Einführung in die Auslegung des Gesetzes
Wir lesen heute ab Vers 21. Darf ich bitten, dass jemand vorliest bis zum Schluss des Kapitels, Vers 48.
Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt ist: Du sollst nicht töten. Wer aber tötet, der wird dem Gericht verfallen sein.
Ich aber sage euch, dass jeder, der seinen Bruder zürnt, dem Gericht verfallen sein wird. Wer aber zu seinem Bruder sagt: Raka, der wird dem Hohen Rat verfallen sein. Wer aber sagt: Dunar, der wird der Hölle des Feuers verfallen sein.
Wenn du nun deine Gabe darbringst zu dem Altar und dich dort erinnerst, dass dein Bruder etwas gegen dich hat, so lass deine Gabe dort vor dem Altar stehen. Geh vorher hin, versöhne dich mit deinem Bruder und dann komm und bring deine Gabe dar.
Komm deinem Gegner schnell entgegen, während du mit ihm auf dem Weg bist, damit nicht etwa der Gegner dich dem Richter überliefert, der Richter dem Diener, und du ins Gefängnis geworfen wirst.
Wahrlich, ich sage dir: Du wirst nicht von dort herauskommen, bis du auch den letzten Pfennig bezahlt hast.
Vertiefung des sechsten und siebten Gebots
Ihr habt gehört, dass gesagt ist: Du sollst nicht Ehe brechen.
Ich aber sage euch: Wer eine Frau ansieht, um sie zu begehren, hat in seinem Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen.
Wenn aber dein rechtes Auge dir Anlass zur Sünde gibt, so reiß es aus und wirf es von dir. Denn es ist besser, dass eines deiner Glieder umkommt, als dass dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird.
Und wenn deine rechte Hand dir Anlass zur Sünde gibt, so hau sie ab und wirf sie von dir. Denn es ist besser, dass eines deiner Glieder umkommt, als dass dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird.
Es ist aber gesagt: Wer seine Frau entlassen will, soll ihr einen Scheidebrief geben.
Ich aber sage euch: Wer seine Frau entlässt, außer wegen Hurerei, macht, dass mit ihr Ehebruch begangen wird. Und wer eine Entlassene heiratet, begeht Ehebruch!
Die Bedeutung des Schwörens und der Umgang mit dem Gesetz
Wiederum habt ihr gehört, dass zu den Alten gesagt wurde: Du sollst nicht falsch schwören, sondern dem Herrn deine Eide erfüllen.
Ich aber sage euch: Schwört überhaupt nicht, weder beim Himmel, denn er ist Gottes Thron, noch bei der Erde, denn sie ist der Schemel seiner Füße. Auch nicht bei Jerusalem, denn sie ist die Stadt des großen Königs. Und schwört auch nicht bei deinem Haupt, denn du kannst nicht ein einziges Haar weiß oder schwarz machen.
Eure Rede soll vielmehr sein: Ja, ja; nein, nein. Was darüber hinausgeht, ist vom Bösen.
Die Aufforderung zur Gewaltlosigkeit und Feindesliebe
Ihr habt gehört, dass gesagt ist: Auge um Auge und Zahn um Zahn. Ich aber sage euch: Widersteht nicht dem Bösen. Wenn jemand dich auf deine rechte Backe schlägt, dem biete auch die andere dar.
Und dem, der mit dir vor Gericht gehen und dein Untergewand nehmen will, dem lass auch den Mantel. Wenn dich jemand zwingt, eine Meile zu gehen, mit dem geh zwei.
Gib dem, der dich bittet, und weise den nicht ab, der von dir borgen will.
Ihr habt gehört, dass gesagt ist: Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen. Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen. So werdet ihr Söhne eures Vaters sein, der in den Himmeln ist.
Denn er lässt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte. Wenn ihr nur die liebt, die euch lieben, welchen Lohn habt ihr dafür? Tun nicht auch die Zöllner dasselbe?
Und wenn ihr nur eure Brüder grüßt, was tut ihr Besonderes? Tun nicht auch die von den Nationen dasselbe? Ihr nun sollt vollkommen sein, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist.
Kontextualisierung der Bergpredigt im Gesetzeszeitalter
Wir haben in den vergangenen Medelklassen gesehen, dass eine wichtige Aufgabe der Bergpredigt in Matthäus 5 bis 7 darin besteht, zu erklären, wie man das Gesetz Mose richtig verstehen muss. Herr Jesus greift hier die falschen Auslegungen der Pharisäer und all der anderen Parteien in Israel an. Er ist der Einzige, der das Gesetz wirklich umgesetzt hat.
Darum sagt er auch in Matthäus 5,17: „Meint nicht, dass ich gekommen sei, das Gesetz und die Propheten aufzulösen. Ich bin nicht gekommen, aufzulösen, sondern zu erfüllen.“
Galater 4 sagt uns, dass Jesus in der Fülle der Zeit gekommen ist, geboren von einer Frau, geboren unter Gesetz, damit er die, welche unter Gesetz waren, freikaufte.
Jetzt, in der Zeit von Matthäus 5 bis 7, befinden wir uns also immer noch im Zeitalter des Gesetzes. Dieses Zeitalter begann mit dem Bund Gottes mit Israel am Sinai (2. Mose 19). Es hielt an bis zum Tod des Herrn Jesus am Kreuz.
Römer 10,4 sagt: „Christus, der Messias, ist des Gesetzes Ende.“ Dort kommt es zum Abschluss. Mit seinem Tod hat er die, die unter Gesetz waren, von dem Gesetz losgekauft, wie Galater 4 erklärt.
Aber hier stehen wir noch unter dem Gesetz, und der Herr Jesus erklärt, wie man das Gesetz richtig verstehen muss.
Die Auslegung des sechsten Gebots und die Stufen des Zorns
In Vers 21 nimmt Jesus Bezug auf das sechste Gebot der Zehn Gebote, und ab Vers 27 auf das siebte Gebot. Anhand dieser zwei Beispiele zeigt er, wie man das Gesetz richtig auslegen muss. Er wendet sich gegen die Auffassung unter den Rabbinern, die besagt, das Gebot „Du sollst nicht töten“ sei erst dann übertreten, wenn man einen Menschen tatsächlich umgebracht hat.
Jesus sagt jedoch: Nein, dem Grundsatz nach ist das Gebot schon in seinen Anfängen im Herzen gebrochen. Darum ist es sehr wichtig, genau darauf zu achten, wie der Herr spricht. Er sagt in Vers 22, nachdem er eben aus 2. Mose 20, Vers 13, das sechste Gebot „Du sollst nicht töten“ zitiert hat: „Ich aber sage euch.“
Ich habe bereits darauf hingewiesen, dass diese Art zu sprechen damals im Judentum völlig umwerfend war. Denn es war üblich, dass Rabbiner, wenn sie gepredigt oder ausgelegt haben, sich ständig auf ältere Rabbiner bezogen und in deren Namen sprachen.
Der Herr Jesus zitiert jedoch keinen einzigen Rabbiner. Stattdessen sagt er: „Ich sage euch.“ Die Menschen bemerkten sofort, dass er in eigener Autorität spricht. Das war so auffällig, dass es am Schluss der Bergpredigt heißt, in Kapitel 7, Vers 28: „Und es geschah, als Jesus diese Worte vollendet hatte, da erstaunte die Volksmenge sehr über seine Lehre; denn er lehrte sie wie einer, der Gewalt hat, und nicht wie ihre Schriftgelehrten.“
Nun erklärt Jesus weiter: Jeder, der seinen Bruder ohne Grund zürnt, ist dem Gericht verfallen. Das steht nicht in allen Bibelübersetzungen, aber es ist eine Lesart des Mehrheitstextes.
Es ist so: Wir haben ungefähr 5860 griechische Handschriften vom Neuen Testament. Der größte Teil davon, etwa 90 Prozent, zeigt eine unglaubliche Übereinstimmung. Dann gibt es eine Minderheit, die gewisse Abweichungen aufweist. Die meisten Handschriften stimmen auch im Großen und Ganzen überein, aber es gibt einige Abweichungen, die als Minderheitstext bezeichnet werden.
Der Mehrheitstext stützt die Lesart „ohne Grund“. Man kann mit starken Argumenten zeigen, dass der Mehrheitstext effektiv den Urtext wiedergibt. Deshalb ist die Formulierung „jeder, der seinen Bruder ohne Grund zürnt“ mit dabei.
Man kann sich das so vorstellen: Mose kam vom Berg herab und sah, wie Israel kaum den Bund mit dem Herrn geschlossen hatte und gesagt hatte: „Alles, was der Herr gebietet, wollen wir tun.“ Gott hatte mündlich die Zehn Gebote verkündet. Das erste Gebot lautet: Keine anderen Götter. Das zweite: Keine Standbilder verehren.
In 2. Mose 32 lesen wir, dass Mose zornig war und die Tafeln zerschlug. Doch dieser Zorn war ein heiliger Zorn. Er war zornig auf seine Brüder, aber es war wirklich ein heiliger Zorn.
Hier sagt Jesus: Jeder, der seinen Bruder ohne Grund zürnt, ist bereits dem Gericht verfallen. Nun gibt es drei Stufen. Die zweite Stufe ist: Sein Bruder sagt „Raka“, was übersetzt „Dummkopf“ bedeutet. Wer das sagt, ist dem Hohen Rat, dem Sanhedrin, verfallen.
Die dritte Stufe ist: Wer seinem Bruder sagt „Du Narr“. Das ist im Griechischen ein Ausdruck, der auch „Gottloser“ bedeutet. Dieser ist dann der Hölle des Feuers verfallen.
Man merkt die Steigerung: Der erste ist dem Gericht verfallen, der zweite dem Sanhedrin, und die dritte Stufe ist die Hölle.
Erläuterung der Gerichte und der hebräischen Ausdrucksweise
Ich muss erklären, was mit dem Gericht gemeint ist. Der oberste Gerichtshof in Israel war der Sanhedrin. Er bestand aus 71 Männern unter der Leitung von Nummer 71, dem Hohenpriester. Sie tagten im Tempel. Bis zum Jahr dreißig versammelten sie sich in der Halle der behauenen Steine, die sich in der Südostecke des innersten Vorhofs befand.
Ab dem Jahr dreißig zogen sie aus diesem Ort aus und nahmen ihren Sitz in der königlichen Säulenhalle ein, die ganz im Südteil des Tempelplatzes lag. Diese prächtige Basilika befand sich ebenfalls in der Südostecke.
