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Chronologie im Neuen Testament, Teil 1/2

Chronologie im Neuen Testament, Teil 1/2
16.09.2017
SERIE - Teil 1 / 2Chronologie im Neuen Testament

Einführung und Überblick zur Chronologie des Alten Testaments

Guten Morgen, ich möchte alle herzlich zu diesem Bibelstudientag begrüßen. Heute steht das Thema „Zur Chronologie des Neuen Testaments“ im Mittelpunkt.

Zunächst möchte ich im ersten Teil einige Vorbemerkungen zur Chronologie des Alten Testaments machen. Dieses Thema habe ich bereits an einem früheren Bibelstudientag ausführlich behandelt. Dabei ging es um das Phänomen, dass sich durch das gesamte Alte Testament ein zusammenhängendes chronologisches System zieht. Es enthält Jahreszahlen von Anfang an – von der Schöpfung über die Sintflut bis hin zu Abraham und die gesamte Geschichte des Volkes Israel im Alten Testament.

Das Erstaunliche daran ist: Manchmal könnte man auf die Idee kommen, die chronologische Linie bricht an einer Stelle ab, weil gewisse Zahlenangaben fehlen. Doch diese Zahlen findet man anderswo in der Bibel wieder. Am Ende ergibt sich eine lückenlose Chronologie, die sich durch das ganze Alte Testament hindurchzieht.

Das ist an sich schon etwas ganz Spezielles und Einzigartiges in der antiken Literatur. Noch dazu stimmen alle Zahlen in sich überein und sind widerspruchsfrei. Keine einzige Zahl muss als angeblicher Abschreibfehler ignoriert werden.

Allerdings ist es so, dass in den gängigen Lexika, Bibellexika und Kommentaren bei den üblichen Chronologien oft gewisse Zahlen ignoriert werden. Das liegt daran, dass man diese Zahlen nicht mit den anderen zusammengebracht hat. Diese Vorgehensweise hat natürlich Auswirkungen. Dadurch wurde die Chronologie etwas verändert. Das führte auch dazu, dass die Übereinstimmung zwischen säkularer Archäologie und biblischer Chronologie problematisch war.

Wir haben damals gesehen: Die strikte Chronologie kann wirklich alle Zahlen ernst nehmen. Alle Zahlen stimmen, und alle ergeben zusammen eine widerspruchsfreie Chronologie. Es gibt allerdings einige Schwierigkeiten, die man lösen muss. Diese sind jedoch lösbar.

Die Chronologie des Alten Testaments sowie die Chronologie der Könige Israels und Judas kann man als Excel-Tabelle auf meiner Homepage im Internet herunterladen.

Veröffentlichungen und Übereinstimmung mit der Archäologie

Bei Edition Nehemia ist das Studienbüchlein „Erlöst nach 4151 Jahren“ neu erschienen, allerdings unter einem etwas anderen Titel. Der Inhalt ist jedoch derselbe. Bei Innercube ist zudem die Chronologie des Alten Testaments nach meiner Chronologie erschienen. In absehbarer Zeit werde ich ein neues Buch schreiben, in dem ich diese Chronologie erkläre – allerdings im Zusammenhang mit der säkularen Archäologie. Das ist wirklich beeindruckend!

Diese Chronologie ist in sich schlüssig und stimmt auf der anderen Seite mit der säkularen Archäologie überein. So passen die Funde zu den Israeliten in Ägypten genau zur Zeit von Joseph in Ägypten, dann zu den Israeliten als Sklaven in Ägypten und schließlich zum Auszug aus Ägypten im Jahr 1606 v. Chr. Auch die Eroberung Jerichos im Jahr 1566 v. Chr. stimmt mit den Zahlen der säkularen Archäologie überein. Damit sind die bisherigen Probleme, die als Argumente gegen die Bibel angeführt wurden, gelöst.

Daher kann man das Buch von Israel Finkelstein „Keine Posaunen vor Jericho“ getrost ignorieren. Es ist unbrauchbar und wird bald vergessen sein. Es gab Posaunen vor Jericho – man muss nur die richtige Chronologie verwenden, dann passt alles wunderbar. Die strikte Chronologie löst also alle Probleme im zweiten Jahrtausend vor Christus. Dabei geht es nicht nur um Joseph in Ägypten und das Sklavenvolk Israel, sondern auch um den früh angesetzten Exodus um 1606 v. Chr., die Eroberung Jerichos und auch die Eroberung von Sichem, Chatzor, Tel Dan und so weiter. Alles passt zusammen.

Einige wichtige Eckdaten dieser strikten Chronologie sind: Die Geburt Abrahams in Ur und Chaldea fällt auf 2111 v. Chr. Joseph als Herrscher in Ägypten wird in die Zeit von 1830 bis 1750 v. Chr. datiert. Dort findet man auch seinen Palast in Ramses-Stadt, in Avaris, sowie die Gräber seiner elf Brüder im Garten und sogar sein Pyramidengrab – alles ist vorhanden.

Die Eroberung Jerichos fällt exakt auf 1566 v. Chr. Die Mauern, die laut biblischer Überlieferung durch Josua nach außen gefallen sind, kann man heute in Jericho sehen. Die Palästinenser haben dort in jüngerer Zeit eine Tafel angebracht, auf der ungefähr 1550 v. Chr. als Datum steht. Das ist ungefähr korrekt, denn genau ist es 1566 v. Chr. Wenn man jedoch nach Jericho kommt, erhält man von der palästinensischen Autonomiebehörde einen Flyer, in dem behauptet wird, man habe nichts von diesen Ereignissen gefunden und die biblischen Berichte passten nicht zur Archäologie. Das ist falsch! Man muss zuerst von der strikten Chronologie der Bibel hören, dann ist alles geklärt. So kann man nach Jericho gehen und die Bibel in ihrer Glaubwürdigkeit belegen.

Nach der dritten Chronologie dauerte die Richterzeit 450 Jahre, wie der Apostel Paulus in Apostelgeschichte 13 angibt, nämlich von 1566 bis 1096 v. Chr. Danach folgt die Zeit der Könige über die zwölf Stämme – Saul, David, Salomo. Die Bibel sagt, dass jede Herrschaft jeweils 40 Jahre dauerte. Das führt uns von 1096 auf 956 v. Chr. Danach folgt die Zeit der Könige von der Reichsteilung bis zum Untergang Jerusalems, die exakt 390 Jahre umfasst. In meiner Excel-Tabelle kann man nachsehen, wie diese Zahlen zusammengefügt werden und wie man genau auf diese 390 Jahre kommt, die ausdrücklich in Hesekiel 4 erwähnt werden.

Ich möchte diese Stelle gleich vorlesen, denn sie wird heute Morgen noch öfter erwähnt. Hesekiel 4, Vers 4: „Und du, du Ezekiel, lege dich auf deine linke Seite und lege darauf die Ungerechtigkeit des Hauses Israel.“ Das sind die zehn Stämme, die als Haus Israel bezeichnet werden, im Gegensatz zum Haus Juda. „Nach der Zahl der Tage, die du darauf liegst, sollst du ihre Ungerechtigkeit tragen. Denn ich habe dir die Jahre ihrer Ungerechtigkeit zu einer Anzahl Tage gemacht, 390 Tage, und du sollst die Ungerechtigkeit des Hauses Israel tragen. Und hast du diese vollendet, so lege dich zum Zweiten auf deine rechte Seite und trage die Ungerechtigkeit des Hauses Juda.“ Das sind die zwei Stämme im Süden, Juda und Benjamin. Ab der Reichsteilung gab es diese Trennung Israels in das Haus Israel mit zehn Stämmen und das Haus Juda mit zwei Stämmen. „Trage die Ungerechtigkeit des Hauses Juda 40 Tage, je einen Tag für ein Jahr habe ich dir auferlegt.“

Im Weiteren geht es bei Hesekiel um die Zerstörung Jerusalems. Diese erfolgte 390 Jahre nach der Reichsteilung, die eng mit dem Thema Götzendienst zusammenhängt. Die zehn Stämme verfielen von Anfang an dem Götzendienst und hielten daran ohne Ausnahme bis zum Untergang des Nordreiches im Jahr 722 v. Chr. fest. Ich werde im Folgenden noch zeigen, wie es bis zur Zerstörung Jerusalems weitergeht, möchte aber jetzt nicht vorausgreifen.

Wir werden auch sehen, was die 40 Jahre für Juda im Zusammenhang mit der Zerstörung Jerusalems bedeuten. Vorweggenommen: Die 390 Jahre führen zur Zerstörung Jerusalems durch Nebukadnezar, und die 40 Jahre der Ungerechtigkeit Judas bringen uns zur Zerstörung Jerusalems im Jahr 70 n. Chr. durch die Römer, und zwar 40 Jahre nach der Verwerfung des Messias. Dazu später mehr.

Ein weiteres wichtiges Datum ist der Erlass zum Wiederaufbau Jerusalems bei Nehemia im Jahr 445 v. Chr. Damit ist klar, worum es bisher ging: Erstens gibt es ein chronologisches System durch das ganze Alte Testament hindurch. Zweitens passt die strikte Chronologie wunderbar mit der Archäologie im zweiten und ersten Jahrtausend vor Christus zusammen. Drittens haben wir nun einige wichtige Eckdaten des Alten Testaments, die absolut klar sind.

Kommen wir nun zu einem weiteren grundlegenden Thema für die Chronologie des Alten und Neuen Testaments. Der große Schnittpunkt zwischen außerbiblischer Geschichte, säkularer Archäologie und der Bibel ist die Zerstörung Jerusalems durch Nebukadnezar im Jahr 586 v. Chr. In 2. Könige 25,8 und Jeremia 52,12 wird uns mitgeteilt, dass das neunzehnte Jahr von Nebukadnezar das Jahr der Zerstörung Jerusalems war. Dies wird in 2. Könige 25,2 und Jeremia 20,5 mit dem elften Jahr von Zedekia, dem letzten König von Juda, gleichgesetzt. Dieses Datum entspricht in der säkularen Archäologie dem Jahr 586 v. Chr.

Ganz wichtig: Dieses Datum wird durch mehr als dreißig astronomische Angaben gestützt. Das heißt, es gibt Angaben über den Mond und die Position von fünf Planeten. Besonders erwähnenswert sind die zeitgenössische Keilschrifttafel von Nebukadnezar, die sogenannte Adad-Happe-Inschrift, und zweitens die Inschrift Vat 4956 sowie der sogenannte Nabonid-Zylinder Nr. 18. Diese Angaben über Astronomie ermöglichen eine einfache Rückrechnung mit dem Computer. So lässt sich im Zusammenhang mit den Jahreszahlen im Leben Nebukadnezars festmachen, dass sein neunzehntes Jahr das Jahr 586 v. Chr. ist, was dem elften Jahr von Zedekia entspricht.

Von diesem Eckpunkt aus können wir die biblischen Zahlen zurückrechnen und weiterrechnen bis ins Neue Testament. Das ist der entscheidende Schnittpunkt zwischen biblischer und außerbiblischer Zeitrechnung und Chronologie. Das führt uns nun zu den 69 Jahrwochen Daniels, die die Brücke zum Neuen Testament darstellen.

In Daniel 9,25 lesen wir: „Diese Prophetie wurde Daniel gegeben im Jahr 539 v. Chr., als Jerusalem ein Trümmerhaufen war. So wisse denn und verstehe: Vom Ausgehen des Wortes, Jerusalem wiederherzustellen und zu bauen, bis auf den Messias, den Fürsten, sind sieben Jahrwochen und zweiundsechzig Jahrwochen.“ Hier wird beschrieben, wie man berechnen kann, wann der Messias, der verheißene Erlöser, kommen soll.

Der Ausgangspunkt ist das Ausgehen des Wortes, Jerusalem wiederherzustellen und zu bauen. Das entspricht dem Erlass zum Wiederaufbau Jerusalems, den wir in Nehemia 2 finden. Dieser wird dort in der Bibel auf Nissan im zwanzigsten Jahr von Xerxes datiert, also 445 v. Chr. Die biblischen jüdischen Monate liegen dabei stets zwischen zwei Monaten unserer Zeitrechnung. Nissan fällt ungefähr auf Mitte März bis Mitte April, weshalb ich hier März/April 445 v. Chr. geschrieben habe.

Der Endpunkt ist das Kommen des Messias, des Fürsten – nicht als Baby in der Krippe, sondern als Fürst. An Palmsonntag ritt Jesus als Fürst nach Jerusalem ein. Dieses Datum lässt sich aus den Evangelien ermitteln, speziell in Johannes 12. Es fällt ebenfalls in den Passamonat Nissan, also März oder April, und zwar im Jahr 32 n. Chr.

