Wir beschäftigen uns heute Vormittag mit einem besonderen Thema: der Verantwortung der Väter und Mütter in der Familie. Heute Abend steht wieder ein Gemeindethema auf dem Programm.
Gestern war ein Ehetag, heute geht es vormittags um Mütter und Väter. Am Abend beschäftigen wir uns erneut mit der Gemeinde.
Ich denke, es ist sehr, sehr wichtig, dass wir uns über dieses Thema unterhalten – die Verantwortung der Väter und Mütter in der Familie. Diese Verantwortung ist immens groß. Väter und Mütter prägen die nächste Generation. Diese wiederum prägt die darauffolgende Generation, und so weiter.
Deshalb tragen wir eine enorme Verantwortung. Das Lied, das wir gerade gesungen haben, kann auch hier wieder unser Leitspruch sein: Nicht durch mich, nur durch Christus in mir.
Auch in dieser Hinsicht sind wir sehr von ihm abhängig. Wir brauchen Gottes Weisheit, damit wir als Väter und Mütter richtig handeln können.
Wer ist verantwortlich, wer trägt die Hauptverantwortung für die Familie?
Ich möchte zunächst einmal, gerade weil das Thema heutzutage alles andere als klar ist, noch einmal begründen, warum der Mann, der Vater, die Hauptverantwortung für die Familie trägt. Später werden wir auch sehr praktisch darauf eingehen.
Die Begründung der männlichen Hauptverantwortung sehen wir bereits in der Schöpfungsordnung verankert – und zwar schon vor dem Sündenfall. Es heißt zum Beispiel in 1. Mose 2,15: „Und Gott der Herr nahm den Menschen, hier ist Adam gemeint, und setzte ihn in den Garten, ihn zu bebauen und ihn zu bewahren.“
Hier sehen wir zunächst einmal, dass Gott dem Mann Verantwortung gibt – hier noch für den Garten, denn eine Familie gab es zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Aber direkt von Anfang an war es Gottes Wille, dass der Mann Verantwortung übernimmt.
Weiter sehen wir, dass Gott das Gebot, das erste Gebot, das er dem Menschen gibt, dem Mann gibt. Es heißt: „Und Gott der Herr gebot dem Menschen und sprach: Von jedem Baum des Gartens darfst du essen, aber vom Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen, davon darfst du nicht essen; denn an dem Tag, da du davon isst, musst du sterben.“
Interessant ist, dass Gott dieses Gebot nicht noch einmal wiederholt, als Eva da war. Er sagt es nicht noch einmal Eva, sondern hat es dem Mann gesagt. Der Mann hat somit die Verantwortung, Gottes Wort an seine Frau weiterzugeben.
Warum ist dieses Thema so wichtig, dass wir über männliche Verantwortung in der Familie nachdenken?
Als wir liebevoll gestartet sind, haben wir recht bald eine Umfrage in ganz Deutschland gemacht: Welche Themen sollen wir ansprechen? Wo drückt in den Ehen der Schuh? Eine Umfrage kann man sehr unterschiedlich gestalten. Man kann vorgefertigte Antworten geben, die man nur noch ankreuzen muss. Das ist für die Auswertung leichter, aber dadurch wird die Umfrage ein Stück weit beeinflusst.
Wir haben das bewusst nicht gemacht. Wir haben einfach frei schreiben lassen: Wo drückt der Schuh?
Wir haben viele Rückmeldungen von verzweifelten Ehefrauen und Müttern erhalten, die sagten: „Mein Mann ist passiv. Mein Mann leidet geistlich nicht. Ich fühle die ganze Last – auch für die Kinder und für die Ehe. Was die geistliche Prägung angeht, liegt sie nur bei mir, und ich gehe kaputt daran.“
Daraus wurde uns deutlich: Das ist nicht nur ein Problem in Köln Ostheim, sondern ein Problem in ganz Deutschland. Ich vermute auch in Österreich, dass Männer passiv geworden sind und sich von gesellschaftlichen Dingen haben prägen lassen. Männer sind verweichlicht und passiv geworden.
Deshalb ist es so wichtig, dass wir hier über männliche Verantwortung sprechen. Natürlich reden wir auch über die Verantwortung von Vater und Mutter.
Weiter sehen wir, dass der Mann, Adam, den Tieren Namen gibt. Das ist bereits ein Akt der Autoritätsausübung, denn jemandem einen Namen zu geben bedeutet, Autorität über jemanden auszuüben. Ich bestimme, wie du heißt.
Das ist übrigens auch das, was Jesus mit Petrus macht. Er sagt: „Simon, du heißt jetzt Petrus.“ Er bestimmt und macht aus ihm einen Mann, der wirklich ein Fels in der Brandung ist.
Nach dem Sündenfall sehen wir, dass die Initiative zur Sünde von Eva ausging. Sie wurde von der Schlange versucht und verführt. Anschließend gab sie dem Mann von der Frucht, und auch er aß davon. Übrigens war der Mann die ganze Zeit bei ihr.
Früher dachte ich immer, Adam stünde weit entfernt und habe von dem Gespräch mit der Schlange nichts mitbekommen. Das liegt daran, dass wir uns manchmal von der Kinderbibel und den dazugehörigen Bildern prägen lassen. Doch in der Bibel steht ausdrücklich, dass sie ihrem Mann, der bei ihr war, von der Frucht gab. Das heißt, Adam war die ganze Zeit neben ihr und griff nicht ein.
Interessanterweise vertauscht die Schlange die Rollen. Sie spricht nicht den Mann, sondern die Frau an. Gott hingegen vertauscht die Rollen nicht. Als die Menschen gesündigt haben, war es zuerst Eva, die initiativ handelte. Doch wen zieht Gott zur Verantwortung? Den, der die Verantwortung trägt: Adam. Gott fragt ihn: „Adam, wo bist du?“ Das müssen wir uns bewusst machen: Der Mann trägt die Verantwortung und wird deshalb von Gott zur Rechenschaft gezogen.
Das zeigt sich auch im Neuen Testament. Dort wird ebenfalls deutlich, dass der Mann die Verantwortung trägt. Ein passender Vers dazu ist Epheser 5,23: „Denn der Mann ist das Haupt der Frau, wie auch Christus das Haupt der Gemeinde ist, die er als sein Leib erlöst hat.“ Haupt bedeutet hier Autorität. Das heißt, Gott sagt, der Mann ist der Leiter zu Hause.
Ich kann mir vorstellen, dass einige Frauen damit Schwierigkeiten haben, weil sie erlebt haben, dass Autorität zu Hause falsch ausgeübt wurde. Das bedeutet jedoch niemals, dass ein Mann seine Frau unterdrücken darf. 1. Petrus 3,7 macht deutlich, wie diese Leiterschaft des Mannes ausgeübt werden sollte: Er soll verständnisvoll mit seiner Frau zusammenleben und ihr Ehre geben.
Jesus hat genau diese Art von Leiterschaft gelebt. Wenn die Bibel von Leiterschaft spricht, meint sie immer dienende und liebevolle Leiterschaft. Eigentlich ist das auch das, was sich jede Frau wünscht: eine starke Schulter, an die sie sich anlehnen kann, damit sie nicht die ganze Last allein tragen muss.
Die Schultern einer Frau sind nicht dafür geschaffen, die Last der ganzen Familie zu tragen. Das sollte der Mann tun, und die Frau sollte ihm dabei helfen, diese Verantwortung zu tragen. Genau das ist Gottes Vorstellung.
Wenn wir uns heute Gedanken über die Verantwortung von Vater und Mutter in der Familie machen, müssen wir sagen: Die Hauptverantwortung trägt der Mann.
