Ja, vielen Dank für diese Chorlieder. Wir haben ein beeindruckendes Gruppenfoto gesehen und gerade ein sehr kraftvolles Lied gehört. Ich weiß nicht, ob ich das so sagen kann, aber Herr Jesus, ich liebe dich gerade mehr als je zuvor.
Oft ist es so, wie es in dem Buch „Wenn die Freude nicht mehr da ist“ beschrieben wird. In der Pause bekam ich einen Anruf von einer Teilnehmerin. Du hast gesagt: „Wenn man als Christ nicht froh ist, dann stimmt etwas nicht.“ Das stimmt auch. Denn das ist wirklich Gottes Absicht für dich: Freude, volles Genüge und Zufriedenheit.
Danke für diesen Buchhinweis, das fand ich sehr hilfreich. Bestellt es euch und lest es!
Der zweite Teil heute Nachmittag findet übrigens nicht, wie vorhergesagt, bei Schnee und schlechtem Wetter statt, sondern bei Sonnenschein. Schön, wenn ihr dann noch da seid. Der zweite Vortrag lautet: „Kolonie oder Parodie?“
Ihr wisst, was eine Parodie ist, oder? Also so eine billige Nachahmung, eine lächerliche Nachahmung, ein verzerrender Abklatsch – das ist eine Parodie. Und heute Nachmittag frage ich dich: Bist du eine Kolonie oder nur eine Parodie?
Dazu gibt es einen Vers aus der...
Ankunft und Bedeutung von Philippi
Apostelgeschichte 16, Verse 11 und 12:
"Wir fuhren von Troas ab und kamen geradewegs nach Samothrace."
Ich möchte euch das gerne noch einmal auf der Karte zeigen. Tut sich da etwas? Ja, Paulus fuhr von Troas mit dem Boot zum ersten Mal von Kleinasien hinüber nach Europa, genauer gesagt in das heutige Griechenland. Dort machten sie eine Zwischenrast auf der Insel Samothrace, übernachteten dort und kamen erst am folgenden Tag nach Neapolis. Von Neapolis aus ging es weiter nach Philippi, an wen dieser Brief gerichtet ist.
Philippi war die erste Stadt in jenem Teil von Mazedonien, eine römische Kolonie. Genau darum soll es heute Nachmittag gehen, denn das ist sehr bedeutungsvoll.
Wie mag es wohl gewesen sein, als Paulus, ein gebürtiger Orientale, zum ersten Mal seinen Fuß nach Europa setzte? Was hat er dort erlebt? Von der Hafenstadt Neapolis waren es nur fünfzehn Kilometer bis nach Philippi, aber alles war irgendwie anders.
Ich möchte gerne den Staub der Geschichte ein wenig von euren Vorstellungen wegpusten – ähnlich wie jetzt hier in der Präsentation. Ihr sollt eine Entdeckerfreude bekommen und erkennen: Da sind ganz lebendige Menschen aus Fleisch und Blut hinter dieser Geschichte. Das ist nicht einfach nur uralt, was hier steht, sondern es hat etwas mit meinem Leben zu tun.
Stellt euch vor, an wen dieser Philipperbrief gerichtet ist. Paulus kommt zum ersten Mal in diese Stadt, und dann passieren all diese Ereignisse mit der Purpurhändlerin Lydia, mit der Wahrsagerin, deren Namen wir nicht kennen, und mit dem Gefängnisaufseher, dessen Namen ebenfalls unbekannt ist.
All das ist mindestens zehn Jahre her, als Paulus seinen Philipperbrief schreibt.
Die Stadt Philippi: Reichtum und römischer Einfluss
Was für eine Stadt betritt er da mit Philippi? Was hat er vor Augen?
Philippi ist eine sehr reiche Stadt, denn rund um sie liegen alte Gold- und Silberminen. Das macht die Stadt wohlhabend. Das erkennt man auch an Lydia, denn sie handelte mit Purpur. Dieses Textil war nicht gerade für arme Leute bestimmt.
Philippi war zudem ein Verkehrsknotenpunkt. Das werde ich euch gleich zeigen, damit ihr einen groben Eindruck davon bekommt. Wie sah damals die Umwelt aus? Vielleicht so wie auf diesem Bild. Auch damals gab es ganz normale junge Leute, ein bisschen altmodisch, aber sie hatten auch Blödsinn im Kopf. Es waren lebendige, quirlige Menschen, so wie du.
Für den Hintergrund des Philipperbriefs ist es nicht schlecht zu wissen: Die Hauptstadt Rom prägte damals die ganze zivilisierte Welt. Sie verfolgte eine Politik, quer durch das Imperium Romanum Kolonien zu gründen. Diese Kolonien waren Außenposten, an denen römische Kultur gepflegt wurde. Dort waren Soldaten stationiert, die das Reich unter Kontrolle hielten.
Zwischen Europa und Asien gab es damals schon eine Verbindung, nämlich die Via Ignazia. Diese war die Haupthandelsroute von Byzanz nach Rom. Ein Stück dazwischen lag ein Fährhafen. Danach ging es über die Via Appia weiter bis nach Rom. Das war die wichtigste Handelsroute.
Wenn ihr jetzt genau hinschaut, seht ihr: Wo liegt Philippi? Genau in der Mitte an der Via Ignazia, an einem Knotenpunkt dieser Transitstrecke zwischen Europa und Asien. Wahrscheinlich waren die Preise dort ähnlich wie heutzutage an Raststätten.
Philippi wurde durch diesen Handel richtig reich.
Philippi als Mini-Rom und seine Bewohner
Als Paulus zum ersten Mal vom Hafen aus nach Europa kommt, merkt er sofort: Hier ist etwas anders. Er sieht eine Stadt, die römischer ist als alle Städte, die er bisher gesehen hat. Rom, die Welthauptstadt, hat auf Philippi deutlich abgefärbt. Philippi war eine Art Mini-Rom geworden.
Zum Beispiel findet man dort noch heute Meilensteine, die zweisprachig sind: zuerst auf Lateinisch, dann auf Griechisch. Obwohl man sich auf griechisch-mazedonischem Boden befindet, war die erste und führende Sprache Latein. Philippi war also viel römischer als alles andere, was Paulus bisher kannte. Es wirkte wie eine Rekonstruktion römischer Kultur.
In Philippi gab es zum Beispiel keine Synagoge, weil es zu wenige Juden gab. Aus der Apostelgeschichte wissen wir, dass man sich damals mit den wenigen Juden an einer Gebetsstätte unter freiem Himmel am Fluss traf – coronatauglich. Die Menschen, die in Philippi zum lebendigen Glauben fanden, waren fast ausschließlich Heiden. Man kann das auch an den Namen ablesen; es waren lateinisierte Griechen.
