Guten Abend, ich möchte alle ganz herzlich begrüßen. Heute beschäftigen wir uns mit Lukas 16, ab Vers 16.
Ich schlage vor, dass wir zunächst nur die Verse 16 bis 18 lesen und dann in einer weiteren Etappe ab Vers 19 fortfahren.
Darf ich dich bitten, Samuel, vorzulesen?
 Lukas 16, Vers 16:
Das Gesetz und die Propheten gelten bis zu Johannes. Von da an wird das Reich Gottes verkündigt, und jedermann drängt sich mit Gewalt hinein.
Es ist aber leichter, dass Himmel und Erde vergehen, als dass ein einziges Strichlein des Gesetzes fällt.
Jeder, der sich von seiner Frau scheidet und eine andere heiratet, bricht die Ehe. Und jeder, der eine von ihrem Mann Geschiedene heiratet, bricht ebenfalls die Ehe.
Einleitung und Kontext des Abschnitts
Der Schluss eines Abschnittes, der ab Vers 14 begonnen hat, behandelt die Pharisäer, die geldliebend waren und den Herrn verhöhnten. Dies geschieht, weil er in den vorherigen Abschnitten ganz klar Stellung gegen die Geldliebe bezogen hatte.
Nun fügt der Herr in Vers 16 hinzu, dass das Gesetz und die Propheten eine Zeitepoche darstellen, die mit Johannes dem Täufer, dem Vorläufer des Messias, abgeschlossen wurde. Danach wird das Evangelium des Reiches Gottes verkündigt.
Dies ist ein wichtiger Hinweis, der deutlich macht, dass man die Heilsgeschichte tatsächlich in verschiedene Dispensationen einteilen muss. Manche behaupten heute, Dispensationalismus sei etwas Falsches. Zunächst muss aber erklärt werden, worum es dabei geht.
Das Fremdwort „Dispensation“ bedeutet ein Zeitalter oder einen Zeitabschnitt. Dispensationalismus meint, dass man die Heilsgeschichte der Bibel von der Schöpfung bis hin zum neuen Himmel und zur neuen Erde in verschiedene Zeitabschnitte unterteilen muss.
Es wird behauptet, dies sei falsch und eine Erfindung von John Nelson Darby im 19. Jahrhundert. Tatsächlich lehrt die Bibel jedoch nur ein altes und ein neues Testament.
Übergang vom Gesetz zum Reich Gottes
Nun macht der Herr Jesus deutlich, dass das Gesetz und die Propheten bis auf Johannes gültig waren. Von da an wird das Evangelium des Reiches verkündigt.
Wir haben also das Gesetz und die Propheten in einem vergangenen Zeitalter. Dieses Gesetz begann natürlich mit dem Bund, den Gott mit Israel am Sinai geschlossen hat. Davor gab es eine Zeit ohne Gesetz, also ein Zeitalter davor.
Dann haben wir dieses Zeitalter des Gesetzes, und jetzt spricht der Herr vom Reich Gottes. Dieses beginnt eigentlich mit dem Auftreten des Messias. Johannes der Täufer hat den Herrn Jesus, als er dreißig Jahre alt war, eingeführt. Johannes der Täufer gehört jedoch noch zu dem Zeitabschnitt von Gesetz und Propheten.
Ab diesem Zeitpunkt kommt der Messias, und nun wird das Reich Gottes verkündigt. Wie wir bereits in früheren Abenden gesehen haben, muss man das Reich Gottes in drei Phasen unterteilen. Die erste Phase ist die Ankündigung des Reiches Gottes.
Die drei Phasen des Reiches Gottes
Genau, und zwar ist es so, dass der Messias, der König, bereits da ist. Das ist die erste Phase. Das passt genau zu Lukas 17, wo der Herr Jesus sagt:
Als er von den Pharisäern gefragt wurde, wann das Reich Gottes komme, antwortete er ihnen und sprach: „Das Reich Gottes kommt nicht so, dass man es beobachten könnte. Man wird nicht sagen: Siehe hier oder siehe dort, denn siehe, das Reich Gottes ist mitten unter euch.“ (Lukas 17,20-21)
Das bedeutet, das Reich Gottes ist nicht so offensichtlich sichtbar, aber es ist mitten unter den Menschen. Diese erste Phase beschreibt die Zeit, in der der König, Jesus, bereits da war. Doch es war nicht so offensichtlich, dass dieser Mann aus Nazareth der König war, denn er kam nicht in Macht und Herrlichkeit.
Die zweite Phase beginnt, wenn der Herr Jesus in den Himmel zurückkehrt. Dann wird das Reich Gottes unter den Menschen sichtbar sein. Der Messias sollte verworfen werden, sterben, auferstehen und dann in den Himmel zurückkehren. Dann würde eine zweite Phase kommen: Das Reich Gottes, der Messias, der König, ist im Himmel, aber er hat seine Knechte hier auf Erden.
Diese Phase wird in Lukas 19 ausführlich behandelt. Dort erzählt der Herr Jesus ein Gleichnis mit den Pfunden. Ein hochgeborener Mann zieht in ein fernes Land, um sich die Königshürde zu holen, und dann wiederzukommen. Er ruft zehn seiner Knechte, gibt ihnen zehn Pfunde und spricht zu ihnen: „Handelt damit, bis ich wiederkomme.“ (Lukas 19,11-13)
In diesem Gleichnis stellt sich Jesus als der hochgeborene Mann dar, der in ein anderes Land zieht, um für sich ein Reich zu empfangen, aber wiederkommen wird. In der Zwischenzeit gibt er seinen Knechten den Auftrag, mit diesen Pfunden zu handeln. Am Schluss, in Vers 14, sagt er: „Handelt, bis ich komme!“ Das bedeutet, dass er wiederkommen wird.
Das ist die dritte Phase des Reiches Gottes: Wenn Jesus Christus wiederkommt als König, dann wird das Reich Gottes sichtbar erscheinen.
In Lukas 19, Vers 11 lesen wir, dass die Menschen dachten, das Reich Gottes würde unverzüglich erscheinen. Doch der Herr sagte bereits in Lukas 17, dass das Reich Gottes nicht so sichtbar kommt, dass man sagen könnte: „Siehe hier oder siehe dort.“ Das Reich Gottes ist mitten unter ihnen, weil der König bereits da war.
In Lukas 17, Vers 22-24 spricht Jesus weiter zu den Jüngern: „Es werden Tage kommen, da ihr begehren werdet, einen einzigen der Tage des Menschensohnes zu sehen, und ihr werdet ihn nicht sehen. Sie werden zu euch sagen: Siehe hier oder siehe dort! Geht nicht hin und lauft ihnen nicht nach! Denn gleichwie der Blitz, der in einer Himmelsgegend erstrahlt bis zur anderen leuchtet, so wird auch der Sohn des Menschen sein an seinem Tag.“
Hier wird deutlich, dass es eine Zeit gibt, in der man den Sohn des Menschen, also den Messias, nicht sehen wird. Doch wenn er wiederkommt, wird es so sichtbar sein wie ein Blitz, der von einem Ende des Himmels bis zum anderen leuchtet.
