 10,7 und dann Vers 9 vor?
„Da sprach Jesus wiederum zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ich bin die Tür für die Schafe. Alle, die vor mir kamen, sind Diebe und Räuber; aber die Schafe hörten nicht auf sie. Ich bin die Tür. Wenn jemand durch mich hineingeht, wird er gerettet werden und wird ein- und ausgehen und Weide finden.“
Jesus sagt also: Ich bin die Tür. Das ist die enge Tür. Durch diese Tür muss man hineingehen, dann wird man errettet.
Was bedeutet das? Der Ausdruck „die Tür der Schafe“ beziehungsweise „das Schaftor“ war ein bekanntes Tor im Tempel in Jerusalem. Es war das Tor auf der Nordseite, durch das die Opfertiere auf den Tempelplatz gebracht wurden.
Jesus sagt: Ich bin die Tür der Schafe, damit wir verstehen, dass man zu Gott nicht einfach aufgrund eigener Leistungen kommt, sondern aufgrund des Opfers. Die Menschen, also die Sünder, gingen durch die Tür mit einem unschuldigen Opfertier. Dieses wurde dann im Tempel beim Altar geschlachtet – es musste sterben, stellvertretend.
Wenn der Herr Jesus sagt: Ich bin die Tür, wer durch mich hineingeht, wird errettet werden, meint er, dass man vor Gott auf der Grundlage des stellvertretenden Opfers, das er selbst ist, gerettet wird und eingeht.
Aus Lukas 13 erfahren wir, dass der Herr sagt: Ringt danach, durch die enge Tür hineinzukommen. Es geht also nicht automatisch, dass man gerettet wird. Man muss wirklich gerettet werden wollen.
Manche denken, Kirchenzugehörigkeit, Taufschein und so weiter reichen aus. Das ist aber genau die Parallele zum System der Pharisäer: Ein bisschen Gebote erfüllen, koscher essen, in die Synagoge gehen – und dann ist man dabei.
Der Herr macht aber klar: Nein! Es wird böse Überraschungen geben. Menschen, die glauben, auf dieser Grundlage gerettet zu sein, werden sehen, dass sie draußen sind.
Außerdem macht der Herr deutlich, dass der Moment kommt, wo die Tür verschlossen wird. Dann werden sie draußen stehen, an die Tür klopfen und sagen: Herr, tu uns auf! Es gibt also ein Zu-spät.
Gott hat diese rettende Tür offen, aber der Moment wird kommen, wo sie geschlossen wird. Das wird bei der Entrückung der Gemeinde sein. Das kann heute geschehen, morgen – es muss nichts vorher in der Prophetie erfüllt werden. Der Herr könnte jederzeit kommen.
Wenn er kommt, wird diese Tür verschlossen sein für all die Menschen, die das Evangelium schon gehört haben. Die, die es nicht gehört haben, können sich nachher noch bekehren. Aber für die anderen ist die Tür zu, es ist zu spät. Das ist hier mit der verschlossenen Tür gemeint.
Christoph, du hast noch etwas zu Johannes 10,9 gesagt, besonders zum Ausdruck „ein- und ausgehen“. Was ist damit gemeint?
Im Tempelbezirk wird in der Bibel beschrieben, dass er wie ein Schafhof ist. Das Volk Israel ging immer wieder in den Tempel und dann wieder hinaus ins Alltagsleben.
Wenn der Herr sagt: Ich bin die Tür der Schafe, wer durch mich hineingeht, wird errettet werden, heißt das: Man kommt zu Gott auf der Grundlage des Opfers.
Aber das Volk Israel wohnte nicht im Tempelbezirk. Dort hatten sie Gottesdienste und Begegnungen mit Gott, gingen dann aber wieder hinaus ins Alltagsleben. Das wird hier so ausgedrückt.
Ich habe noch eine Frage. In der Ewigkeit heißt es ja, jeder Mund wird bezeugen, jedes Knie wird sich beugen. Das bezieht sich auf alle Menschen, ob bekehrt oder unbekehrt, ewig verloren.
Kann man das hier schon zusammenfügen?
Du hast richtig erkannt, dass deine Frage auf Philipper 2,11 abzielt. Dort heißt es, dass ein Moment kommen wird, an dem alle Menschen – gläubig oder ungläubig – ihre Knie beugen und Jesus Christus als Herrn anerkennen.
Du fragst, ob das eine Parallele zu hier ist. Ja, denn wenn sie an die verschlossene Tür klopfen und sagen: Herr, tu uns auf! Dann werden sie erkennen, wer Jesus Christus ist. Aber vorher haben sie ihn abgelehnt.
Es gab da drüben noch weitere Fragen, Verzeihung. Das wäre eine Anwendung: Wenn sie hier sagen, „wir haben vor dir gegessen und getrunken“ und meinen in Vers 26, das gebe ihnen ein Anrecht an Jesus Christus.
Jetzt sagst du, es gibt auch Menschen, die meinen, wenn sie Abendmahl oder Messe nehmen, sind sie automatisch dabei.
Ja, das wäre eine Anwendung. Und hier hat es natürlich noch einen ganz besonderen Zusammenhang.
Wir haben heute am Anfang Lukas 14,1-6 gelesen. Dort kommt ein Oberster der Pharisäer, und der Herr ist bei ihm zum Essen eingeladen. Das ist ein Beispiel: Pharisäer, die mit dem Herrn essen.
Auch in der Stelle, die wir vorhin aufgeschlagen hatten, mit dem Wegnehmen des Schlüssels der Erkenntnis in Kapitel 11, ab Vers 37, gab es eine Einladung bei einem Pharisäer.
Sie hatten also direkten Umgang mit Jesus. Sie werden später meinen: „Wir haben doch mit dir gegessen, wir müssen doch auch dabei sein.“
Ebenso denken manche: „Wir haben doch Abendmahl in der Kirche genommen, Messe gefeiert, wir müssen doch dabei sein.“ Doch sie werden draußen sein.