Heute gibt es in Philippi eine große Ausgrabungsstätte, die zeigt, wie monumental diese Bauten waren. Sie waren gewaltig. Schaut man sich Philippi heute an, sieht man die Ebene, auf der die Römer eine klassische große Kolonie errichteten. Es gibt sogar einen Rekonstruktionsversuch, der zeigt, wie das Stadtgelände ausgesehen haben muss.
Philippi war eine Musterstadt, eine Perle. Unter anderem baute man dort ein Forum im römischen Stil, das im Zentrum der Stadt lag. Sehr auffällig war auch das Theater. Und ratet mal, wie viele Sitzplätze das Theater in Philippi hatte: 5.000. Damit konnte man heute manches Fußballstadion locker unterbringen.
Daraus wird deutlich, dass Philippi kein Dorf war, sondern schon eine richtige Großstadt – ein Mini-Rom im Barbarenland, ein Vorposten und Brückenkopf römischer Lebensart.
Bürgerrechte und soziale Struktur in Philippi
Und ich stelle mir jetzt vor, Paulus kommt nach Philippi. Überall sieht er lateinische Inschriften auf den Meilensteinen, an den Hauswänden und Denkmälern. Dann sagt Paulus zu seinem Begleiter Lukas: Du bist doch Mediziner und kannst Latein. Lies mir das mal vor. Was bedeutet das?
Zum Beispiel sah Paulus wahrscheinlich häufiger auf jeder zweiten Inschrift heute bei den Funden aus Philippi diese Abkürzung „Fold“ oder manchmal auch nur „Vol“. Paulus fragte Lukas: Erklär mir das. Was bedeutet diese Abkürzung hier überall bei diesen Inschriften? War der vom Beruf Elektriker oder was heißt das?
Lukas übersetzt dann und sagt: Ja, das ist nur eine Abkürzung für „Voltinia tribu civis romanus“. Das wäre zu lang für so eine Inschrift, deshalb schreibt man nur „Vol“ oder „Volt“. Das heißt: ein ordentlicher Bürger Roms, ein eingetragener Bürger in die Bürgerlisten. Also dieser Mensch, der sich hier verewigt hat, hat Bürgerrechte.
Damals mussten Legionäre in der römischen Armee einundzwanzig Jahre dienen. Das war ihre Militärzeit, dreimal sieben Jahre. Erst danach wurden sie freigestellt und bekamen als Pension oder Altersruhegeld das Anrecht, sich in einer Kolonie niederlassen zu dürfen. So ähnlich wie im Asterix, kennt ihr das?
Man bekam ein Bürgerrecht verliehen, ein Wohnrecht, und man war befreit von Abgaben und Steuern – ganz komfortabel. Aber dafür musste man auch 21 Jahre seinen Hals hinhalten.
Deshalb wohnten in diesen Außenposten, in diesen Kolonien, altgediente Römer, Soldaten, die sich zur Ruhe setzten. Sie waren dann einigermaßen wohlhabend, weil sie keine Steuern mehr zahlen mussten und weil Philippi sowieso so reich war.
Vielleicht ist das der Grund, dass Paulus am Ende des Philippabriefs schreibt, Kapitel 4, Vers 15, dass keine andere Gemeinde ihn unterstützen durfte außer den Philippern. Nur sie durften das, weil Paulus wahrscheinlich wusste, dass es ihnen gar nicht weh tut, ihm etwas zu schicken.
Die Namensgebung und geistliche Identität der Christen
Warum erzähle ich all diese Geschichten über die Inschriften und Funde in Philippi? Was soll das? Warum diese archäologische Herleitung, diese Geschichtsstunde?
Schaut euch diesen Mann hier an. Ihr seht noch eine Art Schwertnarbe quer über seinem Gesicht. Das ist eine Rekonstruktion von Philipp Philipp aus Mazedonien. Er ist dort geboren und aufgewachsen und war der Gründer der Stadt, weshalb die Stadt Philippi nach ihm benannt wurde.
Er war auch der Vater von Alexander dem Großen, und dieser Name ist euch bestimmt allen bekannt – auch denen, die kaum Geschichte in der Schule hatten. Alexander der Große schuf in wenigen Jahren mit noch nicht einmal dreißig Jahren ein Weltreich.
Dieser Philipp, der Stadtgründer, brachte mich auf eine Idee: Ist es mit uns nicht genauso? Wir sind auch nach unserem Gründer benannt. Blättert man in der Apostelgeschichte ein wenig vor, genauer gesagt in Kapitel 11 Vers 26, so steht dort, dass in Antiochia die Jünger zum ersten Mal „Christen“ genannt wurden. Man kam auf die Idee, diese neue Glaubensrichtung nach ihrem Gründer zu benennen, nach Christus.
So wie die Stadt Philippi nach ihrem Gründer benannt war, wurden auch die Anhänger Jesu „Christen“ genannt. Deshalb möchte ich im Folgenden etwas dazu sagen, was es bedeutet, dass du und ich eine Kolonie sein sollen und keine Parodie. Paulus sagt: „Das Leben ist für mich nicht mehr Paulus, sondern Christus.“ Das steht in Philipper 1,21. Leben bedeutet für ihn Christus; Jesus Christus ist sein Lebensinhalt, sein Sinn.
So wie die Menschen in Philippi stolz darauf waren, nach ihrem Gründer Philipp benannt zu sein, dürfen auch wir mit Recht sagen: Unser Leitbild, unser Meister, unser Herr und Heiland ist Jesus. Nach ihm werden wir benannt – wir sind Christen.
Historische Ereignisse und römische Prägung in Philippi
Aber die Geschichte in Philippi geht spannend weiter. Etwa 200 Jahre nach der Stadtgründung durch Philippus wurde Philippi von den Römern erobert, wie der gesamte Mittelmeerraum.
Die Römer führten dort auf diesem Gelände eine entscheidende Schlacht. Brutus und Cassius – vielleicht sind euch diese Namen noch bekannt, auch du, mein Sohn Brutus, der Mörder von Julius Caesar – kämpften dort gegen die Kaiserlichen, gegen Mark Antonius und Octavian. Diese Schlacht fand in Philippi auf der Ebene statt. Octavian gewann und wurde später Kaiser Augustus. Das sind bekannte Größen auch aus der Bibel.
Das Ganze spielte sich um das Jahr 42 vor Christus ab, also etwa zur Zeit, in der auch Asterix und Obelix angesiedelt sind.
Seitdem wurde Philippi umgebaut und zu einer römischen Kolonie erklärt. Die Stadt wurde lateinisiert. Heute findet man dort noch Münzen aus Philippi. Darauf steht „Colonia Iulia Augusta Philippensis“ – die Kolonie, die glückliche von Augustus und von Philipp, also Philippi.
Ich möchte, dass ihr euch dieses Setting ein bisschen vor Augen haltet: An diese Stadt und ihre Bewohner schreibt Paulus seinen Brief, den Philipperbrief.