Diese drei Phasen des Reiches Gottes müssen unbedingt unterschieden werden, sonst versteht man viele Dinge in der Bibel nicht. Das zeigt, wie wichtig es ist, Dispensationen zu unterscheiden. Ansonsten entsteht ein großes Durcheinander.
Zum Schluss noch ein Hinweis auf Lukas 16, Vers 16-17: „Das Gesetz und die Propheten gelten bis zu Johannes. Seitdem wird das Reich Gottes verkündet, und jeder drängt sich hinein. Es ist aber leichter, dass Himmel und Erde vergehen, als dass ein einziges Strichlein des Gesetzes falle.“
Diese Aussagen verdeutlichen, wie wichtig das Gesetz und die Propheten sind, und dass das Reich Gottes eine neue Phase einläutet, die mit Johannes dem Täufer begann.
Die Unveränderlichkeit des Gesetzes
Was ist ein Strichlein des Gesetzes? In den hebräischen Bibeln gibt es keine Kommas und auch keine Punkte. Was bedeutet das genau? Jota ist bereits ein kleines Strichlein, aber mit Strichlein meint man sogar noch etwas Kleineres.
Jota ist also schon der kleinste Buchstabe. Doch der Herr Jesus sagt in Matthäus 5,17, dass weder ein Jota noch ein Strichlein wegfallen wird. Hier spricht er speziell vom Strichlein.
Das Jota ist ein ganz kleiner Buchstabe. Zum Beispiel: Wir haben Leute aus Israel hier. Was bedeutet das? Jeshua, also Jesus, wird mit einem Jota oben geschrieben, dann Sch, dann das V und dann das Rhein. Jeshua heißt das. Das Jota ist ein kleines Strichlein, aber es gibt noch etwas Kleineres als das Jota.
Der Unterschied, den Jerry nennt, liegt zwischen zwei Buchstaben. Ich sage es noch nicht, aber es handelt sich um den Buchstaben Kaff, das K, und den Buchstaben Bet. Was ist der Unterschied? Beim Bet geht es noch ein bisschen weiter.
Das Strichlein ist die Unterscheidung zwischen zwei Buchstaben und besteht nur aus einem Teil eines Buchstabens. Genau das meint der Herr mit Strichlein.
Das ist eine Verheißung, dass die Bibel perfekt überliefert wird – über alle Generationen und Zeiten hinweg. Zwar ist das Gesetz und die Propheten eine beschränkte Epoche, doch das Gesetz selbst, das Wort Gottes, das Alte Testament, bleibt erhalten für alle Zeiten und hat Bedeutung für alle Zeiten.
Das Eindringen ins Reich Gottes und die enge Pforte
Noch etwas zu Vers 16: Im Zusammenhang mit dem Reich Gottes sagt der Herr Jesus: „Und jeder dringt mit Gewalt hinein.“
Dieses Eindringen begegnet uns immer wieder im Lukasevangelium. Kann sich noch jemand an eine frühe Stelle erinnern, wo es um das Hineingehen oder Eindringen geht? Ja, wo war das? Ein guter Tipp: Das Thema zieht sich ständig durch das Lukasevangelium. Wenn man eine Bibel mit genügend Rand hat, kann man an jeder dieser Stellen eine Markierung setzen. So behält man den Überblick.
Eine solche Eindringungsstelle ist zum Beispiel Lukas 13,24: „Ringt danach, durch die enge Pforte hineinzugehen, denn viele, sage ich euch, werden hineingehen suchen und es nicht können.“
Diese rettende Tür, die ins Reich Gottes führt, ist eng. Es braucht wirklich Energie und den Willen, dort hineinzugehen. Sonst geht es nicht. Darum sagt der Herr: „Ringt danach, durch die enge Pforte einzugehen.“ Hier sagt er auch, dass viele mit Gewalt eindringen werden. Diese „Gewalt“ drückt aus, dass man wirklich wollen muss, sich zu bekehren. Es geschieht nicht automatisch.
Einmal hielt ich einen Vortrag an einer Fachhochschule im Wallis. Danach kam ein Student zu mir und sagte: „Ach so, dann muss man sich bekehren.“ Ich antwortete: „Ja, klar.“ Er hatte gedacht, dass die Bekehrung eines Tages einfach über ihn kommt. Da machte ich ihm klar, dass man ewig warten kann, ohne dass es geschieht. Man muss sich bekehren und diese Entscheidung bewusst treffen.
Ich erklärte ihm Johannes 3,16: „Denn so sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat.“ Hier wird deutlich, dass man diese Entscheidung für Jesus Christus fassen muss. Das bedeutet, seine persönliche Schuld vor Gott zu bekennen, zu bereuen und Jesus Christus bewusst als Retter anzunehmen. Das ist das Eindringen durch diese Tür.
Wo haben wir noch eine solche Stelle über das Eindringen, also das Hineingehen? Zum Beispiel in Lukas 11,52. Dort richtet sich der Herr an die pharisäischen Rabbiner und Gesetzgelehrten: „Wehe euch, Gesetzgelehrten! Denn ihr habt den Schlüssel der Erkenntnis weggenommen; ihr selbst seid nicht hineingegangen, und die, welche hineingehen wollten, habt ihr daran gehindert.“
Unglaublich! Da gab es Leute, die nicht hineingingen, und andere wurden daran gehindert. Das bedeutet, dass man dadurch gar nicht gerettet wird. Das ist verheerend!
Dieser Gedanke von der Tür zieht sich durch das ganze Lukasevangelium hindurch. Eine weitere Stelle, die noch nicht genannt wurde, ist Lukas 15, im Gleichnis vom verlorenen Sohn. Dort freuten sich alle zusammen mit dem heimgekehrten verlorenen Sohn, aber der ältere Bruder wollte nicht hineingehen. In Lukas 15,28 heißt es: „Da wurde er zornig und wollte nicht hineingehen. Sein Vater aber ging hinaus und redete ihm zu.“
Das reicht schon. Auch er wollte nicht hineingehen.
Über all dem steht natürlich Johannes 10,7, wo der Herr Jesus sagt: „Ich bin die Tür. Wer durch mich eingeht, wird errettet werden.“
Aber eben: Es braucht Bekehrung. Es geht nicht einfach so. Ein Mensch muss sich wirklich bekehren wollen. Das drückt der Herr aus, wenn er sagt: „Jeder dringt mit Gewalt hinein.“
Die Lehre über Ehescheidung und Ehebruch
Und dann kommt ganz unverhofft ein Vers über Ehebruch. Lies noch einmal Vers 18, jetzt in Kapitel 16:
„Jeder, der sich von seiner Frau scheidet und eine andere heiratet, der bricht die Ehe, und jeder, der eine von ihrem Mann Geschiedene heiratet, der bricht die Ehe.“
Schwer verständlich, nicht wahr? Nun, man muss Folgendes sehen: In dem Abschnitt bis Vers 14 geht es darum, dass die Pharisäer den Herrn verhöhnen, und zwar, weil er ganz klar gegen Geldliebe gesprochen hat. Auf dem Gebiet der Geldliebe waren die Pharisäer eben nicht streng, weil sie Geld liebten. Und der Herr ist da sehr streng. Darum verhöhnen sie ihn.