Die Parallele ist offensichtlich.
Und auch in Lukas 13,26 heißt es: „Wir haben auf unseren Straßen gelehrt, wir haben zugehört, wie du gepredigt hast.“
Das kann man auch anwenden: Manche sagen, „wir haben in der Kirche Predigten gehört, wir müssen doch dabei sein.“ Nein, das gibt kein Anrecht auf das herrliche Endziel.
Das wird eine böse Überraschung sein. Der Herr spricht dann von Weinen und Zähneknirschen. Es gibt keine Möglichkeit mehr, denn die Tür ist verschlossen.
Dieses Thema zieht sich durch die ganze Heilige Schrift.
Es beginnt schon im ersten Buch Mose: Gott muss Gericht über eine verdorbene Menschheit bringen. Er gibt einen Ausweg – die Arche.
Die Arche hat eine Tür, durch die man hineingehen konnte.
Noah hat gepredigt, und es war möglich, mit Noah in die Arche zu gehen. Die Masse der Menschen hat Noahs Predigt jedoch abgelehnt.
Der Moment kam, an dem Noah und seine Familie durch die Tür hineingingen. Dann heißt es: Gott verschloss die Tür.
Von da an war es unmöglich, gerettet zu werden. Die Tür war verschlossen – auch dort gab es ein Zu-spät.
In Hiob 12,13 heißt es: „Wenn Gott verschließt, kann niemand mehr öffnen.“
So war das: Es gab ein Zu-spät. Noah hat hundertzwanzig Jahre gepredigt, aber es gab ein Zu-spät.
Hier haben wir diese Tür, sie wird verschlossen, es gibt ein Zu-spät.
Es gäbe noch mehr Beispiele in der Heiligen Schrift über dieses Zu-spät.
Darum ist es nicht von ungefähr, dass Lukas hier in Kapitel 14 wieder eine Geschichte erzählt, in der der Herr bei einem Pharisäer eingeladen ist.
Es wird deutlich, wie mit Krankheit am Sabbat umgegangen wird.
Sie wussten von früher, dass Jesus schon am Sabbat geheilt hatte. Jetzt wollen sie noch einmal prüfen, ob er in diese Falle tritt.
Der Herr fragt zuerst, bevor er etwas tut, in Vers 3: Ist es erlaubt, am Sabbat zu heilen oder nicht?
Lukas sagt, sie aber schwiegen.
Sie hätten sofort ihre Meinung sagen können, doch sie sagen nichts.
Sie warten förmlich auf den Moment, in dem der Herr in die Falle tritt.
Es ist ein sehr bösartiges Schweigen, das aus ihrer Ablehnung herauskommt.
Wir sehen das auch in einem früheren Beispiel, das wir schon studiert haben, in Lukas 6.
Dort war am Sabbat in der Synagoge ein Mann mit einer verdorrten Hand, also einer Hand, die er nicht mehr bewegen konnte.
Der Herr fragt dort ebenfalls in der Synagoge, eine richtige Parallele: Lukas 6,9: „Ist es erlaubt, am Sabbat Gutes zu tun oder Böses zu tun? Leben zu retten oder zu verderben?“
Dann heilt er den Mann.
Die Reaktion ist in Vers 11: „Sie aber wurden mit Unverstand erfüllt und besprachen sich untereinander, was sie Jesus tun sollten.“
In der Parallelstelle Markus 3,6 heißt es: „Sie haben beschlossen, ihn zu töten.“
Das alles im Zusammenhang mit einer Heilung am Sabbat.
Jetzt geht es wieder um Heilung am Sabbat. Für sie ist das ein Grund, ihn zu töten.
Wir können das Beobachten in Kapitel 14 auch als Belauern verstehen – als freundliches oder negatives Beobachten?
Es ist ein böses Beobachten, also ein feindliches Lauern.
Sie warten wie ein Raubtier darauf, ob er in die Falle tritt.
Sie geben ihm keine Möglichkeit, indem sie etwas dazu sagen. Sie schweigen.
Schauen wir jetzt, was er macht.
Diese Geschichte erklärt uns, warum einmal der Moment kommen wird, wo die Tür verschlossen ist.
Sie werden rufen: „Herr, tu uns auf!“
Er wird aber sagen: Nein, weil sie ihn nicht wollten.
Sie wollten das Gastmahl, aber nicht den Gastgeber.
Das geht nicht.
Man kann nicht den Himmel wollen und Jesus Christus ablehnen.
Das ist der Punkt.
Menschen gehen verloren, weil sie den Gastgeber, den Herrn Jesus, ablehnen.
Ja, lauern bedeutet ein feindliches Warten, wie ein Raubtier.
Genau.
Die Logik der Heilung am Sabbat und Textüberlieferung
Und nun betrachten wir, was der Herr in Vers 5 sagt: „Wer ist unter euch, dessen Sohn oder Ochse in einen Brunnen fällt, und der ihn nicht sogleich am Tag des Sabbats herausziehen wird?“ In manchen Übersetzungen heißt es „dessen Esel oder Ochse“, stimmt das?
Tatsächlich haben wir insgesamt etwa 5.760 griechische Handschriften des Neuen Testaments. Die überwältigende Mehrheit dieser Handschriften zeigt eine erstaunliche Übereinstimmung. Dies nennt man den Mehrheitstext. Im Mehrheitstext steht „Sohn“ und nicht „Esel“.
Wie kommt es aber dazu, dass einige Handschriften das Wort auf „Esel“ geändert haben? Das ist etwas überraschend: „dessen Sohn oder Ochse“ in einen Brunnen fallen zu lassen, klingt ungewöhnlich. Wahrscheinlich dachte man, das könne nicht stimmen, und änderte es zu „Esel“. Das ist also eine Änderung im Minderheitstext, weil man die ursprüngliche Aussage nicht ganz verstanden hat.