In Philippi genoss man die gleichen Privilegien und Rechte wie in Rom. Man hatte das römische Bürgerrecht. Das hatte eine große Bedeutung und große Auswirkungen. Man lebte sozusagen auf mazedonischem Barbarenland, aber wie auf italienischem Boden. Ähnlich wie die Amerikaner in Alaska oder Hawaii, die eine Exklave bilden, aber trotzdem Amerikaner sind, auch wenn sie nicht zum eigentlichen Staatsterritorium gehören, sondern weit entfernt sind.
Genauso fühlten sich die Leute in Philippi. Das können wir in Apostelgeschichte 16 nachlesen. Schlag das mal auf! Dort steht nämlich etwas Paradoxes.
In Apostelgeschichte 16, Vers 20 heißt es: Nachdem Paulus in Philippi das Evangelium verbreitet hatte, Lydia schon gewonnen war und dann dieser Zwischenfall mit der Wahrsagerin und den zerstörten Geschäften passierte, kam es zum Aufruhr. Da steht: „Sie führten sie zu den Hauptleuten und sprachen: Diese Männer bringen die ganze Stadt in Unruhe. Sie verkünden Gebräuche, welche anzunehmen oder auszuüben uns nicht erlaubt sind, da wir Mazedonier sind.“ – Nein, da wir Römer sind!
Merkt ihr es? Die Leute in Philippi nannten sich Römer, weil ihre Hauptstadt Rom war. Ihre Identifikation lag in Rom. Sie sagten: „Wir sind hier nur ein Außenposten der stolzen Hauptstadt Rom.“ Ihre wahre Identität wurde in der Hauptstadt Rom geprägt.
Und das ist bei dir und mir genauso. Meine wahre Identität beruht in Jesus, meinem Haupt im Himmel. Er ist es, der mir meinen Sinn und meine Erfüllung gibt. Nach ihm nenne ich mich. Ich möchte Christ sein, ein Jünger Jesu.
Ist dir das eine Ehre?
In Philippi war das jedenfalls so. Die Philipper sagten: „Wir sind Römer.“ Würdest du sofort damit herausrücken, dass du Christ bist, oder ist dir das eher peinlich? Den Philippern war das überhaupt nicht peinlich.
Ich wünsche mir, dass dich so eine Kraftquelle auch motiviert. Ich will als Christ erkennbarer werden. Ich will keine Parodie meines Herrn sein, sondern eine Kolonie, eine kleine Zweigniederlassung, eine Außenstelle.
Denn du kannst hier und jetzt den Himmel repräsentieren, deinen Herrn. Ich hoffe, du bist kein peinlicher Abklatsch.
Die Gemeinde als himmlische Exklave
Kolonie oder Parodie – vielleicht ist für Alex das Wortspiel „Vorposten“ oder „Vollpfosten“ passend. Die Gemeinde Jesu auf dieser Welt ist eine Exklave. Wir sind hier eigentlich gar nicht zu Hause, denn wir sind seine Ekklesia. Das heißt auf Griechisch „die Herausgerufenen“. Wir haben einen Ruf gehört und merken: Gott will mich. Eigentlich gehöre ich in den Himmel.
Wir sind Herausgerufene aus einem verdrehten und verkehrten Geschlecht, sagt der Philipperbrief. Wenn ihr jetzt mal den Philipperbrief aufschlagt, findet ihr folgende Bibelverse, die das genau unterstreichen. Genau diese Stelle in Apostelgeschichte 16: „Hey, wir sind doch Römer, deshalb geht das nicht, dass hier die Juden die Stadt in Unruhe bringen.“
Um einen Eindruck zu bekommen, wie prächtig auch damals schon dieses Philippi war, hier nur die heutigen Ausgrabungsstätten. Auch das Theater wird noch immer als Theaterstätte genutzt. Daran anknüpfend sagt Paulus: „Ihr stolzen Philippa, schaut mal, was eure Identität prägen sollte.“ Und dann Philipper 1, Vers 27: „Führt euer Leben würdig des Evangeliums von Christus, führt euer Leben würdig entsprechend des Evangeliums.“
Wenn man jetzt Griechisch könnte – ich kann es leider nicht, aber ich bin dankbar, dass mein Schwiegersohn es gerade lernt – dann steht hier statt „Führt ein Leben“ eigentlich „Bürgert ein Leben, wie es dem Evangelium entspricht“ (polyteuete). Bürgert so, dass man erkennt: Ihr seid Christen.
Für die Philippa hat das sofort Klick gemacht. Wir sind diese stolzen Bürgerbewohner mit römischen Rechten. Dann sagt Paulus hier: „Ja, bürgert nur würdig des Evangeliums, seid als Himmelsbürger erkennbar.“ Das sind Vorrechte, aber auch eine Verantwortung.
Bist du jemals mit deiner Hoffnung aufgefallen? Konntest du jemals in deiner Schulklasse oder an der Uni sagen: „Ich bin Christ und deshalb habe ich Hoffnung“? Führt ein dem Evangelium würdiges Leben! Das ist ein Hinweis, wo Paulus uns zeigt: „Hey, du bist doch nur Kolonie!“
Dann Kapitel 2, Vers 15: „Wir sollen unsträflich und lauter sein, unvermischt, unbescholtene Kinder Gottes inmitten eines verdrehten und verkehrten Geschlechts, unter dem ihr scheint wie Lichter in der Welt. Darstellend das Wort des Lebens.“
Hier sagt Paulus: Ihr seid eine Ausnahmeerscheinung, ihr seid etwas Besonderes. Denn ihr bildet sozusagen Positionsleuchten, Leuchttürme, Orientierungspunkte mitten in einer verkehrten und verdrehten Welt, die nicht mehr weiß, was richtig und falsch ist – eine komplett verdrehte und durchgedrehte Welt.
Die Bibel fängt so an, 1. Mose 1, Vers 14: Wozu hat Gott Himmelslichter gemacht? Wozu sind sie da? „Es sollen Lichter sein am Himmel, zur Unterscheidung von Tag und Nacht. Sie sollen als Zeichen dienen, zur Bestimmung der Zeiten.“
Verstehst du? Du sollst mitten in einer Umwelt, die immer gottloser, immer konfuser und durcheinander wird, hoffnungsloser wird, ein Himmelslicht sein. An dir soll man Tag und Nacht unterscheiden können, hell und dunkel, falsch und richtig.
Bist du ein Himmelslicht, scheinst du. Du bist eine Kolonie, die wahrgenommen wird im Umland. Das ist ja ganz was anderes als nur „hier scheint ihr wie Lichter in der Welt“ – nicht so passiv, sondern wahrnehmbar. Hebt euch himmelweit ab!
Herausforderungen im Alltag und das Zeugnis der Christen
Wir hatten in Schoppen einmal folgendes Problem: Eine Jugendgruppe wollte bei uns grillen. Das war auch schön und gut.
