Wir fahren mit dem Laubhüttenfest fort. Zuvor haben wir 3. Mose 23 mit den Detailanweisungen betrachtet. Nun wenden wir uns 4. Mose 29 zu, wo Mose weitere Angaben zum späteren Zeitpunkt der Wüstenwanderung gemacht hat.
In 4. Mose 29 lese ich einige Verse ab Vers 12 vor. Ganz ausführlich, bis Vers 39, geht es dort um das Laubhüttenfest.
Und am fünfzehnten Tag des siebten Monats sollt ihr eine heilige Versammlung abhalten. Keine Dienstarbeit sollt ihr verrichten, und ihr sollt dem Herrn ein Fest feiern, das sieben Tage dauert.
Wir wissen, was das bedeutet: Ohne die Werke, sondern durch Gottes Gnade, entsteht diese Freude aufgrund der Erlösung.
Ihr sollt ein Brandopfer darbringen, ein Feueropfer lieblichen Geruchs für den Herrn. Es sind dreizehn junge Stiere, zwei Widder, vierzehn einjährige Lämmer, alle ohne Fehler. Dazu kommt euer Speisopfer: Feinmehl, gemengt mit Öl. Zu jedem Stier drei Zehntel, zu den dreizehn Stieren insgesamt. Zu jedem Widder zwei Zehntel, zu den zwei Widdern insgesamt. Und je ein Zehntel zu jedem der vierzehn Lämmer. Außerdem sollt ihr einen Ziegenbock als Sündopfer bringen, zusätzlich zum beständigen Brandopfer mit seinem Speisopfer und seinem Trankopfer.
Das ist für den ersten Tag beschrieben. Wir haben also dreizehn Stiere und viele weitere Opfer.
An jedem Tag werden Opfer dargebracht. Am nächsten Tag, wie in Vers 17 beschrieben, sind es zwölf junge Stiere, zwei Widder, vierzehn einjährige Lämmer und so weiter. So geht es weiter: Am dritten Tag, Vers 20, sind es elf Stiere. Die Zahl der Stiere nimmt täglich ab: zehn, neun, acht, sieben.
Diese Vielzahl an Opfern verdeutlicht die überwältigende Freude dieses Festes. Es baut auf allen vorherigen Festen auf, die das Werk Gottes und die Erlösung durch den Herrn Jesus sowie seine Auferstehung beinhalten, wie wir gesehen haben. Alles geschieht auf der Grundlage des stellvertretenden Opfers, ohne eigene Werke.
In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, wie viele Stiere insgesamt geopfert wurden. Dreizehn plus zwölf plus elf und so weiter ergeben am Ende siebzig Stiere.
Die Rabbiner haben in der Vergangenheit bereits auf diese besondere Zahl 70 hingewiesen und sie mit den Völkern in Verbindung gebracht.
Warum? In 1. Mose 10 finden wir die Völkertafel. Dort werden Noah und seine Söhne aufgeführt, ebenso wie deren Söhne und die verschiedenen Völker, die nach dem Turmbau von Babel und der Zerstreuung entstanden sind.
1. Mose 10 nimmt somit in einem Dokument vorweg, was dann in 1. Mose 11 mit dem Turmbau, der Sprachenverwirrung und der Völkerwanderung beschrieben wird. Insgesamt sind dort siebzig Namen aufgeführt. Aus diesen siebzig Namen entstand die gesamte heutige Menschheit. Alle Menschen gehen auf diese zurück.
Das ist interessant, denn in der Genetik kann man heute zum Beispiel die Mutterlinie eines Menschen oder von Menschengruppen weltweit untersuchen. Ebenso ist es möglich, über das Y-Chromosom die Vaterlinie zu erforschen.
Bei der Untersuchung der Mutterlinie stellt man fest, dass die gesamte heute lebende Menschheit auf allen fünf Kontinenten auf drei Mütter zurückgeht. Diese wiederum führen weiter zurück auf eine Urmutter, die vor etwa 6.500 Jahren lebte. Diese Erkenntnis wurde in Nature Genetics veröffentlicht, einem der renommiertesten Fachzeitschriften zum Thema Genetik.
Natürlich stammen die Forscher meist aus dem evolutionistischen Lager, und sie äußerten Skepsis gegenüber diesen Ergebnissen. Doch wenn man die Mutationsrate in der mitochondrialen DNA berechnet – diese wird nur von Müttern an Söhne und Töchter weitergegeben – und dabei die Geschwindigkeit der Mutationen von Generation zu Generation betrachtet, ergibt sich die Urmutter aller heute lebenden Menschen vor etwa 6.500 Jahren.
Das entspricht genau dem biblischen Rahmen, der in den Geschlechtsregistern beschrieben wird. Die Abstammung führt zurück auf drei Frauen, was uns natürlich zu den Frauen von Sem, Ham und Jafet bringt.
Die siebzig Namen in der Völkertafel verdeutlichen, dass die Zahl 70 in der Bibel die Zahl der Völkerwelt symbolisiert.
Und nun haben wir doch in Offenbarung 7 bereits gelesen. Ich habe ja gesagt, wir kommen wieder zurück, und das war nun mal schon eine Grundlegung.
In Offenbarung 7, Vers 9 heißt es: Der Überrest aus den Nationen, der zum Glauben kommen wird nach der Entrückung, aus der ganzen Welt. Nach diesem sah ich, und siehe, eine große Volksmenge, die niemand zählen konnte, aus jeder Nation und aus Stämmen und Völkern und Sprachen. Sie standen vor dem Thron und vor dem Lamm, bekleidet mit weißen Gewändern, und Palmen waren in ihren Händen.
Gehen Sie eben zum Tempel, Vers 15: Darum sind sie vor dem Thron Gottes und dienen ihm Tag und Nacht in seinem Tempel. Sie gehen zum Laubhüttenfest mit dem Feststrauß, den Palmen, und zwar aus allen Nationen, Stämmen, Völkern und Sprachen.
Das ist der Zusammenhang mit den siebzig Stieren am Laubhüttenfest. Das Opfer im Blick auf alle Völker.
Es gibt keine Allversöhnung in der Bibel, obwohl Gott das Heil von allen möchte und das Heil auch allen anbietet. Jeder Mensch könnte gerettet werden, wenn er nur umkehren würde und das Opfer des Herrn Jesus annehmen würde. Aber es ist doch so, dass die Bibel sagt: Aus jeder Nation, aus jedem Volk, aus jedem Stamm und aus jeder Sprache werden Menschen gerettet werden.
Auch in Kapitel 5, dort haben wir die 24 Ältesten im Himmel. Was beten sie in Kapitel 5, Vers 9? Sie singen ein neues Lied, sie beten den Herrn Jesus an, das Lamm Gottes:
Du bist würdig, das Buch zu nehmen und seine Siegel zu öffnen, denn du bist geschlachtet worden und hast uns für Gott erkauft durch dein Blut aus jedem Stamm und jeder Sprache und jedem Volk und jeder Nation. Du hast sie unserem Gott zu Königen und zu Priestern gemacht, und sie werden über die Erde herrschen.
