Einführung in die Sendschreiben der Offenbarung
Wir befinden uns in Offenbarung Kapitel 2 und 3. Es geht um die sieben Sendschreiben an Gemeinden in Kleinasien. Heute betrachten wir das Sendschreiben an Sardes.
Am besten lesen wir dazu das gesamte Kapitel Offenbarung 3,1-22.
Wer möchte am Mikrofon vorlesen, damit diejenigen, die die digitale Aufnahme anhören, möglichst viel mitbekommen?
Das Sendschreiben an Sardes: Ein Weckruf zur Wachsamkeit
Und dem Engel der Gemeinde in Sardes schreibe: Das sagt der, der die sieben Geister Gottes und die sieben Sterne hat.
Ich kenne deine Werke. Du hast den Namen, dass du lebst, bist aber doch tot. Werde wach und stärke das Übrige, das im Begriff steht zu sterben. Denn ich habe deine Werke nicht vollendet vor Gott gefunden.
So denke nun daran, wie du empfangen und gehört hast. Bewahre es und tue Buße. Wenn du nun nicht wachst, werde ich über dich kommen wie ein Dieb, und du wirst nicht erkennen, zu welcher Stunde ich über dich kommen werde.
Doch du hast einige wenige Namen, auch in Sardes, die ihre Kleider nicht befleckt haben. Sie werden mit mir wandeln in weißen Kleidern, denn sie sind es wert.
Wer überwindet, wird mit weißen Kleidern bekleidet werden. Ich will seinen Namen nicht auslöschen aus dem Buch des Lebens. Und ich werde seinen Namen bekennen vor meinem Vater und vor seinen Engeln.
Wer ein Ohr hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt.
Die Sendschreiben an Philadelphia und Laodizea: Treue und Warnung
Und dem Engel der Gemeinde in Philadelphia schreibe: Das sagt der Heilige, der Wahrhaftige, der den Schlüssel Davids hat, der öffnet, sodass niemand zuschließt, und zuschließt, sodass niemand öffnet. Ich kenne deine Werke. Siehe, ich habe vor dir eine geöffnete Tür gegeben, und niemand kann sie schließen. Denn du hast eine kleine Kraft und hast mein Wort bewahrt und meinen Namen nicht verleugnet.
Siehe, ich gebe, dass solche aus der Synagoge des Satans, die sich Juden nennen und es nicht sind, sondern lügen, dazu gebracht werden, vor deinen Füßen niederzufallen und zu erkennen, dass ich dich geliebt habe. Weil du das Wort vom standhaften Ausharren auf mich bewahrt hast, werde auch ich dich bewahren vor der Stunde der Versuchung, die über den ganzen Erdkreis kommen wird, damit die versucht werden, die auf der Erde wohnen.
Siehe, ich komme bald. Halte fest, was du hast, damit dir niemand deine Krone nehme. Wer überwindet, den will ich zu einer Säule im Tempel meines Gottes machen, und er wird nie mehr hinausgehen. Ich will auf ihn den Namen meines Gottes schreiben und den Namen der Stadt meines Gottes, des neuen Jerusalem, das vom Himmel herabkommt, von meinem Gott, und meinen neuen Namen.
Wer ein Ohr hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt.
Und dem Engel der Gemeinde von Laodizea schreibe: Das sagt der Amen, der treue und wahrhaftige Zeuge, der Ursprung der Schöpfung Gottes. Ich kenne deine Werke, dass du weder kalt noch heiß bist. Ach, dass du kalt oder heiß wärst! So aber, weil du lau bist und weder kalt noch heiß, werde ich dich ausspeien aus meinem Mund.
Denn du sprichst: Ich bin reich und habe Überfluss, und mir mangelt es an nichts. Doch du erkennst nicht, dass du elend und erbärmlich bist, arm, blind und entblößt.
Ich rate dir, von mir Gold zu kaufen, das im Feuer geläutert ist, damit du reich wirst. Kaufe weiße Kleider, damit du dich bekleidest und die Schande deiner Blöße nicht offenbar wird. Salbe deine Augen mit Augensalbe, damit du sehen kannst.
Alle, die ich lieb habe, die überführe und züchtige ich. So sei nun eifrig und tue Buße.
Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wenn jemand meine Stimme hört und die Tür öffnet, so werde ich zu ihm hineingehen und das Mahl mit ihm essen und er mit mir.
Wer überwindet, dem will ich geben, mit mir auf meinem Thron zu sitzen, so wie auch ich überwunden habe und mich mit meinem Vater auf seinen Thron gesetzt habe.
Wer ein Ohr hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt.
Die prophetische Bedeutung der Sieben Sendschreiben
Wir haben bisher gesehen, dass die Sieben-Siegel-Schreiben nicht nur eine wörtliche, sondern auch eine prophetische Bedeutung haben. Es handelt sich um sieben Briefe, die an sieben bestehende Gemeinden zur Zeit von Johannes in der Provinz Asia geschickt wurden. Diese Provinz entspricht dem heutigen Westtürkei.
Gleichzeitig besitzen diese Briefe eine prophetische Bedeutung, denn die Offenbarung ist grundsätzlich ein prophetisches Buch.
So haben wir erkannt, dass die gesamte Kirchengeschichte von den Tagen der Apostel bis zur Entrückung der Gemeinde hier in sieben Abschnitten dargestellt wird. Diese Darstellung passt genau auf die gesamte Kirchengeschichte.
Die Gemeinde Ephesus: Die apostolische Zeit und der Verlust der ersten Liebe
Im Sendschreiben an die Gemeinde in Ephesus, Kapitel 2, Verse 1 bis 7, finden wir die Gemeinde am Ende des ersten Jahrhunderts noch in der apostolischen Zeit. Johannes war der letzte Apostel, der bis dahin geblieben war, bis zum Jahr 95, als die Offenbarung geschrieben wurde.
Es gab jedoch falsche Propheten – oder besser gesagt falsche Apostel. Diese wurden von der Gemeinde in Ephesus geprüft und als Lügner entlarvt.
Das Traurige an diesem Sendschreiben ist der Vorwurf des Herrn in Kapitel 2, Vers 4. Dort macht er ihnen den Vorwurf, dass sie ihre erste, brennende Liebe zum Herrn aufgegeben haben.
Inhaltlich ist das Sendschreiben noch korrekt. Ephesus bedeutet übrigens „die Begehrte“. Die Gemeinde, die Braut Christi, zeigt sich hier noch in ihrer Schönheit und Attraktivität. Doch bereits ist ein Niedergang zu erkennen: Die erste Liebe wurde verlassen.
Der Herr ruft zur Umkehr auf.
Smyrna: Die verfolgte Gemeinde und das Martyrium
Dann folgt Smyrna, Kapitel 2, Verse 8 bis 11. Smyrna bedeutet übrigens Myrrhe. Myrrhe ist bitter und steht für den Tod. Man muss den Myrrhebaum anschneiden, damit die Myrrhe herausfließt – ähnlich wie Blut aus dem Körper austritt.
Wenn man die Myrrhe verbrennt, entsteht jedoch ein angenehmer Duft. Smyrna ist das Sendschreiben der Christenverfolgung. Der Herr spricht davon, dass die Gläubigen in den Tod gehen müssen. In Vers 10 heißt es am Schluss: „Sei getreu bis zum Tod, und ich werde dir die Krone des Lebens geben.“
Dieses Sendschreiben repräsentiert die verfolgte Gemeinde vom ersten Jahrhundert bis zur konstantinischen Wende um 311 nach Christus. Zu dieser Zeit wurde das Christentum nach all den Jahrhunderten der Verfolgung plötzlich als erlaubte Religion anerkannt und bald darauf zur Staatsreligion erhoben.
Die verfolgte Gemeinde sehen wir in diesem Sendschreiben, in dem der Herr sagt: „Ich kenne deine Drangsal und deine Armut“ (2,9) und „Fürchte nichts von dem, was du leiden wirst“ (2,10). Aber...
Pergamos: Die Kirche in der Zeit der Machtübernahme
Dann kommt mit Pergamos, Kapitel 2, Vers 12 genau die Beschreibung der konstantinischen Wende. Der Herr macht den Vorwurf, dass Pergamos zuhause ist, dort, wo der Thron des Satans ist. Die Bibel erklärt, dass der Teufel der Fürst dieser Welt ist (Johannes 12,31). Die Gemeinde ist eigentlich ein Fremdling auf dieser Erde.
Aber hier sagt der Herr zu Pergamos: Ich weiß, wo du wohnst (2,13), nämlich dort, wo der Thron des Satans ist. Tatsächlich kam ab dem vierten Jahrhundert, mit der konstantinischen Wende, eine völlig falsche Sicht der Kirche hier auf Erden auf.
Immer davor hatte man erwartet, dass nach all den Verfolgungen der Herr kommen wird. Wenn er wiederkommt, wird er das Reich, das tausendjährige Reich, auf dieser Erde in Frieden und Gerechtigkeit aufrichten. Aber jetzt war der Herr nicht gekommen, und plötzlich kamen die Christen an die Macht.
Es waren Christen, die leichten Zugang zu hohen Ämtern im römischen Reich bekamen. Da sagte man sich: Jetzt ist die Zeit des tausendjährigen Reiches. Es ist kein zukünftiges Reich mehr, sondern jetzt.
„Ja, aber Christus ist ja nicht da. Wir müssen das ein bisschen übertragen sehen. Christus regiert gewissermaßen vom Himmel aus jetzt über die Gemeinde.“ Damit hat die Gemeinde ihren Fremdlingscharakter hier auf der Erde aufgegeben und diese Macht akzeptiert.
Positiv sagt der Herr: Du hältst fest an meinem Namen und hast meinen Glauben nicht verleugnet. Genau das war in dieser Zeit. Es gab unglaublich viele Irrlehrer, die die Person des Herrn Jesus angriffen. Sie leugneten seine Gottheit und verkündeten ihn als Geschöpf, allerdings als das allererste Geschöpf Gottes.
Es gab aber auch treue Zeugen, die ganz klar verteidigten, was die Bibel lehrt: Jesus Christus ist ewiger Gott und wirklicher Mensch. In all diesen Kämpfen gegen diese Irrlehren wurden diese überwunden.
Der Herr sagt hier positiv: Du hältst fest an meinem Namen und hast meinen Glauben nicht verleugnet. Die Christenheit wäre wirklich am Rand gewesen, in eine grundsätzliche Irrlehre hineinzufallen, die Gottheit Christi zu leugnen und auch die Gottheit des Heiligen Geistes.
Aber das wurde ganz klar biblisch belegt und die Irrlehren wurden widerlegt. Die Bibel lehrt, es gibt einen einzigen Gott, aber drei Personen in der Gottheit: den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist.
Thyatira: Die römisch-katholische Kirche und die falsche Prophetin Jesabel
Beim letzten Mal haben wir das Sendschreiben an die Gemeinde in Thyatira betrachtet, Kapitel 2, Vers 18. Dort haben wir deutlich die römisch-katholische Kirche erkannt. Besonders ab dem Jahr 440 setzte sich der erste Bischof von Rom als Oberhaupt über alle Bischöfe der Welt durch und nannte sich Papst.
In diesem Zusammenhang haben wir die Frau Jesabel beschrieben, die in Vers 20 erwähnt wird. Sie nennt sich selbst Prophetin und lehrt sowie verführt die Gemeinde dazu, Götzenopfer zu essen und Unzucht zu treiben. Die Beschreibung passt eindrücklich auf das, was mit der römischen Kirche geschehen ist. Diese Kirche bezeichnet sich selbst als unbefleckte Kirche und wird als Frau dargestellt. Die katholische Kirche versteht sich als Mutter aller, die zu ihr gehören.
Jesabel lehrt trotz der biblischen Aussage, dass eine Frau nicht lehren dürfe (2. Timotheus 2), dass sie die wahre Lehre besitze und nur ihrer Lehre gefolgt werden müsse. Gleichzeitig fördert sie Götzendienst durch die Verehrung der Heiligen, der Maria und auch durch die Vergottung des Brotes beim Abendmahl in der Messe. Dort wird gesagt, dieses Brot sei wirklich Jesus Christus, Gott und Mensch. Dieses Brot wird im katholischen Kult angebetet, was als Götzendienst zu werten ist.
Der Herr unterscheidet jedoch einen Überrest in Thyatira, wie es in Vers 24 heißt: „Euch aber sage ich, den übrigen, die in Thyatira sind, so viele, die diese Lehre nicht haben, welche die Tiefen des Satans, wie sie sagen, nicht erkannt haben.“ Es gab also einen Überrest in der Kirche, der diese Irrtümer nicht übernommen hat.
Dieser Überrest führte schließlich dazu, dass es im 16. Jahrhundert zur Reformation kommen konnte. Genau dies wird nun in Sardes dargestellt.
Die Hure Babylon und die Braut Christi: Ein Kontrast in der Offenbarung
Die Reformation war eine Befreiung aus Thyatira heraus. Tausende von Mönchen und Nonnen traten damals aus und erkannten die Gnade Gottes. Sie verstanden, dass man allein durch den Glauben gerettet wird. Die einzige Autorität, die wirklich gilt, ist die Heilige Schrift – nicht die Päpste, nicht die Konzilien, nicht die Menschen, sondern allein die Bibel.
Genau das wird im Sendschreiben an Sardes ins Visier genommen. Dieses Sendschreiben kann man als einen Auszug aus Thyatira verstehen. An dieser Stelle müssen wir bereits etwas in der Offenbarung vorgreifen.
Beim letzten Mal haben wir über Jesabel gesprochen. Der Name bedeutet „die Unbefleckte“, doch sie führt in die Befleckung und in den Götzendienst hinein. Diese Frau erinnert an eine andere Frau in der Offenbarung, die ausführlich beschrieben wird. Um welche Frau handelt es sich? Es besteht ein direkter Zusammenhang mit Jesabel.
Schauen wir uns das kurz an: In Offenbarung 17 und 18 wird die Hure Babylon beschrieben. Lesen wir aus Kapitel 17, Verse 1 bis 5:
„Und es kam einer von den sieben Engeln, welche die sieben Schalen hatten, und redete mit mir und sprach: Komm her, ich will dir das Gericht über die große Hure zeigen, die an vielen Wassern sitzt, mit der die Könige der Erde Unzucht getrieben haben, und die Bewohner der Erde sind trunken geworden von dem Wein ihrer Unzucht. Der führte mich im Geist hinweg in eine Wüste, und ich sah eine Frau auf einem scharlachroten Tier sitzen, das voller Lästerungen war und sieben Köpfe und zehn Hörner hatte. Und die Frau war gekleidet mit Purpur und Scharlach und übergoldet mit Gold und Edelsteinen und Perlen, und sie hatte einen goldenen Becher in ihrer Hand, voller Gräuel und Unreinheit ihrer Unzucht. Und sie hatte an ihrer Stirn einen Namen geschrieben, ein Geheimnis: Babylon, die Große, die Mutter der Huren und der Gräuel der Erde. Und ich sah die Frau trunken vom Blut der Heiligen und vom Blut der Zeugen Jesu, und ich wunderte mich, als ich sie sah, mit großer Verwunderung.“
Stellt diese Frau in der Offenbarung einen Kontrast zu einer anderen Frau dar? Ja, zu einer reinen Frau. Welche Frau ist das? Die reine Frau ist die Braut Christi.
Wo findet man die Braut Christi in der Offenbarung? Schlagen wir dazu Offenbarung 21 auf und beachten wir die Parallelen zu den gerade gelesenen Versen. Offenbarung 21, Vers 9:
„Und es kam einer von den sieben Engeln, welche die sieben Schalen hatten, voll der sieben letzten Plagen, und redete mit mir und sprach: Komm her, ich will dir die Braut, das Weib des Lammes zeigen. Und er führte mich im Geist hinweg auf einen großen und hohen Berg und zeigte mir die heilige Stadt Jerusalem, wie sie aus dem Himmel von Gott herabkam. Sie hatte die Herrlichkeit Gottes. Ihr Lichtglanz war gleich einem sehr kostbaren Edelstein, wie ein kristallheller Jaspisstein, und sie hatte eine große und hohe Mauer.“
Bis hierhin erkennt man die Parallelen. Würde man die beiden Texte aus Offenbarung 17 und 21 nebeneinanderstellen, wie eine Evangelienparallele, was fällt auf?
Zunächst ist es jeweils ein Engel, einer von den sieben, der die Frau vorstellt. Nicht irgendein Engel, sondern einer, der die sieben Schalen hält.
Weiterhin wird Johannes im Fall der Hure im Geist geführt, das heißt in Offenbarung 17, Vers 3: „Und er führte mich im Geist hinweg in eine Wüste.“ In Offenbarung 21, Vers 10 heißt es: „Und er führte mich im Geist hinweg auf einen großen und hohen Berg.“
In beiden Fällen spricht der Engel: „Komm her, ich will dir… zeigen.“ In Offenbarung 17 ist es die Hure, in Offenbarung 21 die Braut, das Weib des Lammes.
Der Unterschied liegt darin, dass die eine Frau in der Wüste zu sehen ist, die andere auf einem hohen und erhabenen Berg. Die Parallelen sind also deutlich, und gerade daraus entsteht der Kontrast.
Die Hure steht im schrecklichsten Gegensatz zur Braut. Die Braut wird als reine Frau mit weißem Kleid beschrieben, wie auch in Offenbarung 19, Verse 6 und folgende erwähnt wird.
Die Braut Christi in 2. Korinther 11
Und nun: Wer ist die Braut Christi? Was können wir aus 2. Korinther 11 entnehmen? Dort erfahren wir tatsächlich etwas darüber, wer diese Braut ist.
Das ist übrigens auch ein Kontrast. Die Braut Christi wird in Offenbarung 21 als eine Stadt beschrieben, nämlich das neue Jerusalem. Die Hure hingegen wird ebenfalls als eine Stadt dargestellt, nämlich Babylon, die Große.