Als das Grillen vorbei war, so gegen zehn oder halb elf abends, sah ich nur, wie sie an ihre Autokofferraum gingen und Isomatten sowie Schlafdecken herausnahmen. Ich fragte mich: Was ist jetzt los? Die Antwort kam: „Wir wollen hier noch übernachten.“
Ich sagte ihnen, sie hätten gefragt, ob sie grillen dürften – sehr gerne. Aber ich möchte nicht, dass hier Männer und Frauen zusammen in Schoppen übernachten. „Was, wieso?“, fragten sie. „Da läuft nichts, wir sind total korrekt“, versicherten sie.
Wir sagten damals, dass wir Himmelslichter sein wollen und einen himmelweiten Unterschied machen möchten. Denn auch die Außenwahrnehmung darf man nicht außer Acht lassen. Was stellen unsere Nachbarn fest? Was beobachten Menschen an uns? Wie gehen wir Christen miteinander um? Haben wir einen ernstzunehmenden Glauben, der erkennbar ist?
Das führt zum dritten Punkt, wo Paulus noch einmal die Gemeinde anspricht: Philippa 3,20. Vielleicht erinnert sich Paulus hier genau an die Inschriften überall im Stadtgebiet. Dort heißt es: „Unser Bürgerrecht ist im Himmel, von woher wir auch den Herrn Jesus Christus als Retter erwarten.“
Unser Bürgerrecht wird also nicht in Rom oder in Philippi geprägt, sondern im Himmel. Dort gehörst du hin. Dein Bürgerrecht findet im Himmel statt.
Ich habe mit meinem Sohn einmal etwas Witziges erlebt. Gideon war damals erst vier Jahre alt. Wir fuhren in den Wald, um Routen für Speere für ein Römerlager zu schneiden. Ich stellte die Schubkarre vor mich und wir fuhren gemeinsam in den Wald. Dabei dachte ich, wie ich die Zeit gut mit meinem Jungen nutzen könnte.
Dann sagte ich zu Gideon: „Ich bringe dir jetzt ein Gebet bei. Sprich mir einfach mal nach.“ Ich wollte ihm mit vier Jahren das Vaterunser beibringen. Ich begann: „Vater unser – nein, unser Vater im Himmel. Sprich das mal nach.“
Da sagte Gideon: „Vater in unserem Himmel.“ Und ich dachte: Er hat recht. Er ist nicht nur unser Vater im Himmel, sondern er ist auch unser Vater in unserem Himmel. Das stimmt. Denn unser Bürgerrecht ist im Himmel, es ist verbürgt.
Letztes Jahr hörten wir beim Kraftstoff von einer Leiter, die im Himmel angestellt war. Doch kaum war Jakob wach, war sie auch wieder weg. Aber er wusste: Es gibt ein Jenseits, es gibt eine Verbindung zum Himmel.
Wir dürfen jedoch nicht nur eine Ahnung vom Himmel haben oder eine Himmelsleiter sehen. Wir dürfen sozusagen schon die Wohnungsschlüssel besitzen. Denn Jesus sagt: „Ich gehe hin, euch die Städte zu bereiten. Ich werde euch zu mir nehmen, auf dass ihr seid, wo ich bin.“
Euer Bürgerrecht ist im Himmel. Dafür verbürge ich mich. Dieses Recht habe ich euch erworben.
Konsequenzen eines himmlischen Bürgerrechts
Im vierten Kapitel spielt Paulus noch einmal auf diese Kolonie an, auf diese ganz andere Prägung als die Umwelt. In Philipper 4,3 sagt er, dass dort die Brüder sind, Clemens und seine übrigen Mitarbeiter, deren Namen im Buch des Lebens geschrieben sind. Auch hier ist wieder von einem Verzeichnis, einer Liste, einem Buch des Lebens die Rede. Genau das sagt der Herr Jesus: „Freut euch nicht, dass euch die Geister untertan sind, dass ihr mächtige Zeichen und Wunder tun könnt. Freut euch aber, dass eure Namen im Himmel eingeschrieben sind.“
Das hat Konsequenzen. Wenn du weißt: „Ja, Herr, ich möchte eine Kolonie sein, ich möchte ein Himmelsbürger hier schon wahrnehmbar auf der Erde sein“, dann hat das Folgen. Zum Beispiel geht es hier in Philipper 4 weiter, Vers 8: „Im Übrigen, Brüder, alles, was wahr, alles, was ehrbar, was gerecht, was rein, was liebenswert, was wohllautend ist, wenn es irgendeine Tugend oder irgendetwas Lobenswertes gibt, darauf seid bedacht.“
Wenn wir erkennen, dass wir Himmelsbürger sind und würdig leben wollen, dann sollen wir uns doch mitten unter einer Umwelt bewähren, die ganz anders ist. Mein Bürgerrecht ist im Himmel, und mein Name ist im Buch des Lebens. Dann muss ich auch ein anderes Leben an den Tag legen, zum Beispiel in meinen Reden. Alles, was wahr, würdig, gerecht, rein ist – wie sieht das aus?
Scanne mal deine letzte Woche: Deine Worte, deine Gedanken. War alles wahr, würdig, gerecht, rein, liebenswert und wohllautend? Ich will das mal kurz übersetzen. Ist das, was du sagst, wahr, begründet oder nur vermutet? Fake News? Ist das, was du sagst, würdig? Kannst du jeden Witz erzählen, oder ist es ehrbar oder beschämend? Ist das, was du sagst, gerecht? Ist es korrekt oder krumm? Ist das, was du sagst, rein? Ist es sauber oder skandalös? Wie schnell ratschen und tratschen wir, gerade weil es anrüchig ist? Ist das, was du sagst, liebenswert? Ist es eher konfliktlösend als konfliktverschärfend, auch zu Hause? Ist das, was du sagst, wohllautend? Erbaut das oder drückt es nieder? Ist das eher destruktiv?
Daniel Böcking hat die Bild-Zeitung verlassen. Der Mann hat sich bekehrt, schon im gestandenen Alter von vielleicht 35 Jahren, und er macht dem Herrn Ehre – auch durch seine Bücher und seine Artikel, die in der Bild-Zeitung oder bei Bild Online erschienen sind. Aber ich dachte mir: „Alles, was wahr, würdig, gerecht, rein, lieblich und wohllautend ist – dann könnte die Bild-Zeitung oder Bild Online eigentlich zumachen.“
Hiob fragt in Hiob 8,11: „Schießt Papyrus auf, wo kein Sumpf ist?“ Gäbe es Zeitungen, diese ganze Yellow Press, diese Klatschzeitungen, wenn es nicht auch viel Sumpf gäbe? Leider ist das genau ihr Terrain. Im Internet kannst du bedenkenlos durch jeden Sumpf waten? Nein! Wandelt als Himmelslichter mitten in einem verdrehten und verkehrten Geschlecht.