Solche Veränderungen sieht man immer wieder. Gerade an überraschenden Stellen haben Abschreiber manchmal etwas verändert. Dabei gab es für sie die Warnung: „Wehe dem, der etwas von der Heiligen Schrift wegnimmt oder hinzufügt“ (Offenbarung 22). Das Schöne ist, dass die Mehrheit der Handschriften den richtigen Text überliefert hat. Das ist auch statistisch sehr plausibel.
Wenn man bedenkt, dass Lukas das Original geschrieben hat, und dieses Original vielleicht fünfzigmal abgeschrieben wurde, könnte ein Abschreiber bereits früh gedacht haben: „Das kann nicht Sohn heißen, machen wir Esel daraus.“ So hätten wir 49 Handschriften mit „Sohn“ und eine mit „Esel“. Später griffen weitere Abschreiber auf diese 50 Handschriften zurück, und so verbreiteten sich die Handschriften im gesamten Mittelmeerraum. Die falsche Lesart „Esel“ verbreitete sich ebenfalls, blieb aber eine Minderheit.
Statistisch ist klar: Der Minderheitstext ist „Esel“, der Mehrheitstext „Sohn“. Deshalb ist durch den Mehrheitstext eindeutig „Sohn oder Ochse“ richtig.
Es ist schön, wie der Herr hier argumentiert. Wir hatten kürzlich ein anderes Beispiel mit einer Heilung am Sabbat, in Kapitel 13. Dort war eine Frau in der Synagoge, die seit achtzehn Jahren gekrümmt war und sich nicht aufrichten konnte. Der Herr heilte sie am Sabbat. Dort sagt der Herr in Lukas 13,15:
„Der Herr nun antwortete ihm und sprach: ‚Du Heuchler, löst nicht jeder von euch am Sabbat seinen Ochsen oder Esel von der Krippe und führt ihn zur Tränke? Diese aber, eine Tochter Abrahams, die der Satan seit achtzehn Jahren gebunden hielt, sollte sie nicht von dieser Bindung am Sabbattag gelöst werden?‘“
Als er das sagte, wurden alle seine Widersacher beschämt, und die ganze Menge freute sich über all die herrlichen Taten, die durch ihn geschehen waren.
Diese Frau hatte ein ganz besonderes Leiden, das durch Satan verursacht war. Nicht alle körperlichen Leiden sind durch Satan verursacht, aber hier wird es ausdrücklich gesagt: Sie war durch Satan gebunden.
Der Herr sagt, dass am Sabbat auch die Tiere gelöst und zur Tränke geführt werden. Das ist klar, die Pharisäer verstanden das auch so. Das konnte man nicht als unerlaubte Arbeit ansehen, denn die Tiere brauchen auch am Sabbat Wasser.
Jetzt sagt er, diese Frau ist gebunden von Satan, und sie ist keine Sache, sondern eine Tochter Abrahams. Sie darf am Sabbat nicht von dieser Bindung befreit werden? Das leuchtete der Allgemeinheit sofort ein. Die Auslegung des Herrn Jesus war richtig, die Pharisäer lagen mit ihrem System falsch.
Hier geht es um einen Wassersüchtigen. Das ist ein Begriff, der heute in der Medizin nicht mehr verwendet wird. Es ist ein alter Ausdruck aus der antiken Medizin. Heute würde man von einem Ödem sprechen, also einer krankhaften Ansammlung von Flüssigkeit in den Weichteilen. Diese kann verschiedene Ursachen und Schweregrade haben.
Es gibt Wassersucht, bei der der ganze Rumpf und auch das Gesicht geschwollen sind, zum Beispiel durch Malaria. Im Zusammenhang mit einer Niereninsuffizienz, die durch die Malaria ausgelöst wird, sieht das sehr schlimm aus.
Wassersucht bedeutet nicht Drogensucht, sondern ist ein altes Wort für Krankheit, verwandt mit dem englischen „sick“. Wassersucht heißt also „krank durch Wasser“, also krankhafte Wassereinlagerung in den Weichteilen. Das ist ein Symptom, das auf verschiedene Krankheitsursachen hinweisen kann.
Das kann durch Herzinsuffizienz, Niereninsuffizienz oder Leberzirrhose verursacht sein. Dieser Mann war also gewissermaßen in seinem eigenen Wasser „ertrunken“.
Darum macht der Herr die Parallele: Ein Ochse, der in einen Brunnen fällt, wird sofort herausgezogen, auch am Sabbat. Aber dieser Wassersüchtige soll nicht am Sabbat geheilt werden?
So argumentiert der Herr mit einer Logik, indem er sogar die eigene Logik der Pharisäer ins Absurde führt.
Es gab noch eine andere Heilung, in Johannes 5,17. Dort sagten die Gegner später, es sei nicht erlaubt, sein Bett zu tragen. Sie griffen den Geheilten an, nicht den Herrn Jesus. Hier aber wird Jesus selbst angegriffen.
Welches Ereignis war früher? Johannes 5 wird auf das Jahr 30 datiert, wahrscheinlich im Herbst. Das Ereignis in Lukas 14 lässt sich nicht so genau datieren, da Lukas oft thematisch Geschichten zusammenfügt.
Man könnte versuchen, aus Johannes 5 abzuleiten, dass die Gegner nach diesem Ereignis nicht mehr widersprechen konnten. Aber das ist nicht korrekt. In Johannes 5 wurde zuerst der Kranke angegriffen, dann der Heiler, den Herrn Jesus. In Lukas 6, das man auf das Frühjahr 30 datieren kann, wurde Jesus bereits angegriffen und man beschloss, ihn zu töten.