Dann gibt es verschiedene Bereiche, in denen der Mann die geistliche Verantwortung trägt – einmal in der geistlichen Gesamtausrichtung der Familie. Joshua ist uns hier ein großes Vorbild für uns Männer, wie wir in Josua 24,15 sehen. Da sagt Joshua dem Volk an einem ganz entscheidenden Punkt der Geschichte Israels: „Gefällt es euch aber nicht, dem Herrn zu dienen, so wählt euch heute, wem ihr dienen wollt: den Göttern, denen eure Väter gedient haben jenseits des Stroms, oder den Göttern der Amoriter, in deren Land ihr wohnt. Ich aber und mein Haus, wir wollen dem Herrn dienen.“
Joshua stellt das Volk vor die Entscheidung: Ihr müsst entscheiden, wollt ihr für Gott leben oder wollt ihr für die Götzen leben? Was mich hier so beeindruckt, ist, dass er für seine Familie entscheidet. Er fragt nicht groß: „Wohin wollt ihr eigentlich gehen, liebe Kinder?“ – so als Moderator. Er ist Leiter und sagt: „Ich habe für meine Familie bereits entschieden. Ihr müsst noch entscheiden. Ich habe entschieden, meine Familie und ich, wir dienen dem Herrn.“ Das betrifft die geistliche Gesamtausrichtung der Familie.
Wir sehen das auch im Neuen Testament. Hier geht es in 1. Timotheus 3 zwar um Älteste, aber ich möchte das auch auf uns alle anwenden, auf uns Männer. Wie wird ein Ältester? Was muss ein Ältester mitbringen? Einer, der seinem eigenen Haus gut vorsteht, steht vor in einem fürsorglichen Sinn und hat gehorsame Kinder in aller Ehrbarkeit, denn wenn jemand seinem eigenen Haus nicht vorzustehen weiß, wie soll er für die Gemeinde Gottes sorgen? (1. Timotheus 3,4-5)
Jetzt sagst du vielleicht als Mann: „Ja gut, ich bin kein Ältester, dann bin ich ja raus.“ Aber wenn wir uns die Qualifikationsliste mal anschauen, wird hier eigentlich nur ein vorbildlicher männlicher Charakter geschildert. Übrigens steht bei den Diakonen in 1. Timotheus 3,12 das Gleiche: Ein Diakon soll seinem eigenen Haus und seinen Kindern gut vorstehen. Hier werden Eigenschaften eines Mannes geschildert, die jeder Mann mitbringen sollte.
Es steht zum Beispiel, dass er kein Schläger sein sollte. Das heißt nicht, dass nur ein Ältester kein Schläger sein darf und alle anderen Männer Schläger sein dürfen. Er sollte nicht dem Wein ergeben sein, also nicht alkoholabhängig. Das sollte kein christlicher Mann sein. Der Punkt ist einfach: Ein Ältester muss diese Eigenschaften haben, anders kann er nicht Ältester werden. Aber vom Gedanken her sollte jeder Mann eigentlich die Verantwortung für seine Familie wahrnehmen.
Ein weiterer Bereich der Verantwortung des Mannes ist die Kindererziehung. Natürlich ist auch die Frau beteiligt, dazu kommen wir gleich. Aber die Hauptverantwortung für die Kindererziehung trägt nicht die Frau, sondern der Mann. Ich kann mir vorstellen, dass du da bisher anders gedacht hast. Aber warum sage ich das? Die entscheidenden Stellen im Neuen Testament, die von Kindererziehung sprechen, sprechen die Väter an. So heißt es in Epheser 6,4: „Und ihr Väter, reizt eure Kinder nicht zum Zorn, sondern zieht sie auf in der Zucht und Ermahnung des Herrn.“
Definitiv leisten die Mütter den größten Teil der Kindererziehung. Hier geht es nicht darum, wer das meiste macht oder wer sich besser mit den Kindern auskennt – das sind in der Regel die Mütter. Aber hier geht es darum, wer letztendlich die Hauptverantwortung trägt. Und wenn der Mann das Haupt ist, wenn er seiner eigenen Familie vorstehen soll, bedeutet das, dass Männer – und ich glaube, das ist eine ziemlich erdrückende Verantwortung – für alles, was in unserem Haus vor sich geht, die Hauptverantwortung tragen.
Ich habe mir lange Zeit die Frage gestellt: Wie kann ich als Mann, als Vater, dieser Verantwortung gerecht werden, wenn meine Frau doch so viel mehr Zeit mit den Kindern verbringt und viel mehr Ahnung von unseren Kindern hat? Das ist in der Regel so, und ich glaube, Gott hat auch besondere Fähigkeiten in Mütter hineingelegt, die uns Männern vielleicht manchmal fehlen. Wie kann ich das verstehen? Meine Frau kennt sich besser aus, aber ich trage die Verantwortung.
Meine Frau und ich haben immer wieder darüber gesprochen. Ich weiß nicht, ob das Bild für euch hilfreich ist, aber dieser Vergleich – jeder Vergleich hinkt ein bisschen – hat uns geholfen: Ein Geschäftsführer eines Unternehmens trägt die Hauptverantwortung für das ganze Unternehmen, richtig? Aber er hat gewisse Abteilungsleiter, die sich in ihrem jeweiligen Fachgebiet viel besser auskennen als der Geschäftsführer.
Ein guter Geschäftsführer wird seine Abteilungsleiter vor wichtigen Entscheidungen konsultieren, wenn es zum Beispiel um die Entwicklung eines neuen Produktes geht. Und er ist Kaufmann, kein Ingenieur. Als Geschäftsführer wird er auf seinen Ingenieur hören, aber die Verantwortung für die Entscheidung trägt er, nicht sein Abteilungsleiter. Das hat mir ein Stück weit geholfen.
Ja, es ist gut, dass ich meine Frau frage, sie kennt sich so viel besser mit den Kindern aus. Aber die Entscheidungslast, die Verantwortungslast trägt nicht sie. Ich profitiere von ihrem Wissen, sodass wir gemeinsam gute Entscheidungen für unsere Kinder treffen können – wissend, dass ich die Verantwortung trage. Das hat mir sehr geholfen, das zu verstehen.
Natürlich haben wir Väter nicht nur Verantwortung für das geistliche Wohl und die Erziehung der Kinder, sondern auch für die materielle Versorgung. Das sehen wir bereits im Garten Eden. In 1. Mose 3,19 sagt Gott zum Mann: „Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen, bis du wieder zur Erde wirst, davon du genommen bist; denn Staub bist du, und zum Staub kehrst du zurück.“ Der Grundgedanke Gottes ist, dass der Mann für die materiellen Dinge und Belange der Familie sorgt.
Das sagt jetzt nichts über die Berufsmöglichkeiten einer Frau aus, aber grundsätzlich trägt der Mann auch hier die Hauptverantwortung für die materielle Versorgung. Und in 1. Timotheus 5,8 haben wir ein ziemlich ernstes Wort, wo Paulus sagt: „Wenn aber jemand die Seinen, besonders seine Hausgenossen, seine Familie nicht versorgt hat, hat er den Glauben verleugnet und ist schlimmer als ein Ungläubiger.“ Das heißt, wir als Männer haben eine enorme Verantwortung.
Wir haben eine enorme Verantwortung, materiell für unsere Familie zu sorgen, geistlich für unsere Familie zu sorgen. Wir tragen die Hauptverantwortung für alles: für unsere Ehe, für die Erziehung. Auf der einen Seite ist das etwas, was einen Mann erdrücken kann. Es sollte uns aber auf den Herrn werfen, denn wir alleine schaffen es nicht. Aber der Herr will uns ja dabei helfen.
Zugleich ist es aber auch etwas, was uns Männer beflügelt. Ich möchte das Ganze auch mal von der positiven Seite für uns Männer aufzeigen. Es ist ja ein unglaubliches Privileg, dass Gott uns Leitung anvertraut. Es ist eigentlich eine große Ehre für uns Männer: Wir dürfen leiten. Ja, wir sollten auch leiten, aber wir dürfen auch leiten, wir dürfen gestalten, wir dürfen vorangehen. Das ist eigentlich etwas, worin ein Mann auch aufgehen kann.