Im Land Israel gab es an verschiedenen Orten örtliche Gerichte, die dem Sanhedrin unterstellt waren. Was hier zuerst mit „dem Gericht verfallen“ gemeint ist, bezieht sich auf das Ortsgericht. Die zweite Stufe ist das oberste Gericht, also der Sanhedrin. Die dritte Stufe schließlich ist das göttliche Gericht der Hölle.
Das ist eine Frage? Ach so! Das ist ein Hebraismus, eine typische hebräische Redewendung. Im Hebräischen gibt es relativ wenige Eigenschaftswörter, also Adjektive wie gut, schön, grau usw. Stattdessen drückt man Eigenschaften oft mit einem Substantiv im Genitiv aus. Zum Beispiel „der Sohn der Liebe“ oder „der Sohn seiner Liebe“ bedeutet „der geliebte Sohn“. So kommt es auch im Kolosserbrief vor. Jesus wird so genannt.
Im Hebräerbrief lesen wir vom „Wort seiner Macht“, das bedeutet, dass der Herr Jesus alles trägt, die ganze Schöpfung, durch das Wort seiner Macht. Auf Deutsch heißt das „durch sein mächtiges Wort“. „Hölle des Feuers“ bedeutet demnach „die Feuerhölle“.
Ob man es nun so oder so dreht, der Sinn ist ähnlich, aber die Formulierung ist etwas anders. Im Neuen Testament, das ja auf Griechisch geschrieben ist, wird ein Griechisch verwendet, das stark vom Hebräischen geprägt ist. Fast alle Schreiber im Neuen Testament waren Juden, außer Lukas, der das Lukas-Evangelium und die Apostelgeschichte verfasste. Auch er war als Nichtjude so im Judentum zuhause, dass seine Schriften stark von der jüdischen Welt und dem jüdischen Denken geprägt sind.
Für die damaligen Ohren war eine solche hebräische Ausdrucksweise würdiger. Zum Beispiel klingt „das Wort seiner Macht“ würdiger als „sein mächtiges Wort“. Natürlich hätte man auch „der geliebte Sohn“ schreiben können, aber „der Sohn seiner Liebe“ hat einen ehrwürdigeren Klang. Deshalb hat der Heilige Geist es so inspiriert.
Nun haben wir also diese drei Stufen gesehen. Vielleicht noch ein Hinweis: Dieses Ortsgericht gab es auch in Jerusalem, obwohl dort der Sanhedrin tagte. Es war auf dem Ofel angesiedelt, also südlich vom Tempelplatz. Wer schon einmal in Jerusalem war, hat sicher den Zugang zur Schönen Pforte gesehen, der ausgegraben wurde. Dort sind originale Treppen aus dem Felsen herausgeschlagen, die zum Haupteingang, dem Doppeltor der Schönen Pforte, führen.
Direkt daneben, auf der rechten Seite, gab es ein öffentliches Ritualbathaus, in dem sich die Leute zuerst reinigen konnten, bevor sie zum Tempel gingen. Gleich daneben wurde ein Gerichtsgebäude ausgegraben. Dieses Gerichtsgebäude war ein Gericht auf der Stufe eines Ortsgerichts.
Ich habe mir überlegt, wie das hier gebaut war. Ich habe die Linie von den Seitenmauern, die archäologisch belegt wurden, ausgezogen und nach oben verlängert. Dabei habe ich gesehen, dass es eine gerade Linie bis zum Haus der behauenen Steine im innersten Vorhof gibt, wo der Sanhedrin bis zum Jahr dreißig saß.
Architektonisch wurden die Gebäude so ausgerichtet, um zu zeigen, dass das Ortsgericht in völliger Übereinstimmung mit dem Sanhedrin steht, der einfach viel höher liegt, oben auf dem Tempelberg. Das Ortsgericht war unten auf dem Ofel, also am Südabhang des Tempelbergs, in einer Linie mit dem Sanhedrin, hatte aber weniger Kompetenz.
Warum macht der Herr diese Abstufung? Er zeigt, dass nicht jede Sünde gleich ist. Jemanden zu ermorden ist natürlich schlimmer als innerlich ungerecht zu zürnen. Wenn der Mord vollzogen ist, ist das schlimmer. Aber bereits wenn ungerechter Zorn im Herzen da ist, wird im Grundsatz das sechste Gebot gebrochen.
Ganz wichtig: Der Herr stellt nicht jede Sünde auf die gleiche Stufe. Das ist sehr wichtig. Es gibt nämlich Leute, die sagen, man könne nicht sagen, dass eine Sünde schlimmer sei als eine andere. Doch die Bibel macht einen Unterschied. Warum gab es unter dem Gesetz die Todesstrafe bei vollzogenem Mord, aber nicht bei einer Lüge?
Lügen sind auch Sünde, und jede Sünde ist vor Gott schwerwiegend. Jede Sünde führt letztlich zur ewigen Verlorenheit. Aber Gott macht einen Unterschied. Darum durfte unter dem Gesetz jemand, der gelogen hatte, nicht hingerichtet werden.
Wenn man alle Sünden auf die gleiche Stufe stellt, birgt das sogar eine Gefahr. Ich habe das oft von Christen gehört: „Es gibt eigentlich keinen Unterschied, alle Sünden sind gleich.“ Nein, das hat eine praktische Folge. Wenn man so denkt, werden gewisse Sünden im Alltag plötzlich genauso schwer gesehen wie Ehebruch oder Mord.
Oder umgekehrt: Ehebruch und Mord werden auf das Niveau von alltäglichen Sünden herabgesetzt. Das führt zu einer Verharmlosung von Sünde. Aber der Herr macht klar, dass es eine Stufe gibt: zürnen. Die zweite Stufe ist, seinem Bruder „Raka“ zu sagen.
„Raka“ bedeutet auf Deutsch „Dummkopf“. Ich kann das Wort noch etwas genauer erklären: „Rak“ auf Hebräisch bedeutet „leer“ oder „nichts“. Es ist verwandt mit der Wurzel „Raka“, die „blättern“ oder „dünn schlagen“ bedeutet.
„Rak“ bedeutet also so viel wie „dünn“ oder „ausgebeult“, wie dünn ausgewalztes Metall. „Raka“ bedeutet gewissermaßen „dünner Kopf“, also ein Kopf, in dem kein Gehirn Platz hat. Das heißt: Du bist einfach blöd, dumm. Das bedeutet „Raka“.
Die dritte Stufe ist „Du Gottloser“. Dieses Wort, das der Herr verwendet, bedeutet gleichzeitig „Tor“ und „Gottloser“. Das ist noch schlimmer. Wenn jemandem die intellektuellen Fähigkeiten abgesprochen werden, wie bei „Raka“, ist das schlimm. Aber wenn jemand, der ein Leben der Hingabe an den Herrn lebt, als gottlos bezeichnet wird, wird das von Gott noch schwerer beurteilt.
Darum kommt dann diese dritte Stufe: „Du Gottloser, er ist der Hölle des Feuers verfallen.“
Bedeutung des Ausdrucks „Hölle des Feuers“ und das Tal Hinnom
Übrigens, das Wort „Hölle“ – wie lautet es im Grundtext? Das Wissen darüber: Es kommt bereits im Neuen Testament vor, und zwar als „Gehenna“. Dieses Wort ist eigentlich kein griechisches Wort, obwohl es so im griechischen Text steht. Es taucht zwölfmal im Neuen Testament auf und ist eigentlich ein hebräischer Ausdruck.
Gehenna ist eine griechische Aussprache des hebräischen Wortes „Gehenna“. Es bedeutet „Tal Hinnom“ oder „Gehinnom“. Dieses Tal liegt außerhalb der Altstadt von Jerusalem. Es handelt sich um ein sehr markant eingeschnittenes Tal, das im rechten Winkel ins Kedrontal verläuft, nahe der Davidstadt.
Ursprünglich war dieses Tal der Ort, an dem Götzendiener Kinderopfer darbrachten. Doch König Josia hat diesen Götzendienst beendet und das Tal dadurch verunreinigt. Die Geschichte von Josia wird in 2. Chronik und 2. Könige beschrieben.
Josia richtete in diesem Tal eine Möglichkeit ein, um Unrat zu verbrennen. Später, zur Zeit des Hiskia, lesen wir vom „Misstor“, dem Sha'a Aspot, dem „Tor des Abfalls“. Dieses Tor war ein Zugang zum Tal Hinnom. Dort wurde der Unrat verbrannt, sodass es dort ein beständiges Feuer gab.
Das Tal Hinnom liegt also außerhalb von Jerusalem, der „Stadt des Friedens“. Aufgrund dieser Geschichte wurde dieses Tal zum Bild für die Hölle und das ewige Feuer.
Im Neuen Testament steht der Ausdruck „Tal Hinnom“ oder „Gehenna“ für die Hölle. Es ist hier die dritte Stufe, die damit gemeint ist.
Versöhnung vor der Opfergabe und zwischenmenschliche Ordnung
Und dann erklärt der Herr gleich im Anschluss an diese drei Stufen: Wenn man im Tempel eine Opfergabe darbringt, geht man zum Altar. Plötzlich wird einem bewusst, dass zwischenmenschlich etwas überhaupt nicht geregelt ist. Das heißt, man erinnert sich daran, dass der Bruder etwas gegen einen hat. Solche Dinge sind gemeint. Man hat ihn vielleicht als Dummkopf oder als Gottlosen bezeichnet.
Dann sagt der Herr, dass zuerst das Zwischenmenschliche geordnet werden muss, bevor man Gott eine Opfergabe darbringen kann. Er sagt: Lass deine Gabe dort beim Altar stehen, geh zu deinem Bruder und versöhne dich mit ihm. Natürlich, wenn man jemanden ermordet hat, kann man das nicht mehr gutmachen. Aber es gibt Sünden, die im Grundsatz das sechste Gebot brechen und bei denen man noch etwas reparieren kann. Da sagt der Herr, dass eine Reparatur notwendig ist.
Das Interessante ist, dass er sagt: Gehe hin, versöhne dich mit deinem Bruder, und dann komm und bring deine Gabe dar. Das Wort „versöhnen“ hier ist dialasso. Alasso bedeutet einfach „versöhnen“. Man kann es vielleicht kurz erklären: Alasso ist eigentlich das Wort für „wechseln“, zum Beispiel Geld wechseln. Dann sagt man Alasso. Mit einer verstärkten Silbe, katalasso, kann man „versöhnen“ sagen.