Schauen wir nun in 2. Korinther 11. Jerry, welchen Vers möchtest du lesen? Vers 2. Bitte lies vor.
„Denn ich eifere um euch mit Gottes Eifer; denn ich habe euch einem Mann verlobt, um euch als eine keusche Jungfrau dem Christus darzustellen.“
Paulus spricht hier zu wem? Zu den Gläubigen, zur Gemeinde in Korinth. Er sagt: „Ich habe euch Christus verlobt, als Jungfrau.“ Daraus folgt der Schluss: Die Gemeinde, die die Gläubigen umfasst, von Pfingsten bis zur Entrückung, ist die Braut Christi.
Wenn also in Offenbarung 21 die Braut Christi vorgestellt und als eine Stadt beschrieben wird – das neue Jerusalem –, dann ist das die Gemeinde der wahren Gläubigen.
Nun wird Babylon als Kontrast zur Braut Christi dargestellt. Daraus folgt: Babylon ist das Gegenstück zur wahren Kirche, also die falsche Kirche. Und...
Die Identifikation der Hure Babylon als Rom
Jetzt erfahren wir noch etwas mehr in Offenbarung 17. Nun müssen wir versuchen, sie zu identifizieren. In Kapitel 17, Vers 18 heißt es von ihr: „Und die Frau, die du gesehen hast, ist die große Stadt, welche die Königsherrschaft über die Könige der Erde hat.“
Diese Frau ist also Babylon, eine Stadt, und zwar eine Stadt, die das Königtum über alle Unterkönige hat. Welche Stadt ist das? Rom. Babylon ist ein symbolischer Name für Rom.
Diese Hure ist der Gegensatz zur wahren Kirche, also die falsche Kirche in Rom. Das folgt daraus. Man muss sich das vorstellen: Das wurde im Jahr 95 geschrieben. Die ganze Entwicklung hin zum Papsttum, als Leo I. um 440 sagte: „Ich bin der Papst, der oberste Bischof über alle Bischöfe der Welt“, lag noch weit in der Zukunft. Bereits zu dieser Zeit wird prophetisch von einer falschen Kirche mit Sitz in Rom gesprochen.
Noch mehr, es wird gesagt in Offenbarung 17, Vers 9: „Da werden die sieben Köpfe dieses Tieres, auf dem die Hure reitet, hier interpretiert.“ Liest jemand vor?
„Hier ist der Verstand nötig, der Weisheit hat. Die sieben Köpfe sind sieben Berge, auf denen die Frau sitzt.“
Schon Vers 18 macht klar, dass es um Rom geht. Das alte Rom war immer bekannt als die Stadt der sieben Hügel. Damit wird nochmals unterstrichen, dass es wirklich um Rom geht.
Die prunkvolle Erscheinung und der Götzendienst der Hure
Und wie ist diese Frau gekleidet? Purpur und Scharlach – wie sieht Purpur im Gegensatz zu Scharlach aus?
Das Scharlach ist ein sehr hell leuchtendes Rot, während das Purpurrot dunkler ist. Genau diese beiden Farben sieht man. Wo genau? Es sind genau diese zwei Farben! Bei großen Anlässen trägt man sie bei den höchsten Würdenträgern der Kirche von Rom. Man sieht diese Farben als Kleidung der höchsten Würdenträger.
Und noch mehr: Sie trägt neben der Purpur-Scharlach-Kleidung noch etwas anderes. Sie ist übergoldet, also mit Gold, Edelsteinen und Perlen geschmückt.
Ich war einmal mit meiner Frau im Vatikan in einer Schatzkammer, die seitlich vom Petersdom liegt. Dort konnte man all die wertvollen Kleider früherer Würdenträger sehen – voll mit Gold, Silber, Perlen und Edelsteinen. Voll, voll, voll! Genau da musste ich an diese Stelle denken.
Man sah dort auch goldene Becher. Das heißt, sie hält einen goldenen Becher in ihrer Hand. Und dieser Becher ist sogar das Zentrum dieser Kirche. Warum gerade der goldene Becher? Weil die Messe das Zentrum ist. Das Messopfer ist das Zentrum, ohne das eigentlich alles zusammenbrechen würde.
Hier wird aber gesagt, dass dieser Becher voll Gräuel und Unreinigkeit ihrer Hurerei ist. In der Bibel bezeichnen die Wörter „Gräuel“ und auch „Hurerei“ und „Unzucht“ ganz besonders Götzendienst. Götzendienst ist eine Untreue gegenüber Gott und wird als Hurerei bezeichnet. Unzucht wird in der Bibel ebenfalls als Gräuel bezeichnet.
Das heißt also, dieser Becher ist voll Götzendienst. Tatsächlich ist das Zentrum dieses Messopfers, dieses tägliche Messopfers, von dem gelehrt wird – auch im Bekenntnis von Trient –, dass es ein wirkliches Opfer ist, das Gott jeden Tag dargebracht wird, quasi.
Man sagt, dass dieses Blut das wirkliche Blut von Jesus Christus ist und das Brot wirklich Jesus Christus ist, und zwar Gott und Mensch. Darum kann man das Brot anbeten, was besonders bei Fronleichnam geschieht. Dieses Brot wird angebetet.
Die Bibel bezeichnet die Verehrung und Anbetung der Schöpfung oder von Teilen aus der Schöpfung, also der Materie, als Götzendienst. Und...
Die Hure Babylon betrunken vom Blut der Heiligen
Jetzt kommt noch etwas dazu in Vers 6: Diese Frau ist betrunken, aber wovon? Vom Blut der Heiligen. Wenn man sich überlegt, allein in der Verfolgung der Waldenser – das war ja noch eine vorreformatorische Bewegung – muss man sich das klar vorstellen: Das waren Katholiken, die aus der Bibel erkannt haben, dass man durch Gnade errettet wird und nicht durch eigene Leistung. Diese Katholiken wurden von ihrer eigenen Kirche bis aufs Blut verfolgt, und etwa eine halbe Million Waldenser sind umgebracht worden.
Aber wir haben noch nicht über die ganze Verfolgung der Hugenotten gesprochen. In Frankreich, wo allein in der Bartholomäusnacht Zehntausende umgebracht wurden, und das ging jahrelang weiter. Da sind Ströme von Blut geflossen durch die Jahrhunderte. Sie war betrunken vom Blut der Heiligen und vom Blut der Zeugen Jesu.
Man müsste den heutigen Papst fragen: Habt ihr jemals wirklich Buße getan, weil ihr das Blut der Heiligen vergossen habt? Er stammt ja gerade aus dem Orden der Jesuiten. Dieser Orden wurde aufgestellt, um die Reformation zu zerstören. Es ist der Orden der Verfolgung, der Gegenreformation, der Verfolgung des evangelischen Glaubens – betrunken vom Blut der Heiligen und vom Blut der Zeugen Jesu.
Und ich verwunderte mich, als ich sie sah, mit großer Verwunderung. Man muss sich vorstellen, im Jahr 95 geschrieben, so eindrücklich. Wir werden dieses Kapitel noch genauer anschauen, wenn wir zu Offenbarung 17 kommen. Das war nur ein Blick nach vorne.
In Kapitel 18 finden wir nun einen ganz wichtigen Aufruf. Wer liest das? Offenbarung 18, Vers 4: „Aus dem Himmel geht die Sprache hinaus: Geht hinaus aus ihr, mein Volk, damit ihr nicht ihrer Sünden teilhaftig werdet und damit ihr nicht von ihren Plagen empfangt! Denn ihre Sünden reichen bis zum Himmel, und Gott hat ihrer Ungerechtigkeiten gedacht.“
Das Erstaunliche ist hier, dass es immer noch um Babylon geht – Kapitel 17 und 18. Gott ruft sein Volk in Babylon auf. Das heißt, Gott weiß, es gibt ein Volk, nicht nur ein paar Einzelne, ein Volk von Gläubigen in Babylon. Aber hier werden sie aufgerufen: Ihr müsst Babylon verlassen, geht aus Babylon hinaus, damit ihr nicht unter das Gericht kommt.
Das ist übrigens eine Anspielung auf alttestamentliche Stellen. Wo wurde im Alten Testament das Volk Israel aufgerufen, Babylon fluchtartig zu verlassen? Wo die Juden aufgefordert werden, aus Babylon hinauszufliegen? Jeremia 50 und 51 beschreiben Babylon. Babylon war ein Reich im Gebiet des heutigen Irak. Dort in diesen Kapiteln werden die Juden aufgefordert, aus Babylon hinauszufliegen.
Zum Beispiel Jeremia 50, Vers 8: „Flieht aus Babylon hinaus und zieht aus dem Land der Kaldäer und seid wie die Leitböcke vor den Schafen her!“ Jawohl, flieht aus Babylon hinaus!
Und nochmals, zum Beispiel in Kapitel 51, Vers 45: „Zieht aus ihm hinaus, mein Volk, und rettet euch jeder sein Leben vor der Glut des Zornes des Herrn, damit euer Herz nicht verzagt und ihr euch nicht fürchtet vor der Nachricht, die im Land vernommen wird! Denn in dem einen Jahr kommt diese Nachricht, und im Jahr danach jene Nachricht, und Gewalttat ist im Land, Herrscher folgt auf Herrscher.“
Hier wird Israel also aufgerufen, aus Babylon hinauszuziehen. Die Frage ist: Wann hat sich das erfüllt? Dieser Aufruf „Flieht aus Babylon hinaus“ – würde man sagen, das war 539 v. Chr.? Da durften sie ja gehen, aber fliehen war es nicht. Fliehen war 1900, als sie per Flugzeug heimlich herausgebracht wurden. Ja, genau. Also das bezieht sich nicht auf die damalige Rückkehr aus Babylon. Die war ja erlaubt.
539 im Herbst haben die Perser und Meder Babylonien erobert, in wenigen Kriegen. Babylon als Stadt wurde nicht einmal zerstört. Dann hat Kyros den Juden die Erlaubnis gegeben: Ihr dürft nach Hause gehen, baut den Tempel wieder auf, baut Jerusalem wieder auf. Etwa 40 Männer, 42 Männer zogen aus, wenn man die Frauen und Kinder dazurechnet, waren das vielleicht etwa 150 damals, die heimzogen. Aber viele blieben in Babylon – und das auch durch die Jahrhunderte hindurch bis ins zwanzigste Jahrhundert.
Im zwanzigsten Jahrhundert gab es in der Nazizeit diese Massenabschlachtung in Bagdad 1941. Das führte zu einer Fluchtwelle, sodass Tausende von Juden in den weiteren Jahren aus dem Irak flohen. Plötzlich gab es ein Fenster: 1950 bis 1952 erlaubte die Regierung offiziell, dass alle Juden, die wollten, gehen durften. Und so zogen sie aus, genauso wie es in Kapitel 51, Vers 45 heißt: „Zieht aus ihm hinaus, mein Volk, und rettet euch jeder sein Leben vor der Glut des Zorns des Herrn.“
Sie mussten ausziehen, noch bevor eine Katastrophe über Babylonien als Gericht kam. Damals 539 vor Christus durften die Juden gehen, aber das Gericht über Babylon kam vorher. Die Perser besiegten Babylon, und dann durften die Juden gehen.
Aber hier, wie gesagt: „Zieht aus Babylon hinaus, damit ihr nicht das gleiche Urteil erlebt, das über Babylon kommt, damit ihr nicht quasi Opfer werdet, weil ihr in Babylon bleibt.“ Genau das ist der Punkt hier: Offenbarung 18, „Geht aus ihr hinaus, mein Volk, auf dass ihr nicht ihrer Sünden teilhaftig werdet und auf dass ihr nicht empfangt von ihren Plagen.“ Sie müssen hinausgehen.
So waren die Juden – es war noch eine Gemeinschaft von etwa 150. Im zwanzigsten Jahrhundert waren praktisch alle draußen, noch vor dem Golfkrieg 1991 und auch vor dem Golfkrieg 2003. Das war ein verheerender Krieg. Man stellt sich nicht vor, was die Alliierten im Irak angerichtet haben und welche schlimmen Bomben sie eingesetzt haben – zum Beispiel diese grässlichen Daisy Cutters. Das sind Bomben, keine Atombomben, aber sie vernichten riesige Gebiete auf einen Schlag. Dort überlebt kein einziger Mensch, kein Hund, keine Katze. Das ist furchtbar.
Sie setzten auch B-52-Bomber ein, die ganze Teppiche mit Bomben überziehen können – wirklich furchtbar. Der Herr sagt: Geht hinaus, damit ihr nicht unter dieses Urteil kommt. Das irdische Volk Gottes, das Volk Israel, sollte aus Babylon, dem heutigen Irak, hinausgehen.
Jetzt wird vom himmlischen Volk Gottes, der Braut Christi, die das neue Jerusalem ist – nicht das Jerusalem in Israel, wo die Juden zurückkehrten und Jerusalem wieder aufbauten, sondern die himmlische Braut, das neue Jerusalem – aufgerufen: „Geht aus ihr hinaus, mein Volk!“
Damals im sechzehnten Jahrhundert waren Abertausende gehorsam und strömten aus Babylon hinaus, glücklich, dass sie die Gnade Gottes erkannt hatten, glücklich, dass sie erkannt hatten, dass die Bibel Gottes Wort ist und dass sie sie jetzt lesen durften. Vorher durfte man sie gar nicht lesen, und wenn man sie hätte lesen können, hätte man sie wahrscheinlich nicht verstanden, weil sie lateinisch war.
Die Reformatoren wie Luther, Zwingli und andere übersetzten die Bibel, sodass die Leute sie in ihrer Volkssprache verstehen konnten. Das war ein unglaublicher Einschnitt in der Geschichte Europas: dieser Auszug, „Geht aus ihr hinaus, mein Volk!“
Nun schließen wir den Kreis und gehen zurück zu Sardes. Dort sehen wir nämlich genau die, die hinausgegangen sind aus Thyatira gewissermaßen. Aber das ist eine sehr traurige Sache: Sardes ist nicht einfach ein Sendschreiben voll des Lobes, sondern hier wird bereits dargestellt, wie aus der Erweckung, die Gott im sechzehnten Jahrhundert gewirkt hat, der Mensch dann in der Folge versagt hat.
Jetzt können wir Vers für Vers durchgehen.
Ja, sehr gut, dass du das sagst. Wo sollen wir zum Beispiel die griechisch- und russisch-orthodoxe Kirche einordnen, die das Papsttum in Rom nicht anerkennt, aber sonst in ihrem Kult so ähnlich sind? Ich war gerade vor ein paar Tagen in der Grabeskirche in Jerusalem. Ich war dort mit einer Gruppe von insgesamt 56 Leuten, die meisten aus Frankreich. Ich hatte es nicht auf dem Programm, dass wir dorthin gehen, habe aber erklärt, warum aus archäologischen Gründen das der richtige Ort der Kreuzigung und auch des Grabes Christi ist – das kann man gut belegen.
Die Leute wollten es trotzdem sehen, und ich sagte: Gut, schaden wird es nicht, aber ich werde einen Schock haben, weil dort so brutal der Götzendienst zu sehen ist.
In Europa hat sich das seit der Reformation stark verändert. Die Reformation hatte einen so starken Einfluss und Ausstrahlung, dass selbst katholische Kirchen ihre Bilder in den Kirchen reduziert haben. Aber im Orient ist das nicht so. Dort war auch keine Reformation, und es ist noch brutal echt wie eh und je. Man ist schockiert: Auf Schritt und Tritt sieht man den ganz offenen, puren Götzendienst.
Das fängt schon an, wenn man reinkommt: Da ist dieser große flache Stein, auf dem gesagt wird, dass der Leib Jesu nach der Kreuzigung abgelegt wurde. Dann sieht man, wie dieser Stein verehrt wird, abgeküsst und abgestrichen. Man merkt richtig, das ist genau animistisches Denken, dass in einem Stein Kräfte sind. Wenn man daran reibt, werden Kräfte, Wellen, Energien übertragen – New Age lässt grüßen.
So geht das brutal weiter. Die Leute wollten das sehen, und ich dachte, das ist eigentlich ganz gut. Es gibt heute viele, die so blauäugig sind. Man muss die Wirklichkeit mal sehen.
Ja, es ist genau gleich, aber sie anerkennen den Papst nicht. Darum entsprechen sie in ihrem Charakter genau dem, was in Pergamos dargestellt wird, im Sendschreiben an Pergamos, wo der Herr den Vorwurf macht, dass die Lehre Bala'ams festgehalten wird – der den Balaam lehrte, ein Ärgernis vor die Söhne Israels zu legen, Götzenopfer zu essen und Hurerei zu treiben.
Pergamos ist also charakterisiert vom Götzendienst, aber das ist noch eine Vorstufe. Mit Thyatira kommt noch etwas dazu. So tragen diese orthodoxen Kirchen sehr stark den Charakter von Pergamos, dann Thyatira den Charakter der katholischen Kirche und Sardes den Charakter der Reformation. Aber eben bereits aus der Rückschau, denn diese Erweckung verebbte sehr bald.
Der Herr sagt in Kapitel 3, Vers 1b, liest das jemand vor? „Dies sagt der, der die sieben Geister Gottes und die sieben Sterne hat: Ich kenne deine Werke, dass du den Namen hast, dass du lebst, und bist tot.“ Also einen guten Namen, das ist die Kirche des Lebens.
Man hat wirklich das Wort Gottes wieder neu entdeckt, und unzählige haben die Gnade Gottes im Glauben erfassen können. Jetzt sagt der Herr: Ich kenne deine Werke, dass du den Namen hast, durch den du lebst, aber da ist etwas geschehen in der Zwischenzeit. Der Herr sagt: Du bist tot.
Jetzt die nächste Ermahnung, Vers 2, wer liest? „Werde wach und stärke das Übrige, das im Begriff steht zu sterben.“ Ach, glücklich, weiß es nicht, alles tot? Nein, es wird einfach geschlafen, und der Herr sagt: Werde wach und stärke das Übrige, das sterben will, das im Begriff steht, jetzt auch noch abzusterben.