Deswegen möchte ich uns Männer wirklich Mut machen, dass wir uns dieser Verantwortung sehr bewusst sind, dass wir uns regelmäßig daran erinnern, dass wir uns nicht ausruhen, ja, es läuft auch. Denn was häufig in Ehen und Familien passiert, ist: Der Mann ist passiv, die Frau sieht die Verantwortung, „Es muss ja laufen, deswegen mache ich und mache ich.“ Und der Mann lernt dadurch: „Ach, es läuft ja auch, meine Frau macht alles.“
Wenn du dich als Frau jetzt fragst, wie du damit umgehen sollst, wenn dein Mann nicht leitet, möchte ich dich ermutigen: Übernimm bitte nicht die Leitung! Denn dann kann dein Mann sich darauf ausruhen. Wenn du immer alles ausbügelst, was dein Mann nicht schafft, lernt er: „Es läuft auch ohne mich.“ Vielleicht muss er manchmal lernen, dass es nicht läuft, wenn er es nicht macht, weil deine Frau nicht die Leitung übernehmen soll.
Was meine Frau sehr, sehr gut gemacht hat: Sie hat mir immer wieder Entscheidungen vorgelegt. Beispielsweise: „Schatz, denkst du, es wäre eine gute Idee, den Kindern heute Abend noch etwas aus der Kinderbibel vorzulesen?“ – „Ja, das wäre eine gute Idee, ich mache es.“ Sie hat es nicht einfach selbst gemacht. Mein Mann macht es nicht, er kommt gar nicht auf den Gedanken, dann muss ich halt herhalten.
Sie hat auf eine ganz feine Art mir Entscheidungen vorgelegt und mich an Sachen erinnert, ohne selbst die Leitung zu übernehmen, sondern als Gehilfin. „Denkst du, das wäre gut? Sollten wir vielleicht mal wieder?“ – „Ja, stimmt, sollten wir. Ich hätte selbst drauf kommen müssen, aber danke, dass du mir hilfst.“ Oder schickt die Kinder immer wieder auch zu Papa. Schickt eure Kinder immer wieder zu eurem Mann. Es kann sein, dass wenn du viel mehr Zeit mit deinen Kindern verbringst, die Kinder in erster Linie zu dir kommen: „Mama, sollen wir das und das machen? Mama, das und das.“ Und was meine Frau sehr konsequent macht: Sie sagt: „Fragt Papa, Papa muss entscheiden.“ Unsere Kinder lernen, bei uns zu Hause entscheidet Papa.
Natürlich entscheidet auch meine Frau. Es läuft bei uns nicht so, dass meine Frau gar nichts entscheidet. Wir entscheiden meistens zusammen. Aber wir waren mal essen, und bei uns hat sich ein Mann bekehrt, bei Ulrich Parzany – er war ja auch bei euch bei der Evangelisation. Das war ein sehr erfolgreicher Geschäftsmann, 70 Jahre alt, der gestanden hat und nach vorne zum Kreuz gekommen ist. Er hat seine Knie gebeugt, und Parzany hat gesagt: „Irgendwann fallen auch die deutschen Eichen.“ – Boom, gefallen.
Als dieser Mann getauft wurde, hat er uns als Familie ins Restaurant eingeladen und wollte uns prüfen. Dann fragte er unsere Kinder: „Wer hat denn zu Hause die Leitung bei euch?“ Und in dem Moment dachte ich: Oh Mann, was werden die Kinder sagen? Sie sagten selbstverständlich: „Papa.“ Da dachte ich: Wow, das haben sie nicht gesagt, weil ich so ein guter Leiter bin, sondern weil meine Frau unsere Kinder so geprägt hat.
Deswegen möchte ich dich ermutigen, als Ehefrau, als junge Mutter: Auch wenn dein Mann seiner Leitung nicht immer nachkommt, bete für deinen Mann, er braucht es. Hilf ihm zu leiten, ohne selbst zu leiten. Hilf deinem Mann zu leiten, leg ihm Entscheidungen vor, schick deine Kinder zu Papa. Papa muss lernen zu entscheiden, er ist das Haupt. Vielleicht ist das ein hilfreicher Rat.
Jetzt möchte ich über Vater und Mutter sprechen. In erster Linie haben die Eltern ihren Kindern gegenüber einen Erziehungsauftrag, zumindest in einem gewissen Alter. Dieser Erziehungsauftrag endet irgendwann für Vater und Mutter. Dennoch bleibt immer der Auftrag, für die Kinder zu beten, auch wenn diese schon lange aus dem Haus sind und eigene Kinder haben. Ebenso bleibt der Auftrag, den Kindern mit Weisheit und Rat zur Seite zu stehen, solange sie leben.
Vor allem junge Eltern haben einen klaren Erziehungsauftrag. Dieser Auftrag liegt bei Vater und Mutter, das möchte ich noch einmal betonen. Die Hauptverantwortung liegt zwar beim Mann, aber das Buch der Sprüche spricht ebenso über die Erziehung durch die Mutter.
So heißt es zum Beispiel: „Mein Sohn, gehorche der Zucht deines Vaters und verlass nicht das Gebot deiner Mutter“ (Sprüche 1,8). Und an anderer Stelle: „Mein Sohn, bewahre das Gebot deines Vaters und lass nicht fahren die Weisung deiner Mutter“ (Sprüche 6,20).
Auch im Neuen Testament finden wir Hinweise auf den Einfluss von Müttern und Großmüttern. In 2. Timotheus 1,5 sagt Paulus zu Timotheus: „Denn ich erinnere mich an den ungeheuchelten Glauben in dir, der zuvor schon gewohnt hat in deiner Großmutter Lois und in deiner Mutter Eunike; ich bin aber gewiss auch in dir.“ Das zeigt, dass auch Großmütter einen besonderen Einfluss auf ihre Enkelkinder haben. Eine Ermutigung an alle Großmütter hier im Raum.
Nun stellt sich die Frage, inwiefern sie den jungen Timotheus beeinflusst haben. Im gleichen Brief, Kapitel 3, Verse 14 und 15, sagt Paulus zu Timotheus: „Du aber bleibe bei dem, was du gelernt hast und was dir anvertraut ist. Du weißt ja, von wem du gelernt hast, und dass du von Kind auf die Heiligen Schriften kennst, die dich unterweisen können zur Seligkeit durch den Glauben an Christus Jesus.“ Hier wird deutlich, dass die Mutter von Timotheus einen enormen Einfluss auf diesen Diener Gottes hatte.
Es gab einmal eine Talkrunde, in der sich verschiedene Frauen über Lebensplanung unterhielten. Die eine Frau erzählte von ihrer Karriere als Managerin eines großen Unternehmens, die nächste war Ärztin und sehr erfolgreich als Medizinerin. Am Ende wurde eine Mutter gefragt: „Und was machst du so beruflich?“ Sie antwortete: „Ich erziehe Männer Gottes.“
Ich glaube, wir sollten den Wert von Müttern, die so viel Zeit, Energie und Kraft in die nächste Generation investieren, neu hochheben. Gott segnet das, wenn eine Mutter sich wirklich darauf fokussiert, ihre Kinder zu prägen.
Ich selbst bin sehr stark von meiner Mutter geprägt worden. Sie hat angefangen, für mich zu beten, als ich noch in ihrem Bauch war. Sie betete: „Mach du aus diesem Kind einen Diener Gottes.“ Meine Mutter hat mich sehr stark geprägt, mein Vater auch. Aber ich bin besonders dankbar für den Einfluss meiner Mutter.
Wir möchten jetzt etwas konkreter über Erziehung sprechen, insbesondere über wichtige Prinzipien für die Kindererziehung.