Übrigens: Das Wort „verhöhnen“ hier in Vers 14 – die Pharisäer, die geldliebend waren, und sie verhöhnten ihn – heißt ganz wörtlich „die Nase rümpfen“. Der Ausdruck kommt noch einmal vor in Lukas 23, Vers 35, als der Herr am Kreuz war, wieder dieser Ausdruck „die Nase rümpfen“. Aber es hat den Sinn von „verhöhnen“, also beides ist richtig übersetzt: verhöhnen, aber ganz wörtlich „Nase rümpfen“.
Der Herr ist also hier für sie zu streng. Und das müssen wir im Zusammenhang sehen. Nicht lange vorher haben wir gesehen, wie die Pharisäer fanden, der Herr Jesus sei zu lax, zu freiheitlich. Das war in Kapitel 15, Vers 1. Ich werde wahrscheinlich nächstes Mal hier wieder das Schema aufzeichnen, wie in diesem größeren Abschnitt des Lukas-Evangeliums die verschiedenen Abschnitte sich an einer Spiegelachse spiegeln.
In diesem Spiegelsystem, das ich dann nächstes Mal wieder aufzeigen werde, spiegeln sich genau diese Geschichten: Die Pharisäer murren gegen den Herrn, weil sie finden, er ist zu lax, und an anderer Stelle verhöhnen sie ihn, weil sie finden, er ist zu streng. Darum lesen wir Kapitel 15, Verse 1 und 2:
„Es pflegten sich ihm aber alle Zöllner und Sünder zu nahen, um ihn zu hören, und die Pharisäer und Schriftgelehrten murrten und sprachen: Dieser nimmt Sünder an und isst mit ihnen.“
Jawohl, die Pharisäer hatten mit diesen Menschen nichts zu tun und hatten das Gefühl, sie seien auf dem guten Weg, weil sie hier sehr streng sind. Aber der Herr Jesus hatte sehr wohl mit diesen offensichtlichen Sündern etwas zu tun, weil er die Tür war und wollte, dass sie hineingehen können – aber durch Umkehr, nicht so bleiben, wie sie sind, sondern zu ihm kommen, wie sie sind, und dann von ihm völlig verändert werden, indem sie durch die Tür eindringen.
Aber eben da fanden die Pharisäer, das sei zu lax, dass er mit diesen Leuten zu tun hat, sie aufnimmt und mit ihnen sogar zusammen isst. Die Pharisäer waren noch auf einem anderen Gebiet nicht alle, aber ein wichtiger Teil war zu lax – und das war das Thema Ehescheidung.
Darum kommt der Herr jetzt hier plötzlich scheinbar unverhofft auf dieses Thema zu sprechen, in Lukas 16, Vers 18.
Man muss erklären: Es gab unter den Pharisäern zwei Schulen zum Thema Ehescheidung – die Schule von Hillel und die Schule von Schamai. Bist du ein Pharisäer, dass du das weißt? Gut, ich bin auch keiner und weiß es auch nicht von selbst.
Diese Schulen: Die Schule von Hillel war die liberalere Schule. Hillel war übrigens ein Vorfahre von Gamaliel, dem Lehrer von Saulus, der in der Apostelgeschichte erwähnt wird. Aber das war die liberalere Schule der Pharisäer. Schamai war die strengere, wenn es um Ehescheidung ging.
Und zwar müssen wir dazu noch Matthäus 19 aufschlagen. Lies ab Vers 3:
„Da traten die Pharisäer zu ihm, versuchten ihn und fragten ihn: Ist es einem Mann erlaubt, aus irgendeinem Grund seine Frau zu entlassen?“
Er aber antwortete und sprach zu ihnen:
„Habt ihr nicht gelesen, dass der Schöpfer sie am Anfang als Mann und Frau erschuf und sprach: ‚Darum wird ein Mann Vater und Mutter verlassen und seine Frau anhängen, und die zwei werden ein Fleisch sein‘? So sind sie nicht mehr zwei, sondern ein Fleisch. Was nun Gott zusammengefügt hat, das soll der Mensch nicht scheiden.“
Da sprachen sie zu ihm:
„Warum hat denn Mose befohlen, einen Scheidebrief zu geben und sie so zu entlassen?“
Er sprach zu ihnen:
„Mose hat euch wegen der Härtigkeit eures Herzens erlaubt, eure Frauen zu entlassen. Von Anfang an aber ist es nicht so gewesen. Ich sage euch aber: Wer seine Frau entlässt, es sei denn wegen Unzucht, und eine andere heiratet, der bricht die Ehe; und wer eine Geschiedene heiratet, der bricht die Ehe.“
Da sprechen seine Jünger zu ihm:
„Wenn ein Mann solche Pflichten gegen seine Frau hat, so ist es nicht gut, zu heiraten.“
Er aber sprach zu ihnen:
„Nicht alle fassen dieses Wort, sondern nur die, denen es gegeben ist. Denn es gibt Verschnittene, die von Mutterleib so geboren sind, und es gibt Verschnittene, die von Menschen verschnitten sind, und es gibt Verschnittene, die sich selbst verschnitten haben um des Reiches der Himmel willen. Wer es fassen kann, der fasse es.“
Jawohl, also hier ist schon mal das gleiche Thema: Es geht um das Thema Ehescheidung. Und wichtig ist wieder: Matthäus berichtet in Vers 3, die Pharisäer kamen. Also es geht um diese Leute, die diese zwei Schulen hatten. Und die fragen: Ist es einem Mann erlaubt, aus jeder Ursache seine Frau zu entlassen?
Das ist eine ganz typische Pharisäerfrage, weil Hillel gelehrt hat, von einer Frau könne man sich scheiden lassen aus irgendeinem Grund, im Prinzip wenn sie das Essen verbrennt, wäre das schon ein Grund, oder wenn sie sonst irgendwelche Aufgaben nicht richtig erfüllt im Haushalt. Schamai sagte: Nein, das geht überhaupt nicht. Es gibt einen einzigen Grund für Ehescheidung, und das ist, wenn vollzogener Ehebruch vorliegt.
Und zwar geht es jetzt um eine Stelle aus dem Gesetz, Fünftes Mose 24. Lies ab Vers 1:
„Wenn jemand eine Frau nimmt und sie heiratet, und er findet nicht Gnade vor seinen Augen, weil er etwas Schändliches an ihr gefunden hat, und er ihr einen Scheidebrief schreibt und ihn ihr in die Hand gibt und sie aus seinem Haus entlässt, und sie verlässt dann sein Haus und wird die Ehefrau eines anderen Mannes, aber der andere Mann verschmäht sie und schreibt ihr auch einen Scheidebrief und gibt ihn ihr in die Hand und entlässt sie aus seinem Haus, oder wenn der andere Mann stirbt, der sie sich zur Frau genommen hatte, so kann ihr erster Mann, der sie entlassen hat, sie nicht nochmals zur Frau nehmen, nachdem sie verunreinigt worden ist; denn das wäre ein Gräuel vor dem Herrn, und du sollst das Land nicht mit Sünde beflecken, das dir der Herr dein Gott zum Erbe gibt.“
Jawohl! Wichtig: Hier haben wir ein Gesetz, das ist ein sogenanntes Wenn-dann-Gesetz. Es beginnt mit: Wenn ein Mann eine Frau nimmt und sie keine Gnade in seinen Augen findet, weil er etwas Anstößiges an ihr gefunden hat.