Wunderbar, das ist die Belehrung der siebzig Stiere am Laubhüttenfest.
Auf dem Blatt möchte ich noch besonders hervorheben: Manches habe ich ja schon erklärt, ohne dabei genau zu sagen, wo auf dem Blatt es zu finden ist. Wenn man es nochmals durchgeht, hat man hier eine Erinnerung an verschiedene Punkte, die wir bereits behandelt haben, inklusive der entsprechenden Bibelstellen.
Nun möchte ich aber noch auf 5. Mose 31,9-13 hinweisen. Dort sagt Mose in seiner Abschiedsrede in den Ebenen von Moab, also am Fuß des Nebo: Alle sieben Jahre muss dieses Buch, das fünfte Buch Mose, vor dem ganzen Volk verlesen werden – und zwar am Laubhüttenfest.
Dieses Buch erzählt davon, dass Gott sein Volk durch die ganze Wüstenwanderung hindurchgeführt hat, bis ans Ziel, bis zu dem Ort mit den Bachweiden am Jordan. Deshalb muss alle sieben Jahre am Laubhüttenfest das fünfte Buch Mose vorgelesen werden.
Nun lesen wir aus Jesaja 12,1-6, wo wir die biblische Grundlage für das Shoewa-Ritual, das Wasserschöpfritual am Laubhüttenfest, finden. Dieses Kapitel ist das kürzeste in Jesaja. Prophetisch gesehen sind wir schon in Kapitel 11 in der Endzeit und werden zum tausendjährigen Reich hingeführt.
Dort steht in Jesaja 12,1: „Und an jenem Tag wirst du sagen…“
Der Ausdruck „an jenem Tag“ ist ein fester Begriff, der vielfach in Jesaja vorkommt, aber auch in anderen Propheten, zum Beispiel in Sacharja 12-14, wo er ständig wiederholt wird. Man muss wissen, dass es sich im Hebräischen um einen adverbialen Ausdruck handelt. Er meint nicht einen einzelnen 24-Stunden-Tag, sondern eine ganze Epoche, nämlich die Endzeit. „An jenem Tag“ ist ein ganz typischer Ausdruck für die Endzeit.
Auch Paulus verwendet diesen Ausdruck in 2. Timotheus 4, wenn er sagt: „Die Krone oder den Siegeskranz der Gerechtigkeit wird der Herr mir zur Vergeltung geben an jenem Tag.“
Der Lohn wird zwar vor dem Richterstuhl Christi im Himmel zugeteilt, aber ausgeteilt wird er erst beim Kommen des Herrn Jesus in Macht und Herrlichkeit. Deshalb heißt es auch in 1. Petrus 5, dass die Ältesten, die treu ihren Dienst getan haben, die Krone, den Siegeskranz der Herrlichkeit empfangen werden, wenn der Oberhirte offenbar wird.
Und nun heißt es: „An jenem Tag wirst du sagen…“ Wir sind jetzt im tausendjährigen Reich. Das Gebet Israels lautet: „Ich preise dich, Herr, denn du warst gegen mich erzürnt, doch dein Zorn hat sich gewendet und du hast mich getröstet.“
Es folgt ein Bekenntnis: „Siehe, Gott ist meine Rettung. Ich vertraue und fürchte mich nicht, denn Jah, der Herr, Jahweh, der Ewige, ist meine Stärke und mein Gesang. Er ist mir zur Rettung geworden.“
Mit Freude werdet ihr Wasser schöpfen aus den Quellen der Rettung. Und ihr werdet sprechen an jenem Tag: „Preist den Herrn, ruft seinen Namen aus, macht unter den Völkern seine Taten kund, verkündet, dass sein Name hocherhaben ist! Besingt den Herrn, denn Herrliches hat er getan. Dies soll auf der ganzen Erde bekannt werden. Jauchzt und jubelt, Bewohnerin von Zion, denn groß ist in deiner Mitte der Heilige Israels!“
Ihr werdet Wasser schöpfen aus den Quellen der Rettung.
Diesen Text hat man im Judentum genommen, um am Laubhüttenfest zu den bereits in der Tora gegebenen Anweisungen ein weiteres Ritual hinzuzufügen, nämlich das sogenannte Shoewa, das Schöpfen-Ritual.
Und das hat man so ausgeführt: Ein Priester ging mit einer goldenen Flasche vom Tempelplatz die Treppe hinunter bis zum Siluateich.
Vor zweitausend Jahren, zur Zeit der Evangelien, gab es dort eine ganz wichtige Straße, die vom Tempelbezirk bei der Schönen Pforte ihren Anfang nahm. Unterhalb der Schönen Pforte konnte man hinuntergehen bis zum Siloteich. Das war ein öffentliches Ritualbadhaus, direkt beim Ausgang des Hiskia-Tunnels.
Es gab außerdem einen Kanal, der das Wasser weiter hinunterführte zu dem unteren Siloteich, der im Alten Testament auch als der untere Teich genannt wird.
Und das ist übrigens die Straße, über die der Blindgeborene hinunterging, um seine Augen im Siluar-Ritualbad beim Ausgang des Hiskia-Tunnels auszuwaschen.
Der Herr traf ihn ja an, Johannes 9, als er aus dem Tempel herauskam. Der Hauptausgang und -eingang war die Schöne Pforte an der Südseite des Tempels. Dort sah er den Blindgeborenen, und die Jünger fragten, wer Schuld sei – die Eltern oder er selbst.
Der Herr Jesus erklärt: Weder noch. Die Werke Gottes sollen in ihm offenbar werden.
Und der Herr legt ihm diesen speziellen Brei auf und sagt: „Wasche dich im Siloteich.“ Er geht über diese Treppe hinunter.
Vielleicht hat man sich gefragt, wie der Blinde den Weg dort finden konnte. Ganz einfach: Von dort, wo er war, ging man einfach die Treppe gerade hinunter. Dann kommt man zum Siloteich. Gerade links war man beim Siloteich.
Jetzt zurück zu dem Priester mit der goldenen Flasche. Er ging vom Tempel hinunter über diese Straße bis zum Siloteich, begleitet von der jubelnden Volksmenge. Dort schöpfte er Wasser aus dem Teich.
Das ist Wasser aus der Gihon-Quelle. Es gibt aber noch eine weitere Quelle in der Davidstadt, die ebenfalls dort hineinfließt. Es war also Wasser aus Quellen.
Hier in Jesaja 12 heißt es: „Und mit Wonne, also mit Freuden, werdet ihr Wasser schöpfen aus den Quellen der Rettung, aus den Quellen der Rettung.“
Das hat man wirklich so gemacht.