Dort haben wir also ein weiteres Beispiel, wo der Herr am Sabbat einen Gelähmten heilte. Der Herr hat immer wieder am Sabbattag geheilt. Man könnte fragen, warum er das gerade am Sabbat tat, obwohl er die Liebe auch an einem anderen Tag hätte zeigen können.
Er tat es, um die falsche Auslegung der Pharisäer ans Licht zu bringen, die den Schlüssel zur Erkenntnis weggenommen hatten.
Dieses Wegnehmen des Schlüssels führte dazu, dass die Allgemeinheit dachte, sie kämen alle in den Himmel. Das hört man auch oft bei Beerdigungen: „Wir kommen alle, alle in den Himmel.“ Aber die Bibel sagt etwas anderes. Sie sagt: „Ringet danach, durch die enge Pforte einzugehen.“
Man muss sich entscheiden, sich bekehren. Bei Beerdigungen wird leider oft gelogen, das ist eine traurige Realität.
Darum ist es so wichtig, was wir hier vor uns haben. Es zeigt uns, dass man sich bekehren muss. Das heißt, man muss den Herrn Jesus als Retter annehmen. Das ist der Hauptpunkt.
Wer ihn ablehnt, darf nicht glauben, dass er trotzdem bei diesem herrlichen Endziel dabei sein wird.
Die Gleichnisse über Demut und Einladung zum Gastmahl
Und jetzt gehen wir doch einen Schritt weiter, nämlich zu Kapitel 14, Vers 7. Hier erzählt der Herr Jesus drei Gleichnisse. Diese drei Gleichnisse stehen parallel zu der dritten Phase von vier Phasen in diesem Teil. Auch dort erzählt der Herr drei Gleichnisse. Alles ist also schön harmonisch geordnet: drei Gleichnisse, drei Gleichnisse.
Diese Gleichnisse haben alle etwas mit dem Thema zu tun, natürlich – wie könnte es anders sein – mit dem Gastmahl. Es geht um das Thema Gastmahl und ganz besonders um das messianische Gastmahl.
Der Herr Jesus sagt: Wenn man zu einer Hochzeit eingeladen wird (14, Vers 8), dann soll man sich nicht auf den ersten Platz setzen. Man muss sich fragen: Wenn man zu einer Hochzeit geht, worum geht es eigentlich? Geht es darum, sich auf der Hochzeit zu präsentieren? Die Hochzeit ist eine Einladung, die wir nicht einfach verdient haben, sondern ein Geschenk, dass wir eingeladen sind. Darum geht es nicht darum, uns zu präsentieren, sondern den Einladenden zu ehren. Selbst muss man den letzten Platz einnehmen wollen. Dann kann der Gastgeber immer noch sagen: Komm, für dich habe ich einen speziellen Platz.
Der Herr will damit ein sehr bekanntes Problem zeigen: Es geht um Demut. Das Grundprinzip aus Vers 11 liest du, Sascha? „Denn jeder, der sich selbst erhöht, wird erniedrigt werden, und wer sich selbst erniedrigt, der wird erhöht werden.“ Jawohl! Das ist ganz wesentlich im Zusammenhang mit diesem Thema. Der Herr sagt in 13,24: „Ringt danach, durch die enge Tür einzugehen.“ Wir müssen uns selbst vor Gott demütigen und uns bewusst sein, dass wir nichts vorzuweisen haben, womit wir groß auftreten könnten beim Gastmahl. Nein, wir nehmen den untersten Platz ein.
Das sehen wir auch beim Apostel Paulus in 1. Timotheus 1, wie er sich beschreibt, obwohl er ein so erfolgreicher Pharisäer war, der das pharisäische System quasi perfekt ausgelebt hat. Dieser Mann hat sich so tief gedemütigt.
Liest du, Sascha, in 1. Timotheus 1, Vers 15? „Glaubwürdig ist das Wort und alle Annahme wert, dass Christus Jesus in die Welt gekommen ist, um Sünder zu erretten, von denen ich der größte bin. Und darum ist mir Barmherzigkeit widerfahren, damit an mir zuerst Jesus Christus alle Langmut erweise, zum Vorbild für die, die künftig an ihn glauben würden, zum ewigen Leben.“
Paulus, vorher Saulus, hat eine unglaublich steile Karriere im Judentum gemacht. Dann kam die Wende vor Damaskus, und dort fiel er zu Boden. Dieser große Saulus wurde wirklich zu Boden geworfen. Da wurde er ganz klein, erkannte, dass er überhaupt keine Anrechte hätte. Dadurch, dass er seine Schuld vor Gott bekannt hat und sogar sagt: „Ich bin der erste Sünder“, hat er erkannt, wer er wirklich ist, und hat den untersten Platz eingenommen. So konnte er gerettet werden. Er sagt sogar, er sei ein Beispiel für alle, die später zum Glauben kommen, zum ewigen Leben.
Es gibt tatsächlich manchmal Leute, die sagen: „Ich kann mich gar nicht bekehren, weil meine Schuld zu groß ist, das kann Gott nicht vergeben.“ Dann muss man sagen: „Ja, aber dann wärst du ein größerer Sünder als der Apostel Paulus.“ Der Apostel Paulus, der die Gemeinde verfolgt hat in religiösem Eifer, sagt: „Ich bin der erste Sünder.“ Und dann kann man also nur noch den zweiten Platz bekommen.
So kann man wirklich Mut machen. Keiner muss denken: „Meine Schuld ist zu groß, ich werde abgewiesen.“ Darum sagt auch der Herr Jesus in Johannes 6: „Wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstossen.“ Jeder kann kommen, aber er muss so kommen – nicht als einer, der sich brüstet und meint, auf dem ersten Platz ein Anrecht zu haben, sondern als einer, der sich vor Gott demütigt. Das ist das Schwierige.