Als Hinweis: Es gibt viele Gesetze im Alten Testament, die solche Wenn-dann-Gesetze sind. Sie gehen von einer bestimmten Situation aus, und manchmal ist die Situation ganz etwas Schlimmes. Aber damit wird nicht durch das Gesetz diese schlimme Situation als normal hingestellt. Es wird davon ausgegangen, wir leben in einer gefallenen Schöpfung. Und da gibt es schlimme Situationen. Aber Gott gibt im Gesetz Regelungen, wie im Fall einer so schlimmen Situation gehandelt werden muss. Das Gesetz ist dazu da, um noch Schlimmeres zu verhindern.
Und es gibt Leute, die haben dann abgeleitet: Ja, seht ihr, das Gesetz sagt das und das und das, und das wird quasi als Recht hingestellt. Genau so falsch haben die Pharisäer das verstanden. Die haben gesagt: Mose hat uns geboten, einen Scheidebrief zu schreiben. Nicht wahr?
Da, in Matthäus 19, Vers 7, sagen sie zu ihm:
„Warum hat denn Mose geboten, einen Scheidebrief zu geben und sie zu entlassen?“
Und der Herr Jesus sagt:
„Mose hat euch wegen eurer Herzenshärte gestattet, eure Frauen zu entlassen.“
Er hat nicht gesagt: Ihr müsst das tun, sondern er geht von einer ganz bestimmten schlimmen Situation aus und erklärt, was dann möglich ist zu tun. Aber es ist kein Befehl. Darum habe ich in meiner Bibel diese beiden Verben so mit einem Pfeil verbunden: Sie sagen „geboten“ und der Herr sagt „gestattet“. Ja, das ist ein ganz anderes Verständnis.
Und jetzt muss ich noch etwas erklären: Es geht da von einer Ehe aus, die besteht, und er findet etwas Schamwürdiges an ihr, an der Ehefrau. Und jetzt hat Hillel ausgelegt: Schamwürdig ist, wenn eine Frau das Essen verbrennt, quasi. Das wäre schon so ein Fall. Schamai sagt: Nein, etwas Schamwürdiges ist, wenn die Ehe wirklich gebrochen worden ist. Das ist gemeint.
Und nun sehen wir in Matthäus 19, dass der Herr Jesus genau das, was Schamai gelehrt hatte, als richtig hinstellt und das Verurteilt. Und zwar sagt der Herr Jesus: Wie war das ganz am Anfang?
Also das muss man sich auch besonders anstreichen. Vers 4:
„Habt ihr nicht gelesen, dass der, der sie schuf, sie von Anfang an als Mann und Frau machte?“
Also der Herr Jesus geht zurück auf den Anfang der Bibel, auf die Schöpfung. Da wird gezeigt, was Gott eigentlich wollte, so wie es richtig war, noch nicht durch den Fall der Sünde ist da etwas kaputtgegangen, sondern das ist das Ursprüngliche. Und da sehen wir: Gott hat einen Mann und eine Frau zusammengefügt.
Und der Herr Jesus zitiert dann aus 1. Mose 2, Vers 24, deswegen Matthäus 19, Vers 5:
„Darum wird ein Mann Vater und Mutter verlassen und seine Frau anhängen, und die zwei werden ein Fleisch sein.“
Interessant, dass der Herr Jesus sagt in seinem Zitat „die zwei werden ein Fleisch sein“, nicht die drei. Damit ist übrigens auch schon die Vielehe biblisch, alttestamentlich ganz klar verurteilt. Polygamie ist gar nicht möglich. Die zwei – so war es in der Schöpfung von Anfang an – die zwei werden ein Fleisch.
Und der Jesus leitet daraus ab, Vers 6:
„Was nun Gott zusammengefügt hat, soll der Mensch nicht scheiden.“
Das ist der Grundsatz. Und in Maleachi 2 sagt Gott:
„Ich hasse Ehescheidung.“
Aber jetzt sagt der Herr Jesus: Mose hat euch gestattet wegen eurer Herzenshärte.
Dieser Ausdruck ist jetzt ganz wichtig hier in 19, Vers 8: Herzenshärte. Das meint: Jetzt sind wir in einer gefallenen Schöpfung, und da sind Ehen zerstört worden. Und im Fall eben von Unzucht wäre das möglich.
Lies noch Vers 9:
„Ich sage euch aber: Wer seine Frau entlässt, es sei denn wegen Unzucht, und eine andere heiratet, der bricht die Ehe; und wer eine geschiedene heiratet, der bricht die Ehe.“
Jawohl, also das Wort, das bei dir übersetzt ist mit „Unzucht“, übersetzt die Elberfelder mit „Hurerei“. Das ist das Wort im Griechischen „Porneia“, das jeglichen Geschlechtsverkehr außerhalb der Ehe bezeichnet.
Und jetzt ist interessant: Der Herr Jesus sagt, wer irgendeine Frau entlässt, nicht wegen Unzucht, also nicht wegen vollzogenem Ehebruch, und eine andere heiratet, begeht Ehebruch. Also er sagt genau das, was Schamai richtig erkannt hat: Wenn man eine Ehe auflöst aus irgendeinem Grund – natürlich ist es nicht, wenn das Essen verbrannt ist, sondern sagen wir wegen Streitigkeiten –, dann sagt der Herr Jesus: Wenn er seine Frau entlässt und er heiratet jetzt eine andere, dann begeht er genau Ehebruch.
Weil vor Gott eben diese Scheidung gar nicht zählt, nicht gilt, und mit dem Eingehen einer neuen Ehe wird die Ehe, die vor Gott noch zählt, gebrochen.
Aber der Herr Jesus sagt: Nicht wegen Hurerei. Das heißt also, wenn Hurerei vorliegt und jemand seine Frau entlässt und einen anderen heiratet, dann kann man nicht sagen, er habe Ehebruch begangen. Also damit wäre in diesem Fall eine Wiederverheiratung möglich.
Und sehen wir, wie die Jünger reagieren – das ist eigentlich eine Katastrophe. Vers 10:
„Da sprechen seine Jünger zu ihm: Wenn ein Mann solche Pflichten gegen seine Frau hat, so ist es nicht gut, zu heiraten.“
Er aber sprach zu ihnen:
Ja, das zeigt also, die Jünger damals waren unter dem Zeitgeist der Pharisäer so stark von der Schule von Hillel beeinflusst, dass es in Israel nicht an der Tagesordnung war, dass die Ehe gebrochen wurde.
Man kann unsere heutige Gesellschaft, die westliche Gesellschaft, nicht vergleichen mit der israelischen Gesellschaft vor zweitausend Jahren. Da war vollzogener Ehebruch nicht an der Tagesordnung. Diese Gesellschaft damals wurde nicht, wie unsere Gesellschaft durch die 68er-Ideologie, moralisch zerstört. Bei uns ist das anders.