Ich bin mir bewusst, dass dies ein sehr umfangreiches Thema ist. Man könnte sogar eine ganze Bibelwoche zum Thema „Prinzipien christlicher Kindererziehung“ gestalten.
Ich möchte jedoch nur einige grundlegende Prinzipien weitergeben. Dabei geht es mir weniger um konkrete Methoden, denn diese können variieren. Vielmehr möchte ich einige biblische Prinzipien und vielleicht sogar Paradigmenwechsel vorstellen – also Umdenkprozesse, die wir als Eltern durchlaufen sollten.
Der erste Punkt, den ich hier ansprechen möchte, lautet: Unsere Kinder gehören uns nicht.
Hier müssen wir als Eltern vielleicht umdenken. Unsere Kinder gehören uns nicht. Für mich war jede unserer drei Geburten – wir haben ja drei eigene Kinder und ein Pflegekind – sehr, sehr besonders. Ich war bei allen drei Geburten dabei, aber in gewisser Weise war die erste Geburt die emotionalste, verständlicherweise.
Ich erinnere mich, wie ich nach Hause gefahren bin, während meine Frau und unser Sohn Jeremia noch im Krankenhaus waren. Zum ersten Mal hatte ich diesen starken Eindruck: Ich bin jetzt Vater, ich habe einen Sohn, es ist mein Sohn. In gewisser Weise ist er mein Sohn, in dem Sinne, dass wir ihn gezeugt haben. Aber eigentlich gehören unsere Kinder nicht uns.
Es ist wichtig, dass wir hier umdenken. Gott hat dieses Kind im Mutterleib geformt. Es ist ja nicht so, dass Gott nur Adam und Eva geschaffen hat und der Rest dann rein biologisch läuft. Gott sagt einst zu Jeremia: „Ich habe dich im Mutterleib geformt.“ Das heißt, Gott ist immer noch aktiv bei jeder Entstehung eines Kindes dabei – als Schöpfer.
Psalm 139 sagt: „Alle deine Tage standen schon in meinem Buch, bevor einer war.“ Gott hat einen Plan für dein Kind. Gott hat deine Kinder gemacht, sie gehören ihm. Er ist der Eigentümer, der Besitzer. Er hat uns die Kinder lediglich anvertraut, aber die Kinder werden irgendwann gehen.
In 1. Mose 2,24 heißt es: „Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen.“ Das ist Gottes Plan, dass die Kinder irgendwann eine eigene Familie gründen. Das heißt, sie sind uns für eine bestimmte Zeit anvertraut – vielleicht zwanzig, vielleicht fünfundzwanzig Jahre –, aber sie gehören uns nicht.
Warum ist es so wichtig, dass wir hier umdenken? Wenn wir als Eltern denken, unsere Kinder gehören uns, dann zählt unsere eigene Agenda für die Erziehung. Unsere Agenda kann geprägt sein von gesellschaftlichen Maßstäben oder von unseren eigenen Ambitionen. Zum Beispiel: „Ich möchte, dass mein Sohn Rechtsanwalt wird.“ Dabei interessiert es gar nicht, was das Kind selbst will. Entschuldigung, wenn ich das so deutlich sage.
Wenn wir uns als Eltern bewusst sind, dass dieses Kind Gott gemacht hat und er einen Plan für dieses Kind hat, dann hat das enorme Auswirkungen darauf, wie wir erziehen. Dann stellen wir uns nämlich nicht die Frage: Was wollen wir? Sondern: Herr, was willst du? Du hast einen Plan für dieses Kind.
Paul David Tripp sagt dazu: „Erziehung meint nicht zuerst, was wir für unsere Kinder oder von unseren Kindern wollen, sondern was Gott in seiner Gnade geplant hat, durch uns in unseren Kindern zu bewirken.“
Das ist ein entscheidender Umdenkprozess, den wir als Eltern dringend machen müssen: Herr, was willst du? Wie willst du uns als Werkzeuge gebrauchen in dieser Zeit, in der wir Einfluss auf unser Kind haben?
Ein zweiter Punkt, der so wichtig ist: Wir als Eltern sind liebevolle Autoritäten.
Ich weiß nicht, wie das hier in Österreich aussieht, aber in Deutschland, auch in unserer Gemeinde, habe ich den Eindruck, dass die Eltern kaum noch etwas von ihren Kindern einfordern. Sie stellen dem Kind ständig nur die Frage: Was willst du? Manchmal habe ich den Eindruck, das Kind sitzt auf dem Thron, und die Eltern drehen sich nur um das Kind.
Aber was sagt die Bibel dazu? In Kolosser 3,20 heißt es: "Ihr Kinder, seid gehorsam den Eltern in allen Dingen." Das geschieht nicht, damit die Eltern etwas für ihr Ego haben, sondern weil es wohlgefällig in dem Herrn ist.
Gott hat einen Plan. Ja, und Gott hat eine Ordnung festgelegt, sowohl in der Gesellschaft als auch in der Familie. Ein Christ soll sich dem Staat unterordnen, ein Arbeitnehmer dem Arbeitgeber. Der Arbeitgeber hat Autorität, er ist der Leiter und trifft Entscheidungen. Die Frau soll sich dem Mann unterordnen, im Sinne davon, dass sie seine Leitung anerkennt – nicht Unterwerfung, sondern Anerkennung seiner Führung. Und ein Kind hat sich den Eltern zu unterordnen, denn die Eltern tragen die Leitung.
Ich möchte euch vielleicht auch gerade als junge Eltern ermutigen: Das, was euer Kind lernen muss, ist, dass ihr Autorität habt. Aber es muss eine liebevolle Autorität sein. Ich rede hier nicht von brutaler Härte, auf gar keinen Fall. Denn das bewirkt das Gegenteil. So schicken wir unsere Kinder direkt in die Welt.
Es steht ja auch: "Reizt eure Kinder nicht zum Zorn." Aber ein Kind muss lernen, dass, wenn ich etwas gesagt habe, das gilt. Dann kann es nicht sagen: "Ja, aber..." Damit tun wir unseren Kindern überhaupt nichts Gutes.
Wenn unsere Kinder nicht bei uns lernen, sich einer Autorität zu unterordnen, werden sie später Probleme in der Firma haben. Sie haben nie gelernt, sich einer Autorität zu unterordnen. Das ist eigentlich etwas sehr, sehr Schlechtes, was wir unseren Kindern antun.
Was ein Kind braucht, ist Sicherheit. Und gerade das ist das, was wir festgestellt haben: Die Kombination von Konsequenz und Liebe ist das Beste, was man einem Kind geben kann. Konsequenz und Liebe, weil Konsequenz Verlässlichkeit schafft. Es läuft immer so, weil wir es so sagen. Aber wir sagen es aus Liebe. Wir lieben unsere Kinder so sehr. Wir haben auch sehr viel Spaß in der Familie. Trotzdem sind wir Autoritäten.
Ich glaube, dass gerade junge Eltern hier dringend umdenken müssen. Sonst haben wir ein echtes Problem, wenn diese Kinder irgendwann groß sind und nicht gelernt haben, sich Autoritäten zu unterordnen.
Drittens: Jedes Kind kommt mit einer Schockdiagnose auf die Welt.
Auch das müssen wir verstehen. Als meine Schwester mit ihrem dritten Kind schwanger war und das Kind, meinen Neffen, geboren wurde, waren wir alle sehr, sehr froh. Doch nach einigen Monaten bemerkten die Eltern, also meine Schwester und ihr Mann, dass etwas mit diesem Jungen anders war. Sie stellten fest, dass er die Leute mit den Blicken nicht fixierte. Die Ärzte hatten dies bei den Untersuchungen nicht festgestellt.
Die Sorge wuchs sehr: War etwas mit diesem Kind nicht in Ordnung? Wir als ganze Familie beteten mit und fieberten mit. Es folgten einige Untersuchungen. Vier Monate nach der Geburt kam dann die Schockdiagnose Lissenzephalie.