Dann ist der Priester wieder hinaufgegangen, begleitet von der jubelnden Volksmenge. Wenn er beim Tempel ankam, wurde er mit Chazzerot, den silbernen Posaunen, feierlich und majestätisch empfangen.
Er ging auf den Tempelbezirk, und zwar durch das sogenannte Wassertor, das südlich vom Innenvorhof lag. Dort ging er hinein, und nach ein paar Schritten war er beim Altar.
Auf dem Altar gab es in einer Ecke ein kleines Gefäß mit einer Öffnung oben – das ist ziemlich normal für ein Gefäß – aber auch noch eine Öffnung unten.
Dort goss er das Wasser ein. Es floss unten wieder heraus und lief an den Fuß des Altars.
Die Menge jubelte: „Eine Freude, mit Wonne werde ich dir Wasser schöpfen.“
An diesem Fest heißt es in 5. Mose 16: „Du sollst dich nur freuen.“ Dreimal wird dort gesagt, man solle sich freuen.
Ich habe die Stellen hier auf Seite 1 zusammengestellt, wo es heißt, dreimal Aufruf zur Freude: 3. Mose 23, 5. Mose 16, Vers 14 und 16, Vers 15 – nur fröhlich sein!
Im Talmud, im Traktat Sukka 51a – Sukka heißt Laubhütte – gibt es eine spezielle Abhandlung.
Dort heißt es: Wer die Freude beim Wasserschöpfen nicht erlebt hat, hat nie richtig Freude erlebt.
Also das muss etwas ganz, ganz Unglaubliches gewesen sein.
Dieses Ritual hat man aufgrund der Belehrungen in Jesaja 12 durchgeführt.
Die Rabbiner erklärten, dieses Wasser sei ein Bild des Heiligen Geistes, den Gott in den letzten Tagen über Israel ausgießen wird. So wie es in Joel 3 verheißen ist, dass dies noch zukünftig geschehen wird.
Nach der großen Drangsal – die in Johannes 2 beschrieben wird – wird ganz Israel überrannt werden. Aber danach will Gott seinen Geist ausgießen.
Die Rabbiner sagten: Dieses Wasser spricht von der Ausgießung des Heiligen Geistes, die noch für Israel aussteht.
Nach dem Laubhüttenfest sollte in Israel die Regenzeit beginnen. Die erste Phase der Regenzeit nennt man Frühregen. Danach dauert die Regenzeit durch das gesamte Winterhalbjahr bis März oder April.
Der letzte Regen sollte vor dem Passafest fallen. Dieser Regen gibt der Gerste den letzten Schub, damit sie gut wächst und die Gerstenernte eingebracht werden kann.
In Israel ist es jedoch nicht selbstverständlich, dass dieser Regen jedes Jahr sicher fällt. Es kann auch vorkommen, dass Gott den Himmel verschließt, wie es im 5. Buch Mose 11 beschrieben wird.
Deshalb wurde am Laubhüttenfest besonders dafür gebetet, dass der Frühregen einsetzt. Das Wasser, das man dabei schöpfte, stammte aus den Quellen, die vom früheren Regen gespeist wurden. So wurde gebetet, dass Gott den Regen bringen möge.
Die Rabbiner erklärten, dass der Frühregen ein Bild für die Ausgießung des Heiligen Geistes sei, wie sie im Buch Joel 3 beschrieben wird. Dieses Gebet und das Ritual waren also eng miteinander verbunden.
Jetzt wechseln wir das Thema. Auf dem Blatt habe ich den Titel „Laubhüttenfeste in der Geschichte Israels“ gesetzt. Dabei gehen wir nicht ganz der chronologischen Reihenfolge nach. Ich erwähne ja im dritten Punkt zu Johannes 5 das Laubhüttenfest im Herbst des Jahres dreißig. Darauf komme ich noch zurück.
Dann folgt Johannes 7,1-53. Dort geht es erneut um das Laubhüttenfest im Herbst des Jahres einunddreißig. Es wird erzählt, wie der Herr Jesus zum Laubhüttenfest gegangen ist. Schlagen wir dazu Johannes 7 auf.
Ich lese mal Vers 1: „Danach wandelte Jesus in Galiläa, denn er wollte nicht in Judäa wandeln, weil die Juden ihn zu töten suchten. Es war aber das Fest der Juden.“ Man merkt, es ist nicht einfach irgendein Fest, sondern das Fest der Juden, das Laubhüttenfest.
Da sprachen seine Brüder – das sind die Halbbrüder, die damals noch ungläubig waren – zu ihm: „Zieh von hier weg und geh nach Judäa, damit auch deine Jünger deine Werke sehen, die du tust. Denn niemand tut etwas im Verborgenen und sucht dabei selbst, öffentlich bekannt zu sein. Wenn du diese Dinge tust, so zeige dich der Welt.“ Denn auch seine Brüder glaubten nicht an ihn.
Da spricht Jesus zu ihnen: „Meine Zeit ist noch nicht da, eure Zeit aber ist stets bereit. Die Welt kann euch nicht hassen, mich aber hasst sie, weil ich von ihr zeuge, dass ihre Werke böse sind. Geht ihr hinauf zu dem Fest! Ich gehe nicht hinauf zu diesem Fest, denn meine Zeit ist noch nicht erfüllt.“
Nachdem er dies zu ihnen gesagt hatte, blieb er in Galiläa. Als aber seine Brüder hinaufgegangen waren zu dem Fest, da ging auch er hinauf – nicht öffentlich, sondern wie im Verborgenen.
Die Juden suchten ihn auf dem Fest und sprachen: „Wo ist er?“ Und es gab viel Gemurmel über ihn in der Volksmenge. Die einen sagten: „Er ist gut“, andere sagten: „Nein, sondern er verführt die Volksmenge.“ Niemand jedoch sprach öffentlich von ihm aus Furcht vor den Juden.
Als es aber schon um die Mitte des Festes war, ging Jesus hinauf in den Tempel und lehrte. Da verwunderten sich die Juden und sagten: „Wie besitzt dieser Gelehrsamkeit, der jedoch nicht gelernt hat?“
Da antwortete ihnen Jesus und sprach: „Meine Lehre ist nicht mein, sondern dessen, der mich gesandt hat. Wenn jemand seinen Willen tun will, so wird er von der Lehre wissen, ob sie aus Gott ist oder ob ich aus mir selbst rede.“ Und so weiter.
Haben wir bemerkt, wie ich das vorgelesen habe, gibt es ein echtes Problem. Jesus sagt gemäß Vers 8 und dem Text, den ich gelesen habe: „Ich gehe nicht hinauf zu diesem Fest.“ Und dann geht er doch hinauf.