Diese Berechnung basiert auf Lukas 3,1, wo gesagt wird, dass im fünfzehnten Regierungsjahr Kaiser Tiberius' Johannes der Täufer seinen Predigtdienst begann. Dort ließ sich Jesus taufen und begann seinen öffentlichen Dienst. Tiberius übernahm die Herrschaft in Rom nach dem Tod Kaiser Augustus' im August 14 n. Chr., was das Jahr 29 ergibt. Aus Lukas 13,6-9 erfahren wir, dass Jesu Dienst drei Jahre dauerte, was uns auf das Jahr 32 bringt.

Zwischen dem Erlass von 445 v. Chr. und dem Kommen des Messias 32 n. Chr. liegen also sieben und 62 Jahrwochen. Auf der nächsten Seite befindet sich eine Grafik, die dies verdeutlicht: Zuerst sieben Jahrwochen, dann 62 Jahrwochen. Die ersten sieben beziehen sich auf den Wiederaufbau Jerusalems, bis die Stadt vollständig aufgebaut war. Danach folgen die 62 Jahrwochen, am Ende derer der Messias als Fürst kommen sollte.

Wichtig ist die Erklärung, was eine Jahrwoche bedeutet. Das hebräische Wort „Shavua“ kann auch Woche bedeuten und hängt mit „Sheva“, sieben, zusammen. „Shavua“ ist eine Siebener-Einheit. In jeder Rabbinerbibel, etwa in Daniel 9, findet man den hebräischen Text mit mittelalterlichen Kommentaren, besonders von Raschi, einem der größten Ausleger. Raschi erklärt, dass „Shavua“ in der Mehrzahl „Shavuim“ Wochen von Jahren bedeutet, also nicht eine Woche von sieben Tagen, sondern eine Woche von sieben Jahren.

Die israelitische Landwirtschaft folgte einem Siebenjahreszyklus, dem Sabbatjahr, in dem nicht gesät oder angebaut wurde, damit sich das Land erholen konnte. Dieses Denken in Siebenjahrzyklen war im Judentum üblich.

Zusammengefasst: Die 69 Jahrwochen entsprechen 69 mal 7 Jahren. Die prophetischen Jahre der Bibel sind jedoch Jahre von 360 Tagen. Das wird beispielsweise in Offenbarung 11 deutlich, wo die 70. Jahrwoche Daniels behandelt wird. Dort sind sieben Jahre in zwei Hälften von dreieinhalb Jahren aufgeteilt, was 1260 Tagen entspricht. 1260 geteilt durch 3,5 ergibt 360. Es wird auch 42 Monate genannt, was einem Monat von 30 Tagen entspricht.

Der biblisch-jüdische Kalender ist eine Mischung aus Mond- und Sonnenjahr. Das Mondjahr muss immer wieder nach dem Sonnenjahr korrigiert werden, da die Monate nach dem Mondstand berechnet werden, die Feste wie Pessach und das Erstlingsfest jedoch genau mit der Gersten- bzw. Weizenernte zusammenfallen müssen. Daher wird in der Prophetie ein Jahr von 360 Tagen als Mittelwert genommen.

Rechnet man 69 mal 7 mal 360 Tage, kommt man auf 173.040 Tage. Das Wunderbare ist, dass sich diese 173.040 Tage perfekt zwischen März/April 445 v. Chr. und März/April 32 n. Chr. einfügen lassen. Der Palmsonntag fiel im Jahr 32 auf den 6. April, und 173.040 Tage davor liegt der 14. März 445 v. Chr. – genau der erste Nissan, an dem der Erlass zum Wiederaufbau Jerusalems gegeben wurde. Von diesem Zeitpunkt an konnte man berechnen, wann der Messias kommen würde.

Diese Berechnung habe ich ausführlich in meinem Buch „Jerusalem – Hindernis für den Weltfrieden“ ab Seite 34 dargestellt. In Daniel 9,25b heißt es: „Straßen und Gräben werden wiederhergestellt und gebaut werden, und zwar in Drangsal der Zeiten.“ Dies kann man in Nehemia 2,3-4 nachlesen. Während des Wiederaufbaus gab es dauernde militärische Bedrohungen. Zunächst wurden die Stadtmauern errichtet, danach begann der eigentliche Häuser- und Straßenbau innerhalb der Stadt. Daher steht hier, dass Straßen und Gräben in Drangsal der Zeiten wiederhergestellt und gebaut werden. Dies bezieht sich auf die ersten sieben Jahrwochen.

Die Prophetie geht weiter in Vers 26: „Nach den 62 Jahrwochen wird der Messias ausgerottet oder weggetan werden und nichts haben.“ Wenn man das Schema betrachtet, sieht man zuerst die sieben Jahrwochen, dann die 62 Jahrwochen, und genau am 173. Tag kam Jesus als Fürst nach Jerusalem. Fünf Tage später war Karfreitag. Die Menge vor Pilatus schrie, dass er gekreuzigt werden solle. So erfüllte sich nach den 62 Jahrwochen, dass der Messias fünf Tage später ausgerottet oder weggetan wurde und nichts hatte. Er hat kein Friedensreich errichtet, sondern wurde gekreuzigt.

Auf der nächsten Seite des Skripts heißt es: „Und das Volk des kommenden Fürsten wird die Stadt und das Heiligtum zerstören.“ Das hat sich im Jahr 70 n. Chr. erfüllt, als die Römer – das Volk des kommenden Fürsten – Jerusalem und den zweiten Tempel dem Erdboden gleichmachten. So hat sich jedes Wort in Daniel genau erfüllt.

Über diese Jahrwochen haben wir die Brücke vom Alten Testament zur Chronologie des Neuen Testaments geschlagen. Das wichtige Jahr 32, das Jahr von Palmsonntag, dem triumphalen Einzug nach Jerusalem und der Kreuzigung des Messias, steht zentral in den Evangelien. Von hier aus haben wir einen neuen Fixpunkt, um alle Jahreszahlen im Neuen Testament aufeinander aufzubauen.

Kommen wir nun viertens zum Datum der Geburt des Messias Jesus. Es ist wichtig, diesen kleinen Abschnitt zur Hand zu nehmen. Wir haben ermittelt, dass Jesus Christus an Palmsonntag 32 n. Chr. als Fürst nach Jerusalem einzog. Damit können wir beweisen, dass er der verheißene Messias des Alten Testaments ist.

Man könnte einwenden, dass orthodoxe Juden nicht daran glauben. Tatsächlich glauben die Orthodoxen heute nicht alle daran. Es gibt jedoch auch messianische Juden, weltweit etwa 150.000, die sehr wohl glauben, dass Jesus der Messias ist. Für sie spielt Daniel 9 eine zentrale Rolle, um zu erkennen, dass Jesus von Nazaret wirklich der Messias ist.

Man kann also nicht einfach fragen, warum Juden nicht glauben, wenn es so klar in der Bibel steht. Es gibt Juden, die glauben, und solche, die nicht glauben, wie orthodoxe Juden, säkulare Juden, Atheisten und Agnostiker. Das ist vergleichbar mit der Schweiz: Warum glauben nicht alle Schweizer an Jesus Christus, wenn die Prophetie so klar ist? Es gibt Schweizer, die glauben, und solche, die nicht glauben.

Im orthodoxen Judentum musste man zu Daniel 9 Stellung nehmen. Einer der größten Rabbiner des Mittelalters, Mosche ben Maimon (Moses Maimonides), lebte um 1200 und schrieb einen Brief an die Gemeinde in Jemen, die Probleme mit einem falschen Messias hatte. Dieser Brief heißt „Igeret Hateman“, der Brief an Jemen. Darin schreibt er, dass Daniel die Wissenschaft der Zahlen offenbarte, die jedoch verborgen sei, weil die Weisen – die alten Rabbiner – gesagt hätten, man solle diese Zahlen nicht nachrechnen. Andernfalls würde man den einfachen Leuten ein Ärgernis bereiten, eine Schlinge, in die sie fallen könnten, wenn sie feststellen, dass die Zeiten abgelaufen sind und der Messias nicht gekommen ist.

Er schreibt weiter, dass die Weisen gebetet hätten, dass, wer diese Zahlen doch nachrechnet, seine Rechnung zunichte werde und sein Gebet zerbreche. Ich habe diese Berechnungen immer wieder überprüft und komme stets zum gleichen Ergebnis. Es geht mir gemütsmäßig gut, und die Rechnung steht.

Ich habe erlebt, wie ein junger Christ, der überzeugt war, mir erzählte, dass er früher Zweifel gehabt habe, diese aber durch das Verständnis der Jahrwochen Daniels besiegt wurden. Das kann wirklich eine Hilfe sein, um zu erkennen, dass unser Glaube kein Gefühl oder Sprung ins Dunkle ist, sondern bewiesen werden kann.

Im Neuen Testament lesen wir, dass der Apostel Paulus nach seiner Bekehrung in der Synagoge von Damaskus predigte und die Juden dort „außer Fassung brachte, indem er bewies, dass dieser der Christus ist“ (Apostelgeschichte 9,22). „Christus“ ist griechisch für das hebräische „Messias“. Das ist ein Schock für manche Christen, die behaupten, Glauben könne man nicht beweisen. Die Bibel zeigt jedoch, dass man das sehr wohl kann – mit so starken Argumenten, dass man orthodoxe Juden wirklich außer Fassung bringt.

Die meisten Orthodoxen kennen diese Stelle in Daniel nicht, weil am Sabbat weltweit immer die gleichen Abschnitte in allen Synagogen gelesen werden. Es gibt ein Verzeichnis, die Haftarah, mit dem Ziel, in einem Jahr alle fünf Bücher Mose durchzulesen. Zu jedem Toraabschnitt gibt es eine Lesung aus den Propheten, aber Daniel 9 ist darin nicht enthalten. Man kommt nur persönlich an Daniel 9 heran, wenn man das gesamte Alte Testament zuhause liest, was viele nicht tun. Viele lesen hauptsächlich Kommentare und den Talmud. Das ist ein echtes Problem.

Man kann also genau wie Paulus in Apostelgeschichte 9 die Leute „außer Fassung bringen“, wenn man diese Argumente vorbringt und vorrechnet. Es ist so überzeugend, dass messianische Juden dadurch zum Glauben kommen, aber nicht alle. Ich hatte zum Beispiel einen jüdischen Mitschüler, der sagte, er würde auch nicht glauben, selbst wenn alles stimmt. Damit ist klar: Es ist nicht ein intellektuelles Problem, wenn jemand sagt, er könne nicht glauben, sondern die Frage ist, ob man sich bekehren, vor Gott demütigen, seine persönliche Schuld bekennen und um Vergebung bitten will. Wenn man das nicht will, dann glaubt man nicht, auch wenn alle Hindernisse aus dem Weg geräumt sind.

So gibt es Schweizer, die glauben, und Schweizer, die nicht glauben; Juden, die glauben, und Juden, die nicht glauben; Deutsche, die glauben, und Deutsche, die nicht glauben. Die Fakten sind da, und wir sollten sie auf den Tisch legen. Es ist wichtig, dieses Schema und die Stelle auswendig zu lernen, um in Diskussionen, etwa am Flughafen vor dem Abflug nach Tel Aviv, diese Argumente vorbringen zu können. Man sollte die „Munition“ dabei haben.

Ermittelt man die 69 Jahrwochen vom Jahr 445 v. Chr. aus der alttestamentlichen Chronologie, gelangt man in die neutestamentliche Zeit. Nun stellt sich die Frage: Wie alt war Jesus, als er nach Jerusalem einzog? Im Bibeltext ist klar, dass er nicht ganz 33 Jahre alt war.

So können wir die Geburt Jesu berechnen: knapp 33 Jahre zurück führt uns ins Jahr 2 v. Chr. nach geschichtlicher Zählung und ins Jahr 1 v. Chr. nach astronomischer Zählung. Ich werde gleich erklären, warum es diesen Unterschied von einem Jahr gibt.

Viele sagen, die Geburt Jesu sei schwer genau zu bestimmen. Manche vermuten 7 v. Chr., andere 11 oder 12 v. Chr. Ein Grund dafür ist, dass 11/12 v. Chr. der Komet Halley erschien. Einige dachten, der Stern von Bethlehem sei ein Komet gewesen. Deshalb gibt es Weihnachtsdarstellungen mit einem Kometen, einem Stern mit Schweif. Das griechische Wort „Komet“ bedeutet eigentlich „langes Frauenhaar“ und hängt mit dem Ausdruck in 1. Korinther 11 für das lange Haar der Frau zusammen.