Darum sagen die Jünger: Ja, aber wenn das so ist, wäre es eigentlich besser, man würde gar nie heiraten.
Sehen wir, wie die Jünger in den drei Jahren, in denen der Herr Jesus umherzog und sie belehrte, was sie alles umlernen mussten und dann später als Apostel die richtige biblische Lehre der Gemeinde weitergaben.
Damit macht der Herr also klar, dass es diesen Ausnahmefall gibt. Aber auch da ist ganz wichtig festzuhalten: Der Herr sagt nicht, wenn jetzt das vorliegt, dann müsste man die Ehe auflösen. Nein, es gibt die Möglichkeit von Vergebung und Wiederherstellung.
Also eine Ehe, die so durch Unzucht zerbrochen worden ist, in der tiefsten Beziehung, kann wieder geheilt werden. Aber der Herr sagt, das ist der einzige Ausnahmefall, der möglich ist.
Weil das eben in Israel so verbreitet war, dass Frauen geschieden wurden, wird übrigens in Markus auch noch der Fall erwähnt, wenn eine Frau ihren Mann entlässt.
Das ist eigentlich sehr erstaunlich, denn im römischen Recht gab es diese Möglichkeit gar nicht, dass eine Frau den Mann entlassen konnte. Bei den alten Römern ging es nur darum, dass der Mann die Frau entließ.
Aber der Herr Jesus spricht im Rahmen von Israel in Markus 10 von einem Mann, der seine Frau entlässt, und von der Frau, die ihren Mann entlässt.
Aber er sagt, wenn das eben geschieht, dann wird man schuldig, dass durch eine Wiederverheiratung dann Ehebruch entsteht, wenn es aus irgendeinem Grund geschehen ist.
Darum wird in Lukas 16 diese Ausnahmeformel gar nicht genannt. Der Herr Jesus sagt einfach: Jeder, der seine Frau entlässt und eine andere heiratet, begeht Ehebruch; wie auch jeder, der eine von ihrem Mann Entlassene heiratet, Ehebruch begeht.
Aber in Matthäus 19 haben wir die Ausnahme: nicht wegen Hurerei.
Und das macht der Herr Jesus übrigens auch noch in Matthäus 5, wenn wir das noch kurz aufschlagen können, Matthäus 5, Verse 31:
In der Bergpredigt heißt es:
„Es ist auch gesagt: Wer sich von seiner Frau scheidet, der gebe ihr einen Scheidebrief. Ich aber sage euch: Wer sich von seiner Frau scheidet, ausgenommen wegen Unzucht, der macht, dass sie die Ehe bricht; und wer eine Geschiedene heiratet, der bricht die Ehe.“
Ja, also auch da haben wir die Ausnahmeklausel: Ausgenommen aufgrund von Hurerei.
Jetzt muss man genau lesen: Jeder, der seine Frau entlässt – jetzt lassen wir die Ausnahmeklausel weg – jeder, der seine Frau entlässt, bewirkt, dass sie Ehebruch begeht.
Wieso? Ja, wenn er sie entlässt, hat sie den Eindruck: Jetzt bin ich geschieden, also bin ich frei, mich wieder zu verheiraten. Dann macht der Mann, der sie entlassen hat, dass sie durch die Wiederverheiratung Ehebruch begeht.
Aber der Herr sagt: Es gibt eine Ausnahme. Jeder, der seine Frau entlässt, außer aufgrund von Hurerei, bewirkt, dass sie Ehebruch begeht.
Das heißt also, in dem Fall, wo Ehebruch – und zwar nicht in Gedanken, sondern in Tat – vorliegt, da wäre es möglich, wenn sie sich wieder verheiratet, dass sie dann eben nicht Ehebruch begeht, weil Gott in diesem einzigen Fall die Auflösung der Ehe vor Gericht anerkennt.
Ja, zuerst der Fall, wenn zum Beispiel ein Mann Hurerei begeht, und damit die Frau sich scheiden lässt, dann darf sich die Frau ja wieder verheiraten. Aber der Mann, der die Hurerei begann, darf sich dann auch wieder verheiraten.
Also, man sagt, es geht jedes Mal vom Geschädigten aus. Und jetzt die Frage: Der Geschädigte darf sich wieder verheiraten, aber wie steht es mit der Person, die den Schaden angerichtet hat?
Aber es ist so, dass es um den Geschädigten geht. Es heißt hier einfach: Wer irgendeine Frau entlässt, gebe ihr einen Scheidebrief. Und der Herr sagt grundsätzlich: Ich aber sage euch, jeder, der seine Frau entlässt, außer aufgrund von Hurerei.
Wer jetzt die Hurerei begangen hat, wird hier nicht ausdrücklich genannt. Natürlich, im Rückblick auf 5. Mose 24 geht es ja um den Fall: Ein Mann heiratet eine Frau, und diese Frau begeht etwas Schamwürdiges, und sie wird dann entlassen.
Aber es ist interessant: In Matthäus 5 geht es um den Mann, der die Frau entlässt, und er heiratet wieder. Und in Matthäus 19 geht es um den Mann, der die Frau entlässt, und sie heiratet wieder. Also werden beide Seiten mal behandelt.
Aber der Punkt ist eben der: Hurerei ist so eine schlimme Sünde, dass sie das Eheband im Grundsatz verletzt. Aber damit ist die Ehe nicht aufgelöst.
Aber weil das so im Grundsatz die Ehe verletzt, erlaubt Gott in diesem Ausnahmefall, dass man auch gerichtlich diese Ehe beenden kann.
Darum ist es nicht einmal die Frage, wer jetzt schuldig ist, sondern wenn die Ehe so verletzt worden ist, ist sie dermaßen im Grundsatz verletzt, dass die Möglichkeit besteht.
Aber wichtig: Muss nicht! Und das werden wir gleich sehen. 1. Korinther 7 zeigt gerade den Grundsatz der Gnade und der Wiederherstellung.
Aber es geht letztlich um Folgendes: Es gibt keinen Grund sonst, wo man sagen könnte, Gott anerkennt die Auflösung. Aber wenn dieses grundsätzliche Verletzen geschehen ist, dann würde die Auflösung anerkannt, wenn das gerichtlich vollzogen wird.
Philipp, du wolltest noch was?
Ja, eben, es heißt ja schon: Sämtlich in den sieben Wunden soll sich die Ehe brechen. Jetzt haben wir diese Ausnahme mit der Unzucht, aber vor Gott ist diese Ehe eigentlich immer noch aktiv. Das heißt, da darf keiner von den anderen eine andere Ehe eingehen, auch wenn sie richterlich getrennt wurde.
Also du sagst – ich wiederhole für die Leute vom Livestream, die hören das nicht und sind nachher ganz enttäuscht und es gibt wieder so Bemerkungen im Chat – die Zehn Gebote sind ganz klar: Du sollst nicht Ehe brechen.
Also es ist ein absolutes No-Go, außerehelicher Verkehr.