Das ist vielleicht auch ein Stück der Antwort, warum ich oft gar nicht froh bin, warum ich geistlich eher schlapp bin: Sündendreck nimmt Freude weg. Wenn du durch diesen Sumpf watest, wenn du dir Bilder reinziehst, wenn du dich mit diesem Müll abgibst, raubt dir das geistlich jede Freude. Warum ist es so leicht, eine Stunde YouTube-Filme zu gucken, und so schwer, sich aus der Bibel zu ernähren? Weil wir so sehr an den Dreck gewöhnt sind.
Und jetzt mein Aufruf an euch da draußen an diesen hundert Übertragungsorten: Du kannst in deinem kleinen Umfeld eine kleine Himmelskolonie sein. Du kannst ein Himmelslicht sein, einen Glanzpunkt setzen. Und das wünsche ich so sehr, dass du ein Außenposten bist, da wo du lebst – auch wenn du nur so ein Kanisterchen bist und nicht eine Zapfsäule.
Das Ziel des Lebens und die Hoffnung auf den Tag Christi
Dreimal betont Paulus das Ziel der Gemeinde in Philippi. Er fragt: „Wisst ihr, wozu ihr auf der Erde seid?“
Im Philippa-Brief Kapitel 1, Vers 6 sagt er: „Er wird das gute Werk in euch vollenden, bis auf den Tag Christi.“
Dann in Kapitel 1, Vers 10: „Damit ihr lauter und ohne Anstoß seid auf den Tag Christi.“
Und noch einmal in Kapitel 2, Vers 16: „Wir sollen das Wort des Lebens darstellen, mir zum Ruhm, auf den Tag Christi, dass ich nicht vergeblich gelaufen bin, noch vergeblich gearbeitet habe.“
Hier zeigt Paulus den Geschwistern in Philippi, worauf sie ihr Ziel ausrichten sollen: den Tag Christi – den Moment, wenn Jesus wiederkommt, seine Braut zu sich nimmt und wir in die Himmelsheimat einziehen werden.
Unser Freund Klaus Günschel, der letztes Jahr als Redner dabei war, veranstaltet im Sommer für Teenager die TFB – Teenager-Ferienbibelschule. Dort hatten die Lehrer folgende Idee: Während des Bibelunterrichts, als alle an ihren Tischen saßen, unterbrachen die Lehrer plötzlich und sagten: „Stop, kurze Unterbrechung, alle mal raus! Ihr seid gerade so müde, kommt mal vor die Tür, wir machen einen Wettlauf.“
Alle auf die Plätze, fertig, los! Einige rannten los, andere schauten sich nur verwirrt an: „Wie jetzt? Wohin denn? Was ist das Ziel? Ich kenne es nicht.“ Und genau das war die Idee der Demonstration: Wohin rennst du? Was ist dein Ziel? Hast du das schon mal für dich klar gemacht?
Paulus sagt: Der Tag Christi soll dein Lebensziel sein. Und dieser Tag kann heute schon anbrechen. Jesus könnte jetzt wiederkommen. Wie hast du dann dein Leben verbracht? Hattest du das Ziel fest im Blick? „Ich habe die Ziellinie vor Augen. Ich weiß, wofür ich lebe“, sagt Paulus in Philippa 3, Vers 12: „Nicht, dass ich es schon erlangt hätte, ich bin nicht schon am Ziel oder schon vollendet, aber ich jage ihm nach, dass ich es auch ergreifen möchte, wofür ich auch von Christus ergriffen worden bin.“
Paulus ist zu diesem Zeitpunkt immerhin schon dreißig Jahre Christ. Damaskus liegt dreißig Jahre zurück. Er sagt: „Nicht, dass ich schon alles abgehakt hätte, ich bin immer noch unterwegs, ich bin noch in meiner Laufbahn, aber ich habe die Ziellinie vor Augen. Ich will durchhalten, bis ich im Ziel bin. Ich weiß, wofür ich lebe.“
Wenn Paulus noch so viel Strecke vor sich hatte, wie viel mehr solltest du dann weiterlaufen? „Ich kämpfe den guten Kampf des Glaubens, ich jage ihm nach, ich strecke mich aus nach dem, was vorne ist.“ Bibelkenner sagen, Paulus benutzt hier Worte, die den Philippern vertraut waren – Worte aus dem Bereich der Wettkämpfe, der Wettspiele, der Wagenrennen, die damals äußerst populär waren, noch populärer als heute die Formel 1.
„Ich jage ihm nach, und zwar nach dem Kampfpreis der Berufung Gottes nach oben in Christus Jesus.“ Dieses Bild hat Paulus im Kopf. Vielleicht hört er sogar gerade durch die Gitter seiner Zelle das Gejohle, den Jubel und das pferdige Trappeln von den Rennbahnen. Das Prätorium lag nicht weit entfernt vom großen Zirkus, dem Circus Maximus.
Paulus knüpft daran an und sagt: „Ich jage ihm nach, ich strecke mich aus nach dem Ziel, ich habe die Ziellinie vor Augen und ich halte durch.“
Hier sieht man eine Rekonstruktion des Circus Maximus. Man kann heute noch das gesamte Areal mitten in Rom sehen – eine gewaltige Strecke, ein großer Rundkurs, auf dem bis zu 200 Wagen gleichzeitig fuhren. Jedes Kind in Rom kannte damals die Profis des Rennsports mit Namen. Die Wagenlenker waren die absoluten Idole.
Paulus sagt: „Ihr kennt doch die Pferderennbahn. Auch in Philippi gibt es eine. Übrigens heißt Philippus, euer Stadtgründer, übersetzt ‚Pferdenarr‘ oder ‚Pferdefreund‘.“ Dieser Philippus, der Stadtgründer von Philippi, entsandte sogar jedes Jahr zur Olympiade ein eigenes Gespann nach Athen. So populär war damals dieser Rennsport.
Paulus sagt: „Ich habe meine Ziellinie vor Augen, ich weiß, wofür ich lebe – der Tag Christi. Ich bin bald auf der Endrunde. Aber dann will ich Folgendes: Ich will da oben ankommen.“
Was meint Paulus damit? Wenn das Rennen gelaufen war, durfte der Sieger sich an der kaiserlichen Tribüne die Stufen hochgehen und seinen Lorbeerkranz oder seine Trophäe, seinen Preis, entgegennehmen. Paulus sagt: „Ich habe mein Ziel vor Augen, ich jage nach da oben, ich will den Siegespreis haben.“
Den Philippern war das ganz klar: Wer sich im Wettlauf ablenken lässt oder umdreht, ist chancenlos. Wer seine Hand an den Pflug legt und zurücksieht, ist nicht geschickt zum Reich Gottes.
Deshalb fordert der Philippa-Brief auf: Du bist hier nur eine Kolonie, deine wahre Heimat ist der Himmel. Vergiss nicht dein Lebensziel. Es wird deinen Lebensstil prägen. Halte durch – der Kampfpreis ist die Berufung nach oben in Christus Jesus.