Eigentlich ist der Heilsweg ganz einfach, aber es ist trotzdem schwierig. Das Ringen, durch die enge Pforte einzugehen, ist eben ein Kampf mit dem eigenen Stolz. Man muss bereit sein, den Platz ganz unten einzunehmen.
Ja, Philipp?
Es ist richtig, dass wir von uns aus sagen: „Wie Paulus, wir sind die ersten Sünder, denn wir haben alle gleich schlimm gesündigt, egal was wir gemacht haben.“
Nein, bitte.
Ah, du meinst, alle Sünder sind genau gleich. Also schlussendlich ist alle Sünde vor Gott gleich schlimm, egal was ich gemacht habe und was ich mache.
Es ist so, du sagst also, jede Sünde ist eigentlich gleich? Du musst es so sagen? Da habe ich den versinnlichten Heiligen Geist.
Es ist eben so. Römer 3,23 sagt ja: „Es ist kein Unterschied, alle haben gesündigt und erreichen nicht die Herrlichkeit Gottes.“ Dieses Wort „es ist kein Unterschied“ bedeutet, es ist kein Unterschied zwischen Heiden, die die Natur verehrt haben und den Schöpfer verworfen haben, oder Juden, die eben auch durch das Einhalten der Gesetze nicht gerettet werden können. Er sagt damit: „Alle sind Sünder“, aber er sagt nicht: „Alle sind gleich große Sünder.“
Es gibt wirklich Unterschiede. Du kannst auch nicht sagen, jede Sünde ist vor Gott gleich. Im Gesetz Mose sehen wir, dass für gewisse Sünden die Todesstrafe vorgesehen war, aber nicht für jede Sünde. Gott macht den Unterschied, zum Beispiel zwischen Mord und dem Diebstahl von hundert Schekel. Das ist nicht dasselbe.
Aber jede Sünde reicht aus, um ewig verloren zu gehen – das ist der Punkt. Da kann jemand noch kommen und sagen: „Ich war ein guter Bürger und nicht so wie Hitler.“ Ja, natürlich nicht so wie Hitler, überhaupt nicht. Gott sagt auch nicht, alle sind wie Hitler. Aber man geht verloren, weil man ein Sünder ist. Man wird gerettet, wenn man den untersten Platz vor Gott einnimmt, seine Schuld bekennt und den Herrn Jesus als Retter annimmt.
Ja, Jerry, du hast noch etwas?
Ich habe noch einen Vergleich. Der Herr Jesus hat sich selbst erniedrigt und uns ein Beispiel gezeigt am Kreuz, Philipper 2, Vers 5.
Genau, der Herr Jesus hat diesen Vers 11 so vollkommen vorgelebt. Philipper 2, Vers 5 bis 11 zeigt in sieben Stufen, wie er, der Gott, der von Ewigkeit her war, sich erniedrigt hat: Er wurde ein Knecht, wurde ein wirklicher Mensch usw., sieben Stufen bis zum Tod am Kreuz. Er hat sich erniedrigt. Und dann hat Gott ihn hoch erhoben und ihm den höchsten Platz gegeben.
Also hat er das vollkommene Beispiel für 14, Vers 11 gegeben. Aber er musste sich natürlich nicht bekehren. Er hat sich freiwillig so erniedrigt. Wir müssen uns erniedrigen, weil wir alle Sünder sind.
Ebenso gilt Römer 3,23: Es ist kein Unterschied. Es gibt keinen Menschen, der sagen könnte: „Ich bin kein Sünder.“ Vielleicht nicht so ein großer Sünder wie Hitler, aber es reicht, ein Sünder zu sein, um ewig verloren zu gehen.
Genau, das haben wir doch in Lukas 7 gesehen, mit dieser sündigen Frau, wo der Herr sagt, auch Menschen, die sehr schwer gefallen sind in ihrem Leben, werden umso mehr Liebe für den Erlöser zeigen, aus Dankbarkeit für diese noch größere Vergebung.
Hast du die Stelle gerade, für die, die es aufschreiben wollen? Lukas 7, Verse 46 bis 50. Man kann sich das so notieren.
Gut, jetzt gehen wir weiter zum nächsten Gleichnis. Da geht es um einen Gastgeber, dem der Herr einen ernsten Ratschlag gibt: Nicht einfach Freunde, Brüder, Verwandte oder Nachbarn einzuladen, die fähig sind, selber wieder eine Gegeneinladung zu starten, sondern in Vers 13: „Wenn du ein Mahl machst, so lade Arme, Krüppel, Lahme und Blinde ein, und glücklich wirst du sein, weil sie nichts haben, um dir zu vergelten.“
Nicht wahr, da werden Einladungen gestartet, und die Eingeladenen bedanken sich beim Gastgeber. Aber die Erwartung ist ganz klar: Jeder weiß, es gibt die Erwartung, auch etwas zurückzugeben. In gewissen Kulturen ist das so, in allen Kulturen sogar. Manche Kulturen sind da noch stärker.
Ich habe das so gelernt in Bezug auf Ägypten, hat mir ein langjähriger Ägyptenmissionar erzählt. Er war auf Besuch und hat gesagt, für ein Möbelstück, das ist ein wunderbares Möbelstück, das war wirklich ein kultureller Irrtum. Es ging nicht so lange, da ist ein Lastwagen vorgefahren und hat dieses Möbel gebracht. Man darf nicht sagen: „Das ist schön“, sondern das bedeutet: „Ich möchte das gerne haben.“ Gut, man kriegt es, aber man darf nicht meinen, dann ist man frei. Sie haben natürlich auch die Gegenerwartung, und so läuft das ganze System.