Aber das ist kein Fehler in der Bibel, sondern ein Fehler im Minderheitstext von Nestle-Aland. Dieser Text ist fehlerhaft.
Man muss wissen: Der Mehrheitstext, das heißt die Masse, über 90 Prozent von fast sechstausend Handschriften, die wir vom Neuen Testament haben, zeigen den wahren Text. Dort steht: „Ich gehe noch nicht hinauf zu diesem Fest.“ Sonst wäre es ja gar nicht wahr.
Auch die Elberfelder Übersetzung hat leider manchmal den Mehrheitstext korrekt übernommen und manchmal den Minderheitstext. Ich arbeite daran, den ganzen Text nach dem Mehrheitstext zu ergänzen. Dann stimmt die Elberfelder Übersetzung wirklich. Sie ist schon jetzt die genaueste deutsche Übersetzung. Wenn im Neuen Testament auch noch der Mehrheitstext berücksichtigt wird, gibt es nichts Besseres.
Also: „Ich gehe noch nicht hinauf.“ Und nun, wohin will ich hinaus?
In Vers 37 heißt es schließlich: „An dem letzten, dem großen Tag des Festes, stand Jesus da, rief und sprach: ‚Wenn jemand dürstet, so komme er zu mir und trinke! Wer an mich glaubt, wie die Schrift gesagt hat, aus dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen.‘“
Johannes erklärt dazu: „Dies aber sagte er von dem Geist, den die an ihn Glaubenden empfangen sollten, denn noch war der Geist nicht da, weil Jesus noch nicht verherrlicht worden war.“
Das ist wirklich grandios. Man muss sich das so konkret vorstellen: diese Hunderttausenden von Festbesuchern in Jerusalem, und am letzten Tag, dem großen Tag – das ist der siebte Tag des Festes. Der achte Tag wird dann noch angehängt.
Am siebten Tag – und man muss wissen, jeden Tag ging der Priester mit einem goldenen Krug hinunter; ich habe zuvor „Flasche“ gesagt, besser ist gleich „goldener Krug“ – um Wasser zu schöpfen und mit der Volksmenge wieder hochzukommen. Am siebten Mal steht dann ein Mann im Innenvorhof, beim Israelvorhof. Das ist so ein Streifen vor dem Nicanortor im Innenvorhof, wo die Männer hindurften. Die Frauen hatten noch bessere Plätze. Sie konnten auf den Emporen oben sein, im Frauenvorhof, und hatten so einen totalen Überblick über den Innenvorhof und den Altar.
Und da steht ein Mann und ruft laut. So oft heißt es in den Evangelien „Jesus sprach, Jesus sprach“. Hier heißt es: „Jesus rief.“ Eine interessante Aufgabe wäre es, alle Stellen in den Evangelien herauszufinden, wo der Herr Jesus ruft. Das sind ganz besondere Momente, in denen er nicht nur spricht, sondern laut ruft.
Und er ruft, und die Tausenden hören das: „Wenn jemand dürstet, so komme er zu mir und trinke.“ Der Priester hat ja das Wasser in dieses Gefäß in der Ecke des Altars eingegossen. Wenn jemand Durst hat, der komme zu mir und trinke. Und dann fließt das Wasser unten wieder heraus.
„Wer an mich glaubt, wie die Schrift gesagt hat, aus dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen.“ Der menschliche Körper wird in der Bibel mit einem Gefäß verglichen, so schreibt Paulus im 2. Korintherbrief 4, aber auch an anderen Stellen. Wir sind ein Gefäß, und darin befindet sich ein Inhalt.
So vergleicht der Herr Jesus den Menschenkörper mit diesem Gefäß: Das Wasser kommt oben hinein und fließt unten heraus. Und es sind, wie wir gesehen haben, Ströme lebendigen Wassers. Dieses Wasser stammt aus mehr als einer Quelle.
Johannes erklärt: „Und dieses Wasser bedeutet den Heiligen Geist, den die Gläubigen empfangen werden.“ Sie empfangen also den Heiligen Geist und werden so zum Segen für andere Menschen durch das Wirken des Heiligen Geistes in ihnen.
So erklärt der Herr Jesus die Bedeutung des Schiwa-Rituals, dass es auf ihn hinweist, der das Wasser des Lebens gibt. Dieses Wasser bedeutet den Heiligen Geist, der die Gläubigen erfrischt.
Jesus sagt ja voraus in Johannes 16: „Wenn der Heilige Geist gekommen wird, der Geist der Wahrheit, wird er euch in alle Wahrheit leiten.“ Er erfrischt die ausgetrockneten Seelen, so wie frisches Quellwasser erfrischt.
Und nun sehen wir also diesen direkten Zusammenhang mit Johannes 7.
Auf dem Blatt sehen wir dann Johannes 8,1-12, den achten Tag des Laubhüttenfestes. Nach dem siebten Tag, dem großen Tag des Festes, lesen wir in Johannes 7,53: „Und sie gingen ein jeder in sein Haus.“ Jesus aber ging an den Ölberg.
Es gab einen Ort, an dem er wirklich erwünscht war: auf dem Ölberg. Wenn man oben auf die Berghöhe kommt und bis hinten herunterblickt, sieht man Betanien. Dort war das Haus von drei Geschwistern: Lazarus und seinen Schwestern Maria und Martha. Sie waren nicht verheiratet, lebten aber zusammen und liebten ihren Herrn wirklich. Martha war sehr stark im Dienen, und Maria war stark im Dienen und Zuhören. Sie saß zu den Füßen des Herrn und lernte von ihm.
Im Judentum war es damals ganz normal, dass junge Männer bei Rabbinern lernten. Bei den Mädchen war das nicht so üblich. Doch der Herr Jesus unterwies Männer und Frauen im Wort, weil er möchte, dass beide fest im Wort stehen und die Lehre des Wortes Gottes gut kennen. In diesem Haus war er immer willkommen.
Jesus aber ging an den Ölberg. Früh morgens kam er wieder in den Tempel, und das ganze Volk kam zu ihm. Der nächste Tag ist Simchat Torah in Israel, heute so gefeiert: der achte Tag, der Tag der Freude am Gesetz.
Und was geschieht? Da kommen Leute, Schriftgelehrte und Pharisäer, und bringen eine Frau, die im Ehebruch ergriffen wurde. Sie sagen zum Herrn, Lehrer: „Diese Frau ist im Ehebruch bei der Tat selbst ergriffen worden. In dem Gesetz aber hat uns Mose geboten, solche zu steinigen. Du nun, was sagst du?“
Dies sagten sie, um ihn zu versuchen, damit sie etwas hätten, um ihn anzuklagen. Man sieht, an diesem Tag, der ausdrücken sollte, die Freude am Wort Gottes und die Freude, das Wort Gottes im Leben umzusetzen, kommen sie mit einem anderen Ziel: Sie greifen als Feinde des Messias an – und zwar frömmlerisch.