Übrigens heißt die israelische Fluggesellschaft El Al genau so: „Nach oben“. Sei nach oben orientiert! Dort ist unsere wahre Heimat in Christus.
Paulus sagt, was uns dort erwartet, ist nicht irgendein läppischer Lorbeerkranz, den man vielleicht nächsten Samstag in den Eintopf rühren kann, sondern ein unvergänglicher Siegeskranz, ein ewiger Lohn.
Damals im Circus Maximus, wenn der Sieger die Treppen hochstieg und vom Kaiser persönlich den Preis entgegennahm, war das schon eine große Ehre. Der Kaiserpalast lag fußläufig ganz nah am Circus Maximus. Doch Paulus sagt: Bei uns ist es viel, viel besser.
In Philippa 4, Vers 5 heißt es: „Der Herr ist nahe.“ Gott selbst, der Herr Jesus, wird mit gebietendem Zuruf kommen. „Der Herr ist nah, und sein Lohn mit ihm.“
Paulus hat nicht die Ambition, irgendein Wettrennen zu gewinnen oder einen Lorbeerkranz abzujagen. In Kapitel 4, Vers 1 sagt er: „Ihr, meine Geschwister, meine geliebten, ersehnten Brüder, ihr seid meine Freude und mein Siegeskranz. Ihr seid das, mit euch möchte ich da oben ankommen.“
Wir als Mitarbeiterteam würden uns sehr freuen, wenn ihr, die Zugeschalteten, nach so einem Tag durchzieht und sagt: Ja, ich will im Glauben Gas geben. Ich will mein Ziel wieder fixieren. Dafür lebe ich doch nicht für irgendwelche Lorbeeren, für irgendwelche Siegeskränze oder um Karriere zu machen oder Geld zu verdienen.
Ich habe mit meinem Sohn vor ein paar Wochen einen Sperrmüllhaufen untersucht und dabei tatsächlich einen Schatz gefunden: altes Geld – 50 Mark, 5 Mark, 500 Mark, 5 Milliarden Mark, tausend, eine Milliarde, zehn Millionen, fünfhundert Millionen, fünfzig Millionen, zwanzig Milliarden. Alles echtes Geld, aber nur vorübergehend.
Auch unser Euro, wer weiß, wie lange er noch hält. Ich glaube, das sind alles vergängliche Siegeskränze, nach denen du jagen könntest – dem Geld nach. Vergiss es! Es gibt etwas Wichtigeres, etwas Bleibenderes.
So wie Abraham, der sagte: „Ich suche eine Stadt, die Grundlagen hat, für die es sich lohnt.“ Dafür hält er es auch ein paar Jahre als Camper aus. Er fremdelte hier in dieser Welt. Er sagte: Das ist nicht mein Zuhause. Ich habe eine Zukunft, die es lohnend ist.
Kann ich mich hier auch bescheiden? Kannst du das auch? Kannst du sagen: „Mein Herr kommt und seinen Lohn mit ihm, und deshalb will ich hier Gas geben.“ Unsere Heimat ist im Himmel, und wir bilden hier nur eine Kolonie.
Aufforderung zu einem heiligen und leuchtenden Leben
Nochmal zurück zu diesem Satz: Wir sollen hier untadelig und lauter sein, unbescholtene Kinder Gottes, wahrnehmbar anders, mitten in einem verdrehten und verkehrten Geschlecht. Unter diesem Geschlecht sollt ihr wie Lichter in der Welt erscheinen, wie Himmelslichter.
Passt das zu dir? Bist du ein Positionslicht, sodass andere merken, wie verkehrt sie im Vergleich zu dir eigentlich sind?
Paulus bringt hier ein Zitat. Er sagt: Ihr lebt mitten in einem verdrehten und verkehrten Geschlecht. Schaut mal, was Paulus hier erwähnt – nämlich ein Wort aus 5. Mose 32. Ich möchte euch dazu ein Bild zeigen, und zwar aus der Zeit der Wüstenwanderung. Vielleicht sah es dort abends so aus: Nach einem Tag in der Wüste wurde es dunkel, und man konnte vielleicht Folgendes beobachten.
Wieder nur einen Tag durch die Wüste gelaufen, wieder nur Manna gegessen, wieder nur die blöde, doofe Wüste. Aber mitten in diesem Zeltlager hört man ein „Danke, Herr“, mitten drin!
Lasst uns dazu mal diese Stelle aus 5. Mose 32 lesen: „Gebt unserem Gott die Ehre!“ In der Elberfelder Bibel steht: „Gebt Majestät unserem Gott, anerkennt, dass er der Herr ist, unser Gebieter, unsere Majestät. Gebt unserem Herrn, unserem Gott, die Ehre! Der Fels, vollkommen ist sein Tun, ja, alle seine Wege sind recht. Er ist ein treuer Gott, der niemals betrügt, gerecht und gerade ist er.“ So ist Gott.
Doch dieses Volk ist verkehrt und verdreht. Sie wollen nicht mehr seine Kinder sein. Sie sind eine Schande für sich selbst.
Ist das euer Dank an den Herrn? So sagt es Mose hier am Schluss der Wüstenreise als Resümee: Ihr Volk Gottes, ihr Kinder Israel, ihr seid verdreht und verkehrt. Man hört nur Gemecker und Gemurre den ganzen Tag.
Ich habe es mal nachgezählt: Zweiundzwanzig Mal lesen wir in den Mosebüchern, dass das Volk meckert, murrt und motzt. Widerstand gegen Gott, kein Bock, Empörung.
Und mitten in diesem ganzen Gemecker, in diesen Murrkapiteln – da, in 5. Mose, 4. Mose, 2. Mose – gibt es diese eine Stelle, 4. Mose 6, von einem Mann oder einer Frau, die sich freiwillig Gott weihen und sagen: „Ich will mich abheben, ich will anders sein, ich möchte mein Leben Gott weihen, ja, ich möchte heilig sein.“ Und das sollen ruhig die anderen sehen. Das kann man an meiner Haartracht sehen oder an meinem praktischen Leben.
4. Mose 6 – das Gebot des Nazireas.
Mitten im Gemecker gibt es also jemanden, der Gott Ehre geben will, Majestät geben will? Ja, da gab es Männer oder Frauen, die das taten. Sie nahmen das auf sich. Sie wollten keine Parodie sein, sondern eine Kolonie, eine Himmelsherberge.
Ich finde es so beeindruckend, dass Paulus das hier erwähnt: „Ihr Philippa, mitten in einem verdrehten und verkehrten Geschlecht, macht es doch besser als damals die Kinder Israel in der Wüste. Nicht meckern und murren!“
So beginnt nämlich dieser Vers hier nicht – mit Murren und zweifelnden Überlegungen –, sondern: Ihr sollt leuchten wie Himmelslichter.