Der Herr sieht also auch das Gute, und wir werden noch mehr sehen. Dann kommt eine nächste Kritik: „Denn ich habe deine Werke nicht vollendet vor Gott.“ Jawohl, es hätte noch weitergehen müssen.
Das war ja ein ganz wichtiger Leitspruch der Reformatoren: Ecclesia semper reformanda est – die Kirche muss beständig reformiert werden, erneuert werden. Das ist keine einmalige Sache, das haben sie ganz klar betont. Es ist ein Prozess. Die Kirche muss ständig reformiert werden.
Reformiert werden heißt, sich immer noch genauer nach dem Wort Gottes auszurichten. Das heißt nicht, sich vom Wort Gottes abzuwenden und zu sagen: In der heutigen Zeit, in unserer Gesellschaft, in unserer Moral kann man das natürlich nicht mehr so umsetzen, nein.
Semper reformanda heißt, die Reformation muss weitergehen, ein ständiges Zurückkehren zur Heiligen Schrift. Die Reformatoren haben die Grundlagen des Glaubens wieder neu entdeckt und auch Schlagwörter geprägt, die eingängig waren.
Sola scriptura heißt: Allein die Schrift. Oder wenn man es als Ablativ auffasst: Allein durch die Schrift können wir wissen, was wahr ist. Nicht durch die Philosophie der Kirche, sondern allein durch die Heilige Schrift, auch nicht durch die Tradition.
Ein zweiter Leitspruch: Sola fide – allein durch Glauben, nicht durch irgendwelche Leistungen und Werke. Allein durch das Vertrauen, durch den Glauben an Jesus Christus und sein vollbrachtes Werk am Kreuz können wir gerettet werden.
Ein dritter Spruch: Sola gratia – allein durch Gnade. Luther hat das erst richtig erfasst, als er draußen war. Er war immer noch Katholik und hat diese Dinge erkannt: allein die Schrift, allein durch Glauben. Dann kam die Exkommunikation, und er erkannte: allein durch Gnade, durch das gnädige Herabneigen Gottes, durch seine Barmherzigkeit ist das alles möglich. Das wurde erst danach so wirklich klar.
Und weiter: Solus Christus – allein Jesus Christus, keine Mittler. Kein Priester, kein Bischof, kein Kardinal, kein Papst, keine Konzilien. Wobei, wenn ich Konzilien sage: Die Reformatoren haben die Bekenntnisse des Konzils von Nicaea anerkannt, von 321. Warum? Weil die Aussage richtig war, dass Jesus Christus dem Vater gleich ist. Er ist Gott wie der Vater, ewig wie der Vater, allgegenwärtig und allwissend wie der Vater.
Später auch im Konzil von Konstantinopel 381 – das war nicht 325, sondern 381 – wurde bekannt, dass der Heilige Geist Gott ist, nicht eine unpersönliche Kraft. Petrus sagte zu Ananias, als er den Heiligen Geist belogen hatte: „Du hast nicht Menschen belogen, sondern Gott.“ Der Heilige Geist ist Gott.
Im Konzil von Ephesus 451 wurde bekannt, dass Jesus Christus wirklich Mensch ist und Gott in einer Person. Das haben die Reformatoren auch anerkannt. Aber sie glauben das nicht, weil ein Konzil es bekannt hat, sondern weil es der Heiligen Schrift entspricht. Das ist ein wichtiger Unterschied.
Solus Christus – Jesus Christus allein, nicht irgendwelche anderen Mittler, auch nicht Maria oder die Heiligen.
So haben die Reformatoren diese Grundlagen erkannt und verkündet. Diese Reformation hätte aber weitergehen müssen. Zum Beispiel habe ich alle Werke von Calvin, also alle seine Bibelauslegungen. Eindrücklich, was er alles an Bänden geschrieben hat über das Alte und Neue Testament. Aber im Neuen Testament fehlt die Offenbarung. Ich habe alles, aber mit Judas' Brief ist Schluss. Das Thema Prophetie war damals noch nicht entdeckt. Man muss ja zuerst mal die Grundlagen legen. Dann kommt eben auch das Studium der Offenbarung dazu.
Aber das hätte weitergehen müssen. Der Herr Jesus sagt: „Ich habe deine Werke nicht völlig vollendet vor Gott.“ Diese Reformation hat zu früh aufgehört, Reformation zu sein. Es hätte weitergehen müssen. Das gilt für das Ganze.
Nun sehen wir noch, dass es doch ganz Treue gibt. Vers 3, was sagt der Herr? „Denke nun daran, wie du empfangen und gehört hast, und bewahre es und tue Buße.“ Also denke zurück an die Reformation ab 1517, ab dem 31. Oktober. „Gedenke nun, wie du empfangen und gehört hast: sola scriptura, allein die Heilige Schrift, die ganz klar bekannt wurde als Gottes Wort, nicht mit Menschenwort vermischt, vollkommenes Gotteswort; dann allein durch Glauben, allein durch Gnade, allein Jesus Christus. Gedenke nun, wie du empfangen und gehört hast, und bewahre es und tue Buße.“
Das ist der Aufruf Gottes an die Reformation aus der Zeit danach: kehrt zurück zu dem, entdeckt es wieder ganz neu, tut Buße, dass ihr so eingeschlafen seid, werdet wach, stärkt das Übrige, das sterben will.
Und dann, was ist der nächste Satz? Wer liest? „Wenn du nun nicht wachst, werde ich kommen wie ein Dieb, und du wirst nicht wissen, zu welcher Stunde ich über dich kommen werde.“ Der Herr sagt, es gibt eine Abrechnung. Ich komme wie ein Dieb.
Welches Kommen ist hier gemeint, wenn er sagt: „wie ein Dieb“? Ist das die Entrückung oder das Kommen des Herrn Jesus als Richter der Welt? Entrückung? Was sagen andere? Als Richter der Welt.
Man kann dem nachgehen. Alle Stellen, wo gesagt wird, Jesus Christus kommt wie ein Dieb in der Nacht, es geht ums Gericht. Warum vergleicht er sich mit einem Dieb? Ein Dieb kommt zu einem Zeitpunkt, wo man es nicht weiß. Sie melden sich nicht vorher telefonisch an wie ein Vertreter. Man möchte das nicht, aber sie kommen unangemeldet, also überraschend.
Zweitens: Der Besuch ist sehr unerfreulich. Der Herr sagt, er werde kommen wie ein Dieb. Das heißt, die Welt hat keine Ahnung, wann. Sie rechnet auch gar nicht damit, dass der Nazaräer noch lebt. Wenn er kommt, wird das eine böse Überraschung für diese Welt sein. Darum sagt er: wie ein Dieb.
Für die Gemeinde kommt er als Bräutigam. Das ist wie, wenn die Braut auf die Begegnung am Hochzeitstag wartet. Einen größeren Gegensatz gibt es kaum: Ein Dieb, der nachts aufkreuzt, und der Bräutigam, der die Braut heimholt.
So stellt der Herr es vor: Ich werde kommen als Richter der Welt, und dann wird die Kirche der Reformation gerichtet werden. Aber jetzt ist noch Gelegenheit zur Buße, sagt er.
Interessant ist, dass im Sendschreiben an Pergamos, als wir daran waren, der Herr in Vers 16 sagt: „Tue nun Buße! Wenn aber nicht, so komme ich dir bald und werde Krieg mit ihnen führen mit dem Schwert meines Mundes.“ Da spricht er von einer Wiederkunft als Richter der Welt, nicht von der Entrückung.
Bei Thyatira spricht der Herr auch über seine Wiederkunft. Dort spricht er vom Morgenstern und vorher: „Doch was ihr habt, haltet fest, bis ich komme.“ Er spricht über seine Wiederkunft.
Auch in Sardes spricht er über sein Kommen. Wir werden sehen, dass er auch in Philadelphia über sein Kommen spricht. Und auch im Zusammenhang mit Laodizea.
Das macht klar: Bei Ephesus steht das nicht, bei Smyrna auch nicht. Heute, wo wäre kirchengeschichtlich das, was Ephesus ist? Es gibt das nicht mehr. Es war die Kirche am Ende der apostolischen Zeit. Smyrna ist die Zeit von der apostolischen Zeit bis zur konstantinischen Wende, die Zeit der Verfolgung. Die ist auch vorbei.
Pergamos besteht immer noch in den orthodoxen Kirchen, wie wir gesehen haben: griechisch, russisch, armenisch, koptisch – die koptische Kirche Ägyptens ist genauso voll Götzendienst, aber sie anerkennen Rom nicht. Das entspricht Pergamos.
Dann haben wir die römische Kirche, Thyatira, und die Kirche der Reformation, Sardes. Wir werden noch sehen, was Philadelphia und Laodizea sind. Das hilft, um in dem Durcheinander der Christenheit Ordnung im Denken zu bekommen, weil wir hier eine Kirchengeschichte mit den Augen des Herrn Jesus sehen.
Gut, jetzt machen wir zwanzig Minuten Pause. Wir sind bis Vers 3 gekommen.
Jetzt kommen wir zu Vers 4. Liest jemand nochmals diesen Vers vor? „Aber du hast einige wenige Namen in Sardes, die ihre Kleider nicht besudelt haben, und sie werden mit mir einhergehen in weißen Kleidern, denn sie sind es wert. Wer überwindet, der wird so mit weißen Kleidern bekleidet werden, und ich werde seinen Namen aus dem Buch des Lebens nicht auslöschen und seinen Namen bekennen vor meinem Vater und vor seinen Engeln. Wer ein Ohr hat, höre, was der Geist den Gemeinden sagt!“
In Vers 4 finden wir die Treuen in Sardes, die der Herr kennt und anerkennt. Man muss bedenken, dieses Sendschreiben beschreibt nicht den Moment der Erweckung und Reformation, sondern bereits den Niedergang danach.
Da sieht der Herr diese Namen in Sardes, die ihre Kleider nicht besudelt haben, die wirklich treu waren. Besonders muss man an die Bewegung des Pietismus denken in der Geschichte der Reformation.
Die Pietisten merkten, es geht abwärts, es schläft ein, vieles ist nur noch äußerliche Orthodoxie, aber das Herz ist gar nicht mehr dabei. Sie merkten, das ist nicht wahrer evangelischer Glaube. Der wahre Glaube ergreift das Herz.
Darum begannen sie, Hauskreise zu bilden, um miteinander das Wort Gottes zu lesen und auszutauschen. Es ging darum, wie man das Wort Gottes auch auf das persönliche Leben überträgt.
Das Wort „Pietisten“ heißt eigentlich „die Frommen“. Frömmigkeit bedeutet, dass der Glaube und die Beziehung zu Gott das Herz erfüllt und das ganze Leben mit einschließt. Das war ihnen sehr wichtig.
Das löste auch Gegenreaktionen aus. Es kam sogar so weit, dass manche Pietisten aus den Kirchenbüchern gestrichen wurden.
Der Herr sagt zu den Überwindern: „Wer überwindet, wird mit weißen Kleidern bekleidet werden, und ich werde seinen Namen nicht auslöschen aus dem Buch des Lebens.“ Wie um zu sagen: Wenn man aus einem Kirchenbuch gelöscht wird, kann man das ertragen. Aber das Wunderbare ist, wenn man im Buch des Lebens steht und nicht ausgelöscht wird.
Das ist das Wichtigste: Nicht aus diesem Buch ausgelöscht zu werden.
Es ist eine Anspielung: Wer überwindet – das griechische Wort „nikao“ bedeutet auch, vor Gericht zu bestehen, also den Test des Gerichts zu bestehen.
Im Tempel in Jerusalem mussten junge Männer aus dem Stamm Levi, aus der Familie Aarons, die Priester werden wollten, ab zwanzig Jahren einen Test bestehen. Dabei wurde geprüft, ob keine Fehler vorhanden waren, körperlich, wie das Gesetz Mose vorschreibt (3. Mose). Wenn sie den Test bestanden, wurden sie zum ersten Mal mit den weißen Leinenkleidern des Priesters bekleidet.
Der Herr sagt diesen Treuen, den Überwindern: „Wer überwindet, wird mit weißen Kleidern bekleidet werden.“
Das Schöne ist: Gerade das war eine Erkenntnis der Reformation, dass alle wahren Gläubigen Priester sind. Nicht nur eine Elite, und dann das Volk oder noch schlimmer das dumme Volk, sondern alle Gläubigen sind Priester.
Wo steht das? 1. Petrusbrief. Schlagen wir das auf, so wichtig ist diese Erkenntnis.
Der 1. und 2. Petrusbrief war ein Rundschreiben, also nicht nur an eine Gemeinde geschrieben, sondern an alle Gläubigen. Er spricht sie an und sagt schon in Vers 4 und 5:
„So lasst euch nun als lebendige Steine aufbauen, als ein geistliches Haus, als ein heiliges Priestertum, um geistliche Opfer darzubringen, die Gott wohlgefällig sind durch Jesus Christus!“
Und dann auch Vers 9:
„Ihr aber seid ein auserwähltes Geschlecht, ein königliches Priestertum, ein heiliges Volk, ein Volk des Eigentums, damit ihr die Tugenden dessen verkündet, der euch aus der Finsternis berufen hat zu seinem wunderbaren Licht!“
Da wird das Volk Gottes als Ganzes angesprochen, und es wird gesagt, ihr seid ein heiliges Priestertum, ein königliches Priestertum.
Das haben die Reformatoren wieder neu entdeckt. Genau diese Wahrheit zeigt der Herr auf: Die wahren Gläubigen, die auch überwinden, sind Überwinder.
1. Johannes 5 sagt ja, dass alles, was aus Gott geboren ist, die Welt überwindet. „Und dies ist der Sieg, der die Welt überwunden hat: unser Glaube.“
Das ist eben der Glaube an Jesus Christus als Sohn Gottes.
Nun heißt es hier: „Wer überwindet, wird mit weißen Kleidern bekleidet werden und wird nicht ausgelöscht aus dem Buch des Lebens.“
Was ist das Buch des Lebens? Es wird immer wieder erwähnt, im Alten und Neuen Testament, das Buch des Lammes. Später in der Offenbarung finden wir diesen Ausdruck: das Buch des Lebens des geschlachteten Lammes.
Jetzt wissen wir, wie der volle Name lautet.
Was hat es mit diesem Buch auf sich? Wer wird eingeschrieben? Alle?
Manche haben vielleicht in der Sonntagsschule gelernt, man wird eingeschrieben, wenn man sich bekehrt. Und warum lehne ich das ab? Wie? Von Geburt an? Ja, aber immerhin auch alle?
Wenn jemand sagt, mit der Bekehrung wird man eingeschrieben, dann wird man nie gestrichen. Aber wenn jemand sagt, mit der Bekehrung wird man eingeschrieben, muss man fragen: Zeig mir, wo das steht.
Das gibt es nicht, und man muss es auch nicht behaupten.
David sagt sogar in Psalm 139 über seine Bildung als Embryo im Mutterleib. Wer liest Psalm 139, Vers 13? Bitte vorlesen.
„Denn du hast meine Nieren bereitet, hast mich gebildet im Mutterleib. Ich danke dir, dass ich wunderbar gemacht bin; wunderbar sind deine Werke, und meine Seele weiß das wohl.“
Nicht verborgen war mein Gebein vor dir, als ich gemacht wurde im Verborgenen, gewoben in den Tiefen der Erde. Meine Urform sahen deine Augen, und in dein Buch waren sie alle geschrieben, die Tage, die gebildet wurden, als noch keiner von ihnen war.
Da spricht David über dieses Buch. Es geht um das Buch des Lebens, denn der Zusammenhang zeigt, es geht um ihn im Zusammenhang mit dem Beginn seines menschlichen Lebens.
Da war er schon eingeschrieben. Was war eingeschrieben in deinem Buch? Die Tage, die gebildet werden sollten, als noch keiner von ihnen war.
Gott hat genau eingeschrieben, nicht nur den Namen David, sondern auch die Anzahl Tage, die er einmal leben würde. Sie stehen im Buch des Lebens.
Ich habe einmal bei einem Beerdigungsgottesdienst dieses Thema aufgegriffen, das Buch des Lebens, und habe vorher genau berechnet, wie lange diese Person gelebt hat – mit allen Kalenderschwierigkeiten – und gesagt: So viele Tage. Das war im Buch des Lebens schon verzeichnet.
Es war kein Zufall, dass das genau das Todesdatum war. Es war in Gottes Plan festgelegt.
David spricht also bereits, als er im Mutterleib gebildet wird, von diesem Buch.
Man kann also nicht sagen, dass man erst bei der Bekehrung eingeschrieben wird. Die alttestamentlichen Gläubigen mussten sich auch bekehren, das ist nicht neu. Aber vor der Bekehrung war man schon drin.
Man kann ganz klar sagen: Eingeschrieben ins Buch des Lebens wird man nicht mit der Bekehrung, sondern da ist man schon längst eingeschrieben. Man kann aber gelöscht werden.
Hier geht es ja, Vers 8, Offenbarung 13, Vers 8, bitte vorlesen:
„Und alle, die auf der Erde wohnen, werden ihn anbeten, jeder, dessen Name nicht geschrieben ist im Buch des Lebens des geschlachteten Lammes von Grundlegung der Welt an.“
Hier geht es um die Menschen im wiederhergestellten römischen Reich Europas nach der Entrückung der Gemeinde, die sich dem kommenden Diktator unterwerfen werden.
Es geht um die, von denen 2. Thessalonicher 2 sagt, dass sie die Liebe zur Wahrheit nicht angenommen haben, um gerettet zu werden, und Gott ihnen eine wirksame Kraft des Irrtums sendet, sodass sie alle der Verführung des Antichristen glauben.
Damit werden sie gelöscht aus dem Buch des Lebens.