Was geschieht? Katalasso bedeutet einfach „herab tauschen“, katalasso. Im weiteren Neuen Testament ist das das übliche Wort für Versöhnung, für „versöhnen“. Dabei wird ein Feind in einen Freund verwandelt. Es wird also nicht Geld gewechselt, sondern ein Feind wird in einen Freund umgewandelt. Das ist der Ausdruck, der verwendet wird, wenn es um die Versöhnung mit Gott geht: katalasso.
Wir können vielleicht die Stelle im 2. Korintherbrief 5 aufschlagen, die große Stelle über die Versöhnung mit Gott. Kann uns jemand vorlesen? 2. Korinther 5,18ff:
„Das alles aber kommt von Gott, der uns mit sich selbst versöhnt hat durch Jesus Christus und uns den Dienst der Versöhnung gegeben hat. Denn Gott war in Christus und versöhnte die Welt mit sich selbst, indem er ihnen ihre Sünden nicht anrechnete und das Wort der Versöhnung in uns legte. So sind wir nun Botschafter für Christus, und zwar so, dass Gott selbst durch uns ermahnt. Wir bitten daher stellvertretend für Christus: Lasst euch versöhnen mit Gott!“
Hier haben wir also mehrmals das Wort „versöhnen“. Ganz genau ist es in Vers 19, wo von der Versöhnung der Welt mit sich selbst die Rede ist. Das ist das Wort katalasso. Auch das Verb, das danach verwendet wird, ist katalasso. Das ist sehr wichtig.
Wir Menschen mussten mit Gott versöhnt werden, nicht Gott mit uns. Er war nicht unser Feind, aber wir waren von Natur aus Feinde, wie es im Römerbrief 5 heißt. Wir haben unseren eigenen Weg gegen Gott gewählt und ihm den Rücken zugewandt. Darum werden wir hier in Vers 20 aufgerufen: Lasst euch versöhnen mit Gott! Nicht Gott muss sich mit uns versöhnen, sondern wir müssen mit ihm versöhnt werden.
Das war ein kleiner Umweg, um zu erklären: Hier in Matthäus 5 haben wir nicht katalasso, sondern dialasso. Das „dia“ bedeutet wörtlich „durch“ oder „zwischendurch“. Es drückt aus, dass zwei Seiten getauscht werden müssen. Oft sind Konflikte unter Menschen oder auch unter Geschwistern in der Gemeinde so, dass auf beiden Seiten ein Problem besteht.
Wir haben hier gelesen, dass du dich erinnerst, dass dein Bruder etwas gegen dich hat. Doch es ist auch so, dass beim anderen ein Problem vorliegt. Der Herr sagt: Geht hin und versöhnt euch miteinander. Beide Seiten müssen versöhnt werden, beide Seiten müssen umgewandelt werden. Dann kann man Gott in der Anbetung dienen.
Für Gott wird jedoch nie das Wort alasso gebraucht, weil er nicht mit uns versöhnt werden musste, sondern nur wir mit ihm.
Mahnung zur schnellen Versöhnung vor Gericht
Gibt es bis dahin noch eine Frage oder Bemerkung? Sonst fahren wir gleich fort. Der Herr fügt noch eine Belehrung an. Ab Vers 25 sagt er: Wenn man mit einer Gegenpartei verfeindet ist und vor Gericht erscheinen soll, besteht natürlich noch die Möglichkeit, vor dem Richter eine zivilrechtliche Lösung zu finden.
Darum sagt der Herr: „Fahre deine Gegenpartei schnell an, solange du mit ihr auf dem Weg bist.“ Das bedeutet, solange man sich auf dem Weg zum Richter befindet. So soll verhindert werden, dass die Gegenpartei dich dem Richter überliefert, der dich dann dem Diener übergibt und du ins Gefängnis geworfen wirst. Wahrlich, ich sage dir: Du wirst nicht von dort herauskommen, bis du auch den letzten Pfennig bezahlt hast – oder Quadranten. Das war eine ganz kleine Münze damals.
Hier spielt der Herr auf ein größeres Problem an. Er ist als Messias gekommen und in Israel aufgetreten. Das Matthäusevangelium zeigt uns von Kapitel zu Kapitel, wie ein roter Faden, wie immer deutlicher wird, dass die Mehrheit Israels ihn als Messias verwirft. Damit macht sich Israel schuldig vor Gott, denn es wurde ganz klar gesagt in 5. Mose 15 und 5. Mose 18, Vers 15: Wenn der Messias, der Prophet, kommt, muss Israel auf ihn hören, auf alles, was er sagt. Wer nicht auf ihn hört, von dem wird Gott fordern.
So sagt der Herr hier: Solange du noch nicht vor dem Richter bist, hast du die Gelegenheit, dich mit der Gegenpartei zu versöhnen und dich mit ihr zu einigen. Auch hier erkennen wir einen feinen Hinweis auf das Problem Israels damals, dass ein Konflikt bestand. Dieser Konflikt entwickelte sich weiter und führte tatsächlich zum Bruch des sechsten Gebots, denn der Messias wurde schließlich ermordet.
Der Herr sagt, jetzt wäre noch Gelegenheit, sich zu versöhnen, bevor das Gericht über dich kommt. Es wird ein gnadenloses Gericht sein, bis du den letzten Quadranten, den letzten Pfennig bezahlt hast.
So ist es geschehen: Der Messias wurde im Jahr 32 ermordet. Im Jahr 70 kamen die Römer, zerstörten Jerusalem und den Tempel. Das jüdische Volk wurde schließlich aus seinem Land vertrieben, der Staat Israel ging unter, und die Völker zerstreuten sich, wurden ständig verfolgt.
Prophetische Perspektive auf Israels Gericht und Trost
Und jetzt können wir in Jesaja 40 aufschlagen. Dort finden wir ein endzeitliches Wort im Blick auf Israel. Jesaja 40,1 und 2 – kann das jemand vorlesen?
„Tröstet, tröstet mein Volk, spricht euer Gott! Redet zum Herzen Jerusalems und ruft ihr zu, dass ihr Frohendienst vollendet ist, dass ihre Schuld abgetragen ist; denn sie hat von der Hand des Herrn das Doppelte empfangen für all ihre Sünden.“
Hier ruft Gott dazu auf, Israel zu trösten, weil dieses Volk so viel Schreckliches erlebt hat. In Vers 2 wird gesagt: Ruft ihr zu, dass ihre Mühsal vollendet ist, dass ihre Schuld abgetragen ist, dass sie von der Hand des Herrn Zwiefältiges empfangen hat für alle ihre Sünden.
Das muss man jetzt parallel sehen mit dem, was der Herr sagt: Du wirst vom Richter, dem Diener, überliefert und ins Gefängnis geworfen. Du wirst dort bleiben, bis du quasi abbezahlt hast. So wird also die ganze Zeit der Zerstreuung Israels und der Leiden der Nationen als ein Büßen verstanden, ein irdisches Büßen wegen der Verwerfung des Messias.
Das ist aber ganz wichtig: Es handelt sich hier um ein irdisches Gericht. Das ist nicht dasselbe wie das ewige Gericht in der Hölle. Ein irdisches Gericht ist ein Gericht, das ein Ende hat und eine bestimmte Zeit dauert. Das Gericht im Jenseits jedoch nennt der Herr Jesus ganz ausdrücklich in Matthäus 25: ewige Pein. Im gleichen Vers sagt er auch ewiges Leben und spricht von ewiger Pein.
Können wir das kurz aufschlagen? Matthäus 25, Vers 46: „Und sie werden in die ewige Strafe hingehen, die Gerechten aber in das ewige Leben.“ Ja, ewige Strafe oder ewige Pein und als Gegensatz das ewige Leben.
Die Irrlehrer der Allversöhnung, die sagen, die Verdammnis sei nicht ewig, behaupten, das Wort „ewig“ bedeute nicht ewig. Doch hier haben wir, was man in der Linguistik eine Opposition nennt – wenn zwei Ausdrücke im Kontrast zueinander stehen: die ewige Pein und das ewige Leben. Wenn jemand behauptet, die ewige Pein sei nicht ewig, dann wäre das ewige Leben auch nicht ewig. Das wäre ein Jammer. Da wären wir so weit wie die Animisten.
Unter den Stammesreligionen in Afrika und auch anderswo auf der Welt, bei Indianern und so weiter, ist es ganz verbreitet, dass sie zwar an ein Weiterleben nach dem Tod glauben, aber nur so lange, wie man sich im Stamm noch an ihren Namen erinnert. Das sind meist schriftlose Kulturen. Sie sind sehr darauf gedrillt, Stammbäume besser auswendig zu kennen als wir Mitschriften. Jemand fragt dann: Wie viele Generationen weist du noch zurück? Großvater, Urgroßvater vielleicht? Und dann wird es bei vielen schon schwierig, außer sie sind überzeugte Ahnenforscher – ja, das gibt es auch. Und jetzt noch unterstützt mit Genforschung, nicht wahr? Aber das hört schon bald auf.
Bei ihnen merkt man, dass irgendwann die Vorfahren vergessen werden. Dann glauben sie, dass sie ausgelöscht werden. Das sind nicht die glücklichen Heiden, das sind Elende. Sie glauben zwar an ein Weiterleben nach dem Tod, aber irgendwann kommt der Moment, und sie werden ausgelöscht.
Die Bibel macht aber klar: Es gibt kein Ausgelöschtwerden. Es gibt ewiges Leben und ewige Pein. Die Existenz des Menschen geht ewig weiter.
Das Gericht, das Gott in der Weltgeschichte über Israel als ausgewähltes Volk ausübt, aber auch über die Nationen, ist zeitlich begrenzt. Wir haben viele Prophezeiungen im Alten Testament, besonders über Gerichte über ganz bestimmte Nationen: Babylon, Persien, Griechenland, Rom, über bestimmte Städte wie Tyrus und Sidon. Aber diese Gerichte sind immer zeitlich beschränkt.
Das ist sehr wichtig, weil Alttestamentler oft solche Verse aus dem Alten Testament nehmen, wo es heißt, dass Gott nicht ewiglich zürnt. Die ewige Pein ist eben nicht ewig. Gott zürnt nicht ewig. Aber es sind alles Stellen, die sich auf Israel beziehen – dass Gott Israel nicht ewig als Nation hier auf Erden richtet, sondern dass diese Zeit des Gerichts ein Ende hat.
Darum haben die Propheten im Alten Testament vorausgesagt, dass die Zeit kommen wird, in der Gott sein Volk wieder sammeln wird aus aller Welt. Er wird sie zurückführen in ihr Land, und sie werden den Staat wieder gründen. Wir sehen heute die Erfüllung davon.