Andere vermuten, dass der Astronom Kepler berechnet hat, dass 7 v. Chr. Jupiter und Saturn eine Konjunktion hatten. Wenn zwei Planeten an einem Punkt stehen, sieht das wie ein neuer großer Stern aus. Das wäre der Stern von Bethlehem gewesen. Allerdings stimmt das nicht: Erstens war es kein Komet, denn Matthäus 2 benutzt das griechische Wort „Aster“ für Stern, nicht „Komet“. Zweitens hätte man „Planetes“ (Wandelstern) verwenden können, wenn es Jupiter und Saturn gewesen wären, aber das tat Matthäus nicht. Drittens zeigte eine Computersimulation, dass die Planeten 7 v. Chr. nicht so nahe zusammenstanden, dass sie als ein heller Punkt erschienen wären. Sie kamen dreimal nahe, aber der Abstand war immer noch deutlich sichtbar.

Was wir aber wissen, steht in Lukas 2: „Es geschah aber in jenen Tagen, dass eine Verordnung vom Kaiser Augustus ausging, den ganzen Erdkreis einzuschreiben.“ Kaiser Augustus herrschte von 27 v. Chr. bis 14 n. Chr. Viele dachten, es handele sich um eine Steuereinschreibung. Unter Kaiser Augustus gab es drei Steuereintreibungen: 9-8 v. Chr., 7-6 v. Chr. und 13-14 n. Chr. Das passte zur Theorie von Kepler, aber es gibt noch mehr zu beachten.

 Am 5. Februar 2 v. Chr. gab es ein großes Jubiläum: Augustus wurde zum Pater Patriae, Vater des Vaterlandes, ausgerufen. Das war sein 25-jähriges Jubiläum als Kaiser, der den ungewöhnlichen Frieden ins römische Reich gebracht hatte – die Pax Romana. Im gesamten römischen Reich konnte man reisen, ohne Angst vor Kriegen zu haben. Das Reich erstreckte sich über Europa, Afrika und sogar Asien, darunter Israel.

Augustus wurde als Friedenskaiser zum Vater des Vaterlandes ernannt, und jeder musste einen Treueeid leisten, also seine Loyalität gegenüber Rom bekunden. Das bedeutete nicht, dass man den Kaiser anbeten musste, aber die Treue wurde in Listen erfasst.

In Lukas 2,2 lesen wir, dass die Einschreibung erst geschah, als Kyrenius Landpfleger von Syrien war. Alle gingen hin, um sich einzuschreiben, jeder in seine Stadt. Joseph aus Nazaret ging nach Judäa in Davids Stadt, Bethlehem, weil er aus dem Haus und Geschlecht Davids war. Er ließ sich mit Maria, seiner verlobten Frau, die schwanger war, einschreiben.

Das griechische Wort für Einschreibung ist hier „Apographä“, was allgemein eine Liste bedeutet, nicht unbedingt eine Steuerliste. Der typische Ausdruck für Steuerliste wäre „Apotimesis“, der aber in den Evangelien nicht verwendet wird. Daher könnte es sich um die Liste handeln, in der der Treueid erfasst wurde.

Es gibt mehrere antike Schriftsteller, die die Geburt Jesu auf das Jahr 2 v. Chr. datieren: Clemens von Alexandria (150-215 n. Chr.), Iulius Africanus (160-240 n. Chr.), Tertullian (160-220 n. Chr.), Hippolytus (170-236 n. Chr.), Origenes, Eusebius und Hieronymus. Alle sind sich einig, dass die Geburt Jesu 2 v. Chr. stattfand. Das passt auch zum Jubiläum von Kaiser Augustus.

Ein anderer Ansatz: In Lukas 1 wird erzählt, wie Zacharias, der Vater von Johannes dem Täufer aus der Priesterklasse Abija (Lukas 1,5), Dienst im Tempel hatte. Die Priesterklasse Abia war die achte von 24 Klassen nach 1. Chronika 24. Jede Klasse hatte eine Woche Dienst in Jerusalem, von Sabbat zu Sabbat. So konnte man mit zweimaligem Dienst im Jahr 48 Wochen abdecken. Bei großen Festen wie Pessach, Pfingsten und Laubhütten traten alle 24 Klassen an.

Zacharias aus der achten Klasse diente etwa Mitte Mai, da das religiöse Jahr im Monat Nissan beginnt, also Mitte März. Nach acht Wochen, inklusive der Passawoche in der Mitte von Nissan, kommen wir auf etwa Mitte Mai.

Im Tempel erschien der Engel Gabriel und kündigte Zacharias an, dass seine Frau Elisabeth schwanger werden würde (Lukas 1,24). Sechs Monate später wurde Maria schwanger (Lukas 1,26,36,39,42). Das bedeutet, Maria wurde im November schwanger, und neun Monate später, also etwa Ende August des folgenden Jahres, wurde Jesus geboren – nicht im Dezember.

Das wird nach der Pause noch klarer. Nun machen wir eine Viertelstunde Pause.

Die Chronologie der Richter- und Königszeit

Nach der dritten Chronologie dauerte die Richterzeit 450 Jahre, wie der Apostel Paulus in Apostelgeschichte 13 sagt, nämlich von 1046 bis 1096 vor Christus. Danach folgt die Zeit der Könige über die zwölf Stämme: Saul, David, Salomo. Die Bibel sagt, jedes Mal war es eine Herrschaft von vierzig Jahren. Das bringt uns also von 1096 auf 956 vor Christus.

Dann beginnt die Zeit der Könige von der Reichsteilung bis zum Untergang Jerusalems, das sind exakt 390 Jahre. In meiner Excel-Tabelle kann man nachsehen, wie man diese Zahlen zusammenrechnet und genau auf diese 390 Jahre kommt, die ausdrücklich in Hesekiel 4 erwähnt werden. Ich möchte diese Stelle gleich aufschlagen, denn von ihr wird heute Morgen noch mehr die Rede sein.

 Hesekiel 4, Vers 5 (ich lese bereits ab Vers 4):
„Und du, du Ezekiel, lege dich auf deine linke Seite und lege darauf die Ungerechtigkeit des Hauses Israel.“ Das sind die zehn Stämme, die als Haus Israel bezeichnet werden, im Gegensatz zum Haus Juda. Nach der Zahl der Tage, die du darauf liegst, sollst du ihre Ungerechtigkeit tragen. Denn ich habe dir die Jahre ihrer Ungerechtigkeit zu einer Anzahl Tage gemacht, 390 Tage, und du sollst die Ungerechtigkeit des Hauses Israel tragen. Hast du diese vollendet, so lege dich zum Zweiten auf deine rechte Seite und trage die Ungerechtigkeit des Hauses Juda, das sind die zwei Stämme im Süden, Juda und Benjamin.

Ab der Reichsteilung gab es diese Trennung Israels in das Haus Israel mit zehn Stämmen und das Haus Juda mit zwei Stämmen. Trage die Ungerechtigkeit des Hauses Juda vierzig Tage, je einen Tag für ein Jahr, habe ich dir auferlegt.

Im Weiteren geht es in Hesekiel um die Zerstörung Jerusalems. Die Zerstörung Jerusalems kam 390 Jahre nach der Reichsteilung. Dies steht in engem Zusammenhang mit dem Thema Götzendienst. Die zehn Stämme waren von Anfang an dem Götzendienst verfallen und zogen das ohne Ausnahme bis zum Untergang des Nordreiches im Jahr 722 v. Chr. durch. Ich werde noch zeigen, wie das weitergeht bis zur Zerstörung Jerusalems. Doch ich möchte noch nicht vorausgreifen.

Wir werden sehen, was die vierzig Jahre für Juda im Zusammenhang mit der Zerstörung Jerusalems bedeuten. Vorweggenommen: Die 390 Jahre führen uns zur Zerstörung Jerusalems durch Nebukadnezar, und die 40 Jahre der Ungerechtigkeit Judas bringen uns zur Zerstörung Jerusalems im Jahr 70 nach Christus durch die Römer, und zwar 40 Jahre nach der Verwerfung des Messias. Davon wird später noch mehr die Rede sein.

Ein weiteres wichtiges Datum ist der Erlass zum Wiederaufbau Jerusalems bei Nehemia im Jahr 445 v. Chr. Damit man sich im Klaren ist, worum es bisher geht: Erstens betone ich, dass es ein chronologisches System durch das ganze Alte Testament hindurch gibt. Zweitens passt die strikte Chronologie wunderbar mit der Archäologie im zweiten und ersten Jahrtausend vor Christus zusammen. Drittens haben wir hier ein paar wichtige Eckdaten des Alten Testaments, die nun absolut klar sind.

Nun wenden wir uns einem weiteren grundlegenden Thema für die Chronologie des Alten und Neuen Testaments zu: Der große Schnittpunkt zwischen außerbiblischer Geschichte, säkularer Archäologie und der Bibel ist die Zerstörung Jerusalems durch Nebukadnezar im Jahr 586 v. Chr. In 2. Könige 25,8 und Jeremia 52,12 wird uns mitgeteilt, dass das neunzehnte Jahr von Nebukadnezar das Jahr der Zerstörung Jerusalems war. Dieses Jahr wird gleichgesetzt mit dem elften Jahr von Zedekia, dem letzten König von Juda (2. Könige 25,2; Jeremia 20,5). Das entspricht in der säkularen Archäologie dem Jahr 586 v. Chr.

Dieses Datum wird durch mehr als dreißig astronomische Angaben gestützt, das heißt Angaben über den Mond und die Position von fünf Planeten. Ganz wichtig sind hier die zeitgenössische Keilschrifttafel von Nebukadnezar, die sogenannte Adad-Happe-Inschrift, sowie die Inschrift Vat 4956 und der sogenannte Nabonid-Zylinder Nr. 18. Diese Angaben über Astronomie erlauben es, mit dem Computer sehr einfach zurückzurechnen, sodass man im Zusammenhang mit den Jahreszahlen im Leben von Nebukadnezar festmachen kann, dass sein neunzehntes Jahr das Jahr 586 v. Chr. ist. Das ist gleichzeitig das elfte Jahr von Zedekia.

Von diesem Eckpunkt können wir also die biblischen Zahlen zurückrechnen und von dort aus weiterrechnen, und wir werden sehen, wie sich das bis ins Neue Testament fortsetzt. Das ist der entscheidende Schnittpunkt zwischen biblischer und außerbiblischer Chronologie.

Das führt uns nun zu den 69 Jahrwochen von Daniel, die die Brücke zum Neuen Testament darstellen. In Daniel 9, Vers 25 lesen wir:
„Diese Prophetie wurde Daniel gegeben im Jahr 539 v. Chr., als Jerusalem ein Trümmerhaufen war. So wisse denn und verstehe: Vom Ausgehen des Wortes, Jerusalem wiederherzustellen und zu bauen, bis auf den Messias, den Fürsten, sind sieben Jahrwochen und zweiundsechzig Jahrwochen.“

Hier wird erklärt, wie man berechnen kann, wann der Messias, der verheißene Erlöser, kommen soll. Der Ausgangspunkt ist das Ausgehen des Wortes, Jerusalem wiederherzustellen und zu bauen. Das heißt, von dem Moment an, an dem ein Erlass ergeht, dass Jerusalem wieder aufgebaut werden soll, kann man rechnen. Dieser Erlass entspricht dem Erlass zum Aufbau Jerusalems, den wir in Nehemia 2 lesen. Dort wird das Datum auf Nissan, das zwanzigste Jahr von Xerxes, datiert, also 445 vor Christus. Die biblischen jüdischen Monate liegen immer zwischen zwei Monaten unserer Zeitrechnung, sodass Nissan etwa von Mitte März bis Mitte April fällt. Darum habe ich hier März/April 445 vor Christus geschrieben.

Der Endpunkt ist das Kommen des Messias, des Fürsten. Nicht als Baby in der Krippe, sondern als Fürst, als Jesus Christus an Palmsonntag, als er triumphal nach Jerusalem einzog. Dieses Datum können wir aus den Evangelien ermitteln. Es fällt auf einen Sonntag, beschrieben in Johannes 12, und liegt ebenfalls in der Passamona (Nisan), also März/April, im Jahr 32 nach Christus.