Und dann steht da bei denen, die sich damals im Volk Gottes Gott weihen und sagen: „Ja, ich will anders sein, ich will eine andere Lebensweise an den Tag legen“, auch dieser Satz in 4. Mose 6:
„So sollst du meinen Namen auf die Kinder Israel legen: Der Herr segne dich und behüte dich, der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig, der Herr erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden. So sollt ihr meinen Namen legen auf die Kinder Israel.“
Merkt ihr etwas? Wenn mitten in diesem verdrehten und verkehrten Geschlecht nur ein paar wenige sind, die es anders machen, die sich Gott weihen und sagen: „Ich will ein Himmelslicht sein, eine Kolonie“, dann bringt das Segen. Das lässt Gottes Angesicht leuchten. Dann bekommt Gott wieder Majestät und Ehre. Und es dreht sich etwas – das macht Eindruck.
So ähnlich, wie Alex es geschafft hat, in der Poststelle der verdrehten und verkehrten Filialbeamtin Freundlichkeit entgegenzubringen.
Heb dich ab, sei ein Himmelslicht!
Überwindung von Murren und die Kraft des Lobpreises
Beim allerersten Kraftstoff hörten wir vom Gordon: Es geht vorbei an Feuer und Wasser zum Gold. Erinnert ihr euch? Vielleicht ist es auch bei dir mal wieder soweit. Klar, du glaubst an das Feuer, an den Altar. Jesus ist für mich gestorben. Aber vielleicht ist bei dir wieder mal das Wasser dran.
Was hat sich in letzter Zeit bei dir so eingeschlichen an Mist, an Sumpf, der dir auch die Freude absaugt? Es geht vorbei an Feuer und Wasser und dann zum Gold. Reinige dich, tue Buße, leg Dinge ab, von denen du genau weißt, dass sie Mist sind, falsch sind, Gott bekümmern und dir die Freude rauben. Es geht vorbei an Feuer und Wasser zum Gold.
Letztes Jahr hat Klaus gepredigt: Es gibt da eine Leiter, die ist angestellt in den Himmel. Der Himmel schaut zu, Gott ist da. Es gibt eine Verbindung vom Jenseits ins Diesseits. Der Himmel ist real, glaubt das doch! Wir sind nicht allein gelassen.
Und diesmal, beim dritten Kraftstoff, sollt ihr hören, und du sollst am unteren Ende dieser Himmelsleiter den Himmel repräsentieren. Das ist nämlich Jakob ganz schlecht gelungen. Er wusste zwar, dass der Himmel da ist und Gott hilft und ihn zurückbringen wird, aber er blieb der alte Trickser und Täuscher, der verschlagene Hund. Er wusste, es gibt ein Jenseits und es gibt ein betedler Haus Gottes, aber sein Leben hat sich nicht geändert.
Doch bei dir ändert sich etwas. Lebe nicht nur für das Hier und Jetzt, sondern sei so gesinnt, wie Jesus Christus auch war (Philipper 2,5). Hat Jesus je gemurrt oder gezweifelt? In Lukas 22,45 steht: Und er stand auf vom Gebet, kam zu den Jüngern, fand sie eingeschlafen vor Traurigkeit und sprach zu ihnen: „Jetzt reicht es aber mit Recht, ich habe euch jetzt schon zum zweiten Mal hier angetroffen.“ Nein, so kennen wir Jesus nicht.
Oder Lukas 22,60: Und alsbald, während er noch redete, krähte der Hahn, und der Herr wandte sich um und schnauzte Petrus an: „Ich habe sie doch schon gestern gesagt.“ Nein, so kennen wir Jesus nicht.
Murren, Motzen, Explodieren – das passt nicht zu Jesus, aber zu mir. Doch der Philipperbrief sagt: Dann wirst du unglaubwürdig, dann bist du kein Himmelslicht, keine Orientierungshilfe. Meckern, Motzen, Zornigsein und Zweifeln durchkreuzen dein Zeugnis.
In Philippi saß Paulus im Knast. Er wurde nach ziemlich kurzer Zeit eingelocht, übrigens seine erste Haft, wenn ich das richtig erinnere. Er bekam zum ersten Mal Eisenfesseln angelegt, saß im Block, ausgepeitscht, alles tat weh. Er und Silas klemmten dort eingesperrt in diesem Gefängnisblock. Ich wette, sie haben erst mal auch schwer geknurrt, gejammert, gesoffen und gestöhnt.
Aber um Mitternacht fingen sie an zu singen, sodass das Gefängnis dröhnte. Wahrscheinlich hörte es sogar der Gefängnisaufseher, im Schlaf oder nach Feierabend. Zerfetzte, blutige Kleider auf ihrem Rücken, Striemen, Schmerzen. Und sie brauchten nur eine Weile, bis sie sich berappelt hatten. Bis sie sich sagen konnten: „Komm, wir wollen nicht murren und nicht zweifeln, lass uns ein Loblied singen. Silas, stimme du an, du hast die jüngere Stimme.“
Und sie leuchteten wie Sterne in der Nacht dieses Gefängnisses. Andi Burkhard hat mal gesagt, sie denken in dem Moment nicht so sehr an das Eisen um ihre Knöchel, sondern vielmehr an das Edelmetall auf ihrem Kopf. „Komm, lass uns überwinden, es gibt Lohn. Silas, wir singen ein Loblied.“
Deshalb kann Paulus auch sagen (Philipper 3,13-14): „Vergiss, was da hinten liegt, alles nicht so wichtig, auch was dich lähmt und mürbe macht. Lass uns nach vorne schauen, mich ausstrengend nach dem, was vorn ist, jage ich dem Ziel nach, das ich anschauend hin zu dem Kampfpreis der Berufung Gottes nach oben verfolge.“
Das ist meine Devise, das ist meine Lebenshaltung. Es gibt immer noch ein Oben, einen Gott im Himmel. Das ist der Grund meiner Freude, mein Kraftstoff. Und unter den widrigsten Umständen kann Paulus überwinden ohne Murren.
Ich habe mir hier einen Kernsatz notiert: Glaube ist, Gott dafür zu danken, dass er noch bessere Pläne hat, wenn meine sich in Luft auflösen. Vielleicht bist du gerade schwer enttäuscht, hast einen großen Kummer, Liebeskummer oder eine Pleite erlebt.
Glaube ist, Gott dafür zu danken, dass er noch bessere Pläne hat, wenn meine sich in Luft auflösen.
Paulus dachte in Philippi im Knast: „Ey, wir hatten hier gerade so eine Glückssträhne, so eine Bekehrungswelle, eine Gemeinde gegründet – und jetzt sitzen wir hier im Knast.“ Aber er kann Gott danken: Du musst noch bessere Pläne haben.
Wenig später, ein paar Stunden danach, sitzt er wahrscheinlich im Bademantel des Gefängnisaufsehers in dessen Wohnzimmer, darf ihm das Evangelium erklären und ihn am selben Abend oder in derselben Nacht noch taufen.