Deshalb werden diese Worte jetzt ganz, ganz aktuell – erst recht nach der Entrückung der Gemeinde, wenn dann die große Erweckung in Israel stattfinden wird. 144.000 werden zum Glauben kommen, sogar ein Drittel der Nation wird sich bekehren, und dann wird sich das so erfüllen: „Tröstet, tröstet mein Volk!“
Händel hat das so wunderbar vertont im Messias: „Tröstet, tröstet mein Volk, spricht euer Gott! Redet zum Herzen Jerusalems, ruft ihr zu, dass ihre Mühsal vollendet ist.“
Wenn man die zweitausend Jahre jüdischer Geschichte ansieht, ist es furchtbar, was dort geschehen ist – bis ins zwanzigste Jahrhundert, und es geht weiter. Die ganze Welt hasst Israel. Darum werden diese Worte so aktuell: „Tröstet, tröstet mein Volk!“
Sollte man einmal Gelegenheit haben, vor der UNO vorzulesen, könnte man sagen, dass ihre Mühsal vollendet ist, dass ihre Schuld abgetragen ist. Sie haben ein zwiefältiges Empfangen von der Hand des Herrn. Aber es kommt die Zeit, in der Gott sein Volk völlig wiederherstellt. Wir sehen die erste Phase davon, aber die Wiederherstellung wird noch weitergehen mit Israel.
Rückkehr zur Bergpredigt: Das siebte Gebot und die Unmöglichkeit der Gesetzesgerechtigkeit
Ja, hier sind wir von der Bergpredigt zum prophetischen Heilsplan Gottes gekommen. Wir kehren zurück zu Matthäus 5. Nun erklärt der Herr das siebte Gebot. Er hätte alle zehn Gebote erläutern können, doch er nahm lediglich zwei Gebote heraus. Damit macht er deutlich: Durch das Netz des Gesetzes kommt niemand hindurch.
Die Netze des Gesetzes sind so eng, dass jeder Mensch in Gottes Augen als Sünder verurteilt werden muss, der unter dem Gericht Gottes steht. Genau das will der Herr zeigen. Die bisherige Auslegung ist falsch. Die Pharisäer versuchten, das Gesetz so auszulegen, dass man am Ende sagen kann: Eigentlich bin ich ein guter Mensch. So wie der reiche Jüngling, der sagt, er habe all diese Gebote von Jugend an befolgt.
Wie ist das möglich? Das Gesetz wurde gerade als Spiegel gegeben, um Israel klarzumachen: Ihr seid Sünder. Wenn Israel das einsieht, sollten es auch alle Völker erkennen. Das ist die Spiegelfunktion der Tora, des Gesetzes: zu zeigen, dass wir einen Erlöser brauchen.
Jetzt ist der Erlöser da, doch die meisten haben ein Problem mit ihm. Darum sagt der Herr: „Willst du deine Gegenpartei zurechtweisen, solange du mit ihr auf dem Weg bist?“ Das ist noch in Matthäus 5 der Fall.
Das siebte Gebot: Ehebruch beginnt im Herzen
Und jetzt das weitere Beispiel: Du sollst nicht ehebrechen (2. Mose 20,14).
Der Herr sagt: „Ich aber sage euch.“ Wieder erklärt er in eigener Autorität, was das bedeutet.
Wir müssen uns darüber im Klaren sein: Wer hat damals Mose die Tora gegeben? Gott. Ja, aber der Herr Jesus ist Gott. Er ist der Bundesgott Israels, der Mensch geworden ist. Das muss man sich deutlich vor Augen halten. Derjenige, der damals auf dem Sinai Mose die Tora gegeben hat, steht jetzt unter den Menschen und erklärt, was das bedeutet – was er damals gegeben hat.
Jeder, der eine Frau ansieht, um sie zu begehren, hat schon Ehebruch mit ihr begangen – in seinem Herzen. Auch hier ist klar: Dort, wo Rabbiner – nicht alle, aber manche – die Auffassung hatten, dieses Gebot sei erst dann gebrochen, wenn es wirklich zum vollzogenen Ehebruch gekommen ist, liegen sie daneben.
Daher zeigt sich: Es beginnt schon vorher. Im Grunde ist das Gebot bereits gebrochen, wenn es im Herzen geschieht.
Hiobs Beispiel für den Umgang mit den Augen
Dazu können wir im Buch Hiob lesen. Hiob war ein Mann, der von seinem eigenen bösen Weg umgekehrt ist und das Zeugnis ablegt, dass er wirklich gotttreu diente.
Schauen wir einmal in Hiob 31, was er dort über den Umgang mit seinen Augen sagt. Der Zusammenhang ist folgender: Er fragt sich, warum er so viel Leiden erfährt, obwohl er sich überlegt, dass er an verschiedenen Stellen richtig gehandelt hat. Er meint, er habe das getan, was Gott will, und trotzdem leide er.
Nun betrachtet er zum Beispiel diesen Punkt in Hiob 31,1-4: „Einen Bund habe ich mit meinen Augen geschlossen, wie hätte ich da auf eine Jungfrau lüstern blicken sollen? Denn was wäre dafür die Zuteilung von Gott gewesen und das Erbteil vom Allmächtigen in den Höhen? Ist nicht Verderben für den Übeltäter bestimmt und Missgeschick für die, die Unrecht tun? Sieht er nicht meine Wege und zählt alle meine Schritte?“
Job erklärt hier, dass er mit seinen eigenen Augen einen Bund, eine Abmachung getroffen hat. Seine Augen sind nicht dazu da, falsche Blicke zu werfen. Für ihn war es klar: Wie hätte er begehrlich auf eine Jungfrau blicken können? Das war für ihn selbstverständlich.
Was der Herr Jesus hier deutlich macht, beginnt bereits in der Gedankenwelt.
Warnung vor moralischem Abfall in der Christenheit
In 2. Petrus 2 finden wir einen interessanten Ausdruck, der im Zusammenhang betrachtet werden muss. In diesem Kapitel geht es um die Christenheit, genauer gesagt um eine Prophetie über die Christenheit. Petrus sagt voraus, dass es in der Christenheit zu einem riesigen moralischen Abfall kommen wird. Die Führer in der Christenheit werden in Unmoral und Unzucht leben und sogar behaupten, dass dies korrekt sei und nichts Falsches daran sei.
In 2. Petrus 2, könnte jemand bitte Vers 13 vorlesen? Dort heißt es: „Indem sie so den Lohn der Ungerechtigkeit empfangen, sie halten die Schwelgerei bei Tage für ihr Vergnügen, als Schmutz und Schandflecken tun sie groß mit ihren Betrügereien, wenn sie mit euch zusammen schmausen, dabei haben sie augenvollen Ehebruch.“ Hier haben wir also den Ausdruck „augenvoll Ehebruch“. Weiter heißt es, dass sie nie aufhören zu sündigen und die unbefestigten Seelen an sich locken. Sie haben ein Herz, das geübt ist in Habsucht, und sind Kinder des Fluchs. Weil sie den richtigen Weg verlassen haben, sind sie in die Irre gegangen und sind dem Weg Biliams, des Sohnes Beors, gefolgt, der den Lohn der Ungerechtigkeit liebte.
In Vers 17 heißt es weiter: „Diese Leute sind Brunnen ohne Wasser, Wolken vom Sturmwind getrieben. Und ihnen ist das Dunkel der Finsternis aufbehalten in Ewigkeit.“ Und jetzt kommt es noch: „Denn mit hochfahrenden, leeren Reden locken sie durch ausschweifende fleischliche Lüste diejenigen an, die doch in Wirklichkeit hinweggeflohen waren von denen, die in die Irre gehen. Dabei verheißen sie ihnen Freiheit, obgleich sie doch selbst Sklaven des Verderbens sind; denn wovon jemand überwunden ist, dessen Sklave ist er auch geworden.“
Bis hierhin ist also klar: Im Zusammenhang von 2. Petrus 2, Vers 1, geht es um falsche Lehre in der Christenheit. An diesem Punkt sind wir heute angelangt, dass in der evangelischen Kirche viele Theologen die Meinung vertreten, dass vorehelicher Verkehr kein Problem sei und alle möglichen sexuellen Perversionen erlaubt seien – bis hin zur Homosexualität, die man sogar segnen könne. Genau das sagt 2. Petrus 2 uns voraus. Diese Theologen bestätigen die Bibel mit ihrem totalen Abfall.
Was haben sie gemacht? Sie haben im Grunde nichts anderes getan, als die Lehren der 68er-Bewegung übernommen. Und diese Lehren können heute sogar in der EKD gelehrt werden. Sie locken die Unbefestigten an und sagen, das sei alles erlaubt. Früher war das kulturell nicht möglich, aber heute gehe das, und die Bibel verurteile das nicht. Sie verheißen Freiheit – wie in Vers 19 beschrieben –, während sie selbst Sklaven des Verderbens sind.
Der Ausdruck „augenvoll Ehebruch“ wird hier besonders deutlich. Doch der Herr deckt all das auf. Sein Wort ist wirklich ein zweischneidiges Schwert, das bis ins Innerste des Menschen vordringt.
Radikale Maßnahmen gegen Sündenanlässe
Und dann sagt der Herr weiter, wie man radikal gegen Dinge vorgehen soll, die einem gefährlich werden könnten und zur Sünde verleiten. Darum sagt er in Vers 29:
„Wenn aber dein rechtes Auge dich ärgert“ – das griechische Wort für „ärgern“ bedeutet „einen Fallstrick legen“, also eine Falle, über die man stolpert. Wenn also dein Auge der Anlass ist, dass du zu Fall kommst, stolperst oder sündigst, dann sagt er: „Reiß es aus und wirf es von dir! Denn es ist dir nützlich, dass eines deiner Glieder umkomme und nicht dein ganzer Leib in die Hölle geworfen werde.“
Ebenso heißt es: „Wenn deine rechte Hand dir Anlass wird zu sündigen, so haue sie ab und wirf sie von dir! Denn es ist dir nützlich, dass eines deiner Glieder umkomme und nicht dein ganzer Leib in die Hölle geworfen werde.“
In der Sprachwissenschaft spricht man von Stilfiguren – ganze Bücher wurden darüber geschrieben. Es gibt verschiedene Arten von Ausdrucksweisen in der Literatur, und eine davon ist die hyperbolische Rede. Das bedeutet, übertrieben zu sprechen, um eine Sache besonders zu betonen.