Sie sagen: „Wir haben deine Frau im Ehebruch ergriffen. Was sollen wir mit ihr machen?“ Hätte der Herr gesagt, steinigen, dann wären sie zu den Römern gegangen und hätten gesagt: „Wir haben da einen, der gesagt hat, die Todesstrafe auszuführen, obwohl ihr Römer uns seit dem Jahr 6 nach Christus das Recht auf Todesstrafe entzogen habt. Jetzt müsst ihr eingreifen. Das geht gar nicht, das ist ein Rebell gegen Rom.“
Hätte der Herr gesagt, nicht steinigen, dann hätten sie im Volk verbreiten können: „Da haben wir einen, der spricht ganz klar gegen die Tora. Das kann nicht der Messias sein.“ Wirklich, es war bösartig! Aber es war noch bösartiger, wenn man weiter darüber nachdenkt: Diese Frau wurde im Ehebruch auf der Tat selbst ergriffen. Dabei sind natürlich zwei Menschen betroffen, und sie bringen nur die Frau.
Das ist Doppelmoral. Wenn man für Frauen einen anderen Maßstab ansetzt als für Männer, geht das gar nicht. Das ist gegen das Wort Gottes. Das Wort Gottes ist absolut gerecht. Aber hier sieht man, wie verdorben sie waren, und es ging ihnen nur darum, den Herrn anzuklagen.
Wie reagiert er? Vers 6 sagt: „Dies aber sagten sie, um ihn zu versuchen.“ Am Schluss von Vers 6 heißt es: „Jesus aber bückte sich nieder und schrieb mit dem Finger auf die Erde.“
Einzigartig! Was macht er? Als sie aber fortfuhren, ihn zu fragen, richtete er sich auf und sprach zu ihnen: „Wer von euch ohne Sünde ist, werfe zuerst den Stein auf sie.“ Und wieder bückte er sich nieder und schrieb auf die Erde.
Als sie dies hörten und von ihrem Gewissen überführt wurden, gingen sie einer nach dem anderen hinaus, angefangen von den Ältesten. So geheimnisvoll – was bedeutet dieses Schreiben auf die Erde?
Gerade vor kurzem war ich an einem Ort, habe Vorträge gehalten, und dann kam die Frage: „Was ist das eigentlich, warum steht in Johannes 8, dass er auf die Erde schrieb?“ Dann habe ich erklärt, dass es am Laubhüttenfest war. Am Tag vorher gab es noch das Schöpfungsritual, und der Herr hat im Tempel darauf hingewiesen: Wenn jemand dürstet, der komme zu mir und trinke.
Der Herr macht klar, dass er die Quelle des Lebens ist. Doch hier in Johannes 8 sehen wir, dass diese Führer des Volkes die Quelle des Lebens verworfen haben. Nun schlagen wir auf Jeremia 17 auf. Dort erklärt die Bibel die Bibel – das ist so wunderbar, diese inneren Verbindungen und Zusammenhänge müssen wir aufspüren.
In Jeremia 17,9 heißt es: „Arglistig ist das Herz mehr als alles und verdorben ist es; wer mag es erkennen?“ Der Herr erforscht das Herz und prüft die Nieren, um jedem nach seinen Wegen und nach der Frucht seiner Handlungen zu geben.
Diese Verdorbenheit des Herzens zeigt sich in der Doppelmoral gegenüber dieser Frau und noch schlimmer in der Bosheit gegen den Messias. Sie wollten ihn um jeden Preis mit einer Fangfrage angreifen und schuldig sprechen.
Weiter in Vers 13: „Alle, der Herr wird angesprochen, die Hoffnung Israels, alle, die dich verlassen, werden beschämt werden. Die von mir weichen, werden in die Erde geschrieben werden, denn sie haben die Quelle lebendigen Wassers, den Herrn, verlassen.“
Da steht es: die Quelle des Lebens, Johannes 7,37: „Wenn jemand dürstet, komme er zu mir.“ Aber sie kamen nicht zu ihm, sondern wandten sich gegen ihn. Sie haben ihn, die Quelle des lebendigen Wassers, den Herrn, Yahweh, den Ewigen, verlassen.
Dann wird gesagt, die, die von ihm weichen, werden in die Erde geschrieben. Warum? Man kann es ja mal wieder versuchen: Irgendwo im Sand am Meer oder dort, wo es richtig staubig ist, seinen eigenen Namen reinschreiben und nach ein paar Tagen wiederkommen. Dann ist der Name verwischt.
So ist es auch hier: Gott hat alle Menschen ins Buch des Lebens eingeschrieben. Wenn man das Thema „Buch des Lebens“ durch die ganze Bibel durcharbeitet – ich habe einmal einen Bibelschulentag darüber gemacht, das findet man auf Sermon Online unter „Das Buch des Lebens“ – sieht man, dass Gott alle Menschen eingeschrieben hat.
Dieses Buch des Lebens des geschlachteten Lammes wird von Grundlegung der Welt an geführt. Das heißt, am ersten Tischri, dem sechsten Schöpfungstag, hat Gott alle Menschen eingeschrieben, auch die, die später geboren werden würden, selbst die, die im Mutterleib entstanden sind und getötet wurden. Gott hat sie alle eingeschrieben, weil er Leben für alle möchte.
Aber es gibt viele Stellen, die sagen, dass Menschen, wenn sie Gottes Gnade verwerfen, schließlich aus dem Buch des Lebens ausgelöscht werden. Beim letzten Gericht am großen weißen Thron nach dem tausendjährigen Reich werden die Verlorenen, die Toten, die Auferstandenen, die geistlich tot sind, geprüft.
Wenn jemand nicht im Buch des Lebens gefunden wird, wird er in den Feuersee geworfen. Dort wird dokumentiert: Gott hat alle eingeschrieben, aber dein Name steht nicht drin. Gott weiß das. Denen, deren Namen nicht auffindbar sind, wird dokumentiert: „Euer Name ist nicht auffindbar.“ Gott hat gewollt, aber ihr habt nicht gewollt. Der Name wurde gelöscht.
Darum gibt es viele Stellen über das Löschen aus dem Buch des Lebens. Das hat nichts damit zu tun, dass ein Kind Gottes das Heil verlieren könnte. Wer das sagt, hat das Thema „Buch des Lebens“ nicht verstanden.
In Psalm 69, der im Neuen Testament klar auf den Herrn Jesus bezogen wird, heißt es, dass die, die den Herrn verfolgt haben, die Feinde des Messias, nicht mit den Gerechten im Buch des Lebens eingeschrieben sein sollen. Sie sollen ausgelöscht werden.