Jetzt aber ist es so, wenn die Ehe eben gebrochen worden ist in Tat durch Unzucht, dann würde Gott die Auflösung vor Gericht anerkennen.
Also sind es nicht mehr Mann und Frau, wie jetzt eine Ehe, die aus sonst einem Grund aufgelöst wird.
Ja, genau. Aber erst bei der Auflösung ist noch ein wichtiger Punkt.
Ja, ich habe das erlebt, dass jemand sagte: „Ja, mein Mann ist mir untreu geworden; diese Ehe gilt gar nicht mehr.“
Und ich sagte: „Ja, aber die Ehe ist immer noch da.“
Und wenn sie da einen Freund hat, lebt sie im Ehebruch.
Ja, weil sie meinte, mit dem, dass er eben Unzucht begangen habe, sei die Ehe aufgelöst.
Das stimmt überhaupt nicht. Die Ehe besteht immer noch. Und wenn sie einen Freund hat, bricht sie die Ehe.
Aber grundsätzlich wäre es in diesem Fall möglich gewesen, dass die Ehe vor Gericht aufgelöst wird, und das würde Gott in diesem Fall, aber nur in diesem Fall, anerkennen.
Ja, Alexander?
Also er spielt dann auch das Beispiel in Jesaja, wo Gott selber zu Israel sagt, er habe Israel den Scheidebrief gegeben.
Und zwar wird der Bund Gottes mit Israel am Sinai in der Bibel betrachtet als ein Ehebund.
Gott hat Israel verheiratet, so steht das – geheiratet –, so steht das in Jeremia 31, Vers 31:
„Ich habe mich mit Israel vermählt.“
Aber Israel hat an anderen Göttern gedient, Götzendienst begangen, und das wird ja im Alten Testament an vielen Stellen als Ehebruch, als Hurerei bezeichnet.
Und darum kam der Moment, wo Gott sagte: Ich löse diesen Bund mit Israel auf. Israel ist lo ami, Hosea 1, 1 und 2: Israel ist nicht mehr mein Volk, lo ami, nicht mein Volk.
Aber die Propheten zeigen dann, dass Gott Israel in der Endzeit, nämlich dann, wenn der Messias wiederkommt, wieder annehmen wird als seine Frau, und dann wird Gott Israel nochmals heiraten.
Darum lesen wir gerade in Jeremia 31, dass Gott mit Israel in der Zukunft einen neuen Bund schließen wird – am Anfang des tausendjährigen Friedensreiches, also Reich Gottes, Phase drei – wird Israel offiziell von Gott wieder als „Ami“, mein Volk, anerkannt werden, sagt Hosea 1 und 2.
Also sehen wir sogar den Fall von Ehebruch, dann Ehescheidung und erneuter Heirat von den Gleichen.
Ich habe das also so erlebt: Ich hatte eine Schülerin, die Klavierschülerin, die hatte die Ehe mit ihrem Mann gebrochen, er auch, beide haben sich sehr verschuldet. Und später haben sie sich wieder geheiratet, und die Ehe ist gutgekommen, und der Mann wurde mein Versicherungsberater, und wirklich, der war mehr als okay.
Ja, also das gibt’s, und das ist natürlich schon ein Denkmal der Gnade Gottes.
Eben, die haben jetzt natürlich nur die Hälfte der Wahrheit erzählt. Meine Frau sagt, die haben sich in der Zwischenzeit beide bekehrt und wirklich ein neues Leben begonnen. Aber sie haben sich entschieden: „Wir heiraten nochmals“ und sind wieder aufs Standesamt gegangen.
Das ist also wirklich genau das, was Gott mit Israel macht.
Und genau diese Stelle haben wir heute gelesen, 5. Mose 24.
Diese Stelle in 5. Mose 24 sagt gerade: Ein Mann entlässt seine Frau aufgrund von etwas Schamwürdigem, das bedeutet Ehebruch. Dann heißt es aber weiter:
„Und wenn diese Frau dann einen anderen Mann heiratet und dieser Mann stirbt, und dann möchte sie den Ersten später wieder heiraten, das geht nicht.“
Das ist der Punkt. Aber dazwischen ist eine Wiederverheiratung geschehen. Das wird dort im Gesetz ganz klar als unmöglich hingestellt.
Aber das mit Israel ist nicht so, dass Israel in der Zwischenzeit eine Wiederverheiratung gemacht hätte.
Und dann von Gott wieder angenommen wird. Man wollte damit verhindern, dass es nicht zu einer völligen Beliebigkeit kommen kann.
Dort wurde ein Riegel geschoben, das muss man wissen, und dann hat es Konsequenzen, die man nicht mehr rückgängig machen kann.
Es ist nicht einfach beliebig: „Jetzt muss ich einfach irgendwo anfangen.“
Also ohne Partei. Jetzt müssen wir genau zu dieser Stelle kommen. Das habe ich jetzt noch weggelassen, und damit hätte ich immer noch die halbe Wahrheit erzählt.
Es ist ganz wichtig in dieser Frage: Es ist so schwierig, das Thema, und an diesem Thema sind Gemeinden schon zerbrochen, weil es ganz verschiedene Ansichten darüber gibt.
Aber man muss Verständnis haben, dass diese Frage so Spannungen auslöst.
Denn ich würde sagen, das ist eine der schwierigsten Auslegungsfragen in der Bibel.
Aber Grundsatz ist der: Man muss alle Stellen zum Thema zusammenbringen, und die müssen am Schluss aufgehen wie ein Puzzle.
Und wir wissen alle, wenn ein Puzzle am Schluss nur so aufgeht, indem man einfach reindrückt, obwohl es gar nicht passt, dann ist etwas falsch gegangen.
Es muss wirklich aufgehen wie ein Puzzle, das schön aufgeht und ein Gesamtbild gibt.
Ergänzende biblische Perspektiven zu Ehe und Scheidung
Jetzt kommt noch eine Stelle, die scheinbar nicht zu dem passt, was wir bisher gesehen haben: 1. Korinther 7. Und zwar kannst du Samuel lesen? Ja, aber dort geht es in den Versen 39 und 40 um die Wiederverheiratung nach dem Tod des Ehepartners. Das ist sowieso klar und erlaubt. Aber das Schwierigere ist Vers 10. Ah, deswegen meinst du das. Ja, also wir lesen das dazu. Kannst du Vers 38 in 1. Korinther 7 lesen? Klar, jetzt weiß ich, was du meinst, und das ist wichtig.
Vers 38 und 39: „Also, wer verheiratet ist, handelt recht, wer aber nicht verheiratet ist, handelt besser. Eine Frau ist durch das Gesetz gebunden, solange ihr Mann lebt. Wenn aber ihr Mann entschlafen ist, so ist sie frei, sich zu verheiraten, mit wem sie will, doch nur im Herrn.“ Jawohl. Hier wird gesagt, dass die Ehe lebenslänglich gilt. Aber das haben wir auch in Matthäus 19 gesehen, wo Jesus sagt: „Was Gott zusammengefügt hat, soll der Mensch nicht scheiden.“ Das heißt, die Ehe gilt fürs ganze Leben, und das wird hier auch betont.