Die Gnadenzeit ist vorbei. Mit der Entrückung der Gemeinde werden all diejenigen, die das Evangelium gehört haben, aber gleichgültig daran vorbeigegangen sind oder es bewusst verworfen haben, sich dann nicht mehr bekehren können. Damit werden sie auch gelöscht aus dem Buch.
Der Vers sagt, diese Menschen sind nicht geschrieben im Buch des Lebens. Das heißt nicht, dass sie nicht eingeschrieben waren, sondern dass sie nicht geschrieben sind – Präsens übersetzt. Das ist der Unterschied.
Ganz genau so in Kapitel 17, Vers 8, wenn man das auch noch liest: Es geht nochmals um das römische Reich in der Zukunft, das als Tier dargestellt wird.
„Das Tier, das du gesehen hast, war und ist nicht und wird aus dem Abgrund heraufsteigen und ins Verderben gehen. Und die Bewohner der Erde, deren Namen nicht im Buch des Lebens geschrieben sind und die das Tier anbeten, werden sich wundern, wenn sie das Tier sehen, dass es wahr ist und nicht ist und da sein wird.“
Auch da heißt es: „deren Namen nicht im Buch des Lebens geschrieben sind.“ Sie waren schon eingeschrieben, aber wurden gelöscht.
Ein eindrücklicher Vers ist Psalm 69, ein Psalm, der prophetisch über die Kreuzigung Jesu spricht. Im Neuen Testament wird dieser Psalm ganz klar auf Jesus Christus und seine Leiden am Kreuz bezogen.
Dort steht zum Beispiel Psalm 69, Vers 21:
„Der Hohn hat mein Herz gebrochen, ich bin elend, und ich habe auf Mitleid gewartet, aber keines gefunden; auf Tröster, doch keine gefunden. Sie gaben mir Galle zu essen, und in meinem Durst tränkten sie mich mit Essig.“
In den weiteren Versen spricht König David. In Römer 10 wird das zitiert, und es wird gesagt, dass David das Gericht über sein eigenes Volk ausspricht.
Er sagt: „Es werde zur Schlinge vor ihnen ihr Tisch und zum Fallstrick für die Sorglosen. Lasst dunkel werden ihre Augen!“ Das heißt, über das jüdische Volk soll eine Verblendung kommen.
Weiter, liest jemand Vers 27 vor?
„Denn sie verfolgen den, den du geschlagen hast, und reden über die Schmerzen deiner Verwundeten.“
Da geht es um die aus dem jüdischen Volk, die den Herrn verfolgt und ans Kreuz gebracht haben.
In Jesaja 53, Vers 10 heißt es: „Es gefiel dem Herrn, ihn zu zerschlagen; er hat ihn leiden lassen.“ Das war Gottes Gericht am Kreuz über unsere Sünden, die der Herr Jesus getragen hat.
Aber hier wird gesagt: „Den, den du geschlagen hast, haben sie verfolgt.“
In Vers 29 steht:
„Tilge sie aus dem Buch des Lebens, dass sie nicht eingeschrieben sind mit den Gerechten!“
Man sieht also: Sie waren auch im Buch des Lebens, aber Kajafas, der Hohepriester, der war eingeschrieben, hat sich klar gegen den Herrn Jesus entschieden und ihn zum Tod verurteilt. Er zerriss seine Kleider scheinheilig und sagte: „Ihr habt das Zeugnis gehört, was brauchen wir noch weitere Zeugen?“ Dann war klar, er muss sterben.
Dieser Mann wurde gelöscht aus dem Buch des Lebens.
Vor wenigen Tagen stand ich vor seinem originalen Ossuarium – das sind sargähnliche Knochenboxen, in die man die Knochen Verstorbener nach einem Jahr legte. In den Gräbern wurden die Toten auf Bänken gelagert, und nach einem Jahr war alles Fleisch verwest. Die Knochen wurden eingesammelt und in ein Ossuarium getan, das dann in vorgefertigte Nischen in der Grabkammer geschoben wurde.
Vor wenigen Jahren wurde das originale Ossuarium von Kajafas gefunden, mit seinen Knochen und denen weiterer Familienmitglieder. Es war ein etwa sechzigjähriger Mann.
Das ist schrecklich, wenn man sich denkt: Was machen diese Knochen dort drin? Sie warten auf die Auferstehung. Welche Auferstehung? Die Auferstehung zum ewigen Gericht.
Wer den Fürsten des Lebens zum Tod verurteilt hat und danach nicht Buße tut, wird gelöscht aus dem Buch des Lebens.
Der Herr sagt in Offenbarung 3 zu den Treuen aus Sardes: Eure Namen werden nie ausgelöscht werden aus dem Buch des Lebens.
Es gibt eine Liebesstelle von Mose, der auch den Wunsch hatte, aus dem Buch des Lebens ausgelöscht zu werden. Das heißt, auch er war schon im Buch des Lebens beschrieben.
Das ist 2. Mose 32, Verse 32 und 33. Mose wollte als Mittler für Israel ausgelöscht werden, damit die anderen verschont bleiben vor dem Gericht. Aber das ging nicht. Niemand kann Stellvertreter sein außer dem Herrn Jesus.
Wer sich dafür mehr interessiert, kann auf -online.de meinen Vortrag über das Buch des Lebens finden. Dort behandele ich alle Stellen im Alten und Neuen Testament zum Thema Buch des Lebens.
Auf meiner Homepage rogeliebe.ch kann man auch das Skript herunterladen, das alle Bibelstellen enthält.
Das ist ein interessantes Thema, das Buch des Lebens. Es zeigt noch mehr über Gott: Gott braucht kein Buch, um zu wissen, wer darin steht und wer nicht. Aber er führt dieses Buch, und beim letzten Gericht, das wir in Offenbarung 20 finden, wenn nach dem tausendjährigen Reich alle Menschen, die nicht mit Gott versöhnt sind, sterben, werden sie auferstehen.
Liest jemand Offenbarung 20, Verse 11-15 vor?
„Und ich sah einen großen weißen Thron, und den, der darauf saß. Vor seinem Angesicht flohen Erde und Himmel, und es wurde kein Platz für sie gefunden. Und ich sah die Toten, kleine und große, vor Gott stehen, und Bücher wurden geöffnet. Und ein anderes Buch wurde geöffnet, das ist das Buch des Lebens. Und die Toten wurden gerichtet nach ihren Werken, entsprechend dem, was in den Büchern geschrieben stand. Und das Meer gab die Toten heraus, die in ihm waren, und der Tod und das Totenreich gaben die Toten heraus, die in ihnen waren. Und sie wurden gerichtet, jeder nach seinen Werken. Und der Tod und das Totenreich wurden in den Feuersee geworfen. Das ist der zweite Tod. Und wenn jemand nicht im Buch des Lebens eingeschrieben gefunden wurde, so wurde er in den Feuersee geworfen.“
Hier wird deutlich: Gott braucht dieses Buch nicht für sich, aber als Deklaration. Wenn Menschen vor seinem Thron stehen, wird er sagen: Ihr seid nicht in dem Buch drin. Aber ich habe euch einmal darin eingetragen. Der Grund, warum ihr gelöscht wurdet, liegt bei euch. Ihr habt nicht gewollt, und darum kam die Löschung.
So wird das allen Menschen deklariert, die nicht gerettet werden. Sie werden nicht einfach in die Hölle geworfen ohne Gerichtsverhandlung. Es wird eine ordentliche Gerichtsverhandlung geben.
Wir sehen auch, es gibt eine Bibliothek im Himmel, nicht nur das Buch des Lebens. Es gibt weitere Bücher.
Wo steht das Buch der Werke? „Geschrieben war nach ihm Werke.“
Liest noch ein bisschen mehr, damit alle das nachvollziehen können: „Sie wurden gerichtet nach dem, was in den Büchern geschrieben stand, nach ihren Werken.“
Gott führt Buch über alles, was ein Mensch tut, und das wird deklariert. Man wird keine Tat und keinen Gedanken abstreiten können. Gott weiß alles, er ist allwissend. Er braucht keine Bücher, aber es wird deklariert.
Die Bücher der Werke sind hier erwähnt, und es heißt: „Bücher wurden aufgetan“ in der Mehrzahl, und dann ein anderes Buch, das Buch des Lebens.
So gibt es noch weitere Bücher: In Daniel 11 wird vom Buch der Wahrheit gesprochen, wo die Prophezeiungen über den König des Nordens und den König des Südens verzeichnet sind.
Dann gibt es das Buch des Hauses Israel in Hesekiel 13.
Es gibt das Buch der Treuen in Israel nach Maleachi 3, Vers 7, wo der Überrest in ein Buch eingeschrieben wird.
Ferner gibt es das Buch der Tränen in den Psalmen, wo Gott die Tränen der Gläubigen aufschreibt.
So gibt es eine ganze Bibliothek, und dazu gehört das Buch des Lebens, das ausdrückt, wie Gott ist.
Gott ist ein Gott, der das Leben für alle Menschen will.
Wenn wir weiter auf das Thema eingehen würden, könnten wir zeigen, dass mit der Schöpfung der Welt Gott die ganze Menschheit eingeschrieben hat, weil er für alle das Leben wollte.
Noch vor dem Sündenfall hat er die gesamte Menschheit eingeschrieben.
Das ist wunderbar zu wissen und zeigt, warum der Calvinismus falsch ist.
Der Calvinismus sagt, Gott habe von Anfang an nur einen Teil der Menschheit retten wollen, und die holt er heraus. Diese bekehren sich wegen der unwiderstehlichen Gnade Gottes.
Die unwiderstehliche Gnade (im Englischen „Irresistible Grace“) bedeutet, ein Mensch bekehrt sich nicht, weil er es will, sondern er kann gar nicht anders. Er muss sich bekehren.
Aber das ist nicht das, was auch die anderen Reformatoren mit sola gratia gelehrt haben. Das ist nicht gemeint.
Der Mensch muss sich bekehren. Darum sagt Petrus in Apostelgeschichte 3, Vers 19: „Tut Buße und bekehrt euch!“ Das ist ein Befehl an verlorene Menschen.
Der Calvinismus sagt, Gott habe nur einen gewissen Teil ersehen, der gerettet werden soll, und die anderen rettet er nicht. Die anderen wollen auch gar nicht.
Natürlich sind wir alle von Natur aus böse und wollen nicht. Aber es ist nicht so, dass die anderen nicht die Möglichkeit bekommen, sich zu bekehren.
Nach biblischer Lehre wird jeder Mensch gezogen.
Darum heißt es in Römer 2, Vers 4, den wir noch aufschlagen können, weil diese Fragen oft kommen und Verwirrung herrscht.
Liest jemand Römer 2, Vers 4 vor?
„Oder verachtest du den Reichtum seiner Güte, Geduld und Langmut, nicht wissend, dass die Güte Gottes dich zur Buße leitet?“
Nach deiner Sturheit und deinem unbußfertigen Herzen häufst du dir selbst Zorn auf am Tag des Zorns und der Offenbarung des gerechten Gerichts Gottes, welcher einem jeden vergelten wird nach seinen Werken.
Der Mensch widersteht dem Zug Gottes, aber Gott zieht jeden.
Hiob 33, Vers 29 sagt, dass Gott jeden Menschen mindestens dreimal im Leben ganz speziell zieht.
Wenn der Mensch diesem Zug widersteht, häuft er sich selbst Zorn auf.
Wir können mit Überzeugung allen Menschen verkündigen, dass Gott sie möchte.
Man muss sich vorstellen: Ein Calvinist muss immer denken, wenn er ein Publikum vor sich hat und das Evangelium verkündet, dass einige die unwiderstehliche Gnade Gottes erfahren und sich bekehren, die anderen nicht.
Die anderen hätten auch nicht gekonnt, weil Gott sie nicht sieht.
Spurgeon, der wunderbar gepredigt hat und ein klares Wort hatte, war in seinem Herzen ein Calvinist. Er sprach nicht viel darüber, was gut war, und predigte und handelte als Evangelist, als wäre er kein Calvinist.
Er überbrachte das Wort klar allen Menschen und betonte die Verantwortung zur Bekehrung. Aber tief drin dachte er: Gerettet werden kann sowieso nur ein Teil.
Die Bibel macht klar, 1. Timotheus 2, Vers 4, dass Gott ein Heilandgott ist, der will...
Liest jemand 1. Timotheus 2, Vers 3 und 4 vor?
„Denn das ist gut und angenehm vor unserem Rettergott, der will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.“
Nicht nur ein paar.
Trotzdem werden viele Menschen verloren gehen, zeigt das Wort Gottes, aber nicht, weil Gott sie nicht wollte, sondern weil sie nicht wollten.
Darum ist das Thema Buch des Lebens so wichtig. Es zeigt: Gott will alle, und wir müssen in dieser Haltung das Evangelium verbreiten und verkündigen.
Das hilft uns auch, nicht zu schnell aufzugeben.
Es ist mir klar: Wäre ich Calvinist, und manche haben gedacht, ich sei einer, weil ich über Auserwählung spreche und über die Auserwählten rede, die biblischen Ausdrücke, und weil ich betone, dass der Mensch sich nicht selber bekehren kann.
Ich wurde schon so bezeichnet.
Wir müssen uns aber mit der Überzeugung an die Menschen wenden, auch dort, wo wir merken, dass jemand jahrelang nicht will.
Wenn ich Calvinist wäre, käme bald der Gedanke: Natürlich, der ist einer von der anderen Seite, der kann gar nicht.
Calvin sagte: Die Menschen sind böse, wollen nicht, und die bekommen auch nicht die Möglichkeit, sich zu bekehren.
Nach biblischer Lehre bekommt jeder Mensch die Möglichkeit, gerettet zu werden.
Darum ist das ein wunderbares Thema, das Buch des Lebens.
Abschließend Psalm 139, wo wir von David gelesen haben, Vers 17:
„Wie köstlich sind mir deine Gedanken, o Gott, wie gewaltig ihre Summe! Wollte ich sie zählen, so wären sie mehr als der Sand.“
Bei „Keim“ steht in der alten Elberfelder in der Fußnote eigentlich „Knäuel, ungeformte Masse“. Hebräisch „Golem“ meint wirklich ein Knäuel.
Da sehen wir den Embryo in seiner frühesten Phase.
Heute wissen wir, wie ein Mensch entsteht.
Es braucht die Eizelle, die sehr klein ist, aber von weitem die Einzelle der Frau mit ihrem Erbgut, und die Samenzelle des Mannes.
Sobald die Vereinigung dieser beiden Zellen entsteht, beginnt die Entwicklung. Das nennt man eine Zygote.
Die Zygote teilt sich nach einiger Zeit in zwei Zellen, nach ein paar Stunden in vier Zellen. So geht es weiter, dann entsteht ein Knäuel von Zellen, rundlich.
Der Knäuel wandert durch den Eileiter nach unten und nistet sich in der Gebärmutter ein.
Die Einnistung ist nicht die Zeugung, die Zeugung ist bereits geschehen.
Dass es eine männliche Samenzelle gibt, wurde erst im 17. Jahrhundert von einem Medizinstudenten unter dem Mikroskop entdeckt. Das wusste man vorher nicht, ebenso wenig von der weiblichen Eizelle.
Dann glaubten Wissenschaftler, das sei es: Sie sahen in der Zelle ein kleines Männchen mit angezogenen Beinen, den sogenannten Homunculus.
Bis ins 19. Jahrhundert glaubten Mediziner das.
Die Bibel sagt vor 3000 Jahren: „Meinen ungeformten Knäuel sahen deine Augen.“ 3000 Jahre im Voraus, bereits eingeschrieben von Grundlegung der Welt an.
Jetzt stellt man sich vor, jemand bringt diesen Menschen um und sagt, das ist gar kein Mensch.
Gott sagt: Der ist eingeschrieben in mein Buch, das Buch des Lebens. Ich will sein Leben.
Gott weiß, dass das nur 75 Tage sein sollten, wegen der Verantwortung des Menschen.
Auch wenn ein Mensch ermordet wird, Gott weiß das voraus, ohne dass er den Mord will.
Das ist im Buch Gottes eingeschrieben.
Das macht das Thema Abtreibung viel dramatischer, wenn man sieht, was Gottes Wort über die Entstehung des Menschen im Mutterleib sagt.
David sagt in Vers 17: „Wie köstlich sind mir deine Gedanken, o Gott, wie gewaltig ihre Summe! Wollte ich sie zählen, so wären sie mehr als der Sand.“
In Vers 14 sagt er: „Ich preise dich, dass ich wunderbar gemacht bin; wunderbar sind deine Werke, und meine Seele weiß das wohl.“
Dann heißt es: „Nicht verborgen war mein Gebein vor dir, als ich gemacht wurde im Verborgenen, gewirkt wie ein Stickwerk in den untersten Örtern der Erde.“
David vergleicht sich mit dem Raum eines Künstlers im Untergeschoss, wo ein wunderbarer Teppich gewoben wird.
Der Vergleich von einem Teppich und Weben mit dem Körper ist neu.
Wir sprechen auch vom Gewebe im Zusammenhang mit den verschiedenen Zellen des Körpers, Gewebezellen, wie ein Stickwerk in den untersten Örtern der Erde.
Wer schaut schon zu, wie ein Künstler im Untergeschoss in einem dunklen Raum mit Licht webt? Das ist verborgen.
So ist es auch mit dem Mutterleib. Das ist ein Geheimnis.
Heute hat man Mittel gefunden, nach Jahrtausenden, um ein bisschen hineinzuschauen. Es gibt noch besseres als Ultraschall.
Man hat das Gefühl, man sei auf dem Mond, so mondlandschaftlich.
Aber man kann vieles sehen. Es gibt noch bessere Möglichkeiten, wo man ganz klar fotografieren kann.
Das sind Ausnahmefälle.
Auch mich hat niemand so gesehen damals, wie ein Stickwerk in den untersten Örtern der Erde, ganz versteckt, neun Monate in diesem abgeschlossenen Raum.
So beschreibt David vor 3000 Jahren, was man heute wissenschaftlich nur bestätigen kann.