Ein klassisches Beispiel finden wir in Kapitel 7, Vers 3, wenn der Herr sagt: „Was siehst du den Splitter im Auge deines Bruders, den Balken aber in deinem eigenen Auge nimmst du nicht wahr?“ Ein Splitter kann im Auge stecken, ein Balken dagegen offensichtlich nicht. Das ist hyperbolische Rede, also eine übertriebene Ausdrucksweise, eine Stilfigur, mit der man sich drastisch ausdrücken kann. Normalerweise verstehen die Leute das sofort.
Auch hier ist die Aussage hyperbolisch gemeint. Der Herr meint nicht, dass man tatsächlich das Auge aus der Höhle reißen soll, sondern dass man radikal vorgehen muss. Gegen alles, was einen zu der Sünde des Ehebruchs, auch schon im Herzen, verleiten könnte. Man muss einfach die gefährlichen Dinge abschneiden.
Das kann letztlich sogar bedeuten, die Internetverbindung zu kappen – noch besser als das Auge auszureißen. Man muss selbst wissen, wo die Gefahren liegen und wo man Umwege machen sollte. Die rechte Hand abzuschlagen bedeutet, radikal gegen alles vorzugehen, was einem Anlass zur Sünde geben kann.
Und das ist eine echte Hilfe.
Beispiel Josephs und die Flucht vor Versuchung
Und wir sehen, da möchte ich, bevor wir in die Pause gehen, noch ein letztes Beispiel von einem Mann bringen, der so entschieden war, und zwar Josef. Schlagen wir auf in 1. Mose. Er war ja Diener im Haus von Potiphar, und die Ehefrau von Potiphar war effektiv eine Gefahr.
Liest bitte jemand noch vor, 1. Mose 39, Vers 7 und folgende?
Da warf die Frau seines Herrn ihre Augen auf Josef und sagte: Das beginnt auch bei der Frau, mit den Augen. Es ist nicht nur ein Problem beim Mann. Frau, Mann – mit den Augen fängt es an.
Ja, und sie sagte: „Liege bei mir!“ Er aber weigerte sich und sagte zu der Frau seines Herrn: „Siehe, mein Herr kümmert sich um nichts bei mir im Haus, und alles, was er besitzt, hat er in meine Hand gegeben. Er selbst ist in diesem Haus nicht größer als ich, und er hat mir gar nichts vorenthalten außer dir, weil du seine Frau bist. Wie sollte ich dieses große Unrecht tun und gegen Gott sündigen?“
Und es geschah, obwohl sie Tag für Tag auf Josef einredete, hörte er nicht auf, nicht bei ihr zu liegen, nicht mit ihr zusammen zu sein.
Da geschah es an einem solchen Tag, dass er ins Haus kam, um sein Geschäft zu besorgen, als gerade kein Mensch von den Leuten des Hauses dort war. Da ergriff sie ihn bei seinem Kleid und sagte: „Liege bei mir!“ Er aber ließ sein Kleid in ihrer Hand, floh und lief hinaus.
Und es geschah, als sie sah, dass er sein Kleid in ihrer Hand gelassen hatte und hinausgeflohen war, da rief sie die Leute ihres Hauses und sagte zu ihnen: „Seht, er hat uns einen hebräischen Mann hergebracht, um Mutwillen mit uns zu treiben. Er ist zu mir gekommen, um bei mir zu liegen, aber ich habe mit lauter Stimme gerufen.“
Ja, und dann kam er schließlich ins Gefängnis.
Ich fürchte Gott. Gottes Furcht ist ein Schutz dagegen. Und wo es wirklich gefährlich wurde, da hat er die Flucht ergriffen. Da könnte einer sagen: Das ist ja nicht gerade mutig und männlich.
Genau das lehrt die Bibel: fliehen! Schlagen wir dazu noch 1. Korinther 6 auf, um das abzurunden, 1. Korinther 6, Vers 18.
Wer liest das vor?
„Flieht die Unzucht! Jede Sünde, die ein Mensch sonst begeht, ist außerhalb des Leibes; wer aber Unzucht verübt, sündigt an seinem eigenen Leib.“
Die sündige Natur kann man nicht fliehen. Wenn man ins Kloster flieht, also aus dem Alltagsleben heraus ins Kloster, die böse Natur, die in uns wohnt, wie Paulus das sagt in Römer 7, die geht mit ins Kloster.
Aber was bedeutet dann „flieht die Hurerei“? Das heißt: Situationen, örtliche Situationen, die eine Gefahr sind, aus denen muss man sich durch Flucht entfernen. Man muss sich mit Energie und Überzeugung in Sicherheit bringen.
Die Schöpfungsordnung der Ehe und Kritik an der 68er-Bewegung
Ich habe mich daran erinnert, dass es zu Josephs Zeiten das Ehegesetz noch gar nicht gab. Er wusste davon noch nichts. Bei Joseph existierte das Ehegesetz also noch nicht, doch das Ehegesetz gibt es seit der Schöpfung.
Gott hat, und das war Teil des Bundes mit Adam, die Einehe eingesetzt – ein Mann und eine Frau. Das war bereits in der Schöpfungsordnung verankert. Damit war übrigens auch die Polygamie, also die Vielweiberei, das Heiraten mehrerer Frauen, schon verurteilt. Das zeigt sich alttestamentlich in 1. Mose 1 und 2.
Gott schuf Mann und Frau und sagte, dass die zwei ein Fleisch werden sollen – nicht drei, sondern zwei. Das war also schon in der Schöpfungsordnung festgelegt und für jeden erkennbar.
Der Erste, der diese Ordnung mit Polygamie durchbrach, war der freche Lamech. Er wurde auch zum Mörder und nahm sich zwei Frauen. Die eine hieß Ada, die andere Zilla (1. Mose 4).
Alles war also schon in der Schöpfungsordnung klar. Die 68er hingegen machten genau diese Überzeugung von Joseph lächerlich und verspotteten sie. Ich möchte die unflätigen Sprüche gar nicht wiederholen, die man damals hörte, wenn jemand auf eine Ehefrau fixiert war.
Für sie war klar: Ehe ist Schnee von gestern. Sie sagten: „Wir sind frei, wir können alles.“ Doch was haben sie angerichtet? Wenn man sieht, wie unsere Gesellschaft durch diese moralische Zersetzung zerstört und kaputtgemacht wurde, ist das schrecklich.
Hätte man das als verbindlich genommen, was das Wort Gottes sagt, dann sähe unsere Gesellschaft heute ganz anders aus.
Das Scheidungsrecht im Alten Testament und die Auslegung durch Jesus
Jetzt fahren wir weiter mit Vers 31, der also immer noch an das siebte Gebot anschließt, das in Vers 27 vorgestellt wird: Du sollst nicht Ehe brechen.
Vers 31 führt der Herr weiter aus: Es ist aber gesagt: Wer irgend seine Frau entlassen wird, gebe ihr einen Scheidebrief. Ich aber sage euch: Wer irgend seine Frau entlassen wird, außer aufgrund von Hurerei, macht, dass sie Ehebruch begeht.
Dazu müssen wir den Hintergrund lesen in 5. Mose 24. Darf ich bitten, dass jemand vorliest: 5. Mose 24,1-4.
Wenn ein Mann eine Frau nimmt und sie heiratet, und es geschieht, dass sie keine Gunst in seinen Augen findet, weil er etwas Anstößiges an ihr gefunden hat, und ihr einen Scheidebrief geschrieben, ihn in ihre Hand gegeben und sie aus seinem Haus entlassen hat; und sie ist aus seinem Haus gezogen und ist hingegangen und die Frau eines anderen Mannes geworden, wenn dann auch der andere Mann sie gehasst und ihr einen Scheidebrief geschrieben, ihn in ihre Hand gegeben und sie aus seinem Haus entlassen hat, oder wenn der andere Mann stirbt, der sie sich zur Frau genommen hat, dann kann ihr erster Mann, der sie entlassen hat, sie nicht wiedernehmen, dass sie seine Frau sei, nachdem sie unrein gemacht worden ist. Denn ein Gräuel ist das vor dem Herrn, und du sollst das Land, das der Herr, dein Gott, dir als Erbteil gibt, nicht zur Sünde verführen.
Hier haben wir ein Gesetz im Zusammenhang mit Ehescheidung. Wichtig: Es ist ein Wenn-Dann-Gesetz. Wenn ein Mann so und so handelt und einen Scheidebrief schreibt — es ist also nicht ein Gesetz, das sagt, ein Mann soll seine Frau entlassen und ihr einen Scheidebrief schreiben — sondern wenn ein Mann heiratet und seine Frau entlässt, dann gibt Gott bestimmte Anweisungen, was da geschehen soll, um weiteres Übel zu verhindern.
Es ist ganz wichtig: Im Alten Testament gibt es sehr oft diese Wenn-Dann-Gesetze. "Du sollst nicht Ehe brechen", "du sollst nicht töten" — das sind keine Wenn-Dann-Gesetze, das ist ganz klar und absolut so. Aber dann gibt es eben manche Gesetze, die von einer bestimmten Situation ausgehen, aber es ist nicht so, dass Gott unbedingt das so möchte, was in dieser Situation beschrieben wird. Er sagt: Wenn, dann so und so. Das ist sehr wichtig, damit man die Sache nicht missversteht.
Im Judentum wurde dieser Abschnitt genommen, um zu sagen, Mose hat uns geboten, dass man einer Frau einen Scheidebrief schreiben soll. Wir können dazu noch aufschlagen in Matthäus 19. Das ist eine sehr wichtige Parallele zu Matthäus 5. Darf ich bitten, dass man hier noch liest von Kapitel 19, Vers 3 bis 10.
Da traten die Pharisäer zu ihm, versuchten ihn und fragten ihn: Ist es einem Mann erlaubt, aus irgendeinem Grund seine Frau zu entlassen? Er aber antwortete und sprach zu ihnen: Habt ihr nicht gelesen, dass der Schöpfer sie am Anfang als Mann und Frau erschuf und sprach: Darum wird ein Mann Vater und Mutter verlassen und seiner Frau anhangen, und die zwei werden ein Fleisch sein? So sind sie nicht mehr zwei, sondern ein Fleisch. Was nun Gott zusammengefügt hat, das soll der Mensch nicht scheiden.