Übrigens betont auch Römer 7 genau diesen Punkt: Die Frau ist gebunden an den Mann, solange der Mann lebt. Erst wenn der Mann stirbt, ist sie frei, sich zu verheiraten. Und das gilt natürlich auch umgekehrt: Wenn die Frau stirbt, ist der Mann frei. Ja, und oftmals wird in der Bibel nur zum Beispiel eine Seite eines Gesetzes beleuchtet, aber im Umkehrschluss gilt das dann auch für die andere Seite. Das ist auch noch etwas Wichtiges, wenn man die Bibel studiert und manchmal Schwierigkeiten hat, sie zu verstehen. Oft sind die Gesetze eben Wenn-Dann-Gesetze und beschreiben einen speziellen Fall. Dann stellt sich die Frage: Wie ist es, wenn es umgekehrt ist? Und dann nicht immer, aber es müsste besondere Gründe geben, wenn man es nicht kann. Es gibt dann oft den Umkehrschluss auch für die andere Seite.
Aber jetzt kommt dazu, in 1. Korinther 7,39 heißt es: „Sie ist an ihn gebunden, solange der Mann lebt.“ Das ist grundsätzlich so. Aber der Herr Jesus sagt, es gibt eine Ausnahme, die aber in Israel damals relativ selten war: der Fall von Hurerei, wenn Unzucht vorliegt. Da sagt er ganz klar, dort ist es möglich. Und dann gehen beide Stellen auf.
Aber jetzt gibt es noch eine schwierigere Stelle, und das ist erst hinter Vers 8 bis 11. Siehst du, Samuel? „Ich sage aber den Ledigen und den Witwen: Es ist gut für sie, wenn sie bleiben wie ich. Wenn sie sich aber nicht enthalten können, so sollen sie heiraten, denn heiraten ist besser als in Glut geraten. Den Verheirateten aber gebiete nicht ich, sondern der Herr, dass eine Frau sich nicht scheiden soll von dem Mann. Wenn sie aber schon geschieden ist, so bleibe sie unverheiratet oder versöhne sich mit dem Mann. Und dass der Mann die Frau nicht entlassen soll.“
Ja, übrigens hier sagt Paulus, es gibt gar keine Möglichkeit für Scheidung. Der Herr befiehlt keine Scheidung. Aber in Matthäus 5 sagt der Herr, es gibt einen Ausnahmefall. Aber grundsätzlich gilt das: Der Herr will keine Ehescheidung, und in Maleachi 2 sagt Gott nochmals: „Ich hasse Ehescheidung.“ Das ist wirklich etwas ganz Schlimmes. Aber es gibt einen Ausnahmefall wegen einer ganz schlimmen Sünde.
Und jetzt haben wir hier die Schwierigkeit: Paulus sagt in Vers 11, „Wenn sie, die Frau, aber auch geschieden ist, so bleibe sie unverheiratet oder versöhne sich mit dem Mann.“ Ja, aber hier wird nichts gesagt von einer Ausnahmeklausel. Hier wird gesagt, wenn die Ehe aufgelöst ist, gut, die Ehescheidung ist geschehen, aber dann soll sie eben unverheiratet bleiben oder wieder zurückgehen und wieder heiraten. Das ist der Fall meiner Schülerin.
Ja, aber jetzt, wie soll man das verstehen? Jetzt geht das Puzzle einfach nicht auf, nicht wahr? Aber wir müssen ein zusammenhängendes Bild bekommen. Und die Erklärung ist diese: Kapitel 7, Vers 1 liest du? „Was aber das betrifft, wovon ihr mir geschrieben habt, so ist es ja gut für den Menschen, keine Frau zu berühren. Um aber Unzucht zu vermeiden, soll jeder Mann seine eigene Frau und jede Frau ihren eigenen Mann haben.“
Ja, also Vers 1 macht klar: Kapitel 7 ist keine allgemeine Abhandlung über Ehe, Ehelosigkeit, Heirat, Scheidung oder Wiederverheiratung, sondern eine Abhandlung, die auf einen Brief der Korinther an Paulus antwortet. Die hatten Probleme, und Korinth war auf diesem Gebiet sowieso eine Katastrophe. Sie hatten also ganz viele konkrete Fragen, deswegen hatten sie Paulus angeschrieben.
Und nun muss man davon ausgehen, dass, wenn der Apostel Paulus plötzlich hier sagt: „Wenn sie aber auch geschieden ist, so bleibe sie unverheiratet oder versöhne sich mit dem Mann“, er sich auf einen Fall bezieht, den die Korinther geschildert haben. Und da wird jetzt nicht gesagt, warum sie geschieden ist. Ja, es kann sein, eben aus irgendeinem Grund, den Hillel zwar erlaubt hat, aber dem der Herr nicht zugesteht.
Und wenn sie also geschieden ist – sagen wir, weil die zwei einfach sehr verschieden waren im Charakter, sich nicht ertragen haben, nicht kompromissbereit waren und im Streit auseinandergegangen sind – dann sagt der Apostel Paulus: Ja, dann soll sie jetzt so bleiben, eben wenn diese Frau jetzt zum Glauben kam und sie war schon geschieden. Was ist jetzt? Dann soll sie so bleiben oder sich mit dem Mann versöhnen. Aber dann müssen natürlich beide wollen. Wenn der Mann nicht will, dann kann sie noch lange wollen, das ist klar. Aber dann muss sie eben so bleiben, wenn er nicht will. Und dann geht alles auf.
Sonst haben wir ewig ein Problem, das so zusammenzubringen. Es ist ein trauriges Thema, aber ich habe jetzt extra etwas Ausführliches gemacht. Erstens: Ich habe noch nie in meinem Leben über dieses Thema einen Vortrag gehalten. Also sieht man schon mal, welches Problem ich mit dem Thema habe. Aber die Frage wird ständig an einen herangetragen, und man ist auch konfrontiert mit ganz konkreten Fällen.
Und dann kommt dazu: In vielen Gemeinden wird das unterschiedlich gesehen, und das kann zu riesigen Konflikten führen. Weil beide vom Gewissen her überzeugt sind: „Ja, aber es steht doch, sie ist an den Mann gebunden, solange sie lebt. Wie kann der sagen …?“ Und er sagt: „Ja, aber es steht doch eine Ausnahme.“ „Ja gut, aber das muss man anders verstehen.“ Aber beide meinen es gut, und man muss diese Gottesfurcht anerkennen und nicht einfach sagen: „Ja, die verstehen das halt nicht.“ Aber man muss eben doch auch zugeben, dass je nachdem das volle Bild nicht zusammengebracht wird.