Ich war oft in Tadschikistan und habe dort auch gelernt, dass es genauso läuft. Es gab Hochzeitseinladungen, auch bei den armen Leuten. Die meisten sind ja arm. Das sind fantastische Feste, und sie nehmen sogar Geld auf, weil sie es gar nicht bezahlen können. Man wird eingeladen, aber das bedeutet: „Ich werde bei deiner Hochzeit auch dabei sein, und das wird auch so ein tolles Fest sein wie bei mir.“ So läuft das ganze Leben. Die Leute verschulden sich, es ist wirklich eine Katastrophe. Es ist ein System von Geben und Nehmen als Gesetz. Das macht die Leute dort wirklich krank.
Hier sagt der Herr: Das Ideale ist, wenn du gar nicht erwarten kannst, dass sie dir etwas zurückgeben werden. Das hat natürlich eine ganz besondere Bedeutung, warum der Herr das so erwähnt. Wir kommen im Zusammenhang mit dem dritten Gleichnis noch darauf.
Diese Armen, Krüppel, Lahmen und Blinden haben es in sich. Da gibt es eine Zwischenbemerkung. Sascha, liest du Vers 15? „Als nun einer, der mit ihm zu Tisch saß, dies hörte, sprach er zu ihm: Glückselig ist, wer das Brot isst im Reich Gottes.“
Also jetzt bringt er wieder das Thema vom messianischen Gastmahl auf. Da ist man wirklich göttlich gesegnet. Das bedeutet: glückselig, göttlich gesegnet, wenn man einmal im Reich Gottes mit dabei ist und dort essen darf – mit Abraham, Isaak und allen Propheten und natürlich dem Messias selbst.
Und da fügt der Herr gleich das dritte Gleichnis an. Es geht wiederum um ein großes Gastmahl. Aber das Schlimme ist, die Eingeladenen weisen es ab. Das sind dann Leute, die nicht erstaunt sein werden, dass sie nicht dabei sind. Denn sie sagen: „Nein, ich möchte nicht kommen.“
Wir haben in Kapitel 13 gelesen von solchen, die erstaunt sein werden und denken: „Wir haben ja mit dir gegessen, und du hast auf unserer Straße gepredigt, und wir haben zugehört. Wir müssen doch auch dazugehören.“ Die werden überrascht sein. Diese hier werden nicht überrascht sein, denn der Herr sagt, sie haben sich alle entschuldigt. Sie wollen gar nicht kommen.
Vers 18: „Und sie fingen alle ohne Ausnahme an, sich zu entschuldigen.“ Wenn man sich diese Ausreden überlegt, die sind so dumm. Man muss sich das mal ganz konkret vorstellen.
Der Erste in Vers 18 spricht: „Ich habe einen Acker gekauft und muss hinausgehen und ihn mir ansehen. Ich bitte dich, halte mich für entschuldigt.“ Wie bitte? Wenn ich ein Grundstück kaufen würde – sagen wir zwei Quadratmeter –, das würde ich mir vorher anschauen. Wer macht sowas? Ein Feld kaufen und nach dem Kaufabschluss hingehen, um zu sehen, ob es was wert ist? Das könnte ja eine Katastrophe sein, voller Steine und völlig unbrauchbar. Und man hat dafür einen hohen Preis bezahlt. Unglaublich dumme Ausrede.
Aber der nächste Vers 19, was sagt er? „Ich habe fünf Joch Ochsen gekauft und muss sie ausprobieren. Ich bitte dich, halte mich für entschuldigt.“ Da können wir eine kleine Rechnung machen: Was kostet ein Ochse heute? Zweitausendfünfhundert Franken? Und wenn es ein ganz guter ist? Gibt es einen für fünftausend? Zwanzig, dreißigtausend? Nehmen wir mal so zwischendurch zehntausend oder fünftausend. Und da sind es fünf Joch, also zehn Ochsen. Zehn mal fünftausend sind fünfzigtausend. Geht doch nicht. Zehn Ochsen kaufen für fünfzigtausend und dann will ich ausprobieren, ob die was wert sind? Es ist ja unglaublich.
Was will der Herr damit zeigen? Jeder, der eine Ausrede hat, warum er sich nicht bekehrt, kann nur Unsinn erzählen. Es gibt keine vernünftige Entschuldigung, warum jemand nicht ringt, durch die enge Pforte einzugehen.
Und dann die dritte Entschuldigung, was sagt er? „Ich habe eine Frau geheiratet, und darum kann ich nicht kommen.“ Wie bitte? Er kann doch mit der Frau kommen. Was ist das? Das ist doch kein Hindernis. Wenn man eingeladen ist, kann man doch die Frau mitnehmen. Jede Ausrede ist wirklich dumm. Aber sie verpassen es.
Dann lesen wir in Vers 21: „Der Hausherr wird zornig.“ Der Herr sagt in diesem Gleichnis zu seinem Knecht: „Geh schnell hinaus auf die Straßen und Gassen der Stadt und bring die Armen, Krüppel, Blinden und Lahmen hier herein.“
Worauf weist der Herr hin? Jetzt mit diesen Armen, Krüppeln, Blinden und Lahmen merken wir, das ist eine Wiederaufnahme von Vers 13: „Sondern wenn du ein Mahl machst, so lade Arme, Krüppel, Lahme und Blinde ein, und glücklich wirst du sein, weil sie nichts haben, um dir zu vergelten.“
Das ist ein Hinweis auf die Heiden, auf Menschen aus den nichtjüdischen Völkern, die einmal kommen werden zum Gastmahl. Aber die, die eigentlich gerade vor der Tür standen, wie die Generation des jüdischen Volkes zur Zeit des Herrn Jesus, die Masse, die ihn abgelehnt hat, deren Ausreden waren nichts wert.
Wie kann man beweisen, dass der Herr hier wirklich an die Heiden denkt? Frau Präsidentin! Sie sind doch noch bei den Ausreden.