Diese Berechnung ergibt sich aus Lukas 3, Vers 1, wo gesagt wird, dass im fünfzehnten Regierungsjahr von Kaiser Tiberius Johannes der Täufer seinen Predigtdienst begann. Jesus ließ sich von ihm taufen und begann seinen öffentlichen Dienst. Tiberius übernahm die Herrschaft in Rom nach dem Tod Kaiser Augustus’, also ab August 14 nach Christus. Das entspricht dem Jahr 29. Aus Lukas 13,6-9 erfahren wir, dass der öffentliche Dienst Jesu in Israel drei Jahre dauerte, also kommen wir auf das Jahr 32.

Zwischen dem Erlass zum Wiederaufbau Jerusalems und dem Kommen des Messias liegt also eine Zeitepoche von sieben plus 62 Jahrwochen. Auf der nächsten Seite sieht man eine Grafik, die das deutlich macht: zuerst sieben Jahrwochen, dann 62 Jahrwochen. Die ersten sieben Jahrwochen beziehen sich auf den Wiederaufbau Jerusalems, bis die Stadt wieder vollkommen aufgebaut war. Dann folgen die 62 Jahrwochen, am Ende derer der Messias als Fürst kommen sollte.

Eine wichtige Erklärung: Was bedeutet Jahrwoche? Das hebräische Wort Shavua kann auch Woche bedeuten. Es hängt zusammen mit Sheva, was sieben heißt. Shavua ist eine Siebener-Einheit. In jeder Rabbinerbibel kann man Daniel 9 im hebräischen Text mit Kommentaren der mittelalterlichen Rabbiner nachlesen. Besonders wichtig ist Raschi, einer der größten Ausleger. Er erklärt, dass Shavuim (Plural von Shavua) Wochen von Jahren bedeutet, also nicht Wochen von sieben Tagen, sondern Wochen von sieben Jahren.

Die israelitische Landwirtschaft musste nach der Tora immer in einem Siebenjahreszyklus vollzogen werden. Alle sieben Jahre war Sabbatjahr, in dem man nicht säen und anbauen durfte, damit sich das Land erholen konnte. So war es im Judentum üblich, in Siebenjahrzyklen zu denken.

Der lange Rede kurzer Sinn: Die 69 Jahrwochen sind 69 mal sieben Jahre. Die prophetischen Jahre der Bibel sind immer Jahre von 360 Tagen. Das sieht man zum Beispiel in Offenbarung 11, wo die 70. Jahrwoche von Daniel behandelt wird. Das sind sieben Jahre, bevor der Messias als herrschender Fürst kommt. Dort wird erklärt, dass sieben Jahre aus zwei Perioden von dreieinhalb Jahren bestehen, insgesamt 1260 Tage. 1260 geteilt durch 3,5 ergibt 360. Es wird auch 42 Monate gleichgesetzt. In dieser Zählung ist ein Monat 30 Tage lang.

Das entspricht genau der Mitte zwischen Mond- und Sonnenjahr. Der biblisch-jüdische Kalender ist eine Mischung aus Mond- und Sonnenjahr. Das Mondjahr muss immer wieder nach dem Sonnenjahr korrigiert werden, da die Monate nach dem Mondstand gerechnet werden, die Feste aber mit der Gerstenernte oder der Weizenernte zusammenfallen müssen. Deshalb ist es eine Mischung, aber in der Prophetie wird die Mitte von Mond- und Sonnenjahr genommen, nämlich 360 Tage.

Nun kann man rechnen: 69 mal 7 mal 360 Tage ergibt 173.040 Tage. Wunderbar lässt sich diese Zeitspanne von März/April 445 vor Christus bis März/April 32 nach Christus einfügen. Der Palmsonntag fiel im Jahr 32 auf den 6. April. Von dort zurückgerechnet 173.040 Tage trifft auf den 14. März 445 v. Chr., den ersten Nissan, also das Neujahr und gleichzeitig den großen Tag, an dem der Erlass gegeben wurde, Jerusalem wieder aufzubauen. Von dort an konnte man rechnen, wann der Messias kommen würde.

Ich habe das ausführlich dargestellt. Wer das im Detail auch nachrechnen möchte, findet es in meinem Buch „Jerusalem – Hindernis für den Weltfrieden“, ab Seite 34.

In Daniel 9,25b heißt es: „Straßen und Gräben werden wiederhergestellt und gebaut werden, und zwar in Drangsal der Zeiten.“ Das bezieht sich auf die ersten sieben Jahrwochen. In Nehemia 2,3-4 lesen wir, dass es dauernde militärische Bedrohungen für Israel gab, während zunächst die Stadtmauern aufgebaut wurden. Als die Stadtmauern fertig waren, begann man erst richtig mit dem Häuser- und Straßenbau innerhalb der Stadt.

Die Prophetie geht weiter in Vers 26: „Und nach den 62 Jahrwochen wird der Messias ausgerottet oder weggetan werden und nichts haben.“ Wenn man das Schema nochmals anschaut, zuerst die sieben Jahrwochen, dann die 62 Jahrwochen, genau am 173. Tag kam Jesus Christus als Fürst nach Jerusalem. Fünf Tage später war Karfreitag. Die Masse vor Pilatus schrie, er solle gekreuzigt werden. So erfüllte sich nach den 62 Jahrwochen, nämlich fünf Tage danach, dass der Messias ausgerottet oder weggetan wird und nichts hat. Er hat kein Friedensreich aufgerichtet, sondern wurde gekreuzigt.

Auf Seite zwei des Skripts heißt es weiter: „Und das Volk des kommenden Fürsten wird die Stadt und das Heiligtum zerstören.“ Das hat sich im Jahr 70 nach Christus erfüllt, als die Römer, das Volk des kommenden Fürsten, Jerusalem und den zweiten Tempel dem Erdboden gleichmachten.

So hat sich jedes Wort in Daniel genau erfüllt. Über diese Jahrwochen haben wir die Brücke vom Alten Testament in die Chronologie des Neuen Testaments geschlagen. Das wichtige Jahr 32, das Jahr von Palmsonntag, dem triumphalen Einzug nach Jerusalem, und das Jahr der Kreuzigung des Messias steht ganz zentral in den Evangelien. Von dort haben wir einen neuen Fixpunkt, um alle Jahreszahlen im Neuen Testament darauf aufzubauen.

Das führt uns nun viertens zum Datum der Geburt des Messias Jesus. Es ist wichtig, diesen Abschnitt zur Hand zu nehmen. Wir haben ermittelt, dass Jesus Christus an Palmsonntag 32 nach Christus als Fürst nach Jerusalem einzog.

Damit können wir beweisen, für jemanden, der nicht glaubt, dass Jesus Christus der Retter ist, dass er der verheißene Messias des Alten Testaments ist – mit dieser Nachrechnung. Natürlich könnte jemand einwenden, wenn das so klar ist, warum glauben dann nicht alle orthodoxen Juden daran? Die Orthodoxen glauben das heute nicht, aber es gibt auch messianische Juden. Weltweit sind das, zurückhaltend gerechnet, etwa 150.000 Juden, die sehr wohl glauben, dass Jesus der Messias ist. Für sie spielt Daniel 9 eine ganz wichtige Rolle, um zu wissen, dass Jesus von Nazaret wirklich der Messias ist.

Man kann also nicht einfach fragen, warum Juden nicht glauben, dass Jesus der Messias ist, wenn es so klar in der Bibel steht. Es gibt Juden, die das glauben – die messianischen Juden – und solche, die es nicht tun, wie orthodoxe Juden, säkulare Juden, Atheisten oder Agnostiker. Das ist vergleichbar mit der Situation in der Schweiz. Man könnte fragen, warum nicht alle Schweizer an Jesus Christus glauben, wenn die Prophetie so klar ist. Die Antwort ist, es gibt Schweizer, die glauben, und solche, die nicht glauben. Vielleicht sind es zwei bis drei Prozent der Bevölkerung, die an Jesus Christus als ihren Retter glauben. Das entspricht in etwa der Größenordnung der messianischen Juden weltweit.

Im orthodoxen Judentum musste man natürlich zu Daniel 9 Stellung nehmen. Einer der größten Rabbiner des Mittelalters, Mosche ben Maimon (Moses Maimonides), schrieb einen Brief an die Gemeinde in Jemen, die damals Probleme mit einem falschen Messias hatte. Dieser Brief heißt „Igeret Hateman“, der jemenitische Brief. Darin schreibt er: „Daniel hat uns die Wissenschaft der Zahlen kundgetan, doch weil diese uns verborgen ist, weil wir diese Stelle nicht verstehen, haben die Weisen, gesegneten Andenkens, gesagt, man solle diese Zahlen nicht nachrechnen. Denn sonst legt man dem einfachen Volk ein Ärgernis vor die Füße, eine Schlinge, über die sie zu Fall kommen, wenn sie feststellen, dass diese Zeiten abgelaufen sind und der Messias nicht gekommen ist.“

Er schreibt weiter: „Darum haben die Weisen, gesegneten Andenkens, gebetet, dass, wer das doch nachrechnet, seine Rechnung zunichte werde und sein Gebet zerbreche.“ Ich habe das immer wieder nachgerechnet und bin immer wieder auf dasselbe Resultat gekommen. Mir geht es gemütsmäßig gut, und die Rechnung ist immer noch gültig.

Ich habe erlebt, wie ein junger, überzeugter Christ mir erzählte, dass er eigentlich immer Zweifel im Glauben hatte. Aber als er das mit den Jahrwochen von Daniel verstanden hatte, waren alle Zweifel besiegt. Das kann also wirklich eine Hilfe sein, um zu sehen, dass unser Glaube nicht einfach ein Gefühl oder ein Sprung ins Dunkle ist, sondern dass wir es beweisen können.

Darum lesen wir im Neuen Testament, bei Apostel Paulus in Apostelgeschichte 9, nach seiner Bekehrung, dass er in der Synagoge von Damaskus predigte. Dort heißt es in Apostelgeschichte 9,22:
„Saulus aber erstarkte umso mehr und brachte die Juden, die in Damaskus wohnten, außer Fassung, indem er bewies, dass dieser der Christus ist.“ Christus ist griechisch für hebräisch Messias.

Das ist natürlich ein Schock für manche Christen, die behaupten, Glauben könne man nicht beweisen, sonst wäre es ja kein Glaube mehr. Die Bibel sagt aber, dass man es sehr wohl beweisen kann – mit so starken Argumenten, dass man orthodoxe Juden wirklich außer Fassung bringt.

Die meisten Orthodoxen kennen diese Stelle in Daniel gar nicht. Das hängt damit zusammen, dass am Sabbat weltweit immer die gleichen Abschnitte gelesen werden, in allen Synagogen der Welt. Es gibt ein Verzeichnis, die Haftarah, das so aufgebaut ist, dass man in einem Jahr durch alle fünf Bücher Mose hindurchkommt. Manchmal sind das recht lange Abschnitte, und der Chasan muss darauf achten, dass er da durchkommt.

Immer zu einem Toraabschnitt gibt es eine Lesung aus den Propheten, ausgewählte Abschnitte. Bei diesen ausgewählten Prophetenabschnitten kommt Daniel jedoch nicht vor. So kommt man an Daniel 9 nur heran, wenn man persönlich das ganze Alte Testament zu Hause durchliest. Das machen viele nicht. Wenn sie lesen, dann meist Kommentare und den Talmud. Das ist ein echtes Problem.

Man kann also genau das Gleiche machen wie Paulus in Apostelgeschichte 9: Man bringt die Leute außer Fassung, wenn man diese Argumente vorbringt und vorrechnet. Das ist so überzeugend, dass dadurch nicht alle Juden messianisch werden, aber einige schon.

Ich hatte zum Beispiel einen jüdischen Mitschüler, der nach vielen Diskussionen sagte: „Weißt du, ich würde auch nicht glauben, selbst wenn alles stimmt.“ Damit ist klar, dass es nicht ein intellektuelles Problem ist, wenn jemand sagt, er könne nicht glauben. Die Frage ist, ob man sich bekehren, vor Gott demütigen, persönliche Schuld eingestehen, bekennen, bereuen und um Vergebung bitten will. Wenn man das nicht will, dann kommt man schließlich, wenn alle Hindernisse ausgeräumt sind – wir haben viel miteinander gesprochen und alle Hindernisse beseitigt – und sagt: „Weißt du, ich würde auch nicht glauben, selbst wenn alles stimmt.“

So ist das auch bei Schweizerinnen und Schweizern, bei Juden, bei Deutschen. Es gibt solche, die glauben, und solche, die nicht glauben. Die Fakten sind da, und wir sollten sie auf den Tisch legen. Es ist wichtig, dass man dieses Schema vielleicht einmal auswendig lernt und auch die Stelle, damit man sie jederzeit in Diskussionen vorbringen kann – sei es am Flughafen, vor dem Abflug nach Tel Aviv. Man kann solche Dinge vorbringen, Skizzen machen, man muss diese „Munition“ bei sich haben.