Wenn man sich das Gehirn eines Menschen vorstellt, sieht es aus wie eine Walnuss mit vielen Rillen. Bei Lissenzephalie ist das Gehirn glatt. Marc konnte vieles nicht. Er ist in diesem Jahr gestorben, mit zehn Jahren. Er befand sich immer auf dem Entwicklungsstand eines vier- bis fünf Monate alten Kindes.
Diese Diagnose war ein großer Schock für uns. Aber eigentlich müssen wir uns vor Augen führen: Jedes Kind kommt mit einer Schockdiagnose auf die Welt. Früher oder später zeigt sich, dass etwas mit diesem Kind nicht stimmt. Nicht immer sofort. Am Anfang sind sie kleine Engelchen, doch früher oder später zeigt sich, dass etwas nicht stimmt.
Wovon rede ich? Ich spreche von der Schockdiagnose der Sünde, und das ist wirklich eine Schockdiagnose. In Römer 5,12 sagt der Apostel Paulus: „Darum, wie durch einen Menschen die Sünde in die Welt gekommen ist und durch die Sünde der Tod, so ist der Tod zu allen Menschen durchgedrungen, weil sie alle gesündigt haben.“
Die Sünde ist wie ein Virus. Sie wird immer weitergegeben. Jedes Kind kommt mit dieser Kapazität, mit dieser Fehlprogrammierung auf die Welt. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis das Kind den empirischen Beweis liefert, dass es Sünder ist. Nur eine Frage der Zeit.
David sagt in Psalm 51,7: „Siehe, ich bin in Schuld geboren, und meine Mutter hat mich in Sünde empfangen.“
Vor einiger Zeit hatten wir die Möglichkeit, bei einem Gespräch mit einem Kinderpsychologen dabei zu sein – kein Christ. In diesem Gespräch ging es um ein Mädchen, das ziemlich verhaltensauffällig war, mit Wutausbrüchen und so weiter. Nach einiger Zeit schilderten die Eltern dem Kinderpsychologen die Problematik.
Der Psychologe fragte die Eltern: „Glauben Sie, dass etwas Böses im Kind ist?“ Und dann lieferte er selbst die Antwort: „Ich glaube, dass das Kind an sich gut ist.“
Dann wurde klar, dass er meinte, die Eltern seien das eigentliche Problem. Man müsse nur den richtigen Rahmen schaffen, dann entwickle sich jedes Kind gut.
Ihr Lieben, das ist ein totaler Angriff auf das Evangelium. Wenn jedes Kind an sich gut ist und die einzige Aufgabe der Eltern darin besteht, einen Rahmen zu schaffen, damit das Gute im Kind hervorkommt, dann hätte Christus nicht kommen müssen.
Dann wäre unsere einzige Aufgabe, all das Böse auf der Welt fernzuhalten. Übrigens: Woher kommt das Böse eigentlich, wenn jeder Mensch gut ist? Dann müsste man es nur weghalten, damit sich das Kind gut entwickelt.
Ganz ehrlich, ich glaube, auch einige christliche Eltern denken so. Ja, wir haben kleine Engelchen, und wir versuchen, sie zu behüten, damit daraus ein guter Mensch wird.
Dein Kind ist mit einer Schockdiagnose auf die Welt gekommen: Es trägt die Sünde in sich. Und wir wundern uns manchmal als Eltern. Wir haben unseren Kindern nicht beigebracht zu lügen, Wut zu zeigen oder zornig zu werden – das steckt in ihnen drin.
Ein Prediger, den ich sehr schätze, hat mal gesagt: Stellt euch mal ein richtig wütendes Kind vor, so im Alter von drei, vier Jahren. Das ist das Alter, in dem sie sich im Geschäft auf den Boden werfen und zornig sind.
Stellt euch vor, dieses dreijährige Kind hätte die Kraft eines 25-jährigen Mannes. Es würde die Eltern umbringen. So viel Wut steckt in einem Kind. Gott sei Dank hat es nicht die Kraft, das umzusetzen.
Woher kommt das? Es ist die Sünde, die in ihm ist.
Jedes Kind glaubt mindestens zwei Lügen: Es glaubt, es habe das Recht, sein Leben so zu führen, wie es will – und nicht, wie die Eltern es wollen. Das steckt in ihm drin. Außerdem glaubt jedes Kind an Selbstgenügsamkeit, also daran, dass alles, was es braucht, in sich selbst zu finden ist.
Ihr Lieben, warum ist es so wichtig, dass wir uns dessen bewusst sind? Wenn wir das nicht verstehen, erziehen wir an der eigentlichen Not unserer Kinder vorbei.
Wenn wir aber vor allem verstehen, dass unser Kind ein geistliches Problem hat, dass es ein Sünder ist, der dringend einen Retter braucht, dann legen wir ganz andere Schwerpunkte in der Erziehung. Dann wollen wir unser Kind zu Jesus führen, zu ihm hinlenken.
Denn wir wissen, dass das, was unser Kind so dringend braucht, ein Retter ist.
Deshalb ist dieser Umdenkprozess so entscheidend. Auch wenn unsere Kinder manchmal sehr, sehr süß sind, sie sind keine Engelchen. Sie tragen das Böse in sich.
Punkt vier: Ein weiterer Umdenkprozess für die Kindererziehung – Kindererziehung muss am Herzen ansetzen.
Ich habe lange Zeit große Fehler in der Kindererziehung gemacht. Ich habe mich nur auf das Verhalten der Kinder konzentriert. Doch das ist nicht biblisch, denn die Bibel sagt, dass der Ursprung des Verhaltens im Herzen liegt.
Schauen wir mal in Lukas 6. Ich lese die Verse 43 bis 45. Es ist mir wichtig, alles, was ich sage, biblisch zu begründen. Denn Jesus sagt: „Es gibt keinen Baum, der faule Frucht bringt, und keinen faulen Baum, der gute Frucht bringt. Jeder Baum wird an seiner eigenen Frucht erkannt. Von Dornen sammelt man keine Feigen, und von einem Dornbusch liest man keine Trauben. Der gute Mensch bringt aus dem guten Schatz seines Herzens das Gute hervor, und der Böse bringt aus dem Bösen das Böse hervor; denn aus der Fülle des Herzens redet sein Mund.“
Jesus verwendet hier das Bild eines Baumes und seiner Frucht. Die Frucht ist das Sichtbare. Jesus sagt, dass man an der Frucht erkennen kann, wie der Baum ist – wie der Baum, so die Frucht, und wie die Frucht, so der Baum. Dann geht Jesus noch eine Ebene tiefer und sagt: „Aus der Fülle des Herzens redet der Mund.“ Unsere Worte und unser Verhalten sind also Früchte, die einen tieferen Ursprung haben – um im Bild zu bleiben – in den Wurzeln, biblisch gesprochen im Herzen.
Jeder gute Mediziner – und vielleicht sind ja einige Mediziner unter uns – konzentriert sich nicht nur auf Symptome, sondern auf die eigentliche Ursache, die zu den Symptomen geführt hat. Wenn jemand mit dauerhaften Kopfschmerzen zum Arzt geht, wird ein guter Arzt nicht einfach eine Kopfschmerztablette geben. Damit bekämpft man nur die Symptome. Ein guter Arzt wird vermutlich den Blutdruck messen, um zu prüfen, ob die Kopfschmerzen damit zusammenhängen. Wenn Erbrechen hinzukommt, wird er vielleicht eine CT-Untersuchung des Kopfes machen, um einen Gehirntumor auszuschließen. Er geht also an die Wurzel des Problems.
Ich habe den Eindruck, dass wir Eltern uns manchmal nur mit dem Verhalten unserer Kinder beschäftigen, aber nicht mit den Herzenshaltungen, die zu diesem Verhalten geführt haben.