Ich will mir vorstellen, dass Sie sich mehr gefreut haben als die, die Sie erworben haben. Wenn jemand ein Auto kauft und sagt: „Jetzt gehe ich es ausprobieren, weiß nicht, ob es 200 oder 300 PS hat“, oder er freut sich lieber an der Frau als an der Einladung des Herrn zu folgen, dann ist ihm das andere so viel wichtiger, dass die Einladung des Herrn nicht fertig ist. Das kommt noch dazu. Sehr gut!
Also ich wiederhole das für die, die es nicht am Mikrofon gehört haben. Oder kannst du das gar nicht wiederholen, Sascha?
Ja, es geht im Grunde genommen darum, dass diejenigen sich an diesen weltlichen Dingen so erfreuen, dass sie keine Zeit haben, dem Herrn nachzufolgen. Genau. Also der Acker ist wichtiger, die Frau ist wichtiger – die Frau ist schon enorm wichtig, aber nicht wichtiger als der Herr und das Heil. Und das Dritte waren eben diese Ochsen. Man muss das ja gar nicht gegeneinander ausspielen.
Die Ausrede ist töricht. Aber es kommt auch heraus, dass ihnen diese Dinge im Leben wichtiger sind als die Gemeinschaft mit Gott, die Gemeinschaft mit dem Messias Jesus in seinem Reich und in der himmlischen Herrlichkeit.
Darum ist der Hausherr im Gleichnis zornig und lädt jetzt andere ein. Ganz analog, wie er vorhin gesagt hat in Gleichnis zwei: Wenn man Leute einlädt, die dann in der Lage wären, das auch wieder zurückzugeben, soll man besonders ein Herz haben für die, die wirklich gar nichts haben, an dem sie sich im Leben freuen könnten.
Das ist schon etwas Tragisches, wenn man Menschen sieht, die von klein auf verkrüppelt sind. Fragt man sich: Was haben die von diesem Leben? Lassen wir uns erinnern: Das war ein Bahnhof in einer Stadt in Indien. Ich sah einen Mann, der hatte nur die Oberschenkel und hatte ein Polster auf die Überreste seiner Knie getan. So kroch er auf allen Vieren im Bahnhof herum. Ein elendes Bild. Was hat dieser Mensch vom Leben gehabt? Oder auch Menschen, die gelähmt sind oder in furchtbarer, schrecklicher Armut leben. Es gibt so furchtbare Dinge.
Dann denkt man: Was haben die eigentlich vom Leben gehabt? Ich habe gerade vor kurzem so eine E-Mail bekommen von jemandem, der sagte: „Das Leben hat gar nichts Schönes für mich gehabt.“ Was soll man da schreiben, wenn man so viel Schönes unverdient von Gott bekommen durfte? Schon schwierig.
Aber Jesus zeigt: Solche Menschen haben die Chance, wenn sie sich bekehren. Dann wird es für sie einmal eine ewige Herrlichkeit geben. Das ist der Punkt.
Es gibt so viel Leid in diesem Leben, und man denkt, es ist unfassbar. Aber was sind siebzig oder achtzig Jahre im Vergleich zur Ewigkeit? Dort werden die Verhältnisse gedreht. Wir müssen das Leiden in dieser Welt, das furchtbar sein kann, vergleichen mit der ewigen Herrlichkeit.
Das werden wir später noch einmal sehen, in der Geschichte mit dem Reichen und dem Lazarus. Lazarus, dieser arme Lazarus, war jemand, bei dem man hätte sagen können, er hat darauf gewartet, dass die Brosamen vom Tisch des Reichen herabfallen. Die Hunde haben seine Geschwüre geleckt. Was hatte er vom Leben?
Aber der Herr Jesus öffnet in dieser Geschichte den Vorhang zum Jenseits und zeigt: Das Schönste kommt noch – eine ewige Herrlichkeit. Abraham sagt: „Lazarus wird hier getröstet, sogar im Paradies.“ Er wird die Erinnerung an sein furchtbares Leben behalten, aber er wird getröstet.
Letztlich gilt, was in Offenbarung 21 steht: Gott wird alle Tränen von ihren Augen abwischen. Wenn man diese andere Seite sieht, die kommende Herrlichkeit, kann man das Leiden auf dieser Welt besser ertragen, auch wenn es manchmal unerträglich ist, was man an Elend sieht.
Dann sieht man, wie Gott die Dinge sieht. Ein schwacher Vergleich: Manchmal bekommt man als Jugendlicher eine ganz schlechte Note in einer wichtigen Prüfung und ist am Boden. Man sieht nur noch das Schlechte. Dann kann jemand sagen: „Weißt du, wenn du im Berufsleben stehst, wird dich niemand mehr fragen, wie das mit dieser Prüfung war.“ Im Moment ist es schlimm, aber so wird es auch mit dem wirklich Schlimmen im Leben sein – am Ende wird alles hinweggetan sein im Vergleich zur ewigen Herrlichkeit.
Parallelen zum Gleichnis in Matthäus und die heilsgeschichtliche Bedeutung
Nun, wir sind fast am Ende der Zeit. Ich möchte noch auf Matthäus 22 hinweisen, wo der Herr Jesus ein Gleichnis erzählt, das einige Parallelen aufweist.
In Matthäus 22,1-13 geht es darum, dass ein König seinem Sohn ein Hochzeitsfest bereitet. Er sendet Knechte aus, um die Geladenen zur Hochzeit zu rufen. In Vers 3 heißt es, sie wollten nicht kommen. Ja, sie wollten nicht kommen.
Dann folgt eine zweite Phase: Wiederum sandte der König andere Knechte aus und sprach: „Sagt den Geladenen, siehe, mein Mahl habe ich bereitet, meine Ochsen und mein Mastvieh sind geschlachtet, und alles ist bereit. Kommt zur Hochzeit!“ Doch sie achteten nicht darauf und gingen weg, der eine auf seinen Acker – man merkt die Parallele, der Acker ist wichtiger –, der andere an seinen Handel, damals handelte er und kaufte fünf Joch Ochsen. Die Übrigen ergriffen die Knechte, misshandelten und töteten sie.