Wieso kam dieser Gefängniswärter auf die Idee zu fragen: „Was muss ich tun, um gerettet zu werden?“ Weil er wahrscheinlich aus dem Gefängnis diesen Lobgesang gehört hat, von diesen zu Unrecht Ausgepeitschten, die wie Himmelslichter mitten in einem verdrehten und verkehrten Geschlecht leuchten.
Umgang mit Herausforderungen und Dankbarkeit
Beim Völkerball ist es so: Wenn du im Feld bist, kannst du jederzeit abgeworfen werden. Auch in deinem Alltag ist es ähnlich. Jederzeit können dich Widrigkeiten, Frust oder Probleme „abwerfen“. Dann bist du raus. Du gehst von der Linie und lässt den Kopf hängen. So verläuft das Leben oft mit Meckern und Murren.
Aber du kannst es auch anders machen. Wenn der Ball auf dich zufliegt, kannst du ihn auffangen. Damit ist er entschärft und du kannst das Spiel drehen. Dann hast du das Spiel in der Hand und bist spielbestimmend.
Meckern, Motzen und Undank werfen uns ab. Du fliegst raus, und das kostet dich den Sieg. Doch du kannst den Ball auch abfangen und die Situation umkehren – in Dankbarkeit. Dann wirst du Herr der Lage. Du bist nicht mehr gejagt und gehetzt, sondern bestimmst das Spiel.
Die letzten Nächte konnte meine Frau wegen mir nicht schlafen. Sie sagte: „Andreas, es ist ungeheuerlich, was du nachts für Geräusche machst. Ich kann nicht schlafen.“ Doch vor drei Tagen sagte Gaby morgens: „Andi, ich habe heute Nacht Gott so gedankt. Mein Mann liegt nicht im Corona-Koma am Beatmungsschlauch, sondern er atmet noch neben mir.“ Dafür hat sie Gott erst einmal gedankt. Ich dachte: Boah, Mädel, was bist du für ein strahlendes Vorbild!
Das heißt: Nicht murren, sondern das Positive sehen. Mittlerweile hat sie mich ausgelagert – ich schlafe jetzt gerade woanders.
Seid um nichts besorgt, sondern in allem lasst durch Gebet und Flehen mit Danksagung eure Anliegen vor Gott kundwerden. Und der Friede Gottes, der allen Verstand übersteigt, wird eure Herzen und Sinne bewahren in Christus Jesus (Philipper 4,6-7).
Wenn wir alles, was uns so begegnet, einfangen und in Dankbarkeit umwandeln – nicht bloß positives Denken, sondern bewusstes Danken – dann drehen sich die Verhältnisse. Das wird auch die Umwelt mitbekommen.
Charles Bertrand sagte einmal: Du sollst nicht in der Wüste des Murrens und Meckerns umherirren, sondern im verheißenden Land der Zufriedenheit und Ruhe wohnen. Dann wirst du eine Kolonie bilden und keine Parodie.
Ermutigung und Hoffnung für den Glaubensweg
Zum Schluss möchte ich noch eine kurze Begebenheit von einem Sonntagsschulfest schildern. Das hat mir Lothar Schäfer aus Weitefeld erzählt. Er sagte, wenn bei uns Sonntagsschulfest ist, dann gibt es immer Sackhüpfen. Hier könnt ihr das sehen.
Er erzählte, dass die kleinen Kerlchen in die Säcke steigen und loshüpfen und humpeln. Sie können kaum laufen, noch viel weniger können sie richtig Sackhüpfen. Dann purzeln sie übereinander und liegen hilflos in diesen Säcken – in den Schlafsäcken oder Kartoffelsäcken – und sie kommen nicht voran.
Lothar sagte weiter, dass er dann sah, wie ein Vater angerannt kam, seinen Kleinen samt dem Sack packte, ihn hochhob. Der Kleine zappelte, hüpfte und bewegte sich noch immer, machte noch immer Sackhüpfen. Aber eigentlich war es die Hand des Vaters, die diesen Sack samt dem Kleinen gepackt hatte und ihn über die Ziellinie trug.
Das möchte ich euch gegen Ende noch vorlesen, und zwar aus dem Philipperbrief Kapitel 3, Vers 13:
„Brüder, ich halte mich selbst nicht dafür, dass ich es ergriffen habe. Eines aber tue ich: Ich vergesse, was dahinten ist, und strecke mich aus nach dem, was vor mir liegt.“
Den Vers davor meinte ich, wo Paulus sagt, dass er es ergreifen möchte, weil er von Jesus Christus ergriffen worden ist. Paulus vergleicht unser Tun mit dem Zappeln in dem Sack beim Sackhüpfen auf einem Kinderfest. Aber er hat uns ergriffen, er hält uns in der Hand und möchte uns über die Ziellinie führen.
Das Werk, das er angefangen hat, wird er vollenden – so steht es im Philipperbrief 1, Vers 6:
„Er wird das Werk vollenden, das er an euch begonnen hat.“
Und auch in Kapitel 2, Vers 13 heißt es:
„Denn Gott wirkt in euch sowohl das Wollen als auch das Vollbringen nach seinem Wohlgefallen.“
Glaubt das!
Abschließend möchte ich noch eine Stelle aus dem Philipperbrief 4 vorlesen. Paulus sagt dort:
„Freut euch im Herrn allezeit! Noch einmal will ich sagen: Freut euch!
Lasst eure Milde kundwerden allen Menschen. Der Herr ist nahe!
Seid um nichts besorgt, sondern in allem lasst durch Gebet und Flehen mit Danksagung eure Anliegen vor Gott kundwerden.
Und der Friede Gottes, der allen Verstand übersteigt, wird eure Herzen und euren Sinn bewahren in Christus Jesus.“
Uns hat gerade Andi Krüger eine Stelle aus Matthäus 28 vorgelesen. Schaut mal, wie das korrespondiert! Wir können uns allezeit im Herrn freuen, auch weil wir wissen: Der Herr ist bei uns alle Tage bis zum Ende, bis zum Zielpunkt.
Wir dürfen das allen Menschen sagen. Jeder ist gemeint, auch dein Umfeld. Geht hin und macht Jünger aus allen Nationen.
Wir brauchen nicht besorgt zu sein, sondern in allem können wir alles im Gebet Gott kundwerden lassen. So sollen wir auch alles bewahren, was der Herr uns gesagt hat.
Dann ist da ein Friede, der allen Verstand übersteigt – eine Kraft, die größer ist als unser Unvermögen. So ist unserem Herrn alle Gewalt gegeben.
Und Paulus sagt: Der Herr ist nahe. Unser Herr sagt es noch eindringlicher: „Ich bin bei dir, ich bin bei euch.“ Darauf kannst du bauen.
Deshalb: Los, sei seine Kolonie und keine Parodie! Amen.