Wir haben die 69 Jahrwochen von 445 v. Chr. bis in die neutestamentliche Zeit ermittelt.

Nun: Wie alt war Jesus Christus nach den Evangelien, als er nach Jerusalem einzog? Das sehen wir gleich ganz klar im Bibeltext: Er war nicht ganz 33 Jahre alt. So können wir die Geburt Jesu berechnen: nicht ganz 33 Jahre zurück. Das führt uns ins Jahr zwei vor Christus nach geschichtlicher Zählung und ins Jahr eins vor Christus nach astronomischer Zählung. Ich werde noch erklären, warum es diesen Jahresunterschied gibt. Es ist das Gleiche, aber die Zählweise ist anders.

Viele sagen, die Geburt Jesu sei schwierig genau zu bestimmen, vielleicht sieben oder sogar elf bis zwölf vor Christus gewesen. Warum? Im Jahr 11 oder 12 vor Christus erschien der Komet Halley. Manche vermuteten, der Stern von Bethlehem sei kein Stern, sondern ein Komet gewesen. Deshalb gibt es viele Weihnachtsdarstellungen mit einem Kometen, dem Stern mit Schweif. Das Wort „Komet“ bedeutet eigentlich langes Frauenhaar. In 1. Korinther 11 wird dieses Wort für langes Haar der Frau verwendet, das mit „Komet“ zusammenhängt: langem Schweif.

Andere sagen, Kepler, der große Astronom, habe berechnet, dass im Jahr 7 vor Christus Jupiter und Saturn so nahe zusammenstanden, dass es eine Konjunktion gab, die wie ein neuer großer Stern erschien. Das war wahrscheinlich der Stern von Bethlehem. Doch das passt nicht.

Erstens war es kein Komet, denn Matthäus 2 benutzt das griechische Wort „Aster“ für Stern, nicht „Komet“. Hätte es Jupiter und Saturn sein sollen, hätte er das Wort „Planetes“ (Wandelstern) benutzen können, das im Altertum bekannt war, aber das tat er nicht.

Zweitens kann man das auf dem Computer sehr schnell nachsimulieren. Im Jahr 7 vor Christus kamen Jupiter und Saturn sich nicht so nahe, dass sie einen einzigen Leuchtpunkt bildeten. Man konnte die beiden Planeten am Himmel klar unterscheiden. Sie kamen dreimal im Jahr 7 vor Christus nahe, aber keine echte Konjunktion.

Diese Daten kann man also abstreichen.

Was wir aber wissen, steht in Lukas 2: Es geschah in jenen Tagen, dass eine Verordnung von Kaiser Augustus ausging, den ganzen Erdkreis einzuschreiben (Lukas 2,1). Dann folgt die Weihnachtsgeschichte mit der Geburt Jesu. Kaiser Augustus herrschte von 27 vor Christus bis 14 nach Christus.

Viele dachten, es sei eine Steuereinschreibung gewesen. Unter Kaiser Augustus gab es drei Steuereintreibungen: 9-8 vor Christus, 7-6 vor Christus und 13-14 nach Christus. Die Theorie von Kepler mit der Planeten-Konstellation schien gut zu passen.

Im Jahr 5. Februar 2 vor Christus gab es ein großes Jubiläum: Augustus wurde zum Pater Patriae, Vater des Vaterlandes, ausgerufen. Das war sein 25-jähriges Jubiläum. Er hatte einen ungewöhnlichen Frieden ins römische Reich gebracht, die Pax Romana. Man konnte im ganzen römischen Reich reisen, ohne Angst vor Kriegsgebieten zu haben. Das Reich umfasste Europa, Afrika und Asien, auch Israel.

Dieser Friedenskaiser wurde zum Vater des Vaterlandes ernannt, und jeder musste einen Treueeid auf ihn leisten, also Loyalität gegenüber Rom bekunden. Das bedeutete nicht, dass man den Kaiser anbeten musste, aber man musste Treue schwören. Diese Treue wurde in Listen erfasst.

In Lukas 2,2 lesen wir, dass die Einschreibung geschah, als Kyrenius Landpfleger von Syrien war. Alle gingen hin, um sich einzuschreiben, jeder in seine eigene Stadt. Joseph aus Nazaret in Galiläa ging nach Judäa, in Davids Stadt Bethlehem, weil er aus dem Haus und Geschlecht Davids war, um sich einzuschreiben mit Maria, seiner verlobten Frau, die schwanger war.

Das griechische Wort für Einschreibung ist „Apographä“, was allgemein eine Liste bedeutet. Es ist nicht der typische Ausdruck für eine Steuerliste („Apotimesis“), der in den Evangelien nicht verwendet wird. Deshalb ist offen, ob es sich um die Liste handelt, in der der Treueid erfasst wurde.

Es gibt auch antike Schriftsteller, die übereinstimmend berichten, dass die Geburt Jesu im Jahr 2 vor Christus stattfand: Clemens von Alexandria (150-215 n. Chr.), Iulius Africanus (160-240), Tertullian (römischer Rechtsanwalt, 160-220), Hippolytus (170-236), Origenes, Eusebius, Hieronymus. Das passt gut zum Jubiläum von Kaiser Augustus.

Eine andere Herangehensweise bietet Lukas 1, kurz vor der Weihnachtsgeschichte. Dort wird erzählt, wie Zacharias, der Vater von Johannes dem Täufer, aus der Priesterklasse Abija Dienst hatte (Lukas 1,5). Die Priesterklasse Abija war die achte von 24 Priesterklassen (1. Chronika 24). Jede Klasse hatte Dienst eine Woche lang in Jerusalem, von Sabbat bis Sabbat. So konnte man mit 24 Klassen zweimal jährlich 48 Wochen abdecken. Bei den großen Festen wie Passa, Pfingsten und Laubhütten kamen alle Priesterklassen zum Dienst.

Zacharias aus der achten Klasse diente etwa Mitte Mai, da das religiöse Jahr im Monat Nisan (Mitte März) beginnt. Nach etwa acht Wochen, inklusive der Passawoche in der Mitte von Nisan, kommen wir in die zweite Maihälfte. Dort erschien der Engel Gabriel im Tempel und kündigte Zacharias an, dass Elisabeth schwanger werden würde (Lukas 1,24).

Elisabeth wurde also Ende Mai schwanger. Sechs Monate später wurde Maria schwanger (Lukas 1,26.36.39.42), also im November desselben Jahres. Die Schwangerschaft dauerte neun Monate, sodass wir auf etwa Ende August des folgenden Jahres für die Geburt Jesu kommen – also nicht im Dezember.

Das wird nach der Pause noch klarer werden. Wir machen jetzt eine Viertelstunde Pause.

Weitere wichtige Eckdaten und Zusammenfassung der Chronologie des Alten Testaments

Ein weiteres sehr wichtiges Datum ist der Erlass zum Wiederaufbau Jerusalems durch Nehemia im Jahr 445 v. Chr.

Um klarzustellen, worum es bisher geht: Ich habe betont, dass es ein chronologisches System gibt, das sich durch das gesamte Alte Testament zieht.

Zweitens: Diese strikte Chronologie stimmt hervorragend mit den archäologischen Funden im zweiten und ersten Jahrtausend vor Christus überein.

Drittens: Hier haben wir einige der wichtigen Eckdaten des Alten Testaments, die nun absolut klar sind.

Der entscheidende Schnittpunkt: Die Zerstörung Jerusalems 586 v. Chr.

Jetzt wenden wir uns einem weiteren Thema zu, das grundlegend für die Chronologie des Alten und Neuen Testaments ist.

Der bedeutende Schnittpunkt zwischen außerbiblischer Geschichte, säkularer Archäologie und der Bibel ist die Zerstörung Jerusalems durch Nebukadnezar im Jahr 586 v. Chr.

In 2. Könige 25,8 und Jeremia 52,12 wird uns mitgeteilt, dass das neunzehnte Jahr von Nebukadnezar das Jahr der Zerstörung Jerusalems war. Dieses Ereignis wird gleichgesetzt mit dem elften Jahr von Zedekia, dem letzten König von Juda (2. Könige 25,2; Jeremia 20,5).

Dieses Datum entspricht in der säkularen Archäologie dem Jahr 586 v. Chr.

Ganz wichtig ist, dass dieses Datum durch mehr als dreißig astronomische Angaben gestützt wird. Dabei handelt es sich um Angaben über den Mond und die Position von fünf Planeten.

Besonders erwähnenswert sind hier die zeitgenössische Keilschrifttafel von Nebukadnezar, die sogenannte Adad-Happe-Inschrift, sowie die Inschrift, die als Vat 4956 bekannt ist, und der sogenannte Nabonid-Zylinder Nr. 18.

Diese Quellen enthalten astronomische Angaben, die mit Hilfe von Computern sehr einfach zurückgerechnet werden können. So lässt sich im Zusammenhang mit den Jahreszahlen im Leben Nebukadnezars feststellen, dass sein neunzehntes Jahr tatsächlich das Jahr 586 v. Chr. ist. Dies entspricht dem elften Jahr von Zedekia.

Daher können wir von diesem Eckpunkt aus die biblischen Zahlen zurückrechnen und von dort aus weiterrechnen. So lässt sich die Chronologie bis ins Neue Testament hinein nachvollziehen.

Dies ist der entscheidende Schnittpunkt zwischen biblischer und außerbiblischer Zeitrechnung.

Die 69 Jahrwochen von Daniel als Brücke zum Neuen Testament

Und das führt uns nun zu den 69 Jahrwochen aus dem Buch Daniel. Diese stellen die Brücke zum Neuen Testament dar.

In Daniel 9,25 lesen wir: „Diese Prophetie wurde Daniel gegeben im Jahr 539 v. Chr., als Jerusalem ein Trümmerhaufen war. So wisse denn und verstehe: Vom Ausgehen des Wortes, Jerusalem wiederherzustellen und zu bauen, bis auf den Messias, den Fürsten, sind sieben Jahrwochen und zweiundsechzig Jahrwochen.“

Hier wird erklärt, wie man berechnen kann, wann der Messias, der verheißene Erlöser, kommen soll. Der Ausgangspunkt ist das Ausgehen des Wortes, Jerusalem wiederherzustellen und zu bauen. Das heißt, von dem Moment an, in dem ein Erlass ergeht, dass Jerusalem wieder aufgebaut werden soll, kann man rechnen.

Dieser Erlass entspricht dem Befehl zum Aufbau Jerusalems, von dem wir in Nehemia 2 lesen. Dort wird dieses Ereignis auf den Monat Nissan im zwanzigsten Jahr von Xerxes datiert, also auf das Jahr 445 vor Christus. Man muss wissen, dass die biblischen jüdischen Monate immer ungefähr zwischen zwei Monaten unserer heutigen Zeitrechnung liegen. Nissan fällt etwa in die Zeit von Mitte März bis Mitte April. Deshalb habe ich hier März/April 445 v. Chr. notiert.

Der Endpunkt der Zeitspanne ist das Kommen des Messias, des Fürsten. Dabei ist nicht das Kommen als Baby in der Krippe gemeint, sondern das Erscheinen des Messias als Fürst. An Palmsonntag ritt der Herr Jesus als Fürst in Jerusalem ein. Dieses Datum können wir aus den Evangelien ermitteln.

In Johannes 12 wird beschrieben, dass dies an einem Sonntag geschah, der ebenfalls in den Passamonat Nisan fällt, also in März oder April. Das Jahr ist 32 nach Christus. Diese Zeitrechnung ergibt sich aus Lukas 3,1. Dort wird gesagt, dass im fünfzehnten Jahr der Regierung von Kaiser Tiberius Johannes der Täufer seinen Predigtdienst begann. Zu dieser Zeit ließ sich Jesus taufen und begann seinen öffentlichen Dienst.

Kaiser Tiberius übernahm die Herrschaft in Rom nach dem Tod von Kaiser Augustus, also ab August 14 nach Christus. Daraus folgt, dass das fünfzehnte Regierungsjahr im Jahr 29 nach Christus liegt. Dies werden wir noch ausführlicher betrachten.

Aus Lukas 13,6-9 erfahren wir, dass der öffentliche Dienst Jesu in Israel drei Jahre dauerte. Wenn wir diese drei Jahre zu 29 addieren, kommen wir auf das Jahr 32.

Zwischen dem Erlass zum Wiederaufbau Jerusalems und dem Kommen des Messias als Fürst liegt somit eine Zeitspanne von sieben plus zweiundsechzig Jahrwochen.