Noch mehr, was die Wissenschaft nicht weiß: das mit dem Buch des Lebens.
Wenn wir das vor uns haben, haben wir eine ganz andere Haltung gegenüber Kindern im Mutterleib, Kleinkindern und Menschen überhaupt.
Wir wissen: Gott will jeden, und er bietet das Heil jedem an.
Darum müssen wir es jedem sagen, wo uns der Herr die Gelegenheit schenkt.
Johannes 3, Vers 16 heißt nicht: „Also hat Gott die Ausserwählten geliebt.“ Das würde auch stimmen.
Es heißt: „Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat.“
Hier machen wir Schluss.
Nächstes Mal Spezialthema, danach kommen wir zu Philadelphia und Laodizea.
Das werden wir zusammen machen. Es ist ein spannendes Thema, das uns allen ans Lebendige geht.
Es geht um die Freikirchen, um den Zerfall der Freikirchen in der heutigen Zeit. Das ist eindrücklich vorgezeichnet.
Wir wollen noch beten.
Herr Jesus, wir danken dir, dass wir dein Wort haben, das ewig gültig ist. Wir dürfen die Gedanken des Vaters finden, deine Herrlichkeit und die Pläne Gottes mit dieser Welt und auch mit uns.
Hilf uns, Herr Jesus, dass das nicht nur Theorie bleibt, sondern ein kostbarer Schatz in unseren Herzen wird.
Lass es sich auswirken auf unser Leben, Verhalten und unseren Eifer für die Mission, um Menschen in unserer Umgebung und überall, wo du uns hinstellst, mit der frohen Botschaft zu erreichen, jetzt, wo noch Gnade ist.
Wir danken dir für deine Gnade, dass du ein Gott bist, der will, der möchte, dass alle errettet werden. Nicht nur errettet, sondern dass sie weiterkommen im Glauben und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen.
Amen.
Der Auszug der Braut Christi aus Babylon
Jetzt wird das himmlische Volk Gottes, die Braut Christi, die das neue Jerusalem ist, aufgerufen. Nicht das Jerusalem in Israel, wo die Juden zurückkehrten und die Stadt wieder aufbauten, sondern die himmlische Braut, das neue Jerusalem, wird aufgefordert: „Geht aus ihr hinaus, mein Volk!“
Damals, im sechzehnten Jahrhundert, waren Abertausende gehorsam und sind aus Babylon hinausgeströmt. Sie waren glücklich, die Gnade Gottes erkannt zu haben, und froh, dass sie die Bibel lesen durften. Früher durfte man die Bibel gar nicht lesen. Und wenn man sie hätte lesen können, hätte man sie wahrscheinlich nicht verstanden, weil sie in Latein geschrieben war. Die Reformatoren wie Luther, Zwingli und andere haben die Bibel übersetzt, sodass die Menschen sie in ihrer Volkssprache verstehen konnten. Das war ein unglaublicher Einschnitt in der Geschichte Europas – dieser Auszug „Geht aus ihr hinaus, mein Volk!“
Nun schließen wir den Kreis und gehen zurück zu Sardes. Dort sehen wir nämlich genau die, die gewissermaßen aus Thyatira hinausgegangen sind. Aber das ist eine sehr traurige Sache: Sardes ist kein Sendschreiben voller Lob, sondern hier wird bereits dargestellt, wie aus der Erweckung, die Gott im sechzehnten Jahrhundert gewirkt hat, der Mensch in der Folge versagt hat.
Wir können jetzt Vers für Vers durchgehen. Sehr gut, dass du das sagst. Wo sollen wir zum Beispiel die griechisch- und russisch-orthodoxe Kirche einordnen? Diese Kirchen erkennen das Papsttum in Rom nicht an, sind aber im Kult ähnlich. Ich war vor ein paar Tagen in der Grabeskirche in Jerusalem mit einer Gruppe von 56 Leuten, die meisten aus Frankreich. Ich hatte es nicht auf dem Programm, dorthin zu gehen, obwohl ich erklärt hatte, dass es aus archäologischen Gründen der richtige Ort für die Kreuzigung und das Grab Christi ist. Die Leute wollten es trotzdem sehen, und ich sagte, gut, schaden wird das nicht. Aber ich wusste, dass ich einen Schock bekommen würde, weil dort der Götzendienst brutal zu sehen ist.
In Europa hat sich das seit der Reformation stark verändert. Die Reformation hatte einen so starken Einfluss, dass selbst katholische Kirchen ihre Bilder reduziert haben. Im Orient ist das anders, dort gab es keine Reformation, und der Götzendienst ist noch genauso brutal und offen wie eh und je. Man ist schockiert, denn auf Schritt und Tritt sieht man den puren Götzendienst.
Man betritt die Kirche und sieht diesen großen flachen Stein, auf dem gesagt wird, dass dort der Leib Jesu nach der Kreuzigung abgelegt wurde. Dieser Stein wird verehrt, abgeküsst und berührt. Man merkt richtig, dass hier animistisches Denken herrscht – die Vorstellung, dass in einem Stein Kräfte sind, die durch Berührung übertragen werden. Das erinnert an New-Age-Gedanken. So geht es weiter, ganz brutal.
Die Leute wollten das sehen, und ich dachte, das ist eigentlich gut. Viele sind heute so blauäugig; man muss die Wirklichkeit sehen. Ja, es ist genau gleich, aber sie anerkennen den Papst nicht. Darum entsprechen sie im Charakter genau dem, was im Sendschreiben an Pergamos dargestellt wird. Dort macht der Herr den Vorwurf, dass die Lehre Balaams gehalten wird, der ein Ärgernis vor die Söhne Israels legte, indem er sie zu Götzenopfern und Hurerei verführte. Pergamos ist also charakterisiert durch Götzendienst. Das ist eine Vorstufe. Mit Thyatira kommt noch etwas dazu.
Diese orthodoxen Kirchen tragen stark den Charakter von Pergamos, Thyatira entspricht der katholischen Kirche und Sardes dem Charakter der Reformation – aber eben bereits aus der Rückschau, denn diese Erweckung verebbte sehr bald.
Der Herr sagt in Kapitel 3, Vers 1b (1. Offenbarung 3,1b): „Dies sagt der, der die sieben Geister Gottes und die sieben Sterne hat: Ich kenne deine Werke, dass du den Namen hast, dass du lebst, und doch bist du tot.“
Die Kirche des Lebens hat wirklich das Wort Gottes neu entdeckt, und unzählige haben die Gnade Gottes im Glauben erfasst. Doch der Herr sagt: „Ich kenne deine Werke, dass du den Namen hast, durch den du lebst, aber du bist tot.“
Jetzt die nächste Ermahnung in Vers 2: „Werde wach und stärke das Übrige, das im Begriff steht zu sterben.“ Glücklich ist, wer nicht alles tot ist, aber es wird geschlafen. Der Herr sagt: „Werde wach und stärke das Übrige, das sterben will.“ Er sieht also auch das Gute, und wir werden noch mehr sehen.
Dann kommt eine weitere Kritik: „Denn ich habe deine Werke nicht vollendet vor Gott.“ Jawohl, es hätte noch weitergehen müssen. Das war ein wichtiger Leitspruch der Reformatoren: „Ecclesia semper reformanda est“ – die Kirche muss beständig reformiert und erneuert werden. Das ist kein einmaliger Vorgang, sondern ein Prozess. Die Kirche muss sich ständig nach dem Wort Gottes ausrichten. Das heißt nicht, sich vom Wort Gottes abzuwenden mit dem Argument, dass man das heute nicht mehr umsetzen könne. „Semper reformanda“ bedeutet, die Reformation muss weitergehen, ein ständiges Zurückkehren zur Heiligen Schrift.
Die Reformatoren haben die Grundlagen des Glaubens wieder neu entdeckt und Schlagwörter geprägt: „sola scriptura“ – allein die Schrift. Das heißt, allein durch die Schrift können wir wissen, was wahr ist, nicht durch die Philosophie der Kirche oder durch Tradition, sondern nur durch die Heilige Schrift.
Ein zweiter Leitspruch ist „sola fide“ – allein durch den Glauben, nicht durch Werke. Allein durch das Vertrauen auf Jesus Christus und sein vollbrachtes Werk am Kreuz können wir gerettet werden.
Ein dritter Spruch, den Luther erst richtig erfasste, war „sola gratia“ – allein durch Gnade. Erst nachdem er exkommuniziert wurde, wurde ihm klar, dass allein durch Gottes gnädiges Herabneigen und Barmherzigkeit alles möglich ist.
Und weiter: „solus Christus“ – allein Jesus Christus, keine Mittler. Kein Priester, kein Bischof, kein Kardinal, kein Papst, keine Konzilien. Allerdings haben die Reformatoren die Bekenntnisse des Konzils von Nicaea (325) anerkannt, weil dort die Aussage getroffen wurde, dass Jesus Christus dem Vater gleich ist, ewig und allmächtig. Ebenso das Konzil von Konstantinopel (381), das die Gottheit des Heiligen Geistes bestätigte. Auch das Konzil von Ephesus (451) bestätigte die Einheit von Mensch und Gott in Jesus Christus. Diese Konzilien wurden anerkannt, weil ihre Aussagen der Heiligen Schrift entsprechen. Das ist ein wichtiger Unterschied.
So haben die Reformatoren diese Grundlagen erkannt und verkündigt. Doch die Reformation hätte weitergehen müssen. Zum Beispiel habe ich alle Werke von Calvin, seine Bibelauslegungen über das Alte und Neue Testament. Beeindruckend, was er alles geschrieben hat, aber die Offenbarung im Neuen Testament fehlt. Das Thema Prophetie war damals noch nicht entdeckt. Man musste erst die Grundlagen legen, dann kam das Studium der Offenbarung dazu. Die Reformation hätte also weitergehen sollen.
Der Herr Jesus sagt: „Ich habe deine Werke nicht völlig vollendet, mein Gott.“ Die Reformation hat zu früh aufgehört, Reformation zu sein. Das gilt allgemein.
Nun sehen wir noch, dass es Treue gibt. Vers 3 sagt: „Denke nun daran, wie du empfangen und gehört hast, und bewahre es und tue Buße!“ Man soll an die Reformation ab 1517 denken, an das klare Bekenntnis „sola scriptura“, dass die Heilige Schrift Gottes Wort ist, nicht mit Menschenwort vermischt. „Sola fide“, „sola gratia“, „solus Christus“ – all das soll bewahrt und Buße getan werden, weil man eingeschlafen ist. Werde wach, stärke das Übrige, das sterben will.
Dann heißt es weiter: „Wenn du nun nicht wachst, werde ich kommen wie ein Dieb, und du wirst nicht wissen, zu welcher Stunde ich über dich kommen werde.“
Welches Kommen ist hier gemeint? Die Entrückung oder das Kommen des Herrn als Richter der Welt? Man kann dem nachgehen. Alle Stellen, wo gesagt wird, Jesus Christus kommt wie ein Dieb in der Nacht, beziehen sich auf Gericht. Warum vergleicht er sich mit einem Dieb? Ein Dieb kommt unerwartet, unangemeldet und sein Besuch ist unerfreulich. Die Welt weiß nicht, wann er kommt, und wird überrascht sein. Für die Gemeinde kommt er als Bräutigam, der die Braut heimholt – ein großer Gegensatz zum Dieb.
So stellt der Herr es dar: Er kommt als Richter der Welt, und die Kirche der Reformation wird gerichtet werden. Aber jetzt ist noch Gelegenheit zur Buße.
Im Sendschreiben an Pergamos spricht der Herr in Vers 16 auch von seiner Wiederkunft als Richter: „Tue nun Buße! Wenn nicht, so komme ich bald und werde Krieg mit ihnen führen mit dem Schwert meines Mundes.“ Auch bei Thyatira spricht der Herr von seiner Wiederkunft, erwähnt den Morgenstern und sagt: „Was ihr habt, haltet fest, bis ich komme.“ Ebenso in Sardes und Philadelphia. Bei Ephesus und Smyrna steht das nicht.
Kirchengeschichtlich entspricht Ephesus der Kirche am Ende der apostolischen Zeit, Smyrna der Zeit von der Apostelzeit bis zur konstantinischen Wende, der Zeit der Verfolgung. Pergamos besteht noch in den orthodoxen Kirchen (griechisch, russisch, armenisch, koptisch), die voll Götzendienst sind, aber Rom nicht anerkennen. Das entspricht Pergamos. Die römische Kirche entspricht Thyatira, die Kirche der Reformation Sardes. Philadelphia und Laodizea werden wir noch sehen.
Die Siebensendschreiben zeigen die Kirchengeschichte in sieben Abschnitten, wobei Abschnitt drei eine Zeitepoche mit der konstantinischen Wende darstellt, die bis zur Wiederkunft Christi reicht. Thyatira und Sardes gehen parallel bis zur Wiederkunft des Herrn weiter. Das hilft, Ordnung im Durcheinander der Christenheit zu bekommen, denn wir sehen die Kirchengeschichte mit den Augen Jesu.
Gut, jetzt machen wir zwanzig Minuten Pause. Wir sind bis Vers 3 gekommen. Jetzt kommen wir zu Vers 4. Liest jemand diesen Vers vor?
„Aber du hast einige wenige Namen in Sardes, die ihre Kleider nicht besudelt haben, und sie werden mit mir einhergehen in weißen Kleidern, denn sie sind es wert. Wer überwindet, der wird so mit weißen Kleidern bekleidet werden, und ich werde seinen Namen nicht aus dem Buch des Lebens auslöschen und seinen Namen bekennen vor meinem Vater und vor seinen Engeln. Wer ein Ohr hat, höre, was der Geist den Gemeinden sagt.“
In Vers 4 finden wir die Treuen in Sardes, die der Herr kennt und anerkennt. Dieses Sendschreiben beschreibt nicht den Moment der Erweckung und Reformation, sondern bereits den Niedergang danach. Der Herr sieht diese Namen in Sardes, die ihre Kleider nicht besudelt haben – also wirklich treu waren.
Dabei müssen wir besonders an die Bewegung des Pietismus in der Geschichte der Reformation denken. Die Pietisten bemerkten den Abstieg, das Einschlafen, die äußerliche Orthodoxie ohne Herz. Sie erkannten, dass wahrer evangelischer Glaube das Herz ergreift. Deshalb begannen sie, Hauskreise zu bilden, um das Wort Gottes zu lesen und auszutauschen. Es ging darum, das Wort Gottes auf das persönliche Leben zu übertragen.
Das Wort „Pietisten“ bedeutet „die Frommen“. Frömmigkeit bedeutet, dass der Glaube und die Beziehung zu Gott das Herz erfüllt und das ganze Leben umfasst. Das war ihnen sehr wichtig, aber es gab auch Gegenreaktionen. Manche Pietisten wurden sogar aus den Kirchenbüchern gestrichen.
Der Herr sagt zu den Überwindern: „Wer überwindet, der wird mit weißen Kleidern bekleidet werden, und ich werde seinen Namen nicht aus dem Buch des Lebens auslöschen.“ Wenn man aus einem Kirchenbuch gelöscht wird, kann man das ertragen. Aber das Wunderbare ist, im Buch des Lebens zu stehen und nicht ausgelöscht zu werden – das ist das Wichtigste.
Das Wort „überwinden“ (griechisch „nikao“) ist auch der Fachausdruck für jemanden, der vor Gericht besteht, also den Test des Gerichts besteht. Im Tempel in Jerusalem mussten junge Männer aus dem Stamm Levi, die Priester werden wollten, einen solchen gerichtlichen Test bestehen, um zu prüfen, ob sie körperlich einwandfrei waren, wie das Gesetz Mose vorschreibt (3. Mose). Wenn sie bestanden, wurden sie mit den weißen Leinenkleidern des Priesters bekleidet.
Der Herr sagt also den Treuen in Sardes, den Überwindern, dass sie mit weißen Kleidern bekleidet werden. Das Schöne daran ist, dass die Reformatoren erkannt haben, dass alle wahren Gläubigen Priester sind, nicht nur eine Elite, sondern das ganze Volk Gottes.
Wo steht das? Im 1. Petrusbrief, der an alle Gläubigen gerichtet war, heißt es in Kapitel 2, Verse 4 und 5: „So lasst euch nun als lebendige Steine aufbauen zu einem geistlichen Haus, zu einem heiligen Priestertum, um geistliche Opfer darzubringen, die Gott wohlgefällig sind durch Jesus Christus!“
Und in Vers 9: „Ihr aber seid ein auserwähltes Geschlecht, ein königliches Priestertum, ein heiliges Volk, ein Volk des Eigentums, damit ihr die Tugenden dessen verkündet, der euch aus der Finsternis berufen hat zu seinem wunderbaren Licht.“
Hier wird das Volk Gottes als Ganzes angesprochen und als heiliges und königliches Priestertum bezeichnet – eine Wahrheit, die die Reformatoren wieder neu entdeckten.
1. Johannes 5 sagt, dass alles, was aus Gott geboren ist, die Welt überwindet. „Dies ist der Sieg, der die Welt überwunden hat: unser Glaube.“ Das ist der Glaube an Jesus Christus, den Sohn Gottes.
Nun heißt es hier: „Wer überwindet, der wird mit weißen Kleidern bekleidet werden und wird nicht aus dem Buch des Lebens ausgelöscht.“
Was ist das Buch des Lebens? Es wird immer wieder im Alten und Neuen Testament erwähnt. Später in der Offenbarung wird es auch „Buch des Lammes“ genannt – das Buch des Lebens des geschlachteten Lammes.
Doch was hat es mit diesem Buch auf sich? Wer wird eingeschrieben? Manche haben vielleicht in der Sonntagsschule gelernt, man werde bei der Bekehrung eingeschrieben. Warum lehne ich das ab? Weil es in der Bibel so nicht steht.