Daraufhin wird der König zornig, schickt seine Armee, steckt die Stadt in Brand und bestraft diese Mörder.
Dann kommt eine dritte Phase. Der König sagt zu seinem Knecht (Vers 8): „Die Hochzeit ist zwar bereit, aber die Geladenen waren nicht würdig. So geht nun hin auf die Kreuzwege der Landstraßen, und so viele ihr findet, ladet zur Hochzeit.“
Daraufhin wird eingeladen. Das ist eine Parallele: Die ersten lehnen ab, dann kommt eine weitere Einladung auf den Straßen, hier auf den Straßen und an den Kreuzungen. Das entspricht den Armen, Krüppeln, Blinden und Lahmen.
Dieses Gleichnis in Matthäus 22 hat eine heilsgeschichtliche Bedeutung. Der König, Gott, lädt ein. So ging eine Einladung an das jüdische Volk. Während der drei Jahre, in denen der Herr Jesus im ganzen Land Israel gepredigt hat, hat er die Menschen aus Israel eingeladen. Doch sie wollten nicht kommen.
Dann kam eine zweite Phase, in der nochmals eingeladen wurde. Aber jetzt war etwas anders. Es heißt: „Siehe, mein Mahl ist bereitet, meine Ochsen sind geschlachtet, alles ist bereit.“ Das entspricht dem, dass der Herr Jesus als Opfer gestorben ist nach diesen drei Jahren der Einladung, in denen viele nicht kommen wollten.
Nach seiner Auferstehung sandte der Herr seine Jünger aus, zuerst nochmals nach Israel. Ein Jahr lang, bis zur Steinigung des Stephanus, ging das Zeugnis klar an das jüdische Volk, und sie hatten die Möglichkeit, doch noch zu kommen. Aber jetzt war alles anders: Sie konnten sagen, alles ist bereit, der Messias ist für unsere Sünden gestorben, und er hat gesagt: „Es ist vollbracht.“ Wie hier, wo die Tiere geschlachtet sind, ist alles bereit zur Hochzeit.
Doch dann wurde Stephanus gesteinigt, und die ganze Gemeinde in Jerusalem wurde verfolgt. Auch diese Einladung wurde von der Mehrheit abgelehnt.
Dann beginnt in der Apostelgeschichte die Heidenmission. Das ist die dritte Phase, in der der König sagt: „So, jetzt geht auf die Straße, an die Kreuzwege, und ladet einfach ein.“ Diese Einladung richtet sich an die Heiden.
Diese Einladung in Matthäus 22,14 bezieht sich auf Menschen, die nichts von der Bibel wussten und geistlich völlig arm waren. Das jüdische Volk hatte die Tora und die ganze Weisheit des Alten Testaments. Die Heiden hatten nichts, vielleicht Philosophie, aber wie töricht sind viele Gedanken in der Philosophie! Sie waren krüppelhaft, blind, einfach verdunkelt und lahm – unfähig.
Doch gerade diese werden eingeladen, nach dem Prinzip: „Die Ersten werden die Letzten sein und die Letzten werden die Ersten sein.“ Wenn man noch einmal zurückblickt auf Matthäus 13,30, wo der Herr das sagt im Zusammenhang mit denen, die aus Osten, Westen, Norden und Süden aus allen Völkern kommen.
Das Ziel Gottes ist, dass sein Haus voll werde (Vers 23). Jeder ist eingeladen, niemand ausgeschlossen. Gott will sein Haus füllen.
Beim nächsten Mal werden wir ab Vers 25 weitermachen, wo es um die Berechnung von Kosten geht. Das ist erstaunlich.
Ich möchte nur kurz darauf hinweisen: Wir haben doch gesehen, dass die Rettung gratis ist. Wir müssen nichts leisten. Wir müssen nur unseren Platz einnehmen und zugeben, dass wir selbst nichts leisten können und keinen Platz verdient haben.
Aber jetzt sagt der Herr in Vers 33: „So kann nun keiner von euch, der nicht allem entsagt, was er hat, mein Jünger sein.“ Nachfolge kostet also etwas. Ja, Nachfolge kostet etwas, aber nicht das Errettetwerden.
Das ist der Punkt. Dieser Kontrast in den Gleichnissen zeigt, dass das Heil gratis ist, aber man muss kommen. Nun wird gezeigt, dass man berechnen muss. Gott verlangt, dass wir uns hingeben und allem entsagen in der Nachfolge.
Doch dabei geht es nicht mehr um die Rettung. Genau das haben manche missverstanden und meinten, Jakobus lehre, gute Werke retten. Nein, Jakobus sagt: Wer gerettet ist, der muss gute Werke bringen. Daran erkennt man, ob seine Rettung echt ist.
Der Römerbrief sagt hingegen, dass mit Werken keiner gerettet werden kann. Durch eigene Leistung kann man nicht gerettet werden. Aber wenn man gerettet ist, wird man das an der Hingabe und Treue in der Nachfolge erkennen.
Hier geht es um Kosten. Dann folgt der Vergleich mit dem Turmbau: Man muss sich vorher überlegen, was das kostet. Man kann nicht einfach anfangen, riesige Projekte zu bauen, sonst macht man sich lächerlich. Wenn ein Krieg droht und einer mit zwanzigtausend Soldaten kommt, muss man sich vorher überlegen, ob man das schafft. Man kann nicht einfach anfangen und dann die Katastrophe erleben.
Man muss die Kosten berechnen. Das Lukas-Evangelium macht so klar: Das Heil ist gratis, aber die Nachfolge fordert Kosten von uns.
Das besprechen wir beim nächsten Mal. Zum Schluss wollen wir noch gemeinsam beten.