Da sprachen sie zu ihm: Warum hat denn Mose befohlen, ihr einen Scheidebrief zu geben und sie so zu entlassen? Er sprach zu ihnen: Mose hat euch wegen der Härtigkeit eures Herzens erlaubt, eure Frauen zu entlassen, von Anfang an aber ist es nicht so gewesen. Ich sage euch aber: Wer seine Frau entlässt, es sei denn wegen Unzucht, und eine andere heiratet, der bricht die Ehe; und wer eine Geschiedene heiratet, der bricht die Ehe.
Da sprechen seine Jünger zu ihm: Wenn ein Mann solche Pflichten gegen seine Frau hat, so ist es nicht gut zu heiraten.
Ja, bis dahin.
Jetzt sieht man hier diese rabbinischen Denkfehler. Es sind Pharisäer, die da mit dem Herrn sprechen, und sie wollen wissen, wie der Herr 5. Mose 24 auslegt. Darum sagen sie: Ist es einem Mann erlaubt, aus jeder Ursache seine Frau zu entlassen? Und sie sagen eben in Vers 7: Warum hat denn Mose geboten, einen Scheidebrief zu geben und sie zu entlassen?
Und der Herr sagt, das ist ja gar nicht wahr. Wenn man den Text liest, wie wir das getan haben, da hat Mose nicht geboten, sondern er sagt: Wenn, so und so weiter. Und darum sagt der Herr in Vers 8: Mose hat euch wegen eurer Herzenshärtigkeit gestattet, eure Frauen zu entlassen.
Das ist nicht das Gleiche wie gebieten, sondern gestatten. Darum habe ich in meiner Bibel die zwei Verben speziell mit einem Strich verbunden. Das ist der wesentliche Unterschied. Sie haben gesagt, er hat geboten — nein, er hat gestattet.
Und jetzt ist Folgendes: Die Frage ist ja ganz typisch. Die Pharisäer sagen: Ist es erlaubt, eine Frau aus jeder Ursache zu entlassen? Nun, wir haben in 5. Mose 24, Vers 1, gelesen, weil er etwas Schamwürdiges an ihr gefunden hat, dass er ihr einen Scheidebrief schreibt.
Und das war die große Diskussion unter den Rabbinern: Was bedeutet "etwas Schamwürdiges"? Was ist denn gemeint? Denn das wäre ja die Möglichkeit zu einer Ehescheidung.
Da gab es zwei Schulen unter den Pharisäern. Die Pharisäer waren ja an sich eine strenge Schule, im Gegensatz zu den liberalen Sadduzäern. Aber da gab es zwei Schulen: eine strenge und eine liberale.
Die liberale Schule von Hillel sagte, "etwas Schamwürdiges" kann zum Beispiel sein, wenn eine Frau das Essen verbrennt. Es ist schamwürdig, wenn eine Frau das tut, nicht wahr? Sie dachten das, nicht ich. Also könnte das ein Grund sein, irgendetwas. Und darum sagen sie, kann man aus irgendeinem Grund entlassen, also eben sogar eine Bagatelle.
Und die Schule von Hillel sagt Ja. Und da weiß ich übrigens Interessantes: Hillel war ein Vorfahre von Gamaliel, dem Lehrer von Paulus, also Saulus damals. Er war also eher aus der nicht ganz strengen Richtung der Pharisäer.
Ja, für die, die meinen, Paulus sei so streng in seinen Briefen, weil er halt noch sehr pharisäisch war. Aber er kam übrigens von Hause aus aus der Tradition von Hillel.
Die andere Schule war die von Schamai, und die hat gesagt: "Etwas Schamwürdiges" meint Unzucht, also unzüchtigen Geschlechtsverkehr, Hurerei. Dann wäre es möglich, einen Scheidebrief zu schreiben.
Nun, der Herr Jesus, in Matthäus 19, geht nicht direkt auf 5. Mose 24 ein, sondern er geht zuerst zurück auf die Schöpfung und zeigt, was von Anfang an war. Als die Schöpfung eben noch vollkommen war, da hat Gott die Ehe eingesetzt, und zwar zwischen einem Mann und einer Frau.
Und übrigens interessant: In Vers 5 von Matthäus 19 sagt der Herr: Vater und Mutter verlassen, seiner Frau anhangen, und es werden die zwei ein Fleisch sein. Das Zahlwort zwei benutzt hier der Herr in dem Zitat aus 1. Mose 2, eben nicht drei, sondern zwei ein Fleisch.
Und dann macht er klar: Was Gott zusammengefügt hat, soll der Mensch nicht scheiden. Also die Ehe ist von Gott. Und wenn zwei Menschen sich heiraten, dann vollziehen sie das, was Gott in der Schöpfung eingesetzt hat als Ehe, und damit sind sie von Gott zusammengefügt.
Übrigens, ob die zwei, die heiraten, gläubig sind oder ob sie Atheisten oder Agnostiker sind, völlig gleich. Wenn sie sich heiraten, dann vollziehen sie das, was Gott in die Schöpfungsordnung hineingelegt hat, und damit sind sie von Gott zusammengefügt.
Sehr wichtig: Es gibt nämlich Leute, die sich Christen ähneln und sagen: "Ja gut, mein Mann, ich habe das erst später gemerkt, aber das war absolut nicht der Richtige, und wir passen überhaupt nicht zusammen. Also bei uns kann man gar nicht sagen, dass Gott uns zusammengefügt hat. Und darum habe ich ein Recht, mich von ihm scheiden zu lassen."
Geht gar nicht! Auch wenn sie jetzt im Nachhinein das Gefühl hat, wir passen gar nicht zusammen, gilt für sie ganz grundsätzlich: Was Gott zusammengefügt hat, soll der Mensch nicht scheiden.
Und das ist übrigens sehr wichtig, sonst stellt man sich vor, ein Ehepaar kommt zum Glauben, kommt in die Gemeinde, und dann sagt man: "Ja, was habt ihr?" – "Ja, wir sind verheiratet." – "Ja gut, aber ihr habt ja im Unglauben geheiratet." – "Ja, aber diese Ehe gilt 100 Prozent. Die kann nicht infrage gestellt werden, ob das im Unglauben geschehen ist oder nicht. Es hat damit gar nichts zu tun. Es hat zu tun mit der Schöpfungsordnung."
Und da gilt: Eine Ehe bedeutet, Gott hat zwei Menschen zusammengefügt, und das soll der Mensch nicht scheiden. Allein der Tod kann dieses Band auflösen, so steht es auch ganz klar in Römer 7,1.
Jetzt aber haben wir in 5. Mose 24 den Fall "etwas Schamwürdiges" gefunden, er gibt ihr einen Scheidebrief. Und Herr Jesus erklärt hier in Matthäus 19: Mose hat nicht geboten, einen Scheidebrief zu schreiben, aber Mose hat euch gestattet wegen eurer Herzenshärtigkeit, das heißt wegen eures sündhaften Wesens, dass es ihm möglich ist, dass eine Ehe so kaputt gemacht wird durch Unzucht.
Da hat Mose gestattet, einen Scheidebrief zu schreiben, aber von Anfang an ist alles nicht so gewesen.
Und dann sagt der Herr in Vers 9, Matthäus 19,9: Ich sage euch aber, dass wer irgend seine Frau entlässt, nicht wegen Hurerei, und eine andere heiratet, Ehebruch begeht.
Da macht der Herr klar: Also das mit dem verbrannten Essen, das geht überhaupt nicht. Es gibt eine Möglichkeit, die Bedingung ist aber vollzogener Geschlechtsverkehr außerhalb der Ehe.
Und da wäre es möglich, aber nicht, dass man dann scheiden müsste. Es gibt auch Versöhnungen und Wiederherstellung.
Ich hatte sogar eine Klavierschülerin, die sich von ihrem Mann scheiden ließ. Beide waren untreu geworden. Später haben sich beide bekehrt und haben sich nochmals geheiratet. Und jetzt funktioniert es. Unglaublich! Also sogar das gibt es, aber sie mussten sich wieder heiraten, sie waren geschieden.
Ja, und der Herr sagt also: Wer seine Frau entlässt und eine andere heiratet, begeht Ehebruch, weil dieses Eheband vor Gott weiterhin anerkannt ist. Darum, wenn jemand eine neue Ehe eingeht, dann zerreißt er eben das Band.
Aber der Herr sagt, es gibt eine Einschränkung hier: Wer irgendeine Frau entlässt, nicht wegen Hurerei, und eine andere heiratet, wird Ehebruch begehen.
Also, wenn Hurerei da ist, dann beginnt aber kein Ehebruch. Das heißt, in diesem Fall, wenn eine Ehe aufgrund von vollzogener Unzucht aufgelöst wird, dann ist diese Auflösung vor Gott anerkannt.
Und darum kann nicht gesagt werden, dass bei der Neuheirat die Ehe gebrochen wird. Das sagt der Satz: "Nicht wegen Hurerei."
Und in Matthäus 5 sagt der Herr das auch, aber ein bisschen anders formuliert. Er sagt: Wer irgend seine Frau entlässt, außer aufgrund von Hurerei, macht, dass sie Ehebruch begeht.
Also er sagt: Ein Mann entlässt seine Frau, und jetzt denkt sie: Ich habe einen Scheidebrief, bin geschieden. Vor dem Gesetz ist die Ehe aufgelöst, jetzt habe ich ein Recht, wieder zu heiraten.
Und darum sagt der Herr Jesus, dass er seine Frau entlässt, so außer aufgrund von Hurerei macht, dass sie Ehebruch begeht, weil jetzt meint sie, ich bin frei, mich wieder zu verheiraten, aber sie ist nicht frei.
Aber er sagt: Außer aufgrund von Hurerei. Das heißt, wenn er sie entlässt aufgrund von Hurerei und sie würde jemand anderen heiraten, dann kann man nicht sagen, er hat veranlasst, dass sie Ehebruch begeht, weil dann die Auflösung vor Gott anerkannt ist.
Es ist ein Edikt, aber es ist anerkannt, das besagt der Text.
Und was jetzt klar wird: Der Herr Jesus bestätigt, dass die Schule von Schamai in diesem Punkt recht hatte. Nicht alles war falsch, was die Pharisäer gesagt haben. Sehr viel, und der Herr prangert sie an vielen Stellen an, das werden wir sehen, gerade im Matthäusevangelium.
Aber hier bestätigt er, dass die Ansicht der Schule von Schamai korrekt war. Er hat das richtig ausgelegt: "Schamwürdiges" bedeutet Unzucht.