Lukas 10, Vers 20 sagt: „Doch darüber freut euch nicht, dass euch die Geister untertan sind, sondern freut euch, dass eure Namen im Himmel angeschrieben sind.“
Es steht also, dass sie angeschrieben sind, aber nicht, dass sie bei der Bekehrung eingeschrieben werden. Das gibt es nicht, und man sollte es auch nicht behaupten.
David sagt in Psalm 139, Vers 13: „Denn du hast meine Nieren bereitet, hast mich gebildet im Mutterleib. Ich danke dir dafür, dass ich wunderbar gemacht bin; wunderbar sind deine Werke, und meine Seele erkennt es wohl.“
Weiter in Vers 15 und 16: „Mein Gebein war nicht verborgen vor dir, als ich gemacht wurde im Verborgenen, gewirkt wie ein Stickwerk in den untersten Örtern der Erde. Deine Augen sahen mich, als ich noch nicht bereitet war, und in deinem Buch waren alle meine Tage verzeichnet, die noch werden sollten, als noch keiner von ihnen war.“
David spricht hier vom Buch des Lebens. Es geht um die Aufzeichnung seines Lebensbeginns im Mutterleib. Dort waren schon alle Tage seines Lebens verzeichnet, noch bevor sie da waren.
Das bedeutet, dass man nicht erst bei der Bekehrung eingeschrieben wird, sondern schon längst im Buch des Lebens steht.
Man kann aber aus diesem Buch gelöscht werden.
In Offenbarung 13, Vers 8 heißt es: „Und alle, die auf der Erde wohnen, werden es anbeten, jeder, dessen Name nicht geschrieben steht im Buch des Lebens des Lammes, das von Grundlegung der Welt an geschlachtet ist.“
Hier geht es um Menschen, die sich dem kommenden Diktator unterwerfen werden, die die Liebe zur Wahrheit nicht angenommen haben und von Gott eine wirksame Kraft des Irrtums erhalten. Diese Menschen werden aus dem Buch des Lebens gelöscht.
Die Gnadenzeit endet mit der Entrückung der Gemeinde. Danach können sich jene, die das Evangelium gehört und verworfen haben, nicht mehr bekehren und werden gelöscht.
Auch in Offenbarung 17, Vers 8 steht: „Das Tier, das du gesehen hast, war und ist nicht und wird aus dem Abgrund heraufsteigen und ins Verderben gehen. Und die Bewohner der Erde, deren Namen nicht im Buch des Lebens geschrieben sind, werden sich wundern, wenn sie das Tier sehen.“
Diese Menschen waren bereits eingeschrieben, wurden aber gelöscht.
Ein eindrücklicher Vers dazu ist Psalm 69, der prophetisch über die Kreuzigung Jesu spricht. In Vers 27 heißt es: „Denn sie verfolgen den, den du geschlagen hast, und reden über die Schmerzen deiner Verwundeten.“
Hier geht es um das jüdische Volk, das Jesus verfolgt hat.
In Vers 29 steht: „Tilge sie aus dem Buch des Lebens und schreibe sie nicht ein mit den Gerechten.“
Da sieht man, dass auch hohe Priester wie Kajafas, die ursprünglich eingeschrieben waren, aber sich gegen Jesus entschieden, aus dem Buch des Lebens gelöscht wurden.
Vor wenigen Tagen stand ich vor seinem originalen Ossuarium, einer Knochenbox, in der die Überreste eines etwa sechzigjährigen Mannes lagen. Diese Knochen warten auf die Auferstehung – aber welche? Die Auferstehung zum ewigen Gericht.
Wer den Fürsten des Lebens zum Tod verurteilt und danach keine Buße tut, wird aus dem Buch des Lebens gelöscht.
Der Herr verspricht den Treuen in Sardes: „Eure Namen werden nie ausgelöscht werden aus dem Buch des Lebens.“
Es gibt auch eine Stelle bei Mose, der wünschte, aus dem Buch des Lebens ausgelöscht zu werden (2. Mose 32,32-33). Mose wollte sich als Mittler einsetzen, aber niemand kann Stellvertreter sein außer Jesus Christus.
Wer mehr über das Buch des Lebens wissen möchte, findet auf meiner Webseite rogeliebe.ch einen Vortrag mit allen Bibelstellen.
Gott braucht kein Buch, um zu wissen, wer darin steht, aber er führt dieses Buch als Deklaration. Beim letzten Gericht (Offenbarung 20,11-15) werden die Bücher geöffnet, auch das Buch des Lebens, und die Toten werden nach ihren Werken gerichtet.
Wer nicht im Buch des Lebens eingeschrieben ist, wird in den Feuersee geworfen.
Gott führt also ein Buch über alles, was ein Mensch tut. Es gibt mehrere Bücher: das Buch der Werke, das Buch der Wahrheit (Daniel 11), das Buch des Hauses Israel (Hesekiel 13), das Buch der Treuen (Maleachi 3,7) und das Buch der Tränen (Psalmen).
Das Buch des Lebens zeigt, dass Gott das Leben für alle Menschen will.
Schon bei der Schöpfung war die ganze Menschheit im Buch des Lebens eingeschrieben. Das zeigt, warum der Calvinismus falsch ist, der lehrt, Gott habe von Anfang an nur einen Teil der Menschheit retten wollen.
Die unwiderstehliche Gnade (im Englischen „Irresistible Grace“) bedeutet, dass ein Mensch sich nicht bekehrt, weil er will, sondern weil er nicht anders kann.
Das ist nicht das, was die anderen Reformatoren mit „sola gratia“ meinten. Der Mensch muss sich bekehren.
Petrus sagt in Apostelgeschichte 3,17: „Tut Buße und bekehrt euch!“ – ein Befehl an verlorene Menschen.
Die Lehre Calvins besagt, Gott habe nur einen Teil der Menschheit zum Heil erwählt, die anderen nicht. Aber die Bibel macht klar, dass Gott will, dass alle Menschen gerettet werden.
1. Timotheus 2,3-4 sagt: „Denn dies ist gut und angenehm vor unserem Rettergott, der will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.“
Viele Menschen werden verloren gehen, aber nicht, weil Gott sie nicht wollte, sondern weil sie nicht wollten.
Das Thema Buch des Lebens ist wichtig, weil es zeigt, dass Gott alle will. Diese Haltung hilft, das Evangelium nicht zu schnell aufzugeben.
Manche halten mich für Calvinisten, weil ich über Auserwählung spreche und betone, dass der Mensch sich nicht selbst bekehren kann. Aber wir müssen mit Überzeugung auf Menschen zugehen, auch wenn sie lange nicht wollen.
Ein Calvinist würde denken, wer nicht will, kann auch nicht. Die Bibel sagt aber, jeder Mensch wird von Gott gezogen (Hiob 33,29). Wenn man widersteht, häuft man sich Zorn auf.
Römer 2,4 sagt: „Oder verachtest du den Reichtum seiner Güte, Geduld und Langmut, nicht wissend, dass die Güte Gottes dich zur Buße leitet?“
Wir können mit Überzeugung allen Menschen verkündigen, dass Gott sie will.
Zum Abschluss noch einmal Psalm 139, Vers 16: „Deine Augen sahen mich, als ich noch nicht bereitet war, und in deinem Buch waren alle meine Tage verzeichnet, die noch werden sollten, als noch keiner von ihnen war.“
Das hebräische Wort „Golem“ bedeutet „Knäuel“ und beschreibt den Embryo in seiner frühesten Phase.
Heute wissen wir, wie ein Mensch entsteht: Eizelle und Samenzelle verschmelzen zur Zygote, die sich teilt und sich in der Gebärmutter einnistet. Die Zeugung ist nicht die Einnistung.
Die Entdeckung der Samenzellen geschah erst im 17. Jahrhundert.
Früher glaubten Mediziner, in der Zelle sei ein kleines Männchen („Homunculus“), das heranwächst.
Die Bibel beschreibt vor 3000 Jahren, wie der Embryo geformt wird – eine erstaunliche Erkenntnis.
David vergleicht sich mit einem Künstler, der im Verborgenen einen Teppich webt – ein Bild für die Entwicklung im Mutterleib.
Heute können wir mit modernen Mitteln in den Mutterleib schauen, aber es bleibt ein Geheimnis.
Das macht das Thema Abtreibung besonders dramatisch, wenn man sieht, dass Gott das Leben schon im Mutterleib kennt und einschreibt.
David sagt in Vers 17: „Wie köstlich sind mir deine Gedanken, o Gott, wie gewaltig ihre Summe! Wollte ich sie zählen, so sind sie mehr als der Sand.“
Und in Vers 14: „Ich danke dir, dass ich wunderbar gemacht bin; wunderbar sind deine Werke, und meine Seele erkennt es wohl.“
So beschreibt David die Entwicklung des Menschen im Mutterleib – ein Wunder Gottes.
Das gibt uns eine andere Haltung gegenüber Kindern im Mutterleib, Kleinkindern und Menschen allgemein.
Johannes 3,16 sagt: „Denn so sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat.“
Wir machen hier Schluss. Beim nächsten Mal behandeln wir Spezialthemen und die Sendschreiben an Philadelphia und Laodizea. Das ist spannend, weil es um das Lebendige geht, um die Freikirchen und deren Zerfall in der heutigen Zeit.
Zum Abschluss wollen wir beten:
Herr Jesus, wir danken dir, dass wir dein Wort haben, das ewig gültig ist. Darin finden wir die Gedanken des Vaters, deine Herrlichkeit und Gottes Pläne für diese Welt und für uns.
Hilf uns, dass das heute nicht nur Theorie bleibt, sondern ein kostbarer Schatz in unseren Herzen wird. Lass es unser Leben, Verhalten und unseren Eifer für die Mission prägen.
Hilf uns, Menschen in unserer Umgebung und an den Orten, wo du uns hinführst, mit froher Botschaft zu erreichen, solange noch Gnade ist.
Wir danken dir für deine Gnade und dass du ein Gott bist, der will, dass alle errettet werden und im Glauben wachsen und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.
Amen.
Die Warnung und Ermahnung an Sardes
Der Herr sagt in Kapitel 3, Vers 1b: "Dies sagt der, der die sieben Geister Gottes und die sieben Sterne hat." Ich kenne deine Werke, dass du den Namen hast, dass du lebst, und doch bist du tot. Das bedeutet, du hast einen guten Namen – das ist die Kirche des Lebens. Denn man hat wirklich das Wort Gottes neu entdeckt, und viele haben dadurch die Gnade Gottes im Glauben erfassen können.
Jetzt sagt der Herr: Ich kenne deine Werke, dass du den Namen hast, durch den du lebst. Aber in der Zwischenzeit ist etwas geschehen. Der Herr sagt: Du bist tot.
In der nächsten Ermahnung, Vers 2, wird gesagt: "Werde wach und stärke das Übrige, das im Begriff steht zu sterben." Glücklicherweise ist es nicht alles tot, aber es schläft. Der Herr fordert auf: Werde wach und stärke das Übrige, das sterben will, das im Begriff steht, jetzt auch noch abzusterben. Der Herr sieht also auch das Gute, und wir werden noch mehr davon sehen.
Dann folgt eine weitere Kritik: "Denn ich habe deine Werke nicht vollendet erfunden vor Gott." Jawohl, es hätte noch weitergehen müssen. Das war ein ganz wichtiger Leitspruch der Reformatoren. Sie haben gesagt: Ecclesia semper reformanda est – die Kirche muss beständig reformiert werden, sie muss erneuert werden. Das ist keine einmalige Sache, das haben sie ganz klar betont. Es ist ein Prozess; die Kirche muss ständig reformiert werden.
Reformiert werden heißt, sich immer noch genauer nach dem Wort Gottes auszurichten. Das bedeutet nicht, sich vom Wort Gottes abzuwenden und zu sagen, in der heutigen Zeit, in unserer Gesellschaft oder Moral könne man das nicht mehr so umsetzen. Nein. Semper reformanda heißt, die Reformation muss weitergehen, ein ständiges Zurückkehren zur Heiligen Schrift.
Die Reformatoren haben die Grundlagen des Glaubens wieder neu entdeckt. Dabei haben sie auch Schlagwörter geprägt – kurz gefasste Begriffe, die eingängig waren. Sola scriptura bedeutet: Allein die Schrift. Oder wenn man es als Ablativ auffasst: Allein durch die Schrift können wir wissen, was wahr ist. Nicht durch die Philosophie der Kirche, sondern allein durch die Heilige Schrift, auch nicht durch die Tradition, sondern durch die Heilige Schrift – sola scriptura.
Ein zweiter Leitspruch ist sola fide, was bedeutet: Allein durch Glauben, nicht durch irgendwelche Leistungen und Werke. Allein durch das Vertrauen, durch den Glauben an Jesus Christus und an sein vollbrachtes Werk am Kreuz können wir gerettet werden.
Ein dritter Spruch wurde erst von Luther richtig erfasst, als er draußen war. Er war immer noch Katholik und hatte diese Dinge erkannt: allein die Schrift, allein durch Glauben. Dann kam die Exkommunikation, und es wurde klar: Allein durch Gnade, durch das gnädige Herabneigen Gottes, durch seine Barmherzigkeit ist das alles möglich. Das wurde erst danach so richtig deutlich – sola gratia, allein durch Gnade.
Weiter gilt: allein Jesus Christus, keine Mittler. Kein Priester, kein Bischof, kein Kardinal, kein Papst, keine Konzilien. Wenn ich Konzilien sage, so haben die Reformatoren die Bekenntnisse des Konzils von Nicaea anerkannt, 325. Warum? Weil die Aussage richtig war, dass Jesus Christus dem Vater gleich ist. Er ist Gott wie der Vater, ewig wie der Vater, allgegenwärtig und allwissend wie der Vater.
Auch später im Konzil von Konstantinopel 381 wurde bekannt: Der Heilige Geist ist Gott, nicht eine unpersönliche Kraft, sondern Gott. Petrus sagte zu Ananias, als dieser den Heiligen Geist belogen hatte: "Du hast nicht Menschen belogen, sondern Gott." Der Heilige Geist ist Gott – das wurde dort bekannt.
Und dann, 451, das Konzil von Ephesus, hat bekannt, dass Jesus Christus wirklich Mensch ist und Gott in einer Person. Das haben die Reformatoren ebenfalls anerkannt. Aber sie sagten: Wir glauben das nicht, weil ein Konzil es bekannt hat, sondern weil es der Heiligen Schrift entspricht. Das ist ein ganz wichtiger Unterschied.
Also Solus Christus – Jesus Christus allein, nicht irgendwelche anderen Mittler, auch nicht Maria oder die Heiligen. So haben die Reformatoren diese Grundlagen erkannt und verkündigt. Aber diese Reformation hätte weitergehen müssen.
Zum Beispiel habe ich alle Werke von Calvin, alle seine Bibelauslegungen. Eindrucksvoll, was er alles an Bänden über das Alte und Neue Testament geschrieben hat. Aber im Neuen Testament fehlt die Offenbarung. Ich habe alles, aber mit dem Judasbrief ist Schluss. Das Thema Prophetie war damals noch nicht so entdeckt. Man musste zuerst die Grundlagen legen.
Dann kommt eben auch das Studium der Offenbarung dazu. Das gehört dazu. Aber das hätte weitergehen sollen.
Der Herr Jesus sagt: Ich habe deine Werke nicht völlig erfunden vor Gott. Diese Reformation hat zu früh aufgehört, Reformation zu sein. Sie hätte weitergehen müssen. Aber das gilt so für das Ganze.
Der Aufruf zur Buße und Wachsamkeit
Jetzt sehen wir noch in Vers drei: Was sagt der Herr? „Denke nun daran, wie du empfangen und gehört hast, und bewahre es und tue Buße.“
Also denke zurück an die Reformation ab 1517, ab dem 31. Oktober. Gedenke, wie du empfangen und gehört hast: sola Scriptura, allein die Heilige Schrift. Diese wurde ganz klar als Gottes Wort bekannt, nicht vermischt mit Menschenwort – vollkommenes Gotteswort. Dann allein durch Glauben, allein durch Gnade, allein Jesus Christus.
Gedenke nun, wie du empfangen und gehört hast, bewahre es und tue Buße. Das ist der Aufruf Gottes an die Reformation und die Zeit danach: kehre zurück zu dem. Entdecke das wieder ganz neu, tue Buße dafür, dass du so eingeschlafen bist, werde wach und stärke das Übrige, das sterben will.
Und dann, was ist der nächste Satz? Wer liest? „Wenn du nun nicht wachst, werde ich kommen wie ein Dieb, und du wirst nicht wissen, zu welcher Stunde ich über dich kommen werde.“
Der Herr sagt also, es gibt eine Abrechnung. Er kommt wie ein Dieb. Welches Kommen ist hier gemeint, wenn er sagt „wie ein Dieb“? Ist das die Entrückung oder das Kommen des Herrn Jesus als Richter der Welt? Entrückung, was sagen andere? Als Richter der Welt.
Man kann dem wirklich nachgehen. Alle Stellen, wo gesagt wird, Jesus Christus kommt wie ein Dieb in der Nacht, da geht es ums Gericht. Warum vergleicht er sich mit einem Dieb? Ein Dieb kommt zu einem Zeitpunkt, den man nicht weiß. Die melden sich nicht vorher telefonisch an, wie ein Vertreter. Und da kann man immer noch sagen, man möchte das nicht. Aber sie kommen unangemeldet, also überraschend.
Zweitens: Der Besuch ist sehr unerfreulich. Der Herr sagt, er werde kommen wie ein Dieb. Das heißt, die Welt hat keine Ahnung, wann. Sie rechnet auch gar nicht damit, dass der Nazaräer noch lebt. Und wenn er kommt, wird das eine böse Überraschung für diese Welt sein. Darum sagt er „wie ein Dieb“.
Aber für die Gemeinde kommt er als der Bräutigam. Das ist so, als wenn die Braut auf die Begegnung am Hochzeitstag wartet. Einen größeren Gegensatz gibt es doch gar nicht: Ein Dieb, der nachts aufkreuzt, und der Bräutigam, der kommt, um die Braut heimzuholen. So stellt der Herr das vor.