Erklärung des Begriffs „Jahrwoche“ und Berechnung der prophetischen Zeit

Auf der nächsten Seite befindet sich eine Grafik, die alles deutlich macht. Man sieht zuerst sieben Jahrwochen und danach 62 Jahrwochen. Die ersten sieben Jahrwochen beziehen sich, wie wir gleich sehen werden, auf den Wiederaufbau Jerusalems, bis die Stadt wieder vollkommen aufgebaut war. Anschließend folgen sofort die 62 Jahrwochen, und am Ende dieser Zeitspanne sollte der Messias als Fürst kommen.

Nun eine wichtige Erklärung: Was bedeutet Jahrwoche? Das hebräische Wort Shavua bedeutet auch Woche. Es hängt zusammen mit Sheva, was auf Hebräisch Sieben heißt. Shavua ist also eine Siebener-Einheit.

In jeder Rabbinerbibel kann man nachlesen, dass im Buch Daniel, Kapitel neun, der hebräische Text in großen Buchstaben steht, daneben aber auch wichtige Kommentare der Rabbiner aus dem Mittelalter. Besonders wichtig ist natürlich Raschi, einer der größten Ausleger. Im Raschi-Kommentar zu Daniel neun findet sich die Bemerkung, dass es sich bei den Shavua, im Plural Shavuim, um Wochen von Jahren handelt. Das bedeutet, es sind nicht Wochen von sieben Tagen, sondern Wochen von sieben Jahren.

Die israelitische Landwirtschaft musste nach der Tora immer in einem Siebenjahreszyklus durchgeführt werden. Alle sieben Jahre war das Sabbatjahr, in dem nicht gesät und angebaut werden durfte, damit sich das Land erholen konnte. Dieses Denken in Siebenjahrzyklen war im Judentum sehr üblich.

Der lange Rede kurzer Sinn: Sieben und neunundsechzig Jahrwochen – also neunundsechzig mal sieben Jahre. Dazu kommt noch Folgendes: Die prophetischen Jahre der Bibel sind immer Jahre von 360 Tagen.

Das sieht man zum Beispiel in Offenbarung 11, wo die 70. Jahrwoche aus Daniel behandelt wird. Diese 70. Jahrwoche umfasst sieben Jahre, bevor der Messias als herrschender Messias kommt. Dort wird erklärt, dass diese sieben Jahre in zwei Perioden von je dreieinhalb Jahren aufgeteilt sind. Diese dreieinhalb Jahre entsprechen 1260 Tagen. 1260 geteilt durch 3,5 ergibt 360. Außerdem wird von 42 Monaten gesprochen. In dieser Zählung entspricht ein Monat 30 Tagen.

Das ist übrigens genau die Mitte zwischen dem Mondjahr und dem Sonnenjahr. Der biblisch-jüdische Kalender ist eine Mischung aus Mond- und Sonnenjahr. Das Mondjahr muss immer wieder nach dem Sonnenjahr korrigiert werden. Die Monate wurden nach dem Mondstand berechnet, die Feste wie Pessach, das Erstlingsfest und andere waren landwirtschaftliche Feste. Diese mussten genau mit der Gerstenernte beziehungsweise der Weizenernte zusammenfallen. Deshalb kann man nicht einfach nach dem Mondmonat gehen, sondern es muss immer eine Korrektur nach dem Sonnenjahr erfolgen.

Darum ist der Kalender eine Mischung. In der Prophetie wird jedoch die Mitte zwischen Mond- und Sonnenjahr genommen, nämlich 360 Tage.

Jetzt kann man rechnen: 69 mal 7 mal 360 Tage ergeben 173.880 Tage.

Das Wunderbare daran ist, dass sich diese Zeitspanne von März/April 445 vor Christus bis März/April 32 nach Christus sehr genau einfügt. Man kann sogar berechnen, dass der Palmsonntag im Jahr 32 auf den 6. April fiel. Rechnet man von diesem Datum 173.880 Tage zurück, trifft man auf den 14. März 445 vor Christus. Das war damals genau der erste Nissan, also das Neujahr, und gleichzeitig der große Tag, an dem der Erlass gegeben wurde, Jerusalem wieder aufzubauen.

Von diesem Zeitpunkt an konnte man berechnen, wann der Messias kommen würde.

Ich habe das ganz ausführlich dargestellt. Wer das im Detail nachrechnen möchte, findet die Ausführungen in meinem Buch Jerusalem – Hindernis für den Weltfrieden ab Seite 34.

Die Bedeutung von „Strassen und Gräben“ und die Erfüllung der 69 Jahrwochen

Das heißt in Daniel 9,25b: Straßen und Gräben werden wiederhergestellt und gebaut, und zwar in der Drangsal der Zeiten. Dies kann man in Nehemia 2, 3, 4 und den folgenden Kapiteln nachlesen. Während zunächst die Stadtmauern aufgebaut wurden, gab es dauernde militärische Bedrohungen für Israel. Erst nachdem die Mauern fertiggestellt waren, begann man richtig mit dem Häuser- und Straßenbau innerhalb der Stadt.

Darum heißt es hier: Straßen und Gräben werden wiederhergestellt und gebaut, und zwar in der Drangsal der Zeiten. Dies bezieht sich auf die ersten sieben Jahrwochen.

Die Prophetie geht dann in Vers 26 weiter: Nach den 62 Jahrwochen wird der Messias ausgerottet oder weggetan werden und nichts haben. Wenn man das Schema nochmals betrachtet, folgen zuerst die sieben Jahrwochen, dann die 62 Jahrwochen. Genau am 173. Tag kam Jesus Christus als Fürst nach Jerusalem.

Fünf Tage später war Karfreitag. Die Menge vor Pilatus schrie, er solle gekreuzigt werden. So erfüllte sich nach den 62 Jahrwochen, nämlich fünf Tage später, dass der Messias ausgerottet oder weggetan werden und nichts haben wird. Er hat kein Friedensreich aufgerichtet, sondern wurde gekreuzigt.

Auf Seite zwei des Skripts heißt es weiter: „Und das Volk des kommenden Fürsten wird die Stadt und das Heiligtum zerstören.“ Dies hat sich im Jahr 70 nach Christus erfüllt. Die Römer, das Volk des kommenden Fürsten, haben Jerusalem und den Tempel – den zweiten Tempel – dem Erdboden gleichgemacht.

So hat sich jedes Wort in Daniel genau erfüllt. Und sehen wir, ü...

Die Brücke vom Alten Testament zum Neuen Testament

Über diese Jahrwochen haben wir die Brücke vom Alten Testament in die Chronologie hinüber zum Neuen Testament geschlagen. Denn das wichtige Jahr 32, das Jahr von Palmsonntag, dem triumphalen Einzug nach Jerusalem, und das Jahr der Kreuzigung des Messias, steht ganz zentral in den Evangelien.

So haben wir von dort einen neuen Fixpunkt, um all die Jahreszahlen im Neuen Testament aufeinander aufzubauen. Das führt uns nun viertens zum Datum der Geburt des Messias Jesus. Es ist wichtig, diesen kleinen Abschnitt zur Hand zu nehmen. Ich muss noch einen holen.

Wir haben nun ermittelt: Jesus Christus kam an Palmsonntag im Jahr 32 nach Christus als Fürst nach Jerusalem. Übrigens ist das ganz wichtig zu wissen, denn damit können wir beweisen – für jemanden, der nicht glaubt, dass Jesus Christus der Retter ist –, dass er der verheißene Messias des Alten Testaments ist, durch diese Nachrechnung.

Natürlich könnte jemand einwenden: Wenn das so klar wäre, warum glauben dann die orthodoxen Juden nicht alle daran? Hier muss man sagen: Die Orthodoxen glauben das heute nicht, aber es gibt ja nicht nur die Orthodoxen. Es gibt auch die messianischen Juden, und das sind weltweit, etwas zurückhaltend gerechnet, etwa 150.000 Juden, die sehr wohl glauben, dass Jesus der Messias ist. Für sie spielt Daniel 9 eine ganz wichtige Rolle, um zu erkennen, dass Jesus von Nazaret wirklich der Messias ist.

Man kann also nicht einfach die Frage stellen: Warum glauben Juden nicht, dass Jesus der Messias ist, wenn es so klar in der Bibel steht? Es gibt Juden, die das glauben – die messianischen Juden – und es gibt Juden, die das nicht glauben, wie orthodoxe Juden, säkulare Juden, Atheisten und Agnostiker. Das ist vergleichbar mit der Situation in der Schweiz. Man könnte fragen: Warum glauben nicht alle Schweizer an Jesus Christus, wenn die Prophetie so klar ist?

Es ist klar: Man kann es wirklich so auf den Tag genau nachrechnen. Warum glauben nicht alle Schweizer? Es ist eben in der Schweiz genauso: Es gibt Schweizer, die an Jesus Christus als ihren Retter glauben, das sind vielleicht zwei oder drei Prozent der Bevölkerung. Das kann niemand genau sagen, aber das ist ungefähr in der gleichen Größenordnung wie die messianischen Juden unter den Juden weltweit – etwa eineinhalb bis drei Prozent. Für Deutschland gilt dasselbe.

Warum glauben nicht alle? Nun, man muss Folgendes klar sehen: Im orthodoxen Judentum musste man natürlich zu Daniel 9 Stellung nehmen. Einer der größten Rabbiner im Mittelalter, der heute noch die größte rabbinische Autorität schlechthin ist, ist Mosche ben Maimon, auch bekannt als Moses Maimonides. Er lebte im Hochmittelalter, etwa um 1200, und schrieb einen langen Brief, der wie ein Büchlein wirkt, an die Gemeinde im Jemen. Diese hatte Probleme mit einem falschen Messias.

Dieser Brief heißt „Igeret Hateman“, der Brief an Jemen oder jemenitische Brief. Darin schreibt er, dass Daniel uns die Wissenschaft der Zahlen kundgetan hat, diese aber verborgen sei und man die Stelle nicht verstehe. Deshalb hätten die Weisen, gesegneten Andenkens – das sind die alten Rabbiner, die aus seiner Sicht im Mittelalter schon sehr alt waren – gesagt, man solle diese Zahlen nicht nachrechnen. Sonst lege man den einfachen Leuten ein Ärgernis vor die Füße, eine Schlinge, über die sie zu Fall kommen könnten, wenn sie feststellen, dass die Zeiten abgelaufen sind und der Messias nicht gekommen sei.

Er schreibt weiter, dass die Weisen, gesegneten Andenkens, gebetet hätten, dass, wer das doch nachrechne, seine Rechnung zunichte werde und sein Gebet zerberste. Ich habe das immer wieder nachgerechnet und bin immer wieder auf dasselbe Ergebnis gekommen. Mir geht es gemütsmäßig gut, und die Rechnung steht noch immer.

Es ist ganz wichtig, diese Dinge zu kennen. Ich habe auch erlebt, wie ein junger, überzeugter Christ mir erzählte: „Weißt du, ich hatte eigentlich immer Zweifel im Glauben. Aber als ich das einmal mit den Jahrwochen von Daniel verstanden habe, sind alle meine Zweifel besiegt worden.“ Das kann wirklich eine Hilfe sein, um zu sehen, dass unser Glaube nicht nur ein Gefühl und ein Sprung ins Dunkle ist, sondern dass wir ihn beweisen können.

Darum lesen wir auch im Neuen Testament vom Apostel Paulus. In Apostelgeschichte 9, nach seiner Bekehrung, predigt er in der Synagoge von Damaskus. Dort heißt es in Vers 22: „Saulus aber erstarkte umso mehr und brachte die Juden, die in Damaskus wohnten, außer Fassung, indem er bewies, dass dieser der Christus ist.“ Christus ist griechisch für Messias, das hebräische Wort.

Wir sehen, dass Paulus bewies, dass Jesus der Messias ist. Das ist natürlich ein Schock für manche Christen, die behaupten, Glauben könne man nicht beweisen, sonst wäre es ja kein Glaube mehr. Die Bibel sagt jedoch: Natürlich kann man das beweisen, und zwar mit so starken Argumenten, dass man orthodoxe Juden wirklich außer Fassung bringt.

Die meisten Orthodoxen kennen diese Stelle in Daniel gar nicht. Das hängt damit zusammen, dass am Sabbat weltweit immer die gleichen Abschnitte in allen Synagogen gelesen werden. Es gibt ein Verzeichnis, die Haftarah, das so aufgebaut ist, dass man in einem Jahr durch alle fünf Bücher Mose hindurchkommt. Manchmal sind das recht lange Abschnitte, und der Chasan muss darauf achten, dass er sie bewältigt.