Aber es kann auch konkrete Probleme geben. Da hatte ich in der Seelsorge den Fall, ein frisch verheiratetes Paar kam in die Seelsorge. Und dann habe ich gefragt: „Ihr wart schon vorher verheiratet?“ „Ja.“ „Ja, aber wieso ist die Ehe geschieden worden?“ „Ja, diese Frau war ganz schwierig und so weiter.“ Es kam heraus, sie war auch gar nicht ehefähig aus seiner Sicht. „Ja, gut, gibt’s.“ Aber dann habe ich gefragt: „Ja, aber hat sie Ehebruch begangen?“ „Das weiß ich nicht.“ „Ja, aber das wäre jetzt ganz wichtig in dieser Sache, eine Lösung eurer Position.“ Eure Situation gibt es auf jeden Fall. Die waren jetzt wieder verheiratet, und jetzt kommen sie in die Seelsorge. Aber diese neue Ehe, die kann man nicht wieder auflösen, die gilt. Aber es gäbe etwas zu ordnen, was vorher nicht geordnet worden war vor Gott. Denn manche sagten, sie seien bekehrt, sie seien Gläubige. Und dann habe ich eben darauf hingewiesen: „Ja, aber ihr wisst also nicht, was vorher war.“ „Nein, nein, das interessiert mich auch gar nicht, möchte ich auch gar nicht wissen.“ „Ja, was? Aber das wäre jetzt gerade wichtig, weil da geht es letztlich darum, war das eine Sünde, dass es zu dieser Wiederverheiratung kam?“ Und dann muss man das vor Gott ordnen, bekennen. Aber das ändert für diese neue Ehe nichts. Die können nicht die Sache noch schlimmer machen und dann diese wieder auflösen, natürlich geht das nicht.
Aber das war natürlich eine schwierige Situation. Und wie ich sage: Es gibt eine Lösung, es muss in jedem Fall eine Lösung geben. Es gibt keine Fehler, bei denen man sagen kann: Das kann man jetzt gar nicht mehr vor Gott lösen. Es gibt Dinge, die kann man nicht mehr rückgängig machen, das ist klar. Aber da wissen wir auch, dass der Herr Jesus als Schuldopfer auch dafür gestorben ist. Er ist das Sündopfer geworden, um für unsere Sünden zu sterben, ganz grundsätzlich, aber auch das Schuldopfer im Blick auf das, was durch unsere Sünde an Schuld und an Schaden angerichtet worden ist.
Und das ist so etwas Wunderbares für Gläubige zu wissen: Ja, der Herr kann sogar die Folgen unseres Handelns wieder gut machen in der Ewigkeit aufgrund seines Werkes.
Haben wir noch jemanden übersehen? Ja, Christoph? Wir haben da im Chat noch jemanden, der eine Frage gestellt hat. Und zwar: Diese Person versteht nicht, warum sie in einer geschiedenen Situation ist, der Grund war nicht wegen Unzucht, und jetzt versteht sie nicht, warum sie keinen neuen Partner haben kann. Und die Leute, die wegen Fremdgehen geschieden worden sind, die dürfen wieder heiraten. Also das Fremdgehen wird belohnt.
Aha, das ist ganz gut, dass diese Frage noch gestellt wurde, obwohl wir nur noch eine Minute haben. Also für die, die es nicht gehört haben: Die Frage wurde gestellt, der Fall – eine Ehe wurde geschieden, aber nicht aufgrund von Hurerei, sondern aus einem anderen Grund. Und jetzt versteht die Fragestellerin nicht, warum sie in ihrem Fall nicht wieder heiraten darf, aber solche, die die Ehe gebrochen haben, also etwas Schlimmeres gemacht haben als sie, die werden quasi belohnt, sie können wieder heiraten.
Der Punkt ist eben der, dass, wenn eine Ehe nicht durch Hurerei gebrochen worden ist und trotzdem aufgelöst wird, dann gilt sie vor Gott immer noch. Das Eheband besteht weiter, und darum geht das nicht. Aber jetzt kommt noch etwas dazu: Die anderen werden nicht belohnt. Und darum bin ich froh, dass die Frage gestellt wurde, ich hätte das sonst nicht mehr erwähnt. Das zeigt wieder, man kann in einer Stunde und einem Viertel immer nur vieles anschauen, aber nicht alles. Es gibt dann immer noch offene Fragen. Aber hier muss dieser Punkt geklärt werden.
Hebräer 13,4, liest du Vers 4, Samuel? „Die Ehe soll von allen in Ehren gehalten werden und das Ehebett unbefleckt. Die Unzüchtigen und Ehebrecher aber wird Gott richten.“ Jawohl. Hier haben wir einen allgemeinen Grundsatz: Hurerei und Ehebruch wird Gott richten. Und zwar meint das nicht nur in der Ewigkeit, sondern auch hier auf der Erde kommt über einen Menschen, der die Ehe bricht, ein Fluch Gottes.
Und das sehen wir: Es gibt Menschen, die werden depressiv, es gibt so viele Lebensgeschichten. Man kann ja selber beobachten, welche Auswirkungen das hat. Da kommt ein Fluch, und darum kann nie jemand denken: „Ja, ich mache das mal so, und dann kann ich ja nachher noch Buße tun.“ Ja, ist eine solche Buße dann echt? Das ist eine Spielerei. Und darum muss man wissen: Gott wird so jemanden richten.
Auf der anderen Seite, wenn jemand eine solche Vergangenheit hat, darf er wissen: Der Herr Jesus hat durch sein Blut alles gut gemacht. Es gibt keine Sünde, wo man zu Gott kommen könnte und sagen: „Ich weiß, dass du das nicht mehr vergeben kannst, dass du das nicht zudecken kannst.“ Nein, mit jeder Sünde, mit der wir kommen, dürfen wir auch die völlige Vergebung annehmen. Und es ist so ausgelöscht, als wenn es nie geschehen wäre. Das ist wunderbar.
Und 1. Johannes 1,9 sagt: „Wenn wir unsere Sünden bekennen“ – aber das ist eben das wahre Bekenntnis, nicht das mit Tricks, „Ja gut, dann bekenne ich es nachher einfach.“ Das wahre Bekenntnis: „Wenn wir unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit.“ Oder man kann auch übersetzen: von jeder Ungerechtigkeit.
Also es gibt keine Schuld, von der wir sagen könnten, Gott kann sie nicht vergeben. Natürlich, ich höre schon, die da im Chat reinschreiben würden: „Ja, aber in Matthäus 12 steht, die Lästerung des Geistes wird in Ewigkeit nicht vergeben werden.“ Ja, aber die, die das begangen haben, werden nicht zu Gott kommen und keine Reue zeigen. Darum habe ich gesagt: Es gibt keine Sünde, die Gott nicht vergeben könnte, wenn wir zu ihm kommen. Die, die die Lästerung des Geistes begangen haben, ist eine Sünde, bei der jemand definitiv nicht mehr will. Das ist die endgültige Verwerfung des Herrn, aber willentlich.
Aber es geht doch immer um die Leute, die sagen: „Es tut mir so leid, aber wahrscheinlich nimmt Gott mich nicht mehr an.“ Wenn es jemandem so leidtut und er kommt zu dem Herrn Jesus, dann gilt in jedem Fall: „Wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstossen“ (Johannes 6,47). Also nichts könnte so sein, dass man denkt: „Jetzt geht es nicht mehr.“
Und das ist unsere wunderbare Botschaft: Jeder, der kommt, bekommt Vergebung. Und eben der Herr kann durch sein Schuldopfer sogar einmal all den Schaden, den wir bewirkt haben, auch wiedergutmachen.
Ja, wollen wir an dieser Stelle schließen für heute.