Er sagt: Ich werde kommen als Richter der Welt, und dann wird die Kirche der Reformation gerichtet werden. Aber jetzt ist noch Gelegenheit zur Buße, sagt er.
Interessant ist, dass im Sendschreiben an Pergamos – darauf habe ich noch nicht hingewiesen, als wir daran waren – der Herr in Vers 16 sagt: „Tue nun Buße! Wenn aber nicht, so komme ich dir bald und werde Krieg mit ihnen führen mit dem Schwert meines Mundes.“
Da spricht er von einer Wiederkunft als Richter der Welt, es ist nicht die Entrückung.
Auch bei Thyatira spricht der Herr über seine Wiederkunft. Dort spricht er nämlich vom Morgenstern und noch vorher: „Doch was ihr habt, haltet fest, bis ich komme.“ Er spricht über seine Wiederkunft.
Und jetzt hier in Sardis auch. Wir werden sehen, dass auch in Philadelphia der Herr über sein Kommen spricht. Und ebenso im Zusammenhang mit Laodizea.
Nun macht das eben klar: Bei Ephesus steht das nicht, bei Smyrna auch nicht.
Kirchengeschichtlich gesehen, wo wäre das, was Ephesus ist? Das gibt es nicht mehr. Das war wirklich die Kirche am Ende der apostolischen Zeit. Smyrna ist die Zeit von der apostolischen Zeit bis zur konstantinischen Wende, die Zeit der Verfolgung, und sie ist auch vorbei.
Aber Pergamos besteht immer noch in den orthodoxen Kirchen, wie wir gesehen haben: griechisch, russisch, armenisch, koptisch – die koptische Kirche von Ägypten ist ebenfalls voll Götzendienst, aber sie anerkennen nicht Rom. Das entspricht Pergamos.
Dann haben wir die römische Kirche, Thyatira, und dann die Kirche der Reformation, Sardis. Wir werden noch sehen, was Philadelphia und Laodizea sind.
Das hilft, um die Siebensendschreiben als Darstellung der Kirchengeschichte in sieben Abschnitten zu verstehen. Es ist zu sagen, dass Abschnitt drei eine gewisse Zeitepoche mit der konstantinischen Wende umfasst, die aber weitergeht bis zur Wiederkunft Christi. Dann kommt Thyatira, das ebenfalls bis zur Wiederkunft des Herrn reicht. Sardis ebenso, das parallel weitergeht bis zur Wiederkunft des Herrn. Das werden wir auch noch für Philadelphia und Laodizea sehen.
Das hilft, um im Durcheinander der Christenheit Ordnung im Denken zu bekommen, denn hier sehen wir Kirchengeschichte mit den Augen des Herrn Jesus.
Die Treuen in Sardes: Die weißen Kleider und das Buch des Lebens
Gut, jetzt machen wir eine zwanzigminütige Pause. Wir sind bis Vers 3 gekommen, und nun kommen wir zu Vers 4. Liest jemand nochmals diesen Vers?
„Aber du hast einige wenige Namen in Sardes, die ihre Kleider nicht besudelt haben, und sie werden mit mir einhergehen in weißen Kleidern, denn sie sind es wert. Wer überwindet, der wird so mit weißen Kleidern bekleidet werden, und ich werde seinen Namen aus dem Buch des Lebens nicht auslöschen und seinen Namen bekennen vor meinem Vater und vor seinen Engeln. Wer ein Ohr hat, höre, was der Geist den Gemeinden sagt.“
In Vers 4 finden wir also die Treuen in Sardes, die der Herr kennt und anerkennt. Man muss bedenken, dass dieses Sendschreiben nicht den Moment der Erweckung und Reformation beschreibt, sondern bereits den Niedergang danach.
Der Herr sieht in Sardes diese Namen, die ihre Kleider nicht besudelt haben und wirklich treu geblieben sind. Dabei müssen wir besonders an die Bewegung des Pietismus in der Geschichte der Reformation denken. Die Pietisten haben erkannt, dass es abwärtsgeht, dass vieles nur noch äußerliche Orthodoxie ist, aber das Herz nicht mehr dabei ist. Sie merkten, dass das kein wahrer evangelischer Glaube ist.
Der wahre Glaube ergreift das Herz. Deshalb begannen sie, Hauskreise zu bilden, um miteinander das Wort Gottes zu lesen und auszutauschen. Es ging darum, wie man das Wort Gottes auf das persönliche Leben überträgt.
Was bedeutet eigentlich das Wort „Pietisten“? Es heißt „die Frommen“. Frömmigkeit bedeutet, dass der Glaube und die Beziehung zu Gott das Herz wirklich erfüllen und das ganze Leben einschließen. Das war ihnen sehr wichtig.
Diese Bewegung löste jedoch auch Gegenreaktionen aus. Es kam sogar so weit, dass manche Pietisten aus den Kirchenbüchern gestrichen wurden. Aber der Herr sagt zu den Überwindern: „Wer überwindet, der wird mit weißen Kleidern bekleidet werden, und ich werde seinen Namen nicht auslöschen aus dem Buch des Lebens.“
Das heißt, wenn man aus einem Kirchenbuch gelöscht wird, kann man das ertragen. Aber das Wunderbare ist, wenn man im Buch des Lebens steht und nicht ausgelöscht wird. Das ist das Wichtigste: nicht aus diesem Buch ausgelöscht zu werden.
Es ist auch eine Anspielung auf das Wort „überwinden“. Das griechische Wort „Niko“ bedeutet auch, vor Gericht zu bestehen, also den Test des Gerichts zu bestehen. Tatsächlich war es im Tempel in Jerusalem so, dass junge Männer aus dem Stamm Levi, aus der Familie Aarons, die Priester werden sollten, einen Test bestehen mussten.
Sie mussten den Priesterdienst ab zwanzig Jahren antreten, voll ab fünfundzwanzig Jahren. Dabei wurden sie einem gerichtlichen Test unterzogen, bei dem geprüft wurde, ob keine Fehler vorhanden waren – körperlich, wie es das Gesetz Mose vorschreibt. Welche Hindernisse gab es, um Priester im Tempel zu sein? Das steht im 3. Mose.
Wer diesen Test bestand, wurde zum ersten Mal mit den weißen Leinenkleidern des Priesters bekleidet. Der Herr sagt also zu diesen treuen Überwindern: „Wer überwindet, der wird mit weißen Kleidern bekleidet werden.“
Das Schöne daran ist, dass die Reformation die Erkenntnis brachte, dass alle wahren Gläubigen Priester sind – nicht nur eine Elite, sondern alle Gläubigen.
Wo steht das? Schauen wir in den 1. Petrusbrief. Diese Erkenntnis war sehr wichtig. Der erste und zweite Petrusbrief waren Rundschreiben, also nicht nur an eine Gemeinde gerichtet, sondern an alle Gläubigen.
In 1. Petrus 2,4-5 heißt es: „So lasst euch nun als lebendige Steine aufbauen, als ein geistliches Haus, als ein heiliges Priestertum, um geistliche Opfer darzubringen, die Gott wohlgefällig sind durch Jesus Christus!“
Und in Vers 9: „Ihr aber seid ein auserwähltes Geschlecht, ein königliches Priestertum, ein heiliges Volk, ein Volk des Eigentums, damit ihr die Tugenden dessen verkündet, der euch aus der Finsternis berufen hat zu seinem wunderbaren Licht.“
Hier wird das Volk Gottes als Ganzes angesprochen. Es wird gesagt, ihr seid ein heiliges Priestertum – Vers 5 – und ein königliches Priestertum – Vers 9.
Diese Wahrheit haben die Reformatoren wieder neu entdeckt. Genau diese Wahrheit zeigt der Herr auf: die wahren Gläubigen, die auch überwinden, sind Überwinder.
Denn in 1. Johannes 5 steht, dass alles, was aus Gott geboren ist, die Welt überwindet: „Und dies ist der Sieg, der die Welt überwunden hat: unser Glaube.“
Das ist eben der Glaube an Jesus Christus als Sohn Gottes. Nun heißt es hier: „Wer überwindet, der wird mit weißen Kleidern bekleidet werden und wird nicht ausgelöscht aus dem Buch des Lebens.“
Das Buch des Lebens: Bedeutung und biblische Grundlagen
Was ist das Buch des Lebens? Es wird immer wieder im Alten und Neuen Testament erwähnt, zum Beispiel das Buch des Lammes. Später in der Offenbarung finden wir den Ausdruck „Buch des Lebens des geschlachteten Lammes“. Wir wissen also, wie der volle Name dieses Buches lautet. Aber was hat es mit diesem Buch auf sich? Wer wird darin eingeschrieben? Sind es alle Menschen?
Manche haben vielleicht in der Sonntagsschule gelernt, dass man in das Buch des Lebens eingeschrieben wird, wenn man sich bekehrt. Warum lehnt man diese Vorstellung ab? Manche sagen: Von Geburt an ist man eingeschrieben, aber immerhin sind es doch alle. Andere sagen, mit der Bekehrung wird man eingeschrieben – und danach wird man nie wieder gestrichen. Doch wenn jemand behauptet, man werde mit der Bekehrung eingeschrieben, dann muss man auch fragen: Wo steht das?
Schauen wir nach. In Lukas 10,20 spricht der Herr zu den siebzig Jüngern, die er zu zweit ausgesandt hat. Er sagt: „Doch darüber freut euch nicht, dass euch die Geister untertan sind, freut euch aber, dass eure Namen in den Himmeln angeschrieben sind.“ Wo steht hier etwas davon, dass die Namen bei der Bekehrung eingeschrieben werden? Es heißt nur, sie sind angeschrieben.
Ich möchte gerne eine Stelle, die ausdrücklich sagt, dass die Namen bei der Bekehrung eingeschrieben wurden. Eine solche Stelle gibt es nicht. Und man muss es auch nicht behaupten.
David sagt sogar in Psalm 139 über seine Entstehung im Mutterleib: „Denn du hast meine Nieren bereitet, du hast mich gebildet im Mutterleib. Ich danke dir dafür, dass ich wunderbar gemacht bin; wunderbar sind deine Werke, und meine Seele erkennt das wohl. Mein Gebein war dir nicht verborgen, als ich im Verborgenen gemacht wurde, gewoben in den Tiefen der Erde. Deine Augen sahen mich, da ich noch nicht bereitet war, und in deinem Buch waren alle meine Tage eingeschrieben, die noch gebildet werden sollten, als keiner von ihnen da war“ (Psalm 139,13-16).
David spricht hier über das Buch des Lebens. Der Zusammenhang zeigt, dass es um ihn und den Beginn seines menschlichen Lebens geht. Schon damals waren seine Tage im Buch des Lebens eingeschrieben. Was war also in Gottes Buch eingeschrieben? Die Tage, die David leben sollte, bevor auch nur einer davon existierte.
Das bedeutet: Gott hat nicht nur den Namen David eingeschrieben, sondern auch die Anzahl der Tage, die er leben würde. Diese stehen im Buch des Lebens.
Ich habe einmal bei einem Beerdigungsgottesdienst dieses Thema aufgegriffen: das Buch des Lebens. Ich hatte vorher genau berechnet, wie viele Tage die Person gelebt hatte – mit allen Kalenderschwierigkeiten – und sagte: So viele Tage waren im Buch des Lebens bereits verzeichnet. Es war kein Zufall, dass genau dieses Todesdatum eintrat. Gottes Plan hatte es festgelegt.
David spricht also davon, dass bereits im Mutterleib seine Lebenstage im Buch des Lebens standen. Daraus folgt, dass man nicht sagen kann, man werde erst mit der Bekehrung eingeschrieben. Die alttestamentlichen Gläubigen mussten sich ebenfalls bekehren; das ist nichts Neues. Aber das Buch des Lebens war schon vor der Bekehrung gefüllt.
Man kann also klar sagen: Eingeschrieben ins Buch des Lebens wird man nicht mit der Bekehrung, sondern man ist längst eingeschrieben. Allerdings kann man auch gelöscht werden.
In Offenbarung 13,8 heißt es: „Und alle, die auf der Erde wohnen, werden ihn anbeten, jeder, dessen Name nicht geschrieben ist im Buch des Lebens des geschlachteten Lammes von Grundlegung der Welt an.“ Hier geht es um Menschen im wiederhergestellten römischen Reich, also Europa, nach der Entrückung der Gemeinde. Diese Menschen werden sich dem kommenden Diktator unterwerfen.
2. Thessalonicher 2 sagt, dass diese Menschen die Liebe zur Wahrheit nicht angenommen haben, um gerettet zu werden. Gott sendet ihnen eine wirksame Kraft des Irrtums, sodass sie alle der Verführung des Antichristen glauben.
Damit werden sie aus dem Buch des Lebens gelöscht. Die Gnadenzeit ist dann vorbei. Nach der Entrückung der Gemeinde können diejenigen, die das Evangelium gehört, aber gleichgültig oder bewusst verworfen haben, sich nicht mehr bekehren. Sie werden aus dem Buch des Lebens gestrichen.
Der Vers sagt, dass diese Menschen nicht im Buch des Lebens geschrieben sind. Das bedeutet nicht, dass sie niemals eingeschrieben waren, sondern dass sie es nicht mehr sind. Das steht im Präsens, und das ist der entscheidende Unterschied.
Genauso steht es in Offenbarung 17,8, wo es ebenfalls um das zukünftige römische Reich geht, dargestellt als Tier: „Das Tier, das du gesehen hast, war und ist nicht und wird aus dem Abgrund heraufsteigen und ins Verderben gehen. Und die Bewohner der Erde, deren Namen nicht im Buch des Lebens geschrieben sind, werden sich wundern, wenn sie das Tier sehen, das war, nicht ist und doch sein wird.“
Auch hier heißt es wieder: „deren Namen nicht im Buch des Lebens geschrieben sind“. Das zeigt, dass sie zwar einst eingeschrieben waren, aber inzwischen gelöscht wurden.
Psalm 69: Das Gericht über die Verfolger Jesu
Ein ganz eindrücklicher Vers findet sich im Psalm 69. Dieser Psalm ist prophetisch und spricht über die Kreuzigung Jesu. Im Neuen Testament wird dieser Psalm ganz klar auf Jesus Christus und seine Leiden am Kreuz bezogen.
In Psalm 69, Vers 21 hört man die Stimme des Herrn Jesus am Kreuz: „Der Hohn hat mein Herz gebrochen, und ich bin ganz elend. Ich habe auf Mitleiden gewartet, doch da war keines, und auf einen Tröster, aber ich habe keinen gefunden. Sie gaben mir Galle zu essen und drängten mir Essig zu trinken.“
In den weiteren Versen spricht König David. Im Römerbrief Kapitel 10 wird dieser Psalm zitiert, wobei gesagt wird, dass David das Gericht über sein eigenes Volk ausspricht. Er betet: „Es werde zur Schlinge vor ihnen ihr Tisch und ihnen den Sorglosen zum Fallstrick. Lasst dunkel werden ihre Augen.“ Das bedeutet, dass über das jüdische Volk eine Verblendung kommen soll.
Wenn man noch weiterliest, etwa Vers 27, heißt es: „Denn sie verfolgen den, welchen du geschlagen hast, und haben sich über die Schmerzen deiner Verwundeten unterhalten.“ Hier wird deutlich, dass diejenigen, die den Herrn geschlagen haben, verfolgt werden. In Jesaja 53, Vers 10 heißt es: „Es gefiel dem Herrn, ihn zu zerschlagen; er hat ihn leiden lassen.“ Das war Gottes Gericht am Kreuz über unsere Sünden, die Jesus getragen hat.
Doch in Psalm 69, Vers 27 geht es um die aus dem jüdischen Volk, die den Herrn verfolgt und ans Kreuz gebracht haben. In Vers 29 heißt es: „Tilge sie aus dem Buch des Lebens, sie sollen nicht eingeschrieben sein mit den Gerechten.“
Man sieht hier, dass auch Personen wie der Hohepriester Kajaphas im Buch des Lebens eingeschrieben waren. Kajaphas hat sich jedoch klar gegen Jesus entschieden und ihn zum Tod verurteilt. Er riss seine Kleider und sagte scheinheilig: „Ihr habt das Zeugnis gehört, was brauchen wir noch weitere Zeugen?“ Damit war klar, dass Jesus sterben muss.
Dieser Mann wurde aus dem Buch des Lebens gelöscht. Vor wenigen Tagen stand ich vor seinem originalen Ossuarium, einer sargähnlichen Knochenbox. In diesen Ossuarien wurden die Knochen Verstorbener nach etwa einem Jahr gesammelt. Nach dem Verfall des Fleisches wurden die Knochen in diese Boxen gelegt und in vorgefertigte Nischen in der Grabkammer eingeschoben.
Vor einigen Jahren wurde das originale Ossuarium des Hohenpriesters Kajaphas gefunden, mit seinen Knochen und denen weiterer Familienmitglieder, darunter die eines etwa sechzigjährigen Mannes. Es ist schrecklich, wenn man daran denkt, was diese Knochen dort erwarten: die Auferstehung.
Welche Auferstehung? Die Auferstehung zum ewigen Gericht. Denn wer den Fürsten des Lebens zum Tod verurteilt hat und danach keine Buße tut, wird aus dem Buch des Lebens gelöscht. Es heißt: „Lasst sie ausgelöscht werden aus dem Buch des Lebens und nicht eingeschrieben sein mit den Gerechten.“
Die Gerechten sind die gesetzlosen Menschen, die Buße getan, Vergebung empfangen und durch Glauben allein gerechtfertigt worden sind. Sie bleiben im Buch des Lebens.
Man sieht also ganz klar den Schriftbeweis, dass ungläubige Menschen im Buch des Lebens eingeschrieben waren. Doch wer den Erlöser verwirft, wird schließlich gelöscht.