Zu jedem Toraabschnitt gibt es eine Lesung aus den Propheten, ausgewählte Abschnitte. Bei diesen ausgewählten Prophetenabschnitten kommt Daniel jedoch nicht vor. So gelangt man zu Daniel 9 nur, wenn man das ganze Alte Testament persönlich zu Hause liest. Das machen viele nicht. Wenn sie lesen, dann hauptsächlich Kommentare und den Talmud. Das ist ein echtes Problem.

Man kann es also genauso machen wie Paulus in Apostelgeschichte 9: Man bringt die Leute außer Fassung, wenn man diese Argumente vorbringt und nachrechnet. Das ist so überzeugend. Darum kommen durch diese Argumente zwar nicht alle Juden zum Glauben, aber messianische Juden werden Messiasgläubige.

Ich hatte zum Beispiel einen jüdischen Mitschüler, der mir nach vielen Diskussionen sagte: „Weißt du, ich würde auch nicht glauben, selbst wenn alles stimmt.“ Damit ist klar: Es ist nicht ein intellektuelles Problem, wenn jemand sagt, er könne nicht glauben. Die Frage ist vielmehr: Will ich mich bekehren, mich vor Gott demütigen, meine persönliche Schuld aufdecken, bekennen, bereuen und um Vergebung bitten? Das ist der Punkt.

Wenn man das nicht will, dann kommt man schließlich – auch wenn alle Hindernisse weggeräumt sind –, und wir haben viel miteinander gesprochen und all die Hindernisse aus dem Weg geräumt, zu der Aussage: „Weißt du, ich würde auch nicht glauben, selbst wenn alles stimmt.“

Das ist der Grund, warum es Schweizer gibt, die glauben, und Schweizer, die nicht glauben. Es gibt Schweizer, die wollen nicht, und Schweizer, die wollen. Ebenso gibt es Juden, die wollen nicht, und Juden, die wollen. Es gibt Deutsche, die wollen nicht, und Deutsche, die wollen. So ist das.

Aber die Fakten sind da, und wir sollten sie auf den Tisch legen. Darum ist es auch wichtig, dass man dieses Schema vielleicht einmal auswendig lernt. Und auch die Stelle auswendig lernt, damit man sie jederzeit, wenn man in eine Diskussion verwickelt wird – sei es am Flughafen, gerade vor dem Abflug nach Tel Aviv –, vorbringen kann. Man kann eine Skizze machen auf einem Blatt, man muss die Munition bei sich haben.

Man ermittelt mit den 69 Jahrwochen von dem Jahr 445 v. Chr., das wir in der alttestamentlichen Chronologie festlegen können, und geht so in die neutestamentliche Zeit. Nun, wie alt war Jesus Christus nach den Evangelien, als er nach Jerusalem einzog? Ganz klar steht im Bibeltext: nicht ganz 33 Jahre.

Jetzt können wir die Geburt Jesu berechnen – nicht ganz 33 Jahre zurück. Das führt uns ins Jahr zwei vor Christus nach geschichtlicher Zählung und ins Jahr eins vor Christus nach astronomischer Zählung. Ich werde gleich noch erklären, warum das ein Jahr Unterschied ist. Es ist dasselbe Jahr, aber man zählt anders. Ich werde zeigen, wie.

Das ist interessant, denn viele sagen: Die Geburt Jesu, wann genau sie war, ist schwierig zu sagen. Vielleicht war es sieben vor Christus oder sogar zwölf oder elf vor Christus. Warum? Weil im Jahr zwölf oder elf vor Christus der Komet Halley erschien. Manche dachten, der Stern von Bethlehem sei kein Stern, sondern ein Komet.

Darum gibt es so viele Weihnachtsdarstellungen mit einem Kometen, also einem Stern mit Schweif. Komet heißt eigentlich langes Frauenhaar. Der Ausdruck in 1. Korinther 11 für das lange Haar der Frau ist eben das Wort, das mit Komet zusammenhängt – langem Schweif.

Andere sagen, Kepler, der große Astronom, habe berechnet, dass im Jahr sieben vor Christus Jupiter und Saturn sich sehr nahekamen. Es gab eine Konjunktion, und wenn man zwei Planeten an einem Punkt sieht, scheint das wie ein neuer großer Stern. Das war wahrscheinlich der Stern von Bethlehem.

Aber Enttäuschung: Erstens war es kein Komet, denn Matthäus 2 benutzt das Wort Aster auf Griechisch, das „Stern“ bedeutet. Er verwendet nicht das Wort Komet, das es ebenfalls auf Griechisch gibt. Auch benutzt er nicht das Wort Planet oder Planetes, obwohl Jupiter und Saturn Planeten sind. Hätte er von Planeten gesprochen, hätte er das Wort Planetes verwenden können, das man im Altertum kannte. Aber er benutzte das Wort Aster, also Stern.

Noch etwas spricht gegen die Kepler-Konstellation: Man kann das auf dem Computer sehr schnell nachsimulieren – Jahr sieben vor Christus. Dann sieht man, dass die beiden Planeten sich gar nicht so nahekamen, dass sie einen Leuchtpunkt bildeten. Der Abstand war so groß, dass man die zwei Planeten mit bloßem Auge klar unterscheiden konnte. Sie kamen zwar dreimal im Jahr sieben nahe, aber es war keine wirkliche Konjunktion, sondern nur eine Nähe. Es passt also alles nicht. Diese Daten kann man also streichen.

Was wir aber wissen, steht in Lukas 2: Es geschah in jenen Tagen, dass eine Verordnung vom Kaiser Augustus ausging, den ganzen Erdkreis einzuschreiben (Lukas 2,1). Dann folgt die Weihnachtsgeschichte, die Geburt Jesu.

Kaiser Augustus herrschte von 27 vor Christus bis 14 nach Christus. Die Einschreibung fand unter Kaiser Augustus statt. Viele dachten, es sei eine Steuereinschreibung gewesen. Unter Kaiser Augustus gab es drei Steuereintreibungen: 9–8 vor Christus, 7–6 vor Christus und 13–14 nach Christus.

Darum war die Theorie von Kepler mit den Planeten interessant, weil sie zeitlich dazu passen würde. Aber nun ist Folgendes zu beachten: Am 5. Februar im Jahr zwei vor Christus gab es ein großes Jubiläum. Augustus wurde zum Pater Patriae, zum Vater des Vaterlandes, ausgerufen. Das war das 25-jährige Jubiläum des Kaisers, der einen ungewöhnlichen Frieden ins römische Reich gebracht hatte – die Pax Romana, den römischen Frieden.

Man konnte im ganzen römischen Reich reisen, ohne Angst vor Kriegsgebieten zu haben. Das Reich erstreckte sich über drei Kontinente: Europa, Afrika und Asien. Israel liegt in Asien und war unter diesem römischen Frieden.

Dieser Friedenskaiser wurde zum Vater des Vaterlandes ernannt. Jeder im Römischen Reich musste einen Treueeid ablegen, das heißt, er erklärte sich zum loyalen Bürger, der sich nicht gegen Rom auflehnt. Das bedeutete nicht, dass man den Kaiser anbeten musste, aber man schwor ihm Treue.

Wer den Eid ablegte, musste in Listen erfasst werden. Nun lesen wir in Lukas 2,2, dass die Einschreibung selbst erst geschah, als Kyrenius Landpfleger von Syrien war. Alle gingen hin, um sich einschreiben zu lassen, jeder in seine eigene Stadt.

Joseph von Galiläa, aus der Stadt Nazaret, ging hinauf nach Judäa in Davids Stadt, die Bethlehem heißt, weil er aus dem Haus und Geschlecht Davids war. Er ließ sich einschreiben mit Maria, seiner verlobten Frau, die schwanger war.

Das Wort für Einschreibung ist hier Apographä auf Griechisch und bedeutet eine Liste im allgemeinen Sinn. Es ist nicht der typische Ausdruck für eine Steuerliste. Der typische Ausdruck für Steuerliste wäre Apotimesis, aber dieser Ausdruck wird in den Evangelien nicht verwendet. Darum ist offen, ob es sich um eine Liste handelt, in der der Treueid erfasst wurde.

Es gibt eine Reihe antiker Schreiber, die überliefert haben, dass die Geburt Jesu im Jahr zwei vor Christus stattfand. Ich habe einige aufgelistet: Clemens von Alexandria (150–215 nach Christus), Iulius Africanus (160–240 nach Christus), Tertullian (römischer Rechtsanwalt, 160–220), Hippolytus (170–236), Origenes, Eusebius und Hieronymus. Sie sind sich einig, dass es im Jahr zwei vor Christus war.

Das passt gut zum Jubiläum von Kaiser Augustus.

Jetzt gehen wir auf eine ganz andere Weise an das Thema heran. In Lukas 1, also gerade vor der Weihnachtsgeschichte, wird erzählt, wie Zacharias, der Vater von Johannes dem Täufer, aus der Priesterklasse Abija (Lukas 1,5) Dienst in Jerusalem hatte.

Die Priesterklasse Abija war die achte von 24 Priesterklassen nach 1. Chronik 24. Jede Klasse hatte eine Woche Dienst im Tempel in Jerusalem, von Sabbat zu Sabbat. Dann kam die zweite Abteilung, die dritte und so weiter. Auf diese Weise konnte man, wenn die Klassen zweimal im Jahr antraten, 48 Wochen im Jahr abdecken.

Bei den großen Festen – Passah, Pfingsten und Laubhütten – kamen alle Israeliten nach Jerusalem. Da gab es so viele Leute und so viel Dienst im Tempel, dass alle 24 Priesterklassen antreten mussten. So konnte man das Jahr abdecken.

Zacharias aus der achten Klasse diente etwa Mitte Mai, denn das religiöse Jahr beginnt im Monat Nisan, also Mitte März. Von da an sind es acht Wochen, wobei die Passawoche in der Mitte von Nisan liegt. In dieser Woche müssen alle 24 Klassen kommen. Also können wir ab Mitte März neun Wochen zählen, und so kommen wir in die zweite Hälfte des Mais.

Dort erschien im Tempel der Engel Gabriel und kündigte Zacharias an, dass Elisabeth schwanger werden würde und Johannes der Täufer geboren werde. Nach diesen Tagen, so lesen wir in Lukas 1,24, wurde Elisabeth schwanger.

Sie wurde also Ende Mai schwanger. Sechs Monate später wurde Maria schwanger (Lukas 1,26.36.39.42). Das heißt, im November desselben Jahres wurde Maria schwanger. Die Schwangerschaft dauert neun Monate, somit kommen wir auf etwa Ende August des folgenden Jahres für die Geburt Jesu – also nicht im Dezember, und das war ja eh klar.

Nach der Pause wird noch einiges klarer werden. Wir machen jetzt eine Viertelstunde Pause.

Persönliche Erfahrungen und Bedeutung der Chronologie für den Glauben

Es ist sehr wichtig, diese Dinge zu kennen. Ich habe das selbst schon erlebt: Ein junger, überzeugter Christ erzählte mir, dass er eigentlich immer Zweifel im Glauben hatte. Doch als er die Jahrwochen aus dem Buch Daniel verstanden hatte, waren all seine Zweifel besiegt.

Das kann wirklich eine Hilfe sein, um zu erkennen, dass unser Glaube nicht nur ein Gefühl oder ein Sprung ins Dunkle ist, sondern dass wir ihn beweisen können. Deshalb lesen wir im Neuen Testament auch von Paulus. In der Apostelgeschichte 9 wird berichtet, dass er nach seiner Bekehrung in der Synagoge von Damaskus predigte. Dort heißt es in Vers 22: „Saulus aber erstarkte umso mehr und brachte die Juden, die in Damaskus wohnten, außer Fassung, indem er bewies, dass dieser der Christus ist.“

Christus ist das griechische Wort für das hebräische Messias. Es steht also klar da: Paulus bewies, dass Jesus der Messias ist. Das ist natürlich ein Schock für manche Christen, die behaupten, Glauben könne man nicht beweisen; sonst wäre es ja kein Glaube mehr. Doch die Bibel sagt ganz klar: Natürlich kann man das beweisen – und zwar mit so starken Argumenten, dass man orthodoxe Juden wirklich außer Fassung bringt.

Die meisten Orthodoxen kennen diese Stelle in Daniel aber gar nicht. Das hängt damit zusammen, dass am Sabbat weltweit immer die gleichen Abschnitte in allen Synagogen gelesen werden. Es gibt ein Verzeichnis, die sogenannte Haftarah. Sie ist so aufgebaut, dass man in einem Jahr durch alle fünf Bücher Mose hindurchkommt. Manchmal sind das recht lange Abschnitte, sodass der Chasan darauf achten muss, dass er sie vollständig vorliest.