Und jetzt muss man sich natürlich im Klaren sein: In Israel waren die Sitten natürlich nicht so verroht wie in unserer Gesellschaft. Darum war es sehr häufig, dass eine Frau aus irgendeinem Grund entlassen war und jetzt dachte, sie könne wieder heiraten, aber da hat der Ehebruch keine Rolle gespielt.
In unserer Gesellschaft ist das so allgegenwärtig: Ehebruch. Aber damals nicht.
Also Israel war, obwohl das Niveau in den Evangelien zeigt uns das Wort Gottes, Israel war da unten, aber unsere Gesellschaft ist noch tiefer. Ja, im Keller, aber so weit konnte ich jetzt da auch nicht runter.
Das ist der Punkt. Darum war es sehr oft so, dass eine Frau entlassen war, und wer sie heiratete, beging Ehebruch.
Und das ist auch der Grund, warum dann in Markus 10 und in Lukas 16 der Herr Jesus sagt: Wer eine Entlassene heiratet, begeht Ehebruch.
Aber dort ist die Ausnahmeklausel nicht erwähnt, in Markus 10 und in Lukas 16 nicht. Das ist einfach der sehr verbreitete Fall: Eine Entlassene wird wieder geheiratet.
Aber der Herr sagt, das ist Ehebruch, das geht nicht.
Aber hier sagt er ausdrücklich im Matthäusevangelium – und warum im Matthäusevangelium? Weil unter den Juden gerade diese Frage "Schamai oder Hillel, was ist korrekt?" die Leute umhergetrieben hat.
Und der Herr macht klar: So ist es richtig.
Die Haltung der Jünger zum Heiraten
Betrachten wir die Jünger und ihr Denken damals. Es war der Zeitgeist, der sie stark beeinflusste. In Matthäus 19 lesen wir, dass sie sagten: Wenn die Sache mit dem Heiraten so ist, dann ist es eigentlich besser, gar nicht zu heiraten. Sie fanden es schrecklich, wenn man die Frau aus irgendeinem Grund nicht entlassen kann. Das Risiko erschien ihnen zu hoch.
Doch das war eben die Beeinflussung des Zeitgeistes. Wenn wir sehen, wie die Jünger in den drei Jahren, in denen sie mit dem Herrn gingen, geformt wurden, erkennen wir einen Wandel. Man sieht, was sie später verkündigten in der Apostelgeschichte und was sie in den Briefen lehrten. Das entspricht nicht mehr unserem damaligen Zeitgeist.
So ist es auch für uns heute. Wir sind ebenfalls vom Zeitgeist stärker beeinflusst, als wir oft meinen. Deshalb müssen wir uns durch das Wort Gottes verändern und korrigieren lassen – genauso, wie es die Jünger getan haben.
Das Gebot des Nicht-Schwörens
So klärt der Herr diese Sache auf. Dann geht er weiter in Vers 33 und erklärt, wie die Gebote in der Tora im Zusammenhang mit dem Schwören zu verstehen sind.
Wiederum habt ihr gehört, dass zu den Alten gesagt ist: Du sollst nicht fälschlich schwören, du sollst aber dem Herrn deine Eide erfüllen. Ich aber sage euch: Schwört überhaupt nicht!
Schlagen wir auf in 5. Mose 23. Liest jemand vor, Vers 21 und 22?
„Dem Fremden magst du Zins auferlegen.“ Verzeihung, habe ich das falsch gesagt? Nein, 5. Mose 23, Vers 21. Ach so, dann musst du zwei Verse weiter zählen, das ist eine andere Zählung.
„Wenn du dem Herrn, deinem Gott, ein Gelübde ablegst, sollst du nicht zögern, es zu erfüllen, denn der Herr, dein Gott, wird es unbedingt von dir fordern, und Sünde würde an dir sein. Wenn du es aber unterlässt, etwas zu geloben, wird keine Sünde an dir sein.“
Was über deine Lippen gegangen ist, sollst du halten und ausführen, wie du dem Herrn, deinem Gott, freiwillig gelobt hast, was du mit deinem Mund geredet hast.
Es steht hier nicht: Tu dem Herrn ein Gelübde! Wichtig ist, die Tora sagt nicht, man soll Gelübde tun, aber wenn man ein Gelübde getan hat, dann muss man es einhalten. Ganz wichtig ist Vers 22: Wenn du aber unterlässt zu geloben, so wird keine Sünde an dir sein.
Genau darauf baut der Herr auf. Man muss noch den Hintergrund kennen: Zu seiner Zeit war es im Judentum sehr, sehr verbreitet, im Alltag alle möglichen Aussagen mit einem Schwur zu unterstreichen. Das führte natürlich zu einer Inflation.
Normalerweise heißt es dann, wenn ich Ja sage, heißt das nicht unbedingt Ja, und wenn ich Nein sage, nicht unbedingt Nein. Darum muss man sagen: Ich schwöre ja! Also das ist eigentlich das Problem der Lügner. Sie müssen sagen: Also wirklich jetzt, ich schwöre, das ist die Wahrheit, was ich sage. Lügner müssen schwören, ja, aber sie lügen dann auch beim Schwören. Sie müssen ständig noch unterstreichen.
Der Herr sagt, dass das eine ganz üble Sache ist, dieses ewige Schwören im Alltag. Darum sagt er in Vers 37: Es sei aber euer Rede Ja, das heißt ja bedeutet ja und nicht Jein, ja ja, nein nein. Was aber mehr ist als dieses, ist aus dem Bösen.
Warum spricht die Tora das Gesetz über das Gelübde? Nun, Gott hat diese Möglichkeit des Gelübdes aus verschiedenen Gründen gegeben. Ein Grund ist, um den Menschen klarzumachen, dass wir die Zukunft gar nicht in der Hand haben.
Wenn wir irgendetwas mit einem Gelübde für die Zukunft versprechen, tun wir so, als hätten wir die Zukunft in der Hand. Aber wir wissen ja gar nicht, was dann ist, wo wir stehen, wie es mit unserem Besitz oder unserer Gesundheit aussieht.
Man geht eigentlich über sich hinaus. So war die Tora auch ein Spiegel, um den Menschen das Problem der Selbstüberschätzung zu zeigen.
Ich denke an Jephtha: „Herr, wenn du mir da hilfst, das Erste, was mir entgegenkommt aus meinem Haus, werde ich dir darbringen als ein Brandopfer.“ Dann kommt er nach Hause, und das Erste ist seine einzige Tochter.
Man muss sagen, das wäre eine Predigt wert, das Verhältnis zwischen Jephtha und seiner Tochter. Diese Tochter war so überzeugt von ihrem Vater, es war für sie so grandios, dass ihr Vater heimkommt. Sie kommt mit Freude heraus, als er nach Hause kommt.
Er sagt: „Ich habe ein Gelübde getan.“ Und sie geht dann zu ihm und sagt: „Vater, du hast es gelobt, du sollst es auch erfüllen.“ Dann sagt der Bibeltext: Und Jephtha vollzog das Gelübde an ihr.
Es steht nicht, dass er sie geopfert oder geschächtet hat. Er hat das Gelübde vollzogen.
Das Schöne ist: Im Hebräischen heißt „ein Brandopfer darbringen“ le ha'alot olah. Das heißt wörtlich „machen, dass es hinaufgeht, die Hinaufsteigende“. Haben Sie verstanden?
Zum Beispiel beim Friedensopfer würde man sagen „ein Friedensopfer schlachten“ mit dem Verb „sarach“, das heißt schlachten. Aber beim Brandopfer sagt man „das Brandopfer aufsteigen lassen“.
Olah, Brandopfer, heißt „das Aufsteigende“, aber wörtlich ist die Aufsteigende weiblich: Olah!
Und Opfern heißt eben „machen, dass hinaufgeht, die Hinaufsteigende“.
Dann lesen wir: Die Tochter Jeftas geht auf die Berge hinunter von Mitzpa, das war ein hoher Punkt im heutigen Westjordanland. Sie geht runter auf die tieferliegenden Berge und dort beweint sie ihre Jungfrauschaft.
Nicht, dass sie jetzt sterben muss, sondern ihre Jungfrauschaft.
Dann kommt sie hinauf nach Mizpa, und dort wird gesagt: Jephtha hat das Gelübde an ihr vollzogen. Er hat sie hinaufsteigen lassen, die Hinaufsteigende.
Auf Hebräisch ist das ein wunderbares Wortspiel. Er geht völlig auf und hat einen Weg gefunden, wie er seine Selbstüberschätzung durch die Formulierung zurechtrücken konnte.
So war diese Tochter von Jephtha bereit, ihr Leben in einer ganz besonderen Weise dem Herrn zur Verfügung zu stellen. Darum wollte sie dann nicht heiraten. Aber sie wurde nicht geschlachtet.
Wir sehen diese Problematik im Buch der Richter noch schlimmer, später im Zusammenhang mit dem Stamm Benjamin.
Da haben die anderen Stämme geschworen: Wir geben unsere Töchter nicht dem Stamm Benjamin.
Dann ist ein Stamm ausgerottet, es bleiben nur noch wenige übrig.
Sie sagen: Wir haben geschworen, wir geben unsere Frauen nicht. Was sollen wir tun? Es ist bald ein Fest in Shiloh.
Dann sagen sie: Wir sollen den Benjamiten erlauben, unsere Töchter zu rauben.
Das wurde so gemacht, und sie haben die Töchter geraubt, aber nicht gegeben.
So wurde das Gelübde umgeformt.
Diese Beispiele zeigen, dass es eigentlich Vermessenheit ist, wenn wir über die Zukunft mit einem Gelübde verfügen.
Darum sagt der Herr: Schwört überhaupt nicht.
Das sollte man doch jetzt aus dieser langen Zeit des Gesetzes gelernt haben.
Wir sind gar nicht fähig, die Garantie für die Zukunft zu übernehmen. Das kann nur der Herr.
Darum ist er gewisslich treu. Was er zusagt, das hält er gewiss.
Aber für uns bringt das unüberbrückbare Probleme.
Kritik an der Praxis des Schwörens im Judentum und Jesu Widerlegung
Und dann gab es noch eine Einschränkung im Judentum. Man sagte, es komme darauf an, wie man schwört. Wenn man etwas beim Himmel schwört, sei das nicht dasselbe wie ein Schwur bei Gott. Deshalb wurde es anders beurteilt und nicht als so schlimm angesehen, wenn man beim Himmel oder bei der Erde schwört.