Die, die den Erlöser ablehnen, werden gelöscht. Jesus schrieb da im Staub, und das sollte sie daran erinnern: Die, die die Quelle des Lebens ablehnen, werden ausgelöscht. Sie verstanden das, und dann gingen sie hinaus – die Gescheitesten zuerst, die Dümmsten zuletzt.
Es heißt, angefangen bei den Ältesten, deren Gewissen sie überführt hatte. Sie gingen hinaus, sodass der Herr Jesus schließlich mit der Frau allein im Tempel war.
Vers 9 in der Mitte: „Und Jesus wurde allein gelassen mit der Frau.“ Als Jesus sich aufgerichtet hatte und außer der Frau niemand sah, sprach er zu ihr: „Frau, wo sind sie, deine Verkläger? Hat niemand dich verurteilt?“
Sie antwortete: „Niemand, Herr.“ Jesus aber sprach zu ihr: „Auch ich verurteile dich nicht.“
Eine bessere Übersetzung wäre hier angebracht, denn das Wort hat mehrere Bedeutungen und man muss immer dem Zusammenhang entsprechend die Bedeutung wählen. Das Wort bedeutet auch „zu Strafe verurteilen“ oder „verdammen“.
Natürlich hat der Herr zutiefst verurteilt, was diese Frau getan hat. Diese Stelle bagatellisiert den Ehebruch nicht. Aber der Herr sagt: „Ich verdamme dich nicht“ und gibt ihr die Möglichkeit für einen Neuanfang.
„Auch ich verurteile dich nicht oder verdamme dich nicht. Geh hin und sündige nicht mehr.“ Das darf nie wieder vorkommen.
Und der nächste Vers ist Vers zwölf. Das ist immer so: Nach Vers elf folgt Vers zwölf.
Wiederum redete Jesus zu ihnen und sprach: „Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis wandeln, sondern wird das Licht des Lebens haben.“
Ich war der Herr, sagt dieser Frau. Sie kann einen Neuanfang machen, aus der Finsternis herauskommen. Und er sagt: „Geh hin.“ Das heißt, jetzt wandle weiter, aber nicht irgendwo. Der Herr sagt: Wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis wandeln. Sie war vorher in der Finsternis und ist ans Licht gekommen, sondern wird das Licht des Lebens haben.
Das war eine Anspielung auf ein weiteres Ritual des Laubhüttenfestes, das Ritual mit den Lampen im Frauenvorhof.
Vor 2000 Jahren, also zur Zeit der Evangelien, zur Zeit des Herrn Jesus, war es im Frauenvorhof so: Das ist der Vorhof, der direkt an den innersten Vorhof mit dem Altar anschloss. Das ist eben jener Ort, wo die Frauen die Emporen für sich hatten, die besten Plätze dann oben. Auch die Männer waren dort. Es war gewissermaßen die Synagoge unter freiem Himmel im Tempel, der Frauenvorhof.
Dort gab es vier riesige Leuchter, höher als 26 Meter. Jeder Leuchter hatte vier Lampen. Jede Lampe, also jede Schüssel, fasste neun ein Viertel Liter Olivenöl. Als Docht verwendete man abgetragene Priestergewänder – man machte also Recycling.
Diese Lampen wurden am Laubhüttenfest nachts angezündet. Das war etwas sehr Spezielles, denn alle Feste des Herrn fanden nur tagsüber statt. Der Gottesdienst im Tempel war tagsüber, und danach mussten die Leute wieder heimgehen. Die Ausnahme war das Laubhüttenfest. Von den sieben Festen feierte man dort 24 Stunden, und das war sehr, sehr speziell.
Ich war im Frauenvorhof vor dem Nicanortor, das den innersten Vorhof führte. Dort gab es 15 halbkreisförmige Treppen, entsprechend den 15 Stufenliedern in den Psalmen 120 bis 134. Dort stand das levitische Orchester und der professionelle Chor, und sie sangen nachts. Das Volk war im Frauenvorhof und hörte zu, wie die Psalmen aufgeführt wurden.
Ich war in den Synagogen, dort verwendete man nie Instrumente. Das sollte einfach zeigen: Wir singen a cappella, damit wir nicht den Eindruck erwecken, hier in Nazareth oder in jenem Ort hätten wir eigentlich den Tempel zuhause und müssten gar nicht zum Tempel gehen. Nein, hier beten wir, hören das Wort und singen, aber nur a cappella, ohne Orchester. Im Tempel jedoch war das alles das Höchste, was man sich vorstellen konnte.
Und dann war es beim Laubhüttenfest so: Die alten Männer vom Sanhedrin, vom obersten Gerichtshof, die großen Lehrer Israels, führten Reigen auf. Wenn alte Männer beginnen zu tanzen, ist das schon sehr speziell, und zwar mit Fackeln in den Händen. So war das nachts.
Der Talmud sagt, das Licht vom Tempelplatz wurde auch in den dunklen Gassen von Jerusalem gesehen. Der Herr Jesus nimmt darauf Bezug und sagt: „Ich bin das Licht der Welt.“ Diese Lampen sprechen von ihm. Wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis wandeln. Sogar wenn man in den dunklen Gassen von Jerusalem ging, konnte man das Licht vom Tempelplatz sehen.
So macht der Herr die Erklärung zu dieser Besonderheit des Laubhüttenfestes.
Aber woher kam dieses Ritual mit den Lampen? Auch aus der Bibel, nicht aus Jesaja 12. Von dort stammt das Sho'eva-Ritual, aber hier ist es folgendes:
Ich habe ja hier zusammengestellt: Laubhüttenfeste in der Geschichte Israels. In 1. Könige 8,2 wird die Einweihung des Salomontempels am Laubhüttenfest mit dem Einzug der Schechina beschrieben. Als Salomo den Tempel einweihte, den ersten Tempel in Jerusalem, war es so, dass diese geheimnisvolle Wolkensäule, nachts eine Feuersäule, in den Tempel einzog. Es wird dort gesagt, dass dies an dem Fest geschah. Wir wissen, dass es sich dabei nicht um das Passahfest handelt, sondern um Schawuot, das Laubhüttenfest.
Das heißt, die Schechina zog am Laubhüttenfest in den ersten Tempel ein und blieb dort. Über die Jahrhunderte hinweg konnte man nachts die Feuersäule sehen. Es war ein lebendiges Zeichen. Die Atheisten hatten immer ein Problem damit: Es brannte, aber es verbrannte nicht. Und tagsüber war es die Wolkensäule.
Als jedoch die Juden aus der Gefangenschaft in Babylon zurückkehrten (siehe Esra 1,2-3), kam die Schechina nicht mehr zurück. Im zweiten Tempel gab es keine Schechina. Daher sagte man sich: Wir bauen diese Leuchter im Frauenvorhof, die uns an das Licht der Schechina erinnern, das noch im ersten Tempel war. Und das war auch an diesem Fest, zu dem Jesus ebenfalls hinging.