Ich möchte das gerne praktisch machen. Nehmen wir ein ganz klassisches Beispiel aus dem Kinderzimmer: Die Mutter ist in der Küche und macht gerade das Mittagessen. Plötzlich hört sie aus dem Kinderzimmer, dass die beiden Geschwister streiten und es laut wird. Die Mutter läuft ins Kinderzimmer und fragt, was passiert ist. Sie stellt fest, dass die ältere Schwester dem jüngeren Bruder das Spielzeug weggenommen hat.
Die Mutter fragt zunächst: „Wer hatte das Spielzeug zuerst?“ Das ist in der Regel die erste Frage. Der jüngere Bruder meldet sich und sagt: „Ich hatte es zuerst. Sie hat es mir einfach weggenommen. Ich will es zurück.“ Die Mutter spricht dann die ältere Schwester an und sagt: „Gib es ihm zurück.“ Die ältere Schwester antwortet: „Nein, will ich nicht, ich will damit spielen.“ Die Mutter wird etwas lauter: „Gib es ihm zurück!“ Mit einer Schmolllippe gibt die ältere Schwester dem Bruder das Spielzeug zurück, und es wird wieder ruhig.
Die Mutter geht zurück in die Küche und denkt, sie habe die Situation geklärt. Aber hat sie das wirklich? Haben sich die Herzenshaltungen der beiden Kinder verändert? Keineswegs. Beide sind immer noch egoistisch. Keiner gönnt dem anderen das Spielzeug, sondern beide wollen es unbedingt für sich haben. Ihnen ist ihr eigenes Glück wichtiger als das Glück des Geschwisterkindes. An den Herzenshaltungen hat sich nichts geändert.
Wenn wir ehrlich sind, machen wir häufig diesen Fehler in der Erziehung. Wir denken – und das ist ja auch bequemer für uns – die Sache schnell zu regeln, ohne über die eigentlichen Haltungen im Herzen zu sprechen.
Oft greifen wir als Eltern dann zu zwei Mitteln, wenn wir nur auf der Verhaltensebene arbeiten: Entweder drohen wir oder wir belohnen, um unseren Willen durchzusetzen.
Ich gehe noch einmal zurück zum Beispiel: Die ältere Schwester will dem jüngeren Bruder nicht das Spielzeug zurückgeben. Die Mutter wird lauter und droht eine Strafe an: „Wenn du es ihm nicht jetzt sofort zurückgibst, dann …“ Und es funktioniert. Drohungen wirken bei kleinen Kindern. Die Schwester gibt das Spielzeug zurück. Aber in ihrem Herzen hat sich nichts geändert. Sie hat nur Angst vor der Mutter.
Wir fördern damit eigentlich Menschenfurcht. Nur aus Angst gehorsam zu sein, ist die falsche Motivation.
Oder noch schlimmer ist die Belohnung: „Gib es ihm zurück.“ „Nein, ich will es nicht.“ „Okay, weißt du was? Ich gebe dir noch ein viel schöneres Spielzeug und ein paar Süßigkeiten, wenn du es ihm zurückgibst.“ Sie gibt es dann gerne zurück, aber sie hat gelernt: Für meine eigensüchtige Herzenshaltung werde ich sogar noch belohnt. Das ist überführend, oder?
Kann es sein, dass wir Eltern häufig genau diese Fehler machen, weil wir die Sache schnell klären wollen? Kindererziehung braucht manchmal viel, viel mehr Zeit.
Ich halte dieses Thema für sehr wichtig. Ich sehe bei mir selbst viele Versagen auf diesem Gebiet. Paul Tripp sagt: „Als Eltern haben wir es nicht einfach nur mit schlechtem Verhalten zu tun, sondern mit dem Zustand, der zu schlechtem Verhalten führt.“
Wie können wir das ändern? Mir kam einmal die Idee, das bildlich zu machen. Ich habe meine Frau gebeten, ein Herz zu basteln. Sie hat es gebastelt, und ich habe mehrere Bilder aus dem Internet ausgedruckt: ein zorniges Kind, ein Kind, das unbedingt an erster Stelle stehen will, und so weiter.
Vielleicht ist das ein guter Rat. Ich habe es leider nicht so konsequent umgesetzt. Aber wenn es solche Situationen gibt, könnten wir das Kind holen und sagen: „Schau mal, ich zeige dir hier ein Herz. Welche Herzenshaltung denkst du, steckt gerade in dir?“ Das Kind schaut sich die Bilder an, es wird leichter durch die Bilder, und zeigt vielleicht auf das zornige Herz. „Ja genau, du hast Zorn in deinem Herzen.“
So könnte man auf praktischer Ebene mehr über das Herz sprechen. Ich komme gleich noch einmal darauf zurück.
Letztendlich müssen wir sagen: Wir können die Herzen unserer Kinder nicht verändern. Das würden wir als Eltern so gerne. Manchmal würden wir auch das Herz unseres Ehepartners gerne verändern. Das können wir aber nicht.
Das Ganze führt uns als Eltern in die totale Abhängigkeit vom Herrn. Genau da will der Herr uns haben: dass wir erkennen, dass wir unsere Kinder nicht zu den Menschen machen können, die wir gerne aus ihnen gemacht hätten. Aber wir gehen auf die Knie und bitten darum, dass Gott in ihnen wirkt, was nur er wirken kann.
Wir brauchen – und das ist der fünfte Punkt – die Kombination aus Gesetz und Evangelium in der Erziehung.
Und übrigens gilt dieses Prinzip auch für diejenigen, die keine kleinen Kinder mehr haben. Es betrifft sämtliche anderen Beziehungen, auch die Seelsorge. Wir brauchen die Kombination aus Gesetz und Evangelium.
Einmal brauchen wir das Gesetz für die Kindererziehung. Warum? Weil das Gesetz an sich gut ist, sagt Gott. Unsere Kinder sollen früh erfahren, was Gottes Maßstab ist, was eigentlich Gottes Wille ist.
Zugleich liefern wir durch das Gesetz – oder man könnte auch einfach sagen durch Regeln, die wir Eltern aufstellen – einen Schutzraum für unsere Kinder. Wenn wir diese Regeln nicht aufstellen, lassen wir unsere Kinder ihrer sündhaften Natur freien Lauf. Wir müssen sie vor sich selbst schützen, durch Grenzen und Regeln.
Aber entscheidend ist die Wahrheit, dass das Kind ohne Gesetz niemals auf das Ergebnis kommen würde, dass es einen Retter braucht. In Römer 7,7 schreibt der Apostel Paulus: "Was sollen wir nun sagen? Ist das Gesetz Sünde? Das sei ferne! Aber die Sünde hätte ich nicht erkannt, wenn ich das Gesetz nicht gehabt hätte. Denn auch von der Begierde hätte ich nichts gewusst, wenn das Gesetz nicht gesagt hätte: Du sollst nicht begehren."
Das heißt, bevor wir unseren Kindern das Evangelium bringen, müssen wir ihnen das Gesetz bringen. Das ist so wichtig, sonst verkündigen wir unseren Kindern ein abgekürztes Evangelium.
Übrigens sollte das jeder Evangelist so machen. Gemeinden, in denen gepredigt wird: "Jesus liebt dich, komm zu ihm", verkünden ein abgekürztes Evangelium. Warum soll ich zu Jesus kommen? Ich komme auch gut ohne ihn klar, denkt sich der Sünder.
Bleiben wir jetzt mal beim Beispiel aus unserem Kinderzimmer. Ich mache das noch einmal etwas griffiger, wie wir mit dem Gesetz arbeiten können: Die ältere Schwester hat dem jüngeren Bruder das Spielzeug weggenommen. Wir sagen nicht einfach nur: "Gib es ihm zurück." Stattdessen nehmen wir uns mehr Zeit und fragen: "Wieso hast du es ihm weggenommen?"