Der Herr sagt dazu, dass das völlig unsinnig ist. Er widerlegt diese Ansicht, indem er sagt, er schwört überhaupt nicht, Vers 34. Weder bei dem Himmel, denn dieser ist Gottes Thron. Wenn ihr also beim Himmel schwört, schwört ihr letztlich doch bei Gott. Auch nicht bei der Erde, denn sie ist seiner Füße Schemel. Das heißt, er schwört auch bei Gott, selbst wenn er sagt, er habe nur bei der Erde geschworen. Ebenso wenig bei Jerusalem, denn sie ist die Stadt des großen Königs. Und der große König ist nach Jesaja 9,6-7 El Gibor, der starke Gott. Wenn man also bei Jerusalem schwört, schwört man auch bei Gott.
Dann sagt er auch: Noch sollst du bei deinem Haupt schwören, denn du vermagst nicht, ein Haar weiß oder schwarz zu machen. Wirklich unfähig. Außer Färben, aber das ist nicht gemeint. Wir können nicht bewirken, dass echtes Schwarz oder echtes Weiß kommt. Wir haben es nicht in der Hand.
Wenn wir nicht schwören, zeigen wir damit, dass wir uns bewusst sind, wie begrenzt wir sind. Nun könnte jemand ein Problem damit haben, aber wie ist es dann, wenn man vor dem Staat in bestimmten Situationen aufgefordert wird, ein Gelübde abzulegen?
Dann haben wir nämlich das Beispiel meines Herrn Jesus. Als er vor dem Hohenpriester Kajafas stand, sagt er in Matthäus 26: „Ich beschwöre dich bei dem lebendigen Gott, dass du uns sagst, ob du der Christus bist.“ Bis dahin hatte der Herr immer geschwiegen, und dann antwortet er: „Du hast es gesagt.“ Das heißt ja, ich bin der Messias. „Du hast es gesagt“ ist im Griechischen eine Ausdrucksweise, die „jawohl, das ist es“ bedeutet.
Warum hat er gesprochen? Weil in 3. Mose 5 steht: Wenn man die Stimme des Schwures hört – so heißt es, der Schwur des Richters, der den Angeklagten unter Schwur stellt – dann muss man antworten. Sonst wird man schuldig und müsste ein Schuldopfer bringen. Darum hat der Herr dabei einen amtlichen Schwur anerkannt und gesprochen.
So ist es auch, wenn wir in bestimmten Zusammenhängen vor dem Staat aufgefordert werden, ein Gelübde abzulegen. Zum Beispiel in der Schweiz: Die Bundesräte schwören bei der Vereidigung auf den einen Gott. Im Normalfall. Man kann auch so gottlos sein, dass man das verweigert, aber das ist etwas anderes.
Der Herr meint hier also dieses Unterstreichen des Wortes im Alltag und zweitens auch das Nein zu dem Gedanken, die Zukunft in der eigenen Hand zu haben. So wie bei Jephtha und den Stämmen Israels. Das geht nicht. Aber vor Gericht ist es erlaubt, und zwar nach dem Beispiel, wie der Herr das auch anerkannt hat.
Das war zum Beispiel nach dem Zweiten Weltkrieg sehr wichtig. Viele Ehepaare hatten keinen Nachweis mehr, dass sie verheiratet waren. Damals war die Gesellschaft noch eine andere als heute. Es war nicht möglich, zusammenzuleben, ohne verheiratet zu sein. Was ist mit all diesen Ehepaaren aus dem Krieg, die keine Papiere mehr hatten?
Als ich geheiratet habe – also meine Frau und ich –, haben wir zuerst ja gesagt, und der Beamte erklärte, dass die Ehe vollzogen sei. Der mündliche Bescheid war die Ehe. Dann haben wir unterschrieben, was nur noch die Bestätigung der bereits vollzogenen Ehe war. Diese wurde als Mikrofilm archiviert. Wir haben sehr gute Plätze in der Schweiz, um sogar schlimme Bomben zu überleben.
Vielleicht könnten wir nach einem Krieg über die Schweiz einen Mikrofilm hervorholen und sagen: Ja, wir sind verheiratet. Aber was ist mit denen, die das nach dem Zweiten Weltkrieg nicht konnten? Da hat man gesagt, ihr müsst schwören. Sie mussten also eidlich erklären, dass sie verheiratet sind, und dann wurde ihre Ehe staatlich anerkannt.
Das ist natürlich etwas ganz anderes. Es ging nicht darum, etwas für die Zukunft zu behaupten, wie „Ich werde das und das tun“, sondern darum zu erklären: Das haben wir gemacht. Vor Gott sage ich das.
Dann geht es weiter in Vers 38: Ihr habt gehört, dass gesagt ist: Auge um Auge, Zahn um Zahn. Ich aber sage euch: Widersteht nicht dem Bösen. Wenn jemand auf deine rechte Backe schlägt, biete ihm auch die andere dar.
Die Bedeutung von „Auge um Auge“ und die Aufforderung zur Nachgiebigkeit
Nun, so steht es in 2. Mose 21: "Auge um Auge, Zahn um Zahn." Vers 23 sagt: "Wenn aber Schaden geschieht, so sollst du geben Leben um Leben, Auge um Auge, Zahn um Zahn, Hand um Hand, Fuß um Fuß, Brandmal um Brandmal, Wunde um Wunde, Strieme um Strieme."
Viele Gottlose haben über diese Bibelstelle gespottet. Sie sagen: "Das ist ja archaisch! Hand weg, nochmals die Hand weg. Zahn raus, lach vom Zahn raus!" Doch was hier ausgesagt wird, ist etwas anderes.
Der Richter in Israel darf keine Strafe verhängen, die in einem unverhältnismäßigen Maß steht zu dem, was getan worden ist. Nicht jede Untat ist auf derselben Stufe. Darum muss die Strafe dem entsprechen, was getan wurde.
Das ist gerade das Problem im Islam: eine Hand abzuhacken für einen Diebstahl. Natürlich ist ein Diebstahl eine Straftat. Aber die Hand abzuhacken steht in keinem Verhältnis zur begangenen Tat. Und Aldi war es weg. Natürlich ist es ein Unrecht, wenn Aldi einfach so etwas mitlaufen lässt. Aber eine Hand abzuhacken ist nicht entsprechend dieser Tat.
So wird hier gesagt: "Zahn um Zahn." Man darf keine Strafe verhängen, die schlimmer ist als das, was man getan hat. Jemandem einen Zahn auszuschlagen, bedeutet nicht, dass man mehr Strafe verhängen darf. Das Strafmaß muss verhältnismäßig sein – das ist der Punkt.
Nun zum Problem im Alltag: Es gibt Menschen, die leben im Alltag zivilrechtlich, als hätten sie das Strafgesetzbuch ständig griffbereit. Der Nachbar verhält sich so, also gehe ich vor Gericht. Sie wollen immer Gerechtigkeit, sind gerechtigkeitsversessen. Das sind arme Menschen, die nicht schlafen können, unruhig sind und verbittert.
Im Alltag ist es wichtig, über Kleinigkeiten hinwegzusehen. Vielleicht wurde man beleidigt, vielleicht unabsichtlich. Oder jemand sagt nicht "Guten Tag" und hat nur dem Nebenmann "Guten Tag" gesagt. Über solche Dinge muss man hinweggehen.
Wenn man ständig kämpft und sagt: "Das war nicht recht, ich muss mit den Ältesten sprechen," dann ist das belastend. Viele Dinge müssen wir nicht strafrechtlich betrachten, sondern mit Nachgiebigkeit begegnen.
Der Herr Jesus sagt: "Widersteht nicht dem Bösen, sondern wenn dich jemand auf die rechte Backe schlägt, biete ihm auch die andere dar."
Es ist aber auch wichtig: Wenn etwas strafrechtlich begangen wird, dann können wir nicht zivilrechtlich sagen: "Ich nehme das nicht so tragisch." Wenn zum Beispiel eine Tochter ermordet wird, und man weiß etwas und meldet es dem Staat nicht, macht man sich schuldig. Da kann niemand sagen: "Ich vergebe," denn das ist strafrechtlich relevant und muss gemeldet werden. Man kann solche Dinge nicht einfach verschweigen.
In unserer Gesellschaft sind viele schlimme Dinge verdeckt worden, die strafrechtlich von Bedeutung wären. Aber der Herr sagt, dass wir uns als Christen, als Nachfolger Jesu, so verhalten sollen, dass wir Nachgiebigkeit zeigen und uns nicht ständig auf unser Recht berufen.
Darum sagt er: Wer dir auf die Backe schlägt, biete auch die andere dar. Das ist Nachgiebigkeit.
Jetzt habe ich einen Grund, jetzt kann ich – das ist wirklich handfest gewesen. Aber wir sehen, wie der Herr Jesus das ausgelebt hat: Er war vor Kaiphas, und ein Gerichtsdiener schlug ihm ins Gesicht. Wie hat Jesus reagiert? Er sagte: "Wenn ich Unrecht getan habe, sag es; wenn nicht, warum schlägst du mich?" Würdevoll hat er die Sache klargestellt.
So sagt der Herr hier: Sei nachgiebig, bestehe nicht auf dein eigenes Recht. Das ist auch ein Grundsatz in der Gemeinde – sehr schwierig, aber wichtig, um Schwierigkeiten zu überwinden.
Paulus macht im 1. Korinther 6 den Vorwurf, dass die Korinther miteinander vor weltliche Gerichte gingen. Das sollte in der Gemeinde geklärt werden. Es ist eine Schande, dass die Gemeinde das nicht schafft.
1. Korinther 6,7 sagt: "Es ist ja nun schon überhaupt ein Fehler an euch, dass ihr Rechtshändel miteinander habt. Warum lasst ihr euch nicht lieber Unrecht tun? Warum lasst ihr euch nicht lieber übervorteilen? Aber ihr tut Unrecht und übervorteilt."
Brüder, warum lasst ihr euch nicht lieber Unrecht tun? Warum lasst ihr euch nicht lieber übervorteilen, wenn man über Dinge hinwegsehen kann?
Wenn man das nicht kann und Bitterkeit entsteht, muss die Sache zwischenmenschlich geregelt werden. Das kann man nicht einfach übergehen. Aber manche Dinge kann man übergehen und so viel Porzellan bleibt heil, wenn man nicht alles juristisch bis zum Ende durchzieht.
So lehrt der Herr, wie wir uns im Alltag gegenüber Menschen in unserer Umgebung verhalten sollen, und natürlich auch grundsätzlich in der Gemeinde untereinander.
Ich würde sagen, die Zeit ist abgelaufen. Wir fahren nächstes Mal ab Vers 43 weiter.