Eindrucksvoll ist, dass die Schechina nicht da war, aber der Messias kam. Gott wurde Mensch und ging nicht in den ersten Tempel, sondern in den zweiten Tempel. Dort erklärte er an dem Laubhüttenfest die Bedeutung des Festes. Er erklärte in diesen Tagen, was das alles zu bedeuten hat, und sagte: „Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis wandeln, sondern wird das Licht des Lebens haben.“
So eindrücklich sind diese Zusammenhänge. Es wird auch plötzlich klar, wenn jemand sagt, in gewissen Handschriften sei zwar nicht viel enthalten, aber der Bericht von der Ehebrecherin fehle. Okay, und jetzt? Das sei nicht echt, wurde später hinzugefügt. Aber der Mehrheitstext bezeugt ganz klar, dass es dazugehört.
Nein, es gibt gewisse Handschriften, in denen es nicht drinsteht, und darum gehöre es nicht dazu? Augustinus, ein Bischof um 400 nach Christus, berichtet in seinen Schriften. Er hinterließ ein riesiges Werk und schrieb auch manches Falsche an Auslegungen, aber dieser Mann schreibt, dass es Leute gab, von denen er zu seiner Zeit wusste, die diese Verse aus ihren Handschriften entfernt hätten. Sie meinten, dass dies ihren Frauen eine Grundlage geben würde, um Ehebruch zu begehen.
Das ist der Punkt. Darum gibt es wenige Handschriften, die bewusst verfälscht wurden. Aber der Mehrheitstext ist völlig klar: Es gehört dazu. Und merkt man jetzt, wenn man das herausreißt, dann macht man alles kaputt – die ganzen Strukturen.
Es gibt übrigens noch Spiegelstrukturen. Diese Geschichte spiegelt sich zum Beispiel mit der Geschichte von dem Gelähmten am Teich Bethesda wider. Und da habe ich ja schon gesagt, das ist das Laubhüttenfest, Johannes 5 im Jahr 30. Es gibt Spiegelstrukturen zwischen den beiden Geschichten, und wenn man das herausnimmt, geht alles kaputt. Natürlich gehört das dazu.
In Johannes 5 im Mehrheitstext steht in Vers 1: „Danach war das Fest der Juden.“ Nicht ein Fest, sondern das Fest der Juden. Der Mehrheitstext ist hier eindeutig: Es war das Fest der Juden, und Jesus ging hinauf nach Jerusalem.
In Jerusalem befindet sich bei dem Schaftor ein Teich, der auf Hebräisch Bethesda genannt wird und von fünf Säulenhallen umgeben ist. Nun haben wir das Laubhüttenfest des Jahres dreißig. Dort kümmerte sich der Herr um einen Mann in Bethesda. Beim nächsten Laubhüttenfest war es eine Frau, die ihre Ehe zerstört hatte. Dennoch gab es einen Neuanfang durch das Licht der Welt.
Auf dem Blatt habe ich noch Nehemia 8,13-18 hinzugefügt. Dort wird das Laubhüttenfest zur Zeit Nehemias beschrieben, aber das haben wir bereits durchgenommen. Es war das Fest, bei dem erklärt wird, aus welchem Material man die Laubhütten bauen muss. Es war ein Fest, bei dem man wieder richtig zum Wort Gottes zurückkehrte und damit auch zu der Freude, die auf der Liebe zum Wort basiert.
Außerdem habe ich auf dem Blatt Johannes 10,22 notiert. Das ist das Fest der Tempelweihe, Chanukka, im Dezember des Jahres 31. Jesus war an diesem Fest im Tempel.
Nun muss ich erklären: Dieses Fest findet man nicht im Alten Testament, denn es wurde erst zur Zeit der Makkabäer eingeführt. Es war eine sehr dunkle Zeit. Die Syrer verwüsteten Israel, richteten ein Massaker an, entweihten den Tempel, indem sie ein Schwein auf den Altar legten, und stellten ein Götzenbild auf. All das wurde in Daniel 11 vorausgesagt. Es war eine schreckliche Zeit.
Schließlich konnten die Makkabäer die syrische Besatzungsmacht aus dem Land vertreiben. Der Tempel wurde neu eingeweiht, und man führte ein Fest von sieben Tagen ein. Dabei wurden an jedem Tag Leuchter angezündet. Dieses Lichterfest wird heute im Judentum als Chanukka gefeiert. Chanukka bedeutet „Einweihung“, weil der Tempel neu geweiht wurde.
Dabei verwendet man einen Leuchter mit neun Lampen, nicht sieben. Warum? Die mittlere Lampe dient nur als Anzünder. Sie hat keine symbolische Bedeutung, sondern wird verwendet, um die anderen Lampen anzuzünden. Es sind also sieben Lampen plus eine für jeden Tag, insgesamt acht Tage. Am ersten Tag wird die erste Lampe angezündet, am zweiten Tag die zweite, und so weiter bis zum achten Tag.
Dieses Fest wurde nach dem Vorbild des Laubhüttenfestes gestaltet und deshalb auch nachts gefeiert, wie das Laubhüttenfest.
An diesem Fest war der Herr Jesus im Tempel. Johannes 10,22 sagt: „Es war aber das Fest der Tempelweihe in Jerusalem, im Dezember des Jahres 31, und es war Winter.“ Es konnte Schnee auf dem Tempelplatz liegen, und es war kalt.
Jesus ging im Tempel in der Säulenhalle Salomos umher. Da umringten ihn die Juden und fragten ihn: „Bis wann hältst du unsere Seele hin? Wenn du der Christus, der Messias bist, so sage es uns frei heraus!“
Darauf antwortete Jesus: „Ihr hört nicht auf mich, ihr seid nicht von meinen Schafen.“ Aber seine Schafe, das sind die aus Israel, die wirklich an ihn glauben. Sie hören seine Stimme und folgen ihm. Er gibt ihnen ewiges Leben, und sie gehen nicht verloren in Ewigkeit.
In Vers 27 sagt Jesus weiter: „Und niemand wird sie aus meiner Hand rauben.“ Das hat der Herr Jesus an diesem Fest gesagt.
In der Zeit, in der die Finsternis so lange dauert – im Dezember – können wir gut nachempfinden, was das bedeutet: Die Tage sind sehr kurz, die Nächte lang, und es ist kalt. Zuweilen ist es unangenehm kalt. An diesem Fest, bei dem die Lampen in der Dunkelheit brannten, sagte Jesus: „Meine Schafe hören meine Stimme, sie folgen mir, ich gebe ihnen ewiges Leben, sie gehen nicht verloren.“ Im Griechischen wird das besonders betont: „umä, nicht, nicht, nicht, nicht verloren, in Ewigkeit.“ Niemand wird sie aus meiner Hand rauben.