Zu jedem Toraabschnitt gibt es außerdem eine Lesung aus den Propheten. Diese ausgewählten Prophetenabschnitte schließen Daniel aber meist aus. So kommt man an Daniel 9 nur heran, wenn man persönlich das gesamte Alte Testament zuhause durchliest – und das machen viele nicht. Wenn sie überhaupt lesen, dann meist Kommentare oder den Talmud. Das ist ein echtes Problem.

Deshalb kann man genau das Gleiche tun wie Paulus in der Apostelgeschichte 9: Man bringt die Leute außer Fassung, wenn man diese Argumente vorbringt und vorrechnet. Das ist so überzeugend, dass dadurch zwar nicht alle Juden, aber manche messianische Juden zum Glauben kommen.

Ich hatte zum Beispiel einen jüdischen Mitschüler, der nach vielen Diskussionen sagte: „Weißt du, ich würde auch nicht glauben, selbst wenn alles stimmt.“ Damit wird klar, dass es nicht nur ein intellektuelles Problem ist, wenn jemand sagt, er könne nicht glauben. Vielmehr geht es um die Frage: Will ich mich bekehren, mich vor Gott demütigen, meine persönliche Schuld vor Gott aufdecken, bekennen, bereuen und um Vergebung bitten?

Wenn man das nicht will, dann kommt man auch nicht zum Glauben. Selbst wenn alle Hindernisse aus dem Weg geräumt sind – und wir haben viel miteinander gesprochen und alle Hindernisse beseitigt – sagt er am Ende: „Weißt du, ich würde auch nicht glauben, selbst wenn alles stimmt.“

Das ist der Grund, warum es in der Schweiz Menschen gibt, die glauben, und andere, die nicht glauben. Es gibt Schweizer, die wollen glauben, und solche, die es nicht wollen. Ebenso gibt es Juden, die glauben wollen, und solche, die es nicht wollen. Dasselbe gilt für Deutsche.

So ist das. Aber die Fakten sind da, und wir sollten sie auf den Tisch legen. Deshalb ist es auch wichtig, dass man dieses Schema vielleicht einmal auswendig lernt – ebenso die Stelle aus Daniel 9. So kann man jederzeit, wenn man in eine Diskussion verwickelt wird, zum Beispiel am Flughafen vor dem Abflug nach Tel Aviv, diese Argumente vorbringen. Man kann eine Skizze auf einem Blatt machen und die nötige „Munition“ bei sich haben.

Man ermittelt die 69 Jahrwochen aus dem Jahr 445 v. Chr., das wir in der alttestamentlichen Chronologie festlegen können, und führt sie dann in die neutestamentliche Zeit hinein. Und jetzt...

Alter Jesu bei seinem Einzug nach Jerusalem und Berechnung des Geburtsjahres

Wie alt war Jesus Christus nach den Evangelien, als er nach Jerusalem einzog? Ganz genau steht das im Bibeltext nicht, aber es waren nicht ganz 33 Jahre.

Wir können die Geburt Jesu also etwa 33 Jahre zurückrechnen. Das führt uns ins Jahr zwei vor Christus nach der geschichtlichen Zählung und ins Jahr eins vor Christus nach der astronomischen Zählung.

Ich werde gleich noch erklären, warum es diesen Unterschied von einem Jahr gibt. Es handelt sich um dasselbe Jahr, nur wird unterschiedlich gezählt. Ich werde zeigen, wie das funktioniert.

Diskussion um den Stern von Bethlehem und das Geburtsjahr Jesu

Das ist doch interessant, denn viele sagen, dass es schwierig ist, den genauen Zeitpunkt der Geburt Jesu zu bestimmen. Vielleicht war es sieben Jahre vor Christus oder sogar elf bis zwölf Jahre vor Christus.

Warum? Im Jahr elf oder zwölf vor Christus erschien der Komet Halley. Manche vermuteten daher, dass der Stern von Bethlehem kein Stern, sondern ein Komet gewesen sein könnte. Deshalb gibt es viele Weihnachtsdarstellungen mit einem Kometen – einem Stern mit Schweif.

Das Wort „Komet“ bedeutet eigentlich „Schweif“. Es stammt vom griechischen Ausdruck für langes Frauenhaar, der auch in 1. Korinther 11 für das lange Haar der Frau verwendet wird. Dieses Wort hängt mit dem Begriff „Komet“ zusammen, der einen langen Schweif beschreibt.

Andere wiederum sagen, dass Kepler, der große Astronom, berechnet hat, dass im Jahr sieben vor Christus Jupiter und Saturn sehr nahe beieinander standen. Es gab eine sogenannte Konjunktion, bei der zwei Planeten an einem Punkt am Himmel erscheinen und wie ein neuer großer Stern wirken. Das könnte der Stern von Bethlehem gewesen sein.

Doch das führt zu Enttäuschungen. Erstens war es kein Komet, denn Matthäus schreibt in Matthäus 2 das griechische Wort „Aster“ für Stern. Er verwendet nicht das Wort „Komet“, obwohl es das im Griechischen auch gibt.

Zweitens benutzt Matthäus nicht das Wort „Planetes“ (Wandelstern) für die Planeten Jupiter und Saturn. Dieses Wort war im Altertum bekannt, aber er wählte bewusst „Aster“, also Stern.

Noch etwas spricht gegen die Kepler-Konstellation: Man kann das am Computer nachsimulieren. Im Jahr sieben vor Christus kamen Jupiter und Saturn zwar mehrmals nahe zusammen, aber nicht so nah, dass sie wie ein einziger Leuchtpunkt erschienen. Der Abstand war groß genug, dass man die beiden Planeten mit bloßem Auge klar unterscheiden konnte.

Sie kamen also im Jahr sieben vor Christus zwar dreimal nahe zusammen, aber es war keine echte Konjunktion im Sinne eines gemeinsamen Lichtpunktes. Somit passen diese Daten nicht zur Beschreibung des Sterns von Bethlehem.

Diese Theorien kann man also getrost ausschließen. Nun, ...

Die Einschreibung unter Kaiser Augustus und die Geburt Jesu

Was wir jedoch aus Lukas 2 wissen, ist, dass es zur Zeit von Kaiser Augustus war. Schlagen wir Lukas 2,1 auf: „Es geschah aber in jenen Tagen, dass eine Verordnung vom Kaiser Augustus ausging, den ganzen Erdkreis einzuschreiben.“ Danach folgt die Weihnachtsgeschichte, die Geburt Jesu.

Kaiser Augustus herrschte von 27 vor Christus bis 14 nach Christus. Hier wird also eine Einschreibung unter Kaiser Augustus erwähnt. Das ist interessant. Viele haben gedacht, es handele sich dabei vielleicht um eine Steuereinschreibung. Unter Kaiser Augustus gab es drei Steuereintreibungen: 9/8 vor Christus, 7/6 vor Christus und eine weitere 13/14 nach Christus.

Diese Theorie wurde durch Kepler mit dem Planeten besonders interessant, weil sie zeitlich gut zusammenpassen würde. Doch es ist Folgendes zu beachten: Am 5. Februar 2 vor Christus gab es ein großes Jubiläum. Augustus wurde zum Pater Patriae, Vater des Vaterlandes, ausgerufen. Es war das 25-jährige Jubiläum des Kaisers, der einen ungewöhnlichen Frieden ins römische Reich gebracht hatte.

Man spricht von der Pax Romana, dem römischen Frieden. Im gesamten römischen Reich konnte man reisen, ohne Angst haben zu müssen, in ein Kriegsgebiet zu geraten. Das Reich erstreckte sich über drei Kontinente: Europa, Afrika und sogar Asien. Israel, das zu Asien gehört, war ebenfalls unter diesem römischen Frieden.

So wurde dieser Friedenskaiser zum Vater des Vaterlandes erklärt. Jeder im römischen Reich musste einen Treueeid ablegen. Das bedeutete, dass man ein loyaler Bürger sein wollte, der sich nicht gegen Rom auflehnt. Das bedeutete nicht, dass man den Kaiser anbeten musste, aber man schwor ihm Treue.

Natürlich musste festgehalten werden, wer den Eid abgelegt hatte und wer nicht. Diese Listen mussten geführt werden. In Lukas 2,2 lesen wir: „Die Einschreibung selbst geschah erst, als Kyrenius Landpfleger von Syrien war. Und alle gingen hin, um sich einschreiben zu lassen, ein jeder in seine eigene Stadt.“

Auch Joseph aus Galiläa, aus der Stadt Nazaret, ging hinauf nach Judäa, in Davids Stadt, die Bethlehem heißt. Er tat dies, weil er aus dem Haus und Geschlecht Davids war. Er wollte sich zusammen mit Maria, seiner verlobten Frau, die schwanger war, einschreiben lassen.

Das griechische Wort für Einschreibung ist hier Apographä. Es bedeutet eine Liste im allgemeinen Sinn. Es ist nicht der typische Ausdruck für eine Steuerliste. Der übliche Begriff für Steuerliste wäre Apotimesis. Dieser Ausdruck wird jedoch in den Evangelien nicht verwendet.

Daher ist offen, ob es sich um eine Liste handelt, in der der Treueid erfasst wurde. Diese Erklärung würde gut passen. Nun kommt aber noch Folgendes hinzu:

Historische Quellen zum Geburtsjahr Jesu

Es gibt eine ganze Reihe von antiken Schreibern, die uns überliefert haben, dass die Geburt Jesu im Jahr zwei vor Christus stattfand. Ich habe hier einige aufgelistet: Clemens von Alexandria, der von 150 bis 215 nach Christus lebte, also viel näher an den ursprünglichen Ereignissen; Iulius Africanus, 160 bis 240 nach Christus; Tertullian, ein römischer Rechtsanwalt, 160 bis 220; dann Hippolytus, 170 bis 236; Origenes, Eusebius und Hieronymus. Alle sind sich einig, dass die Geburt Jesu im Jahr zwei vor Christus war.

Das ist interessant, denn das passt zusammen mit dem Jahrjubiläum von Kaiser Augustus.

Jetzt gehen wir auf eine ganz andere Art an dieses Thema heran. In Lukas 1, also gerade vor der Weihnachtsgeschichte, wird erzählt, wie Zacharias, der Vater von Johannes dem Täufer, aus der Priesterklasse von Abija Dienst hatte in Jerusalem (Lukas 1,5).

Die Priesterklasse Abia war die achte von 24 Priesterklassen, wie in 1. Chronik 24 beschrieben. Immer eine Klasse hatte Dienst im Tempel in Jerusalem, und zwar eine Woche lang, von Sabbat bis Sabbat. Danach kam die zweite Abteilung, dann die dritte und so weiter. Auf diese Weise konnte man, wenn die Klassen zweimal im Jahr antraten, 48 Wochen im Jahr abdecken.

Hinzu kamen die großen Feste wie Passah, Pfingsten und Laubhütten. Zu diesen Festen kamen alle Israeliten nach Jerusalem. Da gab es so viele Leute und so viel Dienst im Tempel, dass alle 24 Priesterklassen antreten mussten. So konnte man das ganze Jahr abdecken.

Nun ist also klar: Zacharias aus der achten Klasse diente etwa Mitte Mai. Das religiöse Jahr beginnt im Monat Nisan, also Mitte März. Von da an gerechnet sind acht Wochen vergangen, wobei in der Mitte von Nisan die Passawoche liegt. Während dieser Woche müssen alle 24 Klassen kommen. Wenn wir also ab Mitte März neun Wochen rechnen, kommen wir in die zweite Hälfte des Mais.

In dieser Zeit erschien im Tempel der Engel Gabriel und kündigte Zacharias an, dass Elisabeth schwanger werden und Johannes den Täufer gebären würde.

Nach diesen Tagen – so lesen wir in Lukas 1,24 – wurde Elisabeth, seine Frau, schwanger. Das bedeutet, sie wurde etwa Ende Mai schwanger.

Sechs Monate später wird Maria schwanger (Lukas 1,26.36.39.42). Das heißt, im November desselben Jahres wird Maria schwanger. Die Schwangerschaft dauert dann neun Monate, sodass wir etwa Ende August des folgenden Jahres für die Geburt Jesu ansetzen können – also nicht im Dezember, was ohnehin schon klar war.

Nach der Pause wird einiges noch deutlicher werden. Wir machen jetzt eine Viertelstunde Pause.

Die Priesterklasse Abia und die Empfängnis Jesu

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