Der Herr sagt in Offenbarung 3: „Den Treuen aus Sardis: Eure Namen werden nie ausgelöscht werden aus dem Buch des Lebens.“
Mose als Fürsprecher und das Buch des Lebens
Ja, bitte. Es gibt eine Stelle in der Bibel, ich weiß nicht genau, wo, in der Mose den Wunsch hatte, aus dem Buch des Lebens ausgelöscht zu werden. Das bedeutet, auch er war bereits im Buch des Lebens eingetragen. Genau, das ist im zweiten Buch Mose, Kapitel 32, Verse 32 und 33.
Dort wollte Mose sich als Mittler für Israel einsetzen. Er bot sich an, aus dem Buch des Lebens ausgelöscht zu werden, damit die anderen vor dem Gericht verschont bleiben. Doch das war nicht möglich. Niemand kann für uns Stellvertreter sein. Nur einer konnte das: der Herr Jesus Christus. Er konnte Stellvertreter im Gericht Gottes werden.
Wer sich dafür mehr interessiert, kann meinen Vortrag über das Buch des Lebens auf -online.de finden. Dort behandele ich alle Stellen im Alten und Neuen Testament zu diesem Thema. Auf meiner Homepage rogeliebe.ch kann man auch das Skript dazu herunterladen. Dort sind alle Bibelstellen mit aufgeführt.
Das Buch des Lebens ist ein ganz interessantes Thema. Es zeigt noch mehr über Gott. Gott braucht kein Buch, um zu wissen, wer darin steht und wer nicht. Aber er führt dieses Buch, und zwar als Deklaration. Einmal, beim letzten Gericht, das finden wir in Offenbarung 20, wenn nach dem tausendjährigen Reich alle Menschen, die ohne Versöhnung mit Gott gestorben sind, auferstehen.
Liest jemand aus Offenbarung 20, Verse 11-15? Dort heißt es:
„Und ich sah einen großen weißen Thron und den, der darauf saß; vor seinem Angesicht flohen Erde und Himmel, und es wurde kein Platz für sie gefunden. Und ich sah die Toten, Kleine und Große, vor Gott stehen, und es wurden Bücher geöffnet. Und ein anderes Buch wurde geöffnet, das ist das Buch des Lebens. Und die Toten wurden gerichtet gemäß ihren Werken, entsprechend dem, was in den Büchern geschrieben stand. Und das Meer gab die Toten heraus, die in ihm waren, und der Tod und das Totenreich gaben die Toten heraus, die in ihnen waren. Und sie wurden gerichtet, jeder nach seinen Werken. Und der Tod und das Totenreich wurden in den Feuersee geworfen. Das ist der zweite Tod. Und wenn jemand nicht im Buch des Lebens eingeschrieben gefunden wurde, so wurde er in den Feuersee geworfen.“
Hier wird deutlich: Gott braucht dieses Buch nicht für sich, aber er braucht es als Deklaration. Wenn die Menschen einmal vor seinem Thron stehen, wird er sagen: „Ihr seid nicht in dem Buch drin.“ Aber er wird auch sagen: „Ich habe euch einmal darin eingetragen. Der Grund, warum ihr gelöscht worden seid, liegt bei euch. Ihr habt es nicht gewollt.“ Darum kam die Löschung.
So wird es allen Menschen einmal erklärt werden. Sie werden nicht einfach in die Hölle geworfen, ohne Gerichtsverhandlung. Es wird eine ordentliche Gerichtsverhandlung geben.
Wir sehen auch, dass es eine Bibliothek im Himmel gibt, nicht nur das Buch des Lebens. Es gibt noch weitere Bücher. Wo? Zum Beispiel steht vom Buch der Werke geschrieben. In Offenbarung 20 wird erwähnt, dass die Menschen gerichtet werden nach dem, was in den Büchern geschrieben stand – nach ihren Werken.
Das heißt: Gott führt Buch über alles, was ein Mensch tut. Und das wird bei Gericht auch deklariert. Man wird keine Tat und keinen Gedanken abstreiten können. Gott weiß alles, er ist allwissend. Er braucht keine Bücher, aber zur Deklaration werden die Bücher der Werke erwähnt.
Überhaupt heißt es: „Und Bücher wurden aufgetan“ – im Plural – und dann ein anderes Buch, das Buch des Lebens. So gibt es noch weitere Bücher.
In Daniel 11 wird vom Buch der Wahrheit gesprochen, in dem die Prophezeiung über den König des Nordens und den König des Südens verzeichnet ist.
Dann gibt es das Buch des Hauses Israel, in Hesekiel 13, und das Buch der Treuen in Israel, nach Maleachi 3, Vers 7, in dem der Überrest eingeschrieben wird.
Ferner gibt es das Buch der Tränen in den Psalmen, wo Gott die Tränen der Gläubigen aufschreibt.
So gibt es eine ganze Bibliothek, und dazu gehört eben auch das Buch des Lebens. Dieses Buch drückt aus, wie Gott ist: Gott ist ein Gott, der das Leben für alle Menschen will.
Wenn wir noch weiter auf das Thema eingehen würden, könnte man zeigen, dass Gott mit der Schöpfung der Welt die gesamte Menschheit eingeschrieben hat, weil er für alle das Leben wollte. Noch vor dem Sündenfall hat er die gesamte Menschheit eingeschrieben.
Es ist wunderbar, das zu wissen. Das zeigt auch, warum der Calvinismus falsch ist. Der Calvinismus sagt, Gott habe von Anfang an nur einen Teil der Menschheit retten wollen. Diese holt er heraus, und sie bekehren sich wegen der unwiderstehlichen Gnade Gottes.
Die „unwiderstehliche Gnade“ (im Englischen „Irresistible Grace“) bedeutet, ein Mensch bekehrt sich nicht, weil er es will, sondern er kann gar nicht anders – er muss sich bekehren. Aber das ist nicht das, was auch die anderen Reformatoren mit „sola gratia“ gelehrt haben. Das meint nicht unwiderstehliche Gnade. Der Mensch muss sich bekehren.
Darum sagt Petrus in Apostelgeschichte 3, Vers 19: „Tut Buße und bekehrt euch!“ Das ist ein Befehl an die verlorenen Menschen. Sie müssen Buße tun, sie müssen umkehren.
Die Lehre von Calvin sagt, Gott habe nur einen gewissen Teil ausersehen, die gerettet werden sollen, und die anderen rettet er nicht. Und wenn diese anderen wollten, könnten sie auch nicht.
Natürlich hätten auch wir uns nicht bekehrt. In Römer 3, Vers 11 steht: „Da ist keiner, der Gott sucht, auch nicht einer.“ Wir wären nie auf den Weg gekommen, Gott zu suchen.
Warum haben wir es trotzdem getan? Römer 2, Vers 4 sagt, dass es Gottes Güte ist, die uns zur Buße leitet.
Wichtig ist: Dieses Ziehen tut Gott nicht nur an einem Teil der Menschheit, sondern jeder Mensch wird gezogen. Darum heißt es in Römer 2, Vers 4:
„Oder verachtest du den Reichtum seiner Güte, Geduld und Langmut, nicht wissend, dass die Güte Gottes dich zur Buße leitet? Nach deiner Sturheit und deinem unbußfertigen Herzen häufst du dir selbst Zorn auf am Tag des Zorns und der Offenbarung des gerechten Gerichts Gottes, welcher einem jeden vergelten wird nach seinen Werken.“
Der Mensch widersteht dem Zug Gottes, aber Gott zieht jeden.
Hiob 33, Vers 29 sagt, dass Gott jeden Menschen mindestens dreimal im Leben ganz speziell zieht. Wenn der Mensch diesem Zug widersteht, häuft er sich selbst Zorn auf.
Wichtig ist: Wir können mit Überzeugung allen Menschen verkündigen, dass Gott sie möchte.
Ich muss mir vorstellen, ein Calvinist muss immer denken, wenn er ein Publikum vor sich hat und das Evangelium verkündet: „Da sind wohl einige dabei, die jetzt die unwiderstehliche Gnade Gottes erfahren und sich bekehren werden. Die anderen, die nicht wollen, die hätten auch nicht gekonnt, weil Gott sie nicht erwählt hat.“
Es ist interessant, dass Spurgeon, der so wunderbar gepredigt hat und ein klares Wort hatte, in seinem Herzen ein Calvinist war. Er hat aber nicht viel darüber gesprochen, was auch gut ist. Er hat gepredigt und gehandelt als Evangelist, als wäre er kein Calvinist.
Er hat das Wort ganz klar allen Menschen und die Verantwortung zur Bekehrung vorgestellt, aber immer mit dem Gedanken, dass eigentlich nur ein Teil gerettet werden kann.
Die Bibel macht jedoch klar, in 1. Timotheus 2, Verse 3 und 4, dass Gott ein Heilandgott ist, der will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.
1. Timotheus 2, Verse 3-4:
„Denn das ist gut und angenehm vor unserem Rettergott, der will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.“
Nicht nur ein paar, und trotzdem werden viele Menschen verloren gehen, zeigt uns das Wort Gottes. Aber nicht, weil Gott sie nicht wollte, sondern weil sie nicht wollten.
Darum ist das Thema des Buches des Lebens so wichtig. Es zeigt, dass Gott alle will. Wir müssen auch in dieser Haltung das Evangelium verbreiten und verkündigen. Das hilft uns, nicht zu schnell aufzugeben.
Es ist mir klar: Wäre ich ein Calvinist – und manche haben schon gedacht, ich sei einer –, weil ich über Auserwählung spreche und über die Auserwählten rede, die biblischen Ausdrücke verwende und betone, dass der Mensch sich nicht selbst bekehren kann.
Wir würden Gott nie suchen, Gott muss uns bekehren. Dafür wurde ich schon als Calvinist bezeichnet.
Aber wir müssen uns wirklich mit der Überzeugung an die Menschen wenden, auch dort, wo wir merken, dass jemand schon jahrelang nicht will.
Wenn ich Calvinist wäre, käme bei mir bald der Gedanke: „Natürlich, das ist einer von der anderen Seite. Der kann gar nicht.“ Natürlich hat Calvin gesagt, die Menschen wollen auch nicht, sie sind von Natur aus böse.
Aber es ist nicht so, dass sie nach calvinistischer Lehre auch nicht die Möglichkeit bekommen. Nach biblischer Lehre bekommt jeder Mensch die Möglichkeit, gerettet zu werden.
Darum ist das Buch des Lebens ein wirklich wunderbares Thema. Und...
Psalm 139: Die Entstehung des Menschen im Mutterleib
Wenn wir abschließend noch Psalm 139 betrachten, insbesondere Vers 17, lesen wir dort von David: In der alten Elberfelder Übersetzung heißt es: „Meinen Keim sahen deine Augen, und in dein Buch waren sie alle eingeschrieben.“
Bei „Keim“ steht in der alten Elberfelder Fußnote eigentlich „Knäuel ungeformte Masse“. Das hebräische Wort „Golem“ meint tatsächlich ein Knäuel. Hier sehen wir den Embryo in seiner frühesten Phase.
Heute wissen wir, wie ein Mensch entsteht. Es braucht die Eizelle, die sehr klein ist, aber von weitem als die Einzelle der Frau mit ihrem Erbgut erkennbar ist, und die Samenzelle des Mannes. Sobald diese beiden Zellen sich vereinigen, beginnt das Leben. Man nennt diese erste Zelle „Zygote“. Die Zygote teilt sich nach einiger Zeit in zwei Zellen, nach ein paar Stunden in vier Zellen. So geht es weiter, bis ein Knäuel von Zellen entsteht – rundlich, ein Knäuel. Dieses wandert durch den Eileiter und nistet sich dann in der Gebärmutter ein.
Die Entstehung des Lebens beginnt also nicht erst mit der Einnistung, sondern bereits bei der Zeugung. Die Einnistung ist nicht die Zeugung, die Zeugung ist schon vorher erfolgt.
Interessant ist, dass die Existenz der männlichen Samenzelle erst im 17. Jahrhundert entdeckt wurde, von einem Medizinstudenten unter dem Mikroskop. Das war eine große Überraschung, denn man wusste es vorher nicht. Ebenso war lange Zeit unbekannt, dass es eine weibliche Eizelle gibt.
Wissenschaftler glaubten dann, das sei alles. Mit ihren Mikroskopen – damals gab es noch keine Zeiss-Instrumente – schauten sie genauer hinein und meinten, ein kleines Männchen mit angezogenen Beinen zu erkennen. Bis ins 19. Jahrhundert glaubten Mediziner und Wissenschaftler an diesen sogenannten „Homunculus“ – ein kleines Männchen in der Zelle. Sie dachten, dieses Männlein wachse neun Monate heran und komme dann als Mensch zur Welt, etwa 50 cm groß und etwa drei Kilogramm schwer, männlich oder weiblich.
Die Bibel sagt jedoch schon vor dreitausend Jahren: „Meinen ungeformten Knäuel sahen deine Augen.“ Dreitausend Jahre im Voraus wusste David, dass dieser Embryo bereits im Buch Gottes eingeschrieben ist – von Grundlegung der Welt an.
Stellen wir uns vor, jemand bringt diesen Menschen um und behauptet, es sei gar kein Mensch. Doch Gott sagt, dieser ist eingeschrieben in sein Buch, das Buch des Lebens. „Ich will sein Leben.“
Natürlich weiß Gott, dass diese Lebenszeit oft nur 75 Tage betragen soll, wegen der Verantwortung des Menschen. Auch wenn ein Mensch ermordet wird, weiß Gott das voraus, ohne den Mord zu wollen. Aber es ist im Buch Gottes eingeschrieben.
Das macht das Thema Abtreibung viel dramatischer, wenn man wirklich sieht, was Gottes Wort über die Entstehung des Menschen im Mutterleib sagt.
Ein schönes Thema, denn David sagt in Vers 17: „Und wie köstlich sind mir deine Gedanken, o Gott, wie gewaltig ihre Summen! Wollte ich sie zählen, sie sind mehr als der Sand. Ich erwache und bin noch bei dir.“
Schon vorher, in Vers 14, sagt er: „Ich preise dich darüber, dass ich auf eine erstaunliche, ausgezeichnete Weise gemacht bin. Wunderbar sind deine Werke, und meine Seele weiß es sehr wohl.“
Dann sagt er weiter: „Nicht verborgen war mein Gebein vor dir, als ich gemacht wurde im Verborgenen.“ Zuerst ist eben dieser „Golem“, doch er entwickelt sich weiter. Es bilden sich Furchen, und dann entsteht auch die Knochenbildung.
David sagt, es war nicht verborgen. Gott hat gesehen, wie sich diese Knochen entwickelt haben. Die ursprüngliche Übersetzung war nicht ganz korrekt. Es heißt nämlich richtig: „gewirkt wie ein Stickwerk in den untersten Örtern der Erde.“
David vergleicht sich also mit einem Künstlerraum im Untergeschoss, wo ein wunderbarer Teppich gewoben wird. Der Vergleich von Teppich und Weben mit dem Körper ist sehr neuartig. Wir sprechen ja auch vom „Gewebe“ im Zusammenhang mit verschiedenen Zellen des Körpers, den Gewebezellen.
David beschreibt es als ein Stickwerk in den untersten Orten der Erde. Wer schaut dort schon zu, wie ein Künstler im Untergeschoss in einem dunklen Raum mit Licht webt? Das ist verborgen.
Und genau so ist es mit dem Mutterleib. Es ist ein Geheimnis. Heute gibt es Mittel, nach Jahrtausenden, mit denen man ein bisschen hineinschauen kann. Es gibt bessere Möglichkeiten als Ultraschall, bei denen man ganz klar fotografieren kann. Aber das sind Ausnahmefälle.
Auch mich hat damals niemand so gesehen – wie ein Stickwerk in den untersten Orten der Erde, ganz versteckt, diese neun Monate in diesem abgeschlossenen Raum.
So beschreibt David vor dreitausend Jahren, was man heute wissenschaftlich nur mit dem Kopf nicken kann: Ja, das stimmt. Und noch mehr – was die Wissenschaft nicht weiß: das mit dem Buch des Lebens.
Wenn wir das vor uns haben, bekommen wir eine ganz andere Haltung gegenüber Kindern im Mutterleib, gegenüber Kleinkindern und überhaupt gegenüber Menschen. Wir wissen: Gott will jeden Menschen, und er bietet jedem das Heil an. Darum müssen wir es auch jedem sagen, wo uns der Herr die Gelegenheit schenkt.
Deshalb heißt es in Johannes 3,16: „Denn so sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat.“ Nicht „die Ausserwelten“, sondern die Welt. Das ist die Botschaft der Bibel.
Schlusswort und Ausblick
Machen wir hier Schluss. Beim nächsten Mal widmen wir uns einem Spezialthema. Danach kommen wir zu Philadelphia und Laodizea. Das werden wir zusammen machen. Es ist ein ganz spannendes Thema, das uns alle tief berührt.
Es geht auch um das Thema der Freikirchen. Der Zerfall der Freikirchen in der heutigen Zeit wird dort eindrücklich dargestellt.
Ja, wir wollen noch beten.
Herr Jesus, wir danken dir, dass wir dein Wort haben, das ewig gültig ist. In deinem Wort dürfen wir die Gedanken des Vaters finden. Wir dürfen deine Herrlichkeit erkennen und die Pläne Gottes mit dieser Welt – und auch mit uns.
Hilf uns, Herr Jesus, dass das, was wir heute gesehen haben, nicht einfach Theorie bleibt. Lass es in unseren Herzen ein kostbarer Schatz sein. Lass es sich auswirken auf unser Leben und unser Verhalten. Gib uns Eifer für die Mission, damit wir die Menschen in unserer Umgebung und an den Orten, wohin du uns führst, mit einer frohen Botschaft erreichen können – jetzt, wo noch Gnade ist.
Wir danken dir für deine Gnade. Wir danken dir, dass du ein Gott bist, der will, dass alle errettet werden. Nicht nur das – du möchtest, dass sie im Glauben wachsen und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen. Amen.