Dieses Fest erinnert an die schreckliche Makkabäer-Zeit mit dem Massaker in Jerusalem durch die Syrer und daran, wie der Herr aus dieser Not herausgeholfen hat. So sehen wir hier wieder einen engen Zusammenhang mit dem Laubhüttenfest.
Außerdem ist noch zu erwähnen, dass in Esra 3,4 das erste Laubhüttenfest nach der Rückkehr aus Babylon beschrieben wird.
Zum Schluss noch ein paar Bemerkungen.
Laubhüttenfeste in der Prophetie
Offenbarung 7,9-17 haben wir schon gelesen. Die unzählbare Schar der Erretteten aus allen Nationen wird am Laubhüttenfest mit ihren Palmwedeln zum Tempel in Jerusalem gehen. Das passt genau zu Sacharja 14,16-19. In Sacharja 14 wird beschrieben, wie der Herr Jesus kommen wird, in Macht und Herrlichkeit, auf den Ölberg. Dann wird erklärt, dass in seinem Reich alle Nationen zum Laubhüttenfest nach Jerusalem kommen müssen.
Jetzt versteht man, warum sie zum Laubhüttenfest gehen. Aber bitte, das hat nichts zu tun mit der Zeit der Gnade. Die Gemeinde soll jetzt nicht das Laubhüttenfest feiern. Der Galaterbrief macht klar: „Ihr beobachtet Tage, Monate, Jahre. Ich fürchte um euch, ob ich etwa vergeblich gearbeitet habe.“ Da kamen jüdische Lehrer, die gesagt haben: „Ihr müsst die jüdischen Feste feiern, ihr Nichtjuden!“ Nein, der Galaterbrief sagt Nein. Aber wir müssen die geistliche Bedeutung kennen.
In der Zukunft, nach der Entrückung, werden die Nationen, die zum Glauben kommen und ins tausendjährige Reich eingehen, das Laubhüttenfest feiern. Wenn man diese Unterscheidung der Zeitalter nicht macht, entsteht ein elendes Durcheinander beim Bibellesen. Aber jetzt wird klar.
Noch etwas in Offenbarung 7 haben wir gelesen: In Vers 15 heißt es: „Darum sind sie vor dem Thron Gottes und dienen ihm Tag und Nacht in seinem Tempel.“ Wieso steht da „Tag und Nacht“? Man feiert ja nur am Tag im Tempel, außer am Laubhüttenfest. Aber es ist Laubhüttenfest, ich komme ja mit dem Palmenwedel.
Weiter steht dort: „Sie werden nicht mehr hungern und nicht mehr dürsten, noch wird je die Sonne auf sie fallen, noch irgendeine Glut. Denn das Lamm, das in der Mitte des Thrones ist, wird sie weiden und leiten zu den Quellen des Wassers des Lebens.“ Das ist ja das Sho’eva-Ritual. Der Messias, das Lamm, geht ihnen voran und führt sie zu den Quellen des Wassers des Lebens. Mirzal, eben unten bei Siloah, aus der Gichon-Quelle und der weiteren Quelle. Passt alles genau zusammen.
Und noch eine Perle zum Schluss: In Psalm 134 wird auch von den Priestern gesprochen, die Gott im Tempel während der Nacht dienen. Das macht klar, dass es dort im Psalm 134 auch um das Laubhüttenfest geht.
Dann bleibt noch Jesaja 30,29. Es geht im Zusammenhang um die Wiederkunft Christi in Macht und Herrlichkeit zum Gericht. Dort steht in Vers 27: „Siehe, der Name des Herrn kommt von fern hier, sein Zorn brennt, und der aufsteigende Rauch ist gewaltig. Seine Lippen sind voll Grimm, und seine Zunge ist wie ein verzehrendes Feuer, und sein Odem wie ein überflutender Bach, der bis an den Hals reicht, um die Nationen zu schwingen mit einer schwingenden Nichtigkeit.“
In Vers 29 heißt es an die gläubigen Juden in der Drangsal gerichtet: „Gesang werdet ihr haben wie in der Nacht, da das Fest geweiht wird, und Freude des Herzens wie diejenigen, die unter Flötenspiel hinziehen, um auf den Berg des Herrn zu kommen, zum Felsen Israels.“
Der Herr wird hören lassen die Majestät seiner Stimme und sehen lassen das Herabfahren seines Armes mit Zorneschnaufen und einer Flamme verzehrenden Feuers, Wolkenbruch, Regenguss und Hagelsteine. Denn vor der Stimme des Herrn wird Assur zerschmettert werden, wenn er mit dem Stock schlägt.
Assur ist in Jesaja dasselbe wie in Daniel, der König des Nordens. Das ist die Koalition, die von Norden her ganz Israel in der großen Drangsal überrennen wird. Zwei Drittel werden umkommen, aber dann wird der Herr kommen und Assur, diese Todfeinde Israels, zerschmettern.
Gott sagt zu den Gläubigen in Vers 29: „Gesang werdet ihr haben wie in der Nacht, da das Fest geweiht wird.“ Jetzt wissen wir: Das Fest ist das Laubhüttenfest. Es ist das Fest der größten Freude. Hier wird gesagt: Wenn der Herr euch aus der großen Drangsal herausholt, werdet ihr euch so freuen, wie man sich am Laubhüttenfest freut.
„Gesang werdet ihr haben, wie in der Nacht.“ Das Laubhüttenfest wird nachts gefeiert, auch da das Fest geweiht wird. Und „Freude des Herzens wie diejenigen, die unter Flötenspiel hinziehen, um auf den Berg des Herrn zum Felsen Israels zu kommen.“
Zu den Festen wie Laubhütten, Passah und Pfingsten muss man zum Tempel nach Jerusalem gehen. Im Judentum gibt es die Psalmen 120 bis 134, die sogenannten Stufenlieder. Das Wort bedeutet auch „Lieder der Hinaufzüge“. Diese Psalmen wurden unterwegs gesungen, immer mit Flötenbegleitung.
Zum Laubhüttenfest? Jetzt versteht man jedes Element, denn sonst ist es so schwierig. „Freude des Herzens“ haben diejenigen, die unter Flötenspiel hinziehen, um auf den Berg des Herrn zum Felsen Israels zu kommen.
Der Berg? Der Tempelberg. Der Fels ist die Bergspitze, heute im Felsendom, der Omar-Moschee, enthalten. Darauf war ursprünglich das Allerheiligste gebaut. Darum, wenn man zum Fest ging, ging man zum Felsen Israels, zum Berg des Herrn – in Bezug auf diesen Felsen.
Dann wird der Herr kommen. Seine Majestät wird in seiner Stimme hörbar sein, wenn er kommt, um Israel mit der flammeverzehrenden Feuers zu retten aus aller Not und Drangsal. Er wird sie in die völlige Freude des Reiches hineinführen.
Ja, dann wollen wir an dieser Stelle schließen.
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