Die Antwort lautet: "Ich wollte es." Okay, das heißt, dir war wichtiger, dass du es hast, als dass er es hat. Jesus sagt aber: "Liebe deinen Nächsten." Da kommt das Gesetz, das Gebot. Jesus sagt: "Liebe deinen Nächsten." Hast du in dieser Situation deinen Bruder geliebt, oder ging es nur um dich? Es ging nur um mich.
Aber schau mal, Gott sagt: Es soll nicht um dich gehen, es soll dir um den Nächsten gehen. Was denkst du, was Gott über dein Verhalten denkt? Er findet es nicht gut. Ganz genau. Du hast ein Problem vor Gott.
Und genau hier sind wir an dem Punkt, wo wir mit dem Evangelium kommen können. Erst haben wir konfrontiert, und jetzt kommt das Evangelium. Aber vorher musste das Gesetz gepredigt werden.
Galater 3,24 sagt: "Also ist das Gesetz unser Erzieher auf Christus hingeworden." Das Gesetz will uns zu Christus treiben, weil wir sehen, dass wir es nicht schaffen. Gottes Maßstab ist zu hoch, wir versagen – übrigens auch als Christen.
Das ist etwas, was ich täglich in meinem Leben feststelle: wie oft ich versage. Und dieses Versagen treibt mich immer wieder zu Christus, zum Evangelium. Ich muss mir jeden Morgen das Evangelium selbst predigen, sonst bin ich ziemlich frustriert über mich selbst.
Aber genau das möchte das Gesetz: Die größte Befreiung für uns Menschen liegt im Evangelium. Christus hat unser Versagen ans Kreuz getragen. Wenn du heute Morgen dein Versagen gesehen hast als Mutter oder Vater, möchte ich dir das zusprechen: Christus ist für dein Versagen gestorben.
Es gibt Gnade, es gibt Vergebung, und seine Gnade geht sogar so weit, dass er manchmal trotz unserer Fehler in der Vergangenheit etwas Gutes daraus machen kann. So ist unser Herr.
Aber genau das müssen unsere Kinder hören. Meine Frau hat es so weise gemacht bei der Bekehrung unseres ersten Sohnes, unseres Ältesten, Jeremia. Sie hat ihm zwei Listen gezeigt.
Sie sagte: "Jeremia, schau mal, auf dieser einen Liste schreiben wir jetzt deine ganzen Versagen." Er war schon so weit, er hatte es erkannt und seine ganzen Sünden aufgeschrieben. Dann hat meine Frau eine weiße Liste daneben gelegt und gesagt: "Das ist deine Liste mit so vielen Vergehen, und das ist Jesu Liste – vollkommen, die Gerechtigkeit erfüllt."
"Und weißt du was? Jesus will mit dir die Listen tauschen. Er will mit dir die Listen tauschen. Er hat deine Sünde getragen und gibt dir seine Gerechtigkeit." Und in dem Moment hat er das Evangelium angenommen.
Ihr Lieben, was wir für unsere Erziehung brauchen, ist ein evangeliumszentrierter Ansatz. Viele Eltern wählen einfach nur den Maßstab oder haben nur die Agenda: Wir wollen aus unseren Kindern vernünftige Bürger machen.
Da gibt es viele Moralpredigten: "Ein Christ macht das nicht, ein Christ macht das nicht." Ja, das hat seinen Platz. Aber was wir brauchen, ist Christus.
Was unsere Kinder doch sehen müssen, ist: Sie brauchen einen Retter. Und deswegen ist es so wichtig, dass wir sowohl in den Familienandachten unseren Kindern ständig das Evangelium bringen, auch wenn sie schon Christen sind. Wir brauchen auch als Christen immer noch das Evangelium.
Dann möchte ich zum nächsten Punkt kommen, dem sechsten: Kindererziehung ist Jüngerschaft. Wenn ein christliches Paar heiratet, sprechen wir in der Ehevorbereitung häufig auch über das Thema Kinderwunsch. Ich bin davon überzeugt, dass die Bibel sich sehr, sehr positiv zum Nachwuchs äußert. Jedes christliche Paar sollte grundsätzlich die Bereitschaft haben, Eltern zu werden.
Meistens beziehen wir uns bei diesem Thema auf 1. Mose 1, wo es heißt: „Seid fruchtbar und mehret euch.“ Heute möchte ich euch jedoch eine andere Stelle vorschlagen: Matthäus 28,19-20. Dort sagt Jesus: „So geht nun hin und macht alle Nationen zu Jüngern.“ Ich lese das jetzt aus Zeitgründen nicht vor, aber ihr kennt diese Verse vermutlich.
Für mich eröffnet das eine ganz neue Perspektive. Wenn wir uns anschauen – und ich hoffe, ich darf das hier einfach so sagen – Moslems bekommen in der Regel viel mehr Kinder als wir Christen. Sie erziehen ihre Kinder zu Moslems. Unsere christliche Antwort sollte unter anderem auch sein: Wir wünschen uns Kinder, wir zeugen Kinder und wir wollen aus ihnen Jünger machen.
Unser Ziel sollte sein, dass unsere Söhne Männer werden, die in der Gesellschaft einen Unterschied machen und für Christus einstehen. Ebenso sollten wir unsere Töchter prägen, damit sie Frauen nach dem Herzen Gottes werden. Christliche Eltern zeugen nicht nur Kinder, sie machen Jünger – sie machen Jünger.
Wenn wir uns in aller Kürze anschauen, wie Jesus beim Jüngermachen vorgegangen ist: Jesus hat sich drei Jahre Zeit für zwölf Jünger genommen. Wir sind eigentlich in einer komfortableren Situation. Wir haben vielleicht 18 Jahre Zeit und in der Regel nicht zwölf Kinder, sondern vielleicht zwei, vier oder ein paar mehr. So sollten wir das sehen: Wir haben jetzt diese Zeit, und unser Auftrag ist es, aus ihnen Jünger zu machen.
Wie ist Jesus vorgegangen? Jesus hatte eine klare Agenda. Hast du eine Agenda für deine Erziehung? Ich habe mir das irgendwann bewusst aufgeschrieben. Ich brauche so etwas schriftlich. Wenn unsere Kinder mit 18 aus dem Haus gehen – hoffentlich bleiben sie noch ein paar Jahre länger – dann will ich ihnen all das vermittelt haben.
Unseren Söhnen will ich zeigen, wie man mit dem anderen Geschlecht umgeht. Ich will ihnen eine Liebe zur Gemeinde mitgeben. Ich will ihnen vermitteln, wie man mit Geld umgeht und so weiter. Ich habe alles aufgeschrieben, aber ich brauchte eine Agenda. Hast du eine Agenda, was du deinen Kindern mitgeben möchtest?
Jesus hatte eine Agenda: Drei Jahre Zeit, um seinen Jüngern das Wichtigste mitzugeben. Jesus hat viel Zeit mit seinen Jüngern verbracht. In Markus 3,14 heißt es: „Er berief die Zwölf, damit sie bei ihm seien und damit er sie aussende.“ Beides war wichtig: dass sie bei ihm sind und dass er sie aussendet.
Wenn wir als Eltern nicht genügend Zeit mit unseren Kindern verbringen, können wir sie nicht prägen. Auch als Väter haben wir einen wichtigen Auftrag – nicht nur für unsere Söhne, sondern auch für unsere Töchter da zu sein. Unsere Töchter sollen an uns sehen, wie Gott sich Mannsein wünscht.
Wir sind der erste Mann im Leben unserer Töchter. An uns sollen sie sehen, wie Mannsein aussieht. Aber auch unsere Söhne – wenn ich jetzt mal zu Männern spreche – wenn wir als Väter nur im Berufsleben unterwegs sind und Karriere machen, aber nicht zu Hause sind, wie prägen wir dann unsere Kinder? Ja, wir brauchen Zeit mit ihnen.
Jesus hat seinen Jüngern eine Gottesbeziehung vorgelebt. Er war so intim mit seinem Vater verbunden, dass die Jünger irgendwann sagten: „Lehre uns beten“, weil sie gesehen hatten, wie Jesus betete. Uns ist es so wichtig, dass unsere Kinder an uns sehen, wie man eine Gottesbeziehung lebt – ganz natürlich.
Wenn ich mit meinem Sohn unterwegs bin, beten wir einfach zusammen. Letztens habe ich mit unserem Zweiten einen sogenannten Prayerwalk gemacht, glaube ich. Wir haben einfach gesagt: „Komm, wir beten.“ Man kann auch beim Spazierengehen beten. Unsere Kinder sollen von uns lernen, was es bedeutet, eine Gottesbeziehung zu haben.
Jesus hat seine Jünger in den Dienst mit hineingenommen. Mir war es wichtig, dass unsere Kinder lernen, in der Gemeinde zu dienen. Unsere Jugend hat sich zum Beispiel im Einsatz mit Obdachlosen engagiert. Ich habe unsere Söhne mitgenommen, ihnen eine Bibel in die Hand gedrückt und gesagt: „Komm, geh du mal zu dem Obdachlosen und gib ihm diese Bibel.“
Sie waren unterwegs und haben in der Stadt verteilt. So lernen sie früh, dass wir dem Herrn dienen. Wir nehmen unsere Kinder in den Dienst mit hinein. Aber...
Ein letzter Punkt zum Thema Erziehung, speziell zur Kindererziehung, ist Jüngerschaft.
Kindererziehung ist Gottes Werkraum für unsere Veränderung. Das ist ein besonderer Gedanke. Jesus möchte durch unsere Kinder vor allem an unserem Herzen als Eltern arbeiten.
Ich weiß nicht, ob es dir auch so ging, aber ich dachte immer, ich wäre ein geduldiger Mensch – bis unsere Kinder da waren. Plötzlich lernte ich, welche Abgründe in meinem Herzen sind, wie ungeduldig ich wirklich bin und wie schnell ich zornig werden kann. Gott deckt diese Dinge durch unsere Kinder auf.
Ich möchte dir folgenden Gedanken mitgeben: Kann es sein, dass Gott dir genau die Kinder gegeben hat, die du hast, weil er damit etwas ganz Bestimmtes an deinem Herzen wirken möchte?
Dieser Gedanke hilft uns sehr. Wir haben mit einem Kind aktuell immer wieder große Probleme und stoßen an die Grenzen unserer Weisheit. Doch was uns hilft, durchzuhalten, ist die Überzeugung, dass Gott durch das Verhalten unserer Kinder an unserem Herzen arbeiten möchte.
Wie lernen wir Geduld, wenn wir geduldig sein müssen? Wie lernen wir auszuharren, wenn wir ausharren müssen? Wie lernen wir zu beten, wenn wir ins Gebet getrieben werden?
So hat Gott eine gute Absicht: Er will auch die Kinder gebrauchen, um an unserem eigenen Herzen zu arbeiten.
Ich schließe mit einem letzten Punkt, den ich ganz kurz ansprechen möchte: das Gebet für die Kinder. Das ist ein sehr großes Thema für sich. Vor einiger Zeit haben wir dazu eine Sendung bei Liebevoll gemacht. Für mich ist Hiob dabei ein großes Vorbild. Hiob hat regelmäßig für seine Kinder gebetet, solange sie noch lebten. Er ist für sie auf die Knie gegangen.
Ich möchte dich ermutigen, auch wenn deine Kinder schon lange aus dem Haus sind, weiterhin regelmäßig für sie zu beten. Meine Mutter schreibt mir zum Beispiel immer noch vor jeder Predigt: „Andre, ich bete für dich.“ Und ich weiß, dass sie es wirklich tut. Mein Vater tut das auch. Das Gebet meiner Eltern hat mich durchgetragen.
Vor allem möchte ich dich ermutigen, gerade wenn deine Kinder in einer schwierigen Phase sind und du dir viele Sorgen machst. Weißt du, das Gebet ist so mächtig. Hör nicht auf zu beten! Das Schöne ist: Deine Kinder können deinen Gebeten nicht entkommen, auch wenn sie es vielleicht wollen. Sie können nicht vor deinen Gebeten fliehen.
Ich möchte dich ermutigen, für die Errettung deiner Kinder zu beten. Wenn deine Kinder noch klein sind, bete dafür, dass sie eigenständige Überzeugungen entwickeln. Ich bete für unsere Kinder, dass sie irgendwann den richtigen Ehepartner finden. Ich bete auch gerade hier bei uns in Köln für die richtige sexuelle Orientierung unserer Kinder.
Ich bete, dass unsere Kinder nicht irgendwann daran zweifeln, ob sie wirklich Mann oder Frau sind. Ich bete dafür, denn unsere Kinder brauchen dieses Gebet. Ich bete um Bewahrung vor sexuellem Missbrauch. Ich bete, dass Gott sie bewahrt vor Sünden mit schwerwiegenden Konsequenzen für ihr Leben.
Natürlich werden sie viele Fehler machen. Aber ich bete dafür, dass Gott sie bewahrt vor Sünden, die ihr Leben nachhaltig ruinieren. Dazu möchte ich uns ermutigen: Lasst uns als Eltern regelmäßig für unsere Kinder beten. Für jedes einzelne Kind beten, nicht pauschal, sondern individuell. Vielleicht schreiben wir uns auf, welches Kind gerade welche Sorgen und Nöte hat, und beten dann ganz gezielt dafür.
Außerdem sollten beide Elternteile beten. Eine Mutter betet aus mütterlicher Perspektive, ein Vater aus väterlicher. Beide Perspektiven sind wichtig und gebraucht.
Deshalb möchte ich schließen, wenn wir über die Verantwortung von Vätern und Müttern in der Familie sprechen, gerade mit diesem Punkt: Wir haben die Verantwortung, unsere Kinder unter den heiligen Einfluss zu stellen, der besonders durch das Gebet ausgeübt wird. Amen.
Ich möchte gerne abschließend noch für uns beten.
Vater im Himmel, ich bin dir so dankbar für deinen wunderbaren Plan mit der Familie. Ich bin dir so dankbar, dass du uns als Eltern Kinder anvertraut hast.
Herr, ich möchte dich jetzt ganz besonders für die Eltern anbeten, die sich ihrer Versagen bewusst geworden sind. Ich bitte dich, dass du ihnen deutlich machst, dass du für diese Versagen gestorben bist und dass es Gnade gibt. Auch wenn man die Situation nicht unbedingt rückgängig machen kann, vergibst du wirklich nachhaltig. Du kannst auch rückwirkend noch etwas Gutes daraus machen.
Bitte schenke Hoffnung den verzagten Eltern.
Herr, ich möchte dich bitten, den jungen Eltern Weisheit zu schenken, die mitten in der Erziehung stehen. Hilf ihnen, am Herzen der Kinder zu arbeiten und nicht nur am Verhalten. Unterstütze sie dabei, Gesetze und Evangelium zusammenzubringen, damit die Kinder zu dir gezogen werden.
Herr, ich möchte dich auch für uns Väter bitten. Hilf uns, unsere Verantwortung wahrzunehmen. Nicht nur in der Gemeinde und im Beruf, sondern vor allem zu Hause. Lass uns dort beginnen zu leiten, so wie du, Jesus, als dienende Leiter geleitet hast.
Lass uns präsent sein im Leben unserer Kinder, wenn sie uns brauchen. Lass sie auf Väter schauen können, die nicht perfekt sind, aber die dich lieben.
Ich möchte dich bitten, dass auch in den Gemeinden ein Ruck geht. Die Not ist so groß, weil viele Männer passiv sind. Bitte hilf uns als Männer, neu aufzustehen, Verantwortung zu erkennen und in deiner Kraft und zu deiner Ehre die Leitung zu übernehmen.
Herr, Amen.